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1. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 47

1881 - Leipzig : Teubner
Jemappes 7. it. 8. Nov. 1792. Euftine in Mainz. 47 vember 1792). Infolge davon bemächtigte er sich ganz Belgiens und drang über Aachen vor bis zur Roer. Am Oberrhein war der französische General Custine vom Elsaß aus in die wundeste Stelle des alten deutschen Reiches eingefallen, in die geistlichen und weltlichen Kleinstaaten am Rhein. Er besetzte die Reichsstädte Speier und Worms und am 21. Oktober 1792 die Festung Mainz, deren Werke im kläglichsten Zustande waren. Nachdem der Kurfürst und der zahlreiche Adel seines Hofes Hals über Kopf geflohen waren, hatte der unfähige Kommandant fast ohne allen Widerstand die Festung übergeben. Diese rasche Wegnahme von Mainz, der Grenzfestung gegen Westen, erregte bei den kleinen Herren, die sich vom Breisgau bis Westfalen in die deutschen Rheinlande teilten, einen ungeheuren Schrecken. Keiner fühlte sich iu seiner Residenz mehr sicher; viele ließen Land und Leute im Stich und waren dann höchst erzürnt, wenn die Unterthanen sich nicht für einen Staat und eine Regierung totschlagen lassen wollten, die sie selbst so mutlos aufgegeben hatten. Dies Verhalten der deutschen Reichsfürsten ermutigte Custine, daß er eine Abteilung seiner Truppen über den Rhein schickte und in Frankfurt einrücken ließ, welches 2 Mill. Gulden Brandschatzung bezahlen mußte. Die ganze Umgegend bis nach Weilburg an der Lahn wurde ausgeraubt und gebrandschatzt. Nachdem die Preußen am Rhein die nötige Ruhe genossen, führte sie der König gegen Ende des Jahres 1792 von Koblenz die Lahn hinauf in die Nähe von Frankfurt und Mainz, um hier das Vordringen der Franzosen zu verhindern. Frankfurt wurde am 2. Dezember von den braven hessen-kafselischen Truppen erstürmt und von den Franzosen befreit. Das war die einzige kräftige Waffenthat im ganzen Feldzug. Danach zogen sich die preußischen Truppen zur Belagerung von Mainz zusammen, das am 23. Juli 1793 kapitulieren mußte. Die Franzosen erhielten freien Abzug, und der Kurfürst kehrte von seiner Flucht zurück, um an denjenigen Mainzern, welche unter der französischen Herrschaft einen republikanischen Klub gebildet und einen Anschluß

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1. Geschichte von Mainz und Umgegend - S. 39

1898 - Hannover [u.a.] : Meyer (Gustav Prior)
— 39 — aus der Steuer der Bürger 31 547 Pfd., nach dem heutigen Geldwert ungefähr 173 000 Mk. 5. Im Verlaufe des fünfzehnten Jahrhunderts verschlechterte sich aber die Finanzlage der Stadt; die Einnahmen gingen bedeutend zurück, es trat eine Überschuldung ein. Die Znnftunruheu und ein Knrftmt vollendeten den Niedergang. Ein Teil der vermögenden Bürgerklajfe war ausgewandert, viele Handwerker wurden gezwungen, die Stadt zu verlassen. In dem Handwerkerverzeichnisse vom Jahre 1475 erscheinen in Mainz nur 36 Weber gegenüber 364 Woll- und Leinenweber in Frankfurt. Dagegen übertraf Mainz in den Gewerben, die sich auf Weinbau und Gärtnerei beziehen, Frankfurt erheblich. Außerdem war eine sehr große Zahl von Goldschmieden vorhanden, fast noch einmal so viel als in Nürnberg. — Als Stapelplatz und „Lagerstadt" für den Warenverkehr auf dem Rheine war Mainz von hervorragender Bedeutung. 20. sie „Kcholaftrrte" und bi» alten Stadtschulen. 1 Die Klosterschulen standen in unserer Stadt bereits im neunten, zehnten und elften Jahrhundert in hoher Blüte. Zwei Mönche, beide Namens Ekkehard, werden zu jener Zeit als tüchtige und gelehrte Lehrer zu Mainz genannt. Um die Mitl^e des zwölften Jahrhunderts waren hier vier Klosterschulen; später stieg die Zahl sogar auf neun. Nicht nur solche Knaben, Me~ sich dem Orden widmen sollten, wurden diesen Schulen übergeben, sondern auch andere, „die der Welt verbleiben" wollten, erhielten in denselben ihre Ausbildung. — Neben diesen Klosterschulen bestand in Mainz schon frühe eine „Dom-" oder „Kathedralschule", gewöhnlich „Scholasterie" genannt. Dre Domschulen waren in Deutschland nach dem Vorgänge des Bischofs Chrode-gang von Metz bei den bischöflichen Kirchen gegründet worden und hatten den Zweck, für Heranbildung junger Priester und vornehmer Laienkinder Sorge zu tragen. Für die Leitung der Schule war ein Mitglied des Domkapitels bestimmt, das den Titel „Scholastikus" oder „Scholaster" führte. Die Unterrichtsgegenstände der Domschnle waren dieselben wie die in den Klosterschulen; doch konnten die Zöglinge auch außerhalb des Schulgebäudes wohueu. Um die Mainzer Domschule drehte sich im Jahre 1261 ein lehrreicher Prozeß. Auf dem Platze, welcher heute noch „Leichhof" genannt wird, wohnte ein Bürger, der bei einem Neubaue sein Hans so erhöhte, daß der „Domscholaster", welcher ihm gegenüber wohnte, Klage erhob. Er führte an, daß den der „Scholästerte" benachbarten Bewohnern des „Leichhofs" bisher, wenn sie ihre Häuser erhöhen wollten, dies durch richterlichen Spruch jedesmal verboten wurde, damit der Scholasterie nicht das Licht oder die Aussicht verbaut wurde. Der Antrag des Klägers ging nun dahin, daß der Verklagte sein Haus niederreißen oder doch um so viel niedriger bauen müsse, daß der Scholasterie Aussicht und Licht

