Ähnliche Ergebnisse
1912 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Scheiblhuber, Alois Clemens
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 171
Falken die Fesseln an und zog ihnen die Kappen über die Augen. Alle stiegen zu Pferd. Die Damen zogen den Lederhandschuh an und setzten die Falken, denen die Krallen abgestumpft waren, ans die Faust. Der Jägermeister blies; da glitten die Hebebalken der Zugbrücke empor, die Brücke senkte sich über den Graben und die Jagdgesellschaft ritt den schmalen, steilen Burgweg hinab. Im Dorfe standen Bauern und Bäuerinnen unter der Haustüre und grüßten demütig ihre Herrschaft.
Auf der Wiese am Bach fischte ein Reiher. Die Windhunde wurden losgelassen. Der Falkner nahm einem Falken schnell die Kappe ab und die Dame schleuderte den Vogel in die Luft. Als der Reiher den Falken auf sich zukommen sah, spie er schnell den Fisch aus und stieg empor. Ritter und Damen schauten ihm nach.
„Seht, wie der Falke steigt! Immer höher! Jetzt hat er den
Reiher überholt!" — Aber der Reiher streckte dem Falken den spitzen
Schnabel wie einen Spieß entgegen und stieg wieder höher. Auch der Falke stieg. Wieder schoß er herab und griff den Reiher von oben an. „Wehr dich, Falke! wehr dich! — So! Jetzt! Er hat ihn! Brav, Falke!" Mit jedem Schnabelhieb wurde der Reiher matter. Der Falke packte ihn mit den Krallen und ließ ihn nicht mehr los. Wie ein Bündel Federn wirbelten beide nieder ins Gras.
Die Jäger liefen herbei. Der Falkner griff in die Tasche und lockte den Falken mit einem Stück Fleisch wieder auf die Faust und
nahm ihm den Reiher aus den Krallen, dem der Ritter die drei langen
Schopffedern ausrupfte. Nachdem der Falke gefressen hatte, wurde ihm die Haube wieder über den Kops gestülpt und die Fessel angelegt.
Die Damen ritten mit dem Falkner heim. Ritter und Knappen aber trabten dem Walde zu, wo ihnen der Jägermeister die Spur eines kräftigen Hirsches zeigte. Die Hunde durchstreiften bellend das Gebüsch. Da krachte das Dickicht. Jung und leichtfüßig floh der Hirsch, die bellenden Hunde hinterdrein. Schnell legt der Ritter einen Pfeil auf die Armbrust, zielt und trifft den Hirsch in die Seite. Der Hirsch lag am Boden; bellend standen die Windhunde um ihn. Die Jäger kamen herbei. Zwei Knappen blieben bei dem Hirsch zurück, weideten ihn aus, legten ihn auf ein Pferd und ließen ihn durch eineu Bauern aufs Schloß bringen.
Die Jagd ging weiter. Die Jäger bliesen auf den Hörnern; der Ritter schlug mit dem Kolben gegen Bäume und Büsche. Da prasselt das dürre Laub; ein Eber schießt wütend heraus, saust vorbei und verschwindet wieder im Gesträuch. Ein Windhund, groß und kräftig, kommt ihm immer näher. Jetzt packt er ihn beim Ohr und will ihn
1912 -
Nürnberg
: Korn
- Autor: Scheiblhuber, Alois Clemens
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 175 —
die Speisen auf. Und nun kamen sie herein, der Ritter mit dem kleinen Siegfried, die Fräulein, der Burgkaplan mit dem Burgvogt. Nach Tisch suchten der Herr und die Frahir Platz am warmen Kamin; die Gesellschaft zerstreute sich; der Burgkaplan und der Vogt fanden eine stille Ecke und spielten Schach. Die Fräulein nahmen die Kissen, stiegen die Stufen zur tiefen Fensternische hinan und setzten sich auf die gemauerte Fensterbank.
Weit konnte man da herumsehen. „Schau einmal, dort kommt jemand!" rief ein Fräulein. — „Wo denn? Ich sehe ja nichts!" — „Doch! Dort! Siehst du ihn nicht? Jetzt kommt er aus dem Wald. Jetzt geht er auf das Dorf zu. Er trägt etwas auf dem Rücken.
Aber ich kenne ihn nicht. Es mnß ein Fremder sein!" — Auch die Knappen eilten ans Fenster. Jetzt ging der Fremde schon durchs Dorf. Und jetzt sah man ihn genauer. Auf dem Rücken trug er ein Bündel und eine Harfe. „Hurra! Ein Sänger! Beine, freut euch! Heut gibt es noch Tanz!" Jetzt stieg der Sänger den Burgweg herauf.
Ein Knappe ergriff ein Fräulein bei der Hand und tanzte mit ihr ein paar Runben durch den Saal, daß der Burgvogt ängstlich mit beiben Hänben das Schachbrett festhielt.
