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1. Vaterländische Geschichte - S. 100

1898 - Berlin : Nicolai
100 Den Oberbefehl über das Belagerungsheer übertrug der Kaiser seinem Lieblinge, dem neuen Kurfürsten von Sachsen. Im Gefühl seiner Schuld und wohl auch aus Anhänglichkeit an den evangelischen Glauben hatte Moritz alles gethan, um den Kaiser milde zu stimmen. Da ihm dies nicht gelungen war, nahm er aufs neue zum Verrat seine Zuflucht und gab für die Unterstützung Frankreichs sogar die Bistümer Metz, Tonl und Verdun preis. Zur allgemeinen Überraschung erschien er mit seinem Heere plötzlich vor Innsbruck und würde deu Kaiser gefangen genommen haben, wenn sich derselbe nicht durch schnelle Flucht nach Italien gerettet hätte. | Durch solche Schicksalsschläge tief gebeugt, zeigte sich Karl zum Abschluß eines vorläufigen Vertrags geneigt. Im Religionsfrieden zu Augsburg 1555 wurde den protestantischen Ständen völlige Religionsfreiheit zugesichert. — Trotz ernstlichen Widerstandes konnte der Kaiser jedoch nicht verhindern, daß Frankreich Metz, Tonl und Verdun besetzte. Karl V., der alle seine Pläne vereitelt sah, entsagte bald darauf dem Throne und zog sich in die Einsamkeit eines spanischen Klosters zurück, wo er 1558 starb. — Die Friedensbestimmungen enthielten den Keim zu neuem, größerem Blutvergießen. Tb) per dreißigjährige Krieg (1618—1648). 1. Die Zeit der Gegenreformation. Nur deu protestantischen Ständen, d. i. den Fürsten und Magistraten, war in dem Augsburger Religionsfrieden Glaubensfreiheit zugesichert worden. Viele katholische Fürsten zwangen daher ihre evangelischen Unterthanen, zur alteu Kirche zurückzukehren oder das Land zu verlassen. Als zweckdienliches Mittel, den Übertritt zu erzwingen, sah man die Inquisition an. Die zweite Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, die mit solchen Bestrebungen ausgefüllt ist, nennt man daher die Zeit der Gegenreformation. Die Protestanten hingegen zeigten den ernsten Willen, ihre Glaubensfreiheit zu behaupten. Unter solchen Umständen war es vorauszusehen, daß um des Glau-eus willen bald ein neuer Krieg entbrennen werde. Die protestantischen Fürsten vereinigten sich deshalb zur „Uuiou", welcher die katholischen alsbald die „Liga" entgegensetzten. Es bedurfte nur eiues kleinen Anlasses, die Feindseligkeiten zum Ausbruch zu bringen. -s- 2. Der böhmische Aufstand. Durch einen Frei- oder Majestätsbrief hatten die Böhmen vom Kaiser freie Religionsübung zugesichert erhalten. Trotzdem wurde im Jahre 1618 in dem Gebiete des Erzbischofs von Prag eine Kirche niedergerissen, und ein Abt ließ eine im Bau begriffene evangelische Kirche schließen. Auf die Be- ll

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1. Geschichte des deutschen Volkes und Landes - S. 35

1869 - Hannover : Hahn
35 Wittenberg gegenüber zuwartend sich verhalten; er wünschte, daß der ausgebrochene Streit in Deutschland vor gelehrten und unpar- teiischen Richtern untersucht, und von einem deutschen Bischöfe, als welchen man den Erzbischof von Trier bezeichnet, das Urtheil gefällt werde. Es verdroß daher den Fürsten und verletzte sein Rechtsgefühl, daß Luther, sein Unterthan, ohne weiteres Verhör auf Andringen seiner erbitterten Feinde in Rom verurtheilt, und der Vollzug des Urtheils mit Umgehung seiner landesherrlichen Rechte an diese übertragen wurde. Die päpstliche Bannbulle konnte daher in Sachsen nicht zum Vollzug gebracht werden. Aber Luther's Sache überragte bereits die Grenzen dieses Landes, sie war eine ernste Angelegenheit des Reichs geworden. Bei solcher Lage der Dinge richteten sich die Hoffnungen und Befürchtungen der Parteien auf das neugewählte Haupt des Reichs, auf Kaiser Karl V. §. 18. Luther aus dem Reichstage zu Worms 1521. 1) Als der junge erst zwanzigjährige König der Deutschen, Karl V., im Spätherbst aus den Niederlanden den Rhein hinauf- zog, um seinen ersten Reichstag in Worms zu halten, kamen ihm die Freunde und Gegner der kirchlichen Bewegung mit ihren Wün- schen und Vorschlägen entgegen. Manche, unter ihnen der päpst- liche Nuntius Aleander, brachten die Forderung an ihn, der Bann- bulle durch kaiserliches Edict gesetzliche Kraft zu geben und voll- ziehen zu lassen. 2) Karl V. dachte indeß anders. Trotz seiner Jugend zeigte er doch jetzt schon diejenigen Eigenschaften, die ihn bei allen seinen Regentenhandlungen durch sein ganzes Leben geleitet haben. Sei- nem Wesen nach ernst und an sich haltend, dabei persönlich gemäßigt und wohlwollend, entschied er sich nicht vorschnell für eine Ansicht und eine Parteirichtung, und sprach gerne zum Frieden und zum Rechte. Wiewohl er daher seiner äußern Beziehungen wegen dem Papste gern gefällig sich zeigen mochte, so wollte er doch in einer Sache, die die deutsche Nation so tief erregte, nichts ohne Gutachten der Stünde des Reichs verfügen. Die lutherische Sache sollte daher auf dem Reichstage zu Worms ebenfalls zur Verhand- lung kommen. 3) Karl eröffnete den Reichstag am 28. Januar, dem Ge- dächtnißtage Karl's des Großen. Dabei sprach Karl von der ehemaligen Größe des deutschen Kaiserreichs, dem kein anderes zu vergleichen gewesen, von dem zwar kaum mehr der Schatten vorhanden sei, das er aber mit Hilfe der Königreiche, Länder und 3 *

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Dreißigjährigen Krieges - S. 203

