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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 92

1914 - München : Oldenbourg
— 92 — geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben. Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen. wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt. vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung. Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-

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1. Themata zu deutschen Ausarbeitungen für reifere Gymnasial-Schüler - S. XXIII

1872 - Leipzig : Engelmann
Xxiii Seite Jugenderziehung eines Ritters und eines Spartaners.............................209 Thomas Münzer und Karlstadt mit den Gracchen verglichen........................210 Alfred der Große und Gustav Wasa...............................................211 Maria Stuart und Antonius......................................................211 Wallenstein und Ferdinand Ii., Cäsar und Pompejus..............................212 Ludwig Xiv. und der große Churfürst............................................214 Freundespaare.....................................................................214 Parallele der englischen und der französischen Revolution......................215 E. Ueber Handeln, Wissen und Glauben. I. Der Mensch gegenüber der Natur. Ueber den Einfluß des Landes auf den Geist und das Leben seiner Bewohner . 219 Ueber den Einfluß der See auf den Geist und Charakter ihrer Anwohner . . 220 Welchen Einfluß die Beschäftigungen auf das Leben und die Gesinnungen der Menschen üben................................................................222 Ungleich vertheilt sind des Lebeus Güter rc....................................222 Denn die Elemente hassen das Gebild der Menschenhand...........................223 Unfllhlend ist die Natur..........................................................223 Belebung der Natur durch die dichterische Phantasie............................224 T(ov novwv noxovgiv rjfxcov navra rayad-' ot &eoi..............................225 Tav /stqu notuptqovra rav tvya~i xctxszv..........................................225 Des Lebens Mühe lehrt uns allein des Lebens Güter schätzen.................226 Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen .... 227 Möchtest du lieber Achill oder lieber Tithonus sein?...........................227 Klage der Ceres, oder Leben und Tod...............................................228 Ii. Der Mensch gegenüber den Menschen. Vigilandum est semper: multae insidiae sunt bonis..............................230 Der Uebel größtes ist die Schuld...............................................231 Laß mich, Herr, in fremden Sünden nicht eigne Sünde, laß mich Besserung finden 231 O Herz versuch' es nur! so leicht ist's gut zu sein rc............................232 Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.................................233 Pudor fundamentum virtutum........................................................224 Adolescentes ad claros et sapientes viros et beue consulentes reip. se conferant 235 Gesell' dich einem Bessern zu rc...............................................235 Auf geradem Weg ist Niemand umgekommen.........................................236 <t>ixov Ttqos civsqu, xqt] X£ynv txev&tycog.......................................237 Melius de quibusdam acerbos inimicos mereri quam amicos etc....................238 Est et fideli tuta silentio merces................................................238 Accipere quam facere praestat injuriam............................................239 Ein Schade ist guot der zwene Frumen gewinnet.....................................240 Swer deheinen Schaden vertragen kann, da wächset dicke Schaden van .... 240 Wie muß man Gaben annehmen? und wie sich gegen den Geber verhalten . . 241 Qui non moderabitur irae infectum volet esse dolor quod suaserit et mens 242 Gegen große Vorzüge eines Anderen gibt es kein anderes Rettungsmittel als die Liebe 243 Ende gut Alles gut................................................................243 Und wenn's gelingt, so ist es auch verziehn, denn rc...........................244 Eventus stultorum magister est....................................................245

2. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 249

1896 - Leipzig : Dürr
249 denen jede menschliche Gemeinschaft sich aufbaut, umzustrzen der-sucht. Wahnwitz und Herrschsucht, wste Roheit und schwrmerischer Schwung, Wollust und Blutdurst waren die Blten, die dem Boden der Gleichheit entsproten, wie die Tufer ihn bereitet hatten. Ma-loses Elend war die Frucht ihrer Beglckungsversuche: Vernichtung fr die Tufer selbst, Vernichtung des Wohlstandes einer ehedem blhenden Stadt; Vernichtung der brgerlichen Freiheit ihrer Be-wohner; Verwirrung und Verwilderung der Sitten auch fr kommende Zeiten. Das Tufertum reicht in seinen Anfngen weit der die Zeit des Auftretens Luthers hinaus. Auch in der Folge entwickelt es sich nicht nur unabhngig von Luthers Lehre, sondern in bewuter Gegenstzlichkeit zu seinen Ansichten der Glauben und Sitte, der kirchliche und staatliche Verfassung. Das Tufertum findet bei den Protestanten wie bei den Katholiken dieselbe Verurteilung, dieselbe Bekmpfung. Wie ein kaiserliches Mandat vom 4. Januar 1528 die Wiedertaufe mit dem Tode bedrohte, so erging im Jahre 1529 ein Beschlu, der auf dem Reichstage zu Speier versammelten katho-nischen und protestantischen Reichsstnde dahin, da die Lehrer der Tufer auch ohne vorhergehenden Spruch des geistlichen Ge-richtes zum Tode durch Feuer und Schwert gebracht werden drften." Luther ist persnlich allezeit ein grundstzlicher Gegner des Tufertums gewesen. Die kirchlich - religisen Lehrmeinungen der Tufer erschienen ihm irrig und verwerflich; ihre politischen An-sichten galten ihm als unvereinbar mit der Lehre und der Geschichte des Christentums; ihre Weltverbefferungsplne dnkten ihn auch fr den bloen Versuch ihrer Verwirklichung verderblich fr das Heil der Menschheit; in dem Auftreten der Tufer erblickte er eine un-mittelbare Gefahr fr das Gedeihen seines eignen Werkes. Ich habe so uerte er sich nur drei gefhrliche Feinde gehabt: Mnzer, Karlstadt und das oberdeutsche Tufertum." Das Gottesreich der Wiedertufer zu Mnster ist schlielich abgesehen davon, da es von vornherein den Keim des Todes in sich trug einem Bndnisse katholischer und protestantischer Macht-Haber erlegen, die, ohne fr einander die Grundlage einer Ver-stndigung zu finden, in dem Tufertum lediglich den gemeinsamen Feind bekmpften, den sie vernichten zu mssen glaubten, um die eignen Ansichten der Kirche und Staat von jeder Gefhrdung von dieser Seite her zu befreien.

3. Für Schüler von 13 bis 16 Jahren - S. 199

1843 - Potsdam : Riegel
199 Xxxix. Karl der Zwölfte. Karls Xu. Charakter leuchtet aus seinem ganzen Leben, aus allen einzelnen Handlungen desselben hervor. Cr war schlank und breitschultrig; späterhin nahm er auch, was bei den ungeheuern nordischen Leibern meist zu geschehen pflegt, an Umfang zu; eine unerschlaffte Körperkraft machte ihn zu den außerordentlichen Be- schwerden fähig, denen er sich ununterbrochen aussetzte. Dunkel- blaue Augen brannten aus dem freien, sonneverseugten Gesicht her- vor. Seit der Schlacht von Pultawa trug er sein dunkelbraunes Haar kurz abgeschnitten und hinaufgekämmt. Höchst einfach war seine Tracht; ein blautuchener Überrock mit kleinen Aufschlägen und vergoldeten Knöpfen von Messing, strohfarbene Unterkleider mit ähnlichen Knöpfen, ein schwarzes Halstuch, ungeheure Fechterhand- schuhe von Hirschfell mit Stulpen von Elendshaut; an einem ein- fachen hirschlcdernen Gurt hing ein gewaltiger Degen, und große eiserne Sporen klirrten an den mächtigen Stiefeln. Alle die klei- nen Zierden und Bequemlichkeiten des Lebens waren ihm gleichgül- tig; ward das Hemde endlich zu schwarz, so mußte ihm einer sei- ner Officiers ein neues geben, und er warf das alte ins Feuer; als er in seinem letzten Feldzuge durch Karlstadt reiste, erschrak die Frau Superintmdentin über die schwarze Wäsche; eiligst machte sie Anstalt, ein Dutzend Hemden aus der allerfeinstcn Leinwand anfertigen zu lassen, und legte sie, sauber cingeknüpft, in den Schlit- ten; kaum erblickte der König beim Einsteigen den Pack, als er ihn hinauswarf: Ich will keine Bagage! Jeder Unannehmlichkeit des Wetters bot er Trotz; mitten im Winter schlief er in einem Zelte, das mit glühenden Kugeln er- wärmt ward; er litt keinen Pelz an feinern Leibe, und als ihm auf eben der Reise die Posthaltcrin, die ihn erkannte, ein Kissen in den Schlitten legte, warf er es hinaus und ließ sich Stroh bringen. Er aß, was sich fand; fette, nahrhafte Speisen, doch auch Gemüse und Obst machten seine Hauptkost aus; er liebte sogar Eingemachtes, z. B- Pomeranzenschalen, und seine sorgsame Schwester Hedwig Sophia schickte ihm diese Lieblingsnäscherci auf seinen Feldzügen nach; er lobte indessen nie die Kunst eines Kochs, und, wenn es sein mußte, nahm er mit Hafer- und Ger- stcnbrot vorlieb; er aß sehr schnell, bisweilen ungemein viel. Um

