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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

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1. Geschichte für katholische Schulen - S. 69

1888 - Breslau : Hirt
B. Oberstufe. Lektion 7. Die deutsche Knigswahl. 69 einigten sie sich, wem sie bei der Wahl ihre Stimme geben wollten. Es war Leopold, der Sohn des verstorbenen Kaisers Ferdinand. b. Leopold, welcher als König von Bhmen selbst Kurfürst war, hatte die brigen Kurfrsten fr sich gewonnen; reiche Gaben hatte er ihnen gespendet; noch grere Belohnungen hatte er ihnen verheien. Jetzt wurde auch der Tag der Wahl festgesetzt. Dieselbe fand nach altem Recht zu Frankfurt am Main statt. Mit stattlichem Gefolge waren die Kurfrsten alle in Frankfurt erschienen. Am Abend vor dem Wahltage wurden alle anderen Fremden aus der Stadt ausgewiesen. Darauf wurden die Thore der Stadt geschlossen. Nur die Brger der Stadt Frankfurt durften bei der Feier gegenwrtig sein. Am Wahltage selbst ritten unter Kanonendonner die Kurfrsten in feierlichem Zuge vom Rat-Haus der Stadt, welches der Rmer" genannt wurde, zur Bartholomuskirche. Die Kurfrsten waren in faltenreiche, scharlachrote Gewnder gehllt, welche mit Hermelinpelz besetzt waren; das Haupt hatten sie bedeckt mit einer niedrigen flachen Mtze, der Kurhaube", aus gleichem Stoffe mit gleicher Verzierung. Sie waren umgeben von vornehmen Herrn ihres Gefolges in eng anliegenden Gewndern aus Goldstoff, die mit kostbaren Spitzen reich bedeckt waren; breit-randige Filzhte mit wallenden Federn trugen dieselben auf dem Haupte. c. In der Kirche wurde zunchst ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. Dann leisteten diekursrsten vor dem Hochaltare nach altersitte den Eid: nach bestem Wissen und Gewissen einen deutschen König zu whlen, ohne jedes Geschenk oder Versprechen". Darauf begaben sie sich in die rechts vom Altare gelegene Wahlkapelle, um dort die Wahl vorzunehmen. Der Kurfürst von Mainz sammelte die Stimmen; er selbst stimmte zuletzt. Mit Einstimmigkeit wurde König Leopold gewhlt. Nachdem er durch Eidschwur in feierlichster Weise versprochen hatte, als Kaiser das Reich zu schtzen und zu mehren, fhrten ihn die Kur-frsten zum Hochaltare hin. Hier hoben sie ihn auf den Altar und begrten ihn als ihren Kaiser. d. Einige Tage spter wurde Leopold in der Bartholomuskirche gekrnt. Hier salbte ihn der Erzbischof von Kln und setzte ihm dann die Krone auf. Nach der kirchlichen Feier schritt Leopold im kaiserlichen Schmucke unter einem Baldachin, welchen die Ratsherrn der Stadt trugen. auf rotem Tuch, womit der ganze Weg bedeckt war, zum Rmer, woselbst das Krnungsmahl abgehalten wurde. Vor dem Kaiser gingen vier der Kurfrsten einher, zuerst der Erzbischof von Trier, hinter diesem der Kurfürst von Brandenburg mit dem Szepter und der Kurfürst von Baiern mit dem Reichsapfel; diesen beiden solgte der Kurfürst von Sachsen mit dem entblten Schwerte. Zu den Seiten des Kaisers schritten der Erzbischof von Kln und der Erzbischof von Mainz; hinter dem Kaiser folgte der Kurfürst von der Pfalz. Vor dem Rmer war ein knstlicher Brunnen auf-gebaut, welcher auf feiner Spitze einen Doppeladler trug; aus dem einen Schnabel desselben strmte roter Wem, aus dem anderen weier. Daneben war ein groer Hansen Hafer aufgeschttet; nicht weit davon wurde in einer Bretterhtte ein ganzer Ochse an einem Spiee der offenem Feuer gebraten. e. Bei dem Mahle sollten die Kurfrsten ihre Erzrnter verwalten. Da ritt denn der Kurfürst von Sachsen als Erzmarfchall des Reiches zu dem Haferhaufen hin; mit einer silbernen Wurfschaufel nahm er davon und fllte damit fein fil-bernes Ma; dies brachte er in den Marstall des Kaifers. Der Erzkmmerer, es war das Kurfürst von Brandenburg, war zu einem Brunnen der Stadt ge-ritten; dort hatte er in einem silbernen Waschbecken Wasser geholt; dies reichte

2. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 22

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
22 in den Römer. Der Weg dorthin war mit Brettern belegt, darüber wurden Teppiche ausgebreitet, die, sobald der Zug vorüber war, der jubelnden Meuge überlassen wurden. Gar lustig ging es bei einer solchen Krönung auf dem Römerberge zu. Da war der Springbrunnen mit zwei Kufen rechts und links, in die der Doppeladler weißen und roten Wein aus seinen Schnäbeln goß. Auf- geschüttet lag dort der Hafer. Eifrig bemühte sich die Menge, hiervon soviel als möglich zu bekommen. Hier stand die große Bretterhütte, in der man einen ganzen, fetten Ochsen an einem ungeheuren Spieße über dem Kohlenfeuer braten und schmoren ließ. Gold- und Silbermünzen wurden anf des Kaisers Befehl unter die Meuge geworfen, wodurch sich das Gedränge oft bedenklich steigerte. Das bunte Treiben dauerte bis in die späte Nacht. Der Dichter Goethe (geb. am 28. Ang. 1749 zu Frankfurt a. M. im Goethehause, gest. am 22. März 1832 als Minister des Herzogs von Weimar) hat uns in seinen Werten eine treffliche Schilderung einer solchen Kaijerkrönung hinterlassen. f) Die Jndustri e. In 1. Linie ist Frankfurt Handels-, in 2. Linie Industriestadt. Je uach den Stoffen, die verarbeitet werden, unterscheidet man: Woll-, Baumwoll-, Leinen-, Leder-, Eisen-, Holz-, Glasindustrie :c. In Frankfurt gibt es Maschiuenfabriken (Näh-, Schreib-, Dampf- und landwirtschaftliche Ma- schinen), Lederindustrie, Elektrizitätswerke, Fahrradwerke, Großbrauereien, eine Gold- und Silberscheideanstalt :c. Zahlreiche Bewohner verdienen in diesen Arbeitsstätten ihr Brot. g) Garten- und Gemüsebau. Berühmt ist Frankfurts Garten- und Gemüsebau (Vororte). Tie Erträge des Garteubaues decken jedoch lange nicht den Bedarf, vielmehr wird der größte Teil der Erzeugniffe der Landwirtschaft des ganzen Maingaues und der angrenzenden Gebiete nach Frankfurt auf deu Markt gebracht und daselbst abgesetzt. Im Laufe der Zeit sind dem Maine entlang, besonders in Mühl- heim a. M., auf der Mainkur, in Fechenheim, Griesheim und Höchst Farbwarenfabriken entstanden (Grund?). Der Main liefert für die Fabriken das Wasser, nimmt die übelriechenden Abfallstoffe auf und ermöglicht billige Beförderung der Güter. (Nachteile: Verunreinigung des Flußwassers, Gefährdung der Fischzucht durch die gesundheitsschäd- lichen Abwässer :c.). Weltberühmt sind die Anilinfarbwerke von Leopold Caffella u. Comp, in Fechenheim und die Höchster Farbwerke, vormals Meister, Lucius und Brüning. — Höchst a. M. ist eine Kreisstadt mit über 15 T. Einwohnern^). Es liegt an der Mündung der Nidda in den Main. Die großartigen Farbwerke beschäftigten im Jahre 1904 5000 Arbeiter, 200 Aufseher, 185 Chemiker und 400 Beamte. Sie stellen vorzugsweise Anilinfarben her, deren Zahl bereits 4000 übersteigt^). 1) Am 1. X. 1904 = 15 232 Einwohner. 2) Außer den Anilinfarben werden in den Farbwerken künstlicher Indigo, Säuren, Alizarinfarbstoffe :c., pharmazeutische Präparate hergestellt. Das Anwesen zählt 50 Dienstwohnungen für Beamte, 670 Arbeiter- und Aufseherwohnungen (Arbeiterfürsorge). Der tägliche Kohlenverbrauch beträgt 60 Doppelwaggons, der tägliche Wasserverbrauch 55 T. cbm, der tägliche Gasverbrauch 15 T. cbm und der tägliche Eisverbrauch 350 T. kg.

