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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 103

1914 - München : Oldenbourg
— 103 — 2lm 23. Dezember mittags zwischen l und 2 Uhr kam der Fürstbischof Franz von Hatzfeld von Rarlstadt her in seiner Hauptstadt wieder an, nachdem er über drei Jahre abwesend war. Die schwedische Besatzung auf dem Marienberg zog am 18. Januar 1635 ab und wurde auf dem Maine nach Frankfurt verbracht. 17. Die Festung Königshofen. Schon um 1500 wurde die Stadt Königshofen im Grabfeld mit .Festungsmauern umgeben, die in der Folgezeit bedeutend verstärkt wurden. Als der Schwedenkönig Gustav Adolf im Oktober 1631 vor den Wällen erschien, übergab der Kommandant Tobias Eberlein die Festung, in der 300 Mann Besatzung lagen, ohne ernsten widerstand. Die Schweden behandelten die Einwohner als Feinde, sie brannten und plünderten. Von den ungeheuren Lasten, welche die fremden Gäste der Stadt brachten, gewinnt man einen Begriff, wenn man die Zahlen sprechen läßt. 19 7 50 fl. erforderte die Verpflegung der Besatzung vom 9. Oktober 1.631, bis v Mai 1632, 5000 fl. Kontribution wurden erhoben, 1073 fl. an die Gastwirte für Zehrung gezahlt, 1030 fl. den Offizieren „verehrt". Um Geld aufzutreiben, mußte die Stadt alles verarbeitete Silber von ihren Einwohnern einsammeln, wobei 119 silberne Becher und 28 Löffel zusammenkamen. Neben diesen ungeheuren Leistungen waren monatlich noch 400 Reichs» taler Kontribution zu entrichten. Die Schweden, die in einer Stärke von 450 Mann in der Festung lagen, begannen alsbald die Werke auszubauen und brachen deshalb 40 Häuser der Dorstadt ab, deren holz zu Staketen und Palisaden Verwendung fand. Bis zu 60 Familien wurden dadurch obdachlos und mußten bei den übrigen 2)0 Haushaltungen der Stadt Unterkunft suchen. 4 )ahre und 2 Monate dauerte die feindliche Besetzung, während der ein Auflauf in der Stadt durch Tötung von sechs Einwohnern gerächt wurde. Als nach L>em Abzüge der Schweden kaiserliche Völker in der Festung lagen, dauerten i>ie Leiden fort, denn die Manneszucht der kaiserlichen Völker war weitaus schlechter als die der Schweden. Gleich nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges bauten die Bischöfe ihre Grenzfeste nach den Regeln der neuen Festungsbaukunst um, eine Arbeit, die wie bei der Hauptstadt nur langsam vorrückte und erst unter Franz Ludwig von Erthal beendigt wurde. Die in einem Rechteck angelegte Stadt war dann ganz mit Wällen und Gräben umgeben, von denen weitaus der größte Teil unter Wasser stand. Der innere Umfang der Wälle betrug 1830 Schritte. Die Festung hatte vier Bastionen, das Schloß-, Kloster-, Lärmen- und Spitalbollwerk an den vier Ecken, zwei Schanzen, zwei Hornwerke an den beiden Toren und mehrere Erdschanzen. 3n den Hornwerken befanden sich die Pulvermagazine und auf dem walle drei Zeug- und Hüsthäuser. Auf den wall

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1. Bd. 1 - S. 927

1835 - Eisleben : Reichardt
927 Preußischer Staat. Tages die Gegend und verzögerte den Angriff der Heere bis 11 Uhr. Vor der Fronte knieend, hält der König seine Andacht, die ganze Armee auf die Knie hingeworfen, stimmt zu gleicher Zeit das Lied „Eine feste Burg ist unser Gott" an, und die Feldmusik begleitet den Gesang. Dann steigt der König zu Pferde und durchreitet die Reihen. Gott mit uns, war die Losung der Schweden; die der Kaiserlichen: Jesus Maria. Gegen eilf Uhr fängt der Nebel an sich zu zertheilen und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in Flammen stehen, auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt, damit er von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt begann der Angriff von Seiten der Schweden. Ungeachtet des heftigen feindlichen Feuers, überspringen sie die Graben der Landstraße, dringen unaufhalt- sam vor und werfen das erste, gleich darauf das zweite Quarre der Kaiserlichen zurück, und schon wendet sich das dritte zur Flucht, da gelingt es dem Herzog die Fliehenden zum Stehen zu bringen, und von der Kavallerie unterstützt machen sie aufs Neue Front gegen die Schwe- den, und es erhebt sich ein mörderischer Kampf. Die Schweden von der Menge überwältigt, weichen endlich über die Graben zurück. Indeß hat der rechte Flügel des Königs, von ihm selbst angeführt, den lin- ken des Feindes angefallen und geschlagen. In diesem Augenblicke hinterbringt man dem Könige, daß feine Infanterie über die Graben zu- rückweiche und auch fein linker Flügel durch das feindliche Geschütz furcht- bar geängstigt und schon zum Weichen gebracht werde. Schnell sprengt er an der Spitze eines Regiments dahin, der Unordnung seines eigenen linken Flügels abzuhelfen. Nur wenige Reiter, unter denen Franz Albert Herzog von Sachsen-Lauenburg genannt wird, sind im Stande ihm zur Seite zu bleiben. Sein kurzes Gesicht führt ihn dem feind- lichen Heere zu nahe, und ein kaiserlicher Musketier zerschmettert ihm durch einen Schuß den linken Arm. In diesem Augenblicke kommen seine Schwadronen daher gesprengt, und ein verwirrtes Geschrei: „Der König blutet — Der König ist erschossen" breitet unter den Ankom- menden Schrecken und Entsetzen aus. „Es ist nichts — folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber über- wältigt - von Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in französi- scher Sprache den Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus dem Gedränge zu schaffen. Indem der letztere auf einem weiten Umwege nach dem rechten Flügel mit dem Könige umwendet, erhält dieser einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den letzten Rest feiner Kräfte raubt. „Ich habe genug Bruder"! ruft er mit sterbender Stimme. „Suche du nur dein Leben zu retten". Zugleich sinkt er vom Pferde, und von noch mehreren Schüssen durchbohrt, von allen seinen Begleitern verlassen, verhaucht er unter den räuberi- schen Händen der Kroaten sein Leben. Bald entdeckte sein ledig flie- hendes, im Blute gebadetes Roß der Schwedischen Reiterei ihres Königs Fall, und wüthend dringt sie herbei, dem gierigen Feinde

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 235

1896 - Hannover : Manz & Lange
Der deutsche Freiheitskrieg. 235 2) Die Kmpfe im Frhjahr 1813 und die Zeit des Waffen- stillstand es. Nochmals begnstigte das Kriegsglck die Sache des sranzsi-schen Kaisers. Bei Grogrschen (2. Mai) und bei Bautzen (20. und 21. Mai) schlug er das vereinigte russisch-preuische Heer. Darnach aber wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen, den beide Teile zur Vervollstndigung ihrer Rstungen benutzten. Kaiser Franz suchte zwischen seinem Schwiegersohn und dessen Gegnern zu vermitteln. Um sterreich zum Anschlu an die Sache der Verbndeten zu bringen, eilte Scharnhorst, der eben bei Grogrschen verwundet worden war, nach Prag, dem Orte der Verhandlungen. Aber weil er sich im Eifer fr die deutsche Sache nicht schonte, verschlimmerte er seine Wunde und starb, ohne seinen Wunsch erfllt zu sehen. Indessen trat Kaiser Franz, da Napoleon malose Forderungen stellte, dem Bunde Rulands und Preuens bei, wie auch England und Schweden thaten. 3) Der Entscheidungskampf auf dem rechten Rheinufer. In der zweiten Hlfte des Augusts 1813 begannen aufs neue die Feindseligkeiten. Die Truppen der Verbndeten waren in drei Heere geteilt. Das Hauptheer, die groe oder bhmische Armee, zhlte der 200000 Mann und stand unter dem Oberbefehl des fter-reichischen Fürsten Schwarzenberg. In dessen Hauptquartier befanden sich die Kaiser von sterreich und Rußland und der König von Preußen. Das Nordheer, das sich bei Berlin sammelte, hatte den Kronprinzen Bernadotte von Schweden zum Anfhrer. Den frischesten Wagemut zeigte der siebzigjhrige General Blcher, der Marschall Vorwrts". Er fhrte die fchle-fische Armee, die nicht ganz 100000 Mann stark war.

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 118

1898 -
— 118 — Am liebsten wäre dem österreichischen Kaiser ein allgemeiner Friede gewesen, durch den Napoleon einen Teil seiner Macht verloren und er die abgetretenen Provinzen wieder erlangt hätte. — Napoleon dachte nicht daran Frieden zu schließen, nachdem er wiederum zwei Schlachten gewonnen hatte. Folglich blieb dem Kaiser von Österreich nichts anderes übrig, als auf die Seite der Verbündeten zu treten und Napoleon überwältigen zu helfen, wenn Österreich seinen früheren Umfang und seine Bedeutung wieder gewinnen sollte. Aber es mußte doch Napoleon sehr unangenehm sein, wenn Österreich auf die Seite seiner Feinde trat? — Er dachte, der Kaiser Franz fürchte, von ihm zum drittenmal besiegt zu werden, und wolle auch nicht gegen seinen Schwiegersohn kämpfen. „Ihr macht mir doch nicht den Krieg", sagte Napoleon zu dem Gesandten, den Kaiser Franz zu ihm nach Dresden geschickt hatte. — Napoleon bedachte nicht, daß Franz I. unter den jetzigen Umständen auf Sieg hoffen konnte, daß er ihm seine Tochter nur aus Zwang gegeben hatte, und daß dem Kaiser außerdem das Gedeihen seines Reiches über alles gehen mußte. Kaiser Franz trat dem Bündnis bei. Ebenso noch zwei andere Mächte. — Schweden und England. Die vielen Verhandlungen, die endlich dieses Ergebnis hatten, fanden nach der Schlacht bei Bautzen statt, nach der ein langdauernder Waffenstillstand geschlossen worden war, und zwar von Napoleon und den Verbündeten gleich gern. — Beide waren sehr erschöpft, beide brauchten Zeit, um sich zu verstärken. Zusammenfassung: Österreich, England und Schweden treten während des Waffenstillstandes dem Bündnis gegen Napoleon bei. Wie die Verbündeten nun ihre Heere aufstellen, darüber haben wir bei der Leipziger Schlacht schon gesprochen. — Die Hauptarmee, bei der sich die drei Monarchen (Namen!) befanden, stand in Böhmen und hieß die böhmische ober große Armee; sie wurde aus österreichischen, russischen und preußischen Truppen gebildet. Eine zweite Armee, Preußen und Russen und auch Schweden, kam von Norden; hier kommandierte General Blücher. Denkt an den Rückzug der Verbündeten nach der Schlacht bei Bautzen! — Das verbündete Heer hatte sich doch nach Schlesien zurückgezogen. Da muß ein Teil nach Böhmen, der andere nach Norden zu abmarschiert sein. Das erste ist richtig: ein großer Teil des verbündeten Heeres marschierte nach Böhmen, so daß die böhmische Armee _ die große Armee (unter Schwarzenberg) wurde. Der Rest aber blieb in Schlesien unter Blücher, und bei Berlin sammelte sich eine dritte Armee unter dem Kronprinzen von Schweden, dabei aber auch Preußen und Russen. Napoleon hatte gegen 450 000 Mann, die Verbündeten etwa 500 000. — Ausgleich: Napoleon gebot allein.

4. Neue Rechtschreibung - S. 93

1909 - Berlin : Oehmigke
93 Ii. Von unserm Herrscherhause. 123. Der Große Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin. Franz Otto. 1. Als in der Schlacht bei Fehrbellin die Brandenburger durch den heftigen Angriff der Schweden in Unordnung gerieten, stellte sich der Große Kurfürst mutig an die Spitze eines Reiter- regiments. „Tapfere Brandenburger!" rief er, „euch voran will euer Fürst siegen oder mit end) sterben!" Da wollte ferner zurückbleiben. Die Sporen trieben die Rosse zu schnellem Laufe an; wie eine Wetterwolke stürmte das Regiment dem Feinde entgegen. Dichte Staubwolken wirbeln auf; Kanoneitdonner, Schwerterklirren, Trompetenruf und Kampfgeschrei durchschwirren die Luft. 2. Da der Kurfürst kühn vorangeeilt war, so geriet er bald mitten zwischen die schwedischen Reiter, die ihn umringten und von allen Seiten auf ihn einhieben. Glücklicherweise trug er unter seinem Hute eine Eisenkappe, an welcher die Säbelhiebe der Schweden abprallten; er selbst aber schwang unverzagt seine gute Klinge, daß rechts und links die Angreifer schwerver- wundet vom Rosse stürzten. Doch nun fiihlte er seinen Arm ermatten, während die Zahl der Feinde wuchs. Da sahen neun Dragoner die Rot ihres Herrn, warfen sich mitten in das Ge- tümmel, und treue Liebe gab ihnen die Kraft, den Kurfürsten her- auszuhauen und im Jubel §n den Seinen zurückzuführen. Im Davonreiten sah der fürstliche Held noch die Schweden weichen, während seine Geschütze fortfuhren, vom Hügel herab die Feinde niederzuschmetteru. Er belohnte seine Retter, die neun Dra- goner, mit einer Handvoll Dukaten und ließ unter freiem Himmel ein Dankfest abhalten. 124. Stallmeister Froben. Franz Otto. 1. In der Schlacht bei Fehrbellin ritt der Große Kurfürst, wie erzählt wird, eilten Schintinel. Die Schweden wußten dies und richteten ihre Geschütze auf die Stelle, wo der Kurfürst hielt. Rechts und liltks von ihm schlugen die feindlichen Ge-

