Ähnliche Ergebnisse
1. Bd. 1
- S. 927
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
927
Preußischer Staat.
Tages die Gegend und verzögerte den Angriff der Heere bis 11 Uhr.
Vor der Fronte knieend, hält der König seine Andacht, die ganze
Armee auf die Knie hingeworfen, stimmt zu gleicher Zeit das Lied
„Eine feste Burg ist unser Gott" an, und die Feldmusik begleitet
den Gesang. Dann steigt der König zu Pferde und durchreitet die
Reihen. Gott mit uns, war die Losung der Schweden; die der
Kaiserlichen: Jesus Maria. Gegen eilf Uhr fängt der Nebel an
sich zu zertheilen und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man
Lützen in Flammen stehen, auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt,
damit er von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt begann der
Angriff von Seiten der Schweden. Ungeachtet des heftigen feindlichen
Feuers, überspringen sie die Graben der Landstraße, dringen unaufhalt-
sam vor und werfen das erste, gleich darauf das zweite Quarre der
Kaiserlichen zurück, und schon wendet sich das dritte zur Flucht, da
gelingt es dem Herzog die Fliehenden zum Stehen zu bringen, und von
der Kavallerie unterstützt machen sie aufs Neue Front gegen die Schwe-
den, und es erhebt sich ein mörderischer Kampf. Die Schweden von
der Menge überwältigt, weichen endlich über die Graben zurück. Indeß
hat der rechte Flügel des Königs, von ihm selbst angeführt, den lin-
ken des Feindes angefallen und geschlagen. In diesem Augenblicke
hinterbringt man dem Könige, daß feine Infanterie über die Graben zu-
rückweiche und auch fein linker Flügel durch das feindliche Geschütz furcht-
bar geängstigt und schon zum Weichen gebracht werde. Schnell sprengt
er an der Spitze eines Regiments dahin, der Unordnung seines eigenen
linken Flügels abzuhelfen. Nur wenige Reiter, unter denen Franz
Albert Herzog von Sachsen-Lauenburg genannt wird, sind im Stande
ihm zur Seite zu bleiben. Sein kurzes Gesicht führt ihn dem feind-
lichen Heere zu nahe, und ein kaiserlicher Musketier zerschmettert ihm
durch einen Schuß den linken Arm. In diesem Augenblicke kommen
seine Schwadronen daher gesprengt, und ein verwirrtes Geschrei: „Der
König blutet — Der König ist erschossen" breitet unter den Ankom-
menden Schrecken und Entsetzen aus. „Es ist nichts — folgt
mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber über-
wältigt - von Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in französi-
scher Sprache den Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus
dem Gedränge zu schaffen. Indem der letztere auf einem weiten
Umwege nach dem rechten Flügel mit dem Könige umwendet, erhält
dieser einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den letzten
Rest feiner Kräfte raubt. „Ich habe genug Bruder"! ruft er mit
sterbender Stimme. „Suche du nur dein Leben zu retten". Zugleich
sinkt er vom Pferde, und von noch mehreren Schüssen durchbohrt,
von allen seinen Begleitern verlassen, verhaucht er unter den räuberi-
schen Händen der Kroaten sein Leben. Bald entdeckte sein ledig flie-
hendes, im Blute gebadetes Roß der Schwedischen Reiterei ihres
Königs Fall, und wüthend dringt sie herbei, dem gierigen Feinde
1896 -
Hannover
: Manz & Lange
- Autor: Martens, Wilhelm
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der deutsche Freiheitskrieg.
235
2) Die Kmpfe im Frhjahr 1813 und die Zeit des Waffen-
stillstand es.
Nochmals begnstigte das Kriegsglck die Sache des sranzsi-schen Kaisers. Bei Grogrschen (2. Mai) und bei Bautzen (20. und 21. Mai) schlug er das vereinigte russisch-preuische Heer.
Darnach aber wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen, den beide Teile zur Vervollstndigung ihrer Rstungen benutzten. Kaiser Franz suchte zwischen seinem Schwiegersohn und dessen Gegnern zu vermitteln. Um sterreich zum Anschlu an die Sache der Verbndeten zu bringen, eilte Scharnhorst, der eben bei Grogrschen verwundet worden war, nach Prag, dem Orte der Verhandlungen. Aber weil er sich im Eifer fr die deutsche Sache nicht schonte, verschlimmerte er seine Wunde und starb, ohne seinen Wunsch erfllt zu sehen. Indessen trat Kaiser Franz, da Napoleon malose Forderungen stellte, dem Bunde Rulands und Preuens bei, wie auch England und Schweden thaten.
3) Der Entscheidungskampf auf dem rechten Rheinufer.
In der zweiten Hlfte des Augusts 1813 begannen aufs neue die Feindseligkeiten.
Die Truppen der Verbndeten waren in drei Heere geteilt.
Das Hauptheer, die groe oder bhmische Armee, zhlte der 200000 Mann und stand unter dem Oberbefehl des fter-reichischen Fürsten Schwarzenberg. In dessen Hauptquartier befanden sich die Kaiser von sterreich und Rußland und der König von Preußen.
Das Nordheer, das sich bei Berlin sammelte, hatte den Kronprinzen Bernadotte von Schweden zum Anfhrer.
Den frischesten Wagemut zeigte der siebzigjhrige General Blcher, der Marschall Vorwrts". Er fhrte die fchle-fische Armee, die nicht ganz 100000 Mann stark war.
1898 -
- Autor: Göpfert, Armin, Staude, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 118 —
Am liebsten wäre dem österreichischen Kaiser ein allgemeiner Friede gewesen, durch den Napoleon einen Teil seiner Macht verloren und er die abgetretenen Provinzen wieder erlangt hätte. — Napoleon dachte nicht daran Frieden zu schließen, nachdem er wiederum zwei Schlachten gewonnen hatte. Folglich blieb dem Kaiser von Österreich nichts anderes übrig, als auf die Seite der Verbündeten zu treten und Napoleon überwältigen zu helfen, wenn Österreich seinen früheren Umfang und seine Bedeutung wieder gewinnen sollte.
Aber es mußte doch Napoleon sehr unangenehm sein, wenn Österreich auf die Seite seiner Feinde trat? — Er dachte, der Kaiser Franz fürchte, von ihm zum drittenmal besiegt zu werden, und wolle auch nicht gegen seinen Schwiegersohn kämpfen.
„Ihr macht mir doch nicht den Krieg", sagte Napoleon zu dem Gesandten, den Kaiser Franz zu ihm nach Dresden geschickt hatte. — Napoleon bedachte nicht, daß Franz I. unter den jetzigen Umständen auf Sieg hoffen konnte, daß er ihm seine Tochter nur aus Zwang gegeben hatte, und daß dem Kaiser außerdem das Gedeihen seines Reiches über alles gehen mußte.
Kaiser Franz trat dem Bündnis bei. Ebenso noch zwei andere Mächte. — Schweden und England.
Die vielen Verhandlungen, die endlich dieses Ergebnis hatten, fanden nach der Schlacht bei Bautzen statt, nach der ein langdauernder Waffenstillstand geschlossen worden war, und zwar von Napoleon und den Verbündeten gleich gern. — Beide waren sehr erschöpft, beide brauchten Zeit, um sich zu verstärken.
