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1. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 58 — ist auch die Elle, mit der ich dem Feinde den Rücken messe!" Dabei schlug er zornig an sein Schwert, und der Gesandte schwieg beschämt still. Als Dersslinger in dem schwedischen Kriege Stettin belagerte, wollten die Einwohner ihn ärgern; sie zogen am höchsten Turme der Stadt eine riesige Pappschere auf. „Die soll euch teuer zu stehen kommen," rief Derfflinger. Als die Stadt erobert war, äscherte er alle Türme ohne Gnade ein. 1v. Der Große Kurfürst im Frieden. Aus allen Kräften sorgte Friedrich Wilhelm für das Wohl seiner Untertanen. Allmählich erholten sie sich bort den schrecklichen Drangsalen des Dreißigjährigen Krieges, und die Bauern bestellten wieder ihre verwüsteten Äcker. Der Kurfürst gab ihnen selber als Landwirt ein gutes Beispiel; er baute in seinem „Lustgarten" zu Berlin eifrig Gemüse und seltene Pflanzen, besonders die Kartoffel, an, und die Musterwirtschaft auf den fürstlichen Gütern zeigte den Landbewohnern, wie man am besten die Viehzucht ausübe, wie man Gemüse ziehe und Baumzucht treibe. Jeder Bauer mußte bei seinem Hause einen Garten anlegen, und keiner durfte eher heiraten, als bis er sechs Obstbäume und sechs Eichbäume auf seinem Grunde gepflanzt hatte. Weil das Land durch den großen Krieg arm an Menschen geworden war, berief der Kurfürst zahlreiche Ansiedler, denen er Ackerstücke zur Bebauung anwies. Als zahlreiche französische Protestanten ihr Heimatland verließen, wo ihre Religionsfreiheit aufgehoben war, nahm der Kurfürst gegen 20 000 in sein Land auf. Sie ließen sich besonders in Berlin nieder und regten hier vielseitig Handel und Gewerbe an. Zur Förderung des Verkehrs baute der Kurfürst den ersten Kanal, indem er Oder und Spree verband. Auch ein Postverkehr wurde eingerichtet; Reitposten gingen von Memel nach Cleve. Ja, er richtete als erster deutscher Fürst seinen Blick schon über das Meer; er schuf in Kolberg eine kleine Flotte und unternahm es, in Afrika eine Kolonie zu gründen; leider hatte sie nicht lange Bestand. So ist Friedrich Wilhelm durch seine Friedenswerke nicht minder groß als durch kriegerische Taten. Bei alledem blieb er demütig vor Gott und gab überall dem Herrn die Ehre. Als er fühlte, daß es mit ihm zum Sterben gehe, ermahnte er feinen Sohn, den Kurprinzen, allezeit ans dem rechten Wege zu wandeln, auf treue Räte zu hören und feine Untertanen von Herzen zu lieben; dann werbe es ihm wohl ergehen. Bald barauf, am 29.April 1688, starb er im Alter von 68jahren; mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" schlummerte er saust hinüber. 11. Luise Henriette. Aus dem Geschlechte bet Gramer, dem des Großen Kurfürsten Mutter angehörte, stammte auch feine Gemahlin Luise Henriette. Sie war die Tochter des Statthalters der Nieber-

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1. Teil 3 - S. 34

1912 - Leipzig : Freytag
34 der Kaiser, das Reich, seine Verwandten und Bundesgenossen. Dereinst werden sie es bereuen, wozu sie mich gezwungen, und ihr Verlust wird dann so groß sein wie jetzt der meine. Möge aus meinen Gebeinen einst ein Rächer erstehen!" Schon im Jahre 1675 hatte sich der Habsburgische Kaiser feindselig gegen Brandenburg gezeigt. In dem genannten Jahre starb nämlich die Herzogsfamilie von Liegnitz, Brieg und Wohlan aus; nach dem alten Erbvertrage von 1537 mußten die Länder an den Kurfürsten fallen. Dennoch zog sie der Kaiser ein. Friedrich Wilhelm erhob fofort gegen das Unrecht Einspruch, ohne jedoch etwas ausrichten zu können. Erst später schloß der Kaiser mit den: Kurfürsten einen Vertrag, nach dem Brandenburg gegen Überlassung des Kreises Schwi ebus seinen Ansprüchen ans die schlesischen Herzogtümer entsagte. 4. Luise Henriette. Eine treue Helferin fand der Große Kurfürst in seiner ersten Gemahlin Luise Henriette. Sie war eine Tochter des Statthalters der Vereinigten Niederlande. Luise Henriette hing mit unendlicher Liebe an ihrem Gatten; sie begleitete ihn auf seinen Reisen und Kriegszügen und besänftigte oft durch ihr mildes Wesen seinen heftigen und leicht aufbrausenden Sinn. Auch in Staatsangelegenheiten war sie dem Kurfürsten eine einsichtsvolle Beraterin. — Als echte Landesmutter war Luise Henriette eifrig bestrebt, die Wunden, die der Dreißigjährige Krieg ihrem Lande geschlagen hatte, zu Heilert. Sie wurde dem armen und verwahrlosten Volke der Mark eine Lehrmeisterin in der Milchwirtschaft, im Garten- und Gemüsebau. Vor dem kurfürstlichen Schlosse zu Berlin, wo sich heute der Lustgarten ausbreitet, legte sie einen Gemüsegarten an. Auf dem Gute Bötzow an der Havel, das später Oranienburg genannt wurde, rief die Kurfürstin eine Musterwirtschaft ins Leben, die den einheimischen Bauern als Vorbild dienen sollte. Auch die holländische Viehzucht verpflanzte Luise Henriette nach der Mark; sie gründete das Bruchdorf Neuholland und verschenkte Kühe unter die bedürftigen Landbewohner. — Die Kurfürstin sorgte auch für eine bessere Erziehung der Jugend; das Waisenhaus zu Oranienburg zeugt heute noch von ihrer edlen Gesinnung. — Luise Henriette starb int Jahre 1667, noch nicht 40 Jahre alt. Nach ihrem Tode stand der Kurfürst oftmals klagend vor ihrem Bilde: „O, Luise, wie sehr vermisse ich deinen Rat!" 5. Friedrich Wilhelm als Ehrist und sein Eod. Friedrich Wilhelm war ein aufrichtiger Christ; er sprach regelmäßig sein Gebet und bat vor jeder folgenschweren Entscheidung Gott um Weisheit und Beistand. Die polnische Königskrone, die man ihm unter der Bedingung antrug, daß er zur katholischen Kirche übertrete, lehnte er mit den schönen Worten ab: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht tun." Der Große Kurfürst führte in Brandenburg den Gedanken der religiösen Duldung durch. Er verbot nämlich den lutherischen Geistlichen, von der Kanzel herab ihre reformierten Brüder zu bekämpfen oder gar zu verketzern. Bei dieser Gelegen-

2. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 38

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 38 — stützungen. In Duisburg gründete er im Jahre 1655 eine neue Hochschule, die für den westlichen Teil seiner Länder bestimmt war und später nach Bonn verlegt wurde. Die kurfürstliche Bibliothek wurde bedeutend vermehrt und in größeren Räumlichkeiten, die dein Volke zugänglich waren, untergebracht; dadurch legte er den Grund zu der berühmten, großen königlichen Bibliothek zu Berlin. Weil er die Künste liebte, fanden an seinem .Hose Maler, Bildhauer, Baumeister und andere Künstler Aufmunterung und Unterstützung. Die Hauptstadt Berlin nahm bedeutenden Aufschwung. Ein ganz neuer Stadtteil Berlins, die Dorotheenstadt, entstand. Das verfallene Schloß wurde instand gesetzt, an der Spree ein herrlicher Lustgarten angelegt. Früher mußte jeder zu Markt fahrende Bauer eine Fuhre Dreck mit aus Berlin nehmen, jeder dritte Hausbesitzer hatte des Abeuds eine brennende Laterne auszuhängen; jetzt traf der Kurfürst Vorsorge zur Pflasterung und guten Beleuchtung. Berlin gewann immer mehr ein der Hauptstadt des Landes würdiges Aussehen und zählte wenige Jahre mich dem Tode Friedrich Wilhelms schon 28 000 Seelen. Die Accise. Die neuen Einrichtungen erforderten naturgemäß große Geldsummen. Um diese zu gewinnen, führte der Kurfürst eine gerechtere Verteilung der Steuerlast herbei durch die Verbrauchssteuer, Accise genannt. Das war eine Abgabe, welche von allen im Lande verbrauchten Gegenständen des täglichen Bedarfes (Bier, Branntwein, Kaffee, Fleisch, Mehl) entrichtet werden mußte. Bisher hatten die Besitzer von Grundstücken und Hänsern hauptsächlich die Steuerlast getragen: mancher weniger Bemittelte stand wegen der drückenden Abgabe ab von einem Neubau. Jetzt sollten alle Bewohner ohne Ausnahme zu den Steuern beitragen, wie auch alle den Schutz der Regierung im Lande genossen. Da der Adel widerstrebte, ließ der Kurfürst für ihn die alte Einrichtung bestehen. Die Städte dagegen überzeugten sich bald von der Zweckmäßigkeit der neuen Verteilung und führten die Accise mit Freuden ein. Der Kurfürst gewann so die nötigen Einnahmen; die Städte nahmen an Größe zu, da sich überall die Banlust regte. So wirkte der große Kurfürst unermüdlich als sorgender Landesvater und brachte sein Land zu hohem Wohlstände. 6. Seine Person und seine Gemahlin Luise Henriette. Person. Der große Kurfürst hatte eine hohe, ritterliche Gestellt, die von Kraft und Gesundheit Zeugnis ablegte. In jungen Jahren wallte ihm sein volles Haar bis auf die Schultern, später trug er nach der damaligen Mode eine mächtige, gekräuselte Perücke. Ju der Kleiduug zeigte er große Einfachheit. Seine Gesichtszüge waren in der Regel ernst, konnten aber auch freundlich und heiter fein. In rastloser Thätigkeit wirkte und schaffte Friedrich Wilhelm. Auch noch in den spätesten Lebensjahren saß er unter den empfindlichsten Gichtschmerzen stundenlang, um mit seinen Reiten die Regierungsgeschäfte zu besorgen. Von allem wollte er sich selbst unterrichten, um dann selbst zu urteilen. Doch ist es vorgekommen, daß er seine Meinung im versammelten Rate wieder fallen ließ, wenn er sich überzeugte, daß

3. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 93

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
93 Die geistige Bildung. Auf die Frderung der geistigen Bildung seines Volkes war Kurfürst Friedrich Wilhelm in fr-sorglicher Weise bedacht. Die Universitt zu Frankfurt a. d. O. be-schenkte er reichlich, und zur Frderung der Wissenschaften in den westlichen Landesteilen diente die Grndung der Univer-sitt zu Duisburg. Berlin erhielt zwei neuegymna-s i e n, eine ffentliche Bibliothek und ein K u n st k a b i n e t t, die ersten Ansnge der Kniglichen Bibliothek und der Kniglichen Museen. Knstler aller Art berief der Kurfürst aus dem Auslande nach seiner Hauptstadt; an seinem Hofe hielt er ei'ne Kapelle berhmter Musiker. Persnlichkeit und Tod des Groen Kurfrsten. Der Groe Kurfürst verriet auf den ersten Blick den Herrscher. Er besa einen scharfen Verstand, eine groe Umsicht und eine reiche Erfahrung: doch beharrte er nicht auf einer einmal gefaten Meinung, wenn er eitles Besseren belehrt wurde. Whrend seiner langen Regierung zeigte er eine unverdrossene Arbeitsamkeit, von der ihn selbst die empfindlichsten Gichtschmerzen nicht abhalten konnten. Zu diesen hohen Geistesvorzgen kam noch ein ganz entschiedener Wille, der selbst vor den schwierigsten Ausgaben nicht zurckschreckte. Galt es, das gesamte Wohl des Staates zu heben, so nahm er auf hergebrachte Vorrechte sowie auf die persnlichen Wnsche einzelner keine Rcksicht. Der rastlos ttige Fürst war seit dem Kriege gegen Frankreich und Schweden krperlich selten wohl; er hatte sich durch die Be-schwerden im Felde Gicht zugezogen, die ihn dann nicht mehr verlie. Im Jahre 1688 ging diese in Wassersucht der, an welcher der Kur-frst nach einer 48jhrigen segensreichen Regierung starb. Er hinterlie seinem Nachfolger ein blhendes und um ein Drittel vergrertes Land, einen gefllten Staatsschatz und ein kriegsgebtes Heer. Die weit voneinander liegenden Teile des Landes hatte er zu einem Ganzen vereinigt und Brandenburg an Stelle Schwedens zur Vor-macht des deutschen Nordens gemacht. König Friedrich I. lie ihm durch Schlter auf der Langen Brcke in Berlin ein Denkmal er-richten. kurfrstin Luise Henriette. Die erste Gemahlin des Groen Kur-frsten war Luise Henriette, die Tochter des Prinzen von Drniert. Die Hochzeit wurde im Haag gefeiert. Nach der Hochzeit konnte Luise Henriette ihrem Gemahl nicht sofort folgen, da ihr Vater sehr gefhrlich erkrankte. Mit kindlicher Liebe pflegte sie ihn mehrere

4. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 40

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 40 — Luise Henriette. Am 23. November 1646 vermählte sich Friedrich Wilhelm in Holland mit Luise Henriette, der gottesfnrchtigen, schönen und hochgebildeten Tochter des Prinzen von Oranien. Auf ihre Bitten hin ließ er seine junge Gemahlin zunächst im Haag zur Pflege ihres kranken Vaters zurück. Als der edle Dränier im folgenden Jahre die Augen schloß, begleitete sie ihren Gemahl nach Kleve und im Jahre 1650 nach Berlin. Sie war ihm eine treue Gefährtin und Beratin. Trotz ihrer schwachen Gesundheit folgte sie ihm ans allen Reisen und Feldzügen. „Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten erleiden", schrieb sie einst, „als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen." Der Kursürst erwiderte diese innige Liebe und fragte sie in allen wichtigen Angelegenheiten um ihre Meinung. Ihr Rat war ihm lieb und teuer; „alles," sagte er einst, „worin ich ihrem Rate gefolgt bin, ist gut von statten gegangen." Für die Armen und Notleidenden hatte Luise ein fühlendes Herz. Aus ihren Ersparnissen ging das noch heute blühende Waisenhaus zu Oranienburg hervor. Ihr Lieblingsaufenthalt war das Schloß Bötzow, das mit der dabei liegenden Stadt an der Havel ihr zu Ehren nach ihrer Heimat Oranienburg genannt wurde. Das ganze Volk war ihr in dankbarster Liebe und Verehrung zugethan ; in sinniger Weise gaben viele diesen Gefühlen Ausdruck, indem sie ihr neugeborenes Mädchen Luise nannten. Sogar gegen Übelthäter übte sie Milde. Als sie einst von einem Diener bestohlen worden war, schickte sie ihm heimlich einige Goldstücke, damit er durch rasche Flucht der Strafe entgehen könne. Sie sprach: „Meinetwegen soll fein Blutstropfen vergoffen werden!" Ihren eigenen Kindern, von denen nur ein Sohn, der spätere König, am Leben blieb, war sie die liebevollste Mutter. Nicht nur gesund und kräftig sollten sie heranwachsen, sondern vor allem fromm und gottesfürchtig; jeder Tag wurde mit einer gemeinschaftlichen Hans-andacht begonnen und ebenso geschlossen. Leider war der Kurfürstin nur eine furze Wirksamkeit beschieden. Im Jahre 1666 erkrankte sie auf einer Reise zu ihrer geliebten Mutter nach dem Haag. Sterbenskrank langte sie wieder in Berlin an. In allen Kirchen des Landes flehte das Volk mit gefalteten Händen um Genesung der Landesmutter; aber Gottes Ratschluß wollte es anders. Im Alter von noch nicht 40 Jahren starb die edle Kurfürstin am 8. Juni 1667, tiej1 betrauert von ihrem Gemahl und von allen Unterthanen. Noch oft stand Friedrich Wilhelm, wenn er Wichtiges zu unternehmen hatte, vor ihrem Bilde und brach in die Worte aus: „Luise, Luise, wie sehr vermisse ich deinen Rat!" 7. Verwertung. A. Was bewundern wir an dem großen Kurfürsten? a) Seine Willenskraft in der Jugend. Im Haag machte er das Sprichwort zu Schanden: „Jugend kennt keine Tugend", indem er den Lockungen leichtsinniger Kameraden fein Gehör schenfte. Das war eine wahre Heldenthat; denn „Sich selbst bekriegen ist der schwerste Krieg, Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg."

