Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 292

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 292 — Dort erfüllte ihn das Seewesen mit freudiger Bewunderung. Er legte die Kleidung eines holländischen Schiffszimmermannes an und war eifrig darauf aus, sich mit allem bekannt zu machen, was die berühmte Seestadt Merkwürdiges darbot. Am meisten lag ihm daran, das Schiffsbauen zu lernen. Amsterdam gegenüber liegt das große Dorf Zaandam, wo zahllose Windmühlen stehen und starker Schiffbau getrieben wird. Dahin begab er sich bald. Er traf einen Fischer, den er einst in Rußland gesehen hatte. „Höre", sprach er, „ich will bei dir wohnen." — „Aber ich habe in meinem Häuschen nur eine Stube und eine Kammer", erwiderte der Mann. Das half nichts, der Fischer mußte mit seiner Frau in die Kammer ziehen und Peter nahm die Stube ein. Nun ging es ans Arbeiten. Man wußte wohl, wer er eigentlich sei; aber er konnte nicht leiden, wenn man es merken ließ. Die andern Zimmerleute nannten ihn Peter Baas (Meister Peter); als solcher kam er alle Morgen mit dem Beile in der Hand auf die Schiffswerft, spaltete Bretter, zimmerte Mastbäume, fragte nach allem und versuchte alles. Selbst in der Schmiede arbeitete er mit, und seine Hofleute mußten ihm die Kohlen zutragen, das Feuer anschüren und die Blasbälge ziehen, wobei sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. Ebenso besuchte er die Werkstätten der Seiler und Segelmacher und machte sich mit der Einrichtung der holländischen Mühlen bekannt. Nach siebenwöchentlicher Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurück und ließ unter seiner Aufsicht ein Kriegsschiff von sechzig Kanonen bauen, das er, mit Seeleuten, Offizieren, Wundärzten und Künstlern versehen, nach Archangel schickte. Von Holland ging er nach England. Dort ließ der König ihm zum Vergnügen ein Seetreffen aufführen. „Wahrlich", rief Peter staunend aus, „wäre ich nicht als Zar von Rußland geboren, so möchte ich englischer Admiral sein!" Drei Monate blieb er in England. Dann begab er sich abermals nach Holland, und von hier reiste er über Dresden nach Wien. Eben wollte er auch nach Italien gehen, da erhielt er die Nachricht, die Strelitzen hätten sich schon wieder einmal empört.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 104

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 104 — 2. Peters Jugend. Schon als zehnjähriger Knabe kam er aus den Thron. Von diesem suchte seine ältere Stiefschwester ihn zu verdrängen. Von ihr aufgewiegelt, empörten sich mehrmals die Strelitzen, die kaiserliche Leibgarde. Einmal mußte der junge Zar vor den Empörern in einer Kirche Schutz suchen. Die Mörder fanden ihn mit seiner Mutter am Altare. Schon wollte einer ihm das Messer ins Herz stoßen, als ein andrer ihm zurief: „Halt Bruder! Nicht hier am Altare. Er wird uns ja doch nicht entgehen." In diesem Augenblicke erschien Reiterei und trieb die Strelitzen auseinander; Peter war gerettet. — Seine Erziehuug leitete ein Schweizer aus Genf mit Namen Lefort; dieser wußte dem Prinzen ein so fesselndes Bild von der Kultur der andern Länder zu entwerfen, daß Peters Streben sogleich darauf gerichtet war, das russische Volk aus die Bildungsstufe der andern Völker Europas zu heben. Aus seinen Spielkameraden, die nach ausländischen Regeln einexerziert wurden, schuf er sich den Stamm zu einem tüchtigen Offizierkorps. Mit ihrer Hilfe vermochte er jeden Aufstand und jede Verschwörung zu unterdrücken, als er, 17 Jahre alt, zur Negierung gelangte (1689). 3. peler in Holland und England. Um seine Kenntnis zu bereichern, entschloß sich Peter, die fremden Länder, von denen ihm Lefort erzählte, selbst zu sehen. Er rüstete daher eine Gesandtschaft von mehreren hundert Personen aus, die durch einen großen Teil von Europa reisen sollte. Er selbst begleitete sie nicht als Zar, sondern als einfaches Mitglied, um alles ganz ungestört erkunden zu können. Der Zug ging über Königsberg und Berlin nach Amsterdam. Dort erfüllte ihn das Seewesen mit freudiger Bewunderung. Am meisten lag ihm daran, das Schiffbauen zu lernen. Amsterdam gegenüber liegt das große Dorf Zaandam, wo zahllose Windmühlen stehen und starker Schiffbau getrieben wird. Dort machte er sich mit allen Arbeiten des Schiffbaues bekannt, legte selbst Hand ans Werk und ließ dann in Amsterdam unter seiner Aufsicht ein Kriegsschiff von sechzig Kanonen bauen, das er nach Archangel schickte mit Seeleuten, Offizieren, Wundärzten und Künstlern versehen. — Von Holland ging er nach England. Dort ließ der König ihm zum Vergnügen ein Seetreffen aufführen. „Wahrlich," rief Peter staunend aus, „wäre ich nicht als Zar von Rußland geboren, so möchte ich englischer Admiral sein!" Drei Monate blieb er in England. Dann begab er sich abermals nach Holland , und von hier reiste er über Dresden Änd Wien nach Rußland zurück.

2. Weltgeschichte - S. 91

1865 - Langensalza : Greßler
91 Peter d. Gr. von Rußland. eine kleine Kriegsschaar von 50 Jünglingen um sich berief, deren Hauptmann Le Fort wurde und unter dem Peter selbst als ge- meiner Soldat diente. Hieraus entstand späterhin die russische Garde, mit der Peter die Strelitzen stürzte und sich aus dem Thron behauptete. Eine Empörung, die einige Zeit hierauf Sophie gegen Peter anstiftete, unterdrückte er mit Hülfe seiner Kameraden. Hiernach ward sie selbst ergriffen und in ein Kloster gesteckt. Der kurz nachdem erfolgte Tod Iwans machte Peter zum Alleinherrscher Rußlands, und von jetzt ab war er mit dem größten Eifer be- strebt, sein Volk aufzuklären und die Staatseinrichtung zu ver- bessern. Als sich dem allen mehrere Große widersetzten und sich gegen ihn verschworen, ließ er sie eines Abends festnehmen und hinrichten. Alsdann unternahm er au der Spitze einer Gesell- schaft eine Reise in's Ausland, doch um unerkannt zu bleiben, nicht als Czar, sondern als Privatmann, besuchte die Werkstätten der Handwerker und Künstler und ließ sich von Allem, was er sah, genau unterrichten. Ganz- besonders fesselte ihn das Treiben in Amsterdam, und so miethete er sich in einem nahe dabei gelegenen Dorfe eine Wohnung, gab sich für einen gemeinen Russen aus und ließ sich in die Liste der Werkleute eintragen. Mit dem Schurzfell angethan, hämmerte und zimmerte er den ganzen Tag, um gründlich mit dem Schiffsbau bekannt zu werden, wobei ihn seine Mitgesellcn nicht anders als Peter Baas, d. h. Meister Peter, nannten. Von hier begab er sich einige Zeit darauf nach Amsterdam zurück und ließ dort unter seiner Aussicht ein Kriegs- schiff von 60 Kanonen bauen, welches er mit Seeleuten, Bau- leuten und Künstlern versehen, nach Archangel schickte. Im nächsten Jahre reiste Peter nach England, woselbst er auf das Genaueste mit dem dortigen Seewesen vertraut zu werden sckhte. Ein See- treffen, welches man hier zu seinem Vergnügen veranstaltete, ver- anlaßte ihn zum Ausrufe: „Wäre ich nicht als Czar von Rußland geboren, so möchte ich wohl englischer Admiral sein!" — Als er sich nach einigen Monaten über Holland und Sachsen nach Wien begab, und weiter auch nach Italien reisen wollte, wurde ihm plötzlich die Nachricht von einer neuen Empörung der Stre- litzen gemeldet. Schnell reiste er nach Rußland zurück, dämpfte die Empörung, ließ 2000 Empörer hinrichten und hob die un- ruhige Schaar der Strelitzen ganz auf. Einige Zeit nachdem starb Le Fort, und Menzi kow, ein früherer Pastetenjunge, der sich durch seine ausgezeichneten Talente von Stufe zu Stufe emporgeschwungen

