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1. Heft 1 - S. 105

1893 - Merseburg : Stollberg
— 105 — nisses zu werden. Daß für das Ende des Jahres stärkere Einquartierung angesagt wurde, überraschte sie nicht, denn auch die anderen Ortschaften in der Nähe wurden in gleicher Weise damit bedacht. Auch das war ihnen noch nicht auffällig, daß am 29. Dezember von der Ortsobrigkeit befohlen wurde, daß sich die Bewohner auf mindestens 8 Tage mit einem größeren Vorräte von Lebensmitteln versehen sollten. Daß außerdem auch noch der Verkehr mit dem jenseitigen Ufer untersagt wurde, erschienen ihnen nur allzunatürlich. Bei Einbruch der Dämmerung am 30. Dezember rückten die ersten preußischen Truppen ein; am 31. Dezember folgten neue Züge, die Stadt bekam in dem Major Klüx einen besonderen Kommandanten. Alle diese Maßnahmen deutete man noch nicht auf außergewöhnliche Ereignisse. Als dann aber am 31. Dezember gegen 4 Uhr nachmittags der Feldmarschall selbst mit einem stattlichen Gefolge in die Stadt einritt und sein Quartier dort nahm, da fing man an zu ahnen, um was es sich handle. Um 5 Uhr abends rief ein Befehl des Kommandanten sämtliche Schiffer des Ortes in die Kirche. In der Mitte der Versammelten erschien der Geistliche, mit ihm der Kommandant. Es war keine Sylvesterandacht, zu der man gekommen, und doch ruhte eine feierliche Stimmung über den Versammelten. Zunächst ergriff der Prediger das Wort, um die Versammelten zu mahnen, willige Helfer zu sein bei einer patriotischen That, willig zu gehorchen den Befehlen des Kommandanten. Dann nahm dieser selbst das Wort und teilte den Versammelten mit, daß zwei Korps in der Nacht hier übergehen sollten und daß die Schiffer ihre starken Arme leihen sollten zum schweren Werke. Truppweise wurden dann die Schiffer geordnet und jedem Trupp ein Anführer zugeteilt. Damit ja nicht Verrat die Sache vereiteln könne, wurden die Schiffer so lange in der Kirche zurückbehalten, bis sie ans Werk gehen sollten. Tiefes Dunkel lagerte über Stadt und Strom; die Fenster nach der Seite des Rheins blieben dunkel, kein Wachtfeuer ward entzündet. Stumm und still standen die Truppen — es war die Vorhut des Iorck'schen Korps — an den ihnen angewiesenen Plätzen in der kalten Winternacht. Mitternacht war vorüber; da kamen die russischen Pontongestelle an. Eilig wurden sie mit geteerter Leinwand überzogen und zum Brückenschlag am Ufer bereit gestellt. Inzwischen hatten die Schiffer die Kühne zur Überfahrt fertig gemacht. Es war 21/2 Uhr geworden. Da bestiegen 200 brandenbnrgische Füsiliere unter dein Grafen Brandenburg die Kähne. Lautlos stießen sie ab. Ängstlich lauschte man dem Ruderschlage; drüben blieb alles still! So vergingen 10 bis 15 Minuten. Da auf einmal erklingt ein mächtiges Hurra, ein paar Schüsse sollen; dann bleibt es wieder still. Die Füsiliere hatten das User gewonnen und stiegen die steilen Höhen hinan; die wenigen Franzosen hatten die Flucht ergriffen! Der Übergang war gelungen! Die Kähne kehrten zurück, um sich wieder zu füllen. In rastloser Arbeit schafften die Arme der Schiffer; beim Grauen des Tages war fast eine ganze Brigade auf dem feindlichen Ufer. Am Ufer stand indessen der Feldmarschall, den Bau der Brücke zu überwachen. Uui 9 Uhr war man bis zur Insel gekommen. Schwieriger war der Bau über den breiteren Arm des Rheines. Um 4 Uhr war die Brücke auch hier bis auf einige Pontons fertig, da riß der gewaltige Strom
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