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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 286

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 286 — Der König unterstützte die Dichter, Künstler und Gelehrten mit freigebiger Hand, zog sie an seinen Hof und ließ durch sie seinen Nuhm der Welt verkünden. 2. Ludwigs Hof. — Am Hofe Ludwigs herrschte eine nie gesehene Pracht. Auf den kostbaren Schlössern, die er erbaut hatte, drängte ein glänzendes Fest das andere. Da sah man den König umgeben von einem Heere von Schmeichlern. Man nannte ihn den Großen, man pries seine Weisheit höher, als die des Salomo. Tausende von Menschen waren einzig für sein Vergnügen beschäftigt. Seine ganze Umgebung war in Kleidung, Gang, Benehmen an genau vorgeschriebene Regeln gebunden. Alle Gebräuche zielten darauf hin, die Majestät des Königs zu erhöhen. Der Aufwand, die Verschwendung kannte keine Grenzen. Und dieser Glanz verführte die Herzen und verdarb die Sitten. Am französischen Hofe herrschten viele Sünden und großer Leichtsinn. Gleichwohl galt er andern Fürsten als Muster, das sie nachahmten; französische Sitten und Künste, französische Moden, französische Sprache verbreitete sich überall hin, und feine Bildung glaubte man sich in Paris holen zu müssen. 3. Ludwigs Kriege. — Beinahe die ganze Regierung Ludwigs war mit Kriegen erfüllt. Dieselben wurden meist ohne Ursache, aus bloßer Eroberungssucht unternommen. Denn es gelüstete den ehrgeizigen König darnach, seinen Namen mit Kriegsruhm zu schmücken und die Grenzen seines Reiches auf Kosten der Nachbarländer zu erweitern. Daher wurden Spanien, Holland und das Deutsche Reich mit Krieg überzogen. Und Frankreichs Heere, geführt von den ausgezeichnetsten Generalen, kämpften lange siegreich. Deutschland, uneinig in sich, geschwächt durch den dreißigjährigen Krieg, vermochte ihnen nicht zu widerstehen. So wurden seine Grenzlande, namentlich die schönen Rheingegenden, von den Feinden gräßlich verheert und geplündert. Die volkreichen Städte der Pfalz wurden in Aschenhaufen, das Land umher in eine Wüste verwandelt. Noch jetzt erinnern die Trümmer zahlloser Burgen und stolzer Schlösser an diese Zerstörungsgreuel. Selbst die Ruhestätten der Toten waren vor

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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 686

1858 - Weimar : Böhlau
686 Schlosse hätten nähern wollen, niederschießen zu lassen. Am 11. De- cember 1792 wurde Ludwig vor die Schranken des Convents geführt. Man hatte seit einigen Tagen die harte Behandlung der könig- lichen Gefangenen verschärft und ihnen, wie Verbrechern, die ihr Todes- urtheil erwarten, alle schneidenden Werkzeuge wegnehmen laffen. Ludwig konnte deshalb darauf gefaßt sein, daß er als Opfer der Parteiwuth und Bosheit fallen werde. Bei dieser Gewißheit wäre es seiner würdi- ger gewesen, seinen anmaßlichen Richtern nur die Antwort zu geben, daß ec empörte Unterthanen nicht als seine Richter anerkenne. Ludwig wurde ganz unvorbereitet vor den Convent geführt; nicht einmal Haar und Bart zu ordnen, hatte man ihm gestattet, um ihn herabzuwürdigen. Die tiefste Stille herrschte, als er, begleitet vom Maire und zwei Bür- gergeneralen, vor die Versammlung trat. Mit dem Hut in der Hand blieb er vor den Schranken stehen. „Louis Capet, redete der Präsident Barreré ihn an, die französische Nation klagtsie an. Man wird Ihnen das Verzeichniß Ihrer Verbrechen vorlesen. Sie können sich setzen." Auf die in langer Berathung von einem Ausschüsse höchst verfänglich gestellten Fragen antwortete Ludwig klug und abgemessen, und das auf seine Herabwürdigung angelegte Verhör verschaffte ihm zum ersten Mal einen Triumph über seine Feinde. In seinen Mienen lag die Ruhe und Gelassenheit der Unschuld, in seinem ärmlichen Aeußern zeigte er Würde und Anstand. Aber bei den Jakobinern war seine Hinrichtung eine fest beschlossene Sache. Als Ludwig von dem peinlichen Verhör in den Tempel zurückkam, wurde ihm die Mittheilung gemacht, daß er während der Untersuchung von seiner Familie getrennt werden würde. In dem Convent verlangten nach Ludwigs Entfernung die Jakobiner den Kopf des Tyrannen, und die Gallerien jauchzten ihnen Beifall zu. Bei der unverhohlenen Mord- tust der Jakobiner war die Gironde überzeugt, daß die Rettung deß Kö. nigs nur durch unmittelbare Lossprechung bewerkstelligt werden könne, und sie setzte es durch, daß dem ehemaligen Oberhaupte des Staates die Wahl von Vertheidigern gestattet wurde. Als solche boten sich meh- rere erfahrene Rechtsgelehrte an. Der König wählte Tronchet und Target. Als Letzterer feig genug war, das ehrenwecthe Amt abzuleh- nen, erbat sich solches als Zeichen besonderer Gunst Malesherbes, einer der Minister aus Ludwigs erster, glücklicher Zeit. Selbst der Con- vent war über Targets niedrige Gesinnung empört; dieser mußte aus Paris vor dem Volke entweichen, welches die Thür von Malesherbes mit Blumen bekränzte. „Sie setzen ihr Leben daran, ohne das meinige retten zu können, sprach der König zu Malesherbes, das Volk hat den Willen und die Mittel, mich zum Tode zu führen." Das schreckte den Greis nicht ab. Gerührt durch diese Hingebung erkor ihn Ludwig zu seinem Anwalt. In allen Provinzen erhoben sich Stimmen für den König; die alte Liebe wurde wieder wach; aber die Bessern standen ver- einzelt; es einte sie kein Band, kein festes Ziel. Die beiden Vertheidi- ger, Tronchet und Malesherbes, glaubten ihre durch das Alter ermatte- ten Kräfte dem Auftrage nicht ganz gewachsen und erlangten es, daß ihnen de Seze, ein jüngerer Rechtsgelehrter, beigegeben wurde. Am 26. December erschien Ludwig, von seinen Sachwaltern begleitet, zum letzten Male vor den Schranken des Convents. De Söze

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 288

1889 - München : Franz
288 Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685. und einige Ratsherrn hatten sich von Ludwig bestechen lassen, aber die Einwohnerschaft blieb reichstreu und deutsch gesinnt. Da erschien zur Zeit, als die vornehmsten Brger aus der Frankfurter Messe waren, ein franzsisches Heer vor der Stadt und zwang sie zur bergabe. So ward Straburg, einst eine der angesehensten Reichsstdte, deren Banner auf Rmerzgen gleich hinter dem Reichsadler getragen worden war, 29. Sept. 1681 französisch. Das Reich beschrnkte sich auf ohumch-tige Protestationen von Seite des Regensburger Reichstages, willigte aber 1684 doch in den zwanzigjhrigen Waffenstillstand, den Ludwig anbot, und der diesem den Besitz der reunierten Pltze zugestand. Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685. Nachdem sich Ludwig so den Frieden von auen gesichert hatte, schritt er zur Ausrottung des Kalvinismus in Frankreich, da es zu feiner Auffassung vom Knigtum und der Stellung der Unterthanen nicht pate, wenn Tausende der letzteren sich zu einem andern Glauben bekannten, als ihr Monarch. Nachdem schon Richelieu (1628) den Hugenotten ihre politische Sonderstellung in Frankreich entzogen, nahm Ludwig 1685 auch die religise Seite, also deu Rest des Ediktes von Nantes zurck. Er befahl smtlichen Hugenotten Frankreichs, katholisch zu werden und untersagte sogar bei Galeerenstrafe und Gterverlust diel Auswanderung, um einer Entvlkerung in den vorwiegend protestantischen^ Auswanderung Gegenden des Sdens und Westens vorzubeugen. Aber trotz der v. Hugenotten. jcharfm berwachung der Grenze entkamen Tausende, indem sie ihre Flucht auf dem Landweg meistens bei Nacht. zur.see. unter Waren-Ii allen versteckt, vollzogen. " Viele si?M^-Refugi6s) machten von der j Einladung des groen Kurfrsten Gemmch und brachten dessen (noch j unter den Wirkungen des 30jhrigen Krieges leidenden) Provinzen (bej Franzsische sonders Brandenburg mit Berlin) die hochentwickelte franzsische Jndnstril Einwanderung (tior allem die Seidenspinnerei und Strumpfwirkerei) und die blhend tn Berlin. Gartenkultur ihrer Heimat. Auch die.schweiz, die Rheinpfalz, Hollanf und England nahmen flchtige Hugenotten^ auf. Bei oerr Zurckblei-, benden suchte' Ludwig dadurch den Widerstand zu brechen, da er ihrej Kirchen niederreien, ihre Prediger und Lehrer einkerkern lie odetj verbannte und die besonders glaubensfesten Familien mit harter Ein-Dragonaden quartierung, den sog. Dragonaden, mihandeln und ihren Wohlstand vielfach ruinieren lie. Aber die Folge dieses Druckes war schlielich der Aufstand der Bauern- und Hirtenbevlkerung in den (Severinen, der Camisarden- sog. Camisardenkrieg, der 1702 ausbrach, aber bei der bermacht krieg 1702. Knigtums mit der Niederwerfung der Aufstndischen endete. Frankreichs und bezogen von dort Jahrgelder. Mit Anspielung auf thre egoistische Politik nannte man sie nur die drei Egonisten. !) Camisa sdfranzsisch fr chemise (Hemd); die Camisarden waren also nach ihren einfachen Leinenkitteln benannt.

3. Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 7

1899 - München [u.a.] : Oldenbourg
76. Ludwigs Xiv. erste Raubkriege 1666-1679. 7 dem Grundsatze: L'titat c'est moi der Staat bin ich!" Er duldete keinerlei berwachung oder Mitregierung seitens der Reichsstnde und des Pariser Parlaments und gewhnte den Adel, seine Ehre in der Verwaltung von Hof- und Heeresstellen zu suchen. Zugleich aber ver-stand es Ludwig, alle Krfte der Nation fr seine Zwecke auszuntzen und mit der Zeit seinen Hof glicht blo zum politischen, sondern auch zum geistigen Mittelpunkt Europas zu erheben. 76. Ludwigs Xiv. erste Raubkriege 16661679. 1. Ludwigs wachsende bermacht. Seitdem Ludwig die Selbst-regieruug bernommen, ging er mit allen Mitteln darauf aus, Frankreichs Besitzstand zu vermehren und sich selber eine persnliche Vorherrschaft in Europa zu erringen. Darum begann er unter Verhhnung alles Rechtes eine Reihe frevelhafter Kriege, welche in der Geschichte als Raubkriege bezeichnet zu werden pflegen. Die Zeitlage erleichterte ihnv^Z ^ t die Ausfhrung seiner ehrschtigen Plne. Ursachen des franzsischen bergewichtes. Die Grnde, welche zu jener Zeit Frankreich und seinem König ein thatschliches Ubergewicht verliehen, sind hauptschlich folgende: 1. die Schwch'e d'er Nachbarlnder, namentlich des deutschen und des spanischen Reiches, sowie die Ohnmacht Englands, welches durch innere Un-ruhen verhindert war. in europischen Angelegenheiten seine Stimme geltend zu machen; 2. die reicheren Hilfsquellen, welche Frankreich unter der einsichtsvollen Finanzverwaltung des Ministers Colbert aus den Ertrgnissen seines ent-wickelten Gewerbes, seines blhenden Handels und iseiner ergiebigen Boden-kultnr zu ziehen vermochte; 3. die strkere Wehrkraft des wohlbevlkerten Landes, das gegen 21 Millionen Einwohner zhlte, und die grere Tchtigkeit seiner Heere und Heeres-leiter (wie Tnrenne, Conde, Lguvois, Luxembourg, Bauban u. a.); 4. die hhere geistige Entwicklung, welche Frankreich seit Richelieus Zeit in Sprache und Wissenschaft, in Kunst und Dichtung errungen, ein Vorzug, der bei den meisten Nachbarvlkern eine Uberschtzung der franzsischen Nation hervorrief; 5. die glanzreich ^Hofhaltung d es Knigs, die Ruhmsucht des franzsi-schen Volkes und die blinde Ergebenheit der Staatsleiter in den Willen ihres Monarchen; 6. die Gewaltthtigkeit und Gewissenlosigkeit der franzsischen Politik, die auch auf gegnerischer Seite ein allzu williges Entgegenkommen fand; namentlich haben franzsische Hilfsgelder", Jahreszahlnngen" und Gnadengehlter", wofr groe Summen ins Ausland gingen, gefllige Auf-nhme gefunden und Ludwigs Plnen oftmals die Wege gebahnt. der die

4. Der Unterricht in der Geschichte - S. 9

1893 - Delitzsch : R. Pabst
Freyburg und Naumburg. 9 mciucr ein Rabennest und in demselben den Siegelring des Bischofs. Die Unschuld des treuen Dieners war somit erwiesen. Nun ließ das Gewissen dem Bischof keine Ruhe mehr. Zur beständigen Erinnerung an sein Verbrechen befahl er, an den Mauern des Turmes einen Raben mit dem Ringe im Schnabel und darüber zwei erhobene Hände anzubringen. Sodann bestimmte er, daß auf ewige Zeiten auf dem Schloßhofe ein Rabe im Käfig unterhalten werde, damit die Nachwelt sich ein Exempel darau nähme, welches Unglück der Jähzorn anrichtet. 9. Ludwig der Eiserne (1170). • warum Ludwig den Beinamen „der Eiserne" führte. Ludwig war noch sehr jung, als er Landgraf von Thüringen wurde. Er zeichnete sich durch Herzensgüte aus; bekümmerte sich indes wenig um die Regiernngsgeschäste. Daher kam es, daß die Edelleute sich allerlei Mißhandlungen und Bedrückungen gegen ihre untergebenen Bauern erlaubten. Diese mußten das Feld ihrer adligen Herren bebauen; oft wurden sie sogar vor den Pflug gekannt und mit Peitscheuhiebeu angetrieben. Von alledem erfuhr Ludwig nichts. Einst verirrte er sich auf der Jagd und kam fpät abends nach Ruhla an die Hütte eines Waldschmiedes. Der Schmied bewirtete seinen Gast, so gut es ging. Nach dem Abendessen legte der ermüdete Land^ gras sich aus ein ans frischem Stroh zubereitetes Lager und schlief bald ein. Frühmorgens weckte ihn das Hämmern in der Schmiede. Er hörte den Schmied ein Lied singen, dessen einzelne Strophen mit den Worten endeten: „ Landgraf Ludwig, werde hart!" Der Landgraf sprang aus und erkundigte sich nach dem Sinne dieser Worte. Da erzählte ihm der Schmied von dem Treiben der adligen Herren. Jetzt stellte Ludwig genaue Untersuchungen an und bestrafte die Übelthäter streng. Die Ritter, welche die Bauern gemißhandelt hatten, ließ er zur Strafe au den Pflug spaunen, und sie mußten das Feld bei der Neueitburg, einem Schlosse bei Freyburg an der Unstrut, umpflügen. Dieses Feld heißt noch heute der Edels- oder Adelsacker. Viele der Edelleute wollten sich rächen und trachteten dem Landgrafen nach dem Leben. Zu feiner Sicherheit umgab er sich mit einem eisernen Panzer, woher sich der Beiname des Landgrafen schreibt. 10. Tie Hnsiten vor Nanmbnrg (1432). a) Ötßy flöt* in der die Stadt flaumburg war. Der Bischos Goch von Naumburg hatte aus der Kirchenversammlung zu Kostnitz (Konstanz) am Bodensee für die Verbrennung des böhmischen Reformators Hns gestimmt. Nun wollten die Anhänger des Hus, die Hnsiten, Rache ausüben. Im Jahre 1432 rückten sic unter Anführung des Prokopins vor Naumburg. Todesangst ergriff die Einwohner, wußten sie ja, daß die Hnsiten sich vorgenommen hatten, Naumburg sürchter-