3. Geschichtsbilder für Volksschulen - S. 61

1889 - Danzig : Gruihn
Gl Prinz Eugen, der edle Ritter." Nach vielen Niederlagen muten die Trken endlich Frieden machen. Spter fhrte Engen sein Heer gegen die Franzosen und brachte dem Feinde am Rheine groe Niederlagen bei. Was aber dem deutschen Reiche von den Franzosen geraubt war, wurde nicht zurckerobert. Teilweise nach Bumller und Schuster. 50. Peter der Groe von Nuland. 16891725. Seine Angend. Sophie. Vor Peter dem Groen war Rußland ein unbedeutender Staat, und die Bewohner jenes Reiches wurden als Halbwilde betrachtet. Peter kam schon als Knabe ans den Thron, und es wurden die Re-gieruugsgeschfte von seiner Schwester Sophie geleitet. Der junge Peter schien ijch auch nicht viel daraus zu machen und spielte auf einem Dorfe mit einer Schar junger Russen fast immer Soldateufpiele. Em Schweizer Namens Le-fort war auch dabei, leitete das Spiel und erzhlte dem lernbegierigen Knaben viel von den Merkwrdigkeiten der andern europischen Lnder, und wie da alles viel ordentlicher und menschlicher zugehe als in Rußland. Peter brannte nun vor Begierde, in Rußland hnliche Einrichtungen zu veranstalten. Seine Schwester aber machte einen Anschlag auf sein Leben. Doch Peter kam ihr zuvor. Die bse Schwester wurde eingesperrt, und der Bruder kam nun zur Alleinherrschaft. Verschwrung der Streliizen. Jetzt war er bestrebt, viele ntzliche Ein-richtnngen im Volk und Heer zu treffen. Dem widerstrebten aber Sie Stre-litzeit, die adelige Leibgarde'des Kaisers, und veranlaten eine Verschwrung gegen ihn. Peter befand sich gerade in einer Abendgesellschaft, als ihm der Versammlungsort der Verschworenen verraten wurde.' Er erschien pltzlich zum groen Schrecken der Verschworenen mitten unter ihnen und lie durch eine heimlich bestellte Wache alle gefangen nehmen. Peter auf Reifen. Als die Ruhe wiederhergestellt war, begab sich Peter auf Reise, das Lebe fremder Völker selbst kennen zu lernen und berall solche Leute aufzusuchen, welche den Russen ntzlich werden knnten. Holland, als der erste Handelsstadt damaliger Zeit, zog ihn besonders an. In Zaandam, einem Dorfe bei Amsterdam, lie sich der Kaiser in einer kurzen roten Friesweste und leinenen Hosen als den russischen Arbeiter Peter Michaelow anstellen und wohnte . 7 Wochen lang in einer armseligen Schifferhtte. Um sich nicht zu verraten, 1 lebte er wie die brigen Zimmergesellen und zeichnete sich durch nichts vor ihnen aus als durch ungewhnlichen Flei und Lernbegierde. Mit seiner Axt auf der Schulter war er morgens der erste und abends der letzte bei der Arbeit. Dabei gewann er noch immer Zeit fr Regiernngsgefchfte. Im Winter lie er sich zu Amsterdam in Mathematik und Naturkunde unterrichten, ja, er bte sich sogar tn chirurgischen Operationen. Von Holland ging Peter nach England, besuchte berall die Werksttten bedeutender Handwerker, besah Mhlendmme, Kanle, Maschinen zc. und lie sich alles genau erklären. Der Anblick eines Seetreffeus, welches ihm zu Ehren veranstaltet wurde, entzckte ihn so, da er ausrief: Ha, frwahr, wre ich nicht Zar von Rußland, so mchte ich nichts lieber sein als ein englischer Atmtiral!" Sorge fr vildnng und gnte Sitten. Als Peter von seinen Reifen zurckkehrte, lie er Bcher ans fremden Sprachen ins Rufsische bersetzen und Schulen anlegen. Im Jahre 170:5 legte er den Grund zu einer neuen Stadt, oie nach feinem Namen Petersburg heit. In ihrer Nhe legte er groe Schiffswerften an; i der Stadt selbst errichtete er eine Apotheke, eine Sternwarte und eine Akademie der Wissenschaften. Bald schaffte er die slavische Sitte, vor dem Zaren niederzufallen, ab, stiftete Hospitler, Waisen- und Arbeitshuser, fhrte -tirief* mtt) Reiseposten ein und befrderte Kunst, Handel und Gewerbe. Sein (Sitde. Peter der Groe fand fein Ende infolge einer edlen That. Als er einst auf der Newa fuhr, bemerkte er einen Kahn, der von dem Sturme auf eine Sandbank geworfen war. _ Sofort schickte er seine Matrosen hin, Hilfe 8u leisten, und sprang dann selbst ins Wasser, um eine Frau zu retten, die mit jhrem Kinde nur noch schwach gegen die wilden Wogen ankmpfte. Sein Vor-haben gelang; aber da er erst krzlich von einer bsen Krankheit genesen war, bekam er einen Rckfall, der ihn bald darauf ins Grab brachte. Nach Kappe, Scharlach und Haupt. I

4. Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus - S. 178

1864 - Hildburghausen : Nonne
178 Xiii. Zeitraum. Bom span, bis zum öüerr. Erbfolgekriege rc. dort versammelt. Bei seinem Anblicke fuhren sie erschrocken zusammen. „Laßt euch nicht stören," sagte er mit scheinbarer Heiterkeit, „ich habe im Vorbeifahren helles Licht im Hause gesehen und eine Gesellschaft ver- muthet; so bin ich denn hereingetreten, um noch ein Gläschen mit euch zu trinken!" Die Verschworenen faßten sich, indem sie glaubten, der Czar wisse nichts von ihrem Vorhaben; sie tranken ans seine Gesundheit und Peter thal tapfer Bescheid. Endlich winkte ein Strelitz dem Sokownin und flüsterte ihm zu: „Es ist Zeit, Bruder!" — „Noch nicht", erwiderte dieser leise. Das hörte Peter. „Für mich aber ist es Zeit, Schurke!" Ichrie er, sprang auf Sokownin los und schlug ihn nieder. Gerade jetzt, mit dem Schlage elf trat der Hauptmann mit seinen Soldaten ein. Die Empörer wurden gefesselt und zu ihrer Bestrafung ins Gefängniß abgeführt. Peter aber kehrte zur Gesellschaft bei Lefort zurück und ver- kündete den Staunenden, welch' großer Lebensgefahr er entgangen sei. Peter machte, um mit den europäischen Einrichtungen und mit den Werken der Künste und Gewerbe durch eigene Anschauung bekannt zu werden, wiederholte Reisen in die westlichen Staaten. Er besuchte Preußen, Deutschland, Holland, England und Frankreich. Ueberall begab er sich in die Werkstätten der Künstler und Handwerker, ließ sich alles zeigen und erklären und stellte selbst in den verschiedenen Arbeiten Ver- suche an. Ja in Holland, wo man zu Saardam noch die Hütte zeigt, die er durch viele Wochen bewohnte, verrichtete er, indem er sich für einen gemeinen Russen ausgab, alle Arten von Schisfszimmermannsarbeit, hörte dabei aber nicht auf, in fortwährendem Briefwechsel mit seinen Ministern zu bleiben. Mit Hülse der erworbenen Kenntnisse ließ er sofort in Amsterdam ein Kriegsschiff von 60 Kanonen unter seiner Auf- sicht bauen, und nachdem er es mit Seeleuten, Bauleuten, Künstlern und Offizieren versehen, schickte er es nach Archangel. Ueberhaupt sendete er alle Arten von Waaren und von Modellen nach Hause, damit seine Russen einen Begriff von der europäischen Cultur erhielten. Er nahm fremde Gelehrte, Künstler, Handwerker, Militärs, einst 500 Engländer auf einmal in seine Dienste, damit diese ihm sein Volk unterrichten hülfen. Er legte Buchdruckereien und Schulen aller Art an, ließ die vorzüglichsten Bücher des Auslandes in die russische Sprache übersetzen und munterte befähigte junge Männer aus den höhern Ständen auf, ihrer Bildung wegen ins Ausland zu reisen. Ja er ging noch weiter: er suchte auch das Familienleben, das Leben der Einzelnen unizugestalten; er befahl förmlich den Russen, ihre Frauen nicht mehr als Dienerinnen nach asiatischer Weise zu behandeln, sie vielmehr mit in die Gesellschaft zu bringen, damit feinere Sitten sich verbreiteten. Die Männer der höhern Stände mußten ihre langen Bärte und Röcke abthun und sich nach europäischer Art kleiden; selbst die Landleute mußten bei ihrem Ein- tritt in die Stadt, wenn sie lange Bärte trugen, eine Abgabe deswegen entrichten. Ein Hauptaugenmerk richtete Peter auf den Seehandel und auf das Kriegswesen. Da er wohl erkannte, daß Rußland durchaus kein Glied in der Kette der europäischen Staaten werden könne, wenn es nicht

5. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 269

1882 - Oldenburg : Stalling
269 das noch jetzt den Fremden gezeigt wird. Auch die Werk-statten der Schmiede und Seiler besuchte Peter und lernte die Einrichtung der hollndischen Mhlen kennen. Im Winter lie er sich zu Amsterdam in der Mathematik und Natur-knde unterrichten, ja er bte sich sogar in chirurgischen Operationen. Als eine Galiote, an der er fleiig mitgearbeitet hatte, fertig war, und die Stadt Amsterdam ihm dieses Schiff schenkte, sandte er dasselbe mit vielen in Holland angewor-benen Seeleuten, Offizieren und Knstlern nach Archangel. Von Holland ging Peter nach England hinber, wo Wilhelm Iii. regierte. Auch hier nahm er seine Wohnung zu Deptsort bei den Wersten und unterhielt sich fleiig mit den Arbeitern. In London besuchte er Uhrmacher und andere Knstler, lie sich in der Sternkunde unterrichten und streifte in Grten und Kaffeehusern, Kirchen und Schauspielen, bald als Mann vom Stande, bald als Matrose gekleidet, ohne allen Zwang umher. Einst machte ihm der König eine auer-ordentliche Freude, indem er die englische Flotte ein See-treffen vorstellen lie. Dieser Anblick entzckte Petern so sehr, da er ausries: ,,Ha frwahr, wre ich nicht Zar von Ru-land, so mchte ich nichts lieber sein, als ein englischer Ad-miral!" Beim Abschiede schenkte ihm der König seine Jacht von vierundzwanzig Kanonen, auf welcher er wieder nach Holland berfuhr. Er nahm aus England drei Kapitne von Kriegs- und fnfundzwanzig von Handelsschiffen, vierzig Lieutenants, dreiig Lotsen, dreiig Wundrzte, zweihundert-undfnszig Kanoniere und der dreihundert Knstler m. Von Holland ging er der Dresden nach Wien, wo er stch aufs genaueste der das streichische Kriegswesen unterrichtete, und schon schickte er sich an, nach Venedig und Rom abzu-gehen, als eine hchst beunruhigende Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen anlangte, die ihn zwang, seine weiteren Reiseplne aufzugeben. Voll Ingrimm und Wut kehrte der Zar nach Moskau zurck. Auf dem Wege durch Polen hatte er eine Zusammen-fnft mit König August Ii. Dieser, dem es ein Leichtes war, ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Papier zusammen-zurollen, gab ihm eine Probe seiner ungeheueren Strke, in-dem er einem Ochsen mit einem einzigen Sbelhiebe den Kopf herunterschlug. Peter bat sich die Waffe mit den grau-

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 138

1864 - Breslau : Leuckart
138 Geschichte. zu Ketzern, wodurch die Religion und die Sitten des Volk, untergraben würden. Besonders konnten es ihm die Strelitzc. - nicht verzeihen, daß er ihnen seine neue Garde vorzog. Sophie nährte von ihrem Kloster aus die Unzufriedenheit, und so ent- spann sich bald eine neue Empörung, die Peter wiederum mit Hilfe seiner neuen Soldaten dämpfte. Nun entschloß sich Peter, eine Reise ins Ausland zu machen, aber nicht als Czar, sondern blos als Mitglied einer Gesandt- schaft, welche nach russischer Sitte die auswärtigen Fürsten besu- chen sollte. Lefort war Anführer dieser Gesellschaft, die aus mehr als 200 Personen bestand. Der Zug ging über Königsberg. Peter gab sich alle Mühe, um nicht erkannt zu werden, aber eben dies verrieth ihn. Bei einem Gastmahle, das ihm der Kurfürst Friedrich gab, hatte Peter zu viel getrunken und gerieth mit Lefort in so heftigen Streit, daß er den Säbel gegen ihn zog und ihn beinahe getödtet hätte. Am folgenden Tage empfand er tiefe Reue darüber. „Ach!" rief er schmerzhaft aus, „ich will mein Volk gesitteter machen und vermag doch nicht, mich selbst zu zähmen!" Dann setzte er die Reise über Berlin nach Amsterdam fort. Amsterdam war für ihn eine neue Welt. Das Gewühl der Kaufleute, der Schiffer, der Soldaten; die Schleusen, die Dämme, die Maschinen, die Schiffe: Alles erfüllte den jungen Herrscher mit freudigem Erstaunen. Darauf begab er sich nach Saardam, einem ansehnlichen Dorfe bei Amsterdam, wo großer Schiffbau getrieben wird, und 700 Windmühlen aller Art stehen. Hier erschien er- als gemeiner Russe in vaterländischer Tracht. Da fingen seine Arbeiten an. Jeden Morgen ging er, mit dem Beile in der Hand, nach den Schiffswerften, arbeitete wie der gemeinste Zimmermann, und ließ sich Peter Baas nennen. Er versuchte auch andere Hand- werke; selbst in der Schmiede hämmerte er, und seine Hofleute mußten ihm die rußigen Kohlen mit ihren weißen Händen zureichen, worüber sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. Von Saardam ging er nach Amsterdam zurück, besuchte Gelehrte, Künstler, Handwerker, nahm mehrere von ihnen in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England, welches er auf Einladung des dasigen Königs besuchte. Vorzüglich erregte das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit. Der König veran- staltete eine kleine Seeschlacht. Ein so furchtbar schönes Schau- spiel hatte er noch nie gesehen. „Wahrlich!" ries er aus,^ „wäre ich nicht zum Czaren von Rußland geboren, so möchte ich eng- lischer Admiral sein!" Nach einem dreimonatlichen Aufenthalte reiste er über Holland, Dresden und Wien zurück und wollte eben nach Italien, als ihn die Nachricht, daß sich die Strelitzeu schon wieder empört hatten, in sein Reich zu eilen zwang.

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 291

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 291 — Dann kehrte er ruhig in die Gesellschaft zurück. Um zehn Uhr aber stand er auf. „Laßt euch nicht stören", sagte er, „ein kleines Geschäft ruft mich auf einen Augenblick ab." Er setzte sich iu seinen Wagen und fuhr nach Sokownins Haus. Zu seiner Verwunderung fand er hier keinen einzigen Mann der Wache; denn er meinte, daß er dem Hauptmaun befohlen habe, schon um zehn Uhr zur Stelle zu sein. „Vielleicht sind sie schon im Hause", dachte er und trat in den Saal. Da waren alle Verschworenen bei einander. Erschrocken standen sie auf. „Ei, guten Abend!" sagte Peter. „Ich fuhr eben vorbei und sah hier helles Licht. Da vermutete ich fröhliche Gesellschaft und komme, mit euch ein Gläschen zu trinken." Die Verschworenen faßten sich. Es ward fleißig eingeschenkt; man trank auf des Zaren Gesundheit, und Peter that tapfer Bescheid. Jetzt winkte ein Strelitz dem Sokownin und flüsterte ihm zu: „Bruder, es ist Zeit!" „Noch nicht", erwiderte dieser leise. „Für mich aber ist es Zeit, Schurke!" schrie Peter mit fürchterlicher Stimme, sprang auf und schlug dem Sokownin mit geballter Faust ins Gesicht. In dem Augenblicke, mit dem Schlage elf, trat der Hauptmann mit seinen Leuten ein. „Heran", rief der Zar, „bindet die Hunde!" Umsonst war es, daß die Verschworenen um Gnade flehten. Bald lagen sie alle in Fesseln. Jetzt gab Peter auch dem Hauptmanne einen derben Schlag ins Gesicht, weil er um eine Stunde zu spät gekommen sei. Da dieser aber den schriftlichen Befehl vorzeigte, bereute Peter seine Hitze, küßte ihn auf die Stirn und erklärte ihn für einen braven Offizier. Darauf fuhr er zu Lefort zurück und erzählte der staunenden Gesellschaft, was vorgefallen war. Die Verschworenen wurden streng bestraft. 6. Peter in Holland und England. — Um seine Kenntnisse immer mehr zu bereichern, entschloß sich Peter, die fremden Länder, von denen ihm Lefort erzählte, selbst zu sehen. Er rüstete daher eine Gesandtschaft von mehreren hundert Personen aus, die durch einen großen Teil von Europa reisen sollte. Er selbst begleitete sie nicht als Zar, sondern als einfaches Mitglied, um alles, was er wünschte, ganz ungestört erkunden zu können. Der Zug ging über Königsberg und Berlin nach Amsterdam. 19*

