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1. Die neuere Zeit - S. 177

1882 - Leipzig : Krüger
— 177 — schule bezeichnet hatte, erhob sich die deutsche Litteratur hauptsächlich durch den Einfluß, den die Lehren und die klare Sprache des Philosophen Wolfs gewannen, weniger durch den Eindruck, welchen die Siege des großen Friedrich hervorbrachten. Ein nicht unbedeutendes Verdienst um die Vervollkommnung der Sprache und der Form durch Anlehnung an die Klassizität der Franzosen erwarb sich der Leipziger Professor Gottsched, im übrigen ein nüchterner Kopf, der vom wahren Wesen der Poesie keine Vorstellung hatte und dessen Bestreben darauf hinauslief, Gedichte „machen'' zu lehren. Sein erbitterter Kampf gegen die Schweizer Dichter B o d m e r und B r e i t i n g e r, die im Gegensatz zu ihm den Inhalt einer Dichtung für das Wesentliche erklärten und ebenso einseitig (wie jener den Alexandriner) die antiken Versmaße begünstigten, führte große Aufregung und endliche Klärung der Ansichten herbei. — Im Anschluß an die Schweizer, jedoch sie weit zurücklassend, erstand in Klopstock, (1724—1803) der erste geborene Dichter dieser Zeit. Der Geist des deutschen Volkstums, der Geist der Antike, der Geist einer verjüngten christlichen Religiosität lebte in ihm. In seinem Messias schlug er so durchaus andere Töne als seine Vorgänger an, daß die Zeitgenossen „betäubt, geblendet, überwältigt dastanden vor den plötzlich geöffneten Pforten einer neuen 2mt".*) Noch bedeutender waren seine Oden, in denen er, ein zweiter Luther, eine neue Dichtersprache schuf. Er verlieh ihr selbst bei Anwendung der fremdartigsten Versmaße eine ungeahnte Geschmeidigkeit, hinreißendes Feuer. Und er griff zurück in die Urzeit des Volkes, besang den Sieger im Teutoburger Walde und eignete uns das verlorene Erbe der alten Götterwelt wieder an. Ihm trat bald zur Seite der freilich ganz anders geartete Lessing (1729—81), der unermüdlichste Kämpfer gegen Gottsched und die französischen Klassiker, der geniale Bildner einer neuen Prosa. Sein Haupt-verdienst besteht in der Pflege des Dramas; in die Zeit, wo Friedrich Ii. durch den Sieg bei Roßbach den Sinn für deutsches Volkstum neu erweckte, führt fein bedeutendstes Stück ein: Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück. Später wendete er sich freilich von dieser Gesinnung mehr ab **) und vertiefte sich in gelehrte Untersuchungen und Streitigkeiten. Bitter geißelte er sogar die angebliche Freiheit ,,zu denken und zu schreiben'', welche Friedrich seinen Unterthanen gestattete. ***) Doch verkannte er die Bedeutung des Fürsten niemals, den er in seinen Oden als „menschlichen Helden", als „Vater", als „frommen Krieger" gepriesen, den er in der Minna von Barnhelm als „großen und zugleich guten Mann" bezeichnet hatte. Freilich, daß der König die deutsche Litteratur „mit den Augen eines Franzosen" ansah, konnte ihm Lessing, *) Goethe: Wahrheit und Dichtung 2. Buch am Ende. **) 5- Dez. 1772 schreibt er: Für die Ehre meines lieben Vater- landes will ich keine Feder ansetzen . . . ***) „Sonst sagen Sie mir von Ihrer Berlinischen Freiheit zu denken und zu schreiben ja nichts. Sie reduziert sich einzig und allein auf die Freiheit, gegen die Religion soviel Sottisen zu Markte zu bringen, als man will . . Wagner, Hilfsbuch. Iii. 12 Wolfs. Gottsched. Klopstock 1724—1803. Lessing 1729-81.
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