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1. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 22

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
22 Erster Abschnitt. Hoftag in Quedlinburg abgehalten hatte, wo er im höchsten Schimmer seiner Macht strahlte und die Gesandtschaften der Russen, Dänen, Ungarn und Bulgaren empfing, die Könige Polens und Böhmens aber vor ihm als Oberlehensherrn die Knie beugten." 10. Heinrich Ii. der Heilige, 1002—1024. Gründung des Bistums Bamberg, 1007. Der letzte Herrscher auf Deutschlands Thron aus dem kräftigen und ruhmreichen Sachsenstamme war Heinrich Ii., früher Herzog von Bayern. Bei dem kinderlosen Tode Kaiser Ottos Iii. beanspruchte er das Erbrecht und hatte sich auch der Reichskleinodien bemächtigt. Obwohl noch zwei andere Fürsten nach der Krone trachteten, wurde er trotzdem zu Mainz gewählt und gekrönt und bei seinem Umritt im Reiche von allen Fürsten als König begrüßt. a. Heinrichs Kämpfe in Deutschland und Italien. Während sein Vorgänger die Herstellung eines Römer-reiches anstrebte, wandte Heinrich seine ganze Thätigkeit den Angelegenheiten in Deutschland zu und war ganz besonders auf Begründung einer gesetzlichen Ordnung bedacht, wie er auch der Unterdrückung des gemeinen Volkes seitens des übermütigen Adels zu wehren suchte. Gleich zu Anfang seiner Regierung rief ihn die Empörung einiger Fürsten, verbündet mit seinem Bruder, zu den Waffen. Nur mit unsäglicher Mühe und nach jahrelangen Kämpfen gelang es ihm, das kaiserliche Ansehen im Reiche wieder zur Geltung zu bringen und die abgefallenen Grenzländer unter das Scepter zu beugen. In Italien suchte man ebenfalls die deutsche Herrschaft abzuschütteln, und die Großen wählten einen eigenen König. Bei Heinrichs Annäherung (1004) zerstreute sich jedoch fast ohne Widerstand des Gegners Heer, und in Pavia empfing er die eiserne Krone der Lombarden. — Nach Deutschland zurückgekehrt, wendete er sich gegen den Herzog von Polen, der Böhmen an sich gerissen hatte und in die Ostmark eingedrungen war. Zwar mußte der Gegner Böhmen räumen, wurde aber erst nach 10 jährigem Streite wieder Vasall des

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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 203

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
45. Heinrich Ii. 203 fährlichste Nebenbuhler entfernt. Dann begab er sich nach dem Rhein- lande und empfing auf einer großen Versammlung des lotharingischen Volkes die Anerkennung und Huldigung auch dieser Theile des deutschen Reiches. Nun trat auch Hermann von Alemannien zurück und unter- warf sich dem neuen König, der somit in ganz Deutschland aner- kannt war. Die Stellung des neuen deutschen Königs war von Anfang an eine mißliche. Nicht sein Erbrecht, sondern der gute Wille der Großen des Reiches hatte ihn auf den Thron gehoben. Gewaltthätigkeit und Be- gehrlichkeit, die sich mühsam zurückhielten, so lange Otto Iii. lebte und in seiner Person die Ordnung einer besseren Zeit darstellte, brachen jetzt ungescheut hervor. Ueberall erhob sich wildes Fchdengetümmel, in wel- chem man am wenigsten der geistlichen Besitzungen schonte. Der neue König hatte im Anfang genug zu thun, um sich nur zu behaupten. Erst allmählich und nach seiner Art vorsichtig, aber entschlossen und standhaft konnte er an die Wiederherstellung der zerrütteten Zustände im Reiche, an die Niederwerfung der übermüthigen Friedensstörer und an den Schutz der Bedrängten denken. Er suchte mit Recht seine hauptsächlichste Stütze in den geistlichen Würdenträgern. Was seine großen Vorgänger, die ersten Ottonen, nur andeutungsweise gethan hatten, die Uebertragung weltlicher Gewalt, ganzer Grafschaften oder der Grafenrechte, auch einzelner königlicher Vorrechte ans die Bischöfe des Reiches, das führte er umfassend durch. Er galt, wie schon bemerkt, für einen der frömmsten Herren im Sinne dieser Zeit. Seine kirchliche Bildung, sein musterhaftes Privatleben, sein demüthiges Bezeigen gegen die Diener der Kirche, seine grenzen- lose Freigebigkeit gegen sie, erwarben ihm diesen Ruhm. Doch würde man sich irren, wenn man nur solchen Gründen sein Verhalten gegen die Kirche zuschreibcn wollte. Es war ein klar und richtig gedachter politischer Gedanke, der ihn seine Stellung zu der Kirche gerade so nehmen ließ, wie er sie nahm, denn unbeschadet seiner aufrichtigen Er- gebenheit gegen sie, verlangte und erhielt er von ihr die Beweise des unbegrenztesten Gehorsams und einer großen Opferwilligkeit. Sic un- terstützte ihn nicht allein mit ihrem unermeßlichen moralischen Einsiusse, sondern auch mit namhaften Geldsuminen, womit er seine Feldzüge gegen innere und äußere Feinde bestritt, denn er war nicht gesonnen, auch nur eines von den Rechten aufzugeben, die ihm durch die Krone Karl's des Großen zusielen. Nach dem Tode Otto's Iii. erhob sich ganz Italien in offenem Aufstand gegen die deutsche Herrschaft. In Oberitalien wurde der Markgraf Harduin von Jvrea der Führer der Bewegung und trug zum Lohne den Namen eines Königs von Italien davon. Aber auch er hatte eine starke Partei gegen sich. Als Heinrich Ii. schon im Jahre 1004 an der Spitze eines stattlichen Heeres die Alpen überschritt, um die Rechte des deutschen Reiches in Italien mit Gewalt durchzusetzen, wurde es ihm durch die einheimischen Feinde des italienischen Königs

2. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 157

1866 - Leipzig : Teubner
Heinrich Ii 1002 — 1024. 157 zurücksehnten, viele ihr mindestens nicht entgegenzutreten gewillt waren. Auf diese Stimmung baute Heinrich Ii, zumal Venedig (16. Nov. 1002) die mit Otto Iii abgeschloßnen Verträge erneuert hatte H, die Hoffnung, daß geringe Kräfte Italien ihm zu gewinnen hinreichen würden. Allein die damit beauftragten, Otto von Kärnten und Ernst von Babenberg (ob. 2), erlitten durch Überfall im Thal Sugana an der Brenta eine schwere Niederlage. Wol gab es in Deutschland für den König genug zu thun, wol zeigte sich bei den Deutschen schon offne Abneigung gegen die Opfer fordernden und ihnen nicht greifbaren Nutzen bringenden Römerzüge'), aber konnte und durfte Heinrich Ii die Stellung aufgeben, welche die Vorfahren mit fo großer Kraft dem deutschen Königtum errungen, als deren Bedingung der Besitz Italiens galt, konnte und durfte er hoffen, ohne sie in Deutschland volle gebietende Macht, zu der die Berechtigung nach dem herschenden Glauben sich an die Kaiserkrone anknüpfte, zu üben und der Kirche das angedeihen zu laßen, was er beabsichtigte? Muste er nicht sogar fürchten, daß der Papst entweder um Gewinnes willen oder gezwungen Boleslaw von Polen die Königskrone reichen werde, wenn er Italien ganz aus den Händen ließe? So machte er sich denn 1004 auf, gewann durch Überwältigung des Brenta- thals den Eintritt in das Land und sah, da Arduins mühsam zusammenge- brachtes Heer sofort zerstiebte und jener in eins seiner festen Schlößer sich barg, Verona, Brescia, Bergamo und selbst Pavia ihre Thore aufthun. In der zuletzt genannten Stadt ward er am 15. Mai gekrönt. Doch als der Abend gekommen, erhob sich aus unbedeutendem Streit beim Zechen ein Aufstand der Bürger, den die Deutschen nur mit großem Verlust durch Blut- vergießen und verheerende Brandlegung niederschlugen. Der Schrecken über die harte Behandlung der Pavesen machte alle Italiener gefügiger. Der Reichstag in Pontelungo und der Besuch in Mailand verliefen ganz nach Wunsch. Doch den König rief der Kampf gegen die Polen: Mitte Juni war er wieder in Schwaben, und fast zehn Jahre vergiengen, ehe er wiederkehrte. Die Ursache finden wir in den vielen Sorgen, die das deutsche Reich ihm auferlegte, haben wenigstens keinen genügenden Grund ihm die arglistige Politik zuzutrauen, daß die Italiener durch die Leiden, welche sie träfen, zu willigerem Entgegenkommen mürbe gemacht werden sollten^). Daß die meisten italischen Großen seine Herschast anerkannten^), hinderte ihr Streben nach Vergrößerung um so weniger, als sie gegen Arduin, der, noch immer den königlichen Namen beanspruchend, gegen ihm widerstrebende oder von ihm abgefallne Gewaltthaten verübte^), und an den Selbständigkeit und Erblich- keit begehrenden niedern Vassallen Anhalt fand, auf sich selbst angewiesen blieben. In dem fortwärenden Streit, den die Abwesenheit wahren könig- lichen Regiments hervorrief, wuchs jener trotzige Sinn empor, und gediehen alle die Entwicklungen, in Folge deren Italien nach dem Willen der Vor- sehung auf die Geschicke Deutschlands und der Welt einen so tief greifenden Einfluß ausüben sollte, zu solcher Krast und Festigkeit, daß Zurückdämmen und Zunichtemachen bald unmöglich wurden. Am meisten blickten nach Deutschland aus die Abteien, welche gänzlich ein Raub der Großen ¡$u werden befürchten mußten ^), auch die Städte, besonders die bereits zur See mächtig gewordnen Pisa und Genua, diese aber nur insoweit sie Besta- * 6 1) Hirsch I 235 u. 305. — 2) Thietmar zeugt dafür. Giesebr. d. K. Ii 127. Hirsch I 304. — 3) Hirsch Ii 375. — 4) Hirsch Ii 367 ff. — 5) Hirsch 11 372. — 6) Hirsch Ii 380.

