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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 104

1911 - Leipzig : Hirt
104 Iii- Das Deutsche Reich des Mittelalters. vernichtet. Hungersnot und Krankheiten hatten die Manneskraft Frankreichs gebrochen. Da kam Rettung aus dem Geschlechte der Frauen. Jetzt, wo das Banner Frankreichs den todesmüden Händen der Männer entsank, hob ein einfaches Hirtenmädchen es auf und hielt es hoch empor, goß neuen Mut in die Herzen der Verzweifelnden, sammelte die Zerstreuten und führte sie von Sieg zu Sieg. Die Retterin Frankreichs ist die Juugfrau von Orleans. Jeanne Darc wurde am 6. Jannar 1412 zu Dom Remi geboren. Das Dörfchen liegt auf dem linken Ufer der Maas in einer fruchtbaren, an Saatfeldern, Rebenhügeln und Bergwäldern reichen Gegend. Lesen und Schreiben hatte sie gelernt1). Den Winter über nähte und spann sie, im Sommer half sie den Eltern bei der Feldarbeit. Im Sommer 1425 vernahm sie im Garten ihres Vaters eine Stimme, die sprach: „Ich komme zu dir und befehle dir im Namen des Herrn, daß du nach Frankreich dem Könige zu Hilfe ziehst, damit er sein Königreich wiedergewinne." So taucht ihr zum erstenmal der große Gedanke ihres Lebens auf. Was sie gesehen und gehört, und was sie von da an häufiger sah und hörte, wagte sie ihren Eltern nicht anzuvertrauen. Als aber die Stimmen dringender sie an die Erfüllung ihrer Sendung mahnten, vertraute sie ihr Geheimnis ihrem Oheim an. Dieser wohnte in einem benachbarten Dorfe. Er war der erste, der an sie glaubte. Da erscholl die Kunde von der Belagerung von Orleans, und die Stimmen mahnten dringend: „Eile, Johanna, eile, geh nach Vaucouleurs, melde dich beim Hauptmann; zweimal wird er dich zurückweisen, zum drittenmal wird er dich zum Könige senden!" Johanna ging mit ihrem Oheim nach Vaucouleurs. „Frankreich", sagte sie zum Hauptmann, „ging durch ein Weib zugrunde und wird durch eine Jungsrau gerettet werben; das Weib ist die Königin Jsabeau, die Jungfrau bin ich!" Höhnisch wies sie der Hauptmann ab und riet ihrem Oheim, sie mit ein paar tüchtigen Ohrfeigen heimzusenden; aber sie ließ sich nicht beirren; sie blieb in Vaucouleurs bei der Frau eines Bürgers und fand allmählich Glauben. Als sie zum drittenmal zum Hauptmann ging, sagte dieser: „Ta donc, advienne que pourra“ und gab seine Zustimmung zu ihrer Abreise an das königliche Hoflager. Dieses befand sich zu Chinon. Erft am vierten Tage nach ihrer Ankunft daselbst erlangte sie Zutritt zum Könige. Um den prophetischen Geist des Mädchens zu prüfen, stellte der König sich in schlichter Kleidung unter die dreihundert edlen Ritter, Auf dem Schlosse d'honville bei Chartres wurden 1903 drei Briefe von ihr gefunden, die als echt angesehen werden. Vgl. Lyon, Zeitschrift für den Deutschen Unterricht, Jahrg. 1907, S. 726.
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