1909 - Breslau : Dülfer
Karl V. und seine Stellungnahme zur Reformation. 203 Und von diesem Standpunkte religisen Gefhls aus hielt er ganz an den kaiserlichen Idealen der Vergangenheit fest." (Lamprecht.) Iv. Alle diese Umstnde bewirkten es, da es dem Kaiser zunchst nicht gelang, die Reformation und deren weitere Verbreitung der den grten Teil Deutschlands zu unterdrcken. 1. Karl hatte sich schon als Gegner der Reformation erwiesen, ehe er nach Deutschland kam; er hatte dem ppstlichen Legaten den Erla eines Edikts versprochen, welches alle Schriften Luthers oder seiner Anhnger fr Karls Erblande verbot. Trotzdem stand der Kaiser einer Kirchenreform keineswegs feindlich gegenber, und auch sein Beichtvater Glapion und sein erster Minister Gattinara wnschten eine solche. 3. Auf dem Reichstage zu Worms vermag Luther den Kaiser nicht fr die Sache der Reformation zu gewinnen, sondern Karl V.'tritt derselben durch das Wormser Edikt feindlich entgegen. a. Der ppstliche Legat (Aleander) verlangte vergebens ein Edikt vom Kaiser, das die lutherische Bewegung fr das ganze Reich verbieten sollte; denn Karl V. gedachte die Reformation gegen die Kurie auszuspielen und gab daher dem allgemeinen Verlangen der Reichsstnde und der Rcksicht auf Luthers Landesherrn fo weit nach, da er Luther unter Zusicherung freien Geleites nach Worms vor den Reichstag zur Verantwortung laden lie. b. Luther, der mit freudiger Zuversicht von dem Kaiser eine Besserung der kirchlichen Verhltnisse erwartete, lie sich durch keine Warnungen von dem Erscheinen vor dem Reichstage abhalten, und feine Reife nach Worms, ein wahrer Triumphzug, lie erkennen, wie tief feine Lehre in den Gemtern bereits Wurzel geschlagen hatte. c. Unterdessen hatte sich Karl wohl in gewissen Beziehungen (Inquisition in Spanien) mit der Kurie verstndigt und wollte Luther fallen lassen. Er legte dem Reichstage allerlei Vorlagen der politische Gegenstnde vor, sah sich jedoch gentigt, dessen Verlangen nach Erledigung der Lutherschen An-gelegenheit zu erfllen. Luther erschien am 16. April vor dem Reichstage, und, erst befangen, legte er am folgenden Tage ein glaubensmutiges Bekenntnis zu seiner Lehre ab.1) Karl V. blieb aber unbewegt und war fest entschlossen, die Reformation zu unterdrcken. Diesen Entschlu gab er am folgenden Tage dem Reichstage in Form eines Manifestes kund. d. In Rcksicht auf die zahlreichen Freunde der lutherischen Sache jedoch verzgerte der Kaiser seinen Verdammungsspruch gegen den Reformator bis nach der Abreise der protestantisch gesinnten Fürsten. Am 25. Mai erlie er das Wormfer Edikt, welches Luther und seine Anhnger chtete und die Verbreitung seiner Lehre von Reichs wegen untersagte. Die Fürsten aber lieen sich herbei, einer Flschung, der Zurckdatimmg des Ediktes auf den 8. Mai, zuzustimmen. 6. Luther wurde indes durch die Frsorge seines Landesherrn der Ver-folgung entzogen und auf der Wartburg in Sicherheit gebracht. (bersetzung des Neuen Testaments.) 3. Da im Reichstage vorlufig noch die Zahl der Gegner der Re-formation berwog, deren Freunde aber sich noch nicht entschieden zu ihr zu bekennen wagten, war zu erwarten, da das Wormfer Edikt mit aller Strenge durchgefhrt werden wrde. 0 Vgl. Lamprecht a. a. O. V. Bd. 2. Hlfte. S. 285 ff.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 55

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 55 — 3. Es mußten die Türke n aus Europa vertrieben werden = Kriege gegen die T ü r k e n: Die Türken besetzten schließlich das mittlere Ungarn und einigten sich mit Karl V. zu einem Waffenstillstände [610]. 181. Welche Stellung nahm Karl V. zur katholischen Kirche ein? 1. Karl war streng katholisch erzogen: er sah deshalb jede Abweichung von der kirchlichen Lehre als ketzerisch und verwerflich an. 2. Karl fehlte jedoch eine h ö h e r e Auffassung der Religion: er betrachtete daher sowohl sie als auch das Papsttum als willkommenes Machtmittel. 3. Karl erblickte in dem Papste nicht allein das Oberhaupt der Kirche, sondern auch den Politiker : a) er scheute sich nicht, gegen ihn als seinen politischen Gegner vorzugehen, b) er schädigte dadurch in seinem staatlichen Gegner gleichzeitig die Kirche. 4. Karl verschloß sich (ebensowenig wie seine Umgebung) nicht der Erkenntnis der Kirchenverderbnis und teilte die Wünsche nach Besserung. 132. Inwiefern stand Karl V. 1550 auf der Höhe seiner Macht? 1. Er hatte in politischer Beziehung die größte Ausdehnung seiner Macht erlebt: a) er hatte durch Verzicht auf Burgund die Aufgabe der Ansprüche Franz' I. auf Flandern und Artois, Mailand und Neapel erlangt, b) er hatte durch das Zugeständnis der Räumung des Kirchenstaates und der Wiederherstellung der mediceischen Herrschaft in Florenz vom Papste die Belehnung mit dem Königreiche Neapel erhalten, c) er hatte durch die Krönung mit der eisernen Krone der Lombardei und mit der Kaiserkrone Siegel des besten Einvernehmens zwischen Kaisertum und Papsttum in Empfang genommen, d) er hatte durch den Besitz der wichtigsten Mittelpunkte und Straßen des Welthandels Weltmacht und durch die Kaiserkrone den pflichtmäßigen Gehorsam aller Deutschen sich gesichert. 2. Er hatte in geistiger Hinsicht seine vollkommenste Ausbildung erreicht: a) er war zum Staatsmanne herangereift: berech- nend und bedächtig im Entschließen, zäh und unerschütterlich fest im Handeln,

4. Kompendium der deutschen Geschichte - S. 246

1819 - Nürnberg : Monath und Kußler
246 V.buch. Von K. Karl V. und der K'rchenreform. Frist zur Rückkehr wurde bis in das nächste Jahr ver- willigt, und Abhilfe mehrerer Beschwerden durch ein künftiges Koncilium versprochen; übrigens aber den Wi- derspenstigen die unausbleibliche Strafe von ferne ge- zeigt; vielleicht augenblickliche Vollziehung der Sentenz nur durch den Widerwillen der katholischen Fürsten ge- hemmt, welche innern Krieg entfernen wollten. — Auf ^ und nach diesem Reichstage sezte Karl auch die Wahl seines Brnders Ferdinand, dem er schon früher die deutschen Erblande übergeben hatte, zum römischen Kö- nig durch. Zweytes Kapitel. Von der Augsburgischen Konfession bis auf Karl V. Tod. 1550 — 1558. tz. .1. §)urch diese Drohungen des Kaisers bildete sich der 1531 Schmalkaldische Bund von Seiten mehrerer prote- stantischer Stände. Da nun Karl bald wieder in aus- wärtige Händel verwickelt wurde, und die Macht der Türken, welche schon früher ungestraft Wien hatten 1529 belagern können, mit jedem Tage dem König Ferdi- nand wegen Ungarn, und dem ganzen Reiche gefährli- cher wurde: so mußte der Kaiser einen Religions- 1532 vergleich bewilligen, durch welchen alles in dem bis- herigen Stand bleiben und die Protestanten wegen Re- ligions-

