Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 522

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
522 Die neue Zeit. Prätorianer im alten Rom, waren sie den Sultanen selbst gefährlich, und manchem, welcher dieselben znr Unterwürfigkeit bringen wollte, kostete der Versuch das Leben. Als Sultan Mahmud das türkische Militär nach europäischer Weise organisieren wollte, weigerten sich 20 000 Janitscharen, in die neue Miliz einzutreten. Mahmud warf dieselben mit Hilfe der übrigen Truppen in ihre Kasernen zurück, verbrannte dieselben mit 8000 Bewohnern und ließ den Rest niederhauen. 20 000 andere Unzufriedene wurden verbannt (1826). 3. Die hauptsächlichsten Friedensschlüsse sind: der Karlowitzer (1699) zwischen der Türkei, Österreich, Polen und Venedig. Kaiser Leopold I. erhielt Siebenbürgen und beinahe ganz Ungarn zurück. Die Türken behielten aber Temeswar und das Land von der Maros bis an die Donau. Die Pforte verwies den Grafen Emmerich Tö-köly nach Nikomedien in Kleinasien. Polen (August Ii.) erhielt das zurück, was die Türken von der Ukraine erobert, Venedig erhielt Mona zurück. Im Frieden von Passarowitz (1718) erhielt Österreich den ganzen Banat, einen Teil von Serbien mit Belgrad und vier kleineren Städten und fünf Distrikte der Kleinen Walachei. Die Türken behielten aber Morea, welches sie den Venelianern wieder abgenommen hatten. Dagegen mußte Österreich im Frieden vou Belgrad diese Stadt und ganz Serbien, die österreichische Walachei, einen Teil vou Bosnien und Orsowa an die Pforte abtreten. In demselben Jahre schloß Rußland einen Frieden zu Belgrad, in welchem die Pforte alle von Rußland gemachten Eroberungen bis auf einen kleinen Grenzstrich in der Ukraine zurückerhielt (1739). Im Frieden von Jassr, zwischen Rußland und der Türkei behielt Rußland die Festung Oczakow und den Landstrich zwischen dem Dnjepr und Dnjestr. Alle übrigen Eroberungen, welche Rußland in der Moldau und Bessarabien gemacht hatte, erhielt die Pforte zurück. 4. Unter den russischen Feldherren, welche glücklich gegen die Türken kämpften, zeichnete sich hauptsächlich der General Münnich aus, ein gefronter Oldenburger. Er eroberte 1736 die Krim und nahm 1737 Oczakow mit Sturm, obwohl bei dessen Belagerung 30 000 Russeu an der Pest starben. 1739 schlug er die Türken bei Stawntschane, nahm die Festung Ehoczim und besetzte die Moldau. § 192. polen. 527) Unter den Jagellonen, welche beinahe zweihundert 1386-Jahre regierten, vergrößerte sich Polen zu einem ansehnlichen 1572' Reiche, insbesondere nachdem Masowien (Warschau) und Liv-laud dazugekommen waren. Aber beständige Kriege gegen die Preußen, Russen, Schweden, Türken und Tataren ließen das Reich doch nicht erstarken. Als nach dem Erlöschen der Jagellonen Polen gar ein Wahlreich wurde, itud Religionszwistigkeiten dazukamen, steigerte sich noch die Uneinigkeit unter den Adeligen, vou denen ein jeder gleich viel Rechts hatte, während es keinen Bürgerstand und keinen Bauernstand, sondern nur Leib-

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 87

1909 - Leipzig : Teubner
15, Europa nach den beiden groen Kriegen (bis 1740). 87 Krieg gebracht hatte. Preußen erhielt als Ersatz fr geschuldete Subsidiengelder das Oberquartier" Geldern, die ihm zustehenden ^ee der utred,ter Frieden oranischen Erbschaft bis auf die in Frankreich liegenden Landschaften^) und, was zunchst das wertvollste war, die europische Anerkennung als Knigreichs). l. Europa nach den beiden groen Kriegen (bis 1740). Der Trkenkrieg gegen Venedig und den Kaiser. Noch ehe die Ruhe in den groen europischen Verwicklungen ganz hergestellt war, suchte auch die Trkei, in der unter Achmed Iii. (1703-1730) wieder ein kriegerischer Geist obwaltete, frhere Verluste gutzumachen (s. S. 61). Nachdem dies Bestreben in dem Kampfe mit Peter dem Groen 1711 (s.s. 73) von Erfolg begleitet gewesen war, richteten die Trken ihre Angriffe auf Morea, da sie von Venedig bei seinem offenkundigen Zusammenbruch keinen erheblichen Widerstand erwarteten). Die schnellen Fortschritte der Trken auf der fd-lichen Balkanhalbinsel veranlaten Kaiser Karl Vi., dem dringenden Rate des Prinzen Eugen zu folgen und in den Krieg einzugreifen. Noch emmal bewhrte der alte Kriegsheld fein Feldherrngeschick, und nach emem glanzenden Siegeslauf der sterreichischen Armee (Peterwardein 1716, Temesvar, Belgrad 1717) rumte die Trkei im Frieden zu Passarowitz (in Ser- Frieden von bien) sterreich einen Teil Serbiens mit Belgrad, die kleine Walachei und den Banat ein, während das besiegte Venedig auf Morea ver-zichten mute. 1. Die Umtriebe der spanischen Bourbonen. Im allgemeinen herrschte nach dem Abschlu der groen Kriege ein starkes friedend1 nt8 6et den @to6-bedrfnis bei den europischen Mchten vor, und diese Abspannung war mchten, um so erklrlicher, als das sog. Gleichgewicht" hergestellt erschien und brennende Fragen nicht der Lsung harrten. Die bourbonische ^nter-essengemeinschast lste sich, als nach dem Tode Ludwigs Xiv. Philipp von Spanien trotz aller frheren Verzichtleistungen Anspruch auf die Krone Frankreichs erhob, und der Regent Philipp von Orleans, der Vor-mund Ludwigs Xv., hatte alle Veranlassung, eine friedliche Politik zu verfolgen. Georg I. von England, der noch 1715 durch eine schottische Rebellion an die jakobitische Gefahr erinnert worden war, wollte sich mit 1) Mrs hatte im Auftrage des Knigs 1712 Leopold von Dessau in einem tollkhnen berfall den Hollndern entrissen. 2) Nur der Deutschorden" und der Papst verharrten in ihrem Widerstande gegen dies evangelische Knigtum auf altkirchlichem Boden, und bis in die Zeit Friedrichs des Groen sprachen die ppstlichen Kundgebungen nur vom Markgrafen von Brandenburg". 3) Die einzige Heldentat, die Venedig in diesem Kriege zu verzeichnen hatte, leistete der im Dienst der Republik stehende brandenburgische Edelmann Matthias v. d. Schulenburg durch eine glnzende Verteidigung der Insel Korsn. (Sein Denk-mal aus dem Marktplatze der Hauptstadt.)