3. Das Mittelalter - S. 221

1866 - Leipzig : Brandstetter
219 er's gethan, so kam auch der Eigennutz der Kurfürsten an den Tag und sie bedingten sich große Summen Geldes und wichtige Vorrechte von ihm aus, denn den Fürsten war der Kaiser am liebsteu, der sie in ihrer Selbst- herrlichkeit nicht störte. Als nun der Tag zur Königswahl da war, lagerten sich beide Par- teien, die Habsburgische und die luxemburgische,-vor Frankfurt am Main. Die erstere wählte am 19. Oktober 1314 mit vier Stimmen Friedrich den Schönen, die letztere am folgenden Tage mit fünf Stimmen Lud- wig den Bai er. Freudig schloß diesem die Stadt Frankfurt die Thore auf und huldigte ihm als rechten Herrn des deutschen Reichs, während sie Friedrich den Schönen abwies. Da wollte sich dieser schnell in Aachen krönen lassen, doch Ludwig kam vor ihm an, und so ließ sich Friedrich am 25. November in Bonn durch den Erzbischof von Köln krönen. Ludwig empfing des folgenden Tages zu Aachen aus der Hand des Erzbischofs von Mainz die Krone. So hatte jeder der beiden Nebenbuhler ein Herkommen für sich und zwar Friedrich, daß ihn jener Erzbischof gekrönt hatte, welcher diese Handlung schon seit alten Zeiten zu verrichten pflegte, Ludwig hin- gegen die Krönungsstadt. Da nun bisher nur die Einhelligkeit der Wahlstimmen gegolten hatte, so behauptete Jeder, er habe Recht, und die Entscheidung ward auf das Gottesurtheil des Kampfes gestellt. Darüber wurde ganz Deutschland zum Schlachtfeld und leider Jahre lang! 3. Endlich- vermochte der feurige Friedrich seine Ungeduld nach einer Entscheidung nicht länger mehr zu bemeislern und brach im Herbste des Jahres 1322 in's Baierland ein. Seine zuchtlosen Kriegöleute hausten dort so übel, daß Ludwig, vom Schmerz über die Noth des Volkes tief ergriffen, lieber der Krone entsagen, als es noch länger leiden sehen wollte. Doch schon drängten ihn Friedrich und Leopold zur Schlacht. Leopold wollte von Schwaben her gegen ihn vordringen; Friedrich lagerte mit einem zahlreichen und starken Heere, das noch durch ungarische Hülfsvölker verstärkt war, bei dem Städtchen Mühldorf am Inn und schickte Eilboten an seinen Bruder Leopold,' so schnell wie möglich mit seinen Truppen her- beizukomnien. Gelang's beiden Brüdern, ihre Streitkräfte zu vereinigen, so war Ludwig verloren. Doch Leopold säumte zur Unzeit, indem er aus Rache die Güter des Grafen von Montfort verwüstete, und zu Ludwig's Glück singen die Mönche von Fürstenfelde die Boten auf, die zwischen den beiden Brüdern hin und wieder gingen, so daß keiner vom andern etwas erfuhr. Rasch zog jetzt Ludwig seinem Feinde entgegen und stellte seine Heeresmacht bei Ampfing (nicht weit von Mühldorf) auf; mit ihm waren die meisten Blirger nebst Kriegsvölkern des Kurfürsten von Trier und des Königs Johann von Böhmen. Er übergab die Leitung der Schlacht und den Oberbefehl einem wohlerfahrenen Ritter, Seifried Schwepper- mann. Als dieser, ein gebeugter Greis, herangeritten kam, schlotterten ihm die Füße in den Steigbügeln, daß ihn alle jungen Herren verlachten;

4. Teil 3 = Kl. 6 - S. 248

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
248 Bernauer Wege zu dem Steinhaufen, in dem er die Kanne vergraben hatte; denn daß die noch da war, davon hatte er sich vorher überzeugt. Nun gingen alle, auch die Nachbarn, mit hinaus, und wie man die Steine wegräumte, siehe, da stand der Krug noch unversehrt da, und als man gar den Deckel hob, da hatte sich das Bernauer Bier nicht nur gut erhalten, sondern war, wie es heißt, noch duftender und schöner geworden denn zuvor. 164. Rellerloä des Herzogs Leopold von kraunlclnveig. Vori I). Vierter und sß. Poblandt, Frankfurt a. 0. Ein Beitrag zur Heimatskunde. Frankfurt a. 0. 1886. 8. 109. flsuf einen strengen, schneereichen Winter im April 1785 war plötzlich •Vt anhaltendes warmes Wetter gefolgt. Schnee und Eis schmolzen, und die Flüsse schwollen an. Das Wasser der Oder stieg unerwartet schnell. Zwischen Krossen und Frankfurt zählten Schiffer nicht weniger als fünfzehn Dammbrüche. Wohl traf man Borkehrnngsmaßregeln, aber am 25. April stand das Wasser schon 12 Fuß über der gewöhnlichen Höhe. Die Bewohner der Dammvorstadt waren in großer Angst., Sie verlangten die Durchstechung des Dammes an der Kuhburg; der Rat der Stadt trat über diesen Antrag in Beratung. Aber alle Hilfe war ver- gebens. Am 27. April trat das längst befürchtete Ereignis ein. Der Damm brach, und die Wassersiuten schossen nach dem Roßmarkte, alles vernichtend, was sich ihnen entgegenstellte. Die ganze Dammvorstadt wurde unter Wasser gesetzt. Als den Herzog Leopold, den Kommandeur des Regiments, der ein Neffe Friedrichs des Großen war, die Kunde von dem Dammbruch er- reichte, befahl er sofort den Soldaten, ihren Mitmenschen zu Hilfe zu eilen, und begab sich selbst an das Ufer. Hier merkte er bald, daß es am jenseitigen Ufer an der nötigen Ordnung fehlte, daß die Leute kopflos geworden waren und die verkehrtesten Ordnungen trafen. Sofort war er entschlossen hinüberzufahren. Zwei Herren vom Magistrat rieten aufs dringendste ab. Der Herzog wies ihre Bedenken mit den Worten zurück: „Ich bin ein Mensch wie die, jetzt gilt's, Menschenleben zu retten." Ein Soldat fiel ihm zu Füßen und bat tränenden Auges, die Fahrt nicht zu wagen. „Gut," sagte der Herzog, „beunruhige er mich nicht weiter, ich werde es nicht tun." In der Tat ging er nach der Stadt zurück, aber die unglücklichen Menschen kamen ihm nicht aus dem Sinne. Da bat ihn auf dem Kasernenhofe ein Soldat, ein gelernter Schiffer, um Er- laubnis, sich übersetzen zu lassen. Sogleich kehrte der Herzog mit ihm

5. Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 48

1917 - Breslau : Hirt
48 dortig Wilhelm stellte sich selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Feind 3u verfolgen. Gegen Abend traf der König mit seinem Sohne auf dem Schlachtselde Zusammen. Sr umarmte ihn unter Freudentränen und hing ihm eigenhändig den hohen Orden pour le merite (für das Verdienst) um. Mit dieser gewaltigen Schlacht war der Krieg entschieden. Die Preußen drangen bis in die Nähe von Wien und Preßbnrg vor, und nun kam es zu einem Waffenstillstände. 4. Westarmee. Ein zweites preußisches Heer hatte inzwischen Hannover, Hessen und Nassau erobert. Auch die süddeutschen Truppen wurden geschlagen und über den Main zurückgejagt, so daß unser Heer W- k-C-i_ ±___L. r-Zn . durch diesen glücklichen Krieg unser Vaterland bedeutend vergrößert und der Anfang zur Einigung Deutschlands gemacht. § 20. Der Deutsch-französische Krieg, 1870 71. 1. Ursache. Die Franzosen haben es nie gern gesehen, wenn Deutschland sich einigte; sie sahen es auch jetzt mit Neid, wie die Deutschen danach strebten, ein einiges Reich herzustellen, und suchten nach einer Gelegenheit, die Einigung und Kräftigung unseres Vaterlandes zu hindern. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre Königin vertrieben und wählten 1870 den Prinzen Leopold von Hohenzollern, einen entfernten Verwandten unseres Königshauses, zu ihrem Könige. Die Franzosen wollten das nicht zugeben. Um Streitigkeiten zu vermeiden und Preußen den Frieden zu erhalten, verzichtete der Prinz auf die spanische Krone. Damit waren die Franzosen aber nicht zufrieden und erklärten Preußen den Krieg. Frankfurt a. M. besetzen konnte. Da verlangten auch diesüddeutschen Staaten nach Frieden. Prinz Friedrich Karl. 5. Friede. Dieser wurde zu Prag geschlossen. Österreich schied aus Deutschland und zahlte 90 Million Mark Kriegskosten. Preußen erhielt Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. Mit den Fürsten nördlich vom Main bildete Preußen den Norddeutschen Bund. Die süddeutschen Fürsten versprachen, im Fall eines Krieges auch ihre Truppen unter den Oberbefehl unseres Königs zu stellen. So war

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 56

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
56 gebracht iverden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von dem ferneren Verlaufe da drüben. Dafs es allen Bedrohten gelungen war, noch rechtzeitig in entgegengesetzter Richtung zu entkommen, ahnte niemand; vielmehr erzählte man sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thonvegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen wurden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Tjfer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen andern Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren residierte derselbe als Regiments-Komman- deur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffent- lichen Gefahr, bei Feuers- und Wassersnot ivar er, allen ändern vorauf, tliätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder. Wie die Dinge zu liegen schienen, war die größte Eile von Nöten. Zweimal bestieg Leopold einen Kahn, bereit, über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regimentes nach und trat zurück. ln trüben Gedanken verliefs er den Platz und ivandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augen- blick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liefsen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, ivas sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zag- haften zu entflammen. Währenddem hatte sich ein Schiffer ent- schlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zivei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fufse nach. Das Beispiel der drei

7. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 4

1894 - Braunschweig : Hafferburg
- 4 — die Dammvorstadt. Dies rechte Ufer bedarf, weil es so niedrig liegt eines Schutzes durch Deiche. Aber an dem Unglückstage durchbrachen die fort und fort steigenden Fluten die Dämme und überschwemmten die Dammvorstadt. Zahlreiche Gebäude, Häuser, Scheuern und Ställe wurden weggespült oder umgeworfen. Dazu riss der Strom sieben Joche der Brücke fort, und nun konnte den Abgeschnittenen keine Hülfe mehr gebracht werden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von ihnen und erzählte sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thorwegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen würden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Ufer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen anderen Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren wohnte derselbe als Regiments-Kommandeur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffentlichen Gefahr, bei Feuers- und Wassernot war er, allen andern vorauf, thätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder und bestieg zweimal einen Kahn, um über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regiments nach und trat zurück. In trüben Gedanken verliess er den Platz und wandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augenblick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liessen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, was sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zaghaften zu entflammen. Unterdessen hatte sich ein Schiffer entschlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zwei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fusse nach. Das Beispiel der drei

8. Deutsche Geschichte - S. 85

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
85 Heer eingerckt, da wlzte eine kleine Schar der Schweizer von der Hhe aus Baumstmme und Felsblcke auf den Feind herab. Gleichzeitig strmte die Hauptmasse der Hirten und Bauern auf die Reiter los und schlug mit den breiten Schwertern und den furchtbaren Hellebarden drein. Viele sanken dahin, andere ertranken im See, die brigen retteten sich durch die Flucht. Auf deutschem Boden aber dauerte der Kampf fort. Endlich wurde Friedrich 1322 in der Schlacht bei Mhldorf gnzlich geschlagen und gefangen genommen. Er bergab sein Schwert dem tapferen Helfer Ludwigs, dem Burggrafen Friedrich von Nrnberg, einem Hohenzollern. Ludwig begrte den berwundenen Gegner mit den Worten: Mein Vetter, ich sah Euch nie so gern." 3. Die Ausshnung. Der Habsburger kam als Gefangener auf die Burg Trausnitz an der Raab. Sein ehrgeiziger Bruder Leopold fhrte den Krieg fort. Nach drei Jahren reichte Ludwig dem Gegner die Hand zur Vershnung. Friedrich schwor, er wolle auf die Krone verzichten; auch versprach er, sich wieder zur Hast zu stellen, wenn seine Verwandten den Krieg fortsetzen wrden. Wirklich weigerten sie sich denn auch, ans Ludwigs Bedingungen einzugehen. Da kehrte der Habsburger, seinem Worte getreu, in die Gefangenschaft zurck. Ludwig empfing ihn als Freund und machte ihn sogar zu seinem Mitregenten, der in seiner Abwesenheit das Reich hten sollte. Friedrich starb indes schon 1330. 4. Der Kampf mit dem Papste. Auch nach dem Tode seines Gegners kam fr Ludwig keine Zeit der Ruhe: denn er hatte auch einen Kampf mit dem Papste auszusechten. Dieser bestand nmlich daraus, eine Knigswahl sei nur dann gltig, wenn er sie besttige, und bei einer Doppelwahl komme ihm das Amt des Schiedsrichters zu. Damit griff er freilich auch die Rechte der Kurfrsten an. Das aber wollten sich diese nicht gefallen lassen, und darum traten sie wie ein Mann auf Ludwigs Seite. 138 versammelten sie sich in einem Baumgarten bei Rens und erklrten feierlich: Wer von den Kurfrsten des Reiches gewhlt wird, ist deutscher König; einer Zustimmuug des Papstes bedarf es nicht. Auch die Städte blieben Ludwig treu, obwohl der Papst das Interdikt der sie verhngte. 5. Das Zerwrfnis mit den Kurfrsten und die Absetzung. Bald nachher aber geriet Ludwig mit den Kurfrsten in Streit. Er war ihnen doch zu sehr bestrebt, seine Hausmacht zu vergrern. Als die Mark Brandenburg durch das Aussterben der Askanier frei wurde, bertrug er sie an einen seiner Shne. Das fanden die Fürsten nicht weiter anstig, denn Brandenburg war erledigtes Reichslehen. Dagegen erbitterte sie eine andre Handlung des Kaisers. Ludwig trennte nmlich eigenmchtig die Ehe der Erbin von Tirol und vermhlte die Frstin mit seinem Sohne. Das bestimmte schlielich 1346 einen Teil der Kurfrsten, den Enkel Heinrichs Vii., Karl von Bhmen, als Gegenknig aufzustellen. Bald darauf starb Ludwig bei Mnchen auf einer Brenjagd. 6. Ludwig der Bayer und Frankfurt. Die Zeit Ludwigs des Bayern hat fr Frankfurt Leid und Freude gebracht. Im Jahre 1342 schwoll der Main durch Wolkenbrche mchtig an. Die schne steinerne Brcke, die vor

9. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 22

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
22 keinen Schaden noch Leid thun, Herzog Leopold von .Braunschweig. Am unglücklichen 27 April des Jahres 1785 durchbrach die furchtbar angeschwollene Oder die Dämme bei Frankfurt, ititb über fluthcte schon die Dammvorstadt, und bedrohte sic mit schnellem Untergange. Ungeheure Eisblöcke zertrümmerten zwei Joche der Brücke und schnitten hierdurch jene Vorstadt von aller Hülfe ab. Ein Haus stürzte nach dem andern ein. Die Einwohner flüchteten nach dem hohen und festen Gebäude der Seidenfabrik, dem letzten Nettnngsorte. Man sah wohl von der Stadt aus die mit jedem Augenblicke zunehmende Gefahr der Hülfeflehenden, wußte aber nicht, wie man ihnen Hülfe senden sollte, da der wüthende, mit Eisschollen treibende Strom nicht mehr durchrudert werden konnte. Dennoch wollte der menschenfreundliche, unerschrockene Leopold, der schon bei mancher Feuersnoth sein Leben daran gesetzt hatte, sich durch eine Gefahr, wovor alle klebrigen zurückschauderten, nicht aufhalten lassen. Zuerst wollte er von der Gubener Vorstadt ans mit zwei Kähnen sich durcharbeiten. Nathshcrren, die ihn be- gleiteten, boten Alles auf, ihn zurückzuhalten. Er antwortete: „Bin ich nicht ein Mensch, wie jene? Wir müssen hier Menschen retten!" Nun aber warfen sich zwei seiner Soldaten vor ihm ans die Kniee, umfaßten die seinigcn und fleheten, er möchte doch sein Allen so theures Leben hier nicht in den augenscheinlichen Tod stürzen, sondern desselben zur Stütze und Freude so vieler Tausende schonen. Dieses herzliche Flehen, womit sich die Bitten aller Umstehenden vereinigten, bewog endlich den Herzog, wieder aus dem Kahne zu treten und sich in die (Stadt zu begeben, um dort Alles zur Mit- hülfe aufzubieten. Während dessen — Mittags 12 Uhr — hatte sich'ein Schiffer entschlossen, vom Fischerthore ans nach dem Damme sich durchzuarbeiten. Da er aber hierzu die Hülfe zweier Knechte nöthig hatte, deren einer ein Soldat war, so eilte dieser zu dem Herzoge, um sich zu dem Wagstücke die Erlaubniß zu erbitten. Da loderte in dem menschenfreundlichen Herzen plötzlich das edle Feuer wieder ans; er eilte mit dem Soldaten ungesäumt zum Fischer- thore, stieg, ohne ein Wort zu reden, rasch in den Kahn, und stieß ihn, ehe noch der Schiffer selbst herankam, vom Lande ab. kaum gewann dieser noch Zeit, nachzuspringen und wollte durch- aus nicht einwilligen, daß sich der Herzog in diese schreckliche Gefahr stürze, und versuchte — außer sich vor Bestürzung — die Ueber- fahrt zu verhindern. „So werde ich, entgegnete Leopold mit fester Stimme, ohne euch, mit euren beiden Knechten allein hinüber-

10. Von Armin bis zum Augsburger Religionsfrieden - S. 149

1893 - Altenburg : Pierer
149 Rudolfs Tode lenkten die Kurfrsten ihr Augenmerk nicht auf einen Habsburger. Es war im Jahre 1314. Da versammelten sich dieselben in Frankfurt am Main, um einen neuen Kaiser zu kren. Die Stimmen zersplitterten sich jedoch wie damals zur Zeit des Faustrechts. Ein Teil der Wahlsrsteu vereinigte die Stimmen auf Friedrich von sterreich, während die brigen den Herzog Ludwig von Bayern auf den deutschen Knigsthron erhoben. berschrift: Die zwiespltige Kaiserwahl. Welcher von beiben wird die Krone davontragen? Den sterreicher untersttzte ganz besonders die Ritterschaft, während Ludwig bei den deutschen Stdten krftigen Beistand fand. Auch die Schweizer, welche sich von der Herrschaft Habsbnrgs befreien wollten, kmpften fr Ludwigs Sache. Sie waren die ersten, die Friedrichs Bruder Leopold am Morgarteu eine schwere Niederlage zufgten. Trotz dieses entscheidenden Sieges der Schweizer kam es zu keiner Entscheidung. Ein siebenjhriger Plndernngs- und Verwstungskrieg begauu jetzt. Dazu kam noch Miwachs und berschwemmung, Teuerung und Hungers-uot. Endlich rstete man sich auf beiden Seiten zur Entscheidungsschlacht. Im Herbst des Jahres 1322 war Friedrich in Bayern eingefallen ; die zuchtlosen Scharen hatten das Land furchtbar heimgesucht. Bei Mhldorf am Inn trafen sich die beiden Heere. Stundenlaug wtete der Kampf und fast schien es, als sollte sich der Sieg auf sterreichs Seite neigen. Da rckte zu rechter Zeit der Nrnberger Burggraf Friedrich von Hohen-zollern mit seinen 400 verkleideten Rittern heran und entschied die Schlacht zu Ludwigs Gunsten. Die sterreicher, von allen Seiten um-drngt, flohen; Friedrich selbst wurde gefangen genommen. berschrift: Herzog Ludwig trgt den Sieg davon. Ob nun Ludwig allseitige Anerkennung findet? Aber noch war der Kampf nicht zu Ende. Friedrichs Bruder Leopold wollte die Schmach seines Bruders rchen. Er fand Untersttzung bei dem Papst Johann Xxii. Dieser erklrte nmlich, bei einer zwiespltigen Kaiserwahl stehe ihm das Recht der Entscheidung zu. Die Entscheidung sei aber noch nicht erfolgt, und somit trage Ludwig mit Unrecht den kniglichen Namen. Ludwig bestritt, ba dem Papst bieses Recht zustehe. Da belegte dieser ihn mit dem Banne. Doch es sollte noch schlimmer kommen: sein alter Bnnbesgenosse, der Bhmenknig fiel von ihm ab, und Leopold fand neue Hilfe bei Frankreich. Da shnte Ludwig sich mit Friedrich aus und gab diesem die Freiheit wieder. Friedrich versprach, die Feinde Ludwigs zu vershnen. Doch sein Bruder Leopold verschlo ollen Bitten das Ohr, und anch der Papst wollte nichts von Vershnung wissen. Da kehrte Friedrich wie er versprochen zu Ludwig zurck. Von nun an regierten beide Kaiser gemeinsam.

11. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 56

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 56 — nach dem andern. König Wilhelm selbst rückte mit drei großen Heeren in B ö h m e n ein. Bei der Festung K ö n i g g r ä tz an der 1me Abrannte am 3. Juli morgens die entscheidende Schlacht. Heldenmütig kämpften die preußischen Regimenter, aber die Österreicher wichen aus ihren festen Stellungen nicht zurück und brachten den stürmenden Truppen schreckliche Verluste bei. Schon war die Mittagsstunde vorüber, und die Kräfte der Preußen, die seit fünf Stunden ohne einen Bissen Brot waren, drohten zu versagen. Da erhob sich in ihren Reihen plötzlich der freudige Ruf: „Der Kronprinz kommt!" Und wirklich erschien der ersehnte Königssohn im rechten Augenblicke mit seiner Armee. Ungestüm warfen sich alsbald des Prinzen Garderegimenter von der Seite her auf den Feind, und neuer Mut beseelte die erschöpften Truppen. Als sich der Abend herabsenkte, war der Sieg gewonnen; fluchtartig zogen sich die geschlagenen Österreicher zurück?) Freudig umarmte Königzwilhelm auf dem Schlachtfelde seinen Sohn und schmückte ihn mit dem höchsten preußischen Kriegsorden, dem Orden Pour le merite. Der große Sieg machte dem Kriege bald ein Ende; der österreichische Kaiser bat um Frieden, und zu P r a g in Böhmen wurde dieser unterzeichnet. Österreich schied aus dem Bunde der deutschen Staaten aus und überließ Schleswig-Holstein an Preußen. König Wilhelm nahm Hannover, Kurhessen, Hessen-Nas-s a u und die Stadt Frankfurt am Main, die zu Österreich gehalten hatten, in Besitz und errichtete einen Norddeutschen Bund, dessen Führung er selbst übernahm. Nun war bis zur Einigung von ganz Deutschland nur noch e i n Schritt übrig. Der Deutsch-Französische Krieg, 1870/71. 7* Ter Ausbruch des Krieges. Der glänzende Erfolg der preußischen Waffen rief bei den Franzosen, die der Kaiser Napoleon Iii. ein Neffe Napoleons I., regierte, große Aufregung hervor. Eifersüchtig betrachteten sie den Sieg Preußens als eine Verletzung ihrer eigenen Machtstellung und ihres kriegerischen Ruhmes; denn sie wollten das erste Volk von Europa sein. Deshalb suchten sie nach einer Gelegenheit, um Preußen einen Schlag zu versetzen und die Kräftigung unseres deutschen Vaterlandes zu vereiteln. Nun wählten im Jahre 1870 die Spanier, die einige Zeit vorher ihre Königin Jsabella vertrieben hatten, den Prinzen Leopold vonhohenzollernzu ihrem Könige. Die Franzosen erhoben *) Gedicht: Allmers, „Das Vierblatr, ein Ereignis aus der Schlacht bei Königgrätz."

12. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 60

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 118. Herzog Leopold von Braunschweig. 118. Herzog Leopold von Braunschweig. Im Frühjahr 1785 trat die Oder bei Frankfurt aus ihren Ufern und überschwemmte und verwüstete alles weit und breit. Der Herzog Leopold von Braunschweig, welcher damals mit seinem Regiment in der Stadt lag, befahl seinen Leuten, Hand anzulegen und einen Damm, welcher das Wasser aufhielt, zu durchbrechen; ja, er selbst arbeitete dabei, dass ihm der Schweifs auf dem Angesicht stand. Er liess Kähne abgehen, um die Bedrängten zu retten, und wollte seihst ein solches Fahrzeug besteigen, wurde, aber, weil eben die Flut den Damm durchbrach, von den Seinigen zurückgehalten. Die Wogen schäumten hoch; die Bogen der Brücke stürzten ein; Häuser wurden weggerissen, Bäume ent- wurzelt; Jammer und Gewinsel, Heulen, Wehklagen, Not und Ver- zweiflung herrschten überall. Der Prinz hatte sich wieder auf sein Zimmer begeben, weil es seinem edlen Herzen unerträglich war, die Not zu sehen und nicht helfen zu können. Da stürzte eine Frau in sein Zimmer, bittend, flehend, dass er einen Kahn für ihre Kinder schaffen möchte. Leopold wusste nicht zu helfen, aber er eilte hin. 0 Himmel, welch ein Anblick! Hier schwamm eine Hütte mit ihren Bewohnern fort; dort rang ein Sterbender mit der alles verschlingenden Flut; da reckte ein Greis die Arme um Hilfe aus den Wellen empor. Bis zum Himmel schallte das Jammergeschrei, und das Geheul der Sinkenden, das Winseln der Fliehenden mischte sich in das Tosen der Wogen. Überall Not, überall Verderben und Untergang; in tausend grässlichen Gestalten wütete der Tod. Und der Herzog sieht’s mit Schaudern: „Will denn", ruft er, „niemand helfen? So will ich es denn versuchen! Ich bin ein Mensch, wie sie; ich bin schuldig, sie zu retten; ich vertraue Gott!" — Er ruft’s und springt in einen Kahn; ein alter Schiffer ergreift das Ruder keiner spricht ein Wort. Schon sind sie dem Lande nahe, als ein schwimmender Weidenbaum den Kahn am Vorderteile fasst, ihn umwirft und den Prinzen mit dem Schiffer in den Fluten begräbt. Nach einer halben Stunde war der Schiffer gerettet, den Prinzen aber sah man nie wieder. 119. Der Lotse. „Ziehst du die Brigg dort auf dm Wellen? Sie steuert falsch, sie treibt herein und muß an: Vorgebirg zerschellen, lenkt sie nicht augenblicklich ein. Ich muß hinaus, daß ich sie leite!" — „Gehst du ins offne Wasser vor, so legt dein Boot sich auf die Seite und richtet nimmer sich empor." $- „Allein ich sinke nicht vergebens, wenn sie mein letzter Ruf belehrt; ein ganzes Schiff voll jungen Lebens ist wohl ein altes Leben wert. Gieb mir das Sprachrohr. — Schifflein, eile; es ist die letzte höchste Not!" Vor ffiegendem Sturme, gleich dem Pfeile, hin durch die Scheren eilt das Boot. Jetzt schießt es aus dem Klippenrande. „Links müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei.— Kiel oben treibt das Boot zu Lande, und sicher fährt die Brigg vorbei. G i e s e b r e ch t. „Scheren" vorn schwedischen Wort skär, das ein abgeschnittenes Felsstück, vorzüglich die Seeklippe bezeichnet.

13. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 295

1878 - Danzig : Gruihn
Der deutsche Krieg von 1866.__________________________________________ ' als 700 Kanonen von den gegenüberliegenden Höhen her in ihre Leihen lünemfenerten Todesmuthig Ehielt der General Fransecky m einem Walde der auf ihn einstürmenden österreichischen Uebermacht stunden ang Stand- aber m Tausend n sanken seine Tapfern m dem gräßlichen Diael-rl en vahin glnzeheidenscha^r schien eine Beute bejygb* mar die Mittagsstunde vorüber; noch marett kerne Vortheile errungen, unentschieden schwankte die Schlacht. Da wurde manch muthrges Preußen-ber^ voll Unruhe, und mit Spannung schauten der König und seine Gen -rale durch die Ferngläser, ob die Armee des Kronprinzen noch nicht anrucke. Endlich erschien der Zehnte jugendliche Held, wie der alteblucher bei Waterloo, zur rechten Stunde. Mit Ungestüm warfen sich ^me Krieger sofort auf den Feind und faßten ihn tn der Flanke und im Rucken. Die Anhöhen welche den Oesterreichem eine so starke Stellung geboten hatten, wurden im stürmenden Anlaufe genommen. Damit ^r der K^pf en^ Meden Unaufhaltsam marschirte M die ganze preußische Schlachtreif Sä Vlta selbst Ate sich andie Spitze der Nettere, um den Siea ui vollenden Mitten in das heftigste Granatfeuer hinein iprengte Sr Öf^ealfreubiae' Heldengreis. Da hielt ihn Graf Bismarck mit den Worten an: „Als Major habe ich nicht das Recht, Ew. Majestat auf dem Schlachtfelde einen Rath zu ertheilen; als Ministerpräsident habe ich ab die Pflicht Ew. Majestät zu bitten, nicht die augenscheinliche Gefahr auszusuchen"/ Der König entgegnete freundlich: „Ich kann doch nicht davon, reiten, wenn meine brave Armee im Feuer steht". Etwa gegen 4 U) fsfejää m Hanne drangen die P--nß°n ein. Die Bereinigung der Hannoveraner mit den Baiern sollte verhindert werden. Da die Hannoveraner aber bei Langensaha (rn der Prot Z Sachsen) durchbrechen wollten, so kam es hier zur Schlacht, nach welcher die hannoversche Armee die Waffen streckte. „«tpr'hpffpn 3) Der Feldzug der Maiuarntce. Suddeutschland wurde unterdessen von einem kleinen preußischen Heere, der sogenannten "Mainarmee , c-zmungen. Unter Führung des Generals Vogel von ^alienste ' binderte die Mainarmee lange Zeit die Vereinigung der fetnoltchen y -kräfte aus den andern Bundesstaaten. Dieser General siegte bei Kissingen in Baiern über die Baiern, bei Afchaffcnburg tn Vatern über deren Verbündete und besetzte Frankfurt a. M. General v. Man teuf fei siegte bei Tauberbischofsheim und Würzburg in Baiern über die Gesamrnt-macht der Feinde. Weitere Niederlagen wandte Süddeutschland ab, indem es den Frieden wünschte, welcher nun auch geschlossen wurde. Der Friede. Als nach der Schlacht bei Kontggrätz die Preußen stegreich aus Wien losrückten, baten die Oesterreicher um Frieden, welcher am 23. August zu Prag abgeschlossen wurde. Preußen erhielt das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogthum.^aviau, die ^taot Frankfurt am Main und die Herzogtümer Schleswig-Holstein. Lte Staaten nördlich vom Main bildeten nun den norddeutschen Bund unter der Leitung des Königs von Preußen. Theilweise nach Pierson und F. Schmidt. 182. Der deutsch-sranmsche Krieg. 1870—1871. Ursache des Krieges. Die Franzosen waren auf den Kriegsruhm Preußens eifersüchtig. Da der Kaiser Napoleon Iii. es mit seinem oolke hielt, brach er die Gelegenheit vom Zaune, um mit Preußen Krieg zu führen. Die Spanier hatten dem Erbprinzen Leopold von Hohen-

