Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 86

1891 - Danzig : Gruihn
86 Preußens Könige und ihre Zeit. und Kleist. Kaiser Alexander von Rußland und König Friedrich Wilhelm Iii. waren ebenfalls in der Mitte der Krieger. Die ungestüme Tapferkeit der Preußen und Russen siegte anfangs und behauptete bis in die Nacht das Schlachtfeld. Aber Napoleon führte immer neue Scharen in den Kamps, und so mußten die Verbündeten endlich den Rückzug antreten und bei Bautzen Verstärkungen an sich ziehen. General Scharnhorst. der „deutschen Freiheit Waffeuschmied", empfing in dieser Schlacht die Todeswunde und starb bald darauf in Prag, wohin er sich begeben hatte, um den Kaiser von Österreich zum Bunde gegen Napoleon zu bewegen. Der Dichter Max von Schenkendorf sang begeistert von ihm: Keiner war wohl treuer, reiner! Näher stand dem König keiner. Doch dem Volke schlug sein Herz! Bautzen, 20. und 21. Mai. Napoleon rückte hierauf in Dresden ein und drohte, Sachsen als ein erobertes Land zu behandeln, wenn der König dieses Reiches ihm nicht seine Truppen zur Verfügung stelle. Dem bedrängten Monarchen blieb nichts anderes übrig, als der Gewalt nachzugeben. Napoleon ereilte die Verbündeten bei Bautzen an der oberen Spree (im Königreich Sachsen) und es kam hier zu einer zweitägigen Schlacht. Da die Verbündeten jedoch ihre Truppen gegen die Übermacht Napoleons nicht ausreiben wollten, so brachen sie den Kampf ab und begaben sich in fester Haltung nach Schlesien. Waffenstillstand. Österreichs Kriegserklärung. Napoleon kam nach Beendigung beider Schlachten zu der Erkenntnis, daß feine Kräfte einstweilen gegen die Verbündeten nicht ausreichten, und er schloß daher mit ihnen einen Waffenstillstand auf sechs Wochen. Beide Teile hatten denselben nötig, um ihre Rüstungen zu beendigen. Als nun Österreich einen Frieden zu vermitteln suchte, wies Napoleon die müßigen Forderungen der Verbündeten zurück. Da aber erklärte auch der Kaiser Franz von Österreich an Frankreich den Krieg und verbündete sich mit Rußland und Preußen. 66. Ujjhoms Mi schar. Die schwarze Areischar. Bei der Erhebung Preußens hatte der preußische Major von Lützow ein freiwilliges Jägercorps gebildet, welches aus Reiterei und Fußsoldaten bestand und nach seiner schwarzen Kriegstracht die schwarze Schar genannt wurde. Die edelsten Männer und Jünglinge, Frauen und selbst Jungfrauen traten in diese Freischar ein, die bald übermäßig anwuchs. Bei der Reiterei stand der Freiheitsdichter Theodor Körner, welcher sang: „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör's näher und näher erbrausen! Es zieht sich herunter in düsteren Reih'n, Und gellende Hörner erschallen darein, Erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die wilden Gesellen fragt: Das ist Lützows wilde verwegene Jagd! Überfall der Lützower. Als nach der Schlacht bei Bautzen ein Waffenstillstand geschlossen war, tummelte sich Lützow jenseits der Elbe im Rücken des französischen Heeres herum. Da er den Bestimmungen des Waffenstillstandes gemäß nicht rechtzeitig' auf preußisches Gebiet zurück-

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Vaterländische Geschichte - S. 97

1907 - Danzig : Axt
— 97 — sie ihren Geist auf, und ihre Waffenbrüder trugen sie zu Grabe, während drei Jägerkorps und sämtliche Offiziere ihrem Sarge folgten. Die Vaterlandsliebe und der Tod dieser Jungfrau fanden in ganz Deutschland gerechte Würdigung, und ihr Andenken wurde in Liedern gefeiert. Dkl tritt Ktmiwkrikg. 1813—1814. 70. Der rniljlhtgsftliinig. 1813. Napoleons Rüstungen. Nachdem Napoleon 1812 ans Rußland nach Frankreich gekommen war, wurden hier große Rüstungen gemacht. Er ordnete die Aushebung von 350000 Mann an, und als er Preußens Kriegserklärung erhielt, wurden außerdem noch 180000 Mann ausgehoben. Auch Italien und die Rheinbundfürsten mußten ihm Truppen stellen. Dann ließ er verkünden: „Der preußische Name soll aus der Reihe der Völker gäuzlich ausgelöscht werden!" _ Groß Görschen oder Lützen. (2. Mai.) Mit einem Teil seiner Truppen rückte Napoleon nach den Ebenen von Leipzig, wo er von den verbündeten Russen und Preußen bei Großgörschen*) angegriffen wurde. Napoleon trug jedoch den Sieg davon; denn die Verbündeten wurden von dem russischen Feldherr^ Wittgenstein mangelhaft angeführt. Die Prenßen hatten mit großer- Todesverachtung gefochten, und General Scharnhorst wurde verwundet, so daß er nach kurzer Zeit starb. Von ihm sang der Dichter Mar von Schenkendors: Keiner war wohl treuer, reiner; näher stand dem König keiner; Doch dem Volke schlug sein Herz Ewig aus den Lippen schweben Wird er, noch im Volke leben besser als in Stein und Eiz. Bautzen. (21. Mat.) Hierauf rückte Napoleon tu Dresden ein, nachdem er den König von Sachsen gezwungen hatte, ihm beizustehen. Bald lieferte er nun den Verbündeten die Schlacht bei Bautzen im Königreich Sachsen. Auch hier fochten Preußen und Russen mit großer Tapferkeit, räumten aber das Feld, um nicht zu große Verluste zu erleiden. Als Napoleon einsah, daß der Sieg ihm fernerhin nicht ganz leicht werden würde, schloß er mit bett Verbündeten einen Waffenstillstand auf sechs Wochen, worüber jedoch die Preußen in ihrer Begeisterung murrten, so daß der König Mühe hatte, sie zu beruhigen. Lützow. Major von Lützow, welcher sich mit einem kaufen kühner Retter- bis an Frankreichs Grenze gewagt hatte, erhielt von dem Waffenstill-stanb zu späte Nachricht und konnte bis zu dem festgesetzten Zeitpunkt nicht mehr über die Elbe zurückkehren. Napoleon aber befahl: „Die Räuber follen vernichtet werden, wo man sie findet." Die kleine Schar wurde bei Leipzig von französischer Übermacht hinterlistig überfallen und aufgerieben. Lützow selbst aber schlug sich mit einer geringen Anzahl der Seinen tapfer durch den Feind. 71. Beginn des Soinmerseld?uges. 1813. Aufstellung der Heere. Während des Waffenstillstandes trat L|ten-etch aus die Seite der Verbündeten, und diese stauben nun dein Heere Napoleons au Stärke nicht mehr nach. Auch der Kronprinz von Schweden *) Bei Weißenfels in der P-.ovinz Sachsen. Krüger, Vaterl, Gesch Simiittaii-Au-:<gabe. 7

2. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 234

1901 - Berlin : Rentel
184. Mhows Ireifchar. 1813. fdjtosttje Freischar. Bei der Erhebung Preußens hatte der preußische Major von Lützow ein freiwilliges Jägercorps gebildet, welches Jiciterei und Fußsoldaten bestand und nach seiner schwarzen Kriegstracht die schwarze Schar genannt wurde. Die edelsten Männer und Jünglinge, Frauen und selbst Jungfrauen traten in diese Freischar ein, die bald übermäßig anwuchs. Bei der Reiterei stand auch der Freibeitsdichter Theodor Körner. Übersatt der Lühower. Als nach der Schlacht bei Bautzen ein Waffenstillstand geschlossen war, tummelte sich Lützow jenseits der Elbe im Rücken des französischen Heeres herum. Da er deu Bestimmungen des Waffenstillstandes gemäß nicht rechtzeitig auf preußisches Gebiet zurückkehrte, so gab Napoleon den Befehl: „Die Räuberbande der schwarzen Schar soll eingefangen und niedergehauen werden." Unweit Leipzig wurde Lützow von Württembergern überfallen und entkam nur mit wenigen Reitern, während seine übrigen Geführten fast alle erlagen. — Zu seinem größten Arger mußte es Napoleon erleben, bei Wiedereröffnung des Feldzuges die Lützowsche Freischar, die er gänzlich vernichtet wähnte, gleichsam von den Toten auferstanden zu sehen. Eleonore Prochaska. Zu den Jnngsraueu, die sich zur Zeit der Befreiungskriege uuter mancherlei Verkleidungen zu den Waffen drängten, gehörte auch Eleonore Prochaska, die Tochter eines Unteroffiziers aus Pots- : dam. Heimlich verließ sie ihre Eltern und trat in Männerkleidung unter dem Namen Renz in das Lützowsche Freicorps als Jäger zu Fuß. An ihren Brnder schrieb sie aus dem Felde: „Ich bin überzeugt, keine leichtsinnige That begangen zu haben; beitit sieh nur, wie die Mädchen in Spanien und Tirol handeln. Wir exerzieren und schießen recht fleißig. Lebe wohl! Ehrenvoll oder nie siehst Du mich wieder. Komme ich nicht Zurück, so sage ich Dir in diesem Briefe das letzte Lebewohl!" Und sie kam wirklich nicht mehr in ihre Heimat; denn im Gefecht an der Görde bei Lüneburg wurde ihr (am 16. September 1813) der rechte Schenkel von einer Kanonenkugel zerschmettert. Nun gab sie sich einem ihrer Waffen-genossen als Mädcheu zu erkennen und sprach: „Mein Volk war meine Liebe! Dem Vaterland gehört mein Herz und Blut." Und so starb sie unter schweren Leiden den schönen Tod fürs Vaterland. In Potsdam hat man dieser Heldenjirngfrau in jüngster Zeit ein Denkmal gesetzt. 1s5. Wedesopfer der deutschen Frauenwelt. 1813. Fraucnverein. Neun Prinzessinnen, an der Spitze die hochherzige Prinzessin Marianne, die Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen, welcher des Königs jüngster Bruder war, gründeten einen Frauenverein zum Wohle des Vaterlandes und erließen einen Aufruf an die Franen im preußischen Staate. Sogleich gab auch das weibliche Geschlecht alles hin, worauf es doch sonst hohen Wert legt, jede Art voii Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Eiue junge Frau, deren Gatte als Freiwilliger eintrat, sandte ihren Brautschmuck mit den Worten: „Gold und Schmuck dürfen für eine preußische Bürgerin keinen Wert mehr haben, als den, es dem Vaterlande zum Opfer zu bringen." Von einer Juugfrau wurdeu ein Paar goldene Ohrringe gespendet mit der Zuschrift: „In dem Augeublicke, wo es gilt, für König und Vaterland zu handeln, ist es schmerzhaft, keine Reichtümer zu besitzen. So lege ich diese geringe Gabe auf den Altar des

3. Heft 1 - S. 69

1893 - Merseburg : Stollberg
— 69 — 31. Napoleons Mache an der Mtzower Ireischar. Am 20. und 21. Mai rangen die verbündeten Heere mit Napoleon bei Bautzen. Die Verbündeten unterlagen, aber der Sieg war für Napoleon wie der erste bei Großgörschen: das Schlachtfeld blieb ihm, aber kein Siegeszeichen! Da bequemte sich denn der Kaiser zu einem Waffenstillstände. Traurig hörten die Vaterlandsfreunde Preußens vom Ruhen der Waffen. Erst die Folgezeit machte klar, von welchem Segen für die große Sache dieser Waffenstillstand war. Was aber dem Vaterlande, der großen Sache des heiligen Krieges zum Segen wurde, ward einer edlen Kriegerschar zum Verderben. — Als der König seinen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerscharen erließ, da regte sich in der Brust tapferer Krieger auch der Gedanke, besondere Freischaren zu errichten neben dem stehenden Heere. Der Gedanke fand Anklang auch bei den höheren Führern, und so wurde schon unterm 18. Februar dem Major v. Lützow die Erlaubnis erteilt, in Breslau sein Werbet)üreau aufzuschlagen. Da kam der Student wie der Professor, der Arzt und der Künstler, der Lehrer und der Geistliche, der Bauernsohn und der Staatsbeamte, um sich einschreibe» zu lassen in die Listen der Schar, die für ihre Uniform die schwarze Farbe1) gewählt Hatte, „zum Zeichen, daß alle Farben deutschen Lebens erst wieder aufblühen sollten." Schnell wuchs das Korps auf die Zahl von 3000 heran. Manch kühnen Reiterzug Hat die „schwarze Schar" ausgeführt; bald war sie der Schrecken der Feinde! Ende Mai Hatte sich der Major v. Lützow mit seinen Reitern nach dem Harz gezogen, war von hier nach Thüringen geeilt und Hatte sich bei Weimar mit dem Streiskorps des Rittmeisters von Colomb vereinigt, um von hier bis ins sächsische Voigtland zu streifen. Da kam plötzlich die Kunde von dem abgeschlossenen Waffenstillstände. Der glückliche Colomb rettete sich noch mit großer Beute über die Elbe, des Majors v. Lützow Harrte ein Henkerstreich. Am 17. Juni gegen 6 Uhr abends erreichte der Major mit der Vorhut das ungefähr 4 Stunden von Leipzig gelegene Dorf Kitzen. Württembergische Reiterei war ihnen gefolgt. Doch deutete noch nichts auf den kommenden Sturm. Der Major verabredete mit dem Führer der feindlichen Reiterei Waffenruhe und versprach im Dorfe zu bleiben, bis ihm vom Höchstkomman-dierenden Offiziere geschickt seien, die ihn zur Elbe führen sollten. So wurde denn das Lager bezogen. Gegen 7 Uhr waren die Pferde notdürftig befestigt, Abgezäumt und mit Freßbeuteln versehen, als dem Major gemeldet wurde, daß sich von zwei Seiten Staubwolken auf das Dorf zu bewegten. Der Major und die Kriegswissenschaft in allen ihren Zweigen kannte er mehr wie irgend einer und war daher zu einem Heeresordner ganz befähigt. Ein glühender Haß gegen Napoleon und Frankreich kochte fortdauernd in diesem anscheinend teilnahmlosen, schläfrigen Körper und gab ihm die Kraft, zur Erreichung des Zweckes gegen Kabalen und Undank zu kämpfen." *) Ich weiß sehr wohl, daß der Grund für Annahme der schwarzen Uniform ein anderer war. D. V.

4. Theil 4 - S. 97

1862 - Breslau : Max
Oestreichs Kriegserklärung gegen Frankreich. 97 kündet; der Bund zwischen den beiden Völkern und zwischen ihren Fürsten war befestigt worden und ganz Deutschland rich- tete große Hoffnungen auf die braven Streiter für die nationale Befreiung. Als ein schwerer Verlust wurde die tödtliche Ver- wundung des edlen Scharnhorst beklagt. Die verbündeten Fürsten zogen nach Bautzen, um dort neue Truppen an sich zu ziehen. Napoleon ging zuilächst nach Dres- den, und nöthigte den König von Sachsen, der in Prag mit Oestreich unterhandelte, nach Dresden zurückzukehren und sich ihm sofort wieder anzuschließen. Danil rückte er gegen die Verbün- deten vor. Diese hatten sich inzwischen bis auf 100,000 Mann verstärkt; Napoleon aber führte ihnen 140 bis 150,000 Mann entgegen und nach einer blutigen Schlacht, in welcher ihm einer seiner besten Feldherren, der Marschall So ult, zur Seite stand, nöthigte er sie, ihre Stellung bei Bautzen aufzugeben. Die beiden Herrscher wollten hier, wie bei Groß-Görschen, den Kampf noch nicht bis aufs äußerste treiben, weil sie noch große Verstärkuilgen zu erwarten hatten und auf den baldigen Anschluß Oestreichs hofften. Sie führten ihre Heere nach Schlesien, wohin Napoleon sie verfolgte; aber sie ließeil ihn merken, daß es keine Flucht war, denn oft wandte sich ihr Nachtrab um und brachte seinem Vortrab empfindliche Verluste bei. Er nahm deshalb einen an- gebotenen Waffenstillstand auf sechs Wochen (am 4. Juni) gern an. In Preußen sah man trotz der bisher erlittenen Nachtheile den Waffenstillstand nicht gern; der König aber sagte in einer öffentlichen Erklärung: „Der Waffenstillstand ist angenommen, damit die Nationalkraft, die mein Volk bis jetzt so ruhmvoll ge- zeigt hat, sich völlig entwickeln könne. Bis dahin war uns der Feind an Zahl überlegen, und wir konnten nur erst den alten Waffenruhm wieder gewinnen; wir müssen jetzt die kurze Zeit benutzen, um so stark zu werden, daß wir auch unsere Un- abhängigkeit wieder erkämpfen. Beharrt in eurem festen Willen, vertraut eurem Könige, wirkt rastlos fort und wir werden auch dieses Ziel erreichen." Während des Waffenstillstandes erregte die Vernichtung der Lützowschen Reiterschaar viel Theilnahme. Der Major von Lützow hatte sich mit einer Schaar kühner Reiter in den Rücken der französischen Armee begeben und dieselbe fortwährend be- unruhigt. Bei Abschluß des Waffenstillstandes wurde festgesetzt, daß diese Reiter bis zum 12. Juni über die Elbe zurückgekehrt Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Aufl. 7