3. Das Mittelalter - S. 84

1876 - Leipzig : Baedeker
84 Heinrich Ii. §. 19. I I Nachdem er in Gnesen das Grab des h. Adalbert, des Apostels der Preussen, besucht und dort ein Erzbisthum für Polen gegründet, in Aachen aber das Grab Karl’s des Grossen hatte öffnen lassen, unter- nahm er noch einen dritten Zug nach Italien. Hier fand er den ganzen Süden des Landes in Empörung; im J. 1001 erhoben die Römer selbst einen Aufstand gegen ihn und belagerten ihn 3 Tage lang in seinem Palaste auf dem Aventinus; er musste aus der geliebten Stadt entfliehen und schlug seine Residenz in Ravenna auf, während in Deutschland eine Verschwörung der Fürsten seine Absetzung be- zweckte. Dieser entging er durch seinen plötzlichen Tod (auf der Rurg Paterno unweit Rom). Heinrich Iii. von Raiern (s. die Stammtafel S. 78), der mit zwei jüngeren Rrüdern allein noch vom Stamme König Heinrich’s I. übrig war, erneuerte die ehrgeizigen Restrebungen seines Vaters unter gün- stigeren Umständen. Er wurde auf einer Versammlung der Raiern und Franken in Mainz gewählt und sofort vom Mainzer Erzbischof gekrönt, auch bei seinem Umritt durch das Reich von den übrigen Stämmen (theils durch Anwendung von Gewalt, theils durch Zugeständnisse und Versprechungen) als König anerkannt. *) X' 5. Heinrich Ii.2) (der Heilige), 1002—1024. Im Gegensätze zu Otto’s Iii. Restrebungen um Herstellung eines Römerreiches, wandte Heinrich Ii. dem von seinen Vorgängern ver^ nachlässigten deutschen Reiche seine Thätigkeit zu. Für dieses suchte er die abgefallenen Grenzländer wieder zu gewinnen, ln Italien hatte nämlich eine Partei der lombardischen Grossen sofort noch Otto’s Iii. Tode den Versuch erneuert, ein einheimisches König- thum zu begründen durch die Wahl des Markgrafen Harduin (eines Verwandten Rerengar’s Ii.) von lvr6a zum Könige von Italien, und Roleslav „der Glorreiche“, Herzog von Polen, welcher alle slavischen Stämme von der Ostsee bis zum adriatischen Meere, von der Elbe bis zur Wolga zu einem grossen christlich-slavischen Reiche (mit Krakau als Hauptstadt) vereinigen wollte (vgl. §. 51), *) Eine gute Uebersicht über die Königswahlen von 887—1002 gibt R. Usinger in S. Hirsch, Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich Ii. 1. Bd. Excurs Iii. 1 2) Cohn, A., Kaiser Heinrich Ii. 1867. Ueber die sehr verschiedenartige Beurtheilung Heinrich’s Ii. s. Rud. Usinger in v. Sybel’s histor. Zeitschrift, Viii. 372 ff. __W

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 58

1908 - Leipzig : Deichert
58 Iii. Die deutsche Kaiserzeit 9191254. Burgund/) mit ihm (1007) einen Erbvertrag schlo, demzufolge nach seinem Tode das Land an Heinrich fallen sollte. Wenn auch wegen der Abneigung der burgundischen Groen gegen diese Bestimmung der schwache König das Abkommen spter bald widerrief, bald wieder be-(ttigte, so wurde es doch fr die Folgezeit eine Handhabe, um das wichtige Land mit Deutschland zu vereinigen. 6. Heinrich Ii. und die Kirche. Heinrich Ii. war ein aufrichtig frommer Mann, der die religisen Gebote der Kirche auf das ge-wissenhafteste befolgte. Aber er war weit davon entfernt, sich zu einem gefgigen Werkzeuge in der Hand der Priester zu machen. Er stellte sich die Aufgabe, die groe Roheit und Verwilderung, die allent-halben eingerissen war, mit Hilfe der Kirche zu bekmpfen. Wo er daher die Glieder der Kirche wegen der Verweltlichung ihres Sinnes fr diese Aufgabe ungeeignet fand, da zauderte er nicht, sie abzusetzen und auch fnst mit Strafen gegen sie vorzugehen. 7. Die Clmacenser. In diesem Streben nach grerer Zucht und Sittlichkeit bei Weltgeistlichen und in Klstern wurde er durch eine Bewegung untersttzt, die von dem franzsischen Kloster Clnny ausging. Dieses war im Jahre 910 einige Meilen westlich der Saone gegrndet und unmittelbar unter die Aufsicht des Papstes gestellt worden. Seine Mnche fhrten die alte Regel des heiligen Benediktas fr das Klosterleben mit aller Strenge durch, und bald wurde es so zahlreich besucht, da von ihm aus viele neue Klster in Frankreich, Deutschland und Italien gegrndet wurden, deren Insassen die Ideen des Mutterklosters vertraten. Diese Clnniacenser verlangten von den Mnchen und von den Weltgeistlichen ein Leben in reiner Frmmtg-keit, insbesondere die strenge Befolgung aller kirchlichen Gebote und das Fernbleiben von allen weltlichen Hndeln und Bestrebungen. Sie eiferten gegen die Verheiratung der Priester, die bis dahin zwar selten war, aber doch noch hier und da stattfand; ste bekmpften die Erwerbung geistlicher mter durch Geld, die sie als Simonie**) bezeichneten, und sie hatten das Streben, den Papst zum obersten Machthaber ut allen kirchlichen Angelegenheiten zu erheben, eine Stellung, dte diesem bisher noch keineswegs von allen hheren Geistlichen zugesprochen wurde. Die Betonung ernster Frmmigkeit entsprach dem Sinne des Kaisers Heinrich, und die Unterwerfung aller Geistlichen unter den Papst war ihm fr seine politischen Plne willkommen. Denn hnlich wie Otto I. suchte auch er in den geistlichen Fürsten vornehmlich seine Sttze; sie waren ihm aber um so gefgigere Werkzeuge, wenn ste tn dem Papste ihr geistliches Oberhaupt sahen, der sie dann zum Ge- *) Das Arelatische (S. 40) und das Hochburgundische Reich (S. 42) waren 933 zu einem Gesamtreiche Burgund oder Knigreich Arelat Bereinigt worden. **) Vgl. Apostelgeschichte 8, 1820.

