1881 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Stein, Heinrich Konrad
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
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3. Heinrich Vi.1), 1190—1197.
§ 69. Klug und gewandt, aber leidenschaftlich und von harter Gemütsart, verfolgte er hochfliegende Pläne, ohne die grossartige Kraft seines Vaters zu besitzen.
1. Heinrichs des Löwen Ende und erster Zug Heinrichs Vi. nach Italien. Heinrich der Löwe, gereizt, weil mehrere benachbarte Fürsten in seine Besitzungen Braunschweig und Lüneburg eingefallen waren, kehrte, als Friedrich Barbarossa kaum seinen Kreuzzug angetreten hatte, dem eingegangenen Vertrage zuwider nach Deutschland zurück, zerstörte die ihm ungetreue Stadt Bardewiek (bei Lüneburg) und nahm dem Grafen von Holstein fast alle seine Länder. König Heinrich zog daher gegen ihn und zerstörte Hannover, schloss aber, weil er für die Einmischung in die italienischen Angelegenheiten freie Hand haben wollte, mit ihm einen Vertrag (zu Fulda), wonach er die Mauern Braunschweigs brechen und Lübeck mit dem Grafen von Holstein teilen sollte. Als Wilhelm Ii. von Sicilien, ohne Nachkommen zu hinterlassen, gestorben war, beeilte sich Heinrich Vi. nach Italien zu ziehen, um das erledigte Reich als Erbe seiner Gemahlin Constanze in Besitz zu nehmen. Aber die Sicilianer, einem deutschen Herrscher abhold, wählten den Grafen Tan er ed von Lecce, einen unehelichen Sohn Rogers und Enkel König Rogers Ii. (s. die Stammtafel 8. 143), zum Könige, dem der Papst, in dessen Interesse es lag, keine deutsche Herrschaft in Unteritalien aufkommen zu lassen, die Belehnung erteilte. Da unter diesen Verhältnissen der Papst (Coelestin Iii.) sich weigerte, Heinrich zum Kaiser zu krönen, so erzwang dieser die Krönung nur dadurch, dass er, um die Römer zu gewinnen, aus der ihnen verfeindeten Stadt Tusculum die kaiserliche Besatzung herauszog. Die Römer zerstörten dann das Städtchen so vollständig, dass die wenigen zurückgebliebenen Einwohner unter Laubhütten wohnen mussten, woher der Ort später seinen jetzigen Namen Frascati (frasche, Laubhütten) erhalten haben soll. Von den Römern gedrängt vollzog der Papst die Kaiserkrönung (April 1191). Nach der Krönung brach Heinrich nach Unteritalien auf, unterwarf mehrere Städte, konnte aber Neapel nicht einnehmen und kehrte, da eine
J) Böhmer, Die Regesten des Kaiserreichs 1198—1254. 1849 ff. — Töche, Kaiser Heinrich Vi. 1867.