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1. Das Mittelalter - S. 10

1881 - Paderborn : Schöningh
— 10 — § 7. Religion.5) Die spärlichen Nachrichten, welche uns Cäsar und Tacitus über die Religion der Germanen mitteilen, werden durch die beiden isländischen Eddas ergänzt. Die Götterlieder der älteren Edda sind um das J. 1100 gesammelt und aus der Runenschrift übertragen; die jüngere ist zum grossem Teile in ungebundener Rede im 13. Jahrhundert verfasst. — Nach der Edda spaltete Alfadur (Allvater, Wuotan) das ursprüngliche Chaos durch seinen Blick in zwei Hälften, in Muspellheim oder Lichtreich unter der Herrschaft des Surtur und in Niflheim oder Nebelreich unter der schrecklichen Göttin Heia (daher Hölle). Aus Wasser und Feuer entstanden dann zwei Ungeheuer, der Riese Ymer und die Kuh Audhumla. Diese leckte aus einem Salzfelsen den Gott Buri hervor, dessen Enkel Odin ist. Odin erschlägt Ymer und aus dessen Riesenleib entsteht das Weltall, aus seinem Schädel das Himmelsgewölbe, aus seinen Haaren die Wälder, aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Fleisch die Erde und aus seinem Blute das Meer. Das erste Menschenpaar wurde aus einem Erlenklotz erschaffen, und seinen Nachkommen wurde Mannaheim oder das Menschenreich zum Wohnsitz angewiesen. Die sechs Reiche des Weltalls, Muspellheim, Niflheim, Mannaheim, das Götterreich Asenheim mit der Himmelsburg Walhalla, das Reich der Riesen Jötunheim und das Elfenreich Elfheim werden von der Weltesche zusammengehalten, welche sich durch alle diese Reiche erstreckt. An den Wurzeln derselben nagt ein Drache, auf der Spitze sitzt ein Adler als Zeichen der Vollendung, und zwischen Adler und Drachen läuft ein Eichhörnchen, das Sinnbild der nimmer rastenden Zeit, beständig hin und her. Wenn der Drache die Wurzeln des Baumes durchnagen wird, so entsteht das Weitende Muspilli; die Riesen stürmen Asenheim, die Regenbogenbrücke zwischen Himmel und Erde stürzt zusammen, das ganze Weltall und selbst die Götter gehen in dem allgemeinen Brande, dem Ragnarök, unter. Nur Allvater überlebt den Graus der Zerstörung und wird ein neues, seliges Weltalter schaffen, in dem kein Übel sein wird. Die Götter der Germanen waren ursprünglich nur Personifikationen der Naturkräfte, doch wurde ihnen schon früh eine Beziehung zur Thätigkeit und zum Leben der Menschen beigelegt. Der höchste Gott war Wuotan, Wodan, Odin, der weltlenkende Gott, der Beherrscher des Himmels, welcher von seinem Thron durch eine Öffnung des Himmelsgewölbes auf das Treiben der Menschen herabschaut; seine Raben (Hugin d. i. Gedanke und Munin d. i. Erinnerung) umkreisen das Erdenrund und bringen ihm Kunde von allem, was geschieht. In stürmischen x) J. Grimm, Deutsche Mythologie. 3. Aufl. 1854. — Mannhardt, Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker. 1. Bd. 1860. — Simrock, Deutsche Mythologie. 1869. — K. Weinhold, Altnordisches Leben. 1856.
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