5. Das Wissenswertheste aus der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte - S. 23

1868 - Langensalza : Greßler
Deutsche Geschichte. 23 Nach dem Tode ihres Königs waren die Schweden fest entschlossen, sobald nicht wieder Deutschland zu verlassen, und so verbündeten sie sich mit Frankreich, wohingegen der Kaiser sich mit dem Kurfürsten von Sachsen und mehreren andern protestantischen Fürsten verband. Auf diese Weise ward aus dem Religionskrieg ein Staatskrieg. Schrecklich ward Deutsch- land in dieser Zeit verheert. Ganze Städte und Dörfer wur- den den Flammen preisgegeben, der Acker blieb unbestellt und Hungersnoth und Pest wütheten fürchterlich. Da endlich machte dem allen der westphälische Friede 1648 ein Ende. Die Schweden erhielten Vorpommern und Rügen und die Franzosen den Elsaß, den Protestanten wurden gleiche Rechte mit den Katholischen eingeräumt und den deutschen Fürsten ge- stattet, mit auswärtigen Fürsten Bündnisse zu schließen. Franz Ii. (1 7 92— 1 806). Kurz bevor Franz Ii. zur Regierung kam, herrschte im französischen Volke wegen der großen Staatsschulden und anderer Uebelstände die größte Gährung, die sich bald in einem ge- waltigen Revolutionssturm Luft machte. Alles Alte wurde über den Hausen geworfen und an Stelle dessen unter Blut, Mord und dem Geheul der Sturmglocke etwas Neues aufgebaut, wo- bei das Volk auch seinen eigenen König gefangen setzte. Um diesem greulichen Treiben ein Ende zu machen, drang Franz Ii. und die übrigen deutschen Fürsten mit mehreren Heeren in Frankreich ein. Die Franzosen jedoch wehrten sich tapfer, und so zog sich Preußen im Frieden zu Basel (1795) und die übrigen deutschen Fürsten im Frieden zu Campo Form io (1797) vom Kriegsschauplätze zurück. Darauf beschlossen die Franzosen, auch England zu demüthigen, und so ward der General Bonaparte mit einer Flotte abgeschickt, um Eng- lands Macht in Ostindien zu schädigen. Diese Flotte aber wurde vom englischen Admiral Nelson bei Abukir in Aegypten vollständig aufgerieben, wonach Bonaparte nach Frank-

6. Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten - S. 18

1838 - Breslau : Graß, Barth
Is Einleitung dertste dreymal keinen haben solle; der Ostervollmond wurde durch Be- rechnung des Ueberschusses eines Sonnenjahrs über das Mondjahr oder nach Epacten bestimmt. Die Katholiken nahmen das Gregorianische Jahr an; die Protestanten beharrten im Gebrauche des Julianischen; es bestan- den demnach zwey Zeitrechnungen neben einander, deren Verschiedenheit in der Angabe des Tages durch ein Bruchzeichen (der Zähler giebt den Julianischen, der Nenner den Gregorianischen Tag an) ausgedrückt wird. Erst mit dem I. 1700 wurde, nach Ehrhard Weigels Vorschlag, von den teutschen Protestanten der verbesserte Calender, mit Auslassung der 11 Tage nach dem 18ten Februar, eingeführt, und auch von Hol- land, Schweiz und Dänemark sogleich, später von England [1752, in welchem Jahre d. Iste Sept. auf den Lösten Aug. folgte) und von Schweden [1763, der Iste März folgte auf den 1 7ten Febr.) angenom- men. Doch wich die Osterberechnung beider Religionparteyen von ein- ander ab bis 1777, wo die teutschen Protestanten, ihren richtigern astro- nomischen Cyclus aufgebend, sich zur Gregorianischen Epactenrechnung bequemten. — Vorübergehend war die, von der Epoche der Freyheit den 22sten Sept. 1792 ausgehende republikanische Jahresform [eingef. den 6. Oct. 1793) der Franzosen, welche der Dschelaleddinschen ähnlich ist. Das Jahr, beginnend mit dem wahren Herbst-Aequinoctium d. 22 Sept. wurde in 12 dreyßigtägige Monate, mit neuen bedeutsamen und nach den Jahreszeiten gleiche Endungen führenden Namen (Herbst: Ven- demiaire, Brumaire, Frimaire; Winter: Nivose, Pluviose, Ventose; Frühling: Germinal, Floreal, Prairial; Sommer: Messidor, Thermidor, Fructidor), oder in 360 Tage eingetheilt und erhielt vom lezten Fructi- dor bis zum Isten Vendemiaire (17 bis 21 Sept.) 5 Ergänzungtage; alle 4 I. (Franciade) wurde ein Tag (der Tag der Freyheit) eingeschal- tet. Uebrigens wurde das Decimalsystem geltend gemacht; die Monate hatten drey Decaden, deren Tage mit Zahlworten bezeichnet, in 10 Stun- - den (jede zu 100') zerfielen. Die Rückkehr zur Gregorianischen Jahres- form erfolgte den 1 Januar 1806, nachdem die republikanische Aere (welche sich in ihrem Namen schon lange überlebt hatte) durch einen Se- natsbeschluß [d. 9 Sept. 1805) abgeschafft worden war. Greg. C. Jdeler Handv. 2 S. 299 fll.; Franz. E. S. 467 fll. Is Die vergleichende wissenschaftlich-historische Zeitrechnungkunde soll die Folge der Zeit-Theile überhaupt ausmittekn und die Ausgleichung der einzelnen Berechnungen und Angaben der Zeit, nach ihrem wahren Ver- hältnisse zu einander, finden lehren. Bey den Alten konnte das Bedürf- nis: einer solchen Zurückführung der mannigfaltig verschiedenen Zeitnies-

7. Vorschule der Geschichte Europas - S. 445

1834 - Berlin : Enslin
415 beinahe sein ganzes noch übriges Heer zu Grunde ge- richtet, indem er auch immer noch vom dem Feinden verfolgt wurde, und vorzüglich schrecklich war noch die Schlacht an der Beresina im November, wo ihm die Russen den Uebergang abfchneiden wollten.^ Bald trennte er sich darauf von den noch wenigen Trümmern seines Heeres und eilte auf das schnellste nach Paris zurück, wo er sein Unglück zu bemänteln und sogleich neue Kriegs- heere zur Fortsetzung des Krieges aufzubringen suchte. Der Befreiungskrieg. Die Schlacht bei Leipzig. Der Congreß von Wien. § 15. Nach diesem Ausgang seines russischen Heer- zuges war nun auch die Zeit gekommen, wo er von sei- ner angemaßten Macht über die europäischen Lander wieder herabgestürzt werden sollte, wie es nun eben durch den nun folgenden Befreiungskrieg auch geschah. Zuerst nämlich vereinigte sich der König von Preußen, der so vieles von ihm hatte erdulden müssen, mit Ruß- land und kündigte ihm wieder den Krieg an, und auch Schweden trat mit in das neue Bündniß, so daß der Kronprinz von Schweden sein gewesener Marschall, jetzt selbst als Feind gegen ihn auftrat. Im Sommer des folgenden Jahres 1813 zogen denn die gewaltigen Kriegs- Heere vpn Osten und Westen her gegen einander, rmd trafen sich in der Mitte Deutschlands. Und mit zwei Schlachten begann jetzt der Befreiungskrieg, mit der bei Lützen und Bautzen, im Mai 1813, in welchen die preußisch-russischen Kriegsheere zwar nicht den entschie- denen Sieg erfochten, aber doch so tapfern Widerstand leisteten, daß man nun auf einen andern Ausgang des Krieges hoffen konnte. Und als nach denselben Napoleon sogleich einen Waffenstillstand schloß, weil er erst die Kriegstruppen des Kaisers von Oestreich bei seinem Heer erwarten wollte, da sah er sich auch hierin getäuscht, da Kaiser Franz, der jetzt einen Frieden stiften wollte, welchen Napouon hartnäckig verweigerte, nun selbst mit zu den Verbündeten trat, und seine Heere auch gegen ihn ausziehen ließ. So begann gegen den Herbst hin, bei der Vertheilung der Heere der Krieg wieder auf vielen Punkten Deutschlands, und es erfolgten nun im

8. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 248

1887 - Leipzig : Freytag
248 Regensburg wieder und besiegte die Schweden bei Nrdlingen (Septbr. 1g341634). Infolge dessen kam Sdwestdeutschland in die Hand des Kaisers und trennte sich Kursachsen von den Schweden, indem es mit dem Kaiser den 1635 Frieden von Prag (1635) schlo, dem die meisten protestantischen Fürsten beitraten. 4. Von jetzt an beteiligten sich die Franz o sen offen an dem Kriege, indem sie getreu ihrem alten Streben, die Habsburgische Macht zu jchwchen, die Schweden untersttzten. Am Oberrhein bezwang Bernhard von Weimar die Festung Altbreisach, die er zur Hauptstadt eines Herzogtums machen wollte, das sich aus dem Breisgau, dem Suudgau und der Freigrasschaft Burguud zusammengesetzt haben wrde. Sein pltzlicher Tod lieferte den Franzosen seine Eroberungen in die Hnde. In Norddeutschlaud und Bayern wtete der Krieg noch etliche Jahre, bis es endlich den Schweden uuter K n i g s m a r k gelang, einen Teil von Prag die sogenannte Kleinseite -im im Juli 1648 zu gewinnen. Als der Kaiser das bergewicht der schwe-disch-sranzsischen Macht anerkennen mute, kam es zum Frieden. . 123. Der westftische Ariede. 1. Das Bedrfnis nach Frieden war in Deutschland schon lngst vor-1635 Hanfren, wie sich daraus ergiebt, da dem Prager Frieden von 1635 die meisten Prot. Fürsten Norddentschlands beigetreten waren. Die auswrtigen Mchte aber verfolgten ihre politischen Zwecke weiter und suchteu durch Fort-setzung des Krieges die Schweden an der Ostsee, die Franzosen am Rhein Gebiete zu gewinnen und ihre Ansprche immer mehr zu steigern. Darum zogen sich die schon 1641 angebahnten Friedensverhandlungen Jahre lang hin. Seit 1645 wurde in Mnster mit den Franzosen, in Osnabrck mit den Schweden und den Prot. Reichsfrsten verhandelt. Endlich erfolgte 1648 die Unterzeichnung des westflischen Friedens am 24. Oktober 1648. 2. Die Hauptbestimmungen desselben der die kirchlichen Verhlt-nisse waren fr die Protest. Reichsfrsten gnstig, indem die Friedensschlsse von Passau und Augsburg aufs neue anerkannt und nun auch fr die Reformierten gltig erklrt wurden. Die kirchlichen Gter sollten den Pro- 1624 testariten nach dem Stand vom I. 1624 verbleiben und von da an der geistliche Vorbehalt Geltung haben. Das gleiche Jahr wurde auch fr das sog. Re-formationsrecht der Fürsten als magebend angenommen, d. h. kein Fürst durfte seine Unterthanen zu einem anderen Bekenntnis zwingen, als welches 1624 sie int I. 1624 hatten. Die Sitze im Reichskammergericht wurdeu so verteilt da 26 mit Katholiken und 24 mit Protestanten besetzt wurden. 3. Die politischen und Besitz-(Territorial-)Verhltuisse ordnete man wesentlich in nachstehender Weise:

9. Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht - S. 238

1826 - Erfurt : Müller
233 mit furchtbarer Schnelle; die Franzosen waren längst mit Ruhm und Glanz bethört; jetzt gestaltete er den Despotismus mit einer bis dahin nie gesehenen Kunst und Klugheit. Widerspruch vom Auslande war kaum zu erwarten, denn seine Heere standen schlagfertig vor den Thoren jeder europäischen Macht; nur das ferne Rußland, Schweden und Großbritannien hatte sein Arm noch nicht erreicht. Was er übrigens wollte, war in der bedeutungsvollen Redensart vom wieder- errichteten Throne Karls des Großen sattsam aus- gesprochen. Rußland, Schweden und England verweigerten die Anerkennung der Kaiferwürde; die beiden ersteren »6. Mai brachen alle diplomatische Verbindung mit Frankreich »»04 ab; William Pitt, der zum zweitenmale Groß- britanniens Staatsruder ergriff, arbeitete an einer a. Aug. neuen Coalition. Auch Kaiser Franz (der bald nach Napoleons Erhebung sich zum Erbkaiser von Oester- reich erklärt hatte, weil allem Anscheine nach des deut- schen Reiches Todesstunde nicht mehr fern war), rü- stete in der Stille; König Friedrich Wilhelm aber erkannte den neuen Kaiser an und hielt fest bei der einmal ergriffenen Neutralität. Man hat ihn deshalb getadelt und alles spätere Unheil aus jener Neutralität herzuleiten gesucht. Indeß bedarf es nur E'nes Blickes auf die Lage des Staats, die nächste Vergangenheit und das Schicksal der beiden früheren Eoalitionen, um in des Königs Entschluß eine wahr- haft väterliche Sorgfalt für sein Land und die Ehre seiner Krone zu erkennen. Niemand hatte seinem Va- ter beisteben wollen, als im Beginnen der Revolu- tion ein kühnes und kräftiges Durchgreifen zum Ziele geführt haben würde; als später Oesterreich und Eng- land sich ihm anschloffen, war Mißtrauen und Lauig- keit der Charakter jener Coalition im Felde wie in den Kabinetten gewesen; Preußen hatte sich aufgeopfert und zum Lohn war ihm Undank geworden. Jetzt, da Frankreich gewaltig aufrecht stand, von einem als Feldherr und Staatsmann bewährtem Monarchen be- herrscht, kriegsgewohnt, geordnet, dabei in voller Kraft der geläuterten und durch Erfahrung berichtigten Ne- voluticnsgrundsatzc, mit dem Westen Europa's ver-

10. Abth. 1 - S. 173

1818 - Elberfeld : Büschler
Dreißigjähriger Krieg. ^3 zur Hülfe eilte der König mit einem Neuterhau- fen nach jener Seite hin, und sprengte weit voran, um des Feindes Blöße auszuspähen; nur wenige Begleiter und der Herzog Franz von Sachsen- Lauenburg folgten ihm. Sein kurzes Gesicht führte ihn zu nahe an eine Schwadron kaiserlicher Reu- ter; er erhielt einen Schuß in deii Arm, daß er beinahe ohnmächtig herabsank. Dennoch »pellte er sich aus dem Getümmel wegführen lassen; aber indem er sich wendete, bekam er einen Schuß in den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott! Mein Gott!" sank er vom Pferde lieber den Ge- fallenen bin stürzten die schnaubenden Rosse, und zertraten mit ihren Hufen den edlen Leib, daß er ganz entstellet war. Sein zurückkommendes,- blu- tiges Pferd verkündete den Seinigetl die crgurige Bothschaft; sie entflammte in ihrer Brust einen rackedurftigen Zorn, und unter der Anfuhrung des Herzogs Bernhard von Weimar, welcher mit heldenmuthiger Entschlossenheit die Schaaren von Neuem ordnete, drangen sie wieder über die Grä- den vor und stürzten die Reihen der Feinde über den Haufen. Diese konnten nicht mehr widerstehen; der Generallieutenant Piccolomini beflieg schon, blutbedeckt, das fünfte Pferd, und Pappenheim, der ritterlich gekämpft, fiel, von einer Äuget lödt- lich verwundet. Da nahm Flikcht und Verwirrung zu: „Die Schlacht ist verloren, der Pappenheimer ist todt, die Schweden kommen über uns!" er- fd)ou es; Wallenstein lies; zum Rückzuge blasen. Ein dicker Nebel und die euibrechcnde Nacht ver- hinderte die Schweden eben so sehr, als ihre ei- gene Ermüdung, am Nachsehen; sie brachten die flacht auf dem Schlachtfelde zu, und das kaiser- liche Geschütz blieb in ihren Händen. Wallensrein zog aber mit den Ueberbleibseln des Heeres nach Böhmen, obwohl er früher sein Winterlager in Sachsen zu nehmen beschlossen hatte. So redete der Erfolg unzweideutig genug für den Sieg der Schweden, obgleich Wallenstein die Schlacht für

