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1. Die Neuzeit - S. 91

1892 - Gotha : Perthes
91 seine innere Begrndung und Vollendung. Je mehr die Kirche die aftro-nomische Entdeckung des Copernicns bekmpft hatte, um so mehr wirkte der wissenschaftliche Sieg auf die religisen Vorstellungen zurck; man begann auch kirchliche Fragen nicht von der Auslegung der Bibel und der gttlichen Offenbarung, sondern von der Entscheidung der menschlichen Vernunft abhngig zu machen; das bermatz der kirchlichen Streitigkeiten bewirkte eine Entfremdung von der Kirche berhaupt. Gewissensfreiheit und religise Duldung wurden allgemeine Forderungen. Gleichzeitig mit Newton begrndete John Locke eine neue Erkenntnis lehre1), ans der die Selbstherrlichkeit der Vernunft und die Zulssigkeit vernunftgemer Sittlichkeit gefolgert wurde. Unter dem Einflu solcher Ideen brach das 18. Jahrh. an, das als Jahrhundert der Aufklrung bezeichnet worden ist. Der Theologie ward nunmehr der offene Fehdebrief hingeworfen und das freie, von jeglicher Glaubensrcksicht unabhngige, nur sich selbst verantwortliche Denken als ein unveruerliches Recht der Vernunft in Anspruch genommen. Durch die ganze Zeit ging das Sehnen, den Menschen frei aus sich selbst zu ent-wickeln; eine neue Erziehung und Bildung sollte dieses Ziel erreichen. Im Jahre 1717 ward die groe Freimaurerloge 2) in London gestiftet, eine Vereinigung gebildeter Männer aller Stnde zu dem Zwecke, die von der Zeit geforderte unumschrnkte Denk- und Glaubensfreiheit, allseitige Duldung und thatige Nchstenliebe zu frdern und zu den. In kurzer Zeit bildeten sich fast in der ganzen Welt hnliche Logen. Auch in Deutschland rang sich das wissenschaftliche Denken von der Bevormundung der Theologie los. Samuel Pufendorf (16321694), vom groen Kurfrsten 1686 als Historiograph nach Berlin gerufen), erhob, die sittliche Natur des Menschen als ausschlieliche Rechtsquelle hinstellend, das Naturrecht zu einer selbstndigen Wissenschaft; Christian Thomasins^) (16551728, vom Kurfrsten Friedrich Iii. 1690 in Halle zu Vorlesungen zugelassen vgl. S. 76) betonte diese Loslsung des Rechts von der Theologie noch schrfer. In Gottfried Wilhelm Leibniz (16461716) erstand gleichzeitig eine wissenschaftliche Kraft ersten Ranges von einer Allseitigkeit des Wissens, wie sie seit Aristoteles nickt vorhanden gewesen war; mit allen Krften war er bemht, die Wissenschaft fr das werkthtige Leben nutzbar zu machen; zur Frderung dieser gemeinntzigen Bestrebungen regte er die Grndung wissenschaftlicher Gesellschaften an, wie die der Berliner (vgl. S. 77). Strker noch als Leibniz wirkte Christian Wolff (16791754) durch faliche und bersichtliche Darstellung in deutscher Sprache auf das Denken seiner Zeit ein; er erhob die deutsche Philosophie zu einer selbstndigen Wissenschaft. Aus Preußen (Halle) durch Friedrich Wilhelm I. 1723 vertrieben, galt er als Vor- 1) Hatte schon Bacon (vgl. S. 18) alle Erkenntnis ans der sinnlichen Erfahrung abgeleitet, so schritt Locke dazu, durch Untersuchung des Erkenntnisvermgens diesen Stand-punkt wissenschaftlich zu begrnden und alle angeborenen Ideen unbedingt zu verneinen. 2) uert, anknpfend an die Mittelalter!. Bauhtten (lodge, logis, loggia) der freien (unter eigener Gerichtsbarkeit lebenden) Maurer (Free-Masons, magous). 3) der erste, der Vorlesungen in deutscher Sprache hielt (1687 in Leipzig) und eine deutsche wissenschaftliche Zeitschrift begrndete. Scharf geielte er die Hexenprozesse. 1749 wurde die letzte Hexe in Deutschland (in Wrzburg) verbrannt.
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