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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 54

1899 - Breslau : Handel
54 Brandenburg unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern. Zwangsmaßregeln möglich. Deshalb führte der Kurfürst eine indirekte (Verbranchs-)Steuer, die Accise, ein. Das war eine Abgabe, die von gewisfen Lebensmitteln und Handelsgegenständen erhoben wurde. So sehr sich die Bevölkerung anfangs gegen die neue Art der Besteuerung sperrte, so sehr pries man sie später. Die von der Accise betroffenen Waren wurden nur unmerklich teurer, so daß sie vom Volke nicht als drückende Last empfunden wurde. Da aber jedermann zu ihr beitragen mußte, brachte sie doch bedeutende Summen. b) Heranziehung von Kolonisten. Da nach dem langen Kriege eine Unzahl von Feuerstellen in Stadt und Land unbesetzt war, und weite Strecken Landes wüst lagen, zog der Große Kurfürst aus dem Auslande Ansiedler herbei. Dieselben kamen aus den Niederlanden, der Pfalz, der Schweiz, besonders aber waren es Hugenotten, welche die religiöse Unduldsamkeit Ludwigs Xiv. aus dem Vaterlande vertrieben hatte. Gegen 20 000 derselben suchten und fanden in Brandenburg eine neue Heimat. In Berlin bildeten sie eine eigene Gemeinde, die „französische Kolonie". Viele Einwanderer waren recht wohlhabende Leute; da sie aus dem in der Kultur schon vorgeschritteneren Westen kamen, wurden sie in vielen Stücken die Lehrmeister der Märker. c) Hebung des Landbaues. Von den Holländern lernte man die Anlage von Dämmen und Entwässerungsgräben, von den Schweizern einen besseren Betrieb der Viehzucht, die Pfälzer galten als vorzügliche Gärtner. Die Domänen des Kurfürsten waren Musterwirtschaften. Er selbst befaßte sich in seinen Mußestunden gern mit Gartenbau. Die Berliner sahen ihn nicht selten in seinem „Lustgarten" vor dem Schlosse mit Baummesser und Gießkanne beschäftigt. Im Lustgarten erfolgte auch die erste Anpflanzung der Kartoffel in der Mark. Um die Unterthanen zur Anlegung von Obstgärten und sonstigen Baumpflanzungen anzuhalten, verordnete er, daß die Pastoren keinen Landmann trauen dürften, der nicht sechs Obstbäume veredelt und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. d) Förderung von Gewerbfleiß und Handel. Um die Zahl der Handwerker zu vermehren, lockerte der Große Kurfürst den Zunftzwang und beseitigte mancherlei Auswüchse des Zunftwesens. _ Hierzu gehörte es, daß er die Leinweber, Schäfer, Büttel u. f. w., die bisher als unehrlich galten, für ehrlich erklärte und ihren Söhnen somit den Zutritt zu den Zünften ermöglichte. — Die Einbürgerung neuer Erwerbszweige erzwang er durch staatliche Maßnahmen. Er verbot nämlich die Ausfuhr gewisser Rohstoffe und die Einfuhr der aus ihnen hergestellten Jndustrieerzeugnisse, oder gestattete letztere nur gegen hohe Zölle; unternehmenden Männern, welche in der Errichtung von Fabriken zur Herstellung bestimmter Waren den Anfang machten, wurden besondere Vorteile zugesichert. Für den Handel erwies sich die Einrichtung von Posten sehr förderlich. Die Hauptlinie ging von Kleve über Berlin bis nach Memel und verband so alle Landschaften des Staates. — Ein wichtiger Verkehrsweg wurde durch die Anlage des Friedrich-Wilhelm-Kanals
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