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1. Geschichte der Griechen und Römer - S. 61

1896 - Berlin : Rentel
— 61 — Sokrates sollte sich eine Strafe bestimmen, und er erklärte, er glaube verdient zu haben, daß er von dem Staate auf öffentliche Kosten ernährt werde, eine Ehre, welche den Siegern in den olympischen Spielen erwiesen wurde. Durch diese Antwort erbitterte er seine Richter noch mehr, und er ward verurteilt, den Giftbecher zu trinken. Der 70jährige Greis horte fein Todesurteil mit der größten Ruhe. Er verzieh allen, he ihn verurteilt hatten, und freute sich, bald zu den Geistern oer edlen Männer aus der Vorzeit hinüber zu wandeln. Seine Schüler hatten den Gefängniswärter bestochen, daß er die Thür des Kerkers offen ließe, damit ihr! geliebter Lehrer sich durch die Flucht retten könne; er aber wies diesen Vorschlag zurück. Als er den Giftbecher trinken sollte, waren _ seine Freunde schon früh bei ihm. Auch seine Frau war da, mit dem jüngsten Kmde aus den Armen. Sie weinte und wehklagte, und Sokrates bat, sie wegzuführen. — „Ach," schluchzte einer der Freunde, „wenn du nur nicht so ganz unschuldig stürbest!" „Und wolltest du deun," erwiderte Sokrates lächelnd, „daß ick schuldig stürbe?" - Darauf leitete er em ernstes Gespräch ein, sprach über Leben und Tod und über seine Hoffnung, datz es mit dem Menschen nicht ganz aus wäre, wenn erstürbe, sondern daß seme Seele unsterblich fortdauere. Am Abend ward der Becher Mit dem Gifte gebracht, und Sokrates trank ihn mit ruhigem Angesicht, wahrend feine Freunde laut weinten. , , rr . . _ . Als das Gift zu wirken anfing, legte er sich gelassen nieder. „Freunde! sagte er matt, „bringet doch den Göttern ein Dankopfer dar; denn ich genese, d. h. ich gehe in eine bessere Welt." — Darauf hüllte er sich trt seinen Mantel. Man fragte ihn, ob er etwas verlange; aber er antwortete nicht mehr. 36. Epaminondas und Pelopidas. Zwei Freunde. Als die Spartaner Athen gestürzt hatten, überfielen sie mitten im Frieden Theben und zwangen die Stadt unter ihre Herrschaft. Bald aber brachten zwei Thebaner, Epaminondas und Pelopidas, ihre Vaterstadt zu hohen Ehren. Beide strebten in Eintracht darnach, ihr Vaterland zu erheben. Ihr Benehmen bei einer früheren Schlacht mt Peloponnes ist ein Abbild ihrer innigen Freundschaft. ^ Alles floh um sie her, selbst die Spartaner, ihre damaligen Bundesgenossen, wurden zurückgeschlagen; aber die beiden Jünglinge widerstrebten dem Anhange mit zusammengehaltenen Schilden, bis Pelopidas mit sieben Wunden niedersank. Rasch trat Epaminondas vor ihn hin, und wehrte allein die Schar der Feinde von sich und dem Gefallenen ab, bis ein Lanzenstich in die Brust und ein Hieb in den Arm auch ihm die Kräfte raubte. Znm Glück kam in diesem Augenblicke der König Agis mit seinem Gefolge herbei und rettete beide. Eigenschaften. Pelopidas war von vornehmem Geschlecht und großem Vermögen, dessen er sich zu den edelsten Zwecken bediente. Epaminondas war arm, konnte aber von seinem Freunde nie bewogen werden, etwas von ihm anzunehmen. Pelopidas versäumte keinen Tag die Leibesübungen und vertauschte sie nur mit der Jagd, seiner Lieblingsbeschäftigung. Epaminondas versäumte über diesen Übungen die höheren des Geistes nicht. Als Redner war er höchst ausgezeichnet, und in der Musik hatte er es sehr weit gebracht. Mäßigkeit, Gerechtigkeit und Geringschätzung leiblicher Güter hielt er sür die Tugenden eines Mannes. Einem persischen Gesandten, der mit Säcken Goldes zu ihm kam, sagte er: „Mein Freund, wenn deines Königs Absichten meinem Vaterlande vorteilhaft sind, so bedarf es feiner
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