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1. Geschichte des Altertums - S. 211

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Das kulturelle Leben der Römer. 211 erfolgen: durch confarreatio, coemptio oder usus. Die erstbezeichnete Art, die ihren Namen von einem dem Jupiter dargebrachten Spelt- oder Weizenkuchen hat, ist die strengste Art der Eheschließung und erfolgt vor dem Priester und vor Zeugen. Die zweite Art vollzieht sich durch eine Art Scheinkauf, die an den alten Brauch des Kaufes der Gattin erinnert. Die Eheschließung durch usus ist die am wenigsten strenge Form, indem die Ehe als geschlossen gilt, wenn die Frau ein Jahr im Hause des Mannes bleibt. Die Ehe wird also gleichsam durch Verjährung gültig. Die Ehescheidung war in späterer Zeit ziemlich leicht. Die römischen Hochzeitsgebränche waren den griechischen verwandt, hatten aber auch Besonderheiten. Am Hochzeitstage verhüllte sich (viro nubere) die Braut mit einem seuersarbenen und zitronengelben Schleier, es wurden Auspizien angestellt und wenn sie günstig waren, erklärten beide Teile, die Ehe eingehen zu wollen, und reichten einander die rechte Hand. Dann brachten sie ein gemeinsames Opfer dar. Gegen Abend erfolgte ein Scheinraub der Braut aus beit Armen der Mutter, und in feierlichem Zuge unter Flötenfpiel und Absingen von Hochzeitsliedern wurde die Frau in das festlich geschmückte Haus des Mannes geleitet (uxorem clucere). Hier wurde sie über die Schwelle gehoben und empfing nach einigen Zeremonien im Atrium die Schlüssel des Hauses, worauf ein feierliches Festmahl (cena nuptialis) erfolgte. Am folgenden Tage erhielt die Frau Geschenke von Freunden und Verwandten und brachte ihr erstes Opfer im neuen Hause dar. Da in Rom die Frau als Herrin des Hauswesens angesehen wurde, ^ so war ihre Stellung viel würdiger als bei deu Griechen, und diese Stellung wirkte aus ihren Einsluß in der Familie wie ihr Ansehen in der Gesellschaft sehr günstig ein. Sie leitete vor allem in erster Linie die Kindererziehung. Am Ende der Republik und in der Kaiserzeit setzte eine Art Frauenemanzipation ein, die aber auf Kosten der Sittlichkeit erfolgte. Die Frauen eigneten sich höhere, griechische Bildung an — die griechische Konversation nahm im Bildungsgang der römischen Frau eine ähnliche Stellung ein wie bei uns die französische — und trieben Musik. In späterer Zeit ist die Bewegungsfreiheit der Frau in der Öffentlichkeit fast unbeschränkt. Mit dieser wachsenden Ungebundenheit wurden die häuslichen Tugenden immer geringer. Häufig erfolgten Ehetrennungen aus unbedeutenden Gründen, und ebenso leichtfertig waren die Wiederverheiratungen. Natürlich gab es auch in der Zeit des Niederganges des Römertums treffliche Fraueu. Man braucht nur an Porcia, die Tochter des Cato Uticensis. zu erinnern, die von helden- mütigem Charakter, wie ihr Vater überzeugt republikanisch gesinnt und von hoher Sittenreinheit war, oder an die edle, freundliche und als Muster einer Gattin und Mutter hochgeehrte Octavia, die Gemahliu des Marcus Antonius, die gegen ihren Gemahl nicht unedel sich benahm, obschon er, den Reizen der Kleopatra erliegend, sie verstieß.
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