Der Wächter blies. Der Sänger trat grüßenb in den Saal. Man brachte ihm einen Schemel. Er stimmte die Harfe und fing an zu spielen und zu singen. Er fingt das alte Lieb vom Siegfrieb, der den Drachen getötet hat. Er fingt ein Lieb nach dem andern. Dann erzählt er Geschichten, gruselige und lustige. Dazwischen nippt er ab und zu einen Schluck Wein ober ißt einen Apfel. Und jetzt gibt er Rätsel auf. „Aber warum fängt er bettn nicht an?" fragten leise
Fräulein und Knappen und horchten nicht mehr hin. Die Wachs-
kerzen am Kronleuchter würden angezünbet. „Es ist Nacht. Er soll enblich anfangen!"
Noch eine lustige Geschichte, dann greift er in die Saiten, stimmt ein Tanzlieb an und fingt:
Der harte Winter ist vorbei;
Gekommen ist der holde Mai.
Ihr Knappen und schönen Kinde,
Herbei zum Tanz um die Linbe!
„Macht Platz!" rief der Ritter. Bänke und Truhen wurden an die Wättbe gerückt. Herren und Damen faßten sich bei den Hänben, fangen mit und tanzten bett Reigen.
Einer fragte bett Sänger: „Wohin geht ihr morgen?" — „Wie, bavott wißt ihr noch gar nichts?" sagte der Sänger. „Ein Turnier
1912 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Knörk, Otto, Baier, Hans, Kracher, Fritz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
57. Eine Seeräubergeschichte. 9?
darauf, es gleißte und glänzte und war wirklich Gold. Hadumoth
wog das Stück auf dem Zeigefinger.
„Das hab' ich auf dem Feld gefunden, weit da drüben," sprach
Audifax, „nach dem Gewitter. Wenn der Regenbogen mit seinem
Farbenglanz sich zu uns niederwölbt, dann kommen zwei Engel;
wo seine Enden sich auf die Erde senken, halten sie ihm ein gülden
Schüsselein unter, daß er nicht auf dem verregneten, rauhen Boden
aufstehen muß — und wenn er ausgeglanzt hat, dann lassen sie
die Schüsselein im Felde stehen, zweimal dürfen sie's nicht brauchen,
das würde der Regenbogen übelnehmen..............."
Hadumoth begann an den Beruf ihres Gespielen zum Schatz-
finden zu glauben. „Audifax," sprach sie und gab ihm das Regeu-
bogenschüsselein zurück, „das frommt dir alles nichts. Wer einen
Schatz finden will, muß den Zauber wissen — in der Tiefe unten
wird alles gut gehütet, sie geben's nicht los, wenn sie nicht nieder-
gezwungen werden."
„Ja, der Zauber," sagte Audifax mit tränendenp Aug' — „wer
ihn wüßte........."
„Hast du den heiligen Mann schon gesehen?" frug Hadumoth.
„Nein." — „Seit vier Tagen ist der heilige Manu in der Burg,
der weiß allen Zauber. Ein großes Buch hat er mitgebracht, das liest
er unsrer Herzogin vor; da steht alles drin geschrieben, wie man die in
der Luft zwingt und die in der Erde und die im Wasser und Feuer, die
lange Friderun hat's den Knechten heimlich erzählt, die Herzogin
hab' ihn verschrieben, daß das Herzogtum fester werde und größer
und daß sie jung und schön bleibe und ewig zu leben komme. . ."
„Ich will zum heiligen Mann gehen," sprach Audifax.
„Sie werden dich schlagen," warnte Hadumoth.
„Sie werden mich nicht schlagen," sagte er, „ich weiß etwas,
das biet' ich ihm, wenn er mir den Zauber weist. . ."
Es war Abend worden. Die Kinder standen von ihrem Steinsitz
auf — Ziegen und Gänse wurden zusammengerufen, wohlgeordnet
wie eine Heerschar zogen sie den Burgweg hinauf und rückten in
ihren Ställen ein.
57. Eine Seeräubergeschichte.
Erzählung des alten Steuermanns.
Wir hatten Ol geladen und Korinthen
Und segelten vergnügt mit unsrer Fracht
Von Malta auf Gibraltar, Jochen Schütt,
Der lüb'sche Kapitän, mit fünf Matrosen,
Und ich, Hans Kiekebusch, als Steu'rmauu
Baier-Knörk, Lesebuch für kaufmännische Schulen.
B. v. Scheffel.
7
1912 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Kracher, Fritz, Baier, Hans
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
57. Eine Seeräubergeschichte.
97
darauf, es gleißte und glänzte und war wirklich Gold. Hadumoth
wog das Stück auf dem Zeigefinger.
„Das hab' ich auf dem Feld gefunden, weit da drüben," sprach
Audifax, „nach dem Gewitter. Wenn der Regenbogen mit seinem
Farbenglanz sich zu uns niederwölbt, dann konnnen zwei Engel:
wo seine Enden sich auf die Erde senken, halten sie ihm ein gülden
Schüsselein unter, daß er nicht auf dem verregneten, rauhen Bodett
aufstehen muß — und wenn er ausgeglänzt hat, datm lassen -sie
die Schüsselein im Felde stehen, zweimal dürfen sie's nicht brauchen,
das würde der Regenbogen übelnehmen.............."
