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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 29

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 29 — geliebten Fürsten zu mildern. Erst nach drei Jahren erfuhr man in Mecklenburg von dem Unglück, welches Heinrich betroffen. Anastasia ließ kein Mittel unversucht, ihren Gemahl zu befreien, doch blieben alle Bemühungen erfolglos. 4. Die Heimkehr. — 26 Jahre schmachtete Heinrich in der Gefangenschaft.,, Wegen seiner Sanftmut und Geduld wurde er in ganz Ägypten als ein Heiliger angesehen. Erst als 1297 ein neuer Sultan den ägyptischen Thron bestieg, erlangte der fromme Dulder seine Freiheit wieder. Es war am Weihnachtsabend, als man ihm die Pforte seines Gefängnisses öffnete. Um Johannis 1298 kam Heinrich in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein ältester Sohn Heinrich war zu einem stattlichen Ritter herangewachsen und gerade beschäftigt, das Raubschloß Glaisin zu belagern, als er die Rachricht erhielt, daß sein verschollener Vater komme. Sogleich eilte er nach Wismar, um feiner Mutter diese Kunde zu bringen. Heinrichs I. jüngster Sohn Johann befand sich nicht mehr am Leben; er war 1289 in der Golwitz, der Meerenge zwischen der Insel Pöl und dem Festlande, durch Umschlagen seines Bootes ertrunken. 5. Das Wiedersehen — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden Räte entgegen, um die Wahrheit der überbrachten Kunde zu prüfen. Diese Vorsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger ausgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten; einer war bei der Börzower Mühle in der Stepenitz ertränkt, der andere bei Sternberg verbrannt worden. Heinrich I. wurde von seinen getreuen Räten erkannt und geleitet. Nachdem Glaisin erobert und geschleift worden, zogen Vater und Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 6. Heinrichs I. ^ob. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen." Ant 2. Januar 1302 legte er sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war.

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1. Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen - S. 12

1908 - Berlin : Süsserott
— 12 - Stellung. Die Zunftmeister nahmen keinen wendischen Lehrling an. Wurde einem Wenden dennoch der Betrieb eines Handwerks gestattet, so mußte er sich als ungünstig durch das Beiwort „Wendt" kenntlich machen, z. B. Wendt-schmied, Wendtschlächter. Außerdem wurden die Wenden auf kleine, ungesunde, schmale Straßen beschränkt. 3. Die Ritter. - Unter dem Adel erhielt sich das Wendentum am längsten. Erst allmählich verschwanden die alten wendischen Geschlechter neben den deutschen Rittern, welche in großer Zahl ins Land kamen und Lehen empfingen. Um seine Herkunft zu verbergen, vertauschte mancher wendische Ritter seinen Namen mit einem deutschen oder nannte sich nach seinem Gute oder Wappen. Während der Westen des Landes sich hauptsächlich mit Bauern bevölkerte, siedelten sich die deutschen Ritter vorwiegend im Osten an. Deshalb enthält noch heute der westliche Teil Mecklenburgs mehr Bauern, dörfer, der östliche mehr adlige Höfe. 4. Das Land Stargard. — Das Land der Redarier, das heutige Mecklenburg-Strelitz, wurde nicht wie das Obotritenland von Westen aus, von den sächsischen Herzögen, sondern von Süden her, von den Brandenburgern, besiedelt. Das Land nahm den Namen Stargard nach der Burg gleichen Namens an. Die ersten Städte waren Friedland (1244) und Neubrandenburg (1248). An Klöstern war nur eins vorhanden, Broda. \10. Heinrich I., der Pilger. 1264—1302. 1. Heinrichs I. Frömmigkeit. — Heinrich I. war ein Ururenkel Pribislavs. Schon bei Lebzeiten seines Vaters Johann, dessen frommen Sinn er geerbt hatte, unternahm er einen Kreuzzug gegen die heidnischen Litthauer und erwarb sich den Ruhm großer Tapferkeit. Zur Regierung gekommen, fühlte er seinen frommen Eifer durch zahlreiche Schenkungen an die Kirche und ihre Diener nicht befriedigt. Es war seines Herzens brennende Sehnsucht, nach Palästina zu pilgern und am Grabe des Heilands zu beten. 2. Die Pilgerfahrt. — Im Jahre 1271 trat Heinrich, von seinem treuen Knappen Martin Bleyer begleitet, seine Wallfahrt an. Für die Zeit seiner Abwesenheit hatte er seiner Gemahlin Anastasia die Regierung übergeben und ihr zwei erprobte Männer, Dietrich von Oertzen und Heim) von Strahlendorf als Räte zur Seite gestellt. Bis Akkon ging die Reise glücklich von statten. Hier übergab der Fürst seine Kleinodien den deutschen Ordensrittern zur Aufbewahrung und strebte mit seinem Begleiter Jerusalem u. Es war ihm nicht beschieden, sein Ziel zu erreichen. 3. Die Gefangenschaft. — Auf dem Wege von Akkon nach Jerusalem wurde der fromme Fürst samt seinem Begleiter von den Sarazenen gefangen genommen und nach Kairo gebracht; hier warf man beide in ein elendes Gefängnis. Martin Bleyer lernte Bysius- und Purpurtücher weben, um durch den Fleiß seiner Hände das harte Los des geliebten Fürsten zu mildern. Vergeblich wartete Anastasia aus die Rückkehr ihres Gemahls; 26 Jahre schmachtete dieser in der Gefangenschaft. Kein Mittel zu seiner Befreiung blieb unversucht; jede Aussicht auf Rettung schwand dahin. 4. Die Heimkehr. — Erft als 1297 ein neuer Sultan den ägyptischen Thron bestieg, erlangte der fromme Dulder feine Freiheit wieder. Es war am Weihnachtsabend, als man ihm die Pforte seines Gefängnisses öffnete.

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 70

1912 - Rostock i. M. : Boldt
70 Gemahls gedacht htte. Sie lebte der ganz gewissen Hoffnung, da ihr Herr nach einem Jahre bestimmt heimkehren werde! Als aber dieser Zeltraum verstrichen und Heinrich immer noch ' ulcht erschienen war, wurde sie besorgt. Ihre Sorge wuchs als auch das zweite, dritte und vierte Jahr verlief, ohne da man das Geringste von dem Pilger zu hren kriegte. Wie oft schmiegten sich die Shne der Frstin, Johann und Hemnch, an die Mutter und fragten: wann sehen wir den Vater wieder?" Und jedesmal mute die Gefragte ant-Worten: Das wei nur Gott allein." Nur mit grter Mhe konnte sie sich dabei der Trnen erwehren. Da kam endlich die Runde, da Heinrich von den Trken gefangen genommen sei. Niemand jedoch vermochte zu sagen, wo er schmachte, oder ob er gar schon in fremder Erde modere. Jene Runde rief in Mecklenburg und vor allem in Wismar die grte Aufregung hervor. Anastasia sandte Boten nach Lbeck und lie einige Grokaufleute bitten, doch bei jedem Schiff aus dem Morgenlande nachforschen zu wollen, ob nicht der den verbleib des Fürsten etwas zu erfahren sei. Auch jedes Fahrzeug, das nach einem trkischen Hafen auslief, erhielt den Auftrag, Erkundigungen einzuziehen. Daneben verkehrte die Frstin dringender denn je mit ihrem Gotte. Auch in jedem Gottesdienst mute des Pilgers besonders gedacht werden. Den Nonnen zu Neukloster aber schickte Anastasia einen Schenkungsbrief, damit sie fleiig beteten, da Gott den Fürsten zurckbringe. Sie wallfahrtete auch zum heiligen Blute in Schwerin und versumte nichts, den Gatten zu retten. Die Mhe war nicht umsonst. Wenigstens erfuhr man nach zwlf langen Iahren, da Heinrich samt seinem Diener Martin Bleyer im Rerker zu Kairo Hause. O Gott", rief die Frstin bei dieser Nachricht aus, wie danke ich dir, da mein Herr noch lebt! Nun gib auch Glck zur Heimkehr!" Sofort eilte sie, begleitet von treuen Rittern, nach Lbeck und ging aufs Rathaus. Ihr Herrn vom Rate", so sprach sie zu den Regierenden der Hansastadt, mein Gemahl war stets ein guter Freund seiner Nachbarn. Nun schmachtet er bei den Unglubigen im dumpfen verliee, helft zur Rettung! 2000 Mark lege ich hiermit bei euch nieder. Schafft das Geld zu den Deutschherrn in Akko, damit sie die Befreiung meines Gatten erwirken!" Teure Frstin", erwiderte der Brger-meister, Euer Unglck qult uns so, als wre es unser eigenes, gerne helfen wir, soviel wir knnen." Und damit reichte er ihr die Quittung der das Geld. Anastasia reiste heim und hoffte und wartete. Wieder verging eine lange Zeit. Da kam eines Tages ein Brief aus Akko von den Deutschrittern, die schrieben: Hiermit senden

