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1. Vaterland! - S. 31

1912 - Cöln : Schmitz
— 31 — im gewöhnlichen, arbeitsvollen Leben jeden Prunk verachtete, der Schulen gründete, fünfte, Ackerbau und Handwerk förderte, der seine einzige freude in der ]agd, in Leibesübungen und im kreise seiner familie suchte. Rein Sürst der Welt hat ihn an Catkraft, Weisheit und Umsicht übertroffen, kein Deutscher an Liebe zu seinem Vaterlande. Karls Ruhm drang zu allen Völkern, und Harun al Raschid, der Kalif von Bagdad, der selbst ein grofeer fürst und weiser (Dann war, liefe dem Franken-könige durch eine Gesandtschaft reiche Geschenke und Kunstwerke des Morgenlandes überbringen. Das Reich Karls des Großen war ein gewaltiges, ein Riesenreich. €s erstreckte sich vom Ober bis an die Lider, vom Gbro in Spanien bis an die Clbe und die Raab in Ungarn und reichte nördlich bis an die Nord- und Ostsee. Lin so gewaltiges Reich bedurfte auch eines so ausgezeichneten Herrschers. Cs war also selbstverständlich, datz nach dessen Code im Jahre 814 sein schwacher Sohn Ludwig der fromme unfähig war, das von seinem Vater Crerbte zu erhalten und zu vermehren, tlach kaum vierjähriger Regierung teilte er schon das Reich unter seine drei Söhne Lothar, pipin und Ludwig, jedoch mit dem Vorbehalte, datz sie erst nach seinem Code die Regierung selbständig antreten sollten. Von dieser Zeit an datieren die Jahre der Unruhen und der andauernden Streitigkeiten, bis allmählich das grotze einheitliche Werk Karls des Großen zuerst in größere Ceile, dann aber in so viele kleinere Ceile zerfiel, datz bei den fortwährenden Änderungen der Landesgrenzen und den stets sich wiederholenden Verschiebungen der einzelnen Gebietsteile in den Herzen der Bevölkerung keine Liebe zum Vaterlande erblühen konnte, da dasselbe andauernd eine andere Gestalt und mehrfach fremde Herrscher erhielt. Der Zweck dieser Schrift ist nicht, die Völker der Crde in ihrer Entwickelung und Geschichte vor den Rügen

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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 167

1878 - Danzig : Gruihn
Karls Ende. — Ludwig der Fomme und die letzten Karolinger. des Friedens war, sich Kenntnisse zu verschaffen und Kenntnisse unter seinem Volke zu verbreiten. Darum nahm er einen gelehrten Mönch, Alkuin, aus Italien mit nach Deutschland, Lehrer seiner Söhne zu werden. So oft er konnte, war er selbst bei dem Unterrichte zugegen, um mitzulernen. Latein sprach er fertig, im Griechischen konnte er wenigstens ein Buch verstehen. Er las fleißig, und da er in seiner Jugend nicht schreiben gelernt hatte, setzte er, der Held, dem halb Europa gehorchte, sich noch in seinen männlichen Jahren an den Schreibtisch, die Buchstaben nachmachen zu lernen, was seiner des Schwertes gewohnten Hand wahrlich schwer werden mußte. — So groß und verständig endlich Karl als Regent war, so sorgsam war er auch in den kleineren Geschäften des Hauswesens. Er ließ sich alle Rechnungen vorlegen, und rechnete selbst nach, und da mußten alle Einnahmen und Ausgaben treu eingetragen sein, selbst die Anzahl der gewonnenen und gebrauchten Eier. Besonders beschäftigte er sich gern mit Anschlägen zu Gebäuden, und in seinen Lieblingssitzen, Aachen in der Rheinprovinz und Ingelheim im Großherzogthum Hessen, ließ er schöne Schlösser und Kirchen aufführen. Er ließ Sümpfe austrocknen, Wälder ausrotten, Kanäle ziehen und trieb Feld- und Gartenbau mit großem Eifer. Karls Ende. Sein einziger Erbe war Ludwig. Als Karl die Abnahme seiner Kräfte fühlte, berief er eine große Versammlung nach Aachen. Und nachdem er feierlich die Großen des Reichs ermahnt hatte, feinem Sohne treu zu bleiben, ging er im kaiserlichen Schmuck in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Nachdem er fein Gebet verrichtet, ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volk, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern und Halbbrüder allezeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben, wie seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und den Menschen jederzeit unsträflich zu erhalten. „Willst du das alles erfüllen mein lieber Sohn?" fragte zuletzt der gerührte Greis; Ludwig versprach es mit Thränen. — „Nun wohl, so setze dir selbst die Krone auf, und stets erinnere sie dich an dein Versprechen!" — Ludwig that es unter lautem Weinen und Rufen des Volks: „Das ist Gottes Wille!" — Bald darnach starb Karl im 72. Jahre seines Lebens, ruhig und gefaßt, mit auf der Brust gefalteten Händen und den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist . Theilweise nach Haupt, Brüder Grimm u. a. 99. Ludwig der Krornrne (814—840) und die letzten Karolinger. Eigenschaften. Ludwig, Karls des Großen Sohn und Nachfolger, führte den Beinamen: „Der Fromme". Er war von sanfter Gemüthsart und zum Verzeihen leicht zu bewegen. Als König zeigte er sich sehr freigebig, wie es vorher nicht erhört war, so daß er königliche Schlosser seines Vaters und Großvaters vielfach verschenkte; auch bereicherte er die Klöster und sorgte väterlich für die Kirchen. In Speise und Trank war er mäßig, und in der Kleidung machte er nur bei festlichen Gelegenheiten Aufwand und legte dann kein Gewand an, das nicht mit Gold durchwirkt war. Er lachte niemals so, daß man es hätte hören können; selbst wenn bei hohen Festlichkeiten zur Ergötzung des Volkes Schauspieler, Sänger und Lustigmacher vor ihm auftraten und alles Volk unmäßig lachte, lächelte er nicht einmal so viel, daß man feine Zähne sehen konnte.