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 243

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4. Auswüchse der Reformation. 243 4. Auswüchse der Reformation. Beunruhigende Nachrichten aus Wittenberg schreckten Luther aus seiner stillen, aber segensreichen Thätigkeit auf. Ermuthigt durch die bisherigen Erfolge, ließen sich einige seiner dortigen Anhänger, an ihrer Spitze Karlstadt, zu Schritten hinreißen, welche dem Fortgange des Reformationswerkes Gefahr zu bringen drohten. In der richtigen Erkenntniß, daß mancherlei Einrichtungen und Gebräuche der Kirche unmöglich neben der gereinigten Lehre fortbestehen könnten, forderten sie Abschaffung des Mönchthums, des Cölibats, der Messe und der Bilderverehrung. Aber die überstürzende Hast und die gewaltthätige Weise, mit denen sie ihre Ideen zu verwirklichen strebten, glichen mehr einer Revolution denn einer Reformation. Man stürmte die Kirchen, 'störte den Gottesdienst, warf die Bilder hinaus und zertrümmerte die Altäre. — Mit den Bilderstürmern, wie man Karlstadt und seine Genossen nannte, verband sich eine andere, noch weit schwärmerischere Partei, an deren Spitze ein Tuchmacher aus Zwickau, Namens Nicolaus Storch, stand. Die Lehren der Reformatoren auf die Spitze treibend und fast gänzlich entstellend, machten die „Zw ick au er Propheten" oder Wiedertäufer, so hieß diese Secte, die Wirkung der Saeramente vollständig unabhängig von dem Empfange derselben, verwarfen die Kindertaufe, wollten den geistlichen Stand abgeschafft wissen und rühmten sich göttlicher Offenbarungen. Aus Zwickau vertrieben, kamen sie nach Wittenberg und fanden dort großen Anhang. Die Kunde von diesen Vorgängen ließ Luther keine Ruhe mehr auf der Wartburg. Trotz aller Abmahnungen des Kurfürsteni522 kehrte er nach Wittenberg zurück und predigte eine Woche hindurch mit überzeugender Kraft gegen das gewaltsame Vorgehen der Neuerer, das nur geeignet sei, den Schwachen Anstoß zu geben. Die Wirkung seiner Predigten war, daß die Ruhe wieder hergestellt wurde und Karlstadt und die Zwickauer die Stadt verließen. Aber die Bewegung, in Wittenberg unterdrückt, kam bald wieder an andern Orten und mit um so größerer Heftigkeit, wenn auch in etwas veränderter Gestalt zum Ausbruch. Luthers Lehren von der „evangelischen Freiheit" auch auf die bürgerliche beziehend, hoffte der vielfach gedrückte und geknechtete Bauernstand von der Reformation zugleich eine Erfüllung seiner theils billigen, theils überspannten Wünsche. Eine allgemeine Erregung bemächtigte sich der Gemüther, und die Wiedertäufer thaten das Ihre, um das Feuer zu schüren. Der Hauptführer derselben war jetzt Thomas Münzer, zuerst Prediger zu Zwickau, dann zu Allstädt in Thüringen, ein Mann von großer Rednergabe und leidenschaftlicher Heftigkeit. Nicht zufrieden damit, die kirchliche Ordnung zu untergraben, wollte er auch den Umsturz der weltlichen Obrigkeit 16*

5. Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte - S. 91

1878 - Würzburg : Stahel
§ 43. Karl V. 1520—1556. Der Reichstag zu Worms 1521. 91 trieb, schlug Dr. Martin Luther am 31. Oktober 1517 fünfund- isii neunzig Theses in lateinischer Sprache an die Schlosskirche zu Wittenberg an und trat darin hauptsächlich gegen den Ablass auf. Dieses Ereignis pflegt man als den Anfang der deutschen Reformation zu bezeichnen. Die heftigen Erwiderungen seiner Gegner veranlassten Luther zu weiterem Vorgehen, bei dem er namentlich an dem milden, bedächtigen Humanisten Melanchthon, geboren zu Bretten und seit 1518 Professor der griechischen Sprache zu Wittenberg, einen treuen Freund und Gehilfen fand. Der Papst, durch den Professor Johann Eck zu Ingolstadt von diesen. Vorgängen unterrichtet, lud Luther alsbald zur Verantwortung nach Rom. Doch bewirkte Kurfürst Friedrich, dass sich Luther vor dem Kardinallegaten Cajetan zu Augsburg 1518 stellen durfte. Weil aber dieser unbedingten isis Widerruf verlangte, so blieb das Gespräch one Resultat. Da inzwischen der Kurfürst von Sachsen die Reichsverwesung erlangt hatte, gestattete der Papst weitere Uitterhmtdlimgeit zwischen dem päpstlichen Kämmerer Karl von Miltiz und Luther zu Älteuburg 1519. Das milde Auftreten des 151s ersteren hatte die Folge, dass Luther Stillschweigen versprach, wenn auch feine Gegner schweigen würden, und seine Unterwerfung dem Papste sogar brieflich anzeigte. Als aber Dr. Eck den Karlstadt, einen Freund Luther's, angriff, kam es zur Disputation zu Leipzig 1519 zwischen Eck einerseits, Karlstadt und Luther andererseits, welche den Gegensatz noch mehr verschärfte. Eck reiste nach Rum und bewirkte, dass der Bann 1520über 1520 Luther ausgesprochen wurde. Letzterer aber verbrannte die Bannbulle samt dem kanonischen Rechtsbuch öffentlich vor Wittenberg's Mauern und sagte sich damit vom Papste los. Zwar vermehrten sich nun Luther» Gegner, aber auch diezal seiner Anhänger vergrößerte sich, indem namentlich die Reichsstädte, viele Reichs-ritter und Fürsten und die Humanisten sich für ihn erhoben und die Kirchentrennung beschleunigten. § 43. Karl V. 1520 — 1556. Der Reichstag zu Worms 1521. 1520- Itthalt: 1) Das Bestreben Karl's V. ist: eine Universalmonarchie aufzurichten. 2) Auf dem Reichstage zu Worms 1521 wird die Acht über Luther und feine Lehre ausgesprochen. Kurfürst Friedrich von Sachsen lässt ihn heimlich auf die Wartburg bringen, von wo jedoch Luther 1522 zurückkehrt. 1. Regierungsantritt Karl's V.. Inzwischen war Kaiser Maximilian 1519 gestorben, und 1520 ward auf den Rat des sächsischen Kurfürsten, Friedrich's des Weifen, Karl I. von Spanien, der Enkel Maximilian's, als Karl V. zu Aachen gefrönt, one dass man Rücksicht auf die Bewerbungen des Königs von Frankreich genommen hätte. Karl war der mächtigste Fürst seiner Zeit und hatte das Bestreben: eine Universalmonarchie aufzurichten. Doch wollte er dieses Ziel nicht dadurch erreichen, dass er den Grundgedanken der Reformation aufgriff, sondern