Zusammenfassung: Österreich, England und Schweden treten während des Waffenstillstandes dem Bündnis gegen Napoleon bei.
Wie die Verbündeten nun ihre Heere aufstellen, darüber haben wir bei der Leipziger Schlacht schon gesprochen. — Die Hauptarmee, bei der sich die drei Monarchen (Namen!) befanden, stand in Böhmen und hieß die böhmische ober große Armee; sie wurde aus österreichischen, russischen und preußischen Truppen gebildet. Eine zweite Armee, Preußen und Russen und auch Schweden, kam von Norden; hier kommandierte General Blücher.
Denkt an den Rückzug der Verbündeten nach der Schlacht bei Bautzen! — Das verbündete Heer hatte sich doch nach Schlesien zurückgezogen. Da muß ein Teil nach Böhmen, der andere nach Norden zu abmarschiert sein.
Das erste ist richtig: ein großer Teil des verbündeten Heeres marschierte nach Böhmen, so daß die böhmische Armee _ die große Armee (unter Schwarzenberg) wurde. Der Rest aber blieb in Schlesien unter Blücher, und bei Berlin sammelte sich eine dritte Armee unter dem Kronprinzen von Schweden, dabei aber auch Preußen und Russen. Napoleon hatte gegen 450 000 Mann, die Verbündeten etwa 500 000. — Ausgleich: Napoleon gebot allein.
1909 -
Berlin
: Oehmigke
- Autor: Berthold, Ludwig, Reinecke, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Regionen (OPAC): Berlin
93
Ii. Von unserm Herrscherhause.
123. Der Große Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin.
Franz Otto.
1. Als in der Schlacht bei Fehrbellin die Brandenburger
durch den heftigen Angriff der Schweden in Unordnung gerieten,
stellte sich der Große Kurfürst mutig an die Spitze eines Reiter-
regiments. „Tapfere Brandenburger!" rief er, „euch voran will
euer Fürst siegen oder mit end) sterben!" Da wollte ferner
zurückbleiben. Die Sporen trieben die Rosse zu schnellem Laufe
an; wie eine Wetterwolke stürmte das Regiment dem Feinde
entgegen. Dichte Staubwolken wirbeln auf; Kanoneitdonner,
Schwerterklirren, Trompetenruf und Kampfgeschrei durchschwirren
die Luft.
2. Da der Kurfürst kühn vorangeeilt war, so geriet er bald
mitten zwischen die schwedischen Reiter, die ihn umringten und
von allen Seiten auf ihn einhieben. Glücklicherweise trug er
unter seinem Hute eine Eisenkappe, an welcher die Säbelhiebe
der Schweden abprallten; er selbst aber schwang unverzagt seine
gute Klinge, daß rechts und links die Angreifer schwerver-
wundet vom Rosse stürzten. Doch nun fiihlte er seinen Arm
ermatten, während die Zahl der Feinde wuchs. Da sahen neun
Dragoner die Rot ihres Herrn, warfen sich mitten in das Ge-
tümmel, und treue Liebe gab ihnen die Kraft, den Kurfürsten her-
auszuhauen und im Jubel §n den Seinen zurückzuführen. Im
Davonreiten sah der fürstliche Held noch die Schweden weichen,
während seine Geschütze fortfuhren, vom Hügel herab die Feinde
niederzuschmetteru. Er belohnte seine Retter, die neun Dra-
goner, mit einer Handvoll Dukaten und ließ unter freiem
Himmel ein Dankfest abhalten.
124. Stallmeister Froben.
Franz Otto.
1. In der Schlacht bei Fehrbellin ritt der Große Kurfürst,
wie erzählt wird, eilten Schintinel. Die Schweden wußten dies
und richteten ihre Geschütze auf die Stelle, wo der Kurfürst
hielt. Rechts und liltks von ihm schlugen die feindlichen Ge-
1868 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Fischer, Ferdinand Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Deutsche Geschichte.
23
Nach dem Tode ihres Königs waren die Schweden fest
entschlossen, sobald nicht wieder Deutschland zu verlassen, und
so verbündeten sie sich mit Frankreich, wohingegen der Kaiser
sich mit dem Kurfürsten von Sachsen und mehreren andern
protestantischen Fürsten verband. Auf diese Weise ward aus
dem Religionskrieg ein Staatskrieg. Schrecklich ward Deutsch-
land in dieser Zeit verheert. Ganze Städte und Dörfer wur-
den den Flammen preisgegeben, der Acker blieb unbestellt und
Hungersnoth und Pest wütheten fürchterlich. Da endlich machte
dem allen der westphälische Friede 1648 ein Ende. Die
Schweden erhielten Vorpommern und Rügen und die
Franzosen den Elsaß, den Protestanten wurden gleiche Rechte
mit den Katholischen eingeräumt und den deutschen Fürsten ge-
stattet, mit auswärtigen Fürsten Bündnisse zu schließen.
Franz Ii. (1 7 92— 1 806).
Kurz bevor Franz Ii. zur Regierung kam, herrschte im
französischen Volke wegen der großen Staatsschulden und anderer
Uebelstände die größte Gährung, die sich bald in einem ge-
waltigen Revolutionssturm Luft machte. Alles Alte wurde über
den Hausen geworfen und an Stelle dessen unter Blut, Mord
und dem Geheul der Sturmglocke etwas Neues aufgebaut, wo-
bei das Volk auch seinen eigenen König gefangen setzte. Um
diesem greulichen Treiben ein Ende zu machen, drang Franz Ii.
und die übrigen deutschen Fürsten mit mehreren Heeren in
Frankreich ein. Die Franzosen jedoch wehrten sich tapfer, und
so zog sich Preußen im Frieden zu Basel (1795) und die
übrigen deutschen Fürsten im Frieden zu Campo Form io
(1797) vom Kriegsschauplätze zurück. Darauf beschlossen die
Franzosen, auch England zu demüthigen, und so ward der
General Bonaparte mit einer Flotte abgeschickt, um Eng-
lands Macht in Ostindien zu schädigen. Diese Flotte aber
wurde vom englischen Admiral Nelson bei Abukir in
Aegypten vollständig aufgerieben, wonach Bonaparte nach Frank-
1838 -
Breslau
: Graß, Barth
- Autor: Wachler, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
Is
Einleitung
dertste dreymal keinen haben solle; der Ostervollmond wurde durch Be-
rechnung des Ueberschusses eines Sonnenjahrs über das Mondjahr oder
nach Epacten bestimmt. Die Katholiken nahmen das Gregorianische Jahr
an; die Protestanten beharrten im Gebrauche des Julianischen; es bestan-
den demnach zwey Zeitrechnungen neben einander, deren Verschiedenheit
in der Angabe des Tages durch ein Bruchzeichen (der Zähler giebt den
Julianischen, der Nenner den Gregorianischen Tag an) ausgedrückt wird.