2. Geschichte des Mittelalters - S. 235

1884 - Leipzig : Teubner
235 Mehrheit der Fürsten, denen die Ausbung der Kur als von Rechtswegen gebhrend zuerkannt worden wre, jedoch ohne Simonie.^) Der Zweck seiner ersten Forderung war, fr sein Gegenknigtum eine gesetzliche Grundlage durch einen Reichstagsbeschlu zu schaffen; die zweite Forderung, da Simonie aus-geschlossen sein soll, verrt den ehrlichen und geraden Mann, der es verschmht, sich die Stimmen der Kurfrsten zu erkaufen, sondern seine Wahl einzig seiner persnlichen Tchtigkeit verdanken will. Ob oder inwieweit die letztere Forderung erfllt worden ist, lt sich aus den Quellen nicht erweisen. Lud -wig hatte sich schon am 7. Mrz 1348 von Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg und dessen gleichnamigem Sohne gegen 6000 Mark Silbers die schsische Stimme bei einer Knigswahl gesichert und sich dann spter, am 31. Mai, ausdrcklich zur Fhrung derselben bevollmchtigen lassen.2) Dieser Vertrag war auch bei Gnthers Wahl noch in Kraft. Pfalz und Mainz verhandelten durch Ludwig mit Gnther. Schwerlich waren sie ohne Ent-Schdigung zur Wahl bereit; es ist darum wahrscheinlich, da zwar Gnther seine Hnde rein von Bestechungen hielt, da aber Ludwig mit Geld die Kurfrsten seinen Zwecken dienstbar machte. Am 30. Dezember 1348 lud Erzbischof Heinrich von Mainz die Erz-bischfe Balduin von Trier und Walram von Kln auf den 16. Januar 1349 nach Frankfurt zum Vollzug der Knigswahl,3) da das Reich seit Ludwigs Tode erledigt sei. Karls Wahl vom 11. Juli 1346 wurde also als unrechtmig gar nicht anerkannt. Die Teilnahme von Trier und Kln an Gnthers Wahl war nicht zu erwarten, doch kam es der wittelsbachischen Gegenpartei, die sich durchaus auf den Standpunkt der Legitimitt stellte, darauf an, alle Formen zu wahren, um ihre Wahl unanfechtbar zu machen. Heinrich von Virneburg dagegen galt der Partei Karls nicht mehr als Erzbischof von Mainz, seitdem der Papst Gerlach von Nassau an seine Stelle gesetzt hatte. Zwei Tage spter, am 1. Januar 1349, whlte zu Frankfurt Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein, zugleich als Bevollmchtigter feines Bruders Rudolf, urkundlich den Grasen Gnther zum Könige und versprach ihm Hilfe gegen Karl von Bhmen und alle Widersacher. Erz-bischof Heinrich erklrte am gleichen Tage, da er in Gemeinschaft mit den Pfalzgrafen Ruprecht und Rudolf, Ludwig von Brandenburg und Erich von Sachsen Gnther zum König gewhlt habe, und gelobte ihm ebenfalls Beistand gegen seine Feinde.*) m 16. Januar erschien Graf Gnther, feiner Wahl gewrtig, auf dem Galgenfelde vor Frankfurt mit bewaffneter Macht ;5) die Stadt verschlo ihm ihre Thore, wie sie bei zwie- 1) Matth. Nuew. 267: Qui primo rennuens tandem eo pacto annuit: si in Frankenfort per principes et nobiles sentenciatum fuerit, vacare regnum et imperium, maiorque pars principum, qui similiter per sentenciam declarati fuerint ius habere, ipsum absque omni symonia elegerint propter deum, dicens: se expositurum periculis pro deo et imperio corpus suum. 2) Huber, Reg. p. 529, no. 36 38; 530, no. 46. 3) Das Schreiben an Balduin bei Wrdtwein, Subsidia diplom. Vi, 253; das an Walram gerichtete ist nicht erhalten, doch berichtet Latomus (B. F. Iv, 411), da auch er mit berufen wurde. 4) Huber, Reg. 535, no. 68, 69. Es wrde irrig sein, wenn man auf Grund dieser Urkunden den l. Januar 1349 als Wahltag betrachten wollte; es handelte sich blo um urkuud-liche Wahlversprechen von Pfalz und Mainz, wie Ludwig zuvor am 9. Dezember 1348 ein solches gegeben; vgl. Janson 26 flg. 5) Latom. 411. Matth Nuew. 268. Ann. Eistett. 535.

3. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 359

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
359 187. Die Franzosen in Frankfurt im Jahre 1792. Richnrd Froning. Handschriftlich von dem Verfasser. Im Herbste 1792 waren die verbündeten Preußen und Österreicher vor den Heeren der französischen Revolution über den Rhein zurück- gegangen. Das feste Mainz' ergab sich den Franzosen unter General Custine ohne Kampf. Schon am folgenden Tage erschienen zwei fran- zösische Abteilungen vor Frankfurt und begehrten Einlaß. Er konnte ihnen nicht verwehrt werden; denn die Festungswerke befanden sich in schlechtem Zustand, und eine Verteidigung war gar nicht vorbereitet. Mit dem Rufe „Es lebe die Freiheit!" zogen die Franzosen in Frankfurt ein. Viele Bürger waren so sorglos, daß sie dem Einmarsch zusahen wie einem harmlosen Schauspiel. Aber alsbald zeigte es sich, daß die Gäste nicht kamen, um Frei- heit zu bringen, sondern um Geld zu erpressen. Custine schickte von Mainz ein Schreiben an den Rat, in dem er von der Stadt binnen 24 Stunden die Zahlung von 2 Millionen Gulden oder 4 Millionen Franken forderte. Das Vierfache der ganzen Jahreseinnahme des Staates begehrte der General auf einmal. Die Bürger wollten es erst nicht glauben, da man doch den Franzosen nicht das geringste getan hatte. Sie konnten sich auch nicht denken, daß die Männer der Freiheit eine Gewalttat ausüben würden, die auf eine ganz gewöhnliche Räuberei hinauslief. Aber es war doch so. Der Rat mußte Geld schaffen und wandte sich an die Bürgerschaft. Ihre Opferfreudigkeit zeigte sich im glänzendsten Lichte. Arm und reich strömte auf den Römer und brachte seine Ersparnisse, um dafür Schuldverschreibungen des Staates ent- gegenzunehmen. Das ärgerte Custine, und er suchte Zwietracht unter die Bürger zu säen, um so irgend eine feindliche Handlung her- vorzurufen, die ihm dann wenigstens nachträglich einen Schein des Rechtes für seine Forderungen geliefert hätte. Er ließ bekannt machen, daß die Kriegssteuer nur die Reichen, nicht die Armen treffen solle. Aber damit hatte er kein Glück. Vielmehr verstärkte dieser Versuch, die Bürger zu entzweien, noch den Widerwillen und Haß gegen den Eindringling. Custine ließ, weil der Rat zunächst nur einen kleinen Teil der geforderten Summe hergab, eine Anzahl angesehener Bürger als Geiseln fortführen. Der Rat erlegte schließlich die Hälfte der Forde- rung, sandte aber auch eine Abordnung nach Paris, die bei der dortigen Regierung über Custines Benehmen, das allem Völkerrecht hohnsprach, Beschwerde führen sollte.

4. Das Deutsche Reich - S. 90

1890 - Leipzig : Abel & Müller
— 90 — Der Reichserzmarschall zieht das Schwert Karls des Großen aus der Scheide. Der Reichserzkämmerer legt dem Könige den Mantel an und der Reichsschatzmeister bringt die Krone herbei, welche die drei geistlichen Kurfürsten dem knieenden Könige auf das Haupt setzen. Das Hochamt wird fortgesetzt und der Kaiser empfängt nun ohne Krone das heilige Abendmahl. Dann besteigt er den kaiserlichen Thron und die Kurfürsten bringen ihm durch den Mnnd des Kurfürsten von Mainz ihre Glückwünsche dar, worauf dieser an dem Hochaltar das Tedenm anstimmt, das von Glockengeläute und Kanonendonner begleitet wird. Auf dem Throne sitzend erteilt der Kaiser darauf an die durch den Herold aufgerufenen neuen Ritter den Ritterschlag. Nach Veen- dignng dieser Zeremonie schreitet der Kaiser, die Krone ans dem Haupte und mit den kaiserlichen Gewändern angethan, zu Fuß unter dem Bal- dachin nach dem Römer. Es folgt nun das festliche Krönungsmahl auf dem Römer, wie es uns Schiller in seiner Ballade „der Graf von Habsburg" beschreibt. Allerdings ward König Rudolf von Habsburg nicht zu Frankfurt, sondern nach altem Herkommen noch zu Aachen gekrönt; dies änderte jedoch nichts in der Verwaltung der Erzämter durch die Kurfürsten: „Die Speisen trug der Psalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben." Wenn es aber in der Fortsetzung des Gedichtes heißt: „Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freud'gem Gedränge; Laut mischte sich in der Posaunen Ton Das jauchzende Rufen der Menge." — — so haben wir uns unter dem „hohen Balkon" nicht etwa einen söller- artigen Vorbau des Römers zu denken, — einen solchen gab es weder damals, noch giebt es ihn jetzt; wohl aber waren schon seit vielen Tagen vor der Krönung ringsum auf dem Römerberge hohe balkou- artige Gerüste (Tribünen) aufgeschlagen, welche die Menge der Zu- schauer kaum fassen konnten. Das „jauchzende Rufen der Menge" hatte seinen Ursprung auch nicht allein in der Freude über die er- folgte Kaiserwahl, sondern auch in den mancherlei Belustigungen, welche dem Volke auf dem Römerberge während des Krönungsmahles geboten

5. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 66

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 66 — Darum entwickelte sich frühzeitig die Schiffahrt, auch auf kleinen Flüssen bis weit hinauf, wo sie heute meist nicht mehr betrieben wird. Daß große Flüsse wie Rhein und Donau unter solchen Umständen als Verkehrswege große Bedeutung erlangten, war selbstverständlich. Anf ihnen entstand zwischen wichtigen Städten ein regelmäßiger Verkehr; so fuhren zur Blütezeit des Handels zwischen Mainz und Frankfurt täglich zwei Marktschiffe. Infolgedessen entwickelte sich ein besonderes Schiffergewerbe, gab es doch in großen Städten förmliche Schifferzünfte. Die Schiffahrt bedurfte damals menschlicher Arbeitskräfte auch in weit größerem Umfange als heute, da die Fahrzeuge stromaufwärts von Menschenhänden gezogen werden mußten. Eine große Gefahr für den Handel bildete die öffentliche Unsicherheit. Auf Landstraßen und Flüssen trieben Raubritter ihr unsauberes Handwerk. Oft wurde ein Wagenzug im Walde oder im engen Gebirgstale überfallen, so daß sich ein regelrechter Kampf ums Dasein entspann, bei dem nicht selten der Kaufmann dem eisengepanzerten und durch die Überzahl stärkeren Feinde unterlag. Dann wurden seine Waren weggeführt, und er selbst mußte, wenn er nicht getötet worden war, als Gefangner auf die Burg folgen, wo er meist nur gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes frei kam. Noch heute erinnert manche Burgruine an einen früheren Schlupfwinkel für Straßenräuber. Wegen solcher Gefahren war es dem Kaufmann erlaubt, sich mit einem Schwert zu bewaffnen; doch durfte er es nach landesüblichen Bestimmungen vielfach nur au den Sattelknopf oder an den Wagen hängen. Zu seinem Schutze nahm er wohl auch ein ritterliches Geleit mit. Ja der Landesherr zwang ihn sogar dazu und erhob dafür eine hohe Abgabe. Es kam sogar vor, daß er selbst dem Kaufmann die Ware wegnahm, wenn er nicht zahlen wollte. So wurde auch das Geleitswesen zu eiuem Unfug. Daß solche Belästigungen des Verkehrs durch Wegelagerer möglich waren, lag an der Ohnmacht der staatlichen Obrigkeit. Infolge der politischen Zerrissenheit vermochte der Staat die deutsche Kulturarbeit nicht in genügender Weise zu schützen. Viele Fürsten hatten auch für die wirtschaftliche Bedeutung des Handels kein rechtes Verständnis, suchten ihn nur für ihren Vorteil auszunützen und belegten ihn mit ungeheuren Zöllen. Das Zollrecht, ursprünglich ein königliches Regal, war durch die üblichen Verleihungen in die Hände der kleineren Fürsten und Grundherren

6. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 54

1917 - Leipzig : Freytag
M Europa. §32. Schwarz wald, Oden- wald, mit Schlössern und Burgen besetzten Bergstraße. Es hat eine technische Hochschule. Am äußersten Nordende der Rhein ebene sammelt sich Handel und Verkehr in den volkreichen Städten Mainz und Frankfurt. Mainz (111000) der Mündung des Mains gegenüber, ist heute eine starke Festung. Die uralte Stadt, das Moguntiacum der Römer, nahm besonders im Mittelalter als Residenz des ersten deutschen Erzbischofs eine hervorragende Stellung ein und ist noch bedeutend durch Gewerbe und lebhaften Handel, namentlich in Wein. Gegenwärtig ist sie aber von dem benachbarten Frankfurt (415 000) weit überflügelt worden. Diese Stadt liegt an den wichtigsten Verkehrsstraßen zwischen Nord- und Südwestdeutschland; sie ist die größte Handelsstadt ganz Westdeutschlands. Zugleich hat sie auch als einstige Krönungsstadt der römischen Kaiser eine hohe ge- Fig. 17. Heidelberg. (Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich. schichtliche Bedeutung. Bis 1866 war Frankfurt freie Reichsstadt. In unmittelbarer Nähe blühen die Industriestädte Offenbach (76 000) durch Lederwaren und Hanau (37 000) durch Schmuckwarenfabrikation. Nördlich breitet sich die fruchtbare Niederung der Wetterau aus, deren reicher Obstbau das Material zur Bereitung des Frankfurter Apfelweines liefert. Rheinabwärts von Mainz liegt der Rheingau mit köstlichen Weinen. Von den zahlreichen Weinorten hat Rüdes-h e i m am Fuße des Niederwaldes den klangvollsten Namen. Randgebirge der oberrheinischen Tiefebene. Die gebirgige Umrahmung der oberrheinischen Tiefebene beginnt auf der rechten Seite mit dem fichten- und tannenreichen Schwarzwalde. Dieser wird von dem Schweizer Alpenvorlande und dem Schweizer Jura im Süden durch das Durchbruchstal des Rheins geschieden. Mächtig erheben sich seine runden Granitkuppen, sie steigen im Süden in dem Feldberge mit 1500 m Höhe

7. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 173

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
1 (3 — 1. die lehnsrechtliche Erblichkeit ihrer Herrschaft und ihrer Gebiete; 2. Hoheitsrechte: a. Marktrecht, b. Münzrecht, c. Zollrecht; 3. das alleinige Recht der K ö n i g s w a h l, das sonst dem gesamten Volke zustand. In den kriegerischen Zeiten der Hohenstaufen verstanden es diese Territorialfürsten (von territorium — Land, Gebiet), ihre Rechte von den Kaisern, die ibrer Hilfe benötigten, anerkennen und verbriefen zu lassen. 122g: Gesetz zugunsten der geistlichen Fürsten, 1232: Gesetz zugunsten der weltlichen Fürsten. Weitere Vorteile, besonders Zollvergünstigungen, wußten die Fürsten gelegentlich der Wahlen von den Königen zu erreichen (Wahlkapitulationen). Der Papst sandte im August 1273 an die Kurfürsten ein Schreiben, in dem er sie aufforderte, einen König zu wählen, sonst mürbe, er mit den Karbinäleu dem Reiche einen Herrscher geben. Doch biescr Aufforderung bebitrfte es kaum, denn schon hatte der Erzbischos Werner von Mainz die Kurfürsten zur Wahlhandlung nach Frankfurt berufen. Hier kamen am 1. September 1273 nicht mehr rote früher sämtliche Fürsten des Reiches, ober boch so viele ihrer Lust und Zeit dazu hatten, zusammen, sonbern nur ein Kreis von sechs der höchsten Fürsten, bic sich allein als zur Wahl berechtigt ansahen, und benen man bieses Recht zugestanb. Sie, die von jetzt an den König wählten ober fürten, die die Wahl ober Kur ausübten, erhielten nun den Titel Kurfürsten. Es waren brei geistliche Fürsten, die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, und brei weltliche, der Markgraf von Brandenburg, der Herzog von Sachsen und der Pfalzgraf bei Rhein. Zu biefeu feint später noch der König von Böhmen hinzu, der aber bei dieser Wahl nicht zugegen war. Wie dieses alleinige Kurrecht der genannten Fürsten entstanden ist, hat man bisher nicht völlig aufklären sönnen; man nimmt an, daß sie als Inhaber der Reichserzämter dieses Vorrecht errungen haben, denn der Erzbischof von Mainz war Reichsverwefer für die Zeit nach dem Tode des Königs bis zur Wahl des Nachfolgers, der Erzbischof von Köln war Reichserzkanzler, der Erzbischos von Trier Erzkanzler für Italien ober Burguub, der Pfalzgraf bei Rhein war Reichserz-truchfeß, der Herzog von Sachsen Reichserzmarfchall, der Markgraf von Branbenburg der Reichserzkämmerer. Der Sachsenspiegel, eine Aufzeichnung des Lanbrechts von dem sächsischen Schöffen Eike von Repgow aus der Zeit um 1230, sagt über die Königswahl im Art. 57 (übertragen in Neuhochdeutsch): „2. In des Kaisers Kur soll der erste sein der Bischof von Mainz,

