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1. Vaterländische Geschichte - S. 36

1909 - Nürnberg : Korn
— 36 — ein furchtbares Gedränge, so daß sie einstürzte und gegen 3000 Böhmen in den reißenden Fluten ihren Tod fanden. Ottokar mußte um Frieden bitten und alles Eroberte wieder herausgeben. Ludwig der Strenge hatte eine Schwester, Elisabeth, welche an den deutschen Kaiser Konrad Iv. verheiratet war. Sie hatte einen Sohn, „Konradin". Derselbe war beim Tode seines Vaters, der in Italien plötzlich starb, erst zwei Jahre alt. Nie haben sich Vater und Sohn gesehen. Am Hofe feines Oheims und Vormunds, des Herzogs Ludwig von Bayern, wuchs Konradin zu einem fchönen blühenden Jüngling heran. Mit 16 Jahren zog er, aufgefordert von einer italienischen Gesandtschaft, unter Einwilligung seines Oheims nach Italien, um sich das Reich seines Vaters zu erobern. Er sah seine Heimat nicht mehr. Karl von Anjou besiegte ihn, nahm ihn gefangen und ließ ihn auf dem Marktplatz in Neapel auf Grund eines ungerechten Urteils wie einen gemeinen Verbrecher hinrichten (1268). Seine letzten Worte waren: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich Dir!" So fcbied der letzte Hohenstaufe aus dem Leben. Seine Gebeine ruhen in der Kirche Santa Maria del Carmine zu Neapel. König Maximilian Ii. von Bayern ließ als Kronprinz dortselbst dem Unglücklichen eine Marmorstatue errichten. Vielfach ist das traurige Geschick des letzten Hohenstaufen im Liede besungen worden. „Du blondgelockter Knabe, wie klingt dein Name hold Im deutschen Heldenliede, im deutschen Saitengold, So stolz wie Schwerterklingen in lauter Hunnenschlacht, So mild wie Wipfelrauschen in stiller Lenzesnacht, Doch auch wie Wettergrollen, wenn die Natur empört, Was liebend sie geschaffen, in wildem Haß zerstört." L. Wohlmuth. Die bayerischen Herzoge erbten Konradins Güter zum großen Teil und vermehrten dadurch ihre Besitzungen. Aber schon die Teilung der Hinterlassenschaft führte zu neuen Uneinigkeiten der Brüder. Die Streitigkeiten verschärften sich bei der neuen Kaiserwahl. Nach dem Aussterben der Hohenstaufen war in Deutschland eine schreckliche Zeit. Die Kaiserkrone war so wenig gesucht, daß sich kein einheimischer Fürst um sie bewarb. So wurden denn zwei Ausländer, ein Spanier und ein Engländer von je einem Teil der Kurfürsten zu deutschen Kaisern gewählt. Man nennt diese Zeit in der Geschichte Interregnum (Zwischenregierung). Das Kaisertum war so tief gesunken, daß sich die Kurfürsten gar nicht schämten, ihre Stimmen zu verkaufen und demjenigen zu versprechen, der am meisten dafür bezahlte. Einer dieser beiden Kaiser kam gar nie nach Deutschland; der andere erschien wohl einigemale, ohne jedoch etwas irgendwie Bedeutendes zu leisten. Daß unter solchen Verhältnissen kein Recht und keine Ordnung herrschte, könnt Ihr Euch denken. Jedermann half sich

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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 35

1896 - Leipzig : Hirt
35 heran; die letzte Hoffnung des Geschlechts. Auer der Mutterliebe verschnte auch die Freundschaft mit dem gleichalterigen Friedrich von Baden seine Jugend. Aber dem hochgesinnten Jngling lieen die Ansprche seines Hauses auf das Knigreich Neapel keine Ruhe, da er in Deutschland keine Aussicht hatte zum Herrscher erwhlt zu werden. Trotz aller Beschwrungen der Mutter, die den Untergang des einzigen Sohnes in dem gefhrlichen Lande voraussah, folgte wie verblendet der 16jhrige Konradin der Einladung seiner Anhnger in Italien, die ihm treue Untersttzung zusicherten. Die letzten Familiengter in Schwaben mute der Knigssohn verpfnden, um wenigstens ein kleines Gefolge zusammenbringen zu knnen. 2. Hoffnungsfreudig berschritt Konradin mit seinem treuen Freunde die Alpen. Man nahm in Italien den herrlichen Jngling begeistert auf. Sein Wesen stach doch sehr ab von dem seines Gegners, Karl von Anjou. Diesen franzsischen Prinzen hatte der Papst herbeigerusen und als König eingesetzt. Das war ein finsterer, grausamer und heimtckischer Mann, der seine Landsleute bermig begnstigte, obwohl durch deren bermut die Italiener gegen diese Fremdherrschaft noch erbitterter wurden. Das Erscheinen Konradins wurde als eine Erlsung begrt; der Sieg der Deutschen schien gesichert. Es kam zur Schlacht (bei Tagliacozzo 1268). Schon hatte die Tapferkeit der deutschen Ritter, welche Konradin begleiteten, den Sieg ent-schieden: da zerstreuten sie sich nach ihrer Gewohnheit, um zu 'plndern; dies hatte ein Ratgeber Karls voraus gesehen, einen Hinterhalt gelegt und vernichtete auf diese Weise die zgellos Plndernden. Konradin mute fliehen; er vertraute auf die Treue eines von den Staufern mit Wohlthaten berschtteten Italieners (Frangipani); doch dieser verriet ihn und lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Es wurde nun Gericht gehalten der Konradin und seinen Freund. Nur eine Stimme erklrte sich fr seine Schuld und sprach das Todes-urteil aus. Aber das gengte dem rachschtigen Franzosen, den letzten Staufer hinrichten zu lassen. 3. Die Freunde saen ahnungslos im Kerker beim Schachspiel, als ihnen ihr Los verkndet wurde. Wrdig und gefat hrten sie das Urteil, so ungerecht es auch war. Konradin setzte seinen letzten Willen auf, und nur dann drohte ihn der Schmerz zu bermannen, wenn er an die ferne Mutter dachte. Auf sie waren auch seine Gedanken gerichtet, als er auf dem Markt-Platz in Neapel das Blutgerst bestieg. Zu den Umstehenden sprach er mit 3*

2. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 33

1905 - Delmenhorst : Horstmann
3m Redensart: „Ick will'r den Spaden heninstecken" (b. H. Ich will die Sache aufgeben.) Schlechte Instandhaltung oder mutwillige Zerstörung des Deiches wurden auf das schwerste bestraft. Es kam wohl vor, daß der Missetäter lebendig mit dem Holze und den Steinen seines Hauses im Deiche begraben wurde. Alle Bestimmungen über das Deichwesen wurden Deichrecht genannt; Deichgrafen und Deichgeschworene hatten über seine Ausführung zu wachen. 3. Sturmfluten. Da die Deiche noch nicht so fest und so hoch waren wie jetzt, so wurdeu sie oft von den Fluten zerstört, und die salze See drang in das Land. Um das Jahr 1066 wurde das nördliche Rüstringen von den Fluten verschlungen; 1170 erweiterte sich die Zuydersee zu ihrer jetzigen Größe, reichlich 100 Jahre später bildete sich im Laufe eines Jahrzehnts der Dollart. Im Jahre 1219 begann die Marcellusflut an unserer Küste ein Zerstörungswerk, das durch weitere Fluten, deren eine die Antonislut war, zum Abschluß gebracht wurde: es entstand der Jadebusen. Die Friesen waren nicht ohne Schuld an dem Landverlust: sie hatten die entstandenen Deichschäden nicht rechtzeitig wiederausgebessert, und als sie endlich daran gingen, war es zu spät, und die Deiche mußten jetzt weiter landeinwärts gelegt werden. 4. Bant. Ein Neberrest der zerstörten Dorfschaften ist die Ruine der Banter Kirche. Zur Erinnerung an das alte Bant wurde im Jahre 1879 eine neugebildete Gemeinde bei Wilhelmshaven „Bant" genannt. Sie liegt säst an der Stelle des alten Kirchspiels Bant, das sich dort erstreckt haben muß, wo jetzt das Vorland des Deiches ist. 25. Das Zwischenreich. 1254—1273. 1. Die letzten hoheustauftscheu Kaiser. Die letzten hohenstausischen Kaiser hatten fortwährend in Italien zu kämpfen, aber sie vermochten, wenig auszurichten; denn die Macht des Papstes, der dort ihr größter Gegner war, war damals größer als alle Fürstenmacht. Als von den Hohenstaufen nur noch ein Knabe übrig war, namens Konradin, d. h. der kleine Hoitmd, ging der Papst soweit, daß er dessen Erbland, das Königreich Neapel, einem französischen Prinzen schenkte. Zwar zog Konradin, als er erwachsen war, mit einem Heere nach Italien, um sein Erbteil wieder zu gewinnen, aber er wurde besiegt, gefangen genommen und in Neapel hingerichtet. 2. Fremde Kaiser. Als das Geschlecht der Hohenstaufen ausgestorben war, war bas kaiserliche Ansehen in Deutschland so gesunken, daß fein deutscher Fürst Kaiser sein mochte. Infolge Uneinigkeit der Kurfürsten wurden zwei auswärtige Fürsten zu Kaisern gewählt, Richarb von Cornwallis und Alfons von Kastilien. Dieser kam nie nach Deutschland, jener nur, um seinen Wählern Geschenke zu bringen. 3. Das Faustrecht. In Deutschland herrschte bamals die größte Verwirrung und Unordnung. Die Fürsten und hohen Geistlichen suchten ihre Macht zu vermehren, führten Krieg unter einander ober mit den Städten, um ihre Gebiete zu vergrößern. Die Ritter aber führten ein Pleunsr und Neels deutsche Geschichte. Z

3. Das Mittelalter - S. 187

1884 - Mainz : Kirchheim
Konradin der letzte Hohenstaufe. 187 beiden Nachfolger Ri ch ard von Cornwallis und Alfons von Castilien. Es war eine Zeit allgemeiner Unordnung und Zerrüttung und Deutschland so gut wie ohne Regenten. Darum heißt jene Zeit auch das Zwischenreich oder das Interregnum (1250—1273). 9. Der letzte Hohenstaufe. Als Konrad Iv. starb, war sein einziger Sohn Konradin erst 2 Jahre und 2 Monate alt. Seine Erziehung blieb seiner Mntter Elisabet überlassen, die Vormundschaft aber übernahm ihr Bruder, Herzog Ludwig von Bayern, welcher auf einem Schlosse am Bodensee lebte. Aber die Schwester wie der Neffe mochten bei dem leidenschaftlichen und strengen Manne wohl kein sehr erfreuliches Leben führen; denn Ludwig war ein roher, jähzorniger Mann, der, durch einen gänzlich unbegründeten Argwohn zur Wut gereizt, seine schöne und tugendhafte Gemahlin vor den Augen der Königin Elisabet von einem Wächter enthaupten ließ. Es war gewiß eine peinliche Lage, vou der Gnade eines solchen Oheims abzuhängen, aber zum Glück hatte der Kuabe einen Leidens- und Gesinnungsgenossen in Friedrich von Baden erhalten. Viel Traumbilder aus der Vergangenheit und Zukunft mögen die schwärmerischen Knaben umschwebt haben, während sie auf leichtem Kahn ant Ufer des Bodensees dahin fuhren, jenseits des blanken Wasserspiegels die erhabenen Alpen erblickten, hinter denen Italien mit feinen turmreichen Städten, blühenden Gefilden und malerischen Landschaften lag. Gern erzählten sich die Knaben von den Thaten ihrer Ahnen, deren Geschichte sie eifrig lasen, und da erwachte in ihnen das Verlangen, es den Vorfahren gleich zu thun, den jungen Hohenstaufen aber ergriff eine mächtige Sehnsucht, Italien, das Erbe feiner Familie in Besitz zu nehmen. Ganz gab er sich solchen Träumereien hin, denn ihm fehlte es an Lebenserfahrung, um zu beurteilen, daß ein fünfzehnjähriger Knabe nicht imstande sei, ein so verwildertes Volk, wie die leidenschaftlichen Italiener es damals waren, zu beherrschen. Das Glück schien ihn aber zu begünstigen. Gleich nach dem Tode feines Vaters Konrad Iv. hatte der Papst das Lehnsrecht über die Länder Neapel und Sieilien für sich in Anspruch genommen und obgleich Manfred, ein jüngerer Bruder Konrads, der sich König vou Italien nannte, diese Länder für feinen Neffen Konradin zu behaupten suchte, dieselben dem Bruder Ludwigs, des Heiligen, vou Frankreich, Karl von Anjou, Zu Lehen gegeben. In dem daraus entstehenden Kriege unterlag

4. Theil 2 - S. 189

1839 - Leipzig : Fleischer
189 seinen Neffen Konradin falle, und wußte sie auch lange kräftig gegen den Papst, der ihn mit dem Banne belegte, und alle Empörer zu be- haupten. Indessen hörte der Papst (Urban 4.) nicht auf, sie hier und da auszubieten. Er wandte sich an Ludwig 9., und forderte ihn auf, sie für einen seiner Söhne in Besitz zu nehmen. Aber dieser antwor- tete: sich fremden Eigenthums anmaßen, sey schändlich. Ohne sein Gewissen zu verletzen, könne er sich nicht in die Angelegenheiten Si- ciliens mischen. Bei Karln von Anjou dagegen, Ludwigs Bruder, fand der Papst williges Gehör. Karl war 42 Jahre alt, klug, thätig und tapfer, aber von schlechtem Herzen. Schon sein Aeußeres schreckte zurück. Seine olivenfarbige Haut, sein strenger, wilder Blick, seine finstere Stirn gaben ihm ein widriges Ansehen; nie sah man ihn freundlich oder gar lächelnd; er sprach nur wenig, und stets ernst, strafte streng und mit Grausamkeit, und nie kam ein Gefühl von Men- schenliebe in sein hartes Gemüth. Welche verschiedene Brüder: der fromme, theilnehmende Ludwig, und der finstere, kalte Karl! Es kam nun nur darauf an, das geschenkt erhaltene Land zu erobern. So ungern auch der gute Ludwig die ungerechte Unterneh- mung seines Bruders sah, so konnte er sie doch nicht hindern. Mit des Papstes (Clemens 4.) Unterstützung warb Karl ein treffliches Heer, und zog nach Italien. Bei Benevento trafen sich 1266 Karl und Manfred. In dieser Schlacht gingen viele Bestochene von Manfreds Söldnern zu Karln über, andere flohen. Erschrocken sah sich Manfred nach ihnen um; da fiel der silberne Adler, den er als Zierde auf dem Helme trug, herab auf den Sattel. „Das ist ein Zeichen Gottes!" seufzte er. Er fühlte, daß seine letzte Stunde gekommen sey, stürzte sich in das Schlachtgewühl, und wurde nie wieder gesehen. Diese Schlacht entschied das Schicksal Neapels und Siciliens. Beide Länder wurden den Franzosen unterworfen, und wie sehr auch die Einwohner über die neuen Herrscher seufzten, so wagten sie doch, eingeschüchtert und betäubt, keinen Widerstand. Indessen war Konradin, von seiner Mutter Elisabeth treu ge- pflegt, am Hofe seines Oheims, des Herzogs von Baiern, zum Jüng- linge herangewachsen. Viele Italiener fanden sich bei ihm ein, und ermunterten ihn, nach Italien zu kommen, und sein väterliches Erbe zu erkämpfen. In der Lombardei, sagten sie, ständen Viele bereit, sich auf den ersten Wink zu erheben, und mit jedem Tagmarsche vorwärts würde sein Heer wachsen. Die besorgte Mutter warnte vor der ge- fährlichen Unternehmung. Sollte sie ihren einzigen Sohn, einen zar- ten Jüngling von 15 Jahren, in den Kampf auf Leben und Tod ziehen lassen? Aber Konradin hatte bereits gewählt. Seine Güter in Deutschland waren fast alle schon in fremden Händex; er hatte nichts mehr als die Hoffnung, und diese leuchtete ihm jetzt so freund-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 271

