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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 45

1906 - Langensalza : Gressler
45 werden so Uten. Gegen diesen Beschluß legten jedoch fünf Fürsten und vierzehn Reichsstädte feierlichen Protest ein mit der Begründung, daß ein einmütig gefaßter Beschluß auch nur durch einen einmütigen Beschluß wieder aufgehoben werden und daß m Sachen der Religion die Mehrheit überhaupt keine allgemein gültigen Beschlüsse aufstellen könne. Der Name Protestanten, den ihnen die Katholiken darnach gaben, und die Protestationskirche in Speier erinnern noch heute an ihre kühne ^Lat. Da sowohl der Kaiser als auch sein Bruder Ferdinand von Österreich die Annahme des Protestes verweigerte, mußten die Protestanten befürchten, daß sie mit Gewalt die Beschlüsse des zweiten Reichstages zu Speier durchsetzen wollten. Sie schlossen deshalb einen Buud ] da sie ober allein gegen die katholischen yürjten zu schwach waren, forderten sie die Schweizer, die damals, veranlaßt durch den Prediger Huldreich Zwiugli, zum größten Teil eine Lehre angenommen hatten, die mit der Lehre Luthers in vielen Stücken übereinstimmte, zum Eintritt in den Buud aus. Huldreich Zwingli wurde im Jahre 1484 in dem Dorfe Wildhaus im Kanton St. Gallen geboren. Obgleich sein Vater, der Amtmann war, acht Söhne hatte, sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte Huldreich nach Basel und später nach Bern ans die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studiert hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier fiel ihm zum erstenmale eine Bibel in die Hände. Sie wirkte ans ihn ebenso wie aus Luther. Alles zog ihn unwiderstehlich an, und er konnte nicht von ihr wegkommen. Je länger er sie studierte, desto klarer wurde es ihm, daß von vielem, was die katholische Kirche lehrte, kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er dann im Jahre 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria ©insiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Verteidigung der Wahrheit aus. Er predigte dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die anderen äußeren Leistungen keinen Wert hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die

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1. Von Europa, Portugall, Spanien, Franckreich, England, Schottland, Ireland, Niederland, Schweitz und Italien - S. 529

1753 - [Frankfurt ; Leipzig] : [S.n.]
Basel 529 Diese Stadt hat auch sonsten in der Kirchen,Historie ein ewiges Ander.cken, weil von 1431 bis 1444. das Welt, de, fonnie Concilium Bafileenfe, daselbst ist gehalten worden- Es war einmal eine gefährliche Verrätberey io derstadt, und in der Mittags»Stunde sollten alle Raths Herren uie- dergemacht werden : Es schlug aber denselben Tag nicht Zwölfe, sondern Eins davor, dadurch die Verräther irre gemacht und verralhen wurden. Zumandencken dessen ge. het noch heutiges Tages die Uhr zu Basel eine Stunde frü, her, ms in den benachbarten Oertern. Wiewohl andere sa- gen , es käme vom Concilio zu Basel her, da hätte der Ma, gistrat die Glocke um eine Stunde früher stellen lassen, da« mit die Seßiones desto früher möchten angefangen, und auch gceodiget werden. Es kan in Basel niemand zu einiger Ehren. Stelle gelan, gen, der nicht etuvladk.kind ist, dahero kömmts, daß die Stadt nrcht überflüßige Einwohner hat. Vor der Refor, mation hielten stch viele von Adel in Basel auf: Weil ste sich aber sehr mausig machten, so muñen ste die Stadt meiden, es wird auch bis diesen Tag keiner darinnen gelitten, wenn er nicht vorher sich seines Adel,Standes begeben hat. Vor »00. Jahren waren tresi'.che Buchdrucker zu Basel, welches die schönen Opera beweisen, die daselbst beym Opo- rino,Brobenlo uvd I^ervagio, sind gedruckt worden. Die, ses bewog den weltberühmten Erafmum Koterodamum, daß er iin 60, Jahr seines Alters aus Holland nach Basel' zog, allwo er noch io. Jahre gelebet hat, und endlich 15; 6. dmelbst gestorben ist. Er hatte da Gelegenheit genug, die Protestantische Religion zu erkennen und anzunehmen; er konnte sich aber nicht dazu entschliessen. Die Studenten trugen ihn unterdessen aus Ehre, Bezeigung, auf ihren Schultern nach der Dom,Kirche zu Grabe, und Lorm. ciu8 Amerbach, ließ ihm ein schönes Grabmahl von Mar, mor aufrichlen: Seine Bücher aber, und einige andere Reliquien von ihm, werden bis auf diesen Tag, nebst vie. len anderen däanulcriptk und alten Müntzen auf der Bi- bliotheck zu Basel verwahret und gezeigt. Der Bischof zu Basel hat weiter mit der Stadt nichts zu thun. Er hat aber sein Dtift vor sich, we ches neben dem Cantón gelegen ist, und zum Römischen Reich gehöret. Es haben um dieftgegend weiland die Rauraci gewöhnet, I. Theil. L t darum

2. Theil 3 - S. 227

1821 - Stuttgart : Steinkopf
217 Edelsinn und Großmuth. Schutt. Mehr als drenbundert Menschen wurden unter den Trümmern der eingestürzten Stadt begraben. Wo- chenlang fraß das Feuer unlöschbar in dem Schutte. In eben der Nacht brachen 84 Burgen der Grafen und Her- ren in den beyden Hochstiften Constanz und Basel zu- sammen. Viele hunderte von den unglücklichen Bewoh- nern büßten dabey ihr Leben ein. Zu jener schrecklichen Zeit lag gerade der Herzog Al- brecht von Oestreich mit der Stadt Basel im Kriege. Ei- ner aus ^em Rath von Oestreich erinnerte den Herzog: er könne jetzt die Stadt, da die Natur sie ihm geöffnet habe, ohne Widerstand einnehmen. — Aber der Herzog gab die edle Antwort: „Da sey Gott vor, daß Albrecht von Oestreich die verfolge und tödte, welche der gött- liche Arm verwundet!" Sogleich befahl er, daß vierhun- dert Männer vom Schwarzwald eilends nach Basel ziehen und den Bürgern helfen sollten, den Ort zu reinigen, wo ihre Vaterstadt gestanden halte. Obschon einige die Stadt an einem andern Platz wieder aufbauen wollten, so be- schloß doch die Mehrzahl der Bürgerschaft, an eben den Orten zu wohnen, wo bis auf diesen Zufall die langen Geschlechts - Folgen ihrer Vater ruhig und sicher gewohnt hatten. Der Herzog Albrecht unterstützte die Bürger, so wie mehrere treue Eids, und Buudes.genossen, bey dem Anbaue ihrer Stadt nach seinem Vermögen. Nach weni- gen Jahren stand Basel schöner und größer da, und so stark befestigt, wie zuvor. 85o. Ein Grenadier, Namens Hubert, lag lm J. 1778. ,'m Lazareth zu Neiße kn Schlesien. Neben ihm lag ein Füselier, dessen Frau, nebst einem Kinde, kurz zuvor gestorben war, und die ihm einen Sohn hinterlassen hatte. Der Füselier starb im Lazarethe, und sein Sohn, ein Knabe von io Jahren, war von aller Welt verlassen. Sein Schicksal gieng dem alten Hubert nahe. Er suchte ihn zu trösten, i5 *