5. Geschichte des deutschen Volkes - S. 90

1905 - Berlin : Vahlen
90 Heinrich Ii. 121-123. zog Heinrich Ii. der die Alpen. Das erstemal, 1004, empfing er nur die lombardische Krone in Pavia, das bei einem Aufstandsversuche in Flammen aufging; das zweitemal, 1014, gewann er in Rom die Kaiser-krne (Arduin starb das Jahr darauf in einem Kloster); das drittemal, 1022, kam er in voller Kaisermacht. Im Westen mute Heinrich gegen die Grenznachbarn in Flandern, gegen Aufrhrer in Luxemburg streiten, vor allem aber um die burgundische Krone ringen. In Burgund nm-lich herrschte der kinderlose Rudolf Iii., der Oheim des Kaisers, aber ohne alles Ansehen bei seinen trotzigen Groen. Er setzte Heinrich Ii. zu seinem Erben ein, und so war Aussicht, da dies wichtige Land, das den Westen der heutigen Schweiz samt dem Rhonetal bis zum Meer hin begriff, der-einst ans Reich kme, ja Rudolf wollte schon jetzt seiner Herrschaft entsagen. Aber die burgundischen Groen wollten die Nachfolge Heinrichs Ii. nicht anerkennen, und der schwache König selbst ward wieder schwankend. Es be-durfte zweier Feldzge, bis sich Heinrich wenigstens die Erbfolge sicherte. Im Innern Deutschlands kam es immer wieder zu einzelnen Emprungen: sie zeigten, wie trotzig die Groen geworden waren und wie stark sie sich selbst dem Kaiser gegenber fhlten. Nicht mehr blo mchtige Herzge wie zu Ottos I. Zeiten, lehnten sich auf, nein, auch Grafen und Herren wagten, selbst vereinzelt, den Widerstand: so sehr war die Macht der Krone vor Heinrichs Regierungsantritt gesunken. 122. Die Ottonen hatten Italien zum Sitz ihrer weit reichenden Herr-schaft erheben wollen und hatten darber die Grundlage ihrer Macht eingebt; Heinrich Ii. wandte sich wieder mit voller Liebe Deutschland zu. Er konnte die Macht der Herzge, Grafen, Markgrafen nicht mehr wie Otto der Groe den; er mute sie in allen wichtigen Geschften zum Beirat entbieten. Auch ihre Lehen wurden schon als erblich betrachtet, und Heinrich nderte hierin nichts. Aber er steuerte streng ihrer Fehdelust, sorgte mit Ernst fr den Landfrieden und nahm sich angelegentlich des armen Mannes an, der von jenen mehr und mehr bedrckt wurde. Vor allem aber grndete er die Macht seiner Herrschaft auf die kirchlichen Gewalten im Reiche, indem er in Deutschland wie in Italien die Erzbischfe, Bischfe und bte ernannte, sie mit ihren groen geistlichen Gebieten zu den Lasten des Reiches heranzog und sich stets auf ihre Hilfe sttzte ( 111). Sie bildeten also fr ihn und seine Nachfolger ein Gegengewicht gegen die immer selbstndiger werdenden weltlichen Fürsten, und die Kaisermacht blieb stark, solange sie auf diesem Grunde ruhen konnte. 123. Sditalien war wie zu Ottos Il Zeiten ( 116) hier von den Sarazenen, dort von den Ostrmern (Griechen) bedroht. Als jene einst Salerno, die Hauptstadt des gleichnamigen Frstentums, belagerten, hatten vierzig normannische Ritter, von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem heimkehrend, die Stadt vom Feinde befreit. Die Einwohner des Landes luden in ihrer Dankbarkeit die Landsleute ihrer Netter ein, sich bei ihnen im schnen Sden niederzulassen. So kamen (1016) die ersten Normannen nach Italien und begannen sich anzusiedeln und gegen die Sarazenen und Griechen zu kmpfen. Da sich diese aber trotzdem immer mehr ausbreiteten, so kam Heinrich Ii. mit groer Heeresmacht und im Einverstndnisse mit dem Papst 1022 selbst der die Alpen und durchzog die Halbinsel fast bis zum uersten Sden. Er konnte zwar die Feinde nicht vllig vertreiben, doch lie er wenigstens das mittlere und nrdliche Italien, als er heimzog, in Frieden und Ordnung und dem Reiche eng verbunden zurck. Dieselbe

6. Geschichte des deutschen Volkes - S. 80

1867 - Berlin : Vahlen
80 Heinrich Ii. 1002 — 1024. § 123—124. Sarazenen und Griechen zu kämpfen. Da aber die Letzteren trotzdem sich immer mehr ausbreiteten, so kam Heinrich Ii. mit großer Heeresmacht und im Ein- verständnisse mit dem Pabst noch einmal über die Alpen, und durchzog die Halbinsel fast bis zum äußersten Süden. Er konnte zwar die Feinde nicht völlig vertreiben, aber dennoch ließ er das mittlere und nördliche Italien, als er heimzog, in Frieden und Ordnung und dem Reiche eng verbunden, und fand auch dieselbe^ Ordnung bei seiner Rückkehr in Deutschland vor. Ihm war ein mühseliges Lebenswerk rühmlich gelungen und das Reich aufs Neue gefestigt. Auch die Kirche war durch den Kaiser und andere fromme Männer (besonders in Lotharingen und Burgund) zu ernsterem Sinne erweckt. Heinrich Ii. selbst war fromm und der Kirche sehr ergeben, doch keineswegs ein schwacher, mönchi- scher Mann, wie ihn die Legende der katholischen Kirche darstellt, von der er später heilig gesprochen ist. Den lauge schon kränkelnden Herrscher ereilte der Tod zu Grona bei Göttingen (1024). Auf sächsischem Boden, von wo es ent- sprosteu, starb das sächsische Kaisergeschlecht aus. Des Kaisers Leichnam ward zu Bamberg beigesetzt, wo er ein hochberühmtes Bisthum gegründet. Die Geschichte des sächsischen Kaiserhauses, das mit ihm erlischt, zeigt uns zwei große Herrscher, von denen der eine, Heinrich I., das deutsche Reich gründet, der andre, Otto der Große, es rasch zu einer Weltmacht erhebt. Diese Größe behauptet Otto Ii. mit Mühe, unter dem Kinde Otto Iii. bricht sie zusammen. Heinrich Ii. baut die Kaisermacht auf neuer, besonders auf geistlicher Grundlage, wieder empor, und sie bleibt noch immer die erste Gewalt im Abendlande. Aber die Herzöge, noch unter Otto dem Großen wie absetzbare Beamte betrachtet, sind bereits erblich geworden und beschränken den Willen des Königs. — Unter den beiden ersten Herrschern beginnt die weithin sich erstreckende Unterwerfung und Colonisation des slavischen Ostens. Aber Otto I. giebt der kaiserlichen Politik zugleich die Richtung aus Italien, die unter den beiden andern Ottonen entschieden überwiegt; und so gehen die Eroberungen des Reichs gegen die Wenden auf Jahrhunderte lang wieder verloren. — In Deutschland aber waren die Stämme wenigstens zu einer Reichseinheit verbunden, die hinfort nicht wieder gelöst werden konnte. c. Kaiser ans dem fränkischen Hause. 1. Konrad Ii. 1024—1039. t § 124. Mit dem Aussterben des sächsischen Geschlechtes fiel die Wahl eines neuen Herrschers dem Volke wieder heim. Noch war zu derselben jeder freie Mann mitberechtigt; nur war diese Gemeinfreiheit in Deutschland schon selten geworden. Was also unter dem Namen des deutschen Volkes sich in

7. Geschichte des Mittelalters - S. 277

1854 - Weimar : Böhlau
277 ten, um die Krone einem einheimischen Fürsten zu übertragen, vier Wochen nach Otto's Tode, einen rohen jungen Mann, den Mark- grafen Arduin von Jvrea, zum König ernannt. Die weltlichen Großen waren mit dessen Erhebung und Regierung unzufrieden und riefen den deutschen König Heinrich herbei. Heinrich war erst 1004 im Stande nach Italien zu ziehen. Er drang, ohne Wider- stand zu finden, in die Lombardei ein und ward in Pavia gekrönt. Aber in der Nacht nach der Krönung entstand ein wüthender Auf- ruhr. Aus Rückficht auf die Stadt hatte Heinrich seine Truppen vor den Mauern der Stadt ein Lager aufschlagen lassen; aber die geringe Schaar, welche bei ihm war, vertheidigte ihn tapfer, und die im Lager befindlichen Truppen griffen die Mauern der Stadt an. Das Blut floß in Strömen, der königliche Palast und ein Theil der Stadt wurden ein Opfer der Flammen. Unwillig kehrte Heinrich Ii. sogleich nach Deutschland zurück. Dennoch ging er 1013 zum zweiten Male nach Jtcklien und empfing 1014 in Rom die Kaiserkrone, kehrte aber, ohne seine Macht befestigen zu können, über die Alpen zurück. Im Jahre 1020 kam der Papst Benc- diet Viii. nach Deutschland, um die von Heinrich Ii. in Bamberg erbaute Domkirche einzuweihen und um des Kaisers Beistand gegen die Griechen zu erbitten. Heinrich zog 1021 nach Italien, brachte die Fürsten von Benevent, Kapua und den griechischen Herzog von Neapel zur Anerkennung seiner Oberhoheit und belehnte die Nor- mannen, welche sich damals in Italien anzusiedeln begannen, mit Aversa. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland, 1024, starb Heinrich Ii. zu Bamberg, und mit ihm erlosch der sächsische Königsstamm. Zur Zeit der schwachen Nachkommen Karl's des Großen hat- ten sich die Päpste manche Rechte über die Kirche angemaßt, welche früher die Kaiser ausgeübt hatten. Während das Kaiscrthum durch die Theilungen des Reiches, das Königthum durch die in- neren Zerrüttungen geschwächt wurde, hatte das Papstthum mit der Einheit der Kirche seine Kraft bewahrt, und durch die Zeitver- hältnisse begünstigt, dieselbe geltend zu machen gewußt. Als durch das Aussterben von Lothar's Stamm 875 die Kaiserwürde erledigt war, vergaben die Päpste die Kaiserwürde eigenmächtig an andere Karolinger. Nach dem Aussterben der Karolinger kam es dahin, daß die longobardische Krone italischen Herzögen und burgundischen Königen zu Theil wurde; nach Berengars Tode 924 krönten aber die Päpste keinen dieser Könige mehr zum Kaiser. Sie erkannten jedoch, wie sehr mit dem Glanz der Kaiserwürde sie selbst an Schutz einbüßten. Daher wurde Otto I., nachdem er die Krone von Ita- lien empfangen hatte, von Johann Xii. zum Kaiser gekrönt. Bon da an blieb Italien und die Kaiserkrone beim deutschen Reiche; und die deutschen Könige erhielten dadurch die Aufgabe, für die rit- terlichen Ideen Karl's des Großen einzutreten, jedoch ohne die Kraft von dessen ungetheiltem Reiche und umgeben von den Hin- dernissen, welche die Macht und der Eigennutz der Großen, die Gebrechen eines Wahlreiches und die Eifersucht der ausländischen Fürsten entgegenstellten. Es stellte sich fest, daß der Papst dem Kaiserthum und Papstthum.