8. Erdkunde von Baden und Deutschland, Naturgeschichte 1, Tierkunde, Pflanzenkunde, Mineralkunde - S. 47

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
47 Am Nordrand der Tiefebene sammelt sich Handel und Verkehr in den volk- reichen Städten Mainz und Frankfurt a. M. Das „goldene" Mainz (145 000 E.), zu Hessen gehörig, war im Mittelalter der Sitz des vornehmsten deutschen Kirchenfürsten. Auch als Geburtsort Gutenbergs, des Erfinders der Buchdruckerkunst, hat Mainz geschichtliche Bedeutung. Mit Stratzburg und Metz ist es heute die dritte der mächtigen Festungen, die Südwestdeutschland vor feindlichen Einfällen schützen. Wichtig ist die Stadt noch durch ihren Wein- handel und ihre Schaumweinfabrikation. Frankfurt a. M. (416 000 E.), die Wahl- und Krönungsstadt des alten deutschen Reichs und bis 1866 freie Reichs- stadt, hat Mainz weit überflügelt und sich zum größten Handelsplatz Südwest- deutschlands aufgeschwungen. Hier kreuzen sich zahlreiche Verkehrswege von Nord nach Süd und von Ost nach West. Besonders hervorragend ist Frankfurt ini Geldhandel. Unter seinen Großindustrien sind die Apfelweinkeltereien zu er- wähnen. Mainauswärts liegt der hessische Jndustrieort Offenbach (70 000 E.). In der preußischen Stadt Hanau, am rechten Mainufer, blüht die Gold- und Silberwarenindustrie; auch befinden sich hier die größten Diamantschleisereien Deutschlands. 5. Zur oberrheinischen Tiefebene zählt man als Fortsetzung die fruchtbare Niederung der Wetterau, deren reiche Obsternten bei der Bereitung des Frankfurter Apfelweins Verwendung finden. Rheinabwärts zwischen Mainz und Bingen breitet sich am Fuße des Taunus der herrliche R h e i n g a u , das Paradies Deutschlands aus. Am Südabhang der Berge, der Mittagsonne zu- gewandt und vor rauhen Winden geschützt, ziehen sich aus dem kalkhaltigen Boden üppige Rebgelände hin. Von den berühmten Weinorten des Rhein- gaus ist R ü d e s h e i m am bekanntesten. Auch am gegenüberliegenden Ufer tragen die Weinberge goldene Trauben. Zwischen den Bergen fließt der von zahlreichen Schiffen belebte grüne Rhein dahin, breit wie ein See, als wollte er vor dem Eintritt in das Schiefergebirge seine ganze Kraft für den Durchbruch sam- meln. Vom Niederwald, dem südwestlichen Ausläufer des Taunus-, schaut das gewaltige Denkmal der „Germania" herab und erinnert an den großen Krieg von 1870/71, an die Einigung der deutschen Stämme und an die Wieder- erstehung des deutschen Reiches. 6. Der Wasgenwald oder die Vogesen. Die östlichen Randgebirge der Rhein- ebene haben wir als Teile der badischen Heimat bereits betrachtet. Dem Schwarz- wald gegenüber liegen die Vogesen, die, wie der Schwarzwald, nach dem Rhein- tal steil abfallen. Die höchste Erhebung, der S u l z e r Belchen (1420 ms), findet sich wie beim Schwarzwald im Süden; auch in den Gesteinsarten zeigen beide Gebirge Ähnlichkeit. Längs der geschlossenen Kammlinie der Vogesen ver- läuft die deutsch-französische Grenze. Düstere Tannenwaldungen bedecken die Abhänge; die höchsten Kuppen dagegen sind waldlos, bieten aber kräftige Berg- weiden. Waldwirtschaft und Viehzucht sind daher die Hauptbeschäftigung der Gebirgsbewohner. In der Nähe von Mülhausen wurden in den nach der Rhein- ebene ziehenden Tälern Baumwollfabriken angelegt, welche die Kraft der vielen Gebirgsbäche ausnützen. 7. Die Hardt. Der Paß von Zabern trennt die Vogesen von der Hardt (— Wald). In der Nähe des Paßeingangs liegen die Schlachtfelder von Weißen- b u r g und Wörth (1870). Die Hardt ist eines der ausgedehntesten Wald- gebiete in Deutschland (Pfälzer Wald). Im nördlichen Teil erhebt sich die Porphyr- masse desdgnnersbergs (690 m). Auf der dem Rhein zugewandten Seite der

9. Theil 9 - S. 205

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
205 Schmuck zu entwenden. *) Allein die Seemächte verwendeten sich für Karl», und die Kurfürsten selbst hatten keinen Grund, von jener Linie abzu, gehen. Kurmainz sehte darauf den Wahlkonvent auf den 20, August (171o zu Frankfurt an, und Eugen rückte mit seinem Heere den Rhein her, auf, um ihn gegen Vtllars zu decken. Am ir. Okt. ward sodann der sogenannte König Karl Iii. von Spanien unter dem Namen Karls des Sechs, ten zum römischen König und künftigen Kaiser gewählt. Er selbst war schon am 26. Sepr., un, ter Bedeckung einiger holländischen Kriegsschiffe, von Barcellona nach Genua abgereiset, und em- pfing am 30. Okt. zu Mailand aus den Händen des Pfaizgrafen Karl Philipp von Neuburg das Wahldekret. Am 19. Der. hielt er zu Frankfurt mit großer Pracht seinen Einzug, beschwor seine Wahlkapitulation, und ward sodann am arsten von dem Kurfürsten von Mainz mit den gewöhn, lichen Feierlichkeiten gekrönt. Die Freude that ihm noth, denn in Spa- nten waren seine Angelegenheiten seit dem lehten Herbste (1710) sehr schlimm gegangen. Sein Nebenbuhler Philipp V. hatte nämlich den be, •) Er soll dem König »on Preuße» Friedrich Wilhelm r. zwei Millionen Gulden zur Bestreitung der Wahlkosten und 70,000 Mann zur Deckung des Wahlkonvents haben anbieten lassen; allein dieser lehnt« die Ebre ab, und er- klärte sich ganz zuerst für das Haus üestreich.

10. Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein - S. 82

1910 - Düsseldorf : Schwann
82 Gläser zusammenklingen. Es wurden nun nach Verlauf von last anderthalb Jahren1) mit ihm in Frankfurt wieder mehrere recht fröhliche Wochen verlebt. Er war die ganze Zeit dieses seines dortigen Verweilens ungewöhnlich hell und heiter und auch seiner Y\ eise nach sanft. Wenn vieles auch nicht nach seinem Wunsch geraten war, konnte er sich doch fast wie ein siegreicher Triumphator fühlen; er war auch dadurch glücklich, daß er sein altes Nassau mit eignem Weib und Kindern eben einige Tage wiedergesehen hatte. — Das Jahr 1814 lief schon gegen den Herbst abwärts, die Heere der \ erbündeten zogen über den Rhein wieder gegen Osten; auch die Kanzlei der Zentralverwaltung und ihre Geschäfte wurden geschlossen und abgeschlossen. Von dem freilich, was Stein mit dem Entwurf und Anfang dieser Zentralverwaltung gemeint hatte, war zwar leider wenig erreicht worden, aber doch war viel Gutes durch sie getan und bewirkt. Das Beste, was sie bewirkt hat, war die Wirkung, die sie auf die Meinung und den Glauben des Volks gehabt hat; das Beste des Menschen ist ja immer sein Glauben und Denken. Es dämmerte nach einem fünf Jahrhunderte langen, traurig durchschnarchten, starren Schlaf bei den Deutschen allmählich der Morgentraum von der Wiederauferstehung eines deutschen Volkes und Reiches auf. Wir packten also in Frankfurt ein, und jeder einzelne ging nach Hause an seinen Ort! Stein zu den Seinigen nach Nassau, um von da später nach Wien2) zu gehen. Stein war jetzt allerdings wieder in seinem Vaterlande, hatte die Freude des Sieges über den alten Reichsfeind, den Franzosen, gekostet, konnte im Hausschatten und Hausfrieden seines Ahnenschlosses in Nassau sitzen und wieder nach Mainz, Köln und Aachen fahren, ohne daß ihm fran- *) Vielmehr etwa s/4 Jahr. 2) Zum Kongreß.