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 28

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 28 - 2. Pribislav hatte 1167 den größten Teil des Wendenlandes aber nicht das ganze Erbe seiner Vorfahren wieder erhalten. Außer der Grafschaft Schwerin waren noch folgende Stücke verloren: 1) In Stargard, dem jetzigen Mecklenburg-Strelitz, hatte sich der Markgraf von Brandenburg festgesetzt. 2) Das Land der Tollenser und Circipaner hatten sich die Herzöge von Pommern angeeignet und behielten es gegen vierzig Jahre. 3.) Der Grafschaft Dannen-b er g, welche bis 1306 bestand, gehörte in Mecklenburg das Land Jabel, mit der Jabelheide und den Städten Grabow und Dömitz. 4) Dazu traten noch die umfangreichen Besitzungen der Bischöfe von Schwerin, Lübeck, Ratzeburg, Havelberg und Kammin. 15. Heinrich I -er Pilger. 1264—1302. 1. Heinrichs I. Frömmigkeit. — Heinrich I. hatte die fromme Gesinnung seines Vaters Johann geerbt. Bald nach Antritt seiner Regierung unternahm er einen Kreuzzug gegen die heidnischen Litauer und erwarb sich durch Tapferkeit und Edelmut großen Ruhm. Ein auf dem Schlachtfelde umherirrendes dreijähriges Heidenmädchen rettete er vor dem Untergange, indem er es als Tochter annahm und nach vollzogener Taufe dem Kloster Rehna zur Erziehung übergeben ließ. Heinrich fühlte seinen frommen Eifer durch zahlreiche Schenkungen an die Kirche und ihre Diener nicht befriedigt. Es war seines Herzens brennende Sehnsucht, nach Palästina zu pilgern und am Grabe des Heilands zu beten. 2. Die Pilgerfahrt. — Im Jahre 1271 trat Heinrich mit geringem Gefolge seine Wallfahrt an. Für dis Zeit seiner Abwesenheit hatte er seiner Gemahlin Anastasia die Regierung übergeben und ihr zwei erprobte Männer, Detwig von Oertzen und Heino von Stralendors als Räte zur Seite gestellt. Bis Akkon ging die Reise glücklich von statten. Hier übergab der Fürst seine Kleinodien den deutschen Ordensrittern zur Aufbewahrung und strebte mit seinem Gefolge Jerusalem zu. Es war ihm nicht beschieden, sein Ziel zu erreichen. 3. Die Gefangenschaft. — Aus dem Wege von Akkon nach Jerusalem wurde der fromme Fürst samt seinen Begleitern am 25. Juni 1272 von den Sarazenen gefangen genommen und nach Kairo vor den Sultan geführt, der sie aus der Bergseste einkerkern ließ. Im Gefängnis starben Heinrichs Begleiter bis auf seinen treuen Knappen Martin Bleyer dahin. Martin Bleyer lernte Byssus- und Purpurtücher weben, um durch den Fleiß seiner Hände das harte Los des

4. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 50

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 50 — 3. Anastasia. („Anastasia" von Beyer.) Während seiner Abwesenheit führte Heinrichs Gemahlin mit ihren Söhnen Heinrich und Johann das Regiment. Ihnen zur Seite standen die tüchtigen Räte Detwig von Oertzen und Heino von Stralendorf. Lie erfuhren bald von der Gefangennahme des Gatten und Vaters und boten alles auf, ihn freizubekommen. Aber vergebens. Dazu hatten sie Not von allen Seiten. Die Herzöge von Werle beanspruchten die Vormundschaft. Es kam zu schweren Kämpfen. (Johann von Gadebnfch.) Falsche Heinriche traten auf. Sie wurden entlarvt und der eine in der Stepnitz bei der Börzower Mühle ertränkt, der andere bei Sternberg verbrannt. 1289 ertrank des Pilgers Sohn Johann in der Nähe von Poel. 4. Des Pilgers Rückkehr. Man hatte die Hoffnung aufgegeben, daß der Fürst jemals wieder zurückkehren werde, und doch geschah es. Ein neuer Sultan kam in Ägypten auf den Thron. Er ließ den frommen Fremden, den das ganze Land für einen Heiligen hielt, zur Weihnachtszeit 1297 frei. Man erzählt, Heinrich habe des Sultans kranke Hand geheilt. Zu Pfingsten im nächsten Iah* war der Pilger schon beim Papst in Rom. Dann gings der Heimat zu. Sein Sohn, der zum stattlichen Krieger herangewachsen war, berannte gerade die Raubritterburg Glaisiu bei Grabow, als des Vaters Ankunft gemeldet wurde. Bei Hohen-Vicheln traf Anastasia mit ihrem Gatten zusammen. Sie erkannte ihn gleich. Freudig empfing sie ihn mit den Worten: „O Sohn, ja dieser ist mein Herr!" Aber Heinrichs Gesundheit hatte in der langen Gefangenschaft doch so sehr gelitten, daß er schon 1302 starb. 3. Die Bauern. 1. Ter Bauernstand. Die Bauern waren ursprünglich freie Leute. Jeder hatte einen Hof mit mehreren Hufen Land. Den Hof erbte in der Regel der älteste Sohn, die anderen Söhne blieben als Knechte bei ihm. In Westfalen und Friesland und in den Ansiedlungsgebieten im Norden und Osten saßen noch im späten Mittelalter freie Bauern als wohlhabende Herren auf ihren stattlichen Gütern. Die meisten Bauern gerieten immer mehr in Abhängigkeit. 2>ie Zinsbauern entrichteten für das erhaltene Gut eine Abgabe, z. B. den Wachszins an die Kirche. Im übrigen war sie frei. Den Fronbauern war Land zur Bewirtschaftung übergeben, wofür sie dem Grundherrn nicht nur die Lebensrnittel in die Küche lieferten, sondern auch die Dienste verrichteten, die in der herrschaftlichen Haushaltung vorsielen. Zu bestimmten Zeiten mußten die Gefälle wie Gänse, Hühner, Schweine, Fische, Butter, Eier, Korn, Kessel und Töpfe enttichtet werden. In späterer Zeit traten an die Stelle solcher Lieferungen Abgaben in Geld, die Zins oder Steuern genannt wurden. Da diese in der Regel an den Festtagen erhoben wurden, so erklären sich daraus die Namen Michaelissteuern, Osterzinsen, Weihnachtshühner usw. Manche hörige Bauern mußten am Hofe die Ofen heizen, Brot backen, Bier brauen, Holz spalten, Nachtwachen leisten und Botengänge verrichten. Zuweilen auch mußte der Bauer mit seinem Gespann für den Herrn arbeiten und ihm Holz, Mehl und Steine herbeifahren, feinen Acker bestellen oder die Ernte besorgen. Beim Tode des Mannes konnte der Herr das beste Stück Vieh (das Besthaupt) aus dessen Stalle holen. Die Aufsicht über diese unfreien Bauern führte der Meier,

5. Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte - S. 32

1898 - Berlin [u.a.] : Süsserott
32 Gefangenen Bruder Johann legte, von Groll erfllt, sogleich Verwahrung dagegen ein. fiel mit bewaffneten Scharen ins Land und fetzte wirklich durch, da er zum Vormunde der Frstin und ihrer Kinder erwhlt ward (1275). Friedliche Zustnde waren aber dadurch keineswegs im Lande hergestellt. Denn tri Fehden, welche Johann mit benachbarten Fürsten und mit unzufriedenen Edellenten fhrte, wurde die Herrschaft Mecklen-brg verwstet und in Unkosten gestrzt, welche besser zur Befreiung des Landesherrn htten verwandt werden knnen. Und als das Gercht sich verbreitete, Heinrich sei in der Gefangenschaft gestorben, mochte sein eigenntziger Bruder das Ziel seines Strebens erreicht zu haben glauben. Anastasia und ihre beiden Shne, welche sich von ihm bei Seite geschoben sahen, suchten sich eines solchen Vormundes zu entledigen. Dem tapferen jungen Fürsten Heinrich gelang es, unter dem Beistand der Brger von Wismar und Rostock, den Markgrafen von Brandenburg und mehrere andere Fürsten, welche seinem Oheim zu Hlfe gekommen waren, in der Schlacht bei Gadebnfch in die Flucht zu schlagen (1283). Johann mute seiner Schwgerin und seinem Neffen die Regierung berlassen und verhielt sich fortan ruhig. Inzwischen verlebte der alte Fürst traurige Tage auf der Bergfeste zu Kairo. Die mit ihm gefangenen Landsleute starben nach und nach dahin, bis auf einen einzigen, den treuen Diener Martin Bleyer. Dieser erlernte die in Kairo blhende Kunst der Seidenweberei und untersttzte mit dem Ertrage der Arbeit seinen frstlichen Herrn. Letzterer wurde unter den Mohamedanem allmhlich eine bekannte Persnlichkeit; man sah ihn berall im Lande als einen Heiligen an. Einen sechsmaligen Regierungswechsel erlebte der Gefangene in der gyptischen Hauptstadt^ wo die Sultane meist nach kurzer Herrschaft blutigen Verschwrungen zum Opfer fielen. Ohne Nachricht von der Heimat und den Seinigen mute er, als ein Jahr nach dem andern dahin ging, ohne Erlsung zu bringen, allmhlich alle Hoffnung auf Rckkehr aufgeben und sich fr vergessen und verschollen halten. Oft mag der unglckliche Fürst, wenn er feine Blicke der die zu Fen des Berges liegende Stadt und der die im Sden scharf am Horizont sich abhebenden Pyramiden schweifen lie, seiner nordischen Heimat und seiner Angehrigen mit inniger Sehnsucht gedacht Halen. Allerdings zhlte man in Mecklenburg lngere Zeit hinturch den Fürsten zu den Toten. Da erhielt Anastasia man wei nicht, auf welchem Wege 1287 die freudige Nachricht, da ihr Gemahl noch unter den Lebenden weile. Sogleich bemhte sie sich mit ihren Shnen auss eifrigste um die Befreiung desselben. Eine Losesnmme (von 2000 Mark Silber) wurde aufgebracht, welche durch Vermittlung der Stadt Lbeck und des deutschen Ordens zu Accon dem Sultan ausgezahlt werden sollte. Gerade damals aber wurde das Verhltnis zwischen den Christen Syriens und dem Sultan ein so feindseliges, da der Loskauf sich nicht bewerkstelligen lie. Als 1289 der junge Heinrich zu Erfurt den König Rudolf begrte, traf er dort mit dem Hochmeister des deutschen Ordens zusammen, welcher die Rckzahlung des Lsegeldes anordnete und ihm als teure Reliquie die aus dem heiligen Lande mitgebrachten Kostbarkeiten

6. Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte - S. 33

1898 - Berlin [u.a.] : Süsserott
33 einhndigte, die der Fürst vor der verhngnisvollen Pilgerreise in Accon zurckgelassen hatte. Der junge Fürst nahm dieselben in Empfang, in der Hoffnung, da, wenn Gott Gnade gebe, sein Vater noch einmal aus den Fesseln der Saraeenen befreit werden knne. Diese Aussicht schien aber vllig zu schwinden, als 1291 Accon nach tapferer Verteidigung von den Saracenen erobert und geplndert wurde. Nach dem Verluste dieser wichtigen Festung verlieen die Christen die letzten Pltze, welche sie noch im Morgenlande inne hatten, freiwillig; die Verbindung des Abendlandes mit Syrien war seitdem abgebrochen, und man hrte in Mecklenburg nichts mehr von dem in der Fremde weilenden Landesherrn. Zweimal erfuhr man bittere Enttuschungen. Es erschienen nmlich nach einander zwei Betrger, die sich fr Heinrich den Pilger ausgaben. Von den beiden alten Rten des Fürsten wurden sie jedoch geprpft und entlarvt. Der eine wurde in der Stepenitz ertrnkt, der andere in Sternberg verbrannt. Auf die Heimkehr des echten Pilgers rechnete man, nachdem mehr als 20 Jahre seit seiner Abreise verflossen waren, nicht mehr und sah ihn als verstorben an. Und doch war dieser nicht nur am Leben, sondern erlangte auch die langersehnte Freiheit wieder. Der milde Sultan Mansur, welcher 1296 den Thron bestieg und die durch feine grausamen Vorgnger dem Lande geschlagenen Wunden zu heilen bestrebt war, bewies auch an dem viel-geprften frstlichen Gefangenen seine Gte. Als er einst von einer schweren Krankheit geheilt war, setzte er mehrere Gefangene in Freiheit, unter diesen auch den Fürsten von Mecklenburg und seinen treuen Knappen (1297). Mit den fr die Reise ntigen Mitteln ausgestattet, traten sie nach 26jhriger Haft aus einem gyptischen Hafen die Heimreise an. Um Pfingsten 1298 kamen sie in Rom an, wo Heinrich eine ihm vom Sultan aufgetragene Botschaft an den Papst Bonifaz Viii. ausrichtete. Zu seiner grten Freude traf er hier mit dem Lbecker Stadtschreiber zusammen, welcher sich in Angelegenheiten seiner Vaterstadt gerade in Rom aufhielt. Von diefem konnte er endlich gewisse Kunde der die Schicksale seines Hauses und seines Landes erfahren. Manches betrbende Ereignis war da zu berichten, wie der Tod seines Sohnes Johann, welcher auf einer Fahrt von Wismar nach Pol vor 9 Jahren ertrunken war; aber seine Gattin Anastasia war noch unter den Lebenden, und sein zum Kriegs-Helden erwachsener Sohn Heinrich fhrte mit krftiger Hand die Regierung. Von Rom aus schlug der greise Fürst den Weg der die Alpen nach Deutschland ein. Als er sich der Heimat nherte, schickte er Botschaft von feiner Ankunft an feinen Sohn voraus, welcher damals im Verein mit anderen Fürsten die Raubburg Glsin bei Dmitz belagerte. Der schon zweimal getuschte Heinrich, welcher selbst von dem Aussehen des Vaters keine deutliche Vorstellung haben konnte, sandte dieselben alten Rte, welche frher die Betrger entlarvt hatten, dem Ankmmling ent-gegen, um seine Echtheit zu prfen. Diese erkannten zwar ihren alten Herrn an der Gestalt nicht wieder; so abgezehrt war sein Krper. Aber aus den Antworten, welche der Pilger auf ihre Fragen gab, berzeugten sie sich, da es der alte Heinrich sei. Anastasia, welche ihrem Gatten entgegenreiste, erkannte diesen an gewissen Wahrzeichen sofort wieder. Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte. 3

7. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 68

1912 - Rostock i. M. : Boldt
68 Seine Sehnsucht stand nach dem heiligen Lande. Sinnend sa er einstmals in einem Gemache an der Sdseite der Burg und schaute auf die fernen Hhen. Da trat seine Frau Anastasia zu ihm herein, legte die Hand auf feine Schulter, schaute ihm tief ins Auge und sagte: Mein Gemahl und Fürst! Schon lange, ich bemerkte es wohl, bewegen deine Seele ernste Gedanken, verhehle mir nichts!" Du hast recht, liebes Weib", entgegnete der Fürst, wenn ich auf die Berge dort drben hirtausblicke, fallen mir immer die torte aus dem Pfalm ein: hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hlfe kommt! Und jedesmal kriege ich dasselbe starke Verlangen nach den Hhen von Zion und Itcorija, wie es jeder fromme Israelit auch hatte. )a, Anastasia, am heiligen Grabe zu Jerusalem mchte ich beten und in Bethlehem und Nazareth knien." Was soll aber", erwiderte die Frstin, aus unferm Lande werden, während du fort bist? Und wie wird's kommen, wenn du nicht heimkehrst?" Um das Land", erklrte Heinrich entschlossen, sorge nicht. Dietrich von (Derlen und Heino von Stralendorf, meine getreuen Rte, werden dir zur Seite stehen. Und um meine Rckkehr grme dich nicht. Der Gott, der meiner Jugend Sonne und Schild war, wird mich auch als Mann nicht verlassen." Mit steigender Begeisterung hatte er gesprochen, und eine Trne glnzte in seinem Auge. Da rief Anastasia: So gehe mit Gott!" Gar schnell verbreitete sich in Wismar das Gercht, da der Fürst nach dem gelobten Lande pilgern wolle. Haft es schon gehrt", sagte der Gewandschneider Fix zu seinem Nach-bar, dem Bcker Mller, was Herr Heinrich vorhat?" Nein? Was denn eigentlich?" fragte der stets neugierige Bcker. ", erwiderte der Schneider, der will alle Sarazenen und Trken krumm und lahm schlagen und das ganze Land Kanaan in eigener Person erobern." Ach was", sagte der Bcker, schwatz' morgen mehr! Also der fromme Herr will eine Pilgerfahrt unternehmen, hat's ja schon immer wollen. Gebe Gott ihm eine baldige glckliche Heimkehr." Na", meinte der Schneider, den Edtsmarschen wre es schon recht, wenn er lange fortbliebe. lveit du, es ist gar nicht angenehm, wenn man so hohe Herren, die einem fortwhrend im Nacken sitzen, zu Nachbarn hat. Die alte Burg knnte meinetwegen zum Teufel fahren!" Halt dein gottloses Maulwerk!" schrie der Bcker, willst du vielleicht heute noch an den Galgen?" Das Gercht, was in der Stadt umlief, besttigte sich. Denn eines Sonntags zog Fürst Heinrich mit seinem gesamten Hofstaat nach der Kirche der Graumnche in der Nhe der Bademutterstrae. Der Franzisanerabt predigte der die Worte: Der Herr behte deinen Ausgang und (Eingang von nun an bis in (Ewigkeit", sprach der die Gefahren der Reise,

8. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 25

1899 - Leipzig : Voigtländer
— 25 — die langersehnte Heimat fortsetzte. Von Magdeburg aus schickte er Botschaft in sein Land, um seine Angehörigen auf seine baldige Ankunft vorzubereiten. Hier in Mecklenburg erfuhr man erst im Jahre 1275, daß Heinrich in der Gefangenschaft lebe, und seine treue Gemahlin Anastasia schenkte den Nonnen zu Neukloster das Dorf Arendsee, „damit Gott der Herr um der kräftigen Fürbitte dieser Dienerinnen Christi willen Herrn Heinrich aus den Fesseln der Heiden unversehrt errette". Nun entstand aber zwischen den Brüdern des gefangenen Fürsten und seinen Vettern Johann und Heinrich von Werle jahrelang Streit und Fehde um die Vormundschaft über die zurückgelassenen Söhne, und inzwischen verbreitete sich das Gerücht, Heinrich der Pilger sei gestorben. Endlich 1287 kam sichere Kunde, daß Heinrich am Leben sei und tu Kairo gefangen gehalten werde, und jetzt wurde auch ernstlich der Versuch zu seiner Befreiung gemacht. Die Fürstin Anastasia ließ durch Vermittelung des Rates von Lübeck an die Brüder vom deutschen Hause zu Accon 2000 Mark Silber (etwa 75 000 Mark unseres Geldes) auszahlen, um dadurch die Freiheit Heinrichs vom Sultan zu erkaufen. Da jedoch der Kampf in Palästina mit erneuter Heftigkeit ausbrach, mußten die deutschen Ritter die Unterhandlungen abbrechen, und als im Jahre 1291 die Christen auch Accon verloren, schien jeder Weg zu Heinrichs Auslösung verschlossen zu sein. Inzwischen waren auch mehrere falsche Heinriche als zurückkehrende Pilger in Mecklenburg aufgetreten; sie wurden jedoch entlarvt, und der eine dieser Betrüger ward bei der Börzower Mühle in der Stepenitz ertränkt, der andere in Sternberg verbrannt. Daher schien auch Vorsicht notig, als endlich sich der wirkliche Heinrich den Grenzen seines Landes näherte, und man sandte ihm die alten Räte Detwig von Oertzen und Heino von Stralendorf entgegen, um die Echtheit des Ankömmlings zu prüfen. Sie erkannten an seiner Gestalt ihren alten Herrn nicht wieder, so „verzehrt" war sein Körper, aber ans den Antworten, welche der Pilger auf ihre Fragen gab, über-

9. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 72

1912 - Rostock i. M. : Boldt
72 Aber auch sonst wurde die Anastasia aufs schrecklichste geqult. Fortwhrend drangen bse Nachrichten von der Unsicherheit der Landstraen, von berfall, Raub und Mord m dte Burg zu Wismar. Die Raubritter hausten arg im Lande, am schlimmsten Hermann Riebe in Glaisin. )m sdlichen Mecklenburg war er der gefrchtetste Mann, aber auch nach Brandenburg und Sachsen unternahm er seine kecken Streif Zge. Endlich wurde dem jungen Heinrich von Mecklenburg, den brandenburgischen und schsischen Fürsten der Trubel zu bunt, und eine gewaltige Schar legte sich vor Glaisin. Die Belagerer riefen: Nimm dich in acht, Hermann, jetzt geht's dir an den Kragen!" Aber was tat der freche Riebe? Lines Tages lie er ein Tor ffnen und ritt mit dem jungen Lckhart Riebe, mit feinem heim Johann Riebe und einer Anzahl von stark Bewaffneten dreist hinaus, als sollte es zu einem lustigen Stechen wie beim frhlichen Turniere gehen. Solche Frechheit ging den Fürsten doch der die Hutschnur. Los auf die Ruber!" schrie alles in hchster Erregung. Der bermacht mute Riebe natrlich weichen. Glcklich erreichte er aber das schtzende Tor, doch der Lckhart Riebe wurde nebst drei Knechten gefangen genommen. Nun wurde Gericht gehalten. Dem einen Knecht zog man den blauen Rock Lckharts an und erhngte ihn so, da alle in der Burg es sehen und glauben sollten, dem jungen Ritter sei man ans Leben gegangen. Der kam aber noch mit einem blauen Auge davon. Lr wurde in den Turm zu Schwerin gesperrt und spter freigelassen. Da sich die Burg trotz des blutigen Lxempels ihrer Haut wehrte, traten die Belagerer wieder zusammen. Fürst Heinrich zog das Schwert und verschrie die Burginsassen dreimal als Ruber und Friedensbrecher. Dann sprach er: Und so erklre ich euch rechtlos und friedlos. Niemand soll euch hegen und pflegen, vogelfrei seid ihr auf allen Straen der Welt." Man hatte jedoch nicht mit dem schlauen Fuchs Hermann Riebe gerechnet. Trotz der schrfsten wachen entkam er zur Nacht-Zeit. 3m Lager gab es lange Gesichter, als die Sache bekannt wurde. Um sich nicht noch weiter foppen zu lassen, drngte jeder mit Macht zum Sturm. (Endlich wurde die Burg genommen und Johann Riebe gehngt. Z. Des Pilgers fietmhehr. Die Jahre kamen und gingen; und wie die Anastasia am Strande der Ostsee hoffte und harrte, so auch Fürst Heinrich am Wasser gyptens. Linst stand er an einem herrlichen Frhlingsmorgen auf den Zinnen der Burg in Kairo, wo er gefangen lag, und