6. Lehrbuch der Geographie - S. 474

1867 - Münster : Theissing
474 Erster Abschnitt. Unna und Bosut*) nur mit Flößen befahren. Besonders reich ist dieses Ge- biet an schönen Tropfsteinhöhlen, in denen häufig Knochen gefunden werden, im W. auch an unterirdischen Seen rc., wie wir es als Eigenthümlichkeit des Karstes kennen gelernt haben. Die Bora ist sehr heftig; im Uebrigen ist das Klima milde. Mais, Wein, Zwetschen und schönes Bauholz sind die Hauptprodukte des Bodens; Felsen und Sümpfe verhindern einen erfolgrei- chen Getreidebau. Ferner sind Bienen-, Seive- und Schweinezucht sehr ein- trägtich; Hausthiere sind in genügender Menge vorhanden, der höhlenreiche Thalkessel von Korbava ist der Aufenthalt zahlreichen wilder Tauben und Bie- nen. Die Produkte des Mineralreichs sind unbedeutend. Die Industrie ist noch ohne Belang, nur der Schiffbau ist blühend zu Jasenovac an der Sau und zu Zengg am Meere. Der Durchfuhrhandel ist meistens auf die Wasserstraßen angewiesen, doch gibt es einige Kunststraßen (unter diesen die Josephinische von Zengg nach Karlstadt u. a.), welche die Verbindung der Hauptpunkte vermitteln. Seehäfen sind Zengg, Carlopago, St. Giorgio; die Haupthandelsplätze im Lande Semlin, Pancsova, Or- sova, Brod, Mitroviz, Karlstadt. Eine kleine Eisenbahn führt von Basiasch in die Bergwerke von Orsavitza. Hauptbewohner des Landes sind Kroaten, Serben und Rumänen, mit denen Magyaren, Juden, Italiener rc. und auch an 40,000 Deutsche gemischt leben. Die Kroaten find meistens katholisch, die Serben und Rumänen nicht- unirte Griechen, die Magyaren und fast die Hälfte der Deutschen Protestan- ten. Die Erzbischöfe von Agram und Kalocsa, nebst den Bischöfen von Zengg, Djakovar und Chanad verwalten die Angelegenheiten der römischen Katholiken, die Bischöfe von Kreuz und Lagos die der griechischen Katholiken; die nicht-unirten Griechen haben einen Patriarchen in Karlowitz und die Bi- schöfe von Karlstadt (dessen Residenz Plaski), Pakrac, Neusatz, Temeswar und Werschetz. Auch hier ist der Schulbesuch nicht befriedigend. Geschichtl. Die Militärgrenze ist eine Gründung K. Ferdinands I. im 16. Jahrh., welcher die vor der Wuth der Türken fliehenden Serben und Wlachen mit der Verpflichtung aufnahm, das Land gegen die Türken zu vertheidigen. Seit- dem hat sich allmälig dieser lebendige Grenzwast nicht bloß gegen die Türken, welche in frühern Jahrhunderten oft Einfälle in das österr. Nachbarland machten, Vieh und alles bewegliche Gut und selbst Menschen wegschleppten und allerlei Gräuel verüb- ten, sondern insbesondere auch gegen die von ihnen eingeschleppte Pest gebildet; die politische und gerichtliche Einrichtung hat freilich im Laufe der Zeit wohl Aen- derungen erfahren. Der Grund und Boden der Militärgrenze ist Eigenthum des Staates, wel- cher denselben gegen die Verpflichtung, Kriegsdienste zu thun, abgabenfrei zu erbli- chem Nießbrauch an Bauernfamilien überläßt. In der Regel ist jeder männliche Einwohner, so lange er die Waffen tragen kann, Soldat und hat als solcher zunächst die Grenze zu bewachen und sein Land zu vertheidigen, aber er ist auch verpflichtet, mit dem Regimente, dem er einverleibt ist, im Dienste des Kaisers das Reich zu ') Nebenflüsse der Sau, jener von der rechten, dieser von der linken Seite.

7. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 58

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
58 Vernichtung des Wohlstandes einer ehedem blühenden Stadt; Vernichtung der bürgerlichen Freiheit ihrer Bewohner; Verwirrung und Verwilderung der Sitten auch für kommende Zeiten. Das Täufertum reicht in feinen Anfängen weit über die Zeit des Auftretens Luthers hinaus. Auch in der Folge entwickelt es sich nicht nur unabhängig von Luthers Lehre, sondern in bewußter Gegensätzlichkeit zu feinen Ansichten über Glauben und Sitte, über kirchliche und staatliche Verfassung. Das Täufertum findet bei den Protestanten wie bei den Katholiken dieselbe Verurteilung, dieselbe Bekämpfung. Wie ein kaiserliches Mandat vom 4. Januar 1528 die Wiedertaufe mit dem Tode bedrohte, so erging im Jahre 1529 ein Beschluß der auf dem Reichstage zu Speier versammelten katholischen und protestantischen Reichsstände dahin, „daß die Lehrer der Täufer auch ohne vorhergehenden Spruch des geistlichen Gerichtes zum Tode durch Feuer und Schwert gebracht werden dürften." Luther ist persönlich allezeit ein grundsätzlicher Gegner des Täufer-tums gewesen. Die kirchlich-religiösen Sehmeinungen der Täufer erschienen ihm irrig und verwerflich; ihre politischen Ansichten galten ihm als unvereinbar mit der Lehre und der Geschichte des Christentums; ihre Weltverbesserungspläne dünkten ihn auch für den bloßen Versuch ihrer Verwirklichung verderblich für das Heil der Menschheit; in dem Auftreten der Täufer erblickte er eine unmittelbare Gefahr für das Gedeihen feines eignen Werkes. „Ich habe — so äußerte er sich — nur drei gefährliche Feinde gehabt: Münzer, Karlstadt und das oberdeutsche Täufertum." Das Gottesreich der Wiedertäufer zu Münster ist schließlich —■ abgesehen davon, daß es von vornherein den Keim des Todes in sich trug — einem Bündnisse katholischer und protestantischer Machthaber erlegen, die, ohne für einander die Grundlage einer Verständigung zu finden, in dem Täufertum lediglich den gemeinsamen Feind bekämpften, den sie vernichten zu müssen glaubten, um die eignen Ansichten über Kirche und Staat von jeder Gefährdung von dieser Seite her zu befreien. Gust. Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Bd. Ii. Leipzig 1867. — Karl Lainprecht: Deutsche Geschichte. 5. Bd., 1. Hälfte. Berlin 1894. — I. Freundgen: Geschichtliche Bilder und Vortrüge. Leipzig 1896.

