Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 84

1892 - Osterburg : Danehl
84 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. um nicht zu hungern, sich das Brot vor den Thüren der Leute ersiugen. Mit vielen armen Schülern zog er darum von Hans zu Haus und ließ die frommen Weisen erschallen, die ihn selbst zur tiefsten Andacht stimmten. — Eines Tages sang er auch wieder in Eisenach vor dem Hause des wohl-habenden Conrad Cotta. Die Frau desselben hatte schon wiederholt den stillen, andächtigen Knaben mit inniger Rührung betrachtet. Sie fühlte sich mehr und mehr zu ihm hingezogen und nahm ihn zuletzt ganz und gar in ihr Haus, wo sie ihm alles gab, dessen er bedurfte. Nun war unser Martin von aller Not befreiet. Jetzt konnte er sich frisch und freudig feiueu Studien hingeben und machte in der Schule solche Fortschritte, daß er schon nach vier Jahren die Universität zu Erfurt beziehen konnte. Er hat sich in späterer Zeit der edlen Fran noch oft erinnert und seinen Dank ihr vornehmlich dadurch bezeugt, daß er ihren Söhnen ein liebender Freund und Ratgeber wurde. 2. Auf der Universität. Als Student ließ es sich Luther mit großem Eifer angelegen sein, ein tüchtiger Rechtsgelehrter zu werden, denn das war der Wunsch des alten Baters, aber der liebe Gott hatte ihn zu etwas anderem bestimmt. — Sehr oft verweilte er in dem großen Bibliothekssaal der Universität. Hier sah er einst an einer Kette eine lateinische Bibel, die erste, welche er in seinem Leben erblickte. Mit inniger Freude und klopfendem Herzen nahm er das heilige Bnch in die Hand und las mit großer Begier in demselben. Je mehr er sich in den Inhalt desselben vertiefte, desto lieber gewann er das Bnch. Zuletzt konnte er sich fast nicht mehr von dem teueren Kleinod trennen und kehrte, so oft es seine Zeit gestattete, zu ihm zurück. Durch das aufmerksame Lesen in der heiligen Schrift lernte er mehr und mehr er-kennen, daß er vor Gott ein großer Sünder sei, der noch nichts zu seiner Seligkeit gethan habe. — Nun geschah es, daß er einst mit seinem Freunde Alexius vor den Thoren der Stadt Erfurt fpaziereu giug. Da zog ein Gewitter herauf. Ein Blitzstrahl zuckte hernieder, und Alexius lag erschlagen am Boden. Von schrecklicher Angst ergriffen, fiel Luther auf die Kniee und rief aus: „Heilige St. Anna! Hilf mir, ich will ein Mönch werden!" Er glaubte nämlich, durch das Leben im Kloster könne er sich die Seligkeit verdienen. Wenn er an des Alexius Stelle abberufen worden wäre, so hätte der liebe Gott ihn nicht angenommen, da er ein großer Sünder sei, der noch nichts gethan habe, um in den Himmel kommen zu können. Jenes der heiligen Anna ausgesprochene Gelübde hielt er auch. Noch tu derselben Nacht verließ er die Universität und bat an der Pforte des Augustinerklosters um Aufnahme in das Kloster, welche ihm auch bereitwilligst gewährt wurde.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer