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1. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 13

1874 - Hadersleben : Westphalen
Um das Christenthum auszubreiten, gründete Kaiser Otto die Bisthümer Meißen, Brandenburg, Havelberg, Posen, Schleswig, Ripen und Aarhuus. Unter Otto's Regierung wurden die Silbergruben des Harzes entdeckt; dieselben lieferten eine reiche Ausbeute und hoben den Wohlstand des Reiches. Als der große Kaiser am 7. Mai 963 zu Memleben starb, stand Deutschland einig und stark da. Otto der Große liegt begraben in der von ihm erbauten Domkirche zu Magdeburg. Unter Otto's Ii. Regierung suchten die Franzosen dem deutschen Reiche Lothringen zu entreißen. Der Kaiser besiegte sie aber und verfolgte sie bis Paris, von dem ein Theil in Flammen aufging. Die letzten sächsischen Kaiser waren Otto Iii. und Heinrich Ii. 10. Heinrich Iv. Ans die sächsischen Kaiser folgten die salischen Kaiser; der erste war Konrad Ii. Ihm folgte Heinrich 111., einer der gewaltigsten Herrscher, die Deutschland je gehabt. Drei Päpste, welche gleichzeitig herrschen wollten, entsetzte er ihrer Würde und ernannte einen deutschen Bischof zum Papst. Als der König von Frankreich bei einer Unterredung mit dem Kaiser die Abtretung Lothringens von ihm verlangte, forderte ihn der erzürnte Heinrich zum Zweikampf ; aber der Franzose entsloh in derselben Nacht. — Kaiser Heinrich Iii-starb 1056, kaum 39 Jahre alt. — Sein kleiner Sohn Heinrich wurde vom Bischos von Augsburg erzogen. Die Feinde des Reiches aber suchten den Knaben in ihre Gewalt zu bekommen, und es gelang ihnen. Ein Schiff, anf welches sie ihn lockten, brachte ihn zu dem Erzbischos Anno von Köln. Dieser und ein anderer herrschsüchtiger Priester, Erzbischos Adalbert von Bremen, warfen sich zu Vormündern des begabten Knaben anf, vernachlässigten aber seine Erziehung vollständig, da sie nur an ihren eigenen Vortheil dachten. Der trauernden Kaiserin war es nicht möglich, ihr Kind zurück zu erhalten. Sie nahm Abschied von der Welt und ging nach Italien in ein Kloster. Als der Jüngling 1065 als Heinrich Iv. Kaiser geworden war, bekümmerte er sich nicht viel um die Regiernngsgeschäfte, sondern überließ diese dem gewissenlosen Adalbert von Bremen. Bald entstanden Zwistigkeiten. Die Sachsen empörten sich, zerstörten die Harzburg und brachten den Kaiser in arge Bedrängniß. Zuletzt aber besiegte Heinrich die Empörer; die Fürsten der Sachsen mußten fliehen und baten durch eine Gesandtschaft um Gnade. Der rachsüchtige Kaiser aber bestand darauf, daß sie sich aus Gnade und Ungnade ergeben müßten, und als dies geschehen, führte er sie als Gefangene fort. Um diese Zeit herrschte in Rom Papst Gregor Vii. Er war der Sohn eines armen Zimmermanns und hieß vor seiner Wahl zum Papst Hildebrand. Die ausgezeichneten Anlagen, welche er schon als Knabe zeigte, veranlaßten vornehme Männer, ihn ausbilden zu lassen. Er trat in den geistlichen Stand, stieg schnell von einer Stufe zur andern und wurde endlich zum Papst erwählt. Gregor war ein muthiger, willenskräftiger Mann. Unter ihm erreichte das Papstthum die höchste Macht. Er verbot die Simonie (den Handel mit

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1. Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen - S. 70

1886 - Danzig : Gruihn
— 70 — tobte gegen Bayern heran und legte sich vor Augsburg. Da eilte Otto I nel^tabuu und auf dem Lechselde kam es zur Schlacht. Unwiderstehlich ruckte bslu beut)che Heer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran deren Hansen endlich zersprengt wurden. Die weite Ebene wimmelte von Flüchtlingen. Heulend sprangen sie in den Sech; Leichen füllten das Flußbett. So wurde das übermütige Volk vernichtet, daß nur wenige entrannen. — Nur sieben von den hunderttausend Feinden, die gekommen waren, sollen die Botschaft der Niederlage nach Hause gebracht haben; sie mußten aber zur Schande mit abgeschrittenen Nasen und Ohren heimkehren. — Die Ungarn wagten sich seit der Zeit nickt mehr in das deutsche Land. Gründung des römischen Reiches deutscher Nation. In Italien war große Unordnung emgenssen. Otto machte deshalb mehrere Kriegszüge dorthin und brachte die Ländergebiete, welche einst zum Reiche Karls des Großen gehörten, unter seine Herrschaft. Der Papst aber setzte ihm zu Rom die deutsche Kaiserkrone aufs Haupt. Da von nun an die deutsche Kaiserwürde den deutschen Königen verblieb, so hieß Deutschland sortan: heiliges römisch es R eich deutscher Natiou. Nach Otto regierten noch drei andere Kaiser, welche wie er aus dem sächsischen Hause stammten. Teilweise nnch Andrä u. Kohlrausch. 12. Heinrich Iv. 1056—1106. Papst Georg Vii. war bestrebt, die Kirche von der weltlichen Macht unabhängig zu machen. Gleich nach der Besitznahme des päpstlichen Stuhles stellte er me Simonie ab. Hierunter verstand man den mit geistlichen Stellen getriebenen Handel und Wucher. Der Name rührt daher, daß man diesen Unfug mit dem des Simon in der Bibel verglich, der zur Zeit der Apostel für die Gabe, Wunder zu wirken, Geld geboten hatte. Mit der Abstellung der Simonie sprach Gregor zugleich den Fürsten die Jnvestilur ab, d. h. das Recht, Bischöfe zu ernennen und sie zum Zeichen der Ernennung mit einem Ringe und Hirtenstabe zu belehnen. Außerdem erneuerte er ein altes Kirchengebot von der Ehelosigkeit der Geistlichen. Heinrich Iv. Zu dieser Zeit regierte in Deutschland Heinrich Iv., der schon als sechsjähriger Knabe mit der Kaiserkrone geschmückt worden war, aber eine sehr verderbliche Erziehung erhalten hatte. Sein Haß gegen die Sachsen war so groß, daß er dieselben mit großer Härte behandelte. Als sich dieses Volk nun klagend an Gregor wandte, ermahnte derselbe den Kaiser zur Mäßigung und gebot ihm, sich wegen Nichtbefolgung des Verbots der Simonie zu verantworten. Voll Zorn vernahm der Kaiser diese Botschaft und lud die deutschen Bischöfe zu einer Versammlung nach Worms ein. Hier wurde beschlossen, an bett Papst ein Schreiben zu senden, welches mit bett Worten schloß: „Verlasse den angemaßten apostolichen Stuhl. Denn ich, Heinrich, von Gottes Gnaden König, rufe dir mit allen meinen Bischöfen zu: Steige hinunter, steige hinunter." Aber Gregor ließ sich nicht schrecken, sondern Heinrich iv. sprach über den König den Bann aus. Die deutschen Fürsten erklärten darauf dem Kaiser, wenn er binnen Jahresfrist von dem Bann nicht entbunden sei, so sollte er aller Würden verlustig fein. Heinrich geht nach Canossa. Da sah endlich Heinrich keine andere Rettung, als durch Demütigung den Papst zu versöhnen. Er trat eine beschwerliche Reife über die Alpen nach Italien an. Hier angelangt, wandte er sich zunächst an die Gräfin Mathilde, auf deren Schloß Canossa der Papst eben weilte. Mit einem wollenen Bußgewande bekleidet, auf bloßen Füßen (mit Sandalen) wurde

2. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 137

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 21. § 108. Kaiser Heinrich Iv. (Otto v. Nordheim der Hast entlassen.) 137 verlass en. Nun kannte sein Zorn keine Grenzen: seine Leute fielen über die Bürger fjer, töteten viele, schleppten andre in die Gefängnisse und plünderten und zerstörten ihre Häuser. Der Urheber des Aufstandes wurde mit seinen Genossen- geblendet und über die Flüchtigen der Bann ausgesprochen. Die volkreiche Stadt war wie verödet und ihr Glanz verschwunden. Der Haß der Bürgerschaft war auf’s höchste gestiegen. Als einige Zeit darauf der König nach Köln kam und die Bürger bei ihm ihre Klage anbrachten, suchte der König eine Aussöhnung zu bewirken, doch nur schwer zeigte sich Hanno dazu geneigt. Einige Zeit nachher sah der alte Erz-bifchof sogar von zweien seiner vertrauten Diener sein Leben bebroht. Das Unglück mochte ihn enblich milber: er beschäftigte sich viel mit klösterlichen Uebungen und warb noch eifriger in der Sorge für seine frommen Stiftungen. In Folge eines Traums — beim fein aufgeregtes Gemüt hatte zuletzt viel mit Träumen und Visionen zu schaffen — hob er den Bann über die flüchtigen Kölner auf, lud sie zur Rückkehr ein und ersetzte ihnen allen ihre Güter. Allmählich schwand seine Kraft, gichtische Leiden befielen ihn und quälten ihn so furchtbar, daß zuletzt Fußgeschwüre aufbrachen und das Fleisch ihm von den Knochen faulte. Bekümmert über den Gang der politischen und kirchlichen Dinge rief er einmal über das andere aus: „Wehe der armen Welt!" und sprach den 5. und 6. Vers des 120. Psalms. Nach neunwöchentlichem Leiden starb er den 4. December 1075. Sein Tod machte auch auf feine Feinde tiefen Eindruck, und die Kölner erkannten nachher doch, daß er ihre Stadt zum höchsten Glanz gebracht hatte. Obgleich er mit dem päpstlichen Stuhl nicht im besten Einvernehmen stand, hat ihn doch die römische Kirche nachher (1183) unter die Heiligen versetzt. Der König verharrte in seiner Gesinnung gegen die Sachsen. Auch das Verlangen des Papstes, die sächsischen Bischöfe wieder einzusetzen, erfüllte er nicht, und als die Reichsversammlung zu Goslar zu Stande kam, wurde die Sache der Gefangenen gar nicht erwähnt. Sie mußten alle in Haft bleiben, ja mehrere wurden nach den entferntesten Burgen des Reichs abgeführt. Nur einen entließ der König der Haft, Otto von Nordheim, nachdem derselbe zwei seiner Söhne als Geiseln gestellt hatte. Es konnte diesen klugen Mann nur die Meinung, daß des Königs Macht nun vollkommen befestigt sei, zum Wechsel feiner politischen Gesinnung gebracht haben; wenigstens gab er nun dem Könige solche Beweise seiner Sinnesänderung, daß dieser ihm sein Vertrauen schenkte, ja ihm befahl, nicht nur die Harzburg, sondern auch alle andern königlichen Burgen wiederherstellen zu lassen. Zugleich vermochte Heinrich die anwesenden Fürsten, seinen zweijährigen Sohn als Nachfolger im Königtum anzuerkennen, das nach so vielen Störungen seine glückliche Wiederaufrichtung in Deutschland zu feiern schien. Allein es war noch eine andere Macht vorhanden, deren Autorität Heinrich Iv in seinem Streite mit den Sachsen unvorsichtiger Weise schon einmal angerufen hatte; mit ihr sich abzufinden, mußte jetzt seine Hauptaufgabe sein. Kap. 22. Heinrich Iv und Gregor Vii. 109. Auf dem päpstlichen Stuhle saß seit 1073 Gregor Vii, welcher vom einfachen Mönch, Hildebrand genannt, allmählich zu dieser hohen Würde emporgestiegen war. Dieser starke und gewaltige Geist, an dem man bei seinem unbeugsamen Willen einen sittenstrengen Wandel anerkennen muß, hielt sich an der Spitze der strengeren kirchlichen Partei für berufen, der entwürdigten Kirche mittelst Zurückführung derselben zur Reinheit und Einheit aufzuhelfen. Denn da die meisten Bischöfe über dem Trachten nach weltlichem Besitz und nach weltlichem Einfluß sich ihrem wahren Berufe ganz entfremdet hatten, und durch die eingerissene Simonie (§ 107)

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für die Kinder der Volksschule - S. 11

1887 - Breslau : Hirt
Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii. 11 brechen gegen die Ungarn, die sein Sohn zu einem Einfall in das Teutsche Reich veranlaßt hatte. Er traf sie m Bayern, und m der Schlacht aus dem Lechfelde, 955, vernichtete er ihre Macht, sodass die Teutschen nun sür immer Ruhe vor ihnen hatten. Zum zweitenmal zog Otto im Jahre 961 nach Italien, um dem bedrängten Papst zu helfen. Nachdem er dort die Ordnung wiederhergestellt hatte, zog er in Rom ein und wurde zum -i,(ins vom Papst zum Kaiser des „heiligen Römischen Reiches deutscher Nation" gekrönt. Das geschah im Jahre 962. Diese Würde blieb fernerhin bei den deutschen Königen. Otto bestimmte dann durch ein Geseh, daß die Päpste künftig nicht gewählt werden dürften ohne Bestätigung dnrcb den Kaiser. Dadurch se^te er den Kaiser zum Oberherrn der Päpste. Ja, so gewaltig war die Macht Ottos, daß römische Münzen sein Bild trugen. Mit Recht waren die Deutschen stolz auf einen solchen Kaiser; sie nannten ihn „den Großen". Otto starb 973 und liegt begraben im Dom zu Magdeburg. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Das sächsische Herrschergeschlecht starb im Jahre 1024 aus. — Hundert Jahre lang wurde nun Deutschland regiert durch Kaiser aus dem fränkischen Hause. Der dritte derselben war Heinrich Iv. Er regierte von 1056— 1106. Als sein Vater starb, war er erst 6 Jahre alt. Durch die zu milde Erziehung seiner Mutter wurde er sehr leichtsinnig. Da entführte eines Tages der Erzbischof Anno von Köln den Knaben und wollte nun durch übergroße Strenge den Leichtsinn aus treiben. Doch bald gelang es dem Erzbischos Adalbert von Bremen, den jungen Kaiser in seine Gewalt zu bekommen und ihn durch allerlei Schmeicheleien für sich zu gewinnen. Freilich erzog er ihn dadurch zu einem übermütigen, grausamen und jähzornigen Menschen. Sehr schlimm war es, daß er ihm Haß gegen die Sachsen einflößte. Denn als nun Heinrich selbst die Regierung antrat, behandelte er dieselben mit solcher Harte, daß sie sich endlich gegen ihn erhoben, ihn vertrieben und alle seine Schlösser im Harz zerstörten. Es kostete Heinrich große Mühe, andere deutsche Fürsten für sich zu gewinnen. Als sich diese endlich für feine Sache gegen die Sachsen hatten einnehmen lassen, sammelte er ein Heer und besiegte die Sachsen bei Langensalza. Nun wußte er in seiner Rache keine Grenzen zu finden. So zum Beispiel weigerte er sich, die Gefangenen frei zu geben. — Da baten die Sachsen den Papst Gregor um Hilfe. Dieser war von Geburt ein Italiener und der Sohn in dürftigen Verhältnissen lebender Landleute. Gregor hieß früher Hildebrand. Er zeichnete sich aus durch große Schlauheit und strenge Frömmigkeit. — Damit die Priester so ganz und gar ohne alle Sorge sich ihrem Dienste widmen könnten, bestimmte er, daß sie sich

4. Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zum Ende des 30jährigen Krieges - S. 42

1903 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
42 Heinrich Iv, 4. Heinrich Iv. und Gregor Vii. a) Die wachsende Macht des Papstes. Von jeher war der Papst durch die Adeligen, Geistlichen und das Volk in Rom erwählt. Otto der Große hatte den Papst auch vom deutschen Kaiser abhängig gemacht. Zur Zeit Heinrichs Iv. sollte das anders werden: weder die Römer noch der deutsche Kaiser sollten bei der Einsetzung des Papstes etwas zu sagen haben. Daher wurde festgesetzt: Der Papst wird fortan nur durch bestimmte Geistliche, Kardinäle, erwählt; die Wahl kann auch in andern Orten als in Nom geschehen; die Kardinäle bilden den obersten Rat des Papstes. Derjenige, der diese Änderungen veranlaßte, war ein römischer Geistlicher mit Namen Hildebrand. Er wurde später selbst zum Papst erwählt uni> nannte sich als solcher Gregor Vii. Gregor war ein gelehrter Mann, streng von Sitten und unbeugsam in seinem Willeu. Er wollte frommen Sinn und religiöse Zucht unter Geistlichen und Nichtgeistlichen stärken. Daher verbot er streng die Simonie, d. i. den Verkauf geistlicher Ämter, wodurch oft unwissende und nichtgeistliche Menschen in den Kirchendienst gekommen waren. Er wollte die Geistlichen von allen weltlichen Dingen freimachen, damit sie um so besser ihres geistlichen Amtes warten könnten. Daher verschärfte er das Verbot der Priesterehe, den Cölibat. Wer von den Priestern verheiratet war, sollte Weib und Kind entlassen, oder sein Amt niederlegen. Er wollte aber auch der oberste Herr der Christenheit sein und allein das Recht haben, Bischöfe ein- und abzusetzen. b) Der Jnvestiturstreit. In Deutschland galt es als Recht, daß der König die Bischöfe ernannte, sie als seine Lehensleute betrachtete und ihnen zum Zeichen der Belehnung Ring und Stab überreichte. Diese Belehnung der Bischöfe heißt Investitur. Eine Scheidung zwischen dem geistlichen Amte des Bischofs und seiner weltlichen Herrschast gab es damals noch nicht. Heinrich Iv. beachtete daher die neuen Gesetze des Papstes nicht und _ fetzte nach wie vor die deutschen Bischöfe in ihr Amt. Der Papst setzte die Bischöfe ab und tat mehrere kaiserliche Beamte, die bei der Einsetzung der Bischöfe beteiligt gewesen waren, in den Bann. Das konnte der Kaiser sich nicht gefallen lassen, denn auf den Bischöfen und ihren Mannen beruhte damals die Macht und Starke des Reiches. Der Kaiser mußte also seine Bischöfe und sein Ansehen gegen den^ Papst in Schutz nehmen; und nun kamen gerade die sächsischen Fürsten und Bischöfe zum Papst und verklagten den Kaiser. Der Papst benutzte die Klage der Sachsen, um den Kaiser zur Verantwortung zu ziehen und seine Macht zu brechen. Er sandte ein Schreiben an den Kaiser und verlangte, dieser solle binnen 60 Tagen nach Rom kommen und sich verantworten. Das war etwas Unerhörtes. Voller Zorn berief Heinrich die deutschen Bischöfe nach Worms. Auch sie waren erbittert und erklärten auf den Wunsch des Kaisers den Papst für abgefetzt. Sie beschuldigten ihn vieler Freveltaten, sagten, er sei nicht würdig seines Amtes, schrieben alle Beschuldigungen auf und sandten das Schriftstück dem Papste. Heinrich Iv. fügte noch ein besonderes

5. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 52

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
52 Die deutsche Kaiserzeit 919 1250. Ben, unter dem Vorwand, der König habe Mrder gegen sie ge-dngen, von ihm abfielen. Da fand er Hilfe bei der Brgerschaft ^ormsin ^er Stadt Worms; es ist das erste Mal, da das deutsche Brgertum in der Geschichte eine Rolle spielt. Aber obwohl es ihm gelang, ein Heer aufzustellen, war er doch nicht stark genug, den Sachsen im Felde zu begegnen; vielmehr schlo er mit ihnen einen Vertrag und gab seine Zustimmung dazu, da die von ihm errichteten Burgen niedergerissen wrden. Dies geschah. Auch die H a r z b u r g wurde zer-> strt, wobei sogar die Burgkapelle und die dort befindlichen Grber nicht geschont wurden. Uber diese Verletzung des Heiligen aber entstand in Deutschland ein allgemeiner, gewaltiger Unwille. Heinrich vermochte ein neues Heer zusammenzubringen, bei dem auch die sddeutschen Herzge nicht @iac&fettbte Ahlten. Nunmehr wurden die Sachsen bei Hohenburg an der " e"' Unstrut im Jahre 1075 geschlagen. Ihre Fürsten unterwarfen sich, und Heinrich schien mchtiger als je. 57. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vir. Da geriet der König in Streit mit einem Gegner, der mchtiger als die Sachsen war, mit dem Papste. Die Ppste waren noch unter Heinrich Iii. gnzlich abhngig vom Kaisertum gewesen. Jetzt aber sa ans dem Gregor vir. ppstlichen Stuhle Gregor Vii., der vorher als Mnch Hildebrand geheien hatte und ans einem kleinen Orte in Toskana stammte, eine Persnlichkeit von gewaltigem Willen und ungeheuren Plnen. Sein Streben war zunchst daraus gerichtet, die Reform der Kirche und der Geistlichkeit, wie sie die Kluniazenser wollten, durchzufhren, sie mit einem streng sittlichen und religisen Geiste zu erfllen und von weltlicher Gesinnung fern zu halten; zu diesem Zwecke forderte er die Ehelosigkeit, das C l i b a t, der Priester, um diese ganz fr die Jnter-essen der Kirche zu gewinnen. Die gereinigte und reformierte Kirche wollte er aber zur Herrscherin der das Weltliche, also auch der den Staat und das Kaisertum machen. Wie der Mond sein Licht von der Sonne erhlt, so, sagte er, haben Kaiser und Könige ihre Gewalt von Gott, d. h. von der Kirche. Insbesondere verbot er die Simonie, d. h. den Verkauf geistlicher Wrden fr Geld; weiter aber nahm er berhaupt das Recht der Investitur, d. h. der Ein-fetzung von Bischfen, fr sich in Anspruch und untersagte die In-vestitur durch Laien. Nun bte aber König Heinrich dieses Recht, wie es seine Vorgnger gebt hatten; denn die deutschen Bischfe waren ja seit Otto dem Groen nicht nur Kirchenbeamte, sondern auch Reichsbeamte. So entstand zwischen Knigtum und Papsttum einer der gewaltigsten Kmpfe, die das Mittelalter kennt, der I n v e st i t u r -streit.

6. G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte - S. 46

1889 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
46 Ii. Deutsche Geschichte. ganzen Christenheit das Recht habe, Bischfe und Geistliche einzusetzen und ihnen die Zeichen der Wrde, Ring und Stab, zu geben (das Investiturrecht); 3. da kein Geistlicher verheiratet sein sollte (Clibat). Durch diese Einrichtungen, die er mit unerschtterlicher Standhastig-keit durchzusetzen suchte, trennte er die Geistlichen in allen christlichen Lndern von den Fürsten und unterwarf sie blo seinem Willen. Die Fürsten aber muten dies geschehen lassen, weil sie fast alle in Fehden mit ihren Vasallen waren, und weil sie frchten muten, da der Papst der sie den Bannfluch aussprche und dann das ganze Volk von ihnen abtrnnig wrde. Heinrich Iv. von Deutschland widersetzte sich; aber er mute es hart den. t>. Heinrich Iv. und die Sachsen. 1056 ward Heinrich als ein sechsjhriges Kind König von Deutschland. Geistliche, die ihn 1062 hinterlistig seiner Mutter raubten, erzogen ihn schlecht, und besonders nhrte Adalbert, Erzbischos von Bremen, des Prinzen Hang zu jeder Willkr. Die Sachsen, welche den jungen König haten, be-handelte er sehr ungerecht, entsetzte einen schsischen Grafen, Otto, des Herzogtums Bayern ohne Untersuchung, nahm den Erbprinzen von Sachsen, Magnus, gefangen und legte in Sachsen viele feste Burgen an, voll frnkischer Soldaten. Die Sachsen baten um Abstellung dieser Ungerechtigkeiten, und als er sie mit Spott zurckwies, zogen 60 000 Sachsen gegen die Harzburg. Er mute fliehen und konnte nirgends Beistand sinden, 1070. Jetzt stimmte er seinen hoch-mtigen Ton herab und gewann sich durch Freundlichkeit ein Heer. Dieses siegte 1075; die vornehmsten Sachsen lieen sich berreden, Frieden zu erbitten; Heinrich aber lie sie treulos alle gefangen nehmen. c. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Die Rte Heinrichs Iv. hatten gegen des Papstes Gebot von den durch den Kaiser eingesetzten Bischfen Geld fr ihre Einsetzung genommen und sich so der Simonie schuldig gemacht. Der Papst drohte, wenn diese Rte nicht entlassen wrden, dem Kaiser mit dem Bann. Und als Heinrich zur Antwort den Gregor fr abgesetzt erklrte, sprach Gregor der Heinrich den Bann-fluch aus und alle Deutschen von dem Eide der Treue los, 1076. Heinrich kmmerte sich anfangs wenig darum; bald aber erklrten ihm die deutschen Fürsten, denen sein bermut schon lange verhat war, ein-stimmig, da sie ihn nicht als ihren Oberherrn anerkennten, so lange er noch im Banne wre. Um sich von diesem Banne zu befreien, gab es kein anderes Mittel, als nach Rom zu reisen. Mit wenigen Getreuen machte Heinrich die Reise durch Frankreich der die Alpen

7. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 76

1869 - Erfurt : Körner
76 ser, daß der Kaiser ihm Lothringen herausgebe. Heinrich Iii. warf ihm nach altem Brauch den Fehdehandschuh zum Zweikampfe hin; aber über Nacht ent- wich der Franzose. Der edle Kaiser starb im 39. Jahre seines Lebens. Er ward von seinem Volke geliebt und verehrt, von den Großen gefürchtet. § 18. Heinrich Iv. (1056—1106.) 1. Aus seiner Jugend. Heinrich Iv. war 6 Jahre alt, als er seinem Vater auf den Thron folgte. Seine Mutter Agnes übertrug die Erziehung des jungen Königs dem Bischöfe von Augsburg. Der Erzbischof Hanno von Köln, ein ehrgeiziger, harter Mann, wußte sich aber des Knaben zu bemäch- tigen. Nach einem fröhlichen Mahle auf einer Rheininsel bei Kaiserswerth wurde Heinrich durch die Vertrauten des Erzbischofs eingeladen, das in der Nähe liegende Schiff desselben zu besehen. Kaum hatte er es betreten, so fuhren sie schnell mit ihm davon. Erschreckt stürzte sich der Knabe in den Rhein, wurde jedoch gerettet und nach Köln gebracht, dessen Erzbischof sich nun zum Reichsverweser machte. Hanno hielt Heinrich mit mönchischer Strenge, aber nicht lange; der Bischof Adalbert von Bremen wußte ihn in seine Gewalt zu bekommen. Er benutzte die Abwesenheit Hanno's und ließ den jungen König nach Sachsen entführen. Die Nachsicht, welche Hein- rich hier erfuhr, verleitete ihn zu einem leichtsinnigen Leben; auch flößte ihm sein Erzieher Haß gegen die Fürsten, besonders gegen die sächsischen, ein. Bald nachdem Heinrich für mündig erklärt worden war, brach an vielen Orten des Reiches große Unzufriedenheit aus. Einen hartnäckigen Feind hatte Heinrich an den unruhigen Sachsen. Dies Volk konnte es nicht vergessen, daß aus ihm ein Heinrich I. und Otto I. hervorgegangen war, welche dem deutschen Reiche den Ruhm Karl's des Großen wiedergegeben hatten. Heinrich schlug die Sachsen zwar in der Schlacht an der Unstrut (1075); aber die- selben waren Ursache, daß der Kaiser einen anderen, weit schlimmeren Feind erhielt. 2. Heinrich Iv. und Gregor Vii. im Streit. Die Sachsen hatten* sich nach Rom an Gregor Vii. gewendet, damit dieser den Streit mit Heinrich entscheide. Gregor war früher ein Benedictinermönck gewesen, und sein eigent- licher Name ist Hildebrand, lieber seine Abkunft besitzen wir wenig zu- verlässige Nachrichten. Bei seinen Lebzeiten waren darüber allerlei boshafte Erfindungen verbreitet, und in der späteren Zeit hat die Legende die Wahr- heit sehr verdunkelt. Gregor war weder der Sohn eines Ziegenhirten und einer Bäuerin, wie man sagt, noch der Sohn eines römischen Zimmermannes, sondern sein Vater besaß wahrscheinlich ein kleines Landgut in Toskana. Ein mütterlicher Oheim des jungen Hildebrand, welcher Abt eines Klosters war, erzog den Knaben im Kloster und für das Kloster. Von Jugend an hatte Hildebrand durch Gelehrsamkeit und strenge Sitten seinen großen Geist aus- gebildet, bis er endlich an den päpstlichen Hof.'gelangte. Durch seine Beredt- samkeit, Frömmigkeit und Klugheit gewann er bald großen Einfluß und wurde der Rathgeber von fünf Päpsten. Gregor hatte den Schaden der Kirche erkannt, und als er zuletzt selbst den päpstlichen Stuhl bestieg, richtete er vor allen Dingen sein Augenmerk darauf, die Macht des Papstes über alle

8. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 38

1877 - Nürnberg : Korn
— 38 — hielt jetzt den Namen „heiliges römisches Reich deutscher Nation." Otto I., der Große genannt, starb 973. Otto Ii. und Otto Iii. brachten durch die Römer-Züge viele Gefahren über Deutschland. Mit Heinrich Ii., der in Bamberg begraben liegt, starb das sächsische Königsgeschlecht aus — 1024. Es folgten jetzt Herrscher aus dem fränkischen Hause. 18. Papst- und Kaiserthum. 1. Als die deutschen Könige die römische Kaiserkrone aus den Händen der Päpste empfingen, entstand oft Streit zwischen der weltlichen und kirchlichen Gewalt. Derselbe begann schon unter den Kaisern aus dem fränkischen Hause. Nachdem Konrad Ii. (J 014— 1039) und Hein-rich Iii. (bis 1056) machtvoll regiert hatten, kam die Krone an Heinrich Iv., der beim Tode seines Vaters erst 6 Jahre alt war. Seine Mutter Agnes führte die Regierung. Als sie einst mit ihrem Sohne in Kaiserswerth am Rhein war, raubte ihr Hanno, der strenge Erzbischof von Köln, den jungen (12jährigen) König, um ihn nach seinem Willen zu erziehen. Später kam Heinrich in die Hände Adalberts, des Erzbischofs von Bremen, der ihn leichtfertig erzog und mit Haß gegen die Sachsen erfüllte. Als Heinrich Iv. mit dem 16. Jahre zur Regierung kam, trat er bei den Sachsen so gewaltthätig aus, daß biefe sich empörten und zuletzt beim Papst um Hilfe flehten. Damals herrschte in der römischen Kirche Gregor Vii., der früher Hilbebranb hieß und der Sohn eines Zimmermanns war, ein Papst von großen Geistesgaben und außerordentlichem Muthe. Er trachtete banach, die päpstliche Gewalt zur höchsten auf Erben zu machen. Er entzog die Wahl des Papstes dem Kaiser sammt dem römischen Volke und übertrug sie den Karb inälen; er sprach den Fürsten das Recht der Investitur (Belehnung der Bischöfe) ab und unterbrückte die Simonie (Den Verkauf der geistlichen Aem-

9. Erzählungen aus der Geschichte - S. 174

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
174 welche sich allmlig im Reiche verbreitete, erhielt dadurch neue Nah-rnng, da Heinrich Iv., als er selbst die Regierung bernommen hatte, die Sachsen mit leidenschaftlicher Hrte bedrckte. Dazu kam noch eine weitere Gefahr fr den deutschen König von Rom. Der groe Zeitgenosse Heinrichs Iv. war Papst Gregor Vii. (10731085), der Sohn eines Zimmermanns aus Savona im Toskanischen, ein Mann von ausgezeichnetem Verstnde und un-beugsamer Willenskraft. Als Ziel seines Wirkens hatte er sich gesetzt, die geistliche Macht unabhngig von der weltlichen zu machen und sie noch der diese zu erheben. Denn, sagte er, zwei Ge-walten seien von Gott auf der Erde eingesetzt, ein weltliche und eine geistliche. Wie aber der Geist der dem Krper stehe, so msse auch die geistliche Gewalt hher als die weltliche sein. Vor Allem setzte er es mit krftigem Willen durch, da die Geistlichen selbst an eine strenge Lucht sich gewhnen muten. Durch das Gebot der Ehelosigkeit oder die Einfhrung des Eli-bates sollten sie vollstndig dem weltlichen Leben entzogen werden, damit sie sich ganz der Kirche und dem gttlichen Dienste widmen knnten. Auch in Beziehung aus die Einsetzung in die geistlichen Aemter wollte er die Geistlichen ganz unabhngig von der weltlichen Re-gierung machen. Bisher ernannte nmlich der Kaiser die Bischfe und hheren Wrdetrger der Kirche und gab ihnen wie den welt-lichen Lehensleuten bei der Belehnung eine Fahne, als Zeichen der Einsetzung in ihr geistliches Amt einen Ring und einen Stab. Man nannte diese Einsetzung Investitur. Gregor Vii. verbot aber dieselbe aufs Strengste, und fortan sollten die hheren Wrde-trger der Kirche nur von dem Papste eingesetzt werden. Dadurch entstanden aber groe Streitigkeiten, theils weil viele Geistliche selbst mit biefer Verorbmmg nicht einverstanden waren, theils weil der beutfche König sich das Recht, das er bisher ohne Wiberspruch ausgebt hatte, nicht nehmen lassen wollte. Ebenso verlangte Gregor Vii die Unabhngigkeit der Papstwahl von dem Einflu des Kaisers. Seit Otto dem Groen nmlich wurde der Papst entweder vom Kaiser eingesetzt oder wenigstens nicht ohne dessen Einwilligung von den Rmern gewhlt. Jetzt sollte er nach der Verordnung Gregors ausschlielich von dem Eollegium der Kardinle gewhlt werden. Ebenso verbot er die Simonie, d. i. den Mibrauch, ba die geistlichen Aemter nicht nach Wrbigkeit vergeben, sondern frmlich verkauft wurden. Gregor Vii. bedrohte jeden, der gegen seinen Befehl handle, mit dem Kirchenbann. Als daher Heinrich Iv. mit der Investitur fortfuhr und auch der Simonie beschuldigt wurde, so forderte ihn der Papst zur Ver-antwortung auf. Auch hatten sich die Sachsen, der die Be-