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 26

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 26 — Turme der Stadt eine riesige Pappschere auf. „D'ie soll euch teuer zu stehen kommen," rief Derfflinger. Als die Stadt erobert war, äscherte er alle Türme ohne Gnade ein. 10. Der Große Kurfürst im Frieden. Aus allen Kräften sorgte Friedrich Wilhelm für das Wohl seiner Untertanen. Allmählich erholten sie sich von den schrecklichen Drangsalen des Dreißigjährigen Krieges, und die Bauern bestellten wieder ihre verwüsteten Acker. Der Kurfürst gab ihnen selber als Landwirt ein gutes Beispiel; er baute in seinem „Lustgarten" zu Berlin eifrig Gemüse und seltene Pflanzen, besonders die Kartoffel, an, und die Musterwirtschaft auf den fürstlichen Gütern zeigte den Landbewohnern, wie man am besten die Viehzucht ausübe, wie man Gemüse ziehe und Baumzucht treibe. Jeder Bauer mußte bei seinem Hause einen Garten anlegen, und keiner durfte eher heiraten, als bis er sechs Obstbäume veredelt und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. Weil das Land durch den großen Krieg arm an Menschen geworden war, berief der Kurfürst zahlreiche Ansiedler, denen er Ackerstücke zur Bebauung anwies. Als zahlreiche Franzosen wegen ihres evangelischen Glaubens ihr Heimatland verlassen mußten, nahm der Kurfürst gegen 20 000 in fein Land auf. Sie ließen sich besonders in Berlin nieder und regten hier vielseitig Handel und Gewerbe an. Zur Förderung des Verkehrs baute der Kurfürst den ersten Kanal, indem er Oder und Spree verband. Auch ein Postverkehr wurde eingerichtet; Reitposten gingen von Memel nach Cleve. Ja, er richtete als erster deutscher Fürst feinen Blick schon über das Meer; er schuf in Kolberg eine kleine Flotte und unternahm es, in Afrika eine Kolonie zu gründen; leider hatte sie nicht lange Bestand. So ist Friedrich Wilhelm durch seine Friedenswerke nicht minder groß als durch kriegerische Taten. Bei alledem blieb er demütig vor Gott und gab überall dem Herrn die Ehre. Als er fühlte, daß es mit ihm zum Sterben gehe, ermahnte er seinen Sohn, den Kurprinzen, allzeit auf dem rechten Wege zu wandeln, auf treue Räte zu hören und seine Untertanen von Herzen zu lieben; dann werde es ihm wohl ergehen. Bald darauf, am 9. Mai 1688, starb er im Alter von 68 Jahren; mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" schlummerte er sanft hinüber. 11. Luise Henriette. Aus dem Geschlechte der Oranier stammte des Großen Kurfürsten Gemahlin Luise Henriette. Sie war die Tochter des Statthalters der Niederlande und hatte eine schlichte, häusliche Erziehung genossen. Mit Schere und Nadel umzugehen, in Küche und Keller, in Hof und Garten zu wirtschaften, hielt sie für besser und würdiger, als zu tändeln und sich zu schmücken. Aus ihrer Heimat hatte sie eine große Vorliebe für Gartenbau und Blumenzucht L

6. Teil 3 - S. 34

1913 - Leipzig : Freytag
34 der Kaiser, das Reich, seine Verwandten und Bundesgenossen. Dereinst werden sie es bereuen, wozu sie mich gezwungen, und ihr Verlust wird dann so groß sein wie jetzt der meine. Mge aus meinen Gebeinen einst ein Rcher erstehen!" Schon im Jahre 1675 hatte sich der Habsburgische Kaiser feindselig gegen Brandenburg gezeigt. In dem genannten Jahre starb nmlich die Herzogsfamilie von Liegnitz, Brieg und Wohlau aus; nach dem alten Erbvertrage von 1537 muten die Lnder an den Kurfrsten fallen. Dennoch zog sie der Kaiser ein. Friedrich Wil-Helm erhob sosort gegen das Unrecht Einspruch, ohne jedoch etwas ausrichten zu knnen. Erst spter schlo der Kaiser mit dem Kurfrsten einen Vertrag, nach dem Brandenburg gegen berlassung des Kreises Schwiebus seinen Ansprchen auf die schleichen Herzogtmer entsagte. 4. Luise Henriette. Eine treue Helferin fand der Groe Kurfürst in seiner ersten Gemahlin Luise Henriette. Sie war eine Tochter des Statthalters der Vereinigten Niederlande. Lnise Henriette hing mit unendlicher Liebe an ihrem Gatten; sie begleitete ihn auf seinen Reisen und Kriegszgen und besnftigte oft durch ihr mildes Wesen seinen heftigen und leicht aufbrausenden Sinn. Auch in Staats-angelegenheiten war sie dem Kurfrsten eine einsichtsvolle Beraterin. Als echte Landesmutter war Luise Henriette eifrig bestrebt, die Wunden, die der Dreiig-jhrige Krieg ihrem Lande geschlagen hatte, zu heilen. Sie wurde dem armen und verwahrlosten Volke der Mark eine Lehrmeisterin in der Milchwirtschaft, im Garten- und Gemsebau. Vor dem kurfrstlichen Schlosse zu Berlin, wo sich heute der Lustgarten ausbreitet, legte sie einen Gemsegarten an. Auf dem Gute Btzow an der Havel, das spter Oranienburg genannt wurde, rief die Kurfrstin eine Musterwirtschaft ins Leben, die den einheimischen Bauern als Vorbild dienen sollte. Auch die hollndische Viehzucht verpflanzte Luise Henriette nach der Mark; sie grndete das Bruchdorf Neuholland und verschenkte Khe unter die bedrftigen Landbewohner. Die Kurfrstin sorgte auch fr eine bessere Erziehung der Jugend; das Waisenhaus zu Oranienburg zeugt heute noch von ihrer edlen Gesinnung. Luise Henriette starb im Jahre 1667, noch nicht 40 Jahre alt. Nach ihrem Tode stand der Kurfürst oftmals klagend vor ihrem Bilde: ), Luise, wie sehr vermisse ich deinen Rat!" 5. Friedrich Wilhelm als Christ und sein Eod. Friedrich Wilhelm war ein aufrichtiger Christ; er sprach regelmig sein Gebet und bat vor jeder folgenschweren Entscheidung Gott um Weisheit und Beistand. Die polnische Knigskrone, die man ihm unter der Bedingung antrug, da er zur katholischen Kirche bertrete, lehnte er mit den schnen Worten ab: Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht tun." Der Groe Kurfürst fhrte in Brandenburg den Gedanken der religisen Duldung durch. Er verbot nmlich den lutherischen Geistlichen, von der Kanzel herab ihre reformierten Brder zu bekmpfen oder gar zu verketzern. Bei dieser Gelegen-

7. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 413

1911 - : Crüwell
413 zug ruhmvoll geführt hatte. Aus seinen Gesprächen konnte der jugendliche Prinz mehr lernen als aus vielen dicken Büchern oder gelehrten Vorlesungen. Wenn er aber aus dem Zimmer des un- ermüdlich tätigen Statthalters hinüberging in die Gemächer der Gemahlin, fand er das Bild eines glücklichen, ruhigen Familien- lebens, wie es damals in Deutschland leider selten war. Da saß die Gemahlin des Statthalters, die eine Schwester des Königs von England war, in ihrem zierlich und geschmackvoll ausgestat- teten Gemache und unterwies ihre Tochter in den feinen Hand- arbeiten, mit welchen vornehme Frauen auch damals ihre freien Stunden ausfüllten, oder es wurde ein Buch herbeigebracht, und Mutter oder Tochter lasen abwechselnd vor. Obgleich die Prin- zessin Luise Henriette erst zwölf Jahre alt war, hatte sie es in der Sprachkenntnis schon weiter gebracht als heute manche Toch- ter aus höherem Stande; sie sprach und las nämlich englisch, französisch und deutsch. — Kurprinz Wilhelm reiste nach Berlin zurück und übernahm unter Mühen und Sorgen sein väterliches Erbe; die Prinzessin Luise Henriette aber wuchs unter der Obhut ihrer Mutter zu einer lieblichen Jungfrau heran. Obgleich in der holländischen Hauptstadt damals gar großer Aufwand getrieben wurde, blieb sie schlicht und einfach; sie verschmähte es, ihr Gesicht mit Puder zu überstreuen oder sich gar kleine Stücke schwarzen Seiden- zeuges, das wie Sterne oder Halbmonde ausgeschnitten war, auf Stirn und Wangen zu kleben, obgleich das damals bei vor- nehmen Damen sehr gebräuchlich war. An diese Prinzessin dachte Kurfürst Friedrich Wilhelm, als an ihn die Mahnung herantrat, sich nach einer Gemahlin umzu- sehen. Daher schickte er im Jahre 1646 einen Gesandten nach dem Haag, damit er bei dem Prinzen von Oranien um dessen Tochter für den Kurfürsten werbe. Sobald der Vater sein Jawort gegeben hatte, zog der Kurfürst nach dem Haag, seiner Braut entgegen. Ein stattliches Gefolge begleitete ihn: 300 Reiter und 500 Musketiere zogen mit ihm. Wie mag sich Prinzessin Henriette .gefreut haben, als sie vom Balkon ihres Elternhauses den jungen Fürsten vorüberziehen sah. Das Haupt, von langen Locken um- wallt, war mit dem Kurhute bedeckt; sein Rock war von schar- lachrotem Sammet, die Knöpfe waren von Edelstein. Sammetne Beinkleider endeten in weiten Stiefeln, an denen goldene Sporen funkelten. Hinter ihm wogte das glänzende Gefolge der Edelleute und Soldaten. So ging der Zug bis zu dem Gebäude, wo die Abgesandten der niederländischen Provinzen versammelt waren.

8. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 310

1901 - Halle : Gesenius
— 310 — Wie hieß seine erste Gemahlin? (Luise Henriette.) Aus welchem Geschlechte? (Dräniern) Wo herrschten die Dränier? (In den Niederlanden.) Welchen haben wir kennen gelernt? (Den Feldherrn Prinz von Dramen.) Wie kam der Kurfürst mit diesem zusammen? (Als er nach Holland zum Studieren gesandt wurde. Im Feldlager.) Erinnerung an das Wort des Oraniers vor Breda. Der Prinz halte den Kurprinzen sehr lieb. Nun könnt ihr euch auch vielleicht denken wie Luise Henriette mit dem Prinzen von Dramen verwandt war. (Mutmaßungen. Sie war seine Tochter.) Richtig! Der Kurprinz hatte sie als Mädchen in Haag kennen gelernt. Was wissen wir noch weiter? (Der Kurfürst hatte mehrere Kinder. Der älteste Prinz starb. Der zweite war der spätere König Friedrich. Der Vater schätzte diesen nicht hoch. Er wurde oft zurückgesetzt.) Wie kam das? (Die Mutter des Kurprinzen starb früh. Er war kränklich und verwachsen. Der Vater meinte, er hätte keinen großen Geist. Dazu kam die Mißachtung durch seine zweite Mutter.) Wie hieß diese? (Dorothea.) Zusammenfassung. Nun wollen wir Näheres von dem Familienleben des großen Kurfürsten hören. Ii. Stufe. a. Als der junge Kurprinz Friedrich Wilhelm im Haag weilte, lernte er dort die Tochter des Prinzen von Oranien kennen, die hieß Luise Henriette. Sie war damals ein schönes, sanftes, bescheidenes und frommes Mädchen, von Gestalt klein und zierlich und nicht stark von Gesundheit. Der Kurprinz bewahrte sie in gutem Andenken, und als sie neunzehn Jahre alt war, verlobte er sich mit ihr, und bald darauf war die Hochzeit. Aber Luise Henriette folgte ihrem Gemahle nicht sogleich nach Brandenburg. Ihr Vater war plötzlich sehr krank geworden, und sie pflegte ihn sorgsam bis er starb. Zwei Jahre daraus reifte sie in die neue Heimat ab; aber hier erlebte sie das schmerzliche Unglück, ihr ältestes Söhnlein zu verlieren. Als sie das Elend in Brandenburg sah, ergriff Mitleid ihr Herz, und sie tröstete und half wo sie konnte. Wie eine rechte Ltindesmutter sorgte sie für die Armen und Notleidenden. Alle, die zu ihr kamen und etwas von ihr begehrten, erhielten, was sie wünschten. Besonders dauerten sie die armen Waisenkinder, die keine Eltern mehr hatten und verloren gingen, oder doch von ihren Pflegern oft schlecht behandelt wurden. Ein Dorf bei Berlin, das früher zerstört worden war, hatte der Kurfürst wieder aufbauen lassen und feiner Gemahlin geschenkt. Sie nannte es Dräniert-bürg und gründete hier das erste Waisenhaus. Ihrem Gemahl stand sie als treue Gattin zur Seite.

9. Heft 1 - S. 29

1911 - Breslau : Hirt
8. Friedrich Wilhelm, der Groe Kurfürst. 29 Regiments dieselben Waffen und gleiche Kleidung, also Uniform. Auch wurden sie durch Offiziere und Unteroffiziere gleichmig ausgebildet und so auf den Krieg vorbereitet. Das erste brandenburgische Heer war nur 3000 Mann stark, aber es bildet den Anfang unserer jetzigen groen deutschen Armee. Der Kursrst vergrerte es bestndig. Mit diesem Heere und durch sein kluges Auftreten wute er während der letzten Jahre des Dreiigjhrigen Krieges sein Land vor Feinden zu bewahren, und als endlich Friede geschlossen wurde, erhielt er Hinterpommern sowie die Bistmer Magdeburg, Halberstadt und Minden. Da sein Grovater schon Ostpreuen und im Westen Kleve, Mark und Ravensberg erworben hatte, so war das Kurfrstentum Branden-brg jetzt so groß wie ein Knigreich. Um den Verkehr im Lande zu erleichtern, lie Friedrich Wilhelm die Landstraen ausbessern, die verfallenen Brcken wiederherstellen und nach dem Borbilde der Hollnder einen Kanal von der Spree zur Oder graben. Heute benutzt man zu solchen Erdarbeiten eine Maschine, die den Sand selber ausgrbt und in eiserne Wagen schttet, und eine andere Maschine zieht 50 oder mehr solcher Wagen aus einmal fort; damals aber muten Menschen den Sand ausgraben, fortschieben oder weg-fahren. Der Kurfürst freute sich deshalb sehr, als das schwierige Werk fertig war. Er lie in dem noch wasserleeren Kanal ein Festmahl an-richten, an dem er selber teilnahm. Danach lie er die Schleusen ffnen, worauf das Wasser einstrmte, und der Kurfürst fuhr als der erste durch den Kanal, der nach ihm Friedrich Wilhelm-Kanal heit. Er ist noch heute eine wichtige Wasserstrae zwischen dem Oderlande und Berlin. 4. Luise Henriette. Noch während des Krieges begann Friedrich Wilhelm sein verwstetes Land wieder hoch zu bringen. Fast berall waren die Bume abgeschlagen und verbrannt. Der Kurfürst verlangte deshalb von jedem Bauer, da er bei seinem Hause einen Garten an-lege, und keiner von ihnen sollte heiraten, wenn er nicht vorher wenigstens sechs Obstbume veredelt und sechs Eichen gepflanzt habe. So entstanden berall schmucke Grten und von Bumen beschattete Bauernhfe. Auch er selbst beschftigte sich in seinen sreien Stunden gern mit Gartenbau, veredelte und beschnitt eigenhndig seine Obst-bume. In all diesen Bemhungen fand er eine treue Helferin an seiner Gemahlin Luise Henriette. (Bild 11.) Sie war eine hollndische Prinzessin. Sie sah in der Gegend nrdlich von Berlin weite, wohlbewsserte Wiesenflchen und riet ihrem Gemahl, hier eine Musterwirtschaft an-zulegen, auf der brandenburgische Mdchen lernen sollten, so wohl-schmeckende Butter und so nahrhaften Kse zu bereiten wie die Hollnder.