8. Neue Zeit - S. 30

1897 - Stuttgart : Neff
30 wähl) lind wohl auch in Unterschätzung der von Luther her- vorgerufenen Bewegung zögerte die Kurie mit dem Erlass der Bannbulle. Der päpstliche Kammerherr Karl v. Miltitz, ein sächsischer Edelmann, sollte dem Kurfürsten die goldene Rose überbringen und von ihm die Auslieferung Luthers erwirken. Die öffentliche Stimmung, die er auf der Reise kennen lernte, bewog ihn, seinen Auftrag zunächst nicht auszuführen. Anfangs Jan. 1519 kam er mit Luther in Altenburg zusammen. Es wurde verabredet, dass beide Parteien schweigen, und dass Miltitz den Papst bestimme, einen deutschen Bischof zu beauf- tragen, Luther Irrtümer nachzuweisen, die dann Luther wider- rufen werde. Diese Abmachung wurde unwirksam durch •das Vorgehen Joh. Ecks, der, allerdings ohne sie zu kennen, in seinen Streit mit Luthers Kollegen Karlstadt durch einige seiner Thesen Luther hineinzog. Ursprung (ob divino jure), Alter und Inhalt des päpstlichen Primats wurde Gegen- stand des Streites beider. In die grosse Leipziger Dis- putation, ursprünglich zwischen Karlstadt und Eck (27. Juni bis 15. Juli 1519), griff am 4. Juli auch Luther ein. Der streitgewandte Eck wies Luther darauf hin, dass die Ansicht, die Unterordnung unter den Papst sei nicht zur Selig- keit erforderlich, von Hus aufgestellt und vom Konstanzer Konzil als ketzerisch verdammt worden war. Luther erklärte hierauf manche husitische Artikel für ganz christlich und evangelisch, sowie die Konzilien für fehlbar. Schon vor der Leipziger Disputation schrieb Luther, von Melanchtlion (seit Sommer 1518 an der Universität Wittenberg) veranlasst, an Reuchlin und an den ihm sonst wenig sym- pathischen Erasmus. Nach der Leipziger Disputation sprachen die Humanisten kr eise mancher Städte, besonders Erfurts, sich für Luther aus und Hutten, zugleich Vertreter des Humanismus und der Ritterschaft, erstrebte etwas später durch Briefe an Melanchthon eine Verbindung mit Luther und bot ihm eine Zufluchtsstätte bei Sickingen an. Die huma- nistisch-nationale und die religiöse Bewegung gingen so eine Zeitlang miteinander. Luther, bis jetzt nur weltflüchtiger Mönch, Seelsorger und theologischer Schriftsteller und überhaupt nie Politiker, wurde nicht durch die grössere Sicherheit, die dieser Rückhalt seiner Person bot, — denn die Sorge für seine Sicherheit war ihm die geringste — ermutigt und angespornt, aber er begann seine Sache als eine Sache der Nation zu fühlen, die national-politische Seite der kirchlich-religiösen Fragen mehr zu beachten und sich an die Laien, ans Volk zu wenden. Schon in seiner Schrift

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 238

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
238 n. Die Reformation, auf den 8. Mai zurckdatiert wurde) der ihn aus, allen Behrden die Gefangennehmung und Auslieferung des Ketzers anbefehlend. Doch Luther war bereits geborgen. Um den Gechteten den Nachstellungen feiner Feinde zu ent-ziehen, hatte Kurfürst Friedrich der Weise insgeheim Veran-staltungen getroffen, ihn auf eins feiner Schlffer in Sicherheit zu bringen. Als Luther auf der Heimreife (4. Mai) durch den Th-ringer Wald kam, wurde fein Wagen pltzlich (bei der Lutherbuche" unweit Schlo Altenstein) von verkappten Reitern angehalten, er felbst Herausgeriffen, auf ein Pferd gefetzt und auf Kreuz- und Querwegen nach der Wartburg gefhrt. Dort lebte er fast ein Jahr lang unter dem Namen Junker Georg". Nur wenige kannten feinen Auf-enthalt, und fein Verschwinden erregte bei den Freunden der Reformation Trauer und Bestrzung, während die Gegner derselben frohlockten. Aber in der Stille der Verborgenheit begann Luther ein Werk, das wie kein anderes geeignet war, der kirchlichen Bewegung den Sieg zu verschaffen: die Bibelbersetzung. Dies ist der grten Wunderwerke eins," fagt ein Zeitgenosse, das unser Gott durch Dr. Martin Luther hat ausgerichtet, da er uns eine schne deutsche Bibel lt zurichten und redet und erklrt uns, was sein ewig gttlich Wesen und Willen ist, in guten, derben und verstndlichen Worten." Schon 1522 erschien das Neue Testament und zwlf Jahre spter die ganze Bibel im Drucke. 4. Kirchliche und stndische Bewegungen der Reformation. Beunruhigende Nachrichten aus Wittenberg schreckten Luther aus seiner stillen, aber segensreichen Ttigkeit auf. Ermutigt durch die bisherigen Erfolge, lieen sich einige feiner dortigen Anhnger, an ihrer Spitze Karlstadt, zu Schritten hinreien, welche dem Fort-gange des Reformationswerkes Gefahr zu bringen drohten. In der richtigen Erkenntnis, da mancherlei Einrichtungen und Gebruche der Kirche unmglich neben der gereinigten Lehre fortbestehen knnten, forderten sie Abschaffung des Mnchtums, des Clibats, der Meffe und der Bilderverehrung. Aber die berstrzende Hast und die ge-waltttige Weise, in der sie ihre Ideen zu verwirklichen strebten, glichen mehr einer Revolution als einer Reformation. Man strmte die Kirchen, strte den Gottesdienst, warf die Bilder hinaus und zertrmmerte die Altre. Mit den Bilderstrmern, wie man Karlstadt und feine Genoffen nannte, verband sich eine andere, noch weit fchwrmerifchere Partei, an deren Spitze ein Tuchmacher aus Zwickau, namens Nikolaus Storch, stand. Die Lehren der Reformatoren gnzlich mideutend, verwarfen die Zwickauer

10. Neuere Zeit - S. 44

1882 - Braunschweig : Bruhn
44 Eroberung der Stadt durch den Bischof. Bockelson und Knipperdolling hingerichtet vorher in einem eisernen Kfig umhergefhrt. Ihre Sekte wird veredelt durch den Friesen Simon Menno, gestorben 1561 (Mennoniten). Bauernkrieg 1525. Grund: Die Bedrckung der Bauern hatte seit Einfhrung des rmischen Rechts den hchsten Gipfel erreicht. Sie waren Leibeigene geworden *). Veranlassung: Ausdehnung der von Luther gelehrten Gleichheit vor Gott und im Glauben aus die irdische Gleichheit2). Geistige Urheber des Aufstandes waren: Hutten, Seb. Frank, Karlstadt, Thomas Mnzer. Vorlufer: Im Xiy. u. Xv. Jh. waren Bauernaufstnde nichts Seltenes. 1493 der Bundschuh" im Elsa, 1503 der arme Konrad" in der Gegend von Speier. Jacqueries in Frankreich unter Johann dem Guten3). Aufstand unter Wat Tylor in England unter Richard Ii.*). Vgl. auch Bauernbndnisse Ii. . 39, wo von politischen Kmpfen der Bauern die Rede ist. (Jetzt sociale Kmpfe). Die Bewegung der Bauern war vorhanden ohne Luther. Der schlummernde Funke loderte nur durch die neuen Ideen als Flamme empor. Zwei Kriegsschaupltze. a. Sddeutschland. Die Bauern am Bodensee stellen zuerst in den 12 Artikeln" ziemlich gemigte, jetzt vllig erfllte Forderungen auf. Die bedeutendsten sind: Freiheit der Jagd, des Fischfangs, der Holzung; Aufhebung der Leibeigenschaft, der Frondienste und Zehnten; 1) G. Freytag Iii. p. 5. Ihre Hnde und Gespanne forderte der adlige Junker fr seinen Acker. Ihm gehrte Holz und Wild im Walde, der Fisch im Wasser. Selbst wenn der Bauer starb, nahm der Gutsherr dem Erben das beste Stck der Herde oder Geld dafr. In jeder Fehde waren die Bauern das Opfer. Das Wild fra ihre Ernte, die Jagd zerstampfte ihre Sten. Der durch den Aufwand der reichen Stdter gesteigerte Aufwand des Adels mute den Bauern abgeplackt werden. Nach ihren Garben und nach jedem versteckten Gulden sphte die Kirche. Bettelmnche ver-langten fr ihr Kloster das Fleisch im Rauchfang, die Eier im Korbe". Friedrich der Weise sagte: Bielleicht hat man den Aufstand von oben veranlat, denn die Armen werden von der Kirchen- und Staatsgewalt viel-feitig bedrckt". Grn Kulturgeschichte d. Xvi. Jh." p. 165. 2) Die Bauern konnten nicht begreifen, da christliche Freiheit nichts mit des Leibes Nahrung zu schaffen hatte. Ihre Ansicht war nicht die des Melanchthon: Ein Christ kann die Leibeigenschaft frhlich tragen". 3) S. Ii. p. 183. 4) S. Ii. p. 182.