5. Teil 2 - S. 231

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 231 — Ii. Jaröietung. A. Der neue Stoff. 1. Dev erste Raubkrieg. Seit dem Jahre 1643 regierte in Frankreich Ludwig Xiv. Wahrend seiner Minderjährigkeit führte die Regierung ein fast allmächtiger Minister. Nach dessen Tode ergriff der König selbst die Zügel der Regierung. Sein Wahlspruch war: „Der Staat bin ich." Nachdem er im Innern seines Landes alle seine Unterthanen zu Ruhe und Gehorsam gezwungen, die widerstrebenden Kräfte überwunden und eine unumschränkte Herrschaft, wie keiner seiner Vorgänger, begründet hatte, suchte er Frankreichs Macht auch nach außen hin zu erweitern und ihm die Übermacht unter den europäischen Staaten zu erkämpfen. Dabei mußten ihm alle Mittel der List und Gewalt in gleicher Weise dienen. Nicht zufrieden mit den Erwerbungen im westfälischen Frieden, suchte er den ganzen Rhein zur Ostgrenze Frankreichs zu machen. Bald hatte er einen Vorwand zum Kriege gefunden. Das heutige Königreich Belgien gehörte damals unter dem Namen „die spanischen Niederlande" zu Spanien. Der König von Spanien war gestorben. Ludwig, der mit dessen ältester Tochter verheiratet war, machte Ansprüche auf die spanischen Niederlande, obgleich er gar kein Recht darauf besaß. Aber gründ- und rechtlos begann er den Krieg, einen Raubkrieg, im Jahre 1667. Holland jedoch, das durch die Eroberung der spanischen Niederlande mit Recht für feinen eigenen Besitz fürchtete, schloß mit England und Schweden einen Bund gegen Frankreich und nötigte Ludwig, bald Frieden zu schließen. Jedoch erhielt er in demselben zwölf bereits eroberte Grenzplätze, darunter Charleroi, Donai, Tonrnai, Courtrai, Lille, Ondenarde, welche er zu unüberwindlichen Festungen umbauen ließ, wodurch er einen gewaltigen Festungsgürtel an der Nordgrenze seines Landes errichtete. 2. Der zweite Raubkrieg. Holland hatte es gewagt, den Siegeslauf des großen Königs zu hemmen. Aus Rache war daher Ludwigs zweiter Raubkrieg, 1672—1678, gegen dasselbe gerichtet. Wenn es gelang, das reiche Holland mit seiner Seemacht, seinen Kolonieen, seinem Handel zu unterwerfen, welch ein Zuwachs an Macht mußte das fein? Würden dann nicht die spanischen Niederlande von selbst an Frankreich fallen? Und wer wollte dann den großen Ludwig hindern, den Rhein zur Grenze seiner Herrschaft zu machen? Und wenn es den Franzosen gelang, die Küsten der Nordsee immer mehr in ihre Gewalt zu bringen, so hofften sie auch Herren zur See werden zu können. Die Zeit des Krieges war sehr gut gewählt, denn es war Ludwig gelungen, die bisherigen Verbündeten Hollands, England und Schweden, auf seine Seite au bringen. Ein rascher und leichter Sieg schien ihm gewiß, denn mit ihm

6. Das Vaterland - S. 145

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
145 derten, so wurden sie ungebärdig und zerschlugen, was ihnen zur Hand kam. Mehrmals bedrohten sie uns mit dem Säbel in der Faust. Wir waren dann froh, wenn wir mit einigen derben Püffen davonkamen. Denn wir bedachten, was Vater sagte: „Wenn uns die Schufte eins geben, daß wir das Aufstehen vergessen, so kräht kein Hahn danach." Als es den Eltern einmal nicht möglich war, den lästigen Gästen Fleisch vorzusetzen, da machten sie kurzen Prozeß und fingen ein paar junge Hühner vom Hofe weg, die sie selber in der Küche brieten. Damit waren sie auf den Geschmack gekommen, und täglich wurden ein paar Hühner weggeschlachtet, zum Jammer meiner Mutter. Zuletzt war nur noch ein Hahn übrig, der Liebling meines Bruders Ludwig. „Sein" Hahn war sein größter Stolz; denn im ganzen Dorfe gab es keinen stattlicheren. Bisher hatte das kluge Tier sich den Nachstellungen der bösen Franzosen mit Geschick ent- zogen, und Ludwig und ich jubelten laut, wenn er den Häschern wieder einmal über die Hecke ins Feld entwichen war. Als er aber eines Tages unter den Küchenfenstern auf und ab stolzierte und durch Krähen sein Futter forderte, da flog plötzlich ein schweres Stück Brett auf ihn und schlug ihn zu Boden. Der Franzose, der es ge- worfen hatte, sprang schnell hinzu, ergriff den Hahn, eilte in die Küche und schlug ihm den Kopf ab. Da stand Ludwig; die Thränen stürzten ihm aus den Augen; er erhob die geballte Faust gegen den Franzosen und schrie: „Warte, du Unmensch! Wenn ich groß bin, zieh' ich in den Krieg gegen euch und euern Lumpenkaiser!" Zum Glücke verstand der Franzose die Worte nicht, sondern lachte uns nur höhnisch ins Gesicht. Als aber nach sechs Jahren der König von Preußen das Volk zum Kampfe gegen die welschen Unterdrücker aufrief, da gehörten zu den ersten, die sich in Frankfurt stellten, auch wir, mein Bruder Ludwig und ich. Nach siegreich beendetem Kriege kam Ludwig, mit dem eisernen Kreuze geschmückt, aus Frankreich zurück. N. Berl. Lesebuch. 76. Die drei Gesellen. 1. Es waren drei Gesellen, die stritten widern Feind und thäten stets sich stellen in jedem Kampf vereint. Der ein' ein Österreicher, der andr’ ein Preusse hiess, davon sein Land mit gleicher Gewalt ein jeder pries. Woher war denn der dritte? Nicht her von Östreichs Flur, auch nicht von Preussens Sitte, von Deutschland war er nur. 2. Und als die drei einst wieder standen im Kampf vereint, da warf in ihre Glieder Kartätschensaat der Feind. Da fielen alle dreie auf einen Schlag zugleich; der eine rief mit Schreie: „Hoch lebe Österreich!“ Der andre, sich entfärbend, rief: „Preusssfi lebe hoch!“ Der dritte, ruhig sterbend, was rief der dritte doch? 10 Das Ssatcrlaub.

7. Die Neuzeit - S. 158

1915 - Kempten : Kösel
158 Das Heidelberger Schlo. das frheste von ihm errichtete Gebude. Die meisten andern Baulichkeiten, vor allem die Befestigungswerke, wurden erst nach dem Bauernkriege in Angriff genommen. Zunchst galt es die Westseite zu schtzen, weil hier das Gelnde sanft abfiel und dem Feinde Gelegenheit zu einem wirksamen Angriff bot. Hier entstand deshalb der dreiig Meter breite Stck garten. Als ein knstlicher Bergesrcken reckt sich dieser gigantische Wall der den Abhang vor, eingefat von wundervoll gegltteten und an ihren Rndern sauber bearbeiteten Stein-quadern. Nach Westen springt ein Befestigungsturm, das jetzige Rondell, aus der Mauerstche, während nach Norden die ganze Anlage ihren Abschlu in dem Dicken Turm findet. Nur noch die eine Hlfte des sieben Meter starken Steinringes hngt mit ihrer efeuumsponnenen, wildgezackten Bruchseite der dem Abgrund, während einst der Turm rote eine geballte Faust" der Stadt und Land drohte. Heute rauschen schattige Lindenbume der anmutigen Promenaden zusammen, wo zur Zeit Ludwigs die Stcke", d. h. die groben Geschtze standen. Dem Stckgarten an Khnheit der Anlage ebenbrtig ist der Nord wall. Er verbindet den Dicken Turm mit den lteren Schlomauern und schliet so den Hirschgraben ab, den jetzt eine urwaldartige Vegetation berwuchert. Der Graben wurde unter Ludwig und auch unter seinen Nach-folgern nicht imit Wasser gefllt, sondern man hielt darin allerhand Tiere, wahrscheinlich auch das traditionelle Lwenpaar. An der Sdostecke des Hirsch-grabens steht der ebenfalls von Ludwig errichtete Seltenleer", der kleinste Turm der Burg. Seinen Namen verdankt er dem Volkswitz; es wurden nmlich hier die Gefangenen aufbewahrt. Durch eine enge ffnung, das sogenannte Angstloch, lie man sie an Stricken in ein schlpfrig-eisiges Gewlbe, wohin nie ein Strahl der Sonne drang. Auch die Toranlage rhrt von Ludwig her. Von dem schlichten Brckenhause, das ursprnglich mit Palisaden geschtzt war, fhrt die heutigentags massiv steinerne Brcke zum Torturm hinber. Art dem Torturm ist lngst die astronomische Schlaguhr verschwunden, ebenso das steile Spitzdach, das man auf den alten Abbildungen sieht; dagegen sind die Skulpturen der dem Portal noch vorhanden. Zwei Lwen halten das (jetzt verschwundene) Pflzer Wappen und zwei martialische Kmpen von ungefgen Krperformen stehen zu beiden Seiten, bis an die Zhne in Eisen geschnrt, Schwert und Lanze in der gepanzerten Faust, wie der Stein ge-wordene Geist des kriegerischen Zeitalters. Zu den Anlagen, die lediglich Verteidigungszwecken dienten, gehrt endlich das sog. Zeughaus, eine schwerfllige Bastion mit zahlreichen Schiescharten, die sich wuchtig vor die Nordoftecke des Schlosses lagert. Nach Errichtung der eigentlichen Festungsbauten wandte sich Ludwig der architektonischen Ausgestaltung des Schlohoses zu. Der Frauenzimmerbau, dessen obere Stockwerke dem frstlichen Frauenzimmer" als Wohnung dienten,

8. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 41

1906 - Cöthen : Schulze
— 41 — Vorschlag, eine Gesellschaft zum Schutze der lieben Muttersprache zu gründen. Mit Begeisterung ging Fürst Ludwig auf den Plan ein und übernahm den Vorsitz dieser Vereinigung, die sogleich aus anhaltischen und weimarischen Fürsten und Edelleuten gebildet wurde. 2. Das Schloß zu Cöthen, das damals gerade in schönem italienischen Stile neu erbaut wurde, war bis zu Ludwigs Tode der Mittelpunkt der Vereinigung. Sie nannte sich nach ihrem Abzeichen, dem Palmbaume, der „Palmenorden" oder die „Fruchtbringende Gesellschaft" mit dem Wahlspruche: „Alles zu Nutzen." Ihre Mitglieder verpflichteten sich, löbliche Sitte und Tugend zu fördern, „sich erhaben, weise und nützlich zu erwei- sen und die hochgeehrte Muttersprache in ihrem gründlichen Wesen ohne Einmischung fremder ausländischer Fremdwörter im Reden, Schreiben, in Gedichten auf das zierlichste zu erhalten und auszuüben." Trotz der bald beginnenden Not des Dreißigjährigen Krieges war die Gesamtzahl der Mitglieder bei Fürst Ludwigs Tode auf 527, bei der Auslösung des Ordens im Jahre 1680 sogar auf 890 gestiegen. 3. Die bösen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges haben den Palmenodren nicht zur rechten Blüte kommen lassen. Die Gedichte und Schriften, welche von Ordensmitgliedern verfaßt oder unterstützt wurden, sind heute in Vergessenheit geraten. Deswegen darf man aber nicht etwa meinen, die Gesellschaft sei wider ihren Namen keine „fruchtbringende" gewesen. Gerade weil die Zeit so schwer war, gebührt dem Fürsten Ludwig unser wärmster Dank, daß er trotz aller Kriegsnot unermüdlich Mitglieder geworben und Schriften angeregt hat. Wie namenlos verwahrlost wäre die deutsche Sprache ohne die Tätigkeit des Palmenordens aus den Greuelzeiten des großen Krieges hervorgegangen! Fürst Ludwig aber hat dafür gesorgt, daß der Sinn für edle Sprachgewandtheit nicht ver- Fig. 25. Ludwig, Fürst zu Anhalt-Cöthen.

9. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 193

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
85. Erstürmung der Tuilerien, Absetzung und Hinrichtung des Königs. 193 sprach Ludwig, „ich bin hierhergekommen, um Frankreich ein großes Verbrechen zu ersparen." Man empfing ihn kalt und fuhr dann fort, über seine Absetzung zu beraten. Währenddessen erstürmte das Volk tue Tuilerien und metzelte die treuen Schweizer und die Edelleute nach heldenmütiger Gegenwehr nieder. Dann wurde die friedliche Dienerschaft -es Königs vom Hofmarschall bis zum Küchenjungen umgebracht und alles im Schlosse geplündert und zerschlagen. In der National-Versammlung hörte man das Knattern der Gewehre, sowie den Donner der Kanonen und hatte die Frechheit, dem Könige die Schuld für alles vergossene Blut aufzubürden. Die Absetzung des Königs wurde beschlossen. Wie Missetäter sperrte man ihn und die Seinen in ein turmähnliches Gebäude, welches der Tempel hieß. Keine befreundete Seele durfte sie besuchen. 3. Verurteilung des Königs (Januar 1793). Nach der Absetzung -es Königs löste sich die Nationalversammlung auf. Die Franzosen wählten eine neue Versammlung, welche sich Konvent nannte. Der Konvent erklärte Frankreich für eine Republik und übernahm selbst die Regierung. Die Jakobiner aber, welche im Konvent das Wort führten, waren nicht zufrieden, den uralten Thron Frankreichs gestürzt zu haben, sondern lechzten nach des Königs Blut. Um dem Könige ans Leben zu kommen, beschuldigten sie ihn, daß er es mit den Feinden Frankreichs halte. Schon im Frühjahr 1792 hatten nämlich Österreich und Preußen zum Schwerte gegriffen, um dem unglücklichen Königs-paare zu Hilfe zu kommen. Ludwig wurde vor den Konvent geführt. Er antwortete auf jeden Punkt der Anklage mit einer Ruhe und Klarheit, die selbst seine Feinde in Erstaunen setzte. Nach ihm sprach sein Verteidiger drei Stunden so überzeugend und rührend, daß wohl selbst Jakobinerherzen hätten weich werden können. Aber sie blieben hart. St. Just, Robespierres Freund, erklärte: „Wenn der König auch gar kein Verbrechen begangen hätte, so hätte er doch schon deshalb den Tod verdient, weil er König gewesen ist." Und ein anderer sagte: .„Könige sind Raubtiere; beide muß man ausrotten!" Endlich schritt man zur Abstimmung, und Ludwig wurde mit einer Mehrheit von wenigen Stimmen zur Hinrichtung verurteilt. Auch der Herzog von Orleans stimmte für seinen Tod, was selbst die Jakobiner niederträchtig fanden. 4. Hinrichtung des Königs (21. Januar 1793). Der für die -Hinrichtung bestimmte Tag erschien. Schon am Abend vorher hatte der König von Frau und Kind einen schrnerzensoollen Abschied genommen. Jetzt empfing er das heilige Abendmahl und bestieg, von einem Geistlichen und zwei Gendarmen begleitet, einen Wagen, der ihn langsam durch die Straßen führte. Der Weg bis zum Schafott war mit doppelten Reihen von Soldaten besetzt; alle Türen und Fenster waren geschlossen; Todesschweigen lag über der Stadt. Auf dem Konkordienplatze stand -ie Guillotine, ein neuerfundenes Fallbeil, welches die Arbeit des Köpfens mit furchtbarer Raschheit und Sicherheit verrichtete. Ludwig bestieg das Schafott; der Priester segnete ihn mit den Worten: „Sohn des heiligen Ludwig, steige gen Himmel I" Erst wollte der König nicht leiden, daß die Henker ihm die Hände auf dem Rücken banden; als Kaiser-Heine, Weltgeschichte. 6.|7. Auflage. 13