10. Realienbuch - S. 77

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 77 von Gramen, in das Kriegslager vor Breda. Vieser sagte zu ihm: „Vetter. Ihr habt etwas Großes getan, wer sich selbst bezwingt, ist großer Dinge fähig!" 2. Luise Henriette. Im Jahre 1646 vermählte sich Friedrich Wilhelm mit Luise Henriette, der Tochter des Prinzen von Gramen. Zie war eine fromme und edle Frau von großen geistigen Fähigkeiten. Erst nach vierjähriger Ehe, nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, konnte die junge Fürstin in die Mark Brandenburg einziehen. Beim Nnblick der verbrannten Dörfer und der bitteren Not des Volkes soll sie Tränen vergossen haben. Zie ist dem Kurfürsten 21 Jahre lang eine vertraute Lebens- gefährtin gewesen, die ihn selbst auf seinen Reisen begleitete und ihm oft mit ihrem klugen Rate zur Leite stand. Nus ihrer Heimat, den Niederlanden, ließ sie Gärtner und Landwirte kommen, die Musterwirtschaften einrichteten und die Viehzucht in der Mark verbesserten. In der Nähe von Berlin errichtete sie ein großes Waisenhaus, das ihr zu Ehren den Namen „Oranienburg" erhielt. Nus ihre Veranlassung wurde ein neues Gesangbuch herausgegeben, in dem auch das angeblich von ihr selbst gedichtete Lied „Jesus, meine Zuversicht" Nufnahme fand. Tief be- trauert von ihrem Gemahle starb Luise Henriette bereits im Nlter von 39 Jahren. 3. Errichtung einer stehenden Heeres. Nls Friedrich Wilhelm, erst 20 Jahre alt, die Regierung antrat, waren seine Besitzungen am Rheine in den Händen der Kaiserlichen und wie die Mark Brandenburg furchtbar verheert. Pommern, das nach dem 1637 erfolgten Tode seines letzten Herzogs an Brandenburg hätte fallen müssen (5. 75, 6), wurde von den Zchweden besetzt gehalten. Die brandenburgischen Truppen waren aus den Kaiser vereidigt und wollten dem Kurfürsten nicht gehorchen. Friedrich Wilhelm sah ein, daß er, um sein Land zu schützen, ein brauchbares Heer haben mußte. Er entließ daher die unzuverlässigen Regimenter und warb neue Truppen an, die meist aus Landeskindern bestanden und dauernd in seinen Diensten blieben. Nus diese weise schuf er ein stehen- des Heer. Bei der Errichtung der Reiterei unterstützte ihn besonders der Feldmarschall' Dersslinger, ein Bauernsohn, der während des Dreißigjährigen Krieges wegen seiner hervorragenden Tapferkeit zum General emporgestiegen war. Im Jahre 1648 zählte das brandenburgische Heer 8000 Mann, später wurde es auf 28 000 Mann vermehrt. 4. Die Erwerbungen im westfälischen Frieden. In den letzten fahren des Dreißigjährigen Krieges konnte der Kurfürst gegen den Kaiser und die Zchweden selbständig auftreten. Ztandhast forderte er nun Pommern. Im westfälischen Frieden bekam er jedoch nur Hinterpommern (Karte!); das wegen des Zeehandels wichtige Vorpommern mit den Odermündungen erhielten die Zchweden. wenn der Kurfürst auch mit Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin entschädigt wurde, so empfand er es doch schmerzlich, daß Brandenburg vom Zeeverkehr abgeschnitten war; denn von den ent- legenen hinterpommerschen und preußischen Häsen aus konnte man keine waren nach der Luise Henriette.

11. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 41

1911 - Halle a.S. : Schroedel
41 verwandeln. Die Schweizer und Hollnder zeigten dem uner-fahrenen brandenburgischen Bauer, wie man das Vieh pflegt und aus Milch Butter und Kse bereitet. Auch der Handel fand in Friedrich Wilhelm einen eifrigen Frderer. Es wurden Brcken gebaut, alte Wege ausgebessert und neue angelegt. Zur Befrderung der Briefe und Personen richtete der Kurfürst die Staatspost ein; die Hauptpostlinie fhrte von Knigsberg in Preußen der Berlin und Magdeburg nach den rheinischen Besitzungen. Auerdem gingen Postlinien von Berlin nach Dresden, Breslau und Hamburg. Auch suchte der Groe Kurfürst den Handel zu Wasser zu heben. Er lie die Oder mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelms-Kanal verbinden, wodurch Berlin zu einer bedeutenden Handelsstadt emporblhte. Selbst eine kleine Flotte rief der Kurfürst ins Leben. Whrend feines Aufenthaltes in Holland hatte er beobachten knnen, da der Seehandel ein Land reich macht. Unter der Fhrung eines tchtigen Mannes wagten sich die kleinen Schiffe bcilb in das Weltmeer hinaus. Sie kamen bis an die Westkste von Afrika, schloffen mit den Negern einen Hanbelsvertrag ab und kauften ein Stck Land, auf bern sich balb eine kleine Festung, das Fort Gro-Friebrichsburg, erhob. 5. Luise Henriette. Ein treue Gehilsin fanb der Groe Kurfürst in seiner Ge-mahlin Luise Henriette. Sie war eine Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien. Trotz ihrer schwachen Gesunb-heit begleitete sie ihren Gatten auf allen feinen Reifen. Sie jagte: Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten der Welt haben und bei ihm fein als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen." Mit groer Gewissenhaftigkeit berwachte sie die Erziehung ihrer Kinder. Unablssig war sie bemht, die Wunben, die der Dreiigjhrige Krieg ihrem Laube geschlagen hatte, zu heilen. Sie frberte die Einwanberung frentber Anfiebler und legte zu Btzow an der Havel eine Musterwirtschaft nach hollndischem Vorbilde an. Hier grnbete sie auch ein Waisenhaus. Seitbem wrbe biefer Ort ihr zu Ehren Oranienburg genannt. Luise Henriette war ihrem Gatten auch eine treue Beraterin. Als sie gestorben war, staub der Kurfürst oftmals klagenb vor ihrem Bilbe: O, Luise, wie sehr vermisse ich beinen Rat." Die Kur-frftin war noch nicht 40 Iahrr alt, als sie ins Grab sank. Der Kurfürst schieb am 29. April 1688 aus bern Leben. Seine letzten Worte waren: Ich wei, da mein Erlser lebt!"

12. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 62

1907 - Leipzig : Freytag
62 drei Wochen dort. Bei Fehrbellin kam es zur Schlacht. Obwohl die Schweden doppelt so stark waren als die Brandenburger, so wurden sie doch in die Flucht geschlagen. Der Kurfürst selbst nahm im dichtesten Gewhl am Kampfe teil. Die Sage erzhlt eine rhrende Geschichte von der Treue seines Stallmeisters Fr oben. Der Kurfürst ritt nmlich in der Schlacht einen Schimmel. Das wuten die Schweden und zielten fortwhrend mit ihren Geschossen auf ihn. Das merkte Froben, und er sprach zum Kurfrsten: Herr Kurfürst, der Schimmel ist scheu, besteigt lieber meinen Braunen". Ahnungslos willigte der Kurfürst in den Tausch, und bald darauf sank Froben, von einer Kugel getroffen, tot zu Boden. Ende. Nach der Schlacht bei Fehrbellin lie der Groe Kurfürst eine Denkmnze prgen mit der Inschrift: Das ist vom Herrn geschehen und ein Wunder vor unsern Augen". Auch sonst war er ein frommer und gottesfrchtiger Herr. Jeden Tag begann und schlo er mit Gebet, und er besuchte gern die Kirche. Fromm wie sein Leben war auch sein Tod. Vorher hatte er viel von der Gicht zu leiden. Er ertrug die Schmerzen mannhaft und starb mit den Worten: Ich wei, da mein Erlser lebt, und er wird mich einst auferwecken". Auf der langen Brcke in Berlin hat man ihm ein prchtiges Reiterstandbild errichtet. Die Sage erzhlt, da es alle Jahre in der Neujahrsnacht lebendig werde und Umschau halte, wie seine Nachfolger sein Werk fortsetzen. Der sptere Preuenknig Friedrich der Groe sprach an seinem offenen Sarge nur die Worte: Der hat viel getan". Luise Henriette. Eine treue Gehlfin des Groen Kurfrsten in seinen Friedenswerken war seine erste Gemahlin Luise Henriette. Sie war die Tochter des Prinzen von Oranien, des Statthalters der Niederlande. Sie brachte die ersten Kartoffeln nach Brandenburg, fhrte die hollndische Viehzucht ein, legte eine Papiermhle an und schenkte sogar ihr kostbares Geschmeide dem Staatsschatze. Einst kam sie aus einem Jagdausfluge zu dem Dorf Bzow mit seinem Schlosse. Dasselbe erinnerte sie mit feinen grnen Wiesen lebhast an ihre hollndische Heimat. Deshalb bat sie ihren Gemahl, er mchte ihr dasselbe als Eigentum berlassen. Friedrich Wilhelm schenkte ihr das Schlo samt den dazu gehrigen Lndereien. Sie legte daselbst eine Musterwirtschaft an nach hollndischem Vorbilde und berlie dann das Land den Bauern gegen einen billigen Zins. Hier war fortan ihr liebster Aufenthalt, und sie nannte es Oranienburg. Im Herbste feierte sie hier das Erntefest und lud die Bewohner des Dorfes dazu ein. Diejenigen, welche die beste Ernte erzielt hatten, bekamen Preise, und die Kurfrstin verteilte sie mit eigener Hand. Dann' mischte sie sich leutselig unter die frhlichen Landbewohner und

