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1. Heft 1 - S. 92

1893 - Merseburg : Stollberg
tenben Hauptarmee. — Am Mittag des 20. Oktober zeigten sich die ersten Schwärme der flüchtenden Franzosen auf den Bergen im Norden der Stadt Freiburg und stürzten sich hastig und wild die steilen Bergabhänge herab ins tiefe Unstrutthal. Schon in der Nacht hatten französische Pioniere eine Notbrücke geschlagen, da die stehende von den Österreichern abgebrannt war; auch die Brücke bei der Zeddenbacher Mühle wurde wiederhergestellt. Ununterbrochen drängten sich die Flüchtigen, bunt durcheinander gewürfelt, über die beiden fertigen Brücken. Viele fanden den Tod in den Fluten der hochangefchwolleneu Unstrut. Die Brücken waren zu schmal und schwankten gewaltig; wer fiel, war rettungslos verloren. Am 21. Oktober wurden noch zwei neue Brücken geschlagen und die Verwirrung wurde einigermaßen gelöst, als Napoleon selbst am 21. Oktober früh 6 Uhr eintraf. Seine Gegenwart beruhigte und ordnete alles. Nachdem er so für den Übergang gesorgt hatte, ritt er den Schloßberg hinauf und sprengte auf dem Wege nach Pödelist hin. Schon zeigten sich in der Ferne die Reiter des Feindes. Nach Freiburg zurückgekehrt, begab sich Napoleon wieder zu deu Brücken und dann auf die Superinteudeutur, um dort ein Frühstück einzunehmen. Er unterhielt sich während desselben mit dem Superintendenten über die Verhältnisse der Stadt und der Ephorie, als ob tiefer Friede wäre; die österreichischen Kanonen Guylais bei Köseu und Jorcks im Norden von Freiburg stellten dazu die Tischmusik. Dann ritt der Kaiser wieder zu den Brücken und sandte den Preußen von seinen noch immer kampflustigen Truppeu Infanterie und Artillerie entgegen. Namentlich sorgte er dafür, daß das Rittergut Zscheiplitz mit Infanterie und Geschütz besetzt wurde. Dann überschritt er selbst die Unstrut und ritt nach Balgstedt zu. Seine Garde stellte sich am rechten User auf. Das Rittergut Zscheiplitz liegt auf einer steilen Anhöhe und beherrscht das Thal. Erst wenn diese Höhe genommen, hätte der Rückzug der Franzosen ernstlich bedroht werden können, und vielleicht auch daun noch nicht, da die Anhöhe von den jenseitigen Bergen unter Feuer genommen werden konnte. Um 2 Uhr begann das Gefecht; die preußische Artillerie beschoß Freiburg und Zscheiplitz; die Infanterie ging mutig vor. An und für sich schon zu schwach, hätte sie die Einnahme des Ritterguts Zscheiplitz nur mit vielen Opfern erkaufen können. So stand Jorck von weiterem Kampfe ab; das Gefecht kostete ihm so wie so schon 1000 Mann an Toten und Verwundeten. Napoleon ließ 18 Kanonen und 1200 Gefangene in den Händen der Preußen, ein unbedeutender Verlust gegen den großen Gewinn, daß er das enge Thal der Unstrut hinter sich hatte. Beruhigten Herzens brach er auf, über Balgstedt, Burkersrode, Klosterhaeseler und Lißdorf nach Eckartsberga zu kommen.x) Und doch — welche Gedanken müssen feine Seele durchstürmt haben, wenn er nun daran dachte, daß er als Flüchtling die Gegend durcheile, wo er vor 7 Jahren die preußische Monarchie zertrümmert hatte! (6. 15.) Vgl. Nebe, „Geschichte der Stadt Freiburg" in der Harzzeitschrift Band Xix.
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