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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 108

1906 - Langensalza : Gressler
108 erkundigen. Darnley beruhigte es. indem er sich vom Balkon aus zeigte und sich für die Sicherheit der Königin verbürgte. Iuzzios Ermordung hatte Maria ihrem Gemahl noch mehr entfremdet. Das Verhältnis zwischen beiden Gatten änderte sich auch nicht, als Maria drei Monate darauf einen Sohn bekam, der Jakob genannt wurde. Es war, als wenn das Gespenst des Ermordeten steh zwischen beide gestellt hätte. Desto eifriger bemühte sich jetzt Graf Bot hwell um die Gunst der Königin. Bothwell stammte ans einer angesehenen schottischen Familie; aber er war kein Edelmann. Als er die Abneigung Marias gegen ihren Gemahl bemerkte, redete er ihr zu, sich von ihm scheiden zu lassen. Maria wäre wohl mit Freuden dazu bereit gewesen: aber si? zweifelte, daß Darnley sich ohne weiteres entthronen liesse. Da schwur er ihr, er werde sie von ihrem Manne befreien, koste es, was es wolle. Darnley hatte sich nach Glasgow begeben, wo er nach einiger 3eit plötzlich sehr krank wurde. Maria reiste zu ihm, da sie erfuhr, das; er ihre Gegenwart sehnlichst wünsche, und als er etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Ediuburg, wo sie mit ihm ein Landhalis bezog, welches in der höchsten uni) gesundesten Gegend vor der L-tadt lag. Hier pflegte sie ihn sorgfältig und brachte acht ^age bei ihm zu. Indessen entwarf Bothwell mit einigen andern den Plan, den König schnell und sicher aus j.der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihren Gemahl: nur eine Nacht war sie abwesend, weil sie in ihrem Schlosse in der Stadt einer ihrer Kammersrauen eine Hochzeit ausrichtete und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9. Februar 1567 verließ iie ihn abends gegen 11 Uhr, und eben diese Nacht wählten die Verschworenen zur Ausführung ihres Vorhabens. 'Megen 2 Uhr morgens flog das Haus, in welchem sich der König befand, mit einem fürchterlichen Knalle in die Luft. Maria war oder stellte sich erschrocken: sie jammerte laut auf, und versprach, alles aufzubieten. den Täter zu entdecken. Der Hauptverdacht fiel auf Bothwell ; da man aber wußte, in wie hoher Gnade er bei Maria stand, so wagte es niemand, ihr die öffentliche Vermutung mitzuteilen. Nur in der Nacht ließen sich in den Straßen Stimmen hören,

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1. Die neuere Zeit - S. 56

1882 - Leipzig : Krüger
— 56 mit einem Verwandten, dem jungen Lord Darnley. Bald aber gewann ihre Gunst ihr Geheimschreiber, der Italiener Rizio. Ihm schrieb man die Bedrückung der Reformierten und die entschiedenen Maßregeln zu Gunsten der katholischen Kirche, welche Maria ergriff, zu. Darnley, der nicht allein König heißen, sondern es sein wollte, haßte ihn, weil er den Widerstand seiner Gemahlin gegen die Übertragung der Regierungsgewalt auf jenen zurückführte, und verband sich mit der reformierten Partei. Rizio wurde vor den Augen der Königin ermordet. Aber Darnley erreichte auch dadurch nicht die Machtstellung, die er wünschte. Vielmehr wendete sich seine Gemahlin immer mehr von ihm ab und begünstigte nunmehr offen einen andern schottischen Großen, Both well, einen stattlichen jugendkräftigen Mann voll kühnen Mutes, der sich in tausendfältigen Abenteuern bewährt hatte. Dieser tötete den König, und Maria gab, da sie den kranken Darnley veranlaßt hatte, in ein einsames Haus nach Edinburg überzusiedeln, angeblich um ihn bester pflegen zu können, dem Verdachte Nahrung, daß sie an der Mordthat nicht unbeteiligt gewesen sei.*) Der Mörder blieb nicht nur straflos, sondern die Königin reichte ihm sogar ihre Hand, trotzdem sie von ihren eigenen Anhängern beschworen wurde, den Schimpf, den sie dadurch sich selbst zuziehen würde, zu bedenken. Es erhob sich nun ein Aufruhr in Schottland, durch den Bothwell aus dem Reiche vertrieben **) und Maria in die Hand ihrer erbittertsten Gegner gegeben wurde. Zwar gelang es ihr, aus ihrem Gefängnis, dem inmitten eines Binnensees erbauten Schlosse Lochlev in, keck und verwegen wie sie allezeit war, mit Hilfe eines neuen Günstlings zu entkommen. Aber die Schotten zwangen sie, das Reich zu verlassen; sie begab sich nach England, nicht trostlos, um eine Zuflucht zu finden, sondern racheglühend, um Mannschaften zu werben und Hilfe zu gewinnen. So sehr nun auch Elisabeth aus monarchischem Impression irresistible, was polite, affable, insinuating, sprightly, and capable of speaking and writing with equal ease and dignity; sudden, however, and violent in all her attachments, because her heart was warm and unsuspicious; impatient of contradiction, because she had been accustomed from her infancy to be treated as a queen; no stranger, on some occasions, to dissimulation . . . The vivacity of her spirit, not sufficiently tempered with sound judgment and the warmth of her heart, which was not at all times under the restraint of discretion, betrayed her both into errors and crimes. To say that she was most unfortunate will not account for that long and almost uninterrupted succession of calamities, which befell her; we must likewise add, that she was osten imprudent. „No man,“ says Brantome, „ever beheld her person without admiration and love or will read her history with-out sorrow.“ *) Es kann weder ihre Mitschuld noch ihre Unschuld mit Sicherheit behauptet werden. Vgl. Ranke: Engl. Gesch. I S. 267. **) Er hat dann als Seeräuber in den nordischen Meeren ein kümmerliches Leben gefristet.

2. Bd. 3 - S. 139

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
H 7. Die Reformation in England »nd Schottland. 139 wandtem Trauerblick sah sie aus der ganzeu Fahrt über den Kanal nach dem schönen Lande zurück, wo sie nach ihrer Meinung so glückliche Tage verlebt hatte. Neunzehn Jahre alt, in der Blüte der Jugend und Schönheit, betrat sie Schottlands Boden 1561. Ihre Unterthanen kamen ihr wider Erwarten mit Ehrerbietung und Huldigung entgegen. Hoch erfreut versprach sie ihnen, am neuen Religionsstand nichts verändern zu wollen. Ihr Liebreiz, die Freundlichkeit und Herablassung ihres Benehmens gewann Aller Herzen. Aber gar bald erregte sie Anstoß. Sie ließ in der Kapelle des königlichen Schlosses zu Ediuburg sür sich katholischen Gottesdienst abhalten, der doch durch Parlamentsbeschluß im ganzen Lande verboten war. Und dann führte sie an ihrem Hofe denselben seinen, aber äußerst leichtfertigen Ton ein, den sie am französischen Hofe kennen und lieben gelernt, worüber sich den sittenstrengen Schotten die Haare sträubten. Der für ealvinische Zucht eifernde Kuox kaun solches Aergerniß nicht ertragen; er geht selbst etlichemal kühnlich zur Königin und straft sie ernst, daß ihr Thränen aus den Augen brechen; aber es waren keine echten Bußthränen. Maria war eine junge Witwe, sie wollte und sollte wieder ehelich werden; das Land verlangte nach einem Thronerben. Da heirathete sie aber leichtsinnigerweise 1565 den Lord Darnley, einen Jüngling von blendender Schönheit, aber von rohem Wesen und ausschweifenden Sitten. Sie trat auch 1566 der Ligue Alvas und der Gnisen bei. Der Widerwille gegen sie mußte immer höher steigen; denn sie erlaubte jetzt den römischen Gottesdienst allgemein, richtete ein katholisches Erzbisthnm wieder auf und traf Anstalten zu Ketzergerichten. Es wurde ruchtbar, daß sie dem Papst gelobt habe, den Protestantismus iu ihrem Reiche auszurotten. Es sollten ihr auch in ihrem häuslichen Leben keine Rosen blühen. Ihr Gatte Darnley, der gemeine Mensch,