14. Kleine Schulgeographie - S. 86

1841 - Mainz : Kunze
86 Deutschlan d. der nördlichste Theil und die nordöstl. Ecke von Oberhessen liegen im Wesergebiet, sonst alles im rheinischen. Gebirge: Odenwald, Vogelsberg, und die Höhen im Nordwesten, die sich zum angren- zenden Rodlager aufftufen. Orte, a) In Starkenburg: Darmstadt an Vorhöhen des Odenwalds und an der rheinischen Sandftäche, mehrentheils neu und schön gebaute Residenz mit 27000 E. Offenbach am Main 1 Stunde von Frankfurt, gewerbsame Stadt mit fürstl. Jsenburg'schem Schlosse, 9000 E. '— b) In Oberhessen: Gie- ßen an der Lahn mit beinahe 9009 E. u. Universität. Fried- berg in der fruchtbaren Wetterau, ehmaliges Reichsstädtchen.— c) In Rheinhessen: Mainz am linken Rheinufer, schräg der Mündung des Main gegenüber, durch eine Schiffbrücke mit dem Städtchen Castel verbunden, starke Bundesfestung, ehm. kurfürstl. erzbischöfliche Residenz hat 35000 E. Worms mit 9500 E. ehm. freie Reichsstadt, berühmt durch mehrere Reichstage, beson- ders durch den von 1521. Bingen an Rhein u. Nahe in sehr schöner Gegend. 32. Großherzogthnm Baden eins der schönsten, an Obst, Getraide, Wein und Holz gesegnetsten Länder am rechten Rheinufer, vom Bodensee bis unterhalb Mannheim u. noch seit- wärts zum Main, wo die Tauber mündet. Die größere Hälfte des Schwarzwalds mit dessen höchsten Gipfeln, u. ein Theil des Odenwalds gehören dazu. 280 Ohm. u. 1,300,000 Bew. — Vor 1806 war Baden eine Margrafschaft. Der jetzige Groß- herzog heißt Leopold. — Eintheilung in 4 Kreise od. Provin- zen: Seekreis am Bodensee, Oberrhein gegenüber dem südl. Elsaß, Mittelrhein an Nord-Elsaß und Nheinbaiern grenzend, fund Unterr heinkre is im Norden. Orte: Karlsruhe in der Ebene des Mittelrheinkreises, Hauptstadt und Residenz, erst 1715 angelegt, mit 24000 E. Sehenswerth das Schloß, das polytechnische Institut u. s. w. Eine grade Pappelallee führt nach der alten Stadt Ourlach. Westlich von Carlsruhe Leopoldshafen (ehm. Schreck) am Rhein, wo die Dampfschiffs landen. — Kostnitz oder Constanz an der schweizerischen Seite des Bodensees, ehmalige Reichsstadt,

15. Das Vaterland - S. 239

1856 - Darmstadt : Diehl
— 239 — Kinder, welche sich nicht reinlich halten; sie schlafen auf Sroh und der Hausknecht in demselben Zimmer. «3. Frankfurt an der Dder; Leopold von Braunschweig. Frankfurt an der Oder ist in Hinsicht der Bevölkerung die dritte Stadt Brandenburgs, und jetzt von mehr als 25 000 Menschen be- wohnt. Sie liegt in einer angenehmen Gegend, worin Anhöhen, Wiesen, Getraidefelder, Weinberge und Obstgärten abwechseln und die Stadt umgeben. Auf der Ostseite strömt die ansehnliche Oder vorbei, über welche hier eine 800 Fuß lange hölzerne Brücke führt, und die auf der rechten Oderseite gelegene Dammvorstadt mit der übrigen Stadt verbindet. Merkwürdig ist das am rechten Oderufer dem Her- zoge Leopold von Braunschweig errichtete Denkmal, an der Stelle, wo er am 27. April 1785 in den Fluthen umkam, indem er bei einer- großen Überschwemmung einigen von Wasser eingeschlossenen Bor- städtern Hülfe zu bringen versuchte. Dieser Herzog 1752 zu Wolsen- büttel geboren, war 1776 in Preußische Kriegsdienste getreten und hatte als Befehlshaber des zu Frankfurt liegenden Regiments seine Wohnung in dieser Stadt. Bei der damaligen Überschwemmung der Oder eilte er an das Ufer, bot anfangs den dastehenden Leuten an- sehnliche Belohnungen, wenn sie die Unglücklichen retten wollten. Um- sonst, die Gefahr war zu groß; Niemand wollte sein Leben wagen. Nun, so will ich hingehen! rief er, und sprang in einen Kahn, ohne sich durch das Bitten der Leute abhalten zu lassen. Anfangs ging es glücklich und schon glaubte man, die kühne That werde gelingen, un- glücklicher Weise aber blieb der Kahn an einem Weidenbaume hängen und schlug um, und der menschenfreundliche Prinz ertrank in der to- benden Fluth. Die Stadt Frankfurt errichtete ihm daher dies ange- führte Denkmal; ein schöneres Denkmal aber ist die zu seinem Ge- dächtniß gestiftete Freischule für mehr als 300 Kinder, die am Jahres- tage seines Todes gespeis't und zum Theil mit Büchern und Kleidungs- stücken beschenkt wdrden. S6. Die Provinz Sachsen. Sachsen, welches bis zu Thüringen hinreicht, gehört zu den schön- sten Provinzen des preußischen Staates. Es ist fast durchgehends frucht- bar, hat an der Elbe einen großen schiffbaren Strom und ist von der ebenfalls fahrbaren Saale durchflossen. An dem Fuße des Harzes ge- währt der Boden reiche Erze, und bessere Salzquellen sind fast in kei- uem Theile Deutschlands zu finden. Und dieses von der Natur begün- stigte Land ist von fleißigen, aufgeklärten Menschen bewohnt, und mit blühenden Städten bestreut, von welchen viele in dem höchsten Alter- thume erbaut wurden. Auch ist kaum eine Gegend Deutschlands so reich an wichtigen Begebenheiten des Kriegs und des Friedens gewesen, als die Ebenen an der Elbe und Saale. Von dort aus ist die Reformation ausgegangen, dort haben die schrecklichen Schlachten des 30jährigen, des 7 jährigen und des französischen Revolutionkrieges bis zu Deutsch- lands Befreiung stattgefunden. Wer hat nicht die Schlachtfelder von

16. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 129

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 129 — gestellt, und Otto konnte jetzt daran denken, die tiefen Wunden, welche der lange schreckliche Bürgerkrieg dem Lande geschlagen, zu heilen. So verging der Sommer des Jahres 941 unter emsiger Friedensarbeit und der Winter zog ins Land. Das Weihuachtssest nahte heran, und Otto beschloß, dasselbe zu einem Freuden- und Friedensfeste zu machen nach so vielen Tagen des Jammers. Daher berief er alle Großen seines Reiches nach Frankfurt am Main, um dort mit ihnen die festlichen Tage zu begehen, und auch der treue Markgraf Hermann Billuug und Erzbischof Adeldag folgten der Einladung ihres Königs. Kaum vermochte die nachmalige Krönungsstadt der deutschen Kaiser alle die vornehmen Gäste zu fassen, die von allen Seiten herbeigeströmt waren, um mit dem Könige das Geburtssest des Erlösers zu feiern. Ein Fest drängte das andere, und Freude erglänzte aus allen Gesichtern; aber wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel traf plötzlich die Kunde ein, daß Heinrich heimlich von Ingelheim entflohen fei und abermals auf Empörung sinne. Alle erschraken bei dieser Nachricht und am meisten Otto selbst. Sollte noch einmal der Bürgerkrieg mit all seinen Schrecken das Land verwüsten? sollten die kaum vernarbten Wunden aufs neue aufgerissen werden? Im maßlosen Zorn über diesen neuen Treubruch des Bruders sprach er über ihn die Reichsacht aus und war fest entschlossen, keine Gnade mehr gegen ihn walten zu lassen. Aber nicht als Empörer hatte Heinrich Ingelheim verlassen. Seine Reue war aufrichtig gewesen, und die Einsamkeit während seiner Gefangenschaft hatte dazu beigetragen, ihn Einkehr bei sich selber halten zu lassen. Aber jetzt vermochte er die strenge Haft nicht mehr zu ertragen. Darum hatte er sich durch Flucht derselben entzogen, jedoch nur in der Absicht, um nach Frankfurt zu eilen und seinen Bruder zu bitten, ihm mit seiner Gnade auch die Freiheit zu schenken. Nur von einem einzigen Gefährten begleitet eilte er daher dem Main zu, in einer ihn unkenntlich machenden Verkleidung; denn Siemann, Der Erbe von Stübeckshorn. 9

17. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 223

1905 - Paderborn : Schöningh
Strutz: Die preuische Steuer- und Finanzreform unter Wilhelm Ii. 22a nhme der Ertragssteuern seitens des Staates hierzu gedrngt, aber auch durch die Rotoriett1 der unvollstndigen Erfassung der greren Ein-kommen bei der Einkommensteuer und durch die Leichtigkeit und Einfachheit der Erhebung verfhrt, mehr und mehr dazu bergingen, im Gegensatz zu den Absichten der Gemeindeverfassungsgesetze, ihren Steuerbedarf ausschlielich oder so gut wie ausschlielich durch Zuschlge zur Einkommensteuer zu decken, so da diese an vielen Orten eine geradezu exorbitante, auf die Dauer unertrgliche Hhe erreichten. Fr die Gemeinden selbst lag in diesem Zustand bei dem starken Schwanken, dem das Aufkommen einer nach dem Einkommen bemessenen Steuer innerhalb einer Gemeinde unterliegt, und gegenber der Mglichkeit, infolge zu hoher Anspannung der Einkommen-steuerzuschlge die besten Steuerzahler durch Wegzug zu verlieren, eine ernste Gefahr, die in Zeiten schwerer Krisen htte akut werden mssen. Erkannt hatte man den unbefriedigenden Zustand des Staats- und Gemeindesteuerwesens auch vor dem Regierungsantritt Wilhelms Ii. lngst, und auch an Versuchen der Abhilfe hatte es nicht gefehlt. Indes teilweise waren diese Versuche vllig gescheitert, teilweise hatten sie nur in einzelnen Punkten eine unzureichende, an dem Groen und Ganzen wenig oder nichts ndernde Besserung gebracht. Es lag das zum guten Teil daran, da die Reformen stckweise, ohne einheitlichen, alle Teile umfassenden Plan in An-griff genommen waren. Eine umfassende, von groen Gesichtspunkten getragene Reform blieb der Regierung Wilhelms Ii. vorbehalten. Zur Durchfhrung derselben berief der König nach dem Rcktritt des Ministers v. Scholz im Frhjahr 1890 den Oberbrgermeister von Frankfurt am Main Dr. Miqnel. den er bei seinen Besuchen in Frankfurt am Main und besonders bei den bald nach seiner Thronbesteigung stattgehabten Beratungen des Staatsrats als Referenten der die sozialpolitischen Manahmen kennen gelernt hatte, an die Spitze des Finanzministeriums. Die Finanzlage Preuens war fr die Inangriffnahme einer nicht auf Erhhung, sondern auf andere Verteilung der Steuern gerichteten und daher mit einem groen finanziellen Risiko verbundenen Reform nicht die gnstigste; wenigstens lagen alle Anzeichen vor, die zur Vorsicht fr die nchste Zukunft mahnten. Gleichwohl wurde mit der Steuerreform nicht lnger gezgert. Bevor Dr. Miquel an die Lsung dieser Aufgabe ging, hielt er dem Könige der den Gesamtplan der Steuerreform wiederholt eingehenden Vortrag. Nachdem der Monarch aus den Darlegungen seines Ministers insbesondere die berzeugung gewonnen hatte, da die vor-geschlagene Reform das ihm nach echter Hohenzollernart vor allem am 1 Notoriett Offenkundigkeit.