1861 - Leipzig : Brandstetter
271 Gesetze erfolgten; den Franzosen wurden Reichswürden und Güter ver- liehen; das Volk seufzte unter eisernem Scepter. Unter diesem Druck, in dieser äußersten Noth, gelang es einigen edlen ghibellinisch gesinnten Nea- politanern, nach Deutschland zu entkommen, wo unter dem Schutze des Herzogs Ludwig vou Baiern ein Sprößling des hohenstaufischen Geschlechtes erwachsen war, Konradin, der Sohn Konrad's Iv. Zur Zeit, als die neapolitanischen Gesandten bei ihm eintrafen, war er ein herrlich auf- blühender Jüngling von sechzehn Jahren, voll Kühnheit, Begeisterung und Poesie. Die Schilderungen des trostlosen Zustandes in seinen angestamm- ten Erbländern entflammten seine Phantasie und ergriffen sein Gemüth. Die italienischen Ritter luden ihn ein, nach Neapel zu kommen, das Reich zu übernehmen und den Thronränber Karl zu vertreiben; sie versicherten, daß alles Volk ihm zufallen würde, denn die Liebe für das Haus Hohen- staufen sei nicht ausgestorben. Wohl flehte die besorgte Mutter den uner- fahrenen Sohn an, sich nicht in einen Kampf zu wagen, in welchem Vater und Oheim bereits unterlegen; nicht ein Land zu betreten, welches der Fluch seines Hauses geworden sei. Aber vergebens. In Konradin's jugend- licher Brust schlug das Herz der Hohenstaufen; er kannte keine Furcht. Seine schwäbischen Erbgüter verpfändend, rüstete er ein Heer aus, an das sich viele deutsche Ritter anschlossen, und zog mit seinem Freunde Friedrich von Baden, einem Sohne der östreichischen Gertruds, im Jahre 1267 über die Alpen nach Italien. Hier kamen ihm allenthalben die zahlreichen Ghibellinen freudig entgegen; in Rom empfing ihn, dem Papste zum Trotze, der Jubel des Volkes. Die Stadt war auf das Herr- lichste geschmückt. Als Konradin das Kapitol erreicht hatte und nun da- stand in jugendlicher Heiterkeit und Schönheit, umgeben von so viel Fürsten und Edlen, da stieg der Jubel auf's Höchste. Niemand zweifelte an dem freudigsten Gelingen. Mit einem Heere von 30,000 Mann und einem Herzen voll jugend- licher Hoffnung betrat Konradin die Grenze des Landes, das seine Heimath war, obgleich er es nie gesehen. Bei Tagliacazzo, wo er auf die Franzosen stieß, warf der Ungestüm seiner tapferen Krieger den Feind im ersten Anlauf. Schon eilten die Deutschen zur Beute, da brach plötz- lich eine feindliche Reiterschaar aus einem Hinterhalte hervor, fiel über die zerstreuten Haufen her und entriß ihnen den bereits errungenen Sieg. Konradin und Friedrich entkamen an die Küste; sie bestiegen ein Schiff, auf dem sie zu dem Grafen Frangepani flüchteten, dem Kaiser Friedrich Ii. einst große Wohlthaten erwiesen hatte. Nicht entfernt dachten sie an Verrath. Dennoch ließ der treulose Mann sich von Karl von Anjou durch Geld erkaufen, die beiden herrlichen Jünglinge ihrem Henker auszuliefern. Gleich gemeinen Verbrechern unter Hohn und Miß- handlung wurden sie nach Neapel geführt. So mußte Konradin seine Hauptstadt zum erstenmal betreten. Vor Gericht gestellt, wagten selbst Anjou's Beamte die Verurthcilung