3. Theil 3 - S. 109

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuart. Bothwell. 109 war aus einer angesehenen schottischen Familie, von äußerlicher Annehmlichkeit, aber ausschweifenden Sitten; „er stand aus der bedenklichen Scheidelinie zwischen einem Helden und einem Räuberhauptmann." Es war ihm gelungen, Maria's Gunst in dem Grade zu erlangen, daß sie nichts ohne seinen Rath unternahm, und ihre Abneigung gegen Darnley erregte in ihm die Hoffnung, sie durch eine Scheidung von ihm zu befreien und dann durch eine Vermählung mit Maria selbst auf den schottischen Thron zu steigen. Mit Unwillen aber verwarf Maria den Vorschlag zu einer Scheidung von ihrem Gemahle. „Nein," sagte sie, „ich will nichts thun, was meinen guten Namen und mein Gewissen verletzen könnte. Laßt die Sachen wie sie sind, bis es Gott gefallen wird, dem Uebel abzuhelfen." Doch ist sie nicht von der Schuld freizusprechen, die Hoffnungen Bothwells durch Gunstbezeigungen aufgemuntert zu haben. Von der Zeit an dachte Bothwell darauf, die Königin, auch selbst wider ihren Willen, von Darnley zu befreien. Darnley hatte sich nach Glasgow begeben, wo er nach einiger Zeit so plötzlich krank wurde, daß man eine Vergiftung vermuthete. Maria reifte zu ihm, da sie erfuhr, daß er ihre Gegenwart sehnlichst wünsche, und als er etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Edinburg, wo sie mit ihm ein Landhaus bezog, welches in der höchsten und gesundesten Gegend vor der Stadt lag. Hier pflegte sie ihn sorgfältig und brachte acht Tage bei ihm zu. Ihre Aussöhnung schien aufrichtig, aber nach dem, was folgte, ist fast zu glauben, daß Maria ihren Gatten nur sicher machen wollte. Indessen entwarf Bothwell mit einigen andern den Plan, den König schnell und sicher aus der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihn; nur eine Nacht war sie abwesend, weil sie in ihrem Schlosse in der Stadt einer ihrer Kammerfrauen eine Hochzeit ausrichtete und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9. Februar 1567 verließ sie ihn Abends 11 Uhr; sie küßte ihn beim Abschiede und schenkte ihm einen Ring, den sie sich vom Finger zog. Und eben diese Nacht wählten die Verschworenen zur Ausführung ihres Vorhabens. Gegen 2 Uhr des Morgens flog das Haus, in welchem sich der König befand, mit einem fürchterlichen Knalle in die Luft.*) *) Man fand den Körper Darnley's in einem nahe gelegenen Garten und zwar erdrosselt. Er war also entweder vor der Explosion ^bereits getödtet worden, oder er hatte dieselbe überlebt. In jenem Falle wäre die Sprengung des Hauses nur ein Deckmantel für den eigentlichen Mord gewesen, in letzterem Falle war die Vereitelung der Absicht der Explosion entdeckt worden.

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 161

1910 - Regensburg : Manz
Ihr Gemahl Darnley und Riccio. Darnley nach Glasgow; ermordet. 161 ein Dorn im Auge. Der ränkesüchtige Murray übernahm es, ihn ins Verderben zu stürzen. Zuerst wurde Darnley in das Interesse der Calvinisten gezogen. Riccio sollte ermordet, das Parlament, durch welches Maria die katholische Religion wieder Herstellen wollte, aufgelöst, Darnley die oberste Macht übertragen, Maria Stuart eingesperrt und die Regierung im Einverständnisse mit Elisabeth geführt werden. Darnley verpflichtete sich schriftlich, die Ver-schwornen zu unterstützen und zu verteidigen. Bald kam die Verschwörung zum Ausbruch. Riccio wurde im Gemache der Königin und im Beisein Darnleys von schottischen Großen ergriffen und mit 56 Dolchstichen ermordet. Die Königin war eine Gefangene. Darnley löste als König das Parlament auf; doch gelang es Maria Stuart, die Verfchworuen zu trennen; sie entfloh nach Dunbar, rief hier den Adel zu den Waffen und kehrte mit Heeresmacht in die Hauptstadt zurück. Die Mörder Riccios wurden geächtet, zwei von ihnen hingerichtet. Darnley beteuerte es mit einem Eide, den Mord Riccios nicht gebilligt und unterstützt zu haben; aber die Verschwornen sandten, um für seinen Verrat sich zu rächen, die Schrift, worin er sich mit ihnen geeinigt hatte. Seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Statt die Krone und souveräne Herrschaft zu erlangen, sah er sich ohne Macht und Einfluß. Maria konnte die ihr zugefügte Beleidigung zwar vergeben, aber nicht vergessen. Ohne ihren Gemahl zu Rate zu ziehen, traf sie eine neue Organisation der Staatsverwaltung, bei der sie auch dem schottischen Erb-Admiral Bothwell und ihrem Bruder Murray einen Anteil einräumte. Darnley fühlte, daß jetzt Murray herrsche, und drohte, ihn zu ermorden. Am 19. Juni 1566 schenkte Maria Stuart einem Thronerben das Leben. Starrsinnig weigerte sich ihr Gemahl, der Taufe seines Sohnes beizuwohnen, weil er die Ehekrone noch nicht habe. Nun rieten Darnleys Feinde, Murray und Maitland, um sich gegen dessen Haß sicherzustellen, Maria solle in die Scheidung von ihm einwilligen; doch sie wies das Ansinnen Zurück. Deshalb faßten sie den Entschluß, ihn aus dem Wege zu räumen. Darnley verließ den Hof und begab sich nach Glasgow in das Haus seines Vaters. Dort wurde er von den Blattern befallen. Die Königin sandte ihm sogleich ihren eigenen Arzt, reiste hierauf selbst nach Glasgow, und als Darnley Reue und Ergebenheit beteuerte, reichte sie ihm die Hand und beide versprachen, einander so innig zu lieben wie je. Zur vollen Genesung lud sie ihn ein, der bessern Luft wegen in einer außerhalb Edinburgh gelegenen Villa, die Feldkirche genannt, Wohnung zu nehmen. Hier sannen die Verschwornen daraus, ihren Mordplan auszuführen. Maria kam am 9. Februar, wie gewöhnlich mit zahlreichem Gefolge, nach der Feldkirche, blieb bei Darnley von 6 bis beinahe 11 Uhr, küßte ihn beim Fortgehen und steckte ihm einen Ring an, den sie am Finger getragen. Sie hatte einem Maskenball beizuwohnen versprochen und nach dessen Beendigung, bald nach Mitternacht, begab sie sich in ihre Gemächer. Da plötzlich, beiläufig um 2 Uhr morgens, wurde der Palast und die Stadt durch eine fürchterliche Explosion erschüttert. Bald erfuhr man, die Feldkirche sei in die Luft gesprengt und der Leichnam des Königs und seines Pagen Taylor lägen im Garten, ^ies betrübt, „wie es die unglücklichste Königin der Welt sein kann," schloß sich Maria Stuart in ihr Gemach ein und befahl eine Untersuchung des Verbrechens. Dte Volksstimme bezeichnete Murray und Bothwell als die Hauptschuldigen. Murray reiste nach Frankreich ab und Bothwell wurde von den Verschwornen als Richtern vom Verdacht des Königsmordes freigesprochen, wie es scheint in der Absicht, ihn zuerst Maria Stuart als Gemahl zu empfehlen und dann, wenn sie ihm die Hand gereicht, ihn wieder anzuklagen und sie selber als Gattenmörderin und Ehebrecherin zu brandmarken und so vom Throne zu stürzen. Als Bothwell am 20. April die Königin um ihre Hand bat, wurde er abge- Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. i i