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 6

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 6 — "icht willigen würden, denn von der neuen Burg ans konnte ja die eigne im Falle eines Krieges leicht angegriffen werden (das letzte finden die Kinder selbst). Worin besteht die List? - Er ließ „in der Nacht", damit es niemand falie, Erde von seinem Grund und Boden hinausschaffen, um sagen zu können, er baue aus fein Eigentum. (Sollten die Kinder, was nicht zu bedauern wäre, noch nicht die „Klugheit" Ludwigs besitzen, so würden sie ans die folgenden Abschnitte zu verweisen fein.) Darstellung des Hinanftragens (Einfchaufelu, langsames Tragen, Ausruhen, Ausschütten unheimliche Stille). Der Bau ist vorbereitet: Die Balken sind behauen etc. Überschrift: Ludwig ersinnt eine Lift und fängt an zu bauen. Was werden die Herren von Frankenstein thun ? — Kämpfen (?) verklagen (?). 3. Zur Besprechung: Entweder suchen sie selbst den Kaiser auf oder schicken Boten. Auch damals gab es einen Kaiser in Deutschland, wie jetzt den Kaiser Wilhelm Ii., er war der oberste Richter. "Ludwig antwortete" — wahrscheinlich dem vom Kaiser Beauftragten. „Es" — vielleicht mit Fleiß unbestimmt, Ludwig mag nicht sagen: der Berg. Überschrift: Ludwig wird verklagt. Wie wird der Kaiser entscheiden? Wie würdet ihr entscheiden? Den Herren von Frankenftein recht geben? Der Kaiser wußte doch nicht, wie es war: Ludwig behauptete basfelbe, was die Herren von Frankenitein behaupteten. Da wirb der Kaiser in Verlegenheit gekommen fein, wem er recht geben solle. Er wird Zeugen verlangen. 4. Zur Besprechung: „Ehrbar" ? — Deueu man Glauben schenken könne. „Zu genießen?" — Dürfe er den Berg behalten und benutzen. „Gewann?" — Ludwig wird ihnen Versprechungen gemacht haben. L-ie haben jedenfalls auch um die List gewußt. Es müssen Unterthanen Ludwigs gewesen sein; denn vor andern wird das Geheimnis streng bewahrt worden fein. „Ritter" (Retter) — solche, die zu Pferb in den Krieg zogen; ein „Graf" hatte viele Ritter unter sich. „Trat" Ludwig stanb nicht allein mit seinen Rittern auf dem Wartburgberg, fonbern außer ihm noch der ober die Richter (jebenfalls nicht der Kaiser, fonbern feine Stellvertreter), die Kläger, Gefolge. „Zogen die Schwerter aus"? — Das Schwert bildete „ein Kreuz", und es sollte recht überzeugenb aussehen, daß sie die Schwerter in den Berg stießen. Anschauliche Darstellung der feierlichen Hanblung; der kaiserliche Richter wirb dann jebenfalls gleich das Urteil sprechen. Erbitterung bet Kläger — Freube Lubwigs. Überschrift: Der Berg wirb Ludwig zugesprochen. Ludwig baut nun ohne Sorge weiter. Aber so schnell geht ein solcher Bau doch nicht vor sich! — Viele Arbeiter, welche Nahrung und

11. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 10

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 10 — Schwur zu veranlassen. Er bestimmt, daß der Graf sein Anrecht au deu Berg beschwören soll. Damit aber eiu Meiueid möglichst verhindert werde, muß derselbe zwölf ehrbare Eideshelfer beibringen. Ludwig denkt nicht darau, wie genau man es mit einem Eide nehmen muß, und eine wie große Sünde der Meineid ist. Er scheut sich nicht, einen falschen Eid zu schwören, ja er verleitet auch noch seine Ritter dazu. Ludwig tragt so doppelte Schuld, wenn auch die Schuld der Ritter dadurch nicht geringer wird; sie dursten sich nicht verführen lassen. Als nun der Tag der Entscheidung gekommen war, kamen auf den Berg: der Richter mit feinen Begleitern, die Kläger und der Beklagte mit dem beiderseitigen Gefolge. Der kaiserliche Richter stellte sich auf einen erhöhten Punkt, auf der einen Seite desselben standen die Herren von Frankenstein mit ihren Rittern, auf der andern Ludwig mit den feinigen. Die Mienen aller Anwesenden zeigten die gespannteste Erwartung. Es entstand eine feierliche Stille. Der Richter forderte in würdevoller Weise den Grafen auf, er solle, wenn ihm in Wahrheit der Berg gehöre, den Schwur leisten. Da zogen Ludwig und die zwölf Ritter ihre Schwerter, steckten sie, damit es recht überzeugend aussehe, in die hinausgeschaffte Erde und schwuren, mit der linken Hand an dem Kreuzgriffe, die rechte hoch emporhaltend, daß der Graf auf das Seine baue. So war deuu der Meineid geschworen, und nur, weil Ludwig den Berg zur Erbauung einer Burg gern besitzen wollte, also aus Habsucht. Der Richter muß nun dem Grafen den Berg zusprecheu. Die Herren von Frankenstein waren über die Lüge und den Betrug auf das heftigste erbittert, aber sie mußten sich doch dem Spruche des kaiserlichen Gerichtes fügen und ihr Anrecht ausgeben Alles schien dem Rechte gemäß zugegangen zu sein. Aber es schien auch nur so. Ludwig hatte den Berg durch einen Schein des Rechtes an sich gebracht, und das ist eine Sünde. Ludwig baut aber ohne Sorge, in leichtsinniger Freude über das Gelingen seines Planes, weiter. Dabei begünstigte ihn auch noch das Glück. Im folgenden Jahre entstand infolge einer Mißernte eine große Hungersnot. Die armen Leute wußten nicht, woher sie das tägliche Brot nehmen sollten, und Jammer urtd Elend sah man in allen Dörfern. Da waren die Leute froh, als sie hörten, sie brauchten die Burg nicht umsonst zu bauen, sondern der Gras gebe den Arbeitern aus seinen großen Vorräten Korn und Hafer. Man drängte sich zu der Arbeit, und schon nach drei Jahren, im Jahre 1070, mar die Burg fertig. Eine schönere Burg gab es nicht weit und breit. Ludwig aber nannte sie „Wartburg": vielleicht, so erzählte man sich, weil er dort auf feine Diener gewartet hatte; vielleicht, weil er gedacht hatte: „Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden'." Es war Ludwig unlieb, daß die Stadt Eisenach so weit ab von dem Burgberg lag, denn dadurch war z B bei einem feindlichem Angriff die gegenseitige Hülfeleistung erschwert. Darum ließ er die Häuser von den Bewohnern abbrechen und nahe am Berg wieder aufbauen (die Städte waren damals viel einfacher als heutzutage). Die Mauern der

12. Erzählungen aus der Geschichte - S. 166

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
166 Geist!" im 72. Lebensjahre, im 46. seiner Regierung. Sein Leichnam wurde in der vom Kaiser erbauten Kirche in Aachen beigesetzt, in vollem Kaiserornate, auf goldenem Stuhle sitzend mit dem Evangelienbuche auf den Knieen und der goldenen Pilgertasche um die Hfte. 8. 102. Ludwig der Fromme. Die Karolinger. Ludwig, welcher wegen seiner vielen Andachtbungen den Beinamen des Frommen erhielt, war gut und gerecht; auch fehlte es ihm nicht an vielfachen Kenntnissen, aber er hatte nicht die nthige Einsicht und Festigkeit des Willens, um ein so groes und aus so verschiedenartigen Theilen zusammengesetztes Reich mit Einheit und Kraft regieren zu knnen. jr theilte wiederholt das Reich unter seine Shne; allein diese, unzufrieden mit der Theilnng, emprten sich gegen den Vater, und einmal zogen sie sogar gegen ihn offen zu Felde. Bei Kolmar im Elfa sollte es zu einer Schlacht kommen; aber die meisten von den Edlen Ludwigs giengen zu den Shnen der, woher der Platz den Namen Lgenfeld" erhielt. Da sagte der gutmthige König zu denen, welche ihm treu geblieben waren: Gehet auch ihr zu meinen Shnen, ich will nicht, da meinetwegen ein Einziger das Leben oder ein Glied ver-liere." Er kam in die Gewalt seiner Shne und wurde von dem ltesten, Lothar, zur Entsagung der Krone gezwungen. Sein jngerer Sohn Ludwig setzte ihtt zwar wieder auf den Thron, aber der Unfriede im karolingischen Hause dauerte fort, und die Regierung des Reiches blieb schwach. Ludwig starb 840 aus einer Rheininsel in der Nhe von Ingelheim, als er auf einem Kriegs-zuge gegen seinen Sohn Ludwig begriffen war, welcher wegen Zu-rckfetzung bei einer wiederholten Theiluug des Reiches die Waffen gegen den Vater erhoben hatte. Das Reich theilten jetzt feine drei Shne Lothar, Ludwig und Karl. Lothr, der ~ lteste lrnft hrteste von den drei Brdern, trachtete jetzt nach der Alleinherrschaft der das gesammte karolin-gische Reich und gerieth dehalb mit seinen Brdern _m Krieg; als diese jedoch sich enge mit einander zur Abwehr verbunden hatten, mute er mit ihnen einen Vertrag eingehen, durch welchen die Theilnng des Reiches bleibend geordnet wurde. Dies ist der berhmte, im Hahr 843 abgeschlossene Vertrag von Verdun, einer Stadt an der Maas in Lothringen. Durch denselben erhielt Ludwig, welchem der Beiname des Deutschen gegeben wurde, ganz Deutschland auf dem rechten Rheinufer auer Friesland, ferner die

13. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 50

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 50 — und der Bruder versprach noch besonders, Elisabeth und die Kinder lieb und wert zu halten. Überschrift: Ludwig sorgt für sein Land und seine Familie. Die Abreise des Landgrafen wird wohl bald darauf erfolgt sein. — Das wird ein schwerer Abschied gewesen sein, besonders für Elisabeth, die nun allein zurückbleiben mußte. Sie wird ihren Gemahl wohl lange begleitet und immer wieder Abschied genommen haben, denn es war ja vielleicht ein Abschied auf Nimmerwiedersehen. 3. Zur Besprechung: An der Karte wird der Weg, welchen Ludwig und seine Begleitung einschlug, verfolgt (von Reinhartsbrunn nach Schmalkalden überschritten sie den Kamm des Thüringer Waldes). Alle, welche dem Abschied zusahen, waren gewiß tief ergriffen. Lange wird Elisabeth ihrem Gemahl nachgesehen haben, solange sie ihn sehen konnte. Überschrift: Der Abschied. 4. Zur Besprechung: Der weitere Weg wird ebenfalls an der Karte gezeigt, während der Erzählung. Derselbe ist bekannt von den Reisen des Krämers nach Italien, woran sich die Kinder erinnern. Ludwig wurde überall „mit Ehren" ausgenommen und bewirtet, denn er stand in hohem Ansehen, ebenso wie sein Vater, dessen Gesandtschaft nach Ungarn auch überall herrlich bewirtet worden war. Das „welsche" Gebirge? — muß ein anderer Name für Alpen sein. Der Lehrer bestätigt und fügt hinzu, daß die Italiener früher von den Deutschen auch „Welsche" und ihr Land „Welfchland" genannt wurden, woher denn auch das Gebirge, welches im Norden Welfchland umschloß, den betreffenden Beinamen erhielt. In „Unteritalien" (= Süditalien) sammelte sich das Kreuzheer; von hier wollte man hinüber nach Palästina fahren. Ludwig wurde von dem Fieber befallen. — In Italien ist es viel heißer, da werden die Deutschen, welche an ein kälteres Klima gewöhnt sind, leicht von dem „Wechselfieber" befallen, welches man damals „Winter und Sommer" nannte, da die Erkrankten bald heftigen Frost, bald glühende Hitze empfinden. Überschrift: Ludwig zieht nach Italien und erkrankt. Die Krankheit ist gefährlich genannt worden. — Wenn nur Ludwig mit dem Leben davon kommt! 5. Zur Besprechung: Unsere Befürchtung ist eingetroffen. — „Letzte Ölung" — ein Gebrauch bei den Katholiken. Der Priester salbt mit geweihtem Öl den Todkranken Augen, Ohren, Mund und Nase. Bei uns wird den Kranken nur das heilige Abendmahl gereicht. Überschrift: Ludwig bereitet sich auf den Tod vor. 6. Zur Besprechung: Waren wirklich Tauben im Zimmer? — Nein, die andern, welche an seinem Bette stehen, sehen keine. Es ist ein liebliches Bild, welches

14. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 235

1904 - Habelschwerdt : Franke
285 Freiheiten zu erreichen, auf bereu Ausfhrung er aber schlielich der-zichtete. Um die kirchliche Einheit herzustellen, hob er 1685 das Edikt von Nantes (nangt) auf, weshalb zahlreiche Hugenotten auswanderten. 3. Die Kriege Ludwigs Xiv. a. Der Deookutionskrieg gegen Spanien (erster Kaubkrieg), 16671668. Trotz der Schichtleistung seiner Gemahlin anf spanische Besitzungen machte Ludwig nach dem in Brabant geltenden Heimsallrechte (ius devolutionis) Ansprche aus Teile der spanischen Niederlande und lie sie besetzen. Dies weckte die Besorgnis der Hollnder, und sie schlssen zur Aufrecht-Haltung des europischen Gleichgewichts mit England und Schweden die Tripelallianz (= Dreibund). Der Friede zu Aachen, 1668, gewhrte Ludwig nur einige niederlndische Grenzstdte. b. Der fiolfndifclte Krieg (zweiter Kaubkrieg), 16721679), (Vgl. Geschichte des Groen Kurfrsten). c. Die Keunionen, 16801684. Bei der Schwche des deutschen Reiches konnte Ludwig auch mitten im Frieden Eroberungen machen. Er setzte vier juristische Kommissionen ein, die sog. Reunionskammern, die nntersnchen sollten, was ehemals zu den im Westflischen Frieden abgetretenen Landesteilen gehrt hatte (reunion=2biet)ertieremiguug). Die bezeichneten Besitzungen stellte Ludwig sofort unter franzsische Herrschaft. Auch die Reichsstadt Straburg wurde berfallen und von Frankreich in Besitz genommen, 1681. Der Kaiser, der durch 1681 den Trkenkrieg in Anspruch genommen war, konnte diesem Versahren nicht Einhalt tun. d. Der Pflzische Krieg (dritter taubiwicg), 16881697. aa. Veranlassung. Durch bai Glck des Kaisers im Trkenkriege hielt Ludwig den Besitz der geraubten Lnder fr gefhrdet. Darum brach er den Frieden und erhob gegenber dem erbberechtigten Herzog von Pfalz-Neubnrg auf Teile der Pfalz Anspruch, als der Kurfürst ans der Linie Psalz-Simmern 1685 ohne Erben gestorben war. Die Schwester des verstorbenen Herzogs war Ludwigs Schwgerin. bb. Verlans. Gegen diese Forderung erhob sich das deutsche Volk in Einmtigkeit. Der Krieg begann aus Louvois' Befehl mit einer furchtbaren Verheerung der Pfalz (Sprengung des Heidelberger Schlosses, Schndung der Kaisergrber in Speyer). Trotzdem das Reich eine Verbindung mit England. Holland und Spanien ein-ging, blieben die Franzosen zu Laude Sieger, während sie zur See geschlagen wurden. cc. Friede. Die beiderseitige Erschpfung und der bevorstehende Kampf nm das spanische Erbe beschleunigten den Abschlu des Friedens zu Ryswyk (reisweik) beim Haag, 1697, auf dem sich Ludwig mit unwesentlichen Vorteilen begngte.

15. Theil 2 - S. 137

1867 - Breslau : Max
Letzte Kreuzzüge. Ludwig der Heilige. 135 der Sultan fragen, wie viel Geld er außer der festen Stadt Dariliette noch für seine und der Seinigen Auslösung bezahlen wolle. „Ich erwarte", antwortete Ludwig, ,,des Sultans Forde- rung " Diese fiel dahin aus, daß er außer jener Stadt noch eine Million Goldstücke geben sollte. Mit edlem Stolze aber erwiederte Ludwig, ein König von Frankreich lasse sich nicht für Geld verhandeln; er wolle für sich die verlangte Stadt, für die Seinigen aber die geforderte Million bezahlen. Dieser königliche Ausspruch gefiel dem Sultan, der für Edelmuth auch nicht un- empfänglich war, so sehr, daß er von freien Stücken den fünften Theil der Summe erließ. Dieser edle Sultan wurde bald dar- auf vor den Augen Ludwigs und seiner Ritter von seinem eige- nen Gefolge ermordet. Ludwig schauderte bei dem Anblicke. Ein Emir schnitt dem Leichnam das Herz aus dem Leibe und überreichte es dem Könige mit wildem Blicke, indem er ihm zu- rief: „Was giebst du mir, daß ich dich von einem Feinde befreit habe, der dich am Ende noch hätte können umbringen lassen?" — Ludwig war so voll Entsetzen, daß er ihm gar nicht ant- wortete. Da zog der Mörder den Säbel heraus, zeigte dem Könige die Spitze, und schrie: „Wähle! Entweder stirbst du jetzt von meiner Hand, oder schlage mich augenblicklich zum Ritter!" — Ludwig wandte sich mit Abscheu weg und antwortete: „Werde ein Christ, dann will ich dich zum Ritter schlagen!" — Der Sa- razen erstaunte über die eiserne Festigkeit des Königs, steckte seinen Säbel wieder ein und ging fort. Rach noch vielen andern Gefahren wurde der König endlich losgelassen; aber von seinen Leuten wurden statt 12,000 nur 400 freigegeben; die meisten der armen Gefangenen waren gegen alle Treue erschlagen wor- den. Auf der Rückfahrt nach Frankreich zeigte Ludwig recht seinen frommen Sinn. Sein Schiff ließ er zur Kirche einrichten. Alle Tage wurde vor dem mit vielen Reliquien gezierten Altare Messe gelesen; mit den Matrosen wurden Katechisationen an- schlugen so wild um sich, daß ihnen die sie umdrängenden feindlichen Schaaren nichts anhaben konnten. Endlich schickte ihnen der König Hülfe, die sie aus der Gefahr befreite. — Einer der tapfersten Ritter wurde einst nach einem mörde- rischen Gefechte von den Sarazenen gefangen. Er war aber so beliebt bei dem Heere, daß sogleich die Marketender, Fuhrknechte und Weiber sich zusammen- thaten, die ersten besten Wasien ergriffen, damit auf die Muselmänner los- stürzten und den gefangenen Grafen befreiten. Wie schade, daß so viele tapfere .Thaten doch zuletzt keinen bessern Erfolg hatten!