5. Geschichtsbilder - S. 251

1903 - Berlin : Süsserott
— 251 — nach Breslau. Hier schloß er ein Bündnis mit Rußland und erklärte Napoleon den Krieg. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise, stiftete er den Orden des Eisernen Kreuzes mit dem Wahlspruche: „Mit Gott für König und Vaterland." Am 17. März 1813 erließ er den „Aufruf an mein Volk." „Es gibt", so heißt es darin, „keinen andern Ausweg als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Gott wird unserer gerechten Sache den Sieg verleihen". 3. „Und alle, alle kamen." — Der Aufruf des Königs entfachte einen Sturm hehrer Begeisterung. Das ganze Volk erhob sich wie ein Mann. Jeder, der die Waffen zu tragen vermochte, eilte zu den Sammelplätzen. Der Laudmann verließ den Pflug, der Handwerker die Werkstatt, der Kaufmann das Geschäft. Lehrer und Schüler vertauschten die Feder mit dem Schwerte. Selbst Jungfrauen drängten sich in Männerkleidung zu den Fahnen. Wer nicht ins Feld ziehen konnte, opferte alles, was er an Hab und Gut entbehren konnte, für das Vaterland. Die Kinder öffneten ihre Sparbüchse, die Frauen trennten sich von ihrem Schmuck. Eheleute gaben ihre goldenen Trauringe her. Es wurden ihrer ihrer nicht weniger als 160000 nach Berlin gesandt und dort gegen kleine eiserne Ringe eingetauscht, welche auf dem äußeren Rande die Inschrift führten: „Gold gab ich für Eisen 1813". Ein 18 jähriges Mädchen ließ sich ihr herrliches Haar abschneiden, um den Erlös, zehn Taler, dem Vaterlande zu weihen. Ein Bauer sandte sein Pferd mit den Worten: „Fünf Pferde haben mir die Franzosen gestohlen, das sechste will ich ihnen nachschicken." Breslau wurde der Sammelpunkt der Truppen. Zu allen Toren der Stadt zogen Freiwillige herein. Der Major von Lutzow errichte ein freiwilliges Jägerkorps, die ,,schwarze Schar." In ihre Reihen trat der Turnvater Jahn und der Freiheitssänger Theodor Körner. So stand in wenigen Wochen ein Heer von 270000 Mann kriegsbereit. Fast ganz Deutschland bildete ein mächtiges Kriegslager; andere Staaten, Mecklenburg voran, schlossen sich Preußen an. Ehe die Krieger auszogen, wurden sie feierlich in der Kirche eingesegnet, unter Glockengeläute verließen sie die Stadt. 2. Die Schlachten des Jahres 1813. 1. Groß-Görschen und Bautzen. — Während dieser Rüstungen hatte Napoleon gleichfalls ein neues Heer gesammelt und kam über den Rhein herangezogen. Die Fürsten des Rheinbundes mußten ihm Heeresfolge leisten. Bei Groß-Görschen stellten sich ihm am 2. Mai 1813 die Preußen und Russen entgegegen, erlagen aber trotz größter Tapferkeit der Kriegskunst des Korsen. Der edle Scharnhorst ward auf den Tod verwundet und starb bald darauf zu Prag. Auch in der zweitägigen Schlacht bei Bautzen am 20. und 21. Mai trug Napoleon den Sieg davon. Dennoch war der Mut der Preußen ungebrochen, sie hatten auch keine Kanonen und Gefangene verloren. ,,Das sind die Preußen von Jena nicht mehr", bekannte Napoleon. Weil er in beiden Schlachten starke Verluste erlitten hatte, bot er einen Waffenstillstand an, den die Verbündeten annahmen. Während derselben ließ er heimtückisch Lützows Freikorps unweit Leipzig niedermachen. Theodor Körner entkam mit wenigen Gefährten. 2. Kricqsplan — Während Napoleon Sachsen zum Anschluß zwang, gewann Preußen neue Bundesgenossen an Österreich und Schweden. Alle

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 190

1905 - Breslau : Handel
Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Körner, der Braut und Amt verließ und, wie Joseph von Eichendorff, in das freiwillige Jägerkorps des Majors von Lützow eintrat, Max von Schenkendorf, der trotz der gelähmten Rechten sich nicht von der Teilnahme am Kampfe abhalten ließ, nährten die Flamme der Begeisterung. Freudig folgten die Wehrfähigen dem Rufe des obersten Kriegsherrn. Die Hörsäle der Universitäten und die oberen Klassen der Gymnasien verödeten. Der Landmann verließ den Pflug, der Bürger Werkstatt und Kaufhaus. Bartlose Jüugliuge und ergraute Männer drängten sich zum Dienst der Waffen. Den Augen des Königs entrannen Tränen, als er von einem Fenster des Breslauer Regieruugs-gebäudes aus 80 Wagen mit Freiwilligen zählte, die eben von Berlin angelangt waren. Die Zahl der freiwilligen Jäger erreichte 12000. Wer nicht mit ausziehen konnte zum heiligen Kriege, legte Opfer an Geld und Gut auf dem Altare des Vaterlandes nieder. Eheleute gaben ihre goldenen Trauringe hin und erhielten dafür eiserne. Bräute brachten ihren Schmuck. Eine schlesische Jungfrau, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr langes, schönes Haar abschneiden, nm den Erlös dafür opfern zu können. Ein Schulze, dem die Franzosen 5 Pferde weggenommen hatten, gab sein letztes Zugtier dem Vaterlande. An der Durchführung der allgemeinen Volksbewaffnung ward allerorten mit Eifer gearbeitet. Gauz Preußeu glich einem Heerlager. Nach feierlichem Gottesdienst und unter dem Geläute der Glocken zogen die Wehrfähigen der einzelnen Kirchspiele zum Sammelplatz ab. Das kleine ausgesogene Königreich hat in jenem großen Völkerfrühlinge 277000 Streiter aufgebracht, mehr als das russische Weltreich. Auf 17 Seelen kam ein Krieger. In betrübendem Gegensatz zur patriotischen Begeisterung in Preußen stand die Teilnahmslosigkeit der Rheinbundstaaten. Nur die beiden Herzöge von Mecklenburg schlossen sich den Verbündeten an. Der „Aufruf an die Deutschen", den die Monarchen Rußlands und Preußens am 26. März von Misch aus erließen, blieb fast ohne Wirkung, weil die franzosenfreundliche Haltung der Behörden in den Rheinbundstaaten jede Betätigung deutscher Gesinnung hemmte. Großgörschen und Bautzen. Mit erstaunlicher Tatkraft hatte auch Napoleon gerüstet. Die ans Rußland Entkommenen waren größtenteils Offiziere und Unteroffiziere. Mit ihrer Hilfe war es ihm möglich, durch Aushebungen rasch ein neues Heer zu bilden. Gehorsam führten die Rheinbündner dem Protektor ihre Streitkräfte zu, als er im Frühling diesfeit des Rheines erschien. So konnte Napoleon sogar mit überlegener Macht den Feldzug beginnen. Bei Großgörschen (unweit Lützen) griffen ihn die Verbündeten am 2. Mai an. Die Preußen fochten mit Löwenmut. Nur der Unfähigkeit des Oberanführers, eines russischen

7. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 408

1888 - Berlin : Hertz
408 Bautzen; der Waffenstillstand; Lützow's wilde Schaar. am 12. Mai nach Dresden zurück, wo ihn Bonaparte als treuen Bundesgenossen festlich begrüßen ließ. Bald eilte der gewaltige Krieger nun weiter, den Verbündeten nach, die bei Bautzen in der Lausitz ein festes Lager bezogen hatten. Sie standen dort 100,000 Mann stark, aber der Feind zählte nahe an 150,000. Am 22. Mai kam es zu einer blutigen Schlacht, in welcher die Verbündeten, wie bei Groß-Görschen, die größte Tapferkeit bewiesen, aber zuletzt doch der Uebermacht weichen mußten. Alexander und Friedrich Wilhelm wollten es auch hier noch nicht zum Aeußersten kommen lassen; denn sie hatten noch viel neugerüstetes Volk aus Rußland und Preußen zu erwarten und überdies hofften sie jetzt gerade auf den baldigen Zutritt von Oesterreich. Darum wollten sie nicht durch vorzeitige Wagnisse ihre Truppen aufreiben lassen, sondern dieselben schonen, bis sie vereint mit dem gehofften Zuwachse dem Feinde die Spitze bieten könnten. Sie befahlen denn nach dreistündigem Kampfe ihren Heeren, die Schlacht abzubrechen, und bei hellem Tage um drei Uhr Nachmittags geschah der Rückzug vom Schlachtfelde mit solcher Ordnung und Ruhe, daß die Franzosen an kein Verfolgen, an kein Bentemachen denken konnten. Vergeblich trieb Napoleon, auf einer Trommel seiner Garde sitzend, mit hastiger Eile seine Schaaren vorwärts, um größere Vortheile zu erzwingen, die leichten preußischen Reiter und die Kosacken wiesen alle Angriffe der Verfolgenden zurück, und er mußte froh sein, das Schlachtfeld behauptet zu haben, aus welchem 12,000 von den verbündeten Truppen, aber 20,000 Franzosen das Leben eingebüßt hatten. Waffenstillstand; Oesterreichs Kriegserklärung. Die Verbündeten zogen sich nach Schlesien zurück; Napoleon folgte ihnen auf dem Fuße, aber er vermochte ihnen keinen Schaden beizubringen, vielmehr hatten seine eigenen Truppen durch plötzliche Angriffe der unverhofft umkehrenden Feinde manchen schweren Verlust zu erleiden. Am schmerzlichsten war dem Kaiser der Tod seines einzigen persönlichen Freundes, des Marschalls Duroc, welchen bei einem solchen Ausfalle eine Kugel vom Pferde riß. Napoleon mußte einsehen, daß er den Sieg dies Mal nicht so leichten Kaufes erlangen würde, und er nahm einen ihm angebotenen Waffenstillst and auf 6 Wochen gern an. Am 4. Juni wurde derselbe zu Breslau abgeschlossen. Zuerst nahm das Volk in Preußen diese Waffenruhe unwillig auf: in ungeduldiger Begeisterung murrte man über den Verzug, der dem kampfentbrannten und durch die Tage von Groß-Görfchen und Bautzen keineswegs entmutigten Heere auferlegt wurde. Der König aber beruhigte fein Volk; der Waffenstillstand solle der Nationalkraft, die sich schon so ruhmvoll gezeigt, nur Zeit geben,_ sich völlig zu entwickeln. „Bis dahin," sagte der König, ,,war uns der Feind an Zahl überlegen, und wir konnten nur erst den alten Waffenruhm wieder gewinnen: wir müssen jetzt die kurze Zeit benutzen, um so stark zu werden, daß wir auch unsere Unabhängigkeit erkämpfen/' So wurde denn rastlos fortgewirkt, gewaffnet, geübt und alle Kräfte der Nation von Neuem angespannt. Während des Waffenstillstandes zog das Schicksal einer muthigen Kriegerschaar die Theilnahme von ganz Deutschland auf sich. Der Major von Lützow hatte sich mit einem Haufen kühner Reiter, aus Jünglingen aller Stände bestehend, in des Feindes Rücken bis an die Grenze Frankens gewagt

8. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 118

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 118 darauf erließ er von Breslau aus den Aufruf: „An mein Volk!" und von allen Seiten strömte alt und jung, reich und arm herbei, das Vaterland zu retten oder mit Ehren unterzugehen. „Das Volk steht auf. Der Sturm bricht los." Die Studenten verließen die Lehrsäle, die Gesellen die Werkstätten. Jünglinge, die kaum dem Knabenalter entwachsen waren, und Männer, die sich bereits dem Greisenalter näherten, eilten zu den Waffen. Ein Bauer brachte ein Pferd und sagte: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das sechste will ich ihnen nach- schicken." Der Freiherr von Lützow bildete ^u Breslau eine Freischar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das geknechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, ver- tvegener Jagd", gehörte derselben an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmuck- sachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 M., die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer- kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz- blut für das Vaterland opferte. 2. Groß Görschen und Bautzen. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß- Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhmvoll die erste Feuerprobe, aber die Schlacht blieb unentschieden. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Österreich zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen. (Gedicht: In dem wilden Kriegestanze re.) Noch einmal rangen beide Heere bei Bautzen miteinander; aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie?" rief Napoleon entrüstet ans, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab- geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden 3 große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden; 2) die schlesische Armee unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Blücher war bei Beginn der Freiheitskümpfe bereits 70 Jahr alt, doch stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar". „Mich jnckt's in allen Fingern," schreibt er 3 813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn luir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein .... Darum, so sage ich: Marsch, aus und dem Feind in die Rippen." ' 5. Groß-Beeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade aus Berlin zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrlente aber

9. Teil 1 - S. 28

1911 - Leipzig : Dürr
— 28 — Nachdem der König von Preußen am 16. März an Frankreich den Krieg erklärt hatte, rief er am Tage darauf sein ganzes Volk zu den Waffen. „Und alle, alle kamen!" und strömten seinen Fahnen zu. Der Handwerker verließ seine Werkstatt, der Bauer sein Feld, der Gelehrte die Studierstube, um die Waffen zu ergreifen. Da zeigten sich rührende Züge von Vaterlandsliebe und Opfermut. Ein Bauer brachte das letzte Pferd, das die Franzosen ihm gelassen hatten, ein Schäfer verkaufte seine Herde, um sich mit dem Erlös auszurüsten. Die Universitäten und oberen Klassen der höheren Schulen wurden geschlossen, und die Jünglinge eilten voll Begeisterung herbei. Auch bildete sich ein sogenanntes Freikorps, das besonders Jünglinge aufnehmen wollte, die keine Preußen waren. Diese Schar befehligte der Major von Lützow. 2. weiblicher Heldensinn und Opfermut. Auch die Frauen blieben in der allgemeinen Bewegung nicht zurück. Es bildeten sich Vereine, an deren Spitze die Prinzessin Marianne von Preußen stand, zur Entgegennahme freiwilliger Liebesgaben und zur Pflege der Verwundeten. Es wurden Niederlagen eingerichtet, in denen man die Gaben in Empfang nahm, und die wurden den ganzen Tag nicht leer. Jeder brachte aus freudigem Herzen alles, was er entbehren konnte! Schmucksachen und kostbare Geräte wurden verkauft, sogar goldene Trauringe tauschte man um gegen eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen." Ein armes Edelfräulein, Ferdinande von Schmettan, die gar keinen Schmuck besaß, schnitt ihr schönes, langes Haar ab und verkaufte es. Zwei Jungfrauen traten, als Männer verkleidet, mit in die Reihen der Kämpfenden ein. Eleonore Prohaska wurde in einem Gefecht tödlich verwundet, Auguste Krüger dagegen blieb unverwundet und wurde zum Unteroffizier befördert. 3. Die Kämpfe bis zur Schlacht bei Leipzig, a) Obwohl Napoleon den größten Teil seines Heeres in Rußland verloren hatte, schuf er doch mit staunenswerter Schnelligkeit ein neues Heer, das er Anfang Mai nach Deutschland führte, auch süddeutsche Truppen mußten mit in den Kampf gegen Preußen und Rnffen ziehen. Die ersten Schlachten bei Großgörschen und Bautzen waren leider für die Verbündeten unglücklich. Nach der Schlacht bei Bautzen wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand geschlossen. Währenddessen traten auch Österreich und Schweden den Verbündeten bei. Es wurden nun drei Heere gebildet: das Nordheer unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, das Schlesische Heer unter Blücher und das Hauptheer in Böhmen unter Schwarzenberg. Napoleon stellte ihnen ebenfalls drei Heere entgegen. Sein Plan war, vor allen Dingen Berlin einzunehmen, und ein französischer General rückte ans die Hauptstadt los. Der Kronprinz Bernadotte, ein früherer General Napoleons, wollte eine Schlacht vermeiden und verbot dem preußischen General Bülow, den

10. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 200

1911 - Berlin : Winckelmann
— 200 — schlage taub. Tie Begeisterung in Deutschland erschien ihm wie ein Fieberrausch, und er beschloß: „Der preußische Name soll gänzlich ausgelöscht werden aus der Reihe der Völker." Doch Gott der Herr wollte es anders. Großgörschen. 2. Mai. Als Napoleon durch die Ebene der Saale und Elster marschierte, wurde er bei Großgörschen (in der Provinz Sachsen) von dem vereinigten russisch-preußischen Heere angegriffen, das der russische General von Wittgenstein leitete. Unter dem Befehl dieses Oberfeldherrn standen auch die preußischen Generale Blücher, York und Kleist. Kaiser Alexander von Rußland und König Friedrich Wilhelm in. waren ebenfalls in der Mitte der Krieger. Die ungestüme Tapferkeit der Preußen und Russen siegte anfangs und behauptete bis in die Nacht das Schlachtfeld. Aber Napoleon führte immer neue Scharen in den Kampf, und so mußten die Verbündeten endlich den Rückzug antreten und bei Bautzen Verstärkungen an sich ziehen. General Scharnhorst, „der deutschen Freiheit Waffenschmied", empfing in dieser Schlacht die Todeswunde und starb bald darauf in Prag, wohin er sich begeben hatte, um den Kaiser von Österreich zum Bunde gegen Napoleon zu bewegen. Der Dichter Max von Schenkendors sang begeistert von ihm: Keiner war wohl treuer, reiner! Näher stand dem König keiner. Doch dem Volke schlug sein Herz! Bautzen, 20. und 21. Mai. Napoleon rückte hierauf in Dresden ein und drohte, Sachsen als ein erobertes Land zu behandeln, wenn der König dieses Reiches ihm nicht seine Truppen zur Verfügung stelle. Dem bedrängten Monarchen blieb nichts anderes übrig, als der Gewalt nachzugeben. Napoleon ereilte die Verbündeten beibautzen an der oberen Spree (im Königreich Sachsen) und es kam hier zu einer zweitägigen Schlacht. Da die Verbündeten jedoch ihre Truppen gegen die Übermacht Napoleons nicht aufreiben wollten, so brachen sie den Kampf ab und begaben sich in fester Haltung nach Schlesien. Waffenstillstand. Österreichs Kriegserklärung. Napoleon kam nach Beendigung beider Schlachten zu der Erkenntnis, daß seine Kräfte einstweilen gegen die Verbündeten nicht ausreichten, und er schloß daher mit ihnen einen Waffenstillstand auf sechs Wochen. Beide Teile hatten denselben nötig, um ihre Rüstungen zu beendigen. Als nun Österreich einen Frieden zu vermitteln suchte, wies Napoleon die mäßigen Forderungen der Verbündeten zurück. Da aber erklärte auch der Kaiser Franz von Österreich an Frankreich den Krieg und verbündete sich mit Rußland und Preußen, wie es Schweden und England bereits getan. 114. Ciitiows Freischar. 1813. Tie schwarze Freischar. Bei der Erhebung Preußens hatte der preußische Major von Lützow ein freiwilliges Jägerkorps gebildet, welches aus Reiterei und Fußsoldaten bestand und nach feiner schwarzen Kriegstracht die Schwarze Schar genannt wurde. Die edelsten Männer und Jünglinge, Frauen und selbst Jungfrauen traten in diese Freifchar ein, die bald übermäßig anwuchs. Bei der Reiterei stand auch der Freiheitsdichter Theodor Körner. Übersatt der Lützower. Als nach der Schlacht bei Bautzen ein Waffenstillstand geschlossen war, tummelte sich Lützow jenseits der Elbe im Rücken des französischen Heeres herum. Da er den Bestimmungen des Waffen-

11. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 68

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
68 ein Pferd und sagte: „Fünf haben nur die Franzosen gestohlen, das sechste will ich ihnen nachschicken." Der Freiherr von Lützow errichtete zu Breslau eine Freischar, die sich ans den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Auch der Dichter Körner gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen aus den Altar des Vaterlandes. So wurden 160 000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein 16 jähriges armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und brachte die 9 A, die sie dafür gelöst hatte, dem Vaterlande dar. 3. Großgörschcn und Bautzen. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Großgörschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhmvoll die erste Feuerprobe, aber die Schlacht blieb unentschieden. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er- starb einige Wochen später zu Prag. Dorthin war er noch gereist, um Östreich zu einem Biindnis mit Preußen zu bewegen. (Gedicht: In dem wilden Kriegestanze re.) Noch einmal rangen beide Heere bei Bautzen miteinander; aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie," rief Napoleon entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 4. Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand abgeschlossen. Während desselben traten Östreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1. die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2. die schlesische Armee unter Blücher und 3. die Haupt- armee unter Schwarzenberg in Böhmen. 5. Groß-Beeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade aus Berlin los und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten das Gewehr um und schlugen mit dem Kolben drein. „So stuscht et bäter!" riefen sie und jagten den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten auf das nahe Schlachtfeld hinaus und brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank. 6. An der Katzbach. Blücher stand mit seiner Armee bei Jauer; ihm rückte der französische General Macdonald entgegen. Ani 26. August wollte Blücher den Feind angreifen; dieser hatte die gleiche Absicht und überschritt die Katzbach und die wütende Neiße. Das war Blücher auch recht, und als sein Heer schlagbereit war, rief er, sich behaglich den Bart streichend: „Nun, Kinder, habe ich genug Franzosen herüber. Jetzt vorwärts in Gottes Namen!" Es war nachmittags 3 Uhr; der Regen floß in Strömen, und wieder mußte die Landwehr mit dem Kolben dreinschlagen. Blücher ist überall voran. „Heute geht's gut, Vater Blücher!" rufen ihm die Truppen zu. „Wird noch besser kommen, paßt mal uff!" lautet seine Antwort. Aus dem linken Flügel über- sieht es böse aus. Da zieht Blücher den Degen, stellt sich an die Spitze einiger Kavallerie-Regimenter und treibt den Feind zurück. Die Fliehenden stürzen von dem steilen Ufer in die hochangeschwollene Neiße; sie verschlingt Lebende und Tote, Roß und Reiter. Was die Neiße übrig läßt, findet in der nahen Katzbach sein Grab. Seit diesem Tage hieß Blücher bei seinen Soldaten „Marschall Vorwärts". (Lied: Was blasen die Trompeten?) 7. Überall Sieg. Nur noch einmal, bei Dresden, konnte Napoleon einen Sieg erringen, dann aber folgte für die Verbündeten Sieg auf Sieg; überall wurden die

12. Realienbuch - S. 118

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 118 schicken." Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Freischar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das ge- knechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 M, die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer- kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz- blut für das Vaterland opferte. 1813 2. Grolz-Görlcken uncl Bauten. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß-Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhm- voll die erste Feuerprobe. Die Schlacht blieb unentschieden, aber die Russen beschlossen in der Nacht den Rückzug. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Österreich zur Teilnahme an dem Kampfe zu bewegen. (Ged.: Auf Scharnhorsts Tod, von Schenkendorf.) Noch einmal rangen die beiden Heere bei Bautzen miteinander. Napoleon gewann ein mit Leichen besätes Schlachtfeld, aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie?" rief er entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Sdaffanftillttand. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab- geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2) die schlesische Armee unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Blücher war bei Beginn der Freiheitskämpse bereits 70 Jahr alt, doch stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar." „Mich juckt's in allen Fingern," schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein . . . Darum, so sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die Rippen." 5. Grolz-Beeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten die Gewehre um und schlugen mit dem Kolben drein. „So flutscht et bäter!" riefen sie und schlugen den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten auf das nahe Schlachtfeld hinaus, brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank, nahmen die Verwundeten mit in ihr Haus und pflegten sie.