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 274

1858 - Weimar : Böhlau
274 Maria entschied sich für den Lord Darnley, der mit ihr verwandt war. Darnley war ein schöner Jüngling von zwanzig Jahren und in allen Ritterkünsten geübt, aber bei dem Volke verhaßt, weil er die An- hänger der römischen Kirche begünstigte. Sobald Darnley als König Heinrich die Krone von Schottland trug, zeigte er sich gemein in seinen Sitten wie in seinen Vergnügungen, ausschweifend und dem Trünke er- geben, beschränkt und doch sehr von sich eingenommen, herrschsüchtig und undankbar gegen seine Gemahlin. Bald trat ein Mißverhältniß zwischen den Gatten ein, welches um so größer wurde, da Darnley in Eifersucht gegen den Italiener Rizzio erglühte. Dieser hatte anfangs in der Kapelle Maria's gedient, war dann von der Königin zum Geheimschrei- der und endlich zum Vertrauten erhoben worden. Prahlerisch rühmte er sich seines Einfluffes und seiner Vertraulichkeit mit der Königin. Die Begünstigung dieses Mannes von niederer Herkunft, und noch dazu eines Fremden und Katholiken erregte die Eifersucht deß schottischen Adels; man betrachtete ihn als einen gefährlichen Feind des protestantischen Glaubens, zumal da man wußte, daß er mit dem Papste in Briefwechsel stand. An der Spitze einer Anzahl von Verschwornen drang Darnley eines Abends (1566) in das Gemach der Königin, ließ den Nebenbuhler von ihrer Seite wegreißen und in einem anstoßenden Zimmer ermorden. Anfangs wurde Maria in ihrem Schlosse wie eine Gefangene bewacht, sie entwich aber, sammelte eine Schaar von Getreuen, kehrte mit ihnen nach Edinburg zurück und zwang die Mörder Rizzio's zur Flucht. Einige Monate nach Rizzio's Ermordung wurde Maria von einem Sohn entbunden, der später unter dem Namen Jakob Vi. ihr Nachfol- ger wurde. Von den Herrn am Hofe zu Edinburg besaß keiner in so hohem Grade die Gunst der Königin, als der Graf von Bothwell. Er war einer der mächtigsten Edelleute des Königreichs, kühn und unternehmend, aber ausschweifend und lasterhaft. Von ihrem Gemahl lebte Maria ge- trennt. Als Darnley 1567 zu Glasgow erkrankte, besuchte ihn die Kö- nigin und nahm ihn mit nach Edinburg, wo sie ihm unter dem Vor- wände, daß das Geräusch der Hauptstadt seine Genesung hindere, ein Landhaus als Wohnung einrichtete. Acht Tage pflegte sie ihn mit aller Sorgfalt. Am 9. Februar 1567 brachte sie die Nacht im Palaste zu, um der Hochzeit eines Hoffräuleins beizuwohnen, und in derselben Nacht wurde das Landhaus durch eine Pulvermine in die Luft gesprengt und Darnley's Leichnam nicht weit davon in einem Garten gefunden. Allgemein war die Ueberzeugung, daß Bothwell der Anstifter dieser schwarzen That sei; der Verdacht der Theilnahme traf auch die Königin. Der Graf Lennox, der Vater des Ermordeten, klagte Bothwell und und einige andere förmlich des Mordes an; ec erschien aber in der Ge- richtssitzung nicht, weil er die nöthigen Beweise nicht so schnell hatte herbeischaffen können und weil die Mitglieder des Mordbundes einige tausend Mann aufgeboten hatten. Bothwell wurde daher freigesprochen, er blieb im Besitz seiner Würden, ja er bewog sogar die angesehensten Pairs eine Urkunde zu unterschreiben, in welcher die Königin um ihre Vermählung mit Bothwell ersucht wurde. An der Spitze von 1000 Be- waffneten überfiel Bothwell die Königin auf einer Reise, führte sie nach dem Schlosse Dunbar und bewog sie, sich mit ihm zu vermählen. Er

6. Schiller-Lesebuch - S. 179

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
179 liesse. Mich deucht: ein Dichter könnte sie ergreifen; denn darin liegt ein Vorteil der poetischen Darstellung, dass sie auch eine minder be- gründete Überlieferung annehmen und, derselben folgend, die Tiefen des Gemüts erschlossen kann, jene Abgründe, in denen die Stürme der Leiden- schaft toben und die Handlungen geboren werden, welche den Gesetzen und der Sittlichkeit Hohn sprechen und doch in der Menschenseele tiefe Wurzeln haben. Die Informationen, auf welche eine historische Darstel- lung angewiesen ist, reichen nicht so weit, in unserem Falle lassen sie es bei gewissenhafter Prüfung zu einer bestimmten Überzeugung über den Grad der Teilnahme nicht kommen. Nur daran kann kein Zweifel sein, dass auch diesmal Ehrgeiz und Machtbegier eine grosse Rolle spielten. Wenn Bothwell einmal gesagt hat, er wolle verhindern, dass Darnley den Schotten den Fuss auf den Nacken setze, so sprach er damit zugleich den Sinn der übrigen Magnaten aus. Doch hat er sein Attentat ohne deren Teilnahme, nur durch seine eigenen Diener vollzogen. In jenem Haus liess er unter dem Zimmer, in welchem Darnley schlief, Pulver an- häufen, um ihn in die Luft zu sprengen: von dem Getöse bei der Er- öffnung der Thür erschreckt, sprang der junge Fürst aus dem Bette; indem er sich retten wollte, ward er samt seinem Pagen, der bei ihm war, er- drosselt ; indes war das Pulver angegangen und das Haus zertrümmert worden. So war das Entsetzliche geschehen. Die Nachricht davon erfüllte die Menschen zunächst mit jener Neugier, welche sich an dunkle und die höchsten Kreise berührende Ereignisse allezeit knüpft; weitergehend be- schäftigte man sich mit der Frage, wer nun den schottischen Thron besteigen und der Königin seine Hand reichen würde, — unter den übrigen Bewerbern hielt auch Leicester jetzt die Zeit für sich und für die Erneue- rung guter Verhältnisse zwischen England und Schottland für gekommen, — aber indem verbreitete sich zu jedermanns Erstaunen und Grauen das Gerücht, die Königin werde sich mit dem Manne verbinden, dem man den Mord ihres Gemahls zuschrieb. Man ist vor ihr auf die Kniee ge- fallen, um ihr den Schimpf, den sie dadurch über sich hereinziehen, und selbst die Gefahr, in die sie ihr Kind bringen würde, vorzustellen. Man hat ihr Briefe aus England gezeigt, in denen ihr der Verlust aller ihrer Aussichten auf den englischen Thron angekündigt wurde, wenn sie diesen Schritt thue: denn dadurch werde der Verdacht, der sich auf der Stelle regte, als habe sie an der Ermordung ihres Gemahles Anteil gehabt, bestärkt werden. Allein schon war sie ihrer selbst nicht mehr Meisterin. Bothwell that in diesem Augenblicke überhaupt, was er wollte. Er setzte bei den Lords, welche ihn fürchteten, seine Freisprechung von der Teil- nahme an dem Morde des Königs und sogar die Beistimmung zu der Vermählung mit der Königin durch. Er sagte laut, er wolle sich mit der Königin vermählen, wer auch immer dagegen sei, möge sie selbst wollen oder auch nicht. Lnd wenn Maria jemals wieder zur Herrschaft im Lande kommen, die Lords ihre Rache fühlen lassen wollte, so mochte ihr Bothwell als der einzige Mann erscheinen, der ihr dazu behülflich sein könne. Halb freiwillig, halb gezwungen, geriet sie in seine Gewalt 12*

