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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 8

1905 - Leipzig : Voigtländer
2. Der Götterglaube der Deutschen. 1. Götter. Wie alle heidnischen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die gewaltigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hieß Wodan oder Odin. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in Walhall. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednes-—Wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Thor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen herniedersendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz. Wie Wodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als Gott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Nach ihm hat der Donnerstag den Namen. — Als der dritte der großen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Er war die ausführende Hand Wodans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein heiliger Tag ist der Dienstag. — Wodans Gemahlin war Frigga. Neben ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der Welt. Sie war die Schutzgöttin des häuslichen Herdes und die Beschützerin der Hausfrauen; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spindel. — Göttin der Liebe war Freya; ihr war der Freitag geheiligt. — Die allnährende, mütterliche Gottheit war N e r t h u s, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder

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1. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 8

1918 - Leipzig : Voigtländer
stimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Lin mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie Me Htal statt. Da hatte jeder freie Mann das Hecht zu reden. Alle kanten bewaffnet; denn Xd affen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten vorschlage zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, so erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei denderfammlungen hieltenpriester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; waren sie doch die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die auf Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das Wort Buchstabe. 2. Der Götterglaube der Deutschen. t. Götter. Die alten Deutschen oerehrten vielegötter. Die gewaltigen Naturmächte, die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende (Erde, ferner die unbezroingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hietz Wodan oder ©bin. (Er regierte als „Allvater" die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in Walhall. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednesday = Wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Chor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Wagen auf der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen hernieder-sendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz. Wie Wodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als Gott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Hach ihm hat der Donnerstag den Hamen. — Rls der dritte der großen Götter galt 3iu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. (Er war die ausführende Hand Wodans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein Tag ist der Dienstag. — Wodans Gemahlin war Frigga. Hebert ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der Welt. Sie war Schutzgöttin des häuslichen Herdes und der Hausfrau; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spindel. — Göttin der Liebe war Zreqa; ihr war der Freitag geheiligt.

2. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 180

1912 - Stadthagen : Heine
180 wohnt in der Himmelsburg Walhalla und überschaut von hier die ganze Welt, obgleich er nur eiu Auge hat, die Sonne. Zu seiner Seite sitzen zwei Wölfeauf feinen Schultern zwei Raben, die ihm alles berichten, was auf der Erde sich zuträgt. Ein blauer Mantel mit goldenen Sternen umhüllt feilte Schulteru. Deu Kopf bedeckt ein breitkrämpiger, tief ins Gesicht gedrückter Wolkenhut. Oft jagt er auf achtfüßigem, weißem Roffe durch die Luft als der wilde Jäger, besonders aber in beit heiligen 12 Nächten zur Zeit der Wintersonnenwende (S. 167). Den auf dem Kampfplatze (Wal) Gefallenen sendet er seine Töchter, die göttlichen Walküren, um die Helden in Empfang zu nehmet! (küren) und nach Walhalla zu holen, wo sie eiu ewiges Freudenleben führen sollen. Man glaubte also au ein Leben nach dem Tode und gab deshalb auch deu Toten Waffen, Geräte und Schmuck mit ins Grab. Mit den Helden reitet Wodan täglich zur Jagd oder zum Kampfe aus. Ihre Wunden heileil von selbst während der Nacht. Dem Wodan ist der Mittwoch (engl. wednesday) als heiliger Tag geweiht. Wodan war ursprüng- lich Windgott und als solcher auch der Gott der Fruchtbarkeit und des Erntesegens, dann Toteugott. Als im Mittelalter die Heiligen der christlichen Kirche allmählich die heidnischen Götter verdrängten, trat vielfach der Erzengel Michael an Wodans Stelle; St. Michaels Tag, der 29. September, wurde der früher dem Wodan geweihte Erntefesttag. Der heilige Martin erhielt Wodans Mantel und Schimmel. Wodans Person ist verchristlicht in St. Nikolaus oder Knecht Ruprecht (vgl. die Kyffhäusersage, ferner Uhland „Die ster- benden Helden" und Dahn „Siegesfang nach der Hermannsschlacht"). Wodans Gemahlin ist Frija (Frigg), die Göttin der Liebe und Ehe, die Beschützerin der Hirten und Herden. Ihr ist als Sonnen- königin der Sonnenkäfer heilig und der Freitag geweiht, an dem unsere Vorfahren mit Vorliebe ihre Hochzeiten feierten. Als Hulda oder Frau Holle (auch Frau Bertha) wacht sie über das Familien- leben; sie belohnt die fleißigen Spinnerinnen und bestraft die faulen. Wenn sie ihre Betten schüttelt, fallen weiße Flocken auf die Erde herab (vgl. Frau Holle, Aschenbrödel, Siegsried und Brunhild). Wodans ältester Sohn ist Donar (Thor bei den nordischen Völ- kern, Herkules bei den Römern). Er hat feurige Augen und einen langen roten Bart und gebietet über Blitz und Donner. Auf einem mit zwei Böcken bespannten Wagen fährt er durch die Wolken, aus

3. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 5

1896 - Leipzig : Voigtländer
(„wütendes Heer" anstatt: Wodans Heer). Auch als Himmels-gott überhaupt wird Wodan aufgefaßt; als solcher trägt er einen breitkrempigen Hut und einen wallenden blauen Mantel. Ferner ist Wodan der Gott des Kampfes und Sieges, der Siegvater. In seinem Dienste stehen die Walküren, die schönen Schildjungfrauen, welche die in der Schlacht gefallenen Helden uach Walhall emportragen. — Wodans ältester und stärkster Sohn ist Donar (Thor), der Donnergott. Auf einem rollenden Wagen, der von Böcken gezogen wird, fährt er am Himmel dahin und verursacht den Donner. Er schleudert den Steinhammer, der dann immer wieder in seine Hand zurückkehrt, und so entstehen die Blitze. Als Gott des befruchtenden Gewitters ist er auch der Gott des Feldbaues und des Bauernstandes. Er ist der Riesenstarke, der sür Götter und Menschen gegen das gestürzte Göttergeschlecht, die Riesen, kämpft, die nur er allein bestehen kann. Dem rotbärtigen Gotte sind besonders die Tiere mit roter Farbe (Fuchs, Eichhörnchen u. s. w.) geweiht. Von ihm hat der „Donnerstag" (statt: Donarstag) den Namen erhalten. — Ein anderer Sohn Wodans ist 3 tu (Tyr), der einarmige Schwert- und Kriegsgott, der seine höchste Lust am wilden Kampfgetümmel hat. Ihm zu Ehren führten die Germanen den Schwerttanz auf. Sein Name lebt noch fort in dem Dienstag (in alemannischer Mundart: (Sistig). — Freyja (Frigg), die frohe, erfreuende Göttin, die Gemahlin Wodans, ist die Göttin der Liebe und Ehe; von ihr hat der Freitag den Namen erhalten. — Aber auch ein b ö -ser Gott ist unter den Äsen: Loki, der finstere Gott, der Vater alles Verderblichen. Seine Tochter, die alles Lebende verschlingt, ist Hel. In ihr Reich, Niflheim (d. i. Nebelheim) kommen alle diejenigen, die den „Strohtod" sterben. — Loki hat auch den Tod des jugendlich schönen Baldur verschuldet, des Lieblings aller Götter. Dieser war einst von schweren Träumen geängstigt worden, die ihm Gefahr ankündigten. Um ihn zu beruhigen, nahm seine Mutter (Frigg) allen Geschöpfen Eide ab, daß sie ihm keinen Schaden thun wollten. Nur die Mistel wurde nicht beachtet, weil diese zu ungefährlich erschien. Da nun die