13. Realienbuch - S. 118

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 118 schicken/ Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Fr ei schar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das ge- knechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen. Ferdinande von Schmettan, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 M, die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer- kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz- blut für das Vaterland opferte. 1813 2. Grolz-Görlcken und Bautjcn. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß-Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhm- voll die erste Feuerprobe. Die Schlacht blieb unentschieden, aber die Russen beschlossen in der Nacht den Rückzug. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Österreich zur Teilnahme an dem Kampfe zu bewegen. (Ged.: Ans Scharnhorsts Tod, von Schenkendorf.) Noch einmal rangen die beiden Heere bei Bautzen miteinander. Napoleon gewann ein mit Leichen besätes Schlachtfeld, war aber mit seinem Siege nicht zufrieden. „Wie?" rief er entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Maffenslillllanci. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab- geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2) die schlesische Armee unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Blücber war bei Beginn der Freiheitskämpfe bereits 70 Jahr alt, doch stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar." „Mich juckt's in allen Fingern," schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein . . . Darum, so sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die Rippen!" 5. Grolzbeeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten die Gewehre um und schlugen mit dem Kolben drein. „So flutscht et bäter!" riefen sie und schlugen den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten ans das nahe Schlachtfeld hinaus, brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank, nahmen die Verwundeten mit in ihr Haus und pflegten sie.

14. Realienbuch - S. 118

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 118 schicken." Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Freischar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das ge- knechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 A, die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer« kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz- blut für das Vaterland opferte. 1813 2. Grob-Görtd>en und Bautjen. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß-Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhm- voll die erste Feuerprobe. Die Schlacht blieb unentschieden, aber die Russen beschlossen in der Nacht den Rückzug. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Österreich zur Teilnahme an dem Kampfe zu bewegen. (Ged.: Auf Scharnhorsts Tod, von Schenkendors.) Noch einmal rangen die beiden Heere bei Bautzen miteinander. Napoleon gewann ein mit Leichen besätes Schlacht- feld, aber nicht ein einziges Geschütz. „Wie?" rief er entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Maffensrillkland. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab- geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2) die schlesische Armee unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Blöcken war bei Beginn der Freiheitskämpfe bereits 70 Jahr alt, doch stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar." „Mich juckt's in allen Fingern," schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein . . . Darum, so sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die Rippen." 5. Grob-Beeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten die Gewehre um und schlugen mit dem Kolben drein. „So flutscht et bäter!" riefen sie und schlugen den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten auf das nahe Schlachtfeld hinaus, brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank, nahmen die Verwundeten mit in ihr Haus und pflegten sie.

15. Realienbuch - S. 118

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 118 schicken." Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Freischar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das ge- knechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmncksachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 1600ü0 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 M, die sie dafür gelöst hatte, aus den Altar des Vaterlandes. Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer- kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz- blut für das Vaterland opferte. 1813 2. 6rolz-6ör1^)en uncl kaufen. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß-Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhm- voll die erste Feuerprobe. Die Schlacht blieb uneutschieden, aber die Russen beschlossen in der Nacht den Rückzug. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Österreich zur Teilnahme an dem Kampfe zu bewegen. (Ged.: Auf Scharnhorsts Tod, von Schenkendorf.) Noch einmal rangen die beiden Heere bei Bautzen miteinander. Napoleon gewann ein mit Leichen besätes Schlachtfeld, aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie?" rief er entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab- geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2) die schlesische Armee unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Vlücker war bei Beginn der Freiheitskämpfe bereits 70 Jahr alt, doch stand er noch in voller Manneskraft, „ein Jüngling im weißen Haar." „Mich juckt's in allen Fingern," schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeng mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein. . . Darum, so sage ich: Marsch, aus und dem Feind in die Rippen." 5. Grok-Leeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landlvehrleute aber drehten die Gewehre um und schlugen mit dem Kolben drein. „So flutscht et bäter!" riefen sie und schlugen den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten auf das nahe Schlachtfeld hinaus, brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank und nahmen die Verwundeten mit in ihr Haus, um sie zu pflegen.

16. Realienbuch - S. 118

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 118 schicken." Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Frei schar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das ge- knechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen aus den Altar des Vaterlandes. So wurden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmettau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 M, die sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes. Auch die heldenmütige Eleonore Prohaska soll hier nicht vergessen sein, die in Männer- kleidung unter dem Namen August Renz unter die Lützowschen Jäger ging und ihr Herz- blut für das Vaterland opferte. 1813 2. Gro8-6örsd)sn und Bautjcn. 1813. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Groß-Görschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhm- voll die erste Feuerprobe. Die Schlacht blieb unentschieden, aber die Russen beschlossen in der Nacht den Rückzug. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. Er starb einige Wochen später zu Prag, wohin er sich hatte bringen lassen, um Österreich zur Teilnahme an dem Kampfe zu bewegen. (Ged.: Auf Scharnhorsts Tod, von Schenkendors.) Noch einmal rangen die beiden Heere bei Bautzen miteinander. Napoleon gewann ein mit Leichen besätes Schlachtfeld, aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie?" rief er entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Makkenstimland. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand ab- geschlossen. Während desselben traten Österreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1) die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2) die schlesische Armee unter Blücher und 3) die Hauptarmee unter Schwarzenberg in Böhmen. 4. Blücber war bei Beginn der Freiheitskümpfe bereits 70 Jahr alt, doch stand er noch in voller Manneskrast, „ein Jüngling im weißen Haar." „Mich juckt's in allen Fingern," schreibt er 1813, „den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmfranzosenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Mann des deutschen Namens wert zu sein. . . Darum, so sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die Nippen." 5. Grolz-Veeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Ein französisches Heer marschierte gerade auf Berlin zu und war nur noch 15 km davon entfernt. Der ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten die Gewehre um und schlugen mit dem Kolben drein. ,So flutscht et bäter!" riefen sie und schlugen den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten auf das nahe Schlachtfeld hinaus, brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank und nahmen die Verwundeten mit in ihr Haus, um sie zu pflegen.