Hadumoth begann an den Beruf ihres Gespielen zum Schatz-
finden zu glauben. „Audifax," sprach sie und gab ihm das Regen-
bogenschüsselein zurück, „das frommt dir alles nichts. Wer einen
Schatz finden will, muß den Zauber wissen — in der Tiefe unten
wird alles gut gehütet, sie geben's nicht los, wenn sie nicht nieder-
gezwungen werden."
„Ja, der Zauber," sagte Audifax mit tränendem Aug' — „wer
ihn wüßte........."
„Hast du den heiligen Mann schon gesehen?" frug Hadumoth.
„Nein." — „Seit vier Tagen ist der heilige Mann in der Burg,
der weiß allen Zauber. Ein großes Buch hat er mitgebracht, das liest
er unsrer Herzogin vor; da steht alles drin geschrieben, wie man die in
der Luft zwingt und die in der Erde und die im Wasser und Feuer, die
lange Friderun hat's den Knechten heimlich erzählt, die Herzogin
hab' ihn verschrieben, daß das Herzogtum fester werde und größer
und daß sie jung und schön bleibe und ewig zu leben komme ..."
„Ich will zum heiligen Mann gehen," sprach Audifax.
„Sie werden dich schlagen," warnte Hadumoth.
„Sie werden mich nicht schlagen," sagte er, „ich weiß etwas,
das biet' ich ihm, wenn er mir den Zauber weist..."
Es war Abend worden. Die Kinder standen von ihrem Steinsitz
auf — Ziegen und Gänse wurden zusammengerufen, wohlgeordnet
wie eine Heerschar zogen sie den Burgweg hinauf und rückten in
ihren Ställen ein. B. v. Scheffel.
57. Eine Seeräubergeschichte.
Erzählung des alten Steuermanns.
Wir hatten Ol geladen und Korinthen
Und segelten vergnügt mit unsrer Fracht
Von Malta auf Gibraltar, Jochett Schütt,
Der lüb'sche Kapitän, mit fünf Matrosen,
Und ich, Hans Kiekebusch, als Steu'rmann.
Barer, Lesebuch für kaufmännische Schulen. 7
1911 -
Ansbach
: Seybold
- Autor: Falk, Heinrich, Gerold, Hans, Rother, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Auf der Ritterburg.
U9
Kunzenstein eintreffen werde. Solche Botschaft war angenehm für Überbringer und (Empfänger. Bruno erhielt deshalb ein gar stattliches Botenbrot und die Burgherrin traf fofort Anordnungen 12s für den festlichen Empfang ihres Gemahls. Der Saal wurde ringsum mit Decken behängt. Für den Ehrenplatz des Burgherrn hatte Frau i»« Giefelbert eine Decke kunstvoll bestickt. Der Gärtner wurde beauftragt, die letzten Herbstblumen im Burggärtchen zu schneiden und gi zum Strauße zu binden, den die kleine Isolde dem Vater bei seiner Ankunft überreichen sollte. Die Knechte in der Vorburg waren angewiesen, Kränze aus Tannenreis an den Wirtschaftsgebäuden 56 aufzuhängen und der alte Turmwächter erhielt den Auftrag sorgsam Ausguck zu halten, damit er rechtzeitig das Banner aufziehen und 54 sofort durch Hornsignale die Ankunft des Burgherrn verkünden könnte, sobald er nur die Erwarteten in der Ferne kommen sehe, ©ft auch stieg Frau Gieselbert selbst auf die Zinne des Turms um Ausschau zu halten nach ihrem Gemahl. — —
Trara! trara! trara! — Richtig, dort am Waldsaum blitzten in der herbstlichen Sonne die blanken Harnische. Frau Gieselbert s? war sofort auf die Steinbank in der Fensternische gestiegen, von wo aus sie weit hinaus auf die Straße zu sehen vermochte. Ihre beiden Kinder, die kleine Isolde und der elfjährige Siegfried, waren schon seit dem frühen Morgen bei dem Turmwart auf der Zinne des Hauptturmes gewesen, um doch ja die Ankunft des Vaters am frühesten zu erfahren. Jetzt kamen sie zur Mutter gestürmt, mit ihr den Vater am Burgtor zu empfangen.
