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1. Heft 1 - S. 109

1893 - Merseburg : Stollberg
— 109 — vor allem die Gardetruppen, besetzten Paris. Und so wetterwendisch zeigte sich das leichtlebige Paris, daß es mit Jubelrufen die Sieger grüßte. Vielleicht zeigte dieser Jubel aber auch, wie satt das Volk der blutigen Lorbeeren war, wie auch in seiner Seele nur ein Bedürfnis, das Bedürfnis nach Frieden lebte. An dem Tage des Einzuges noch wurde die Entthronung Napoleons und die Rückberufung der alten Königsfamilie beschlossen. Die städtischen Behörden, die Glieder des Senats und des gesetzgebenden Körpers, — sie alle willigten einmütig in den Beschluß, der dem Volke verkündete, daß Volk und Heer des Eides gegen Napoleon entbunden seien. Und wo war inzwischen er, über dessen Geschick man jetzt entschied? Im Rücken der Verbündeten hatte er den Krieg fortsetzen, ihre Rückzugslinie bedrohen wollen. Dann war er aber doch eilends aufgebrochen gen Paris, um den Versuch der Rettung zu wagen. In Fontaineblau sammelte er, was an Truppen ihm geblieben. Er war entschlossen, auch jetzt noch nach Paris zu rücken und die Verbündeten unter den Mauern der Hauptstadt zu einer Entscheidungsschlacht zu zwingen. Da traf ihn der härteste Schlag: Seine Marschälle erklärten, nicht schlagen zu wollen, erklärten, daß sie das Heil Frankreichs in seiner Abdankung sähen. Von seinen Getreuen aufgegeben, unterzeichnete Napoleon am 4. April seine Abdankungsurkunde zu Gunsten seines Sohnes. Und als die Verbündeten auch das nicht zugestanden, entsagte er am 11. April auch für seine Erben dem Throne von Frankreich. Die Verbündeten bewilligten ihm als selbständiges Gebiet die kleine Insel Elba an der westlichen Küste Italiens, einen Jahresgehalt von 2 Millionen Franken und 1 Bataillon seiner alten Garde zu seinem Schutze. Am 4. Mai landete er auf seiner Insel; am Tage vorher war Ludwig Xviii. als König in Paris eingezogen. Am 30. Mai kam der Friede zu stände, ein Friede, so milde für die Besiegten, wie kaum einer geschlossen: Frankreich zahlte nicht einmal eine Kriegssteuer und erhielt seine alten Grenzen von 1792 zurück. Die verbündeten Heere zogen im Laufe des Sommers umgrüßt und nmjubelt in die Heimat zurück, nur ein Korps von 50000 Mann Preußen und Sachsen blieben zur Beobachtung der französischen Grenze am Rheine zurück. (6. 15. 20.) 47. chestörte Iriedensaröeil. Im Herbste sollte, so hatte man noch in Paris bestimmt, in Wien ein europäischer Kongreß zusammentreten, um all' die Fragen, welche bei den Friedensverhandlungen keine Erledigung gesunden hatten, zu beraten und zu erledigen. Es war eine glänzende Versammlung, die diesen Bestimmungen zufolge im September in Wien zusammentrat, so glänzend, wie Europa sie seit Jahrhunderten nicht gesehen hatte. Mit stattlichem Gefolge erschienen die verbündeten Monarchen; von den Fürsten Dentfchlands fehlten nur wenige. Generäle und Diplomaten in großer Zahl drängten sich in den Sälen der
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