13. Realienbuch - S. 77

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 77 von Gramen, in das Kriegslager vor Breda. Vieser sagte zu ihm: „Vetter, Ihr habt etwas Großes getan, wer sich selbst bezwingt, ist großer Dinge fähig!" 2. £utfe Henriette. Im Jahre 1646 vermählte sich Friedrich Wilhelm mit Luise Henriette, der Tochter des Prinzen von Gramen. Sie war eine fromme und edle Frau von großen geistigen Fähigkeiten. Erst nach vierjähriger The, nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, konnte die junge Fürstin in die Mark Brandenburg einziehen. Beim Knblick der verbrannten Dörfer und der bitteren Not des Volkes soll sie Tränen vergossen haben. Sie ist dem Kurfürsten 21 Iahre lang eine vertraute Lebens- gefährtin gewesen, die ihn selbst auf seinen Keifen begleitete und ihm oft mit ihrem klugen Kate zur Leite stand. Nus ihrer Heimat, den Niederlanden, ließ sie Gärtner und Landwirte kommen, die Inusterwirtschaften einrichteten und die Viehzucht in der Mark verbesserten. In der Nähe von Berlin errichtete sie ein großes Waisenhaus, das ihr zu Thren den Namen „Oranienburg" erhielt. Nuf ihre Veranlassung wurde ein neues Gesangbuch herausgegeben, in dem auch das angeblich von ihr selbst gedichtete Lied „Iesus, meine Zuversicht" Aufnahme fand. Tief be- trauert von ihrem Gemahle starb Luise Henriette bereits im Alter von 39 Jahren. 3. Errichtung einer stehenden Heerer. Als Friedrich Wilhelm, erst 20 Iahre alt, die Negierung antrat, waren seine Besitzungen am Kheine in den Händen der Kaiser- lichen und wie die Klark Brandenburg furchtbar verheert. Pommern, das nach dem 1637 erfolgten Tode feines letzten Herzogs an Brandenburg hätte fallen müssen (s. o.), wurde von den Schweden besetzt gehalten. Die brandenburgischen Truppen waren auf den Kaiser vereidigt und wollten dem Kurfürsten nicht gehorchen. Friedrich Wilhelm sah ein, daß er, um sein Land zu schützen, ein brauchbares Heer haben mußte. Tr entließ daher die unzuverlässigen Kegimenter und warb neue Truppeu an, die meist aus Landeskindern bestanden und dauernd in seinen Diensten blieben. Huf diese weise schuf er ein stehendes Heer. Bei der Errichtung der Kelterei unterstützte ihn besonders der Feldmarschall verfflinger, ein Bauernsohn, der im Dreißigjährigen Kriege vom Lchneiderhandwerk zum Waffendienste übergegangen war. Im Jahre 1648 zählte das brandenburgische Heer 8000 wann, später wurde es auf 28 000 wann vermehrt. 4. Die Erwerbungen im westfälischen Frieden. In den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges konnte der Kurfürst gegen den Kaiser und die Lchweden selbständig auftreten. Ltandhaft forderte er nun Pommern. Im Westfälischen Frieden bekam er jedoch nur Hinterpommern (Karte!); das wegen des Leehandels wichtige Vorpommern mit den Odermündungen erhielten die Lchweden. wenn der Kurfürst auch mit wagdeburg, Halberstadt, winden und Kamin entschädigt wurde, so empfand er es doch schmerzlich, daß Brandenburg vom Leeverkehr abgeschnitten war; denn von den ent- legenen hinterpommerschen und preußischen Häfen aus konnte man keine waren nach der Luise Henriette.

14. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 65

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
clevischen Händeln hoffe er, die Generalstaaten ihm geneigt zu finden. Am Schluffe der Rede zeigte er ihnen seine bevorstehende Heirat mit dem „orani-fchen Fräulein" an. Dieselbe erhielt allgemeine Zustimmung, und die Generalstaaten fetzten der kurfürstlichen Braut ein Jahresgehalt von 20 000 Gulden aus. Wegeu der heftigen Erkrankung des Vaters der Brems mußten die Vermählungsfeierlichkeiten aus den engeren Familienkreis beschränkt werden. Dennoch entbehrten dieselben nicht der königlichen Pracht. Die fürstliche Braut trug einen kostbaren Überwurf aus Silberbrokat, der reich mit Brabanter Spitzen, den herrlichsten Erzeugnissen ihres Vaterlandes, besetzt war. Eine Krone von Brillanten und Perlen schmückte ihr Haupt. Tie Schleppe ihres Kleides wurde von sechs Damen, Töchtern der edelsten Familien, getragen. Ter Kurfürst erschien nicht minder reich gekleidet. Er trug Wams und Beinkleider aus weißem Atlas; die Schöße des ersteren waren mit so vielen Diamanten besetzt, daß man kaum die Farbe desselben unterscheiden konnte. Ans i>te Vermählung des Kurfürsten mit Luise Henriette sind mehrere Denkmünzen geprägt worden. Eine derselben zeigt auf der Vorderseite den Kurfürsten und feine Gemahlin als Kniestücke, ihn im Harnisch mit herabfallendem Haupthaar, die Kurfürstin, wie gewöhnlich, mit langen Locken, beide sich die Hände reichend. Eine Hand ans einer Wolke hält über des Kurfürsten Haupt den Kurhut, eine •andere die Fürstenkrone über dem Haupt der Kurfürstin. Oben über beiden ist Die Vorsehung durch ein Auge versinnlicht, woraus Strahlen hervorbrechen. Als Umschrift liest man: Friedrich Wilhelm und L0vysa von Gottes -Gnaden, Kurfürst und Kurfürst in zu Brandenburg. Aus der Gegenseite zeigt sich ein Baum, bestrahlt von der Vorsehung, dessen Wurzel Durch eine aus den Wolken hervorgestreckte Hand begossen wird: im Hintergründe eine Stadt mit einem Schlosse. Die Umschrift lautet: Gvtt erhalte Baum und Land lind verbefsre jeden Stand. In Rücksicht ans die schwere Krankheit ihres Vaters blieb Luise Henriette nach Der Vermählung noch einige Zeit im Haag. Statt die Vergnügungen der Flittern och en zu genießen, weilte sie mit ausharrender Geduld am Krankenbett -des hinsiechenden Vaters, bis derselbe am 14. März 1647 in ihren Armen verschied. Nachdem die Leichenfeier vorüber war, nahm das neuvermählte Paar zunächst seinen Aufenthalt in Cleve, wo Luise Henriette am 21. Mai 1648 ihren erste» Sohn gebar, der die Namen Wilhelm Heinrich erhielt. Leider wurde ihr derselbe schon am 24. Oktober 1649 durch einen frühen Tod ent-rissen. Erst ant 10. April *1650 erfolgte der feierliche Einzug des Kurfürsten mit feiner Gemahlin in Berlin, wo die junge Kurfürstin mit freudigem Jubel begrüßt und empfangen wurde. Der Kurfürst hatte iit dem nach der Wasserleite zu gelegenen Teile des Schlosses für feine Gemahlin eine Reihe von Gemächern in holländischem Geschmack herrichten und den vor dem Schlöffe ge- Mey er, Hoheiizoslernbuch. I. Bd. k

15. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 78

1917 - Breslau : Hirt
78 Geschichte. I c) Pflege der Kunst und Wissenschaft. Auch die Bildung des Volkes lag dem Kurfürsten am Herzen. Er bewilligte reiche Mittel, um die in Verfall geratene Universität Frankfurt a. O. wieder zu heben, und gründete die Königliche Bibliothek in Berlin. Strebsame Maler und Bildhauer ermunterte er, zu ihrer besseren Aus- bildung nach Rom zu gehen. Nach ihrer Rückkehr gab er ihnen Aufträge zur Aus- schmückung seiner Schlösser mit Gemälden und Skulpturen. Der Bau des König- lichen Schlosses wurde fortgesetzt und die Errichtung des Zeughauses begonnen. Deutsche Ehre und deutsches Wesen fanden in ihm einen mächtigen Förderer. Er gehörte nicht zu den Nachahmern Ludwigs Xiv. und ließ es gern zu, daß deutsche Dichter es versuchten, die deutsche Sprache von dem französischen Beiwerk s Kauder- welsch^ zu befreien. 9. Die Kurfürstin Luise Henriette. Bei seiner Friedensarbeit wurde der Große Kurfürst besonders durch seine Gemahlin Luise Henriette unterstützt. Sie war die älteste Tochter des Prinzen Fried- rich Heinrich von Oranien, des Statthalters der Niederlande. Als sie die Not und das Elend in der Mark erkannt hatte, reiste sie an der Seite ihres Gemahls oft durch das ver- wüstete Land und stand den Bewohnern mit Rat und Tat hilfreich zur Seite. Als echte Holländerin wurde sie dem Volke eine Lehr- meisterin für Milchwirtschaft und Gartenbau. An der Stelle, wo heute vor dem Königlichen Schlosse in Berlin der Lustgarten liegt, legte sie einen großen Küchengarten an, in dem auch die ersten Kartoffeln gezogen wurden. Unweit davon ließ sie nach holländischem Muster eine Molkerei einrichten, die sie oft besuchte, um nach dem Rechten zu sehen. Auf dem Domänengut Bötzow, das sie von ihrem Gemahl als Geschenk erhalten hatte, be- gründete sie eine holländische Musterwirt- schaft, um deren Verwaltung sie sich ein- gehend kümmerte. Sie gab selbst ihr kostbares Geschmeide her, um verpfändete Domänen einzulösen und der holländischen Viehzucht in der Mark Eingang zu ver- schaffen. Nach der Geburt eines Sohnes gab sie ihrer Dankbarkeit gegen Gott dadurch Ausdruck, daß sie das Waisenhaus in Oranienburg gründete. Als ihr erster Sohn gestorben war, soll sie in tiefem Schmerz das schöne Lied: „Jesus, meine Zuversicht" gedichtet haben. Wegen ihrer Wohltätigkeit und Leutseligkeit war sie bald im ganzen Lande so beliebt, daß Luise der Lieblingsname für Töchter wurde. Leider war der Kurfürstin nur ein kurzes Leben beschieden. Durch die vielen Reisen wurde ihre Gesundheit so stark angegriffen, daß sie im Alter von 39 Jahren verstarb. Der Kur- fürst betrauerte sie tief. Oft trat er mit Tränen in den Augen vor ihr Bild und sprach leise für sich: „Luise, wärest du doch mit deinem Rat bei mir!" 10. Bedeutung des Großen Kurfürsten. Durch das tatkräftige und selb- ständige Auftreten Friedrich Wilhelms war der Umfang und das Ansehen des Braudeuburgisch-Preußischen Staates bedeutend gewachsen. Mit seinen l1/2 Mil- lionen Einwohnern nahm er im Deutschen Reiche nach Österreich den ersten Platz 23. Luise Henriette, Kurfürstin von Brandenburg.

16. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 206

1892 - Gera : Hofmann
206 Nun forderte Friedrich Wilhelm von den Truppen den Eid der Treue und schuf sich die erste stehende Heeresmacht von 3000 Mann, die er nach und nach auf 8000 und zuletzt auf 26 000 Mann brachte. Mit den Schweden schlo er einen Waffenstillstand. Seine Klugheit und sein schlagfertiges Heer gaben ihm eine geachtete Stellung zwischen den Par-teien. Bei den Friedensverhandlungen ist es ihm hauptschlich zu danken, da auch die Reformierten gleiche Rechte mit den Lutheranern erhielten. 3. Der glckliche Gatte. Zwei : Jahre vor dem westflischen Frieden ver-1 mahlte sich Friedrich Wilhelm mit der ebenso | schnen wie gebildeten und edlen Luise / Henriette von Oranien, der Tochter des von ihm hochverehrten niederlndischen Statt-\62. Luise Henriette. Halters. Vor ihrem Einzge in Berlin lie er die Spuren der Verwstung so viel als mglich beseitigen und das Schlo ausschmcken. Luise Henriette war eine rechte Gehilfin ihres Gemahls, eine wahre Mutter ihrer Unter-chatten und eine sorgfltige Erzieherin ihrer Kinder. Das Lied Jesus, meine Zuversicht" soll ihrem Herzen entquollen sein. Eine besonders gesegnete Wirksamkeit entfaltete sie in Oranienburg, das ihr zu Ehren so genannt worden war. Hier sorgte sie mtterlich fr ihre Unter-gebettelt und regte durch Garten- und Ackerbau auf ihren Besitzungen zu ntzlicher Thtigkeit an. Leider entri der unerbittliche Tod dem Kurfrsten die unersetzliche Gattin schon im Jahre 1667. 4. Der weise Landesvater. Klug wgend und tapfer wagend, strebte Friedrich Wilhelm rastlos danach, die getrennten Landes-teile zu einem Ganzen zu vereinigen, sich vom Kaiser mg-lichst unabhngig zu machen, die ungebhrlichen Rechte der Stnde zu beschrnken und seine Unterthanen durch innere Wohlfahrt zu beglcken. Um die leeren Kassen zu fllen, fhrte er eine Verbrauchssteuer ein, wodurch alle Waren nur unmerklich teurer wurden. Den Widerstand der Stnde besiegte er durch Entschlossenheit und Zhigkeit. Er wollte Alleinherrscher sein, um sein Volk desto mehr zu beglcken. Allen Zweigen des Erwerbes wandte der Kurfürst feine Sorgfalt zu, und bald machte sich berall ein Aufblhen bemerklich. In die verdeten Strecken zog er Schweizer, Hollnder und ver-triebene franzsische Protestanten. Er gab den Ansiedlern cker und Wiesen, zum Hausbau Holz und Steine, und befreite sie auf sechs Jahre von Pacht und ffentlichen Lasten. Die Staatsgter zeigten den Bauern die besten Muster fr Ackerbau, Viehzucht und Obstbaum-zu cht. Um die Baumzucht zu heben, befahl er, da kein Bauer heiraten solle, bevor er nicht 6 Obst- und 6 Eichbume gepflanzt habe. Die ersten Kartoffeln wurden angebaut und der Tabaksbau durch Pflzer

17. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 254

1899 - Gera : Hofmann
254 Alleinherrscher sein, um sein Volk desto mehr zu beglücken. Wie weit das Recht der Stände in den einzelnen Landesteilen (in Kleve, Preußen und Brandenburg) ging, erhellt daraus, daß sie dem Kurfürsten die Steuern, die Truppenwerbung uni) die Aufnahme kurfürstlicher Soldaten verweigern konnten. In wenigen Jahren hatte der Kurfürst die schlimmsten Spuren des großen Krieges beseitigt und sein Ansehen in und außer dem Lande befestigt. 4. Der glückliche Gatte. Zwei Jahre vor dem Westfälischen Frieden vermählte sich Friedrich Wilhelm mit der ebenso schönen wie gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des niederländischen Statthalters. Sie wurde eine rechte Gehilfin ihres Mannes, eine wahre Mutter ihrer Unter- thanen und eine sorgfältige Erzieherin ihrer Kinder. In der Zeit der Sittenlosigkeit an den Höfen erhielt sie in Berlin einen ehrbaren, christlichen Hausstand, der dem ganzen Lande ein Muster war. Ihre edlen Eltern hatten sie trefflich erzogen. Durch Anmut, Güte und Leutseligkeit gewann sie alle Herzen. In der stillen Zurückgezogenheit des Hauses lernte und übte sie alle Pflichten der Wirtschaft und Haushaltung. Die Vermählung erfolgte mit \99. Luise Henriette. großer Pracht. Doch lange noch blieb die junge Gattin bei ihrem todkranken Vater im Haag und pflegte ihn. In Kleve verlebte das junge Paar 2 glückliche Jahre. Doch auch das Leid fehlte nicht. Das erste Söhnlein starb zum großen Schmerze der Eltern. Trost fand die betrübte junge Mutter im Gebete, in Gottes Wort und in dem herrlichen Begräbnisliede: „Jesus, meine Zuversicht —", das ihr eigenes genannt wird. Erst lange nach Abschluß des Westfälischen Friedens hielt das kur- fürstliche Paar seinen Einzug in Berlin. Vorher beseitigte der Kurfürst so viel als möglich die Spuren der Verwüstung, ließ das Schloß aus- schmücken, den Lustgarten in holländischem Geschmack anlegen und die Linden anpflanzen. Es sah damals schrecklich in der Residenz des Kurfürsten aus. An Schutthaufen und Brandstätten war kein Mangel. Die Schweine liefen auf den Straßen umher und wühlten tiefe Löcher. Zu Hofe ging man durch den Schlamm und Schmutz auf Stelzen. Eine besonders gesegnete Wirksamkeit entfaltete die (junge Kurfürstin in Oranienburg, das früher Bötzow hieß und ihr zu Ehren so genannt wurde. Hier sorgte sie mütterlich für ihre Untergebenen und regte durch Viehzucht, Garten- und Ackerbau auf ihren Besitzungen überall zu nütz- licher Thätigkeit an. Um alle Zweige der Wirtschaft bekümmerte sie sich und führte Buch darüber. Zu den Bauten entwarf sie selbst Zeichnungen. In den Gartenanlagen wies sie selbst den Bäumen ihre Plätze an. In die Karpfenteiche setzte sie Fische und überwachte ihre Pflege. Zur besseren Verwertung der Milch legte sie eine Mol- kerei an. Sie ließ die ersten Kartoffeln anbauen und sogar eine