7. Theil 7 - S. 448

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
448 dem Namen Zacobs Vi. ihr Nachfolger ward. Elisabeth erhielt die Nachricht davon auf einem Dalle, und hörte sie nicht ohne Neid und 23m druss Die Königin» von Schottland fuhr darauf mit dem ihr eigenen französischen Leichtsinn fort, sich für den Mangel eines guten ehelichen Ver- hältnisses durch gefälligere Lieblinge zu entschädi- gen. An Ntzzw's Stelle war der Graf von Borh- well getreten, eine eben so unglückliche Wahl als Darnley, denn auch er roai* ein roher Wol- lüstling, und empfahl sich nur durch seinen wohl gebauten Körper. Man glaubte, er habe sich ihr dadurch werth gemacht, daß er sich erboten ha- be, sie von dem ihr so tödtlich verhaßten Ge- mahl zu befreien. Darnley wurde 1567 so plötz- lich krank, dast man auf Gift muthmaßte, doch endlich erholte er sich langsam, und Maria fing seitdem an, ihn wieder zu besuchen, ja sie be- wegte ihn, unter dem Vorwände, daß das Ge- räusch der Hauptstadt seine Genesung hindere, mit ihr ein kleines Landhaus unweit Edinburg zu beziehen. Hier blieb sie Tag und Nacht bey ihm, und pflegte ihn mit aller Sorgfalt. Nur eine Nacht wünschte sie in der Stadt zubringen zu können, um der Hochzeit einer ihrer Hoffräu- leln beizuwohnen, und in dieser nämlichen Nacht ward das Landhaus durch eine Pulvermine ist die Luft gesprengt (10. Febr.). Ob

8. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 206

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
206 34. Elisabeth und Maria Stuart. sich in tausendfältigen Abenteuern bewährt hatte, und entschiedene Gesinnung besonders hervor. Obgleich Protestant, hatte er sich der Regentin ohne Wanken angeschlossen, und der Königin schon, da sie noch iu Frankreich war, seine Hülfe zugesichert. Maria, die nichts höher schätzte, als persönliche Tapferkeit, hatte ihm oft ihre Bewunde- rung ausgedrückt; aber noch mehr als dies; man kann nicht zweifeln, daß sie sich in ein leidenschaftliches Verhältniß zu ihm fortreißen ließ. Es scheint nicht, als ob die Zuneigung Maria's zu Bothwell von ihm in derselben Weise erwiedert worden sei; in allen ihren Briefen und Gedichten bekämpft sie zugleich eine Nebenbuhlerin, welche in seinem Herzen den Borzug zu haben scheint. Es war die eigene Gemahlin Bothwell's, mit der er sich erst vor Kurzem vermählt hatte. Ihm lag nur in so fern etwas an der Liebe der Königin und an dem Besitz ihrer Person, als derselbe ihm Theilnahme an ihrer Macht gewähren und die höchste Gewalt in Schottland verschaffen konnte. Dazu aber war noch etwas Anderes nothwendig; der König mußte aus dem Wege geräumt werden. Wie einst Darnley mit den politischen Gegnern Riccio's sich zum Attentat von Holyrood vereinigte, so verband sich nunmehr Bothwell mit den Feinden Darnley's, welche diese Absicht schon gefaßt hatten, zu dessen Ermordung. Aber, wird man sagen, war nicht die Königin selbst mit in dem Einverstündniß? Hat sie nicht ihren Gemahl, der in Glasgow erkrankt war, absichtlich von dort nach Edinburg zurückgeführt, und ihm da eine einsame Wohnung nicht weit vom Palast gegeben, unter dem Vorwand, daß die reinere Luft zu seiner Genesung beitragen werde, in der That aber, um ihn desto sicherer dem Verderben zu überliefern? So hat man von jeher meistens angenommen: selbst ihre Anhänger, die eif- rigsten Katholiken haben sich damals geneigt gefunden, an eine wenig- stens connivirende Theilnahme der Königin zu glauben. Indessen gab es noch eine andere Auffassung in jener Zeit, nach welcher das bessere Verhältniß, welches zwischen Gemahl und Gemahlin wieder ein- trat, keineswegs erheuchelt, sondern ihre völlige Aussöhnung und Wie- dervereinigung zu erwarten gewesen wäre: in der Königin hätte die zurückkehrende Neigung zu ihrem Gemahl mit der Leidenschaft für Bothwell gekämpft; dieser wäre durch die Besorgniß, daß ihm seine Beute und der Preis seines Ehrgeizes entgehen möchte, angetrieben worden, die Ausführung seiner Absicht zu beschleunigen. In jenem Hause ließ er unter dem Zimmer, in welchem Darnley schlief, Pulver anhäufen, um ihn in die Luft zu sprengen; von dem Getöse bei der Eröffnung der Thüre erschreckt, sprang der junge Fürst aus dem Bette; indem er sich retten wollte, ward er sammt dem Pagen, der bei ihm war, erdrosselt; indeß war das Pulver angegangen und das Haus zer- trümmert worden. So war das Entsetzliche geschehen und bald verbreitete sich zu Je- dermanns Erstaunen und Grauen das Gerücht, die Königin werde sich mit dem Manne verbinden, dem man den Mord ihres Gemahls zu-

9. Der biographische Unterricht - S. 100

1859 - Berlin : Gaertner
100 protestantischen Gottesdienst untersagte, wurde die Erbitterung groß. Man zerstörte die Bilder und Kunstwerke in den katholischen Kirchen; schottische Soldaten, von sranzösischen unterstützt, mußten die Unruhen unterdrücken. Allein die schottischen Protestanten baten die Engländer um Hülse. Man schloß einen Vergleich. Während dessen starb nicht blos die Mutter Maria's, sondern auch Franz Ii., und Maria Stuart sah sich genöthigt, ihr geliebtes Frankreich zu verlassen und in ihr eigenes Land zurückzukehren. In Edinbnrg wurde sie mit lautem Ju- bel empfangen. Als aber die Schotten sahen, mit welcher Liebe ihre Königin der katholischen Religion zugethan war, wurden sie miß- trauisch. Knop war bereits nach Schottland zurückgekehrt, und der Protestantismus hatte vollständig die Oberhand gewonnen. Der Kö- nigin wurde sogar untersagt, in ihrer Schloßkapelle die Messe lesen zu lassen. §. 107. Maria Stuart als Gemahlin Darnley's und Bothwell's. Während dieser Ereignisse verheirathete sich Maria mit dem Lord Darnley, einem ihrer Verwandten. Als sie der Königin von England ihre Verlobung durch den treuen Haushof- meister Melvil anzeigte, benahm sie sich sehr freundlich, wiewohl Melvil, nicht mit Unrecht, das Betragen der Königin für zweideutig hielt. Denn Elisabeth hatte in ihrem Staatsrathe erklärt, daß die Vermählung Maria's für England uachtheilig sei, weil Darnley katho- lisch wäre, und einige ihm ein Recht auf den englischen Thron zuge- sprochen hätten. Indessen wurde die Vermählung vollzogen. Bald sah aber Maria, daß der schöne und junge Darnley undankbar, hoch- müthig und treulos war. Es entstand ein Mißverhältniß zwischen Beiden, das noch erhöht wurde, als Maria einen Italiener, Namens Rizio, der durch seine schöne Stimme bei ihr in große Gunst ge- langt war, sehr auszeichnete. Mit diesem und einigen ihrer Frauen speiste eines Abends die Königin, als Darnley in das Zimmer trat und Rizio von mehreren Edelleuten ermorden ließ. Solchen Schimpf konnte die Königin ihrem Gemahl nicht vergessen. An Rizio's Stelle trat Graf v. Both well, ein lasterhafter, aber kühner Mann. Als Darnley 1567 in Glaskow krank wurde, pflegte ihn die Königin mit aller Sorgfalt und gab ihm sogar, zu seiner größern Ruhe, ein Land- haus in der Nähe von Edinburg. Dieses Haus flog in einer Nacht, durch Pulver gesprengt, in die Luft, Darnley's Leichnam wurde auf dem Felde gefunden. Man hegte Verdacht gegen die Königin und scheute sich nicht, durch nächtlich angeschlagene Zettel Bothwell als Königsmörder darzustellen. Was aber den Leichtsinn und die Leiden- schaft der Königin am widerwärtigsten zeigte, war, drei Monate nach