Schon sprengte Ritter Kunz den steilen Burgweg herauf44 und es war kein Leichtes für fein Roß, ihn im Galopp zu nehmen. Lustig flatterte an Kunzens Lanze der Ärmel, den Frau (Siefelbert105 seinerzeit von ihrem Kleide geschnürt und ihrem Gemahl als Andenken mit auf die Romfahrt gegeben hatte. — Das war ein herzlicher Empfang allerseits, bei Herrschaft und Gesinde. Die Roßknechte halfen ihrem Herrn beim Absteigen und führten fein Roß58 in die Stallung. Die Burgmannen kamen, ihren Gebieter zu begrüßen. Auch Ddilo und Heribald, die Söhne eines befreundeten Ritters, die zu ritterlicher Erziehung auf Burg Kunzenstein weilten,124 hatten sich hinzugeftellt. Ganz zuletzt kam noch der ergraute Turm-wart, seinem Herrn Freude über dessen Rückkehr zu bezeugen. Kein Wunder, wenn er so spät kam, es war nicht so einfach für feine alten Glieder, erst die vielen schmalen Treppenstufen und zuletzt noch die 52 stockwerkhohe, wackelige Leiter herabzuklettern. Eben reichte ihm53 Kunz die Rechte zu freundlicher Begrüßung, da hatte sich durch die Umstehenden ein kleines, buckeliges Männchen gedrängt und sich m mit gespreizten Beinen und verschlungenen Armen vor dem Ritter
1906 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Kronseder, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Bayern
49. Elisabeth Charlotte.
267
alsdann die französische Besatzung des Schlosses marschfertig auf dem Schloßhof. Zwei Signalschüsfe ertönten, der Artilleriekommandant erschien, ließ seine Leute Pechkrünze und Fackeln aufnehmen und Feuer in die Paläste werfen. Nach einer halben Stunde stand alles in Flammen und als die Dachgiebel niederkrachten, zog die Besatzung über Altan und Burgweg eilend davon. Einige Minierer blieben zurück, die den „Dicken Turm" und den „Krantturm" in Stücke sprengten.
„Solcher Gestalt ist das uralte, maguifique, in und außer Deutschland berühmte kurfürstliche Resideuz-Schloß innerhalb eines Vormittags mit allem, so noch hin und wieder in den Gemächern befunden, bis auf die unteren Gewölbe und Keller abgebrannt und großenteils zu einem Aschen- und Steinhaufen geworden."
So lautete der offizielle Bericht der kurfürstlichen Beamten an den Kurfürsten.
Doch nehmen wir Abschied von der altehrwürdigen Stätte, Abschied von Liselotte und kehren wir zurück in ihren Heidelberger Wald! Den Weg, den wir gekommen sind, steigen wir wieder hinunter, vom Bergwalde zur Stadt. Wieder überschreiten wir den Neckar, abermals stehen wir auf dem Philosophenwege und noch einmal geht unser Blick zu dem rotbraunen Trümmerpalaste hinüber, der sich über der grauen Stadt erhebt.
Wie schön er ist! Mit seinen zerfetzten Mauern, seinen enthaupteten und zerspreugteu Türmen, seinen ausgeweideten Palästen, wie schön! Wie ein in Stein gehauener Klagegesang, der jeden Morgen von neuem anhebt und mit dumpfer Mahnung hinuntertönt in die lachende Landschaft: „Vergeßt nicht, daß alles Schönste und Größte dem Menschen nur so lange gehört, als die Größe in seiner Seele im Verhältnis bleibt zu dem, was er besitzt!"
Die Heidelberger Schloßruine in ihrer gegenwärtigen Gestalt ist etwas in der Welt absolut Einziges. Wer sie auch nur ein einziges Mal mit Augen angeschaut, wer gesehen hat, wie sich das rot-braune Getrümmer in die Arme der umgebenden Waldungen einbettet und einschmiegt, wie das Grün der Bäume aus dem Tale heraufsteigt und das Grün des Efeus an den Mauern emporklimmt, als wollte es all die alten, immer noch schmerzenden Wunden und Spalten mit tröstender, kühlender Hand verhüllen und bedecken, der weiß, daß durch das Zusammenwirken geschichtlicher Ereignisse und nie aufhörender, triebkräftiger Natur ein Schönheitsbild entstanden ist, wie es eigenartiger nicht gedacht, geschweige denn nachgelassen werden könnte.
Es muß einmal ausgesprochen werden, was gar nicht allgemein genug bekannt ist, daß die jetzige Schloßruine zehntausendmal schöner ist als es das alte, nicht zerstörte Schloß war. Wer diesem Worte nicht glaubt, der sehe sich den Merianschen Stich ans dem 17. Jahrhundert an, wo das alte Schloß klassisch treu in seiner unangerührten Gestalt dargestellt ist. Alles, was heute in den freistehenden Mauern wundervoll lustig und leicht emporsteigt, war
1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 151 —
man Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff
zahlreicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis
zu den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger
Mannschaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender
Wasfenrüstung hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog
noch einmal die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen,
die sich um ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die
deutschen Herzöge, Grafen und Herren zum Heereszug nach
dem heiligen Lande entboten. Der Hohenstaufen war der
Sammelplatz der schwäbischen Ritter. Knarrend öffnete sich das
große Burgthor; rasselud ging die Zugbrücke nieder. Unter
Jauchzen und Frohlocken bewegte sich der lange Zug durch
das große Thor den Burgweg hinab. An der Spitze ritt des
deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser Rotbart, begleitet
von den Herren aus den edelsten Geschlechtern Schwabens,
darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate. Auf dem
Söller staud die edelste Kaiserin, umgeben von ihren Frauen:
blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und
alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen
Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig slat-
terten im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jung-
frauen die letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten,
während die Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden
Schwerter zum Gruße emporhoben."
d. Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg
jetzt nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges
im Jahre 1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein
Heerwurm wälzten sich eines Tages die aufrührerischen Ell-
wanger und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare
Remsthal herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen.
