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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 117

1906 - Langensalza : Gressler
117 und an den Herzog von Guise mit. Nnn legte sie sich znr Rnhs nnb schlief vier Stunden lang recht sanft. Tann stand sie ans und brachte die wenigen Stunden bis zu ihrem Tode mit Gebet zu. Als die achte Stunde nahte, zog sie, ohne sich bebienen zu lassen, ein Kleib von Sammet nnb Leibe, wie zu einem Festtage an. Die übrigen Kleiber hatte sie abenbs vorher mit verteilt, „©ein", sprach sie, „hätte ich euch auch bies Kleib, das reichste von allen, gelassen: aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig erscheinen." Darauf bebecktc sie sich mit einem weißen Schleier, bet bis auf die Füße herabwallte. Um 8 morgens trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer nnb zeigte ihr an, daß die Stunbe da sei. „Ich bin beieit“, antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl nnb ging, gestützt anf zwei Bebienten ihres Hauses, mit bescheibenem, aber majestätischem Anstaube bnrch die an ihr Zimmer stoßenbe Halle. Hier fanb sie die beiben Grafen, ihren Hüter uttb anbete Staatspersonen. Auch ihr Haushofmeister M e l v i l stand hier. Er wars sich ihr zu Füßen, rang die Haube nnb rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Überbringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterlanb zurückkehren nnb erzählen werbe, daß ich meine gnäbige Königin und Gebieterin in Englaub enthaupten sah?" Tie Tränen erstickten seine fernere Rebe. „Höre aus, getreuer Diener", antwortete Maria lief gerührt, „höre anf zu weinen. Freue bich vielmehr, daß nun Marias Leiben sich enben. Sage meinen Untertanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unuernnbert in meiner Ergebenheit Tür Frankreich und Schottland sterbe. Ter Himmel verzeihe benen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blnte gebürstet haben. Gott", ries sie ans, „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Qnellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen! Melüil", fuhr sie ruhiger fort, „empfiehl mich meinem Sohne: sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiben, nichts getan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland

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1. Geschichts-Bilder - S. 272

1878 - Langensalza : Greßler
272 mit dem ganzen Feuer seiner Beredtsamkeit und Ueberzeugung gegen den katholischen Lehrbegriff kämpfte. Seine heftigen Predigten entflammten das Volk so zur Glaubenswuth, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester mißhandelte, und als die Regentin die Uebermüthigen strafen wollte, stand Alles gegen sie auf. Mit Vergnügen sah Elisabeth, wie die Schottländer nach dem Tode der Regentin die katholische Religion abschafften und die re-sormirte Lehre einführten; ihren lauernden Blicken entging Nichts, was in dem Nachbarlande vorging. Sie wußte, daß die Wünsche und Hoffnungen aller Katholiken auf Maria Stuart gerichtet waren. Ungeachtet Maria keine Lust hatte, Frankreich zu verlassen, so forderte doch die Lage der Dinge in Schottland ihre Anwesenheit. Am 15. August 1561 segelte sie mit zwei Galeeren- und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange sie die französische Küste noch zu sehen vermochte, ruhete ihr Blick unverwandt auf dem Lande, an welchem ihre Liebe hing. »Lebe wohl, Frankreich, lebe wohl! Ich werde dich nimmer wiedersehen!« rief sie im schmerzlichsten Tone mehrmals aus. Ohne die englische Küste zu berühren, fuhr sie nach Schottland hinüber. Die königlichen englischen Schiffe, weit entfernt, Maria aufzulauern, um sie aufzufangen, wie es von Vielen behauptet worden ist, waren nur in See, um dieselbe von Seeräubern zu reinigen, und entließen der Königin Schiffe, die sie allerdings untersuchten, mit den gebührenden Ehren. Maria landete den 19. August 1561 in Schottland. Alle Stände strömten zusammen, der schönen Herrscherin ihre Huldigung zu bringen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüthe ihrer Schönheit und Jugend und ihr freundliches anmuthiges Wesen nahm Aller Herzen für sie ein. Der Tag ihrer Ankunft war für sie ein Tag der Freude und des Glückes, der einzige frohe Tag, den sie in Schottland verleben sollte. Gleich bei ihrer Thronbesteigung erhob sich in Schottland ein düsterer Geist des Mißtrauens. Die Resormirten fürchteten, unter einer katholischen Königin möchte die katholische Religion wieder ihr Haupt erheben. Nichts half, daß Maria Jeden bei seinem Glauben ließ, daß sie nur für sich um die Erlaubniß bat, Messe in ihrer eigenen Kapelle halten zu dürfen. Selbst auf ihrem Zimmer machte der unduldsame Knox der Königin oft so bittere Vorwürfe, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie den heftigen Mann auf alle Weise schonen, da er beim Volke beliebt war. Um nicht ganz allein zu stehen, vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich Darnley (Därnli), den sie wegen seiner Schön-beit lieb gewonnen batte. Doch Maria mußte zu ihrem großen Schmerze bald erfahren, daß die äußere Schönheit des Mannes sie verblendet habe; er war roh, trotzig und hochfahrend. Die junge Königin benahm sich deshalb gegen ihren Gemahl sehr kalt und

2. Geschichts-Bilder - S. 256

1865 - Langensalza : Greßler
256 und Verehrung. In demselben Grade, wie Elisabeth einer ehelichen Verbindung abgeneigt war, wünschte Maria dieselbe. Jene verlangte aber, daß sie sich mit ihrer Zustimmung vermähle. Maria wies dieses Verlangen zurück und vermählte sich ohne Zustimmung Elisa- beth's mit dem jungen Könige Franz 11. Dies war die glücklichste Zeit ihres Lebens. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer bezaubernden Anmuth, und der junge König hatte sie von Herzen lieb. Doch nur anderthalb Jahre regierte Franz Ii., als ein früher Tod ihn hinwegraffte. Bald darauf starb Maria's Mutter, die bis dahin als Regentin die Regierung in Schottland geführt hatte. Bei der Reizbarkeit weiblicher Gemüther, welche auch in Kleinig- keiten Grund zu Zwiespalt finden, bei der Neigung Elisabeths, sich in Maria's persönliche Angelegenheiten zu mischen und bei der Eifer- sucht in dem Rangstreite der Schönheit zwischen beiden Frauen, war an dauernde Eintracht nicht wohl zu denkeil, und mußten zu den alten stets neue Gründe der Spannung hinzutreten. Unter der Regentschaft war es in Schottland sehr unruhig zu- gegangen; die neue Lehre der Protestanten hatte auch hier Wurzel gefaßt, besonders durch einen Schüler Calvins, Johann Knox, der mit dem ganzen Feuer seiner Beredsamkeit und Ueberzeugung gegen den katholischen Lehrbegriff kämpfte. Seine heftigen Predigten ent- flammteil das Volk so zur Glaubenswuth, daß es die katholischen Kirchen ausplünderte und die Priester inißhandelte, und als die Regentin die Uebermüthigen strafen wollte, stand Alles gegen sie auf. Mit Vergnügen sah Elisabeth, wie die Schottländer nach dem Tode der Regentin die katholische Religion abschafften und die re- formirte Lehre einführten; ihren lauerilden Blicken entging Nichts, was iil dem Nachbarlande vorging. Sie wußte, daß die Wünsche und Hoffnungen aller Katholiken auf Maria Stuart gerichtet waren. Ungeachtet Maria keine Lust hatte, Frankreich zu verlassen, so forderte doch die Lage der Dinge in Schottland ihre Anwesenheit. Am 15. August 1561 segelte sie mit zwei Galeeren- und vier Trans- portschiffen von Calais ab. So lange sie die französische Küste noch zu seheil vermochte, ruhete ihr Blick unverwandt auf dem Lande, an lvelchein ihre Liebe hing. »Lebe wohl, Frankreich, lebe wohl! Ich werde dich nimmer Wiedersehen!« rief sie im schmerzlichsten Tone iuehrmals aus. Ohne die englische Küste zu berühren, fuhr sie nach Schottland hinüber. Die königlichen englischen Schiffe, weit ent- fernt, Maria aufzulauern, um sie aufzufangen, wie es von Vielen behauptet worden ist, waren nur in See, um dieselbe von See- räubern zu reinigen, und entließen der Köiügin Schiffe, die sie aller- dings untersuchten, niit den gebührenden Ehren. Maria landete den 19. August 1561 in Schottland. Alle Stände strömten zusammen, der schönen Herrscherin ihre Huldigung zu bringen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt in der Blüthe ihrer

3. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 153

1877 - Nordhausen : Haacke
— 153 — ein gutes Beispiel. Die Kunst nahm durch den großen Dichter Shakespeare und die Wissenschaft durch Bako v. Verulam einen mächtigen Aufschwung. 4. Ihre Nebenbuhlerin. Die junge, schöne Königin Maria Stuart v. Schottland war in Frankreich erzogen und lierheirathet worden. Nach dem Tode ihres Gemahls kehrte sie widerwillig in das rauhe Schottland zurück und legte sich auch Titel und Wappen einer Königin von England bei, weil sie sich für eine nähere Thronerbin als Elisabeth hielt. In Schottland hatte mehr und mehr die Reformation, besonders durch den begeisterten, unbeugsamen Johann Knox (spr. Nox) Eingang gesunden. Das Parlament führte die Presbyterianische Kirche ein, die ihre Angelegenheiten durch Älteste ordnete. Maria versuchte, dem Katholicismus wieder zum Siege zu verhelfen, veranlasste dadurch aber bittere Kampfe. Sie machte den Lord Darnley zu ihrem Gemahl und zum Könige v. Schottland. Ihrer besonderen Gunst erfreute sich der italienische Sänger Rizzio, päpstlicher und französischer Unterhändler. Als dieser aber mit Wissen und Willen ihres Gatten unter ihren Augen ermordet wurde, da verwandelte sich die Liebe zu ihrem Gatten in Hass und Verachtung. Kurze Zeit darauf geschah es, dass der König krank in seinem Landhause lag. In einer Nacht wurde das Haus von den Schergen des Grasen Both well in die Luft gesprengt, der König aber ermordet im Garten gesunden; Maria lieimthete darauf nach kurzer Frist den Mörder. Da brach die allgemeine Entrüstung aus. Bothwell musste fliehen, wurde Seeräuber auf den Orkneyinseln und starb in dänischer Gefangenschaft im Wahnsinn. Maria suchte Schutz bei Elisabeth v. England; diese aber nahm sie in Haft, bis sie sich von dem Verdachte jener Verbrechen gereinigt hätte. Da die Katholiken eine Verschwörung gegen Elisabeth anzettelten, so verlängerte sie die Haft; ja als immer neue Verschwörungen und Angriffe gegen Elisabeth entdeckt wurden, so dajs sie sich ihres Lebens nicht mehr sicher glaubte, sprachen 47 Richter das Todesurtheil Über Maria aus. Elisabeth schwankte lange zwischen ihrem Gewissen und dem Wunsche nach Ruhe, darum zögerte und zögerte sie mit der Unterschrift, und da sie endlich unterzeichnet hatte, wollte sie doch vorläufig das Blatt verwahrt wissen. Ihre Räthe jedoch schickten ohne ihr Vorwissen das Todesurtheil zur Vollstreckung ab. ^ So siel das Haupt der unglücklichen Maria 1587 nach 20-jähriger Gefangenschaft unter dem Beil. Sie starb gefasst und gottergeben. Elisabeth brach bei der Nachricht von dem Geschehenen in Thränen aus und entließ den übereifrigen Geheimschreiber in Ungnaden. Der dunkle Schatten blieb freilich auf ihrem sonst so hellen Bilde in der Geschichte liegen.

4. Bd. 3 - S. 118

1844 - Leipzig : Kollmann
— 118 — Staub und Thränen entstellten Gesichte zog sie daselbst unter all- gemeiner Stille ein. Den andern Tag wurde sie nach dem festen Schlosse Loch levin gebracht, dessen Besitzerin, die Mutter des Grafen Murray, Maria haßte, und von welcher sie mit rück- sichtsloser Strenge behandelt ward. Elisabeth glaubte, daß cs jetzt an der Zeit sey, zwischen der Königin von Schottland und den gegen sie Verbündeten die Nolle der Vermittlerin zu übernehmen. Sie sendete einen Abge- ordneten nach Schottland, der beiden Theilen in ihrem Namen Vorschläge thun sollte; die verbündeten Schotten aber befürchte- ten ihre Parteilichkeit zu Gunsten Maria's, und indem sie den Abschluß der Angelegenheiten aufhieltcn, suchten sie den englischen Abgesandten selbst, soviel wie möglich, von Mariens Person zu entfernen. Die Meinungen in Schottland waren überhaupt dar- über gcthcilt, wie man die Königin jetzt behandeln müsse. Einige wollten ihr die Negierung unter gewissen Einschränkun- gen zurückgeben; Andere trugen auf die Abtretung derselben an den Kronprinzen unter Vormundschaft und auf die Verweisung Mariens aus dem Lande an; eine dritte Partei verlangte ein öffentliches Verhör der Königin und eine strenge Untersuchung über den Königsmord, mit dem Urtheilöspruche einer ewigen Ge- fangenschaft; und eine vierte verlangte sogar ihre Hinrichtung, als das Resultat der gerichtlichen lleberführung der ihr angeschul- digtcn Verbrechen. Der englische Gesandte trat der gelindesten Meinung bei und versprach in dicsenr Falle Elisabeths Unterstützung rücksichtlich einer zweckmäßigen Einrichtung der Negierung und der Sicherheit des Lebens und der Freiheit des jungen Prinzen, drohcte aber auch im Weigerungsfälle mit seiner Königin Rache. Dessenungeach- tet gelang cs ihm nicht, die empörten Schotten für seine Absich- ten zu gewinnen; besonders sprachen die protestantischen Predi- ger, mit Beziehung auf die Beispiele des alten Testaments, so nachdrücklich zu dem Volke, daß dasselbe in seiner Erbitterung gegen Maria noch bestärkt wurde. Die Verbündeten einigten sich endlich dahin, Maria ohne weiteres der Krone verlustig zu erklären; in Folge dessen man ihr drei Urkunden zur Unterzeich- nung vorlegte, nach welchen sie der Negierung entsagte, den Gra- fen Murray, ihren natürlichen Bruder, zum Regenten ernannte und bis zu dessen Ankunft einen Regicrungsausschuß festsetzte.

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 453

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 166. Die Reformation in Schottland. 453 reich weilte, vom Adel zur Königin ausgerufen und kam auch nach 1562. Schottland. Obwohl Maria sehr milde gegen die Reformierten verfuhr und gar nichts verlangte, als für sich und ihre Umgebung den katholischen Gottesdienst beibehalten zu dürfen, so wurde sie doch von den Puritanern auf das grimmigste verfolgt. John Knox wiegelte das Volk öffentlich gegen die Königin auf. Um ihre Stellung zu befestigen, heiratete Maria den Grafen Darnley (Darnli), der sowohl mit dem schottischen als mit dem englischen Königshause verwandt war. Diese Ehe fiel höchst unglücklich aus, da Darnley ein roher und gewalttätiger Mann war. An einem Abende, an dem Maria abwesend war, flog Darnley in seinem Palaste in die Luft. Der Verdacht dieser Frevelthat fiel auf den Grafen Both well (Bosh'nell), dem Maria ihr Vertrauen geschenkt hatte. Bothwell bemächtigte sich der Königin und hielt sie achtzehn Tage gefangen, bis sie einwilligte, ihm die Hand zu reichen. Dadurch kam Maria in den Verdacht, daß sie selbst der Ermordung ihres Gemahls nicht fremd sei. 461) Der schottische Adel, erbittert über die bevorzugte Stellung, welche Graf Bothwell durch feine Vermählung mit Maria erhielt, stand jetzt gegen die Königin auf und setzte dieselbe gefangen. Es gelang ihr zwar, zu entkommen und ein Heer um sich zu versammeln. Als' aber ihre Anhänger geschlagen wurden, sah sie sich genötigt, nach England zu fliehen und sich unter den Schutz ihrer Verwaudteu Elisabeth zu begeben. Diese war unedel genug, sie 19 Jahre im Gefängnis schmachten zu taffen und sie endlich vor einen Gerichtshof von 117 Lords zu stellen, welche die Unglückliche auf falsche Dokumente hin als der Verschwörung gegen das Leben Elisabeths schuldig erklärten und sie zum Tode verurteilten. Das Urteil wurde auch an Maria in F 0 the-ringhay (Fodsheringeh) vollzogen. Da aber Elisabeth unver-isst. mahlt starb, so kam 20 Jahre nachher doch der Sohn der Maria Stuart, der als Jakob Vi. über Schottland regierte, zur Herrschaft über das jetzt vereinigte Großbritannien und Irland. Als König des neuen Reiches heißt er Jakob I. Anmerkungen. 1. Jakob V. hatte sich mit Maria von Gnise vermählt, starb aber, als seine Tochter Maria Stuart erst acht Tage alt war. Da letztere zugleich die Enkelin einer Schwester Heinrichs Viii. war, so hatte es die größte Wichtigkeit, daß ihre Ansprüche auf den englischen Thron wegfielen, und sie sollte, als sie fünf Jahre alt war, mit Eduard Vi. verlobt werden. Maria von Gnise jedoch weigerte sich dessen und es entstand ein Krieg, in dem die Schotten geschlagen wurden. Die Königin