18. Teil 2 - S. 260

1900 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 260 — Erzähle, wie es zuging, daß Oranienburg seinen jetzigen Namen erhielt! Welcher Fluß in Südafrika erinnert an die Familie Dramen? Erzähle, wie Luise Henriette ihres Gemahls Bestrebungen unterstützte ! Sie beachtete also das Wort des Apostels Paulus: „Die Weiber seien unterthau ihren Männern als dem Herrn". (Ephes. 5,22.) Zeige, daß Luise Henriette auch den verlassenen Kindern eine rechte Landesmutter war! Zeige, daß der Kurfürst die Tüchtigkeit seiner Gemahlin wohl zu schätzen wußte! Aufgaben. Erkläre: Pommern, Prinz, Friedensvertrag, Hugenotten, Friedrich-Wilhelmskanal, Flotte, Luise Henriette, Oranienburg, Musterwirtschaft, Kolonist, Waisenhaus. Erzähle: 1. Wie es Friedrich Wilhelm in seiner Jugend ging. 2. Wie Friedrich Wilhelm sein Land wieder zu neuer Blüte brachte. 3. Wie Luise Henriette in Oranienburg wirkte. Tb. Das stellende Heer. I. Derfflinger ist am 10. März 1606 zu Neuhofen in Oberöstreich geboren und wanderte mit seinen Eltern, die um ihres evangelischen Glaubens willen verfolgt wurden, nach Böhmen aus. Die Eltern waren arme Bauersleute. Im Alter von sechzehn Jahren trat Derfflinger als Freiwilliger unter die Reiter des Grafen Thuru, später ging er zu den Sachsen und noch später in schwedische Dienste. Bei den Schweden brachte er's bis zum Oberst. Nach dem dreißigjährigen Kriege ließ er sich in Brandenburg nieder und trat 1654 in den Dienst des großen Kurfürsten, der ihn nach zwanzig Jahren, um seiner großen Verdienste willen, in den Reichsfreiherrnstand erhob. Derfflinger starb am 14. Februar 1695 auf seinem Gute Gusow bei Berlin. Ii. „Das steheude Heer" bildet das 6. Glied in der Entwickelung des Heerwesens (s. Inhaltsverzeichnis nach Längsschnitten). Vorbereitung: In den Landsknechten hatte das Leben der Ritter noch eine Zeit lang, wenn auch in verrohter Form, fortgelebt; der dreißigjährige Krieg hat uns gezeigt, wie

19. Teil 2 - S. 20

1903 - Berlin : Schnetter
20 ihnen unbebaute Landstriche. Armen Landleuten schenkte er Saatkorn, Zug- vieh und Ackergeräte znr Bestellnng der Felder, Holz und Geld zum Bau. von Wohnungen und Wirtschaftsgebäuden. Jeder Bauer mußte bei seinem Hanse einen Baumgarten anlegen und jeder Bauernsohn vor seiner Ver- heiratung wenigstens sechs Obstbänme veredeln und sechs junge Eichen an- pflanzen. Seine edle Gemahlin Luise Henriette unterstützte ihn; bei ihrem Schlosse Oranienburg richtete sie eine Musterwirtschaft nach holländischer Art ein. — Für die Hebung der Gewerbe sorgte der Kurfürst dadurch, daß er 1685 durch das Edikt von Potsdam die Hugenotten einlud, in fein Land zu kommen. Die Rsfugiös folgten dem Rufe in großen Scharen', bis 1703 kamen rund 20 000 von ihnen in das brandenbnrgische Land. Die meisten, ließen sich in Berlin nieder. Die Einwanderung der Rsfngiös hatte segens- reiche Folgen. Sie führten den Seidenbau ein; Goldschmiede- und Uhrmacher- kauft, Schneiderei- und Bäckerei-, Hut- und Handschuhmachergewerbe erhielten durch sie einen mächtigen Aufschwung. ' b) Sorge für Handel und Verkehr. Da Stettin schwedisch war,, suchte der Kurfürst den Oderhandel von Breslau über Berlin nach Hamburg zu lenken. Zn diesem Zwecke verband er Oder und Spree durch den Frie- drich-Wilhelms- oder Müllroser Kanal. Nach dem Beispiel der Holländer dehnte er den Handel selbst bis auf die See aus. Er gründete eine Handels- und Kriegsflotte. An der Spitze der Flotte stand anfangs der Holländer Benjamin Raule. 1683 errichtete er auf der Goldküste von Guinea die Niederlassung Groß-Friedrichsburg. Freilich kam diese erste brandenbnrgische Kolonie infolge der Eifersucht und Feindschaft der Holländer zu keiner Blüte. Friedrich Wilhelm I. verkaufte sie an die Holländer. Der Große Kurfürst sorgte auch für einen regelmäßigen Postverkehr. Durch ganz Norddentsch- land, von der Memel bis zum Rhein, zog sich die Poststraße. o) Sorge für Kunst und Wissenschaft. Die Kunst förderte der Kurfürst dadurch, daß er holländische Bildhauer, Baumeister und Maler be- rief und beschäftigte. Berlin wurde erst durch ihn eine ansehnliche Stadt; bei seinem Tode zählte sie schon über 20 000 Einwohner. Er erneuerte das Schloß und legte die Straße „Unter den Linden" an. Diese führte da- mals in einen großen Waldpark, den heutigen Tiergarten. Viel tat der Große Kurfürst für die höheren Schulen. Das Joachimsthalsche Gymnasium verlegte er nach Berlin und richtete hier eine große Bibliothek ein (Königl. Bibliothek). Für die Gebiete am Rhein gründete er die Universität Duis- burg. — In religiöser Hinsicht war Friedrich Wilhelm >vie alle Hohenzollern duldsam. Der religiöse Friede ging ihm über alles, und deshalb griff er zu den schärfsten Maßregeln, als die reformierten und lutherischen Geistlichen auf den Kanzeln sich gegenseitig anfeindeten und verketzerten. Die Geist- lichen mußten sich schriftlich verpflichten, nicht mehr gegen die Andersgläu- bigen zu predigen. An der Nikolaikirche in Berlin war damals der fromme Liederdichter Paul Gerhard als Prediger angestellt. Dieser weigerte sich, den Revers zu unterschreiben, weil er dann nicht mehr so predigen könne, wie es ihm sein Gewissen vorschrieb. Luise Henriette hatte den Prediger gern..

20. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 30

1909 - Habelschwerdt : Franke
30 8. Die Persönlichkeit des Großen Kurfürsten und sein Familienleben. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, war eine achtunggebietende Erscheinung. Er besaß einen durchdringenden Verstand, einen festen Willen und einen unermüdlichen Fleiß. In seinen zahlreichen Feldzügen ertrug er die größten Anstrengungen und wagte sich kühn sogar in das dichteste Schlachtgetümmel. Dabei war er ein frommer Christ; sein Wahlspruch lautete: „Gott meine Stärke." Der Kurfürst vermählte sich 1646 mit Luise Henriette oon Oranien. Sie war eine geistvolle, mildtätige und fromme Fürstin, die ihrem Gemahl stets liebevoll znr Seite stand und ihn meist auf seinen Reisen begleitete. Mit großer Liebe sorgte sie auch für die Untertanen. Auf ihrem Landgut in Bötzow (nördlich von Berlin) legte sie eine holländische Musterwirtschaft an und gründete ein Waisenhaus. Sie berief aus ihrer Heimat Gärtner und Landwirte, damit die märkischen Baueru durch sie die Fortschritte in der Bestellung der Gärten und Felder kennen lernen sollten. Der Kurfürstin zu Ehren erhielt Bötzow den Namen Oranienburg. Luise Henriette starb 1667 im Alter von noch nicht 40 Jahren. Die zweite Gemahlin des Großen Knrfürsteu war Dorothea, eine holsteinische Prinzessin. Auch sie gab mit ihrem Gemahl den Untertanen das Beispiel eines christlichen Familienlebens und pflegte den Kurfürsten liebevoll in den Tagen der Krankheit. Ihren Namen trägt die Dorotheenstraße in Berlin. Auch, pflanzte sie den ersten Baum auf der vom Kurfürsten angelegten Straße „Unter den Linden", der schönsten Straße der Hauptstadt. In den letzten Jahren seines Lebens litt Friedrich Wilhelm an der Gicht. Als er fühlte, daß sein Ende nahe sei, nahm er vom Kurprinzen und den ersten Staatsbeamten feierlich Abschied. Bald darauf starb er, 1688. 9. Die Verdienste des Großen Kurfürsten. Der Große Kurfürst ist der eigentliche Gründer des Preußischen Staates. Er hat aus einem verödeten und verarmten Lande von 1400 Quadratmeilen mit 800 000 Einwohnern einen geachteten Staat von 2013 Quadratmeilen mit V/a Millionen Einwohnern geschaffen. Er gründete ein schlagfertiges stehendes Heer und eine geordnete Verwaltung. Er förderte den Wohlstand und die Bildung seiner Untertanen und rief in ihnen das Gefühl der staatlichen Zusammengehörigkeit wach. 1688-1713 Friedrich Iii. (I.), 1688—1713. 1. Friedrichs Iii. Regierungsantritt. Der Große Kurfürst hatte entgegen dem Hohenzollernschen Hausgesetze seinen Söhnen aus zweiter Ehe Landesteile zugewiesen und den Kaiser zum