11. Ein deutscher Bürger des sechzehnten Jahrhunderts - S. 126

1912 - Leipzig : Voigtländer
Hahn kommen, ihn berichten und ihn bitten konnte, die vorigen Reiter oder andere und mehr als zuvor nach Bitterselö Zu schicken und die Gesandten aufsuchen zu lassen, während dessen war der Lärm auf der andern Seite derstadt gestillt worden, die Tore wurden wieder geöffnet, so daß ich noch am Abend bei Werner hahn mein Anliegen vorbringen konnte. Darauf ritten am folgenden Morgen früh die Reiter auf den weg nach Bitterfeld hinaus. Etwa eine Stunde nachher kommt der oben erwähnte hinterpommersche Edelmann, den die Gesandten von sich aus geschickt hatten, zu erfahren, warum den vorigen Tag die Heiter nicht zu ihnen gekommen wären; sie wären übel mit mir zufrieden, daß ich’s nicht besser bestellt hätte. mich wundert, daß sowohl Sleidan als auch Beuther1) dieses Alarms mit keinem wort gedenken, darum will ich seine Geschichte genau und wahrheitsgemäß beschreiben. Es soll in Kriegen häufig vorkommen, daß der eine dem andern ein Pferd stiehlt; die Sache pflegt dann so zu verlaufen: Der, dem eines andern Pferd gefällt, kauft sich einen verschlagenen Reiterknaben um 6 oder 8 Taler dazu, daß er ihm das Pferd verschaffe. Dann schickt er es auf fünf oder sechs Wochen fort, daß es etwas aus dem Gesichtskreis komme, verändert es an Schwanz, Mähnen, Köpfen oder andern Abzeichen und läßt es sich dann wieder ins £ager bringen. Das tut denn auch ein deutscher Edelmann, läßt sich zu nutz durch einen Knaben einen spanischen Hengst stehlen und den Gaul, nachdem er ihn eine Zeitlang nach seiner Heimat geschickt hatte, wieder ins Lager bringen, als er meinte, die Sache sei nunmehr vergessen. Nun lagerten auf einer schönen wiese, an einem lustigen (Drte an der Saale, die deutschen Reiter — acht oder mehr Schwadronen, das gesamte deutsche Zußvolk aber zu großem Glücke in der Stadt; denn hätte das dem reisigen deutschen 3uge zu Hilfe kommen können, so wäre ein furchtbares Blutbad erfolgt. Darum handelte der Kaiser beim Anfang des Alarms weislich, daß er die Stadt sperren ließ, damit das Zußvolk nicht hinauskommen könnte. Die Spanier aber l) Ittichael Beuther, geb. 18. (Oktober 1522 in Karlstadt, gest. 27. Oktober 1587 in Strafeburg, war Geschichtschreiber der Reformationszeit; er übersetzte Sieiöans Werk ins Deutsche. 126

12. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 8

1910 - Berlin : Salle
8 Tic deutsche Reformation. Die Disputation zu Leipzig und die Verbrennung der Bannbulle. Dr. Ecks scholastische Gelehrsamkeit, die gerne einen Triumph über Luther erlangen wollte, forderte einen Freund desselben, den vi-. Karlstadt, zu einer Disputation heraus, griff aber dabei Luthers Lehre so deutlich an, daß dieser an den Gesprächen teilnehmen mußte. Am 27. Juni 1519 begann die berühmte Leipziger Disputation, die mit all dem Pomp eröffnet wurde, unter welchem solche theo- logischen Wortgefechte in Szene zu gehen pflegten. Eck, Luther, Melanchthon, Karlstadt waren mit ihren Freunden erschienen. Nachdem Eck in der ersten Woche mit Karlstadt über den freien Willen gestritten hatte, begann am 4. Juli der Kampf mit Luther. Dieser stellte zuerst die Behauptung auf, es bedürfe doch des Beweises, daß die Gewalt des römischen Papstes so alt sei wie die christliche Kirche. Eck berief sich auf die Konzilien und daß zu Kon- stanz das Entscheidungsrecht des Papstes in der hussitischen Frage anerkannt worden sei. Luther entgegnete, daß er der Meinung sei, das Konzil habe Sätze von Hus verurteilt, die vollkommen christlich und evangelisch gewesen. Darob entstand große Aufregung, und Eck rief: „Dann, ehrwürdiger Vater, seid Ihr mir wie ein Heide und Zöllner!" Der harte Wortstreit hatte dazu beigetragen, daß Luther sich immer klarer wurde über sein inneres Verhältnis zur alten Kirche. Indem er schließlich als einzige Quelle des Glaubens die Zeug- nisse der Heiligen Schrift, weder die Autorität des Papstes noch der Konzilien anerkennen wollte, verließ er den Boden der katholischen Kirche und legte den Grund zu einer neuen Glaubensgemeinschaft. Im Juni 1520 trat Luther mit seiner Schrift „An den christ- lichen Adel deutscher Nation" hervor. Sie enthielt die Auf- forderung an die Ritterschaft Deutschlands, die Mauern, welche die römische Kurie um Deutschland gezogen habe, niederzureißen. Diese nur wenige Blätter starke Flugschrift trug Luther zuerst die Beachtung der Reichsritter Franz von Sickingens und Ulrichs von Hutten ein.

13. Unser Vaterland - S. 389

1900 - Berlin : Bruer
— 389 — nicht 36 Jahre alt, ein anderer Edler seiner Zeit, Ulrich von Hutten, einsam auf der Insel Ufnau im Züricher See, wohin er sich geflüchtet hatte. In diesen beiden Rittern waren zwei tapfre Degen der Reformationszeit dahin gegangen, die ihre ritterlich-romantischen Ideen nicht von geistlichen Dingen zu trennen, aber sie ihnen auch nicht richtig zu verbinden wußten. Mit Sickingens Fehden war scheinbar nichts erreicht; aber doch wurde das Neichsregiment allmählich beschränkt, und ein Konzil sollte vieles entscheiden. Es kam nicht zu stände, und die süddeutschen Fürsten, welche Nom geneigt waren, beschlossen in dem „Regensburger Konvent" (1524), die verderblichen Irrlehren Luthers zu unterdrücken. Im Volke, besonders unter den Bauern, wurde dadurch die Erregung nur um so schlimmer. Bei ihnen vermengten sich persönliche und nationale Rechtsinteressen mit allerlei reformatorischen Anschauungen Zu unklaren Begriffen. Das Volk war seit Alters her an kurze bündige Rechtsprechung gewöhnt, bei welcher das Volk selbst einst nicht unbeteiligt war. Das immer mehr sich ausbreitende „Römische Recht", das von vornherein den Fürsten und Herren mancherlei Rechte zusprach, ivurde durch gelehrte Juristen gehandhabt, die auf den Universitäten studiert hatten und oft fremd hergekommene Leute waren, welche manchmal zeigen mochten, daß das Recht eine wächserne Nase hat. Vielfach verspottet, wie in Sebastian Braut's Narrenschiff, wurden die Advokaten auch wohl mit Stöcken und Dreschflegeln bezahlt. Denn die neuen Rechtsgelehnen gaben den Grundherren, so meinte das Volk, stets Recht vor den vielfach gedrückten Bauern. Zu diesen über die neuen Rechtsverhältnisse unzufriedenen Bauern kamen die Schwärmer der neuen Lehre, Karlstadt, später Thomas Münzer und viele andere. Sie predigten von einer Abschaffung der Obrigkeit, von christlicher Gütergemeinschaft, in welcher Stehlen und Morden zum Recht gemacht wurde. Die Lehre Luthers, den sie „das sanftlebende Fleisch von Wittenberg" nannten, nahmen sie zum Deckmantel ihrer Raufhändel und Raubzüge, bei denen sogar alles zerstört wurde, was an Schönheit und Kunst erinnerte, Kruzifixe in erster Reihe. Die Revolutionsführer, welche der Reformation dienen wollten und sie doch zu einem Zerrbild herab würdigten, suchten vergeblich in Luthers Person einen Halt zu gewinnen. Er hatte wohl, selbst ein Mann aus dem Volke, Herz und Verständnis für dessen Leid und

14. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 193

1821 - Magdeburg : Rubach
Dte einzelnen europäischen Staaten. denszeiten ein Heer von 45,000 Mann. Sie stehn nicht unter Obrigkeiten, sondern unter Officieren. Sle leisteten früher sehr wichtige Dienste, da sie die Türken von .Einfallen in das östreichische Reich ab- hielten und auch die Verbreitung der Pest dadurch hinderten, daß sie in Pestzeiten darüber wach- ten, daß alle Verbindungen zwischen der Lürkey und Ungarn abgebrochen wurden. Sie sind tapfer, von Jugend auf an die Handhabung der Waffen gewöhnt, ihrem Herrn treu und voll Vaterlands- liebe. Nur in Kriegszeiten erhalten sie Sold. Irr Friedenszeiten treiben sie auch Ackerbau und Vieh- zucht, so wie sich auch viele von ihnen mit Spin- nen und Weben beschäftigen. Die Festungen Bel- lovar und Peterwardein, Karlstadt und" Semlin sind die wichtigsten Städte des Landest Die letzte von diesen hat auch bedeutenden Handel. 4. t Das Markgrafthum Mähren wird"' von Böhmen durch die mährischen Gebirge^ von Schlesien durch die Sudeten und von Un- garn durch das Javorina Gebirge, das sich von den Sudeten aus südlich an die Donau herab zieht getrennt. Der Boden ist sehr ungleich; nur im In- nern des Landes und an den Ufern der schiffbaren March finden sich Ebnen. — Am wichtigsten ick für das Land die Bearbeitung des Flachses, welche an 200,000 Spinner und an 13,000 Weber be- schäftigt. Auch die Bearbeitung der Wolle beschäf- tigt sehr viele Menschen. — Unter den Einwohnern sind die Hannaken in der Gegend von Brünn dadurch merkwürdig, daß sie fest an ihren alten Sitten und Kleidertrachten halten und gegen jeden Fremden außerordentlich gastfrey sind. — Ollmütz eine Festung, ist die Hauptstadt und Brünn, mit vielen Fabriken, die größte Stadt des Landes. In der Nähe derselben liegt das Dorf Austerlitz, bey welchem die Franzosen 1805 dje vereinigten Russen und Oestreicher schlugen. Jgsan, in dem mähri- schen Gebirge gelegen, ist eine bedeutende Fabrik- Erste» Bond.

15. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 234

1884 - Leipzig : Spamer
234 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel. Stellungen. Gegen 3 Uhr morgens am 23. Juni gaben vier Granaten das Zeichen zun: Angriff. Von fünf Seiten zugleich griffen die Österreicher an. Mit unwiderstehlicher Gewalt stürmten die von Laudon geführten Bataillone gegen den linken preußischen Flügel, den der Oberst von Rosen kommandierte. Seine Mannschaften wehrten sich rechtschaffen, kein Mann streckte das Gewehr, es mußte den Gefangenen aus der Hand gerissen werden. Obgleich verwundet, stellte sich Rosen an die Spitze des Bataillons und führte es gegen den vor- dringenden Feind, aber er brach zusammen und wurde gefangen genommen. Auch die andern Positionen wurden erobert. Am längsten hielt sich Fouque selbst auf dem Galgenberge. Von drei Seiten schmetterten die österreichischen Geschütze in die Preußen; Laudon ließ stürmen, aber viermal wurden feine Truppen zurückgeworfen; es gelang ihnen nicht, die Preußen vom Galgenberge zu vertreiben. Fouqui sah seine Truppen zusammenschwinden und beschloß, weil auch die Munition zu mangeln anfing und feine Leute schließlich doch alle zusammengehauen werden mußten, sich durchzuschlagen. Er selbst eröffnete den Zug; es gelaug ihm, den Fluß zu überschreiten und die Höhe jenseit des- selben zu gewinnen. Hier gedachte er, ein Viereck zu bilden und den General Schenkendorff, der noch auf dem Galgenberg geblieben war, zu erwarten. Doch bald wurde er umringt und seine Schar aufgelöst; nur eine Abteilung rettete sich durch den Wald. Nach achtstündigem Kampfe hatten die Österreicher den Paß erobert, den mit Recht eine Inschrift an einem dortigen Felsen „die preußischen Thermopylen, 23. Juni 1760" nennt. Fouque selbst wurde schwer verwundet; mit seinem unter ihm totgeschossenen Pferde stürzte er zu Boden. Mehrere seiner tapfersten Soldaten versuchten ihn zu retten, umringten ihn und fochten fo lange, bis sie neben ihm hinsanken. Der General bekam noch zwei Säbelhiebe im Arm und im Rücken, und österreichische Reiter wollten ihm eben den Todesstoß geben, als die seltene Treue seines Reitknechtes Trautschke ihm das Leben rettete. Er warf sich auf seinen Herrn und fing mit seinem Leibe alle die Hiebe auf, die diesem zugedacht waren, in- dem er fortwährend schrie: „Wollt ihr denn den kommandierenden General umbringen?" Dreizehn Säbelhiebe hatte er schon empfangen, als ein öfter- reichischer Oberst herbeikam und seinen Leuten gebot, Einhalt zu thun. Der bluttriefende Feldherr, der wie Leonidas gefochten hatte, wurde unter dem Pferde hervorgezogen und den Ärzten übergeben. Auch Trautschke, der schwer verwundet war, blieb bei seinem Herrn. Beide wurden wieder hergestellt. Fouque ging mit den wenigen ihm übrig gebliebenen Soldaten in die Gefangen- fchaft; er mußte bis nach Karlstadt in Kroatien wandern. Nach dem Frieden kehrte er zurück und genoß wieder die innigste Freundschaft seines Königs bis zu seinem Tode. Es war mörderisch gekämpft worden, denn 2400 Preußen und 3000 Österreicher lagen tot oder verwundet auf dem Kampfplatz, 4000 Preußen wurden gesangen genommen und nur 1500 entkamen glücklich bis Breslau. Das arme Landeshnt gab Laudon wie eine eroberte Stadt der Plünderung preis, wodurch nicht nur manches Menschenleben vernichtet wurde, sondern auch der Stadt ein Schaden von 630 000 Thalern erwuchs. Als Fouque auf dem Schlachtfeld mit Staub und Blut bedeckt unter feinem Pferde hervorgezogen wurde, bot ihm der österreichische Oberst, der die

16. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 279

1895 - Gera : Hofmann
5. Die Jahre des Widerstreites und der Versuchung. 279 wieder abschaffen könne, war auf die Fahne geschrieben; sie sollte die Schlinge für Luther werden; Eck war der erkorne Vorkämpfer und Schildhalter der Leipziger. Ein echter Sohn der verweltlichten Kirche der Zeit nahm er an der Frohnleichnamsprozession teil „sehr devot in seinem Meßgewand", verglich aber auch, wie wir in seinen Briefen lesen, das sächsische Bier mit dem bayerischen und „ließ die schönen Sünderinnen in Leipzig nicht unbemerkt." Stadt, Hof und Universität waren in größter Spannung und Aufregung. In allen Gemütern herrschte das Gefühl, daß zwei prinzipielle Gegensätze zur Entscheidungsschlacht geführt würden. In den Herbergen mußten Wächter mit Partisanen aufgestellt werden, um Studenten und Bürger von blutigen Raufhändeln abzuhalten. Ein Anschlag des Bischofs von Merseburg, zu dessen Sprengel Leipzig gehörte, daß die Disputation nicht abgehalten werden sollte, fand keine Beachtung. Es war am 27. Juni des Jahres 1519, daß in dem festlich geschmückten, von Zuhörern gefüllten Saale der alten Pleißenburg, welche Herzog Georg zu dem geistlichen Wettkampf hatte Herrichten lassen, die Leipziger Disputation ihren Anfang nahm. Der Herzog selbst mit seinem ganzen Hose und vielen vornehmen Personen wohnte dem Schauspiel bei und folgte neunzehn Tage hindurch dem Gange der Verhandlungen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit. Das viertägige „Wortgezänke" zwischen Karlstadt und Eck über den freien Willen, wobei der erstere mit seiner augustinischen Auffassung stark ins Gedränge geriet, diente nur als Vorgefecht. Karlstadt trug wenig Ruhm davon. „Er brachte Bücher mit, las daraus vor, schlug weiter nach und las wieder vor; auf die Einwendungen, die sein Gegner heute äußerte, antwortete er erst am andern Morgen. Welch ein ganz anderer Disputator war da Johann Eck: — er besaß seine Wissenschaft zu augenblicklichem Gebrauch. Er studierte nicht lange: unmittelbar von einem Spazierritt bestieg er das Katheder; ein großer Mann von starkem Gliederbau, lauter, durchdringender Stimme; indem er sprach, ging er hin und her; auf jedes Argument hatte er eine Einrede in Vorrat; sein Gedächtnis, seine Gewandtheit blendeten die Zuhörer". Äm 4. Juli trat Luther selbst in die Schranken. „Er war von mittlerer Gestalt, so schildert ihn Ranke nach einem zeitgenössischen Bericht, damals noch sehr hager, Haut und Knochen; er besaß nicht jenes donnernde Organ seines Widersachers, noch sein in mancherlei Wissen fertiges Gedächtnis, noch seine Übung und Gewandtheit in den Kämpfen der Schule. Aber auch er stand in der Blüte des männlichen Alters, seinem 36. Lebensjahre, der Fülle der Kraft; seine Stimme war wohllautend und deutlich; er war in der Bibel vollkommen zu Hause, und die treffendsten Sprüche stellten sich ihm von selber dar; — vor allem, er flößte das Gefühl ein, daß er die Wahrheit suche. Zu Hause war er immer heiter, ein vergnügter scherzhafter Tischgenosse: auch auf das Katheder nahm er wohl einen Blumenstrauß mit; hier aber entwickelte er den kühnsten, selbstvergessenen Ernst: aus der Tiefe einer bisher noch nicht vollkommen zum Bewußtsein gediehenen Überzeugung erhob er neue Gedanken und stellte sie im Feuer des Kampfes mit einer Entschlossenheit fest, die keine Rücksicht mehr kannte; in seinen Zügen las man die Macht der Stürme, welche

17. Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen - S. 187

1907 - München : Oldenbourg
Ablastreit. Luther. 187 Entwicklung der Weformation mit ihren Wegleiterscheinungen. Das allgemeine Gefhl der Unzufriedenheit mit den kirchlichen Verhltnissen kam zum Ausdruck beim sog. Zlastreit. Das Ablawesen hatte sich im Laufe der Jahrhunderte tatschlich zu einem Mistand entwickelt. Die Kirchenlehre war nicht schuld daran; denn sie erklrte nach wie vor, da Sndennachla nur durch aufrichtige Reue und Bue sowie das ernste Bestreben der Besserung gewonnen werden knne. Doch schon in der alten Kirche war es Sitte, da der Losgesprochene, um seine Freude und Dankbarkeit auszudrcken, seinem Seelsorger ein frei-williges Geschenk zur Verfgung stellte unter der selbstverstndlichen Voraussetzung, da der Seelsorger damit an einem Krauken, Unglck-lichen, Armen, an Witwen und Waisen ein gutes Werk tue oder ihnen eine Freude mache. Auch Stiftungen von Kirchenschmuck, Megewndern, Altarkelchen und sonstige edle Zwecke wurden damit bestritten. Aber allmhlich entwickelte sich das Miverstndnis, da zwischen der Abso-lntion und dem Geschenk ein urschlicher Zusammenhang bestehe, d. h. da man sich die Absolution sowie den Nachla zeitlicher von der Kirche verhngter Strafen und Bubungen um Geld erkaufen knne. Da-durch entstand nun der Mibrauch des Ablahandels. Als dann der Dominikaner Johann Tetzel einen solchen Abla in den schsischen Landen unter verschiedenen Ausschreitungen feilbot, trat gegen ihn der Augustinermnch und Professor in Wittenberg Dr. Wartin Luther auf und schlug 95 Wesen nach damaliger Sitte an die dortige Schlo- 1517 kirche, worin er den Ablahandel bekmpfte. Daraus entspann sich zunchst eiu Gelehrtenstreit zwischen Luther und seinen Freunden (Karl-stadt) einerseits und den Dominikanern sowie Professor Johann^Eck in Ingolstadt anderseits. Gelegentlich einer gelehrten Pispntation zu 1519 Leipzig zwischen Eck und Karlstadt erklrte nun der anwesende Luther, einige Lehren des vom Konstanzer Konzil verurteilten Hus seien durch-aus christlich und gut evangelisch" gewesen; Papst und Konzilien knnten auch irren". Damit stellte sich Luther in Gegensatz zu der herrschenden kirchlichen Ansicht und wurde von Papst Leo X. in den Bann getan. Luther aber verbrannte die Bannbulle nebst dem kanonischen (Kirchen-) Recht vor dem Elstertor zu Wittenberg und sagte sich hiedurch ffentlich 1520 von der Kirche los. Nun hatte nach damaliger Auffassung die Staats-gewalt das Recht, die Religion der Untertanen zu bestimmen, d. h. eine von der Staatsreligion abweichende Meinung nicht zu dulden. Deshalb lud der neugewhlte Kaiser

18. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 13

1898 - Bamberg : Buchner
Revolutionre Bewegungen. 13 Revolutionre Bewegungen in Deutschland. 15221525. 1. Die Bilderstrmer und Wiedertufer 1522: Schwrmerische 1522 Geistliche und Laien verlangten einen vollstndigen Umsturz der kirchlichen Gebruche und Einrichtungen; sie verwarfen die Messe, die Kindertaufe, das Klosterwesen, die wissenschaftliche Ausbildung, Weihe und Ehelosigkeit der Priester, entfernten aus den Kirchen die Altre, zerschlugen die Heiligen-bildet: und forderten Gtergemeinschaft. Als Luther von ihren gefhrlichen Umtrieben hrte, verlie er seine Freisttte und stellte in Wittenberg durch die Macht seines Wortes die Ordnung wieder her. Die Hauptanfhrer, Karlstadt und Mnzer, wurden des Landes verwiesen. Als erklrte Feinde Luthers setzten sie anderwrts ihr aufrhrerisches Treiben fort; Karlstadt hetzte in Franken, Mnzer in Thringen die Bauern zum Aufruhr. 2. Aufstand der Ritterschaft 1522/23: Die Ritter, einst der erste 1523 Stand im Reiche, sahen sich allmhlich von den Stdtern an Reichtum und Bildung berflgelt, von den buerlichen Landsknechten aus den Heeren verdrngt und deshalb von den Fürsten gering geschtzt und unter-drckt. Sie hatten sogar das Recht verloren, aus den Reichstagen zu er-scheinen. Unter dem Vorgeben, die Macht des Kaisers strken zu wollen, unternahmen sie den Kamps gegen die Fürsten, und zwar, um die lutherische Strmung fr sich zu gewinnen, zuerst gegen die geistlichen Fürsten. Ulrich von Hutten shrte die Sache der Ritter mit der Feder, Franz^ von Sickingen mit dem Schwert. Aber gleich der erste Angriff auf das Erzbistum Trier milang. Sickingen fiel bei der Verteidigung feiner Feste Landstuhl in der Pfalz 1523, und im gleichen Jahre starb auch noch Hutten. Die Ritter hatten ihre Rolle ausgespielt. Nach den rheinischen Rittern wurden auch die frnkischen von den Fürsten gezchtigt. In der Markgrafschaft Ansbach, wo besonders Thomas von Absberg (bei Gnzenhausen) als Straenruber berchtigt war, wurden binnen weniger Wochen 23 Schlsser niedergebrannt. 3. Der groe Bauernkrieg 1524/25: Die Bauern waren mit 1525 ihrer Lage unzufrieden. Einerseits hob sich das Selbstgefhl der Bauern, deren viele als Landsknechte die Waffen führen lernten, andererseits wurde ihre Stellung durch Einfhrung des rmischen Rechtes noch mehr gedrckt. Von den freien Bauern hatten viele ihr Gut verkleinern oder gar aufgeben mssen, von den Grundholden, deren Gut dem Grundherrn gehrte, waren viele leibeigen geworden, d. h. sie dursten ohne Erlaubnis

19. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 192

1904 - München : Oldenbourg
192 Zeitalter der Reformation. lichen Schriftsprache in Deutschland den grten Einflu aus-gebt hat. Bald jedoch sah sich Luther veranlat, nach Wittenberg zurckzukehren. Dort hatten sich die sog. Wiedertufer eingenistet; sie erklrten die Kindertaufe fr unwirksam und tauften deshalb die Erwachsenen noch-mals. Als sie indes Ausschreitungen begingen, in den Kirchen Altre, Bilder, Schmuck und Kunstwerke zerstrten, Gtergemeinschaft it. dgl. begehrten, da trat Luther mit aller Macht seiner Beredsamkeit gegen sie 1522 auf. Die Rdelsfhrer Karlstadt und Mnzer wurden verjagt, die Bewegung unterdrckt. Das gleiche Schicksal traf den sog. Htttteraufstand. Da die Ritter in ungnstiger La^e waren, ist schon wiederholt betont worden. Jetzt hofften sie ihr Los verbessern zu knnen. Luther hatte nmlich nach dem Bibelwort Mein Reich ist nicht von dieser Welt" die alte Forderung der kluniazensischen Ppste, da die deutsche Kirche auf den welt-lichen Besitz verzichte, wieder aufgenommen. Aber zwischen beiden Forderungen war ein groer Unterschied: die Kluniazenser wollten den Verzicht, weil er die Gefahr der Verweltlichung der Kirche einiger-maen beseitigte; die katholische Lehre dagegen sollte natrlich be-stehen bleiben. Die Lutheraner jedoch wnschten denselben, um dann in den freigewordenen Gebieten auch die katholische Lehre zu beseitigen. Deshalb konnte die katholische Kirche im einfachen Selbst-erhaltungstrieb zurzeit auf diese Forderung nicht eingehen. Die Ritter aber, die groenteils eifrige Anhnger Luthers waren, suchten jetzt diesen Verzicht, den man Skularisation nannte, mit Gewalt herbeizufhren. Unter Leitung des tapferen Franz v. Sickingen und des khnen 1522 Ulrich v. Hutten tat sich ein weitverzweigter Bund rheinisch-frnkischer Ritter zusammen. Mit dem Erzbistum Trier sollte der Anfang gemacht werden. Die Fürsten wollten indes eine Erstarkung des Ritterstandes nicht dulden und halfen darum dem Erzbischof. Sickingen fiel bei 1523 der Verteidigung seiner Burg Landstuhl; Hutten starb als Flchtling in der Schweiz. Die Bedeutung des Ritterstandes war endgltig verloren. Beklagenswert war auch der groe Wanernkrieg. Die armen Bauern, groenteils Leibeigene, seufzten unter der Last der Zehnten und Fronden. Jagd-, Fisch-, Weide-, Holz-, Streurecht lagen meistens in den Hnden des Gutsherrn und konnten vom Bauern hchstens um schweres Geld erworben oder gepachtet werden. Dabei litt die Land-Wirtschaft sehr unter dem ungeheuren Wildstand, den sich die Guts-Herren zu ihrem Jagdvergngen hielten und gegen den sich die Bauern nicht einmal durch Umzunung ihrer Felder schtzen durften. Recht

20. Lesebuch für unterfränkische Fortbildungsschulen - S. VIII

1917 - München : Oldenbourg
Viti Inhaltsverzeichnis. Nr. Überschrift der Lesestllcke Verfasser ©fite c) Feld und Wald. *95 Schwert und Pflug Johannes Trojan 162 96 Entstehung, Arten und Verbesserung des Ackerbodens Nach verschiedenen Verfassern . 162 »97 Im Maien Julius Rodenberg 164 98 Von der Bodenbearbeitung Nach Verschiedenen 165 *99 Sommernacht Gottfried Keller 167 100 Kalk- und Kunstdünger Lesebuch v. Gehrig, Helmkampf u. Krausbauer 167 101 Kleeschrift Bumüller 169 102 Albrecht Thaer Nach Frd. v. Tschudi .... 169 *103 Juninacht 172 *104 Der Sämann Priedrich v. Schiller .... 173 105 Vom Kartoffelbau Lehrbuch vom Verband bayer. Landwirtschaftslehrer.... 173 *106 Der schönste Teppich I. Trojan 174 107 Der Hopfen Nach Johnson 175 108 Über das Vorherbestimmen der Wit- terung Nach verschiedenen Verfassern . 176 U09 Der Wald in Unterfranken Dr. Grasmann 179 *110 Der Jäger Abschied Eichendorff 181 Iii. Gcwcrbe und Industrie, a) Lehr- und Wanderjahre. •111 Das Handwerk Deutsche Töpferzeitung . . . 182 112 Es ist kein eitel Ding um unser Hand- werk A. Frietinger nach Hans Sachs 182 113 Mein erster Lehrtag Peter Rosegger 184 *114 Die letzte Nacht im Elternhause . B. Bettmann 186 b) Meisterjahre. *115 Ehre der Arbeit F. Freiliqrath 187 116 Alois Senefelder Nach verschiedenen Verfassern. 188 117 Friedrich König, der Erfinder der Schnellpresse 189 c) Die Rohstoffe im Gewerbe und ihre Verarbeitung- 118 Eine Baumwollspinnerei Nach Snell u. a 195 119 Ein Gang durch die Werkstätten einer Schuhwarenfabrik Hans v. Zobeltitz 197 120 Das Holz und seine Verwendung in der Werkstatt Nach Hermann Wagner . . 200 121 Die fränkische Korbwarenindustrie . . Nach A. Berger in der Garten- laude u. a 203 122 Woraus im Altertum geschrieben wurde Nach Louis Thomas .... 205 123 Weiß- und Buntpapier Dr. I. B. Kittel 207 124 Die Gewinnung des Eisens .... Brand 209 125 Krupps Fabrik Nach Hentschel und Market . . 211 126 Die Granitindustrie des Fichtelgebirges Nach Dr. Albert Schmidt. . . 213 127 Der Zement von Karlstadt Dr. I. B. Kittel 216 128 Lothar v. Faber und die Bleistift- industrie Nach dem Nürnberger Fort- « bildungsschullesebucb . . 218