4. Erzählungen aus der deutschen Geschichte - S. 5

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 5 — („wütendes Heer" anstatt: Wodans Heer). Auch als Himmelsgott überhaupt wird Wodan aufgefaßt; als solcher trägt er einen breitkrempigen Hut und einen wallenden blauen Mantel. Ferner ist Wodan der Gott des Kampfes und Sieges, der Siegvater. In seinem Dienste stehen die Walküren, die schönen Schildjungfrauen, welche die in der Schlacht gefallenen Helden nach Walhall emportragen. — Wodans ältester und stärkster Sohn ist Donar (Thor), der Donnergott. Auf einem rollenden Wagen, der von Böcken gezogen wird, fährt er am Himmel dahin und verursacht den Donner. Er schleudert den Steinhammer, der dann immer wieder in seine Hand zurückkehrt, und so entstehen die Blitze. Als Gott des befruchtenden Gewitters ist er auch der Gott des Feldbaues und des Bauernstandes. Er ist der Riesenstarke, der für Götter und Menschen gegen das gestürzte Göttergeschlecht, die Riesen, kämpft, die nur er allein bestehen kann. Dem rotbärtigen Gotte sind besonders die Tiere mit roter Farbe (Fuchs, Eichhörnchen u. s. w.) geweiht. Von ihm hat der „Donnerstag" (statt: Do-uarstag) den Namen erhalten. — Ein anderer Sohn Wodans ist Z i u (Tyr), der einarmige Schwert- und Kriegsgott, der seine höchste Lust am wilden Kampfgetümmel hat. Ihm zu Ehren führten die Germanen den Schwerttanz auf. Sein Name lebt noch fort in dem Dienstag (in alemannischer Mundart: (Zistig). — Frey ja (Frigg), die frohe, erfreuende Göttin, die Gemahlin Wodans, ist die Göttin der Liebe und Ehe; von ihr hat der Freitag den Namen erhalten. — Aber auch ein b ö -fer Gott ist unter den Äsen: Loki, der finstere Gott, der Vater alles Verderblichen. Seine Tochter, die alles Lebende verschlingt, ist Hel. In ihr Reich, Niflheim (d. i. Nebelheim) kommen alle diejenigen, die den „Strohtod" sterben. — Loki hat auch den Tod des jugendlich schönen Baldur verschuldet, des Lieblings aller Götter. Dieser war eiust vou schweren Träumen geängstigt worden, die ihm Gefahr ankündigten. Um ihn zu beruhigen, uahm seine Mutter (Frigg) allen Geschöpfen Eide ab, daß sie ihm keinen Schaden thun wollten. Nur die Mistel wurde nicht beachtet, weil diese zu ungefährlich erschien. Da nun die

5. Geschichtsbilder für Volksschuloberklassen und Schulaspiranten - S. 17

1905 - Nagold : Zaiser
17 Besingen ihrer Heldentaten ewig fortznkmpfen und fort-zutrinken. Die Weiber und Kinder kommen in einen Himmel neben Walhalla. Die Männer, welche nicht im Kriege sterben, die Feigen, Schlechten u. s. w., kommen in die Hlle zur grimmigen Heia, wo ihnen Schlangengift entgegenspritzt. Sie wohnt tief unten in der Erde und thront hier in furchtbarer Gestalt, halb schwarz, halb menschen-farbig. Donar oder Tor, welcher im Gewitter seinen Streithammer aus die Erde schleudert, aus seinem roten Bart den Blitz blst und aus einem von zwei Ziegenbcken gezogenen Wagen durch die Lust fhrt, ist nicht nur der Gott des Donners sondern auch der Ehe, (daher die Hoch-zeiteu am Donnerstag). Er bekmpft die seindlichen Riesen; ihm ist die Eiche geheiligt. Der einarmige Kriegsgott (auch Er" genannt) heit Zin oder Tyr, (daher Diens-tag) und ist wie Donar ein Sohn Wodans. Ihm zu Ehren ertnten vor der Schlacht die rauhen Kriegslieder unserer Vter (vgl. Barden!) Die Gemahlin Wodans ist Frigga oder Hulda; sie beschtzt Ehe, Haus und Hof und gewhrt den Kindersegen. Freia hatte hnlichkeit mit ihr; sie ist die Gttin der Fruchtbarkeit der Liebe und Ehe, ihr Hals^ schmuck ist die Milchstrae und ihr heiliges Tier die Katze. Bon dieser Gttin hat der Freitag seinen Namen. Hertha (Frau Holle") ist die Gttin der Erde. Ihr Kultus war uament-lich aus der Insel Rgen verbreitet; bei der Hertha sind die frh verstorbenen Kinder. Das Bild dieser Gttin wurde alljhrlich vou Khen zur See gefahren und darin von Sklaven gewaschen. Baldur, der schnste unter allen 3lfm, ist der Gott des Lichts und des Frhlings. Ihm zu Ehren wurden auf den Bergen im Frhjahr Feuer angezndet. Auer diesen Gttern gibt es noch Schicksalsgttinnen oder Nornen, seindliche Riesen (der bse Loki) und Zwerge, von denen die schwarzen das Gold und Silber hten und die weien den Kindern und Armen Gutes tun. Die anmutigen, freundlichen Wassernixen wohnen in der Tiefe der Seen. Sie sonnen sich oft auf der Oberflche des Wassers und führen heitere Tnze auf (vgl. die Mumntelfeefage!). Eigentliche Priester gab es bei den alten Deutschen selten, wohl aber .Molen" oder Seherinnen, welche zwischen Gttern und Menschen durch Gttersprche vermittelten. Priester 2

6. Bilder aus der alten Geschichte - S. 85

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Germanen: Religion. 85 gemeinsamen Götterglauben hat es hier gegeben. Ehe unsre vorfahren soweit gelangen konnten, wurde ihnen das Christentum gebracht. Religiöser Leben. Die Germanen waren in ihrer weise fromm. Sie nahmen in allen Naturerscheinungen das wirken von Gottheiten wahr. Ihren Gottesdienst verrichteten sie in heiligen Hainen, besonders gern auf hohen Bergen, 3. B. dem Brocken; er bestand in Umzügen und Opfern, fluch manches armen Gefangenen Blut ist zu (Ehren der Götter vom (Vpferstein herniedergeflossen. Nichts wichtiges wurde unternommen, ohne daß man den Rat der Gottheit befragte. Lin greiser Priester ritzte heilige Zeichen, die „Runen", in die Rinde kleiner Buchenstäbchen („Buchstaben"). Dann wurden die Stäbchen auf ein weißes Tuch ausgeworfen. wahrscheinlich las dann der Fragende einige dieser Buchstaben auf, und vom Priester ober sonst einem der Hunensprache Kundigen wurden die Zeichen gedeutet. 3n der Deutung sah man den willen der Gottheit. Noch heute „entwerfen" wir, was nachher buchstabenweise wieder „zusammengelesen" werden kann; noch heute nennen wir das geheimnisvolle Sprechen ein „Raunen". Rechtswesen. Unter dem Schutze der Gottheit stand auch das Rechtswesen; seine besonderen Schützer waren Wodan und Donar. 3um Gericht versammelten sich die Freien eines Gaues deshalb gern am Mittwoch — im Englischen noch heute „Tdodanstag" —, oder am Donarstag (Donnerstag). (Ein Roß, das heilige Tier Wodans, hielt man am Saume fest, ließ es mit den Hinterhufen im Kreise herumgehen und so „einen Kreis schlagen". 3n diesem Kreise ließen sich die Richter nieder. Sie führten als Zeichen ihrer würde das heilige Zeichen Donars, den steinernen Hammer. Germanenglaube und Christentum. Die christlichen Glaubensboten kämpften siegreich gegen die heidnischen Gedanken und Sitten. Sie pflanzten dafür in die herzen unserer vorfahren den Glauben an den himmlischen Vater und den freundlichen Heiland. Doch es dauerte lange, ehe die Heiden ihre alten Götter vergaßen; ja mancher heidnische Überrest hat sich bis heute erhalten. Noch heute flammen wie vor 3000 Jahren am Sommersonnenwendfest die Feuer auf. Nur sind das Fest und die Festbräuche christlich umgedeutet worden; wir reden von Iohannisfest und Johannisfeuer. — Noch heute zünden wir zur Zeit der Wintersonnenwende den Lichterbaum an; der Weihnachtsbaum weist vermutlich auf das hülfest zurück, und aus dem fröhlichen niederdeutschen „3ultlapp" klingt sogar noch der Harne des alten Festes wieder. Bis heute sind in manchen Gegenden die fröhlichen Maifeiern Sitte geblieben. Freilich niemand denkt daran, daß sie vorzeiten der Frühlingsgöttin (Dstara gegolten. Nur der Name ,,Ostern'1 erinnert uns noch daran; aber er bezeichnet eins der höchsten christlichen Feste. Wohl ist die Sitte des Roßfleifehestens den Christen verleidet worden. Hb er noch grüßen in manchen Gegenden vom Dachgiebel der Häuser die geschnitzten Pferdeköpfe, die Sinnbilder Wodans, und noch heute gilt das Hufeisen an der Türschwelle als ein Wahrzeichen häuslichen Glückes. — Noch immer spielt selbst der Hammer seine Rolle als bedeutsames Zeichen. Noch heute wird durch drei feierliche Hammerschläge der Grundstein eines Hauses gelegt, und noch heute kommt ein gerichtlich verkauftes Gut „unter den Hammer“. — So lebt wenigstens in Sprache und Sitte ein Stück des uralten Väterglaubens noch immer fort.

7. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 4

1917 - Breslau : Hirt
4 Gescknckite. I haften Männern. Ein stehendes Heer gab es nicht. Wenn aber der Heerbann aufgeboten wurde, zogen alle freien Männer in den Kampf. Als Waffen für den Angriff gebrauchten sie Speer und Schwert, Streitaxt, Pfeil und Bogen. Jeder Stamm bevorzugte die eine oder die andre Waffe. Ein großer Schild aus starkenr Weidengeflecht diente ihnen zum Schutz. Der Angriff geschah mit stür- mischer Wut. Oft suchten sie dabei den Feind durch Schlachtgesang zu schrecken. Wer seinen Führer im Stich ließ, verfiel in Schande. Wer ohne Schild aus dem Kampfe heimkehrte, galt als ehrlos. Wenn die Stämme auf der Wanderung waren, blieben die Frauen und Kinder hinter dem kämpfenden Heere zurück und feuerten von der Wagenburg aus die Krieger zur Tapferkeit an. g) Erziehung der Jugend. Die Kinder wurden in ihrer Jugend nur von der Mutter erzogen. Sie erzählte ihnen von den Helden früherer Zeiten, sang ihnen Lieder vor und hielt sie zu gutem Betragen an. Wenn der Knabe größer wurde, leitete der Vater seine Erziehung. Er unterrichtete ihn im Laufen, Reiten, Jagen, Schwimmen und im Gebrauch der Waffen. Auch machte er ihn mit den Rechten der freien Männer bekannt. War der Knabe zum kräftigen Jünglinge herangewachsen, so eiupsing er in feierlicher Volksversammlung die Waffen als Zeichen eines freien, wehrhaften Mannes. Dies war der schönste Tag seines Lebens. — Die Töchter blieben bis zu ihrer Verheiratung unter der Obhut ihrer Mütter. Sie halfen ihnen bei der Führung der Wirtschaft und bereiteten sich auf den Beruf der Hausfrau vor. li) Sitten und Gebräuche. Wenn ein Jüngling sich verheiraten ivollte, so mußte er seine Braut von ihrem Vater loskaufen. Als Kaufpreis galten anfangs Pferde und Waffen, später wurde bares Geld bis zur Höhe von 1000 Mark gezahlt. War der Kaufpreis in Gegenwart von Zeugen erlegt, dann fand die Hochzeit statt. Mgn band der Braut ihr herabwallendes Haar auf und steckte es unter die Haube. Darauf wurde ihr Gürtel mit einem Schlüsselbund geziert, um anzudeuten, daß sie von nun an alles verschließbare Eigentum des Mannes zu verwalten habe. Neben ihr stand ein Jüngling und überreichte dem Bräutigam ein blankes Schwert, um anzu- deuten, daß er nunmehr ihr Beschützer sei. Dann steckte ihr der Bräutigam einen Ring an den Finger und begab sich mit ihr zum Hochzeitsschmaus. Danach fuhr das junge Paar mit allem, was ihm gehörte, in frohem Zuge nach der Behausung des Bräutigams. Wenn jemand starb, erhoben die Angehörigen laute Totenklage. Ter Leichnam wurde verbrannt, die Asche gesammelt und in einer Urne begraben. In diese legte man auch alles, was dem Toten lieb und wert gewesen war, besonders Schmuck- gegenstände und Waffen. Bei den Stämmen, die anr Meere wohnten, band man mitunter den Toten an den Mast eines kleinen Schiffes, häufte um ihn sein liebstes Gut, zündete das Schiff an und ließ es mit ausgespannten Segeln ins offene Meer treiben. i) Religion. Die alten Deutschen waren Heiden. Ihr oberster Gott, der ein- äugige Wodan, galt als Schöpfer alles Lebens und Geber alles Guten. Wenn die Frühlingsstürme den Winter verjagten, so glaubte man, das Toben von Wodans wildem Jagdzug zu hören, dem er mit großem Hut auf weißem Roß voranritt. Auf seinen Schultern saßen zwei Raben, die ihn: alles zuflüsterten, was in der Welt vor- ging. In dem Zuge befand sich aber auch Loki, der Gott alles Bösen. Die andern Götter galten als Söhne und Töchter Wodans und seiner Gemahlin Frigga. Aus ihrer großen Zahl wurden besonders Donar, der Donnergott, und Ziu, der Kriegs- gott, verehrt. Die alten Deutschen glaubten aber auch an Riesen und Zwerge, an Hexen und Nixen, an Haus-, Wald- und Wassergeister.

8. Teil 2 - S. 21

1887 - Hannover : Helwing
Religion der Germanen. 21 vergangen; dann ziert sie dieselben mit lieblichem Grün und schmückt die ganze Erde. Wo aber im Verborgenen der Erde ein Frevel verübt worden, da mag die Göttin nicht weilen: unnatürlich und verkrüppelt erscheinen dort Pflanzen und Tiere. Auf allen Bergen und Hügeln erheben sich große Holzstöße von Eichen, Erlen, Vogelbeeren, die dem Donar geheiligt sind, und hoch flammt ihm zu Ehren das Feuer auf. Geweihte Ziegenböcke, mit frischem Grün bekränzt, werden im Kreise herum geführt und dann auf dem platten Opferstein geschlachtet. Das Blut rinnt in die Grube, und nachdem der Priester laut gebetet, sprengt er das Blut gegen die heilige Eiche des Donnergottes. Dann besprengt er das Volk zum Zeichen, daß alle bereit seien, mit ihrem Blut die Gottheit zu versöhnen. An den heiligen Baum hängt der Priester die Häupter der Böcke, das Fleisch wird in großen Kesseln auf dem Feuer gebraten. Das Volk tanzt jubelnd um das Feuer. Dann verteilt der Priester die Stücke unter die Menge. Eine große Kufe Bier wird unter die Eiche gestellt; alle schmausen und trinken der Götter Minne. Wenn das Osterfest vergangen, dann läßt Freia, die liebliche Göttin des Frühlings, die köstlichen Blumen wachsen. Linde Lüfte wehen, und süßer Duft erfüllt die Luft. Da werden die Herzen aller Sterblichen beseligt, zumal wenn Freia der Nachtigall die sehnsüchtigen Klagen nach ihrem Gemahl eingiebt. Ihr zu Ehren wird das Sommer- oder Maifest gefeiert auf blumiger Au oder im Rosengarten. Der Festplatz und alle Wohnungen sind mit Maien geschmückt. Am fröhlichen Reigentanz ergötzt sich die Jugend, heitere Lieder wechseln mit wehmütigen. Das große Ernte- oder Herbstfest wurde im Herbste zu Ehren Wodans gefeiert, der Felder und Bäume mit nährender Frucht, die Rebe mit erquickendem Wein und den Viehstand mit Wachstum und Gedeihen gesegnet hat. Dafür wird ihm ein Opferfeuer entzündet, in welchem man auserlesene Garben verbrennt; die flammenden Holzbrände trägt man unter Gebeten auf die Äcker, um sie aufs neue fruchtbar zu machen und gegen Winderfchäden zu sichern. Auserlesene Rinder, Eber und Gänse werden geopfert, und bei der gemeinsamen Mahlzeit trinkt man Wodans Minne. Zur Zeit der Wintersonnenwende, wenn Fro mit der belebenden Sonne sich der Erde wieder nähern will, wird ihm zu Ehren das Julsest gefeiert. Der erste Wintermonat ist ihm geweiht, besonders aber wird er geehrt in den zwölf geweihten Nächten. In jedem Haufe ist für dies Fest ein Opfertier, ein weißer Eber, herangefüttert worden. Seine Borsten werden vergoldet. Am Nachmittage des Hauptfesttages wird in allen Wohnungen das Feuer gelöscht. Die ganze Gemeinde zieht hinaus auf die Wiese. Ein starker Eichenpfahl wird in die Erde geschlagen, ein Loch eingebohrt und in dies Loch die Achse eines neuen Rades eingelassen. Rad aber heißt Jul, und darum heißt das Fest auch Julfest. Das Rad hat neun Speichen, die mit Stroh umwickelt sind. Stricke werden an den Speichen befestigt, die neun schönsten Jünglinge und Jungfrauen des Dorfes drehen nun unter Gesang und Harfenklang schnell das Rad von Ost nach West, so wie die Sonne läuft, bis die Achse sich entzündet und das Stroh Feuer fängt. Lauter Jubel begrüßt das Julfeuer; alle stecken ihre Fackeln an dem Rade in Brand, tragen die heilige Flamme in die Häuser und entzünden dort auf dem Herde den Julkloben für das künftige Jahr. Denn ein ganzes Jahr brennt das Herdfeuer von diesem Brande; auch nachts glimmt es unter

9. Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 4

1887 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 4 — Wagen fährt sie dahin; unsichtbar betritt sie die Wohnungen der Menschen, die Werke der Hausfrau und die Zucht der Kinder prüfend. Dann mufs das Haus festlich geschmückt sein und abgesponnen der Flachs; sonst verwirrt die Göttin der säumigen Spinnerin den Bocken; der fleifsigen aber schenkt sie Spindeln, die das Garn wunderbar vermehren. Und wieder, wenn die Saat auf dem Felde wogt, durchzieht die Göttin die Flur, und überall, wohin der Weg sie führt, stehen die Halme höher und luftiger. Ihr heiliger Vogel war der Storch, ihr Opfer ein nach der Ernte auf dem Felde zurückgelassenes Bündel Flachs. 2. Ein Sohn Wodans und der Hertha war Donar oder Thor, der gewaltige Wettergott, der da gebietet über Wolken und Regen, über den Wetterstrahl und über den rollenden Donner. Furchtbar 'anzuschauen ist er, wenn er im Wetter durch die Lüfte dahinfährt und seinen alleszerschmetternden Hammer schwingt. Aber bei aller Furchtbarkeit ist er den Menschen freundlich gesinnt, und in frommem Gebete erhebt der Landmann zu ihm seine Hände, auf dafs sein Stroh kupferrot und goldgelb werde das Getreide. Ihm sind die Berge heilig, und in jedem Frühling lodern auf den Höhen die Opferfeuer, um welche das Volk jubelnd und singend den Reigen führt. Auch Tiu oder Zio, der blutige Gott des Krieges, ist ein Sohn des Wodan. Während dieser von seinem erhabenen Throne die Schlachten lenkt, stürzt jener sich mit dem gewaltigen Kriegsschwert selbst in den Kampf; und er ist ein erbarmungsloser Gott, ein unerbittlicher Würger im Gewoge der Schlachten; an seinen Altären verröchelten die gefangenen Feinde ihr Leben. Der Lieblingssohn Wodans war

10. Geschichte für evangelische Schulen - S. 4

1918 - Breslau : Hirt
4 Geschichte. I haften Männern. Ein stehendes Heer gab es nicht. Wenn aber der Heerbann aufgeboten wurde, zogen alle freien Männer in den Kampf. Als Waffen für den Angriff gebrauchten sie Speer und Schwert, Streitaxt, Pfeil und Bogen. Jeder Stamm bevorzugte die eine oder die andre Waffe. Ein großer Schild aus starkem Weidengeflecht diente ihnen zum Schutz. Der Angriff geschah mit stürmischer Wut. Oft suchten sie dabei den Feind durch Schlachtgesang zu schrecken. Wer seinen Führer im Stich ließ, verfiel in Schande. Wer ohne Schild aus dem Kampfe heimkehrte, galt als ehrlos. Wenn die Stämme auf der Wanderung waren, blieben die Frauen und Kinder hinter dem kämpfenden Heere zurück und feuerten von der Wagenburg aus die Krieger zur Tapferkeit an. g) Erziehung der Jugend. Die Kinder wurden in ihrer Jugend nur von der Mutter erzogen. Sie erzählte ihnen von den Helden früherer Zeiten, sang ihnen Lieder vor und hielt sie zu gutem Betragen an. Wenn der Knabe größer wurde, leitete der Vater seine Erziehung. Er unterrichtete ihn im Laufen, Reiten, Jagen, Schwimmen und im Gebrauch der Waffen. Auch machte er ihn mit den Rechten der freien Männer bekannt. War der Knabe zum kräftigen Jünglinge herangewachsen, so empfing er in feierlicher Volksversammlung die Waffen als Zeichen eines freien, wehrhaften Mannes. Dies war der schönste Tag seines Lebens. — Die Töchter blieben bis zu ihrer Verheiratung unter der Obhut ihrer Mütter. Sie halfen ihnen bei der Führung der Wirtschaft und bereiteten sich auf den Beruf der Hausfrau vor. h) Sitten und Gebräuche. Wenn ein Jüngling sich verheiraten wollte, so mußte er seine Braut von ihrem Vater loskaufen. Als Kaufpreis galten anfangs Pferde und Waffen, später wurde bares Geld bis zur Höhe von 1000 Mark gezahlt. War der Kaufpreis in Gegenwart von Zeugen erlegt, dann fand die Hochzeit statt. Man band der Braut ihr herabwallendes Haar auf und steckte es unter die Haube. Darauf wurde ihr Gürtel mit einem Schlüsselbund geziert, um anzudeuten, daß sie von nun an alles verschließbare Eigentum des Mannes zu verwalten habe. Neben ihr stand ein Jüngling und überreichte dem Bräutigam ein blankes Schwert, um anzudeuten, daß er nunmehr ihr Beschützer sei. Dann steckte ihr der Bräutigam einen Ring an den Finger und begab sich mit ihr zum Hochzeitsschmaus. Danach fuhr das junge Paar mit allem, was ihm gehörte, in frohem Zuge nach der Behausung des Bräutigams. Wenn jemand starb, erhoben die Angehörigen laute Totenklage. Der Leichnam wurde verbrannt, die Asche gesammelt und in einer Urne begraben. In diese legte man auch alles, was dem Toten lieb und wert gewesen war, besonders Schmuck-gegenstände und Waffen. Bei den Stämmen, die am Meere wohnten, baiw man mitunter den Toten an den Mast eines kleinen Schiffes, häufte um ihn sein liebstes Gut, zündete das Schiff an und ließ es mit aufgespannten Segeln ins offene Meer treiben. i) Religion. Die alten Deutschen waren Heiden. Ihr oberster Gott, der einäugige Wodan, galt als Schöpfer alles Lebens und Geber alles Guten. Wenn die Frühlingsstürme den Winter verjagten, so glaubte man, das Toben von Wodans wildem Jagdzug zu hören, dem er mit großem Hut auf weißem Roß voranritt. Auf seinen Schultern saßen zwei Raben, die ihm alles zuflüsterten, was in der Welt vorging. In dem Zuge befand sich aber auch Loki, der Gott alles Bösen. Die andern Götter galten als Söhne und Töchter Wodans und seiner Gemahlin Frigga. Aus ihrer großen Zahl wurden besonders Donar, der Donnergott, und Ziu, der Kriegsgott, verehrt. Die alten Deutschen glaubten aber auch an Riesen und Zwerge- an Hexen und Nixen, an Haus-, Wald- und Wassergeister.

11. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 53

1910 - Ansbach : Seybold
Wodan. 55 aufgang zuerst sehe." Lhambara aber, die Mutter der winiler-fiirsten, trat vor Frea, Wodans Gemahlin, und flehte um Sieg für die winiler. Da gab Frea den Kat: Die winiler grauen sollten ihre Haare auslösen und um das Gesicht in Bartes weise zurichten, dann aber frühmorgens mit ihren Männern sich dem wodan zu Gesicht stellen, vor das Fenster gegen Morgen hin, aus dem er zu schauen pflegte. Sie stellten sich also dahin und als Wodan ausschaute bei Sonnenaufgang, rief er: „was sind das für Langbärte?" Frea fügte hinzu: „wem du Namen gabst, dem mußt du auch Sieg geben." Aus diese Art verlieh Wodan den winilern den Sieg und feit der Zeit nannten sich die winiler Langbärte (Langobarden). von der Seyen \26. Wodan als Heilgott. Daß Wodan bei den Germanen auch als runenkundiger und dadurch heilkräftiger Gott gedacht wurde, beweist einer der Merseburger Zaubersprüche i), die ein glückliches (Dhngefähr uns erhalten hat. wir geben ihn in der ursprünglichen Fassung und in der Übersetzung: phol ende Zpodan phol und wodan vuoron zi holza; Rubren zu Walde; Du wart dento Balderes volon Da ward dem Balders Fohlen bin vuoz birenkit. Sein Fuß verrenket. Thu biguol en Sinthgunt, Da besprach ihn Sinthgunt bunna era fuifter, Und Sonne, ihre Schwester, Thu biguol en volla, Da besprach ihn volla Frija era fuifter, Und Frija, ihre Schwester. Thu biguol en Wodan, Da besprach ihn Wodan, So he wola conda: Wie er wohl konnte: Sose benrenfi, So die Beinrenkung, Sofe bluotrenft, So die Blutrenkung, Sofe lidirenki: So die Gliedrenkung: Sen zi bena, Bein zu Beine, Bluot zi bluoda, Blut zu Blute, Lid zi geliden Glied zu Gliedern, böse gelimida sin. Als ob sie geleimt feien. Phol, identisch mit Balder, und Wodan ritten in den Wald. Da verrenkte oder brach Balders Pferd ein Bein. Sinthgunt, eine unbekannte Göttin, und ihre Schwester Sonne versuchten vergebens die Heilung durch Besprechen; ebenso Frija und ihre Schwester Sulla, die im Norden das Schmuckmädchen, die Zofe der Frigg ist. (Erst dem Besprechen und den Runen Wodans gelana die Heilung. Solche Formeln wurden bei verrenkten und gebrochenen Gliedern angewendet und wenn erfolglos, so schob der Glaube die Schuld nicht auf den Spruch, sondern auf die unrichtige Anwendung. wägner I, 96. £r (Wodan) wurde zum Himmelsgott überhaupt. Ein aargauisches Rätsel identifiziert ihn, den Gott, welcher die Seelen *) Der zweite.

12. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 10

1907 - : Velhagen & Klasing
— 10 — Die den Strohtod Gestorbenen gelangen nicht in die Walhalla, sondern -kommen in die Unterwelt zu der Götttn Hel. (Aus „Hel" [= Hehlerin, Verbergen^ ist das Wort „Hölle" entstanden.) Im Herbste und in den heiligen 12 Nächten (Wynachten, d. h. geweihten Nächten) zieht Wodan mit Sturmgebraus durchs Land. Blitzschnell fährt er dahin; denn ein achtsüßiges Roß trägt ihn. Im Heulen des Sturmes meinte man das Geheul seiner Wölfe zu vernehmen. Im Gefolge des Sturmgottes sieht man allerlei Gestalten von Jägern und Hunden, d. s. die Seelen der Gestorbenen. (Sage vom wilden Jäger I., S. 5.) (Die Stürme jagen die Regenwolken vor sich her. Darum ist Wodan auch der Gott der Fruchtbarkeit.) 3. Frigg oder Freia ist die Gemahlin Wodans. Unter dem Namen Nerthns (Hertha), d. i. die Mutter Erde, wurde sie auf der Insel Rügen verehrt. „Es ist auf einer Insel des Mzeans ein heiliger fjain und darin ein geweihter, mit einem Gewände bedeckter wagen. Ihn zu berühren, ist nur dem Priester erlaubt. (Er merkt es, daß die Göttin in ihrem Heiligtum gegenwärtig ist, und begleitet sie dann, wenn sie auf dem mit Kühen bespannten wagen dahinfährt, in großer Ehrfurcht. Dann herrscht Freude und Jubel an den ©rten, die sie ihres Besuchs würdigt. Friede und Ruhe sind nur so lange besannt und erwünscht, bis der Priester die Göttin, wenn sie genug hat vom Umgange mit den Sterblichen, in den heiligen Raum zurückbringt. Alsbald werden wagen und Gewand und, wenn man es glauben will, die Gottheit selbst in einem verborgenen See abgewaschen. Die Sklaven, die den Dienst verrichten, verschlingt sogleich der See." (Tacilus.) Als Freia war sie ihrem Gemahl Wodan die treue Hausfrau, die mit Aug' und Hand den Haushalt leitete. Sie beförderte auch den Flachsbau und das Spinnen. An ihrem goldenen Spinnrocken spann sie wunderschönes, weiches Garn, das sie fleißigen Spinnerinnen als Belohnung schenkte. Dieses Garn nahm niemals ein Ende, so daß die Beschenkten ihr Lebtag genug Garn für ihren Webstuhl hatten. Fand aber die Göttin, wenn sie in den 12 Nächten in den Häusern Umschau hielt, noch Werg aus einem Rocken, so strafte sie die faule Spinnerin. Sie ist auch die Beschützerin der Ehe. Von ihrem Namen stammt das Wort „frigen" — freien, und ebenso ist der Freitag nach ihr benannt. Der Wagen, auf dem sie fuhr, war mit Katzen befpannt. Die Bräute pflegten sorgsam die Katzen, die Lieblingstiere Freias, damit sie am Hochzeitstage gutes Wetter bekämen. 4. Thor oder Donar ist ein Sohn Wodans. Ihm gehört das weite Luftgebiet zwischen Himmel und Erde. Auf den höchsten Bergspitzen hat er seinen Wohnsitz. Er lenkt das Wetter und sendet Tau und Regen. Nach hartem Kampse vertreibt er die Berg- oder Frostriesen und hält als Frühlingsgott mit seiner Schwester Ostara seinen Einzug. Wenn aber im Sommer die Glutriesen alles Grün versengen, dann zieht Thor in einer schwarzen Wetterwolke herauf. Ein roter Bart umrahmt sein Gesicht, und seine Locken leuchten gleich einer Feuerlohe. Er steht auf seinem Wagen, der mit zwei Ziegenböcken bespannt ist. Die rollenden Räder verursachen den Donner. Aus seinem roten Barte sprühen Blitze, und mit der Hand wirft er seinen Hammer gegen die Bergriesen. Tödlich getroffen, taumeln diese dahin. Von den Tagen ist ihm der Donnerstag geweiht. In manchen Sandgruben findet man noch heute merkwürdig geformte spitze Steine. Man nennt sie Donnerkeile, weil man glaubte, daß die Blitze Thors in die Erde gefahren feien und sich in diese Steine verwandelt hätten. (In Wirklichkeit sind es versteinerte Schalen von jetzt nicht mehr lebenden Tintenfischen.) Von den Bäumen ist die Eiche dem Thor geheiligt; denn nach ihr wirft er oft seinen Hammer. Seine Lieblingstiere sind der Fuchs, das Eichhörnchen und das Rot-

13. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 19

1906 - Leipzig : Brandstetter
— 19 — Eises und der Sturmwinde, der Felsen und der Steine; nur er hat mit seinen wuchtigen Hammerwürfen dem unfruchtbaren, steinigen Boden, trotz des Widerstandes dieser Riesen, die anbaufähige Erde abgerungen und so den Ackerbau ermöglicht. Daher ist er auch ein segenbringender Gott, der Beschützer des Ackerbaues, der Gott der Ehe, der Gott des Eigentums. Ihm ist unter den Bäumen die hochragende Eiche, unter den Tieren der Fuchs und das Eichhörnchen geweiht. Ihm flammten im Frühjahr Freudenfeuer; seine heiligen Berge heißen noch Donnersberge, sein heiliger Tag Donnerstag. Aufgabe: Erzähle über den Donnergott Thor! Wodans Gemahlin ist Frigga, die Mutter Donars. Sie bringt Liebe und Freundschaft unter die Menschen und segnet den Hausstand. Alljährlich durchzieht sie die Höfe und Fluren des Landes. Am feierlichsten ist ihr Zug in den heiligen zwölf Nächten des Winters, der größten Festzeit des Jahres. Dem menschlichen Auge unsichtbar, betritt dann die Göttin die Häuser, prüft die Werke der Hausfrau, die Zucht der Kinder, den Fleiß der Spinnerin. Dann muß die Hausfrau festlich gerüstet sein und den Flachs abgesponnen haben, sonst verwirrt die Göttin der säumigen Spinnerin den Rocken oder zündet ihn an, der fleißigen dagegen schenkt sie Spindeln, die das Garn wunderbar vermehren. In der Tiefe der Brunnen und Seen hat sie ihre goldglänzende Wohnung. Ihr war der schönste Baum, die Linde, geweiht. In der Sage lebt sie fort als Frau Holle. Aufgabe: Erzähle über Frigga, Wodans Gemahlin! Als die wohltätigste Göttin, als die Mutter der Erde, verehrte man Frigga auch unter dem Namen Nerthns oder Hertha (die Ernährende), und von ihrer Verehrung wird uns folgendes erzählt: Auf einer Insel im Meere (Rügen) stand ein heiliger Hain und in demselben ein geweihter, mit Teppichen bedeckter Wagen. Bisweilen, das merkten die Priester, stieg die Göttin von den heiligen Wohnungen herab; dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, vom Priester in tiefer Ehrfurcht begleitet. Dann waren die Tage fröhlich, die Orte festlich, die sie ihrer Gegenwart würdigte; dann zogen sie in keinen Krieg, ergriffen keine Waffen, verschlossen ruhte alles Eisen; man kannte nur Frieden und Ruhe und liebte sie allein, bis der Priester die Göttin in den Tempel zurückführte. Darauf wurde der Wagen und Teppich und, wenn man es glauben will, die Göttin selbst in einem geheimnisvollen See gebadet; Sklaven verrichteten den Dienst, die sogleich derselbe See verschlang. Daher ein geheimes Grauen und eine heilige Unwissenheit, was das sein möge, das nur die erblickten, die sterben mußten. Aufgabe: Erzähle über die Verehrung der Erdgöttin Nerthus! Auch eine Göttin der Schönheit und Liebe hatten die Deutschen: Freia. Ihr war der Freitag geweiht. 2*

14. Bd. 2 = Oberstufe - S. 12

1912 - Goslar a. H. : Danehl
- 12 welche Weise wurde das Wergeld gezahlt? (Die Verwandten des (getteten erhielten eine bestimmte Anzahl von Pferden oder Rindern.) Geld selbst war noch unbekannt. Wie suchte man Recht, wenn dieses nicht klar zu finden war? (Gottesurteil.) Nennt die Gottesurteile! Er-klrt Zweikampf"! Auf welche Weise wurde wohl das Los gezogen! Warum nannte man dieses Gottesurteil? (Weil man glaubte, da Gott dem helfen wrde, der Recht htte.) Beurteilt diese Ansicht? Wer siegte natrlich fast immer im Zweikampfe? (Der Gewandtere und Strkere.) Wollt ihr noch etwas fragen? C. bung: Erzhlt von der Rechtspflege und dem Ge-meinwefen bei den alten Deutschen! Einprgung. i) Die Religion der alten Germanen. A. Darbietung: Die alten Deutschen waren Heiden. Sie verehrten ihre Götter in heiligen Wldern. Als ihren obersten Gott verehrten sie den Wodan. Er hat Götter und Menschen geschaffen und regiert Himmel und Erde. Er hat nur ein Auge. Von Zeit zu Zeit reitet er auf feinem achtfigen Rosse Sleipner durch die Lfte, 2 Raben umfliegen ihn und bringen ihm Kunde von der Welt und zwei Wlfe begleiten ihn ebenfalls. Um Wodan zu ehren, brachten die Germanen Pferdeopfer dar, und die Pferdeschdel wurden an die Wand ge-nagelt, um Wodans Gunst zu erlangen. Ihm war der Gunstag, der Mittwoch geheiligt. Neben Wodan verehrte man den einarmigen Kriegs-gott Tiu oder Ziu. Ihm war der Dienstag heilig. Ein groes An-sehen geno auch Donnergott Donnar, dem der Donnerstag geheiligt war. Er hatte einen roten Bart und einen Hammer zur Hand. Wenn er diesen schleuderte, so blitzte es, und wenn er mit seinem Ziegengespann der die Wolken fuhr, so donnerte es. Blies er in seinen Bart, so erhob sich Wind. Da er die Erde fruchtbar machte, so wurde er auch hoch verehrt. Neben den mnnlichen Gttern dachten die Germanen sich noch eine weibliche Gttin: Die Freya. Sie war die Schtzerin des Hauses, der Ehe, und belohnte tugendhaftes und fleiiges Bestreben. Ihr war der Freitag geheiligt. Sie wurde auch unter den Namen Hertha, Bertha und Frau Holle verehrt. Die Toten wurden bei den alten Germanen meistens verbrannt. Ihre Uberreste wurden in Urnen gelegt und mit Schmucksachen und Waffen in Erdgrbern beigesetzt. Die wurden hoch mit Steinen ber-wlbt. Man kennt sie noch heute unter dem Namen Hnengrber. Den Frauen wurde allerlei Hausgert mit ins Grab gegeben. Wer nach dem Glauben der alten Deutschen seinen Tod auf dem Schlachtfelde fand, der wurde von den Tchtern Wodans, den Walkren, nach dem Himmel geholt. Diesen nannten sie Walhalla. Hier vergngten sich die Helden mit Kampfspielen und gutem Essen und Trinken. Alle ge-schlagen? Wunden heilten aber im Laufe des Tages wieder zu. Die andern Toten aber kamen zu der bleichwaugigen Hei in die Unterwelt.

15. Die deutsche Urzeit - S. 204

1905 - Gotha : Thienemann
— 204 — daß also nichts zufällig sei, ferner, daß die Götter durch bestimmte Erscheinungen offenbarten oder ankündigten, was geschehen werde. Beispiele solchen Glaubens finden sich massenhaft in dem, was wir jetzt als Aberglauben bezeichnen. Wenn das Pferd (Wodans Tier) die Mähne sträubt und ängstlich tut, so sieht es einen geisterhaften Leichenzug; wenn es aber mit den Ohren klappt, so erblickt es einen Hochzeitszug; wenn es an jemandem aus dem Hause nicht vorbei will, so muß er bald sterben. Wenn die Pferde ungewöhnlich stark wiehern, so bedeutet das Krieg. Wenn man beim Beginn einer Reise zuerst einem Schimmel begegnet, so wird man nicht mehr lange leben. Wenn die Katze (das Tier Freias) sich putzt oder einen krummen Buckel macht, dann kommen Gäste oder Freier für die Tochter des Hauses. Wenn die Katze scharrt oder kratzt, so kommt am andern Tage der Wind aus der Gegend, wo die Katze kratzt. Man beachte, daß alles, was verkündigt ward, in engster Beziehung zu den Göttervorstellungen stand, von Wodan, dem Kriegs- und Totengott, von Freia, der Göttin der Toten, des Windes, des Hauses. Man beachte ferner das Wenn — dann. Der Mensch faßte das Nacheinander der Erscheinungen als ein Auseinander, als ein Abhängig-voneinander aus; und da er nun glaubte, daß die Gottheit durch die Erscheinung a ankündige, daß sie b folgen lassen wolle, so war ihm das Wissen von a ein Mittel, b vorauszusagen. Wer das konnte, der war ein Weissager, ahd. wizzago (ahd. wizag = schauend, wissend, kundig, ein Adjektiv zu wissen; ahd. sago = der Sprecher; beide vereinigt zu ahd. wizzago, davon wissagön = weissagen), Weissagen war also eine Kunst des Wissenden, und dafür galten vor allen die Priester und Priesterinnen. Unsere Darlegung zeigt aber auch, daß wir in dem Weissagen einen ersten, wir müssen es bewundernd bekennen, großartigen Versuch des menschlichen Geistes erblicken müssen, die ungeheure Vielheit der Erscheinungen zu ersassen. Wie Taeitus, Germania 10, erzählt, galten als die vornehmsten Tiere der Weissagung ganz weiße Rosse, die heiligen Tiere Wodans. Sie wurden von der Gemeinde in heiligen Hainen und auf Waldtriften gehalten und waren frei von allem gewöhnlichen Dienst. Der Priester, der König oder der angesehenste Mann des Volkes spannte sie an den heiligen Wagen, beobachtete ihr Wiehern, Schnauben und Stampfen und kündete auf Grund solcher Beobachtung den Willen der Götter. Volkskunde: Schier unendlich ist das, was nach allgemeinem Aberglauben die Zukunft verkündet. Aus den vielen Beispielen (Wuttke, §§ 262 bis 378) wähle jeder Lehrer 1. das, was heimatlich ist, 2. das, was durch irgendwelche Züge, z. B. hinsichtlich der Tiere, des Windes, der Wolken, der Zeiten, die alten Beziehungen auf den Götterglauben erkennen läßt. 2. Das Tpfer. Opfern ist ein lateinisches Lehnwort; lat. operari, d. i. Almosen spenden = ahd. opfarön. Also das Opfer war Spende,