Bald stiegen hohe Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen
empor. Durch die Stille der Nacht vernahm man das Jam-
mern der Bewohner, das Brüllen der Tiere, die elend in ihren
Ställen erstickten, dazwischen das Schreien und Toben der
Banden, die nur im Sengen und Brennen ihre Befriedigung
fanden. Mit Entsetzen sah man von der Burg den Untergang
des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung war, sie beschloß,
sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden Bauernhorden
zu verteidigen. Leider sollte die Burg noch in der Nacht durch
Verrat in die Hände der Feinde fallen. Der Wächter warf
die Schlüssel zum Thore von der Zinne herab den Bauern zu.
Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei. Verrat! Verrat! tönte
es von den Mauern herab. Wie tapfer auch die kleine Be-
fatznng kämpfte, aller Widerstand war nun vergeblich. Durch
1893 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Staude, Richard, Göpfert, Armin
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 222 —
Kommentar zu Lehmann, kulturgeschichtliche Bilder) gegeben bezw. gewonnen werden.
Jagd und Kampf.
Über die ritterliche Jagd ist das Nötige bei der Besprechung der Nibelungensage (I. Teil, Nr. 12) gegeben worden.
Die ritterliche Kampfweise ist in der Schilderung und Besprechung der Schlachten genügend dargestellt worden. Deshalb ist hier nur eine kurze Zusammenfassung nötig.
3. Die Wohnung des Ritters, die Ritterburg.
Zusammenstellung der bekannten Züge: Lage (Berg, Sumpf), Aussehen, Baulichkeiten (Mauern, Türme, Wallgraben, Zugbrücke. Palast u. s. w.) und Zweck derselben, große Zahl der Burgen (Rudolf zerstört 66 Burgen in Thüringen, viele Ruinen); einfache Burgen der ärmeren Ritter (bloß ein Turm) und großartige Burgen der Fürsten (z. B. Wartburg).
Kann man der nun folgenden Besprechung ein gutes Bild, etwa das Lehmannsche zu Grunde legen, so werden sich die Schüler zunächst über das aussprechen, was sie sehen, und auch ihre Gedanken über den Zweck dieser Vorrichtungen äußern. Die Darbietung wird sich dann meist „darstellend" gestalten, nämlich so, daß Lehrer und Schüler sich im Geist zu den Angreifern einer Burg als Mithandelnde gesellen und sich hiermit einerseits die Hindernisse vergegenwärtigen, die sich der Eroberung entgegenstellen, andrerseits die Hilfsmittel, mit denen diese Hindernisse überwunden werden können, und die Verteidigungsmittel, mit denen sich die Belagerten zu wehren und zu retten suchen. Dieser Gang wird sich aber auch empfehlen, wenn kein Bild vorhanden ist, da er die langweilige Beschreibung in eine interessante Handlung auflöst, den Zweck der Baulichkeit scharf hervorhebt und die Mitthätigkeit des Schülers herausfordert.
Der Zweck der Burg im allgemeinen: Schutz der Burgleute und ihrer Habe vor feindlichen Angriffen (daher der Name: bergen = schützen); Wohn- und Wirtchastsräume für die Familie und das Gesinde des Ritters.
Die Burg als schützende Festung. Phantasierte Darstellung von Angriff und Abwehr mit fchließlichem Sieg der Angreifer. Diese Darstellung wird sich hauptsächlich auf folgende Punkte erstrecken: Lage der Burg, Burgweg, Burggraben, Ringmauern mit Zinnen, Mauertürme, Thorturm mit Wächter, Thor mit Zugbrücke (schwächste Stelle), Fallgitter, Vorburg, innerer Burghof mit den Wohnräumen, Burgfried (die letzte und sicherste Zuflucht der Belagerten). Schußwaffen auf beiden Seiten: Speere, Pfeile, Steine (auch mit Wurfmaschinen); Mauerbrecher, Ausfüllung des Grabens, Stoßbalken gegen das Thor; Ausguß von brennendem Pech, siedendem Öl oder Wasier u. s. w.
*
1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 233 —
dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man
Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl-
reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu
den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann-
schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen-
rüstung hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal
die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um
ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge,
Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande
entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen
Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging
die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte
sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab.
An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser
Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern
Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate.
Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen;
blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und
alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen
Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten
im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die
letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die
Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum
Gruße emporhoben."
b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg
nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre
1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm
wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger
und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal
herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen
Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die
Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das
Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen
das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und
Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der
Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung
war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden
Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang
wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte
die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde
kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der
Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei.
Verrat! Verrat! tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer
auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-
1917 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 286 —
dröhnenden Hufschlage mutiger Rosse. Dazwischen vernahm man
Kommandorufe, das Klirren von Waffen und das Gekläff zahl-
reicher Hunde. Inmitten einer großen Schar von Kopf bis zu
den Füßen in Eisen gekleideter Ritter und waffenfähiger Mann-
schaften saß Kaiser Friedrich Barbarossa in hellglänzender Waffen-
rüstnng hoch zu Roß. Sein blitzendes Auge überflog noch einmal
die Menge all der Ritter, Knappen und Reisigen, die sich um
ihn versammelt hatten. Kaiser Friedrich hatte die deutschen Herzöge,
Grafen und Herren zum Heereszug nach dem heiligen Lande
entboten. Der Hohenstaufen war der Sammelplatz der schwäbischen
Ritter. Knarrend öffnete sich das große Burgtor; rasselnd ging
die Zugbrücke nieder. Unter Jauchzen und Frohlocken bewegte
sich der lange Zug durch das große Tor den Burgweg hinab.
An der Spitze ritt des deutschen Reiches ruhmreicher Held, Kaiser
Rotbart, begleitet von den Herren aus den edelsten Geschlechtern
Schwabens, darunter Bischöfe und Äbte in geistlichem Ornate.
Auf dem Söller stand die Kaiserin, umgeben von ihren Frauen;
blitzendes Geschmeide schmückte ihr Haar und ihren Hals, und
alle waren in prächtige, lang herabwallende, aus arabischen
Seidenstoffen gefertigte Gewänder gekleidet. Gar lustig flatterten
im Winde die Tücher, mit denen Frauen und Jungfrauen die
letzten Abschiedsgrüße den Scheidenden zusandten, während die
Ritter noch einmal die in der Sonne glitzernden Schwerter zum
Gruße emporhoben."
b) Und wie ist es gekommen, daß von dieser stolzen Burg
nichts mehr übrig ist? Während des Bauernkrieges im Jahre
1525 wurde die Hohenstaufenburg zerstört. Wie ein Heerwurm
wälzten sich an einem Frühlingstage die aufrührerischen Ellwanger
und Schenk-Limburger Bauernhorden das fruchtbare Remstal
herunter und lagerten am Fuße des Hohenstaufen. Bald stiegen
Rauchsäulen aus dem Dorfe Hohenstaufen empor. Durch die
Stille der Nacht vernahm man das Jammern der Bewohner, das
Brüllen der Tiere, die elend in ihren Ställen erstickten, dazwischen
das Schreien und Toben der Banden, die nur in Sengen und
Brennen ihre Befriedigung fanden. Mit Entsetzen sah man in der
Burg den Untergang des Dorfes. Wie klein auch die Besatzung
war, sie beschloß, sich bis auf den letzten Mann gegen die wilden
Bauernhorden zu verteidigen und wehrte sich auch eine Zeitlang
wacker mit Schüssen, Steinen und siedendem Wasser. Leider sollte
die Burg noch in der Nacht durch Verrat in die Hände der Feinde
kommen. Der Wächter warf die Schlüssel zum Tore von der
Zinne hinab den Bauern zu. Plötzlich erscholl ein heftiges Geschrei.
Verrat! Verrat? tönte es von den Mauern herab. Wie tapfer
auch die kleine Besatzung kämpfte, aller Widerstand war nun ver-
1912 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Nickol, Hermann
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
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seidene Kiffen; fein Blick flog gen Himmel, — dann hub er die predigt an. Lautlos horchte die Menge. Mit erlesenen Beispielen ruhmreicher Kämpfe feuerte Ekkehard feine Zuhörer an, und manche Faust preßte den Speer, und mancher Fuß hob sich ungeduldig zum Abzug, wie er von Josuas Heerzug sprach, der unter des Herrn Schirm einunddreißig Könige schlug in der Landmark jenseits des Jordans, und von Gideon, der beim Schall der Posaunen ins Lager der tttidianiter brach und sie jagte bis Bethfeda und Cebbath, und vom Ausfall der Männer von Bethulia, die nach Judiths ruhmreicher Tat die Rffqrer schlugen mit der Schärfe des Schwerts. Zum
Schluß aber rief er, was Judas der Makkabäer zu feinem Volk gerufen,
da sie bei Lmaus ihr Lager schlugen wider des Rntiochus Heer: „Umgürtet euch drum und seid tapfere Männer und seid bereit, gegen den Morgen früh wider die Völker zu streiten, die heranziehen, unser Heiligtum auszutilgen ; denn es ist uns besser, im Streit umzukommen als das Elend
zu sehen an unserm Heiligtum. — Rmen!"