2. Die mittlere und neue Welt - S. 307

1873 - München : Lindauer
307 land, der zu dem für die Pforte nachteiligen Waffenstillstand von Nadzyn (1681) führte, und wurde ob der verunglückten Belagerung Wiens (s. S. 185) und ob mehrfachen Niederlagen, die er in Ungarn erlitt, auf Befehl des Sultans Muhammed Iv 1683 hingerichtet. Der Herzog Karl von Lothringen nahm in Verbindung mit anderen Fürsten (s. S. 185) 1686 Ofen und brachte den Türken 1687 die furchtbare Niederlage von Mohacz bei, während die Venetianer und Malteser die jonischen Inseln und M or e'a eroberten. In Folge dieser Ereignisse ward Muhammed Iv 1687 abgesetzt und sein Bruder Soly'man Iii (1687—1691) zum Sultan erhoben. Der neue Großvezier Mustafa Köprili stellte die innere Ordnung her, fiel aber 1691 bei Sala nke'me n gegen den Markgrafen Ludwig von Baden. ^-olr/mans Iii Bruder und Nachfolger Achmed Ii (1691—1695) starb im fünften Jahre seiner Regierung und hatte einen Sohn Muhammeds Iv, Mu^stafa^ Ii (1695—1703), zum Nachfolger. Dieser gewann durch einen Sieg, den er im Archipel über Venedig erfocht, Mo-re'a wieder, verlor aber 1696 Asow an die Russen, unterlag 1697 dem Prinzen Engen an Savoyen bei Zenta, mußte im Frieden von Ka'rlowitz 1699 Siebenbürgen und Ungarn bis auf das Bana't von Temesvar an Österreich, Podolien und die Ukraina an Polen, Mo re'a an Venedig überlassen und wurde 1703 abgesetzt. Unter seinem Bruder und Nachfolger Achmed Hi (1703—1730) floh der schwedische König Karl Xii zu den Türken und bewog sie zu einem Kriege gegen Rußland, in welchem Peter der Große am Pruth eingeschlossen ward, aber gegen die Rückgabe von Asow freien Abzug erhielt (1711). Im Jahre 1715 suchten die Türken Mo re'a wieder in ihre Gewalt zu bringen, allein sie wurden durch Prinz Eugen von Savoven bei Peter ward ein (1716) und Belgrad (1717) empfindlich geschlagen und mußten im Frieden zu Passa'rowitz 1718 einen Teil von Serbien, das Bana't und die westliche Walachei an Österreich abtreten (s. S. 191). Auch im Kriege mit Persien unglücklich, ward Achmed 1730 abgesetzt. Ihm folgte ein Sohn Mustafas Ii, Mahmud I (1730—1754). Dieser unterlag im Kriege mit Rußlaud gegen Münnich, kämpfte aber in Ungarn mit Erfolg und gewann im Belgrader Frieden 1739 das in Serbien und in der Walachei Verlorene zurück. Ihm folgte sein Bruder Osman Iii (1754—1757), und diesem ein Bruder Achmeds Iii, Mustafa Iii (1757 — 1771), welcher seit 1768 gegen Rußland so unglücklich kämpfte, daß sein Bruder und Nachfolger Abdulhami'd (1774—1789) im Jahre 1774 den nachteiligen Frieden von Knt schn k-Kainardge schließen und darin Asow und einige feste Plätze an Rußland abtreten, die Tataren in der Krim 20*

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 193

1871 - Münster : Coppenrath
193 am 7. März 1714, und am 6. September desselben Jahres zu Baden in Aargau auch vom deutschen Reiche genehmigt. Der Kaiser nahm den zu Utrecht ihm zugesprochenen Theil der spanischen Monarchie an. Die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden wieder eingesetzt. So war nach einem langen blutigen Kriege fast nichts mehr erreicht worden, als man vor demselben durch einen Theilungsplan beabsichtigt hatte. Ludwig Xiv. überlebte diesen Frieden nur ein Jahr Er Z\rt!’ September 1715, im acht und siebzigsten Jahre es Alters und rm zwei und siebenzigsten der Regierung und hinterließ das im Innern zerrüttete und verarmte Reich sei* nem Urenkel, dem sechsjährigen Ludwig Xv. unter der Regentschaft des Herzoges von Orleans. Krieg mit den Türken; Friede zu Passarowitz (1718). - Gleich nach dem spanischen Erbfolgekriege wurde er Kaiser Karl Vi. in einen Krieg mit den Türken verwickelt Diese hatten unter dem Vorwande. die verweigerte Auslieferung gefluchteter Montenegriner zu rächen, in der Wirklichkeit aber Um das im Carlowitzer Frieden verlorene Morea wieder zu gewinnen, den Venetianern, und als sich der Kaiser zu deren ertheidigung rüstete, auch diesen den Krieg erklärt. Der Prinz ugen erwarb sich in demselben neue Lorbeeren. Er erfocht ei Peterwardein im August 1716, und in demselben Mo-lat folgenden Jahres bei Belgrad, der Hauptstadt Ser-wus, zwei äußerst glänzende Siege, eroberte dann Belgrad ' 7*' welches die Türken als das Hauptbollwerk ihres Reiches Nsahen, und nöthigte sie zu dem Frieden von Passarowitz 7l8)- In Folge dessen behielt der Kaiser die Walachei bis M das rechte Ufer des Altflusses, das Temeswarer Banat, die , e> "ng Belgrad, einen Theil Serbiens und einen Landstrich ^osnien. Auch Venedig behauptete in diesem Frieden seine wdemugen in Dalmatien und Albanien; nur Morea mußte tin die Pforte zurückgeben. Kelter * Wittges». Iii. 2*. Aufl. iq

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 564

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
564 Die Zeit von 1815 bis 1857. gemeinen Volke, führte zu diesem Zwecke statt der Kopfsteuer eine Klassen- steuer ein und ordnete eine Viehtriebsentschädigung an, welche vorzüglich die großen Heerdebesitzer traf, stellte auch 1835 ein neues Staatsgrund- gesetz auf, gegen welches aber die von dem russischen Gesandten berathene Pforte ihr Veto einlegte. Ganz im Widerspruche mit seinem politischen Systeme mußte er sich einen aus der Mitte des Adels gewählten Senat von 17 Mitgliedern gefallen lassen (1838), der die Gewalt mit ihm theilen und wie die 4 Minister unverletzlich sein sollte; er versuchte 1839 die ihm gezogenen Schranken durch einen Volksaufstand umzuwerfen, aber die Aristokratie siegte und am 15. Juni mußte er Serbien verlassen. Sein kranker Sohn und Nachfolger Milan starb schon am 8. Juli, die Aristokratie konnte sich zu keiner Regentschaft einigen und war genöthigt, Michael, den zweiten Sohn des vertriebenen Milosch, zum Fürsten er- wählen zu lassen, den auch die Pforte bestätigte. Auch gegen diesen agitierte die Senatorenpartei, an deren Spitze Wuksitsch und Petro- niewitsch standen, geschworene Feinde des Hauses Obrenowitsch, gegen welches sie den Sohn des Czerny Georg benutzten, dessen Vater 1817 heimlich nach Serbien zurückkehrte und den Tod fand, wie die Sage ging entweder von Milosch ermordet, oder an den Pascha von Belgrad verrathen. Diesmal erhob sich aber das Volk gegen die Feinde des Hau- ses Obrenowitsch und zwang sie zur Flucht auf türkischen Boden, von wo aus sie gegen das Geschehene protestierten (1840); bald erließ der Fürst auf Verlangen der Pforte eine Amnestie, in Folge deren fast alle Verbannten zurückkehren durften, Wuksitsch und Petroniewitsch aber sich in Belgrad einfanden und von dort aus die Unzufriedenheit in Serbien schürten. Diese entsprang aus der Zunahme der Steuern, welche durch die bessere Bezahlung der Offiziere und Beamten nothwendig war, den adeligen Familien hauptsächlich zu gute kam und deßwegen von den Se- natoren durchgesetzt wurde. Am meisten jedoch erbitterte das Volk die Aufhebung der freien Eichelmast; die Serben leben nämlich hauptsäch- lich von der Viehzucht und die Ausfuhr der Schweine ist wohl die wich- tigste; früher trieben die Bauern das Borstenvieh ungehindert zur Wald- mastung, jetzt wurde dieselbe von dem Staate versteigert und dem Meist- bietenden zugeschlagen. Dieses unpatriarchalische Verfahren stimmte mit der Haltung der Familie Obrenowitsch überein, die mehr nach abendlän- dischem Zuschnitte als nach serbischen nationalen Bräuchen Hof hielt, und wie es scheint, zu eifrig einen Schatz, sonst allerdings im Morgenlande die sicherste Grundlage der Herrschaft, sammeln wollte; gesteht ja deß- wegen ein englischer Agent, der sich in Serbien aufhielt, dem alten Mi- losch nur die Klugheit eines Katers zu, der gut zu springen und zu haschen versteht. Fürst Michael wurde schnell unpopulär und schon am 1. September 1842 gelang der von Wuksitsch geleitete Aufstand, als