10. Der biographische Unterricht - S. 85

1874 - Berlin : Gaertner
— 85 — §. 110. Religionszuftand in Schottland. Maria Stuart lebte nicht in Schottland, sondern m Frankreich und ließ Schottland durch ihre Mutter verwalten. Hier sah es damals sehr traurig aus. Das Volk befand sich in tiefer Unwissenheit, und die katholische Geistlichkeit suchte davon ihren Nutzen zu ziehen. Allein kaum war der Protestantismus nach England gedrungen, als er sich auch schon in Schottland verbreitete. Besonders predigte ein Geistlicher, Zohann Knox, mit außerordentlicher Beredsamkeit und mit Ungestüm gegen den Katholicismus, sodass er sogar das Land verlassen musste. Als nun noch die Mutter Maria's den protestantischen Gottesdienst untersagte, wurde die Erbitterung groß. Man zerstörte die Bilder und Kunstwerke in den katholischen Kirchen; schottische Soldaten, von französischen unterstützt, mussten die Unruhen unterdrücken. Mein die schottischen Protestanten baten die Engländer um Hilfe. Man schloss einen Vergleich. Während dessen starb nicht bloß die Mutter Maria's, sondern auch Franz Ii., und Maria Stuart sah sich genöthigt, ihr geliebtes Frankreich zu verlassen und in ihr eignes Land zurückzukehren. In Edinburg wurde sie mit lautem Jubel empfangen. Als aber die Schotten sahen, mit welcher Liebe ihre Königin der katholischen Religion zugethan war, wurden sie mistrauisch. Knox war bereits nach Schottland zurückgekehrt. und der Protestantismus hatte vollständig die Oberhand gewonnen. Der Königin wurde sogar untersagt, in ihrer Schlosskapelle die Messe lesen zu lassen. §. in. Maria Stuart als Gemahlin Darnley s und Both-weu s. Während dieser Ereignisse verheiratete sich Maria mit dem Lord Darnley, einem ihrer Verwandten. Als sie der Königin von England ihre Verlobung durch den treuen Haushofmeister Melvil anzeigte, benahm diese sich sehr freundlich, wiewohl Melvil, nicht mit Unrecht, das Betragen der Königin für zweideutig hielt. Denn Elisabeth hatte in ihrem Staatsrathe erklärt, dass die Vermählung Maria's für England nachtheilig sei, weil Darnley katholisch wäre, und einige ihm ein Recht auf den englischen Thron zugesprochen hätten. Indessen wurde die Vermählung vollzogen. Bald sah aber Maria, dass der schöne und junge Darnley undankbar, hochmüthig und treulos war. Es entstand ein Mis-verhältnis zwischen beiden, das noch erhöht wurde, als Maria einen Italiener, namens Rizio, der durch seine schöne Stimme bei ihr in große Gunst gelangt war, sehr auszeichnete. Mit diesein und einigen ihrer Frauen speiste eines Abends dle Königin, als Darnley in das Zimmer trat und Rizio von mehreren Edelleuten ermorden ließ. _ Solchen Schimpf konnte die Königin ihrem Gemahl nicht vergessen. An Rizio's Stelle trat Gras v. Both well, ein lasterhafter, aber kühner Mann. Als Darnley 1567 in (Älasgow krank wurde, pflegte ihn die Königin ™lt * Sorgfalt und gab ihm sogar zu seiner großem Ruhe ein Landhaus in der Nähe von Edinburg. Dieses Haus siog in einer Nacht, durch Pulver gesprengt, in die Luft, Darnley's Leichnam wurde auf dem Felde gefunden. Man hegte Verdacht gegen die Königin und scheute sich nicht, durch nächtlich angeschlagene Zettel Bothwell als Königsmörder darzustellen. Was aber den Leichtsinn und jne Leidenschaft der Königin am widerwärtigsten zeigte, war, drei Monate nach dem Tode Darnley's, ihre Vermählung mit Bothwell. Das empörte den schottischen E. Die angesehensten Männer verbanden sich, die Mörder des Königs vor Gericht zu stellen. Bothwell sammelte zwar ein Heer, musste aber fliehen, hielt sich lange Zeit ans den Orkney-Inseln als Seeräuber auf und ging dann nach Dänemark, wo er zehn Jahre im Gefängnisse saß, wahnsinnig wurde und eines jämmerlichen Todes starb. Maria wurde nach Edinburg geführt, hatte hier von dem Pöbel bte grässlichsten Schmähreden zu hören und muffte einstweilen die

11. Leitfaden für die biographische Vorstufe des Geschichtsunterrichts - S. 70

1892 - Altenburg : Pierer
70 - Po" sorgfltig erzogen, und als sie heranwuchs, gewann sie durch ihre Schnheit und Herzensgte die Liebe aller. Sechzehn Jahre alt wurde sie mit dem Dauphin, dem nachmaligen Könige Franz Ii von Frankreich, vermhlt, und beide nahmen auch Wappen und Tttel des Knigreichs England an. Franz starb aber, nachdem er nur anderthalb Jahre König gewesen war, und Maria kehrte nun nach Schottland zurck. Dort war unterdessen auch die Reforma-tton eingefhrt, und die Reformierten haten nun die junge Kniain weil sie streng katholisch war. Auch durch ihre Leichtfertigkeit er-regte sie Ansto. Das Volk wnschte, da sie sich vermhlte, und sie heiratete ihren Vetter, den Grafen Darnley. Derselbe wurde ihr aber bald zuwider, weil er ein Mensck von niedriger Gesinnung und dem Trnke ergeben war. Auch dem Volke war diese Vermhlung nicht recht, denn Darnley war katholisch. Die junge Knigin wandte ihre Gunst bald darauf dem Italiener David Rizio zu, der sie durch seinen Gesang und sein Lauten spiel entzuckte, und machte ihn zu ihrem Geheimschreiber. Darber war Darnley entrstet, und als Rizio an einem Abend bei der Knigin mt Zimmer war, drang er mit mehreren Verschwornen in dasselbe ein und lie ihn ermorden. Maria war auer sich vor 3orn und dachte nur auf Rache. Dies benutzte der Graf Both-10 r^ar!n von hoher Abkunft, aber zgellosen Sitten. Er wute sich m die Gunst der Knigin einzuschmeicheln und suchte sie dahin zu bringen, da sie sich von Darnley scheiden liee. Das gelang ihm zwar nicht, aber beseitigt wurde Darnley doch. Der-selbe war nach Glasgow gegangen. Dort erkrankte er, und Marta eilte zu ihm. Er genas langsam, und Maria reifte nun mit ihm nach Edinburgh zurck. Sie brachte ihn in ein einsames Haus und pflegte ihn dort acht Tage lang. In einer Nacht aber, als sie sich entfernt hatte, um der Hochzeit eines ihrer Hofleute beizuwohnen, wurde das Haus, in welchem sich ihr Gemahl befand, durch Pulver in die Luft gesprengt, und man fand Darnlcys Leichnam in einem benachbarten Garten. Das ganze Volk be-zeichnete Bothwell als den _ Mrder, doch derselbe wurde ftei-gesprochen. Ja, als die Knigin kurz darauf nach einem Schlffe ritt, berfiel er sie mit tausend Reitern und entfhrte sie. Er ivufjte sie sogar dahin zu bringen, da sie sich drei Monate nach Daruleys Tode mit ihm vermhlte. Darber waren alle emprt. Man glaubte jetzt, die Knigin sei selbst mitschuldig am Tove Danileys, und der Adel schlo einen Bund, um den verhaten Bothwell zu strzen. Die Verschworneu sammelten ein Heer und Bothwell konnte sich nur durch die schleunigste Flucht retten. Er entkam nach den Orkneyinseln, wo er eine Zeit lang Seeruberei trieb. Als er feine Schiffe verloren hatte, floh er auf einem Boote nach Dnemark. Dort schmachtete er zehn Jahre in harter Gefangenschaft, bis er im Wahnsinn starb. Maria hatte sich selbst in das Lager der Verbndeten begeben. Diese brachten sie nach Edinburgh, wo das Volk sie mit Beschimpfungen berhufte.