Erst mit dem I. 1700 wurde, nach Ehrhard Weigels Vorschlag,
von den teutschen Protestanten der verbesserte Calender, mit Auslassung
der 11 Tage nach dem 18ten Februar, eingeführt, und auch von Hol-
land, Schweiz und Dänemark sogleich, später von England [1752, in
welchem Jahre d. Iste Sept. auf den Lösten Aug. folgte) und von
Schweden [1763, der Iste März folgte auf den 1 7ten Febr.) angenom-
men. Doch wich die Osterberechnung beider Religionparteyen von ein-
ander ab bis 1777, wo die teutschen Protestanten, ihren richtigern astro-
nomischen Cyclus aufgebend, sich zur Gregorianischen Epactenrechnung
bequemten. — Vorübergehend war die, von der Epoche der Freyheit den
22sten Sept. 1792 ausgehende republikanische Jahresform [eingef. den
6. Oct. 1793) der Franzosen, welche der Dschelaleddinschen ähnlich
ist. Das Jahr, beginnend mit dem wahren Herbst-Aequinoctium d. 22
Sept. wurde in 12 dreyßigtägige Monate, mit neuen bedeutsamen und
nach den Jahreszeiten gleiche Endungen führenden Namen (Herbst: Ven-
demiaire, Brumaire, Frimaire; Winter: Nivose, Pluviose, Ventose;
Frühling: Germinal, Floreal, Prairial; Sommer: Messidor, Thermidor,
Fructidor), oder in 360 Tage eingetheilt und erhielt vom lezten Fructi-
dor bis zum Isten Vendemiaire (17 bis 21 Sept.) 5 Ergänzungtage;
alle 4 I. (Franciade) wurde ein Tag (der Tag der Freyheit) eingeschal-
tet. Uebrigens wurde das Decimalsystem geltend gemacht; die Monate
hatten drey Decaden, deren Tage mit Zahlworten bezeichnet, in 10 Stun-
- den (jede zu 100') zerfielen. Die Rückkehr zur Gregorianischen Jahres-
form erfolgte den 1 Januar 1806, nachdem die republikanische Aere
(welche sich in ihrem Namen schon lange überlebt hatte) durch einen Se-
natsbeschluß [d. 9 Sept. 1805) abgeschafft worden war.
Greg. C. Jdeler Handv. 2 S. 299 fll.; Franz. E. S. 467 fll.
Is
Die vergleichende wissenschaftlich-historische Zeitrechnungkunde soll
die Folge der Zeit-Theile überhaupt ausmittekn und die Ausgleichung der
einzelnen Berechnungen und Angaben der Zeit, nach ihrem wahren Ver-
hältnisse zu einander, finden lehren. Bey den Alten konnte das Bedürf-
nis: einer solchen Zurückführung der mannigfaltig verschiedenen Zeitnies-
1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
415
beinahe sein ganzes noch übriges Heer zu Grunde ge-
richtet, indem er auch immer noch vom dem Feinden
verfolgt wurde, und vorzüglich schrecklich war noch die
Schlacht an der Beresina im November, wo ihm die
Russen den Uebergang abfchneiden wollten.^ Bald trennte
er sich darauf von den noch wenigen Trümmern seines
Heeres und eilte auf das schnellste nach Paris zurück,
wo er sein Unglück zu bemänteln und sogleich neue Kriegs-
heere zur Fortsetzung des Krieges aufzubringen suchte.
Der Befreiungskrieg. Die Schlacht bei Leipzig. Der Congreß von
Wien.
§ 15. Nach diesem Ausgang seines russischen Heer-
zuges war nun auch die Zeit gekommen, wo er von sei-
ner angemaßten Macht über die europäischen Lander
wieder herabgestürzt werden sollte, wie es nun eben
durch den nun folgenden Befreiungskrieg auch geschah.
Zuerst nämlich vereinigte sich der König von Preußen,
der so vieles von ihm hatte erdulden müssen, mit Ruß-
land und kündigte ihm wieder den Krieg an, und auch
Schweden trat mit in das neue Bündniß, so daß der
Kronprinz von Schweden sein gewesener Marschall, jetzt
selbst als Feind gegen ihn auftrat. Im Sommer des
folgenden Jahres 1813 zogen denn die gewaltigen Kriegs-
Heere vpn Osten und Westen her gegen einander, rmd
trafen sich in der Mitte Deutschlands. Und mit zwei
Schlachten begann jetzt der Befreiungskrieg, mit der
bei Lützen und Bautzen, im Mai 1813, in welchen die
preußisch-russischen Kriegsheere zwar nicht den entschie-
denen Sieg erfochten, aber doch so tapfern Widerstand
leisteten, daß man nun auf einen andern Ausgang des
Krieges hoffen konnte. Und als nach denselben Napoleon
sogleich einen Waffenstillstand schloß, weil er erst die
Kriegstruppen des Kaisers von Oestreich bei seinem Heer
erwarten wollte, da sah er sich auch hierin getäuscht,
da Kaiser Franz, der jetzt einen Frieden stiften wollte,
welchen Napouon hartnäckig verweigerte, nun selbst mit
zu den Verbündeten trat, und seine Heere auch gegen
ihn ausziehen ließ. So begann gegen den Herbst hin,
bei der Vertheilung der Heere der Krieg wieder auf
vielen Punkten Deutschlands, und es erfolgten nun im
1887 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Holdermann, Karl, Löhlein, Theodor
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
248
Regensburg wieder und besiegte die Schweden bei Nrdlingen (Septbr. 1g341634). Infolge dessen kam Sdwestdeutschland in die Hand des Kaisers und trennte sich Kursachsen von den Schweden, indem es mit dem Kaiser den 1635 Frieden von Prag (1635) schlo, dem die meisten protestantischen Fürsten beitraten.
4. Von jetzt an beteiligten sich die Franz o sen offen an dem Kriege, indem sie getreu ihrem alten Streben, die Habsburgische Macht zu jchwchen, die Schweden untersttzten. Am Oberrhein bezwang Bernhard von Weimar die Festung Altbreisach, die er zur Hauptstadt eines Herzogtums machen wollte, das sich aus dem Breisgau, dem Suudgau und der Freigrasschaft Burguud zusammengesetzt haben wrde. Sein pltzlicher Tod lieferte den Franzosen seine Eroberungen in die Hnde. In Norddeutschlaud und Bayern wtete der Krieg noch etliche Jahre, bis es endlich den Schweden uuter K n i g s m a r k gelang, einen Teil von Prag die sogenannte Kleinseite -im im Juli 1648 zu gewinnen. Als der Kaiser das bergewicht der schwe-disch-sranzsischen Macht anerkennen mute, kam es zum Frieden.
. 123. Der westftische Ariede.
1. Das Bedrfnis nach Frieden war in Deutschland schon lngst vor-1635 Hanfren, wie sich daraus ergiebt, da dem Prager Frieden von 1635 die
meisten Prot. Fürsten Norddentschlands beigetreten waren. Die auswrtigen Mchte aber verfolgten ihre politischen Zwecke weiter und suchteu durch Fort-setzung des Krieges die Schweden an der Ostsee, die Franzosen am Rhein Gebiete zu gewinnen und ihre Ansprche immer mehr zu steigern. Darum zogen sich die schon 1641 angebahnten Friedensverhandlungen Jahre lang hin. Seit 1645 wurde in Mnster mit den Franzosen, in Osnabrck mit den Schweden und den Prot. Reichsfrsten verhandelt. Endlich erfolgte 1648 die Unterzeichnung des westflischen Friedens am 24. Oktober 1648.
