1897 -
Stuttgart
: Neff
- Autor: Treuber, Oskar, Klett, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die innere Geschichte des Reichs wurde neben dem weiteren
Ausbau der Einheit in Münze und Bankwesen, sowie in der Ge-
richtsverfassung und -Ordnung und in der Gestaltung der Militär-
macht (Septennat 1874—81 und 81—88), für die Zeit bis 1888
bestimmt zunächst durch den von Preussen aus auch das Reich
ergreifenden Kampf gegen die Ansprüche oder die
Macht des Papsttums und der katholischen Kirche
(Kulturkampf), die durch das Vatikanische Konzil gesteigert
worden waren und einen Rückhalt fanden nicht nur an der über-
wiegenden Mehrzahl der Geistlichen, insbesondere den Bischöfen,
sondern auch an einer Partei, die sich im ersten Reichstage
bildete, dem Zentrum. Diese Partei machte der Regierung des
neuen Reiches schon vor Ausbruch des Kampfes mit der Kirche
Opposition; sieforderte für die Reichsverfassung Bestimmungen,
durch die der katholischen Kirche noch freiere Bewegung gegeben
worden wäre, und für die äussere Politik ein Programm, das zum
Vorgehen des Reichs für Wiederaufrichtung der weltlichen Herr-
schaft des Papstes hätte führen können. Je mehr der katholischen
Kirche bis dahin in Preussen freie Bewegung, in manchem auch
Begünstigung zu teil geworden war, um so schmerzlicher waren
für deren Klerus und ergebene Laienschaft die teils durch
preussische Gesetze („Maigesetze“ 11., 12., 13. Mai 1873),
teils durch Reichsgesetze (1871 „Kanzelparagraph“, 1876
verschärft; 1872 Ausweisung der Jesuiten und der ihnen ver-
wandten Orden; 1874 Gesetz über Verhinderung unbefugter
Ausübung von Kirchenämtern) erfolgenden Einschränkungen und
Hemmungen, sowie polizeiliche und gerichtliche Verfolgungen. Ein
bleibendes Ergebnis des Kulturkampfes war für Preussen Be-
seitigung der besonderen katholischen Abteilung im Kultmini-
sterium (1871), ein Schulaufsichtsgesetz (1872), wodurch das
Schulwesen ganz in die Hände des Staats kam, und Aufhebung
der Artikel 15, 16 und 18 der Verfassung (s. S. 412); für das
Reich die Einführung der obligatorischen Zivilehe (1875). Pius Ix.
erklärte in einer Encyclica 1875 alle neueren Kirchengesetze für
ungültig. Die katholische Kirche gewann gerade durch den
Kulturkampf an Ergebenheit und Geschlossenheit der Laien, das
Zentrum an Wählern und Parlamentssitzen; der Altkatholicismus
(geistiges Haupt Döllinger, erster Bischof 1873 Reinkens), dessen
Schutz durch den Staat den Anstoss zum Konflikt gegeben hatte,
erwies sich für die Regierung als ein numerisch zu schwacher
Bundesgenosse.
Dann wurden für die innere Entwickelung des Reiches be-
stimmend die wirtschaftlich-gesellschaftlichen Fragen,
erstens die soziale(n) Frage(n), insbesondere der Kampf gegen