3. Teil 1 - S. 218

1882 - Leipzig : Brandstetter
218 Die Ministerialen oder Dienstmannen. Amtleute, die nach und nach reich wurden, mochten schon im vierzehnten Jahrhundert sich gleichfalls nur herbeilassen, wenn es außerordentliche, festlichere Dienste galt, oder wenn es galt, sich der Gebührnisse zu bemächtigen, die bei der Ausübung des Dienstes ihnen zufielen. So unterschied man im vierzehnten Jahrhundert obere, mittlere und niedere Amtleute. Über das, was z. B. die Amtleute des Bischofs von Basel zu empfangen hatten, berichtet eine alte Quelle: „Wenn ein Bischof des ersten in bischöflichem Kleid und Wefen in seine große Stadt zu Basel einreitet, so sollen alle Amtleute, keiner ausgenommen, bei ihm sein und ihm dienen; jeglicher nach seines Amts Gestalt. Doch soll er es ihnen zwölf Tage vorher verkündet haben. Welcher ungehorsam ist, dem mag der Bischof das Amt nehmen und einem Gehorsamen leihen. Auf welchem Pferd der Bischof zu derselben Zeit bis an die Stadt zu Basel reitet, das soll der Mittel-Marschall nehmen mit Zaum und Zeug, auch wenn es messingen ist. Ob aber der Mittel-Marschall nicht Ritter wäre, so soll er das Pferd an der Halfter nehmen (d. h. er soll es nicht reiten, sondern führen). So soll der Mittel-Schenk allen Wein nehmen, der in des Bischofs Hofe die selbe Zeit angestochen ist und überbleibt. Der Mittel-Truchseß nimmt alles Essen, das auf dem Tisch überbleibt. Wäre auch etwas ungekochter Speise, die für diese Mahlzeit geschlachtet, überblieben, das gehört ihm auch zu. Und dem Kämmerer gehören zu das Bett, Kissen und Pfühl, darauf der Bifchof dieselbe Nacht liegt, aber alle Decken und Laken soll er lassen liegen." — Ähnliche Bestimmungen werden getroffen für den Fall, daß der Bifchof ins Feld zieht.. Dann heißt es weiter: „Alle Amtleute und Mannen sind verbunden, mit dem Bischof zu Feld zu liegen, wenn er sie mahnet in der Kirche Sachen. Und sollen die obersten Amtleute vierzehn Tage auf ihre Kosten dabei dienen, die mittleren Amtleute und die Dienstmannen acht Tage. Wollte sie der Bischof länger haben, fo ist er schuldig, sie zu beköstigen; thut er das nicht, so mögen sie mit Ehren wohl abziehen. Die niedersten Amtleute und Belehnten, die sind das auch zu thun gebunden; die sollen sich zu dem Bischof schlagen und wie andere Knechte auf die Fütterung machen (Futter requirieren) und bienen." Da die Ministerialen zugleich die nächste stets bereite bewaffnete Macht ihrer Herren bildeten, so kam ihnen das ehrenvolle Recht zu, Waffen zu tragen, was sie vor den andern Dienern des Hofes besonders auszeichnete. Die Treue, welche sie ihrem Herrn gelobt, gebot ihnen, dessen Burgen und Besitzungen ohne Beschränkung der Dienstzeit mit tapferm Schwert zu verteidigen, in gerechter Fehde mit ihm auszuziehen, ihm auch zum Römerzuge über die Alpen zu folgen, letztere Dienste nur für gemessene Zeit und gegen besondere Vergütung auf Kosten der Herren. Waren sie Ritter, so standen sie neben den freien Herren, welche als Vasallen mitzogen, waren deren, ja selbst des Herrn Genossen. So erhob sich die ritterliche Dienstmannschaft zu einem niedern Adel, dem man dann auch die Prädikate des eigentlichen Adels — Herr und edel (dominus und nobilis) — beilegte. Wie

4. Teil 1 - S. 214

1882 - Leipzig : Brandstetter
214 Die Ministerialen oder Dienstmannen. Fehden und Gewaltthätigkeiten, wie sie im Schwange gingen, verlangt Dann dürfe, führt ein Schriftsteller der Zeit aus, ein Mann das Band losen, welches ihn an den Herrn knüpft. Auch dieser hatte Pflichten zu erfüllen. Er sollte dem Manne Schutz gewähren, nicht mit Rat und That znwider sein, ihm halten, was er versprochen und nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen schuldig war. That er das nicht, so durfte der Vafall ihn verlassen. Aber er sollte die Treue dann förmlich aufkündigen, vor allem nicht feindlich auftreten, bevor das geschehen. Auch durfte er schwerlich das Lehen behalten, um deswillen die Verbindung eingegangen war; nur daß hier, wie so oft, das Leben wenig dem Recht entsprochen haben wird. 54. Die 2htntfleriaien ober Dienstmannen. (Jfcich Di. $ubto. >L> chmib, Des Minnesängers Hartmann toovt Aue Stand, Heimat und Geschlecht. Tübingen, 1874. S. 2-33, und W. Wackernagel, Das Bischofs- und Dienstmannenrecht von Basel. Basel, 1852. S. 3—26.) Anter Ministerialen, für welche Bezeichnung man schon früh zu deutsch Dienstmann setzte (manchmal auch kurzweg Mann, welches jedoch auch Vasall bedeutet), sind diejenigen unfreien Leute der geistlichen und weltlichen Fürsten, der Grafen und Dynasten begriffen, welche zu verschiedenen, indes nicht entehrenden Diensten persönlich verpflichtet waren und dabei sowohl den freien Vasallen, als den niederen unfreien Dienern und Leuten gegenüber eine besondere rechtliche Stellung hatten. Sie standen unter einem eigenen Recht, dem Dienstrecht, während für die Vasallen das Lehnrecht, für die niederen unfreien Diener und Leute das Hofrecht galt. Eben darum_ bildeten die Dienstmannen einen besonderen eigenen Stand, welcher den Übergang von der Unfreiheit zur Freiheit machte und im 14. Jahrhundert in der Hauptsache meist zu dieser gelangte. Die Stellung der Dienstmannen zu ihren Herren war aber eine sehr verschiedene, mehr ober weniger gebundene und ehrenvolle. Von den Dienst-uteien des Klosters Reichenau im Bodensee war nach ihrem Tode Pferd u'w Harnisch als sogenannter „Sterbfall" zu entrichten, und wenn einer ein Verbrechen begangen, so ging er seines Eigen- wie Lehngutes für alle Zeiten verlustig. Ein Freier, ein Vasall der Abtei dagegen, der sich dessen schuldig gemacht, verlor bloß sein Klosterlehen. Hatte dagegen ein Dienstmann des Bischofs von Basel durch ein Verbrechen die Huld des Bischofs verloren, so sollte er zur Abbüßung seiner Strafe sich als Gefangener in den roten Turm zu St. Ulrich s stellen und da verbleiben, bis er seines Herrn Gnade wieder erlangt haben würde. ■ Dabei hatte der von dem Bischof gesetzte Schultheiß der Stadt einen seidenen Faden mit einem Wachssiegel davor zu spannen, und der Gefangene war auf des Bischofs Kosten von dessen Hofbeamten gut zu verpflegen, auch von dem Kämmerer