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 231

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
50. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Der Jnvestiturstreit. 231 selbe. Der siegestrunkene König zog aus Thüringen nach Sachsen mit allen Schrecken der Verheerung. Die sächsischen Großen hatten sich zer- streut und auf ihre Burgen geflüchtet; sie sandten öfter Friedensboten, doch unbedingt wollten sie sich nicht ergeben, außer Markgraf Udo und einigen anderen. Mangel an Lebensmitteln bewog endlich den König, sein Heer zu entlassen, jedoch mit dem Befehl, auf den Herbst sich wie- der bei Gerstungen zu sammeln. Indessen säumten die Sachsen nicht, den König durch Vermittler von dem neuen Feldzuge abmahnen zu lassen; er berief sich auf die Fürsten, welche er nach Gerstungen berufen hätte. Wiewohl die drei süddeutschen Herzöge ausblieben, so erhielt er doch aus Lothringen einen so trefflichen Zuzug, daß er mit dem übrigen rheinischen Aufgebot ein ansehnliches Heer zusammenbrachte. Die Sachsen standen bei Nord- hausen, nachdem Otto von Nordheim noch einmal Alles versucht hatte, sie unter seiner Führung zu vereinigen. Der König rückte durch Thü- ringen bis an die Helbe vor, gab aber doch den Bitten der Sachsen sowohl als der Fürsten endlich nach und ernannte zu Friedensvermitt- lern den Herzog Gozelo von Niederlothringen, die Bischöfe von Mainz, Salzburg, Augsburg und Würzburg, weil sie das Vertrauen beider Theile hatten. Als unparteiische Männer erkannten diese, einerseits daß die Sachsen gerechte Ursachen zu Beschwerden gehabt, und daß der Kö- nig in seinem Hasse zu weit gehe; andererseits, daß die Sachsen wegen ihres unerhörten Beginnens gegen den König schuldig seien, sich unbe- dingt zu unterwerfen, jedoch daß sie dabei an Ehre, Leib und Gut ge- sichert würden. Das königliche Heer wurde in zwei Linien aufgestellt, mitten hin- durch gingen die sächsischen und thüringischen Fürsten, Grafen und Edle und ergaben sich dem Könige, worauf sie einzelnen Fürsten in Verwah- rung gegeben wurden, bis ein allgemeiner Beschluß über sie gefaßt wer- den würde. So weit wurde der Vertrag gehalten. Aber bald ließ sich der König durch seine Rathgeber überreden, die Gefangenen in entfernte Provinzen zu schicken und seine vornehmsten Burgen sogleich wieder aus- zubauen. So schien nun die Unterwerfung der Sachsen vollendet. Kaum 25 Jahre alt, im neunten seiner Regierung, hatte Heinrich Iv. den schwierigsten Schritt für seine Herrschergewalt bereits erreicht. 50. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Der Jnvestiturstreit. (Nach Heinr. Leo, Geschichte der italienischen Staaten.) Nach dem Tode des Papstes Alexander Ii. ward Hildebrand zu dessen Nachfolger erwählt, und seine Wahl ward in Rom mit all- gemeinem Jubel vernommen; er selbst war zu Thränen gerührt, und

11. Für die Klassen 7 und 6 - S. 89

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
31. Heinrich Iv. (1066-1106.) 89 retten konnte. Die erbitterten Sachsen zerstrten alle Burgen und gingen in ihrem Grimme so weit, auch die Kirchen nicht zu schonen. Dies erregte den Unwillen der deutschen Fürsten, welche sonst Heinrichs Gegner waren. Sie brachten ein Heer zusammen, an dessen Spitze Heinrich in das Land seiner Feinde eindrang. In einer Blutigen Schlacht (1075), in welcher der König selbst aufs tapferste kmpfte und viele Feinde mit eigner Hand niederhieb, wurden die Sachsen vollstndig geschlagen; ihr unglckliches Land war damit der Rache des Knigs ausgeliefert. Zu dieser Zeit begann aber fr König Heinrich Iv. ein viel schwererer ^p/mit Kampf, der mit dem Papste. Der damalige Papst hie Gregor Vii.,em ein Mann von unbeugsamem Willen und gewaltigen Plnen. Diese gingen dahin, die ganze Geistlichkeit zu bessern und in sittlicher Beziehung zu heben, sodann das Papsttum der Staat und Kaisertum zu stellen. Um das erste durchzufhren, gebot er das C l i b a t oder die Ehelosigkeit aller Priester; dadurch erreichte er, da die Geistlichen ihre ganze Ttigkeit der Kirche widmeten; noch heute sind alle katholischen Priester unverheiratet. Um das zweite zu erreichen, verlangte er fr sich die Investitur oder Einsetzung aller Bischfe in ihr Amt; also der Kaiser durfte keinen Bischof mehr whlen und einsetzen, obwohl die deut-scheu Bischfe seit Ottos des Groen Zeiten her ebenso wie die andern deutschen Fürsten Reichsbeamte waren. Als nun einige deutsche Bischfe sich dem Papst widersetzten, tat sie Gregor in den Bann, d. h. er schlo sie aus der Kirchengemeinschaft aus. Heinrich Iv., erzrnt darber, berief eine Versammlung der Geistlichen nach Worms und erklrte Gregor fr abgesetzt. Als der Brief Heinrichs, der in heftigen Worten diese Absetzung aussprach, in Rom anlangte, entschlo sich Gregor zu dem letzten Schritt: er sprach der den deutschen Kaiser den Bann aus. Alle Untertanen wurden von dem Eide der Treue entbunden, er selbst des Thrones fr verlustig erklrt. Diesen Augenblick benutzten die deutschen Fürsten, die Heinrich durch seinen Hochmut oft verletzt hatte, und sagten sich von ihm los; ja sie luden den Papst ein, nach Deutschland zu kommen und den Streit zwischen ihnen und ihrem König zu schlichten. Um diesem Unheil zu entgehen, mute der tief gedemtigte König sich zum uersten entschlieen und den Papst um Lossprechung vom Banne bitten. Im strengsten Winter zog er, nur von seiner treuen Gemahlin Bertha und wenigen Dienern begleitet, der die Alpen. In der Burg Kanossa traf er mit seinem Gegner, dem Papste Gregor Vii., zusammen und, entsprechend der Sitte seiner Zeit, erschien er barfu und im hrenen Ge-wnde im Schlohofe, um Bue zu tun. So mute ihm der Papst ver-

12. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 233

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
11. Gregor Vii. und Heinrich Iv. 233 blutgefärbten Wasser schwellen über. — So wird das übermütige Volk vernich- tet; nur wenige entrinnen dem heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutschlands Befreiung. — Die Ungarn aber wagten sich seitdem nicht wieder aus ihrem Lande hervor; Deutschland war fortan gegen ihre Räubereien gesichert. Auch in Italien kämpfte Otto siegreich: in Rom empfing er die Kaiser- krone, welche seitdem mit der deutschen vereinigt blieb. Er endete sein thaten- reiches Leben im Jahre 973; seine treue Stadt Magdeburg birgt seine Gebeine. Wetzcl. 11. Gregor Vii. und Heinrich Iv. Kachdem das sächsische Herrschergeschlecht ausgestorben war, wählten die deut- schen Fürsten einen neuen Kaiser aus fränkischem Hause, Konrad H. Dessen Sohn Heinrich Iii. regierte sehr kräftig, aber starb zu früh und hinterließ als Erben des Reiches einen erst sechsjährigen Knaben, Heinrich Iv. Ilm seine Vormundschaft und Erziehung stritten sich zwei Erzbischöfe; aber indem er bald von übermäßiger Strenge geleitet, bald durch zu große Milde und Nachsicht ver- zogen ward, erwuchs er zu einem leidenschaftlichen und jähzornigen Jüngling, der nur seinen Gelüsten folgte. Kaum mündig geworden, bedrückte er die Sachsen ungebührlich und behandelte sie übermütig und grausam; sie empörten sich und zwangen ihn zu einem Frieden, worin er alle in ihrem Lande angelegten Bur- gen, darunter die Harzbnrg, der Zerstörung preisgeben mußte. Später unterwarf er zwar wieder die Sachsen, aber da er anfing, die zerstörten Schlösser wieder- aufzubauen, wandten sie sich mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vii. Dieser außerordentliche Mann, früher Hildebrand geheißen, Sohn eines kleinen Grundbesitzers in Toscana, hatte sich durch bedeutende Geistesgaben vom einfachen Mönch zum Ratgeber von vier aufeinander folgenden Päpsten und zuletzt selbst zum Oberhaupt der Kirche emporgeschwungen. Ein unsträfliches Leben und Verzicht auf die Weltlust machten ihn ehrwürdig. Von tiefer Fröm- migkeit erfüllt, legte er ans das Irdische und Gemeine keinen Wert; aber da er zugleich Weltverstand und Beredsamkeit besaß, so war er schon früh in die Händel der Welt eingeweiht worden und wußte, wie mit Menschen und Völ- kern umzugehen war. Vorzüglich aber zeichnete ihn eine aus innigem Glauben hervorgegangene eiserne Festigkeit des Willens aus, und diesen richtete er ganz darauf, die Kirche zu läutern und zu stärken, um durch sie die Welt zu bessern und zu heiligen. Zunächst führte er das Verbot der Priesterehe durch: die Geistlichkeit sollte nicht durch Familienbande an das Irdische geknüpft, sondern bloß von ihm als ihrem unumschränkten Oberherrn abhängig sein. Ferner ver- bot er strenge die Simonie, d. h. den Verkauf geistlicher Stellen, und legte sich als Papst die bisher den Fürsten zustehende Macht bei, den Bischöfen und Äbten durch Darreichung des Ringes und des Hirtenstabes das Recht der Aus- übung ihres geistlichen Amtes zu erteilen. Aber er wollte auch alle weltlichen Fürsten sich unterwerfen. Er erklärte, der Papst sei der Nachfolger des heil. Petrus und Statthalter Christi auf Erden; die geistliche Herrschaft müsse die weltliche leiten, wie die Sonne den Mond. Bei diesem Manne also brachten die Sachsen ihre Klage vor. Der Papst forderte den Kaiser zur Rechenschaft. Als Heinrich sich dieser Zumutung weigerte,