(Eines Augenblickes Länge blieb’s still, wie Ekkehard feine Predigt geendet; dann hob sich ein Klirren und Klingen, sie schlugen Schwert und Schild aneinander, hoben die Speere hoch und schwenkten die Feldzeichen — alte Sitte freudiger Zustimmung. „Rmen!" scholl es tönend
durch die Reihen; dann neigten sich die Knie, das Hochamt ging zu (Ende; schauerlich klangen die hölzernen Klappern statt des üblichen Glockentones zur Feier. Ü)er sich noch nicht in österlicher Rndacht mit dem Leib des Herrn gestärkt, trat vor zum Rltar, ihn zu empfangen. Da rief’s vom Turm: „Massen! Waffen! Feinbio! vom See kommt's schwarz herangezogen, Roß und Reiter, Feinbio!" — Jetzt war kein halt mehr und keine Ruhe; sie stürmten nach dem Tor, wie vom Geiste getrieben: kaum mochte Rbt tdazmann den Segen erteilen.
Schlachtfroh rückten sie aus dem Hofe, in jebem herzen jene Mark und Fibern fchtvellenbe Spannung, daß es einem großen Rugenblick entgegengehe. Und es waren der Mönche von Sankt Galten vierunbfechzig, derer von Reichenau neunzig und an Heerbannleuten mehr benn fünfhundert. Beim Feldzeichen der fanktgallifchen Brüber schritt (Eltkeharb; es war ein florverhüllt Kruzifix mit schwarzen Wimpeln, da des Klosters Banner zurückgeblieben. Rns untere Burgtor hatten die dienenden Brüder den Sarg mit des heiligen Markus Gebein getragen; wer immer vor überschritt, berührte ihn mit Schwert und Lanzenfpitze; dann qing’s schweren Trittes den Burgweg hinab.
3n der weiten (Ebene, die sich nach dem See hinstreckt, ordnete Simon Bardo die Scharen feiner Streiter! hei! wie wohlig tvar’s dem alten Feldhauptmann, daß statt der Kutte wieder der gewohnte Panzer sich um 5ie narbenbedeckte Brust schmiegte! 3n fremdartig geformter, spitz zugehender Stahlkappe kam er geritten; sein breiter, edelfteingefchmückter Gürtel und der güldene Knauf des Schwertes zeigten den ehemaligen Heerführer. (Er hieß die leichte Mannschaft der Bogenschützen und Schleu-derer vorausrücken; sie sollten den Waldsaum besetzen, vom Tannendickicht gegen Reiterangriff geschützt. „Zielt nieder!" sprach er, „wenn ihr auch statt des Mannes das Roß trefft, 's ist immer etwas!" Beim Klang der Waldhörner schwärmte die Schar vorwärts, noch war kein Feind zu sehen. Die Männer des Rufgebots ordnete er in zwei Heerfäulen; dicht geschlossen, den Speer gefällt und langsam rückten sie vor, von der vorderen
1854 -
Saalfeld
: Riese
- Autor: Nitzelnadel, Friedrich August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Stille, welchen Erfolg das Beginnen ihrer Waffengefährten gegen die Feste
Sarnen haben würde.
Herrlich, als feierte sie die Wiederkehr der Freiheit, schimmerte die
erste Morgensonne des Jahres (1. Januar 1308) ans die Krystallfelsen der
Eisgebirge und begann, das regsame Leben in den stillen Thälern zu wecken.
Am festlichen Morgen dieses Tages pflegten die Thalbewohner nach alter
Sitte den Reichsvögten ihre Ehrerbietung durch reichliche Neujahrsspenden
zu bezeigen. So trieben auch an diesem Morgen, geschmückt mit bunten
Gewändern und in feierlichem Zuge, 20 der Verbündeten ihre Schafe,
Rinder und Ziegen vor sich hin und trugen ihre Käse und andere Gaben
den Burgweg hinaus nach Sarnen. Auf der Mitte des Wegs begegnete
ihnen der Reichsvogt, der, nichts Arges in seinem Herzen denkend, nach
seiner Gewohnheit zur Kirche ritt und sich im Geiste der schönen Geschenke
freute, die reicher als gewöhnlich waren. Ohne Anstoß gelangten die Vcr-
schworncn mit ihren blökenden und mäckernden Heerden durch die weitgeöff-
neten Thore in die Burg und wurden auf dem Burghose mit freudigem
Willkommen von den Bewohnern begrüßt, welche die herrlichen Neujahrs-
geschenke nicht genug rühmen und bewundern konnten. Auf einmal aber
änderte sich die Scene: wie durch einen Zaubcrschlag verwandelten sich vor
Den staunenden Blicken der Zuschauer die friedlichen Hirtenstäbe in Waffen,
indem die Verschwornen wohlgeschärfte, in den Taschen verborgen gehaltene
Eisen an ihre Stäbe befestigten, und aus einem Hinterhalte des nahen
Waldes drangen auf ein gegebenes Zeichen 30 Verbündete wohlbewaffnet
in das Schloß ein. So wurden die Festen Roßberg und Sarnen ohne
Schwertstreich erobert. Nun drangen von Alp zu Alp die verabredeten
Zeichen, an allen drei Orten stand das Volk auf wie Ein Mann, vertrieb,
ohne seine Hände mit Blut oder ungerechtem Gut zu beflecken, die Zwing-
herren und schleifte die Zwingburgen bis auf den Grund. Urfehde, d. h.