16. Teil 5 - S. 132

1910 - Straßburg : Bull
132 Brot verdiente. Zwar mit dem vornehmen Sänger aus der Zeit der Völkerwanderung hat er wenig mehr gemein. Jener war der hochgeachtete Gast beim Mahle der Fürsten, der von den Taten der Helden und von dem Walten der Götter sang, halb ein Priester, halb ein Dichter. Dieser trägt mit seinen Liedern Neuigkeiten von Ort zu Ort. Er ist ein Possen- reißer, auch ein wenig Schauspieler und Kunststückmachcr, er spielt zum Tanz auf, er singt bei Hof und auf den Straßen, und zwar von den neuesten Begebenheiten. Wie diese Lieder der Spiellcute aussahen, davon wissen wir wenig. Vermutlich waren Ernst und Hoheit noch nicht daraus entwichen, so wenigstens dürfen wir urteilen nach dem Liede, das ein geistlicher Dichter auf einen Sieg des Karolingers Ludwig Hi. über die Normannen gedichtet hat, das sogenannte Ludwigslied, das als ein Muster dieser Gattung gelten kann. Der Verfasser redet nicht bloß von dem einzelnen Ereignisse. In großen Zügen schildert er das ganze Leben seines Helden, der als der unmittelbare Schützling Gottes erscheint. Ludwig, heißt es, verlor als Kind seinen Vater; da gab ihm Gott Ersatz, er holte ihn zu sich und wurde sein Erzieher, verlieh ihm dann das Regiment. Nachher wollte er ihn versuchen, ob er trotz seiner Jugend Mühsal ertragen könne. Er ließ die Normannen über die See kommen und das Volk der Franken für seine Sünden strafen. Der König war ferne; aber Gott sah die Not und befahl ihm dorthin zu reiten: „Ludwig, mein König, hilf meinem Volke, es wird von den Nordleuten übel bedrängt." Da sprach Ludwig: „Herr, so tu ich, wenn mich der Tod nicht hindert, alles, was du ge- bietest." Damit nimmt er Abschied, reitet den Normannen entgegen und beruft sich vor den Seinen ausdrücklich darauf, das Gott ihn sende". In knappem Tone schreitet die Erzählung weiter, zwei Gesprächszencn gehen der Schlacht voran, zwischen Gott und Ludwig, zwischen Ludwig und seinen Getreuen. Deutlich ist die Absicht des Dichters erkennbar, in allen Stücken Gott als den unmittelbaren Lenker der menschlichen Dinge hin- zustellen. In Gottes Hand sind die Feinde ein Werkzeug, und so ist auch der König Ludwig, der sie zurückschlägt, Gottes Werkzeug, in dessen Lob das Gedicht ausklingt. Nur im Anfange des Treffens blicken wir auf die Massen: sie stimmen ins Schlachtlied ein, der Kampf wird be- gonnen, das Blut steigt in die Wangen, freudig springen die Franken. Dann aber wird der König ausschließlich hervorgehoben: „Keiner focht wie Ludwig; tapfer und kühn, das war seine Art. Den einen durch- schlug er, den andern durchstach er. Er schenkte seinen Feinden bittern Wein: weh ihnen! es geht ihnen an das Leben! Gelobt sei Gottes Kraft! Ludwig wurde sieghaft!" Weiter hat der Dichter nichts zu melden, nur seine Segenswünsche ruft er dem Könige noch zu. Wie er ihn so persön- lich verherrlicht, so mag er auch persönlich Lohn von ihm erwartet haben.

17. Bd. 4 - S. 66

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
66 Achter Zeitraum. reits gesprochen, hielten andere den König für unverletzlich, und wieder andere erklärten, daß dem Convente unmöglich das Recht zustehen könne, in Ludwigs Sache Ankläger und Richter zugleich zu seyn. Endlich ward von der Mehrheit beschlossen, ein Gutachten des Gesetzgebuugsausschusses dar- über zu boren, und dieser erklärte (7 Nov.), daß Ludwig von dem Convente der Nation gerichtet werden könne. Nach wiederhohlten Verhandlungen über die Form des Processes, mußte Ludwig am 11 Dee. 1792 vor den Schranken des Convents erscheinen. Mit Würde und Gegenwart des Gei- stes beantwortete er die ihm vorgelegten Anklagepuncte. Nicht ohne Widerspruch beschloß die Mehrheit des Con- vents, nach geendigtem Verhöre, es solle Ludwig 16 frei, stehen, steh Vertheidiger zu wählen. Seine Wahl fiel auf Target und Tronchct. Der erste lehnte wegen seiner Nervenschwache den Antrag ab; Tronchet aber eilte so- gleich von seinem Landgute nach Paris, und der acht und siebenzigjahrige Greis, Males herb es, einst Ludwigs Mi- nister und von diesem in Ungnade entlassen, erbot sich von selbst zu Ludwigs Vertheidigung. An Targets Stelle trat Deseze nach dem Wunsche der bejahrten Männer Tron- chet und Male Sh erb es, welchen der Convent am 17 Dec. bewilligte. Unwiderruflich war der 26 Dec. dazu be- stimmt, den König zum letztenmale zu hören, der, vor sei- nem zweiten Verhör, sein Testament niederschrieb, einen treuen Abdruck seiner edlen und milden Denkart. So kurz der Zwischenraum zwischen den beiden Verhö- höreu Ludwigs war; so vertheidigte doch Deseze den gefan- genen und angeklagten König am 26 Dec. vor den Schran- ken des Narionaleonvents in einer meisterhaften Rede *). Ludwig selbst bestätigte die Wahrheit dessen, was sein Sachwalter gesagt hatte. Nur über einen Änklagepunct fügte er die merkwürdigen Worte hinzu: „es zerreißt mir das Herz, daß man mich beschuldigt, ich hatte das Blut *) Po sse lts Proceß gegen den letzten König von Frankreich, Ludwig 16 und dessen Gemahlin. Nürnb. 1302, S. 267 ff.

18. Neuzeit - S. 110

1912 - Stuttgart : Bonz
Mo wonnenen war Ludwig noch nicht zufrieden. Nicht nur gab er das Herzogtum Lothringen auch nach dem Friedensschlu nicht heraus, er stellte sofort die freche Ansicht auf, da alle Besitzungen, die je mals zu den im Frieden von Mnster und Nymwegen abgetretenen Gebieten in irgend einem Verhltnis der Abhngigkeit gestanden htten (alle ..Pertinemien und Detzendenzien" des dort Abgetretenen) mit denselben reuniert d. h. wieder vereinigt werden mten. Mit der Ausmittlung der betreffenden Besitzungen wurden fr die Frei-grafschast Burgund das Parlament in Besanyon, fr das Elsa der Rat von Breisach, fr Lothringen und die drei Bistmer (Metz, Toul, Verdun) eine besondere Reunionskammer" beauftragt und nach deren Spruch die Grafsckaft Mmpelaard. die Reichsritter. Peichs surften und Reichsstdte im Elsa u. a. mit Frankreich vereinigt (1680). Nur Ztraburg war auf dem linken Rheinufer noch dem deutschen Reich geblieben. Fr Straburg fehlte ein Rechtstitel' das hinderte Ludwig nicht, die Stadt mitten im Frieden wegzunehmen. 1681. Am 27. September 1681 erschienen drei franzsische Dragonerregi-menter vor der Stadt; Louvois forderte von dem verzagten Rat die bergabe und erlangte sie schon am 30. September. Sofort schuf Vauban die Reichsstadt in eine starke franzsische Festung um. Ebenso brutal verfuhr Ludwig auch anderswo. Diese Raubpolitik weckte doch berall Entrstung. Aber der Kaiser war durch den Krieg mit den Trken (1683!) an-krftiger Abwehr gehindert, Brandenburg damals mit Ludwig verbndet. So schlo das Reich 1684 zu Regensburg einen Waffenstillstand, nach dem die bis zrn 1. August l8l renferten Gebiete nebst Straburg und Luxemburg auf zwanzig Jahre Frankreich berlassen blieben. d. Ludwig auf der Hhe seiner Macht. 1) In dem Jahrzehnt 16791689 stand Ludwig Xiv. auf der Hhe seiner Macht. Frankreich wurde durch ihn nicht nur in der Politik, sondern auf allen Gebieten der bewunderte Mittelpunkt der Welt. Von Paris und Versailles holte die europische Welt ihre Gesetze. Die franzsische Sprache verdrngte die lateinische; die franzsische Mode, der franzsische Anstand, franzsische Bildung, Poesie, Baukunst, Regierungskunst, Hofhaltung wurden berall nachgeahmt. Vor allem in Deutschland wetteiferten die Fürsten Ludwig nachzuahmen, besonders in seinem Despotismus (die landstndischen Ver-fassungen wurden jetzt kurzweg beseitigt), in seiner Selbstvergtterung, Prachtentfaltung, namentlich auch Sitteulofigkeit. Noch drckender als die Herrschaft des einen auf Frankreich mute die Herrschaft der vielen ver-schwendenden, prachtliebenden kleinen Nachahmet Ludwigs auf das arme Deutschland drcken. 2) Und doch war es kein ungetrbter Glanz. Infolge feiner treulosen, unehrlichen Politik, seiner barbarischen Kriegfhrung, -seines emprenden Hochmutes hatte Ludwig sich berall.feinbe erweckt und Frankreich isoliert. Dazu kam die steigenbe Erschpfung des Laubes. Frankreich war der Last, die ihm die Baulust und der Luxus des Knigs, t)ie Vertrge der Zahlung von Hilfsgelbern, feine Marine und fein groes ftehenbes Heer und die Kriege auferlegten, nicht gewachsen. (Solbert ver-

19. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 197

1887 - Leipzig : Kesselring
Frankreich im 17. Jahrhundert. 197 da jeder Groe des Reichs regelmig bei Hofe erschien; den Ausbleibenden lie er bald seine Ungnade empfinden. Alle Hofleute muten in Kleidern, in Bewegung und Geberden gewisse vorgeschriebene Regeln beobachten, die zusammengenommen das ausmachten, was man Etikette" nannte. Jeder Etikette. Spaziergang hatte seine Gesetze; auf dem einen Schlosse waren diese, auf dem andern jene Gebruche an der Tagesordnung. Die bisherige Tracht wurde nach und nach ganz verndert, der kurze Tracht. Mantel mit einem Frack, das Wams mit einer langen Weste vertauscht; kurze Beinkleider gingen bis an die Kniee, seidene Strmpfe bedeckten Fu und Bein und auf dem Haupt thronte die Percke, ein riesiges Haarge-bnde mit vielen Locken. Nicht minder herausgeputzt erschienen die Damen. So wenig man bei ihnen das natrliche Haar vor Puder und Pomade zu sehen bekam, ebensowenig konnte man die natrliche Gesichtsfarbe vor weier und roter Schminke und vor Schnheitspflsterchen wahrnehmen. Nicht uninteressant ist die Tagesordnung Ludwigs. Wegen der Tagesord-Nachtschwrmereien verlie er nie vor 9 Uhr das Lager. Nachdem er vom nung Lud-ersten Kammerdiener geweckt worden war, trat die Oberhofmeisterin herein wlgs. und kte ihn nach einem alten aberglubischen Gebrauch. Bald erschien eine ziemliche Anzahl von Hofleuten, um beim Ankleiden behilflich zu sein. Nun ging der König in sein Kabinett und von da in die Hofkapelle. In der Galerie, welche dahin fhrte, mute der Adel aufgestellt sein, um ihm seine Verehrung zu bezeigen. Nach der Messe kehrte der König in sein Kabinett zurck, wo Ministerrat gehalten wurde. Zu Mittag speiste er allein; sein Bruder, seine Shne und Enkel sahen ihm stehend zu. Nach Tisch wurden die Hunde gefttert; Spiel oder Ausfahrten krzten den Rest des Tages. Das Abendessen (glnzender als das Mittagessen) begann um zehn Uhr. Gewhnlich nahmen die Prinzen, Prinzessinnen und Hofchargen daran teil. Nach aufgehobener Tafel unterhielt sich der König noch einige Zeit im Speisesaal, dann zog er sich in sein Schlafzimmer zurck, wohin ihm die nmlichen Diener folgten, welche ihm beim Ankleiden behilflich gewesen waren. Der Glanz des franzsischen Hofes erfllte ganz Europa mit _ , blinder Verehrung und verleitete fast alle Fürsten, besonders die deutsch en, aj,mun,. in zu lcherlicher Nachahmung. Jeder Fürst wollte ein Ludwig im kleinen Deutsch-sein; jeder richtete seinen eigenen Hof ein, wo in Pracht und Verschwendung, land. in Sitten und Moden, in Sprache, Litteratur und Kunst der franzsische Hof als Vorbild galt. Mit den Fürsten nahm auch der deutsche Adel die franzsische Sprache an und schmte sich der guten alten Muttersprache. Paris galt als Mittelpunkt der europischen Kultur, der feineren und hheren Lebensbildung; aus allen Gegenden Deutschlands wurden sogenannte Bildungsreisen" dahin gemacht. So verbreitete sich das prunkende, verweichlichende Franzosentum immer weiter der die deutschen hheren Stnde; nur die unteren Volksklassen blieben dem ernsten und biederen Sinne ihrer Voreltern zu meist treu und retteten so vaterlndische Sitten und Ge-bruche vor dem Untergang. 4. Ludwigs Xiv. Eroberungssucht und Unduldsamkeit. Die gebietende Stellung, welche Ludwig im Innern seines Reichs ein-nahm, wollte er auch gegen seine Nachbarn, ja gegen ganz Europa zur Geltung bringen. Nach auen trat er deshalb als Eroberer auf

20. Theil 2 - S. 605

1827 - Leipzig : Fleischer
605 schlossen den Zug. Alle Straßen, durch welche der Wagen fuhr, waren mit einer doppelten Reihe Natienalgarden besetzt, und cs war den hier wohnenden Bürgern bei Todesstrafe ver- boten, weder Thüre noch Fenster zu öffnen; denn die Jakobi- ner hatten erfahren, daß eine Schaar treuer Königsfreunde sich entschlossen hätte, ihn auf seinem Zuge nach dem Richtplatze zu befreien, was aber eben durch jene Anstalten unmöglich ge- macht wurde. Den ganzen Weg brachte Ludwig in stiller Andacht zu. Nach einer Stunde erst langte der Wagen auf dem Platze Ludwigs 15. an, in dessen Mitte die Guillotine, die sonst auf dem Greveplatze vor dem Stadthause zu stehen pflegte, aufgerichtet war. Dieser Platz war absichtlich dazu gewählt, damit der König noch einmal dicht vor sich den Tui- leriengarten und dahinter das Schloß selbst, den einstigen Sitz seiner mächtigen Vorfahren sehen, und sein Unglück doppelt fühlen sollte. Um das Gerüste war ein Kreis von Kanonen gepflanzt; diese umgab ein Reiterhaufen unter Santerres An- führung, und um diesen herum waren 15 — 20,000 Soldaten aufmarschirt. Als der Wagen still hielt, sagte der König leise: „nun sind wir da, wenn ich nicht irre!" Einer der Henker öffnete sogleich den Schlag, Ludwig stieg aus, und mit festem Schritte betrat er das Blutgerüste. Eine unabsehbare Men- schenmenge bedeckte den Platz; alle Fenster waren besetzt, selbst die Dächer mit Menschen bedeckt. Dennoch eine Todtenstille! Welche verschiedenartige Gefühle mochten in dem Augenblicke die Herzen Aller schneller schlagen lassen! — Die Henker um- ringten ihn sogleich, und wollten ihn entkleiden. Er aber wies sie mit Würde zurück, legte selbst das Kleid ab, und band die Halsbinde los. Als sie ihn jetzt aufs Neue umringten, um ihm die Hände zu binden, rief er unwillig: „was maßt Ihr Euch an?" — „Wir wollen Sie binden!" sprach Einer. — „Mich binden?" fragte der König; „das werde ich nie zu- Sebcn. Thut, was euch befohlen ist, aber binden lasse ich mich nicht." Schon waren die Henker im Begriff, Gewalt zu ge- brauchen; da erinnerte ihn der Beichtvater an das Beispiel des gemißhandelten Jesus. „Ja!" rief Ludwig; „Sie haben Recht; sein Beispiel ist mehr als hinlänglich, um mich der