5. Neuzeit - S. 242

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 242 — Witz, in welchem er Ungarn, außer dem Banat tmii Temes-var, ferner Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien an Österreich, Podolien an Polen, Asow an Rußland und Morea an Venedig abtrat. Infolge des Karlowitzer Friedens ersetzten die Janitscharen Mnstapha Ii durch Achmed Iii, welcher 1711 Peter den Großen am Prnth zur Herausgabe von Asow zwang, 1715 den Venetianern Morea wieder abnahm und mit seinem Angriff auf Korfu nur an der Tapferkeit und Kriegskunst des in den Diensten der Republik stehenden deutschen Grafen Schulenburg scheiterte. Darüber erneuerte auch Österreich den Kampf, gewann durch Eugen von Savoyen 1716 den Sieg bei Peterwardein und 1717 die wichtige Festung Belgrad und ließ sich 1718 im Frieden von Passarowitz das Temesvarer Banat sowie Teile von Bosnien, Serbien und der Walachei abtreten. Auf die letzteren Erwerbungen mußte es indes 1739 im Frieden von Belgrad wieder verzichten, während das verbündete Rußland, das in dem diesmal beendeten Kriege mit besserem Glück gefochten als die deutsche Großmacht, in den Besitz des nun auf immer ihm verbleibenden Asow gelangte. Die zu Ende der sechziger Jahre in Polen ausbrechenden Wirren veranlaßten die Pforte, für die Konföderation von Bar und wider Katharina Ii Partei zu nehmen, doch erlitt sie durch die Heere und Flotten der letzteren die schwersten Verluste und sah sich 1774 im Frieden von Kutschuk-Kaiuardsche neben anderen Bedingungen zur Abtretung von Kertsch und Jeuikale und zur Verzichtleistung auf die Schutzhoheit über die Tataren der Krim genötigt. Zu diesen Einbußen kamen nach einem neuen Kriege mit Rußland und Österreich, in dem die Türken eine ganze Reihe von Niederlagen erfuhren, das durch seine Lage wichtige Alt-Orsowa, das 1791 der Friede von Sistowa dem habs-bnrgischen Staate überlieferte, und das jenseitige Ufer des Dniestr, das 1792 der Friede von Jassy der Kaiserin Katharina zuerkannte. So hatte sich die einst das Abendland in Furcht und Schrecken setzende Macht des osmanischen Reiches bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts bedeutend vermindert, und was die inneren Verhältnisse betraf, so erschienen diese noch weit bedenklicher als die äußeren. Die Herrscher besaßen selten die Kraft zu eigener, entschlossener Thätigkeit, sie waren meist nichts als ein Spielball in den Händen der übermütigen und verwilderten Janitscharen und wurden von denselben nach Laune und Willkür erhoben und gestürzt. Dabei hielten die Provinzen nur noch lose zusammen, die Verwaltung befand sich in der greulichsten Unordnung, und das Volk begann den

6. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 455

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
71. Kaiser Karl Vi. 455 von Mangel und Seuchen in immer wachsendem Maße heimgesucht. Eugen fand den Rückzug über die Brücken im Angesicht des Gegners unmöglich; er sah wieder die höchste Klugheit in der entschlossensten Kühnheit und beschloß auf den 16. August die eigene Offensive, die Zersprengung des feindlichen Entsatzheeres. Um Mitternacht rückten die Colonnen, in tiefem Schweigen antretend, hinaus auf das freie Feld: gegen Morgen legte sich ein dicker Nebel über die Gegend, welcher die Annäherung der Armee dem Feinde eine Weile verdeckte, dafür aber auch einige Colonnen sich zu weit nach rechts schieben ließ, so daß im Centrum der Schlachtreihe eine bedeutende Lücke entstand. Endlich zer- riß der frische Morgenwind den Nebel und entrollte vor Eugen's Augen in einem Moment das Bild der Lage. Seine beiden Flügel waren gewaltig vorgedrungen, im Centrum aber hatte das türkische Fußvolk Boden gewonnen und war eben im Begriffe, dem rechten Flügel der Kaiserlichen in den Rücken zu fallen. Da stellte sich Engen per- sönlich an die Spitze seiner Reserven und stürzte sich auf die feindliche Colonne. Ein furchtbares Gemetzel entspann sich, und während das Fußvolk Angriff auf Angriff folgen ließ, ergriff der Prinz seine nächsten Reiterregimenter und schmetterte mit ihnen dem schweren Klumpen Ja- nitscharen in die Flanke. Die Türken verloren 12,000 Todte und Verwundete, 15,000 Gefangene, 200 Geschütze, 50 Fahnen, ihr ganzes Lager mit unendlichem Geräth. Sechs Tage nachher capitulirte Belgrad. Es war damit ganz Serbien der Botmäßigkeit der kaiserlichen Waffen unterworfen, so daß beide Hospodare sich zu Tribut und Kriegssteuer be- quemten. Kaum 30,000 Mann zerrütteter und eingeschüchterter Truppen hatte der Großvezier noch beisammen, während die christliche Bevölke- rung bis tief nach Albanien und Bulgarien hin in fieberhafter Erre- gung war. Als die Pforte den Frieden begehrte, forderte dann Eugen, 1716, um die Grenzen der Christenheit sicher zu stellen, die Abtretung Bosnien's und Serbien's auf dem rechten, der Walachei und halben Moldau auf dem linken Donau-Ufer. Die Türken baten sich Bedenkzeit aus; aber die Kaiserlichen waren bald gezwungen, von diesen hochge- spannten Forderungen zurückzutreten. Dies wurde durch die feindlichen sogleich zu erzählenden Bewegungen der Spanier herbeigeführt. Der Kaiser behielt im Frieden zu Passarowitz den ganzen Banat, fünf Districte der kleinen Walachei, einen Theil von Serbien bis an die Morava und Drina, so daß ihm Belgrad blieb. Venedig Hütte bessere Bedingungen erhalten, ohne die Bewegungen der Spanier, denn in dem Maße, als die Kaiserlichen sich nachgiebig zu zeigen begannen, wurden die Türken schroffer gegen Venedig. Morea blieb für die Re- publik verloren. Dieser Friede ist der rühmlichste von allen, die O-esterreich mit den Türken geschlossen, ein redendes Denkmal der politischen «Weisheit Eugen's. Man darf wohl die Frage aufwerfen, ob cs nicht heilsamer gewesen wäre, Sardinien und auch Neapel aufzugeben und sich durch die Eroberung des größten Theiles der europäischen Türkei zu entschädigen?

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 565

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die polnischen Verzweifluntzöstreiche im Jahre 1846. 565 das zu Kragujewacz liegende Militär sich von ihm verführen ließ; am 7. September entfloh Fürst Michael nach Semlin, nicht nach Belgrad, weil er den dortigen Pascha mehr zu fürchten hatte als die Aufrührer. Dieser Pascha und ein türkischer Specialkommissar bekleideten den Wuk- fitsch und Petroniewitsch mit der provisorischen Leitung der Regierung in Serbien und am 15. September ließen sie durch eine Versammlung von Notabeln und Volk vor Belgrad den Fürsten Michael absetzen und das ganze Haus Obrenowitsch von der Regierung für alle Zeiten aus- schließeu. Zum Fürsten wählten sie Czerny Georgs Sohn, Alexander Georgewitsch, im November bestätigte ihn die Pforte, jedoch nur als Basch-Bei (Oberrichter), gab ihm in Wuksitsch, Petroniewitsch und Simmitsch drei Beis zur Seite, bestimmte den Pascha von Belgrad zum Präsidenten des Senats, verlangte die Zolleinnahmen für sich, die Herausgabe der sechs Bezirke und die serbischen Kanonen. Die Konsuln von England, Frankreich und Oesterreich hatten gegen die Absetzung des Fürsten Michael protestiert, die Pforte bekümmerte sich jedoch darum nicht, bis Rußland eine ernstere Sprache redete und auf das bestimmteste erklärte, es werde die auf dem Wege der Revolution entstandene Re- gierung nie anerkennen. Der Ausweg war jedoch bald gefunden; Fürst Alexander ließ sich den 27. Juli 1843 noch einmal wählen und wurde jetzt anerkannt, die zwei Hauptführer der Revolution mußten Serbien verlassen, durften aber bald wieder heimkehren, und so war den Serben jedenfalls klar bewiesen, daß Fürsten und Senatoren in Serbien so gut als in der Moldau und Walachei nur mit dem Willen Rußlands ver- jagt oder eingesetzt werden dürfen. (Durch eine neue Revolution ist seit- dem Michael Obrenowitsch wieder Fürst geworden.) Zwanzigstes Kapitel. Die polnischen Verzweiftungsstrciche im Jahre 1846. Seit 1831 beschäftigte sich die polnische Emigration unermüdlich mit Plänen für neue Aufstände, setzte sich mit den Unzufriedenen aller Län- der in Verbindung (der Savoyerzug ist nur einer der unwidersprech- lichen Beweise, s. S. 473) und stellte sich zu deren Verfügung, aber diese Verbrüderung mit den Verschworenen aller Farben war auch die Ursache, daß die Parteikluft in der Emigration selbst sich bis auf den Boden öffnete. Uneinig waren die Polen selbst 1831, wo ihnen die russische Armee das Bajonet auf die Brust setzte, in der Verbannung wurden sie um so weniger einig, als ihre Bundesgenossen selbst wieder untereinander entzweit waren. Der kleinere Theil der Emigration er- wartete trotz der Erfahrungen des Jahres 1831 eine Restauration von