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 408

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
408 alles eingehüllt in den andauernd rieselnden, weichen Aschenregen. Stellen Sie sich einen Schneefall vor, der jeden Laut auf der Straße erstickt, stunden- und tagelang dauert, bei dem aber der Schnee nicht schmilzt, liegen bleibt, alles durchdringt, sich in jedes Kleidungsstück, in die Augen, die Ohren, Nase usw. festsetzt. Glücklich, wer im Besitz einer Automobil- oder Gletscherbrille ist! Andere haben sich aus Papier oder dünnem Zelluloid eine Schutz- hülle um die Augen gebunden. Kurz, es ist ein jämmerliches Bild! Und dann erst am Tage! Kein grünes Blatt zu sehen, alles braun bedeckt, und die Stadt im Dämmerlicht. Wie dicht am Sonntag die Asche z. B. in Portici gefallen ist, erhellt aus der Erzählung eines Bekannten, der seinen Begleiter nicht mehr sah und nach ihm schrie, während jener dicht neben ihm stand, nicht mehr als Armlänge von ihm entfernt. Die Erdbeben in Neapel am Samstag und Sonntag müssen äußerst geringe gewesen sein, die meisten Herren, die ich sprach, haben überhaupt nichts bemerkt. Das eine große Unglück, das die Stadt Neapel selbst betroffen hat, das Zusammen- brechen der Markthalle mit vielen Toten und Verwundeten, ist auf das Gewicht der auf dem Dache liegenden Asche und die große Baufälligkeit zurückzuführen. Weitere Häuser sind durch das Aschengewicht in Neapel nicht eingestürzt, während sämt- liches Unglück in den Ortschaften San Giuseppe, Sant Anastasia, Somma durch das Einstürzen der Häuser infolge zu hoher Lapilli-1) und Aschenbelastung verursacht ist. - Seit vorgestern (Gründonnerstag) hat der Aschenregen in Neapel aufgehört. Die Dächer sind zum größten Teil frei geschaufelt, aber bis wann die Straßen und Gärten ganz von der braunen Kruste befreit sind......Chi lo sa! (Wer weiß es!) Jedenfalls dürfte Neapel noch auf lange Zeit hinaus unter dem lästigsten Staube zu leiden haben. 2. Da der Bahnverkehr noch völlig in Unordnung war, mußten wir mit dem Schiff nach Sorrent und von dort per Wagen nach Pompeji. Die Fahrt auf dem Wasser war höchst eigentümlich! Infolge der Staubbedeckung schimmerte das Meer zunächst in braungrünlichen Nuancen1 2), dann leuchtete die Sonne durch die Aschenatmosphäre als kleine, blaue Scheibe und warf opal- bis stahlblaue Reflexe auf das Wasser. Wieder fuhren wir dann im dichten Aschenregen, konnten, andauernd tutend, nur mit ganz 1) Steinchen, lose Lavastückchen. 2) Farben-Abstufungen.

11. Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen - S. 13

1908 - Berlin : Süsserott
— 13 — Um Johannis 1298 kam Heinrich I. in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein ältester Sohn Heinrich war zu einem stattlichen Helden herangewachsen und gerade beschäftigt, das Raubschloß Gläsin zu belagern, als er die Rachricht erhielt, daß sein verschollener Vater tommen werde. Sogleich eilte er nach Wismar, um seiner Mutter diese Kunde zu bringen. 5. Das Wiedersehen. — Anastasia schickte dem Ankömmling ihre beiden Rate entgegen, um die Wahrheit der Kunde zu prüfen. Diese Borsicht war nötig, denn es waren schon öfters Betrüger aufgetreten, die sich für den verschollenen Fürsten ausgegeben hatten. Heinrich I. wurde von seinen getreuen Raten sogleich erkannt und geleitet. Nachdem 'Gläsin erobert und geschleift worden, zogen 25ater und Sohn der Fürstin entgegen. Bei Hohen-Viecheln trafen die vielgeprüften Ehegatten zusammen. Anastasia sank dem greisen Fürsten in die Arme mit den Worten: „O Sohn, ja, dieser ist mein Herr!" 6. Heinrichs I. Tod. — Heinrich der Pilger überlebte seine Rückkehr in die Heimat nicht lange. Seine Kraft war in der langen Gefangenschaft gebrochen. Am 2. Januar 1302 legte er sein müdes Haupt zur ewigen Ruhe nieder, in welche sein treuer Diener Martin Bleyer bereits vor ihm eingegangen war. 11. Heinrich Ii., der Löwe. 1302—1320. 1. „Der Löwe". — Heinrich Ii. war ein Fürst von kriegerischer Gesinnung. Während der Abwesenheit seines Vaters hatte er schon mehrere Raubburgen zerstört und den Landfrieden mit eiserner Hand aufrecht erhalten. Als streitbarer Held ging er stets im Harnisch einher. Furchtlos und mutig wie ein Löwe, verbrachte er den größten Teil seines Lebens in schweren Kämpfen, aus denen er stets als Sieger hervorging. 2. Der Trotz der Seestädte. — Einen heftigen Kampf hatte Heinrich Ii. gegen die Seestädte Wismar und Rostock zu bestehen, welche ein Bündnis miteinander schlossen und nach völliger Unabhängigkeit von ^ der fürstlichen Oberhoheit strebten. Im Jahre 1310 wollte Heinrich die Hochzeit seiner Tochter auf seinem Schlosse in Wismar feiern; die Stadt verschloß ihm jedoch die Tore. Zürnend zog der Fürst ab und feierte das Fest in Sternberg. In ähnlicher Weise lehnte sich Rostock gegen den König Erich von Dänemark auf, der 1301 ihr Oberlehnsherr geworden war. 3. Das Turnier bei Rostock. — König Erich gedachte zu Pfingsten 1311 in Rostock ein großes Turnier zu heilten und hatte zu demselben große Einladungen ergehen lassen. Unter dem Vorgeben, die Sicherheit der Stadt würde durch die Menge des zuströmenden Volks gefährdet, schlossen die Rostocker ihre Tore und ließen niemand herein. König Erich schlug jetzt sein Lager auf dem rechten Wamowufer (zwischen Gehlsdorf und Toitenwinkel) auf. Hier erhob sich bald eine prächtige Zeltstadt, in der Wochen hindurch die glanzvollsten Feste und Lustbarkeiten einander folgten. Es war das glänzendste Turnier, das je im Wendenlande stattgefunden hatte. Außer den meisten norddeutschen Fürsten waren viele Erzbischöfe und Bischöfe, dazu 6000 Ritter von nah und fern gekommen; auch Spielleute, Minnesänger und Gaukler waren in Menge erschienen. Reben den Ergötzlich feiten des Festes wurden aber auch ernste Beratungen über die Bestrafung der trotzigen Seestädte gepflogen. Heinrich der Löwe erhielt den Auftrag, beide Städte zu demütigen. Gleich nach Schluß des Turniers begann der Kampf.

12. Geschichtsbilder - S. 126

1903 - Berlin : Süsserott
nahm er einen Kreuzzng gegen die heibnischen Sit au er itnb erwarb sich durch Tapferkeit und Ebelmnt großen Ruhm. Der Kirche nnb ihren Dienern vermachte er reiche Schenkungen. Dennoch war sein frommer Eifer nicht befriebigt. Es war seines Herzens brennenbe Sehnsucht, nach Palästina zu pilgern und ant Grabe des Heilanbes zu beten. 2 Die Pilgerfahrt. — Im Jahre 1271 trat Heinrich mit geringem Gefolge seine Wallfahrt an. Für die Zeit seiner Abwesenheit hatte eiserner Gemahlin Anastasia die Regierung übergeben und ihr zwei erprobte Männer,Detwig von O e rtz en und Heino von Stralenborf, als Räte zur Seite gestellt. Bis Akkon ging die Reise glücklich von statten. Hier übergab der Fürst seine Kleinobien den bentschen Orbensrittern zur Aufbewahrung und strebte mit seinen Begleitern Jerusalem zu. Es war ihm nicht beschieben, sein Ziel zu erreichen. 3. Die Gefangenschaft. — Auf beut Wege von Akkon nach Jerusalem würde der fromme Fürst samt seinen Begleitern von den Sarazenen gefangen genommen nnb nach Kairo gebracht; hier warf man sie in ein elenbes Gefängnis. Heinrichs Begleiter starben bis auf feinen treuen Knappen Martin Bleyer bahin. Martin Bleyer lernte Byssns- nnb Purpurtücher iveben, um durch den Fleiß seiner Hänbe das harte Los des geliebten Fürsten zu milbern. Erst nach brei Jahren erfuhr man in Mecklenburg von dem Unglück, welches Heinrich betroffen hatte. Anastasia ließ kein Mittel unversucht, ihren Gemahl zu befreien, boch blieben alle Bemühungen erfolglos, und jebe Aussicht auf Rettung schwcmb bahin. 4. Die Freilassung. — 26 Jahre schmachtete er in der Gefangenschaft. Wegen seiner Sanftmut und Gebulb würde er in ganz Ägypten als ein Heiliger angesehen. Sechs Sultane regierten nacheinanber währenb Heinrichs Gefangenschaft. Erst als 1297 der Sultan Manfur den Thron bestieg, erlangte der fromme Dulber seine Freiheit wieber. Es war am Weihnachtsabenb, als man ihm die Tür seines Gesäugnisses öffnete. 5. Die Heimkehr. — Um Pfingsten 1298 kam Heinrich in Rom an. Hier traf er den Stabtfchreiber von Lübeck, der ihm genauen Bericht gab über alles, was in Mecklenburg geschehen war. Er hörte, daß seine Frau noch lebe. Sein ältester Sohn Heinrich fei ein stattlicher Ritter geworben, sein jüngster Sohn Johann aber sei bei einer Bootsfahrt in der Wismarschen Bucht unweit der Insel Pol ertrunken. Heinrich reiste weiter und kam um Johannis in der Heimat an, wo man ihn schon als tot betrauert hatte. Sein Sohn Heinrich war gerabe beschäftigt, das Raubschloß Glästn zu belagern, als er die Nachricht erhielt, daß sein verschollener Vater komme. Sogleich eilte er nach Wismar, um seiner Mutter diese Kunbe zu bringen. !! Mwuw Heinrich der Pilger,