5. Lehrstoff der Unterprima - S. 184

1914 - Hannover : Manz & Lange
184 §38: Die großen Bewegungen in der Kirche des 14. u. 15. Jahrhunderts. 1) Die Aufgaben des Konzils: Die Aufgaben, die der Lösung durch die y ersamm eiten Vertreter der Kirche harrten,waren a) die Beseitigung der Kirchenspaltung (causa unionis), b) Stellungnahme zu der husitischen Bewegung in Böhmen durch Festlegung der angegriffenen Glaubenssätze (causa fidei) und c) Abstellung von Mißbrauchen, die sich etwa im Lauf der Zeit eingeschlichen hatten (causa reformationis). 2) Die Lösung der Aufgaben: Nur die beiden ersten Punkte fanden eine genügende Erledigung. Unter mancherlei Schwierigkeiten wurden nämlich die drei vorhandenen Päpste teils zur freiwilligen Abdankung bestimmt, teils abgesetzt, und an ihrer Stelle wurde im Jahr 1417 ein neuer Papst, Martin Y., gewählt. Hus wurde, da er bei dreimaligem Verhör den Widerruf verweigerte, im Jahr 1415 als Ketzer verbrannt; seine und Wiklefs Lehren wurden verdammt. Über die Frage der Kirchenverbesserung spalteten sich die Versammelten von vornherein in eine meist aus Bischöfen der romanischen Länder bestehende reformfeindliche und eine reformfreundliche Partei. Die Bemühungen der letzteren waren in der Hauptsache erfolglos, da der neue Papst im Jahr 1418 das Konzil verließ, ehe ihren Wünschen entsprochen war. B. Das Konzil von Basel 1431 bis 1449. Da der Ruf nach Kirchenreform nicht verstummte und eine Verständigung mit den widerspenstigen Husiten wünschenswert erschien, berief der zu Konstanz erwählte Papst kurz vor seinem Tod im Jahr 1431 ein neues Konzil nach Basel. Mit den gemäßigten Husiten kam nun bald ein Abkommen zustande1). Auch zu Reformen wurde ein starker Anlauf genommen; aber bald geriet die Mehrheit der Bischöfe in offenen Gegensatz zum Papst, weil sie dessen Einkünfte und Rechte beschränken wollte. Schließlich spaltete sich das Konzil sogar in eine dem Papst gehorsame Partei, die seinem Rufe folgend nach Italien übersiedelte, während ein anderer Teil in Basel weiter tagte und einen Gegenpapst wählte. Indessen hatte der letztere nach Siegmunds Tod keinen Rückhalt mehr. Im Jahr 1448 ließ Friedrich Hl., der Römische ') Vgl. Seite 181.

6. Mit einem Stahlstich - S. 651

1837 - Stuttgart : Belser
\ Sieg d. Pabstth. üb. d. Conckle«. Erfind, d. Buchdruckerkunfl» 651 nossen vor Farnsburg warnen, daß sie nicht von Basel abgeschnitten würden. Kaum hieß es nun, der Feind liege auf dem münchensteiner Felde, so konnten die Haupt» leute das Volk nicht länger halten: mit den angekomm- nen 600 zogen 900 Andre auf Kundschaft hinab gen Pratteln, schlugen am 26. August 44 den Vortrab der Armagnacquen mit unwiderstehlicher Gewalt über die Birs zurück, und fehlen unter dem Feuer der ganzen französischen Artillerie über das Wasser, während 3000 Bürger von Basel mit den Ehrenzeichen der Zünfte zum St. Albansthore heraus ihnen zu Hülfe eilten. Allein eine Schwenkung des linken Flügels der Armagnacquen zwang die Basler zum Rückzuge in die Stadt; zugleich wurden die Eidgenossen, als sie sich formiren wollten, durch die Uebermacht des Feindes dergestalt getrennt, daß sich 500 Mann auf einer Aue zwischen den Wassern umringt, die Uebrigen sich genvthigt sahen, mitten durch den Feind einen Weg nach Basel zu suchen, wovon aber bald die Unmöglichkeit einleuchtetc. Ihr Leben so theuer, als sie konnten, verkaufend, erlagen die Lchtern Mann vor Mann dem aus der Ferne auf sie gerichteten Feuer der Feinde; die 500 dagegen bemächtigten sich des Gartens und Siechhauses bei St. Jakob, schlugen 3 Stürme ab, brachen zweimal heraus und warfen Alles vor sich zu- rück, bis französlscherscits mitfechtende Ritter aus Deutsch- land zu einem vierten Sturme wider das Bauern» Volk antrieben. Der Artillerie gelang es, die Mauer des Kirchhofes niederzuschmettern; jene Deutschen zünde- ten , von hinten eindringend, Kapelle und Sicchhaus an, und abgeseßne Armagnacquen flutheten links und rechts heran. 99 Schweitzer, von ihren Brüdern durch die Flammen getrennt, wurden nach vielen Wochen im Ge- wölbe des Kellers, erstickt und ausgedörrt ün den Mauern stehend, gefunden: die Andern wehrten sich so hartnäckig, daß Etliche die Pfeile aus ihren Wunden wieder auf den Feind abschoßen. Blos etwa 16, beim Uebergange über die Birs zufällig lvsgerißne Krieger bliebeü von 1560