8. Bd. 2 - S. 163

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 163 Der Vertrag kam zwar nicht zur Vollziehung, doch blieben die Serbier im Besitze ihrer Rechte, und seit 1827 ist die Regentenwürde des Für- sten Milosch erblich geworden, und in dem 1829 zu Adrianopel zwi- schen Rußland und der Pforte abgeschlossenen Frieden wurde die Rück- gabe der seit 1813 von Serbien abgerissenen sechs Distrikte und die Erfüllung aller in den frühern Vertragen bewilligten Rechte bestimmt. Die Pforte erließ daher 1830 einen Ferman, wodurch Milosch zum Erbfürsten von Serbien erklärt wurde, der darauf sogleich die Huldi- gung empfing. Die Serbier sind nun bis auf eine jährliche mäßige Abgabe völlig von dem Türkischen Joche frei, die bisher davon ge- trennt gewesenen 6 Serbischen Distrikte wieder mit Serbien vereinigt, und binnen 3 Jahren müssen aus allen Städten und festen Platzen Serbiens die Türken auswandern, mit Ausnahme der Stadt Bel- grad, worin sie mit den Serbiern gemeinschaftlich zu leben verbunden sind. So muß man also jetzt Serbien bloß als einen dem Osmani- schen Reiche tributbaren, aber nicht unterworfenen Staat ansehen, mit einer konstitutionellen, erblichen und monarchischen Regierung, und die Serbier sind sonach wieder, gleich den Griechen, in die Reihe der selbstständigen Europäischen Völker eingetreten, und ihre raschen Fort- schritte in der Civilisation lassen erwarten, daß sie eine achtungswerthe Stelle darin einnehmen werden. Krajujewaz ist die Residenzstadt des Fürsten und der Sitz der Regierung. Die Civilliste des Fürsten beträgt 240,000 Fl. Mit den wieder vereinten 6 Serbischen Distrik- ten läßt sich jetzt Serbiens Größe aus 700 Hjmeilen annehmen, worauf etwa 800,000 bis eine Million Menschen leben mögen. In Serbien bemerken wir die Stadt Passarowitz, bei den Serbiern Po 16)arewaz genannt, welche 4 Stunden südöstlich von Semendria und 2 Stunden von der Morawa (nicht an diesem Flusse), in einer gut angebauten hügeligen Ebene liegt, und wegen des daselbst 1718 geschlossenen Friedens merkwürdig ist. Nachdem nämlich im I. 1716 der damalige Deutsche Kaiser Karl Vi., als Verbündeter der von den Türken angegriffenen Venezianer, welche damals die Insel Eandia und Halbinsel Morea besaßen, in einen Krieg gegen die Türken sich eingelassen und durch den berühmten Eugen die Türken in den großen Schlachten bei Peterwardein und Belgrad gänzlich geschlagen, auch die bedeutenden Festungen Belgrad und Semendria erobert hatten, so suchten die besiegten Türken Frieden, welcher am 21. Julius 1718 zu Passarowitz zu Stande kam, wodurch die Pforte an den Kaiser die Festung Belgrad nebst einem beträchtlichen Theile von Serbien und Bosnien, imgleichen das Temeswarer Banat und die Wallachei bis an die Aluta auf 24 Jahre abtrat, und Morea im Besitze der Venezianer blieb. Übrigens ist Poscharewaz nur eine kleine Stadt mit etwa 2000 E. Der Fürst Milosch hat hier mehrere schöne Gebäude aufführen lassen, deren rothe Ziegeldächer der Stadt einen freundlichen Anstrich von Wohlstand geben. Der Fürst selbst residirt dann und wann eine Zeitlang hier, 11 *

9. Der Weltkrieg - S. 170

1915 - Leipzig : Wunderlich
— 170 — wohl verschanzt. So gehören diese wochenlangen Kämpfe an der Drina und Sau zu den schwierigsten und verlustreichsten des ganzen Krieges. Doch konnten um Mitte November die Österreicher endlich die Serben zurücktreiben und in Valjewo einrücken. Die Einwohner dieser Stadt streuten den Österreichern zuerst Blumen auf den Weg, dann aber warfen sie ihre Bomben auf die ahnungslosen, überraschten österreichischen Truppen und beschossen sie aus allen Häusern aufs heftigste. So entspannen sich nun die wütendsten Straßen- und Häuserkämpfe, an denen sich auch die Frauen und Kinder beteiligten, ähnlich wie in Belgien. Grenzenlos war eben der Serben Haß wider Österreich. Da konnten Österreichs Truppen allerdings auch keine Schonung mehr üben. Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen, und wer Bomben auf einrückende Truppen wirft, der wird von diesen ohne Erbarmen niedergestochen. Wie du mir, so ich dir, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Löwen, Dinant, Baljewo, Orchies: das sind traurig berüchtigte Orte dieses Volkskrieges geworden. Die Kämpfe in Serbien wurden immer schwieriger, als der Winter einzog. Da bedeckte oft meterhoher Schnee die Wege. Viele Flüsse und Bäche überschwemmten die Auen. Kurz, es schien, als ob jede Gefechtstätigkeit aufhören müsse. Von Valjewo mußten sich die Serben auf Kragujewatsch zurückziehen. So war nun Belgrad mehr oder minder entblößt. Es war zwar eine alte Festung, aber die Serben hatten keine neuen Werke errichtet. Sie hatten nur auf dem hohen Sauufer Batterien in Stellung gebracht und Schützengräben ausgeworfen. So hätten die Österreicher recht wohl Belgrad gleich im Anfange des Krieges bestürmen können, aber ihre Stellung in Belgrad wäre auch stets vom serbischen Heere bedroht gewesen. Darum eben nahm Feldzeugmeister Potiorek zunächst den Kamps mit dem serbischen Feldheere auf, um es zu schwächen, wenn nicht zu zerschmettern. Ende November war die Stunde gekommen, wo Österreichs Südheer sich Belgrads bemächtigen konnte. Am 2. Dezember 1914 ward es von General Frank besetzt, gerade am 66. Jahrestage der Regierungszeit Kaiser Franz Josefs. So wehte nun die österreichische Flagge über Belgrads Mauern. Die serbische Armee hatte sich südwärts zurückgezogen. Großer Jubel herrschte im hochbeglückten Österreich über diesen Waffenerfolg, zumal er ziemlich unerwartet gekommen war. Zu derselben Zeit kamen auch günstige Nachrichten vom polnischen Kriegsschauplätze, und so hofften manche, daß wenigstens bald mit Serbien und Montenegro Friede geschlossen werden würde. Diese Hoffnung sollte sich leider nicht erfüllen. 3. Österreichs Rückzug aus Serbien und Belgrad. Nur kurz währte die Siegesfreude über Belgrads schnelle Besetzung. Die Serben sammelten sich neu und griffen überraschend südöstlich von Valjewo die Österreicher an und zwangen sie zum Rückzüge. In den verschneiten Gebieten war dieser Rückzug bis an die Drina keine leichte

