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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 56

1899 - Breslau : Handel
56 Brandenburg unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern. Unduldsamkeit war dem Kurfürsten in tiefster Seele zuwider. Um den Frieden zwischen den beiden Bekenntnissen herzustellen, verlangte er von den Geistlichen die Ausstellung eines Reverses, durch den sie sich zur Vermeidung aller gehässigen Zänkereien in ihren Predigten verpflichteten. Einzelne Geistliche weigerten sich jedoch. Unter ihnen befand sich der durch seine Kirchenlieder bekannte Dichter Paul Gerhardt. Er wirkte als Prediger an einer lutherischen Kirche Berlins und erfreute sich sowohl wegen seiner Dichtungen als auch infolge feines Eifers in der Seelsorge allgemeiner Liebe und Achtung. Da er sich dem Verlangen des Kurfürsten nicht fügte, wurde er seiner Stellung enthoben. Die Fürbitte seiner Gemeinde erwirkte ihm jedoch die Begnadigung. Der Kurfürst erließ ihm den Revers, sprach aber die Erwartung aus, daß Gerhardt sich wenigstens nach dem Sinne seiner Forderungen richten würde. Derselbe glaubte dies jedoch mit der Freiheit des Predigtamtes nicht in Einklang bringen zu können und gab freiwillig seine Stellung auf. In Lübben fand er einen neuen Wirkungskreis. Viele seiner Dichtungen gehören jetzt noch zu den beliebtesten Kirchenliedern der Protestanten. Die kurfürstliche Familie. Kurfnrstin Luise Henriette. Gustav Adolf hatte eine Vermählung seines Neffen Friedrich Wilhelm mit seiner einzigen Tochter und Erbin Christine geplant. Durch die Vereinigung des schwedischen und branden-burgischen Besitzes wäre die Ostsee thatsächlich ein schwedisches Meer geworden. Der Große Kurfürst nahm nach seinem Regierungsantritt den Plan wieder auf. Derselbe scheiterte aber an dem Widerstreben der eigensinnigen und launischen Königin. Für Brandenburg war das gewiß ein Glück, denn es blieb hierdurch vor dem Geschick bewahrt, ein Nebenland Schwedens zu werden. Der Kurfürst wählte hierauf die Prinzessin Luise Henriette von Dräniert, die älteste Tochter des niederländischen Statthalters Friedrich Heinrich, zur Gemahlin und vermählte sich 1646 mit ihr. Politische Vorteile brachte ihm die Heirat nicht, noch weniger einen Zuwachs an Land und Leuten, aber sie gab ihm ein sicher begründetes Familienglück. Luise Henriette war eine Fürstin voll Geist, Gemüt und Artptut und ihrem Gemahl in treuer Liebe zugethan. Ihr Lieblingsaufenthalt in der Mark war das Schloß Bützow, ein Geschenk ihres Gemahls, das nach ihrer Familie Oranienburg genannt wurde. Das zum Schlosse gehörige Landgut bewirtschaftete sie in mustergültiger Weise. Aus ihren Ersparnissen gründete sie daselbst ein Waisenhaus. Ihrem Gemahl war die Kurfürstin eine weise Beraterin; sie begleitete ihn auf seinen Reisen, sogar auf den Feldzügen. Den Unterthanen wurde sie gar oft eine milde Fürsprecherin. Von ihrer Frömmigkeit und zugleich von ihrer poetischen Begabung giebt das von ihr herrührende geistliche Lied: „Jesus, meine Zuversicht" Zeugnis. Leider besaß diese edle Fürstin keine feste Gesundheit. Zu früh für den Kurfürsten und das Land starb sie 1667 in ihrem 40. Lebensjahre. Oft, wenn Sorgen
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