7. Angewandte Geschichte - S. 320

1910 - Leipzig : Dieterich
320 Staat, Volk und Kirche. berall wurde Sturm gelaufen gegen den absoluten ppstlichen Universalismus; berall regte sich die Opposition des Nationalismus und Individualismus. 1. Die "Konditert des J5, Jahrhunderts. Durch das babylonische Exil, da das Papsttum im Dienste der sranzsischen Könige stand, und durch das Schisma, da mehrere Ppste sich gegenseitig verfluchten und in den Bann taten, war eine unglaubliche Verwirrung der Gemter eingetreten, bis in die untersten Schichten des Volkes. Damit verband sich der immer lauter werdende Rus nach einer Resorm an Haupt und Gliedern. Man dachte dabei an die Verweltlichung und Sittenlosigkeit des Klerus; die tiefgehendste Er-bitterung war aber durch den finanziellen Druck des ppstlichen Kirchenregiments, durch die Gelderpressungen der Kurie hervorgerufen (Konfirmationsgelder, Kauf des Palliums, Annaten, fructus medii temporis, Spolienrecht, die Einnahmen aus den Reservationen, Kom-Menden, Exspektanzen, Unionen, Inkorporationen, Dispensen, die Taxen der ppstlichen Pnitentiaria). Auf den groen Konzilien des 15. Jahrhunderts, zu Pisa, Konstanz und Basel, erhoffte man die Beseitigung aller Mistnde von einer Einschrnkung der ppstlichen Allgewalt, von einer Rckkehr zum Episkopalismus. Es wurden einschneidende Beschlsse gefat: Das Konzil zu Konstanz erklrte 1415 feine Gewalt unmittelbar von Gott zu haben und inbezug auf die Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern dem Papste bergeordnet zu sein; das Konzil zu Basel entzog der Kurie die Besetzung der Bistmer und Abteien; es ging gegen den Mibrauch vor, der mit Bann und Interdikt getrieben war; es untersagte dem Papste die Erhebung von Annaten, Palliengeldern und anderen Abgaben. Und das Ergebnis der Konzilien? Das Konzil zu Konstanz hat nur das Schisma 1417 besttigt; wie wenig man an eine Resorm der kirchlichen Lehre dachte, zeigt die Verbrennung des Hus. Das Konzil zu Basel wurde zweimal vom Papste aufgelst. Aber es lie sich nicht auflsen. Der Papst berief ein Gegenkonzil; das Konzil whlte einen Gegenpapst. Jahre lang tobte der erbittertste Kamps. Aber das Ende war, da das Konzil zu Basel sich 1449 unterwarf und da die Re-formbestrebungen begraben wurden. Schon wenige Jahre spter konnte

8. Die neue Zeit - S. 146

1877 - Leipzig : Brandstetter
146 er würde sich selbst Recht verschaffen. Aber einen größeren Dienst hätte er dem bebrängten Maler nicht leisten können, benn der heftige König konnte keinen Wiberspruch ertragen und gerieth daher in großen Zorn. „Nun hast bu es mit mir zu thun," rief er mit funkelnben Augen; „geh' und benke baran, daß bu jebe Beleibigung, welche bu dem Maler zufügen wirst, meiner eigenen Person anthust. Ich kann aus sieben Bauern sieben Lorbs machen, aber aus sieben Lorbs nicht einen Holbein!" 4 Nachdem Holbein brei Jahre lang in England verweilt hatte, reiste er auf Besuch nach Basel, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zugleich schickte Morus seinem Freunbe Erasmus ein Gemälbe, seine Familie vorstellenb, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freunbin, der Zierbe Britanniens, die Freube zu schildern, die mir der Familienverein gemacht hat, den Holbein's Meisterhand so glücklich mir vor Augen stellt, daß ich sie Alle, als wäre ich mitten unter ihnen, erkannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen Hause, dem ich so viel Glück und Ruhm schuldig bin!" Viele, die den armen Maler früher über die Schultern angesehen halten, drängten sich jetzt an den berühmten, von König und Fürsten geehrten Holbein, würden aber nun etwas kalt abgefertigt. Auch biesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne feine Frau nach Lonbon ging, war natürlich, und feine Kinder hätte er ohne* btes, ba er selten zu Hause arbeitete, nicht erziehen können. Da er aber noch immer ein Bürger in Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesenb sein bürste, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen begann, geht baraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulben Wartegelb aussetzte und außerbem seiner Frau alle Jahre 40 Gulben zahlte. Dennoch blieb Holbein in Lonbon und besuchte Basel nur noch zwei Mal auf kurze Zeit. Auch nach Heinrichs Vlll. (1547) erfolgtem Tode ftanb Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen ©naben. Als dieser aber schon nach sechs Jahren starb und die katholische Maria, Heinrich's älteste Tochter, Königin würde, die Alle, welche nicht Katholiken waren, haßte: ba warb auch Holbein genöthigt, sich vom Hofe zurückzuziehen, benn er war der Reformation zugethan. Er starb 1554 in Lonbon an der Pest, in einem Alter von 56 Jahren.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 172

1867 - Mainz : Kunze
172 Vierte Periode des Mittelalters. Rudolph Rudolph war eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel vor Basel. tzegriffen, dessen Bürger während der Fastnacht einige von Rudolphs Leuten erschlagen, andere verjagt hatten, und lag mit seinem Kriegs- volke vor der Stadt. Da weckte ihn einst in der Nacht sein Neffe Friedrich von Zollern, Burggraf zu Nürnberg, welcher für Rudolphs Wahl sehr thätig mitgewirkt hatte, und theilte ihm das Ergebniß der Frankfurter Königswahl mit. Rudolph nahm die Wahl an. Der Bischof von Basel aber rief, als er die unerwartete Kunde vernahm, bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel ward sogleich aufgehoben; die Stadt öffnete deni König die Thore und schenkte ihm 900 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolph be- Se,ne gab sich hierauf mit einem ungeheueren Gefolge nach Aachen, wo ihn ^Aachen bev Erzbischof von Cöln feierlichst krönte. Als aber nach der Krönung Rudolph den Fürsten die Belehnung mit dem Scepter ertheilen sollte, fand sich dasselbe nicht vor. Da nahm der fromme König das Crucifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Scepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Auch Festlichkeiten aller Art verherrlichten Rudolphs Krönung. Zum ersten Mal wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Bolk ge- braten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Rudolph Ueberall wo Rudolph erschien, kamen Schaaren von Bürgern und Frttd^n^her''- Landleuten zu ihm und beschwerten sich über die Willkür und Wege- lagerei der Herren vom Adel. Der König wußte gar wohl, wie ge- recht die Klagen waren, und forderte daher von Allen, den Landfrieden zu achten und die Ruhestörer zu strafen. Im ganzen Reiche suchte er Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wer des Landfriedensbruchs schuldig befunden wurde, verfiel in schwere Strafe. Viele Raubschlösser wurden gebrochen, räuberische Ritter und Reisige an Bäumen ausge- hängt und Andere erschlagen. ehr, den Gleich nach der Krönung schrieb Rudolph an den Papst und ver- Papst, läßt Alles zu erfüllen, was Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobt hätten; krönen. ' darum ward Rudolph auch als rechtmäßiger König von, Papste an- erkannt. Doch wollte er sich durchaus nicht in Rom krönen lassen, und als man ihn nach der Ursache fragte, antwortete er mit einer Fabel: „Es wurden viele Thiere geladen vor einen Berg, darin war eine Löwenhöhle. Der Fuchs kam auch herbei. Alle Thiere gingen in den Berg, nur der Fuchs nicht; der blieb allein draußen stehen