8. Geschichte des deutschen Volkes - S. 78

1871 - Berlin : Vahlen
78 Heinrich Ii. 10021024. 121123. stndigen, von Deutschland unabhngigen Knigreiche zu machen. Dreimal- ist Heinrich Ii. der die Alpen gezogen. Das erstemal empfing er nur die lom-c. bardische Krone in .Pavia, das bei einem Aufstandsversuche in Flammen auf-'gmg (100^); das zweitemal empfing er in Rom die Kaiserkrone (1014); das \'J drittemal kam er in voller Kaisermacht (1022). Arduiu ist in einem Kloster gestorben. Im Westen hat Heinrich gegen die Grenznachbarn in Flandern, 3esn| Aufrhrer in Luxemburg u. s. w. streiten, vor Allem aber um die bur-gundische Krone ringen mssen. In Burgund nemlich herrschte der kinderlose Rudolf Iii., der Oheim des Kaisers, aber ohne alles Ansehen bei seinen trotzigen Groen. Er setzte Heinrich Ii. zu seinem Erben ein, und so war Aussicht, da die wichtige Land, welches meist die ganze heutige Schweiz samint dem Rhonethal fast bis zum Meer hin begriff, dereinst ans Reick kme, ja Rudolf wollte schon jetzt seiner Herrschaft entsagen. Aber die burgundischen Groen wollten die Nachfolge nicht anerkennen, und der schwache König selbst ward wieder schwankend. Es bedurfte zweier Feldzge, bis Heinrich die knftige Erb-schaft sicherte. Im Innern Deutschlands loderten immer von Neuem einzelne Emprungen auf, und zeigten, wie trotzig und stark die Groen selbst dem Kaiser gegenber sich fhlten. Nicht mehr blo mchtige Herzge, wie zu Otto's I. Zeiten, lehnten sich auf; nein, Grafen unv Herren wagten, selbst vereinzelt, den Widerstand; so schwach hatte Heinrich die Krone berkommen. 122. Die Ottonen hatten Italien zum Sitz ihrer Weltherrschaft er-heben wollen, und hatten darber die Grundlage ihrer Macht eingebt. Hein-rich Ii. wandte sich wieder mit voller Liebe Deutschland zu. Er konnte die Macht der Herzge, Grafen, Markgrafen nicht mehr wie Otto der Groe den; er mute sie in allen wichtigen Geschften zum Beirath entbieten. Auch ihre Sehen; wurden schon als erblich betrachtet, und Heinrich nderte hierin nichts. Aber er steuerte streng ihrer Fehdelust, sorgte mit Ernst fr den Landfrieden und nahm sich angelegentlich des armen Mannes an, der von jenen immer mehr und mehr bedrckt wurde. Vor Allem aber grndete er die Macht seiner Herr-schaft auf die kirchlichen Gewalten im Reich, indem er in Deutschland wie in Italien die Erzbischfe, Bisckfe und Aebte ernannte, sie mit ihren groen geist-lichen Gebieten zu den Lasten des Reiches heranzog, ihre Gter wie seine eignen benutzte, und stets auf ihre Hilfe sich sttzte. Sie bildeten also fr ihn und seine Nachfolger ein Gegengewicht gegen die immer selbststndiger werdenden Fürsten, und die Kaisermacht blieb stark, so lange sie auf diesem Grunde ruhen konnte. 123. Sditalien war, wie zu Otto's Ii. Zeiten ( 116), hier von den Sarazenen, dort von den Ostrmern (Griechen) bedroht. Als die ersteren einst Salerno. belagert, hatten vierzig normannische Ritter, von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem heimkehrend, die Stadt vom Feinde befreit. Die Einwohner des Landes luden, in ihrer Dankbarkeit, die Landsleute ihrer Retter ein, sich bei ihnen im schnen Sden niederzulassen. So kamen (1016) die ersten Normannen nach Italien und begannen sich anzusiedeln und ~gegen die Sarazenen und Griechen zu kmpfen. Da aber die Letzteren trotzdem sich immer mehr aus-breiteten, so kam Heinrich Ii. mit groer Heeresmacht und im Einverstndnisse mit dem Pabst noch einmal der die Alpen, und durchzog die Halbinsel fast bis zum uersten Sden. Er konnte zwar die Feinde nicht vllig vertreiben, aber dennoch lie er das mittlere und nrdliche Italien, als er heimzog, in Frieden und Ordnung und dem Reiche eng verbunden, und fand auch dieselbe Ordnung bei seiner Rckkehr in Deutschland vor. Ihm war ein mhseliges Lebenswerk rhmlich gelungen und das Reich aufs Neue gefestigt. Auch die Kirche war durch den Kaiser und andere fromme Männer (besonders in Lotha- I

9. Geschichte des Mittelalters - S. 57

1904 - München [u.a.] : Franz
Heinrich Il Heinrich Il der Heilige 10021024. Mit Otto Iii., der unvermhlt gestorben war, erlosch die Linie Ottos des Groen. Die Krone kam an den einzigen noch lebenden Abkmmling des schsischen Kaiserhauses. Herzog Heinrich von Bayern, den Sohn Heinrichs des Znkers. Die unheilvollen Folgen der phantastischen Regierungsweise Ottos Iii. zeigten sich erst unter der Regierung seines Nachfolgers. Denn in Deutschland selbst war das knigliche Ansehen durch Ottos Iii. Migriffe so erschttert, da Heinrich Ii. hier zeitlebens mit Aufstnden auch kleinerer Fürsten zu kmpfen hatte. Er stattete um ein Gegengewicht gegen ihre trotzige Widerspenstigkeit zu schaffen besonders kirchliche Wrden-trger mit Reichslehen aus, wodurch das geistliche Frstentum, Das geistliche dessen Anfnge schon in die Regierung Ottos d. Gr. fallen, erst zu Frstentum, bleibender Gestaltung gelangte. Von seinen kirchlichen Stiftungen ist am wichtigsten das Bistum Bamberg, das er (1007) auf Bistum Bam-feinem Gute zu Babenberg errichtete. Da bis dahin in jenen berg 1007. Gegenden immer noch Slaven lebten, war durch die Grndung eines deutschen Bischofsitzes nicht nur das Christentum daselbst gesichert. sondern auch die Ausbreitung der deutschen Nationalitt in den Gegenden um das Fichtelgebirge gefrdert. Am meisten Schwierigkeiten bereiteten Heinrich Ii. gerade die Lnder, die sich der grten Vorteile vonseiten Ottos Iii. zu erfreuen gehabt hatten, Polen und Italien. Otto hatte die polnische Kirche selbstndig gestellt; kaum war er tot, so machte sich Polen auch politisch vou Deutschland unabhngig. Der dortige Herzog Boleslav strebte die Errichtung eines groslavischen Reiches an. Zu Boleslav von diesem Zwecke eroberte er nicht nur Pommern und Teile Wen. Preuens, sondern ri auch die Lausitz und das Meiener Land an sich und vertrieb sogar den Herzog von Bhmen (1003) von Land und Leuten. Heinrich Ii. unternahm drei Zge gegen ihn; aber infolge der Lssigkeit der schsischen Groen er-reichte er nur die Herausgabe Bhmens, das wieder seinem einheimischen Herzogshaus unterstellt wurde, mute jedoch Boleslav mit der Lausitz belehnen (1018). Wie Polen hatte sich auch Italien, das schon beim Tode Ottos Iii. sich in vollem Ausstande besand, vom Reiche losgerissen. Hier war Markgraf Arduin vou Jvrea als König aufgetreten. Arduin von Gegen ihn zog Heinrich Ii. schon 1004 zum erstenmal der die Jvrea. Alpen. Er gewann Pavia und lie sich daselbst zum König von i. Zug 1004. Italien krnen. Noch ehe Arduin vllig besiegt war, kehrte Heinrich wieder nach Deutschland zurck, da er Boleslav bekmpfen mute. Zehn Jahre nachher (1014) weilte er abermals in Italien und lie 2. Zug 1014. sich in Rom zum Kaiser krnen. Nun verzweifelte Arduin an