2. Mittlere Geschichte - S. 256

1859 - Leipzig : Fleischer
256 auf, und rüstete sich schnell, die Treulosigkeit zu rächen. Schon standen beide Heere nahe an einander. Da zog Ludwig wieder Unterhandlungen der offenen Gewalt vor. Er hatte zwar die Lütticher, die sich schon mehrmals gegen Karl empört hatten und dafür blutig bestraft worden waren, wieder zum Aufruhr ermuntert, hoffte aber, sie würden erst später losbrechen, und trug dem Herzog eine Unterredung an, die in Peronne'1468 gehalten werden sollte. So treulos und wortbrüchig auch Ludwig selbst war, so glaubte er doch dem Edelmnthe des Herzogs trauen zu können, dessen ritterlicher Sinn ihm Bürge, für seine Sicherheit war. Karl nahm den Antrag an; Ludwig kam mit weniger Begleitung nach Peronne, und wurde von dem Herzog mit offener Zutraulichkeit empfangen. Die Stadt wimmelte von burgundischen Rittern und Soldaten; unter jenen erkannte der König mehrere, die früher in seinen Diensten gewesen, aber, von ihm beleidigt, zu Karl übergegangen waren. Ihr Anblick machte ihn ängstlich; er bat daher den Herzog, ihm zu seiner Sicherheit das befestigte Schloß von Peronne einzuräumen, ohne zu ahnen, daß er sich hier selbst in die Gefangenschaft begebe. Denn kaum hatten die Unterhandlungen mit Karl hier begonnen, so lief die Nachricht ein, die Lütticher hätten sich wieder empört, und man hätte unter ihnen des Königs Agenten, welche sie anfgemuntert, gesehen. Ludwigs Hinterlist lag nun am Tage; doch dies Mal hatte sich der sonst so schlaue Mann selbst in die Falle begeben, und konnte seinem Feinde nicht inehr entwischen. Der Herzog tobte vor Wnth, und seinem Ungestüm war das Aergste zuzntranen. Indessen lebte der König in der peinlichsten Ungewißheit. Aber auch hier half er sich durch seine Schlauheit. Er wußte einige der Räthe Karls durch Versprechungen zu gewinnen, daß sie den Herzog zu gelinderen Maßregeln stimmten. Sie brachten ihn mit vieler Mühe dahin, dem Könige die Frei- heit zu verheißen, wenn er gewisse Bedingungen eingehe. Ludwig war so- gleich zu Allem bereit. Karl verlangte die Aufhebung der Oberhoheit des Königs über die burgundischen Besitzungen, und die Abtretung von Cham- pagne und Brie an den Bruder des Königs. Ludwig ging Alles ein, mit dem Vorsatze, nichts zu halten. Ehe aber Karl seinen Gefangenen entließ, mußte dieser ihn auf seinem Zuge gegen Lüttich begleiten, und Zeuge sein, wie jener die rebellische Stadt einnahm, und bis aus die Kirchen und Klöster zerstörte. Sobald der König frei war, brach er auch seinen Eid. Er bot nämlich seinem Bruder für Champagne und Brie, die er wegen der Nähe von Bur- gund nicht gern in dessen Hände geben wollte, das Herzogthum Guienne an, was dieser auch annahm. Dann hielt er mit ihm eine Zusammenkunft, um den gutmüthigen Prinzen ganz von Burgund abzuziehen. So groß war aber in jener Zeit die Furcht vor Verrath, daß der mißtrauische Ludwig aus der Brücke, ans welcher die Zusammenkunft stattfand, ein starkes Gitter hatte machen lassen, welches die Brüder trennte, und dem Prinzen, der die freund- lichsten Gesinnungen zeigte, durchaus nicht erlauben wollte, auf die andere Seite des Gitters zu ihm zu kommen. Daraus fing der König mit Karl dem Kühnen Feindseligkeiten an; er besetzte unter nichtigem Vorwände bur- gundische Gränzstädte, und nahm gegen den Vertrag von Peronne Appellationen bnrgnndischer Unterthanen an, ja zuletzt befahl er ihm sogar, sich vor dem

3. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 59

1894 - Paderborn : Schöningh
— 59 — kommen und entschied ihre Sache auf der Stelle. Überhaupt sprach er viel und gern, und über alles wußte er sich klar und mit tiefer Einsicht auszudrücken. 3 Nach echter germanischer Art war das Jagen und Reiten sein liebstes Vergnügen. Mit mächtigem Jagdspieße erlegte er den wilden Eber, oder er jagte über Stock und Stein dem flüchtigen Hirsche nach. So übte und stählte er jetue Kraft. W. und Sch. Ü. Berichte über Karls Tageslauf und häusliches Leben! G. Karls Kod. Die letzten Lebensjahre des großen Kaisers wurden durch schmerzliche Verluste und körperliche Leiden sehr getrübt. Seine liebsten Freunde starben vor ihm, und seine Söhne sah er bis auf den jüngsten, der Ludwig hieß, zu Grabe tragen. Als er fühlte, wie seine Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Aachen die Großen seines Reiches. Zuerst dankte er ihnen für die ihm erwiesene Treue; dann fragte er sie, ob sie seinen Sohn Ludwig nach seinem Tode als ihren Kaiser anerkennen wollten. Alle antworteten einmütig: „Ja, Gott will es so haben!" Am folgenden Tage, einem Sonntage, ging Karl in vollem Kaiserschmucke in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Nachdem er sein Gebet verrichtet, ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern und Verwandten allezeit gütig zu erweisen, sein Volk wie ein Vater zu lieben, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und gottes-fürchtige Beamten anzustellen, keinen ohne triftigen Grund und gehörige Ursache seiner Lehen und Würden zu entsetzen und stets vor Gott und Menschen unsträflich zu wandeln. „Willst du das alles thun, mein lieber Sohn?" fragte zuletzt der tief bewegte Greis. „Mit Freuden will ich gehorchen," gab Ludwig unter Thränen zur Antwort, „und mit Gottes Hilfe will ich alles vollbringen, was du mir geboten hast." — „Wohlan denn," sprach Karl weiter, „so nimm dir selbst die Krone vom Altare und setze sie dir aufs Haupt, und stets möge sie dich an dein Versprechen erinnern!" Ludwig that es unter lautem Weinen des Volkes. Nicht lange überlebte Karl der Große die Krönung seines Sohnes. Nach wenigen Monaten wurde er wieder von einem heftigen Fieber befallen. Er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Heilmittel, mit Fasten, helfen; aber die erhoffte Genesung blieb aus, und sein zu sehr geschwächter Körper ging der Auflösung entgegen. Am siebenten Tage seiner Krankheit empfing er aus der Hand des Bischofs Hildbold die hl. Sterbesakramente. Dann starb er nach einer 46jährigen segensreichen Regierung (am 28. Januar 814) mit den Worten: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen (Seist!"1 Er liegt zu Aachen begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schwert, ein goldenes Evange-

4. Das Mittelalter - S. 89

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Tod. anwandte; aber auf den Rath der Ärzte hörte er dabei nicht; denn sie hatten sich ihm dadurch verhaßt gemacht, daß sie ihm den Genuß von Gebratenem verboten, und der sonst so kräftige Körper ging sichtlich seiner Auflösung entgegen. Schon im Jahre 806 hatte er für den Fall feines Todes das Reich unter feine drei Söhne dergestalt verteilt, daß Karl, sein ältester und kräftigster Sohu, den Hauptteil erhielt, Pipin, der Zweite feiner Söhne, follte Italien und den südlichen Theil von Bayern und Allemannien, Ludwig, der jüngste, Aquitanien, die Gascogne, die Proveuce und Südburgund erhalten; aber im Jahre 810 starb Pipin und ein Jahr darauf auch Karl, fo daß ihm von feinen Söhnen nur Ludwig, gerade der unfähigste von allen, Übrig blieb. So stand der alte Kaiser am Ende feines Lebens einsam da, wie einst Augustus. Als er seinen Tod immer deutlicher herannahen fühlte, versammelte er im Jahre 813 einen Reichstag p Aachen, auf welchem er Ludwig zu krönen beschloß. Er besprach sich zunächst mit den Vornehmen des Landes, ermahnte sie, seinem Sohne treu zu sein, und fragte sie, ob sie denselben zum Herrn haben wollten. Da alle einmütig antworteten: „Ja, Gott will es so haben," ging Karl am folgenden Tage, einem Sonntage (dem 16. November), in vollem Kaiser-schmucke in den Dom. In stillem, inbrünstigem Gebete kniete er mit feinem Sohne am Altare nieder und ermahnte ihn dann mit lauter Stimme in Gegenwart aller Versammelten, Gott zu fürchten und zu lieben und feine Gebote zu halten, die Kirche zu schirmen wider alle Feinde, seinen Schwestern und Verwandten stets gnädig zu sein, die Priester zu ehren, sein Volk wie ein Vater zu lieben, den Armen ein Tröster zu sein, sich mit _ getreuen und frommen Beamten zu umgeben, keinen ohne triftigen Grund und gehörige Untersuchung feiner Sehen und Würden zu entsetzen und allezeit vor Gott und Menschen unsträflich zu wandeln. — „Willst du das alles thun, mein lieber Sohn?" fragte er, tief bewegt, als er feine Rede geendet hatte. „Mit Freuden will ich gehorchen," gab Ludwig unter Thränen zur Antwort, „und mit Gottes Hilfe will ich alles vollbringen, was du mir geboten hast." „Nun," sprach Karl weiter, „so nimm dir selbst die Krone vom Altar und setze sie dir aufs Haupt und bleibe stets deines Versprechens eingedenk!" Ludwig that, wie ihm geboten war, und damit war die Feierlichkeit geschlossen. Unter Thränen nahm Karl von ihm Abschied, als er ihn nach Aquitanien zurücksandte; er fühlte es, daß er ihn nie wieder sehen würde. Zwar setzte er ungeachtet seiner zunehmenden Schwäche

5. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters - S. 61

1865 - Langensalza : Beyer
61 Sein Reich erstreckte sich von dein Ebro im Westen bis zu der Theiß in Ungarn und der Oder, von dem Kanal der Nord- see, der Eider, der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer und der Tiber im Süden, umfaßte also einen Theil von Spanien, ganz Frankreich, die Niederlande, Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich von Ungarn. Mit Zustimmung der Großen theilte er das Reich unter seine 3 Söhne: Karl, Pipin und Ludwig. Schon 810 starb Pi- Pin, und sein Bruder Karl folgte ihm 811 im Tode nach. Nur Ludwig, der weniger als seine Brüder zum Herrscher geeignet war, überlebte den Vater. Karl's sonst so kräftiger Körper wurde durch diese Schicksale hart angegriffen, und selbst Aachens warme Quellen hatten nicht mehr die gewünschte Wirkung. Im Ge- fühle des nahen Todes machte er sein Testament und erwartete dann mit großer Seelenruhe seine Auflösung. Seinen Sohn Ludwig ernannte er zum Mitregenten und zu seinem Nach- folger in der Kaiserwürde. Nachdem die angesehensten Großen des Reichs seine Anordnung gebilligt hatten, begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm Ludwig lind die Versammlung der Großen, geistlichen und weltlichen Staildes, folgten. Hier knie'te er mit seinem Sohne vor deiil Hauptaltare, auf welchem eine goldene Krone lag, iil stillein, iirbrüilstigem Gebete. Darauf er- hob er sich, legte feinem Sohne die heiligen Pflichten eines Re- genten an's Herz und ermahnte ihn insbesondere, Gott zu fürch- teu, seine Schwestern und die übrigen Verwandten zu lieben, die Armen zu uilterstützen uild seinem Volke stets mit dem Beispiele eines tllgeildhafteil Wandels voranzuleuchten. »Willst Du, mein Sohu«, fragte er dann, »alle diese Pflichten treu nnb gewissen- haft erfüllen?« — »Ja! mit Gottes Hilfe,« antwortete Ludwig. »Wohlan denn,« fuhr Karl fort, »nimm die Krone, setze Dir sie selbst auf's Haupt und stets möge sie Dich an Deine Versprechun- gen erinnern!« Nicht lange nachher warf ein heftiges, mit Seitenstechen ver- bundenes Fieber den Kaiser auf's Krankenlager, von dem er nicht wieder aufkommen sollte. Mit sterbender Hand machte er auf Stirn und Brust das Zeichen des Kreuzes, faltete seine Hände über der Brust, schloß die Augen und sang mit leiser Stimme:

6. Die Weltgeschichte in Biographien und Skizzen - S. 90

1880 - Danzig : Gruihn
90 Geschichte des Mittelalters. Karls Reich erstreckte sich also von dem Ebro im Westen bis zu der Theis in Ungarn und der Oder, von dem Kanal der Nordsee, der Eider, der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer und der Tiber im Süden, umfaßte also einen Theil von Spanien, ganz Frankreich, Deutschland, die Schweiz, halb Italien und einen Strich von Ungarn. Karl als Landesvater. Seine Beschäftigung. So groß Karl als Feldherr war; eben so groß zeigte er sich als Regent seiner Staaten. Er hatte das ganze Reich in kleinere Provinzen getheilt; aus allen mußten ihm Berichte eingeschickt werden; nach allen Seiten hin schickte er Befehle, und diesen wußte er Nachdruck zu geben. Sein Petschaft war in seinen Degenknopf gegraben. Hatte er nun einen Befehl an einen halsstarrigen Vasallen untersiegelt, so pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier", — indem er das Schwert schüttelte — „der, der ihm Gehorsam schaffen soll". Dabei ist aber nicht zu vergessen, daß er jedem seiner Völker die anheimischen Gesetze, Sitten und Sprache ließ; er wollte nicht verschiedenartige Völker in eine Form zwängen. — Seine liebste Beschäftigung in den Tagen des Friedens war, sich Kenntnisse zu verschaffen und Kenntnisse unter seinem Volke zu verbreiten. Darum nahm er einen gelehrten Mönch, Alkuin, aus Italien mit nach Deutschland, Lehrer seiner Söhne zu werden. So oft er konnte, war er selbst bei dem Unterrichte zugegen, um mitzulernen. Latein sprach er fertig, im Griechischen konnte er wenigstens ein Buch verstehen. Er las fleißig, und da er in feiner Jugend nicht schreiben gelernt hatte, setzte er, der Held, dem halb Europa gehorchte, sich noch in seinen männlichen Jahren an den Schreibtisch, die Buchstaben nachmachen zu lernen, was seiner des Schwertes gewohnten Hand wahrlich schwer werden mußte. — So groß und verständig endlich Karl als Regent war, so sorgsam war er auch in den kleineren Geschäften des Hauswesens. Er ließ sich alle Rechnungen vorlegen, und rechnete selbst nach, und da mußten alle Einnahmen und Ausgaben treu eingetragen sein, selbst die Anzahl der gewonnenen und gebrauchten Eier. Besonders beschäftigte er sich gern mit Anschlägen zu Gebäuden, und in seinen Lieblingssitzen, Aachen in der Rhein-vrovinz und Ingelheim im Großherzhogthum Hessen, ließ er schöne Schlösser und Kirchen aufführen. Er ließ Sümpfe austrocknen, Wälder ausrotten, Kanäle ziehen und trieb Feld- und Gartenbau mit großem Eifer. Karls Ende. Sein einziger Erbe war Ludwig. Als Karl die Abnahme seiner Kräfte fühlte, berief er eine große Versammlung nach Aachen. Und nachdem er feierlich die Großen des Reichs ermähnt hatte, seinem Sohne treu zu bleiben, ging er im kaiserlichen Schmuck in die Kirche, wo er eine goldene Krone auf den Altar hatte legen lassen. Nachdem er sein Gebet verrichtet, ermahnte eisernen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volk, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern und Halbbrüder allezeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben, wie seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und den Menschen jederzeit unsträflich zu erhalten. „Willst du das alles erfüllen mein lieber Sohn?" fragte zuletzt der gerührte Greis; Ludwig versprach es mit Thränen. — „Nun wohl, so setze dir selbst die Krone auf, und stets erinnere sie dich an dein Versprechen!" — Ludwig that es unter lautem Weinen und Rufen des Volks: „Das ist Gottes Wille!" — Bald darnach starb Kart im 72. Jahre seines Lebens, ruhig und gefaßt, mit auf der Brust gefalteten Händen und den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist". Theilweise nach Haupt, Brüder Grimm u. a. 60. Kndmig dev Fromme (814—840) und die letzten Karolinger. Eigenschaften. Ludwig, Karls des Großen Sohn und Nachfolger, führte den Beinamen: „Der Fromme". Er war von sanfter Gemüthsart und zum Verzeihen leicht zu bewegen. Als König zeigte er sich sehr freigebig, wie es vorher nicht erhört war, so daß er königliche Schlösser fernes Vaters und Großvaters vielfach verschenkte; auch bereicherte er die Klöster und sorgte väterlich für die Kirchen. In Speise und Trank war er mäßig.

