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1. Das Mittelalter - S. 132

1889 - Gotha : Perthes
der zum evangelischen Bekenntnis bertrat, den preuischen Ordensstaatx) in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln, das indes polnisches Lehen blieb. Rckblick. Die gesamte Christenheit des Abendlandes, wie sie zuletzt in der ppstlichen Theokratie zusammengefat war, hatte wesentlich die gleichen Kulturformen angenommen, in der Kirche die feste rmische hierar-chische Gliederung und glnzende rmische Kultusausstattung, im Staate die losen Formen des germanischen Lehnswesens; Mnchtum und Rittertum herrschten als deren Lebensmchte in Kirche und Staat. Die Wissenschaft war wesentlich berall Scholastik, deren Hauptsitz die Universitt Paris war, in der Kunst (Baukunst) berwog der romanische Rundbogen st il; die Sprache des ffentlichen Lebens, der gelehrten Schule, der kirchlichen Andacht war das Latein. Aber jenem universalen Zuge stand von Anfang an ein individueller entgegen, der bereits im 9. Jahrh, zur Ausbildung verschiedener Nationalitten gefhrt hatte. In den Kreuzzgen, in denen der universale Geist der mittelalterlichen Theokratie zunchst zur groartigsten Entfaltung kam, ist weiter-hin doch gerade jener individuelle gewaltig angeregt worden. Eine neue, tief-erregte Periode, in der das Gemt zu grerer Geltung kam und die Empfin-dngen der einzelnen aus hierarchischem Banne sich loslsten, leitete sich ein. Von den reizbareren Franzosen ging die Bewegung aus. Der Glaube nahm den Charakter einer heiligen Minne im Marienkultus an, das Rittertum, in engster Beziehung hierzu, die Verehrung der Frauen aufs hchste steigernd, setzte den Kampf fr die Herrin (die Dame des Herzens) als hchstes Ziel. Fr den Ausdruck dieser Empfindungen (der Minnepoesie) stellte sich wie von selbst die Muttersprache ein; die proven^alischen Troubadours lieen zuerst ihre Gesnge erschallen; die deutschen Minnesnger folgten ihnen nach und erreichten m Walther von der Vogelweide vollkommene Selbstndig-feit; das deutsche Ritterepos, den franzsischen Mustern sich anschlieend, ent-faltete in Wolfram von Eschenbach, dem grten Dichter des deutschen Mittelalters, die hchste Blte. Die mchtig erregte Empfindung sprach sich auch in der Architektur aus und fhrte hier zu einer neuen Form, dem go-tischen (Spitzbogen-) Stil. In den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrh. brach diese Bewegung in Frankreich krftig hervor und erreichte hier im ersten Viertel des 13. Jahrh. Abrundung und Sicherheit; Paris und seine un-mittelbare Umgebung gilt als Wiege des gotischen Stils. In Deutschland hielt sich die romanische Weise bis tief ins 13. Jahrh.; dann aber empfing die Gotik hier eine klarere und gesetzmigere Ausbildung als irgendwo2). Die Entwickelung des individuellen Geistes in Staat und Kirche, in Wissenschaft und Kunst bis zur vollen Durchbrechung der universalen Formen der mittelalterlichen Theokratie macht den wesentlichen Inhalt der 2. Periode des Mittelalters aus. 1) Der deutsche Orden besteht wesentlich nur noch in sterreich fort. 2) Das Straburger Mnster war 1275 bis auf Vorderfeite u. Trme vollendet? 12771318 hat Erwin v. Stembach daran gebaut. Der Klner Dom ward 1248 begonnen.
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