12. Theil 3 - S. 110

1867 - Breslau : Max
110 Neue Geschichte. 1 Periode. England. Rächer, welche das Verbrechen an den Schuldigen und an deren Kindern ahnden würden. Und wirklich scheinen die Verschwo- renen es auch darauf abgesehen zu haben, Maria durch das Ueber- maß von Schrecken, Schmerz, Wuth und Verzweiflung zu tödten. Das Gerücht von dem Vorfälle hatte sich indessen in der Stadt verbreitet; der Magistrat ließ die Sturmglocke läuten, und das Volk strömte haufenweise herbei, um sich nach dem Leben seiner Königin zu erkundigen. Darnley beruhigte es, indem er sich ihm vom Balcon aus zeigte und sich für die Sicherheit der Königin verbürgte. Nie vergaß Maria ihrem Gemahl die Ermordung Rizzio's, und vielleicht war sein später erfolgter gewaltsamer Tod das Werk ihrer Rache. Drei Monate darauf hatte Maria die Freude, einen Sohn zu bekommen, der Jacob genannt wurde und als König von England unter dem Namen Jacob I. bekannt ist. Sogleich wurde wieder der treue Melvil nach London gesandt, der Eli- sabeth dies wichtige Ereigniß zu melden. Als er ankam, befand sich Elisabeth gerade auf dem Balle. Sie war ausnehmend heiter und liebenswürdig. Als aber Melvil zu ihr trat und sie von ihm die Neuigkeit erfuhr, durchzuckte der alte Neid und die nie ruhende Eifersucht ihr ganzes Wesen. Sie war plötzlich wie um- gewandelt; die heitere Laune war fort und eine düstere Schwer- muth verbreitete sich über ihr Gesicht. Sie stützte ihren Kopf aus den Arm und klagte gegen ihren Begleiter, daß die Königin von Schottland nun Mutter eines schönen Sohnes, sie aber nichts als ein unfruchtbarer Stamm wäre. Am folgenden Tage aber ärgerte sie sich über sich selbst, daß sie ihre Gesinnung so verrathen hatte. Sie ließ Melvil kommen, stellte sich recht heiter, dankte ihm für die angenehme Nachricht und versicherte ihn der zärtlichsten Freundschaft für Maria. Rizzio's Ermordung hatte das Verhältniß zwischen Darnley und Maria noch gehässiger gemacht; es war, als wenn das Ge- spenst des Ermordeten sich zwischen Beide gestellt hätte. Desto eif- riger bemühte sich Bothwell um die Gunst der Königin. Graf Bothwell war aus einer angesehenen schottischen Familie, von äußerlicher Annehmlichkeit, aber ausschweifenden Sitten. Es war ihm gelungen, Maria's Gunst in dem Grade zu erlangen, daß sie nichts ohne seinen Rath unternahm, und ihre Abneigung gegen Darnley erregte in ihm die Hoffnung, sie durch eine Scheidung von ihm zu befreien und dann durch eine Vermählung

13. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 180

1882 - Oldenburg : Stalling
180 Messe lesen zu lassen, gerieten die Gemter in die uerste Ghrung und nur dem Einslusse der Gemigten unter den schottischen Protestanten gelang es, da der katholische Gottes-dienst der Knigin gestattet ward und ungestrt blieb. Auf den Wunsch ihrer Unterthanen schritt Maria zu einer zweiten Vermhlung, und ihre Wahl siel auf den jun-gen Grafen Darnley, der mit ihr verwandt war. Diese Verbindung war, da Darnley der katholischen Kirche anhing, den Schotten hchst unangenehm, und auch Elisabeth fhlte sich dadurch verletzt, da Darnley ihr Vasall war und seine Gter in England lagen. Die Spannung zwischen ihr und Maria ward dadurch gesteigert. Bald aber sah letztere ein, wie sehr sie sich in der Wahl ihres Gatten getuscht habe' und wandte sich von ihm ab. Nicht weniger fhlte sieb 'auch Darnley zum Unwillen gereizt, als er gewahrte, da bei Maria ein italienischer Snger, Namens Rizio in hohen Gunsten stand. Sie machte ihn zu ihrem Geheimschreiber und unternahm nichts ohne seinen Rat. Jeder, der bei Hofe etwas suchte, bewarb sich durch Geschenke und Schmeiche-leien um seine Frsprache. Die Begnstigung dieses Man-nes, noch dazu eines Fremden und Katholiken, erregte die Eifersucht des schottischen Adels; es bildete sich eine Ver-schwrung gegen ihn, an deren Spitze sich der König selbst stellte. Eines Abends drang er mit den Verschworenen in Marias Zimmer: sie rissen Rizio, der erschrocken zu den Fen der Knigin flchtete, hinweg und ermordeten ihn im Vorzimmer mit sechsundfnfzig Stichen und Hieben (1566). Nun verwandelte sich die Abneigung der Knigin gegen ihren Gemahl in unauslschlichen Ha; sie schwur, diese schndliche That an den Mrdern zu rchen. An Rizios Stelle trat in Marias Gunst der Graf von Bothwell, einer der mchtigsten Edelleute des Knigreichs, khn und unternehmend, aber ausschweifend und lasterhaft, ohne Achtung fr Sitte, Recht und Religion. Whrend Maria ihren Gemahl immer mehr vernachlssigte, berhufte sie Bothwell mit Wrden und Gtern. Pltzlich ward Darn-ley krank (1567), so da man auf Gift mutmate; endlich erholte er sich langsam; Maria reiste zu ihm und bewog ihn ixach Edinburg zu kommen, wo sie ihm unter dem Vor-wand, da das Gerusch der Hauptstadt seine Genesung hin-

14. Theil 3 - S. 38

1827 - Leipzig : Brockhaus
38 verband sie einen hohen Geist, ein angenehmes Betragen und große Kenntnisse in den Wissenschaften der damaligen Zeit, zugleich aber auch jugendlichen Leichtsinn, Ehrgeiz und ein sehr heftiges Temperament. In ihrem siebzehnten Jahr vermahlte sie sich mit dem jungen französischen König Franz Ii., und im achtzehnten kehrte sie als Wittwe nach Schottland zurück, wo sie sich im Jahr 1505 mit Lord Darnley vermahlte, der nun den Titel eines Königs von Schottland annahm. Bald aber sah Maria ein, daß sie unglücklich ge- wählt hatte. Darnley war ganz anders, als sie sich ihn dachte: heftig, stolz, ohne festen Charakter, ohne Zartheit der Empfindung. Mit Verläugnung alles Gefühls für Anständigkeit, zog er schamlos die ehrvergessensten Weibs- personen der schönsten Fürstin seiner Zeit vor und fand an seinen Pferden, Falken und Hunden viel mehr Vergnügen als an ihrem Umgang. So mußte nothwendig Maria's Liebe erkalten. Bald konnte sie ihn nicht mehr um sich sehen und suchte ihn von ihrer Person und den Regierungs- geschaften zu entfernen. Ihre Neigung schien sie dagegen einem jungen Italie- ner, David Rizzio, zuzuwenden, den sie aus ihrem Kammermusikus zu ihrem Geheimschreiber gemacht hatte. Wenigstens behandelte sie ihn mit ausgezeichneter Gunst und überhäufte ihn mit Geschenken. Jndeß ihr Gemahl auf dem einsamen Schlosse, wo er sechs Meilen von Edin- burg lebte, sich mit seinem kleinen Gefolge kümmerlich be- helfen mußte, speiste Rizzio fast jeden Abend mit einer oder zwei Hofdamen auf der Königin Zimmer und schwamm in Ueberfluß. Er hatte eine Garderobe wie ein König, eine Equipage wie ein regierender Herzog, einen Marstall voll der prächtigsten Pferde und ein glanzend mcublirtes Haus, in dem seine eigene Person der häßlichste Gegenstand schien.