2. Die Hauptbestimmungen desselben der die kirchlichen Verhlt-nisse waren fr die Protest. Reichsfrsten gnstig, indem die Friedensschlsse von Passau und Augsburg aufs neue anerkannt und nun auch fr die Reformierten gltig erklrt wurden. Die kirchlichen Gter sollten den Pro-
1624 testariten nach dem Stand vom I. 1624 verbleiben und von da an der geistliche Vorbehalt Geltung haben. Das gleiche Jahr wurde auch fr das sog. Re-formationsrecht der Fürsten als magebend angenommen, d. h. kein Fürst durfte seine Unterthanen zu einem anderen Bekenntnis zwingen, als welches 1624 sie int I. 1624 hatten. Die Sitze im Reichskammergericht wurdeu so verteilt da 26 mit Katholiken und 24 mit Protestanten besetzt wurden.
3. Die politischen und Besitz-(Territorial-)Verhltuisse ordnete man wesentlich in nachstehender Weise:
1826 -
Erfurt
: Müller
- Autor: Benicken, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
233
mit furchtbarer Schnelle; die Franzosen waren längst
mit Ruhm und Glanz bethört; jetzt gestaltete er den
Despotismus mit einer bis dahin nie gesehenen Kunst
und Klugheit. Widerspruch vom Auslande war kaum
zu erwarten, denn seine Heere standen schlagfertig
vor den Thoren jeder europäischen Macht; nur das
ferne Rußland, Schweden und Großbritannien hatte
sein Arm noch nicht erreicht. Was er übrigens wollte,
war in der bedeutungsvollen Redensart vom wieder-
errichteten Throne Karls des Großen sattsam aus-
gesprochen.
Rußland, Schweden und England verweigerten
die Anerkennung der Kaiferwürde; die beiden ersteren
»6. Mai brachen alle diplomatische Verbindung mit Frankreich
»»04 ab; William Pitt, der zum zweitenmale Groß-
britanniens Staatsruder ergriff, arbeitete an einer
a. Aug. neuen Coalition. Auch Kaiser Franz (der bald nach
Napoleons Erhebung sich zum Erbkaiser von Oester-
reich erklärt hatte, weil allem Anscheine nach des deut-
schen Reiches Todesstunde nicht mehr fern war), rü-
stete in der Stille; König Friedrich Wilhelm
aber erkannte den neuen Kaiser an und hielt fest bei
der einmal ergriffenen Neutralität. Man hat ihn
deshalb getadelt und alles spätere Unheil aus jener
Neutralität herzuleiten gesucht. Indeß bedarf es nur
E'nes Blickes auf die Lage des Staats, die nächste
Vergangenheit und das Schicksal der beiden früheren
Eoalitionen, um in des Königs Entschluß eine wahr-
haft väterliche Sorgfalt für sein Land und die Ehre
seiner Krone zu erkennen. Niemand hatte seinem Va-
ter beisteben wollen, als im Beginnen der Revolu-
tion ein kühnes und kräftiges Durchgreifen zum Ziele
geführt haben würde; als später Oesterreich und Eng-
land sich ihm anschloffen, war Mißtrauen und Lauig-
keit der Charakter jener Coalition im Felde wie in
den Kabinetten gewesen; Preußen hatte sich aufgeopfert
und zum Lohn war ihm Undank geworden. Jetzt,
da Frankreich gewaltig aufrecht stand, von einem als
Feldherr und Staatsmann bewährtem Monarchen be-
herrscht, kriegsgewohnt, geordnet, dabei in voller Kraft
der geläuterten und durch Erfahrung berichtigten Ne-
voluticnsgrundsatzc, mit dem Westen Europa's ver-
1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Dreißigjähriger Krieg. ^3
zur Hülfe eilte der König mit einem Neuterhau-
fen nach jener Seite hin, und sprengte weit voran,
um des Feindes Blöße auszuspähen; nur wenige
Begleiter und der Herzog Franz von Sachsen-
Lauenburg folgten ihm. Sein kurzes Gesicht führte
ihn zu nahe an eine Schwadron kaiserlicher Reu-
ter; er erhielt einen Schuß in deii Arm, daß er
beinahe ohnmächtig herabsank. Dennoch »pellte er
sich aus dem Getümmel wegführen lassen; aber
indem er sich wendete, bekam er einen Schuß in
den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott!
Mein Gott!" sank er vom Pferde lieber den Ge-
fallenen bin stürzten die schnaubenden Rosse, und
zertraten mit ihren Hufen den edlen Leib, daß er
ganz entstellet war. Sein zurückkommendes,- blu-
tiges Pferd verkündete den Seinigetl die crgurige
Bothschaft; sie entflammte in ihrer Brust einen
rackedurftigen Zorn, und unter der Anfuhrung
des Herzogs Bernhard von Weimar, welcher mit
heldenmuthiger Entschlossenheit die Schaaren von
Neuem ordnete, drangen sie wieder über die Grä-
den vor und stürzten die Reihen der Feinde über
den Haufen. Diese konnten nicht mehr widerstehen;
der Generallieutenant Piccolomini beflieg schon,
blutbedeckt, das fünfte Pferd, und Pappenheim,
der ritterlich gekämpft, fiel, von einer Äuget lödt-
lich verwundet. Da nahm Flikcht und Verwirrung
zu: „Die Schlacht ist verloren, der Pappenheimer
ist todt, die Schweden kommen über uns!" er-
fd)ou es; Wallenstein lies; zum Rückzuge blasen.
Ein dicker Nebel und die euibrechcnde Nacht ver-
hinderte die Schweden eben so sehr, als ihre ei-
gene Ermüdung, am Nachsehen; sie brachten die
flacht auf dem Schlachtfelde zu, und das kaiser-
liche Geschütz blieb in ihren Händen. Wallensrein
zog aber mit den Ueberbleibseln des Heeres nach
Böhmen, obwohl er früher sein Winterlager in
Sachsen zu nehmen beschlossen hatte. So redete
der Erfolg unzweideutig genug für den Sieg der
Schweden, obgleich Wallenstein die Schlacht für
1827 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
739
zwingen. Da nun Kaiser Franz seine Hartnäckigkeit sah,
schloß er sich mit ganzer Macht an die Verbündeten an,
schickte ein Heer nach Italien, ein noch größeres aber, welches
Fürst Schwärzende rg anführte, und er .selbst begleitete,
nach Böhmen, um sich hier mit dem Hauptheere der Verbün-
deten zu vereinigen. Auch Vernadotte, der Kronprinz von
Schweden, trat zu der großen Verbindung, und neue russische
Haufen strömten selbst aus dem fernen Asien herbei. Welcher
Kampf! Ganz Europa beinahe stand unter den Waffen; es
war kein Krieg der Fürsten, wie sonst gewöhnlich, sondern der
Völker. Da sah man den ernsten Deutschen, den abgehärteten
Schweden, den kernigen Russen, den bärtigen Kosackcn, den
braungelben Kalmücken, den wilden Baschkiren, ja selbst den
Sohn der mongolischen Wüste, den nomadisirenden Kirgisen,
und den Bewohner des Caucasus, den stolzen Tscherkaffen in
eisernem Panzerhemde, Alle friedlich beisammen, um den Mann
zu bekämpfen, dessen Herrschsucht Europa zu enge war. Die
meisten Fürsten Deutschlands mußten noch ihm dienen, weil
ihre Länder von seinen Truppen besetzt waren; selbst der sonst
so ehrwürdige König von Sachsen hatte sich aufs neue an
ihn angefchlostcn, und hielt zu seinem und seines Landes groß-
ßen Schaden treu bei ihm aus.