11. Theil 2 - S. 739

1827 - Leipzig : Fleischer
739 zwingen. Da nun Kaiser Franz seine Hartnäckigkeit sah, schloß er sich mit ganzer Macht an die Verbündeten an, schickte ein Heer nach Italien, ein noch größeres aber, welches Fürst Schwärzende rg anführte, und er .selbst begleitete, nach Böhmen, um sich hier mit dem Hauptheere der Verbün- deten zu vereinigen. Auch Vernadotte, der Kronprinz von Schweden, trat zu der großen Verbindung, und neue russische Haufen strömten selbst aus dem fernen Asien herbei. Welcher Kampf! Ganz Europa beinahe stand unter den Waffen; es war kein Krieg der Fürsten, wie sonst gewöhnlich, sondern der Völker. Da sah man den ernsten Deutschen, den abgehärteten Schweden, den kernigen Russen, den bärtigen Kosackcn, den braungelben Kalmücken, den wilden Baschkiren, ja selbst den Sohn der mongolischen Wüste, den nomadisirenden Kirgisen, und den Bewohner des Caucasus, den stolzen Tscherkaffen in eisernem Panzerhemde, Alle friedlich beisammen, um den Mann zu bekämpfen, dessen Herrschsucht Europa zu enge war. Die meisten Fürsten Deutschlands mußten noch ihm dienen, weil ihre Länder von seinen Truppen besetzt waren; selbst der sonst so ehrwürdige König von Sachsen hatte sich aufs neue an ihn angefchlostcn, und hielt zu seinem und seines Landes groß- ßen Schaden treu bei ihm aus. Am 17ten August war der Waffenstillstand zu Ende, und der große Kampf begann aufs Neue. Napoleon hatte sein Heer um Dresden versammelt, und machte von hier aus Angriffe auf die von drei Seiten anrückenden Heere der Ver- bündeten. Diese aber hatten drei große Heere, mit denen sie nach Sachsen vorgingen. Das Haupt Heer stand in Böhmen, Oestreicher, Rus- sen und Preußen, geführt von Schwarzenberg. Witt- genstein führte unter ihm die Russen, Kleist die Preußen. Bei ihm befände^ sich die drei Monarchen selbst. Von Böh- men aus sollte cs über das Erzgebirge nach Sachsen Vorgehen. Von Osten her kam das schlesische Heer. Der alte Blücher führte es an. Es bestand aus Russen und Preu- ßen, die von Langeron, Sacken und York befehligt wurden. 47*

12. Für mittlere Klassen - S. 391

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
391 erließ der König am 14. September aus dem Lager bei Erfurt nachfol- gendes Schreiben an Winterfeldt: „Mein lieber Generallieutenant von Winterfeldt! Es ist allererst heute, daß ich Euer Schreiben vom 26. vori- gen Monats erhalte, da mir inzwischen gar nichts weiter von Euch zu- gekommen ist. Was das von Euch bei Eurem unterhabenden Regiment vorgeschlagene Avancement anbetrifft, da beziehe ich mich darunter auf dasienige, so ich auf die von Euch deßhalb beigefügte Spezification eigen- händig beigesetzt habe, und hoffe übrigens, daß Eurer Orten noch Alles gut sein, und "ich von des Herzogs von Bevern Liebden bald einige Nach- richten deßhalb erhalten werde. Ich bin Euer wohlaffektionirter König." Darunter schrieb er eigenhändig Folgendes: „Hier geht alles nach Wunsch. Es ist aber eine verflogene Zeitung aus Lausnitz gekoniinen, die mir in großen Sorgen setzet; ich weiß nicht, was ich davon glauben soll. Aus Dresden schreibt man mir, Er wäre todt, und aus Berlin, Er hätte einen Hieb über die Schulter; aus diesem kann ich mir nicht vernehmen; der Prinz Franz sei gefangen, und Anhalt todt. Der Prinz von Bevern wird mir gewisse geschrieben haben, der Jäger muß seind aufgehoben worden. Wende der Himmel alles zum Besten! Fch." Als der König diese Zeilen schrieb, war das Auge, welches sie lesen sollte, schon 6 Tage geschlossen, und das schauerliche Blatt, welches die edle Bekümmerniß in den einfachen Worten so rührend ausspricht, konnte nur noch den Sarg des Lieblings treffen. Bald darauf empfing der König die Gewißheit der schrecklichen Todeskunde, einen Augenblick darauf die Nachricht, daß die hannoverschen Truppen durch den Vertrag von Kloster-Seven für seine Sache verloren seien, hingegen die Russen und Schweden nun ernstlich gegen ihn auftreten würden; da rief er aus: „Gegen die Menge inemer Feinde hoffe ich noch Rettungs- mittel zu finden, aber einen Winterfeldt finde ich nicht wieder!" Und Thränen entstürzten seinen Augen. Den Menschen, den Freund, welchen er verlor, konnte ihm nichts ersetzen. Aber auch den General, dein der König so ganz vertraute, auf den" er für die Erhaltung Schlesiens gerech- net hatte, mußte er in der bedrängtesten Lage schmerzlich vermissen! Das Andenken Winterfeldts blieb dem Könige seine ganze Lebens- zeit hindurch in höchstem Werth. Er nannte fernen Namen nur mit innigster Wehmuth und größter Würdigung. Zu dein russischen Feld- marschall Romanzoff, der mit dem Großfürsten Paul Petrowitsch im Sommer 1776 in Berlin war, sagte der König einmal, riachdem er ihn eine Weile nachdenklich angesehen: „Ich finde die größte Aehnlichkeit zwischen Ihnen und meinem General Winterfeldt." Der Feldmarschall erwiderte, es sei ihm höchst ehrenvoll, einem Generale zu gleichen, der Seiner Majestät so gut gedient habe; worauf der König versetzte: „Doch bedürfen Sie nicht erst solcher Aehnlichkeit, da eigene Thaten "sie unsterb- lich machen." Späterhin, als der König einen jungen Offizier, den nach- herigen General von Nüchel, öfters zu seiner Unterhaltung berief, und die Rede auf das Treffen bei Moys kam, sagte der König: „Da blieb Winterfeldt. Er war ein guter Mensch, — ein Seelenmensch, — er war mein Freund!" und seine großen, feuchtwerdenden Augen gegen das Fenster wendend, öffnete er es, und blieb lange davor stehen, bis er wieder zu Nüchel gewandt, diesen mit sichtbarer Erweichung durch die Worte entließ: „Gute Nacht! Ich bin sein Diener!" A. Varnhagen v. Ense.