13. Preußische Vaterlandskunde - S. 28

1831 - Quedlinburg Leipzig : Basse
23 Erster Haupttheil. Neustadt, der Vorstadt Weftendorf und einigen an- dern Theilen bestehend, hat ein Gymnasium, mehrere gute Pfarrschulen, ein Waisenhaus und einige Hospitäler. An- dere Merkwürdigkeiten der Stadt sind: Das hoch auf einem Sandsteinfelsen im Westendorfe lie- gende Schloß mit überaus schönen Aussichten, die Schloß- kirche mit dem Grabmale Heinrichs I., und das Rathhaus. Gewerbe: Blühender Land- und Gartenbau, starke Branntweinbrennerei und Viehmast, Wollenmanufakturen, Bleiwcißfabrik. Noch ist Quedlinburg denkwürdig als der Lieblingssitz des großen Heinrichs seit 923, und als der Geburtsort des großen Sängers Klop stock. 5. Grafschaft Stolberg. Wernigerode, St. am Fuße des Brockens mit 6000 Einwohnern. Merkwürdig ist das Residenzschloß und die in demselben sich befindende Bibliothek aus fast 30,000 Bänden bestehend. Die Stadt hat ein Gymnasium und vier Kirchen. Gewerbe sind: Branntweinbrennerei und Wollweberei. B. Der Regierungsbezirk von Merseburg. Dieser, den Südosten der Provinz enthaltend, begreift die ehemaligen Theile des Königreichs Sachsen, die Stifter Merseburg, Naumburg und Zeitz, die Grafschaft Mansfeld, einen Theil des Herzogthums Magdeburg und des Fürsten-' stenthums Querfurth rc. Er ist in 17 Kreise getheilt und enthält einen Flä- chenraum von 187 Q. M. mit mehr als 500,000 Ein- wohnern. Die Zahl der Städte — 71 — — — Flecken = 7 — — — Dörfer — 1628 Wir bemerken aus diesem Bezirke folgende Städte': I. Aus dem Stifte Merseburg: Merseburg, Hauptstadt, Sitz der Regierung, in ei- ner ebenen Gegend an der Saale liegend, hat 8900 Ein- wohner. Bemerkenswert!) ist das Schloß und die mit der bekannten großen Orgel versehene, schöne Domkirche, so wie das dortige Gymnasium. Sonst war das Mer- seburger Bier berühmt und beliebt. In der Nahe liegt Dürrenberg, ein Dorf mit einem großen Salz- werke und Roßbach, ebenfalls ein Dorf, bekannt durch die Fran« zoscnschlacht, welche 1757 hier vorfiel.

14. Mecklenburgische Geschichte zum Gebrauche in höheren Schulen - S. 23

1899 - Leipzig : Voigtländer
— 23 — den Trümmern der türkischen Herrschaft christliche Staaten errichtet waren. Auch die Deutschen wurden, wenngleich ein wenig später als andere Völker des Abendlandes, von dem Kreuzeseiser ergriffen, und die mecklenburgischen Fürsten blieben hinter ihren Zeitgenossen nicht zurück. Schon der neubekehrte Pribislaw und Günzel, der erste Gras von Schwerin, hatten im Gefolge Heinrichs des Löwen eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande unternommen, und Graf Heinrich der Schwarze von Schwerin hatte von seiner Kreuzfahrt als kostbare Reliquie gar das in Jaspis eingeschlossene Blut Christi mitgebracht und dem Schweriner Dom übergeben. Aber nicht immer nahmen die Fahrten einen glücklichen Ausgang. Welchen Gefahren und Leiden die Pilger ausgesetzt waren, zeigt uns das abenteuerliche Schicksal des Fürsten Heinrich I. von Mecklenburg. Er war der älteste Sohn Johanns Iv dem bei der Landesteilung von 1229 das obotritische Stamm land mit der Residenz Wismar zugefallen war, und regierte von 1264—1302. Bald nach Antritt der Regierung folgte er dem Aufruf des Papstes und zog nach Livland, um den von den heidnischen Litauern bedrängten deutschen Rittern Hülse zu leisten. Hier bewies er seinen Edelmut, indem er ein aus dem Schlacht-felde umherirrendes dreijähriges Heidenmädchen rettete; er nahm es mit in seine Heimat, ließ es taufen und übergab es später dem Kloster Rehna. Durch reiche Schenkungen an die Kirchen und durch Förderung kirchlicher Wohlthätigkeitsanstalten bewies hier in der Heimat Fürst Heinrich seinen religiösen Sinn, wahren Frieden glaubte er jedoch erst dann finden zu können, wenn er am Grabe des Erlösers gebetet habe. So trat er denn, sobald die Lage seiner Herrschaft es gestattete, im Sommer 1271 seinen Pilgerzug nach dein heiligen Lande an. Seine Gemahlin Anastasia, die ihm zwei Söhne, Heinrich und Johann, geschenkt hatte, ließ er als Regentin zurück und stellte ihr zur Seite seine erprobten Räte Detwig von Oertzen und Heino von Stralendorf. Begleitet war er

15. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 9

1912 - Rostock i. M. : Boldt
9 berlassen bleiben, wie er sich die nheren Umstnde bei der Herstellung eines Pfahlbaus, beim Tode Niklots, bei der Taufe Pribislavs, bei der Heimkehr Heinrichs des Pilgers, bei der Blockade Rostocks durch Heinrich den Lwen u. a. denken und ausmalen will, das Kind erwartet und wnscht sehnlichst, da das Geschehen mit all seinem Drum und Dran langsam an seinem Auge vorberziehe. Dabei stoen wir auf eine groe Schwierigkeit. Gerade das, was wir fr unsere Volksschler brauchen, finden wir in der Regel nicht in unfern Quellen zur mecklenburgischen Geschichte. Es bleibt nichts anderes brig, als nach andern Bronnen zu laufen oder selbst das Geschft der Kleinmalerei zu bernehmen. Als eine gute abgeleitete Quelle drfen wir fr unfern Zweck Karl Beyers Romane bezeichnen, namentlich seine Anastasia und seinen pribislav. Zdo er uns nicht helfen kann, mu unsere Phantasie uns beispringen. Muse der Geschichte, gestrenge Klio, verhlle dein Haupt, denn mit Romanhaftem will der Mann unsere Kinder behelligen!" so mgen hier manche voller Entsetzen ausrufen. Gemach! Auch ich verlange im Geschichtsunterrichte, da die Wahrheit das Zepter schwingt. Aber das ist doch auch klar wie die helle Sonne, da uns der Historiker bei einem Ereignis oder einer Handlung bezglich der Beweggrnde und der nhern Umstnde sehr oft im Stiche lt, und da wir darum wohl oder bel, heranmssen, im Rahmen, Sinn und Geist der Geschichte diese Lcken auszufllen. )ch betone: im Sinne und Geiste der Geschichte und der Zeit, will sagen: so, wie es am ersten natrlich, wahr und echt erscheint. Hierbei mchte ich auch noch das hervorheben, da ich nicht selten, in erster Linie selbstverstndlich in der frhsten Zeit der mecklenburgischen Geschichte, eigene Namen erwhlt und bestimmte Personen zu Trgern der Handlung gemacht habe. Auch ist ziemlich hufig zur grern Verlebendigung der Geschichte die Wechselrede angewandt worden. Der Geschichtslehrer soll feine Schler nicht im Zweifel darber lassen, da feine Erzhlung so oder hnlich vorzeiten einmal passiert sein wird, da er aber den handelnden Persnlichkeiten die Namen selbst gegeben habe. Betonen mchte ich zum Schlu noch, da meine nachfolgenden Erzhlungen dem Lehrer fr die Stufe der Darbietung eine Handhabe bieten wollen, wie es etwa gemacht werden knnte, nicht aber, wie es auf jeden Fall gemacht werden mu. Wer das Erzhlen besser versteht, versume es nicht, und was er nach der Darbietung der Erzhlung sonst noch zu tun hat,