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 64

1880 - Halle : Anton
64 kam er bald vorwärts, und die Söhne setzten des Vaters Geschäft mit so viel Glück fort, daß sie nur die reichen Fugger genannt wurden und daß es nicht leicht einen befahrenen Weg zur See oder zu Lande gab, auf dem sich nicht Fugger'sche Waaren befanden. Selbst die deutschen Kaiser wendeten sich an sie, wenn sie Geld brauchten, und erhoben sie zum Danke für die geleistete Hilfe in den Adelstand. — Als der spätere Kaiser Karl V. einst nach Augsburg kam, besuchte er auch den reichen Handelsherrn und entschuldigte sich bei ihm, daß er seine große Schutt) noch nicht habe abtragen können. Am andern Morgen fror es den an ein wärmeres Klima gewöhnten Kaiser. Fugger ließ sofort ein Kaminseuer anzünden, legte einige Bündel Zimmet, der damals entsetzlich theuer war (— ein Loth kostete einen Dukaten —), auf das Holz, nahm dann die Schuldverschreibung des Kaisers und zündete damit die dünnen Zimmetrollen an. — Als Karl später einmal den königlichen Schatz zu Paris besah, sagte er: „In Augsburg habe ich einen Leinweber, der das alles mit seinem Gelde bezahlen kann." Der in den Städten aufgehäufte Reichthum verleitete zu einem verschwenderischen, üppigen Leben. Man wohnte prächtiger, aß und trank mehr und besser und kleidete sich kostbarer. Die Frauen liebten es, in Kleidern und Mänteln einherzugehen, die so lang waren, daß ein oder zwei Diener die Schleppe nachtragen mußten; auch trugen sie gewaltig hohe Hauben aus dem Kopse. Bei den Männern wiederum waren Schuhe mit großen Schnäbeln Mode; die Größe dieser Schnäbel richtete sich nach dem Range der Personen; auch brachte man auf und an ihnen noch allerlei Thierfiguren und Schellen an, welche letztere durch ihr Geläute die Ankunft der Person ankündigten. (Man lebte damals „ans einem großen Fuße"). - Namentlich zeigte man den Reichthum auch bei Festlichkeiten aller Art; solche Familienfeste dauerten oft 8 Tage; Hunderte von Gästen wurden dazu eingeladen; Unmassen von Speisen und Getränken wurden dabei vertilgt. Und wenn auch die Obrigkeiten gegen solchen Unfug Gesetze erließen, so wurden dieselben doch nur wenig beachtet. 6. Um so schlimmer waren die Bauern ans dem Lande daran. Sie lebten in Unwissenheit und Aberglauben dahin. Einem Ritter oder Kloster leibeigen, gehörte der Ertrag ihrer Arbeit nicht einmal ihnen, sondern ihrem Herrn. Ihm hatten sie allerlei Dienste unentgeltlich zu leisten und vielfache Abgaben zu entrichten. Starb der Bauer oder seine Frau, so mußte ein Theil des Nachlasses', gewöhnlich die beste Kuh im Stalle, an den Herrn abgetreten werden; starb der Herr, so mußten ebenfalls Abgaben gezahlt werden; wollte der Bauer sich verheirathen, so mußte er wieder durch eine besondere Abgabe sich die Erlaubniß des Gutsherrn dazu erkaufen. Daneben galt es, eine Menge Dienste zu leisten, die nicht bezahlt wurden. „Die Männer mußten Fuhren und Botengänge thun, auf dem Hofe Wachten halten, Heu und Getreide mähen; die Weiber mußten Flachs brechen, spinnen, weben, waschen oder in der Herrenküche helfen". Ja, oft wurde der Bauer unter einem ganz nichtigen Verwände „abgemeiert", d. h.

6. Volksschulenfreund - S. 178

1860 - Leipzig : Dürr
178 Sechste Abtheilung. Kurzer Abriß kam. Das Kriegswesen änderte sich, indem stehende Heere aufkamen. Deutschland wurde in 10 Kreise eingetbeilt und erhielt eine Postanstalt. Die alten deutschen Gesetze und Ge- wohnheiten wurden in diesem Zeitraume allmählig durch das vollkommnere römische Recht verdrängt, doch hat man sie ge- sammelt und unter dem Namen des Sachsenspiegels und Schwabenspiegels aufbewahrt. Mit jenem Recht kamen nun aber auch die päpstlichen Gesetze mit ihren Mißbräuchen gegen die Ketzer, in Ehesachen und wo es Geld eintrug, in Geltung. Gelehrsamkeit überließ man den Geistlichen und Päpsten. Al- bert der Große, ein Dominikaner und Bischof in Regensburg, galt für einen Zauberer wegen seiner Naturkenntnisse. Die deutsche Sprache gewann durch manche Fürsten, fleißige Mönche, Dichter, die bei Ritterspielen, bei den Kreuzzügen und bei Fest- lichkeiten aufgeregt wurden, sie zu besingen. Die wichtigsten Erfindungen waren die des Schießpulvers und der Buch- druckerkunst, N. 211, 212: unter den Entdeckungen 1492 die von Amerika, nachdem die Portugiesen schon 1448 das grüne, 1486 das Vorgebirge der guten Hoffnung und 1498 einen neuen Weg um dasselbe herum nach Ostindien entdeckt hatten. Von den Universitäten bildete sich die erste in Paris aus den von Karl dem Großen angelegten Kloster- und Domschulen. Die Deutschen stifteten später die Universitäten in Prag 1348, 1365 in Wien, 1368 in Heidelberg, 1409 in Leipzig, 1558 in Jena, 1694 in Halle, 1702 in Breslau, 1734 in Göttingen, 1810 in Berlin, 1826 in München u. a. (N. 304.) Dritte Periode: Von 1500 bis auf unsere Zeit 1846. 8. 19. Deutschland bis 1846. 197 Hierbei ist durch die Reformationsgeschichte zu ergänzen N. 238—252. Karl V., ein Fürst mit großen Gaben, aber ehrgeizig und herrschsüchtig, deutscher Kaiser und König von Spanien (1519—1558), in dessen mit dem neuentdeckten Amerika ver- größertem Gebiete die Sonne nicht unterging, betrachtete Alles, so auch die Reformation, nur mit dem Auge der Staatsklugheit und erwartete nur Verbesserung durch bei: Papst. Er schwankte hin und her, wollte es weder mit dem Papste, noch mit den Protestanten verderben, je nachdem er ihre Hülfe für seine Politik brauchte; verrechnete und betrog sich aber zuletzt selbst; ging aus Verdruß in ein spanisches Kloster, be-

7. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 178

1911 - Breslau : Hirt
178 Aus der Geschichte der Neuzeit. Humanisten geförderte Kenntnis der alten Sprachen tritt in den Dienst der Schriftforschung; die Volksschule und damit die Fertigkeiten des Lesens und Schreibens werden allgemeiner verbreitet; dem gemeinen Manne wird seitens der Evangelischen der Katechismus und die deutsche Bibel in die Hand gegeben. Auch in der katholischen Kirche erfährt das religiöse Leben eine Vertiefung. Politische Verhältnisse Deutschlands, a) Die Kaiserkrone geht an Karl V. über, den Erben der habsburgischen Lande, Spaniens mit seinen Nebenlanden und Kolonien sowie Burgunds. Für Karl ist das Deutsche Reich immer nur eins seiner Reiche, ein Teil seines Gesamtreiches. Er beurteilt und behandelt die deutschen Angelegenheiten nicht vom deutsch-nationalen Standpunkte aus, sondern allein nach dem Interesse seiner Gesamtmonarchie. Damit beginnt Deutschland vom Auslande politisch abhängig zu werden. b) Da die Reformation nicht in allen deutschen Territorien durchgeführt wird, so wird die Nation dauernd kirchlich gespalten; bei der engen Verflechtung geistlicher und weltlicher Angelegenheiten folgt auf die kirchliche Spaltung notwendig die politische. Alle bisherigen Gegensätze ordnen sich dem einen großen Gegensatz „Für oder wider Rom" unter. Die am Anfange des Jahrhunderts geschaffene neue Verfassung wird durch die Stärke dieser Spannung gelähmt. Die innere Zwietracht führt zum offenen Kriege. Da die Kaiser in diesen zugleich religiösen und politischen Kriegen Partei nehmen müssen, ja dauernd die Führer der einen Partei sind, so büßt die höchste Gewalt in weiten Kreisen der Nation den Rest ihres Ansehens ein und wird von ihnen als eilte feindliche Macht betrachtet, gegen die man Verbündete im Auslande sucht. c) Infolge der Reformation tritt ein großer Besitzwechsel ein; die säkularisierten Kirchengüter stehen vor allem den protestantischen Fürsten zur Verfügung und werden zu ihren Zwecken verwendet. Da diese an die Spitze ihrer Landeskirchen treten und damit einen Teil der bisherigen bischöflichen Gewalt erwerben, so wird ihre fürstliche Gewalt verstärkt, und sie tun einen Schritt vorwärts zur Souveränität, d. h. der (von Kaiser und Reich) unabhängigen Staatsgewalt. _ d) Der deutsche Handel wird vom niederländischen und englischen überholt. Lübeck spielt zum letztenmal eine große Rolle im Norden, Magdeburg trotzt noch dem Kaiser, aber im allgemeinen ist die Blütezeit der Städte vorbei. e) Schwere innere Krisen, die sich in der früheren Periode bereits angekündigt haben, erschüttern das Reich. Die Ritterschaft büßt nach der Sickingenschen Fehde ihre Bedeutung ein. Die unteren Stände in den Städten und die Bauern erleiden nach dem Mißlingen der Revolution vom Jahre 1525 einen schweren und andauernden Rückgang ihrer rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lage.