10. Theil 3 - S. 70

1867 - Breslau : Max
70 Neue Geschichte, l. Periode. Deutschland. Gegenwart erhalten soll." Der Lord, der eine ganz andere Ge- nugthuung für einen Mann seines Standes erwartet hatte, ver- gaß sich so sehr, daß er drohte, er würde sich selbst Recht ver- schaffen. Aber einen größern Dienst hätte er dem bedrängten Maler nicht leisten können; denn der heftige König konnte keinen Widerspruch ertragen und gerieth daher in heftigen Zorn. „Nun hast du es mit mir zu thun," rief er mit funkelnden Augen; „geh und denke daran, daß ich die mindeste Selbstrache, die du an dem Maler nimmst, ahnden will, als wäre sie an meiner eigenen Person verübt. Glaubst du, daß mir wenig an die- sem Manlle gelegen ist, so wisse, daß ich aus sieben Bauern eben so viele Lords machen kann, aber aus sieben Lords nicht einen Holbein!" Nach einem dreijährigen Aufenthalte reiste Holbein nach Basel zum Besuch, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zu- gleich schickte Morus seinem Freunde Erasmus ein Gemälde, seine Familie vorstellend, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte eine große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freundin, der Zierde Bri- tanniens , die Freude zu schildern, die mir der Familienverein gemacht hat, den Holbeins Meisterhand so glücklich mir vor Au- gen stellt, daß ich sie Alle, als wäre ich mitten unter ihnen, er- kannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen Hause, dem ich so viel meines Glückes und Ruhmes schuldig bin." Viele, die den armen Maler srüherhin über die Schultern an- gesehen hatten, drängten sich jetzt an den berühmten, von Kö- nigen und Fürsten gesuchten Holbein, wurden aber nun kalt ab- gesertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kin- der konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aus- setzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Hol- bein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen

11. Weltgeschichte für die katholische Jugend - S. 303

1840 - Münster : Theissing
303 Die Hussiten. — Concilium zu Basel. sie in Secten, doch zu den Raubzügen dielten sie zusammen. Wohl 17 Jahre haben die Grauelkricge der Hussiten gedauert. §. 82. Concilium zu Basel. Nach dem Beschlüsse des Kirchenrathes zu Constanz berief Pabst Martinus V. 1423 ein allgemeines Concilium nach Pavia, die Kirche zu rcformiren, aber erst 1431 kam das Concilium zu Basel zu Stande. Pabst Martinus starb unterdessen, und Eugenius Iv. ließ das Concilium fortsetzen. Es wurde beschlossen, schlechte Priester sollten abgesetzt, die Pabste bei ihrer Wahl durch besondere Instruc- tionen zur treuen Erfüllung ihres Amtes verpflichtet werden u. s. w. Den Hussiten wurde der Kelch bei der h. Communion gestattet, wenn sie ihren andern Ketzereien entsagen, auch glauben und lehren wollten, daß man auch unter der Gestalt des Brodes Christum ganz empfange. Das brachte viel Gutes hervor: die meisten Parteien der Hussiten nah- men die Beschlüsse des Concilium an, kehrten zur katholischen Kirche zurück, und entsagten ihren Raubkriegen; Kaiser Sigismund gelangte zum ruhigen Besitze Böhmens. Wegen späterer Verordnungen gerieth das Concilium zu Basel mit dem Pabste iw Mißhelligkeit, setzte den Pabst sogar ab, und wählte einen andern Pabst. Aber da hatten die Bischöfe mehrerer Nationen das Concilium schon verlassen, cs war kein allgemeines mehr, und Christus bewahrte seine Kirche auch vor einem neuen Schisma. Die wenigen Bischöfe zu Basel bewogen ihren Pabst, abzudanken, unter- warfen sich wieder dem römischen Pabste — damals Nicolaus V. — und hoben dann 1448 ihr Concilium selbst auf. tz. 83. Gründung des brandenburgischen und sächsischen Hauses. Im I. 1415 kaufte der Burggraf von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollcrn, vom Kaiser Sigismund die Mark Branden- burg für 400,000 Ducaten, die der Kaiser zu seinen Reisen wegen des Concilium zu Constanz nöthig hatte. Dieser Friedrich ist der Stammvater des jetzt noch blühenden preußischen Königshauses, dessen Stammherren in den ersten 300 Jahren Kurfürsten von Bran- denburg hießen. i Kursachsen — ein weit kleineres Land —starb unter Sigismund's Negierung 1422 aus, und siel dem Reiche anheim, so daß der Kaiser mit demselben belehnen konnte, wen er wollte. Der nächste Nachbar, Friedrich der Streitbare, Markgraf von Meißen, brachte für Geld, wie man sagt, Kursachsen als Lehn vom Kaiser an sich, da er gerade Zeinen solchen Zuwachs brauchte, um einer der mächtigsten Reichsfürsten zu werden. Sigismund holte sich die Kaiserkrone in Rom erst im I. 1433, und verließ Rom noch an demselben Tage. Mit ihm starb das Haus

12. Die neue Zeit - S. 143

1866 - Leipzig : Brandstetter
143 Hans Holbein. 1. Holbein wurde 1498 in Augsburg geboren, war also 27 Jahre jünger als Dürer. Auch sein Vater war ein Maler, der den Knaben früh zur Malerkunst anhielt. Nachdem der alte Holbein an verschiedenen Orten gewesen war, ließ er sich endlich in Basel nieder und hier zeichnete sich der Jüngling bald so aus, daß ihm der Magistrat den Auftrag gab, die Wände des Rathhauses inwendig und auswendig mit Malereien zu schmücken. Davon ist aber fast gar nichts mehr vorhanden, weil die Feuchtigkeit Alles unscheinbar gemacht hat. In seiner Jugend hatte Hol- bein wenig zu leben und mußte daher jede Arbeit, die ihm ausgetragen wurde, annehmen. Man zeigt in Basel noch ein Aushängeschild, das er für einen Schulmeister malte; oben ist eine Schulstube mit Kindern und erwachsenen Schülern dargestellt und darunter die Einladung zum Ein- treten. 'Auch Häuser hat er oft bemalt, denn damals war es üblich, die ganze Vorderseite der Häuser mit allerhand Bildern und Geschichten zu verzieren. So gab ihm einst ein Apotheker den Auftrag, sein Haus aus- wärts mit dergleichen Bildern zu versehen. Holbein machte dazu ein Ge- rüste und verhängte dies so, daß man von außen nur seine beim Sitzen herabhängenden Beine wahrnehmen konnte. Zuweilen wurde indeß dem Maler die Zeit lang, und da er ein lebenslustiger Jüngling war, so schlich er dann und wann nach einem benachbarten Weinhause. Aber der Apotheker, wenn er die Beine nicht mehr sah, wurde unwillig und schalt über die Versäumniß. Was that nun Holbein? Er malte seine herab- hängenden Beine aus die Wand und zwar so natürlich, daß der Apotheker lange dadurch getäuscht wurde. Uebrigens verstand Holbein außer der Malerei auch das Form- und Holzschneiden und seine Holzschnitte werden noch jetzt sehr geschätzt. Etwas unbesonnen muß er in der Jugend gewesen sein, denn er hei- rathete ohne Ueberlegung, als er kaum 20 Jahre alt war und noch gar keine sichern Einkünfte hatte, um ein Hauswesen einrichten zu können. Es ging ihm in der Ehe nicht viel besser als dem Albrecht Dürer. Seine Frau war weder schön an Körper, noch freundlichen Gemüths, dazu viel älter als er. Da der junge Künstler in Basel schlecht bezahlt wurde und nicht genug Arbeit fand, machte er sich auf, um als wandernder Maler sich Geld zu verdienen. Er reiste in der Schweiz und in Schwaben umher und bemalte die Häuser reicher Leute von innen und von außen. Eine wichtige Bekanntschaft machte Holbein nach seiner Znrückknnst in Basel. Der berühmte Erasmus von Rotterdam, einer der witzigsten und gelehrtesten Köpfe jener Zeit, gewann den jungen Künstler lieb, ob- gleich sie an Alter zu verschieden waren, um vertraute Freunde zu wer- den. Einstmals fiel dem Maler des Erasmus kleine Schrift, „Lob der