10. Der Ausbruch des Weltkrieges - S. 7

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
legenheiten Serbiens gleichkäme und die dieses als Angriff auf seine Souveränität und Unabhängigkeit auffassen könnte. Infolgedessen schien es uns geboten, in einer freundlichen Aussprache dem Grafen Berchtold Ratschläge zur Mäßigung zu erteilen, die ihm zu verstehen gäben, wie schlecht inspiriert eine Einmischung in Belgrad wäre, in der man eine Drohung des wiener Kabinettes sehen könnte. Der englische Botschafter, den Herr Safonoro hiervon in Kenntnis setzte, sprach den Gedanken aus, daß seine Regierung sich zweifellos einem Schritte anschließen würde, der auf die Ausschaltung einer Gefahr hinziele, die den allgemeinen Frieden bedrohen kann, und hat in diesem Sinne an seine Regierung telegraphiert. Herr Sasonow hat zu diesem Zwecke Herrn Schebeko Instruktionen erteilt. Ghne daß es sich hier um ein kollektives oder ein verabredetes vorgehen des Dreiverbandes in U)ien handelt, bitte ich Sie, sich über die Frage mit dem russischen und dem englischen Botschafter zu unterhalten und sich mit ihnen über das beste Mittel für einen jeden von Ihnen zu verständigen, um ohne Zögern dem Grafen Berchtold die Ratschläge zur Mäßigung zu erteilen, die die gegenwärtige Lage uns zu erfordern scheint. Ich füge hinzu, daß es angebracht wäre, Herrn Paul Cambon zu bitten, bei Sir Edward Grey die Zweckmäßigkeit eines solchen Schrittes geltend zu machen und die Anregung zu unterstützen, die der englische Botschafter in Rußland zu diesem Zwecke dem Foreign Office zukommen ließ. Gras Benckendorff ist beauftragt worden, eine ähnliche (Empfehlung vorzubringen. Rene üiviani. (Französisches Gelbbuch Nr. 22.) 7. Sir Edward Greq an Str M. de Vlinsen. Telegramm. Auswärtiges Amt, den 24. Juli 1914. Die an Serbien gerichtete Note wurde mir vom Grafen Mensdorff zugleich mit einer Erklärung über die Gründe, die dazu geführt hatten, übergeben. Im Laufe der Konversation mit Seiner Exzellenz bemerkte ich, es schiene mir sehr bedauerlich, daß man auf einer Befristung und noch dazu einer so kurzen Befristung in diesem Stadium der Verhandlungen beharrt hätte. Die (Ermordung des Erzherzogs sowie einige Umstände bezüglich Serbiens, die in der Note angeführt wären, erweckten Sympathie für Österreich, was einerseits natürlich wäre, doch hätte ich andererseits noch nie vorher einen Staat an einen anderen unabhängigen Staat ein Dokument von so furchtbarem Charakter richten sehen. Punkt 5 des Ultimatums würde sich kaum mit der Erhaltung einer unabhängigen serbischen Souveränität in (Einklang bringen lassen, wenn er, wie es den Anschein habe, so zu verstehen wäre, daß Österreich-Ungarn das Recht

11. Bd. 1 - S. 91

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
24. Serbien und die Serben. 91 Schwarzen Meere und bis zur Maritza anerkannt ward. Dieser Fürst nahm den Kaisertitel an und sein Bündniß und seine Hülfe wurden durch die mächtigsten Souveraine Enropa's gesucht. Dies war indeß der Glanz, der dem Fall vorhergeht. Schon der Sohn und unmittelbare Nachfolger des Stephan Duschan, Uzrosch, verlor ganz Rumelien an den Sultan, und später wurden die Grenzen Serbiens Schritt für Schritt verengt, bis endlich 1399 ein entschiedener Versuch gemacht ward, dem Vordrängen der mohammedanischen Macht zu widerstehen. Unter Czar Lazar, dem regierenden Fürsten Serbiens, wurde auf der Ebene von Eossowo (Amselfeld) in Albanien eine Schlacht geliefert, welche das Schicksal des Landes entschied. Durch den Venrath eines der Oberbefehlshaber der serbischen Armee gelang es den Türken, den Sieg zu gewinnen und die serbische Macht zu vernichten. Wiewohl die Form einer unabhängigen Monarchie kurze Zeit noch bewahrt und Serbien durch einen eigenen Fürsten beherrscht wurde, so ward doch das ganze Land der Pforte tributpflichtig gemacht, bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts selbst die äußere Form der Unabhängigkeit verloren ging, und Serbien dem Namen und der Wirklichkeit nach eine türkische Provinz wurde. Im Jahre 17 t? belagerte und eroberte Prinz Eugen von Savoyen an der Spitze einer öfter- reichifchen Armee Belgrad und besetzte ganz Serbien, so daß im nächsten Jahre durch den Frieden von Poscharevatz das Land von den Türken form- lich an Oesterreich abgetreten werden mußte. In dem Kriege zwischen der Türkei und Oesterreich 1739 gewannen erstere das Land zurück und durch den darauf folgenden Friedenstractat wurde der Besitz von Belgrad den Türken garantirt. So lange die Autorität des Sultans bei den verschiedenen Unterbeamten, • welche bestimmt waren, die Angelegenheiten der eroberten Provinz zu ver- walten, noch etwas galt, und die Befehle der Centralregierung in Constan- tinopel noch getreu ausgeführt wurden, war der Zustand der Christen in Serbien hart, doch nicht unerträglich. Wiewohl ihnen die Freiheit des offenu lichen Gottesdienstes gänzlich verweigert ward, so konnten sie sich doch in Gebirgshöhlen und in der tiefen Einsamkeit der Wälder versammeln; in einigen Dörfern gestattete man sogar stillschweigend das Dasein und den Gebrauch einer niedrigen Hütte zur Ausübung des christlichen Gottesdienstes. Das harte Loos der christlichen Unterthanen des Sultans ist stets daher ge- kommen, daß die Centralbehörde in Constantinopel nur wenig wirkliche Autorität im türkischen Reiche hatte. Am Ende des vorigen Jahrhunderts waren die Paschas von Widdin und Belgrad die Vertreter des Sultans in Serbien, leisteten ihm aber nur dem Namen nach Gehorsam. Unter diesen Paschas beraubten und mißhandelten die Truppen aufrührerischer Janitscha- ren die unglücklichen Einwohner. Die schrecklichsten Grausamkeiten wurden täglich verübt, um den Besitz des Eigenthums der Bauern und den Gebrauch ihrer Frauen zu erlaugen, während auf jede Beschwerde, welche den Hof

12. Teil 2 - S. 62

1916 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
62 Siebzehnter Abschnitt. aus Polen herausgetrieben worden und unsere Soldaten unter Lindenburg, Leopold von Bayern und Mackensen hatten in Rußland eine lange Schützengrabenlinie besetzt, die Deutschland und Österreich-Ungarn vor jedem Russeneinfall sichert. Da waren also wieder Soldaten frei, um etwas Neues zu unternehmen. Bis dahin war es den Lauptübeltätern, den Serben, im Weltkriege ganz gut gegangen. Die Österreicher hatten mit den Russen ,o viel zu tun gehabt, daß sie für die Serben nicht viel Zeit und Truppen übrig hatten. Gegen Ende 1914 hatten sie dann einmal einen energischen Vorstoß nach Serbien hinein gemacht. Sie waren von Nordosten her (Kaite!) ein ganz Stück vorgedrungen und kamen so der serbischen Hauptstadt Belgrad von Süden her in die Flanke. Da machten die Serben, daß sie davon kamen, und die Österreicher zogen in ihre Äauptstadt Belgrad ein. Aber das dauerte leider nur 14 Tage. Die Serben hatten ihre Truppen in der Hauptsache auf die andere Seile geworfen, und es gelang ihnen, den Ostflügel der Österreicher zurückzuschlagen. Darauf konnten sie nun auch wieder an die Befreiung ihrer Lauptstadt denken. Die Österreicher, die nicht genug Truppen dort hatten, mußten wieder heraus, und so hatten die Serben, die tapfer gekämpft hatten, ihr ganzes Land und ihre Äauptstadt wiedergewonnen. Ja, sie haben in der folgenden Zeit manchmal kleine Einfälle in das ungarische Grenzgebiet gemacht. Es ging ihnen also recht gut. Aber nun, nachdem die Russengefahr beseitigt war, kam der Umschwung. Unser Reichskanzler hat zunächst heimlich mit den Bulgaren ein Bündnis geschlossen. Die Bulgaren sahen ja wohl, wer die meiste Aussicht auf Sieg hatte. Auf die Serben waren sie grimmig wütend, und so haben sie sich mit den Deutschen und Österreichern verabredet, gegen Serbien gemeinsam vorzugehen. Wenn ihr euch nun Serbien auf der Karte anseht, da seht ihr, daß Österreich und Bulgarien das Land richtig von drei Seiten umschließen. Das ist also gleich eine schlimme Lage für die Serben. Nur eine Lilfe haben sie. An ihrer Nordgrenze ist kaum herüberzukommen. Warum? Sch.: Die Donau. Die Donau ist dort schon ungeheuer breit, fast 1 km. Auf der serbischen Seite aber liegen wilde, zerklüftete Berge, die sich dann durch ganz Serbien hindurch erstrecken. Das Gebirge ist dort so