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 254

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
254 in. Geschichtsbilder. 118. Untergang des In seinem 26. Lebensjahre war der letzte Kaiser des Hohenstaufenhauses, Konrad Iv. in Italien plötzlich vom Tode dahin gerafft worden, einen erst zweijährigen Sohn, den durch sein trau- riges Ende bekannten Konradin, hin- terlassend. In Deutschland trat nun jene unheilvolle Zeit ein, welche man das Interregnum heißt. In Neapel und Sicilien, den italienischen Erblan- den der Hohenstaufen von Constanza, der Gemahlin Heinrichs Vi., hatte Konradins Oheim Manfred die vor- mundschaftliche Regierung in die Hand genommen. Allein ein französischer Prinz, Karl von Anjou, hatte mit Zustim- mung des Papstes Clemens Iv. die Herrschaft an sich gerissen und im Kampfe gegen den schon in der ersten Schlacht gefallenen Manfred behauptet. Der Sieger nahm Besitz von Neapel und Sicilien und herrschte mit eiserner Strenge. Es entstand bald ein allge- meines Mißvergnügen über die Herr- schaft der Franzosen, und man sehnte sich nach einem Retter. Konradin, fast aller Güter und Wür- den seiner Vorfahren verlustig, lebte bei seinem Oheim, dem Herzoge Ludwig von Bayern. An ihn, den sechszehn- jährigen Jüngling wendeten sich die Anhänger des Hohenstaufenhauses in Italien mit der Aufforderung, sein sicilisches Erbe in Besitz zu nehmen. Ghibellinische Städte, wie das reiche Pisa, boten bereitwillig Unterstützung an Geld und Mannschaft; auch in Deutschland fanden sich Ritter genug zur Theilnahme für den Zug nach Italien. Vergebens warnte mit ahnen- dem Gemüthe die liebende Mutter, ver- gebens stellte sie dem Sohne vor, wie Italien mit all' seinen Reizen und Schätzen die Hohenstaufen nur zum Ver- derben an sich gelockt habe: Der kühne Geist der Ahnen war im Jüngling lebendig und das Zureden seiner Freunde vermochte mehr über ihn als das Ab- rathen der Mutter. Durch Verkauf und Verpfändung der letzten hohen- staufischen Erbgüter hatte er das erfor- Hohenstaufengeschlechtes. derliche Geld zusammengebracht und im Herbste 1267 zog er mit etwa 10000 Mann durch das Etschthal nach Verona. Die italienischen Städte empfingen ihn wohl ehrenvoll, thaten aber wenig für seine Sache; der Papst dagegen belegte ihn mit dem Banne. Trotzdem ward Konradin selbst in Rom von Senator Heinrich in Ehren empfangen. Die Häuser und Gänge waren mit Blumen, Kränzen und Tapeten geziert und reich geschmückte Frauen und Jung- frauen holten ihn ein und führten ihn auf's Capitol. Zu derselben Zeit hatte die pisanische Flotte in der Meerenge von Messina einen vollständigen Sieg über die provenhalische erfochten; wenn die Ereignisse auf dem Festlande nur einigermaßen zu Gunsten Konradins ausschlugen, so konnte man Sicilien als gewonnen betrachten. Am 18. August 1268 brach das Heer des Hohenstaufen von Rom auf und drang nach Apulien vor. In der Ebene von Tagliacozza (Scurcola) trafen die beiden Gegner auf einander. Schon hatten die Deut- schen die erste Schlachtreihe geworfen und auch die zweite in die Flucht ge- schlagen ; man glaubte Karl von Anjou todt und überließ sich zu früh der Freude des Sieges. Plötzlich brach der Feind aus einem Hinterhalt hervor, warf alle noch auf dem Schlachtfelde befindlichen Heeresabtheilungen in die Flucht und zerstreute sie. Konradin rettete sich auf ein Schiff, wurde aber durch einen Frangipani, ein Glied des den Hohenstaufen am meisten Zugethanen römischen Geschlechtes gefangen genom- men und an Karl ausgeliefert. Gleiches Loos traf auch seinen treuen Jugend- freund Friedrich von Baden. Auf unparteiischem, leidenschafts- losem, rechtlichem Wege, so hieß es jetzt, müsse über das Schicksal der Ge- fangenen entschieden werden: deshalb ließ der König Richter und Rechtsge- lehrte aus mehreren Theilen des Reiches nach Neapel kommen, welche untersuchen und das Urtheil sprechen sollten. Jeder von ihnen, das hoffte er, werde der

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 235

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
235 Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver- banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit voller Unruhe und Aufregung. Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk- samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter- italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war, entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter- zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be- gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen. Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen, durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver- urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge- fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen. Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver- kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge- murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund, und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn, sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht

8. Geschichte des Mittelalters - S. 139

1867 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc. 139 an Carl von Anjou ausgeliefert. Nach einigen Jahren erlag sie im Gefängniß der harten Behandlung, ungewohnter Nahrung und ihrem Schmerze. Ihre Tochter Beatrip schmachtete 15 Jahre im Kerker, bis sie 1281 Carl gegen seinen gefangenen Sohn an Peter von Arragonien*) freigab. Manfreds drei unmündige Söhne blieben in lebenslänglicher Haft; der älteste, Heinrich, erblindete und starb erst, nachdem er 43 Jahre duldend und ergebungsvoll in die Fügungen des Himmels auf Befreiung von so unsäglichem Jammer geharret hatte. Carl von Anjou quälte seine Unterthanen so sehr, daß diese dem letzten Sprößling des hohenstaufischen Hauses 100,000 Goldstücke zu- schickten und ihn aufforderten, er möge kommen und Besitz nehmen vom rechtmäßigen Erbe seiner Väter. Konradin war beim Tode seines Vaters (1254) zwei Jahre alt gewesen. Seine Erziehung hatte seine Mutter Elisabeth ihrem Bruder Ludwig überlassen. Aber Frau Elisa- beth und Konradin hatten bei . dem leidenschaftlichen, strengen Herrn keinen frohen Augenblick gehabt und ihn gern wieder verlassen (§. 30). Als Elisabeth 1259 den Grafen Meinhard von Görz heirathete, blieb zwar Konradin noch einige Jahre bei seinem Oheim, begab sich aber nachher auf seine Güter im Thurgau am Bodensee und schloß sich hier eng an Friedrich von Oestreich an, der wie Konradin das väterliche Erbe entbehrte. Als Konradin die Einladung erhielt, sein väterliches Erbe in Besitz zu nehmen, prüfte er mit seinem Freunde, seinem Oheim und seinem Stiefvater sorgfältig die Umstände und Anerbietungen. Alle stimmten überein, daß es Konradins Pflicht sei, Neapel zu befreien und in Besitz zu nehmen. Nur das Mutterherz widersprach aus Gründen der Liebe, der Ueberzeugung und der Erfahrung. Doch Konradin kannte keine Furcht, verpfändete seine Güter und zog mit einem stattlichen Heere nach Italien. Hier schaarten sich die zahl- reichen Gibellinen freudig um das hohenstaufische Banner; sogar Rom öffnete ihm, dem Papste zum Trotze, die Thore und empfing ihn mit großem Gepränge. Allein der Ausgang war traurig. Bei Tagliacozzo stieß Konradin auf die Truppen Carls von Anjou und warf sie. Während aber die Deutschen ihres Sieges gewiß sich auf dem Schlacht- felde zerstreuten, um zu plündern oder zu baden, denn es war entsetz- lich heiß, brach eine Schaar französischer Reiter unter dem alten Admiral Valery aus einem Hinterhalt hervor und entriß ihnen den eben er- rungenen Sieg. Konradin und sein Freund Friedrich von Baden mit Carl von Anjou wird König von Neapel. Konradin, der letzte Hohenstaufe, will sein Erbe in Italien erobern verliert die Schlacht bei Tagliacozzo *) Er hatte Manfreds älteste Tochter Constantia geheirathet.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 235

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
*235 Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten; der alte deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver- banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit voller Unruhe und Aufregung. Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, denen durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk- samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn Nam«is Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter- italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war, entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter- zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be- gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen. Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen, . durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver- urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge- fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen. Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver- kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet auszusöhnen. Am 29.Oktober 1268 wurden die Berurtheilten zum Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge- murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund, und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn, sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode vcrurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht

10. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 49

1896 - Leipzig : Voigtländer
— 49 — Berges umkreisen Raben; endlich aber wird ein Adler kommen und sie hinwegscheuchen. Dann erwacht der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und bringt die alte Macht und Herrlichkeit des deutschen Reiches wieder. 5. Konradin. — Die letzten vier hohenstanfischenkaiser hatten fortwährend in Italien, namentlich mit den Päpsten, zu kämpfen. Es war ein langes, furchtbares Ringen, in welchem die kaiserliche Macht der stärkeren päpstlichen Gewalt zuletzt erlag. So folgte dem höchsten Glanze des Kaisertums bald fein Verfall. Als endlich von dem hohenstanfischen Hanse nur mehr ein unmündiges Knäblein, K o n r a d in, d. i. der kleine Konrad, übrig war, gab der Papst dessen Erbland, das Königreich Neapel, an einen französischen Prinzen. Zwar zog Konradin, sobald er in Deutschland zum Jüngling herangewachsen war, mit einem Heere aus, um sein väterliches Erbe wieder §it erobern; allein er ward geschlagen, gefangen genommen und in Neapel wie ein Verbrecher hingerichtet. So unglücklich endete das glorreiche Geschlecht der Hohenstauseu. 6. Ausgang und Folgen derkreuzzüge. — Es erfolgten noch mehrere Kreuzzüge; allein dieselben hatten keinen dauernden Erfolg. Nach und nach kamen alle christlichen Besitzungen in Palästina wieder in die Hände der Türken. Das war der Ausgang derkreuzzüge, die beinahe 200jahre dauerten und 6 Millionen Christen das Leben kosteten. Doch waren diese Züge nicht ohne wichtige Folgen für ganz Europa. Durch sie lernte man bis dahin ganz fremde Länder kennen und mit diesen zugleich die Sitten und Einrichtungen fremder Völker. Manche Erzeugnisse des Morgenlandes wurden nach Europa gebracht, manche Kunst dahin verpflanzt. Der Handel gewann eine größere Ausdehnung, und zahlreiche Städte erhoben sich hierdurch zu blühendem Wohlstand. Vor allen Dingen aber förderten die Kreuzzüge die Macht der Kirche und des Papstes. Sie wurden ja von der Kirche angeregt, zu ihrer Ausbreitung und Verherrlichung unternommen, und die Päpste galten als ihre obersten Leiter. Hierdurch wurde erreicht, was Gregor Vii. erstrebt hatte: der Glanz der päpstlichen Gewalt verdunkelte alle mit* Andrä, Deutsche Geschichte. Ausg. B. 4

11. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 49

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 49 — Berges umkreisen Raben; endlich aber wird ein Adler kommen und sie hinwegscheuchen. Dann erwacht der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und bringt die alte Macht und Herrlichkeit des deutschen Reiches wieder. 5. Konradin. — Die letzten vier hohenstaufischenkaiser hatten fortwährend in Italien, namentlich mit den Päpsten, zu kämpfen. Es war ein langes, furchtbares Ringen, in welchem die kaiserliche Macht der stärkeren päpstlichen Gewalt zuletzt erlag. So folgte dem höchsten Glanze des Kaisertums bald sein Versall. Als endlich von dem hohenstaufischen Hause nur mehr ein unmündiges Knäblein, K o n r a d in, d. i. der kleine Konrad, übrig war, gab der Papst dessen Erbland, das Königreich Neapel, an einen französischen Prinzen. Zwar zog Konradin, sobald er in Deutschland zum Jüngling herangewachsen war, mit einem Heere aus, um sein väterliches Erbe wieder zu erobern; allein er ward geschlagen, gefangen genommen und in Neapel wie ein Verbrecher hingerichtet. So unglücklich endete das glorreiche Geschlecht der H o h e n st a u s e n. 6. Ausgang und Folgen der Kreuzzüge. — Es erfolgten noch mehrere Kreuzzüge; allein dieselben hatten keinen dauernden Erfolg. Nach und nach kamen alle christlichen Besitzungen in Palästina wieder in die Hände der Türken. Das war der Ausgang der Kreuzzüge, die beinahe 200 Jahre dauerten und 6 Millionen Christen das Leben kosteten. Doch waren diese Züge nicht ohne wichtige Folgen für ganz Europa. Durch sie lernte man bis dahin ganz fremde Länder kennen und mit diesen zugleich die Sitten und Einrichtungen fremder Völker. Manche Erzeugnisse des Morgenlandes wurden nach Europa gebracht, manche Kunst dahin verpflanzt. Der Handel gewann eine größere Ausdehnung, und zahlreiche Städte erhoben sich hierdurch zu blühendem Wohlstand. Vor allen Dingen aber förderten die Kreuzzüge die Macht der Kirche und des Papstes. Sie wurden ja von der Kirche angeregt, zu ihrer Ausbreitung und Verherrlichung unternommen, und die Päpste galten als ihre obersten Leiter. Hierdurch wurde erreicht, was Gregor Vii. erstrebt hatte: der Glanz der päpstlichen Gewalt verdunkelte alle welt- 2lildrä, Deutsche Geschichte. Ausg. A. 4

12. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 195

1881 - Oldenburg : Stalling
195 sinnten Botschaft nach Deutschland an Konradin; er mge kommen und sein vterliches Reich annehmen. Konradin war Bereit, diesen Aufforderungen zu folgen: von Jugend auf lebte er arm und ungeachtet bei seinem Oheim, dem Herzog Ludwig von Baiern, aber der hohe Geist seiner Ahnen war nicht von ihm gewichen. Vergebens warnte ihn voll dsterer Ahnungen seine zrtlich besorgte Mutter: Italien mit seinen Schtzen, seiner Lust, seinen Reizen habe alle Hohenstaufen zu sich gelockt, aber zu sicherem Verderben, auch diesmal werde es seine alte Tcke bewhren. Doch Konradin blieb entschlos-sen, das Erbe seiner kaiserlichen Ahnen zu erringen oder ihrer wrdig unterzugehen, und lieber einen gefhrlichen, schwierigen Kampf zu beginnen, als daheim sicher, aber ruhmlos zu leben. Mit echt ritterlichem Sinne verkaufte oder verpfndete er noch die letzten Trmmer der hohenstaufischen Gter in Schwaben, und warb dafr ein Heer, an dessen Spitze er, in Gesellschaft seines Busenfreundes, des Prinzen Friedrich von Baden, im Jahre 1267 den Zug der die Alpen antrat. Anfangs ging das Unternehmen glcklich vonstatten. Die hohenstaufisch Gesinnten (Ghibellinen) schlssen sich berall dem jungen Konradin an, die Rmer sogar fhrten ihn, dem Papste zum Trotz, mit Triumphgeprnge in ihre Stadt ein. Die Pisaner hatten eine Flotte ausgerstet, die bei Messina einen glnzenden Sieg der Karls Galeeren davon trug, ganz teilten erhob sich im Aufstand gegen die verha-ten Franzosen. Karl von Anjou befand sich in der milich-sten Lage; nur ein glckliches Treffen konnte ihn retten. Und in der That gewann er die Schlacht bei Tagliacozzo oder Scurcola, wo Konradin vllig geschlagen ward (1268). Die hohenstaufischen Ritter, die den Sieg schon in Hnden hatten, zerstreuten sich zu frh: da brachen die Franzosen aus einem Hinterhalt hervor und errangen den Sieg. Konradin und sein Freund Friedrich wurden auf der Flucht durch Johann Frangipani, dessen Familie von Kaiser Friedrich Ii. mit Wohlthaten berhuft worden, verraten und an Karl aus-geliefert. Der König lie Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen, durch deren Spruch Konradin als Frevler gegen die Kirche, als Emprer und Hochverrter zum Tode verurteilt 13*

13. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 240

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 240 — Heeres zog der greise Held aus nach dem Morgenlande. Aber er sollte das Ziel seiner Kreuzfahrt nicht erreichen. Als er in Kleinasien auf seinem Streitrosse einen Fluß durchschwimmen wollte, rissen ihn die Wellen fort, und leblos brachten ihn seine Gefährten ans Ufer. So beschloß Friedrich seine Heldenlaufbahn. Unbeschreiblich war die Trauer des Heeres, unbeschreiblich die Trauer des ganzen Volkes, als die Kunde seines Todes nach Deutschland gelangte. Das Volk konnte es lange gar nicht glauben, daß sein großer Kaiser, der gewaltige Barbarossa, wirklich gestorben sei. Und noch lebt er fort in der Sage. Im Thüringerland, erzählt sie, tief unten im Kyffhäuserberge sitzt er schlafend, das Kinn gestützt auf einen steinernen Tisch, durch den sein Bart gewachsen ist. Den Gipfel des Berges umkreisen Raben; endlich aber wird ein Adler kommen und sie hinwegscheuchen. Dann erwacht der alte Barbarossa aus seinem Schlummer und bringt die alte Macht und Herrlichkeit des deutschen Reiches wieder. 5. Konradin 126 8. — Die letzten vier hohenstaufischen Kaiser hatten fortwährend in Italien, namentlich mit den Päpsten, zu kämpfen. Es war ein langes, furchtbares Ringen^ in welchem die kaiserliche Macht der stärkeren päpstlichen Gewalt zuletzt erlag. So folgte dem höchsten Glanze des Kaisertums bald sein Verfall. Als endlich von dem hohenstaufischen Hause nur mehr ein unmündiges Knäblein, Konradin d. i. der kleine Konrad, übrig war, gab der Papst dessen Erbland, das Königreich Neapel, an einen französischen Prinzen. Zwar zog Konradin, sobald er in Deutschland zum Jüngling herangewachsen war, mit einem Heere aus, um sein väterliches Erbe wieder zu erobern; allein er ward geschlagen, gefangen genommen und in Neapel wie ein Verbrecher hingerichtet. So unglücklich endete das glorreiche Geschlecht der Hohenstaufen (1268). 93. R«dolf nott Habsbirrg. 1. Das Faustrecht. — Mit dem Tode des letzten hohenstaufischen Kaisers begann für Deutschland eine höchst traurige Zeit. Kein deutscher Fürst trug Verlangen nach der Kaiserkrone,

14. Leitfaden beim ersten Unterricht in der Geschichte - S. 97

1873 - Karlsruhe : Braun
97 die Erbin von Neapel und Sicilien, diese schnen Lnder an sein Haus brachte. Aber als ein harter, gefhlloser Mensch regie-rend, machte er die Herrschaft der Hohenstaufen in Italien nur noch verhater, so da selbst sein durch Einsicht und Heldenmuth ausgezeichneter Sohn 2. Friedrich Ii. und sein Enkel Konrad Iv. in dem erneuerten Kampfe mit der wlfischen Partei und den Ppsten zuletzt unterliegen muten. 3. Konrot) Iv. war der letzte hohenstanfifche König. Bei seinem Tode (1254) hinterlie er einen unmndigen Sohn, Konradin, den letzten Sprling des einst so gewaltigen Hauses. Fast verarmt, war dieser in Deutschland von seiner Mutter Eli-sabeth von Baiern sorgfltig erzogen worden. 4. Von der ghibellinischen Partei in Italien 1a eingeladen, zog er als sechszehnjhriger Jngling mit gl einem Heere, das er durch Verkauf der letzten hohen- Gonvabtn f. staufischen Gter in Schwaben geworben hatte, der -- die Alpen, um sein vterliches Erbe, Neapel und Sicilien, wieder zu erobern. Denn dieses war nach dem Tode seines Vaters von den Ppsten an Karl von Anjou, einen Bruder Knigs Ludwig Ix. von Frankreich, verschenkt worden. Konradin wurde aber (bei Tagliacozzo in den Abruzzen) geschlagen, auf der Flucht gefangen, und mit seinem treuen Freunde Friedrich von Baden*) zu Neapel auf Befehl des grausamen Kart ffentlich hingerichtet (1268). 79. Rudolf der Habsburger. 1. Mit dem Ausgange der Hohenstaufen (1254) beginnt das sogenannte Zwischen reich (Interregnum), eine hchst trau-rige Zeit fr Deutschland. Denn weil ein krftiger Regent an der Spitze des deutschen Reichs fehlte, schien sich alle Ordnung aufzu-lsen; rohe Selbsthilfe und Gewaltttigkeit (das sogenannte Faust-recht) traten an die Stelle der Gesetzesherrschaft. Sogar zwei auslndische Fürsten hatten gleichzeitig mehrere Jahre hindurch die rmische Kaiserwrde bekleidet, ohne sich um Deutschland viel zu bekmmern. 2. Da gedachten die deutschen Fürsten, um diesem __ verlassenen Zustande des Reichs ein Ende zu machen, eines 1273 weisen, frommen und tapfern Mannes, des leutseligen Ar. Grasen Rudolf von Habsburg in dem jetzigen Kan- |ausm ton Aargau, der zugleich das obere Elsa besa, und - *) Gewhnlich Friedrich von Oesterreich genannt, weil er durch seine Mutter Erbansprche auf das Herzogthum Oesterreich hatte. Beck, Leitf. d. Gesch. Xviii. ufl. 7

15. Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte - S. 59

1878 - Würzburg : Stahel
§ 28. Me Kreuzzüge. 59 Kaiser Konrad Iv. wurden sie nach dem Tode Konradin's die Erben der noch übrigen Hohenstaufischen Hausgüter. 2. Untergang der Hohenstaufen, a) Ende Manfreds: Für des verstorbenen Kaisers unmündigen Son Konradin, der in Deutschland erzogen ward, übernahm nun Manfred die Herrschaft in Neapel, ja er ließ sich 1258 zum König krönen, da die falsche Nachricht verbreitet war, Konradin sei gestorben. Seine Tochter Constantia verheiratete er mit Peter von Aragonien, und auch sonst schien das Glück diesen trefflichen, gleich seinem Vater den Musen holden König zu begünstigen. Da rief der Papst den Prinzen von Anjou, Bruder Ludwig's Ix. von Frankreich, nach Italien und belehnte diesen mit Neapel. Manfred wurde 1266 bei Bene- i2gs ventum verraten und besiegt und starb den Heldentod. b) Ende Konradin's: Der an Körper und Geist gleich hässliche Karl von Anjou wütete jetzt gegen alle Ghibellinen mit furchtbarer Grausamkeit. Daher riefen sie den jugendlichen Konradin zu Hilfe, und dieser zog zur Gewinnung seines väterlichen Reiches mit einer tapfern Schar von Hohenschwangau aus nach Italien. Ueberall jubelte man ihm, „dem Retter", freudig zu. Die Römer öffneten ihm ihre Stadt, die Saracenen erhoben sich für ihn. Zwischen Tagliacozzo und Scurcola besiegte Konradin 1268 das Heer Karl's. Die Feinde flohen, die «Sieger 1268 stürzten in Unordnung über das feindliche Lager her. Da brach der französische Hinterhalt hervor und riss den Sieg an sich. Konradin floh zum Meere und hatte schon ein Schiff bestiegen, als er gefangen genommen und an Karl von Anjou ausgeliefert wurde. Dieser ließ ihn mit seinem Freunde Friedrich von Baden und vielen Edlen auf dem Marktplatze zu Neapel öffentlich hinrichten ernt 29. Oktober 1268. Ein so entsetzliches Ende nahm das edle Geschlecht der Hohenstaufen, das so herrlich begonnen, auf das Deutschland so große Hoffnungen gebauet hatte! Jetzt war die Niederlage des Kaisertums entschieden, und das in mehr als 5000 reichsunmittelbare Glieder zersplitterte Reich strebte mehr und mehr dem Föderativstate zu. Die sicilianische Vesper. Die Schreckensregierung Karl's verursachte bald eine dumpfe Gärung im Volke. Endlich brach am Ostermontag des Jares 1282 ein Aufstand aus, durch welchen des edlen Hohenstaufenhauses Untergang blutig gerächt wurde. Die Bewoner Palermos nämlich wallten an diesem Tage, wie üblich, nach einer benachbarten Kirche, um dort der Vesper (daher „sicilianische Vesper") bei-zuwonen — da beleidigte der Franzose Drouet eine vornehme Palermitanerin. Es entstund ein Auflauf, und von allen Seiten ertönte das Geschrei: „Nieder mit den Franzosen!" Der Verbrecher und alle seine Landsleute auf der Insel, Männer, Weiber und Kinder, fielen von den Dolchen der Sicilianer, über welche nun Peter von Aragonien herrschte, dessen Haus zuletzt (1458) auch in Neapel zur Regierung gelangte. 8 28. Die Kreuzzüge 1096—1291. 1096-1201 Inhalt: a) Die äußere Veranlassung zu den Kreuzzügen geben die gegen die palästinenschen Christen, gegen die christlichen Pilger und die heiligen Stätten verübten Frevel, welche sich seit 1078 die seldschuckischen Türken erlaubten. Peter

16. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 34

1872 - Heidelberg : Weiß
— 34 — der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können." In Italien hatten sich die Lombarden wieder erhoben. In einem unglücklichen Treffen wurde des Kaisers heldenmütiger Sohn Enzio von den Bolognesern gefangen und zu lebenslänglicher Haft"verurteilt. Dazu kam noch, daß sein eigener Kanzler in Verbindung mit seinem Leibarzt versuchte, den Kaiser zu vergiften. So viel Leid beugte Friedrich tief darnieder. Er starb in den Armen seines jüngsten Sohnes Manfred. Sein Sohn Konrad, welcher jetzt auf den deutschen Kaiserthron erhoben wurde, regierte nur 4 Jahre. 1254j Es war der letzte Kaiser aus dem hoheustaufischeu Hause. Konrads Sohn, Konradin, wollte als sechzehnjähriger Jüngling seine Erblande Neapel und Sicilien erobern; denn diese waren nach dem Tode seines Vaters von den Päpsten an Karl von Anjou, einen Bruder des Königs Ludwig des Ix. von Frankreich, verschenkt worden. Konradin wurde aber geschlagen, auf der Flucht gefangen genommen und mit feinem treuen Freunde Friedrich von Baden zu Neapel ans Befehl des grausamen Karl öffentlich hingerichtet (1268.) So endete das berühmte Geschlecht der Hohenstaufen. 32. Die kaiserlose Zeit oder das Interregnum. (1254-1273.) Nach dem Ausfterbeu des hoheustaufischeu Kaiserhauses war für Deutschland der größte Glanz des Reiches dahin. Kein deutscher Fürst wollte mehr die Kaiserkrone tragen, und so verfielen die geistlichen Kurfürsten auf den Gedanken, einen Ausländer zum Kaiser zu machen. Doch auch darin waren sie nicht einig. Die einen wählten den englischen Grafen Richard von Cornwallis, die andern den König Alfonfns von Castilien in Spanien. Richard kam nur selten, Alfons-- gat'liicht nach Deutschland. Es war so gut, als ob gar fein König regierte. Dies war für Deutschland die traurigste Zeit, die jemals hereingebrochen ist. Jeder that, was er wollte. Die Faust und der Degen entschieden über Recht und Unrecht. (Faustrecht.) Die Fürsten und Städte lagen in beständiger Fehde mit einander, und die Ritter hausten aus ihren Burgen und Schlössern wie Räuber und Mörder. Von ihren unzugänglichen Raubschlössern stürmten sie herab aus wehrlose Kaufleute, welche ihre Waren auf die Messen brachten, und schonten weder Eigentum noch Personen. Plündernd durchzogen sie das flache Land, beraubten den Landmann, stahlen das Vieh, verwüsteten die Felder und brannten seine Hütte

17. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 49

1910 - Leipzig : Hirt
13. Konradin. 49 hielten zu den Ppsten, viele deutsche Fürsten erhoben sich gegen den von der Kirche Gebannten, und sein ltester Sohn fiel von ihm ab; fein Lieblingsfohn Enzio geriet in lebenslngliche Gefangenschaft der Brger von Bologna und berlebte hier den Fall seines Stammes. Sein jngerer Sohn Konrad Iv. folgte ihm zwar (1250) in der Regierung, starb aber nach vier Jahren. So war von dem ganzen Haufe der Staufer nur noch ein kleiner Knabe brig. Konrad (italienisch Conradino = der kleine Konrad) wuchs unter der Frsorge der Mutter in der Heimat auf der Burg Hohenstaufen heran: die letzte Hoffnung des Geschlechts. Auer der Mutterliebe verschnte die Freundschaft mit dem gleichaltrigen Friedrich von Baden seinejngend. Aber dem hochgesinnten Jngling lieen die Ansprche seines Hauses auf das Knigreich Neapel keine Ruhe, da er in Deutschland keine Aussicht hatte, zum Herrscher erwhlt zu werden. Trotz aller Vorstellungen der Mutter, die den Untergang des einzigen Sohnes in dem gefhrlichen Lande voraussah, folgte der sechzehnjhrige Konradin der Einladung seiner Anhnger in Italien, die ihm treue Untersttzung zusicherten. Die letzten Familiengter in Schwaben mute der Knigssohn verpfnden, um wenigstens ein kleines Gefolge zusammenbringen zu knnen. Hoffnungsfreudig berschritt Konradin mit seinem treuen Freunde die Alpen. Man nahm in Italien den herrlichen Jngling begeistert ans. Sein Wesen stach doch sehr vorteilhaft von dem seines Gegners Karl von Anjou ab. Diesen franzsischen Prinzen hatte der Papst herbeigerufen und als König in das Erbteil Konradins in Neapel und Sizilien eingesetzt. Karl war ein finfterer, grausamer und heimtckischer Mann, der seine Landsleute bermig begnstigte, obwohl durch deren bermut die Italiener gegen die Fremdherrfchaft noch erbitterter wurden. Das Erscheinen Konradins wurde als eine Erlsung begrt; der Sieg der Deutschen schien gesichert. Es kam zur Schlacht (bei Tagliacozzo 1268). Schon hatte die Tapferkeit der deutschen Ritter, die Konradin begleiteten, den Sieg entschieden. Da zerstreuten sie sich nach ihrer Gewohnheit, um zu plndern; dies hatte ein Ratgeber Karls vorausgesehen, einen Hinterhalt gelegt und vernichtete auf diese Weise die zgellos Plndernden. Konradin mute fliehen; er vertraute auf die Treue eines von den Staufern mit Wohltaten berschtteten Italieners; doch dieser verriet ihn und lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Auch Friedrich von Baden war in die Hnde der Feinde gefallen. Es wurde nun Gericht gehalten der Konradin und seinen Freund. Nur eine Stimme erklrte sich fr feine Schuld und sprach das Todes- Wagner-Lampe, Sagen und Lebensbilder. Ii. 4