16. Mittelalter - S. 233

1911 - Kempten : Kösel
Die Verdienste Heinrichs I. um sein Volk. 233 zugleich verwstete das grausame Ungarnvolk die meisten Lnder des Reiches weit und breit mit Feuer und Schwert, jenseit des Rheins war alles im Auf-stand und die Groen des also beschrnkten Reiches wteten gegen ihr eigenes Fleisch und Blut, so da es unmglich schien dem Verderben Einhalt zu tun. Mit starker Hand die Schden aus dem gesunden Fleisch zu schneiden oder sie auszuheilen dazu gehrte wahrlich die erprobteste Tchtigkeit und eine Ausdauer ohnegleichen. Aber Heinrich gelang es und in kurzer Zeit verbreitete sich durch Gottes Gnade eine so gewaltige Furcht vor den Seinen unter den fremden Grabsttte Heinrichs I. in Quedlinburg. (Nach einer Photographie.) Vlkern, wie diese nie sonst gekannt hatten, und eine solche Eintracht verband fortan alle Bewohner des Reiches, wie sie auch in den mchtigsten Reichen zuvor nie gefunden wurde." Man darf Heinrich nicht mit jenen gewaltigen Kriegsfrsten und Eroberern vergleichen, die groe Lnder und weite Gebiete ihrem Schwerte unterwarfen und die bisherige Ordnung der weltlichen Dinge gewaltsam umwandelten, auch nicht mit den groen leuchtenden Geistern, welche der Entwicklung des mensch-lichen Geistes neue Bahnen fr Jahrhunderte vorschrieben: solche Ziele hat Heinrich sich weder gesteckt noch erreicht. Will man Fürsten seinesgleichen suchen, so wird man sie unter den Knigen finden, welche die berseeischen

17. Das Deutsche Reich - S. 187

1901 - Langensalza : Beyer
10. Thüringen. 187 flüssen hinabgeflößt und gelangen so nach der Saale und Elbe oder nach der Aller und Weser. An verschiedenen Stellen treibt der Köhler sein rußiges Geschäft und bereitet in den großen Meilern, die er in den Wäldern aufschichtet, die Holzkohle. Frauen und Kinder durchstreifen die Waldungen und sammeln Beeren und Pilze. Viele Leute beschäftigen sich auch heute noch mit der Zucht von Singvögeln. Zusammenfassung: Der Waldreichtum des Harzes und dessen Bedeutung. 3. Ist der Harz auch so reich an Naturschönheiten? Die Schönheiten des Harzes. Gleich dem Thüringer Wald ist auch der Harz reich an Naturschönheiten. Auf seinem Rücken trägt er eine Reihe aussichtsreicher Berge, von denen der Brocken der höchste und besuchteste ist. Der Brocken erhebt sich auf einer Hochebene, die von dem Oberharz durch tiefeingeschnittene Thäler losgelöst ist und an Höhe die Platte des Ober- Harzes beträchtlich überragt. Diese Hochebene, das Brockenfeld genannt, wird von ausgedehnten Mooren bedeckt, und zahlreiche mächtige Felsblöcke liegen zerstreut auf derselben umher. Dunkler Tannenwald, dessen gewaltige Baum- riefen mit ihren Wurzeln die zerstreut umherliegenden Felsblöcke umklammert halten, ziehen sich die Abhänge hinauf. In der Nähe des Gipfels jedoch verschwinden diese Riesenbäume, und Zwergtannen und Zwergfichten nehmen ihre Stelle ein; oben auf dem Gipfel aber ist der Berg kahl, und kurzes Gestrüpp nur wuchert zwischen den Felsblöcken. Von der Höhe des Berges hat der Wanderer eine großartige Rundsicht. Er schaut hinein in das weite norddeutsche Tiefland, dessen gesegnete Gefilde sich am Nordfuße des Harzes hinziehen, er sieht hinüber in die Fruchtauen des Elbthales, schaut hinein in das Thüringer und Hessenland, und sein Auge weidet sich an den ge- segneten Fluren, die sich meilenweit vor ihm ausbreiten, und an den zahl- reichen Hügeln und Bergen, Dörfern und Städten, die daraus hervorragen wie die Jnfeln aus dem Meere. Unter seinen Füßen liegt das Harzgebirge mit seinen gipfelreichen Platten, die mit Wald und Wiese überzogen sind, und aus deu dunklen Wäldern steigen wunderlich geformte Fels- und Klippen- gruppen empor. Viele der Berge und Felswände sind mit Schlössern und Ruinen gekrönt, die uns zurückversetzen in die Zeit Heinrichs I., Ottos d. Gr. und Heinrichs Iv. Freilich bietet sich den Blicken des Brockenbesuchers nicht immer solch ein herrlicher Rundblick dar; gar mancher Wanderer hat schon vergeblich den schwierigen Aufstieg nach dem Berge unternommen; denn sehr oft ist der ganze Berg in dichten Nebel gehüllt. Um diesen launischen Berg hat auch die Sage ihre Fäden geschlungen. Auf der Höhe des Brockens, so berichtet die Sage, solleu sich alljährlich iu der Walpurgisnacht die Teufel und die Hexen versammeln. Ans Besenstielen, Feuerzangen, Ziegenböcken und Mistgabeln kommen sie durch die Luft gesaust und sammeln sich auf dem weiten Platze. Von einem mächtigen Felsblock herab (Teufelskauzel) hält dann der Teufel eine Rede an das Gesindel, und dieses führt dann allerlei Tänze auf. Sobald aber der Morgen graut und im Thale der erste Hahnenschrei erschallt, zerstreuen sich die Hexen wieder und kehren nach Hanse zurück.