einen Eid schwörend, sich wegen erlittener Beleidigung oder Haft nicht
rächen oder das verbotene Gebiet betreten zu wollen, verließen die Vögte
das Land. Darauf gründeten die Männer der drei Orte zu Brunnen
am östlichen Ufer des Vierwaldstädtersees am 6. Januar die erste Einigung
der Schweizer Eidgenossenschaft vorerst auf zehn Jahre und zwar unter Vor-
behalt aller ihrer Pflichten gegen Kaiser und Reich.
Ii. Kaiser Albrechts I. Tod (1308). Johannes
Parricida.
Auf die Nachricht von den Vorgängen in den späterhin sogenannten
Urkantonen'zog Kaiser Albrecht mit zahlreichem Kriegsvolk heran, und seine
Rache an den kühnen Begründern der schweizerischen Freiheit möchte schreck-
lich gewesen sein, wenn nicht ein tragisches Ereigniß dazwischengetreten wäre.
Mit dem Kaiser war nämlich Johann von Schwaben, seines Bruders
hinterlassener einziger Sohn, gekommen, welchem der ländersüchtige Albrecht
sein väterliches Erbe unter allerhand leeren Ausflüchten hartnäckig vorent-
hielt. Der Anblick der schönen Schlösser, von denen ein Theil auch ihm
zukam, und die neuen mit Hohn gemischten Vertröstungen des Kaisers ent-
flammten endlich sein Gemüth zu bitterer Rachsucht. Vier Edelleute: Wal-
1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichtliches von merkwürdigen Orten des Großhcrzogthums. 213
engen Neckarthales, wo sich nämlich dasselbe in die Rheinebene
öffnet, auf dem linken Ufer des Neckars, am Fuße des hohen Kö-
nigsstuhls, der jetzt Kaiserstuhl heißt. Sie besteht aus der eigent-
lichen Stadt, der Vorstadt und der Bergstadt (Burgweg genannt).
Seitdem aber das Mittelthor abgetragen ist, geht die eigentliche
Stadt in die Vorstadt ununterschieden über. Sie ist hart an den Fluß
undan diebergwand angebaut. Ein schönes, ansehnlichesthor(das
Neckarthor) führr aus dem Neckarthale von Osten her ln die Stadt;
das Mannheimerthor führt in die Rheinebene hinaus. Sie ist
gegen '/2 Stunde läng, aber sehr schmal, so daß nur eine lange
fahrbare Hauptstraße durch dieselbe zieht. Aus der Mitte der ei-
gentlichen Stadt erhebt sich auf freiem Platze die alte, ehrwürdige
Kirche zum heiligen Geist; im Südosten der Vorstadt steht die
noch ältere Sanct Peterskirche. Aus der Mitte der eigentlichen
Stadt, dör heil. Geistkirche gegenüber, führt eine schöne steinerne
Brücke, welche 702' lang, 30' breit ist und auf 9 steinernen Bo-
genpfeilern ruht und 6 Altanen hat, durch das mit 2 runden
Thürmchen gezierte Brückenthor auf das rechte Ufer des Neckars,
an welchem sich der hohe Heiligenberg erhebt, der hochhinan mit
Nebenangepflanzt ist, und auf dessen Gipfel noch einige Mauern
eines verfallenen Klosters stehen, zu welchem früher stark gewall-
fahrtet worden ist. Der Königstuhl ist bloß mit Eichen und Buchen
bewachsen, und nur der untere Saum ist von zahmen Kastanien-
und Obstbaumgruppen begrenzt.— Vormahls war Heidelberg die
Hauptstadt der rheinischen Pfalz und bis zum Jahr 1720 der Sitz
der Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein. Ihren Namen hat sie
wahrscheinlich vom Berge, an den sie angebaut ist, welcher
früher Heidenberg genannt werden mochte, indem die Römer da,
wo das obere Schloß gestanden, ein Kastell gegen die Allemannen
erbaut hatten. Der Name von Heidelbeeren, die am Berge
wachsen, ist wohl nur eine spätere Deutung. Nheinfränkische
Herzoge beherrschten früher diese Gegenden am Rhein; von den
Pfalzgrafen, so Viel als Hausmeiern, welche in allen weltlichen
Angelegenheiten die Ersten oder Nächsten der fränkischen Könige
und die Ersten und Nächsten eines Herzogs waren, war der
Pfalzgraf des rheinfränkischcn Herzogs der angesehenste. Die
rheinfränkische Herzogwürde kam durch Konrad den Salier zur