8. Theil 8 - S. 655

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
wurde er verdrossener. Man kann sich die Vet, wunderung der übrigen Arbeiter bey dieser Ent, deckung denken; da er indessen durchaus nicht an, ders als seine Kameraden behandelt seyn wollte, so schickten sie sich zuletzt in seinen Willen, und nannten ihn bloß Dreister Peter. Im Winter nahm er seine Wohnung wieder zu Amsterdam, und ließ sich in der Mathematik und Naturkunde unterrichten, ja er besuchte die Vorlesungen eines berühmten Anatomen, Rutsch, und übre sich selbst in chirurgischen Operationen. Wo nur tr, gend etwas nützliches zü lernen war, da mußte er hin, und wenn ihm ein kenutnißreicher Mann eine Belehrung gab, so hing jei.r Blick mit for, schender Ungeduld an dessen Lippen. — Als das Schiff, an dem er selbst so fleißig mitgearbeitet hatte, fertig war, kaufte er es, und schickte es mit vielen in Holland angeworbe, nen Seeleuten, Officteren und Künstlern aller Art nach Archangel. Er selber segelte darauf im Januar 1698 nach England über. Mit König Wilhelm Iii. hatte er sich im Haag schon be, sprachen. Auch hier nahm er seine Wohnung zu Depfort, dem großen Schiffbauplatze, und un, terhielt sich fleißig mit den Arbeitern. In Lon, don besuchte er die Uhrmacher und andere Künst, ler häufig, ließ sich in der Sternkunde unter, richten, und streifte in Gärten und Kaffeehäu, fern, Kirchen und Schauspielen, bald als Kava,

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 166

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
166 durch die fremden Offiziere, die Peter um sich hatte, zurckgesetzt. In einer Nacht sollte der Plan ausgefhrt werden. In dem Hause eines Staatsrates versammelten sich die Verschworenen. Da erschienen wieder zwei Streichen bei Peter und verrieten ihm die Verschwrung. Peter bestellte seine Truppen und ging dann um 10 Uhr abends in das Haus, wo die Verschworenen waren. Er sagte, er sei gekommen, mit den Versammelten noch ein Glschen zu trinken. Die Verschworenen ahnten nichts. Eine Zeitlang zechte er lustig mit ihnen. Da hrte er, wie einer derselben zu dem Staatsrat sagte: Jetzt ist's Zeit." Noch nicht," erwiderte der Angeredete. Bei mir aber ist's jetzt Zeit," rief Peter und schlug in demselben Augenblick dem Staatsrat mit der Faust ins Gesicht. Dann wandte er sich gegen die Tr und rief: Wache, bindet die Hunde!" Die Truppen drangen ein und nahmen die Verschworenen gefangen. Durch die Folter wurden diese dann gezwungen, auch ihre Mit-schuldigen zu nennen; die meisten wurden hingerichtet, die brigen verbannt. 5. Grndung einer Seemacht. Vier Tage darauf trat Peter feine Reise an. Sein nchstes Ziel war Deutschland, Holland und England. Schon lngst hatte er den Wunsch gehabt, sich eine Seemacht zu grnden. In einem Kriege mit den Trken war es ihm gelungen, Asow zu erobern und so festen Fu am Asowscheu Meere zu fassen. Nun strebte er danach, sich hier eine Flotte zu schaffen. Woher aber die Schiffe bekommen? Seine Russen konnten keine bauen. Er lie daher Schiffsbauer und Zimmerleute aus Holland und Deutschland kommen, da sie ihm Schiffe bauten. Aber damit begngte er sich nicht. Er beschlo vielmehr, selbst den Schiffsbau zu erlernen. Als er auf seiner Reise nach Holland kam, fhrte er seinen Plan aus. In dem Dorfe Zaandam trat er unerkannt bei einem Schiffsbaumeister als Lehrling ein. Man schrieb ihn unter dem Namen Peter Michaelow als gemeinen Zimmermann ein. Um nicht erkannt zu werden, kleidete er sich wie ein gewhnlicher Russe mit roter Weste und langer Hose und lebte mit den brigen Zimmerleuten ans gleichem Fue. Des Morgens sah man ihn mit der Axt auf der Schulter als ersten in die Werkstatt gehen, und des Abends war er der letzte, der sie verlie. Sein Bett machte er sich selbst. Erst durch Zufall erfuhren seine Mitarbeiter seinen wahren Stand und nannten ihn von nun an ehrfurchtsvoll Meister Peter". Als ein Schiff, an dem er selbst so fleiig mitgearbeitet hatte, fertig war, wurde es ihm von der Stadt Amsterdam zum Geschenk gemacht, und er schickte es mit 500 angeworbenen Seeleuten nach Archangelsk. Nachdem Peter nun noch verschiedene Lnder besucht hatte, kehrte er nach Rußland zurck. Kurz vor seiner Ankunft war ein neuer Aufstand der Strelitzen ausgebrochen. Einer seiner Generale aber hatte einen vollstndigen Sieg der sie erfochten. Peter lie viele der Emprer hinrichten. Fortan war er darauf bedacht, sein Land zu Macht und Ansehen zu bringen. Er grndete eine Seemacht, richtete Schulen ein, baute die Stadt Peters-brg und legte in deren Nhe groe Schiffswerften an. 6. Sorge fr europische Kultur. In jeder Weise sorgte Peter dafr, da Rußland den andern europischen Staaten an Bildung nacheiferte. Er erbaute eine Apotheke, ein Krankenhaus und ein Waisenhaus, fhrte eine

10. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 334

1852 - Altona : Hammerich
334 Erteilte darauf der Gesandtschaft voraus nach Amsterdam. Auch hier bot man ihm ein prächtiges Haus an; doch er, um unerkannt zu bleiben, bezog ein kleines Häuschen an den Schiffswerften (Plätze, wo Schiffe gebaut werden), kleidete sich wie ein holländischer Schiffszim- mermann in eine kurze Jacke von rothem Fries und in weite Bein- kleider von weißen Leinen, ging selbst auf den Markt und kaufte fick seine Lebensmittel und kochte sie auf seinem kleinen Heerde. Man zeigt dies Haus noch jetzt den Fremden unter dem Namen Vorftenborg (Fürstenburg). Darauf sing er an, alle Theile, die zu einem Schiffe gehören, wie ein Lehrbursche, selbst zimmern zu lernen; und eben der Mann, der jetzt in seinem Häuschen Befehle an sein gegen die Türken fechtendes Heer schrieb, kam im nächsten Augenblick mit dem Beile in der Hand heraus aus die Werste und spaltete Bretter, zimmerte Mast- bäume, nagelte Bolen an einander, knüpfte Seile und Segel. Dann besuchte er besonders die Werkstätten der Schmiede und Seiler und suchte die Einrichtung der holländischen Mühlen kennen zu lernen. Zu- letzt ließ er unter seiner Aufsicht ein Kriegsschiff von 60 Kanonen bauen, das er nach Archangel sandte. Er lebte dabei mit den Schiff- bauern und Matrosen sehr vertraut, und wenn diese nachher nach Archangel kamen, bewirthete er sie auf holländische Weise mit Pfann- kuchen. — Auch die holländischen Juden wünschten sich seine herablas- sende Milde zu Nutze zu machen und baten den Zar um Erlaubniß, in Rußland Handlung treiben zu dürfen; sie wollten für diese Erlaub- niß sogleich 100,000 Gulden bezahlen. Peter antwortete: Ich muß den Juden ihr Gesuch abschlagen aus Mitleiden. Die Juden haben zwar den Namen, daß sie die ganze Welt im Handel und Wandel be- trügen, aber ich kenne meine Russen; ich muß fürchten, daß sie bei ihnen doch zu kurz kommen. — Bei einer seiner Wasserfahrten überfiel ihn ein Sturm, und Alle, die um ihn waren, befürchteten den Unter- gang. Peter blieb unerschrocken: Habt Ihr je gehört, rief er, daß ein russischer Zar in Holland auf der See ertrunken ist? — Von Holland ging er nach England, wo er alle ausgezeichnete Künstler besuchte und von ihren Kunstwerken nicht blos nach Rußland schickte, sondern auch Künstler selbst gewann, ihm nach Rußland zu folgen. Er hatte in kurzer Zeit Seeoffiziere, Wundärzte, Kanoniere, Uhrmacher, Schmiede und andere Künstler und Handwerker über 500 um sich versammelt. Er selbst übte sich in mehren dieser Künste und setzte diese Uebungen fort, auch als er wieder nach Rußland zurückgekommen war. So hat er eigenhändig Eisenstangen geschmiedet, die man noch jetzt in Rußland zum Andenken aufbewahrt. Seine Hofjunker mußten dabei Kohlen auftragen, das Feuer anschüren und die Blasbälge ziehen. Einst hatte er aus einem Eisenwerke, 00 Werste von Moskau (7 Werste machen eine deutsche Meile, 90 Werste sind also 13 Meilen), 18 Pud (Pud ist bewirthet, und nach der Mahlzeit wurden ihm alle Schönheiten des Schlosses gezeigt. Der Graf fragte ihn darauf, wie ihm das Gebäude gesiele. Der Zar antwortete: die Lage ist sehr angenehm und der Bau groß und schön; doch ist ein Fehler begangen. — Und der ist? fragte der Graf. — Die Küche scheint mir zu groß angelegt zu sein.

11. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 186

1891 - Leipzig : Voigtländer
186 bungen fhrten bald eine Menge vornehmer russischer Jnglinge herbei, die unter die .Poteschni", d.i.kameraden des Zaren, wie Peter seine neue Kompanie nannte, aufgenommen wurden. Nun merkte Sophie, wie gefhrlich ihr Peter mit seinen bewaffneten Gefhrten werden knnte. Sie hetzte daher die Strelitzen von neuem auf, ihn zu ermorden. Allein Peter unterdrckte durch feine Poteschni" die Emprung und verwies seine Stiefschwester in ein Kloster. Nun war der siebenzehn-jhrige Jngling Alleinherrscher (1689). Seine nchste Sorge ging dahin, sich ein tchtiges Heer zu bilden, zu welchem er in der Schar der Kameraden" den Grund gelegt. Aber er dachte auch an die Grndung einer Seemacht. Um See-schiffe zu sehen, machte er eine Reise nach Archangel am Weien Meere, ergtzte sich dort am Anblicke der vorbersegelnden hollndischen Schiffe und befuhr in Schiffer-tracht das Meer. Als bald darauf ein glcklicher Krieg gegen die Trken die Festung Asow in seinen Besitz brachte, lie er eine Flotte von 60 Schiffen fr das Schwarze Meer bauen. Aber die wegen feiner Neuerungen im Heerwesen erbitterten Strelitzen bedrohten sein Leben durch eine neue Verschwrung. Er erhielt jedoch Kunde von dem Vorhaben, und unvermutet in die M:tte der versammelten Verschwrer tretend, lie er sie verhaften und unter furchtbaren Martern hinrichten. Um feine Kenntnisse immer mehr zu bereichern, entschlo sich Peter, die fremden Lnder, von denen ihm Lefort erzhlt hatte, selbst zu sehen. Er rstete daher (1697) eine Gesandtschaft von mehreren hundert Personen aus, die durch einen groen Teil von Europa reisen sollte. Er selbst begleitete sie nicht als Zar, sondern als einfaches Mitglied, um alles desto ungestrter erkunden zu knnen. der Knigsberg und Berlin kam er nach Amsterdam. Dort erfllte ihn das Seewesen mit freudiger Bewunderung. In der Kleidung eines hollndischen Schiffszimmermanns begab er sich nach dem benachbarten Dorfe Zaandam,um dort den Schiffsbau zu erlernen. Nach sieben-wchentlicher Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurck und lie ein greres Kriegs-schiff bauen, das er, mit Seeleuten, Offizieren, Wundrzten und Handwerkern reich-lieh versehen, nach Archangel schickte. Von Holland ging er nach England. Dort lie der König ihm zu Ehren ein Betreffen auffhren. Wahrlich," rief Peter staunend aus, wre ich nicht als Zar von Rußland geboren, fo mchte ich englischer Admiral fem!" Dann kam er abermals nach Holland, und von hier reiste er der Dresden nach Wien. Eben wollte er auch nach Italien gehen, da rief ihn die Nachricht, die Strelitzen htten sich schon wieder einmal emprt, nach Rußland zurck. Er fand den Aufruhr schon gedmpft, alle Gefngnisse mit Missethtern angefllt. Peter lie die Hauptschuldigen an den Galgen hngen und hob die Schar der Stre-ritzen ganz auf. Seine im Ausland gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen suchte nun Peter mit rastlosem Eifer fr die Bildung seiner noch halbwilden Russen zu verwerten. Mit dem uern fing er an, indem er seinen Unterthanen das Tragen der langen Brte verbot und die gewohnten langen Rcke mit europischer Kleidung zu vertauschen befahl. Ferner betrieb er die Anlegung von Schulen und He belehrende Bcher des Auslandes ins Russische bersetzen. 2. Der nordische Krieg (17001721). Um aber in den Weltverkehr ein-zutreten, bedurfte Rußland vor allem der Verbindung mit dem Meere. Peter fate daher den Plan, fein Reich bis zur Ostfee zu erweitern, und nachdem er ein zahlreiches, von auslndischen Offizieren eingebtes Heer gebildet, suchte er dieses Ziel durch Eroberung der schwedischen Ostseelnder zu erreichen. Peter der Groe verband sich mit den Knigen von Dnemark und

12. Theil 3 - S. 262

1839 - Leipzig : Fleischer
262 sandtschaft ein. Als man ihn aber dennoch erkannte, und ihm der Magistrat ein schönes Haus einrichten wollte, so verbat er es, wählte ein ganz kleines Haus, und legte die Kleidung eines holländischen Schiffszimmermanns an, damit man ihn weniger erkennen möchte. Bald darauf begab er sich nach Saardam, einem großen Dorfe, Amsterdam gegenüber, wo starker Schiffsbau getrieben wird, und 700 Windmühlen aller Art stehen. Bei der Ueberfahrt traf er einen alten Bekannten, einen Schiffer, den er einst in Rußland ge- sehen hatte. Seine Freude war groß; er schüttelte ihm treuherzig die Hand, und erklärte ihm, er wolle bei ihm in Saardam wohnen. Der Schiffer versicherte, er habe nur eine Hütte mit einer Stube und Kam- mer. Das half aber alles nichts; er mußte in die Kammer ziehen, und Peter nahm die Stube ein, während seine Kammerherren die umliegenden Hütten zu ihrem großen Leidwesen einnehmen mußten. Nun singen seine Arbeiten an. Jeden Morgen ging er, mit dem Beile in der Hand, nach den Schiffswerften, arbeitete wie der ge- meinste Zimmermann, und ließ sich Peter Baas nennen. Er ließ keine Arbeit unversucht; selbst in der Schmiede arbeitete er mit, und seine Hofleute mußten ihm die rußigen Kohlen mit ihren weißen Händen reichen, worüber sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. Sieben Wo- chen lang blieb er in Saardam; dann ging er nach Amsterdam zurück, besuchte Gelehrte, Künstler, Handwerker, nahm mehrere von ihnen in seine Dienste, und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England- welches er 1698 auf die Einladung des Königs Wilhelm 3. besuchte. Nichts freute ihn hier mehr als der Anblick einer Seeschlacht, welche der König vor ihm aufführen ließ. „Wahrlich!" rief er aus, „wäre ich nicht zum Czaren des russischen Reichs geboren, so möchte ich englischer Admiral seyn!" Nach drei Monaten reiste er über Holland zurück, ging über Dresden nach Wien, und wollte eben nach Italien reisen, als ihn die Nachricht, daß sich die Strjelitzen schon wieder empört hätten, eiligst nach Moskau zurückzureisen zwang. Er hatte sie nämlich vor Antritt seiner Regierung im russischen Reiche vertheilt. Aber vier Regimenter, die an der lithauischen Gränze standen, zogen plötzlich gegen die Hauptstadt, indem sie Vorgaben, Peter sey todt, und sie müßten den Thron seinem Sohne Alexei sichern. So ungehalten war Peter noch nie gewesen. Als er durch Po- len reifte, besuchte er in Rawa den König August 2., der wegen seiner Riesenstärke berühmt war. Er konnte ein Hufeisen wie ein Stück Brot zerbrechen, und ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Blatt Papier zusammenrollen. Um dem Czar eine Probe seiner Stärke zu geben, schlug er mit einem schönen Säbel einem polnischen Ochsen den Kopf mit einem Hiebe ab. „Schenke mir den Säbel," sprach Peter; „er ist mir nöthig, um das Haupt des Empörungsdrachen vom Rumpfe

13. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 145

1877 - Langensalza : Beyer
— 145 — Dienste zu üben. Brauchbare Ausländer zog Peter dagegen in sein Reich. Diese Neuerungen indessen riefen, von Sophia und den Bojaren angeregt, eine neue Strelitzenverschwörnng hervor, man wollte den Czaren bei einer Fenersbrnnst, die man anlegen wollte, um ihn herbeizulocken, ermorden. Aber die Verschwörung ward verraten und Peter selbst nahm die verräterischen Großen in dem Hanse des Staatsrates Sokownin gefangen. Nun führte der Czar seinen langgehegten Wunsch, fremde Länder zu sehen, ans. Er gieng über Deutschland nach Amsterdam, um hier die großen Werkstätten von Handwerkern und Künstlern kennen zu lernen. Dann arbeitete er unerkannt als Zimmermann in dem holländischen Dorfe Zaandam am Schiffsbau. Was er an freier Zeit gewann, verwandte er anf den Besuch der Werkstätten von Seilern, Segelmachern und Schlossern. Vor dem Schlafengehen unterzeichnete er noch Befehle an seine Feldherren, die damals gegen die Türken Krieg führten. Darauf gieng er im Winter nach Amsterdam und studierte hier Mathematik, Naturwissenschaften und Medicin. In Holland ließ er auch das erste russische Kriegsschiff bauen, was er nach dem Hafen von Archangel (an der Mündung der Dwina) schickte. Nun begab er sich 1698 nach England, wo ihn König Wilhelm Iii. glänzend aufnahm. Bei einem Schiffsmanöver, das dieser König dem Czaren zu Ehren anstellte, rief dieser entzückt ans: „Wäre ich nicht Czar, so möchte ich englischer Admiral sein!" In England nahm er für seine neu zu gründende Flotte über 600 Leute in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Von Britannien aus begab sich nun Peter über Amsterdam und Dresden nach Wien; hier traf ihn die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen. Rasch kehrte er nach Rußland zurück, ließ die Häupter der Empörer vor den Fenstern seiner Schwester Sophia hinrichten und schickte die übrigen in die Verbannung nach Sibirien. — Großen Fleiß wandte nun Peter auf die Vermehrung seines Heeres und seiner Flotte. Mit Gewalt suchte er bei seinen Russen mildere Sitten einzuführen, ja er verbot ihnen sogar ihre althergebrachte Nationaltracht und das Tragen langer Bärte. Um den Bildungszustand des Volkes zu heben, legte er Schulen an, und um den Wohlstand der Nation zu begründen, rief er Fabriken in's Leben und suchte bert Handel und Verkehr mit fremden Völkern zu beleben. § 173. ^Peters Groöerungen und Ende. Bald sollte es sich zeigen, von welchem Erfolge die neuen Einrichtungen Peters für Rußland waren. Im Jahre 1697 war nämlich der 15jährige König Karl Xii. auf den schwedischen Thron gelangt. Da glaubten Dänemark, Polen und Peter die Zeit fei gekommen, sich schwäbischer Provinzen bemächtigen zu können. Aber Karl war zwar noch jung, aber ein kühner und tapferer Fürst. Den Krieg, welchen er mit Peter und feinen Verbündeten zur Erhaltung feines Reiches führte, nennt man den nordischen Krieg Wolfs, Leits. z. allg. Gesch. 2. 2tuft. 10

14. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 132

1880 - Sondershausen : Eupel
132 voll hergerichtet, und auf dem Verdecke stand unter einem schonen Zelte die Tafel, die sich unter den kostbarsten und edelsten Weinen bog. Als endlich das Mahl so weit vorüber war, daß man Trinksprüche ausbringen durfte, erhob sich de Ruyter und bat die Herren, ihre Gläser zu füllen, indem er einen Trinkspruch ausbringen wolle. Alle standen auf, und nun trank de Ruyter ans das Wohl der tapfern Landarmee der Niederlande. In diesem Augenblicke lösten die Constabler ans einmal alle Kanonen des mächtigen Schisses, daß es in allen Fugen erbebte, und — sämmtliche Offiziere der Besatzung von Amsterdam sammt ihrem Kommandanten stürz- ten auf das Verdeck nieder und streckten ihre Beine in die Luft. Die Seeoffiziere und de Ruyter standen mauerfest und hatten eine schwere Ar- beit, ihre Lachmuskeln in gebührender Gewalt zu halten. Bleich vor Schrecken, Entsetzen, Scham und Ärger rafften sich die Herren aus, und als alle wieder auf ihren Beinen standen, sagte mit ruhiger Würde der Admiral, sich an den Kommandanten wendend: „Dat is myn Paard." was zu deutsch nichts anderes heißt als: Das ist mein Pferd! Und nun setzte er sich nieder und suchte durch die liebenswürdigste Unterhaltung die vorge- fallene Geschichte vergessen zu machen, was indessen um so weniger mög- lich war, als das Schamgefühl in den Herzen der Landsoldaten nicht so leicht zu vertilgen war. Und was noch schlimmer war, sie hatten überall die Lacher gegen sich, wo die Geschichte bekannt wurde, und es konnte nicht fehlen, daß man sie kurze Zeit nachher von Mund zu Mund durch ganz Holland trug. W. O. v. Horn. 191. Peter in der Fremde. 1. Der Peter will nicht länger bleiben, er will durchaus fort in die Welt. Dies Wagestück zu hintertreiben, der Mutter immer schwerer fällt. ,,Was willst du," spricht sie, „draußen machen? Du kennst ja fremde Menschen nicht; dir nimmt vielleicht all' deine Sachen der erste beste Bösewicht." 2. Der Peter lacht nur ihrer Sorgen, wenn er die Mutter weinen sieht, und wiederholt an jedem Morgen sein längst gesungnes Reiselied. Er meint: die Fremde nur macht Leute, nicht in der Nähe wohnt das Glück; drum sucht er's gleich recht in der Weite: doch kehrt er mit der Zeit zurück. 3. Zn Hilfe ruft man alle Basen, jedwede gibt dazu ihr Wort; doch Peter läßt nicht mit sich spaßen, der Tollkopf will nun einmal fort. Da sprach die Mutter voller Kummer: „So sich doch nur den Vater an! der reiste nie und ist nicht dummer, als mancher weit gereiste Mann." 4. Doch Peter läßt sich nicht bewegen, so daß zuletzt der Vater spricht: „Nun gut! ich wünsch' dir Glück und Segen, fort sollst du; doch nun säum' auch nicht!" Nun geht es an ein Emballieren vom Fuß hinauf bis an den Kopf; man wickelt, daß auch nichts kann frieren, das dickste Band um seinen Zopf. 5. Und endlich ist der Tag gekommen; gleich nach dem Essen geht er heut'. Voraus ist Abschied schon genommen, und alles schwimmt in Traurigkeit. Die Eltern das Geleit' ihm geben bis auf das nächste Dorf hinaus, und weil da ist ein Wirtshaus eben, hält man noch einen Abschiedsschmaus. 6. Ein Fläschchen Wein wird vorgenommen; doch still wird Peter, mäuschenstill. Man trinkt auf glücklich Wiederkommen, und Peter seufzt: „Nun, wie Gott will!" Er muß die Augen manchmal reiben, nimmt Abschied noch einmal recht schön und sagt, man soll nur sitzen bleiben; denn weiter lass' er keinen gehn.

15. Theil 3 - S. 278

1867 - Breslau : Max
278 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Hände davon bluteten, ein Tau drehen, und andere zwang er, als sie auf der Anatomie vor einem Leichnam zurückschauderten, die Sehnen mit den Zähnen abzulösen. Recht in den Tod zu- wider war es ihm aber, wenn ihn die Leute wie ein Wunderthier angafften. Manchmal standen sie in dicken Haufen vor seiner Thüre, wenn sie wußten, daß er ausgehen würde. Dann kam er entweder wohl gar nicht, oder es setzte tüchtige Püffe rechts und links. Nach einer siebenwöchentlichen Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurück, und statt mit Zerstreuungen die Zeit zu tödten, suchte er Gelehrte, Künstler und Handwerker auf, bei denen er etwas lernen konnte, nahm auch viele davon in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England, wohin er nun reiste. Selb'st Rattenfänger nahm er in seinen Dienst, und als Ratten und Mäuse auf den russischen Schiffen überhand nahmen, ließ er eine ganze Schiffsladung holländischer Katzen nach Rußland kommen. Einen großen Genuß verschaffte ihm iu England König Wilhelm, indem er vor ihm eine See- schlacht aufführen ließ. „Wäre ich nicht zum Czaren des russischen Reichs geboren," ries er einmal aus, „so möchte ich ein englischer Admiral sein!" Drei Monate blieb er da. Als er auf der Rückreise wieder über Holland ging und ihn hier bei einer s-einer Wasserfahrten auf derzuyder-See (sprich Seuder-See) ein Sturm überfiel, war er allein ganz unerschrocken. „Habt ihr denn je gehört," sagte er zu den bebenden Schiffern, „daß ein russischer Czar in Holland auf der See ertrunken sei?" — Nun ging es über Dresden nach Wien, wo es ihm sehr gefiel; und eben wollte er nach Italien gehen, als er die Nachricht erhielt, die Strjelitzen hätten sich schon wieder empört. Wie ein ergrimmter Löwe fuhr er auf und eilte schnell nach Rußland zurück. Auf der Reise durch Polen besuchte er den König dieses Landes, den starken August Ii., dem es ein Leichtes war, ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Papier zusammen zu rollen. Auch dem Czaren gab August eine Probe seiner Stärke, indem er mit einem schönen Säbel einem polnischen Ochsen den Kopf mit einem Hiebe abschlug. „Schenkt mir den Säbel," sagte Peter; „er ist mir nöthig, um das Haupt des Empörungsdrachen vom Rumpfe zu trennen." Der König reichte ihm den Säbel mit den Worten: „Tod den Türken und Tataren! 'Leben und Gnade den Unterthanen!" eine Aeußerung, die seiner Menschlich- keit Ehre macht. Peter fand den Aufruhr schon gedämpft; alle