13. Bd. 3 - S. 424

1844 - Leipzig : Kollmann
424 aber, von diesem Geschrei üblen Eindruck fürchtend, ruft: „Es ist nichts, folgt mir! feuert!" Doch überwältigt von Schmerz- und Kraftlosigkeit, sagt er in französischer Sprache zu dem Her- zog Franz Albert: „Mein Vetter, ich habe genug; sucht mich von hier wcgzubringcn." Kaum aber hatte dieser sich gewendet, als der König einen zweiten Schuß durch den Nucken bekommt. Da sinkt er mit dem Ausrufe: „Mein Gott, mein Gott!" vom Pferde. — Dicht vor des Lauenburgcrs Gesicht, der den Fal- lenden aufgesangen hatteward ein Pistol losgefcucrt, dessen Blitz ihm fast das Haar versengte, und in dem Getümmel der heransprengenden Reiter, ganz betäubt von dem Knalle der Mus- keten, dem Sausen der Schwerter und dem Schnauben der Rosse um sich her, ließ der Herzog, kaum wissend, was er that, den Leib des Königs fallen und gab seinem Pferde die Sporen, sich aus der Gefahr zu retten. Ucber den Gefallenen hin stürzten die Rosse der Freunde und Feinde, ohne ihn zu erkennen (denn er trug nur ein ledernes Reitcrcollct. und einen schlichten Luch- rock darüber) und nur sein zurückkommcndcs blutiges Pferd und die Berichte seiner letzten Begleiter machten den Schweden das unglückliche Ereigniß kund. Wuthentflammt drangen sie herbei, dem Feinde diese heilige Beute zu entreißen. Um seinen Leich- nam entbrennt ein heißer Kampf, und der entstellte Körper wird endlich unter einen Hügel von Todten begraben. Ueber die Frage, wie und von wem Gustav Adolph den tödtlichen Schuß empfangen, haben sich so viele verschiedenartige, zum Thcil einander widerstreitende Gerüchte verbreitet, daß sie wohl schwerlich jemals mit Gewißheit wird beantwortet werden können; cs ist diese That in eine Dunkelheit gehüllt, wie kaum irgend eine Begebenheit des Mittelalters. Die-Relation, welche dieses Todes wegen dem Kaiser übersendet wurde, meldet: „Als der König seinen fliehenden Völkern zu Hülfe kommen wollen, habe ein kaiserlicher Corporal, wahrnehmend, daß dem Vorüberspren- gendcn Jedermann ehrfurchtsvoll ausweiche, einen Musketier bei der Hand genommen und ihm zugerufen: „„Auf den dort schieße, der scheint etwas Vornehmes zu seyn."" Der Soldat schlagt an und der linke Arm des Königs wird von seiner Kugel zerschmet- tert. Gleich darauf sey eine Escadron Reiter herangesprcngt, von denen einer in einer blanken Rüstung, so der Obristlicutc- nant vom florentinischen Regiment von Falken berg gewesen

14. Theil 3 - S. 216

1867 - Breslau : Max
216 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. die ganze schwedische Linie vor. Tie Schweden wurden, so wie sie sich der Landstraße näherten, von einem heftigen Flintenfeuer der in den Gräben liegenden feindlichen Musketiere und von dem Feuer der an den Windmühlen stehenden Kanonen empfangen. Der König ist der Erste, der mit seiner Reiterei über die Grä- den setzt; er zerstreut die leichtberittenen Polen und Kroaten, de- ren unordentliche Flucht auch der übrigen Reiterei Furcht und Verwirrung mittheilt. Eben so unwiderstehlich dringen die Fußregimenter des rechten Flügels zu den Gräben vor, vertrei- den daraus die Feinde mit der Kolbe und Partisane, stürmen die Batterie vor der feindlichen Mitte, erobern die hier auf- gestellten sieben Kanonen und bringen Unordnung in die dichten Haufen des Fußvolks. Aber der Ungestüm des Angriffs hat die schwedischen Brigaden auseinander gebracht; die geschlossenen Linien sind aufgelöst. Dies benutzen die kaiserlichen Reiterhaufen im Centrum; sie eilen den fliehenden Fußregimentern zu Hülfe, werfen sich auf die Schweden, halten sie auf, nehmen ihnen die bereits eroberten Kanonen wieder ab und treiben sie über die Gräben wieder zurück, während die Batterien an den Wind- mühleu ihre Kugeln unter die weichenden Schweden schleudern. Diese Verwirrung wird dem Könige hinterbracht, als er eben im Vordringen begriffen ist. Er übergiebt sogleich dem General Horn die Führung des rechten Flügels, um die errungenen Vortheile zu verfolgen, und eilt an der Spitze der finnländischen Kürassiere nach dem linken Flügel, der Unordnung abzuhelfen. Sein edles Roß überspringt pfeilschnell die Gräben; er eilt, da die Reiter nicht so schnell Nachfolgen können, ihnen voraus, nur vom Herzoge Franz Albert von Lauenburg, einem Pagen und einem Stallmeister begleitet, gerade nach der Gegend, wo sein Fußvolk am meisten bedrängt ist, und indem er seine Blicke umhersendet, irgend eine Blöße des feindlichen Heeres auszu- spähen, führt ihn sein kurzes Gesicht zu nahe an dasselbe. Auf diesem Wege erhält er einen Schuß in den linken Arm. In diesem Augenblicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt, und ein verwirrtes Geschrei: „Der König blutet; der König ist erschossen!" breitet unter den Ankommenden Schrecken und Ent- setzen aus. „Es ist nichts! Folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber überwältigt vom Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in französischer Sprache den Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus dem Getümmel