11. Geschichte des Mittelalters - S. 222

1888 - Wiesbaden : Kunze
222 Vierte Periode des Mittelalters, von Mainz, wohin er einen Reichstag ausgeschrieben hatte. Da es kalt war, so trat er bei einem Bäcker ein, um sich an dessen Ofen zu wärmen. Die Bäckerin schimpfte, in der Meinung, einen gewöhnlichen Reitersmann vor sich zu sehen, weidlich über den Bettelkaiser, welcher mit seinen hungrigen Leuten den Bürgern zur Last falle, statt sie selbst zu füttern, und goß ihm im Zorne eine Kanne Wasser, womit sie die Kohlen zu löschen beabsichtigte, über den Kopf. Rudolf begab sich, ohne ein Wort zu verlieren, nach Haufe und schickte um die Mittagszeit einen Diener im prächtigsten Kleide zur Bäckerin, ließ ihr ein paar Schusseln mit feinen Speisen bringen und sie selbst vor sich laden. Die Frau erschrak, als sie vernahm, wen sie am Morgen begossen hatte, und glaubte ihr Todesurteil zu vernehmen, als sie die Vorladung erhielt. Weinend nahm sie Abschied von Mann und Hindern und erschien vor dem König, welcher noch mit vielen Fürsten bei Tafel saß. „Fürchtet Euch nicht", redete dieser die zitternde Frau an, „ich danke Euch, daß Ihr vom Herzen weg von mir gesprochen habt; aber eine kleine Strafe müßt Ihr bekommen , nämlich die, daß -3hr meinen ©ästen Eure Strafrede noch einmal zum besten gebt!" Zum großen Ergötzen der Gesellschaft wiederholte die Bäckersfrau, was sie in ihrer Herzenseinfalt früh am Morgen gesagt hatte, und wurde dann ungekränkt entlassen. Rudolf war zweimal vermählt und hatte 3 Söhne und 6 Töchter. Die letzteren sah er alle wohl versorgt, dieweil sie ihm 6 Kronen ins Haus gebracht hatten (Schillers „Graf von Habsburg"). Allein seine Lieblingswünsche in bezug aus seine Söhne blieben unerfüllt. Der jüngere von ihnen, Rudolf, war mit Agnes von Böhmen vermählt, welche Mutter des Johann (Parricida) von Schwaben wurde, und starb, kaum 20 Jahre alt, in Prag. Hartmann ertrank im Rhein. Darum sollte Albrecht seinem Vater in der Regierung folgen. Rudolf berief 1291 eine Reichsversammlung nach Frankfurt, um Albrecht zu seinem Nachfolger ernennen zu lassen. Allein der Erzbischof von Mainz, dem Albrecht zu mächtig, streng und herrisch war, bewirkte einen ungünstigen Beschluß. Die Fürsten schlugen Rudolfs Begehren ab und erklärten ihm, das Reich sei zu arm, um ei Könige zu ernähren. Dies kränkte ihn auf das schmerzlichste. Mißmutig eilte er nach Straßburg, wo er alsbald zu kränkeln begann. Als ihn die Ärzte auf die bedenkliche Abnahme feiner Kräfte aufmerksam machten, behielt er feine Fassung und rief unerschrocken aus: „Auf denn nach Speier zu der Gruft meiner Ahnen!" Aber schon auf dem Wege dahin ereilte ihn in Ger-

12. Das Vaterland - S. 94

1906 - Leipzig : Degener
— 94 — Erscheinungen jener Gegend bildeten und in den beiden Städten sich zwei Krystallisationspnnkte der starken Belebung bildeten. Das viel umstrittene Mainz (84^), an der Pforte in das Innere Ger- maniens, wo Drnsns sein Lager befestigte und auf dem rechten Rheinufer das jetzige Kastel (8) anlegte, hat seine Bedeutung als Hauptwassenplatz bis auf den heutigen Tag sich erhalten; wenn auch Metz seine frühere Aufgabe, den ersten feindlichen Borstoß von Westen her abzufangen, übernommen hat, so ist Mainz doch die wichtigste Festung in der Rheinlinie. Unter fränkischer Herrschaft wurde Mainz der Sitz des geistlichen Oberhauptes von ganz Deutschland, des ersten deutschen Erzbischoss, der später der vornehmste Kurfürst und Erzkanzler des deutschen Reiches war. Die Majestät und Herrlichkeit des romanischen Domes, des ältesten der drei romanischen Dome am Rhein, redet von der Macht dieses Kirchenfürsten. Durch seine günstige Lage genoß Mainz die Vorteile eines blühenden Handels; Reichtum kam in die Stadt, und mit Recht redete man von dem „goldenen Mainz". Die neuesten Stadterweiterungen, die Hafenanlagen, zwei Rheinbrücken sind dem weiteren Aufschwünge der Stadt förderlich gewesen. Auch Kunst und Wissenschaft fanden hier schon früh eine Heimstätte. So berichtet eine sinnige Sage von dem Meistersänger Frauenlob, den dankbare Mainzer Frauen zu Grabe trugen, weil er ihr Lob gesungen. Mit Stolz nennt der Mainzer seinen Gutenberg, der 1440 die Bnchdrnckerknnst erfand. Die Schwesterstadt Frankfurt a. M. (288 */2) hatte ebenfalls durch ihre günstige Lage politische und kommerzielle Bedeutung erlangt. Schon seit Karl dem Großen, der Niederdeutsche von der Weser (Sachsen) hier (in Sachsenhausen) ansiedelte, wandte sich das Interesse der deutschen Kaiser diesem von den Franken an einer Furt (Übergangsstelle) des Mains gegründeten Orte zu. Er wurde Hauptstadt des ostfränkischen Reiches und behauptete später als freie Reichsstadt in allen Wechselfällen der Geschichte seine Bedeutung. Seit der Goldenen Bulle Kaiser Karls Iv. war Frankfurt a. M. der Wahlort der deutschen Kaiser und später auch Krönungsstätte, wovon noch heute der Kaisersaal in dem Römer, dem jetzigen Rathause, Zeugnis giebt. Zur Zeit des deutschen Bundes wurde Frank- furt der Sitz des Bundestages und 1848 und 1849 Sitz des ersten deutschen Parlaments; die Paulskirche erinnert an die sturmbewegten Sitzungen desselben. 1866 verlor Frankfurt seine Selbständigkeit und kam unter den Schutz Preußens. Hier im historisch-denkwürdigen Hotel zum Schwan war es, wo Bismarck 1871 den Friedensschluß diktierte. Wenn auch die politische Bedeutung Frankfurts jetzt mehr zurückgedrängt ist, so hat es in um so größerem Maße Wichtigkeit für den Welthandel erlangt. Schon im 11. Jahrhundert war es der berühmteste Meßplatz Mitteleuropas, dessen ausgedehnte Handelsbeziehungen sich daraus erkennen lassen, daß Frankfurter Kaufleute im 13. Jahrhundert an der Oder ein zweites Frankfurt als Stapel- platz ihrer Waren gründeten. In jenen Zeiten war Frankfurt Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und Hauptplatz des Geldhandels; in neuerer Zeit ist die Bedeutung als Handelsplatz gestiegen durch zahlreiche Eisenbahnlinien, die Menschen

13. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 199

1907 - Paderborn : Schöningh
Berner: Die auswrtige Politik Friedrich Wilhelms Ii. 199 Preußen, sterreich, das ganze Reich einmtig und gewappnet vorfinden, aber dadurch, da man der Hofburg alles nachgegeben, hatte man die deutscheu Fürsten kopfscheu gemacht, sich selbst in das Kielwasser des Erzhauses begeben. Schon der Beginn des Krieges verzgerte sich, da Leopold inzwischen verstorben und die Krnung des neuen Kaisers Franz in Frankfurt trie wenn man ahnte, da es die letzte sei mit besonderem Glnze und vieler Feierlichkeit begangen werden mute. Auch Friedrich Wilhelm traf hier mit dem Kaiser zusammen, nachdem er die frnkischen Markgrasschaften. welche ihm schon 1791 durch Abtretung seitens des kinderlosen Markgrafen Chri-stian Friedrich Karl Alexander anheimgefallen waren, persnlich in Augenschein genommen hatte. Unumwunden sprach man in Preußen es aus, da der Krieg fr fremde Interessen gefhrt werde, den Truppen wie den Ge-neralen fehlte die Freudigkeit zu einem Kampfe an der Seite des lang-jhrigen Gegners, und es gehrte in der Tat die ganze Empfindung, die Friedrich Wilhelm von der Pflicht zum Kampfe fr den gefhrdeten König von Frankreich hatte, dazu, um mit einem Bundesgenossen in den Streit zu ziehen, der nicht nur Bayern, sondern auch Ansbach-Bayreuth fr sich in Anspruch nahm! Wie aber htte ein Feldzug glcken knnen, in dem jede Einigkeit der Verbndeten fehlte, in dem es selbst an der Einheit der Leitung vllig gebrach! Mit Recht drang der König auf ein energisches, schnelles Vorgehen; aber der zum Oberbefehlshaber ernannte Herzog von Braunschweig sah den zuchtlosen franzsischen Truppen gegenber alles Heil in einer vorsichtigen, methodischen Kriegfhrung, und das Resultat war. da keiner von beiden Grundstzen zur vollen Geltung kam. Die durchaus mangelhafte Erfllung der bernommenen Verpflichtungen von feiten sterreichs, die gewaltige Enttuschung der die Verheiungen der Emigranten, die ein freudiges Entgegenkommen der franzsischen Bevlkerung in Aussicht gestellt, die Ungunst der Witterung, der Mangel an Lebensmitteln, der Ausbruch gefhrlicher Krankheiten verursachten schon im ersten Jahre moralisch eine volle Niederlage. Wohl drangen die Preußen nach der Eroberung von Longwy und Verduu mit den sterreichern vereinigt in die Champagne ein, aber nach der Kanonade von Valmy mute man sich, trotzdem der franzsische General Dumouriez seine Stellung rumte, zum Abzge entschlieen. Die Franzosen gingen der den Rhein; Mainz ffnete ihnen ohne Schwierigkeit die Tore, Frankfurt wurde gebrandschatzt und in Mainz die Republik erklrt. Am Schlu des Jahres 1792 wurden die sterreicher sogar noch bei Jemappes geschlagen, auch Savoyen und Nizza mit Frankreich ver-einigt, und am 21. Januar 1793 fiel das Haupt des unglcklichen Knigs Ludwig Xvi. dem Wahnsinn seines Volkes auf dem Schafott zum Opfer. Trotz dieser entmutigenden Niederlagen wute Preußen im Osten doch sein Interesse soweit zur Geltung zu bringen, da bei der zweiten Teilung

14. Geschichte des Mittelalters - S. 176

1867 - Mainz : Kunze
176 Vierte Periode des Mittelalters. Set« Sohn wird nicht zum römischen Kaiser er- wählt. Rudolphs körperliche u. geistige Ei- genschaften. Adolph von Nassau 1292-1298 Allein seine Lieblingswünsche in Bezug ans seine Söhne blieben uner- füllt. Der jüngere von ihnen, Rudolph, mit der böhniischen Agnes vermählt, welche Mutter von Johann von Schwaben wurde, starb in Prag, kaum 20 Jahre alt. Hartmann ertrank mit 13 Edelleuten im Rhein und liegt im Kloster Rheinau begraben. Albrecht, der einzige Sohn nunmehr, sollte dem Vater in der Regierung folgen. Darum berief Rudolph 1291 eine Reichsversammlung nach Frankfurt und trug ihr seinen Wunsch vor, daß man Albrecht zum römischen König und zu seinem Nachfolger ernennen möge. Allein der Erzbischof von Mainz bemerkte den Kurfürsten, wie Albrecht zu mächtig, zu streng und herrisch sei, und bewirkte einen ungünstigen Beschluß. Die Fürsten schlugen Rudolphs Begehren ab und erklärten ihm, das Reich sei zu arm, um zwei Könige zu ernähren. Dies kränkte Rudolph aus das schmerz- lichste. Mißmuthig eilte er nach Straßburg, wo er alsbald zu kränkeln begann. Als ihn die Aerzte ans die bedenkliche Abnahme seiner Kräfte aufmerksam machten, behielt er seine Fassung und rief unerschrocken aus: „Aus denn nach Speier zu der Gruft meiner Ahnen!" Schon auf dem Wege dahin ereilte ihn in Germersheim der Tod. Er war 73 Jahre alt geworden und liegt im Kaiserdom zu Speier neben Philipp von Schwaben begraben. Sein Grabstein, auf welchem sein Bild in Lebensgröße ausgehauen ist, hat sich wohl erhalten. Rudolphs Gestalt war imposant, er maß 6 '/8 Fuß und ragte weit über Alle hervor. Den kleinen, dünnbehaarten Kopf zeichneten eine hohe Stirn und lebendige, blaue Augen aus. Aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor. Die hervortretende starke Unterlippe Rudolphs kennzeichnet noch jetzt die Habsburger Kaiserfamilie. Tapferkeit, Klugheit / Frömmigkeit, Rechtlichkeit, Leutseligkeit und Ein- fachheit waren seine Haupttugenden. §. 33. Adolph von Nassau und Albrecht 1. Zehn Monate nach Rudolphs Tod kamen 6 Kurfürsten und ein Abgeordneter des böhmischen Königs in Frankfurt zusammen (1292). Albrecht von Oestreich erhielt wegen seines finstern, herrschsüchtigen Sinnes keine Stimme. Da wußte es der Erzbischof von Mainz bei den Kurfürsten durch Vorspiegelungen, es sei zu befürchten, daß gerade ihr Gegner gewählt werde, dahin zu bringen, daß alle ihm ihre Kur- stimme übertrugen. Zu ihrer großen Verwunderung ries er darnach seinen Vetter, den Grasen Adolph von Nassau, zunr Kaiser aus. Die Fürsten wollten zwar ihrem Unmuthe Lust machen, aber Gerhard stimmte eiligst ein feierliches „Te Deumsi an, und Adolph wußte auch

15. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 124

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
-Vilm ~ mute, von welchem aus er seine Anhnger belehnte; auch verfgte er nur der eine kleine Truppenmacht, die von Karl besiegt wurde. Schwer erkrankt, verzichtete er zugunsten Karls auf die Knigswrde und starb dann im Johanniterkloster zu Frankfurt, welches in der Schur-gaffe lag. Sein Grabdenkmal steht noch heute im Dom. V 2. Die Goldene Bulle. Karl sorgte fr die Ordnung des Reiches. Im Jahre 1356 erlie er das Reichsgrundgesetz der Golde-nen Bulle, in welchem der wichtige Angelegenheiten des Reiches Bestimmungen geschaffen wurden, die Jahrhunderte hindurch Gltig-feit gehabt haben. Vor allem enthielt dieses Gesetz Bestimmungen der die Kuigswahl. Wie hatte sich doch schon lngst die Ge-wohnheiten fr dieselbe gendert! Ursprnglich versammelten sich alle freien Männer zu ihr, spter alle geistlichen und weltlichen Fürsten mit ihren Lehnsmannen. Seit dem Jahre 1255 aber nahmen sieben Kurfrsten die Wahl ganz allein vor. Doch fehlte diesem Tun die gesetzliche Besttigung, und auerdem waren einzelne Kurstimmen hei umstritten. Die Goldene Bulle regelte die Wahl. Drei geistliche Fürsten, die Erzbischse von Mainz, Kln, Trier, und vier weltliche, der König von Bhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg, sollten hinfort den König whlen. War das Reichsoberhaupt gestorben, so mute der Erzbischos von Mainz die anderen Kurfrsten auf einen bestimmten Tag nach der Wahlstadt Frankfurt einladen, wo dann in der Wahl-kapelle der Bartholomuskirche die feierliche Handlung stattfand. Er-folgte die Wahl einstimmig und war der Gewhlte zugleich Kurfürst, so wurde er sogleich in feierlichem Gottesdienste auf den Hochaltar ge< setzt. Dann belehnte er die Kurfrsten und zog nach der Krnungs-stadt Aachen, um dort die Krone aus den Hnden des Erzbischoss von Kln zu empfangen. Von besonderer Wichtigkeit war die Stellung, welche die Goldene Bulle den Kurfrsten gegenber dem Könige ein-rumte. Sie erhielten nmlich fr ihre Gebiete alle wichtigen kniglichen Rechte. Fortan waren sie oberste Richter in ihren Sndern, durften Mnzen schlagen, Zlle erheben. Sie waren also wirkliche Landesherren und dem Reichsoberhaupt nur dem Namen nach unter-geben. Diese Rechte hatten sie ja in Wirklichkeit schon lngst ausgebt; in der Goldenen Bulle wurden ihnen dieselben gesetzlich zugesprochen. Was die Kurfrsten hier erhielten, das erstrebten auch die brigen Fürsten und haben es auch erlangt. Der Reichsstadt Frankfurt legte die Goldene Bulle eine Reihe wichtiger Verpflichtungen auf, die sie bei Verlust ihrer Vorrechte streng erfllen mute. So hatte sie dafr zu sorgen, da kein Kur-frst mehr als 200 Mann mitbrachte, darunter hchstens 50 Bewaffnete. Es war dies deshalb festgesetzt, damit keiner durch groes bewaffnetes

