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1. Das Mittelalter - S. 164

1889 - Gotha : Perthes
164 ganz in den universalen Ideen des Mittelalters, wie er denn zweimal an der Spitze seiner Vasallen das Kreuz nahm. Von dem Gedanken des nationalen Staates vollkommen durchdrungen zeigt sich bereits sein Enkel, der Sohn Philipps Iii. (12701285), Philipp Iv. B. Die Ausbildung einer unabhngigen Staatsgewalt (gegen die universalen kirchlichen Mchte). Rcksichtslos ist Philipp Iv., der Schne (1285 1314), allen den Gewalten entgegengetreten, welche seinem Ehrgeiz im Wege waren l) oder die Unabhngigkeit der Krone bedrohten. Mit der grten Staatsklugheit be= gann er den Kamps mit dem Papste Bonifatius Viii., der die Ansprche des rmischen Bischofs auf die Herrschaft in den einzelnen Staaten in herri-scher und bermtiger Weise geltend machte. Als derselbe zuletzt ein all-gemeines Konzil fr den Nov. 1302 nach Rom entbot, um hier der die Ordnung des franzsischen Reiches und die Persnlichkeit des Knigs Ent-scheidungen zu treffen, rief Philipp das franzsische Volk zur Verteidigung der nationalen Wrde auf; er erffnete 130*2 den ersten Reichstag, eine Versammlung nicht nur von Prlaten und Baronen, sondern auch Abgeordneten der Städte; einmtig legten die drei Stnde Verwahrung ein gegen die ppstlichen Anmaungen. Dieser Widerstand steigerte die Erbitterung des Papstes: er antwortete mit der Bulle Unam Sanctam", die in dem Satze gipfelte, da es fr die ewige Seligkeit jeder Kreatur erforderlich sei, da sie dem rmischen Pontifex Gehorsam leiste. Als darauf eine Reichsversamm-lnng in Paris 1303 erklrte. Bonifatius als Papst nicht weiter an-zuerkennen, schleuderte dieser den Bann gegen Philipp und bereitete eine Bulle vor. durch welche dessen Vasallen ihres Eides entbunden werden sollten. Noch ehe diese verffentlicht war, ward Bonifatius in seinem Geburtsort Anagni (das alte Anagnia), wo er damals Hof hielt, von Verschworenen berfallen und mit dem Tode bedroht. Die Aufregung dieser Tage brach die Kraft des Greises (f 1303). Sein Nachfolger (Benedikt Xi., f 1304) schlo mit Philipp Frieden. ja Clemens V. (13051314), zu Lyon zum Papste gekrnt, wurde ein willenloses Werkzeug des franzsischen Knigs und bol sogar die Hand zur Vernichtung des um die Kirche und das Papsttum hochverdienten Ordens der Tempelherren. Derselbe war allerdings immer mehr ent-artet; auf Genu und Machtentfaltung hatte er sein Hauptstreben gerichtet. Nirgends besa er mehr Gter als in Frankreich, und das Haupthaus zu Paris, der Tempel, war ein Mittelpunkt des europischen Geldgeschfts. Unbestreit-bar war der Orden eine bedeutende Macht und, als der Hochmeister Jakob von Molay sich anschickte, mit dem ganzen Konvent nach dem Auszug aus Syrien dauernd in Frankreich sich niederzulassen, eine groe Bedrohung der eben erst geschaffenen kniglichen Zentralgewalt. Lstern zugleich nach den Schtzen und Gtern der Templer vernichtete Philipp Iv. mit der ihm eigenen rcksichtslosen Hrte den Orden, noch ehe er in Frankreich festere Wurzeln fate. 1307 wurden die Templer in ganz Frankreich verhaftet und 1312 der Orden durch eine ppstliche Bulle aufgehoben (vgl. 127). Kaum hatte Frankreich sich im Innern befestigt und durch fein Verhltnis 1) So brachte er, unbekmmert um die Rechte b. deutschen Reiches, Lyon in s. Gewalt.
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