1877 -
Berlin
: Herbig
- Autor: Ploetz, Carl
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Erste Periode, Entstehung Koma.
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Erste Periode.
Mythische Zeit Der Königsherrschaft. (7531—510.)
Gründung Roms nach der Römischen Legende.
König Numitor von Alba Longa, der Nachkomme des mit tro-
janischen Flüchtlingen in Latium, gelandeten Aeneas, wird von
seinem Bruder Amulms des Thrones beraubt, sein Sohn getötet, seine
Tochter, Bea Silvia, damit das Geschlecht des Nurmtor aussterbe,
unter die vestalischen Jungfrauen aufgenommen. Die Zwillinge Ro-
mülus und Remus, die Söhne der Rea Silvia und des Kriegsgottes
Mars, befiehlt Amullus in den über die Ufer getretenen l'iber zu
werfen. Die Kinder werden gerettet, von einer Wölfin gesäugt und
von dem königlichen Hirten Faustulus auferzogen. Zu Jünglingen
herangewachsen machen Romulus und Remus an der Spitze anderer
Hirten Jagd- und Beutezüge. Sie werden von Räubern bei dem
Hirtenfest der Luperealien überfallen, Remus wird gefangen, vor
Numitor geführt und beschuldigt, dessen Aecker geplündert zu haben.
Numitor erkennt die Enkel. Diese überfallen mit ihren Genossen
den Usurpator Amuvtus, töten ihn und setzen den rechtmäl’sigen
König, ihren Grofsvater Numitor, wieder auf den Thron von Alba
Longa. Mit des Königs Erlaubnis gründen die Zwillinge an der
Stelle des Tiberufers, wo sie einst ausgesetzt wurden, eine Stadt.
(Fest der Palilia, 21. April, als Gründungstag gefeiert.) Bei dem
Streit darüber, wer dieselbe nach seinem Namen nennen und be-
herrschen soll, wird Remus getötet; Romulus, alleiniger König, nennt
die Stadt nach seinem Namen Roma.2
Vermuthung über die wirkliche Entstehung Roms.
Die Ergebnisse der neueren wissenschaftlichen Forschung lassen
darüber nicht den mindesten Zweifel, dass die römische Erzählung
von der Gründung der Stadt keine Geschichte, sondern eine jedes
tliat sächlichen Anhalts entbehrende Erfindung ist. Es liegt auf der
1 Nach d. Aera des Varro 758, nach der des Cato 751, wobei
man aber, um Jahre der Stadt in Jahre v. Chr. Geb. zu verwandeln,
von der Zahl 754 oder 752 subtrahiren muss. Beide Zahlen ge-
hören der conventionellen Chronologie an, vgl. S, 98 u. 101.
2 Livius, I, 3—G.
C. Plcßtz, Autüug. 6. Aufl,
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