13. Geschichte der neueren Zeit - S. 98

1861 - Freiburg : Herder
98 Geschichte der neueren Zeit. 1737 erlosch, erhielt Franz Stephan von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn; August Iii. wurde König von Polen, welches unter ihm noch tiefer herabkam. Die pragmatische Sanktion wurde anerkannt, Eugen aber machte darauf aufmerksam, daß 200,000 Mann die beste pragmatische Sanktion wären. Dieser große Feldherr und Staatsmann, zugleich einer der edelsten Menschen, starb am 21. April 1736. Neuer Türkenkrieg (1737—1739). 8 255. Als Bundesgenosse Rußlands bekriegte Karl Vi. die Tür- ken ein Jahr nach Eugens Tod. Das kaiserliche Heer unter Secken- dorf drang in Serbien vor und eroberte Nissa, das aber bald wieder verloren wurde. Der nächste Feldzug hatte keine Erfolge, 1739 (7. Juli) ließ sich aber Wallis bei Kruzka in der Weise von den Türken schlagen, wie es ihnen selbst vordem von Eugen widerfahren * war, worauf (18. September 1739) im Friedensschlüsse Belgrad und was Eugen von der Walachei und Serbien erobert hatte der Pforte zurückgegeben wurde. Preußen kommt empor. Friedrich 1., König von Preußen (1701). K 256. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte bereits gegen Frankreich, Polen und Schweden bewiesen, daß Brandenburg- Reg. 1688 Preußen etwas bedeute, und wenn sein Sohn Friedrich auch seinen bis 1713. Besitz nicht vergrößerte und unverhältnißmäßigen Aufwand machte, so erwarb er doch von dem Kaiser 1701 den Titel König von Preußen und spornte dadurch seine Nachfolger an, ihren Besitz zu einem wirk- lichen Königreiche zu erweitern. Uebrigens fochten die preußischen Truppen unter dem Fürsten Leopold von Dessau (später als der „alte Dessauer" berühmt) mit Auszeichnung im spanischen Erbfolge- kriege, besonders in den Schlachten bei Höchstädt und Turin. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740). § 257. Dieser König führte die größte Sparsamkeit in der könig- lichen Haushaltung und in der Staatsverwaltung ein, hielt strenge auf Ordnung, Thätigkeit, gute Sitte, Einfachheit und war bei-seinem harten despotischen Charakter gleichsam der Zuchtmeister seiner Unter- thanen. Er war ein großer Freund des Militärs und hielt ein zahl- reiches und gutausgerüstetes Heer bereit, das er und der alte Dessauer mit unerhörter Strenge dressierten, aber dabei die Hauptsache nicht vergaßen, denn namentlich die preußische Infanterie war in der That ausgezeichnet. Er suchte jedoch keinen Krieg und nahm 1715 zögernd an dem gegen Schweden Theil, das ihm einen Theil von Pommern abtreten mußte; die Grafschaft Limburg erbte er. Als er am 31. Mai 1740 starb, hinterließ er seinem Sohne Frie- drich (geb. 1712) ein an Gehorsam und Thätigkeit gewöhntes Volk, keine Schulden, sondern baare 9 Million Thaler, und dazu ein wohl- geübtes Heer von 70,000 Mann.

14. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 22

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
22 Sechste Periode. Von 1648 —1789. — Erster Abschnitt. Von 1648 —1740. wesir Kara Mustafa erschien mit einem großen Heere vor Wien (1683), das unter dem Grafen Rüdiger von Starhemberg sich zwei Monate tapfer hielt, bis Herzog Karl von Lothringen und der Polenkönig Johann Sobieski ein Entsatzheer heranführten, das die Türken völlig schlug. Jetzt ging Österreich zum Angriff über, Polen, Rußland und Venedig schlossen sich ihm an. Ungarn wurde erobert (1686 Erstürmung von Ofen durch Karl von Lothringen, der von 8000 Brandenburgern unter General v. Schö- ningh unterstützt wurde) und der Prefsburger Reichstag gezwungen die Erblichkeit der Krone anzuerkennen. Kach vorübergehenden Erfolgen des Grofswesirs Mustafa Köprili endete der Krieg für die Pforte durchaus unglücklich (1697 grofser Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen bei Zenta a. d. Theifs): im Frieden von Karlowitz (bei Peterwardein) (1699) trat sie an Österreich Ungarn, Sieben- bürgen und den gröfsten Teil von Slawonien und Kroatien ab, an Polen Teile der Ukraine und Podolien, an Venedig Morea. 1716 unternahm Österreich (Karl Vi.) als Bundesgenosse der von den Türken angegriffenen Republik Venedig einen neuen Türken- krieg, der nach glänzenden Siegen Eugens (bei Peterwardein und Belgrad) zum Frieden von Passarowitz (ö. von Belgrad) führte (1718), in dem Österreich das Banat, das nördl. Serbien und die Walachei bis zur Aluta erhielt. Die beiden letzteren Gebiete aber mufsten 1739 nach einem neuen, unglücklichen Kriege im Frieden von Belgrad wieder abgetreten werden. 6. Der spanische Erbfolgekrieg und die Herstellung des Gleichgewichtes der Grofsstaaten. a) Die Veranlassung. Bei der Kinderlosigkeit und Kränk- lichkeit des letzten spanischen Habsburgers, Karls Ii., hatte die Frage, wer Erbe der spanischen Monarchie werden solle, schon lange die Aufmerksamkeit beschäftigt. Ansprüche erhoben Lud- wig Xiv. — für seinen jüngeren Enkel Philipp von Anjou, Leopold I. — für seinen jüngeren Sohn Karl und der Kurprinz Josef Ferdinand von Bayern1. Die Seemächte England und Holland, besorgt wegen der Verbindung Spaniens mit Frankreich oder Österreich, suchten eine Teilung der spanischen Monarchie herbeizuführen, sodafs der Haupterbe Josef Ferdinand würde.

15. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 296

1877 - Oldenburg : Stalling
- 296 Die Pariser Conferenz hatte zwar die Oberherrlichkeit der Pforte der Serbien besttigt, aber die innere Selbst-stndigkeit des Landes zugesichert. Nach dem Tode des Fr-ften Milosch (Sept. 1860) folgte fein Sohn Michael. Da dieser mit der europischen Civilisation durchaus vertraut war, so ging sein Streben darauf aus, Serbien in jeder Be-ziehung zu heben. Indessen fhrte das Ringen der Serben nach Unabhngigkeit von den Trken und der gegenseitige Ha zu einem blutigen Ereigni. Im Juni 1862 kam es in der Stadt Belgrad, als der Fürst gerade aus einer Reise begriffen war, zwischen Trken und Serben zu einem Kampfe, in dem die ersteren genthigt wurden, sich in die Citadelle zurckzuziehen, dann aber die Stadt zwei Tage lang bom-bardirten. Da sich ganz Serbien gegen die Trken zu erheben schien, so traten die Gesandten, die den Pariser Vertrag unter-zeichnet hatten, zu einer Conferenz zusammen (4. Sept.), der zufolge die Trken die Stadt Belgrad verlassen muten. Am 24. August 1864 erffnete Fürst Michael die serbische Stndeversammlung, die ihm ihr unbegrenztes Vertrauen aussprach. *) Die Errichtung des Knigreichs Griechenlanb hatte unter den Griechen die Hoffnung, bereinst im fbstlichen Europa ein Reich ihrer Nation mit Konstantinopel als Hauptstabt erstehen zu sehen, von Neuem belebt. Die Verwirklichung biefer groen Jbee", wie die Griechen ihr politisches Ziel nennen, verlangten sie von König Otto. Wenn er auch die Sympathie fr biefelbe theilte, so konnte er boch die bertriebenen *) Fürst Michael wurde am 18. Juni 1868 in der Nhe von Belgrad ermordet. Es folgte ihm Fürst Milan. Der Thron ist der Verfassung nach erblich, die gesetzgebende Gewalt getheilt zwischen dem Frsteil und der Nationalvertretung (Sluptschina), zwischen beiden steht ein beruhender Senat. In Montenegro hren die Streitigkeiten zwischen den Einwoh-nern und den Trken kaum auf, da die Montenegriner sich fr nnab-hngig halten, die Trken das Lndchen als einen Theil ihres Reiches betrachten. Im August 1860 wurde Fürst Danilo von einem Monte negrincr tdlich verwundet, worauf fein Neffe Nicolaiis als Fürst folgte. Streitigkeiten mit den Trken seit 1862 wurden 1864 fr den Augenblick beigelegt.

16. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 176

1880 - Berlin : Habel
176 ßischen Hilfstruppen zu, der sich zur Freude Friedrich Wilhelms aus das vorteilhafteste über den Prinzen aussprach. 1734 Als ein Zeichen der Gunst seines Vaters erhielt Friedrich 1734 von diesem die Herrschaft Rnppin und das Schloß Rheinsberg geschenkt. Hier lebte er nun ganz seinen Neigungen. Eifrig ergab er sich dem Studium der Kriegswiffenschaften. Seine Erholungsstunden vollbrachte er im Kreise heiterer Gesellschafter und geistreicher Männer bei Musik und Lektüre großer Dichter und Schriftsteller. In seiner nächsten Umgebung besanden sich Männer wie Fouquet, Jordan und andere Gelehrte und die Komponisten Graun und Benda. Mit auswärtigen Gelehrten, besonders mit dem von ihm bewunderten Voltaire, stand er fortwährend in Briefwechsel. Mehrere Schriften Friedrichs erhielten in der ländlichen Ruhe Rheinsbergs ihr Dasein, so sein „Europäisches Staatensystem" und sein „Antimacchiavel, ou essai critique sur le Prince de Macchiavel“, in welchem er im Gegensatz zu dem bekannten Werke des Italieners Macchiavelli den Gedanken durchführte, daß Hauptzweck einer guten Regierung das Volkswohl und die Gerechtigkeit sein müsse. Überhaupt bildete sid) Friedrich hier in jeder Beziehung auf feinen hohen Beruf vor. Seinen Vater begleitete er häufig auf Reisen, um den Zustand und die Tüchtigkeit der versd)iedenen Regimenter zu untersuchen. So fand in den letzten Lebensjahren Friedrich Wilhelms I. das beste und innigste Verhältnis zwischen diesem und seinem Sohne statt. I. Die ?mei ersten schlesischen Kriege ttttfr der 1740-1748 österreichische Grvfolgekrrieg 1740—1748. Aussterben der Habsburger. Kaiser Karl Vi. (1711—1740) war der letzte der Habsburger. Er hatte auch nach dem Frieden von Rastadt nicht unbedeutende Kriege geführt, so in den Jahren von 1716—1718 gegen die Türken, in welchem Prinz Eugen dieselben in den ruhntmdjen Schlachten bei Peterwardein (1716) und bei Belgrad (1717) schlug und 1718 den Frieden von Passarowitz (in Serbien) erzwang, durch welchen Österreich in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien, von Kroatien und der kleinen Walad)ei gelangte*); freilief) gingen diese Erwerbungen nach einem späteren Türkenkriege 1737—1739 wieder verloren. — Während dieses Türkenkrieges harte Philipp V. von *) Venedig, in diesem Kriege die Bundesgenossin Österreichs, erhielt für das 1715 an die Türken verlorene Morea Dalmatien.

17. Die neuere Zeit - S. 102

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 102 — licken Bildungsdrang sich verband, so hat auch das von ihm geschaffene Rußland den Widerspruch der von außen gebrachten Kultur mit dem inneren, auf sich beschränkten Leben des Volkes noch heute nicht völlig überwunden. § 27. Die Regierungszeit Kaiser Karls Vi. (1711—40); Höhepunkt der dynastischen Kabinettspolitik. 1. Die pragmatische Sanktion vom Jahre 1713. Österreich, das bei dem Erlöschen der spanischen Linie des Hauses Habsburg eine beträchtliche Erweiterung seines Gebietes sich erstritten hatte (den größeren Teil Italiens und Belgien), war durch das bevorstehende Erlöschen des Mannsstammes der deutschen Habsburger nunmehr selbst in seinem Bestände gefährdet. Durch Errichtung der „pragmatischen Sanktion", eines Hausgesetzes, welches in Ermangelung männlicher Nachkommen den Töchtern des Kaisers die Nachfolge in der unteilbaren österreichischen Monarchie zusprach, suchte der Kaiser die Zukunft Österreichs zu sichern. Um die Anerkennung dieses Hausgesetzes in Deutschland und im Ausland zu erlangen, brachte Karl Vi. bedeutende Opfer an Land, für welche die Erfolge gegen die Türken nur vorübergehenden Ersatz brachten. Schon Joseph I. hatte verordnet, daß beim Aussterben des Mannesstammes seine Tochter, welche an die Kurprinzen von Bayern und Sachsen vermählt waren, den Thron erben sollten. Karl Vi. aber bestimmte, daß in erster Linie seine eigene Tochter (Maria Theresia), dann erst die Töchter Josephs I. erbberechtigt sein sollten. Deshalb fand die pragmatische Sanktion Vonseiten Bayerns und Sachsens keine Anerkennung, während die übrigen Reichsstände 1732 ihre Zustimmung gaben. 2. Der Türken krieg von 1714 —18. Das zwar im Innern zerrüttete, aber immer noch kriegstüchtige Türkeureich hatte in der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges, während von Österreich nichts zu besorgen war, über Rußland den Vorteil am Pruth errungen (1711). Bald darauf eroberten die Türken auch das im Karlowitzer Frieden (1699) an Venedig abgetretene Morea wieder zurück (1714). Da trat Österreich in den Krieg ein; Prinz Eugen siegte bei Peterwardetn_(1716) und Belgrad (1717) und zwang die Türken im Frieden zu Passarowitz (in Serbien, 1718), den Temes-warer Banat, Serbien mit Belgrad und die westliche („kleine") Walachei an Österreich abzutreten; Venedig wurde für den Verlust Moreas durch albauesische und dalmatinische Plätze entschädigt. Nach der Schlacht bei Peterwardein, in welcher der Großvezier gefallen war, eroberte Prinz Eugen Temeswar und ging dann im Jahre 1717 unterhalb Belgrad über die Donau, um Belgrad zu belagern. Nachdem er mit 40 000 Mann ein türkis sches Heer von 200000 Mann geschlagen hatte, ergab sich Belgrad. Damals stand

18. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 19

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
87. Der Nordische Krieg 17001721. 19 gromacht emporwuchs, deren Schwerpunkt sich nach dem Osten hin verschob. 4. Einige Jahre nach dem Spanischen Erbfolgekrieg kam es aber-mals zu einem Kampf zwischen sterreich und der Trkei. Die Trken hatten 1715 die im Karlowitzer Frieden an Venedig abgetretene Halbinsel Morea zurckerobert. Da nahm sich Karl Vi. der bedrngten Republik an. Prinz Eugen schlug 1716 bei Peterwardein das ihm an Zahl weit berlegene Heer Bet Growesir?, belagerte dann Belgrad und siegte hier der ein trkisches Entsatzheer. Infolge der erlittenen Niederlagen sah sich die Trkei 1718 zum Frieden von Passarowitz in Serbien gentigt. Sie trat Serbien mit Belgrad, das Temeswarer Banat/) die westliche Walachei an sterreich ab. Damals erfreute sich Prinz Eugen seines hchsten Ruhmes. (1739 gingen Serbien und die Walachei wieder an die Trkei verloren.) 87. Der Nordische Mlm. 1700-172l # 1. Der Nordische Krieg spielte sich zwar hauptschlich auf auer-deutschem Boden ab, war aber in seinem Verlauf und in seinen Folgen sr einige deutsche Staaten bedeutsam und mge daher hier eine kurze Darstellung finden. Zum besseren Verstndnis desselben aber mssen wir uns vorerst einen flchtigen berblick der die Verhltnisse der nordischen Staaten: Schweden, Polen und Rußland vor dem Kriege verschaffen. 2. In Schweden ging nach Gustav Adolfs Tod die Regierung auf seine Tochter Christine der. Sie entsagte 1654 der Krone, Schweden, wurde in Innsbruck katholisch, starb in Rom und wurde in der St. Peterskirche begraben. Ihr folgte ihr Vetter Ka rj.^X..^ nofiit des Pfalzgrafen Johann Kasimir aus der wittelsbachischeu Linie Simmern-Zweibrcken und einer Schwester Gustav Adolfs, und diesem sein Sohn Karl Xi. (16601697). Unter beiden Regenten machte Schweden ' erfreuliche ^ortfc|ntt? Im Besitze der Flumndungen der Newa, Dna, Oder und Weser sowie der meisten Ostseeprovinzen (Finnland, Jngermanland, Esthland, Livland, Vorpommern) beherrschte es den ganzen Handel des Baltischen Meeres und schwang sich zur ersten Macht des Nordens und zur europischen Gromacht empor. Nach Karls Xi. Tod gelangte dessen fnfzehnjhriger Sohn Karl Xii. (16971718. gewhnlich Charles dou'ze" genannt) zur Regierung, ein' tatendurstiger Jngling, der seine oft unberlegten Entschlsse mit ver-blendetem Eigensinn und tollkhnem Wagemut durchzufhren fuchte. 3. In Polen wurde 1697 Kurfürst Friedrich Aumst. 1. von Sachsen, welcher durch verschwenderische Prachtliebe und riesige Krper- Polen, strke bekannt war, als August Ii. zum König gewhlt (Nachfolger Sobieskis), nachdem er zum Katholizismus bergetreten war und ) Ban = hoher Wrdentrger in Ungarn (Markgraf); Banat = Herrschastsbezirk. 2*

19. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 562

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
562 Die Zeit von 1815 bis 1857. möglich gewesen, wenn die Stimmung der christlichen Völker durch den grie- chischen Aufstand gegen die Türken nicht so abgesagt feindselig gewesen wäre. Die westlichen Nachbarn der Bulgaren, die Serben, sind um so kriegerischer und haben sich seit 1804 eine fast unabhängige Stellung errungen. Sie sind slavischen Stammes, von schönem und kräftigem Körperbaue, der Rest jenes Volkes, das sich seit dem neunten Jahrhun- dert im Norden des byzantinischen Reiches ausbreitete, die byzantinische Herrschaft abschüttelte und sich nach 1337 eines großen Theiles von Makedonien und Jllyrien bemächtigte. Wahrscheinlich hätte die serbische Dynastie ihren Thron noch in Konstantinopel aufgeschlagen, wenn die osmanischen Türken nicht so frühe über den Hellespont gegangen wären; diesen unterlag der Fürst der uneinigen Serben, Lazar, 1389 auf dem Amselfelde bei Kofsowa; Sultan Bajazet theilte das Land unter Va- sallenfürsten, die sich bald an die Ungarn, bald an die Türken anschloßen, bis Mohammed Ii. 1459 über Serbien herstürzte, die meisten vor- nehmen Familien ausrottete und über 200,000 Einwohner fortschleppte (damals flüchteten Schaaren von Serben auf ungarischen Boden, wo deren Nachkommen sich sehr ausgebreitet haben). Serbien wurde tür- kische Provinz unter einem Pascha zu Belgrad; die Serben mußten die Städte größtentheils räumen und sich in die Gebirgsthäler zurückziehen, wo sie als Ackerbauer und vorzugsweise als Hirten lebten, jedoch manch- mal von türkischen Erpressern heimgesucht wurden. Die Siege des Prin- zen Eugen entrißen der Pforte den größten Theil Serbiens, aber nur bis 1739 durfte es unter dem kaiserlichen Scepter leben, der Friede von Belgrad stellte es wieder unter Pascha und Janitscharen. Die Zügel- losigkeit dieser Soldateska führte zuerst zu einem Krieg des Pascha von Belgrad, der seine Provinz nicht durch andere plündern lassen wollte, gegen den Pascha von Widdin, der die Janitscharen beschützte, bei wel- cher Gelegenheit sich auch die Serben bewaffneten, und als die Pforte die Janitscharen, welche den Pascha von Belgrad ermordeten, gewähren ließ, so erhoben sich die Serben 1804 unter Czerny Georg und ver- trieben die Soldateska fast aus dem ganzen Lande. Der Krieg dauerte, von einzelnen Waffenstillständen unterbrochen, bis zum Frieden von Bu- karest (1812) fort, im Ganzen zu Gunsten der Serben, besonders als auch Rußland, dessen Hilfe die Serben schon 1804 angerufen hatten, die Türken bedrängte. Als nach dem Frieden die Pforte mit gewohnter Hinterlist den abgeschlossenen Vertrag in vielen Stücken nicht halten wollte und das offene Land mit Janitscharen und Arnauten überschwemmte, als Czerny Georg mit den meisten Häuptlingen keinen Widerstand wagte und auf österreichisches Gebiet flüchtete, warf sich Milosch Obrenowitsch in das Gebirge und errang an der Spitze von 10,000 Bewaffneten für Serbien billige Bedingungen der Unterwerfung, für sich selbst die Würde

20. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 135

1887 - Breslau : Hirt
25. Aus Serbien. 135 .aber dem Lande durchaus nicht zum Vorteil, daß hier der Boden außerordent- lich zerstückelt ist, sodaß es hier keiue Großgrundbesitzer giebt. Ist der serbische Bauer und Hirte auch von recht stattlicher Figur, so besitzt er doch auffallend wenig körperliche Kräfte. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Melonen, Zwiebeln, Kukuruz (Mais) und etwas Brot; nahrhaftere Speisen genießt er nur bei besonderen Gelegenheiten, bei einer „Slawa" (Kirchweih) oder einem „Tabor" (Volksversammlung). Das Laüb ist gering bevölkert. Die Dörfer verbreiten sich über weit ausgedehnte Flächen, weil die einzelnen Gehöfte immer weit auseinander liegen. Die Häuser, meist quadratsörmig gebaut, sind zwischen Büschen und Bäumen versteckt. Die Wände sind meist aus Lehm und Stroh gebaut; das Dach ist -oft mit Schindeln, in der Regel aber mit Schilf und Stroh gedeckt. Das Getreide wird nach alter Weise durch Ochsen und Pferde gedroschen. Bei jeder Ortschaft finden sich sehr ausgedehnte Obstplantagen, namentlich Zwetschen- Pflanzungen. Der Wald wird als Gemeingut betrachtet und ist den größten Verwüstungen ausgesetzt. Das Holz hat fast keinen Wert; überall liegen große Stämme am Boden, um hier zu verfaulen. In dem Walde läßt der Serbe seine Schweine, Schafe und Ziegen weiden, von denen die letzteren für die Baum- bestände außerordentlich schädlich werden, indem sie das Unterholz und den Nach- wuchs vernichten. Von Schweinen, welche man hauptsächlich durch Eichel- mast fett macht, wimmelt es im Lande. Und doch ist ihr Schinken wenig gut, weil die Tiere zu zeitig geschlachtet werden. Das fette Fleisch, welches man in Serbien vorwiegend genießt, sowie die außerordentlich fett angerichteten Speisen widerstehen dem Westeuropäer. Außer guten Landstraßen hat Serbien jetzt auch eine durch das Morawa- thal nach Süden (Nisch) lausende Eisenbahn, welche weiter fortgeführt werden soll, bis die von Saloniki im Wardarthale aufwärts gehende Bahnlinie erreicht ist. Durch Serbien führt also die wichtige Verkehrslinie, welche Deutschland und Österreich mit Saloniki und dem ägäischen Meere in unmittelbare Ver- hinduug setzen wird. Ein Deutscher darf es, auch ohne des Serbischen mächtig zu sein, wagen, dem Lande mit seinen slawischen Bewohnern einen Besuch abzustatten; denn wie südlich vom Balkan die italienische Sprache vorwiegt, so ist hier die eigentliche Kultursprache die deutsche, die auch von dem minder Gebildeten verstanden und gesprochen wird, ein Deutsch mit österreichischer Färbung. Belgrad, die größte Stadt des Landes, liegt außerordentlich günstig an der mächtigen Donau und der reinlichen Save. Konnte es früher als der am weitesten nach Norden vorgeschobene Vorposten des Türkentums gelten, so hat sich das jetzt geändert. Orientalisches Wesen trifft man heute in Belgrad nicht mehr. Die alten Türkenhäuser mit ihren lauschigen Gittern, ihren kühlen