17. Grundriß der deutschen und preußischen Geschichte - S. 93

1878 - Eisenach : Bachmeister
Friedrich Wilhelm Iii. 93 Napoleon sich einen solchen zuschreiben, während die Kühnheit und Todesverachtung der jungen preußischen Krieger sichtlich die Zuversicht des deutschen Volkes hob. In größter Nuhe und Ordnung zogen sich die Verbündeten an die Elbe zurück, um sich wieder zu stärken. Napoleon war unterdessen in Dresden eingerückt und hatte den König von Sachsen gezwungen, seine Truppen mit den französischen zu vereinigen. Dann eilte er seinen Gegnern nach und griff sie bei Bautzen (in der sächsischen Oberlausitz) am 21. Mai an. Diese, obwohl sie mit der größt** Mai. Tapferkeit fochten, mußten nochmals der Ueber macht weichen. Doch geschah der Rückzug auch hier in größter Ordnung, so daß die Franzosen an kein Veutema- chen denken konnten. Die Verbündeten hatten sich nach der Schlacht von Bautzen nach Schlesien zurückgezogen. Wittgenstein legte nach den beiden für ihn ungünstigen Schlachten den Oberbefehl nieder und Barclay de Tolly wurde sein Nachfolger. Bis dieser zum Heere kam, führte der preußische General Ükiill den Oberbefehl, welcher . den Franzosen durch einen Reiterhlnterhalt bei Haylmn einen bedeutenden Schaden zufügte (26^Mai). Bald darauf (4. Juni) wurde zu Poischwitz bei Jauer Juni, ein Waffenstillstand bis zum 20. Juli abgeschlossen, der später bis zum August verlängert wurde. Die Verbündeten gedachten während dieses Waffenstillstandes die Nationalkräfte zu stärken und Oesterreich ins Vündniß zu ziehen. Letzteres beabsichtigte aber auch Napoleon. Dies zu hintertreiben, begab sich der schwerverwundete Scharnhorst trotz seiner zunehmenden Schwäche nach Prag, wo inzwischen ein Friedenskongreß bemüht war, den Waffenstillstand in einen wirklichen Frieden umzuwandeln. Freilich scheiterte dies Unternehmen an dem Uebermuth des französischen Schlachtenlenkers, was die Kündigung der Waffenruhe und die Kriegserklärung Oesterreichs an Frankreichs zur Folge hatte. Während dieser Vorgänge brachten der Tod des edlen Scharnhorst (in Prag am 28. Juni)*) und die Vernichtung der Lützow'schen Freischaar**) dem preußischen Staate herbe Verluste. Der preußische Major Wilhelm von Lützow hatte die Erlaubniß zur Errichtung eines Freicorps erhalten, welches dem Feinde durch Aushebung von Transporten aller Art vielen Schaden beibrachte. Durch ihr ruheloses Hin- und Herziehen erhielt die todesmuthige Freischaar, der auch der Dichter Theodor Körner angehörte, den Namen der „wilden, verwegenen Jagd." ***) Napoleon hatte ihr den Untergang geschworen und auf seinen Befehl wurden, als Lützow wegen allzugroßer Entfernung den im Waffenstillstände festgesetzten Termin zur Rückkehr auf preußisches Gebiet nicht innegehalten, die meisten Mitglieder von feindlichen (würtembergischen) Truppen niedergemacht, unter den Verwundeten befand sich auch Xi). Körner. Lützow selbst entkam mit einigen seiner Leute, der Rest mußte in Kriegsgefangenschaft wandern. Nach dem Vorgänge Oesterreichs trat auch Schweden auf die Seite der Verbündeten, die nun drei Heere aufstellten: die Nordarmee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen von Schweden, unter welchem die preußischen Generale Bülow und Tauentzien standen; die schlesische Armee unter Blücher, York und Gneisenau; die Hauptarmee in Böhmen unter dem österreichischen Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg (Kleist). Die Gesammtmacht der Verbündeten betrug 340,000 Mann. Nach Ablauf des Waffenstillstandes schickte Napoleon den Marschall Oudinot *) „Ans Scharnhorsts Tod," von Mex v. Schenkendorf. **) „Lied zur feierlichen Einsegnung des Lützow'schen Freicorps" von Theod. Körner. ***) „Lützow's wilde ^aqd," „Jägerlicd," von Th. Körner.

18. Realienbuch - S. 106

1909 - Leipzig [u.a.] : Teubner
106 Geschichte. I stimmte er seinem kühnen Generale zu. Dank seinem vorsichtigen Verhalten konnte er sich ungehindert nach Breslau begeben, wo er Herr seiner Entschließungen war. b) Preußens Erhebung. Unter Scharnhorsts Leitung wurde eifrig zum Kriege gerüstet. Um 3. Februar 1813 erließ der König den „Aufruf zur Bildung freiwilliger Iägerkorps". In diese traten junge Männer ein, die selbst für ihre Ausrüstung sorgen konnten. Auch Freikorps bildeten sich, unter denen das des Majors von Lützow das berühmteste wurde (Gedicht: Lützows wilde Jagd). In ihm dienten der Turnvater Iahn und der Freiheitsdichter Theodorkörner,dernochin demselben Iahre den Heldentod starb (Gedicht: Theodor Körners Grab). Am 28. Februar schlossen Friedrich Wilhelm Iii. und Alexander I. ein Bündnis, um „Europa freizumachen". Am Geburtstage der ver- storbenen Königin Luise (10. März) stiftete der König den Orden vom Eisernen Kreuz, und am 17. März erließ er den berühmten „Aufruf an mein Volk". Alle Stände rief er zu den Waffen. „Keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang", heißt es darin. Eine gewaltige Begeisterung ergriff das preu- ßische Volk, das durch die maßlosen Bedrückungen aufs äußerste gegen die Franzosen erbittert war. wer Waffen tragen konnte, trat in das Heer ein: der Handwerker ver- ließ seine Werkstätte, der Beamte die Schreibstube. Die Universitäten und höheren Schulen verödeten,- denn Lehrer und Schüler wollten ihre Pflicht gegen das Vaterland erfüllen. „Der König rief, und alle, alle kamen." wer nicht waffenfähig war, half mit seinem hab und Gut. Der Bauer gab sein letztes Roß her, der Bürger seinen Goldschmuck und sein Silbergeschirr. 150 000 goldene Trauringe wurden eingeliefert und zu Münzen geprägt. Die Geber erhielten dafür eiserne mit der Inschrift „Gold gab ich für Eisen!" Eine schlesische Jungfrau schnitt ihr schönes haar ab, verkaufte es und schenkte den Erlös für die Befreiung des Landes. Die Dichter Arndt, Körner, Schenkendorf, Kleist und Rückert begeisterten Volk und Heer durch zündende Freiheitslieder. Preußen stellte bei 5 Millionen Einwohnern 270000 Krieger ins Feld. Die militärisch nicht ausgebildeten Männer von 17—40 Iahren bildeten die „Landwehr". Sie trugen an der Wachstuch- mütze ein Kreuz mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland". Anfangs waren sie nur mangelhaft mit Waffen und Kleidung versehen. Nachdem man sie einige Monate im Waffendienste geübt und ihre Ausrüstung verbessert hatte, erwiesen sie sich aber als brauchbare Feldtruppen. Der Oberbefehl über die Armee wurde auf Scharnhorsts Nat dem General Blücher übertragen, der später von den russischen Kriegern wegen seines ungestümen Vorgehens den Namen „Marschall vorwärts" erhielt. e) Lützen und Bautzen. Mit Hilfe des Rheinbundes hatte Napoleon in kurzer Zeit ein großes Heer zusammengebracht. Als er sich auf dem Marsche nach Leipzig befand, griffen ihn die vereinten Preußen und Russen bei Lützen (Großgörschen) an (2. Mai 1813). Lin langes, blutiges Ringen entspann sich. Napoleon, der mit Staunen die Todesverachtung der preußischen Truppen sah, rief grimmig aus: „Diese Bestien haben etwas gelernt!" Die Schlacht blieb ohne Entscheidung. Aber am Abende beschlossen die Russen gegen den willen Friedrich Wilhelms und der preußischen Generale den Rückzug. — (Scharnhorst war in der Schlacht verwundet worden. Lr reiste trotzdem im Dienste des Königs nach Österreich, um über ein Bündnis zu verhandeln. Unterwegs starb er jedoch.) — Drei Wochen später kam es bei Bautzen zu einer zweiten Schlacht, wiederum zwang Napoleon durch seine erdrückende Übermacht die Preußen und Russen zum Rück- züge. Lr hatte den Sieg aber furchtbar teuer erkaufen müssen. „Keine Fahne, kein Geschütz, keine Trophäe,- ist das ein Sieg!" rief er zornig am Abend der Schlacht.

19. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 96

1884 - Braunschweig : Wollermann
- 96 - nichts davon und drängten die vorder» mit Gewalt in den Fluß hinein. Als man das Unglück entdeckte, stürzte der Menschenschwarm sich auf die andre Brücke. Wagen, Pferde und Menschen lagen hier über- und untereinander. Die Nachfolgenden kletterten über die am Boden liegenden hinweg, und Tausende stürzten in den Fluß. Dazu donnerten die Kanonen, und die Kugeln pfiffen dazwischen. Als Napoleon mit dem Hauptheer hinüber war, wurde die Brücke abgebrochen. Wer noch drüben war, fiel den Russen in die Hände. — Von der großen Armee erreichten nur etwa 30000 Mann halb erfroren und verhungert die polnische Grenze- 6. Aork. Der General Aork hatte den Oberbefehl über das 20000 Mann starke Hülfs- heer, welches Preußen dem Kaiser Napoleon hatte stellen müssen. Er war dem Marschall Macdonald untergeordnet worden, dessen Gesamtmacht den linken Flügel des französischen i Heers bildete. Als Aork die Nachricht von dem schmählichen Ende des französischen Haupt- heers erfuhr, erfüllte Freude seine Brust. Nur mit Widerwillen hatte er stets für die Sache der Franzosen gekämpft. Jetzt hielt es ihn nicht länger. Als er am Weihnachtsabend mit dem russischen General Diebitsch zusammenstieß, trat er mit demselben in Unterhandlungen, welche damit endeten, daß Port sich von den Franzosen trennte. Als ihm seine Offiziere infolge dieses Beschlusses zujubelten, sagte er ernst: „Ihr habt gut reden, Ihr jungen Leute, , aber mir Altem wackelt der Kopf auf den Schultern." Dann zeigte er dem Könige von Preußen seinen Entschluß an und schrieb dabei: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte. Ich würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens nicht als treuer Unterthan und wahrer Preuße gefehlt zu haben." Als der König diesen Brief empfing, soll er ausgerufen haben: „Da möchte einen ja der Schlag treffen!" Uork wurde seines Kommandos entsetzt. Der Adjutant aber, welcher ihm diesen Befehl überbringen sollte, wurde von den Russen aufgefangen und festgehalten, und so blieb Dork auf seinem Posten. — Der König verlegte bald darauf seine Residenz nach Brcslau. 69. Die Ireiheitslrriege. 1813 und 1815. 1. Erhebung. Jetzt schien die Zeit gekommen, das Joch Frankreichs abzuschütteln; das fühlte jeder. Auch der König faßte Mut und erklärte, nachdem er sich mit Rußland verbündet hatte, an Frankreich den Krieg. Am Tage darauf erließ er den Aufruf.' „An mein Volk!" und von allen Seiten strömte alt und jung, reich und arm herbei, das Vaterland zu retten oder mit Ehren unterzugehen. Die Studenten verließen die Lehrsäle, die Gesellen die Werkstätten. Ein Bauer brachte ein Pferd und sagte: „5 haben mir die Franzosen gestohlen, das 6. will ich ihnen nachschicken." Der Freiherr von Lützow errichtete zu Breslau eine Freischar, die sich aus den vornehmsten Jünss lingen zusammensetzte. Auch der Dichter Körner, der Sänger von „Lützows wilder, verwegener Jagd," gehörte derselben an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. So würden 160000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein junges, armes Mädchen, Ferdinande von Schmcttau, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und legte die 9 Mark, welche sie dafür gelöst hatte, auf den Altar des Vaterlandes- 2. Hroßgörschen und Wauhen. Bald rückte Napoleon mit einer großen Mackst heran; in der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Großgörschen (2. Ma0 zu* ■ Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhmvoll die erste Feuerprobe, aber die Schlacht blieb unentschieden. Leider wurde hier der edle Scharnhorst verwundet. starb einige Wochen später zu Prag. Noch einmal rangen beide Heere bei Bautzen miteinander; aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie?" l'icr Napoleon entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 3. Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchentlicher Waffenstillstand abge i schloffen. Während desselben traten Östreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden 3 große Armeen gebildet: 1, die Nordarmce unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden; 2, die schlesische Armee unter Blücher und 3, die Ho"^ armee unter Schwarzenberg in Böhmen.

20. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 68

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
68 ein Pferd und sagte: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das sechste will ich ihnen nachschicken." Der Freiherr von Lützow errichtete zu Breslau eine Freischar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Auch der Dichter Körner gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte seine Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. So wurden 160 000 goldene Trauringe eingesandt. Dafür erhielten die Geber eiserne mit der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen 1813." Ein 16 jähriges armes Mädchen, Ferdinande von Schmettan, ließ sich ihr schönes Haar abschneiden und brachte die 9 Jio, die sie dafür gelöst hatte, dem Vaterlande dar. 3. Großgörschen und Bautzen. Bald rückte Napoleon mit einer großen Macht heran. In der weiten Ebene von Leipzig kam es bei Großgörschen (2. Mai) zur Schlacht. Die Freiwilligen bestanden hier ruhmvoll die erste Feuerprobe, aber die Schlacht blieb unentschieden. Leider wurde hier der edle Scharnhorst vertvundet. Er starb einige Wochen später zu Prag.- Dorthin war er noch gereist, um Östreich zu einem Bündnis mit Preußen zu bewegen. (Gedicht: In dem wilden Kriegestanze re.) Noch einmal rangen beide Heere bei Bautzen miteinander; aber den Sieg konnte sich auch hier keine Partei zuschreiben. „Wie," rief Napoleon entrüstet aus, „nach solcher Schlächterei keine Erfolge? Nicht einmal den Nagel von einer Kanone lassen sich die Preußen nehmen!" 4..Waffenstillstand. Jetzt wurde ein sechswöchiger Waffenstillstand abgeschlossen. Während desselben traten Östreich und Schweden dem Bunde gegen Napoleon bei. Nun wurden drei große Armeen gebildet: 1. die Nordarmee unter dem Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 2. die schlesische Armee unter Blücher und 3. die Haupt- armee unter Schwarzenberg in Böhmen. 5. /Groß-Beeren. Gleich nach Beendigung des Waffenstillstandes ging der Kampf von neuem los. Eiu französisches Heer marschierte gerade auf Berlin los und war nur noch 15 km davon entfernt. Der Ängstliche Bernadotte wollte ausweichen; Bülow aber sagte: „Ich gehe nicht zurück; vor Berlin sollen unsere Knochen bleichen." Bei Groß-Beeren kam es zur Schlacht. Der Regen hatte das Pulver verdorben; die Gewehre gingen nicht los. Die Landwehrleute aber drehten das Gewehr um und schlugen mit dem Kolben drein. „So fluscht et bäter!" riefen sie und jagten den Feind in die Flucht. In Berlin war großer Jubel. Tausende strömten aus das nahe Schlachtfeld hinaus und brachten den tapferen Kriegern Speise und Trank. 6. Mn der Katzbach. Blücher stand mit seiner Armee bei Jauer; ihm rückte der französische General Macdonald entgegen. Am 26. August wollte Blücher den Feind angreifen; dieser hatte die gleiche Absicht und überschritt die Katzbach und die wütende Neiße. Das war Blücher auch recht, und als sein Heer schlagbereit war, rief er, sich behaglich den Bart streichend: „Nun, Kinder, habe ich genug Franzosen herüber. Jetzt vorwärts in Gottes Namen!" Es war nachmittags 3 Uhr; der Regen floß in Strömen, und wieder mußte die Landwehr mit dem Kolben dreinschlagen. Bliicher ist überall voran. „Heute geht's gut, Vater Blücher!" rufen ihm die Truppen zu. „Wird noch besser kommen, paßt mal uff!" lautet seine Antwort. Auf dem linken Flügel aber sieht es böse aus. Da zieht Blücher den Degen, stellt sich an die Spitze einiger Kavallerie-Regimenter und treibt den Feind zurück. Die Fliehenden stürzen von deni steilen Ufer in die hochangeschwollene Neiße; sie verschlingt Lebende und Tote, Roß und Reiter. Was die Neiße übrig läßt, findet in der nahen Katzbach sein Grab. Seit diesem Tage hieß Blücher bei seinen Soldaten „Marschall Vorwärts". (Lied: Was blasen die Trompeten?) 7. ^Überall Sieg. Nur noch einmal, bei Dresden, konnte Napoleon einen Sieg erringen, dann aber folgte für die Verbündeten Sieg auf Sieg; überall wurden die