10. Theil 7 - S. 215

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
215 Die Kriege nämlich, welche Heinrich Ii. zu führen hatte, waren noch Erbstücke aus dem Nach- lasse seines unruhigen Vaters. Seine Feinde wa- ren daher die Könige von England und Spanien, und der Schauplatz bald Italien, bald das süd- liche und nördliche Frankreich, bald die Nieder- lande. Ein Friede zu Chateau Cambresis 1559, in welchem der König gleichsam mit einem blauen Auge davon kam, endigte diese Kriege, die viel unnützes Menfchenblut, und viel Geld, das gleichfalls besser hatte verwendet werden können, gekostet hatten, Bey der unüberlegten Verschwen- dung des Königs war der Mangel an dem letz- tem einmal (issi) so groß gewesen, daß der Hof, um die Zurüstungen zum Feldzuge gegen Karl V. bestreiten zu können, all sein Silber- geschirr in die Münze schicken mußte, und die Bür- ger der „guten Stadt Paris" ermahnte, dasselbe zu thun. Wahrend Heinrich Ii. den Protestanten in Deutschland Hülfe sandte, verfolgte er, wie sein Vater die französischen mit der größten Grau- samkeit. Bet jedem Parlamente wurden eigene Kammern für die Bestrafung der Ketzer angelegt, die von dem Strafmittel, dessen sie sich bedien- ten, Feuerkammern hießen. Eine Menge von Spionen diente dazu, die Schlachtopfer aus al- len Winkeln herbeizuziehen. Unter den Urhebern dieser Verfolgungen war

11. Geschichte des deutschen Volkes - S. 79

1867 - Berlin : Vahlen
Heinrich Ii. 1002-1024. § 121-123. 79 land suchte er Böhmen, Meißen, Lausitz, kurz das ganze Land östlich von der Elbe loszureißen. Drei schwere Kriege hat Heinrich Ii. gegen ihn gesochten, doch endlich ihn zu einem Frieden genöthigt (1018), durch welchen Böhmen beim Reiche blieb und er Meissen beim Kaiser zu Lehen nahm. Aber auch im Norden ging alles Land jenseits der Elbe verloren, denn die Wenden im jetzigen Mecklenburg und Holstein (vie Obotriten und Wagrier) fielen in einem großen Aufstande völlig von der deutschen Herrschaft ab und in's Heidenthum zurück. — Im Süden, in Italien, suchte Arduin von Jvrea Italien zu einem selbstständigen, von Deutschland unabhängigen Königreiche zu machen. Dreimal ist Heinrich Ii. über die Alpen gezogen. Das erstemal empfing er nur die lombardische Krone in Pavia, das bei einem Aufstandsversuche in Flammen aufging (1006); das zweitemal empfing er in Rom die Kaiserkrone (1014); das drittemal kam er in voller Kaisermacht (1022). Arduin ist in einem Kloster gestorben. — Im Westen hat Heinrich gegen die Grenznachbarn in Flandern, gegen Aufrührer in Luxemburg u. s. w. streiten, vor Allem aber um die bur- gundische Krone ringen müssen. In Burgund nemlich herrschte der kinderlose Rudolf Iii., der Oheim des Kaisers, aber ohne alles Ansehn bei seinen trotzigen Großen. Er setzte Heinrich Ii. zu seinem Erben ein, und so war Aussicht, daß dieß wichtige Land, welches meist die ganze heutige Schweiz sammt dem Rhonethal fast bis zum Meer hin begriff, dereinst ans Reich käme, ja Rudolf wollte schon jetzt seiner Herrschaft entsagen. Aber die burgundischen Großen wollten die Nachfolge nicht anerkennen, und der schwache König selbst ward wieder schwankend. Es bedurfte zweier Feldzüge, bis Heinrich die künftige Erbschaft sicherte. — Im Innern Deutschlands loderten immer von Neuem einzelne Empörungen auf, und zeigten, wie trotzig und stark die Großen selbst dem Kaiser gegenüber sich fühlten. Nicht mehr bloß mächtige Herzöge, wie zu Otto I. Zeiten, lehnten sich auf; nein, Grafen und Herren wagten, selbst vereinzelt, den Widerstand; so schwach hatte Heinrich die Krone über- kommen. — § 122. Die Ottonen hatten Italien zum Sitz ihrer Weltherrschaft er- heben wollen, und hatten darüber die Grundlage ihrer Macht eingebüßt. Hein- rich Ii. wandte sich wieder mit voller Liebe Deutschland zu. Er konnte die Macht über Herzöge, Grafen, Markgrafen und Ritter nicht mehr wie Otto der Große üben; er mußte sie in allen wichtigen Geschäften zum Beirath entbieten. Auch ihre Lehen wurden schon als erblich betrachtet, und Heinrich änderte hierin nichts. Aber er steuerte streng ihrer Fehdelust, sorgte mit Ernst für den Land- frieden und nahm sich angelegentlich des armen Mannes an, der von jenen immer mehr und mehr bedrückt wurde. Bor Allem aber gründete er die Macht seiner Herrschaft auf die kirchlichen Gewalten im Reich, indem er die Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte ernannte, sie mit ihren großen geistlichen Gebieten zu den Lasten des Reiches heranzog, ihre Güter wie seine eignen benutzte, und stets auf ihre Hülfe sich stützte. Sie bildeten also für ihn und seine Nachfolger ein Gegengewicht gegen die immer selbstständiger werdenden Fürsten, und die Kaiser- macht blieb stark, so lange sie auf diesem Grunde ruhen konnte. § 123t Süditalien war, wie zu Otto's Ii. Zeiten (§ 116.), hier von den Sarazenen, lvort von den Oströmern (Griechen) bedroht. Als die ersteren einst Salerno belagert, hatten vierzig normannische Ritter, von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem heimkehrend, die Stadt vom Feinde befreit. Die Einwohner des Landes luden, in ihrer Dankbarkeit, die Landsleute ihrer Retter ein, sich bei ihnen im schönen Süden niederzulassen. So kamen (1016) die ersten Normannen nach Italien, und begannen sich anzusiedeln und gegen die

12. Die mittlere Zeit - S. 80

1881 - Leipzig : Krüger
— 80 — 4. Heinrich Ii. (1002—1024). Heinrich Ii. §. 109. Da für die Nachfolge gar keine Fürsorge ge-1002—1024. troffen war, traten drei Thronbewerber ans, unter denen Herzog Heinrich von Bayern (der Sohn Heinrichs des Zänkers) wegen feiner nahen Verwandtschaft mit Otto Iii. obsiegte, allerdings nicht, ohne den Großen, die feine Wahl begünstigten, wichtige Zugeständnisse zu machen. — Die Aufgabe dieses klugen und sich auf erreichbare Ziele beschränkenden Fürsten war vornehmlich, das durch Ottosiii. un-gemessenen Ehrgeiz iuverwirrun g geratene 9?eich wieder herzustellen. Daher war feine Regierung, trotzdem er den Frieden liebte, angefüllt mit Kämpfen gegen die Slaven (besonders die Polen, die unter Bvleslav Chrobry sich der Lausitz und Böhmens bemächtigten), gegen Lothringer und Innere Burgunder, sowie gegen Italien. Auch an inneren Kriegen Kämpfe, fehlte es nicht. Aber Heinrich sorgte unablässig dafür, einen geordneten Rechtszustand herzustellen. Um dies zu ermöglichen, zog er Herzöge und Grasen regelmäßig in allen wichtigen Angelegenheiten zu Rate. Noch eine Vergünstigung von hohem Werte Erblichkeit der billigte er ihnen zu: die Er b li ch f e i t ihrerreichslehen. Um Reichslehen. sich nun aber nicht gar zu abhängig von den weltlichen Großen zu machen, begünstigte er besonders die geistlichen Würdenträger durch Überlassung staatlicher Rechte. Die Erzbifchöfe wurden den Herzogen, die Bischöfe den Grafen gleichgestellt. Da deren Macht nicht erblich werden konnte, erhielt der König bei der jedesmaligen Erledigung eines Bistums Gelegenheit, feine Anhänger damit zu belohnen. Überhaupt erwies sich Heinrich Ii. so freigebig gegen die Kirche, daß er später unter die „Heiligen" erhoben worben ist. Dies zeigte sich befvnbers bei der Be-Bistuin Bain- gründung des Bistums Bamberg, das er dazu bestimmte, berg. beutfche Sitte und Sprache unter den slavischen Stämmen im. Fichtelgebirge und in Böhmen zu verbreiten. — Auf brei Römerzüge. Zügen nach Italien erlangte er nicht nur bic Kaiserkrone, fonbern sicherte auch die beutfche Herrschaft über die Lom-barbei. — Seine letzten Regierungsforgen waren: einen Weltfr ieben herzustellen und biekirche von ihren Heinrich Ii. Gebrechen zu heilen. Ehe er aber biefe großen und t 1024. hohen Ziele noch recht anzugreifen vermochte, starb er in

13. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1913 - München [u.a.] : Franz
86 Wiederherstellung des Reiches unter Heinrich Ii. (10021024). Wieder- _ Seinem rastlosen Fleie gelang es zum groen Teile wenigstens 1 Nack auken Zusehen und Macht des Reiches nach auen und innen wieder-' p ' herzustellen. a) Besonders groß war die Gefahr im Osten. Boleslav, der ?^Khne" benannt, hatte, von Otto Iii. mit dem Titel Bruder (desboleslav un^ Freund geehrt, ein groslavisches Reich von der von Polen). Ostsee bis zur Donau, von Pommern- und Preuenland bis einschlielich Bhmen und Mhren errichtet. Ein solches Slavenreich bedrohte geradezu die Sicherheit Deutschlands. Aber klug benutzte Heinrich den Gegensatz zwischen dem christlichen Polen-Herrscher und noch heidnischen Slavenstmmen. Boleslav mute Bhmen herausgeben und die Lehensoberhoheit des Reiches an-erkennen. b) Dreimal (1004, 1013, 1021) zog Heinrich ferner nach Italien. Italien: (gr verhinderte hier, da sich in der Lombardei ein einheimisches Lombardei. Knigtum (unter dem Markgrafen Ardnin von Jvrea) bildete; wre doch der Verlust der deutschen Herrschaft hier einer bedeuten-den Schmlerung des deutschen Ansehens gleichgekommen. Ein solcher Verlust war erst zu ertragen, als Deutschland spter im Osten Ersatz fand. Dazu war aber damals, nach der Zurckdrngung des Deutschtums bis zur Elbe, keine Aussicht; wir sahen ja, da Heinrich Ii. nur den bergang des Slaventums zum Angriff auf Kaisertum. Deutschland zu verhindern vermochte. Auch die Kaiserkrone et> hielt Heinrich (bei seinem zweiten Rmerzuge) der deutschen Nation Unteritalien, und selbst den Einflu Deutschlands auf Unteritalien wute er im allgemeinen zu sichern. So war verhindert, da Frankreich nach Italien die Hand ausstreckte. 2. nach innen. Durch Ottos Iii. Fehler war das knigliche Ansehen so er-schlittert, da Heinrich Ii. auch in Deutschland viel mit Unbotmig-fett zu kmpfen hatte. Trotzdem erwarb er sich durch kluge Migung (vgl. Heinrich I.!) die Anerkennung von ganz Deutschland. Immerhin hatte er z. B. in Bayern mit einer Erhebung des babenbergischen Markgrafen im Nordgau zu kmpfen, der sich vergeblich Hoffnung auf die Herzogswrde gemacht, hatte. Die Folge war eine Zertrmmerung der Nord-mark: nur die Gebiete um Nabburg und Cham erhielt der Mark-graf spter wieder zurck. Das Knigsgut zwischen Regnitz, .Pegnitz und Vils ging Bayern dauernd verloren. Auch wurde 1002 Krnten (mit allem dazu Gehrigen) endgltig abgetrennt. Bayern gab er zwei Jahre spter seinem Schwager (Herzog Heinrich V. von Ltzelburg : Ltzelburg = Luxemburg, von ltzel klein), der sich aber auch nicht immer treu erwies. Lngere Zeit verwaltete der König das Herzogtum selber. Es erfreute sich unter ihm einer bevorzugten

14. Theil 2 - S. 53

1827 - Breslau : Max
63 den sey. Das hatte er in Deutschland nicht zu befürchten ge- habt. Er war nur 22 Jahre alt geworden, und hinterließ keine Kinder. Vom sächsischen Hause war nur noch ein Sprößling übrig, Heinrich, Herzog von Baiern, ein Urenkel Heinrichs des Voglers. Da er nun wußte, daß die Fürsten nicht geneigt wären, ihn zu wählen, so nahm er diejenigen von ihnen, die mit der Leiche des Kaisers aus Italien zurückkehrten, bei sich freundlich auf, bewir- thete sie gut und brachte sie durch Vorstellungen auf seine Seite. Nach manchen Schwierigkeiten wurde er endlich gewählt, und hieß nun Heinrich Ii. Er wird auch der Heilige genannt, weil er nach den Begriffen der damaligen Zeit sehr fromm war, d. i. er und seine Frau entsagten allem sinnlichen Genüsse; sie lebten wie Klostergenossen, und waren äußerst freigebig gegen die Geist- lichen. Indessen ist von ihm zu rühmen, daß er ein überaus thä- tiger und unternehmender'herr im Kriege wie im Frieden war. Viel mehr hatte er, so wie seine Vorgänger und Nachfolger, sich der Sorge um Deutschland widmen können, wenn nicht die Kaiser auf den Besitz des treulosen Italiens ersessen gewesen wären. Italien war Deutschlands Unglück; denn iheils kamen hier un- zählige Deutsche an Krankheiten und durch Gefechte um, theils mußten die Kaiser ihre meiste Zeit und ihre besten Kräfte auf dies Land wenden, dessen Besitz ihnen doch keinen wesentlichen Nutzen verschaffte. Als Heinrich nach Italien kam, ließ er sich mit der alten eisernen Krone der Longobarden zum König von Italien krönen. Aber noch an demselben Tage entstand hier ein gewaltiger Aufruhr. Die Bürger, von Wein und Wuth erhitzt, schlossen die Thore, und bestürmten den Palast, in welchem sich der Kaiser befand. Vergebens versuchte der Erzbischof von Cöln vom Fen- ster aus den wüthendcn Pöbel zu beruhigen; ein Hagel von Steinen und Pfeilen war die Antwort, die er erhielt. Heinrich wollte sich durch einen Sprung aus dem Fenster retten; aber er beschädigte sich den Fuß, und blieb zeitlebens lahm (davon wurde er auch Huffeholz oder der Lahme genannt). Endlich kamen ihm seine Deutschen, die vor dem Thore im Lager standen, und von hier- aus den Lärm in der Stadt hörten, zu Hülse. Sie erstürmten die Mauern, und richteten unter dem Volke ein gräßliches Blut- bad an. Dieser Aufruhr verleidete dem Kaiser das Land so, daß

15. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des dreißigjährigen Krieges - S. 31

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
(Dtto Iii. — Heinrich Ii. 31 (Dtto Iii. (985-1002). - Regentschaft der Kaiserinnen. Wohl mar des Kaisers Sohn bereits gefrönt. Doch er mar ein dreijähriges Kind, und gerade jetzt hätte das Reich eines kraftvollen Herrschers so dringend bedurft. - Erzieherin des Königskindes und Regentin des Reiches mar zuerst Theophano, und nach deren frühem Tode Adelheid. Beide fanden zroar treue Stützen unter den hohen Geistlichen; doch der meltlichen Großen konnten sie nicht Herr merden. Das „Wunder der Welt". Noch schlimmer rnurde die Lage des Reiches, seitdem der junge Kaiser selbst regierte. Otto Iii., ein Sohn der Griechin und ein (Enkel der Römerin, mar munderbar begabt, genoß einen ausgezeichneten Unterricht und rnurde von den Höflingen als das „Wunder der Welt" gepriesen. Doch er fühlte sich mehr als Römer oder Grieche. Dem Volk seiner Väter mar er entfremdet. Sein schwärmerischer Geist rnurde von emig mechselnden Plänen erfüllt; doch die Nächstliegenden Ziele sah er nicht. Für Deutschland mar es dringend notroendig, daß das Ansehen des Reiches unter den Slamen in „(Dstetbien" wieder-hergestellt mürbe. Das „Wunder der Welt" hatte dafür kein Verständnis. Wohl zog er in das Polenland, aber nicht mit dem Schmerte sondern mit dem Pilgerstabe in der Hand. Nach der Meinung aller guten Christen seiner Seit mußte nämlich im Jahre 1000 die Welt untergehen. Deshalb roallfahrtete auch (Dtto u. a. nach Gnesen zum Grabe des Hl. Adalbert, der drei Jahre zuvor bei den heidnischen Preußen als Märtyrer gestorben mar. hier mußte ihn der schlaue Polenherzog für die Gründung eines selbständigen polnischen (Erzbistums Gnesen zu begeistern. Damit mar die meise Bestimmung feines Großvaters, daß alle bekehrten Slamen dem deutschen (Erzbistum Magdeburg unterstellt merden sollten, umgestoßen, der größte Teil des flämischen (Ostens dem (Einfluß der deutschen Kirche entzogen und dadurch auf immer für das Deutschtum verloren. Meist lebte (Dtto im „goldenen Rom". Trotzdem betrachteten die welschen ihn immer als einen Fremden, und schließlich stand ganz Italien in milder (Empörung gegen ihn auf. Run fiel ihm zroar endlich die Binde von den Rügen, aber zu spät. — (Erst 22 Jahre alt starb er auf fremdem Boden, — roie fein Vater. Mit dem Schmerte mußte dem toten Kaiser sein treues (Befolge den weg nach Deutschland bahnen, wenige Jahre zuvor war er in stachen in die (Brust Karls des Großen hinabgestiegen. Der Ruhelose ahnte damals nicht, daß diese Gruft so bald auch feine letzte Ruhestätte werden sollte. Heinrich Ii., der Heilige (1002—1024). Das Kaisertum roar tief erschüttert. Da wurde ein Sproß von dem bayerischen Zweige der (Dttonen 6er Retter Deutschlands. 3m ©sten wie im Süden stellte er das Ansehen des Reiches wieder her. Sofort begann er den Kampf gegen die Slatoen. (Ein Glück für Deutschland war die Abneigung der Elbslawen gegen die Polen; sie verhinderte die drohende Vereinigung aller Slawen. Die (Elbslawen wußte Heinrich auf feine

16. Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges - S. 72

1904 - Erlangen [u.a.] : Deichert
72 Iv. Vom Vertrag zu Verdun bis zum Ende des Interregnums. >1ä8rs.e" 5- Herauf unternahm er wieder einen Zug nach Italien, um seine Idee eines christlichen Weltreiches zu verwirklichen. Der junge Kaiser erlebte eine bittere Enttäuschung. Sowohl die Deutschen als auch die Römer wandten sich von ihm ab; erstere, weil sie in seinen Bestrebungen eine Gefahr für die deutschen Interessen erblickten; letztere, weil sie sich mit einer ihnen verhaßten Fremdherrschaft bedroht sahen. So im Herzen tief verwundet, starb er plötzlich in der Burg Paterno unweit Rom (1002). Seine Leiche wurde feinem Wuufche gemäß im Dom zu Aachen beigesetzt. 1002-1024.' 6. Nach einigen Streitigkeiten uifter den Fürsten^, und Großen des Reiches wurde Ottos Iii. nächster Blutsverwandter, Heinrich Ii. der Heilige (1002—1024), Sohn Heinrichs des Zänkers und Urenkel Heinrichs I., auf den Thron erhoben.' fiel ihm damit keine leichte Aufgabe zu. Das Ansehen Deutschlands war unter den beiden letzten Ottonen ziemlich erschüttert worden und im Innern des Reiches loderte ab und zu bei Herzogen und Grafen der Geist der Auflehnung empor. Doch Heinrich Ii. schien vermöge seiner Klugheit, Besonnenheit und Tatkraft der rechte Mann zur Wiederherstellung der wankenden Ordnung und zur Schirmung der Grenzen zu sein. Äs©eiaeenen 7. Im Osteu, in den Slavenländern, hatte der aufstrebende Polenherzog Boleslaw das Lehensverhältnis, das ihn an Deutschland knüpfte, gelöst, seine Herrschaft über Böhmen und Mähren ausgedehnt und er fnchte nun auch alles Land bis zur Elbe an sich zu reißen. Heinrich Ii. trat ihm entgegen. Nach langwierigen Kämpfen verzichtete Boleslaw auf Böhmen und Meißen. — Und wie im Osten, fo war im Süden, in Italien, das Streben nach völliger Losreißung von Deutschland erwacht. Angespornt durch die deutsch-feindliche Stimmung des Volkes, hatte sich der Markgraf Ardnin von Jvrea zum König von Italien aufgeschwungen. Dreimal erschien Heinrich Ii. jenseits der Alpen, um seine Rechte zu wahren. Es gelang ihm, Nord- und Mittelitalien zu unterwerfen. Auf dem zweiten Römer-' zuge empfing er vom Papste die Kaiserkrone und mit derselben den sog. Reichsapfel (eine goldene Kugel mit einem Kreuze), welcher ein Sinnbild seiner christlichen Weltherrschaft sein sollte. — Burgund. Im Südwesten wurde unter Heinrichs Ii. Regierung der Keim zu einer neuen Machterweiterung des Reiches gelegt. Der schwache, kinderlose König Rudolf Iii. von Burgund, das außer der westlichen Schweiz das Rhonetal bis zum Meere_htn umfaßte, bestimmte Hein-r i ch Ii., Sohn von Rudolfs Schwester, zu seinem Erben. Der trotzige burgundische Adel, der von der Verbindung mit dem deutschen Reich eine Schmälerung seiner schrankenlosen Freiheit fürchtete, widersetzte sich dieser Anordnung, konnte aber nicht verhindern, daß sich Heinrich durch einige Feldzüge die Erbfolge in Burgund sicherte.

17. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 17

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Iii. Heinrich der Vierte. 17 halten. Im heißen Kampfe bewährte sich Markgraf Eckard von Meißen als treuer Wächter der Grenze. Als nun aber der junge König mit 15 Jahren aus der Vormundschaft entlassen wurde, zeigte sich, daß er völlig anders geartet war als seine großen Ahnen. Mehr Grieche und Romane als Deutscher, und erfüllt von gelehrter Bildung, träumte er in Rom, wo er einen glänzenden Hofhalt nach dem Vorbilde des byzantinischen Hofes führte, von einem über den Nationen stehenden römischen Weltreiche. In grellem Gegensatze dazu stand die religiöse Schwärmerei, mit welcher der kaiserliche Jüngling sich Wallfahrten, langen Fasten und Selbstquälereien hingab, angesteckt von der Aufregung, mit der man damals am Ende des tausendjährigen Reiches der Wiederkunft Christi entgegensah. Alles Deutsche erschien dem Kaiser verächtlich, die wichtigsten Interessen Deutschlands wurden nicht nur vernachlässigt, sondern geradezu verraten, indem die Selbständigkeit Polens und Ungarns durch den Kaiser und seinen Papst gefördert wurde. Kein Wunder, daß die Großen Deutschlands damit umgingen, den Schädiger ihres Reiches zu entthronen; ehe es aber dazu kam, verschied der Kaiser plötzlich unweit von Rom, im Herzen getroffen von der Untreue seiner geliebten Römer, die ihn aus der Stadt vertrieben hatten. Nur mühsam und unter Anerkennung des Wahlrechts der deutschen Stämme erlangte die Krone der letzte Sprosse des sächsischen Königshauses, Heinrich Ii. der Fromme, Herzog von Baiern (1002—1024), der in unermüdlicher, nüchterner Arbeit das Auseinanderfallen des Ottonischen Reiches verhütete. Er erwarb die lombardische und die römische Krone, verzichtete aber auf große Kaiserpolitik in Italien. Nach langen mühevollen Kriegen erreichte er im Frieden zu Bautzen (1018), daß der Polenherzog sich mit dem Lehnsbesitz der Mark Lausitz und des Milzienerlandes begnügte; Meißen blieb bei Deutschland. In seiner Regierung stützte sich Heinrich Ii. hauptsächlich auf die deutschen Kirchenfürsten, neben denen die weltlichen Fürsten und Beamten zurücktraten. Mit ihm erlosch (1024) das ruhmvolle 1024 sächsische Kaiserhaus. Iii. Demricb der Vierte. A. Die zwei ersten Salier. Die frei gewordene Krone des Reiches wurde in einer großen Wahlversammlung, die in der Rheinebene bei Worms stattfand Vogel, Eeschichtsleitfaden, Quarta. 2

18. Geschichte des Mittelalters - S. 131

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Otto Iii. Heinrich Ii , der Heilige. 131 Krescentius, ließ diesen und andere Seinesgleichen enthaupten und dem Gegenpapst, der sich Johann Xvi. nannte, Nase und Ohren abschneiden. Von jetzt an blieb Otto fast immer in Italien; seine italienische Groß- mutter Adelheid, seine griechische Mutter Theophano und der gelehrte Mönch Gerbert (später Papst Sylvester Ii.) hatten ihm eine so auslän- dische Erziehung gegeben, daß er Deutschland gering achtete und Italien vorzog. Er ging ernsthaft mit dem Gedanken um, Rom zur Haupt- und Residenzstadt zu machen und Deutschland von Italien aus zu re- gieren, ein Beweis, daß er sein Volk so wenig kannte als die Italiener und seine gerühmte Bildung nichts anderes war als geistreiche Phan- tasterei, die einen Regenten zu seinem ernsten und schweren Geschäfte untauglich macht. Er starb aber schon 1002, in seinem zweiundzwanzig- sten Jahre, in dem Kastell Paterno, wie man glaubte, von der Wittwe des Krescentius vergiftet. Unter ihm hatte die Erwartung auf das Jahr 1000 nach Christus die meisten Gemüther in Angst versetzt, weil man allgemein glaubte, die Welt gehe mit diesem Jahre unter; da gab es viel Reue und Buße und noch mehr Freude, als das Jahr ohne die gefürchtete Katastrophe ablief. Bei Ottos Iii. Tode herrschte in Deutschland und Italien voll- ständige Anarchie, im Norden drohte die Macht des Dänen Sueno, im Nordosten Polen, Böhmen hatte sich losgesagt, die Slaven östlich von der Elbe waren im Aufstande und zerstörten die neugegründeten Bis- thümer. Heinrich Ii. (1002—1024), der Heilige. Unruhen in Deutschland und Italien. Krieg gegen die Slaven. Ottos Iii. Vetter Heinrich Ii., aus der bayerischen Linie des Königs- hauses, hatte während seiner 22jährigen Regierung fast immer damit zu thun, die Feinde des Reichs, die Empörung der Slaven und die immer neu ausbrechenden Unruhen in Deutschland und Italien nieder- zuschlagen. Den deutschen Thron machte ihm anfangs Herzog Her- mann Ii. von Schwaben streitig, der Straßburg, dessen Bischof ihn verlassen hatte, erstürmte und zerstörte; doch fand Hermann für gut, sich 1004 in Bruchsal zu unterwerfen. In Italien hatte sich der Markgraf Arduin von Jvrea zum Könige der Lombardei aufgeworfen. Heinrich besiegte ihn und ließ sich in Pavia krönen; aber in der Nacht entstand ein furchtbarer Aufruhr und nur die unerschütterliche Tapferkeit der Deutschen rettete dem Könige in dem brennenden Pavia das Leben. Er strafte strenge, sowie auch die Römer seinen Arm empfinden mußten, als sie nach gewohnter Weise verfuhren (1014). 9*

19. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 107

1845 - Berlin : Klemann
Heinrich Ii. 107 dennoch versuchte er in Kärnthen das königliche Recht festzuhalten: die Herzogswürden als Beamtenstellen zu vergeben. Aus wahrer Herzensfröm- migkeit demüthigte er sich vor den Geistlichen, welche doch die Nebenbuhler der Fürsten waren; so warf er sich einst in Frankfurt am Main vor den Bischöfen zu Boden, um von ihnen die Erlaubnisi zu erlangen, daß er zu Bamberg ein Bisthum stiften dürfe. Und dennoch leistete er einst, ebenfalls aus Frömmigkeit, dem Domkapitel zu Trier kräftig und unbeugsam Wider- stand, als dieses, um seiner Gemahlin Kunigunde wohlgefällig zu werden, ihren Bruder Adalbert zum Erzbischof gewählt hatte, welchen er noch allzu- jung und zur Würde unfähig befand; darüber ward im Reich ein großer Zwiespalt, welcher Jahre lang dauerte, und er entsetzte darüber sogar seinen andern Schwager, den Baierherzog Heinrich, des Herzogthums, weil der- selbe dem Adalbert bcistand. Mit aller Macht wollte er, gleich seinen Vor- fahren, das königliche Ansehen in der sturmvollen Zeit aufrecht halten; und, je eifriger er dafür kämpfte, um so weniger gelang es ihm doch. So rieb er sich im Kampf gegen lauter augenblickliche Verlegenheiten auf. Indessen gaben's die Italiener immer deutlicher zu erkennen, daß sie nicht länger von den Deutschen abhängig sein mochten, sondern sich als selbstständiges Volk behaupten wollten. Gleich nach dem Hinscheiden Ottos Hi. hatten sie den Markgrafen Harduin von Jvrea zu ihrem König gewählt. Aber die italienischen Bischöfe waren gegen ihn und rie- fen (1004) den König Heinrich Ii., der als Freund und Beschützer der Geistlichkeit bekannt war, aus Deutschland herbei, empfingen ihn mit großen Freuden und krönten ihn in der Stadt Pavia als König Italiens. In dör Nacht nach dem Krönungstag standen jedoch die Bürger Pavia's gegen die wenigen Deutschen auf, welche beim König in der Stadt waren, und stürmten Heinrichs Palast, daß er sich durch einen Sprung durchs Fenster retten mußte; die Deutschen um ihn deckten ihn fechtend mit ihren Herzen, bis die, welche draußen im Lager waren, zum Kampf und zur Rache her- beisprangen. Ein so schlimmer Willkomm verleidete ihm Welschland, und er zog alsobald wieder nach Deutschland heim. Als er aber fort war, miß- achteten die Italiener sein königliches Ansehen erst recht rrnd Harduin wal- tete nun aufs Neue als Herrscher bis zum Jahr 1013. Eben so lang blieb auch der Kaiserthron ledig; denn bei den Völkern stand nun die Mei- nung fest, daß das deutsche Königthum die Grundlage der Kai- serwürde sei. In Rom aber übte die Parthei des Patriciers Johan- nes (eines Sohns des Hingerichteten Crescentius) großen Einfluß und be- drängte den Papst Benedikt Viii., bis dieser den deutschen König um Schuh anrief. Mit größerer Macht, als das erstemal, kam nun Heinrich' Ii. 1013 nach Italien, verscheuchte den Harduin in ein festes Schloß und zog 1014 nach Rom, wo ihn der Papst zum Kaiser krönte. Schon nach acht Tagen ließ jedöch auch das römische Volk seinem Haß gegen die Fremden freien Lauf und der Kaiser kehrte abermals nach Deutschland zurück, ohne sein Ansehen in Italien befestigt zu haben. Da begann Harduin in Italien das alte Spiel aufs Neue; doch bald siegte ihm die deutsche Parthei ob; siech und am Glück verzweifelnd ward Harduin ein Mönch'im Kloster Fruttua- ria und starb darin im Jahr 1015. Sechs Jahre darnach entschloß sieb Kaiser Heinrich (abermals auf Bitten des Papstes) zu einem dritten Heer- zug nach Italien, um die Griechen in Unteritalien zu bekämpfen, wo diese, im Verein mit den Arabern (oder Sarazenen), über die Nachkommen der Longobarden gewaltig geworden waren und die Besitzungen des Pap-

20. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 163

1866 - Leipzig : Teubner
Heinri» Ii 1002 - 1024. 163 halt in der Heimat unmöglich machte, unter Anführung von fünf Brüdern aufbrachen in Italien Ebre und Besitz zu erwerben. Durch den Papst wurden sie bewogen in Melus' Sold zu treten, welcher 1017 mit bestem Erfolg den Kamps in Apulien begann, aber 1018 am Fl. Ofanto eine so schwere Nieder- lage erlitt daß er mit nur sechs Normannen kaum das Leben rettete. Neu angekommene Normannen, voll Begierde ihrer Stammesbrüder Tod zu rächen, setzten ihn in den Stand noch einmal den Kamps zu versuchen, allein eine neue schwere Niederlage war die Folge. Da wandten sich die Blicke Hülfe suchend nach Deutschland. Den Kaiser dazu zu bewegen war mit ein Zweck, um dessen willen Benedict Viii 1020 persönlich nach Dentschland gieng (s. 12); Melus und der Normann Rudolf begleiteten ihn. Die zuge- sagte Hülfe H ward um so dringender notwendig, da die Griechen auf dem Gebiet von Benevent die starke Feste Troja errichtet und die Fürsten Pan- dnls Iv von Capua und Waimar von Salerno auf ihre Seite gezogen hatten und 1021 bereits das römische Gebiet bedrohten. Im Dec. des genannten Jahrs gieng Heinrich Ii über den Brenner nach Verona, wo er auf einem Reichstag den von den Italienern zu stellenden Zuzug ordnete, dann rückte er mit drei Heersäulen nach Unteritalien vor. Nach dreizehn Wochen hart- näckigster Verteidigung ergab sich Troja und ward .trotz der ausgesprochnen Drohungen verschont. Paudnls Iv erhielt als Gefangner einen Aufenthalts- ort in Dentschland angewiesen, Waimar ward zur Huldigung gezwungen, Neapel und Amalfi erkannten von neuem die deutsche Oberhoheit an. Man wird gern entschuldigen, daß Heinrich Ii wegen der Krankheiten, welche die Hitze im Heer erzeugt hatte, schleunigst mach Deutschland zurückkehrte, aber auch zugeben, daß die Übergabe einer Burg bei Sora an Melus' vier Neffen dem Zwecke, zu welchem der Römerzug unternommen war, nicht entsprach, und will man auch Voraussicht der Zukunft keinem Menschen zumuten, die Ver- gangenheit in andern Ländern konnte jeden Herscher belehren, welch' ein gefähr- liches Element durch Anfnahme von Normannen einem Lande eingefügt werde. 11. Da die Kirche Heinrich Ii nebst seiner Gemahlin Knnigunde unter die Heiligen ausgenommen"), so werden wir daranf hingewiesen, daß er ein Förderer der Entwicklung gewesen, durch welche die Kirche zur Allein- herschast gelangte, daß er den Wünschen und Hoffnungen des Klerus eifrig gedient hat. Sein Sinn hat allerdings nichts von der die Thatkraft lähmenden, schwärmerischen Ascetik Otto's Iii, ist aber auch wesentlich verschieden von der Frömmigkeit Otto's I, welcher vor allen das Schwert des Gerichts in seine Hände gelegt wüste und sein Recht über die Kirche streng warte. Diejenige Organisation der Kirche zu geben und ihr diejenige Geltung im Staat zu ver- schaffen, in welcher sie vollständig kirchlich zu wirken vermöge, sah er als die erste seiner Pflichten an und glaubte in deren Erfüllung zugleich die rechte Reichs- regierung mit enthalten. Wärend die Vorgänger es sich unendlich viel kosten gelaßen, die Heiden in die Kirche einzuführen, betrachtete er dies als der Zukunft zu überlaßen, als etwas, dessen Inangriffnahme den zunächst zu erreichenden Zweck verzögere und störe H. Zuerst galt es ihm, der Verwelt- 1 1) Melus starb in Bamberg, unzweifelhaft aber ist, daß er von Heinrich Ii die Belehnung mit Apulien empfangen hatte. •— 2) Heinrich wurde 1146, Kuni- gunde 1200 canonisiert. — 3) Man kann nicht anders sagen, als daß er das Heiden- ium der Lintitzcn förmlich hätschelte (Giesebr. Ii 165). Die wenn auch schwärme- rischen, aber aus ernster und aufrichtiger Begeisterung hervorgcgangnen und Frucht versprechenden Missionsbestrebungen Bruns von Ouerfurt und des Thüringers Günther fanden bei ihm keine Teilnahme. 11*