Am 17ten August war der Waffenstillstand zu Ende, und
der große Kampf begann aufs Neue. Napoleon hatte
sein Heer um Dresden versammelt, und machte von hier aus
Angriffe auf die von drei Seiten anrückenden Heere der Ver-
bündeten. Diese aber hatten drei große Heere, mit denen sie
nach Sachsen vorgingen.
Das Haupt Heer stand in Böhmen, Oestreicher, Rus-
sen und Preußen, geführt von Schwarzenberg. Witt-
genstein führte unter ihm die Russen, Kleist die Preußen.
Bei ihm befände^ sich die drei Monarchen selbst. Von Böh-
men aus sollte cs über das Erzgebirge nach Sachsen Vorgehen.
Von Osten her kam das schlesische Heer. Der alte
Blücher führte es an. Es bestand aus Russen und Preu-
ßen, die von Langeron, Sacken und York befehligt
wurden.
47*
1868 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Masius, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Lesebuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
391
erließ der König am 14. September aus dem Lager bei Erfurt nachfol-
gendes Schreiben an Winterfeldt: „Mein lieber Generallieutenant von
Winterfeldt! Es ist allererst heute, daß ich Euer Schreiben vom 26. vori-
gen Monats erhalte, da mir inzwischen gar nichts weiter von Euch zu-
gekommen ist. Was das von Euch bei Eurem unterhabenden Regiment
vorgeschlagene Avancement anbetrifft, da beziehe ich mich darunter auf
dasienige, so ich auf die von Euch deßhalb beigefügte Spezification eigen-
händig beigesetzt habe, und hoffe übrigens, daß Eurer Orten noch Alles
gut sein, und "ich von des Herzogs von Bevern Liebden bald einige Nach-
richten deßhalb erhalten werde. Ich bin Euer wohlaffektionirter König."
Darunter schrieb er eigenhändig Folgendes: „Hier geht alles nach Wunsch.
Es ist aber eine verflogene Zeitung aus Lausnitz gekoniinen, die mir in
großen Sorgen setzet; ich weiß nicht, was ich davon glauben soll. Aus
Dresden schreibt man mir, Er wäre todt, und aus Berlin, Er hätte
einen Hieb über die Schulter; aus diesem kann ich mir nicht vernehmen;
der Prinz Franz sei gefangen, und Anhalt todt. Der Prinz von Bevern
wird mir gewisse geschrieben haben, der Jäger muß seind aufgehoben
worden. Wende der Himmel alles zum Besten! Fch."
Als der König diese Zeilen schrieb, war das Auge, welches sie
lesen sollte, schon 6 Tage geschlossen, und das schauerliche Blatt, welches
die edle Bekümmerniß in den einfachen Worten so rührend ausspricht,
konnte nur noch den Sarg des Lieblings treffen. Bald darauf empfing
der König die Gewißheit der schrecklichen Todeskunde, einen Augenblick
darauf die Nachricht, daß die hannoverschen Truppen durch den Vertrag
von Kloster-Seven für seine Sache verloren seien, hingegen die Russen
und Schweden nun ernstlich gegen ihn auftreten würden; da rief er
aus: „Gegen die Menge inemer Feinde hoffe ich noch Rettungs-
mittel zu finden, aber einen Winterfeldt finde ich nicht wieder!" Und
Thränen entstürzten seinen Augen. Den Menschen, den Freund, welchen
er verlor, konnte ihm nichts ersetzen. Aber auch den General, dein der
König so ganz vertraute, auf den" er für die Erhaltung Schlesiens gerech-
net hatte, mußte er in der bedrängtesten Lage schmerzlich vermissen!
Das Andenken Winterfeldts blieb dem Könige seine ganze Lebens-
zeit hindurch in höchstem Werth. Er nannte fernen Namen nur mit
innigster Wehmuth und größter Würdigung. Zu dein russischen Feld-
marschall Romanzoff, der mit dem Großfürsten Paul Petrowitsch im
Sommer 1776 in Berlin war, sagte der König einmal, riachdem er ihn
eine Weile nachdenklich angesehen: „Ich finde die größte Aehnlichkeit
zwischen Ihnen und meinem General Winterfeldt." Der Feldmarschall
erwiderte, es sei ihm höchst ehrenvoll, einem Generale zu gleichen, der
Seiner Majestät so gut gedient habe; worauf der König versetzte: „Doch
bedürfen Sie nicht erst solcher Aehnlichkeit, da eigene Thaten "sie unsterb-
lich machen." Späterhin, als der König einen jungen Offizier, den nach-
herigen General von Nüchel, öfters zu seiner Unterhaltung berief, und
die Rede auf das Treffen bei Moys kam, sagte der König: „Da blieb
Winterfeldt. Er war ein guter Mensch, — ein Seelenmensch, — er
war mein Freund!" und seine großen, feuchtwerdenden Augen gegen das
Fenster wendend, öffnete er es, und blieb lange davor stehen, bis er
wieder zu Nüchel gewandt, diesen mit sichtbarer Erweichung durch die
Worte entließ: „Gute Nacht! Ich bin sein Diener!"
A. Varnhagen v. Ense.
13. Bd. 3
- S. 424
1844 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
424
aber, von diesem Geschrei üblen Eindruck fürchtend, ruft: „Es
ist nichts, folgt mir! feuert!" Doch überwältigt von Schmerz-
und Kraftlosigkeit, sagt er in französischer Sprache zu dem Her-
zog Franz Albert: „Mein Vetter, ich habe genug; sucht mich
von hier wcgzubringcn." Kaum aber hatte dieser sich gewendet,
als der König einen zweiten Schuß durch den Nucken bekommt.
Da sinkt er mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein Gott!" vom
Pferde. — Dicht vor des Lauenburgcrs Gesicht, der den Fal-
lenden aufgesangen hatteward ein Pistol losgefcucrt, dessen
Blitz ihm fast das Haar versengte, und in dem Getümmel der
heransprengenden Reiter, ganz betäubt von dem Knalle der Mus-
keten, dem Sausen der Schwerter und dem Schnauben der Rosse
um sich her, ließ der Herzog, kaum wissend, was er that, den
Leib des Königs fallen und gab seinem Pferde die Sporen, sich
aus der Gefahr zu retten. Ucber den Gefallenen hin stürzten
die Rosse der Freunde und Feinde, ohne ihn zu erkennen (denn
er trug nur ein ledernes Reitcrcollct. und einen schlichten Luch-
rock darüber) und nur sein zurückkommcndcs blutiges Pferd und
die Berichte seiner letzten Begleiter machten den Schweden das
unglückliche Ereigniß kund. Wuthentflammt drangen sie herbei,
dem Feinde diese heilige Beute zu entreißen. Um seinen Leich-
nam entbrennt ein heißer Kampf, und der entstellte Körper wird
endlich unter einen Hügel von Todten begraben.
