1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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tag vereinbart, am 17. April 1867 proklamiert wurde1) (über
den Inhalt der Verfassung s. § 134); Bundeskanzler wurde der
preussische Ministerpräsident Bismarck. Die Schutz- und Trutz-
bündnisse mit den süddeutschen Staaten wurden am 19. März
1867 veröffentlicht und 6. November erneuert gleichzeitig mit der
Ratifikation der Verträge, durch welche die süddeutschen
Staaten mit dem Norddeutschen Bund sich dahin einigten, dass
die Gesetzgebung über das gesamte Zollwesen der
deutschen Staaten einem Bundesrat unter Preussens
Präsidium und einem Zollparlament überwiesen
wurde; dieses bestand aus dem Norddeutschen Reichstag und
süddeutschen Abgeordneten, die nach demselben Wahlgesetz ge-
wählt wurden.
Die auswärtige Politik wurde dadurch bestimmt, dass
Volk und Regierung von Frankreich in die 1866 ohne und gegen
ihren Willen geschaffenen Thatsachen sich nicht finden
konnten, die zusammen mit der mexikanischen Expedition dem Ansehen
Napoleons einen schweren Stoss versetzt und dem französischen Uehergewicht
in Europa vollends ein Ende gemacht hatten. Durch Marschall Niel Hess
Napoleon eine Militärreorganisation in Angriff nehmen. Sein Versuch, die
erregte öffentliche Meinung Frankreichs durch den Ankauf Luxemburgs zu
befriedigen, scheiterte an dem Widerspruch Preussens, es wurde der Ausgleich
getroffen, dass das Grossherzogtum Luxemburg im Londoner Vertrag \ 11. Mai
1867) für neutral erklärt und somit die Festung von der preussischen Be-
satzung geräumt wurde; Luxemburg blieb im deutschen Zollverein. Bei
einem Besuch in Salzburg (August 1867) bahnte Napoleon ein gegen den
Norddeutschen Bund gerichtetes Einvernehmen mit Oesterreich an, dem 1869
auch der König von Italien beizutreten bereit war, obgleich Frankreich
sich weigerte, ihm Rom als Hauptstadt zuzugestehen, und obgleich der Ver-
such Garibaldis, Rom zu nehmen, durch eine dem Papst zu Hilfe gesandte
französische Division bei Mentäna (November 1867) blutig vereitelt worden
war. Die von Georg V. 1867 gebildete „Welfenlegion11 fand in Frankreich
Aufnahme; in Preussen wurde das Vermögen des früheren Königs von Hannover
und des früheren Kurfürsten von Hessen (März 1868) beschlagnahmt, um zur
Bekämpfung der von beiden betriebenen Agitation zu dienen, und zwar ohne
Rechnungslegung („Weifenfonds“). Geheime Verhandlungen, die seit 1869
zwischen Frankreich, Oesterreich und Italien geführt wurden, hatten das Er-
gebnis, dass man sich 1870 über einen gemeinsamen Kriegsplan verständigte.
In dementschluss zumkrieg wurde Napoleon, der zur Begründung
eines parlamentarischen Regierungssystems, jedoch mit unmittelbarem Appell 9 * *
9 Der Norddeutsche Bund entfaltete 1867—70 eine lebhafte gesetz-
geberische Thätigkeit, im allgemeinen im Sinn des politischen und volkswirt-
schaftlichen Liberalismus. Durch das Gesetz über Gleichberechtigung der
Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Hinsicht vom 3. Juli 1869
wurde die Judenemancipation zum Abschluss gebracht. Der „Leibzoll“
war schon 1787 in Preussen, 1803 im übrigen Deutschland, soweit er noch
bestand, aufgehoben worden, dagegen war wie in Preussen, so auch in den
deutschen Gebieten, die unter dem unmittelbaren Einfluss der französischen
Herrschaft den Juden volle Gleichstellung gewährt hatten, diese nach 1815
und ebenso nach 1848 vielfach wieder beschränkt worden. (In der Schweiz
erfolgte die vollständige Emancipation 1863, in Oesterreich-Ungarn 1867.)