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 71

1875 - Münster : Coppenrath
— 71 — gesellte sich noch Religionshaß. Darum beschloß sie, ihre königliche Verwandte zu verderben. Mit finsterem, argwöhnischem Blicke beobachtete sie jeden ihrer Schritte. Sobald sie die Nachricht bekam, Maria schicke sich zur Rückkehr nach Schottland an, ließ sie in aller Eile eine Flotte rüsten und alle Küsten sorgfältig bewachen, um die schottische Königin einzufangen. Am 15. August 1561 segelte Maria mit zwei Galeeren und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange ihr die Küste im Gesichte blieb, ruhete ihr Blick auf dem schönen Lande, wo sie von Kindheit an gelebt und als Königin geherrscht hatte; und mit ausgebreiteten Armen rief sie: „Lebe wohl, geliebtes Frankreich, lebe wohl!" Am folgenden Tage entstand ein dichter Nebel, unter dessen Schutze ihre Galeeren dem auflauernden englischen Admiral glücklich entgingen; drei Transportschiffe aber fielen in dessen Hände. Mit steigender Angst näherte sie sich der vaterländischen Küste; denn wie ihr Volk gegen sie gesinnt sei, wußte sie nicht. Um so angenehmer wurde sie bei ihrer Landung überrascht, indem alle Stände zusammenströmten, um ihrer jungen schönen Herrscherin ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Fröhlichen Gemüthes zog sie daher unter den Glückwünschen und dem Jubel ihrer Unterthanen in die Hauptstadt ein. Es war für sie ein Tag der Freude und des Glückes, der einzige vielleicht, den sie in Schottland erleben sollte. Gleich bei ihrer Thronbesteigung erhob sich in Schottland ein düsterer Geist des Mißtrauens und des Argwohnes. Die Reformirten fürchteten, unter der katholischen Königin möchte auch bald wieder die katholische Religion ihr Haupt erheben. Insbesondere bot jener Johann Knox alles auf, um die Gesinnungen der Königin zu verdächtigen und sie selbst in den Augen ihrer Unterthanen herabzusetzen. Jede unschuldige Freude, jedes Hoffest rügte er von der Kanzel in den heftigsten Ausdrücken. Selbst auf ihrem Zimmer machte er ihr oft so bittere Vorwürfe, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie des heftigen Mannes schonen, ihn sogar auf alle Art zu besänftigen suchen, weil sie den Einfluß kannte, den er auf das Volk hatte. Um nicht allein zu stehen, vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich Darnley, den sie wegen seiner Jugend und Schönheit liebgewonnen hatte. Diese Vermählung war die Vorläuferin vieler Schicksale. Maria erfuhr bald, daß das Aeußere dieses Mannes sie geblendet habe; daß er im höchsten

7. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 147

1869 - Erfurt : Körner
147 sich zum Haupte einer neuen Kirche. Er hob die Klöster des Landes aus, nahm deren Güter in Besitz und verfolgte alle, die sich seinen Ansichten nicht anschließen mochten, Katholiken wie Reformirte. Auch unter den nachfolgen- den Regierungen dauerten die Religionsunruhen fort, bis Elisabeth (1558) den englischen Thron bestieg. Nun hörten die Verfolgungen der Reformirten aus. Elisabeth hatte eine traurige Jugend gehabt; denn sie war von einer Partei für eine unberechtigte Königstochter erklärt und nach Hin- richtung ihrer Mutter wie eine Gefangene behandelt worden. Besondere Härte der Behandlung hatte sie von ihrer eigenen Schwester erfahren müssen, welche Königin des Landes war. Als diese starb, wurde Elisabeth mit lautem Jubel als Königin in London empfangen. Ihre vornehmste Sorge ließ Elisa- beth die Ordnung der religiösen Wirren sein. Sie führte die anglicanische Kirchenverfassung mit Strenge ein, und die so entstandene Kirche wurde die bischöfliche oder Episkopalkirche genannt. Eine entschiedene Feindin fand Elisabeth in Maria Stuart, der Königin von Schottland, welche Ansprüche aus den englischen Thron zu haben vermeinte. Auch in Schottland hatte die Reformation Eingang gefunden, besonders seit der feurige Prediger John Knor aufgetreten war. Als die der römischen Kirche ganz ergebene Maria Stuart den Thron bestieg, hatte die Reformation bereits den vollständigsten Sieg über den katholischen Glau- den davon getragen. Maria war eine kurze Zeit Königin von Frankreich gewesen, kehrte aber nach dem Tode ihres Gemahls nach Schottland zurück. Sie hatte am französischen Hofe ein genußreiches Leben kennen gelernt; als sie dasselbe auch in Schottland fortsetzen wollte und ihren Eifer für den katho- lischen Glauben merken ließ, wendete sich ein großer Theil von ihr ab. Da trat ein Ereigniß ein, welches den Haß der Schotten gegen die Königin her- vorrief. Maria hatte sich mit dem Grafen Darnley vermählt. Die Ehe war jedoch nicht glücklich, und als Darnley mit einer Anzahl Verschworener eines Tages in das Zimmer der Königin trat und vor deren Augen den ita- lienischen Sänger und Günstling der Königin, Rizzio, tödtete, da bildete sich die Abneigung Maria's gegen ihren Gemahl zum größten Hasse aus. Da ward Darnley plötzlich krank und zu seiner Erholung auf ein nahes Landgut gebracht. Die Königin pflegte ihn, so schien es, mit aller Sorgfalt und war immer um ihn. Nur an einem Abende kehrte sie nach dem Palaste zurück, um an dem Hochzeitsfeste eines Hoffräulein theilzunehmen. In derselben Nacht sprengte Bothwell, ein neuer Günstling der Königin, das Haus, in welchem Darnley lag, in die Luft. Der Gemahl der Königin kam um. Das Volk beschuldigte Maria der Theilnahme an dieser That, und diese Beschul- digung schien gerechtfertigt, da Maria kurze Zeit nachher sich mit Bothwell vermählte. Der Adel des Landes erhob sich zum Aufstande. Bothwell mußte fliehen, trieb ein unstätes Leben, siel in dänische Gefangenschaft und starb als Wahnsinniger im Kerker. Maria wurde gefangen genommen und des Thrones entsetzt. Sie entfloh zwar aus der Haft und versuchte mit Waffengewalt sich zu behaupten, aber ihre Truppen unterlagen. Da begab sich die Königin nach England und suchte den Schutz Elisabeth's nach. Elisabeth gerieth dadurch in große Verlegenheit. Der Rath der Königin hielt es für gut, Maria gefangen zu halten, bis der Streit mit ihren Unterthanen geschlichtet sein würde. So geschah es. Da brachen bald Verschwörungen in England aus, 10*