Ueber die Frage, wie und von wem Gustav Adolph den
tödtlichen Schuß empfangen, haben sich so viele verschiedenartige,
zum Thcil einander widerstreitende Gerüchte verbreitet, daß sie wohl
schwerlich jemals mit Gewißheit wird beantwortet werden können;
cs ist diese That in eine Dunkelheit gehüllt, wie kaum irgend
eine Begebenheit des Mittelalters. Die-Relation, welche dieses
Todes wegen dem Kaiser übersendet wurde, meldet: „Als der
König seinen fliehenden Völkern zu Hülfe kommen wollen, habe
ein kaiserlicher Corporal, wahrnehmend, daß dem Vorüberspren-
gendcn Jedermann ehrfurchtsvoll ausweiche, einen Musketier bei
der Hand genommen und ihm zugerufen: „„Auf den dort schieße,
der scheint etwas Vornehmes zu seyn."" Der Soldat schlagt an
und der linke Arm des Königs wird von seiner Kugel zerschmet-
tert. Gleich darauf sey eine Escadron Reiter herangesprcngt,
von denen einer in einer blanken Rüstung, so der Obristlicutc-
nant vom florentinischen Regiment von Falken berg gewesen
1867 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
216
Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
die ganze schwedische Linie vor. Tie Schweden wurden, so wie
sie sich der Landstraße näherten, von einem heftigen Flintenfeuer
der in den Gräben liegenden feindlichen Musketiere und von dem
Feuer der an den Windmühlen stehenden Kanonen empfangen.
Der König ist der Erste, der mit seiner Reiterei über die Grä-
den setzt; er zerstreut die leichtberittenen Polen und Kroaten, de-
ren unordentliche Flucht auch der übrigen Reiterei Furcht und
Verwirrung mittheilt. Eben so unwiderstehlich dringen die
Fußregimenter des rechten Flügels zu den Gräben vor, vertrei-
den daraus die Feinde mit der Kolbe und Partisane, stürmen
die Batterie vor der feindlichen Mitte, erobern die hier auf-
gestellten sieben Kanonen und bringen Unordnung in die dichten
Haufen des Fußvolks. Aber der Ungestüm des Angriffs hat die
schwedischen Brigaden auseinander gebracht; die geschlossenen
Linien sind aufgelöst. Dies benutzen die kaiserlichen Reiterhaufen
im Centrum; sie eilen den fliehenden Fußregimentern zu Hülfe,
werfen sich auf die Schweden, halten sie auf, nehmen ihnen die
bereits eroberten Kanonen wieder ab und treiben sie über die
Gräben wieder zurück, während die Batterien an den Wind-
mühleu ihre Kugeln unter die weichenden Schweden schleudern.
Diese Verwirrung wird dem Könige hinterbracht, als er eben
im Vordringen begriffen ist. Er übergiebt sogleich dem General
Horn die Führung des rechten Flügels, um die errungenen
Vortheile zu verfolgen, und eilt an der Spitze der finnländischen
Kürassiere nach dem linken Flügel, der Unordnung abzuhelfen.
Sein edles Roß überspringt pfeilschnell die Gräben; er eilt, da
die Reiter nicht so schnell Nachfolgen können, ihnen voraus, nur
vom Herzoge Franz Albert von Lauenburg, einem Pagen
und einem Stallmeister begleitet, gerade nach der Gegend, wo
sein Fußvolk am meisten bedrängt ist, und indem er seine Blicke
umhersendet, irgend eine Blöße des feindlichen Heeres auszu-
spähen, führt ihn sein kurzes Gesicht zu nahe an dasselbe. Auf
diesem Wege erhält er einen Schuß in den linken Arm. In
diesem Augenblicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt,
und ein verwirrtes Geschrei: „Der König blutet; der König ist
erschossen!" breitet unter den Ankommenden Schrecken und Ent-
setzen aus. „Es ist nichts! Folgt mir!" ruft der König, seine
ganze Stärke zusammenraffend; aber überwältigt vom Schmerz
und der Ohnmacht nahe, bittet er in französischer Sprache den
Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus dem Getümmel
1885 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Richter, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 189 —
100, Vor Wallensteins Ermordung. 1634.
Als Wallenstein mit den Sachsen und Schweden über den Abschluß eines Friedens unterhandelte, sollte der sächsische General Arnim im Aufträge seines Kurfürsten zu Wallenstein gehen. Seine Ankunft verzögerte sich, und der Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg, der sich gerade bei Wallenstein aufhielt, schrieb daher an Arnim:
„Wohledler, infonders hochgeehrter Herr Generalleutnant! Mit was großem Verlangen der Herzog feiner dahier wartet, habe ich etlichemal geschrieben, hoffe, I. E. werden es bekommen haben. Weil ich nun in so langer Zeit nichts wieder von demselben höre, hat der Herzog begehrt, I. E. zu schreiben und zu erinnern, daß Sie doch nicht länger ausbleiben wollten, denn die höchste Not es erfordert. Der Aldringer ist citiert worden, ist auf halben Weg gekommen, hat aber nicht hergewollt. Man hat den Gallas zu ihm geschickt, der kommt noch nicht wieder, also daß man zweifelt, ob er treu sein möchte. Der Diodati ist ohne Befehl von hier aus seinen Quartieren nach Österreich marschieret, also daß es sich ansehen läßt, als wenn sie nicht alle mit dem Herzoge halten wollten. Auch trauet man dem Piccolomini nicht recht. Die andern aber wollen beim Herzoge leben und sterben. Und ist der Herzog willens, sein Volk bei Prag zum Teil zu sammeln, denn er besorgt, sie möchten ihm einen Teil seiner Regimenter abspenstig machen. Sie können aber nichts thun, denn die meisten und besten halten es mit dem Herzog; deswegen verlangt ihn von Herzen, I. E. zu sprechen. Auch hat er mich gebeten, Sie wollten doch etliche tausend Pferde an den böhmischen Grenzen in Meißen sammeln lassen, im Fall es vonnöten, daß sie ihm zu Hilfe kommen könnten. Es muß jetzt biegen oder brechen, denn ich merke wohl, er will denen auf den Hals gehen, so mit Aldringer halten wollen. Er verläßt sich jetzt aus uns, und die nicht mit dem Herzog halten, fürchten dieses wie den Teufel. Damit er auch des Herzogs Bernhard versichert ist, hat er art mich begehrt, ich sollte eine Reise zu ihm thun, damit er nur Sicherheit hätte, daß er vor ihm sicher wäre, wenn er etwas mit den andern zu thun hätte. Ich sollte ihm zu verstehen geben, daß die Pfaffen und die Spanier und dergleichen Männer nicht zugeben wollten, daß er einen Frieden machen sollte mit Ehren der deutschen Kurfürsten und Fürsten. Diejenigen, so den Herzog jetzt verlassen, sind von den spanischen Räten bestochen worden. Hat aber nichts zu bedeuten, er verläßt sich auf I. E. Ich habe ihm versprochen, daß Sie und ich bei ihm leben und sterben wollen; ist sehr zufrieden. Es gehe, wie es wolle, es ist ein gemachtes Essen für uns. Aber bei Gott, wir müssen den Herzog nicht verlassen. Es sind noch die meisten Offiziere hier; die sind alle treu. Ich schließe in höchster Eile, werde heute noch weg.