18. Die mittlere Zeit - S. 120

1881 - Leipzig : Krüger
— 120 — §• 150. Das Bürgertum. — Durch Heinrichs I. Burgenbau Bürgerstand. war noch ein weiterer Antrieb zur Entwicklung eines neuen Standes gegeben worden. *) Zwar fanden sich noch aus der Römer Zeiten her im südlichen und westlichen Deutschland Gemeinwesen, die aus den Standlagern römischer Legionen entstanden waren; aber int mittleren und nördlichen Deutschland erblühte städtisches Leben erst seit den sächsischen und fränkischen Kaisern. Nicht bloß die Burgen Heinrichs I. erweiterten sich M Städten, sondern auch um die Sitze der Bischöfe, um reiche Klöster, Entstehung um die kaiserlichen Pfalzen bildeten sich allmählich ummauerte Ortschaften, der Städte. Die ursprüngliche Bevölkerung bestand teils aus den Burgmannen, welche die Besatzung ausmachten, teils aus Handelsleuten, welche ihr Waarenlager dort sicher wußten, teils aus Bauern, deren Äcker rings herum lagen, teils aus Handwerkern, die zuerst unfreie Leute waren. Anfänglich übten der Bischof oder der Burggraf, der an des Kaisers Statt richtete, oder der Vogt, den der Burgherr einsetzte, die Gerichtsbarkeit und Hoheitsrechte aus, selbst über die freien Männer, die sonst nur Reichsstädte, von ihresgleichen Recht nahmen. Bald aber strebten die Städte nach Selbstverwaltung im Innern und Unabhängigkeit nach Außen; als reichsunmittelbar wollten sie nur den Kaiser als Herrn über sich anerkennen. In beiden Beziehungen erreichten sie ihr Ziel. Durch Handel und Gewerbfleiß mehrte sich ihr Reichtum und bald wurden sie als Bundesgenossen wertvoll. Seit Heinrich Iv. standen sie den Kaisern meist in ihren Kämpfen gegen die Großen des Reiches treu zur Seite und erlangten dadurch bedeutende Rechte. Zuerst erblühten die süddeutschen (Nürnberg, Ulm, Augsburg) und rheinischen (Mainz, Worms, Köln) Städte; erst später die nordischen (Bremen, Hamburg, Lübeck, Braunschweig, Magdeburg u. a.). Durch die Kreuzzüge wurde ihr Wohlstand gehoben und durch den sich steigernden Handel sowie durch die Geldverlegenheiten der Kaiser ihre Macht vergrößert. Die Reichsstädte gewannen die eigene Gerichtsbarkeit, das Recht, Münzen zu schlagen, Zölle zu erheben, und die freie Wahl ihrer Beamten (Bürgermeister, Rats-Geschlechter^ Herren.**) Diese wurden ausschließlich aus den Geschlechtern, dem (Patrizier). Stadtadel, der sich aus den Burgmannen und den reichen Kaufleuten Zünfte. gebildet hatte, entnommen. Damit waren aber die Zünfte, zu denen die Handwerker zusammengetreten waren, nicht zufrieden, so entwickelte sich ein Gegensatz und aus diesem ein Kampf, der mit Hartnäckigkeit geführt wurde und sehr verschiedenen Ausgang hatte. (In Augsburg errangen sich die Zünfte Zutritt zu dem Rate, während in Nürnberg den Geschlechtern der Sieg verblieb.) Handel. §. 151. Je wichtiger der Handel für die Städte war, desto eifriger *) Seitdem im 9. Jahrhundert die Normannen von der See, die Ungarn im Süden räuberisch das offene Land durchzogen, vergaßen die Deutschen in der Not der Stunde überall die alte Abneigung gegen ummauerte Wohnsitze. (Freytag: Bilder I. S. 421.) **) Göthe: Wahrheit und Dichtung.

19. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht - S. 142

1908 - Paderborn : Schöningh
142 Widulind: Heinrichs I. Kämpfe mit den Slawen. Götzen Opfer bar, bestehend in Rindern und Schafen; ja sehr viele opfern auch Menschen, Christen nämlich, weil sie erklären, am Blute derselben hätten die Götter Wohlgefallen. Nachdem das Opfertier getötet ist, kostet der Priester von dem Blute desselben, um sich zum Empfange göttlicher Weisungen mehr zu befähigen. Denn daß die dämonischen Wesen durch Blut leichter anzulocken sind, ist die Meinung vieler. Wenn dann das Opfer dem Brauche gemäß vollzogen ist, so wendet sich das Volk wieder zu Schmaus und Freude. Die Slawen haben aber einen sonderbaren abergläubischen Gebrauch. Bei ihren Schmäusen und Zechgelagen lassen sie nämlich eine Schale herumgehen, auf welche sie im Namen der Götter, nämlich des guten und des bösen. Worte, nicht der Weihe, sonbern vielmehr der Entweihung ausschütten. Sie glauben nämlich, alles Glück werde von einem guten, alles Unglück aber von einem bösen Gott gelenkt. Daher nennen sie auch den bösen Gott in ihrer Sprache Diabol ober Czernebo ch, b. H. den schwarzen Gott. Unter den vielgestaltigen Gottheiten der Slawen ist oor allen Zvantevith zu erwähnen, der Gott des Laubes der Rugianer, welcher nämlich in Orakelsprüchen wirksamer sein soll. Im Vergleich zu ihm betrachten sie die anbeten Gottheiten nur wie Halbgötter. Daher pflegen sie ihm zur besonberen Ehre alle Jahre einen Christen, auf den das Los fällt, zu opfern. Dahin ^ übersanbten sie sogar aus allen slawischen Länbern bestimmte Summen zu den Kosten der Opfer. Den Tempeldienst aber versehen sie mit außerordentlicher Ehrerbietung und Sorgfalt; benn sie lassen sich weber leicht zum Fluchen verleiten, noch bulben sie, daß der Umkreis des Tempels entweiht werbe, selbst nicht, wenn der Feind im Lande erscheint. Außerdem ist den Slawen ein unersättlicher Blutdurst angeboren: sie sind unstet und beunruhigen die Nachbarländer zu Wasser und zu Lande. Wie viele Todesarten sie den Christen zugefügt haben, ist schwer zu erzählen, ba sie dem einen die Eingeroeibe aus dem Leibe rissen und sie um einen Pfahl wickelten, die anberen aber ans Kreuz schlugen, um das Zeichen unserer Erlösung zu verhöhnen. Sie verurteilen nämlich die größten Verbrecher zum Kreuzestobe. Die aber, welche sie um des Lösegelbes willen gefangen nehmen, peinigen sie mit solchen Qualen und fesseln sie so eng und brückenb, daß, wer es nicht weiß, es kaum glauben kann. 52. Heinrichs I. Kämpfe mit den Slawen. töibuftnb, Sächsische Geschichten. Geschichtschreiber der deutschen Borzeit. 2. Gesamtausgabe. Leipzig, Dyk. 33. Bd. S. 40. Wie König Heinrich, als er von den Ungarn einen Frieden auf neun Jahre erhalten hatte, mit der größten Klugheit Sorge trug, das Vater-laub zu befestigen und die barbarischen Völker zu unterwerfen, bieg aus- 1 ins Land der Rugianer.

20. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 75

1912 - Rostock i. M. : Boldt
75 See und erwartete in einem schnell hergestellten Zelte den lange Entbehrten. Der nahte. Unterwegs erzhlten ihm die Seinen alles, was sich in den vielen fahren zugetragen hatte. Er klagte nicht, als er hrte, da fein Sohn Johann auf einer Bootsfahrt von Wismar nach poel ertrunken fei, klagte nicht, als er vernahm, da feine Tochter durch den eigenen Gemahl, den Herzog von Gnefen, den Tod gefunden habe. Jetzt trat Anastasia aus ihrem Zelte und schaute auf den See, der dem die Sonne so prchtig glnzte. Das Herz war ihr so voll, so bervoll. Da schritt aus dem nahen Walde eine Gestalt mit langem Barte, den pilgerhut auf dem Raupte, den pilgerstab in der Hand. Gott gre dich, frommer Pilger, ist deine Fahrt noch weit? Woher kommst du und wohin willst du?" Meine Reise war weit", entgegnete der Angeredete, sie reicht vom Mittelmeer zur Ostsee. Als ich ging, waren meine Haare dunkel, jetzt sind sie grau." Und damit entblte er sein Haupt. Da sank die Frstin mit dem Rufe: Heinrich!" an seine Brust. Als die Frstin sich endlich aufrichtete, sah sie einen ganzen Trupp von Rittern um sich, darunter ihren Sohn Heinrich. Da sprach sie zu dem pilger: Nur diesen einen Sohn kann ich dir zufhren, die beiden andern Kinder ruhen lngst im Grabe." Der Fürst antwortete: Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, fein Name fei gelobt. Und nun nach Wismar!" Die ganze Stadt geriet bei der Ankunft in Aufregung. Keine Arbeit wurde gerhrt. Der gesamte Rat ging dem Pilger entgegen. Die Glocken smtlicher Kirchen luteten, und der Zug wlzte sich zur Marienkirche, wo der Chor bei dem (Eintritt des Fürsten sang: Die Gerechten hat der Herr zurckgefhrt." Doch nicht lange mehr sollte der pilger unter den Lebenden weilen. Zuerst starb sein treuer Diener Martin, sein Genosse in allem Leiden. Dann ging er selbst zum Herrn. Sein mder eib fand bei den Franziskanern in Wismar die letzte Ruhestatt. Ix. heinrieb der Lwe. i. Die die Ksmarfcbcn ihm trotzten. Es war auf einem Reichstage zu Erfurt. Da erhielt Fürst Heinrich, der Sohn Anastasias, in Gegenwart des Kaisers Rudolf den Ritterschlag. Und ein Ritter blieb der Fürst fein