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1. Das Mittelalter - S. 201

1881 - Paderborn : Schöningh
— 201 — Seiten des regelmässigen Zwölf- oder Achtecks zusammengesetzt wurden. Dem Hauptaltar gegenüber, gewöhnlich im Westen der Kirche, lag das grosse Eingangsportal, an dessen Seiten sich meistens zwei Türme erhoben, welche von Geschoss zu Geschoss sich verjüngend, indem ihre Pfeiler sich allmählich ablösen und in Fialen auslauten, in schlanker pyramidenähnlicher Form aufstreben und oben in dem achtseitigen Steinhelm und der steinernen Kreuzesblume ihren Abschluss finden. Für die horizontale Ausdehnung gelten beim gotischen Bau das Quadrat, das Dreieck, der Kreis und die regelmässigen Vielecke, besonders das Acht- und Zwölfeck als Hauptformen, während der Grundriss mit den Haupt- und Nebenschiffen die Form des Kreuzes darstellt. Für die vertikale Ausdehnung kann man wegen der beständigen Verjüngung aller Teile nach obenhin die Pyramide als Hauptform annehmen. — Der gotische Stil gelangte zuerst im nördlichen Frankreich zu durchgreifender Anwendung, wie dies die Kathredalen von Rheims, Amiens (Vorbild des Kölner Domes) und die Notre-Dame von Paris bezeugen. Aber seine eigentliche Vollendung erhielt er erst in Deutschland, weshalb man ihn auch wohl den deutschen Baustil genannt hat. Herrliche Gotteshäuser, wie der (1248) unter dem Erzbischöfe Konrad von Hochstaden begonnene Dom zu Köln, das Münster von Strassburg mit dem von Erwin von Steinbach (1277) entworfenen Turme und der Stephansdom in Wien geben eben so sehr von der Kunstfertigkeit und dem Ideeenreichtum, als von der tiefen Religiosität und der Opferwilligkeit jener dem Höchsten zustrebenden Zeit Zeugnis und bringen mit ihrer steinernen Schrift, im Gegensatze zu der im Sinnlichen befangenen antiken Kunst, die im Christen-tume wurzelnde Weltverachtung und Himmelssehnsucht zu grossartiger Darstellung. — Die Kunst des Bauens ward zuerst von den Laienbrüdern in den Klöstern nach strengen, sich allmählich entwickelnden Regeln geübt und wurde erst bei dem wachsenden Reiclitume der Städte auch ausserhalb der Klostermauern bekannt. Aber auch jetzt noch schlosset sich die Kenner dieser Kunst zu besonderen Innungen von Bauleuten ab, welche das Kunstgeheimnis in ihren Bauhütten, von denen die zu Strassburg die bedeutendste war, eifersüchtig bewahrten. Auch die arabische Baukunst erlebte in dieser Zeit ihren Höhepunkt und entfaltete sich teils in arkadenförmigen Umfangsmauern, die das in polygoner Form erbaute Heiligtum und den umgebenden Hofraum umschlossen, teils in Moscheeen, welche mit Kuppeln und Minarets geziert waren. Eine besondere Eigentümlichkeit ist der häufig vorkommende hufeisenförmige Bogen.
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