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1. Geschichte des Altertums - S. 95

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Das kulturelle Leben in Griechenland, besonders in der Blütezeit. 95 folgerte Hippias aus der nur subjektiven Gültigkeit auch von Recht und Sitte eine schrankenlose Freiheit auf diesem Gebiete, und von dem Satze des Protagoras ausgehend: „Von den Göttern kann ich nicht wifsen, weder daß sie sind, noch daß sie nicht sind", kam Kritias, der talentvollste aber ruchloseste der 30 Tyrannen, zu der Behauptung, der Glaube an die Götter sei eine Erfindung schlauer Staatsmänner, um das Volk von Unreckt abzuschrecken. § 80. Sokrates und die Sofcrntiker. In dieser drohenden Verwirrung stand nun Sokrates (469—399) auf, ein Philosoph, der auf das athenische Volk den größten Einfluß ausgeübt hat. Er war der Sohn des Bildhauers Sophroniskns und erst selbst Bildhauer. Als einfacher Bürger wanderte er durch die Straßen Athens, von vielen verlacht, von manchen angefeindet, aber von seinen Freunden schwärmerisch verehrt. Sein Leben und sein Wirken steht durch Platos Dialoge und Xenophons Schriften in plastischer Klarheit vor uns. Im Äußeren wenig ansprechend, mit einem unschönen silenartigeu Gesichte, entfaltete er im Verkehr eine wunderbare Anmut; seine gelassene Ruhe, sein gutmütiger Humor, die Kraft seiner Überzeugung fesselte jeden, mit dem er in Berührung kam. Eine innere Stimme, das Daimonion {xo öaijuoviov), sagte ihm, was gut und schlecht sei, und trieb ihn zum Aufsuchen und zur Verbreitung der Wahrheit. Darin erkannte er seinen Lebensberuf und über diesem vernachlässigte er sein Hauswesen. Dies rief vielleicht den Unmut seiner Frau Xanthippe wach, aber es ist wohl zu beachten, daß diese Frau, die bis heute in ungünstigem Lichte erscheint, ihren Ruf den Übertreibungen der Komiker verdankt. Mit 70 Jahren brachte ihm ungerechte Verleumdung eine Anklage wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend ein, die zu seiner Verurteilung zum Tode führte, zumal er es verschmähte, das Mitleid der Richter anzurufen, vielmehr auf die in Athen an den Angeklagten übliche Frage, was er selbst verdient zu haben glaube, die höchste Staatsehre, nämlich die öffentliche Speisung im Prytaneion, für sich beantragte. Seines Freundes Kriton Rat, aus dem Kerker zu fliehen, wies er zurück, da man den Staatsgesetzen Gehorsam schulde. Die letzten Stunden verbrachte er mit seinen trostlosen Freunden und Schülern in erhebendem Gespräche über die Unsterblichkeit der Seele und trank dann heiteren Sinnes den Schierlingsbecher. So starb er 399 als Märtyrer für seine Überzeugung. Sokrates hielt in seiner Lehrweise sich an die Form des Dialogs und an die Methode der Induktion, die von den gewöhnlichsten Erfahrungswahrheiten ausgehend zu der Höhe der Definition ethischer Begriffe hinaufführte. So wurde er einerseits der Begründer der Dialektik (Logik) wie anderseits der Schöpfer einer wissenschaftlichen Ethik. Das Wiffen führt nach ihm zur Tugend. Niemand tut freiwillig das Sokrates. Tod des Sokrates 399.
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