16. Deutsche Geschichte - S. 116

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
das Buch Seiten zhlte. Die ganze Arbeit erforderte also lange Zeit und groe Geduld. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf einen glcklichen Gedanken. Er schnitzte die Buchstaben einzeln aus Holz, setzte diese Lettern zu Wrtern zusammen, bestrich sie mit Schwrze und druckte sie ab. War eine Seite fertig, so wurden sie wieder auseinandergenommen und zu neuem Druck verwendet. Um die neue Kunst noch weiter auszubilden, brauchte Gillenberg Geld. Sein eigenes Vermgen hatte er schon geopfert. Da verband er sich mit dem reichen Goldschmied Johann Fust, der ihm ein Kapital vorscho. Der Dritte im Buude war Fusts Schwiegersohn Peter Schffer. Dieser lie die einzelnen Lettern aus Metall gieen und bereitete eine bessere Schwrze. Damit war der Buchdruck erst richtig erfunden. Das erste groe Werk, das mit den neuen Lettern gedruckt wurde, war eine la-teinische Bibel. Noch ehe sie vollendet war, forderten Fust und Schffer die Summe, die sie Gutenberg geliehen hatten, von ihm zurck. Da er nicht zahlen konnte, mute er seinen falschen Freunden die ganze Druckerei berlassen. So geriet der arme Mann in die bitterste Not. Zum Glck fanden sich gute Leute, die ihm die Mittel fr eine neue Druckerei gaben. Die ersten gedruckten Bcher setzten die ganze Welt in Erstaunen. Anfangs blieb die schwarze Kunst" ein Geheimnis; denn die Gehilfen wurden wie Gefangene eingeschlossen. Als aber bei einer Fehde die Kriegsknechte des Erzbischofs Mainz eroberten, verlie Gutenberg mit feinen Gehilfen die Stadt, Allmhlich kam die neue Kunst in alle Lande. Der erste bedeutende Buchdrucker in Frankfurt war Christian Egenolff, dessen Haus am Groen Kornmarkt stand. Bald blhte der deutsche Buchhandel mchtig aus. Sein Mittelpunkt wurde zunchst Frankfurt. Die Bcher waren jetzt weit billiger. Auch der gemeine Mann konnte sie darum kaufen und lesen. Der Unterricht in den Schulen ging leichter vonstatten, und die Bildung des ganzen Volkes stieg. Auf diese Weise ist Gutenberg ein Wohltter der Menschheit geworden, und mit Recht hat man ihm in Mainz, Frankfurt und Straburg Denk-male gesetzt. 4. Die Erfindung des Kompasses. Wenn wir heute ein Seeschiff betreten, so sehen wir vor dem Steuerrad den Kompa. In einem Messing- Druckerwerkstatt.

17. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 18

1881 - Leipzig : Spamer
18 Das goldene Mainz. Doch weder er noch die anderen Nachkommen des Merovaens dachten daran, nach Römerart dem Rhein das Joch aufzulegen, und erst der große Karolinger nahm diesen Plan kräftig in die Hand. Auf dem Maitiug zu Ingelheim ward 791 beschlossen, bei Mainz eine feste hölzerne Brücke zu bauen; 803 ward das Riesenwerk für die damalige Zeit in Angriff genommen. Der Reichschronist Einhard beschreibt die umfassenden Vorbereitungen dazu. Mau benützte die stehen gebliebenen Pfeiler der alten Römerbrücke, zwischen denen man neue aus- führte. Große Baukästen mit eichenen Eckpfosten wurden in den Strom versenkt und ausgemauert. 813, nach zehnjähriger, mühevoller Arbeit stand der Riesen- bau vollendet. Allein schon drei Jahre später vernichtete ihn eine Feuersbrunst; ein Chronist beschuldigt Mainzer Schiffer der Brandstiftung. Unermeßlich war der Schaden, der dadurch dem vom Ostland abgeschnittenen Mainz erwuchs; der Handelsverkehr des Mainlandes zog sich nach dem nahen Frankfurt. Und heute noch ist der Verlust fühlbar. Es verbindet zwar Schiffbrücke und Dampfer die beiden Rheinufer; allein in Wintern, wie im letzten von 1879, wo der Rhein halb erstarrt und der Eisgang von statten ging, ist dem Verkehr die Ader unter- bunden. Güter und Menschen mußten im Januar 1880 nach dem Abfahren der Pontonbrücke von Mainz nach Wiesbaden den Umweg über Frankfurt uehmeu. Manchmal sogar baut der gewaltige Strom selbst sich die eisgefügte Brücke von Ufer zu Ufer. So geschah es zuletzt in den Jahren 1829 und 1879. Dann entwickelt sich aus dem Strome, den meterdickes Eis deckt, ein wunderbares Leben. Mehrere Bahnen für Fußgänger und Wagen führen über das hier und da hochgethürmte Eis; bequeme Personen werden auf Handschlitten von den feiernden Schiffern ge- fahren. Die schwersten Lasten von Eisen, Fässern, Holz wagen den Uebergang. An der Petersaue oder drüben bei Kastel kommt die schlittschuhlaufende Jugend zu frohem Sport zusammen. Du kannst die Grazie der jeunesse cloree be- wundern, die Anmuth, mit der die jugendlichen Mainzerinnen über die glänzende Flüche sich gleiten lassen. Auf langen Schleifen amüfiren sich die, deren Ver- Hältnisse es nicht erlauben den Eisschnh anzuschnallen. Alles ist voll Leben und Lust! Und Abends schimmert die Fläche von der Lichterpracht bunter Ballons; Raketen und farbige Leuchtkugeln steigen zum sternenglänzenden Himmel empor, und die Klänge der Regimentsmusik bilden die Begleitung zur munteren Unterhaltung. Letztes Jahr ward sogar an den Weihnachtsfeiertagen ein Christ- bäum mitten auf dem Eise geputzt, und seine Lichter flammten hell durch die Nacht; ein Eishaus ward gebaut, ein Küfer verfertigte ein Stückfaß; ein Schmied beschlug Pserde; ambulante Buden^ boten Bier, Wein, Cigarren feil; Dutzende von Mainzer Gamins boten den Fremdlingen das landläufige Gebäck der „Bubenschenkel" an; ganz Mainz und die Umgebung wallfahrtete auf das Eis, und der Strom schien monatelang uuter fester Decke grollen zu müssen. Allein die Jahreswende brachte plötzlich mildes Thanwetter; einige Tage widerstand die gewaltige Decke mainanf und rheinab bis zur Lurley den Lockungen des Zephyrs. Allein allgemach drängte das Maineis heraus, von Oppenheim kamen die Schollen herab. Oberhalb Mainz, zwischen dem Hochufer von Höchst und der Niederung von Bischofsheim und Rüffelheim, ward das Wasser zurückgeftaut. Eiues Januarmorgens brach die anschwellende Flut das krachende Eis; der Main stieg plötzlich um mehr als 6 m, und die Schollen trieben berstend

18. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 351

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
351 und alle Bcker dieser Stadt mit Ausnahme von zweien sind durch ihn verarmt, so da wir in unseren Tagen nicht mehr zu dem frheren Wohlstande gelangen knnen." Darauf sprach das Weib zu ihm: Herr, macht euch fort; ihr strt uns in unseren Geschften." Der König aber weigerte sich um der Worte des Weibes willen zu gehen. Da wurde das Weib unwillig, hob ein Gef mit Wasser auf, bergo damit die Kohlen und verdarb das Kleid des Knigs auf furchtbare Weise. Da Hub sich der König von bannen und begab sich schleunig in sein Quartier. Als nun der König bei Tische sa, setzte ihm der Truchse einen Schweins-kpf mit vielen anderen Gerichten auf. Da gedachte der König de.r Wohl-thaten, welche ihm die Bckerin erwiesen und wnschte ihr seinen Dank abzustatten. Er rief also seine Wirtin und sprach zu ihr: Nehmet diese Schssel mit Fleisch und bringt es eurer Nachbarin von dem alten Soldaten. Er lt ihr danken, da er sich heute Morgen bei ihren Kohlen gewrmt hat." Als dies geschehen, erzhlte der König, wie die Bckerin ihn geschimpft und verwnscht hatte, und erregte so bei allen groe Heiterkeit. Die Bckerin aber merkte, da es der König gewesen war, den sie geschmht hatte. Da wurde sie der die Maen betrbt, kam zum Könige und bat ihn flehentlich, ihr das Unrecht, was sie ihm angethan, zu verzeihen. Der König aber wollte ihr nicht anders vergeben, als wenn sie die Schmhungen, die sie ihm insgeheim gesagt, jetzt ffentlich wieder-holte. Das that die Frau: sie erfllte den Willen ihres Herrn und brachte fo gar viele zum Lachen. So Groes Rudolf auch erreicht hatte, seine Lieblingsplne verwirklichten sich nicht. Nachdem sein von ihm bevorzugter Sohn Hartmann im Rheine ertrunken war, htte er auf einem Reichstage zu Frankfurt die Kurfrsten, in Betracht seiner dem Reiche geleisteten Dienste, gern dahin gebracht, seinen letzten Sohn Albrecht zum Nach-folger zu ernennen. Aber der auf Rudolf erbitterte Erzbischof von Mainz, Gerhard von Eppenstein, zeigte die Bedenklichkeit einer solchen Wahl auf Kosten des Wahl-rechts und wegen Albrechts bergroer Macht und Strenge. So zerschlug sich die Sache. Verstimmt zog Rudolf mit seiner Gemahlin Agnes der Straburg nach Germersheim. Dort machte ihn sein Arzt auf die bedenkliche Abnahme seiner Krfte aufmerksam. ') Der im diu boesen maere het so lute kunt getan, den sach er guotltchen an, und sprach: Daz d hst geseit, sag an, ist daz diu wrheit?" Ja leider, herre!" sprach er. i) Aus der Oesterreichischen Reimchronik" von Ottokar, Ccclxx Vii, 24_44.

19. Bd. 2 - S. 375

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 2. Rudolf von Habsburg. 375 Nachfolger ernennen möchte. Allein die Fürsten, denen die Habsburgische Macht schon viel zu hoch gestiegen schien und welche Albrechts gewaltthätiges Wesen fürch- teten, verstanden sich nicht dazu. Das kränkte den alten Kaiser sehr, meinte, er hab's anders nm's Reich ver- dient. So reist er von Frankfurt weg den Rhein hin- auf, matten Herzens und Leibes. Bei Straßburg wird er ernstlich krank; da spricht er: „Wohlauf gen Speier, wo ein Theil meiner Vorgänger ruht, die auch die Krone getragen!" Aber schon in Germers heim ergreift den 73jährigen Greis der Tod, 1291. Man schaffte den Leichnam nach Speier und setzte ihn im dortigen Dome unter großer Wehklage des Volks neben den andern Kaisern an seinen Ruheplatz. Ein altes Geschichtsbuch sagt von ihm: „Er was (war) der beste Urlugs-(Kriegs-) mann siner Zyt. Er was der tyrest Mann, der Richters Amt je gewann. Man kann das nit alles beschryben, wie der selig König Rudolf was fromm und tugendhaft und fast von jedermänniglich ward beklaget." Er war um seiner Kraft willen gefürchtet, doch wegen seiner Menschenfreundlichkeit noch mehr geliebt. Seine Redlichkeit wurde sprichwörtlich; von Einem, der mit Falschheit umgieng und Winkelzuge machte, pflegte mau zu sagen: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" Von seiner guten Laune, die ihn zum Manne des Volks machte, noch ein paar Anekdoten: Er hatte eine große Nase. In der Reichsstadt Eßlingen rief ein Mulhwilliger auö dem Volke gegen den Kaiser hin: „Hei, was für eine große Nase; man kann ja nicht vor ihr durchkommen!" Rudolf drehte gleich das Gesicht zur Seite und sprach: „Nun, guter Gesell, wirst du vorbei- können!" — Zu Mainz gieng er eines kalten Morgens, schmucklos wie er war, in ein Bäckerhaus und wärmte sich am Backofen. Die Bäckersfrau hält ihn für einen der vielen unverschämten Landsknechte (Söldner) und be- gießt ihn unter Schimpsreden mit Wasser. Er läßt sich's

20. Von Armin bis zum Augsburger Religionsfrieden - S. 150

1893 - Altenburg : Pierer
150 berschrift: Die Ausshnung zwischen Ludwig und Friedrich. Ob der Papst Ludwig nun als König anerkennt? Der Kampf zwischen Kaiser und Papst dauerte fort, auch dann noch als Johann Xxii. gestorben und ein neuer Papst den Stuhl Petri bestiegen hatte. Dieser wurde von dem franzsischen König gezwungen, den Bannstrahl von neuem der Ludwig zu schleudern und die vom Kaiser dargebotene Hand der Vershnung zurckzuweisen. Da fhlten sich die Kurfrsten des Reiches durch diese Anmaung des Papstes gekrnkt und beschlossen zu Reuse im Jahre 1338: Ein deutscher König hat feine Wrde von Gott allein und durch die Wahl der deutschen Kurfrsten; dem Papste steht dabei keine Entscheidung, Besttigung oder Verwerfung zu. Diese Beschlsse wurden im selben Jahre auf dem Reichstag zu Frankfurt besttigt. berschrift: Der Kurverein zu Rense. Ob die deutschen Kurfrsten nun fr immer so zu Kaiser und Reich halten werden? Diese Eintracht zwischen Kaiser und Fürsten, durch die nur die ppst-liehe bermacht gebrochen werden konnte, schwand bald. Ludwig suchte nmlich seine Hausmacht zu vergrern. Dadurch wurden einige Kur-frsten verletzt und wandten sich von Ludwig ab. Sie lieen sich durch den Papst bestimmen zur Wahl eines Gegenkaisers. Man whlte den Sohn des blinden Bhmenknigs, der als Karl Iv. die deutsche Knigskrone empstng. Bald darauf starb Ludwig infolge eines Schlaganfalles. Seine Partei whlte den Grafen Gnther von Schwarzburg zum König. Neue Kriege suchten uuser Vaterland heim. berschrift: Ludwigs Ausgang. Ob denn dieser Zwiespalt bei der Kaiserwahl nicht beseitigt werden kann? Lesebuch, p. 72: Aus der goldenen Bulle. (1356.) Besprechung: Wie suchte also Karl Iv. diesen Zwiespalt zu be-fettigen ? a. Bisher war immer bei der Wahl eines neuen Kaifers Streit ent-standen. Damit dies fernerhin nicht mehr geschehen kann, stellt er in dem neuen Gesetze die sieben Kurfrsten fest. Es waren die Erzbifchfe von Mainz, Kln und Trier, der König von Bhmen, der Herzog von Sachsen, der Pfalzgraf vom Rhein und der Markgraf von Brandenburg. Welche mter hatten die vier weltlichen Fürsten zu verwalten? d. Die Rechte der Kurfrsten: Reichsverweferfchaft; die Lnder der- *) Da eine solche auch bei anderen Abschnitten erfolgen mu und da diese immer von der Spekulationssrage auszugehen hat, braucht wohl kaum erwhnt zu werden. Bei den Skizzen sind dieselben der Krze halber fortgelassen worden.