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1. Geschichte des Mittelalters - S. 125

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Kulturelle Zustände. 125 so mehr artete sie in Spitzfindigkeiten aus. Da fand eine andere Richtung der theologischen Wissenschaft mehr Eingang, die Mystik, die die Mystik, christliche Wahrheit durch Betrachtung zu erfassen, dem Herzen und Gemüte nahe zu bringen und auf das praktische Leben anzuwenden strebte. Diese Richtung fand besonders Eingang in den Frauenklöstern (die hl. Hildegard von Bingen, die hl. Katharina von Siena u. ct.). Die wichtigsten Vertreter der Mystik sind die großen Kanzelredner Joh. Tanler ^ Ampcn (f 1361) und Heinrich Suso (f 1365), ferner Thomas von Kempen, +hti. der Verfasser der „Nachfolge Christi". Während die Scholastik vielfach in unfruchtbaren Spekulationen sich erging, verfiel die Mystik bisweilen in den Fehler pantheislischer Schwärmerei. Verfall der b) Dichtkunst. Mit dem Verfall des Rittertums entartete die Dichtkunst höfische Dichtung, sowohl der Versroman, als auch der Minnegesang (Nithard, Ulrich von Lichtenstein); bald verstummte sie vollständig. Träger der Dichtkunst waren nicht mehr die Ritter, sondern die ehrenwerten Bürger der Städte. Wie das ganze Sinnen und Denken des Bürgers mehr auf das praktische Leben gerichtet war, so zeigte auch die Dichtkunst einen stark lehrhaften, nützlichen Zug (Der-Winsbeke, Freidanks Bescheidenheit, der Edelstein, der Renner). Ans derq anmutig tändelnden, ^Elster-spielenden Minnegesang wurde der Meistergesang, der allmählich freilich im Formelkram erstarrte. Aber aus der Tiefe der Volksseele rangen sich Töne voll warmer, echter Empfindung hervor; die Dichter dieser Volkslieder find unbekannt, die Lieder selbst sind unsterblich. Die alten Heldenlieder wurden noch öfter in Heldenbüchern (Kaspar von der Roeti), die jedoch keinen dichterischen Wert besitzen, umgearbeitet und vom Volke gern gelesen; auch das Tierepos war sehr beliebt und fand eine vorzügliche Bearbeitung in Mederdentschland (Reynke de Vos). Kaiser Maximilian veranlaßte die Bearbeitung seiner Brautfahrt zu Maria von Burgund im Theuerdank. Sebastian Brant füllte das „Narrenschiff" mit Narren aller Anfänge des Art und geißelte scharf ihre Torheiten. Zur Erbauung und Belustigung Siamas‘ des Volkes dienten dramatische Darstellungen des Leidens, der Auferstehung Christi ufw. (Osterspiel, Das Spiel von den zehn Jungfrauen), woraus sich allmählich das Drama und das Fastnachtspiel entwickelt haben. Neben der Darstellung in Versen bildet sich die Prosa aus, na- Prosa, mentlich durch die Wanderprediger aus dem Franziskaner- und Dominikanerorden (David von Augsburg, Bertold von Regensburg, Meister Eckhard); zu hoher künstlerischer Vollendung gelangte die Sprache bei den berühmten Mystikern am Ausgange des Mittelalters (Johannes Tanler, Geiler von Kaisersberg). Sehr zu beklagen ist es, daß die mittelhochdeutsche Sprache, die zur Die Sprache. Zeit der Hohenstaufen allgemein anerkannt war, ihre vorherrschende Stellung verlor. In den einzelnen Territorien führte die politische Selbständigkeit auch zur sprachlichen; an die Stelle der am Hohenstausenhose gül-
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