16. Erzählungen aus Sage und Geschichte des Altertums und der ersten Periode des Mittelalters - S. 119

1901 - Dresden : Damm
6. Der kraftvollste und erhabenste der Shne Wodans ist Donar. Er ist der Gott des die Erde befruchtenden Gewitters, der Gott des Ackerbaues und aller menschlichen Kultur. Auf einem von Bcken gezogenen rollenden Wagen durch die Lfte fahrend, schleudert der rotbrtige Donnerer seinen nie fehlenden glhenden Blitzhammer, der nach jedem Wurfe wieder von selbst in die eisenbewehrte Faust des Gottes zurckkehrt. Damit trifft er die trotzigen Hupter der Stein-riefen; sie spaltend und die Schroffen des Felsgebirges all-mhlich zerbrckelnd, schafft er fruchtbares Ackerland. Als Gott des Ackerbaues ist er auch Beschtzer des huslichen Herdes, der Familie und Ehe, die er mit seinem Stahl-Hammer heiligt. Wie Wodan vor allem der Gott des Helden, so ist Donar vorzugsweise der Gott des Bauern, dem er in Erscheinung und Wesen gleicht. Auch ihm weihten die Germanen gern Berge, daher die vielen Donners-berge" in Deutschland. Heilig war ihm die Eiche, von Tieren der Fuchs und das Eichhorn, von den Wochentagen der Donnerstag. 7. Ein Sohn Wodans ist auch Ziu, der einarmige Schwertgott; grausam und blutdrstig strzt er sich selbst in das Kampfgewhl. Man pries ihn in Schlachtliedern und fhrte ihm zu Ehren die noch lange blichen Schwert-tnze auf. Ihm war der Dienstag heilig. Ein Sohn Wodans ist auch Paltar (Baldur), der strahlend schne, jugendliche, Leben und Freude spendende Gott des Frhlings-lichtes, der von seinem blinden Bruder Hdur, dem Gott des lichtlosen, Erstarrung und Tod verbreitenden Winters, auf Anstiften des bsen Loki unwissentlich gettet wurde. 8. Wodans Gemahlin ist Freya, die Gttin der Ehe und des huslichen Herdes, daher auch die Beschtzerin der Spinnkunst. Als solche lebt sie noch heute unter dem Namen der Frau Holle (Hulda) in Niederdeutschland, als Bertha (Berachta = die Glnzende) im Glauben des ober-

17. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 10

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
10 ihrem Bruder zu Ehren gefeiert wurde, ist die Maifeier mit Maiwagen und Mairitt, bei dem der blumengeschmckte Maigraf (Donar) die bekrnzte Maigrfin (Ostara) begleitet. Die Osterfeuer, die vornehmlich in nord-deutschen Landen angezndet werden, bedeuten die Scheiterhaufen des vom Frhling besiegten und getteten Winterriesen. Des Donnerers Gemahlin ist die goldhaarige Sippia, die Gttin der Frchte, insonderheit des Getreidefeldes. Ihr Name, der sich bis auf unsere Tage in den Ausdrcken Sippe und Sippschaft erhalten hat, bedeutet Freundschaft, Verwandtschaft. Sie galt bei den Germanen als die Mutter der Genossenschaften und Stammesverbindungen. Auch sie stand, gleich ihrem Gemahl, der Witterung vor, auch ihr war die Eiche heilig; geopfert wurden ihr Blumen und Frchte. Zill (Tyr). Er ist der Sohn Wodans, der Schwertgott. Wodan und Ziu (bei den Sachsen Saxnot) lenken Schlacht und Krieg. Whrend aber Wodan sich darauf beschrnkt, den Speer der das feindliche Heer zu werfen und es also dem Untergang zu weihen, strmt Ziu jauchzend einher und schreckt und verwirrt die Feinde. Wodan ist der hehre, Ziu der frchterliche Kriegsgott und Wodans ausfhrende Hand. Sein Zeichen ist das mnnerwrgende Schwert, man pries ihn in schauerlichen Schlachtliedern, und ihm galten die gefahrvollen Schwerttnze. Von den Schlachtliedern berichtet Tacitus: Die Germauen haben eine Art von Kriegsgesngen, durch deren Vortrag, Bardit genannt, sie sich zum Kampfe begeistern, und deren Klang fr den Ausgang der bevorstehenden Schlacht als Vorbedeutung gilt. Denn je nachdem der Gesang durch die Schlachtreihe braust, flt er dem Feinde Schrecken ein oder erfllt sie selbst mit Zagen. Es scheint, als ob er ihnen nicht sowohl den Ausdruck menschlicher Stimmen als den kriegerischer Kraft bedeute. Vor allem streben sie nach rauher Wildheit des Tones und dumpf grollendem Wiederhall. Deshalb halten sie den Schild vor den Mund, damit die Stimme, an der Wlbung sich brechend, voller und strker zurckhalle." Von den Schwerttnzen vermeldet er: Sie haben nur eine Art Schauspiele, bei allen Zusammenknften dieselbe: Jnglinge, denen das Spiel Freude macht, tanzen nackt zwischen Schwertern und drohenden Frameen die bung bewirkt ein kunstvolles Spiel, das kunstvolle Spiel Anmut ; doch nicht um Gewinn oder um Lohn, der Preis des verwegenen Mutwillens ist der Zuschauer Vergngen." Ziu hat dem Dienstag den Namen gegeben, nordisch Tysdag, ale-mannisch Ziestag, bayrisch Ertag, Erchtag. Vielleicht ist auch der Name der Eresburg auf Ziu zurckzufhren. Fro. Fro oder Freyr ist der frohe, frohmachende und beseligende

18. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 107

1883 - Heidelberg : Winter
Sitten und Einrichtungen der alten Deutschen. 107 haben mag, stand über dem ganzen All der unsichtbare sich selbst gleiche, ewige Schöpfer desselben, genannt Allsadnr, d. i. Allvater, ans welchem ein von ihm abhängiges Göttergeschlecht samt der Welt hervorging. An der Spitze dieser Götter stand Wodan (altnordisch Odin), auf den der Beiname Allfadnr überging, und der mit seinem einzigen Auge auf das Thun der Menschen herabschaut und ihre Geschicke lenkt, insbesondere Sieg verleiht. Wodans Gemahlin, die Göttermutter, hieß Frea oder Frigga, die Göttiu der Ehe und Ordneriu des Hauses. Wodans zwei vornehmste Söhne hießen 1. Tyr (althochdeutsch Tiu oder Ziu), der Gott des Krieges oder Kriegsruhms, dessen Namen sich in Deutschland nur in Ziestag, Diestag, Dienstag, dies Maitis erhalten hat; man dachte sich ihn ohne Gemahlin und ohne Söhne. 2. Thor (statt Thonr, althochdeutsch Donar oder Thunar), der Gott des Donners, dessen Andenken sich erhalten hat in Donnerstag, Donnersberg. Von diesen drei Haupt- oder obersten Göttern nennt die nordische Lehre Wodan den Hohen, Tyr den Gleichhohen und Thor den Dritt-hohen. Zur zweiten Göttergruppe gehören Freyr, d. i. Herr, der srenndliche Sonnengott, Gott des Friedens und der Fruchtbarkeit, dessen Hauptfest — Jol oder Jul — zur Zeit der Sommersouueuwende mit Eber-Opsern gefeiert wurde. Seine Schwester war Freja, d. i. die Herrin (gotisch Franja, Frau), die Göttin der Liebe; ihr war der Freitag gewidmet. — Wodans übrige Sohne find minder mächtig, unter ihnen aber ragen hervor Baldur oder Baldr, d. i. Held oder Fürst, der schönste, beredteste, weiseste und sanfteste unter den Äsen und Braga oder Bragi, der Gott der Dichtkunst und Wohlredenheit. — Als der zwölfte dieser Äsen, von denen jeder zugleich einem Monat vorgesetzt war, erscheint der hübfche, aber lug- und trughafte Loki. Neben diesem Göttergeschlechte erscheint das Geschlecht der Riesen und das Geschlecht der Zwerge. Während die Götter geistige Gewalten sind, sind die Riesen die personificieren Elemente oder die großen Naturgewalten. Der Riesenheimat gehören auch die drei über die Menschen- und Götterwelt waltenden Schicksalsgöttinnen an, die Nomen, von welchen Urd die Vergangenheit, Verande die Gegenwart und Sknld die Zukunft darstellt. — Die Zwerge, kleine, kraftvolle, kluge Geister, sind die personificieren kleinern Regungen der Natur, besonders die im Schoße der Erde wirkenden Naturkräfte; sie bewohnen das Innere der Erde, besonders der Berge, wo sie die Metalle hüten und sich als Kobolde den Menschen verführerisch erweisen. — Verwandt mit den Zwergen, aber doch unterschieden von ihnen, sind die Elfen, gute Naturgeister.

19. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 110

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
ihm Frigg zur Seite, die Schtzerin der Frauen, bei einigen Stmmen Bertha geheien. Sein Sohn ist Donar, der Gott des Gewitters. Wenn er auf seinem mit Ziegen bespann-ten Wagen dahinfhrt, sprhen die Blitze aus seinem roten Barte. Damit der Frhling einziehen kann, zerschmettert sein Hammer im Rollen des Donners die Fesseln, welche die Riesen, die finstern Frostmchte, der lieblichen Erdgttin Nerthus (Hertha, Gerda) umgelegt haben, und im Regen keimt die Ernte. Der Sonnengott Froh oder Freyr reitet auf goldborstigem Eber der das blhende Kornfeld; seine Schwester Frouwa oder Freya ist die Gttin der Ehe, der Anmut und der Lust. Froh hnlich ist Bald er, der jugendschne Gott des Frhlings, des Rechtes und der Weisheit. Ihn erschiet mit der Mistel-staude, von dem Feuergotte Loki angestiftet, der blinde Hdur; da zerspringt seiner Gattin Nanna vor Wehmut das Herz: sie ist eine Frhlings- und Bltengttin gleich der goldbeschuhten Oftara, der Osterfee, deren Hsin rote Eier legte. In der Tiefe der Seen und Brunnen haust Frau Hold a (Holle) mit ihren Kobolden und Wichten. Zu ihr kommen die Seelen der Kinder, wie die Frauen zu Freya; der Männer aber, die den Stroh-tob" gestorben sind, wartet die dstere Helm der Unterwelt. 3. Mit Mittelgar d, der Erde, ist die Heimat der Asen-gtter", As g ard, durch den Regenbogen verbunden. der diese Brcke geleiten Wodans Schlachtjungfrauen, die Walkren, die Helden, die sie auf dem Schlachtfelde, der Walstatt, durch ihren Ku zur Lust des Speertodes" gekrt haben, in Wodans Gtter-brg Walhalla. Ihre Sparren sind Speere, Schilde das Dach; die Bnke bedecken Brnnen." Dort den sich die Einherier" unter Allvaters" Leitung tglich auf die schwerste Schlacht: die Gtterdmmerung, die am Ende der Tage einbricht. 4. Um die Erbe her windet sich die Midgardschlnge (das Meer), und fern im Norden lauert der Fenriswolf: zwei Schreckenskinder des entarteten Loki, die durch der Menschen Mord und Meineid immer grer und strker werden, bis sie zuletzt die Fesseln sprengen, in welche sie Donar geschlagen hat. Da rasen sie heran, die aufgerissenen Kiefer des Wolfes reichen vom Boden zum Himmelsgewlbe. Heimd all, Wodans Sohn, der Ahnherr der Menschen, der die Strahlenbrcke htet, stt in sein Horn. Da reitet Wodan im strahlenden Goldhelm an der Spitze der Götter und Einherier der den Regenbogen auf die Ebene Wigrid. In frchterlicher Schlacht kommen alle Götter um; die Sterne fallen vom Himmel, Wlfe verschlingen Sonne und Mond; die Erde geht in Flammen auf.

20. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 71

1897 - Breslau : Handel
1. Die alten Deutschen. 71 Die Masse des Volkes gliederte sich in adlige Freie, gemeine Freie, Halbfreie, unfreie Tagelöhner und Sklaven. Aus den adligen Freien wurden die Könige, Herzöge und Gaufürsten gewählt. Die gemeinen Freien, die Bauern, bildeten den Kern des Volkes. Die Halb fr eien waren Besiegte; sie lebten als Hausdiener, Handwerker oder (gegen Zins und Fron) als kleine, von einem Freien abhängige Landwirte. Die Freien trugen langes Haar und waren waffenfähig; die übrigen Stände mußten sich die Haare scheren lassen; doch waren die Halbfreien auch waffenfähig. Kriegswesen. Hatte die Volksversammlung den Krieg beschlossen, so wurde der Heerbann aufgeboten, d. h. alle waffenfähigen Männer mußten sich um den König oder Herzog sammeln. Zur Teilnahme an kriegerischen Unternehmungen, welche über die Grenze des Landes führten, war jedoch der Heerbann nicht verpflichtet. Für derartige Kriegszüge sammelte irgend ein berühmter Führer kampflustige Jünglinge um sich, welche sich ihm auf Leben und Tod verpflichteten und dafür einen bestimmten Anteil der Beute erhielten. Eine solche freiwillige Waffenbrüderschaft nannte man eine Gefolgschaft. Als Angriffswaffen benutzten die alten Deutschen den Speer, das lange Schwert, Keulen, einzelne Stämme auch Streitäxte, Bogen und Pfeile. Als Schutzwaffe diente der große Schild, der am linken Arme getragen wurde. Lederkoller, Panzerhemden und eiserne Helme lernte man erst durch die Römer kennen. Vor der Schlacht ordneten sich die Kämpfer nach Gauen; als Feldzeichen wurden die Bilder wilder Tiere vorangetragen. Den Angriff begannen sie unter Anstimmung eines furchtbaren Kriegsgeschreies. Von der eigentlichen Kriegskunst verstanden sie nichts; sie kämpften am liebsten Mann gegen Mann. Das Verlassen des Führers galt als todeswürdiges Verbrechen. Religion. Die alten Deutschen waren Heiden. Ihre Religion war eine Naturreligion, d. h. sie dachten sich die in der Natur wirkenden Kräfte als Personen und verehrten diese als Götter. Der oberste Gott war Wodan (Odin). Er war die schaffende und bildende Kraft, der Geber alles Guten; daher waren ihm die Viehställe, die Obstbäume und Weinstöcke geweiht und wurden ihm von deren Ertrage Opfer gebracht. Er war aber auch der Lenker der Schlachten. In seiner Begleitung befanden sich die Walküren (Schlachtenjungfrauen), welche die Seelen der Gefallenen in die Walhalla, die Burg Wodans, führten, wo sie dann in ewiger Jugend als Tisch- und Kampfgenossen Wodans lebten. — Die Gemahlin Wodans hieß Fria (Frigg). Ein Sohn Wodans war Donar (Thor), der Gott des Landmannes, welcher den Regen gab und die Gewitter schickte. Ihm war die Eiche geweiht. Seine Waffe war der Hammer, der, als feuriger Blitz zur Erde fahrend, alles zerschmettert. — Andere Gottheiten waren: Baldur, der Gott des Lichtes; Ziu (Tyr), der Kriegsgott; Freia (Holda, Frau Holle, Bertha), die Göttin der Schönheit und des Frühlings.