15. Theil 3 - S. 89

1827 - Breslau : Max
Graf Bothwell war aus einer angesehenen schottischen Fami- lie, von äußerlicher Annehmlichkeit, aber ausschweifenden Sit- ten. Es war ihm gelungen, Mariens Gunst in dem Grade zu erlangen, daß sie nichts ohne seinen Rath unternahm, und ihre Abneigung gegen Darnley erregte in ihm die Hoffnung, sie durch eine Scheidung von ihm zu befreien, und dann durch eine Vermahlung mit Marien selbst auf den schottischen Thron zu steigen. Mit edlem Unwillen aber verwarf Maria den Vorschlag zu einer Scheidung von ihrem Gemahle. „Nein" — sagte sie — ,',ich will nichts thun, was meinen guten Namen und mein Gewissen verletzen könnte. Laßt die Sachen, wie sie sind, bis es Gott gefallen wird, dem Uebel abzuhelfen." Von der Zeit an dachte Bothwell darauf, die Königin auch selbst wider ihren Willen von Datnley zu befreien. Darnley hatte- sich nach Glasgow (sprich Glasgo) begeben, wo er nach einiger- Zeit in eine gefährliche Krankheit verfiel. Maria hörte nicht sobald davon, als das Mitleid ihre frühere Liebe für ihn wieder erweckte. Nichts hielt sie zurück, zu ihm zu reifen, da sie erfuhr, daß er ihre Gegenwart sehnlichst wün- sche. Sie war beständig um ihn, sie pflegte ihn mit der zärtlich- sten Sorgfalt, und als er nur etwas hergestellt war, nahm sie ihn mit sich nach Edinburg, wo sie mit ihm ein Privathaus bezog, welches in der höchsten und gesundesten Gegend der Stadt lag.- Maria war nun wie umgewandelt. Ihre düstere Schwer- muth verwandelte sich in die reinste Freude; mit Entzücken sah sie einer frohen Zukunft entgegen, da sie mit ihrem Gemahle wieder ausgesöhnt, und alle Zwietracht erregenden Zwischenträ- ger entfernt waren. Aber eben ihre Aussöhnung brachte ihre Feinde in Wuth; Einige sahen ihre Hoffnungen scheitern, An- dere fürchteten die Rache des Königs. Zu diesen gehörte vor- züglich Bothwell; er und noch Einige entwarfen den Plan, den König schnell und sicher aus der Welt zu schaffen. Maria war fortwährend um ihren Gemahl; nur eine Nacht war sie abwe- send, weil sie in ihrem Schlosse einer ihrer Kammerfrauen eine Hochzeit ausrichtete, und den Ball selbst zu eröffnen versprochen hatte. Am 9ten Februar verließ sie ihn Abends 11 Uhr; sie küßte ihn beim Abschiede, und schenkte ihm einen Ring, den sie sich vom Finger zog. Und eben diese Nacht wählten die Ver-

16. Die neue Zeit - S. 165

1877 - Leipzig : Brandstetter
165 die katholische Religion wieder ihr Haupt erheben. „Soll man leiden," schrieen die Prediger von den Kanzeln, „daß dieser Götze (die katholische Lehre) wieder in dem Reiche aufgerichtet werde?" Nichts half, daß Maria Jeden bei seinem Glauben ließ, daß sie nur für sich um die Erlaubniß bat, Messe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. „Die Messe ist schrecklicher," rief der unduldsame Knox von der Kanzel, „als 10,000 fremde Soldaten, die in dem Königreiche landen würden!" Und ein Kirchendiener, den das Volk Lichter in die Kapelle tragen sah, wurde vor dem Schlosse Marien's gemißhandelt und fast ermordet. Selbst auf ihrem Zimmer machte Knox der Königin oft so bittere Vorwürfe, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie den heftigen Mann auf alle Weise schonen, da er beim Volke beliebt war. Um nicht ganz allein zu stehen, vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich Darnley (Därnli), den sie wegen seiner Schönheit und Jugend lieb gewonnen hatte. Doch die Schotten sahen diese Verbindung sehr ungern, weil Darnley katholisch war. Maria mußte zu ihrem großen Schmerze bald erfahren, daß die äußere Schönheit des Mannes sie verblendet habe; er war roh, trotzig und hochfahrend und ganz unfähig, die Zärtlichkeit der Königin zu erwidern. Diese wurde immer kälter gegen ihn und schenkte ihr Zutrauen einem jungen Italiener, David Rizzio, den sie wegen seines Talentes für Gesang und Lautenspiel zu ihrem Geheimschreiber erhoben hatte. Doch der Uebermuth dieses Emporkömmlings reizte die schottischen Großen zum Zorn und Darnley gab Befehl, ihn zu ermorden. Vor den Augen der Königin — der Bedrängte hatte sich der Gebieterin zu Füßen geworfen — erdolchten die Verschworenen den Günstling. Diese vermessene That entfremdete das Herz Marien's noch mehr von ihrem Gemahl; es war, als ob das Gespenst des Ermordeten sich zwischen Beide gestellt hätte. Dies Verhältniß benutzte Graf Bothwell (Boßwel), der aus angesehenem schottischen Adel stammte, aber ein höchst ausschweifender und liederlicher Mensch war. Es war ihm gelungen, Marien's Gunst so sehr zu gewinnen, daß sie nichts ohne seinen Rath unternahm. Er legte es baruitf an, die Königin durch eine Scheidung von Darnley zu befreien, um sie dann selber heirathen und den schottischen Thron besteigen zu können. Da aber Maria von keiner Scheidung wissen wollte, dachte Bothwell darauf, sie mit Gewalt von ihrem Gemahl zu trennen. Die Gelegenheit fand sich bald. Darnley war in Glasgow erkrankt und sobald Maria dies erfuhr, erwachte — wie es schien — ihre frühere Liebe zu dem Manne wieder und sie reifte zu ihm, um ihn mit aller Sorgfalt zu pflegen. Beide Gatten versöhnten sich wieder und reisten zusammen nach Edinburg, wo sie ein Privathaus bezogen. In einer Nacht, als die Königin sich aus dem Hause entfernt hatte, um der Hochzeit einer ihrer Kammerfrauen beizuwohnen, flog das Haus, worin sich der König befand, mit einem fürchterlichen Knall in die Luft. Das Volk strömte voll Schrecken hinaus und fand Darnley sammt feinem Bedienten todt in dem Garten.

17. Geschichte und Geographie - S. 160

1886 - Hamburg : Meißner
— 160 — trachtete. (Knox Maks^). Als nun Maria merken ließ, daß sie die Absicht habe, die katholische Religion in Schottland wieder einzuführen, als sie die leichten Sitten Frankreichs auch an ihrem Hose in Schottland beibehalten wollte, stand sie bald allein da, von ihren Unterthanen mit Mißtrauen betrachtet. Da sie auch ihre Ansprüche auf den englischen Thron nicht ausgeben wollte, so war das Verhältnis zur Königin Elisabeth von Anfang an kein freundschaftliches. Maria heiratete später den schottischen Grasen Darnley (Darnli). Da Darnley ein roher Mensch war, so zog sich die Königin von ihrem Gemahl zurück und wandte ihre Gunst einem Italiener, Riccio (Rittscho), zu. Derselbe wurde auf Anstiften des Darnley in den Gemächern der Königin ermordet. Diese blutige That entfremdete die beiden Gatten gänzlich. Eine Versöhnung schien stattzufinden, als Darnley von einer Krankheit befallen wurde. Maria pflegte seiner sorgfältig in einem abgelegenen Gartenhause. Aber in einer Nacht, als sie abwesend war, flog dies Haus in die Luft, und Darnley fand man am andern Morgen als Leiche unter den Trümmern. Das Volk nannte den Grafen Bothwell (Bößuell) als den Mörder Darnleys. Als nun Maria nach einigen Monaten dem Grafen Bothwell ihre Hand reichte, da bezeichnete man sie auch als Mörderin. Ein Aufstand entstand und Maria wurde vertrieben. Ihre Heere wurden geschlagen. Sie floh in größter Eile nach England und flehte den Schutz der Königin Elisabeth an. Diese verlangte zuerst, daß sie sich von dem Verdachte des Gattenmordes reinigen solle. Maria verwarf als unabhängige Königin dies Gericht. Sie wurde in Nordengland zurückgehalten. Da die katholische Kirche noch viele Anhänger in dieser Gegend hatte, so entstanden Empörungen, um Maria Stuart zu befreien. Als gar eine Verschwörung gegen Elisabeths Leben entdeckt wurde und aus der Untersuchung hervorging, daß auch Maria Kunde davon gehabt hatte, da wurde sie mit den übrigen Schuldigen zum Tode verurteilt. Elisabeth scheute sich anfangs, dies Todesurteil zu bestätigen. Aber da sie den Tod ihrer Feindin wünschte, so halfen bei ihr keine Fürbitten fremder Fürsten, sie ließ Maria 1-587 im Schlosse Fotheringhay (Fosseringhe) enthaupten. Unter Elisabeths Regierung nahm Englands Seemacht einen gewaltigen Aufschwung. Die große Flotte, genannt die