13. Geschichte der neueren Zeit - S. 77

1906 - Langensalza : Gressler
77 Holzschnitte werden noch jetzt sehr geschätzt. Ta er in Basel schlecht bezahlt wurde und nicht genug zu tun hatte, machte er sich ans, um als wandernder Maler sich Geld zu verdienen. Er reiste in der Schweiz und in Schwaben umher und bemalte die Häuser reicher Leute vou innen und von außen. Eine wichtige Bekanntschaft machte Holbein nach seiner Zurück-kunst in Basel. Ter berühmte Erasmus, einer der witzigsten und gelehrtesten Köpfe jener Zeit, gewann den jungen Künstler lieb, obgleich eine innige Freundschaft schon wegen der Verschiedenheit des Alters nie zwischen ihnen bestand. Einmal siel dem Maler des Erasmus kleine Schrift: „Lob der Narrheit" in die Hände. Erfand das Buch sehr ergötzlich und versah es sogleich am Rande mit 83 schönen Federzeichnungen. Als man die Arbeit dem Erasmus brachte, freute sich dieser sehr darüber und bat den Maler, die Figuren in Holz zu schneiden, und nachmals wurde das Buch, so oft es wieder gedruckt wurde, immer mit deu'holzschnitten Holbeins versehen. So wie Cranach die Bilder Luthers und Melanchthons vervielfältigt hat, so hat Holbein den Erasmus unzählige Male gemalt. So beliebt auch Holbeiu nun schon durch seine Kunst in und um Basel geworden war, so gab es doch nur sehr geringen Verdienst, denn ein finsterer, bilderseindlicher Geist gewann mehr und mehr die Oberhand. Daher war ihm der Antrag eines englischen Großen, der durch Basel reiste und ihn einlud, in England sein Glück zu versuchen, ganz recht. Taß er Weib und Kinder daheimließ, machte ihm wenig Kummer, so wie ihm denn überhaupt der sanfte, liebenswürdige Charakter Dürers ganz fehlte. Er ließ ihnen seine vorrätigen Gemälde zurück, damit sie durch den Verkauf derselben leben könnten, versah sich mit Empfehlungsschreiben von Erasmus und reiste 1526, 28 Jahre alt, fröhlich vou Basel ab. Wovou unterwegs leben, war ihm nicht bange: sein Pinsel sollte ihn ernähren. Er reiste durch die Niederlande, kam glücklich nach London, ging sogleich zum berühmten Kanzler Thomas Morus, gab hier seinen Empfehlungsbrief von Erasmus ab und wurde sehr freundlich in des Kanzlers Haus aufgenommen. Hier übte er sich im Englischen, lernte die englischen Sitten, um sich öffentlich mit Anstand zeigen

14. Die deutsche Geschichte - S. 71

1855 - Essen : Bädeker
71 es so nennen dürfen, bereitete sieh mit Macht eine neue Zeit vor. Viel Merkwürdiges geschah, das Mittelalter zu vollenden, worunter 1) das Coneil zu Basel, 2) die Eroberung Konstantinopels durch die Türken, 3) die Erfindung der Buchdruckerkunst und die Wiederherstellung der Wissenschaften, 4) der Fall des burgundischen Hauses, 5) die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien und Amerikas — besonders hervorgehoben zu werden verdienen. §. 92. Das Concil zu Basel. 1431 — 1449. - Als man allgemein erkannte, daß durch Gewalt mit den Hussiten nicht fertig zu werden sei, und Geistliche und Weltliche von allen Seiten den Papst bestürmten, daß er ein allgemeines Concil berufen möchte, schrieb Martin V. ein solches nach Basel aus, und als er noch vor Eröffnung desselben starb, mußte sein Nachfolger Eugen Iv. sich eidlich verpflichten, dasselbe nicht zu hindern. Es handelte sich um eine Verständigung mit den Hussiten und um eine Reformation in dem Sinne, wie man sie zu Kostnitz gewollt hatte. Eugen aber, kaum auf den h. Stuhl gelangt, gebot der Versammlung auseinanderzugehen. Diese gehorchte nicht, sondern sprach aufs Neue den Grundsatz aus, eine allgemeine Kirchenversammlung stehe über dem Papste, der nur ihr dienendes Oberhaupt sei, und nur ihr, nicht dem Papste komme Unfehlbarkeit zu. Endlich, nothgedrungen, fügte er sich, und nun beschloß das Concil, die Papstgewalt zu beschranken, und den un- geheuern Wucher, den die Papste mit den geistlichen Stellen trieben, und ihre Eingriffe bei Besetzung derselben, zu beseitigen. Mit den wilden Hussiten! gelang es,. nicht so mit dem Papste. ■ Der verlegte das Concil nach Ferrara (1438); jedoch die Prälaten wollten nicht von Basel weichen, forderten den Papst vor ihren Richterstuhl, und da er nicht erschien, setzten sie ihm einen Gegenpapst. Aber er wußte den Kaiser auf seiner Seite, und entsetzte die Kurfürsten von Köln und Trier, seine bittersten Feinde. Ihrer nahmen sich die andern Kurfürsten mit Entschiedenheit au, und forderten Anerkennung der baseler Beschlüsse. Doch bald brachte italienisches Geld eine Vermittelung zu Wege, wo- durch das Meiste, was man zu Basel dem Papste genommen, zurück- gegeben wurde, und nun kündigte der Kaiser dem Concil das Geleit auf. So endigte die 18jährige Kirchenversammlung zu Basel, ohne einen andern Erfolg, als daß. sie abermals deutlich bewies, das bren- nende Verlangen der Völker nach einer Reformation an Haupt und Gliedern werde auf diesem Wege und von dieser Seite keine Befriedigung finden. §. 93. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453. Bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte Sultan Murad I. alles Land vom Hellespont bis an die Donau erobert, und Adrianopel zu seinem Herrschersttze gemacht. Der griechische Kaiser saß

15. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 183

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
183 Der Cantón besteht seit 1833 aus zwei Theilen, aus Basel - Stadt und Basel-Landschaft. Die alterthümlich gebaute Stadt Basel auf beiden Seiten des Rheines ist ziemlich groß und eine bedeutende Handelsstadt. Sie zählt 23,000 Einw. Früher zählte sie noch einmal so viel. Der größte Theil der Stadt Groß-Basel liegt links, Klein-Basel rechts. Beide Theile sind durch eine 630' lange steinerne Brücke verbunden. Der Verkehr ist hier groß, es fehlt nicht an Fabriken; be- deutend sind besonders die von Seidenbändern. Die Stadt hat auch eine Universität. An ihr lehrte der berühmte Theolog de Wette. In Basel wurde von 1431 —1443 die berühmte allgemeine Kirchenvcrsammlung gehalten, wobei man den Kaiser Sigismund mit den Böhmen, als Anhän- gern von Huß, zu versöhnen suchte, wobei auch den Hussiten der Gebrauch des Kelchs beim Abendmahle gestattet und der Papst Eugen Iv. abgesetzt wurde. Hier lebte der berühmte Erasmus von Rotterdam, dessen Grabmal in der alten vom Kaiser Heinrich Ii. erbauten Münsterkirche zu sehen ist. Daselbst befinden sich auch mehrere ausgezeichnete Gemälde von dem Augsburger Hans Holbein, der hier seine Jugend- zeit verlebte. Berühmt ist sein „Todtentanz." Er ch zu London 1554. Basel ist auch bekannt als der Geburts- und Wohnort von Oekolampadius (Hausschein), dem Melanch- thon der Schweiz, ferner von der Familie Bernouilli und Euler. Zu Basel ereignete sich die bekannte Erzählung „vom Kaiser Rudolph und dem Gerber." Hauptort von Basel-Landschaft ist das unbedeutende Liestal. Zu St. Jakob dicht bei Basel kämpften am 26. August 1444 ge- gen das 30,000 Mann starke Heer unter dem nachmaligen Ludwig Xi. nur 1250 Eidgenossen. Sie starben bis auf 42 Mann den Heldentod, der Feind verlor dabei aber an 8000 Mann. Das Schlachtfeld bezeichnet seit 1824 ein Denkmal aus Gußeisen. Daselbst wächst ein Wein, genannt „das Schweizerblut." Zu Klein-Hüningen unweit Ba- sel ist der sinnige Dichter Hebel 1760 geboren, f 1828 zu Schwetzingen (S. 194). 20) Südlich von Basel liegt der katholische Cantón So- lothurn mit 63,000 Einw. auf 14 ld Meilen. Er wird von der Aar durchflossen, von Juraketten durchzogen und ist fruchtbar. Viehzucht, Acker-, Obstbau und Handel machen die Hauptbeschäftigung aus. Seine Einwohner sprechen schon viel französisch. Die Hauptstadt ist das kleine Solothurn an der Aar. Wunderschön ist ihre von 1762—1773 erbaute ' Stiftskirche, die Kirche des St. Ursus, zu welcher eine breite und hohe Treppe von weißem Marmor führt. Bekannt ist aus dem I. 1318 die Großthat der Solothurner, welche,

16. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

17. Theil 3 - S. 66

1880 - Stuttgart : Heitz
66 Neue Geschichte/ 1. Periode. Deutschland. als Dürer. Auch sein Vater war ein Maler und hielt den Knaben früh zur Malerkunst an. Nachdem der Vater an verschiedenen Oertern gewesen war, ließ er sich endlich in Basel nieder, und hier zeichnete sich der Jüngling bald so aus, daß ihm der Magistrat den Auftrag gab, die Wände des Rathhauses inwendig und auswendig mit Malereien zu schmücken. Davon ist aber so gut wie nichts mehr vorhanden, weil die Feuchtigkeit Alles unscheinbar gemacht hat. In seiner Jugend hatte er wenig zu leben und mußte daher jede Arbeit, die ihm aufgetragen wurde, annehmen. Man hebt noch in Basel ein Aushängeschild auf, welches er für einen Schulmeister malte; oben ist eine Schulstube mit Kindern und erwachsenen Schülern dargestellt und darunter eine Einladung- zum Eintreten. Auch Häuser hat er oft bemalt; denn damals war es üblich, die ganze Vorderseite der Häuser mit allerhand Geschichten zu bemalen. Davon erzählt man folgende Anekdote: Ein Apotheker gab ihm einst den Auftrag, sein Haus auswärts mit dergleichen Bildern zu versehen. Holbein machte dazu ein Gerüste und verhängte dies so, daß man von außen nur seine beim Sitzen herabhängenden Beine wahrnehmen konnte. Zuweilen wurde dem Maler die Zeit lang, und da er ein lebenslustiger Jüngling war, so schlich er dann und wann nach einem benachbarten Weinhause. Sah nun der Apotheker die Beine nicht, so merkte er seine Abwesenheit und schalt hernach. Was hatte Holbein zu thun? Er malte seine herabhängenden Beine auf die Wand, und zwar so natürlich, daß der gute Apotheker lange dadurch getäuscht wurde. Aber er malte nicht nur, sondern war auch ein überaus geschickter Form- und s Holzschneider, und seine Holzschnitte werden noch jetzt sehr geschätzt. Etwas unbesonnen muß er in der Jugenb gewesen sein. Das zeigt auch, daß er den wichtigsten Schritt des Lebens, seine Verheiratung, ohne Ileberlegung that. Er heirathete, als er kaum 20 Jahre alt war, und ohne so viel Einkünfte zu haben, um ein Hauswesen ohne Sorgen zu unterhalten. Es ging ihm in der Ehe nicht viel besser als dem Albrecht Dürer. Seine Frau — ihr Name ist unbekannt — war weder hübsch noch freundlich, und soll ihm durch Schelten und Zanken viele böse Tage gemacht haben. Auch war sie wahrscheinlich älter als er, was selten glückliche Ehen giebt. Da er in Basel schlecht bezahlt wurde und nicht genug zu thun hatte, machte er sich auf, um als wandernder Maler sich Geld zu verdienen. Er reiste in der Schweiz und in Schwaben umher, und bemalte die Häuser reicher Leute von innen und von außen.