8. Theil 7 - S. 694

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
694 Volk sie erforderte, kräftige Negierung, den Namen des Strengen zugezogen har, vollendete endlich ihre ganze Bezwingung. Daher gleich im Anfänge, als er seine Negie- rung selbst antrat, schickte er an Karl V. einen Gesandten, . bot seine Hülse gegen die Türken, welche die Tartaren gegen Nußland unterstütz, ten, vorzüglich mit Geschütz, Kanonen und der- gleichen Dingen, an, und versprach bey dem Fuggerischen Handelöhause ein großes Kapital zu diesem Behufs niederznlegen. Dafür erbat er sich vom Kaiser die Erlaubniß ans, Rechtöver- ständtge und Staatskundige aus Deutschland zie- hen zu können, ferner Maler und Bildhauer, so wie auch Baumeister, zur Anlegung von Fe- stungen, Büchsenmacher, Panzerschneider, Stück- gießer u. s. w., um gegen die Tartaren und Un- gläubigen seine Kriege glücklicher zu »führen. Die- se Verbindung zwischen Deutschland und dem russischen Reiche suchten aber auf alle Weise die Lübecker und liefländischen Ritter zu verhindern, indem die zunehmende Kultur Rußlands ihnen die Handelsvortheile, deren sie jetzt noch genos- sen, zu vernichten drohete. Sie wußten es al- so auf dem Reichstage, wo sie den Czar, denn so fingen die Großfürsten an sich zu nennen, als einen Feind des christlichen Nahmens vorstell- ten, dahin zu bringen, daß Karl diese Verbin- dungen wieder untersagte. Doch^ einzelne derglei-

9. Abth. 2 - S. 19

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried. 1520 — 1648 19 Papst schon bis in alle Klassen des Volkes durchgedrungen sey. Schriften, Lieder und Bilder, welche des Papstes Ansehn verspotteten , waren überall verbreitet; und der Le- gat selbst, obgleich er indes Kaisers Gefolge reifete, sah sich der kränkendsten Behandlung und oft sogar Gefahren blosgestellt. Auf dem Reichstage forderteer nun die streng- sten Maßregeln gegen den, der schon als Ketzer verdammt sey, und legte den Fürsten zugleich eine Anzahl von Sätzen aus Luthers Schriften vor, um zu beweisen, daß er wirk- lich in Glaubenssachen von den Lehren der Kirche, und na- mentlich denen der Kostnitzer Kirchenversammlung, abwei- che. Allein der Chnrfürstvon Sachsen trat dagegen anfund forderte, man müsse Luthern selbst hören, ob er die Schrif- ten aus denen jene Sätze gezogen seyen, auch als die seini- gen anerkenne. Dieser Meinung psiichteten der Kaiser und die Fürsten bey; der Cardinal aber redete dagegen; denn, was durch den Papst schon entschieden sey, dürfe nicht erst von einer Reichsversammlung, aus geistlichen und weltli- chen Gliedern gemischt, untersucht werden. Aber man cr- wiederte, nicht Luthers Glaube solle untersucht, sondern nur er selbst"gehört werden, ob er wirklich gelehrt habe und lehre, weshalb er verdammt sey; und so wurde er vor den Reichstag gefordert. Es war dieses einer der wichtigsten Schrittein der Reformationsgeschichte; Luthers Sache wur- de dadurch öffentlich zu einer Nationalangelegenheit ge- macht. Seiner Freunde, besonders der Churfürst von Sachsen, forderten nun für ihn das sichere, kaiserliche Geleit; es wurde ihm gewährt und er trat die Reise von Wittenberg nach Worms an. Aufdieser Reise lernte er selbst die Stär- ke seines Anhanges kennen; denn das Volk strömte von al- len Seiten zu Tausenden herbei, ihn zu sehen und zu begrü- ßen; und als er am Tage nach seiner Ankunft zu Worms in die Reichsversammlung geführt werden sollte, mußte ihn der Reichserbmarschall durchs Gärten und Hinterhäuser füh- ren: so groß war das Gedränge des Volkes. Sein Anblick machte auf die Anwesenden nicht den gleichen Eindruck; der Kaiser Karl soll, zu seinem Nachbar sich wendend, gesagt ha- den: „Dieser brachte es nie dahin, daß ich ein Ketzer wür- de." Auch war Luther bleich und abgemattct von einem eben überstandenen schleichenden Fieber, und ibn selbst schien der Anblick der großen Versammlung und der Gedanke, hier vor Kaiser und Reich, er, ein Einzelner, zu stehen, an diesem ersten Tage überwältigt zu haben. — Ein Vicarius des Erzbischofs von Trier legte ihm darauf im Namen des Kaisers und der Reichsstände die Fra^e vor, ob er diejenigen 2 **

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 119

1864 - Breslau : Leuckart
Kirchmtrennung. Luther. 119 Allein jenes Stillschweigen wurde leider nicht gehalten, da die Parteien zu aufgeregt waren. Einer der größten Gegner- Luthers war Eck, ein sehr gelehrter und in der Bibel vorzüglich bewanderter Mann. Dieser forderte Luther nebst dessen Freunden zu einem Wortkampfe nach Leipzig heraus. Hier stritt man mit großer Erbitterung, und Luther ging schon so weit, daß er das Ansehen des Papstes, als des Oberhauptes der christlichen Kirche, verwarf, von der lebenden Ueberlieferung nichts hören und Alles nur aus der todten Schrift beweisen wollte, aus der Schrift, die er nach seiner eigenen Meinung erklärte, aus der er nur das nahm, was ihm zu- sagte; weshalb er dort auch den Brief des heiligen Jakobus für unecht ausgab, weil da außer dem Glauben auch die guten Werke zur Seligkeit nothwendig gefordert werden. Im folgenden Jahre vergrößerte sich die Kirchenspaltung, indem Luther die Lossagung vom Papste, die Aufhebung der klösterlichen Gelübde, der Fasttage und vieler Feste forderte. Kurz nachher trat er gegen die Messe als ein heiliges Opfer auf, tadelte die Austheilung des Abendmahles unter einer Gestalt, und nahm nur drei Sakramente an. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer bezeich- nete und den Urheber mit dein Banne bedrohte, wenn er nicht binnen zwei Monaten widerriefe. Die Bulle wirkte aber wenig, weil die Verkündigung derselben gerade dem größten Gegner Luthers, dem Doktor Eck, aufgetragen war; denn man hielt sie für das Erzeugniß persönlicher Rache. Luther entschied sich nun zu einem Schritte, der ihn für immer von der katholischen Kirche trennte: er verbrannte in Wittenberg öffentlich den päpstlichen Bannbrief und das kirchliche Gesetzbuch. - ; Unterdessen war Karl V. zum deutschen Kaiser erwählt. Er hätte einen Reichstag nach Worms ausgeschrieben; auf diesem sollten neben manchen weltlichen besonders die kirchlichen Ange- legenheiten zur Sprache gebracht und entschieden werden. Fast alle deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rede, in welcher er bewies, daß Luther wirklich Sätze lehre, die von der Kirche verdammt worden seien. Dann meinte er: „es sei ganz zwecklos, ihn nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich durchaus von Niemandem belehren lasse, sondern in seinen Irrthümern hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verdammen, dessen Lehren schon so zahlreiche Anhänger gefunden hätten, und Karl stimmte ihnen