7. Theil 7 - S. 31

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
3i durchaus die Bitte nich<- b-willigen, auf die andere Seite herüber kommen zu dürfen. Die anwe- senden Herren auf beiden Seilen konnten die gan- ze Unterredung nicht ohne Thränen anhören. Am folgenden Tage erlaubte endlich der König dem Herzog, ihn zu besuchen. Dieser kam, fast allein, und warf sich seinem Bruder mehr als dreißig- mal zu Füßen, um ihn von seinem guten Herzen zu überzeugen, und ging dann völlig ausgesöhnt und befriedigt in seine neue Provinz Gwenne ab. (Sept. H69) Jetzt war Ludwig von allen Seiten gedeckt, auch hatte er seinen Schatz schon wieder fleißig gefüllt, so daß er wieder im Stande war, etwas nach außen hin zu unternehmen. Er setzte sich daher in treffliche« Kriegsstand, machte ein Bünd- mß mit den Schweizern, und der heimlich fort- gehende Krieg zwischen beiden ward öffentlich. Ludwig schickte Justizrathe nach Flandern, um dort gerichrliche Vorladungen anzufaiigen, und nahm Appellationen burgundischer Unrerthanen an das pariser Parlament an, ungeachtet er auf die Befugniß zu beiden in dem Vertrag von Peronne feierlich Verzicht gethan halte. Noch mehr, er nimmt ihm drey Prvbsteien wieder weg, unter dem Vorwände, weil ihm Karl noch nicht die Huldigung darüber geleistet habe. Wirk- lich hatte ihm Karl zu Peronne diese Ceremonie zugestanden, aber Ludwig hatte sie ihm noch nicht

8. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) bis zum Westfälischen Frieden - S. 40

1914 - München : Oldenbourg
40 Der Zerfall des Frankenreiches. frmigen Anbauten umschlossen toirb1). Zu nennen ist die Pfalzkapelle zu Aachen (im jetzigen Mnster, der Marienkirche); ihr Kern besteht aus einem acht-eckigen Mittelbau, der von einer Kuppel berspannt wirb, und einem ringfrmigen Umbau. ) Karls Ausgang und geschichtliche Bedeutung. Die umsassenbe und erfolgreiche Ttigkeit Karls erwarb ihm nicht blo die Achtung und Ehrfurcht seiner Untertanen sonbern auch die Be-wunberung der auslnbischen Zeitgenossen. So stanb der Kalif von Bagbad (am Tigris in Mesopotamien), Harun-ar-Raschid, im fteunblichen Verkehr mit dem frnkischen Kaiser und sanbte ihm kostbare Geschenke (barunter Elefanten und eine kunstvoll gearbeitete Wasseruhr). Nur im Familienleben wrbe Karl gegen Ende seiner Regierung vom Unglck verfolgt. Die beiben lteren Shne Karl und Pippin starben rasch nach-einanber, foba der jngste Sohn Ludwig, der nicht fr den Thron, sondern fr die kirchliche Laufbahn erzogen worben war, Atteinerbe blieb. Karl ernannte ihn zum Kaiser und Mitregenten (Sept. 813). Bald barauf 814 starb der 71jhrige Herrscher zu Aachen und wrbe im bortigen Mnster s<m* beigesetzt. Wenn auch das Werk Karls im einzelnen wieber zerfiel, so war boch die Bebeutung seiner Wirksamkeit beraus groß. Er vollenbete, was Theo-berich b. Gr. angestrebt hatte, und legte damit den Grunb, auf dem sich das mittelalterliche Leben weiterentwickelte. Deshalb blieb sein Andenken sowohl bei den germanischen als bei den romanischen Vlkern in hohen Ehren. Demgem konnte sich die Phantasie des deutschen Volkes auch nicht mit der Vorstellung besrennben, da biefer gewaltige Herrscher wirklich gestorben fei. Nach der Sage hlt der Kaiser im Untersberg bei Salzburg noch heute sein gln zenbes Hoflager. w Jtjf. Der Zerfall des Frankenreiches. Ludwig der Fromme (814840). Ludwig war von den besten Absichten beseelt, auerbem Wissenschaft-lich gebilbet und der Kirche treu ergeben. Daher auch sein Beiname der Fromme". Aber ihm fehlten der Scharfsinn und die eiserne Willenskraft ut/7 seines Vaters. Mit Eifer widmete er sich der weiteren Verbreitung des Christentums unter den skandinavischen Vlkern und errichtete zu diesem Zweck das Erzbistum Hamburg, dessen Sitz spter nach Bremen verlegt wurde. Da die bisher bliche Teilung der Knigsherrschaft unter mehrere Erben sich fr das Reich als unheilvoll erwiesen hatte, erlie er x) Das herrlichste Muster des byzantinischen Stiles ist die Sophienkirche in Konstantinopel (vgl. S. 28).

9. Geschichte des Mittelalters - S. 202

1854 - Weimar : Böhlau
202 sich mit seinen Freunden, ließ auch wohl Geschäftsleute oder Klä- ger vor und entschied ihre Händel auf der Stelle. Er ließ sich Vorlesungen über Grammatik, Rhetorik und Dialektik halten und verwendete auch Zeit auf Sternkunde und Sterudentung. Das Schreiben aber wollte ihm nicht recht gelingen. Er sprach viel und gern und wußte sich über alles höchst klar und fließend auszu- drücken. Die Kirche besuchte er früh und Nachmittags, oft auch des Abends. Seine Wohlthätigkeit erstreckte sich nicht bloß auf seine eigenen Unterthanen, sondern auch auf die nothleibenden Christen weit entfernter Länder. Von Karls drei ehelichen Söhnen starben Karl und Pipin vor ihrem Vater, und es blieb nur der jüngste und schwächste, Ludwig, König von Aquitanien, und ein Sohn Pipin's, Bern- hard, übrig. Karl entbot seinen Sohn Ludwig und alle Vasallen des Reiches 813 zu sich nach Aachen. Hier ermahnte er die Reichs- versammlung, seinem Sohne allezeit treu zu bleiben. Am nächsten Sonntage begab er sich im kaiserlichen Ornat in die Marienkirche, verrichtete sein Gebet und ermahnte dann seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu fürchten und seine Gebote zu halten, für die Kirche Sorge zu tragen, sich gegen seine Geschwister gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, getreue und gottesfürchtige Beamte zu bestellen. Als Ludwig dieses gelobt hatte, sagte der Kaiser: „Nun wohl, so setze dir selbst die Krone auf, und stets erinnere sie dich an dein Versprechen." Ludwig that es und kehrte dann, von seinem Vater reich beschenkt, nach Aqui- tanien zurück. Karl litt in den letzten vier Jahren seines Lebens häufig am Fieber. Auch im Januar 814 verfiel der zwei und siebenzigjährige Greis in ein heftiges Fieber, welches am 28sten desselben Monats seinem Leben ein Ende machte. Karl der Große starb mit den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Sein Leichnam wurde im kaiserlichen Ornat, auf einem goldenen Stuhle sitzend, ein Evangelienbnch auf dem Schooß unter allgemeinem Weh- klagen des Volkes in einer Gruft der Marienkirche zu Aachen bei- gesetzt. 4) Die skandinavischen Völker und die Angelsachsen. D»le wichtig^ In Skandinavien finden wir zwei von einander verschiedene vischen'^Ä-' Arten von Völkerschaften, germanische und finnische. Nur ,er‘ von den germanischen Bewohnern Skandinaviens haben sich Nachrich- ten aus der ältesten Zeit erhalten; die finnischen Völker scheinen einst auf einer höheren Stufe der Kultur gestanden zu haben und waren bis in den Süden von Skandinavien verbreitet; sie wurden aber