18. West- und Süd-Europa - S. 651

1784 - Leipzig : Weidmann und Reich
Helvetica. 651 Selbst Mitglieder der Regierung halten sich nicht er- niedrige, den Kaufmann zu machen. Dem An- schein nach scheint Basel eine aristokratische oder sol- che Staatsverfajsung 51t haben, die sich in den Hän- den einiger angesehenen Bürger befindet; bey einer nähern Bekanntschaft aber entdeckt man, daß es mehr eine Volksregkerung, oder demokratische Ver- fassung hat. Die höchste Gewalt ist unter die 280 Glieder des großen und kleinen Rathes vertheilet, an deren Spihe zween Bürgermeister, und 2 Ober- zunftmeister stehen, und welche allezeit aus den 18 Zünften, in die man die sammtliche Bürgerschaft ein- getheilt hat, genommen werden müssen. 'Andre Kol- legien find die Dreyzehnherren, oder der geheime Rath, welcher über Staats-, Policey-, und Kriegs- sachen untersilcht, sein Gutachten aber dem kleinen oder großen Rath zur Prüfling vorlegen muß; die Drepherren, welche die öffentlichen Einkünfte besor- gen u. a. m. Der Hauptort des Kantons ist Basel, Bafeln die größte aber nicht die volkreichste Stadt Helve- tiens. Ihre Lage ist angenehm, ihre Luft gesund, das Wasser gut, und die umherliegende Gegend aus- serst fruchtbar. Schöne Gebäude findet man wenige, einige öffentliche, und den Pallast des Marggrafen von Baden - Durlach ausgenommen. Die Straßen find enge, und der Boden mit Anhöhen unterbro- chen; ein beträchtlicher Gasthof liegt so, daß man aus der einen Straße in das unterste, und aus einer alidern in das oberste Stockwerk hineingehet. Daß Basel eine Universität hat, und daß der Glanz der- selben verschwunden ist, haben wir schon an einem an- dern Orte gesagt, eine Sonderbarkeit aber, die auch bey den öffentlichen Aemtern Statt findet, können wir unmöglich mit Stillschweigen übergehen, daß näm- lich die Professuren alle durchs Eoos vergeben werden, und so — wie das schon der Fall gewesen ist

19. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 116

1912 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
116 Vierte Periode. Von 1273 —1517. radikale, die sich Taboriten1 nannte; mit jener knüpfte das Baseler Konzil (s. ß) Verhandlungen an und gestand ihr in den ,, Prager Kompaktaten“ die wichtigsten kirchlichen Forderungen zu. In dem nun folgenden Kampfe der beiden hussitischen Parteien wurden die Taboriten bei Böhmisch-Brod (zw. Prag und Kolin) vernichtet (1434). 3. Die Klagen des 14. und 15. Jh. gegen den römischen Stuhl bezogen sich vornehmlich auf drei Punkte: 1. das unsittliche Leben und Treiben vieler Geistlichen, zumal in den Klöstern; 2. die fortwährenden Eingriffe der Kurie (der päpstlichen Eegierung) in das kirchliche Leben und die Organisation der einzelnen Kirchen und Bistümer; im Zusammenhange damit 3. auf die Geldforderungen der Kurie unter den Namen Annaten2, Palliengelder3, Ablässe u. a. Das Verlangen diese Mißstände abzuschaffen blieb unerfüllt, die Aufgabe der „Reformation“ ungelöst. Es gelang der päpstlichen Diplomatie die Nationen voneinander zu trennen und die Reformpartei matt zu setzen; zwischen der Kurie und den einzelnen Staaten wurden besondere Konkordate abgeschlossen. ß) Das Konzil zu Basel 1431— 49. Aus diesem Grunde betrieb die Reformpartei ein neues Konzil; 1431 wurde ein solches nach Basel berufen. Anfangs unter dem Einfluß der gemäßigten Reformer, dann der extremeren stehend, geriet es in immer schärferen Gegensatz zum Papst. Aber die überlegene Diplomatie der Kurie zog Kaiser Friedrich Iii. auf ihre Seite -sein Berater war Enea Silvio Piccolomini, nachmals Papst Pius H. — und wurde wieder der Reformer Herr. Zwischen dem Kaiser und dem Papst wurde 1448 das Wiener Konkordat abgeschlossen, das alles beim alten ließ. 1) Genannt nach dem Berge „Tabor“ a. d. Luschnitz. Die Vorliebe für die schwerverständlichen Teile der Bibel, das At., im besondern die pro- phetischen Bücher, und die Apokalypse, ist allen Zeiten starker religiöser Ei-regung eigentümlich und psychologisch begreiflich. 2) Abgaben, die der neugewählte Bischof an den Papst zu zahlen hatte, gewöhnlich in der Höhe der Einkünfte eines Jahres (annus) des Bistums. 3) Abgaben, die der neue Erzbischof für sein Pallium, die lange, über die Schultern gehende Binde, einen Teil seines Ornats, zu zahlen hatte.

20. Johann Vasmer von Bremen - S. 134

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 134 — Mißmutig kehrte er eines Abends in seine Herberge zurück. Seine Hoffnung war beinahe am Erlöschen, denn er war seinem Ziele während seines langen Aufenthaltes in Basel auch nicht um einen Zoll näher gerückt, ja er schien demselben ferner zu sein als jemals. Er begann einzusehen, daß, so lange der Kaiser in Basel sei, an eine Erledigung seiner Angelegenheit nicht zu denken war, und seine einzige Hoffnung blieb, daß derselbe diese Stadt bald verlassen würde; denn das Konzil neigte seinem Ende zu und viele der Großen ves Reiches, auch die Führer der Hussiten, waren bereits wieder abgereist. In einer andern Stadt, so dachte er, wo nicht so viele Zerstreuungen, nicht so viele Geschäfte und Sorgen den Geist des Monarchen zersplitterten und in Anspruch nahmen, würde er vielleicht mehr Erfolg haben. Würde er aber auch dort vergebens au die Thür des Kaisers klopfen, fo wollte er fernere Versuche aufgeben und weit außer Landes reisen, um dort unter fremdem Namen ein neues Leben zu beginnen. Selbst die süßeste Hoffnung seines Lebens, einst mit Gerda vereint zu sein, wollte er alsdann aufgeben, denn er wagte es nicht, der Jungfrau wieder unter die Augen zu treten, wenn er das Ziel, wozu sie einst ihn begeistert hatte, nicht erreichen konnte. Mit diesen trüben Gedanken beschäftigt, warf er sich in der Herberge auf sein Lager, um im kurzen Schlummer für eine Zeitlang seines Leides zu vergessen. Da hatte er ein eigentümliches Gesicht. Er sah seinen Vater, wie er ihn zuletzt in seinem Kerker im Hurrelberge gesehen hatte, mit bittender Geberde die Hände gegen ihn ausstrecken, und in den Augen des Greises las er den Vorwurf, daß immer noch nicht, obgleich schon Jahre vergangen waren, sein Name von dem anklebenden Makel des Hochverrates gereinigt war. Näher trat die Gestalt an seht Lager, und nun hörte er die Stimme des Vaters, der ihm zurief: „Mein Sohn, mein Sohn, vergiß nicht, was Du mir und meinem Namen, der auch der Deinige ist, schuldig bist. Laß nicht ab von Deinen Bemühungen, unsern Ehrenschild wieder blank zu polieren, wie er es