11. 2 - S. 119

1856 - Breslau : Leuckart
Kirchcntrennurig. Luther. 119 die Parteien zu aufgeregt waren. Einer der größten Gegner Lu- thers war Eck, ein sehr gelehrter und in der Bibel vorzüglich be- wanderter Mann. Dieser forderte Luther nebst dessen Freunden zu einem Wortkampfe nach Leipzig heraus. Hier stritt man mit großer Erbitterung, und Luther ging schon so weit, daß er das An- sehen des Papstes, als des Oberhauptes der christlichen Kirche, verwarf, von der lebenden Ueberlieferung nichts hören und Alles nur aus der todten Schrift beweisen wollte, aus der Schrift, die er nach seiner eigenen Meinung erklärte, aus der er nur das nahm, was ihm zusagte; weshalb er dort auch den Brief des heiligen Jakobus für unächt ausgab, weil da außer dem Glauben auch die guten Werke als zur Selig- keit nothwendig gefordert werden. Im folgenden Jahre vergrößerte sich die Kirchenspaltung, indem Luther die Lossagung vom Papste, die Aufhebung der klö- sterlichen Gelübde, der Fasttage und vieler Feste forderte. Kurz nachher trat er gegen die Messe als ein heiliges Opfer auf, tadelte die Austheilung des Abendmahls unter einer Gestalt, und nahm nur drei Sakramente an. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer bezeich- nete und den Urheber mit dem Banne bedrohte, wenn er nicht binnen 2 Monaten widerriefe. Die Bulle wirkte aber wenig, weil die Verkündigung derselben gerade dem größten Gegner Luthers, dem Doktor Eck, aufgetragen war; denn man hielt sie für das Erzeugniß persönlicher Rache. Luther entschied sich nun zu einem Schritte, der ihn für immer von der katholischen Kirche trennte: er verbrannte in Wittenberg öffentlich den päpstlichen Bannbrief und das kirchliche Gesetzbuch. Unterdessen war Karl V. zum deutschen Kaiser erwählt. Er hatte einen Reichstag nach Worms ausgeschrieben; auf diesem sollten neben manchen weltlichen besonders die kirchlichen Ange- legenheiten zur Sprache gebracht und entschieden werden. Fast alle deutsche Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rebe, in wel- cher er bewies, daß Luther wirklich Sätze lehre, die von der Kirche verdammt worden seien. Dann meinte er: „es sei ganz zwecklos, ihn nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich durchaus von Niemandem belehren lasse, sondern in seinen Irrthümern hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser vor, wie gefährlich es sei, einen Mann unge- stört zu verdammen, dessen Lehren schon so zahlreiche Anhänger gesunden hätten, und Karl stimmte ihnen bei. Der Kurfürst von Sachsen wurde jetzt aufgefordert, Luther zum Reichstage zu

12. Das siebente Schuljahr - S. 304

1903 - Langensalza : Schulbuchh.
304 überall angewandt. Kaiser Karl V. hatte in der Nähe von Utrecht eine Wage aufstellen lassen, auf welcher die Hexen gewogen wurden. Wer weniger als 40 Kilogramm wog, der wurde freigesprochen. Die Tränen probe gründete sich auf den Glauben, daß die Hexen nicht weinen könnten. Bei dieser kam es darauf an, der Verklagten allerlei Schmerzen zu ver- ursachen. Schrie sie nur, ohne daß Tränen kamen, so galt sie für schuldig. Später wurde auch die Folter angewandt, um ein Geständnis von den Verklagten zu erzwingen. Wer der Hexerei so überführt war, wurde lebendig verbrannt. Diesem Schicksal sollen über 9 Millionen Menschen verfallen sein. ck) Die Femgerichte. Zur Zeit des Faustrechts, als das staatliche, gesellschaftliche und Rechtsleben fast zu Grunde ging, entstanden in ganz Deutschland neben den eigentlichen Gerichten sogenannte heimliche oder Femgerichte. Sie führten ihren Ursprung auf Karl den Großen zurück. Dieser soll die alten Volksgerichte, die er in Westfalen fand, bestätigt und ihnen die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod verliehen haben. Darum war der Hauptsitz der Femgerichte auch West- falen. Der Vorsitzende des Gerichts hieß „Freigraf", die Bei- sitzer hießen „Freischöffen". Der Ort der Sitzung wurde „Freistuhl" genannt. Der Hauptstuhl war zu Dortmund. Mit der Einrichtung der Gerichte und mit dem Gerichtsver- fahren waren nur die Schöffen vertraut. Sie wurden dar- um auch „Wissende" genannt und erkannten sich an ge- heimen Zeichen und Worten. Bei seiner Aufnahme mußte sich jeder Schöffe durch einen feierlichen Eid zur Geheimhaltung der Einrichtungen verpflichten. Die Verbrechen, über welche die Femgerichte richteten, waren besonders Ketzereien, Zauberei, Diebstahl und Mord. War jemand bei dem Femgerichte vergeklagt, so wurde er durch einen Brief mit sieben Siegeln, den man an sein Haus oder an das nächste Heiligenbild anschlug, vorgeladen. Erschien er nach dreimaliger Ladung nicht, so wurde er für verfehmt erklärt. Jeder Schöffe war verpflichtet, ihn zu töten, sobald er ihm begegnete. Gewöhnlich wurde er an den ersten besten Baum geknüpft. Als Beweis, daß der Tote als Opfer der Fehme gefallen sei.

13. Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 143

1894 - Breslau : Trewendt
Reichstag zu Worms 1521 143 Es fragte sich, in welchem Maße Karl V. den an ihn gestellten Anforderungen gewachsen sein würde. Er war ein Mann von außerordentlicher Klugheit und unermüdlicher Thatkraft, staatsmännisch und tapfer, aber verschlagen und kalt berechnend. Dies zeigte sich sogleich Luther gegenüber; denn wenn er trotz seiner unbedingten Ergebenheit gegen die alte Kirche ihn milde behandelte, so geschah es nur in der Erwägung, daß dieser Mönch schon eine Macht geworden war, mit der er selbst einmal den Ansprüchen des Papstes gegenübertreten konnte. 2. Der Reichstag von Worms, der Adels- und der Bauernkrieg. 1521—1525. §96. Reichstag zu Worms 1521. [Reichsregiment. Wormser Edikt.] Unter solchen Verhältnissen sah man dem ersten Reichstage, den Karl 1521 nach Worms berufen hatte, mit allgemeiner Spannung entgegen. Zunächst famen dort die weltlichen Geschäfte zur Erledigung, namentlich die Einsetzung eines Reichsregiments und die Vereinbarung einer Reichsumlage, durch welche die einzelnen Stände zur Erlegung bestimmter Abgaben für Reichszwecke verpflichtet wurden. Darauf schritt man zur Verhandlung über Luther, der, alle Abmahnungen seiner Anhänger von sich weisend, unter kaiserlichem Geleit in Person nach Worms gekommen war. Zweimal wurde er vor die hohe Versammlung beschießen und zum Widerruf aufgefordert: vergeblich, seine Antwort lautete, er wolle durch Zeugnisse der Schrift oder durch helle Gründe überwunden werden; denn er glaube weder dem Papste, noch den Konzilien allein, dieweil am Tage läge, daß sie oft geirrt hätten. Der Eindruck seines Auftretens war verschieden: der Kaiser samt seiner spanischen und italienischen Umgebung bezeigte wenig Verständnis für den weltgeschichtlichen Vorgang, der sich damals abspielte; die deutschen Stände dagegen waren z. T. hocherfreut, konnten aber nicht verhüten, daß eine Ächtungsurkunde, das Wormser Edikt, ausgefertigt wurde, das Luther und seinen Anhang für vogelfrei erklärte. Es geschah dies am 26. Mai, als schon viele Stände in die Heimat zurückgekehrt waren; der päpstliche Legat Ale and er zog es daher vor, die Urkunde auf den 8. Mai zurückzudatieren, um den Schein zu erwecken, als fei sie mit der Stände „einhelligem Rat und Willen" erlassen worden. [Luther auf der Wartburg bis 1522; Unruhen in Witten-berg.] Der Ächtungsbefehl wurde wenigstens in Deutschland nicht viel

14. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 52

1858 - Weimar : Böhlau
52 Zustand der christlichen Kirche. deutschen Freiheit wurde eine sogenannte Wahlcapitulation ausge- arbeitet und von dem Bevollmächtigten Karls angenommen und unter- schrieben. Karl verpflichtete sich, keinen Reichstag außerhalb Deutschland zu halten, die Stände nicht vor ein Gericht außerhalb deß Reiches zu laden, sich in Reichsverhandlungen der deutschen oder lateinischen Sprache zu bedienen, keine fremden Truppen in das Reich zu bringen, außer zu seiner Vertheidigung, die Stände bei ihren hergebrachten Freiheiten zu laffen, wieder ein Reichsregiment einzusetzen, Bündniffe in Sachen des Reiches mit Fremden nicht einzugehen und Reichskriege nicht zu füh- ren ohne der Kurfürsten und der Stände Rath, diese ohne Noth nicht mit Reichstagen und Steuern zu beschweren und Steuern ohne die Kurfürsten nicht auszuschreiben, endlich alles, was der römische Hof gegen die Concordate der deutschen Nation vorgenommen, abzu- schaffen. Ein Jahr nach seiner Wahl kam Karl V. nach Deutschland und wurde am 23. Oktober 1520 mit großer Feierlichkeit zu Aachen gekrönt. Seinen erstell Reichstag schrieb er auf den nächsten heili- gen Dreikönigstag nach Worms aus. Dieses ist der durch Luther be- rühmt gewordene Reichstag. Wir wenden uns daher nun zu dem Anfang der Reformation. Die Hoffnung der christlichen Völker auf eine Reformation der Kirche, nach welcher die großen Kirchenversammlungen des fünfzehnten Jahr- hunderts gestrebt hatten, war durch die Schlauheit der Päpste getäuscht worden. Die Päpste glaubten, daß jetzt der Stuhl ihrer Herrschaft fester als je gegründet sei. Unbezweifelt war noch daß Recht der Päpste, in allen religiösen Dingen Gehorsam von den Königen wie von deren ge- ringsten Unterthanen zu fordern. Nur erschüttert, doch nicht überwunden war die Vorstellung, nach welcher sie in dem mystischen, Himmel und und Erde, die Lebendigen und die Todten umfassenden Körper der Kirche die Stelle Christi einnahmen, und nach welcher Gott durch sie that, was sie thaten; nur erschüttert war ihr Anspruch, als Statthalter Gottes über den Königen aller Länder mit der Besugniß zu stehen, die Ober- aufsicht über deren Regiment zu führen, Schiedsrichter zwischen ihnen und ihren Unterthanen zu sein, sogar die Könige zu entsetzen. Die Kraft des päpstlichen Bannes und Interdikts war geringer geworden, - hatte aber immer noch nicht aufgehört. Was der päpstliche Einfluß am Nach- druck der Gewaltmittel verloren hatte, ersetzte eine unwürdige, aber oft ebenso unwiderstehliche Politik. Noch immer wurde gesagt und geglaubt, der Papst habe selbst den Engeln im Himmel zu gebieten, sein und Gottes Gerichtshof sei derselbe. Mit weit größerem Rechte als der Kaiser wurde der Papst ein Herr der Welt genannt. Die Päpste waren Mitherrscher der Könige in deren Reichen vermöge ihrer Gewalt über das nur ihren Verfügungen unterworfene Kirchengut, vermöge ihrer Be- fugniß, auch ohne königliche Genehmigung Befehle an die Unterthanen zu erlaffen. Ueberall galt gleich dem bürgerlichen das geistliche Recht und die Päpste waren in ihrer Stellung zu den geistlichen Gerichten die höch- sten und letzten Urtheiler. Die den Königen als mächtige Reichsstände gegenüberstehenden Bischöfe waren den Päpsten untergeben, und diesen gehorchte die das Volk beherrschende Geistlichkeit. Allgemein war der Glaube an die Macht der Päpste und allgemein die Ueber-

15. Geschichte der Neuzeit - S. 76

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
76 Zeitalter der Glaubensspaltung (Reformation). Religionskriege. die alten Reichsstnde mit den alten Rechten bestanden und der Kaiser sie hren mute, solange namentlich die deutsche Kirche nicht zum Staatsinstitut niedergebeugt war. Zu einer Universalmonarchie ist die unumschrnkte Ge-walt des Fürsten die unentbehrliche Vorbedingung. Solange Lnder, Land-schaften, Städte und Stnde bei den Manahmen des Regenten ein Wort mitzureden haben, so lange kann er weder das Geld noch das Blut seiner Völker nach Gutdnken zu Zwecken seiner Herrschaft benutzen und eben darum keine Universalmonarchie errichten. Karl konnte mit seiner Herrschaft der so viele Nationen kaum deren Gebiet schirmen. Die Seeruber, welche auf dem Mittelmeere herumschwrmten, gaben seiner Flotte genug zu thun. Die Moriskos in Spanien waren noch zahl-reich und feindlich, so da im Vertrauen auf ihre Untersttzung Sultan Selim Ii. (15661574) zwischen einer Expedition nach Spanien und der Eroberung von Cypern (1570) schwankte. Auch Algier und Marokko galten als Anhaltspunkte fr einen Zug des Halbmonds gegen Spanien. Von Osten her drngten die osmanischen Trken, damals die erste Militrmacht der Welt, deren ernstliche Bekmpfung die ganze Kraft Deutschlands in An-spruch genommen htte. Im Westen stand Frankreich stets zum Angriff be-reit; der unumschrnkt gebietende König hatte alle Krfte seines Landes zur Verfgung. Mit Mhe gelang es Karl, die Trken und Franzosen zurck-zuhalten. Als seine Hand das Steuer nicht mehr hielt, machten die Trken Fortschritte, während auch die Franzosen von Burgund und Deutschland ein Stck nach dem andern abbrckelten und die Rheinlande wie Belgien bedrohten. An der Ostsee geriet, wie erwhnt, das Ordensland Preußen als weltliches Herzogtum ganz in Abhngigkeit von Polen; Kurland, Livland und Est-land gingen verloren. Nach dem unglcklichen Kriege Lbecks und der wen-dischen Städte erhielten Dnemark und Schweden die Herrschaft der das Baltische Meer und strebten danach, sich auf Kosten Deutschlands zu vergrern. Die Zeit nach Karl V. ist seine beste Rechtfertigung. X. Das Konzil von Trient. Da die Protestanten das Konzil, welches mit Unterbrechungen von 15451563 dauerte, als ein unfreies" nicht beschickten, somit eine Ver-einigung nicht mehr zu erwarten stand, nahmen die Vter das ebenso wichtige als schwierige Werk der innern Reformation in Angriff. Zunchst stellten sie, durch die geschehenen Neuerungen gentigt, die Lehren der katholischen Kirche in einer Reihe von dogmatischen Punkten in unzweideutiger Weise fest, so der die Heilige Schrift und die Tradition als Quellen der Offenbarung, der die Erbsnde, die Rechtfertigung, die sieben heiligen Sakramente, den

16. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 301

1913 - Langensalza : Beltz
Die Reformation. 301 Karl V., Beherrscher eines Reiches, in dem die Sonne nicht unterging, erstrebte eine unumschränkte Gewalt über Staat und Kirche in allen Ländern seines Weltreichs; er wollte ein neuer Karl der Große werden. Wir bewundern seinen beharrlichen Willen, mit welchem er den Plan durchzuführen suchte. I. Das vollständige Mißlingen desselben aber hatte folgende Gründe: 1. Die ungeheure Ländermasse war zu groß, die Verkehrsmittel der damaligen Zeit waren zu dürftig, so daß eine wirklich einheitliche Leitung des Ganzen vollkommen unmöglich war. 2. Sein Weltherrschaftsplan wurde fortgesetzt von Angriffen des Auslands bedroht: a) Frankreich kämpfte dagegen an; es war auf die große Habsburgische Macht eifersüchtig, und es wollte sich von einem solchen mächtigen Gebieter im Norden, Osten und Süden nicht einschließen lassen. b) Die Türken verfolgten gleichfalls das Ziel der Errichtung eines großen türkischen Weltreichs in Europa und gefährdeten fortgesetzt die babs-burgische Machtstellung in Ungarn. ^ o) In Deutschland stieß Kaiser Karl auf den Widerstand der Fürst enmacht, welche eine starke unumschränkte kaiserliche Obergewalt nicht dulden wollte — und aus den von Luther entfachten neuen G e ist der christlichen Freiheit. Ii. In zwei großen Abschnitten verlief der Kampf des Kaisers um seinen Weltherrschaftsplan: Bis zum Beginn des Schmalkaldischen Krieges stand der Weltkampf gegen Frankreich und dietürken im Vordergründe. Als es abgeschlossen worden war, wandte sich Karl V den Dingen in Deutschland zu. Jetzt galt es, die Fürstenmacht und kt e Reformation niederzuwerfen; denn beides waren gefährliche Hindernisse für Kaiser Karls Hauptziel. Er glaubte, daß die unumschränkte kaiserliche Weltherrschaft nur gewahrt werden könnte, wenn auch die Kirche ihre ungeteilte Einheit behielte. Das war der Hauptgrund für seine Stellung zur Reformation. Er^ kämpfte für die Einheit der Kirche, weil durch den Protestantismus die Selbständigkeit der Fürsten bedeutend g e jtä r k t w u r d e. Denn diese wurden in den evange-Itschen Ländern oberste Bischöfe der Landeskirchen, sorgten für Kirchen und Schulen, zogen Klöster und Stifter ein und verwandelten sie in Kranken- und Armenhäuser. _ Sie hatten also die oberste weltliche und kirchliche Gewalt und ihre fürstliche Selbständigkeit wuchs dadurch bedeutend. Er kämpfte gegen die Reformation, weil die Evangelischen bei den selbständigen Landesherren eine starte Stütze fanden. Fassen wir zusammen! Die Hindernisse, welche sich den Weltherrschaftsplänen Kaiser Karls entgegengestellten, waren: das eifersüchtige Ausland, das eroberungssüchtige Ausland, die deutsche Fürstenmacht, der neue G e i st. 5‘ ^r5rvv - * 0 0 ro a r das Schicksal der Evangelischen, or 1 ^fchlufj! des ersten Reichstags zu Speyer 1526 war der Ausbreitung der Reformation günstig: „Jeder Reichsstand kann in Religions-

17. Hessisches Reformationsbüchlein für Schule und Haus - S. 64

1904 - Marburg : Elwert
64 Zweiter Abschnitt. Ziegenhain auszuliefern, vom Schmalkaldischen Bunde zurückzutreten und kein neues Bündnis einzugehen, dem nicht Karl und König Ferdinand angehörten, ferner dem Kaiser gehorsam sein, die Sprüche des Kammergerichts befolgen und 150 000 Gulden Strafgelder zahlen zu wollen. Die Zumutung, das Konzil zu beschicken und sich seiner Entscheidung zu unterwerfen, wies er energisch zurück und verstand sich nur zu der Erklärung, daß er sich in diesem Stücke nur so weit verpflichte wie die beiden Kurfürsten, die ihm die schriftliche Versicherung gegeben hatten, daß sie bei der Augsburger Konfession bleiben wollten. Ruf die genannten Kapitulationsbedingungen hin leistete der Landgraf am 19. Juni 1547 in Halle vor Karl V. den Fußfall und wurde dann von der Hcht, der angeblich verdienten Todesstrafe und ewigem Gefängnis losgesprochen. Hm Hbend aber ließ ihn der Kaiser durch den Herzog von Hiba verhaften; der Protest der beiden Kurfürsten, denen jetzt erst über die spanische Treulosigkeit und die Folgen ihrer Übel angebrachten Vertrauensseligkeit ein Licht aufging, half nichts. So hatte also der Kaiser die beiden Fürsten besiegt und in feine Gewalt bekommen, die ihm seit zwei Jahrzehnten das Leben sauer gemacht hatten. Sein Triumph über das evangelische Deutschland war fast vollständig, da sich jetzt auch die niederdeutschen Städte und die Herzoge von Pommern und Lüneburg unterwarfen; nur das tapfere Magdeburg beugte sich nicht. 3n schmeichlerischer Bewunderung konnte ein Schriftsteller ausrufen: „Karl der Große hat in dreißig Jahren Sachsen nur zur Not bändigen können; unser Karl der Größte hat es in drei Monaten zum Gehorsam gezwungen". Huf dem Reichstage zu Hugsburg 1547/48, dem sogenannten geharnischten — Karl V. hatte seine Truppen, von denen besonders die Spanier übel hausten, noch nicht entlassen - erntete der Kaiser die Früchte seines Sieges. Sein Ziel war: die Selbstherrlichkeit der Stände zu beseitigen und die habsburgisch-spanische Universalgewalt auch in Deutschland fest zu begründen, dazu vor allem die Protestanten wieder zum Gehorsam gegen die alte Kirche zurückzuführen. Doch konnte er diese Hbsichten nicht völlig verwirklichen. Zwar setzte er es durch, öaß das Reichs-Kammergericht erneuert und die (Ernennung der Richter ihm allein überlassen rvuröe, daß ihm die Stände einen Reichsschatz bewilligten, der seine Macht und Schlagfertigkeit verstärkte und ihre eigenen, durch die Kriegssteuern hart mitgenommenen Gebiete noch weiter schwächte, und daß seine niederländischen Besitzungen in den Reichsverband aufgenommen und dadurch gegen französische Hngriffe geschützt rouröen, aber ohne öaß sie dem Kammergericht unterstehen sollten. Jedoch die Regelung der Religionsfrage wurde ihm sofort erschwert, und zwar in erster Linie durch den Papst. Dieser hatte das seit 1545 in Trient tagende Konzil im März des Jahres 1547 nach der päpstlichen Stadt Bologna verlegt, um es ganz unter seinem Einfluß zu haben und die Einwirkung des siegreichen Kaisers auf den Gang der Verhandlungen und auf die Beschlüsse unmöglich zu

18. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 160

1904 - Habelschwerdt : Franke
i6 der Enkel Maximilians, als Bewerber um die deutsche Krone auf und suchten die Kurfrsten durch Geld fr sich zu gewinnen. Der drohenden Trkengefahr wegen wurde der mchtige Karl gewhlt und 1520 zu Aachen als Kaiser Karl V. gekrnt, nachdem - er in einer Wahlkapitulation" versprochen hotte, keine Reichshandlung ohne Ein-willigung der Stnde vorzunehmen, kein fremdes Kriegsvolk zu halten und die Reichsverhandlungen in deutscher Sprache zu führen. Auch durch ein Reichsregiment" wurde seine Macht beschrnkt. Karl V., geboren 1500 zu Geut, war von Person klein und schwchlich, besa aber einen regen und vielseitig gebildeten Geist. Mit auergewhnlichem Flei widmete er sich den Regierungsgeschften. In feinen Entschlssen war er langsam und erwog sorgfltig alle Grnde fr und wider; hatte er sich aber entschieden, so war nichts imstande, ihn von seiner Meinung abzubringen. Wie seine Zeit-genoffen, die sich durch Selbstsucht und Rcksichtslosigkeit auszeichneten, war er in der Wahl seiner Mittel nicht bedenklich. Er liebte und frderte die Knste und Wissenschaften. Den kirchlichen Neuerungen war er abgeneigt; denn sie gefhrdeten die Einheit der von ihm angestrebten habsbnrgifchen Univerfalmonarchie. Obgleich er sich bemhte, deutsche Sitten anzunehmen, blieb er den Deutschen ein Fremder. 2. Aas Wormser Edikt, 1521. Bald nach Antritt seiner Regierung berief Karl nach Worms einen Reichstag, auf dem auch der kirchliche Streit beigelegt werden sollte. Luther hatte sich unter-dessen in den Schriften An den christlichen Adel deutscher Nation" und Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" immer mehr von der alteu Lehre entfernt. Dadurch, da er (1520) die Baun-bulle des Papstes zu Wittenberg verbrannte, hatte er gnzlich mit der Kirche gebrochen. Der Kaiser, der anfangs dem gegen Luther erlassenen Exkommnnikationsfprnche mit aller Strenge gesetzliche Kraft verschaffen wollte, lie sich durch die Fürsten zu einem vorherigen Verhr Luthers bewegen. Erst als dieser in Worms den Widerruf feiner Lehren verweigerte, wurde er in die Acht erklrt. Auf dem Heimwege lie ihn fein Gnner Friedrich der Weise von Sachsen von verkappten Rittern aus die Wartburg in Sicherheit bringen. Hier begann Luther eine neue bersetzung der Bibel. Vor Luthers Bibelbersetzung gab es schon 22 andere Verdeutschungen der Heiligen Schrift. Obgleich in Luthers bersetzung viele Fehler nach-gewiesen wurden, war sie doch in der Kraft und Anschaulichkeit des Ausdrucks ein Meisterwerk und gewann auf die Gestaltung der neuhochdeutschen Schrift-sprche groen Einflu. Luther auf dem Reichstage zu Worms. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 70.

19. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 128

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
128 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648. zu Wittenberg die Bannbulle und vollzog dadurch seinen endgltigen Bruch mit der rmischen Kirche. 1520 war Karl V. in Deutschland erschienen, von vielen, vor allem von Hutten, mit den grten Hoffnungen erwartet, und in Aachen gekrnt worden. Der von ihm nach Worms be-Reichstag zu rusene Reichstag sollte auer politischen Dingen die Stnde Worms 1521. bewilligten Geld und Truppen, Karl dagegen mute die Wieder-einsetzung eines Reichsregiments zugeben auch die Angelegenheit Luthers entscheiden. Dieser wurde, obwohl ihn die Kirche bereits verdammt hatte, auf das Verlangen der Mehrheit der Stnde unter 17. und freiem Geleit vorgeladen. Am 17. und 18. April erschien er vor 18. April. dem $Rei^gtag; er verweigerte den Widerruf, wenn er nicht durch Zeugnisse der heiligen Schrift oder durch Vernunftgrnde berfhrt wrde, da wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefhrlich sei. Auch fernere Verhandlungen hatten keinen Erfolg. Auf der Rckreise wurde Luther auf Anordnung seines Kurfrsten bei Alten-Lutheraufder stein im Thringer Walde aufgehoben und aus die Wartburg Wartburg, gebracht. Die noch anwesenden Fürsten genehmigten das ihnen vom Kaiser vorgelegte Edikt, wodurch er gechtet und die Verbrennung seiner Bcher angeordnet wurde. Auf der Wartburg, wo Luther als Junker Jrg" zehn Monate zubrachte, begann er die bersetzung der Bibel, zunchst die des 1522. neuen Testaments, die 1522 herausgegeben wurde. Trotz der drohen-deu Gefahr aber blieb er nicht in seinem Versteck, als in Wittenberg eine radikale Bewegung Platz griff, von der er Schaden fr das Evangelium befrchtete. Von Karlstadt gefhrt, beeinflut durch Dieschwarm- eine Anzahl aus Zwickau gekommener Schwrmer, die sich eines Wittenberg unmittelbaren Verkehrs mit Gott rhmten, die Kindertaufe und alle uerlichkeiten des Gottesdienstes verwarfen, hatte man begonnen die bestehenden Kultusformen abzuschaffen, die Messe zu beseitigen, die Bilder in den Kirchen zu zerstren. Luther war ein Feind jeder gewaltsamen nderung und jeder Ntigung der Schwachen." Durch 1522. gewaltige Predigten berwand er die Bewegung und zwang die Gegner die Stadt zu verlassen. Karl Y. und die Reformation bis ;um Nrnberger Religionsfrieden 1532 Die Umwlzungsversuche der Ritter und der Bauern und die Fortschritte der Reformation. Karl V. verlie 1521 Deutschland und blieb, mit auswrtigen Hndeln beschftigt, bis 1530 fern. In der Zwischenzeit konnte sich die Reformation mchtig ausbreiten; gleichzeitig aber machte sich die

20. Lebensbilder aus der neueren Geschichte - S. 21

1898 - Halle a. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Karl V. wird von den deutschen Fürsten zum Kaiser gewählt. 21 dessen Name wurde zuletzt vom Erzbischof von Mainz öffentlich genannt, der war Kaiser. Im Jahre 1519 hatte der ritterliche Herr, Kaiser Max die Augen geschlossen, und ein neues Oberhaupt mußte gewählt werden. Nach langen Beratungen koren endlich die Sieben den Enkel des Entschlafenen, Karl V. zu ihrem Kaiser, obwohl er noch nicht 20 Jahre alt war, Von seiner Macht, seinem Reichtum, der Zahl und Größe seiner Reiche ging die Rede lobpreisend durch alle Lande. Er sei ein König in Spanien, Unteritalien und Sizilien und Böhmen, ein Herzog von Burgund und den Niederlanden und Österreich, der unzähligen kleineren Länder nicht zu gedenken. Seine Statthalter führen über das Weltmeer nach jenen neuentdeckten fremden Erdteilen, nähmen sie für ihren Herrn in Besitz und höben den unerschöpflichen Reichtum derselben an Silber und Gold. Wer könne ahnen, wo noch ein Ende dieser Ländermassen gesunden würde, und schon jetzt dürfe man sagen, daß in seinem Reiche die Sonne nicht untergehe. Dieses junge Haupt sollte nun auch Kaiser Karls des Großen ehrwürdige Krone tragen. Karl verweilte, als die Wahl geschah, zu Gent in den Niederlanden und ward nun eingeladen, in das Reich zu kommen. Da war die erste Frage, welche die Deutschen aneinander richteten: „Wie wird's unser Herr mit Luthers Lehre halten?" Bald hörte man, zu Brüssel habe er befohlen, die Bannbulle bekannt zu geben und Luthers Schriften zu verbrennen, und ebenso später auch in der Stadt Köln am Rheine. Auch habe sich ein Legat des