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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 85

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
Die erste Teilung Polens. 85 ueten Plane erbaut worden war, und eint liebsten verkehrte er mit gebildeten Franzosen. — In seinem Wesen war er herablassend. Wenn er auf dem „Mollwitzer Schimmel", den dreieckigen Hut ans den: Kopfe und den Krückstock au der Seite Spazierritte uach Berlin unternahm, drängte sich jeder herzu, den geliebten König zu sehen und Au begrüßen. Die Straßenbuben umringten ihn jubelnd, warfen ihre Mützen mit Hurrarufen in die Luft, hielten sich an den Steigbügeln fest und begleiteten ihn durch die Stadt. Als sie es an einem freien Nachmittage zu toll Machten, hob der König seinen Krückstock und rief ihnen drohend zu: „Fort mit euch in die Schule!" _ Aber die Burschen lachten und antworteten: „Da seh einer, der König weiß nicht einmal, daß Sonnabend nachmittags keine Schule jft!" Der König lächelte und ließ sie gewähren. — Sein hoher Geist verachtete liebloses und unverständiges Urteil. Ein Übelwollender hatte eine Schmähschrift siegen ihn geschrieben und sie während der Nacht an die Mauer des Schlosses zu Berlin geklebt. Als Friedrich dies am Morgen erfuhr und mehrere Personen bemerkte, welche das^ Pamphlet zu lesen sich bemühten, befahl er, den Bogen abzunehmen und niedriger zu hängen, damit er von den Leuten bequemer gelefeu werden könne. Friedrichs letzte Lebensjahre. Noch zweimal hat er das Schwert gezogen; das erste Mal bei der ersten Teilung Polens 1772, durch die er den Sjieftcöijtrift und Westpreufzen (außer Danzig nnb Thorn) erhielt, das zweite Mal in beut bayerischen Erbfulgckriege 1778, um der Eroberuugslust des österreichischen Kaisers Joseph Ii. zu wehren. Das preußische Volk war stolz auf seinen König, es liebte ihn ans Herzensgrund und nannte ihn gern seinen „alten Frilz". Sogar das ganze bentfche Volk fühlte sich, obgleich seine „Reichsarmee" bei Roßbach vou Friedrich geschlagen worben war, boch durch das Bewußtsein flehoben, daß einer von seinen Fürsten beit beutscheu Stamm in allen Lauben wieber zu Ruhut uitb Ehren gebracht hatte. Ganz Europa aber sah mit Bewunderung auf ihn, der das kleine Preußen zu einer europäischen Großmacht erhoben hatte. Es gab einmütig dem gewaltigen Helbeit auf Preußens Thron bett ehrenben Beiiiaitteti „Des Groszen". — Der König starb, iit seinen letzten Lebensjahren leibeitb ttitb srenblos, an der Wassersucht, 7f> Jahre alt, auf beut Schlosse Sanssouci au^ 17. August 178(1 und wurde in der Garnisonkirche zu Potsdam beigesetzt. Seinem Neffen nnb Nachfolger, Friedrich Wilhelm Ii., hinterließ er einen Staat von 3500 Qu abr atm eilen, ein Heer von 200000 Mann und cuieit Staatsschatz von 216 Millionen Mark. 59. Die erste Teilung Polens 1772. Ursachen und tmcfulhit derselben. Das Königreich Polen, welches einst zu den mächtigsten Staaten Europas gehörte, war zu Friebrichs des Großen Zeit in einer elenben Verfassung; es war durch die seit Jahrhuuberteu bestehenbe Abelsherrschaft in seinem Innern berart geschwächt, ja zerrüttet, daß es schließlich eine Beute seiner mächtigen Nachbarn witrbe. Einen gesuubeu, kräftig entwickelten Bürger- und Bauernstand gab es in Polen nicht, derselbe besaß nicht das geringste Maß von Freiheit und wurde vom Adel hart bedrückt und ausgesogen. Der Handel lag in beu Hänbeu der Juden, welche sich gleichfalls auf Kosten des Volkes bereicherten. Polen war in jener Zeit ein Wahlreich, in welchem das Königtum keine Macht befaß; der polnische Reichstag, entschieb in allen wichtigen Angelegenheiten des Landes. Jeber Edelmann hatte tut Reichstage mitzureden und konnte, weint er wollte, jeden Reichstagsbeschlnß durch sein Veto (Verbot) Umstoßen. Solche Zustände brachten es dahin, daß sich die russische Kaiserin Katharina Ii. in die Angelegenheiten des Landes mischte. Polen mußte über turz oder lang eine Beute Rußlands werden. Als die Polen gegen den von Katharina ihnen aufgezwungenen König Stnnislauö Puniawmski die Waffen ergriffen, rückte ein russisches Heer ins Land. Da gebot Preußen int Verein mit Österreich den Russen Halt. Die drei Staaten beschlossen ant_ 5. August 1772 eine Teilung Polens. Österreich erhielt Galizien, Rußland Litauen, Preußen <uestpreußen (mit Ausschluß von Danzig und Thorn), ferner das Land an der Rietze und in Ostpreußen das polnisch geliebelte Ernteland. Für Preußen waren otese Erwerbungen dadurch von besonderer Wichtigkeit, daß durch sie Ostpreußen mit deut Herzen des Staates in Zusammenhang gebracht witrbe.
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