13. Die mittlere Zeit - S. 90

1881 - Leipzig : Krüger
— 90 — Heinrich Iv. sich dadurch schon gezwungen, Gregor Vii., dessen Wahl nicht Greqor Vii w ordnungsmäßig verlaufen war, in seiner neuen Würde anzuerkennen, und zugleich eröffnete er ihm damit selbst die Möglichkeit, den Schiedsrichter in den wichtigsten weltlichen Angelegenheiten zu spielen (ohne übrigens die Bestrafung der Sachsen für den begangenen Kirchenfrevel zu erwirken). Und die Sachsen boten durch ihre Anklagen, daß der König ein unsittliches Leben führe und in Sachsen ungerecht regiere, dem Papst die erwünschte Gelegenheit, über einen König zu Gericht zu sitzen. Als Gregor Heinrich aufforderte, sein Leben zu ändern und sich wegen der erhobenen Anklagen zu rechtfertigen, berief dieser, zornig über die bisher unerhörte Anmaßung des Papstes, eine deutsche Kirchenversammlung und ließ jenen ab-setzen. Der Papst antwortete darauf mit dem Banne und entband alle Unterthanen des Königs von dem geleisteten Eid der Treue. Aus diesem Eide beruhte aber der damalige Staatsverband. Wenn die Gegner Heinrichs sich mit dem Papste vereinten und anerkannten, daß der Nachfolger Petri, wie er es selbst behauptete, die Macht habe zu binden und zu lösen, mußte der Staat in die schwerste Gefahr geraten und nicht Untreue der minder der Herrscher. Und wirklich versammelten sich die deutschen Fürsten, welche mit Heinrich unzufrieden waren, in Tribur. eit. ßu ihnen gesellten sich auch Otto von Nordheim und Rudolf von Schwaben. Es wurde beschlossen, den König aufzufordern, sich so lange der Regierung zu enthalten, bis ein Reichstag zu Augsburg, zu dem auch Gregor Vii. eingeladen werden sollte, über ihn entschieden haben werde; zugleich wurde ihm angekündigt, daß er abgesetzt werden würde, wenn er nicht binnen Jahresfrist vom Banne gelöst sei. So entschieden wendete sich in Deutschland alles vom Könige ab, daß derselbe sich entschließen mußte, die Gnade des Papstes anzurufen. Mitten im Winter ging er daher mit seiner treuen Gemahlin Heinrich zieht Bertha über die Alpen und fand Gregor schon auf dem Wege nach Italien, nach Deutschland. Dieser warf sich, als er von der plötzlichen Ankunft des Königs vernahm, in die feste Burg der Gräfin Mathilde, Kanossa, weil er Feindseligkeiten vermutete. Aber Heinrich Iv. lag so viel daran, vom Kirchenbanne gelöst zu werden, um dadurch die Pläne der abtrünnigen Fürsten in Deutschland zu durchkreuzen, daß er alle Anerbietungen der

14. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 44

1883 - Hannover : Helwing
44 Mittlere Geschichte. Unter Heinrich Iii. vermochte Hildebrand wenig zu erreichen; aber schon 1059, als Heinrich Iv. noch ein Kind war, wußte er ein neues Gesetz über die Papstwahl durchzusetzen. Bisher waren die Päpste von der römischen Geistlichkeit, dem römischen Adel und Volke gewählt; das neue Gesetz bestimmte: der Papst wird nur von der Versammlung der Kardinäle r gewählt und vom Kaiser bestätigt. 1073 wurde Hildebrand selbst zum Papste gewählt und nahm den Namen Gregor Vii. an. Sofort ging er an die Ausführung seines großartigen Planes. Zunächst erneuerte er das Verbot der Simonie. Um die Kirche von der Welt unabhängig zu machen, gab Gregor auch die Verordnung des Cölibats oder der Ehelosigkeit der Geist- lichen. und um die Bischöfe ganz vom Papste abhängig zu machen, be- anspruchte er das Recht der Investitur. Der Name Simonie ist von Simon, dem Zauberer (Apost.-Gesch. 8, 18—20) hergenommen, der die Gabe, den heiligen Geist erteilen zu können, für Geld kaufen wollte, und man bezeichnete damit das Erkaufen geistlicher Ämter durch Geld. Diese Unsitte herrschte damals in der Kirche, auch Heinrich Iv. hatte sie geübt; dadurch kamen oft Unwürdige in hohe geistliche Stellen, und die Geistlichen wurden von den weltlichen Fürsten abhängig. Die Ehelosigkeit sah man als einen höheren Grad der Heiligkeit an; zudem sollten die Geistlichen nicht durch die Sorge für die Familie und durch Verwandtschaft mit der Welt verknüpft sein. Dies Gesetz erregte, namentlich in Deutschland, großen Unwillen. Die verheirateten Geistlichen sollten ihre Frauen entlassen oder ihr Amt niederlegen; wer bei verheirateten Priestern die Messe hörte, wurde mit dem Banne bedroht. Dadurch wurde das Volk selbst gegen die Priester aufgereizt; diejenigen Priester, welche ihre Frauen nicht verstoßen wollten, wurden beschimpft, geschlagen und verjagt. Etwa 100 Jahre später war dieses Gesetz vollständig durchgeführt. Das dritte und wichtigste Gesetz war gegen die Laieninvestitur gerichtet. Äbte und Bischöfe wurden nämlich wie Lehnsleute angesehen; denn mit ihrem Amte empfingen sie zugleich große weltliche Besitzungen. Wie die weltlichen Lehnsleute als Zeichen der Belehnung eine Fahne erhielten, so erteilten die Fürsten den Geistlichen als solches Zeichen Ring und Stab, und das nannte man Investitur, d. i. Be- kleidung. Der Ring deutete die Vermählung mit der Kirche, der Stab das geistliche Hirtenamt an. Gregor bedrohte nun alle Geistlichen mit dem Banne, welche sich von einem Laien die Investitur erteilen ließen; nur dem Papste sollten sie ihre Erhebung verdanken, nur ihm den Eid des Gehorsams leisten. Nach diesem Gesetze wäre der Papst Herr über den dritten Teil aller Güter der christlichen Länder geworden und die Lehnspflicht der geistlichen Fürsten aufgehoben. 6. Kampf Heinrichs gegen Gregor und die Fürsten. Gregor hatte mehrere deutsche Bischöfe und einige Räte des Königs wegen Simonie in den Bann gethan; aber Heinrich ließ sie trotzdem in ihren Ämtern. Dagegen hielt er viele Bischöfe und weltliche Fürsten, welche an dem Aufstande der Sachsen teilgenommen hatten, noch immer ge- fangen, so daß sich zuletzt die Sachsen um Hülfe an den Papst wandten. Dieser ließ Heinrich ermahnen, die Gefangenen frei zu geben, und als dies nichts fruchtete, schrieb er ihm 1075, er solle seine gebannten Räte entlassen, sich durch die Investitur keine Eingriffe in die Rechte der Kirche erlauben und für seine bisherigen Vergehen Buße thun. Mündlich ließ er ihm sagen, wenn der König sich nicht sofort von seinen Räten trennte, 3 3 Kardinäle nennt man die ersten katholischen Kirchenfürsten nach dem Papste.