8. Theil 3 - S. 100

1827 - Breslau : Max
100 vertheilt. „Gern" — sprach sie — „hatte ich Euch dies Kleid, das reichste von allen, gelassen; aber Maria Stuart muß auf ihrem letzten Gange anständig erscheinen." Darauf bedeckte sie sich mit einem weißen Schleier, der bis auf die Füße herabwallte. Um 8 Uhr Morgens (7. Febr. 1587) trat der Sheriff der Grafschaft in ihr Zimmer, und zeigte ihr an, daß die Stunde da sey. „Ich bin bereit," antwortete Maria. Noch einmal sagte sie ihren Dienern Lebewohl, und ging, gestützt auf zwei Bedienten ihres Hauses, mit bescheidenem, aber majestätischem Anstande, durch die an ihr Zimmer stoßende Halle. Hier fand sie die beiden Grafen, ihren Hüter und andere Staatsperfonen. Auch ihr Haushofmeister Melvil stand hier. Er warf sich ihr zu Füßen, rang die Hände, und rief, von unnennbarem Schmerze ergriffen: „O wie unglücklich bin ich! Wer war je vor mir Ue- berbringer so betrübter Botschaft, als ich jetzt überbringen muff, wenn ich in mein Vaterland zurückkehren und erzählen werde, daß ich meine gnädige Königin und Gebieterin in England ent- haupten sah?" Die Thränen erstickten seine fernere Rede. „Höre auf, getreuer Diener," antwortete Maria tief gerührt, „höre auf zu weinen. Freue dich vielmehr, daß nun Mariens Leiden sich enden. Sage meinen Unterthanen, daß ich, ohne in meiner Religion zu wanken, und unverändert in meiner Erge- benheit für Frankreich und Schottland sterbe. Der Himmel ver- zeihe denen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blute gedürstet haben." „Gott! — rief sie aus — „du weißt, wie sehr ich das gute Vernehmen zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Quellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen. Melvil" — fuhr sie ruhiger fort —- „empfiehl mich meinem Sohne; sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiden, nichts that, was dem Staate und dem Kö- nigreiche Schottland Nachtheil bringen könnte." Bei diesen Wor- ten rollten ihr Thränen aus den Augen; sie beugte sich über ihn und küßte ihn. „So lebe denn wohl, guter Melvil" — setzte sie hinzu — „lebe wohl! Noch ein Mal, lebe wohl, guter Melvil! Bete für deine Königin!" Sie bat darauf die Grafen, die die Aufsicht bei der Hin- richtung hatten, dem Melvil, ihrem Arzte, ihrem Wundarzte und ihrem Apotheker zu erlauben, bei ihrem Tode gegenwärtig

9. Die Neuzeit - S. 96

1893 - Leipzig : Reisland
96 I- Periode. Das Zeitalter d. Reformation u. Gegenreformation. Iii blutige Maria“; dafs sie ihrem Gemahl zuliebe 1557 sich an dem fünften Krieg gegen Frankreich beteiligte und loren 1558. dabei Calais verlor (S. 46), erhöhte noch ihre Unbeliebtheit. c. Herstellnng nnter Elisabeth 1558. Als sie im November 1558 gestorben war, trat ein abermaliger Wechsel 1558-1603. ein* denn nun wurde ihre Stiefschwester Elisabeth, die Tochter von Anna Boleyn, auf den Thron berufen, und wenn Maria ihrer Mutter wegen mit der katholischen Kirche hatte stehen und fallen müssen, so war Elisabeth aus demselben Grunde hinsichtlich der 'protestantischen Kirche in' dem gleichen Fall. Das Parlament richtete sogleich den hergestellt, königlichen Supremat wieder auf; als für alle verbindliches (symbolisches) Buch wurde durch die sog. Uniformitäts- tätsäkt6looy. akte das „gemeinsame Gebetbuch“ mit Weglassung der Ausfälle gegen Papst und Katholizismus hergestellt, und die „39 Artikel“ richteten gegen alle Abweichenden (sog. Nonkonformisten oder Dissenters) eine feste Schranke auf. Wenn die Katholiken sich ruhig verhielten, hatten sie wenig über Verfolgung zu klagen; die Königin fühlte sich persönlich dem Katholizismus näher verwandt, als dem demo-(Puritaner)1. kratischen Calvinismus, dessen Anhänger, die sog. Puritaner (die sich in Presbyterianer und Independenten teilten; S. 103), bald in England sehr zahlreich waren. Erst die Verwicklungen, die mit Maria Stuart eintraten, zwangen Elisabeth zu einer schrofferen Haltung. d. Calvinismus in Schottland. Maria Stnart. Armada. nriiäu^se. Seit 1370 wurde Schottland von dem Königshause der Stuarts beherrscht, die sich nur mit Hilfe der Kirche gegen den übermächtigen Adel behaupten konnten. Der treffliche König Jakob V., der Verbündete Franz’ I., starb Ende 1542 aus Gram über eine Niederlage, die ihm die Engländer beigebracht hatten, und für seine wenige Tage vorher geborene Tochter Maria führte deren französische Mutter, Maria von Guise, die Regentschaft mit viel Weisheit und Kraft. Während dieser Reichsverweserschaft erlangte Calvinismus;auch in Schottland der Calvinismus durch den Prediger John Knox. T ^ „ . John Knox und den Adel die Oberhand, der vermittelst der Reformation die reichen Kirchengüter an sich zu bringen und seinen Einflufs auf die Regierung zu befestigen hoffte.

10. Theil 3 - S. 122

1867 - Breslau : Max
122 Neue Geschichte. 1. Periode. England. bringer so betrübter Botschaft, wie ich jetzt überbringen muß, wenn ich in mein Vaterland zurückkehren und erzählen werde, daß ich meine gnädige Königin und Gebieterin in England ent- haupten sah?" Die Thränen erstickten seine fernere Rede. „Höre auf, getreuer Diener," antwortete Maria tief gerührt, „höre auf zu weinen. Freue dich vielmehr, daß nun Maria's Leiden sich enden. Sage meinen Unterthanen, daß ich, ohne in meiner Re< ligion zu wanken, und unverändert in meiner Ergebenheit für Frankreich und Schottland sterbe. Der Himmel verzeihe Denen, die meinen Tod verlangt, die nach meinem Blute gedürstet haben. Gott!" rief sie aus, „du weißt, wie sehr ich das gute Verneh- men zwischen Schottland und England gewünscht, wie sehr ich gewünscht habe, die Quellen so vieler Zwistigkeiten zu verstopfen. Melvil," fuhr sie ruhiger fort, „empsiehl mich meinem Sohne; sage ihm, daß ich, ungeachtet aller meiner Leiden, nichts gethan habe, was dem Staate und dem Königreiche Schottland Nachtheil bringen könnte." Bei diesen Worten rollten ihr Thränen aus den Augen; sie beugte sich über ihn und küßte ihn. „So lebe denn wohl, guter Melvil," setzte sie hinzu, „lebe wohl!" Noch ein- mal, lebe wohl, guter Melvil! Bete für deine Königin!" Sie bat darauf die Grafen, welche die Aufsicht bei der Hin- richtung hatten, dem Melvil, ihrem Arzte, ihrem Wundarzte und ihrem Apotheker zu erlauben, bei ihrem Tode gegenwärtig zu sein, „damit ihre Augen sähen und ihre Herzen zeugten, wie ge- duldig ihre Königin ihre Hinrichtung leiden könnte und wie standhaft sie in ihrer Anhänglichkeit an ihren Glauben beharrte". Aber der Graf von Kent war hart genug, es ihr abzuschlagen, unter dem Vorwände, diese Leute möchten durch Weinen und Geschrei die nöthige Stille unterbrechen; auch besorgte er, sie möchten abergläubische Gebräuche ausüben, etwa ihre Taschen- tücher in ihr Blut tauchen. „Mylord," sagte Maria mit sanftem Tone, „ich gebe Euch mein Wort, obschon es nur todt ist, daß sie keinen Vorwurf wegen einer der Handlungen verdienen sollen die Ihr genannt habt. Aber ach! die armen Seelen! Es würde ihnen ein großer Trost sein, ihrer Gebieterin Lebewohl zu sagen. Und ich hoffe," setzte sie hinzu, „Euere Gebieterin wird als ein§ jungfräuliche Königin in Betracht der weiblichen Sittsamkeit es gut heißen, daß ich bei meinem Tode einige meiner eigenen Leute um mich habe." Da aber dennoch Kent auf seiner Weigerung beharrte, erhob sich noch einmal ihr königliches Selbstgefühl; sie

11. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 136

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 136 — Unslttlrchkert des Klerus unzufriedenen Volke gefunden. Jakob batte evangelisch Gesinnten blutig verfolgt, und unter der ersten Regentschaft war es so geblieben, doch die Reformation war nicht zu unterdrücken ©mtai Monders verdient um die Verbreitung des emngeasch/^ßebre tn Schottland machte sich John Änoi, der geradezu als der Reformator Schottlands bezeichnet werden kann. Sein Charakter lieb ihn al? h! der £^re mvin*’ den er in Genf kennen gelernt hatte gewonnen Und r° marb Schottland dem Calvinismus Maria von Guise, die sich der Feindschaft des Adels gegen sie bewukt war, mußte die Reformation gewähren lassen, da Stnox unter dem Adel viele Mafflä [0 3* ®; ®tafen Murray, einen Halbbruder farm Stuarts ^zetzt liefert zwei Strömungen ineinander, eine religiöse und eme politische, denn der Adel fürchtete, daß Schottland in Gefahr Lre^M^M^W^brebenltmd zu werden, da Maria von Guise verübt wlt T* dem ^anzösischen Dauphin Franz (Ii.) und nun danach trachtete, diesen auch znm Herrscher in 3u ma5>en; Darum schloß sich der Adel zu einem Bunde, Aufrsck^n7^'Zusammen der allerdings zunächst die Tendenz der "^^!ung des Evangeliums" hatte, im weiteren jedoch Widerstand fzttiizn ?*£ Heizungen der Regentin und Betonung des schottischen Nationalgedankens beabsichtigte. Da in dieser ^eit Maria eröffnete sich für Maria Stuart nach katholischer sicht die Aussicht auch auf den englischen Thron, und darum sah sich Mana Emse verpflichtet, ihr Land katholisch zu erhalten. Sie ging nun ^ lem o't dem Rieru5 gegen den Covenant vor; der jetzt nach Zi mehr1 ?errferlre bef "götzendienerischen Regierung" keinen Gehorsam Wnffj n glaubte, sondern sich verpflichtet fühlte, dieser mit e« widerstehen, wobei er auch englische Unterstützung fn2‘ + ^artp ^ “nenl0uf lhre französischen Hülfsvölker verlassen ^nnte, unterlag sie m dem Ringen, mußte aus der Hauptstadt fliehen s°-n uu 5 ^gesetzt und starb bald darauf (1560). Jetzt wurde ? Ua9 Cr Ertrag abgeschlossen, in dem die Bevollmächtigten der Königin Maria Stuart den Covenantern völlige Amnestie Abzug der ftanmschen Truppen und Regelung der kirchlichen Verhältnisse sw s ^ottische Parlament zugestehen mußten. Elisabeth von England genehmigte den Vertrag, nachdem Maria und ihr Gemahl h^L bte Sen9.1/^ ^en Thronansprüche verzichtet Hatten und zog ihre Truppen zurück. Nun trat das Parlament zu- Svn^dns^s s! die kirchliche Neuordnung durch: die calvinistische Synodalverfassung und em von Rnox verfaßtes, im calvinistischen Sinne gehaltenes Glaubensbekenntnis wurden eingeführt, die Klöster aufge-n^!nc?nl ger lrchen Güter dem Adel überlassen,- die Krone und die neue Ktrche erhielten nichts davon. Die höchste Gewalt in der Kirche übte nicht wie m England der König, sondern eine Nationalsynode aus. .gen ihrer Verfassung wurde die schottische Kirche die p r e s b n t e -rianrsche genannt.

12. Geschichts-Bilder - S. 271

1878 - Langensalza : Greßler
271 gewinnen. Leute aus den niedrigsten Ständen hatten zu jeder Zeit freien Zutritt zu ihr; sie nahm ihre Bittschriften mit vergnügter Miene an, dankte für die Zeichen von Anhänglichkeit und ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein, so daß Jeder mit der größten Bewunderung seine Königin verließ. Gegen die Großen des Reichs aber trat sie mit stolzer Würde auf. Von dem Gepränge, mit dem sie öffentlich erschien, wenn sie des Sonntags aus ihren Gemächern sich in die Kapelle begab, erzählt ein Zeitgenosse: »Zuerst erschien eine Menge von Edelleuten, — Grafen, Barone und Ritter; dann kam der Kanzler mit den Siegeln zwischen zwei Lords, die Schwert und Scepter trugen. Ihm folgte Elisabeth, und wohin sie blickte, fielen die Anwesenden auf die Kniee. Hinter ihr kam ein langer Zug wohlgekleideter junger Damen, und zu beiden Seiten stand eine Reihe von Edelleuten in reichen Uniformen und mit vergoldeten Streitäxten.« — Obwohl sie die Gesellschaft der Männer gern hatte, vermählte sie sich doch nie, um freier und ungebundener zu sein. Sogleich bei ihrer Thronbesteigung bewarb sich Philipp Ii. um ihre Hand. Sie lehnte diese Bewerbung aber dankbar und höflich ab. Dem Wunsche des Volkes, sich zu verheirathen, wich sie mit der Erklärung aus: »daß sie mit dem Vaterlande getraut und es ihr Stolz sei, als Jungfrau zu leben und zu sterben.« Der schwärzeste Punkt in Elisabeth's Leben ist ihr Betragen gegen ihre unglückliche Verwandte, Maria Stuart, Königin von Schottland. Diese hatte durch ihre Mutter in Frankreich die beste und sorgfältigste Erziehung erhalten, und Maria ward bald wegen ihrer Schönheit und Herzensgüte der Gegenstand allgemeiner Liebe und Verehrung. In demselben Grade, wie Elisabeth einer ehelichen Verbindung abgeneigt war, wünschte Maria dieselbe. Jene verlangte aber, daß sie sich mit ihrer Zustimmung vermähle. Maria wies dieses Verlangen zurück und vermählte sich ohne Zustimmung Elisabeths mit dem jungen Könige Franz Ii. Dies war die glücklichste Zeit ihres Lebens. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer bezaubernden Anmuth, und der junge König hatte sie von Herzen lieb. Doch nur anderthalb Jahre regierte Franz Ii., als ein früher Tod ihn hinwegraffle. Bald darauf starb Maria's Mutter, die bis dahin als Regentin die Regierung in Schottland geführt hatte. Bei der Reizbarkeit weiblicher Gemüther, welche auch in Kleinigkeiten Grund zu Zwiespalt sinden, bei der Neigung Elisabeth's, sich in Maria's persönliche Angelegenheiten zu mischen und bei der Eifersucht in dem Rangstreite der Schönheit zwischen beiden Frauen, war an dauernde Eintracht nicht wohl zu denken, und mußten zu dem alten stets neue Gründe der Spannung hinzutreten. Unter der Regentschaft war es in Schottland sehr unruhig zugegangen; die neue Lehre der Protestanten hatte auch hier Wurzel gefaßt, besonders durch einen Schüler Calvins, Johann Knox, der