10. Geschichtserzählungen - S. 15

1908 - Leipzig : Voigtländer
15 Uhr, die durch ihre knstliche Einrichtung in Erstaunen setzte. War es 12 Uhr mittags, so sprangen an der einen Seite Tren auf; 12 Reiter ritten hervor und an der andern Seite wieder hinein. Karls Gegengeschenke bestanden in Pferden, trefflichen Jagdhunden, feiner Leinwand und andern Webarbeiten, welche die frnkischen Frauen sehr geschickt zu fertigen verstanden. e. Karls Pfalzen. Karl hatte keine bestimmte Re-sidenz. Er war bald hier, bald dort; am liebsten jedoch wohnte er zu Aachen und zu Ingelheim am Rhein. Dort hatte er sich prachtvolle Schlsser (Pfalzen) erbaut. Aachen schtzte er wegen seiner warmen Bder, die schon den alten Rmern bekannt waren. Whrend seiner letzten Lebensjahre wohnte er bestndig dort. f. Karls Ende. Die letzten Jahre des groen Kaisers waren durch schmerzliche Verluste getrbt. Zwei treffliche Shne starben ihm; nur sein jngster Sohn Ludwig blieb brig. Als nun der Kaiser fhlte, wie seine Krfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Aachen die Groen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Dann begab er sich im vollen Kaiserschmucke, die Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung in die Kirche und kniete in stillem, andchtigem Gebete vor dem Altare, auf dem eine goldne Krone lag. Dann ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu frchten und zu lieben, fr die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern allezeit gtig zu erweisen, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, die Armen zu untersttzen, getreue und gottessrchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und Menschen jederzeit vorwurfsfrei zu halten. Willst du das alles erfllen, mein Sohn?" fragte zuletzt der Greis. Ludwig versprach es mit Trnen. Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets mge sie dich an dein Versprechen erinnern." Ludwig tat es unter lautem Weinen des Volkes. Nicht lange danach ward Karl krank und starb (814). Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist," waren seine letzten Worte. Im Dome zu Aachen wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam auf einen goldnen Stuhl, hngte ihm ein goldnes Kreuz und

11. Abriß der allgemeinen Weltgeschichte bis auf die neueste Zeit - S. 161

1802 - Halle Leipzig : Ruff Ruff
bis auf den Papst Hildebrand. l6t einander nach des Vaters Tode, und theilen end» lich zu Verdun die Fränkische Monarchie. Lol rhar 1 erhalt Italien nebst der Kaiserwücde, ei; neu Theil von Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz, überhaupt alles Land zwischen den vier Flüssen, der Rhone, Saone, der Maas und Schelde, bis an den Rhein, nur Mainz, Worms und Speier ausgenommen. Diese be- kommt Ludwig der Ternsche, nebst allen Frän- kischen Ländern diesseit des Rheins. Karl der Rahle erhält den Rest, einen Theil des heurigen Frankreichs, oder das Land vom Ocean bis zu den Flüssen Rhone, Saone, Maas und Schel- de. Lothars Antheil heißt das Lotharingische Reicht Ludwigs Ojlfranken oder teutsches Reich, und Karls Neuftrien, oder Mesifranken. So entstehen drei regierende Linien m dem Karolin- gischen Hause, die alle nach einander die Kaiser- würde geführt haben. Die Prinzen aus diesen .drei Hausern bekriegen einander, und noch ein- mal werden alle Lande Karls des Großen unter einer Regierung vereint, unter Rarl dem Du- cken, einem Urenkel Karls des Großen. Aber diese Vereinigung dauert nur wenige Jahre. Lothars männliche Nachkommenschaft er- löscht 875 mit Ludwig 1l, und da nahm der Kö- nig von Frankreich, Rar! der Lahle, Italien und die K.aiserwürde in Besitz. Karls des Kah- len und Ludwigs des Teutschen Neveu Lothar Ii. war schon 868 gestorben, und von dessen Lan- den an das Teutsche Reich gefallen Ober - Lo- thringen. Ludwigs des Teutschen ehliche Nachkom l menschaft geht aus mit Rarl dem Dicken, der zwar durch Erbrecht und Wahl die alte Monar- chie Karls hes Großen vereint, aber drei Jahre darauf wegen seiner schlechten Regierung abge ^ setzt wird. Da wird das teutsche Reich, oder Mangelsd. Lehrb. L Osk- . C. .84?. i. C. 884. 'nrtsches Reich. -C. Ll7-

12. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 32

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 32 — sefjrer seiner Löhne; denn er hielt darauf, daß diese nicht nur alle ritterlichen Übungen lernten, sondern auch in den Wissenschaften unterrichtet wurden. Seine Töchter mußten sich nach guter alter Sitte mit Edoliarbeiten, Spinnen und weben beschäftigen; dabei wurde ihre geistige Bildung nicht vergessen. Frommen Sinnes, wie er war, besuchte Karl täglich, früh und nachmittags, die Kirche. 3n Rachen baute er einen prachtvollen Dom. 4. Karls Gnöe. Die letzten Jahre des großen Kaisers waren durch schmerzliche Verluste getrübt. Zwei treffliche Söhne starben ihm, nur sein jüngster Sohn Ludwig blieb übrig. Rls nun der Kaiser fühlte, wie seine Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, versammelte er in Rachen die Großen seines Reiches und stellte ihnen seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwürde vor. Dann begab er sich im vollen Kaiserschmucke, die Krone auf dem Haupte, mit Ludwig und der ganzen Versammlung in die Kirche und kniete in stillem andächtigen Gebete vor dem Rltare, auf dem eine goldene Krone lag. Hier ermahnte er seinen Sohn mit lauter Stimme vor allem Volke, Gott zu fürchten und zu lieben, für die Kirche zu sorgen, sich gegen seine Schwestern allezeit gütig zu erweisen, sein Volk zu lieben wie seine Kinder, die Rrmen zu unterstützen, getreue und gottesfürchtige Beamte anzustellen, sich selbst aber vor Gott und Menschen jederzeit vorwurfsfrei zu halten. „Willst du das alles erfüllen, mein Sohn?“ schloß er seine Rede. Ludwig versprach es gerührt. „Wohlan denn, so setze dir selbst die Krone auf, und stets möge sie dich an dein versprechen erinnern." — Nicht lange danach ward Karl krank und starb (814). „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist," waren feine letzten Worte. 3m Dome zu Rachen wurde er bestattet. Man setzte den Leichnam auf einen goldnen Stuhl, hing ihm ein goldnes Kreuz und eine Pilgertasche um, schmückte sein Haupt mit der Krone, gab ihm einen Kelch in die Hand und legte ein goldnes (Evangelienbuch auf seine Knie. Der Kaiser war 72 Jahre alt, als er starb; 46 Jahre hatte er regiert. 15. Deutschland unter den Karolingern. 1. Teilung -es fränkischen Reiches. Karls des Großen Sohn Ludwig der Fromme war kein starker Herrscher; es wurde ihm schon recht schwer, das große Reich zusammenzuhalten. Seine drei Söhne aber wollten überhaupt kein einiges Reich haben,