15. Theil 2 - S. 74

1867 - Breslau : Max
72 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Sachse, Suidger, Bischof von Bamberg, der ihn in Rom feierlich krönte; denn es war üblich geworden, daß der deutsche König nicht eher Kaiser hieß, bis er die Krönung empfangen hatte. Jetzt gab Heinrich das Gesetz, daß die Römer ohne Bewilligung des Kaisers nie einen Papst wählen sollten. Da der Papst bald nachher starb, so gab er den Römern nacheinander drei Päpste, alle Deutsche; denn nach dem Tode eines jeden baten sie ihn ihnen einen neuen Papst zu geben. Auch in Deutschland zeigte er, daß er von der Würde eines Kaisers hohe Begriffe habe. Er entsetzte mehrere ungehorsame Fürsten und verschenkte die von ihnen besessenen Länder an An- dere, die ihm gehorsamer waren; denn damals hatten die Kaiser noch das Recht, die Herzogthümer als Lehen zu verleihen, an wen sie wollten. Die unversöhnliche Strenge des Kaisers hatte namentlich Herzog Gottfried der Bärtige von Lothringen zu erfahren. Er ward seines Herzogthuins beraubt, welches der elsässische Graf Gerhard erhielt, der Stammvater des spätern lothringischen Fürstengeschlechts. Daß die Fürsten mit des Kai- sers kräftigem Eingreifen nicht zufrieden waren, läßt sich leicht denken, und als er seinen dreijährigen Sohn Heinrich Iv. von ihnen zum Thronfolger wählen ließ, versprachen sie diesem zwar Gehorsam, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalte: „wenn er mit Gerechtigkeit regieren würde". Der Kaiser starb in der Blüthe der Jahre, erst 39 Jahre alt, auf einer Jagd im Harz- gebirge (1056) und liegt ebenfalls in Speier begraben. 61 Heinrich Iv., 1056. — Gregor Vii., 1073—85. Da Heinrich Iv. (1056—1106), ein erst fünfjähriger Knabe, noch nicht selbst regieren konnte, so übernahm seine Mut- ter Agnes die Regentschaft. Agnes war eine treffliche Frau und zärtliche Mutter; sie erzog ihr Söhnchen mit aller Liebe und Sorgfalt. Aber die deutschen Fürsten machten ihr das Leben schwer. Sie ärgerten sich, daß sie einer Frau gehorchen sollten, und überall im Reiche brachen Befehdungen los, weil nur die Furcht vor dem verstorbenen Kaiser sie bisher in Ruhe erhalten hatte. Wenn die Kaiserin Einen um Rath fragte, so sahen die Andern scheel dazu und thaten nun absichtlich Das, was sie är- gern mußte. Auch daß sie ihren Heinrich bei sich erzog, war ih- nen ein Anstoß. „Wie?" fragten sie, „der junge König, der ein- mal über uns gebieten soll, wächst heran unter Weibern und

16. Vaterländische Geschichte für die Oberklassen katholischer Volksschulen - S. 16

1900 - Stolberg (Rheinl.) : Mathes
16 Nur sieben sollen nach Ungarn zurckgekehrt sein, und diese mit abgeschnittenen Nasen und Ohren. Die blutige Schlacht sand statt am Laurentiustage 955. Nach derselben sind die Ungarn nie wieder nach Deutschland gekommen. Otto der Groe wird Kaiser. Sein Ende. König Otto mute dreimal nach Italien ziehen, um dieses Land wieder mit Deutschland zu vereinigen. Nachdem er auf dem ersten Zuge durch seine Vermhlung mit Adelheid, der Witwe des verstorbenen Knigs Lothar von Norditalien, in den Besitz des Landes gekommen war, erhielt er auf dem zweiten Zuge vom Papste die rmische Kaiserkrone, welche seitdem mit der deutschen Krone vereinigt blieb. Dadurch wurde er, wie einst Karl der Groe, der Beschtzer der Kirche und der hchste unter den christlichen Fürsten. Das deatfchereich aber hie fortan heiliges rmisches Reich deutscher Nation." Otto der Groe starb 973 nach einer ruhmvollen Regierung und wurde im Dome zu Magdeburg begraben. Aus der schsischen Knigsfamilie regierten nach Otto I. noch drei Könige. Der letzte derselben war Heinrich Ii., der mit seiner Gemahlin Kunigunde spter unter die Heiligen erhoben wurde Er starb im Jahre 1021. 10. Heinrich Iv. 105-ll06. Seine Jugend. Nach dem Aussterben des schsischen Knigshauses whlten die deutschen Fürsten ihre Könige aus der Familie der Herzge von Franken. Die frnkischen Könige herrschten 101 Jahre der das Reich, und unter einem von ihnen, Heinrich Iii"., besa es seine grte Ausdehnung. Dessen Sohn, Heinrich Iv., war erst 6 Jahre alt, als sein Vater starb; deshalb fhrte sein Vormund, Erzbischos Anno lhanno) von Kln, und spter Erzbischos Adalbert von Brennen die Regierung fr ihn. Letzterer lie ihm in allen Stcken seinen Willen und erzog ihn zu einem unverstndigen Hasse gegen die Sachsen, mit denen er selbst im Streite lebte. Mit 16 Jahren bereits trat Heinrich selbstndig die Regierung an. Der junge König be-handelte die Sachsen mit solcher Strenge, da sie die Waffen gegen ihn ergriffen und ihn aus dem Lande trieben. Aber im folgenden Jahre kehrte er mit einem starken Heere zurck und bestraste sie auf das grausamste. In ihrer Not wandten sie sich klagend an den Papst und baten um Hilfe. Heinrichs Streit mit dem Papste. Es entstand nun ein Streit zwischen dem Papste und dem Könige, der viele Jahre dauerte und groes Elend der Deutschland brachte. Papst Gregor Vit., der damals die Kirche regierte, hatte bald, nachdem er den ppstlichen Stuhl bestiegen, ein Verbot gegen die Simonie

17. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 236

1866 - Leipzig : Teubner
236 Gregor Vii 1073 — 85. nominell, solchen Haß gegen die Patarener erzeugt, daß eine neue furchtbare Feuersbrunst (30. März 1075) dem Zorn Gottes über sie zugeschriebeu ward. Die geflohnen Adligen und angesehnen Bürger fanden Eintritt in die Stadt, Erlembald ward erschlagen, Liprand verstümmelt, die Patarener zerstreuten sich, ein neuer Erzbischof ward vom König begehrt und nun erklärte sich auch Wibert von Ravenna mit der Mehrzahl der lombardischen Bischöfe gegen den Papst i). Ob Gregor Vii dadurch und durch die Feindschaft Robert Guiseards zu seinem Verfahren bestimmt ward, mag dahin gestellt bleiben. Gewis ist es, daß er ernstlich Verständigung mit Heinrich Iv suchte und zu erzielen hoffte, daß aber dieser durch den Sieg über die Sachsen übermütig gemacht, in der Geltendmachung des Rechts über die Kirche, wie er es von seinem Vater überkommen, übereilte Schritte that, die dem beson- nenen und aus eine ungeahnte Macht sich stützenden Gegner den Sieg erleich- terten-). In der Unterdrückung der Simonie bewies er fortwärend allen Ernst 3), aber weder entließ er die aus der Synode 1075 Gebannten aus seinem Rat, noch scheute er sich Bischöfe zu investieren. Brieflich ermahnte ihn Gregor, seine Versprechungen in Betreff Mailands zu erfüllen und über die Investitur zu unterhandeln. Schon vorher hatte Heinrich Boten abgesandt, welche das Erbieten sich mit ihm zu verständigen, aber ohne die Fürsten überbrachten H. Gregor Vii gieng gern darauf ein und beglückwünschte ihn unter Ermahnungen zur Mäßigung und Gerechtigkeit, daß er die mit Unrecht aufständigen Sachsen besiegt habe 5). Mismutig ward er jedoch, als plötzlich Heinrich nichts ohne die Fürsten thun zu wollen erklärte, und die Auffor- derung, die gefangnen sächsischen Bischöfe freizugeben enthielt die Drohung: er werde sich mit seinen Gegnern in Deutschland vereinigen ^). Einen Abge- ordneten nach Italien zu senden, der an seiner Statt die Angelegenheiten ordne, war unbestrittnes Königsrecht, aber Gregor muste eine Heraus- forderung darin finden, daß Heinrich gerade einen Gebannten, Eber- hard von Rellenburg, dazu ausersehen. Derselbe brachte denn auch die päpstliche Partei überall, außer in Cremona und den Besitzungen von Bea- trir und Mathilde, zum Unterliegen. Die entgegengesetzte Wirkung von der gehofften hatte seine Aufforderung an Robert Guiscard, sein Land vom König zum Lehen zu nehmen. Dieser schloß darum gerade mit Richard von Kapua ein Bündnis und griff die Mark Camerino — ein deutsches Leheu des Herzogs Gottfrid, auf welches jedoch auch der Stuhl Petri Ansprüche erhob — mit die Waffenuutüchtigkeit der Italiener bekundendem Glück an. Heinrich Iv gedachte sein Recht auf die Landschaft dadurch zu waren, daß er für die erledigten Sitze von Spoleto und Fermo deutsche Bischöfe ernannte, aber die Aufforderung an Gregor sie zu weihen war eine höhnende Verwerfung des Jnvestiturverbots. Und wenn er für Mailand, ohne auf den von ihm 1 1) Floto Ii 64 ff. Giesebr. Iii 321. — 2) Flow Ii 48. 69. Giesebr. Iii 321. — 3) So in der Entsetzung Hermanns von Bamberg. Floto Ii 51—56. Giesebr. Iii 326. 331. — 4) Wahrscheinlich erklärte er sich auch den Römerzug anzntreten und die Kaiserkrone zu empfangen bereit. — 5) Man achte darauf, daß Gregor Vii hier die Sachsen als im Unrecht befindlich anerkannt hat. Floto Ii 49 u. 59. Gie- sebr. Iii 327 — 30. Er hoffte ohne die Fürsten mit Heinrich Iv leichter znm Ziel zu gelangen. Daß er seinem Recht nicht vertraut, ist in dem Eingehen ans Heinrichs Wunsch nicht enthalten. — 6) Floto I 435. Ii 60. Giesebr. Iii 318. 330. 332. Wahr- scheinlich hatte Herzog Gottfrid der Gute von Lothringen dem König die Über- zeugung beigebracht, daß er mit den Fürsten die königlichen Rechte sichrer waren werde.

18. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1887 - Leipzig : Teubner
108 Heinrich Iv. Niederwerfung der Sachsen 1075. und zerstörten auch die noch stehenden Gebäude, verbrannten Jw> yy die Kirche, einen stattlichen Holzbau, raubten die Kirchen-t 2: schätze, rissen die Leichen von Heinrichs Söhnchen und kleinem Bruder aus der Gruft und warfen sie umher. Die Sachsen hatten ihren Sieg zu frevelndem Übermut mißbraucht, und das brachte ihnen Unheil. Ihre Schand-thaten verletzten nicht bloß den König aufs tiefste, sondern ö je# erregten auch den Zorn und Abscheu der deutschen Fürsten, die jetzt dem König zur Bestrafung der Sachsen ihre Macht zu Gebote stellten. Er zog mit einem starken Heere nach Sachsenland und schlug die Sachsen unter Otto von Nordheim in einer hartnäckigen und blutigen Schlacht bei 9/ - Hohenburg an der Unstrut vollständig (1075). Nach längerer Unterhandlung versprachen die sächsischen Fürsten den Bevollmächtigten des Königs, gegen Zusicherung ihres Lebens, ihrer Güter und ihrer Freiheit sich zu unterwerfen und persönlich den König um Frieden zu bitten. Als sie sich aber vor dem Könige stellten, ließ dieser sie als Ge- o fangene abführen; ihre Güter gab er an seine Anhänger. Ungewiß bleibt es, ob die Bevollmächtigten des Königs den _ v Sachsen mehr versprochen hatten, als ihr Auftrag lautete, oder ob der König wortbrüchig geworden. Jedenfalls vergaß er im Gefühle der Übermacht der klugen Mäßigung, ebenso wie kurz zuvor es die Sachsen gethan, und stürzte sich so ins Unglück. Die Sachsen, der Macht des Königs jetzt hilflos gegenüber aestellt. wandten stell klaaend an den i ' von großen Geistesgaben, strengen Sitten und unbeugsamer// ' v Willenskraft, verfolgte den großartigen Plan, die römische ' •> Kirche, die schon seit langer Zeit unablässig, nach weltlichere ' • tv. * Herrschaft gestrebt hatte, selbständig und von der weltlichen „y.- Macht unabhängig hinzustellen und über alle Königs- und /■ 1 ■ Fürstengewalt zu erheben. „Die Welt," so sagte er, „wird gelenkt durch zwei Lichter, durch die Sonne, das größere, und durch den Mond, das kleinere. So ist die apostolische '^Papst Gregor Vii., der mit Freuden die Gelegenheit er-

19. Geschichtsbilder für die Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 40

1896 - Berlin : Rentel
I — 40 — unter seine Herrschaft. Der Papst aber setzte ihm zu Rom die Kaiserkrone aufs Haupt. Da von nun an die römische Kaiserwürde den deutschen Königen verblieb, so hieß Deutschland fortan: heiliges römisches Reich deutscher Natiou. — Otto starb als ein hochangesehener Herrscher und wurde im Dom zu Magdeburg bestattet. Nach Otto I. regierten noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hanse. Darauf wählten die Deutschen ihre Herrscher lange Zeit aus dem Stamme der Franken. Diese Regenten nennt man die fränkischen Kaiser. 23. Heinrich Iv. 1056—1106. Aapft Gregor Vii. war bestrebt, die Kirche von der weltlichen Macht unabhängig zu machen. Gleich nach der Besitznahme des päpstlichen Stuhles stellte er die Simonie ab. Hierunter verstand man den mit geistlichen Stellen getriebenen Handel und Wucher. Der Name rührt daher, daß man diesen Unfug mit dem des Simon in der Bibel verglich, der zur Zeit der Apostel für die Gabe, Wunder zu wirken, Geld geboten hatte. Mit der Abstellung der Simonie sprach Gregor zugleich den Fürsten die Investitur ab, d. h. das Recht, Bischöfe zu ernennen und sie zum Zeichen der Ernennung mit einem Ringe und Hirtenstabe zu belehnen. Außerdem erneuerte er ein altes Kirchengebot von der Ehelosigkeit der Geistlichen. Kemrich It. Zu dieser Zeit regierte in Deutschland Heinrich Iv. ans dem Stamme der Franken. Schon als sechsjähriger Knabe wurde er mit der Kaiserkrone geschmückt, und zuächst regierte seine Mutter Agnes für ihn. Sein Haß gegen die Sachsen war später so groß, daß er dieselben mit großer Hörte behandelte. Als sich dieses Volk nun klagend an Gregor wandte, ermahnte derselbe den Kaiser zur Mäßigung und gebot ihm, sich wegen Nichtbefolgung des Verbots der Simonie zu verantworten. Voll Zorn vernahm der Kaiser die Botschaft und lud die deutschen Bischöfe zu einer Versammlung nach Worms ein. Hier wurde beschlossen, an den Papst ein Schreiben zu senden, welches mit den Worten schloß: „Verlasse den angemaßten apostolischen Stuhl, denn ich, Heinrich, von Gottes Gnaden König, rufe dir mit allen meinen Bischöfen zu: „Steige hinunter, steige hinunter!" Aber Gregor ließ sich nicht schrecken,

20. Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte - S. 56

1856 - Moers : Rhein. Schulbuchh.
56 §. 36. Gregor Vii. Heinrich Iv. die Leute dazu, sie als die Oberaufseher aller Prediger anzusehen und alles Wichtige durch sie entscheiden zu lassen. Anfangs freueten sie sich in der Stille dieser Macht und waren ihrer Obrigkeit, dem deutschen Kaiser, gehorsam und unterthänig. Pabst Gregor Vii. aber, ein Zimmermannssohn, führte das aus, was seine Vorgänger im Stillen vorbereitet hatten. Er behauptete, der Pabst sei der Statt- halter des Herrn Jesu auf Erden, und darum müßte alle Welt — auch der Kaiser — ihm gehorsam sein. — Nun war damals in der Christenheit schon manches Verderbniß eingeschlichen. So war es nicht recht, daß die Fürsten die geistlichen Aemter nicht selten um Geld verkauften. (Das nannte man Simonie.) Gregor verbot dies den Fürsten, und befahl, daß, wer ein solches Amt erkauft habe, es niederlegen solle. Noch mehr: er verordnete, daß ein Bischof, wenn er auch von einem Fürsten bestellt war, doch die Zeichen seines Amtes, Hirtenstab und Ring, nicht mehr von den Fürsten, sondern vom Pabste oder seinem Abgesandten empfangen müßte (Investitur). Durch das Alles setzte er sich weit über die Fürsten, und vom Kaiser sagte er: „Zwei Lichter regieren am Himmel, die Sonne und der Mond; zwei Mächte regieren auf der Erde, der Pabst und der Kaiser. Wie aber der Mond sein Licht von der Sonne hat, so empfängt der Kaiser seine Macht vom Pabste." — Damit nun aber die Geist- lichen von ihm abhingen und nicht um Frau und Kind willen dem Kaiser gehorchten, so befahl^ er: die Geistlichen dürfen nicht mehr heirathen, und die, welche verheirathet sind, müssen Frau und Kinder fortschicken. (Diesen ehelosen Stand der Geistlichen nennt man das Cölibat.) — Damals regierte in Deutschland Kaiser Heinrich Iv. (1056-1106), der das Unglück gehabt hatte, in seiner Jugend durch eine schlechte Erziehung verdorben zu werden. Er wurde ein stolzer, halsstarriger Mann, der namentlich die Sachsen, seine Unterthanen, bitter haßte und plagte. Da verklagten ihn diese bei dem Pabste, und der Pabst schrieb an ihn: „Künftige Fasten stellest Du Dich vor mir hier in Rom. Du sollst über Deine Verbrechen gerichtet werden!". Das verdroß den Kaiser und er antwortete: „Falscher Mönch, ich sage Dir: Steig' herab von Deinem angemaßten Throne. Ein Würdi- gerer soll Dir folgen!" Gregor that den Kaiser hierauf in den Bann, d. h. er verbot ihm, in die Kirche und zum heiligen Abendmahls zu gehen, und ließ den Deutschen verkünden: sie brauchten ihrem Kaiser nicht mehr zu gehorchen. Gerne wäre Heinrich nun gleich an der Spitze eines Heeres nach Rom gestürmt und hätte den stolzen Pabst fortgejagt. Aber seine Fürsten erklärten ihm: „Herr Kaiser, wir dürfen Dir nicht gehorchen, so lange Du im Banne bist!"