Pilsen, den 8./18. Februar. I. E. treuer Diener und Knecht
In höchster Eile. Franz Albrecht, H. z. S."
1821 -
Stettin Berlin
: Nicolai
- Autor: Grieben, Ludwig
- Hrsg.: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
62 Vu.zeitr. Von d. westph. Fr. bis zur Befr.
Landeshoheit und das Recht, Bündnisse sowohl
unter einander, als mit Fremden zu machen,
nur nicht „zum Schaden des Reichs." Und zu
Bürgen solcher Verfassung, wie überhaupt der
Bestimmungen des westphälischen Friedens war-
fen sich Frankreich und Schweden auf.
7. Endlich wurde auch die Freiheit und Un-
abhängigkeit der Schweizer und der Niederländer,
welche letztere sich 157g von Spanien losgerissen
hatten, anerkannt.
Siebenter Zeitraum.
Von dem westphälischen Frieden big
zur Befreiung Deutschlands von der
Franz 0 senherrschaft. 1648—1813.
Deutschland nach dem westphälischen Frieden.
Traurig war der Zustand des Vaterlandes
nach dem langen verheerenden Kriege. Zwei
Drittheile der Einwohner waren theils durch das
Schwert, theils durch Seuchen, Pest, Hungere«
noth, Schrekken und Verzweiflung um's Leben
gekommen, uno die in dieser Hinsicht vorgekom-
menen Gräuel übersteigen alle Begriffe. Blühen-
de Gegenden waren in Einöden verwandelt; un-
zählige ^iadre und Dörfer waren Aschenhaufen;
Gewerbe, Künste und Handel lagen gänzlich da-
nieder. Auch blieben die fremden Truppen noch
eine geraume Zeit inr Lande. Die Franzosen
wollten aus den eroberten Festungen nicht weichen,
bis die kleinste Bedingung erfüllt war, und die
Schweden hielten noch zwei Jahre lang sieben
1856 -
Darmstadt
: Diehl
- Autor: Curtman, Wilhelm Jakob Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
244
feste Burg ist unser Gott" an, und die Feldmusik begleitet den Gesang.
Dann steigt der König ,;u Pferde und durchreitet die Reihen. „Gott
mit uns" war die Losung der Schweden; die der Kaiserlichen: „Jesus
Maria." Gegen 11 Uhr fangt der Nebel an sich zu zertheilen, und
der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in Flammen
stehen, das auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt war, damit er
von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt begann der Angriff
von Seiten der Schweden. Ungeachtet des heftigen feindlichen Feuers
überspringen sie die Graben der Landstraße, dringen unaufhaltsam vor
und werfen das erste gleich darauf das zweite Viereck der Kaiserlichen
zurück, und schon wendet sich das dritte zur Flucht, da gelingt es
Wallenstein die Fliehenden zum Stehen zu bringen. Von der Ka-
vallerie unterstützt machen sie auf's neue Front gegen die Schweden,
und es erhebt sich ein mörderischer Kampf. Die Schnöden, von der
Menge überwältigt, weichen endlich über die Gräben zurück. Indeß
hat der rechte Flügel des Königs, von ihm selbst angeführt, den lin-
ken des Feindes angefallen und geschlagen. Da hinterbringt man ihm,
daß seine Infanterie über die Gräben zurückweiche, und daß sein linker
Flügel durch das feindliche Geschütz furchtbar geängstigt und schon
zum Weichen gebracht werde. Schnell sprengt er an der Spitze eines
Regiments dahin, um dieser Unordnung abzuhelfen. Nur wenige
Reiter, unter denen Franz Albert, Herzog von Sachsen-Lauenburg, ge-
nannt wird, sind im Stande ihm bei dem schnellen Ritte zur Seite
zu bleiben. Unglücklicher Weise war der König kurzsichtig und kommt
dadurch dem feindlichen Heere zu nahe, ein kaiserlicher Musketier zer-
schmetterte ihm durch einen Schuß den linken Arm. In diesem Augen-
blicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt, und ein verwirrtes
Geschrei: „Der König blutet — der König ist erschossen" breitet unter
den Ankommenden Schrecken und Entsetzen aus. „Es ist Nichts —
folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber
überwältigt von Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in fran-
zösischer Sprache den Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus
dem Gedränge zu schaffen. Indem der Letztere auf einem weiten Um-
wege mit dem Könige umwendet, erhält dieser einen zweiten Schuß
durch den Rücken, der ihm den letzten Rest seiner Kräfte raubt. „Ich
habe Genug, Bruder!" ruft er mit sterbender Stimme, „suche du nur
dein Leben zu retten." Zugleich sinkt er vom Pferde, und von noch
mehr Schüffen durchbohrt, von allen seinen Begleitern verlaffen, ver-
haucht er unter den räuberischen Händen der Kroaten sein Leben.
Bald entdeckte sein ledig fliehendes, im Blute gebadetes Roß der schwe-
dischen Reiterei ihres Königs Fall, und wüthend dringt sie herbei, dem
gierigen Feinde diese heilige Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam
entbrennt ein mörderisches Gefecht, und der entstellte Körper wird unter
einem Hügel von Todten begraben. Die Schreckenspost durcheilt in
kurzer Zeit das ganze schwedische Heer. Voll Grimm verdoppelt es
seine Anstrengungen, schlägt den linken Flügel der Kaiserlichen gänzlich,
nimmt das feindliche Geschütz, bringt auch den rechten Flügel zum
Weichen, die Schlacht neigt sich zur Entscheidung, und das Schicksal
des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblicke. — Da er-
scheint der kaiserliche General Pappenheim aus der Ferne herbeieilend,
1794 -
Gotha
: Ettinger
- Autor: Galletti, Johann Georg August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iii. Frankreich. 51
schaft. Er muß den Frieden zu Madrid ein- 1526
gehen, den er aber nicht erfüllt.
Cr fahrt dcmungeachtet noch immer fort, seine
ehrgeitzigen Absichten zu verfolgen. Neuer
Feldzug nach Italien. *>35
Verzicht auf Neapel und Mayland.
Franz besetzt, wegen seiner Mutter, Savoyen.
Karl nöthigt ihn abermals, Italien zu ver- 1536
lassen.
Franz verbindet sich sogar mit den Türken, mit 1)44
Schweden, und Dänemark; Karl V laßt
ihn aber dennoch nichts in Italien erobern.
Franz besitzt übrigens rühmliche Eigenschaften
des Verstandes und Herzens. Gelehrsamkeit,
Munterkeit, Klugheit, Offenherzigkeit, Leut-
seligkeit, Tapferkeit, Wankelmüthigkeit des-
selben.
