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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

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1. Das Mittelalter - S. 171

1912 - Nürnberg : Korn
— 171 Falken die Fesseln an und zog ihnen die Kappen über die Augen. Alle stiegen zu Pferd. Die Damen zogen den Lederhandschuh an und setzten die Falken, denen die Krallen abgestumpft waren, ans die Faust. Der Jägermeister blies; da glitten die Hebebalken der Zugbrücke empor, die Brücke senkte sich über den Graben und die Jagdgesellschaft ritt den schmalen, steilen Burgweg hinab. Im Dorfe standen Bauern und Bäuerinnen unter der Haustüre und grüßten demütig ihre Herrschaft. Auf der Wiese am Bach fischte ein Reiher. Die Windhunde wurden losgelassen. Der Falkner nahm einem Falken schnell die Kappe ab und die Dame schleuderte den Vogel in die Luft. Als der Reiher den Falken auf sich zukommen sah, spie er schnell den Fisch aus und stieg empor. Ritter und Damen schauten ihm nach. „Seht, wie der Falke steigt! Immer höher! Jetzt hat er den Reiher überholt!" — Aber der Reiher streckte dem Falken den spitzen Schnabel wie einen Spieß entgegen und stieg wieder höher. Auch der Falke stieg. Wieder schoß er herab und griff den Reiher von oben an. „Wehr dich, Falke! wehr dich! — So! Jetzt! Er hat ihn! Brav, Falke!" Mit jedem Schnabelhieb wurde der Reiher matter. Der Falke packte ihn mit den Krallen und ließ ihn nicht mehr los. Wie ein Bündel Federn wirbelten beide nieder ins Gras. Die Jäger liefen herbei. Der Falkner griff in die Tasche und lockte den Falken mit einem Stück Fleisch wieder auf die Faust und nahm ihm den Reiher aus den Krallen, dem der Ritter die drei langen Schopffedern ausrupfte. Nachdem der Falke gefressen hatte, wurde ihm die Haube wieder über den Kops gestülpt und die Fessel angelegt. Die Damen ritten mit dem Falkner heim. Ritter und Knappen aber trabten dem Walde zu, wo ihnen der Jägermeister die Spur eines kräftigen Hirsches zeigte. Die Hunde durchstreiften bellend das Gebüsch. Da krachte das Dickicht. Jung und leichtfüßig floh der Hirsch, die bellenden Hunde hinterdrein. Schnell legt der Ritter einen Pfeil auf die Armbrust, zielt und trifft den Hirsch in die Seite. Der Hirsch lag am Boden; bellend standen die Windhunde um ihn. Die Jäger kamen herbei. Zwei Knappen blieben bei dem Hirsch zurück, weideten ihn aus, legten ihn auf ein Pferd und ließen ihn durch eineu Bauern aufs Schloß bringen. Die Jagd ging weiter. Die Jäger bliesen auf den Hörnern; der Ritter schlug mit dem Kolben gegen Bäume und Büsche. Da prasselt das dürre Laub; ein Eber schießt wütend heraus, saust vorbei und verschwindet wieder im Gesträuch. Ein Windhund, groß und kräftig, kommt ihm immer näher. Jetzt packt er ihn beim Ohr und will ihn

2. Das Mittelalter - S. 175

1912 - Nürnberg : Korn
— 175 — die Speisen auf. Und nun kamen sie herein, der Ritter mit dem kleinen Siegfried, die Fräulein, der Burgkaplan mit dem Burgvogt. Nach Tisch suchten der Herr und die Frahir Platz am warmen Kamin; die Gesellschaft zerstreute sich; der Burgkaplan und der Vogt fanden eine stille Ecke und spielten Schach. Die Fräulein nahmen die Kissen, stiegen die Stufen zur tiefen Fensternische hinan und setzten sich auf die gemauerte Fensterbank. Weit konnte man da herumsehen. „Schau einmal, dort kommt jemand!" rief ein Fräulein. — „Wo denn? Ich sehe ja nichts!" — „Doch! Dort! Siehst du ihn nicht? Jetzt kommt er aus dem Wald. Jetzt geht er auf das Dorf zu. Er trägt etwas auf dem Rücken. Aber ich kenne ihn nicht. Es mnß ein Fremder sein!" — Auch die Knappen eilten ans Fenster. Jetzt ging der Fremde schon durchs Dorf. Und jetzt sah man ihn genauer. Auf dem Rücken trug er ein Bündel und eine Harfe. „Hurra! Ein Sänger! Beine, freut euch! Heut gibt es noch Tanz!" Jetzt stieg der Sänger den Burgweg herauf. Ein Knappe ergriff ein Fräulein bei der Hand und tanzte mit ihr ein paar Runben durch den Saal, daß der Burgvogt ängstlich mit beiben Hänben das Schachbrett festhielt. Der Wächter blies. Der Sänger trat grüßenb in den Saal. Man brachte ihm einen Schemel. Er stimmte die Harfe und fing an zu spielen und zu singen. Er fingt das alte Lieb vom Siegfrieb, der den Drachen getötet hat. Er fingt ein Lieb nach dem andern. Dann erzählt er Geschichten, gruselige und lustige. Dazwischen nippt er ab und zu einen Schluck Wein ober ißt einen Apfel. Und jetzt gibt er Rätsel auf. „Aber warum fängt er bettn nicht an?" fragten leise Fräulein und Knappen und horchten nicht mehr hin. Die Wachs- kerzen am Kronleuchter würden angezünbet. „Es ist Nacht. Er soll enblich anfangen!" Noch eine lustige Geschichte, dann greift er in die Saiten, stimmt ein Tanzlieb an und fingt: Der harte Winter ist vorbei; Gekommen ist der holde Mai. Ihr Knappen und schönen Kinde, Herbei zum Tanz um die Linbe! „Macht Platz!" rief der Ritter. Bänke und Truhen wurden an die Wättbe gerückt. Herren und Damen faßten sich bei den Hänben, fangen mit und tanzten bett Reigen. Einer fragte bett Sänger: „Wohin geht ihr morgen?" — „Wie, bavott wißt ihr noch gar nichts?" sagte der Sänger. „Ein Turnier

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 97

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
57. Eine Seeräubergeschichte. 9? darauf, es gleißte und glänzte und war wirklich Gold. Hadumoth wog das Stück auf dem Zeigefinger. „Das hab' ich auf dem Feld gefunden, weit da drüben," sprach Audifax, „nach dem Gewitter. Wenn der Regenbogen mit seinem Farbenglanz sich zu uns niederwölbt, dann kommen zwei Engel; wo seine Enden sich auf die Erde senken, halten sie ihm ein gülden Schüsselein unter, daß er nicht auf dem verregneten, rauhen Boden aufstehen muß — und wenn er ausgeglanzt hat, dann lassen sie die Schüsselein im Felde stehen, zweimal dürfen sie's nicht brauchen, das würde der Regenbogen übelnehmen..............." Hadumoth begann an den Beruf ihres Gespielen zum Schatz- finden zu glauben. „Audifax," sprach sie und gab ihm das Regeu- bogenschüsselein zurück, „das frommt dir alles nichts. Wer einen Schatz finden will, muß den Zauber wissen — in der Tiefe unten wird alles gut gehütet, sie geben's nicht los, wenn sie nicht nieder- gezwungen werden." „Ja, der Zauber," sagte Audifax mit tränendenp Aug' — „wer ihn wüßte........." „Hast du den heiligen Mann schon gesehen?" frug Hadumoth. „Nein." — „Seit vier Tagen ist der heilige Manu in der Burg, der weiß allen Zauber. Ein großes Buch hat er mitgebracht, das liest er unsrer Herzogin vor; da steht alles drin geschrieben, wie man die in der Luft zwingt und die in der Erde und die im Wasser und Feuer, die lange Friderun hat's den Knechten heimlich erzählt, die Herzogin hab' ihn verschrieben, daß das Herzogtum fester werde und größer und daß sie jung und schön bleibe und ewig zu leben komme. . ." „Ich will zum heiligen Mann gehen," sprach Audifax. „Sie werden dich schlagen," warnte Hadumoth. „Sie werden mich nicht schlagen," sagte er, „ich weiß etwas, das biet' ich ihm, wenn er mir den Zauber weist. . ." Es war Abend worden. Die Kinder standen von ihrem Steinsitz auf — Ziegen und Gänse wurden zusammengerufen, wohlgeordnet wie eine Heerschar zogen sie den Burgweg hinauf und rückten in ihren Ställen ein. 57. Eine Seeräubergeschichte. Erzählung des alten Steuermanns. Wir hatten Ol geladen und Korinthen Und segelten vergnügt mit unsrer Fracht Von Malta auf Gibraltar, Jochen Schütt, Der lüb'sche Kapitän, mit fünf Matrosen, Und ich, Hans Kiekebusch, als Steu'rmauu Baier-Knörk, Lesebuch für kaufmännische Schulen. B. v. Scheffel. 7

4. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 97

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
57. Eine Seeräubergeschichte. 97 darauf, es gleißte und glänzte und war wirklich Gold. Hadumoth wog das Stück auf dem Zeigefinger. „Das hab' ich auf dem Feld gefunden, weit da drüben," sprach Audifax, „nach dem Gewitter. Wenn der Regenbogen mit seinem Farbenglanz sich zu uns niederwölbt, dann konnnen zwei Engel: wo seine Enden sich auf die Erde senken, halten sie ihm ein gülden Schüsselein unter, daß er nicht auf dem verregneten, rauhen Bodett aufstehen muß — und wenn er ausgeglänzt hat, datm lassen -sie die Schüsselein im Felde stehen, zweimal dürfen sie's nicht brauchen, das würde der Regenbogen übelnehmen.............." Hadumoth begann an den Beruf ihres Gespielen zum Schatz- finden zu glauben. „Audifax," sprach sie und gab ihm das Regen- bogenschüsselein zurück, „das frommt dir alles nichts. Wer einen Schatz finden will, muß den Zauber wissen — in der Tiefe unten wird alles gut gehütet, sie geben's nicht los, wenn sie nicht nieder- gezwungen werden." „Ja, der Zauber," sagte Audifax mit tränendem Aug' — „wer ihn wüßte........." „Hast du den heiligen Mann schon gesehen?" frug Hadumoth. „Nein." — „Seit vier Tagen ist der heilige Mann in der Burg, der weiß allen Zauber. Ein großes Buch hat er mitgebracht, das liest er unsrer Herzogin vor; da steht alles drin geschrieben, wie man die in der Luft zwingt und die in der Erde und die im Wasser und Feuer, die lange Friderun hat's den Knechten heimlich erzählt, die Herzogin hab' ihn verschrieben, daß das Herzogtum fester werde und größer und daß sie jung und schön bleibe und ewig zu leben komme ..." „Ich will zum heiligen Mann gehen," sprach Audifax. „Sie werden dich schlagen," warnte Hadumoth. „Sie werden mich nicht schlagen," sagte er, „ich weiß etwas, das biet' ich ihm, wenn er mir den Zauber weist..." Es war Abend worden. Die Kinder standen von ihrem Steinsitz auf — Ziegen und Gänse wurden zusammengerufen, wohlgeordnet wie eine Heerschar zogen sie den Burgweg hinauf und rückten in ihren Ställen ein. B. v. Scheffel. 57. Eine Seeräubergeschichte. Erzählung des alten Steuermanns. Wir hatten Ol geladen und Korinthen Und segelten vergnügt mit unsrer Fracht Von Malta auf Gibraltar, Jochett Schütt, Der lüb'sche Kapitän, mit fünf Matrosen, Und ich, Hans Kiekebusch, als Steu'rmann. Barer, Lesebuch für kaufmännische Schulen. 7

5. H. 3, Teil 2 - S. 119

1911 - Ansbach : Seybold
Auf der Ritterburg. U9 Kunzenstein eintreffen werde. Solche Botschaft war angenehm für Überbringer und (Empfänger. Bruno erhielt deshalb ein gar stattliches Botenbrot und die Burgherrin traf fofort Anordnungen 12s für den festlichen Empfang ihres Gemahls. Der Saal wurde ringsum mit Decken behängt. Für den Ehrenplatz des Burgherrn hatte Frau i»« Giefelbert eine Decke kunstvoll bestickt. Der Gärtner wurde beauftragt, die letzten Herbstblumen im Burggärtchen zu schneiden und gi zum Strauße zu binden, den die kleine Isolde dem Vater bei seiner Ankunft überreichen sollte. Die Knechte in der Vorburg waren angewiesen, Kränze aus Tannenreis an den Wirtschaftsgebäuden 56 aufzuhängen und der alte Turmwächter erhielt den Auftrag sorgsam Ausguck zu halten, damit er rechtzeitig das Banner aufziehen und 54 sofort durch Hornsignale die Ankunft des Burgherrn verkünden könnte, sobald er nur die Erwarteten in der Ferne kommen sehe, ©ft auch stieg Frau Gieselbert selbst auf die Zinne des Turms um Ausschau zu halten nach ihrem Gemahl. — — Trara! trara! trara! — Richtig, dort am Waldsaum blitzten in der herbstlichen Sonne die blanken Harnische. Frau Gieselbert s? war sofort auf die Steinbank in der Fensternische gestiegen, von wo aus sie weit hinaus auf die Straße zu sehen vermochte. Ihre beiden Kinder, die kleine Isolde und der elfjährige Siegfried, waren schon seit dem frühen Morgen bei dem Turmwart auf der Zinne des Hauptturmes gewesen, um doch ja die Ankunft des Vaters am frühesten zu erfahren. Jetzt kamen sie zur Mutter gestürmt, mit ihr den Vater am Burgtor zu empfangen. Schon sprengte Ritter Kunz den steilen Burgweg herauf44 und es war kein Leichtes für fein Roß, ihn im Galopp zu nehmen. Lustig flatterte an Kunzens Lanze der Ärmel, den Frau (Siefelbert105 seinerzeit von ihrem Kleide geschnürt und ihrem Gemahl als Andenken mit auf die Romfahrt gegeben hatte. — Das war ein herzlicher Empfang allerseits, bei Herrschaft und Gesinde. Die Roßknechte halfen ihrem Herrn beim Absteigen und führten fein Roß58 in die Stallung. Die Burgmannen kamen, ihren Gebieter zu begrüßen. Auch Ddilo und Heribald, die Söhne eines befreundeten Ritters, die zu ritterlicher Erziehung auf Burg Kunzenstein weilten,124 hatten sich hinzugeftellt. Ganz zuletzt kam noch der ergraute Turm-wart, seinem Herrn Freude über dessen Rückkehr zu bezeugen. Kein Wunder, wenn er so spät kam, es war nicht so einfach für feine alten Glieder, erst die vielen schmalen Treppenstufen und zuletzt noch die 52 stockwerkhohe, wackelige Leiter herabzuklettern. Eben reichte ihm53 Kunz die Rechte zu freundlicher Begrüßung, da hatte sich durch die Umstehenden ein kleines, buckeliges Männchen gedrängt und sich m mit gespreizten Beinen und verschlungenen Armen vor dem Ritter

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 267

1906 - München : Oldenbourg
49. Elisabeth Charlotte. 267 alsdann die französische Besatzung des Schlosses marschfertig auf dem Schloßhof. Zwei Signalschüsfe ertönten, der Artilleriekommandant erschien, ließ seine Leute Pechkrünze und Fackeln aufnehmen und Feuer in die Paläste werfen. Nach einer halben Stunde stand alles in Flammen und als die Dachgiebel niederkrachten, zog die Besatzung über Altan und Burgweg eilend davon. Einige Minierer blieben zurück, die den „Dicken Turm" und den „Krantturm" in Stücke sprengten. „Solcher Gestalt ist das uralte, maguifique, in und außer Deutschland berühmte kurfürstliche Resideuz-Schloß innerhalb eines Vormittags mit allem, so noch hin und wieder in den Gemächern befunden, bis auf die unteren Gewölbe und Keller abgebrannt und großenteils zu einem Aschen- und Steinhaufen geworden." So lautete der offizielle Bericht der kurfürstlichen Beamten an den Kurfürsten. Doch nehmen wir Abschied von der altehrwürdigen Stätte, Abschied von Liselotte und kehren wir zurück in ihren Heidelberger Wald! Den Weg, den wir gekommen sind, steigen wir wieder hinunter, vom Bergwalde zur Stadt. Wieder überschreiten wir den Neckar, abermals stehen wir auf dem Philosophenwege und noch einmal geht unser Blick zu dem rotbraunen Trümmerpalaste hinüber, der sich über der grauen Stadt erhebt. Wie schön er ist! Mit seinen zerfetzten Mauern, seinen enthaupteten und zerspreugteu Türmen, seinen ausgeweideten Palästen, wie schön! Wie ein in Stein gehauener Klagegesang, der jeden Morgen von neuem anhebt und mit dumpfer Mahnung hinuntertönt in die lachende Landschaft: „Vergeßt nicht, daß alles Schönste und Größte dem Menschen nur so lange gehört, als die Größe in seiner Seele im Verhältnis bleibt zu dem, was er besitzt!" Die Heidelberger Schloßruine in ihrer gegenwärtigen Gestalt ist etwas in der Welt absolut Einziges. Wer sie auch nur ein einziges Mal mit Augen angeschaut, wer gesehen hat, wie sich das rot-braune Getrümmer in die Arme der umgebenden Waldungen einbettet und einschmiegt, wie das Grün der Bäume aus dem Tale heraufsteigt und das Grün des Efeus an den Mauern emporklimmt, als wollte es all die alten, immer noch schmerzenden Wunden und Spalten mit tröstender, kühlender Hand verhüllen und bedecken, der weiß, daß durch das Zusammenwirken geschichtlicher Ereignisse und nie aufhörender, triebkräftiger Natur ein Schönheitsbild entstanden ist, wie es eigenartiger nicht gedacht, geschweige denn nachgelassen werden könnte. Es muß einmal ausgesprochen werden, was gar nicht allgemein genug bekannt ist, daß die jetzige Schloßruine zehntausendmal schöner ist als es das alte, nicht zerstörte Schloß war. Wer diesem Worte nicht glaubt, der sehe sich den Merianschen Stich ans dem 17. Jahrhundert an, wo das alte Schloß klassisch treu in seiner unangerührten Gestalt dargestellt ist. Alles, was heute in den freistehenden Mauern wundervoll lustig und leicht emporsteigt, war

7. Teil 2 - S. 151

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 151 — man Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahlreicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mannschaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Wasfenrüstung hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge, Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgthor; rasselud ging die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte sich der lange Zug durch das große Thor den Burgweg hinab. An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate. Auf dem Söller staud die edelste Kaiserin, umgeben von ihren Frauen: blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig slat- terten im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jung- frauen die letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum Gruße emporhoben." d. Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg jetzt nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm wälzten sich eines Tages die aufrührerischen Ell- wanger und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remsthal herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen hohe Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die Stille der Nacht vernahm man das Jam- mern der Bewohner, das Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen das Schreien und Toben der Banden, die nur im Sengen und Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man von der Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden Bauernhorden zu verteidigen. Leider sollte die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde fallen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Thore von der Zinne herab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei. Verrat! Verrat! tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer auch die kleine Be- fatznng kämpfte, aller Widerstand war nun vergeblich. Durch

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 222

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 222 — Kommentar zu Lehmann, kulturgeschichtliche Bilder) gegeben bezw. gewonnen werden. Jagd und Kampf. Über die ritterliche Jagd ist das Nötige bei der Besprechung der Nibelungensage (I. Teil, Nr. 12) gegeben worden. Die ritterliche Kampfweise ist in der Schilderung und Besprechung der Schlachten genügend dargestellt worden. Deshalb ist hier nur eine kurze Zusammenfassung nötig. 3. Die Wohnung des Ritters, die Ritterburg. Zusammenstellung der bekannten Züge: Lage (Berg, Sumpf), Aussehen, Baulichkeiten (Mauern, Türme, Wallgraben, Zugbrücke. Palast u. s. w.) und Zweck derselben, große Zahl der Burgen (Rudolf zerstört 66 Burgen in Thüringen, viele Ruinen); einfache Burgen der ärmeren Ritter (bloß ein Turm) und großartige Burgen der Fürsten (z. B. Wartburg). Kann man der nun folgenden Besprechung ein gutes Bild, etwa das Lehmannsche zu Grunde legen, so werden sich die Schüler zunächst über das aussprechen, was sie sehen, und auch ihre Gedanken über den Zweck dieser Vorrichtungen äußern. Die Darbietung wird sich dann meist „darstellend" gestalten, nämlich so, daß Lehrer und Schüler sich im Geist zu den Angreifern einer Burg als Mithandelnde gesellen und sich hiermit einerseits die Hindernisse vergegenwärtigen, die sich der Eroberung entgegenstellen, andrerseits die Hilfsmittel, mit denen diese Hindernisse überwunden werden können, und die Verteidigungsmittel, mit denen sich die Belagerten zu wehren und zu retten suchen. Dieser Gang wird sich aber auch empfehlen, wenn kein Bild vorhanden ist, da er die langweilige Beschreibung in eine interessante Handlung auflöst, den Zweck der Baulichkeit scharf hervorhebt und die Mitthätigkeit des Schülers herausfordert. Der Zweck der Burg im allgemeinen: Schutz der Burgleute und ihrer Habe vor feindlichen Angriffen (daher der Name: bergen = schützen); Wohn- und Wirtchastsräume für die Familie und das Gesinde des Ritters. Die Burg als schützende Festung. Phantasierte Darstellung von Angriff und Abwehr mit fchließlichem Sieg der Angreifer. Diese Darstellung wird sich hauptsächlich auf folgende Punkte erstrecken: Lage der Burg, Burgweg, Burggraben, Ringmauern mit Zinnen, Mauertürme, Thorturm mit Wächter, Thor mit Zugbrücke (schwächste Stelle), Fallgitter, Vorburg, innerer Burghof mit den Wohnräumen, Burgfried (die letzte und sicherste Zuflucht der Belagerten). Schußwaffen auf beiden Seiten: Speere, Pfeile, Steine (auch mit Wurfmaschinen); Mauerbrecher, Ausfüllung des Grabens, Stoßbalken gegen das Thor; Ausguß von brennendem Pech, siedendem Öl oder Wasier u. s. w. *

9. Das deutsche Vaterland - S. 233

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 233 — dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl- reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann- schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen- rüstung hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge, Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab. An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate. Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen; blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum Gruße emporhoben." b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei. Verrat! Verrat! tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-

10. Das deutsche Vaterland - S. 286

1917 - Leipzig : Wunderlich
— 286 — dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl- reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann- schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen- rüstnng hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge, Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab. An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate. Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen; blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum Gruße emporhoben." b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre 1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei. Verrat! Verrat? tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-

11. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 109

1912 - Langensalza : Beltz
— 109 — seidene Kiffen; fein Blick flog gen Himmel, — dann hub er die predigt an. Lautlos horchte die Menge. Mit erlesenen Beispielen ruhmreicher Kämpfe feuerte Ekkehard feine Zuhörer an, und manche Faust preßte den Speer, und mancher Fuß hob sich ungeduldig zum Abzug, wie er von Josuas Heerzug sprach, der unter des Herrn Schirm einunddreißig Könige schlug in der Landmark jenseits des Jordans, und von Gideon, der beim Schall der Posaunen ins Lager der tttidianiter brach und sie jagte bis Bethfeda und Cebbath, und vom Ausfall der Männer von Bethulia, die nach Judiths ruhmreicher Tat die Rffqrer schlugen mit der Schärfe des Schwerts. Zum Schluß aber rief er, was Judas der Makkabäer zu feinem Volk gerufen, da sie bei Lmaus ihr Lager schlugen wider des Rntiochus Heer: „Umgürtet euch drum und seid tapfere Männer und seid bereit, gegen den Morgen früh wider die Völker zu streiten, die heranziehen, unser Heiligtum auszutilgen ; denn es ist uns besser, im Streit umzukommen als das Elend zu sehen an unserm Heiligtum. — Rmen!" (Eines Augenblickes Länge blieb’s still, wie Ekkehard feine Predigt geendet; dann hob sich ein Klirren und Klingen, sie schlugen Schwert und Schild aneinander, hoben die Speere hoch und schwenkten die Feldzeichen — alte Sitte freudiger Zustimmung. „Rmen!" scholl es tönend durch die Reihen; dann neigten sich die Knie, das Hochamt ging zu (Ende; schauerlich klangen die hölzernen Klappern statt des üblichen Glockentones zur Feier. Ü)er sich noch nicht in österlicher Rndacht mit dem Leib des Herrn gestärkt, trat vor zum Rltar, ihn zu empfangen. Da rief’s vom Turm: „Massen! Waffen! Feinbio! vom See kommt's schwarz herangezogen, Roß und Reiter, Feinbio!" — Jetzt war kein halt mehr und keine Ruhe; sie stürmten nach dem Tor, wie vom Geiste getrieben: kaum mochte Rbt tdazmann den Segen erteilen. Schlachtfroh rückten sie aus dem Hofe, in jebem herzen jene Mark und Fibern fchtvellenbe Spannung, daß es einem großen Rugenblick entgegengehe. Und es waren der Mönche von Sankt Galten vierunbfechzig, derer von Reichenau neunzig und an Heerbannleuten mehr benn fünfhundert. Beim Feldzeichen der fanktgallifchen Brüber schritt (Eltkeharb; es war ein florverhüllt Kruzifix mit schwarzen Wimpeln, da des Klosters Banner zurückgeblieben. Rns untere Burgtor hatten die dienenden Brüder den Sarg mit des heiligen Markus Gebein getragen; wer immer vor überschritt, berührte ihn mit Schwert und Lanzenfpitze; dann qing’s schweren Trittes den Burgweg hinab. 3n der weiten (Ebene, die sich nach dem See hinstreckt, ordnete Simon Bardo die Scharen feiner Streiter! hei! wie wohlig tvar’s dem alten Feldhauptmann, daß statt der Kutte wieder der gewohnte Panzer sich um 5ie narbenbedeckte Brust schmiegte! 3n fremdartig geformter, spitz zugehender Stahlkappe kam er geritten; sein breiter, edelfteingefchmückter Gürtel und der güldene Knauf des Schwertes zeigten den ehemaligen Heerführer. (Er hieß die leichte Mannschaft der Bogenschützen und Schleu-derer vorausrücken; sie sollten den Waldsaum besetzen, vom Tannendickicht gegen Reiterangriff geschützt. „Zielt nieder!" sprach er, „wenn ihr auch statt des Mannes das Roß trefft, 's ist immer etwas!" Beim Klang der Waldhörner schwärmte die Schar vorwärts, noch war kein Feind zu sehen. Die Männer des Rufgebots ordnete er in zwei Heerfäulen; dicht geschlossen, den Speer gefällt und langsam rückten sie vor, von der vorderen

12. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 284

1854 - Saalfeld : Riese
284 Stille, welchen Erfolg das Beginnen ihrer Waffengefährten gegen die Feste Sarnen haben würde. Herrlich, als feierte sie die Wiederkehr der Freiheit, schimmerte die erste Morgensonne des Jahres (1. Januar 1308) ans die Krystallfelsen der Eisgebirge und begann, das regsame Leben in den stillen Thälern zu wecken. Am festlichen Morgen dieses Tages pflegten die Thalbewohner nach alter Sitte den Reichsvögten ihre Ehrerbietung durch reichliche Neujahrsspenden zu bezeigen. So trieben auch an diesem Morgen, geschmückt mit bunten Gewändern und in feierlichem Zuge, 20 der Verbündeten ihre Schafe, Rinder und Ziegen vor sich hin und trugen ihre Käse und andere Gaben den Burgweg hinaus nach Sarnen. Auf der Mitte des Wegs begegnete ihnen der Reichsvogt, der, nichts Arges in seinem Herzen denkend, nach seiner Gewohnheit zur Kirche ritt und sich im Geiste der schönen Geschenke freute, die reicher als gewöhnlich waren. Ohne Anstoß gelangten die Vcr- schworncn mit ihren blökenden und mäckernden Heerden durch die weitgeöff- neten Thore in die Burg und wurden auf dem Burghose mit freudigem Willkommen von den Bewohnern begrüßt, welche die herrlichen Neujahrs- geschenke nicht genug rühmen und bewundern konnten. Auf einmal aber änderte sich die Scene: wie durch einen Zaubcrschlag verwandelten sich vor Den staunenden Blicken der Zuschauer die friedlichen Hirtenstäbe in Waffen, indem die Verschwornen wohlgeschärfte, in den Taschen verborgen gehaltene Eisen an ihre Stäbe befestigten, und aus einem Hinterhalte des nahen Waldes drangen auf ein gegebenes Zeichen 30 Verbündete wohlbewaffnet in das Schloß ein. So wurden die Festen Roßberg und Sarnen ohne Schwertstreich erobert. Nun drangen von Alp zu Alp die verabredeten Zeichen, an allen drei Orten stand das Volk auf wie Ein Mann, vertrieb, ohne seine Hände mit Blut oder ungerechtem Gut zu beflecken, die Zwing- herren und schleifte die Zwingburgen bis auf den Grund. Urfehde, d. h. einen Eid schwörend, sich wegen erlittener Beleidigung oder Haft nicht rächen oder das verbotene Gebiet betreten zu wollen, verließen die Vögte das Land. Darauf gründeten die Männer der drei Orte zu Brunnen am östlichen Ufer des Vierwaldstädtersees am 6. Januar die erste Einigung der Schweizer Eidgenossenschaft vorerst auf zehn Jahre und zwar unter Vor- behalt aller ihrer Pflichten gegen Kaiser und Reich. Ii. Kaiser Albrechts I. Tod (1308). Johannes Parricida. Auf die Nachricht von den Vorgängen in den späterhin sogenannten Urkantonen'zog Kaiser Albrecht mit zahlreichem Kriegsvolk heran, und seine Rache an den kühnen Begründern der schweizerischen Freiheit möchte schreck- lich gewesen sein, wenn nicht ein tragisches Ereigniß dazwischengetreten wäre. Mit dem Kaiser war nämlich Johann von Schwaben, seines Bruders hinterlassener einziger Sohn, gekommen, welchem der ländersüchtige Albrecht sein väterliches Erbe unter allerhand leeren Ausflüchten hartnäckig vorent- hielt. Der Anblick der schönen Schlösser, von denen ein Theil auch ihm zukam, und die neuen mit Hohn gemischten Vertröstungen des Kaisers ent- flammten endlich sein Gemüth zu bitterer Rachsucht. Vier Edelleute: Wal-

13. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 213

1839 - Karlsruhe : Groos
Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großhcrzogthums. 213 engen Neckarthales, wo sich nämlich dasselbe in die Rheinebene öffnet, auf dem linken Ufer des Neckars, am Fuße des hohen Kö- nigsstuhls, der jetzt Kaiserstuhl heißt. Sie besteht aus der eigent- lichen Stadt, der Vorstadt und der Bergstadt (Burgweg genannt). Seitdem aber das Mittelthor abgetragen ist, geht die eigentliche Stadt in die Vorstadt ununterschieden über. Sie ist hart an den Fluß undan diebergwand angebaut. Ein schönes, ansehnlichesthor(das Neckarthor) führr aus dem Neckarthale von Osten her ln die Stadt; das Mannheimerthor führt in die Rheinebene hinaus. Sie ist gegen '/2 Stunde läng, aber sehr schmal, so daß nur eine lange fahrbare Hauptstraße durch dieselbe zieht. Aus der Mitte der ei- gentlichen Stadt erhebt sich auf freiem Platze die alte, ehrwürdige Kirche zum heiligen Geist; im Südosten der Vorstadt steht die noch ältere Sanct Peterskirche. Aus der Mitte der eigentlichen Stadt, dör heil. Geistkirche gegenüber, führt eine schöne steinerne Brücke, welche 702' lang, 30' breit ist und auf 9 steinernen Bo- genpfeilern ruht und 6 Altanen hat, durch das mit 2 runden Thürmchen gezierte Brückenthor auf das rechte Ufer des Neckars, an welchem sich der hohe Heiligenberg erhebt, der hochhinan mit Nebenangepflanzt ist, und auf dessen Gipfel noch einige Mauern eines verfallenen Klosters stehen, zu welchem früher stark gewall- fahrtet worden ist. Der Königstuhl ist bloß mit Eichen und Buchen bewachsen, und nur der untere Saum ist von zahmen Kastanien- und Obstbaumgruppen begrenzt.— Vormahls war Heidelberg die Hauptstadt der rheinischen Pfalz und bis zum Jahr 1720 der Sitz der Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein. Ihren Namen hat sie wahrscheinlich vom Berge, an den sie angebaut ist, welcher früher Heidenberg genannt werden mochte, indem die Römer da, wo das obere Schloß gestanden, ein Kastell gegen die Allemannen erbaut hatten. Der Name von Heidelbeeren, die am Berge wachsen, ist wohl nur eine spätere Deutung. Nheinfränkische Herzoge beherrschten früher diese Gegenden am Rhein; von den Pfalzgrafen, so Viel als Hausmeiern, welche in allen weltlichen Angelegenheiten die Ersten oder Nächsten der fränkischen Könige und die Ersten und Nächsten eines Herzogs waren, war der Pfalzgraf des rheinfränkischcn Herzogs der angesehenste. Die rheinfränkische Herzogwürde kam durch Konrad den Salier zur