15. Quellenbuch - S. 189

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 189 — 100, Vor Wallensteins Ermordung. 1634. Als Wallenstein mit den Sachsen und Schweden über den Abschluß eines Friedens unterhandelte, sollte der sächsische General Arnim im Aufträge seines Kurfürsten zu Wallenstein gehen. Seine Ankunft verzögerte sich, und der Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg, der sich gerade bei Wallenstein aufhielt, schrieb daher an Arnim: „Wohledler, infonders hochgeehrter Herr Generalleutnant! Mit was großem Verlangen der Herzog feiner dahier wartet, habe ich etlichemal geschrieben, hoffe, I. E. werden es bekommen haben. Weil ich nun in so langer Zeit nichts wieder von demselben höre, hat der Herzog begehrt, I. E. zu schreiben und zu erinnern, daß Sie doch nicht länger ausbleiben wollten, denn die höchste Not es erfordert. Der Aldringer ist citiert worden, ist auf halben Weg gekommen, hat aber nicht hergewollt. Man hat den Gallas zu ihm geschickt, der kommt noch nicht wieder, also daß man zweifelt, ob er treu sein möchte. Der Diodati ist ohne Befehl von hier aus seinen Quartieren nach Österreich marschieret, also daß es sich ansehen läßt, als wenn sie nicht alle mit dem Herzoge halten wollten. Auch trauet man dem Piccolomini nicht recht. Die andern aber wollen beim Herzoge leben und sterben. Und ist der Herzog willens, sein Volk bei Prag zum Teil zu sammeln, denn er besorgt, sie möchten ihm einen Teil seiner Regimenter abspenstig machen. Sie können aber nichts thun, denn die meisten und besten halten es mit dem Herzog; deswegen verlangt ihn von Herzen, I. E. zu sprechen. Auch hat er mich gebeten, Sie wollten doch etliche tausend Pferde an den böhmischen Grenzen in Meißen sammeln lassen, im Fall es vonnöten, daß sie ihm zu Hilfe kommen könnten. Es muß jetzt biegen oder brechen, denn ich merke wohl, er will denen auf den Hals gehen, so mit Aldringer halten wollen. Er verläßt sich jetzt aus uns, und die nicht mit dem Herzog halten, fürchten dieses wie den Teufel. Damit er auch des Herzogs Bernhard versichert ist, hat er art mich begehrt, ich sollte eine Reise zu ihm thun, damit er nur Sicherheit hätte, daß er vor ihm sicher wäre, wenn er etwas mit den andern zu thun hätte. Ich sollte ihm zu verstehen geben, daß die Pfaffen und die Spanier und dergleichen Männer nicht zugeben wollten, daß er einen Frieden machen sollte mit Ehren der deutschen Kurfürsten und Fürsten. Diejenigen, so den Herzog jetzt verlassen, sind von den spanischen Räten bestochen worden. Hat aber nichts zu bedeuten, er verläßt sich auf I. E. Ich habe ihm versprochen, daß Sie und ich bei ihm leben und sterben wollen; ist sehr zufrieden. Es gehe, wie es wolle, es ist ein gemachtes Essen für uns. Aber bei Gott, wir müssen den Herzog nicht verlassen. Es sind noch die meisten Offiziere hier; die sind alle treu. Ich schließe in höchster Eile, werde heute noch weg. Pilsen, den 8./18. Februar. I. E. treuer Diener und Knecht In höchster Eile. Franz Albrecht, H. z. S."

16. Kurzer Abriß der deutschen Geschichte - S. 82

1821 - Stettin Berlin : Nicolai
62 Vu.zeitr. Von d. westph. Fr. bis zur Befr. Landeshoheit und das Recht, Bündnisse sowohl unter einander, als mit Fremden zu machen, nur nicht „zum Schaden des Reichs." Und zu Bürgen solcher Verfassung, wie überhaupt der Bestimmungen des westphälischen Friedens war- fen sich Frankreich und Schweden auf. 7. Endlich wurde auch die Freiheit und Un- abhängigkeit der Schweizer und der Niederländer, welche letztere sich 157g von Spanien losgerissen hatten, anerkannt. Siebenter Zeitraum. Von dem westphälischen Frieden big zur Befreiung Deutschlands von der Franz 0 senherrschaft. 1648—1813. Deutschland nach dem westphälischen Frieden. Traurig war der Zustand des Vaterlandes nach dem langen verheerenden Kriege. Zwei Drittheile der Einwohner waren theils durch das Schwert, theils durch Seuchen, Pest, Hungere« noth, Schrekken und Verzweiflung um's Leben gekommen, uno die in dieser Hinsicht vorgekom- menen Gräuel übersteigen alle Begriffe. Blühen- de Gegenden waren in Einöden verwandelt; un- zählige ^iadre und Dörfer waren Aschenhaufen; Gewerbe, Künste und Handel lagen gänzlich da- nieder. Auch blieben die fremden Truppen noch eine geraume Zeit inr Lande. Die Franzosen wollten aus den eroberten Festungen nicht weichen, bis die kleinste Bedingung erfüllt war, und die Schweden hielten noch zwei Jahre lang sieben

17. Das Vaterland - S. 244

1856 - Darmstadt : Diehl
244 feste Burg ist unser Gott" an, und die Feldmusik begleitet den Gesang. Dann steigt der König ,;u Pferde und durchreitet die Reihen. „Gott mit uns" war die Losung der Schweden; die der Kaiserlichen: „Jesus Maria." Gegen 11 Uhr fangt der Nebel an sich zu zertheilen, und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in Flammen stehen, das auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt war, damit er von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt begann der Angriff von Seiten der Schweden. Ungeachtet des heftigen feindlichen Feuers überspringen sie die Graben der Landstraße, dringen unaufhaltsam vor und werfen das erste gleich darauf das zweite Viereck der Kaiserlichen zurück, und schon wendet sich das dritte zur Flucht, da gelingt es Wallenstein die Fliehenden zum Stehen zu bringen. Von der Ka- vallerie unterstützt machen sie auf's neue Front gegen die Schweden, und es erhebt sich ein mörderischer Kampf. Die Schnöden, von der Menge überwältigt, weichen endlich über die Gräben zurück. Indeß hat der rechte Flügel des Königs, von ihm selbst angeführt, den lin- ken des Feindes angefallen und geschlagen. Da hinterbringt man ihm, daß seine Infanterie über die Gräben zurückweiche, und daß sein linker Flügel durch das feindliche Geschütz furchtbar geängstigt und schon zum Weichen gebracht werde. Schnell sprengt er an der Spitze eines Regiments dahin, um dieser Unordnung abzuhelfen. Nur wenige Reiter, unter denen Franz Albert, Herzog von Sachsen-Lauenburg, ge- nannt wird, sind im Stande ihm bei dem schnellen Ritte zur Seite zu bleiben. Unglücklicher Weise war der König kurzsichtig und kommt dadurch dem feindlichen Heere zu nahe, ein kaiserlicher Musketier zer- schmetterte ihm durch einen Schuß den linken Arm. In diesem Augen- blicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt, und ein verwirrtes Geschrei: „Der König blutet — der König ist erschossen" breitet unter den Ankommenden Schrecken und Entsetzen aus. „Es ist Nichts — folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber überwältigt von Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in fran- zösischer Sprache den Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus dem Gedränge zu schaffen. Indem der Letztere auf einem weiten Um- wege mit dem Könige umwendet, erhält dieser einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den letzten Rest seiner Kräfte raubt. „Ich habe Genug, Bruder!" ruft er mit sterbender Stimme, „suche du nur dein Leben zu retten." Zugleich sinkt er vom Pferde, und von noch mehr Schüffen durchbohrt, von allen seinen Begleitern verlaffen, ver- haucht er unter den räuberischen Händen der Kroaten sein Leben. Bald entdeckte sein ledig fliehendes, im Blute gebadetes Roß der schwe- dischen Reiterei ihres Königs Fall, und wüthend dringt sie herbei, dem gierigen Feinde diese heilige Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam entbrennt ein mörderisches Gefecht, und der entstellte Körper wird unter einem Hügel von Todten begraben. Die Schreckenspost durcheilt in kurzer Zeit das ganze schwedische Heer. Voll Grimm verdoppelt es seine Anstrengungen, schlägt den linken Flügel der Kaiserlichen gänzlich, nimmt das feindliche Geschütz, bringt auch den rechten Flügel zum Weichen, die Schlacht neigt sich zur Entscheidung, und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblicke. — Da er- scheint der kaiserliche General Pappenheim aus der Ferne herbeieilend,

18. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 51

1794 - Gotha : Ettinger
Iii. Frankreich. 51 schaft. Er muß den Frieden zu Madrid ein- 1526 gehen, den er aber nicht erfüllt. Cr fahrt dcmungeachtet noch immer fort, seine ehrgeitzigen Absichten zu verfolgen. Neuer Feldzug nach Italien. *>35 Verzicht auf Neapel und Mayland. Franz besetzt, wegen seiner Mutter, Savoyen. Karl nöthigt ihn abermals, Italien zu ver- 1536 lassen. Franz verbindet sich sogar mit den Türken, mit 1)44 Schweden, und Dänemark; Karl V laßt ihn aber dennoch nichts in Italien erobern. Franz besitzt übrigens rühmliche Eigenschaften des Verstandes und Herzens. Gelehrsamkeit, Munterkeit, Klugheit, Offenherzigkeit, Leut- seligkeit, Tapferkeit, Wankelmüthigkeit des- selben. Er regiert lobenswürdig. Genaue Verwaltung der Gerechtigkeit, Abschaffung der lateini- schen Sprache in den Gerichten, ordentliche Einrichtung des Finanzstaatcs Franz befördert die Aufnahme der Künste und Wissenschaf- ten. Hohe Schule zu Paris, königliche Bi- bliothek, Belohnung der Gelehrten und Künstler. Er verhindert aber auf der andern Seite die Aufklärung, indem er die Refvrmirten ver- ^ _ folgt. ff* *547 3. Frankreich wird von zwey Partheyen zer- rüttet. Heinrich H vergrößert das Reich; doch kann er seine Absicht nicht völlig durchsetzen. Er nimmt den Engländern Boulogne, und dem deutschen Reichs die Bißthümer Metz, Toul, I55l und Verdun weg; sein Anschlag auf Nea- pel mißlingt ihm aber. Einfluß seiner Gemahlin, der Katharine von Medien D 2 Unter

19. Theil 4 - S. 102

1862 - Breslau : Max
102 Neueste Geschichte. 2. Periode. Freiheitskampf. welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kamps zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wa- chau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die Dorische Abthei- lung, den blutigsten Kampf des ganzen Krieges zu bestehen: drei- mal mußten sie das Dorf int Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen An- zahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon ttoch einmal, die Oestreicher durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu be- stimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon Nichts hören. Der 17. ging ohne größere Waffenthat vorüber, beide Heere bereite- ten für den folgenden Tag den erneuerten, entscheidenden Kampf vor. Die Verbündeten erhielten durch die Ankunft des Kron- prinzen von Schweden erwünschte Verstärkung von Norden her, und es blieb nun das Netz, welches man um Napoleon gezogen hatte, nur westlich ttach Lindenau hüt geöffnet. Derselbe hatte seine Stellung an diesem Tage in Probstheida genommen, und um dieses Dorf entbrannte der schrecklichste Kampf, welcher zahl- lose Opfer verlangte. Zuletzt vermochten die Kämpfenden nicht mehr über die Haufen von Leichen hinwegzukommen. Die drei verbündeten Fürsten wohnten auf eitler benachbarten Anhöhe dem fürchterlichen Kampfe bei, und thaten dem Blutbad endlich Ein- halt, weil sich die Schlacht auf allen andern Seiten bereits hin- länglich zu ihren Gunftett entschieden hatte. Besonders hatte der Kronprinz von Schweden und Blücher dem Marschall Ney eine große Niederlage beigebracht, und um die Zuversicht Napoleons vollends zu beugen, waren endlich die sächsischen Truppen mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel zu den Verbündeten übergegangen. Die vereinigten Herrscher erhielten nun eine frohe Siegesbotschaft nach der andern, wogegen Napoleon nur noch daran denken konnte, seinen Rückzug zu decken. Auf einem Hüge> neben einer halb zerfallenen Windmühle bei Probstheida saß er auf einem hölzernen Schemel und dictirte die Anordnung des

20. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 354

1867 - Rostock : Hirsch
354 fähige Leute. Gegen solche Tapferkeit konnte Napoleons Feldherrn- gabe nichts ausrichten. Wahrend des 17. Oktobers, der ein Sonntag war, ruhten beide Theile; Napoleon, weil er Friedensvorschläge an Kaiser Franz machte, die Verbündeten, weil sie den Zuzug frischer Trup- pen erwarteten. Blücher t>atte seine liebe Noth mit dem Kron- prinzen von Schweden. Bernadotte stand ganz in der Nähe, hielt sich aber immer hintenan, um ja nicht seine Schweden ins Feuer schicke): zu müssen. Erst am 17. Abends kam er endlich zu dev! Entschluß, daß er den folgenden Tag am Kampfe theilnehmen wolle. Am 18. früh begann nun die eigentliche Hauptschlacht. Die Truppen waren beiderseits etwas enger zusammengezogen, so daß sie sich nur noch zwei Meilen in der Breite ausdehnten. Die ver- bündeten Monarchen standen auf einer Anhöhe, von wo sie den ganzen Schlachtenkreis übersehen konnten. Ihnen gegenüber auf einern Hügel stand Napoleon. Noch lag dichter Nebel über der Gegend, als der Donner von zweitausend Kanonen losbrach und der Kampf auf allen Seiten mit Heftigkeit entbrannte. Wild tobte die Schlacht hin und her. Um jeden Fußbreit Landes wurde mit Entschlossenheit gekämpft. Die Eroberung des Dorfes Schönfeld allein kostete den Verbündeten 3000 Todte. Am schrecklichsten ging es bei dem Dorfe Probstheida her. Bald waren die Verbün- deten, bald die Franzosen Meister. Dreihundert Kanonen arbeite- ten hier gegeneinander. Berge von Leichen thürmten sich um das brennende Dorf auf. Am Nachmittage singen die Franzosen auf allen Punkten an zu weichen. Unabsehbare Züge von Marketen- dern, Wundärzten, Pulverkarren, Gepäckwagen und allem möglichen Troß und Gerüth schoben und drängten sich auf Leipzig zurück und von da weiter gegen Westen. Dann folgten Scharen von Reiterei und Garden. Es war deutlich, daß Napoleon die Schlacht verloren gab. Nun befahlen die Monarchen den Kampf um Probst- heida abzubrechen. Sie wollten das grausige Blutvergießen nicht länger dulden, als es durchaus nothwendig war. Als der Sieg entschieden war, sagt man, fielen die drei Monarchen auf ihre Kniee und dankten dem Herrn, der Recht schaffet auf Erden und thut, was die Gottesfürchtigen begehren. Am 19. Oktober wurde Leipzig, das noch von Franzosen be- setzt war, nach kurzer, aber kräftiger Gegenwehr erstürmt. In der Stadt sah es traurig aus. Die Franzosen hatten in den Tagen des Kampfes alle ihre Verwundeten dahin gebracht. Die Lazarethe waren überfüllt. Mangel und Noth und Elend waren an allen Enden. Bei dem Sturme war es wiederum so hart hergegangen, daß die Mühlen der Pleiße von Leichen verstopft wurden und das Blut in Bächen durch die Straßen floß. Der Zustand der armen Verwundeten war entsetzlich. Manche mußten zwei bis drei Tage lang im Freien liegen, ehe sie verbunden werden konnten. Es war beim besten Willen nicht möglich, für alle die Tausende so zu sor- gen, wie es Hütte sein sollen. In der Umgegend von Leipzig sah es ebenfalls schrecklich aus. Gegen dreißig Ortschaften lagen in Schutt und Trümmern. Jeder deutschehausvater aber sollte Sorge tragen, daß zu Kind und Kindeskind die lebendige Kunde dringe, was Gott in jenen Tagen an den Vätern gethan, und was die