Er regiert lobenswürdig. Genaue Verwaltung
der Gerechtigkeit, Abschaffung der lateini-
schen Sprache in den Gerichten, ordentliche
Einrichtung des Finanzstaatcs Franz befördert
die Aufnahme der Künste und Wissenschaf-
ten. Hohe Schule zu Paris, königliche Bi-
bliothek, Belohnung der Gelehrten und
Künstler.
Er verhindert aber auf der andern Seite die
Aufklärung, indem er die Refvrmirten ver- ^ _
folgt. ff* *547
3. Frankreich wird von zwey Partheyen zer-
rüttet.
Heinrich H vergrößert das Reich; doch kann er
seine Absicht nicht völlig durchsetzen. Er
nimmt den Engländern Boulogne, und dem
deutschen Reichs die Bißthümer Metz, Toul, I55l
und Verdun weg; sein Anschlag auf Nea-
pel mißlingt ihm aber.
Einfluß seiner Gemahlin, der Katharine von
Medien
D 2 Unter
1862 -
Breslau
: Max
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Mädchen
102
Neueste Geschichte. 2. Periode. Freiheitskampf.
welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei
Leipzig bewiesen haben. Am Nachmittag des 16. October schien
es, als sei der Kamps zu ihren Gunsten entschieden und schon
hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen
geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt
hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wa-
chau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes,
wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten
hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die Dorische Abthei-
lung, den blutigsten Kampf des ganzen Krieges zu bestehen: drei-
mal mußten sie das Dorf int Sturm nehmen und dreimal wurde
es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den
Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen An-
zahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17.
October versuchte Napoleon ttoch einmal, die Oestreicher durch
lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu be-
stimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon Nichts hören. Der
17. ging ohne größere Waffenthat vorüber, beide Heere bereite-
ten für den folgenden Tag den erneuerten, entscheidenden Kampf
vor. Die Verbündeten erhielten durch die Ankunft des Kron-
prinzen von Schweden erwünschte Verstärkung von Norden her,
und es blieb nun das Netz, welches man um Napoleon gezogen
hatte, nur westlich ttach Lindenau hüt geöffnet. Derselbe hatte
seine Stellung an diesem Tage in Probstheida genommen, und
um dieses Dorf entbrannte der schrecklichste Kampf, welcher zahl-
lose Opfer verlangte. Zuletzt vermochten die Kämpfenden nicht
mehr über die Haufen von Leichen hinwegzukommen. Die drei
verbündeten Fürsten wohnten auf eitler benachbarten Anhöhe dem
fürchterlichen Kampfe bei, und thaten dem Blutbad endlich Ein-
halt, weil sich die Schlacht auf allen andern Seiten bereits hin-
länglich zu ihren Gunftett entschieden hatte. Besonders hatte der
Kronprinz von Schweden und Blücher dem Marschall Ney eine
große Niederlage beigebracht, und um die Zuversicht Napoleons
vollends zu beugen, waren endlich die sächsischen Truppen mit
fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Verbündeten
übergegangen. Die vereinigten Herrscher erhielten nun eine frohe
Siegesbotschaft nach der andern, wogegen Napoleon nur noch
daran denken konnte, seinen Rückzug zu decken. Auf einem Hüge>
neben einer halb zerfallenen Windmühle bei Probstheida saß er
auf einem hölzernen Schemel und dictirte die Anordnung des
1867 -
Rostock
: Hirsch
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
354
fähige Leute. Gegen solche Tapferkeit konnte Napoleons Feldherrn-
gabe nichts ausrichten.
Wahrend des 17. Oktobers, der ein Sonntag war, ruhten
beide Theile; Napoleon, weil er Friedensvorschläge an Kaiser
Franz machte, die Verbündeten, weil sie den Zuzug frischer Trup-
pen erwarteten. Blücher t>atte seine liebe Noth mit dem Kron-
prinzen von Schweden. Bernadotte stand ganz in der Nähe, hielt
sich aber immer hintenan, um ja nicht seine Schweden ins Feuer
schicke): zu müssen. Erst am 17. Abends kam er endlich zu dev!
Entschluß, daß er den folgenden Tag am Kampfe theilnehmen
wolle.
Am 18. früh begann nun die eigentliche Hauptschlacht. Die
Truppen waren beiderseits etwas enger zusammengezogen, so daß
sie sich nur noch zwei Meilen in der Breite ausdehnten. Die ver-
bündeten Monarchen standen auf einer Anhöhe, von wo sie den
ganzen Schlachtenkreis übersehen konnten. Ihnen gegenüber auf
einern Hügel stand Napoleon. Noch lag dichter Nebel über der
Gegend, als der Donner von zweitausend Kanonen losbrach und
der Kampf auf allen Seiten mit Heftigkeit entbrannte. Wild tobte
die Schlacht hin und her. Um jeden Fußbreit Landes wurde mit
Entschlossenheit gekämpft. Die Eroberung des Dorfes Schönfeld
allein kostete den Verbündeten 3000 Todte. Am schrecklichsten ging
es bei dem Dorfe Probstheida her. Bald waren die Verbün-
deten, bald die Franzosen Meister. Dreihundert Kanonen arbeite-
ten hier gegeneinander. Berge von Leichen thürmten sich um das
brennende Dorf auf. Am Nachmittage singen die Franzosen auf
allen Punkten an zu weichen. Unabsehbare Züge von Marketen-
dern, Wundärzten, Pulverkarren, Gepäckwagen und allem möglichen
Troß und Gerüth schoben und drängten sich auf Leipzig zurück
und von da weiter gegen Westen. Dann folgten Scharen von
Reiterei und Garden. Es war deutlich, daß Napoleon die Schlacht
verloren gab. Nun befahlen die Monarchen den Kampf um Probst-
heida abzubrechen. Sie wollten das grausige Blutvergießen nicht
länger dulden, als es durchaus nothwendig war. Als der Sieg
entschieden war, sagt man, fielen die drei Monarchen auf ihre
Kniee und dankten dem Herrn, der Recht schaffet auf Erden und
thut, was die Gottesfürchtigen begehren.
Am 19. Oktober wurde Leipzig, das noch von Franzosen be-
setzt war, nach kurzer, aber kräftiger Gegenwehr erstürmt. In der
Stadt sah es traurig aus. Die Franzosen hatten in den Tagen
des Kampfes alle ihre Verwundeten dahin gebracht. Die Lazarethe
waren überfüllt. Mangel und Noth und Elend waren an allen
Enden. Bei dem Sturme war es wiederum so hart hergegangen,
daß die Mühlen der Pleiße von Leichen verstopft wurden und das
Blut in Bächen durch die Straßen floß. Der Zustand der armen
Verwundeten war entsetzlich. Manche mußten zwei bis drei Tage
lang im Freien liegen, ehe sie verbunden werden konnten. Es war
beim besten Willen nicht möglich, für alle die Tausende so zu sor-
gen, wie es Hütte sein sollen. In der Umgegend von Leipzig sah
es ebenfalls schrecklich aus. Gegen dreißig Ortschaften lagen in
Schutt und Trümmern. Jeder deutschehausvater aber sollte Sorge
tragen, daß zu Kind und Kindeskind die lebendige Kunde dringe,
was Gott in jenen Tagen an den Vätern gethan, und was die