16. Teil 3 - S. 61

1912 - Leipzig : Freytag
an sich und setzte mit Hilfe der Streichen durch, daß Peter vorläufig von der Herrschaft ausgeschlossen wurde. Wiederholt schwebte der kräftige und energische Knabe in Gefahr, von der kaiserlichen Leibwache ermordet zu werden. Doch die Mutter wußte sein Leben zu schützen. Auch befriedigte sie seine unersättliche Lernbegier und seinen ungezügelten Tatendrang. Sein Erzieher wurde der Genfer Lefort. Dieser weitgereiste Mann übermittelte dem juugeu Zaren eine vielseitige europäische Bildung und flößte ihm durch seine Erzählungen die Sehnsucht ein, die Einrichtung der westlichen Staaten und Völker näher kennen zu lernen. Auch erweckte er in dem Knaben die Liebe zum Seewesen und zu dem Soldatenstande. So lernte der zukünftige Herrscher schon in der Jugend manches kennen, was ihn entzückte und was ihn zur Nachahmung zwang. Er ließ sich Boote zimmern und schuf sich eine kleine Truppe, die nach europäischer Weise geschult wurde. Gerade sie sollte ihm von Nutzen sein; als nämlich die Zarin einen Aufstand anzettelte, um ihre Herrschaft zu befestigen, unterdrückte ihn Peter mit seinem Anhange, schickte seine Halbschwester in ein Kloster und machte sich zum Alleinherrscher. Als Zar suchte Peter zwei Ziele zu verwirklichen; er trachtete danach, seinen: Bolke die europäische Bildung zu übermitteln und seinen Staat zu einer Großmacht zu erheben. Zuerst aber kam es ihm darauf an, einen bequemen Zugang zum Meere zu erhalten; denn der damalige russische Haupthafen Archangelsk am Weißen Meere war den größten Teil des Jahres zugefroren. Die Zeitumstände waren dem Plane des Zaren günstig. Da die Türkei nüt Österreich in einen Krieg verwickelt war, ließ er in aller Eile von fremden Ingenieuren auf dem Don Schiffe bauen, mit denen er dann im Jahre 1696 das hartnäckig verteidigte A f o w gewann und damit den Schlüssel zum Schwarzen Meere in seine Hände bekam. Von nun an war seine größte Sorge auf die Ausbildung des Seewesens gerichtet. 3. Peters Reise ins Ausland und ihre Früchte. Um die europäische Kultur aus eigener Anschauung kennen zu lernen, unter nahm Peter im Jahre 1697 eine Reise nach dem Westen. Sie führte ihn über Königsberg, wo er mit dem Kurfürsten Friedrich Iii. eine Zusammenkunft hatte, und über Berlin nach Holland und England. In Amsterdam hielt er sich längere Zeit auf und arbeitete sogar in Zaandam acht Tage als Schiffszimmermann. Das höchste Entzücken bereitete ihm die englische Kriegsflotte, die ihm zu Ehren eine Seeschlacht vorführte. Voll Bewunderung soll er ausgerufen haben: „Wenn ich nicht Zar von Rußland wäre, so möchte ich wohl englischer Admiral sein!" Von England ging es dann über Dresden nach Wien. Auch beabsichtigte Peter, Italien zu besuchen. Doch ein Aufstand der Streichen zwang ihn zur eiligen Rückkehr. Über die Schuldigen brach ein blutiges Strafgericht herein; die Strelitzen-regimenter wurden aufgelöst. — Nun suchte Peter die Erfahrungen, die er auf der Reife gesammelt hatte, für seinen Staat nutzbar zu machen. Durch Gründung von Schulen und durch Anlegung von Bibliotheken wurde für die Verbreitung der europäischen Bildung gesorgt. Selbst eine Akademie der Wissenschaften wurde ins Leben gerufen; jedoch kam es dem Zaren nur auf die Verbreitung der prak-

17. Auszug aus dem Lehrbuche der Weltgeschichte für Schulen - S. 334

1882 - Münster : Coppenrath
334 gesellen nannten ihn nicht anders als Peter Baas, d. i. Meister Peter. Als solcher kam er jeden Morgen mit dem Beile in der Hand auf die Schiffswerfte und half arbeiten. Nach sieben-wchentlichem Aufenthalte kehrte er nach Amsterdam zurck und reisete dann nach England. Hier sowohl als in Holland besuchte er fleiig die Werksttten der Knstler und Handwerker. Mehre tchtige Männer, besonders erfahrene Seeleute, nahm er in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dann reisete er der Dresden nach Wien; und eben wollte er sich weiter nach Italien begeben, als er die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen erhielt. Ergrimmt eilte er durch Polen nach Moskau zurck, fand aber bei seiner Ankunft die Ruhe bereits hergestellt. Der Verdacht der Anstiftung dieser Emprung fiel wieder auf seine Schwester Sophie. Peter lie zu einer furchtbaren War-nung achtundzwanzig Galgen vor ihrem Kloster aufrichten und hundertfnfzig der Hauptemprer vor ihren Augen aufknpfen. Fast zweitausend fielen als Opfer seiner Wut. Die emprungs-schtige Schar der Strelitzen ward ausgehoben. Nicht lange nachher starb Le Fort. Der Tod dieses edelen Mannes versetzte den Kaiser in tiefe Trauer. An seine Stelle trat Menzikow, der Sohn eines armen Landmannes. Le Fort hatte diesen zu seinem Diener angenommen, dann aber, als er ausgezeichnete Talente verriet, ihn zum Staatsdienste heran-gebildet. ^ Dieser neue Gnstling des Glckes untersttzte den Kaiser bei seiner rastlosen Thtigkeit, alle in der Fremde gesam-melten Erfahrungen in sein Reich zu verpflanzen. Mit dem n-eren wurde der Ansang gemacht, und das Tragen der laugen Gewnder und Brte verboten. Fr die Erlaubnis, einen Bart zu tragen, mute eine jhrliche Abgabe entrichtet werden; nur die Geistlichen und Bauern waren hiervon ausgenommen. Sobald letztere aber in die Stadt kamen, muten auch sie am Thore ?inej! fr den Bart zahlen. Frher durfte keine russische Frau m >.le Gesellschaft der Männer kommen; Peter aber brachte die Gewohnheit auf, da jede Russin freien Zutritt in dieselbe hatte, ! a Ue auslndische Kleidung trug, und legte so den Grund zu der Annherung der beiden Geschlechter und znr Einfhrung eines

18. 2 - S. 138

1856 - Breslau : Leuckart
138 Geschichte. der in sein Reich. Der hohe Adel aber und die Geistlichkeit zeig- ten sich unzufrieden mit den Neuerungen. Sie sagten, er ziehe Ungläubige ins Land und schicke die russische Jugend zu Ketzern, wodurch die Religion und die Sitten des Volkes untergraben wür- den. Besonders konnten es ihm die Strelitzen nicht verzeihen, daß er ihnen seine neue Garde vorzog. Sophie nährte von ihrem Kloster aus die Unzufriedenheit, und so entspann sich bald eine neue Empörung, die Peter wiederum mit Hilfe seiner neuen Sol- daten dämpfte. Nun entschloß sich Peter, eine Reise ins Ausland zu machen, aber nicht als Czar, sondern bloß als Mitglied einer Gesandt- schaft, welche nach russischer Sitte die auswärtigen Fürsten be- suchen sollte. Lefort war der Anführer dieser Gesellschaft, die aus mehr als 200 Personen bestand. Der Zug ging über Königsberg. Peter gab sich alle Mühe, um nicht erkannt zu werden, aber eben dies verrieth ihn.' Bei einem Gastmahle, das ihm der Kurfürst Friedrich gab, hatte Peter zu viel getrunken und gerieth mit Lefort in so heftigen Streit, daß er den Säbel gegen ihn zog und ihn beinahe gelobtet hätte. Am folgenden Tage empfand er tiefe Reue darüber. „Ach!" rief er schmerzhaft aus, „ich will mein Volk gesitteter machen und vermag doch nicht, mich selbst zu zähmen!" Dann setzte er die Reise über Berlin nach Amsterdam fort. Amsterdam war für ihn eine neue Welt. Das Gewühl der Kaufleute, der Schiffer, der Soldaten; die Schleusen, die Dämme, die Maschinen, die Schiffe: Alles erfüllte den jungen Herrscher mit freudigem Erstaunen. Darauf begab er sich nach Saardam, einem ansehnlichen Dorfe bei Amsterdam, wo großer Schiffbau getrieben wird, und 700 Windmühlen aller Art stehen. Hier erschien er als gemeiner Russe in vaterländischer Tracht. ^Da fingen seine Arbeiten an. Jeden Morgen ging er, mit dem Beile in der Hand, nach den Schiffswerften, arbeitete wie der gemeinste Zimmermann, und ließ sich Peter Baas nennen. Er versuchte auch andere Hand- werke; selbst in der Schmiede hämmerte er, und seine Höfleute mußten ihm die rußigen Kohlen mit ihren weißen Händen zurei- chen, worüber sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. Von Saardam ging er nach Amsterdam zurück, besuchte Gelehrte, Künst- ler, Handwerker, nahm mehrere von ihnen in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England, welches er auf Einladung des dafigen Königs besuchte. Vorzüglich^ er- regte das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit. Der König veranstaltete eine kleine Seeschlacht. Ein so furchtbar schönes Schauspiel hatte er noch nie gesehen. „Wahrlich!" rief er aus, „wäre ich nicht zum Czaren von Rußland geboren, so möchte ich englischer Admiral sein!" Nach einem dreimonatlichen Aufenthalte

19. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 82

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
82 Wege zu rumen. Um den Sohn zu retten, zog die Mutter mit dem Knaben nach einem Dorfe in der Nhe Moskaus, wo er zu einem krftigen, hochstrebenden Jngling heranwuchs. Durch den Umgang mit wohlgebildeten Auslndern wurde seine Lern- und Wibegierde befriedigt und der junge Zar im stillen Tr seine sptere hohe Stellung vorbereitet. Er lernte die deutsche und holln-dische Sprache kennen, hrte von den Sitten und Einrichtungen der gebildeten Völker des westlichen Europas, und es erwachte in dem jungen Herrscher der lebhafte Wunsch, auch seine Untertanen dereinst auf eine gleiche Stufe der Gesittung und Bildung zu erheben. Unter Leitung des Schweizers Lefort, der bedeutende militrische Kenntnisse besa, bildete er sich eine Leibgarde' Poieschni, d. i. Kameraden, die ganz nach europischer Weise ein-gerichtet und eingebt wurde. Lefort war der Hauptmann dieser Truppe, Peter selber trat als Gemeiner ein und brachte es bis zum Range eines Leutnants! Diese anfangs kleine Schar, die nach und nach zwei Regimenter ausmachte, wurde die Pflanzschule der russischen Garde, die die Macht der Strelitzen brechen' die herrschschtige Sophia strzen und den Grund zu Rulands Kriegsruhm legen sollte. Als Sophia durch die Strelitzen einen neuen Angriff ans das Leben des jungen Zaren machen lie, schlug er den Angriff mit Hilfe seiner Kameraden" und Freunde nieder, sperrte seine Schwester in ein Kloster und bernahm als siebzehnjhriger Jngling die Alleinherrschaft. 2. seine Regierung. Das Hauptstreben Peters war daraus gerichtet, Rußland zu einer europischen Gromacht zu erheben. Zu diesem Zwecke wollte er sein Land, das sich noch im Zustande asiatischer Barbarei befand, nach dem Muster eines Kultur st aates umgestalten und ihm durch die Gewinnung des Schwarzen und Baltischen Meeres eine ein-Jiitr-eiche Stellung im Rate der Völker Europas verschaffen. Zur Erreichung dieses Zieles verbesserte er das Heer, schuf eine Flotte, entri den Trken die Stadt Asow an der Mndung des Don und erhielt so den Schlssel zum Schwarzen Meere. Er schickte junge Russen zu ihrer Aus-bildung nach Deutschland, Holland und Italien, zog europische Offiziere, Gelehrte, Knstler und Handwerker ins Land, fhrte europische Kleidung und Sitten ein und errichtete hhere und niedere Lehranstalten. Weil ihm bei diesen Neurungen die Geistlichen hindernd in den Weg traten, machte er sich selber zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche. Um die abendlndischen Einrichtungen mit eigenen Augen zu sehen, unternahm Peter eine Reise durch Preußen, Hannover und Holland. Fr alles zeigte er ein lebhaftes Interesse, berall besuchte er die Werksttten und Zimmerpltze, und in Zaandani bei Amsterdam soll er als gewhnlicher Zimmermann unter dem Namen Peter Baas auf einer Schiffswerft gearbeitet haben. Amsterdam mit seinem lebhaften Handel, seinen Schiffen und Schleusen, seinen Soldaten und Maschinen war ihm eine ganz neue Welt. Von Amsterdam reiste er nach England, wo besonders das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit und sein Staunen erregte. Tchtige Männer, besonders erfahrene Seeleute, nahm er in seinen Dienst und schickte sie nach Rußland. Dann ging die Reise der Dresden und Wien nach der Heimat zurck, wo auf Anstiften seiner Schwester ein neuer Aufstand ausgebrochen war. Die

20. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 528

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
528 Die neue Zeit. Fremde Einfluß auf Peter. Insbesondere war es ein Offizier, Le-fort aus Genf, welcher^ dessen Vertrauen erhielt. Er unterrichtete den wißbegierigen Jüngling in der französischen und deutschen Sprache und brachte ihm mancherlei Kenntnisse bei. Auch bildete Lefort aus den Jugendgespielen Peters eine Kompanie, die er als Kapitän befehligte und in welcher Peter als Gemeiner diente. So lernte Peter die verbesserten militärischen Einrichtungen kennen. L e f o r t s Erzählungen erweckten in Peter das Verlangen, fremde Länder zu sehen. Er ordnete deshalb eine Gesandtschaft nach Holland ab, der er sich einfach unter dem Namen Peter Michailow beigesellte. Vorher hatte er jedoch noch einen Aufstand der Strelitzen zu unterdrücken, die ihn entthronen wollten, weil sie mit seinen Neuerungen unzufrieden waren und für ihren Bestand fürchteten. Peter ging 1697 über Königsberg und Berlin nach Holland. In Berlin ließ er sich ein Zeugnis über seine militärischen Kenntnisse ausstelleu. In Amsterdam arbeitete er als gemeiner Matrose und in Saar dam als Zimmermann unter dem Namen Meister Peter auf der Schiffswerfte. Lange wußte man nicht, wer er war, und als man es endlich erfuhr, veränderte Peter seine Lebensweise nicht. Er besuchte auch die Werkstätten verschiedener Handwerker; namentlich interessierte er sich für die Uhrmacherei und nahm selbst Unterricht in der „Chirurgie. Von Holland ging Peter nach England und von dort nach Österreich. Er kam nach Wien und Pretz-burg und wollte nach Italien, doch ein abermaliger Ausstand der Strelitzen rief ihn nach Haufe. Er ging später mit seiner Gemahlin Katharina nochmals nach Holland und Sachsen. Soviel vortreffliche Eigenschaften aber Peter auch besaß, soviel schlimme hatte er. Er war sehr jähzornig, tyrannisch, grausam und lebte sehr ausschweifend; namentlich war er sehr dem Trunke ergeben. Peter starb an einer Erkältung, die er sich zuzog, da er, obwohl krank, sich in das Meer warf, um ein Schiff vom Untergang zu retten. 2. Die Strelitzen (— Schützen) bildeten die reguläre russische Infanterie und spielten dieselbe Rolle, wie die Janitscharen in der Türkei; sie wurden den Zaren durch ihre Forderungen sehr unbequem und lehnten sich häufig gegen sie auf. Die Prinzessin Sophie hatte sie auf ihre Seite zu bringen gewußt, was nicht schwer war, da sie wohl einsahen, daß sie, wenn Peter sein Heer neu organisiere, um ihre Vorrechte und um ihren Einfluß kämen. Peter ging furchtbar mit den Strelitzen um. Als er aus Österreich zurückkehren mußte, ließ er über 2000 hinrichten. Er selbst schlug eilte Menge Köpfe ab, und die Vornehmen seines Hofes mußten dasselbe thun. Vor den Fenstern der Prinzessin Sophie, die er schon früher hatte in das Kloster stecken lassen, ließ er 28 Galgen errichten und 150 Rädelsführer daran aufknüpfen. Alsdann verteilte er den Rest an den Grenzen des Reiches. Nur zwei Regimenter blieben übrig, wurdeu jedoch, als sie 1705 in Astrachan sich auflehnten, ebenfalls vernichtet 3. Die Stadt Asow am Asowschen Meere war das Tanais der Alten und einst eine berühmte Kolonie. Peter belagerte sie zuerst 1695 vergeblich und verlor 30 000 Mann davor. Erst als er sich eine kleine Flotte verschafft, eroberte er sie 1696. Er behauptete sie zwar nur 15 Jahre, aber 1736 kam Asow wieder an Rußland. Narwa ist eine Stadt in der esthländischen Provinz Jngermanland am Finnischen Meerbusen, war damals schwedisch und ist heute russisch. Nystädt liegt den Alandsinseln gegenüber im russischen Finnland.