18. Geschichte für katholische Schulen - S. 74

1888 - Breslau : Hirt
74 I. Freundgen, Geschichte. lichen Fürsten? Wer unter den weltlichen Fürsten stimmte an erster Stelle? Mit welchen Worten erklrte er sich fr die Wahl Konrads des lteren? Welche Wirkung hatte dies bei den andern weltlichen Groen? Welchen Anteil nahm das Volk an der Wahl? Woraus geht hervor, da in Wirklichkeit die Fürsten (allein) die Wahl vornahmen? Wer berbrachte Konrad die Abzeichen seiner kniglichen Gewalt? Welches waren die bedeutsamsten Abzeichen der kniglichen Wrde? Woran sollte der Reichsapfel erinnern? Warum war die Kaiserin Kunigunde die Hterin der Reichskleinodien ge-Wesen? Wem nur durfte sie dieselben aushndigen? Wohin begab sich Konrad mit den Fürsten von Kamba aus? Zu welchem Zwecke zogen sie nach Mainz? In welcher Weise gab das Volk seine Freude kund? Iii. ac. Wo fand die dritte Knigswahl statt, von welcher ich euch jetzt berichtet habe? In welchem Jahre wurde dieselbe vorgenommen? Wie hie der Kaiser, welcher vorher gestorben war? In welchem Jahre war Kaiser Ferdinand Iii. gestorben? Warum dauerte es so lange, ehe die Wahl zu-stnde kam ? Wie hieen die Fürsten, welche das Recht der Wahl hatten ? Welchen Nutzen wollten die Kurfrsten aus ihrer Wahl ziehen? Inwiefern widersprach dies den Pflichten der Kurfrsten? Welchen Eid hatten die Kurfrsten vor der Wahl abzulegen? Wodurch hatte Leopold die Stimmen der Kurfrsten fr sich gewonnen? Wie kam es, da Leopold selbst an der Wahl teil nahm? Wie ist es zu erklären, da Leopold auch Kurfürst war? Bei welcher Knigswahl sind zuerst die sogenannten Kurfrsten hervorge-treten? Wie viele Kurfrsten zhlte man zur Zeit Rudolfs von Habsburg? - Zu welcher Zeit war eine achte Kurwrde eingerichtet worden? Welches Land wurde noch spter zum Kurfrstentum erhoben? - Welcher König hatte genaue Vorschriften der die Knigswahl erlassen? Unter welchem Namen ist dieses Gesetz bekannt? Was bezeichnete man damals mit dem Worte Bulle" ? Warum sprach man hierbei von einer goldenen" Bulle? Aus welchem Jahre stammte die goldene Bulle? Welche Stadt war in der gol-denen Bulle als Wahlort bestimmt worden? Warum wurden alle Frem-den vor dem Wahltage aus der Stadt ausgewiesen? Wodurch zeigte man es an, da nur die Brger Frankfurts bei der Wahl zugegen fein durften? Welches war die besondere Tracht der Kurfrsten? Wie nannte man ihre Kopfbedeckung? Welche besondere Verzierung war an ihrer Kleidung ange-bracht? Nach welcher Sitte waren die Herren ihres Gefolges gekleidet? Welches waren die Hauptkennzeichen der spanischen Tracht? Welchen Namen hat das Rathaus zu Frankfurt? Wohin begab sich vom Rmer" aus der Zug der Kurfrsten? Weshalb ging der Wahl ein Gottesdienst voran? In welchem Teile der Kirche wurde die Wahl vorgenommen? Wer unter den Kurfrsten sammelte die Stimmen? Welcher Kurfürst stimmte zuletzt? Wer wurde von den Kurfrsten zum König gewhlt? Wie ist es zu erklären, da die Wahl Leopolds einstimmig erfolgte? Welches Versprechen bekrftigte Leopold nach seiner Wahl durch einen Eidschwur? Gegen wen hatte er das Reich zu schtzen? Inwiefern follte er das Reich mehren? df. In welch eigentmlicher Weise ehrten darauf die Kurfrsten den Neu-gewhlten als ihren König und Herrn? Welche Stadt war nach den Bestim-mungen der goldenen Bulle die Krnungsstadt? Wo wurde Leopold gekrnt ? In welcher Kirche fand diese Feier statt? Wer vollzog die Kr-uung ? In welchem Aufzuge erschien Leopold nach der Krnung? In

19. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 60

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 118. Herzog Leopold von Vraunschweig. 118. Herzog Leopold von Braunscliweig. Im Frühjahr 1785 trat die Oder bei Frankfurt aus ihren Ufern und überschwemmte und verwüstete alles weit und breit. Der Herzog Leopold von Braunschweig, welcher damals mit seinem Regiment in der Stadt lag, befahl seinen Leuten, Hand anzulegen und einen Damm, welcher das Wasser aufhielt, zu durchbrechen; ja, er selbst arbeitete dabei, dass ihm der Schweifs auf dem Angesicht stand. Er liess Kähne abgehen, um die Bedrängten zu retten, und wollte selbst ein solches Fahrzeug besteigen, wurde aber, weil eben die Flut den Damm durchbrach, von den Sehnigen zurückgehalten. Die Wogen schäumten hoch; die Bogen der Brücke stürzten ein; Häuser wurden weggerissen, Bäume ent- wurzelt; Jammer und Gewinsel, Heulen, Wehklagen, Kot und Ver- zweiflung herrschten überall. Der Brinz hatte sich wieder auf sein Zimmer begeben, weil es seinem edlen Herzen unerträglich war, die Not zu sehen und nicht helfen zu können. Da stürzte eine Frau in sein Zimmer, bittend, flehend, dass er einen Kahn für ihre Kinder schaffen möchte. Leopold wusste nicht zu helfen, aber er eilte hin. 0 Himmel, welch ein Anblick! Hier schwamm eine Hütte mit ihren Bewohnern fort; dort rang ein Sterbender mit der alles verschlingenden Flut; da reckte ein Greis die Arme um Hilfe aus den Wellen empor. Bis zum Himmel schallte das Jammergeschrei, und das Geheul der Sinkenden, das Winseln der Fliehenden mischte sich in das Tosen der Wogen. Überall Not, überall Verderben und Untergang; in tausend grässlichen Gestalten wütete der Tod. Und der Herzog sieht’s mit Schaudern: „Will denn“, ruft er, „niemand helfen? So will ich es denn versuchen! Ich bin ein Mensch, wie sie; ich bin schuldig, sie zu retten; ich vertraue Gott!“ — Er ruft’s und springt in einen Kahn; ein alter Schiffer ergreift das Ruder, keiner spricht ein Wort. Schon sind sie dem Lande nahe, als ein schwimmender Weidenbaum den Kahn am Vorderteile fasst, ihn umwirft und den Prinzen mit dem Schiffer in den Fluten begräbt. Nach einer Falben Stunde war der Schiffer gerettet, den Prinzen aber sah man nie wieder. 119. L „Ziehst du die Brigg dort aus den Wellen Sie steuert falsch, sie treibt herein und muß am Borgebirg zerschellen, lenkt sie nicht augenblicklich ein. Ich muß hinaus, daß ich sie leite!" „Gehst du ins offne Wasser vor, so legt dein Boot sich auf die Seite und richtet nimmer sich empor." — „Allein ich sinke nicht vergebens, wenn sie mein letzter Ruf belehrt; „Scheren" vom schwedischen Wort skä die Seeklippe bezeichnet. er Lotse. ein ganzes Schiff voll jungen Lebens ist wohl ein altes Leben wert. Gieb mir das Sprachrohr.— Schifflein, eile; es ist die letzte höchste Not!" Bor fliegendem Sturme, gleich dem Pfeile, hin durch die Scheren eilt das Boot. Jetzt schießt es aus dem Klippenrande. „Links müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei. — Kiel oben treibt das Boot zu Lande, und sicher fährt die Brigg vorbei. , das ein abgeschnittenes Felsstück, vorzüglich

20. Das 19. Jahrhundert - S. uncounted

1918 - Leipzig [u.a.] : Teubner
'ieoro-E für int Schltjj; • Kr« ifttiit -le -sn# Ustfj /ti • 56 V Inhalt. Das <9. Zakrdunderl. Seite Die realistische Staatsauffassung. Friedrich Gentz.........................1 Adam Itlüiier...........................3 Friedrich Hegel.........................4 Leopold von Ranke................. . 6 ctus der staatstheoretischen Literatur der Gegenwart..........................7 Die liberale Staatsauffassung. Immanuel Kant...........................8 Wilhelm von Humboldt...................11 Gottlieb Fichte........................14 Karl Rotteck...........................17 Friedrich Dahlmanns....................18 Seit« Heinrich von Treitschke.............22 ctus dem nationalliberalen Parteiprogramm .........................24 Die konservative Staatsauffaffung. Ludwig von Haller...................25 Julius Stahl........................28 ctus dem Tivoliprogramm.... 30 Die Staatsidee in der sozialistischen Theorie. Ferdinand Lassalle..................31 Karl Marx und Friedrich (Engels. 31 ctus dem Gothaer Parteiprogramm ..............................52 Dauerleihgabe von: Deutsches Institut für internationale pädagogische Forschung (Dipf), Frankfurt/Main Umstehende Vignette ist den Zeichnungen Menzels zu den Werken Friedrichs des Großen entnommen. Sie zeigt Münzen und Medaillen mit den Bildnissen vsn Peritics, ctuguftus, Lorenzo von Medici, Leo X. und Ludwig Xiv. v\ \fc ~ T£ , 2-1 yt,/ 5”) - '