13. Bd. 2 - S. 144

1844 - Leipzig : Kollmann
144 gen, und ging dann, völlig ausgeföhnt und befriedigt, in seine neue Provinz Guienne ab (September 1469). Jetzt sah sich Ludwig von allen Seiten gedeckt, und im Besitze eines schon wieder reichlich gefüllten Schatzes war er im Stande, etwas nach außcnhin zu unternehmen. Er setzte sich da- her in trefflichen Kriegsstand und fing nun an, Karl zu reizen. Anfänglich wurden von ihm Richter nach Flandern geschickt, um dort gerichtliche Vorladungen anzufangen, zugleich auch Appellati- onen burgundischcr Unterthanen an das Pariser Parlament an- genommen, ungeachtet er auf die Befugniß zw beidem in dem Vertrage von Peronne feierlich Verzicht gethan hatte, und als- dann nahm er dem Herzoge drei Propftcien wieder weg, die er durch seine Truppen besetzen ließ. Karl ergrimmte über diese Frechheit und ließ sowohl die von Ludwig geschickten Richter, wie die Befehlshaber der Mannschaft, welche jene seine Lehn- guter besetzt hatten, in's Gefängnis; werfcn. Dics war cs, was Ludwig wollte. Nun berief er eine Ver- sammlung der Notablen nach Tours (Nov. 1470) und klagte den Herzog öffentlich des Friedensbruchcs an. Die Versammlung, lauter Männer, welche der König selbst dazu ausgcwählt hatte, erklärte den Herzog des Majestätsverbrcchcns schuldig und stimmte cinmüthig dahin, daß er, als königlicher Vasall, vor das Pari- ser Parlament zur Rechenschaft zu laden scy. Die Vorladung ward sogleich nach Gent durch einen Staatsboten abgefertigt, den aber Karl in Ketten legen, eine Weile schmachten und dann wieder entlaufen ließ. — Nun war der Krieg erklärt. Ludwigs schon lange bereit stehende Truppen mußten plötzlich, mitten im Winter, in Flandern einbrechen und so viele Städte besetzen, wie sie nur immer bekommen konnten. Der Herzog hatte nicht so- gleich sein Heer beisammen; auch war er bei aller Tapferkeit kein so geschickter Feldherr, als die beiden französischen Anführer, der Connétable von St. Paul und der Graf von Damm art in. Ec that sogar durch mehrere Unbesonnenheiten den Feinden be- trächtlichen Vorschub, und es endete dieser Feldzug zu Karls großem Kummer mit der Verwüstung ciiicê schönen Striches sei- ner Staaten. Er glaubte, cs würde anders gekommen seyn, wenn er nicht unvorbereitet überfallen wäre, und suchte deshalb, um die versäumte Vorsicht nachzuholen, einen Waffenstillstand zu erhalten, welcher auch wirklich auf ein Jahr zu Stande kam» t

14. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 17

1834 - Minden : Eßmann
17 Menschen statt meiner begraben lassen. Denn heftige Gewissensbisse peinigten mich und trieben mich an, nach Jerusalem zu wallfahrten und dort Vergebung der Sün- den zu suchen. Damit ich dies ungehindert ausführen konnte, gebrauchte ich jene List, und sie glückte. In Jerusalem habe ich aber gehört, daß man meinen Ver- wandten die Länder entzogen hat, und daß ein fremdes Fürstenhaus hier herrscht: da hat es mich getrieben, heimzukehren, um diese Ungerechtigkeit zu verhindern. Ich selbst will nicht wieder regieren, sondern in der Stille meine Tage beschließen." — Als man diese Worte hörte, den Siegelring sah und eine große Ähnlichkeit des Pil- gers mit dem verstorbenen Waldemar wahrnahm, glaubte man der Erzählung. Alle Anwesende baten den ver- meintlichen Waldemar, vorläufig die Regierung selbst wieder zu führen, damit das Baiernhaus verdrängt werde. Er that es. Nun legte er ein fürstliches Kleid an und zog hin nach Brandenburg. Überall empfing man ihn mit Jauchzen als den alten, trefflichen Wal- demar, denn ein treues Volk vergißt nie, ' was ein edlernegent rhmgutes gethan hat. Städte öffneten ihm die Thore, im Triumph nahm er das Land in Besitz. Für den armen Markgrafen Ludwig schien Alles verloren zu sein. Und als nun gar der Kaiser Karl und mehrere andere Fürsten sich bereit er- klärten, den wiedererstandenen Waldemar als Regenten anzuerkcnnen, wie sollte sich Ludwig helfen? In dieser Bedrängniß gelang es ihm, mit Hülfe einiger deutschen Fürsten dem Kaiser Karl einen Gegenkaiser entgegenzu- setzen, der großen Anhang fand. Nun wurde Karl wegen seiner Kaiserkrone bange, schloß mit Ludwig einen Ver- gleich und wollte von dem Waldemar nichts wissen. Dieser mußte flüchten, und was ergab sich am Ende? Daß er ein Müllerbursche, Namens Jacob Rehbock, war, der früher bei dem verstorbenen Waldemar gedient und mit demselben Ähnlichkeit hatte. Der Siegelring war vielleicht durch Zufall in seine Hände gerathen. Diesen Menschen hatten Ludwigs Feinde abgerichtet, eine solche Posse zu spielen. Zwar war nun der Betrug aus, aber das Volk in Brandenburg nicht beruhigt. Die Gährung

15. Teil 2 - S. 28

1911 - Leipzig : Dürr
— 28 - 2. Seine Wohltätigkeit. Für die Armen hatte Karl immer eine offene Hand. Nicht nur daheim spendete er reichliche Almosen, überallhin, wo er Christen in Not wußte, sandte er Gaben. Vor allen andern heiligen Stätten verehrte er die Peterskirche in Rom, ihr widmete er die reichsten Gaben. Unzählige Geschenke wanderten zu den Päpsten. Die zahlreichen Fremden, die an seinen Hof kamen, genossen seine Gastfreundschaft im reichsten Maße. Seine Milde und Leutseligkeit wurde von allen Seiten gerühmt, ebenso seine Gerechtigkeit. Allerdings konnte Karl auch hart und unerbittlich sein, wie die Sachsenkriege es bewiesen. Seinen Freunden war er ein treuer Freund und wahrte denen, welchen er seine Freundschaft geschenkt hatte, unverbrüchliche Anhänglichkeit. 3. Sein Familienleben. Sein Familienleben war ein herzliches und inniges. An seiner Mutter wie an seiner Schwester Gisela, die Äbtissin war, hing er mit zärtlicher Liebe. Der Erziehung seiner Kinder widmete Karl die größte Sorgfalt. Wie es der Franken Art war, lernten die Söhne reiten, in den Waffen und der Jagd sich üben. Die Töchter wurden zu fleißiger Arbeit an Spinnrocken und Spindel angehalten. Besondere Sorgfalt wurde auf ihre geistige Ausbildung verwendet. Karl liebte es, seine Kinder immer um sich zu haben; nie speiste er, wenn er daheim war, ohne sie, sie begleiteten ihn auch auf seinen Reisen. 4. Karls Lebensabend und Tod. In den letzten Jahren seines Lebens hat Karl in seiner Familie schwere Verluste erlitten. Zwei seiner Söhne starben ihm, nur sein jüngster Sohn Ludwig blieb übrig. Als er fühlte, daß seine Kräfte abnahmen und sein Ende herannahte, berief er Ludwig zu sich nach Aachen und setzte ihn in feierlicher Versammlung seiner Großen zum Nachfolger und Mitregenten ein. Zu Änfang des Jahres 814 ergriff ihn ein heftiges Fieber, das ihn auf das Krankenlager warf, von dem er nicht mehr aufstehen sollte. Er starb, nachdem er zuvor das heilige Abendmahl empfangen, im 72. Jahre seines Lebens, am 28. Januar 814. Noch an demselben Tage wurde der Leichnam in der dafür bestimmten Gruft der Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Über der Gruft errichtete man einen vergoldeten Bogen, der die einfache Aufschrift trug: „Unter diesem Grabmal ruht der Leib Karls, des großen und recht- gläubigen Kaisers." § 23. Der Zerfall des Karolingischen Keiches. 1. Ludwig der Fromme (814—840). Karls Sohn, Ludwig der Fromme, wie er genannt wird, war nicht imstande, das große Reich seines Vaters kraftvoll zu regieren. Schon im Jahre 817 entschloß er sich zu einer Reichsordnung. Der älteste Sohn Lothar, der im Jahre zuvor die Kaiserkrone erhalten hatte, ward zum alleinigen Nachfolger bestimmt, die beiden jüngeren Söhne Pippin und Ludwig sollten besondere Reichsteile als Könige verwalten. Später stieß Ludwig diese Reichsordnung wieder um,

16. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 23

1900 - Karlsruhe : Lang
— 23 — Im Essen und Trinken war Karl äußerst mäßig. Er genoß nur einfache Speisen, am liebsten Wildbret, am Spieße gebraten. Die Trunksucht war ihm ein Abscheu. Niemals war der große Kaiser unbeschäftigt. Wenn ihm die Regierungsgeschäfte Ruhe ließen, pflegte er Gespräche mit den gelehrten Männern an seinem Hose, um von ihnen zu lernen, oder las Bücher oft bis tief in die Nacht hinein. In seiner Jugend hatte er wenig Unterricht erhalten; als Mann in vorgerückten Jahren lernte er noch schreiben und die griechische Sprache. Karls liebste Erholung war die Jagd. Im Reiten, Schwimmen und im Wafsenwerk war er ein Meister. Er schlief immer nur wenige Stunden und erhob sich oft zur Nachtzeit von feinern Lager, um zu arbeiten. Seiner Familie zeigte er sich als treuer Hausvater. Er selbst gab ihr das Beispiel der Gottesfurcht, Frömmigkeit, Pflichttreue und Arbeitsamkeit. Die Gewänder, die er gewöhnlich trug, waren von seinen Töchtern gesponnen, gewoben und gefertigt. Bei allen feinen vielen Geschäften und Sorgen fand er noch die Zeit, den Verwaltern feiner Güter kluge Vorschriften zu erteilen und ihre Rechnungen zu prüfen. 5. Von Kais er Karls Heimgang. In seinen alten Tagen verweilte Karl am liebsten zu Aachen. Er benützte hier die warmen Quellen zur Stärkung seines Leibes. In den letzten Jahren seines Lebens erfuhr er großes Leid durch den Verlust seiner hoffnungsvollen Söhne Pipin und Karl. Es blieb ihm nur noch Ludwig, der später den Beinamen „der Fromme" erhielt. Als Karl wahrnahm, daß seine Kräfte nachließen, dachte et daran, sein Haus zu bestellen. Er ließ seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen. Ebendahin hatte er die Grafen, die Bischöfe und die vornehmsten Herren aus dem ganzen Reiche zufammen-berufen. In einer feierlichen Versammlung machte er ihnen den Vorschlag, nach seinem Tode seinen Sohn Ludwig zum König und Kaiser zu machen. Sie gaben ihre Einwilligung, und dem ganzen fränkischen Volke gefiel es so. In der Marienkirche setzte darauf Karl feinen Sohn neben sich als Kaiser und übergab ihm das Reich, indem er ihm eine goldene Krone darreichte. Und das versammelte Volk ries: „Es lebe Kaiser Ludwig!" Karl selbst aber lobte Gott und sprach: „Gelobet seist du, Herr, Gott, der du meinen Augen heute gegeben hast zu schauen meinen Sohn sitzen aus meinem Thron." Seinen Sohn aber ermahnte er, daß er in allen Dingen die Gebote Gottes halten und das Reich mit Gerechtigkeit und Weisheit regieren solle. Nicht lange darauf wurde der Kaiser von einem Fieber be-

17. Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen - S. 15

1896 - Halle : Anton
15 auszudrcken; ebenso verstand er die Kunst des Rechnens, aber nicht die des Schreibens. Deshalb hatte er des Nachts ein Wachstflein zur Hand, um sich im Malen der Buchstaben zu den; aber die des Schwertes ge-wohnte Hand gewhnte sich schwer an den Griffel. Gern unterhielt er sich mit gelehrten Mnnern, und mehrere zog er aus fremden Lndern an seinen Hof, z. B. den weisen Alkuin aus England, der ihm mehr galt, als ein ganzes Knigreich. Mit diesen Freunden gab er den Monaten und Winden deutsche Namen und lie durch sie die alten deutschen Helden-lieber sammeln. 5) Seine Sorge fr die Lanbwirtschast bewies Karl dadurch, da er seine groen Gter in eigener Verwaltung hatte; ja er bestimmte sogar selbst, was fr Gemse, Obstarten, Arznei- und Gewrzpflanzen und Blumen in seinen Grten angebaut werden sollten. 6. Alter und Tod. Da Karl sich als mchtiger Schirmherr der Christenheit bewhrt hatte, so erwies ihm der Bischof von Rom hohe Ehren; ja im Jahre 800 wurde er sogar in der Peterskirche zu Rom zum rmischen Kaiser gekrnt. In diesen Ehren lebte er noch 14 Jahre. Er hielt sich meist in seinen Pfalzen" am Rheine auf, zu Ingelheim und Aachen; am letzteren Orte strkte er seinen Leib durch Baden in den warmen Quellen. Gegen Ende des Jahres 813 krnte Karl noch seinen Sohn Ludwig; wenige Wochen darauf starb er. Sein Leichnam ward einbalsamiert und im Dome zu Aachen bestattet. Auf einem goldenen Stuhle ward der Kaiser in die Gruft gesenkt; die Hfte war mit einer goldenen Pilgertasche umgrtet, aus dem Haupte trug er ein Stck des heiligen Kreuzes, auf den Knieen lag ein goldenes Evan-gelienbnch. Die Gruft aber ward mit kstlichen Spezereien gefllt und dann geschlossen. Karls des Groen Nachfolger. a. Ludwig der Fromme. 1) Karls d. Gr. Sohn Ludwig war von Geistlichen erzogen worden. Daher wandte sich sein Sinn frh dem Himmel zu. So war er, obgleich von Herzen ein frommer Mann, doch nicht mit der rechten Kraft ausgerstet, um die unruhigen Völker des groen Frankenreiches zu regieren. Dazu ward er auch von ueren Feinden bedrngt. Khne Seeruber, die Normannen, erschienen er-obernd an der Kste der Nordsee und an der Westkste des Frankenreiches. Aus ihren spitzgeschnbelten Schiffen drangen sie auf dem Rheine bis nach Sonn und auf der Seine bis nach Paris vor, mordeten und brannten und fhrten reiche Beute hinweg. Aus dieser Unruhe der Welt sehnte steh der fromme Ludwig nach der Stille des Klosters. Deshalb teilte er das Reich unter seine Shne Lothar, Karl und Ludwig. 2) Weil aber die Shne sich nie einigen konnten, so behielt Ludwig noch immer die Kaiserwrde. Das fhrte endlich zum frevelhaften Kriege der Shne gegen den Vater. Im Jahre 833 lag bei Kolmar im Elsa der Kaiser gegen die aufrhrerischen Shne zu Felde. Schon sollte der Kampf beginnen, da gingen, gelockt von Verrtern, die meisten Mannen des Kaisers zu den Shnen der, und Ludwig ward gefangen auf dem Lgenfelde". Zwar ward er, da die unnatrlichen Shne

18. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 75

1911 - Breslau : Hirt
Das 9. Jahrhundert. 75 Das 9. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert erhielt die rmisch-germanische Welt des Abendlandes ihre politische Gestaltung; es entschied sich, da diese nicht das Universalreich, sondern eine Mehrheit nach Nationalitten gesonderter Staaten sein wrde. Anfnge einer deutschen Nation. Will man das Jahr 113 vor Christi Geburt als den Anfangspunkt der geschichtlichen Wirksamkeit der Germanen ansehen, so beschlossen sie im Jahre 887 n. Chr., also etwa gleichzeitig mit dem endgltigen Zerfall der karolingischeu Monarchie, ihr erstes Jahrtausend. In diesem Zeitraum hatten die Germanen die Westhlfte des Rmischen Reiches zerstrt und den im antiken Universalreich gefesselten Vlkern zur Freiheit geholfen. Durch ihre Mitwirkung wurden hier die romanischen Nationen Europas ins Leben gerufen. Eine rein germanische Nation aber war auf dem Boden des alten Reiches bisher nur etwa in Britannien entstanden, doch wurden auch hier die angelschsischen Knigreiche erst im 10. Jahrhundert geeinigt. Die Hauptmasse der Germanen, die Westgermanen des Festlandes, hatte in diesem Zeitrume zunchst den Schritt von den kleinen Einheiten der Vlkerschaften zu den greren der Stmme getan. Die weitere Ent-Wicklung von der Vielheit von Stammeseinheiten zur Einheit des Volkes oder der Nation stand noch aus. Erst im zweiten Jahrtausend germanischer Geschichte beginnen die Anfnge dieser Entwicklung. Man erkennt sie daran, da sich ein Name zur Bezeichnung des Volksganzen findet. Der Name ist Deutsche". Deutsch = volkstmlich wird zunchst fr die Sprache, spter zur Benennung des Volkes verwandt ( 36j. Fr diese Entwicklung war es notwendig, da sich das von Karl gegrndete Universalreich auflste, in dem romanische und germa-nische Bevlkerungsteile vereinigt waren. In der Tat berdauerte es seinen Schpfer nur ein Menschenalter. Es entstanden, da die im Osten wohnenden germanischen Stmme ver-einigt blieben, nrdlich der Alpen zunchst zwei groe Reiche, das Ost-und das Westfrnkische. Die feindlichen und freundlichen Wechselwirkungen, in die sie treten, bilden einen Hauptteil der Geschichte Mitteleuropas. berall, auch in den erst von Karl unterworfenen Gebieten, blieb das Christentum bestehen, ein Rckfall ins Heidentum kam nicht vor. Im 9. Jahrhundert wurde die Trennung der rmischen von der griechischen Kirche vollzogen. Die rmische Kirche bildet der Vielheit von Staaten gegenber, der ihre Bekenner angehren, eine hhere verbindende Einheit. Whrend der Patriarch von Konstantinopel nicht mehr als der Diener seines Kaisers ist, taucht im Abendlande der Gedanke auf, da der Papst auch das Oberhaupt der weltlichen Fürsten sein msse. 38. Der Zerfall des Reiches. Ludwig der Fromme (814840). Schon unter Karls Sohne zeigte sich, da nur eine ungewhnliche Persnlichkeit die auseinanderstrebenden Krfte des Reiches zusammenhalten konnte, eine schwchere der Gre dieser Aufgabe erliegen mute. Ludwig fand die beste Sttze seiner Regierung an der Geistlichkeit, die den

19. Geschichte des Mittelalters - S. 75

1861 - Münster : Coppenrath
75 zu üben, oder er betete, oder er stellte sich an's Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und Bewunderung den gestirnten Him- mel. Eine so einfache Lebensweise erhöhcte die ohnehin so ge- waltige Körperkraft dieses Mannes, so daß man seinen Geschicht- schreibern wohl glauben darf, wenn sie erzählen, wie er mit leichter Mühe ein Hufeisen brach, oder einen geharnischten Mann emporhob wie ein Kind, oder mit seinem gewaltigen Schlacht- schwerte einem Feinde den Kopf bis in die Tiefe spaltete und Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit nicht von der Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Gewänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt. Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuz- weise umwunden, ein leinenes Wams und darüber einen ein- fachen Rock mit seidenem Streife, seltener einen kurzen Mantel von weißer oder grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Griffe und Wehrgchänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät, mit einer goldenen von Diamanten stralcnden Krone auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden Talare, mit goldenen Bienen besetzt. Die letzten Lebenstage Karl des Großen wurden durch den schmerzlichen Verlust seiner beiden hoffnungsvollsten Söhne Pi- pin und Karl, getrübt. Als er seine Kräfte täglich mehr abnehmen sah, ließ er, im Vorgefühle seiner baldigen Auflösung, seinen noch übrigen Sohn Ludwig, dem er früher schon Aqui- tanien abgetreten hatte, nach Aachen kommen. Nachdem er ihm in der Marienkirche in Gegenwart einer großen Volksmenge die wichtigsten Pflichten eines Regenten an's Herz gelegt hatte, mußte sich Ludwig mit eigener Hand die goldene Krone aufsetzen. So ward er gekrönter König aller Franken. Nicht lange über- lebte Karl die Krönung seines Sohnes. Nur wenige Monate darauf, im Januar des Jahres 814, ergriff ihn ein Fieber, welches sich in den letzten Jahren oft eingestellt hatte, heftiger

20. Theil 7 - S. 32

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
\ 32 abgefordert. Karl dagegen ergrimmte über diese Frechheit, und ließ sowohl seine Justizräthe, al6 die Offieicre, welche die Probsteien besetzt hatten, ins Gefängniß werfen. Weiter wollte Ludwig nichts. Nun beruft er eine Versammlung der Großen (Nov. 1460) zu Tours zusammen, und klagt den Herzog öf- fentlich des Friedensbruches an, dessen er auch wohl sehr schuldig war. Ludwig schreit laut da- rüber, daß Karl seine Rache gefangen genom- men, die schuldigen Huldigungen verweigert, vom König von England den Hosenbandsorden ange- nommen, und die Unrerthanen in den neuerwor- benen Städten in ihrem Eide zum Dienste ge- gen jedermann, also den König nicht ausgenom- men, verpflichtet habe. Die Versammlung, die schon gewöhnt war, so zu sprechen, wie der Kö- nig es haben wollte, erklärte hierauf bei» Herzog des Majestätsverbrechens schuldig, und stimmte einmüthig dahin, daß er als ein königlicher Va- sall vor das Pariser Parlament zur Rechenschaft zu laden sey. Es wird sogleich ein Staatsbote nach Gent mit der Vorladung abgefertigt; den aber Karl in Ketten legen, eine Weile schmachten, und dann wieder entlaufen ließ. Nun war der Krieg erklärt. Ludwigs schon lange fertig stehenden Truppen müssen plötzlich mitten im Winter in Flandern ein brechen, und soviel Städte besetzen, als ste nur inne bekommen können.