13. Bd. 3 - S. 108

1844 - Leipzig : Kollmann
108 Schottland für recht und heilig galt. An die Sitten eines Ho- fes gewöhnt, der für den üppigsten und verderbtesten in Europa gelten konnte, fand ihr Hang zu Sinnengenüssen bei ihren Un- terthanen in demselben Maße Anstoß, als ihr der finstere Ernst der Schotten zuwider war. Noch weit mehr Anlaß aber zu gegenseitiger Unzufriedenheit und zum Mißtrauen gab die Religion. Maria war von Kindheit an in dem blindesten Glauben an die römisch-katholische Lehre erzogen worden; in Schottland dagegen hatte, noch che die Königin dort angekommen war, die Refor- mation den vollständigsten Sieg davon getragen. Im Jahre 1560 ward von einem Parlament das ihm vorgclegte Glaubensbekcnnt- nkß der Protestanten, welches sich fast gänzlich an die Lehren Calvins hielt, bestätigt und zugleich erklärt, daß der Papst in Schottland künftig weder Macht, noch Gerichtsbarkeit haben solle; ja, es belegte das Anhören einer Messe für das erste Mal mit Einziehung der Güter, für das dritte Mal mit Todesstrafe. Und alles dieses that das Parlament nicht nur ohne alle Rücksicht auf die Religion seiner Königin, sondern auch, ohne auf die ihr nach der Verfassung zustehende Verweigerung dieser Beschlüsse zu achten. — So gespannt waren die Gemüther, als Maria in ihrer Hauptstadt ankam und sogleich Vorbereitungen treffen ließ, um am nächsten Sonntage in ihrem Schlosse Messe lesen zu lassen. Welch ein Entsetzen für die eifrigen Reformirten, die den Götzendienst, wie sie cs nannten, zurückkehren saheni Jo- hann Knox, ein exaltirter Theologe, äußerte in einer Predigt, er fürchte sich weit mehr, zu hören, daß eine Messe im Königreiche gehalten würde, als das; zehntausend gewaffnete Feinde darin gelandet scyen, um ihre Religion zu unterdrücken. Schon rührte sich der Haufe, den Gottesdienst der Königin gewaltsam zu hin- dern. Als die Bilder, Gefäße, Kerzen und was zur Pracht des katholischen Ritus gehört, in die Hofcapelle getragen wurden, bemächtigte sich ein Mensch aus dem rohen Haufen der Kerzen und zerbrach sie, während Andere schon Miene machten, den Bil- dern und Gefäßen ein gleiches Schicksal widerfahren zu lassen; nur die Dazwischenkunft einiger Gemäßigten verhinderte es. Der katholische Gottesdienst im Schlosse blieb ungestört. In den Augen der Geistlichen aber war dieses ein Stein des Anstoßes. Sie predigten öffentlich gegen den „Götzendienst" und gegen die Königin, und bestritten deren Rechte, da sie eine Abgötterin sey.

14. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 216

1878 - Danzig : Gruihn
216 Geschichte der neuen Zeit. er war der erste Führer, der von der Weltreise glücklich heimkam. Elisabeth baute immer mehr Schiffe; das Seewesen, in welchem die Engländer in der Folge vor allen Nationen glänzen sollten, lag ihr ganz vorzüglich am Herzen. Die Wohlfahrt ihres geliebten und sie hochehrenden Volkes gedieh unter ihr außerordentlich. Maria Stuart. Ein Schattenstreich fällt leider auf sie in ihrem Verhältnisse zu Maria Stuart. Diese war die Tochter des schottischen Königs Jakob V., und mit dem englischen Königshause verwandt. Ihr Vater starb sieben Tage nach ihrer Geburt. Ihre Mutter führte die Regentschaft für sie. Als sechsjähriges Kind wurde sie von der Mutter nach Frankreich zur Erziehung gesandt, wo sie zuerst in ein Kloster und dann an den Hof kam. Hier wuchs sie aus, „ein Bild des Liebreizes", offenbarte schöne Geistesgaben und ein leicht erregbares Gemüth. An dem sittenlosen französischen Hofe lernte sie Leichtsinn und Wollust zum Erschrecken schnell. Sie wurde (1558) die Gemahlin des Dauphin, welcher (1559) als Franz Ii. den Thron einnahm. So war sie Königin von Schottland und von Frankreich. Bald wurde sie jedoch Wittwe und kehrte nach Schottland zurück. Maria Stuart hatte auch Ansprüche auf den englischen Thron, und Elisabeth glaubte daher, die Katholiken würden sich zu Gunsten der schottischen Königin erheben, weil dieselbe katholisch war. Da aber Schottland großenteils durch Johann Knox zur reformirten Kirche übergetreten war, so wurde Maria Stuart in ihrem Lande argwöhnisch und mißtrauisch betrachtet. Ja es kam dahin, daß sie durch mancherlei Leichtsinn und Unvorsichtigkeiten den Thron verlor und in den Kerker geworfen wurde. Sie entkam jedoch aus der Gefangenschaft und floh nach England, um bei Elisabeth Scyutz zu suchen. Drese jedoch ließ die schottische Königin gefangen nehmen, weil sie fürchtete, daß Maria Stuart ihrer eigenen Regierung gefährlich werden könnte. Als hierauf eine Verschwörung gegen Elisabeths Leben entdeckt wurde, beschuldigte man Maria der Mitwissenschaft. Sie wurde daher vor Gericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Maria hörte die Verkündigung ihres nahen Todes mehr mit Erstaunen als Erschrecken an. Darauf ordnete sie ruhig ihre Angelegenheiten, nahm von ihren Dienern rührenden Abschied und theilte ihre Habe unter sie. Als einige weinten, sprach sie: „Weinet nicht, das Ende meiner Leiden ist gekommen!" Dann kleidete sie sich in ein reiches seidenes Gewand, um auf ihrem letzten Gange noch als Königin zu erscheinen. Im vollen königlichen Schmucke, mit einem Rosenkranz in der Hand, trat sie in die schwarzaus-geschlagene Halle, wo der Scharfrichter sein Werk an ihr zu thun hatte. Hier betete sie noch für ihre Seele, für ihren Sohn, zuletzt auch^noch für Elisabeth und legte darauf ihr Haupt ergeben auf den Block. Sie starb im 46. Jahre nach 19jähriger Gefangenschaft (1587). — Als Elisabeth, 70 Jahre alt, starb, kam der Sohn der unglücklichen Maria Stuart, Jakob Vi., König von Schottland, auf den englischen Thron. Dieser vereinigte beide Reiche und nahm den Titel König von Großbritannien an. Theilweise nach Redenbacher. 130. Shakespeare. Geb. 1564, f 1617. Seine Jugend. Unter der Königin Elisabeth, die_ selbst Schriftstellerin war, machte die englische Sprache und Dichtkunst große Fortschritte. Zu ihrer Zeit lebte der große und weltberühmte Dichter Wilhelm Shakespeare, der seinen Namen durch viele herrliche Meisterwerke für die Bühne verewigte. Sein Vater war etn Wollhändler, und der Sohn wurde ebenfalls zu diesem Gewerbe bestimmt. Dieser erhielt daher auch gar keine wissenschaftliche Bildung und besuchte nie eine Universität. Aus dem Wollhändler wurde ein Wilddieb. Zwar machte Shakespeare

15. Neuere Geschichte - S. 132

1848 - Leipzig : Brandstetter
182 gegen empfingen die Puritaner, welche ihre Gemeindeverfassung durchzusetzen suchten, den Namen No ne onfor misten. Mit Strenge wurden die an- gedrohten Strafen an ihnen vollzogen und die Uniformitätsacte legte den Grund zu einem langen Kampfe politischer und religiöser Parteien, der um so ernster und heftiger wurde, je mehr die Nonconformisten oder Pu- ritaner ihre Einfälle selbst für göttliche Eingebungen ausgaben und ihrer demokratischen Hierarchie auch den Staat zu unterwerfen suchten. Gleich heftig widerstrebten der Königin Elisabeth die alten Feinde des Lichtes und der Wahrheit, — die Römlinge und König Philipp Ii. von Spanien, — ja sie schwebte, so lange sie regierte, in beständiger Gefahr, Krone und Leben zu verlieren. Zunächst war die Königin Maria Stuart von Schottland eine gefährliche Nebenbuhlerin für Elisabeth. Die Ver- hältnisse in Schottland selbst verwickelten sich immer mehr, da die Unter- thanen schon lange über ihre Königin mißvergnügt waren, und Maria trug selbst dazu bei, das Mißvergnügen zu steigern. Ihre Anwesenheit im Reiche vermehrte die Unzufriedenheit der puritanischen Schotten, welchen Maria's leichtfertige französische Sitten äußerst anstößig waren. Kaum war sie in Schottland angekommen, als sie auch ihre Hand dem Lord Heinrich Darnley aus dem königlichen Hause Stuart reichte, aber eben dadurch machte sie sich ihr Volk nur noch mehr abgeneigt. Was Maria Stuart in Frankreich gewohnt war, Tanz, Musik, Spiel und glänzende Feste, trieb sie auch in Schottland und ihr Hof war ein Sam- melplatz junger Leute, die solche Vergnügungen liebten. Unter ihnen be- fanden sich zu noch größerem Aerger der Schotten viele Ausländer; der verhaßteste von Allen war ihnen ein italienischer Sänger Rizio. Dieser Mensch hatte sich vom Kammersänger zum Geheimschreiber der Königin erhoben und war bald so vertraut mit ihr geworden, daß er sich fast im- mer in ihrer Nähe befand und Niemand von ihr etwas erhalten konnte, der ihn nicht zuvor gewonnen hatte. Dazu kam, daß Maria ihres Ge- mahles, der freilich etwas rohe Sitten hatte, bald überdrüßig wurde, so daß sie ihn nur selten sah. Die schottischen Edlen drängten sich nun zu Heinrich Darnley, welcher, über das Betragen seiner Gemahlin auf- gebracht, seinen Tadel über sie laut werden ließ; sie beredeten ihn sogar, den verhaßten Italiener, von dem man wußte, daß er mit dem Papste im Briefwechsel stand, aus der Welt zu schaffen. Darauf stürzte Darnley eines Abends, als die Königin mit einer Hofdame und dem Rizio beim Abendessen saß, mit mehren Edelleuten in's Gemach und ließ den Sänger zu den Füßen der Königin, aller ihrer Drohungen, Bitten und Thränen ungeachtet, ermorden. Diese That empörte Marien vollends gegen ihren Gemahl, und obschon sie kurze Zeit darauf von einem Sohne, der den Namen Jakob erhielt, zur allgemeinen Freude des Hofes und des Landes entbunden wurde, blieb sie doch von ihrem Gemahle getrennt. Diesen Um- stand benutzte der kühne schottische Graf von Bothwell, einer der mäch-

16. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 86

1871 - Münster : Coppenrath
— 86 — ausplünderte und die Priester mißhandelte. Damals schon war Elisabeth geschäftig, die Flamme des Aufruhres zu nähren. Sie wußte, daß die Wünsche und Hoffnungen aller Katholiken in England auf Maria gerichtet waren, daß diese, als Enkelin der ältesten Schwester Heinrich's Viii., auch als die rechtmäßige Königin Englands erschien. Zu der unvermeidlichen Eifersucht, welche Elisabeth als herrschsüchtige Königin und als eitle Frau gegen die gefährliche Thronbewerberin und gegen das schönere Weib empfand, gesellte sich noch Neligionshaß. Darum beschloß sie, ihre königliche Verwandte zu verderben. Mit finsterem, argwöhnischem Blicke beobachtete sie jeden ihrer Schritte. Sobald sie die Nachricht bekam, Maria schicke sich zur Rückkehr nach Schottland an, ließ sie in aller Eile eine Flotte rüsten und alle Küsten sorgfältig bemachen, um die schottische Königin einzusangen. Am 15. August 1562 segelte Maria mit zwei Galeeren und vier Transportschiffen von Calais ab. So lange ihr die Küste im Gesichte blieb, ruhete ihr Blick auf dem schönen Lande, wo sie von Kindheit an gelebt und als Königin geherrscht hatte; und mit ausgebreitete« Armen rief sie: „Lebe wohl, geliebtes Frankreich, lebe wohl!" Am folgenden Tage entstand ein dich-* ter Nebel, unter dessen Schutze ihre Galeeren dem auflauernden englischen Admiral glücklich entgingen; drei Transportschiffe aber fielen in dessen Hände. Mit steigender Angst näherte sie sich der vaterländischen Küste; denn wie ihr Volk gegen sie gesinnt sei, wußte sie nicht. Um so angenehmer wurde sie bei ihrer Laudung überrascht, indem alle Staude zusammenströmten, um ihrer jungen schönen Herrscherin ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Fröhlichen Gemüthes zog sie daher unter den Glückwünschen und dem Jubel ihrer Unterthanen in die Hauptstadt ein. Es war für sie ein Tag der Freude und des Glückes, der einzige vielleicht, den sie in Schottland erleben sollte. Gleich bei ihrer Thronbesteigung erhob sich in Schottland ein düsterer Geist des Mißtrauens und des Argwohnes. Die

17. Die neue Zeit - S. 163

1877 - Leipzig : Brandstetter
163 aufgeklärter Geist konnte sich nicht mit dem katholischen Lehrbegriffe versöhnen. Ihr Charakter war übrigens ein sonderbares Gemisch von Tugenden und Fehlern. Ohne schön zu sein (denn sie war etwas breitschulterig und hatte eine zu große Nase), war sie dock sehr liebenswürdig und freundlich. Gegen das gemeine Volk war sie äußerst herablassend und leutselig, und suchte auf alle Art die Gunst desselben zu gewinnen. Leute aus den niedrigsten Ständen hatten zu jeder Zeit freien Zutritt zu ihr; sie nahm ihre Bittschriften mit vergnügter Miene an, dankte für die Zeichen von Anhänglichkeit und ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein, so daß jeder Unterthan mit der größten Bewunderung seine Königin verließ. Gegen die Großen des Reichs aber trat sie mit stolzer Würde auf, um ihnen den Abstand recht fühlbar zu machen. Von dem Gepränge, mit dem sie öffentlich erschien, wenn sie des Sonntags aus ihren Gemächern sich in die Kapelle begab, erzählt ein Zeitgenosse: „Zuerst erschien eine Menge von Edelleuten, — Grafen, Barone und Ritter; dann kam der Kanzler mit den Siegeln zwischen zwei Lords, die Schwert und Szepter trugen. Ihm folgte Elisabeth, und wohin sie blickte, fielen die Anwesenden auf ihre Kniee. Hinter ihr kam ein langer Zug wohlgekleideter junger Damen und zu beiden Seiten stand eine Reihe von Edelleuten in reichen Uniformen und mit vergoldeten Streitäxten." Sie war überhaupt sehr eitel und herrisch; selbst im vorgerückten Alter hörte sie noch gern, wenn man lie mit der Venus an Schönheit, mit der Minerva an Klugheit und mit der Diana an Sittsamkeit verglich. Obwohl sie die Gesellschaft der Männer gern hatte, vermählte sie sich doch nie, um freier und ungebundener zu sein. Auch Philipp Ii. bewarb sich um ihre Hand, ward aber zurückgewiesen. Maria Stuart, Königin von Schottland. Der schwärzeste Punkt im Leben der Elisabeth ist ihr Betragen gegen ihre unglückliche Verwandte, Maria Stuart, Königin von Schottland. Heinrich Viii. hatte zwei Schwestern gehabt; die jüngere war die Großmutter der Johanna Gray, die ältere aber war mit Jakob I V., König von Schottland, vermählt worden. Ihr Sohn war Jakob V., der Vater der Maria Stuart. Als hätte sie das Unglück schon in der Wiege verfolgen wollen, starb der Vater, als sie erst acht Tage alt war. Es entstanden innere Unruhen in Schottland und die Königin Mutter führte iht fünfjähriges Kind nach Frankreich, wo Maria am Hofe der Katharina von Medicis erzogen wurde. Obwohl die französische Königin sammt ihren Söhnen in große Sittenverderbniß versunken war, erhielt doch die junge Maria Stuart durch die Sorgfalt ihrer Mutter die beste Erziehung und war bald wegen ihrer Schönheit und Herzensgüte der Gegenstand allgemeiner Liebe und Verehrung. Kaum sechszehn Jahre alt, wurde sie mit dem Dauphin, dem nachmaligen Könige Franz 11., vermählt. Maria sah sich jetzt im Besitze des größten Glückes. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer u *

18. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 307

1849 - Halberstadt : Frantz
— 307 — wollten darauf nicht eingehen, sagten, die katholische Lehre stehe fest und könne Nichts von ihr aufgegeben werden, wollten auch die von dem Parlament der Königin wieder übertragene Oberrherlichkeit über die Kirche und das von ihr gegründete geistliche Obergericht, eben- sowenig das ihr gegebene Recht, über Liturgie und Kirchenzucht zu bestimmen, nicht anerkennen und verloren zum Theil wegen dieses Widerspruchs ihre Pfründen. Um diese Zeit hatte auch iil Schott- land die Reformation Eingang gefunden. John Knox, ein Schüler und Freund Calvins, war der schottische Reformator. Zwar nicht ohne mancherlei Unordnungen, aber doch im Ganzen auf eine reine und eindringende Weise wurde im I. 1560 der katholische Gottes- dienst in ganz Schottland aufgehoben; von dem Kirchenvermögen wurde ein Drittheil dem Staate zugesprochen, der davon die refor- mirtcn Gemeinden besolden sollte; eine Kirchenverfassung, ganz in Calvins Sinn, ward entworfen und eingeführt: die presbyteriani- sche Kirche war gegründet. Elisabeth hatte, wiewohl ihr die streng calvinistische Richtung zuwider war, doch diese Reformationsbestre- bungen sehr gern gesehen und sie auch vielfach durch heimliche Geld- sendungen unterstützt. Darüber aber waren gerade Franz von Frankreich und Maria Stuart sehr aufgebracht, sie betrachteten gar die ganze Reformation als ein Werk Elisabeths, Franz wollte die Einführung derselben nicht zugeben; aber während noch darüber verhandelt wurde, starb er und Maria Stuart musste Frankreich verlassen und selbst nach Schottland gehen. Freilich war das kein Land für sie: die Einwohner einfach, rauh, sittlich, fromin und sie an feinste Lebensgenüsse gewöhnt, leichtsinnig, buhlerisch und bigott katholisch. Sie fühlte, daß sie irgendwo eine Stütze suchen müsse, und wünschte wenigstens mit Elisabeth ein gutes Verhältniß zu ha- den; indessen brachten die Unterhandlungen sie nur noch weiter auseinander, zumal da Maria die Beschlüsse des Tridenter Conci- liums anerkannte und dem Papste für Schottland und, wenn sie dort Königin würde, auch für England Gehorsam gelobte. Ebenso wenig war es nach Elisabeths Wunsche, daß Maria ihren Vetter Darnley, einen englischen und zu der Elisabeth feindlichen Partei gehörenden Katholiken heirathete und zum König und Mitregenten erhob. Für Maria kam aber auch die Strafe gleich nach; denn /

19. Theil 3 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuart. Rizzio's Ermordung. 107 und Gutes zu erweisen gewußt; um so schmerzlicher war nun ihr Herz durch seine rohe Kälte getroffen, und sie fing an, sich von ihm zurückzuziehen. Dies brachte aber sein wildes Gemüth noch mehr auf, und er sah sich um, wer ihm wohl Maria's Liebe entzogen haben könnte. Wer einmal eifersüchtig ist, findet auch bald einen Gegenstand dazu. Es hielt sich damals an Maria's Hofe ein Italiener, Rizzio mit Namen, auf, der Sohn eines Musiklehrers, selbst Musicus und mit dem savoyschen Gesandten nach Schottland gekommen. Maria, die eine große Freundin der Musik war, nahm ihn wegen seines Spieles und Gesanges in ihre Kapelle auf, und da er schlau, kriechend und ehrgeizig war, so schmeichelte er sich bei ihrer Gutherzigkeit bald so ein, daß sie ihn zu ihrem Schreiber erhob und ihm ihr besonderes Vertrauen schenkte. In solches Glück wußte sich nun dieser Mensch nicht zu finden. Alles ging durch seine Hände. Sein Uebermnth beleidigte die schottischen Großen, deren Einfluß täglich mehr sank, je mehr der sättige wuchs. „Rizzio und kein Anderer," sprachen sie zu dem eifersüchtigen Darnley, „Rizzio ist es, der Euch die Gunst der Königin raubt. Dieser Schimpf heischt den Tod." Darnley war leicht zu bereden, und als Maria am 9. März 1566 ganz unbefangen mit ihrer Halbschwester, der Gräfin von Argyle (sprich Aerdschihl), dem Rizzio und einigen andern Abends bei der Tafel sitzt, hört sie einen großen Lärm. Einige ihrer Gesellschafter, unter ihnen der Graf Botb-well (sprich Boßwell), wollen fliehen, finden aber bereits alle Thüren mit Wachen besetzt, und entspringen aus dem Fenster. Plötzlich öffnet sich die Thüre, Darnley tritt herein, und setzt sich neben die Königin an die Tafel. Gleich darauf erscheinen die beiden Lords Ruth wen und Douglas mit Dolchen, hinter ihnen andere Verschworene. Ruthwen, den Helm auf dem Kopse, alle Züge durch eine lange Krankheit entstellt und so schwach, daß er kaum seine Waffen tragen konnte, jagte ihr, einem Gespenste gleich, Furcht und Entsetzen ein. „Wir haben mit dir zu reden!" schnaubten die Verschworenen den Rizzio an. Voll Entsetzen fragte Maria den König, was sie unternehmen wollten. „Ich weiß es nicht," knirrschte er zwischen den Zähnen. — „Bei der Strafe des Hochverrats entfernt Euch sogleich!" rief Maria dem Ruthwen zu; „fordert Rizzio vor ein Gericht, wenn Ihr von ihm beleidigt seid." Ohne darauf zu achten, packte Ruthwen den Rizzio. Dieser sprang auf, und suchte bei seiner Gebieterin, deren Kniee er hülsebittend umfaßte, seine Zuflucht. Maria suchte ihn zu vertheidigen, aber

20. Bd. 3 - S. 107

1844 - Leipzig : Kollmann
107 Karl Ix., die Regierung übernahm, war nun genöthigt, ihr geliebtes Frankreich mit dem rauhen Schottland zu vertauschen. Jetzt fühlte sie die Nothwendigkeit, mit ihrer künftigen Nach- barin ein gutes Vernehmen zu unterhalten, und wendete sich daher zuerst mit der Bitte an sie, ihr di? Durchreise durch Eng- land zu erlauben. Elisabeth aber, der die unbedingte Gewäh- rung dieses Gesuchs, der zahlreichen englischen Katholiken wegen, sehr bedenklich schien, erwicdcrte, daß nur, wenn Maria den Edinburghcr Vergleich bestätigen wolle, ihr der Weg durch Eng- land offen stehen könne; worauf Maria mit gereiztem Unwillen antwortete und Anstalten traf, um unmittelbar zur See nach Schottland zu gelangen. Die englische Negierung rüstete ein Geschwader aus, angeblich gegen die Seeräuber; man behaup- tete aber, daß es keinen andern Zweck gehabt, als die Königin von Schottland aufzuhcben und in Elisabeths Hände zu liefern. Der 10. August 1561 war der Tag, wo Maria in Be- gleitung dreier ihrer jüngeren Oheime und mehrerer vornehmen Franzosen zu Calais an Bord des Schiffes ging, welches sie nach Schottland führen sollte. Ihr dreizehnjähriger Aufenthalt in Frankreich, das milde Klima des Landes, die vielen Lebens- freuden und Genüsse, welche es darbot, machten ihr den Ab- schied schwer. So lange ihr das Licht des Tages die Aussicht nach dem geliebten Iugendlande vcrstattete, waren ihre Blicke ununterbrochen dahin gerichtet, und als die Dunkelheit es ihr verbarg, gab sie Befehl, sie mit dem Anbruche des kommenden Morgens zu wecken, wenn anders Frankreich noch sichtbar wäre. Die Ruhe der Winde ließ das Schiff nur eine kleine Strecke zurücklcgcn. Die ausgehende Sonne zeigte die franzö- sische Küste noch innerhalb des Gesichtskreises. Als sie geweckt war, blickte sic noch einmal mit Wehmuth zu ihr hinüber, indem sic ausrief: „Lebe wohl, mein geliebtes Frankreich, dich sehe ich niemals wieder!" — Ein dichter Nebel führte ihr Schiff vor der englischen Flotte vorüber, und günstige Winde brachten sie glücklich in den Hafen von Leith. Neunzehn Jahre alt, in der Blüthe ihrer Jugend und Schön- heit, betrat Maria das Land, das sie regieren sollte. Das Iubel- geschrei der Edinburghcr, unter welchem sie cingezogen, verstummte indessen bald, als man den großen Widerspruch gewahrte, in wel- chem ihre Gesinnungen und Neigungen mit dem standen, was in