18. Das Mittelalter - S. 93

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Die Bedeutung der Kreuzzge fr die abendlndische Kultur. 93 und seinem Stiefvater, einem Grafen von Tirol, sehr sorgfltig erzogen. Zum Jngling herangewachsen, machte Konradin alles, was von dem einst so reichen Familienbesitze noch brig war, zu Geld und rstete ein Heer, um sein vterliches Erbe, das Knigreich Sicilien, zu erobern. Es zeigte sich auf seinem Zuge durch Italien, da das Hohenstaufengeschlecht dort immer noch Anhnger hatte, und der Papst mute sogar vor ihm aus Rom fliehen. Sein Heer hatte in der Schlacht bei Tagliaczzo im Jahre 1268 zuerst einigen Erfolg, fiel aber in einen Hinterhalt und wurde schlielich gnzlich vernichtet. Konradin geriet mit seinem Freunde Friedrich von Baden in die Hnde eines Grafen Frangipani. Dieser verdankte den Hohenstaufen sehr viel; Friedrich Ii. selbst hatte ihn zum Ritter geschlagen. Darum glaubte sich Konradin bei ihm sicher. Aber Frangipani wollte seinen Besitz und sein Leben dem Sprossen eines untergehenden Geschlechtes zuliebe nicht aufs Spiel setzen und lieferte ihn an Karl von Anjou aus. Der lie ihn dann als einen Thronruber mit seinem Freunde Friedrich von Baden zu Neapel ffentlich hinrichten. Gefat empfing der Jngling den Todesstreich. So klglich endete nach gewaltigem Aufschwnge das hochbegabte und unternehmende Herrschergeschlecht der Hohenstaufen. Es hatte sich groe Aufgaben gestellt und kam mehrmals der Lsung nahe. Sein Verhngnis war, da es in Deutschland immer fremder wurde und dort den Rckhalt verlor. Dann bedeutete es auch in Italien nichts mehr, und feine Macht ging in Ranch auf. V. Die Bedeutung der Areumge fr die abend-lndische Aultur. 1. Die Einwirkung auf Handel und Verkehr. Im Jahre 1291 fiel die Feste Akkou, der letzte Rest des ehemaligen Knigreichs Je-rusalem, in die Hnde der Mnhammedaner. Tausende von frommen Christen muten zu ihrem groen Schmerze erkennen, da die langgehegte Hoffnung auf eine Wiedergewinnung des Heiligen Landes nun endgltig gescheitert sei, und sie waren der Meinung, da alle die Kreuzzge umsonst gewesen seien und keinerlei Spuren hinterlassen wrden. Gewi hatten die Fahrten ihren eigentlichen Zweck nicht erfllt: nach wie vor behaupteten Unglubige die Sttten, wo Christus ge-

19. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 230

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
230 Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten verbanden sich die lombardischen Städte und die Päpste; e8 war eine Zeit voller Unruhe und Aufregung. Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, denen durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerksamkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war Konrad Iv., welcher im Jahre 1264 starb und einen zwei- jährigen Sohn Namens K o n r a d i n hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unteritalien gehört, aber der Papst belehnte mit seinem Erblande den Bruder des Königs von Frank- reich, Karl von Anjou, welcher sich auch in Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin heran- gewachsen war, entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter- zugehen; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, begleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die Alpen an. Anfangs ging das Unter- nehmen glücklich von Statten, da die Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen. Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen, durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zum Tode verurtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Gefährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, lum jetzt aus eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen. Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch verkündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und Gebet auszusöhnen. Am 29. October 1268 wurden die Ber- urtheilten^um Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Gemurmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund, und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn, sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du frecher, ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen Zorn, aber das Urtheil blieb ungeän'o-ct. Hierauf bar Konradin, daß man ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Bor Gott habe ich als Sünder den Tod ver- dient, hier aber werde ich ungerecht verdammt. Ich frage alle die Getreuen, für welche meine Vorfahren hier väterlich sorgten, ich frage alle Häupter und Fürsten dieser Erde, ob der des Todes schuldig ist, welcher seine und seiner Völker Rechte vertheidigt. Und wenn ich auch schuldig wäre, wie darf man die Unglücklichen grausam strafen, welche in löblicher Treue mir anhingen?" — Alle Anwesenden waren gerührt, nur Karl blieb ungerührt. Konradin warf seinen Handschuh vom Blutgerüste', als fordere er zur Rache auf, umarmte seine Todesgenossen, besonders Friedrich von Baden, zog dann sein Oberkleid aus und sagte, Arme und Hände gen Himmel hebend: „Jesus Christus, Herr aller Creaturen, König der Ehren, wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll, so befehle ich meinen Geist in deine Hände." Jetzt kniete er nieder, rief aber dann noch einmal sich emporrichtend aus: „O Mutter, welches Leiden bereite ich dir!" Nach diesen Worten empfing er den Todes- streich. Als Friedrich das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er in unermeßlichem Schmerze so gewaltsam auf, daß alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel.

20. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 45

1900 - Karlsruhe : Lang
— 45 - er die Königreiche Neapel und Sizilien in Besitz nehmen. Diese Reiche gehörten ihm von seinem Urgroßvater her; allein ein französischer Prinz, Karl von Anjou, hatte sie erobert. Im Jahre 1268 zog er mit seinem Freunde Friedrich von Baden und einer kleinen Schar Krieger uach Italien. Die Freunde der Hohenstaufen in Italien führten ihm bewaffnete Mannschaft zu, so daß er mit einem ziemlich starken Heere in sein Königreich gelangte. Bei dem Städtchen Scurcola stellte sich ihm Karl von Anjou entgegen. Konradin schlug den welschen Kronräuber in die Flucht; allein statt den Feind zu verfolgen, plünderten die Soldaten Konradins das feindliche Lager. Als Karl dies gewahr wurde, machte er noch einen Angriff und entriß dem deutschen Königssohne den schon gewonnenen Sieg. Konradin und sein Freund Friedrich flohen uach der Meeresküste, um ans einem Schiffe zu entkommen. Allein beide wurden von einem italienischen Edelmanne verräterischer Weise festgenommen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Aus allen Teilen seines Reiches lud dieser Rechtsgelehrte nach Neapel, die das Urteil sprechen sollten. Aber nur ein Richter war dem König zu Willen, alle übrigen sprachen Konradin frei; denn er sei nicht als ein Räuber und Empörer gekommen, sondern im Glauben und trn Vertrauen auf fein gutes Recht; er habe nicht gefrevelt, da er ja sein angestammtes väterliches Reich durch offenen Krieg wiederzugewinnen suchte. Trotzdem folgte der König jener einen Stimme und sprach das Todesurteil Über die Gefangenen. Konradin faß eben beim Schachspiel, als man ihm diese Nachricht brachte. Er verlor die Fassung nicht, sondern benutzte die kurze Zeit, die man ihm gönnte, um sein Testament zu machen und sich mit Gott zu versöhnen. Unterdes schlug man in aller Stille dicht vor der Stadt das Blutgerüst auf. Ende Oktober 1268 wurden die Verurteilten zum Richtplatz geführt. Karl von Anjou fah^vvn dem Fenster einer benachbarten Burg aus dem traurigen Schauspiele zu. Als Konradin das Gerüst betreten hatte, bat er, man möge ihm noch einmal das Wort verstatten. Dann sprach er mit sester Stimme: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht verdammt. Ich habe nur meine Rechte verteidigt, und darum kann ich des Todes nicht schuldig sein. Und wenn ich selbst schuldig wäre, so darf man jedenfalls die nicht töten, die mir als treue Freunde in den Kampf folgten." Diese Worte erzeugten Rührung, aber das Urteil blieb un-geändert. Konradin umarmte noch einmal seinen Todesgenossen Friedrich von Baden. Dann zog er sein Oberkleid aus, erhob Augen und Hände zum Himmel und sprach: „Jesus Christus,