18. Bd. 3 - S. 140

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
140 Ii. Hemmung der Kirchenerneuerung. dankte ihr seine Erhebung in königliche Herrlichkeit damit, daß er sie geringschätzig und grob behandelte. Ihren lieben italienischen Sänger Riccio, einen Italiener, ließ er erbittert über den vertraulichen Verkehr, welchen sie mit demselben pflog, in ihren Gemächern erstechen. Da faßte sie aber Rachegedanken. Zunächst duldete sie Darnley nicht mehr um sich und ließ ihn nicht einmal der Taufe des Söhnleins beiwohnen, das sie etliche Monate nachher gebar. Ihre Liebe wendete sie dem jungen kecken Grasen Bothwell zu; er blieb trotz demüthiger Abbitte seines Frevels verstoßen. Doch Darnley wurde krank und da schien die Gattenpflicht sich in ihr zu regen; sie besuchte ihn in Glasgow, ließ ihn nach Ediuburg bringen, doch nicht in den Palast, sondern in ein abgelegenes Haus, und pflegte sein sorglich acht Tage lang. Am 9. Febr. 1567, Nachts 11 Uhr, verließ sie ihn, um einem Hofball beizuwohnen, und nach Mitternacht flog das Haus vou einer Pulvermine in die Luft. Allgemein nahm man den Bothwell als Thäter und die Königin als Mitschuldige au. Der Verdacht wurde jedermann zur Gewißheit, als sie sich gleich darnach von Bothwell entführen ließ, ob er gleich schon verheirathet war. Bothwells Ehe wurde gelöst und drei Monate nach Darnleys Tode 15. Mai stand Maria mit ihm ant Tran-altare, taub gegen das Geschrei ihres Volks und die Warnungen Elisabeths. Aber die Sünderin hatte sich eine zweite scharfe Znchtruthe ausgebunden, wiewohl abermals nicht zum Gewinn einer sriedsamen Frucht der Gerechtigkeit; der neue Gatte gieng noch schlechter als Darnley mit ihr um, er behandelte sie so tyrannisch, daß sie täglich Thränen vergoß und aus Desperation sich das Leben nehmen wollte. Der tiefe Abscheu des Volkes vor dem Königspaar äußerte sich über ein Kleines in offenem Ausstand. Bothwell mußte fliehen, trieb Seerünberei, gerieth in Gefangenschaft, starb irrt Wahnsinn. Maria wurde eingesperrt und zur Thronentsagung gezwungen. Man rief ihr Söhnlein

19. Neue Zeit - S. 115

1897 - Stuttgart : Neff
115 jetzt calvinistischer Richtung, immer mehr über- zeugte Anhänger und Vorkämpfer, sowie nach den Kirchengütern lüsterne Bundesgenossen vom Adel. In wilden Kämpfen verschlang sich der Gegensatz der Bekennt- nisse mit dem Streit um die politische Macht. Als Maria Guise die Forderungen des ersten aus Adeligen bestehenden Cove- nants (1557), Herstellung urchristlichen Gottesdienstes, Pfarr- wahl durch die Gemeinden u. a., abwies, bewirkten die Pre- digten des ebenso rücksichtslosen als feurigen John Knox einen greulichen Bilder- und Klostersturm, und der Adel bemächtigte sich des Kloster- und Kirchengutes (1559). Während des Kampfes gegen den zweiten, ausgedehnteren Covenant, der von Elisabeth Hilfe erhielt, starb die von Frank- reich nicht ausgiebig unterstützte Regentin. Frankreichs Ver- treter schlossen darauf mit Elisabeth und dem Covenant Frieden, dessen Bestimmungen jedoch weder Frankreich noch Maria an- erkannten (1560). Aber da ihr Gemahl Franz H. Ende 1560 starb, hatte Maria keine Aussicht auf französische Hilfe. Als sie Sommer 1561 zurückkehrte, fügte sie sich zu- nächst dem Parlamentsbeschluss von 1560, der ein calvinistisches Bekenntnis dem gesamten Land auf- erlegte und jede Bethätigung des katholischen Kultus mit Strafen (bei dreimaliger Wiederholung mit dem Tode) belegte; für ihre Person und Umgehung wurde ihr Gewissens- und Kultusfreiheit zugestanden. Ihr letztes Ziel war aber, Schottland wieder katholisch zu machen und ihre Ansprüche auf England durchzuführen. Um die Macht ihres protestantischen Halbbruders James (Stuart) Murray, auf den sie sich anfangs stützte, zu brechen, heiratete Maria wider den Einspruch Elisabeths 1565 den katholischen Lord Darnley, Urenkel Heinrichs Vii. Eine von Murray geführte Erhebung der protestantischen Lords wurde rasch niedergeschlagen. Aber Darnley, dem der Königs- titel nicht genügte, schloss sich an einen Bund prote- stantischer Lords an zur Ermordung Rizzio’s, des Geheimsekretärs der Maria (1566). Doch gewann Maria durch ihre Gewandtheit bald wieder die Oberhand. Darnley, mit dem sie sich ausgesöhnt hatte, wurde 9. Februar 1567 durch eine Verschwörung des Grafen Both- well und protestantischer Adeliger ermordet (mit voller Mitwissenschaft Marias?); Maria heiratete drei Monate nachher Bothwell, der sich von seiner Frau schied. Gegen dieses Herrscherpaar siegte eine calvinistische Erhebung rasch, Maria wurde gezwungen, zu Gunsten ihres Juni 1566

20. Theil 3 - S. 107

1867 - Breslau : Max
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 107 wertete sehr klug: „Ihre Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen am größten wäre? — „Meine Königin," antwortete Melvil. — „0!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." — Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute spielte, ans welcher Elisa- beth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zim- mer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie ent- zückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie oder Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; und als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde und daß alle ihre Freundschaftsversicherungen nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald fand sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit dieser Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu heirathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch sein Sohn geboren war. Das Alter und der Adel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen den Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Ver- bindung nicht wünschten. Darnley war jetzt in seinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehmendem Betragen, so daß Maria schnell in den Vorschlag einging. Aber plötzlich änderte nun Elisabeth ihre Meinung. Sie stellte sich höchst er- staunt und mißvergnügt, ließ Maria die ernstlichsten Gegen- vorstellungen thun und that, als wenn das Wohl Englands in Gefahr stände. Man denke sich das Erstaunen und den Unmuth der Maria über diese Zweizüngigkeit! Aber nun bestand sie auch fest auf der Verbindung mit Darnley und 1565 wurde sie wirk- lich vollzogen. Darnley wurde König unter dem Namen Hein- rich. Elisabeth befahl dem Grafen Lenox und seinem Sohne augenblicklich nach England zurückzukehren, und da sie natürlich nicht kamen, zog sie ihre Güter ein. Maria achtete diesen Zorn nicht, und hoffte im Besitze ihres