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1. Geschichte der Neuzeit - S. 54

1902 - München [u.a.] : Franz
54 Aufhebung des Ediktes von Nantes. — Kaiser Leopold I. Aushebung des Ediktes von Nantes 1685. Als sich Ludwig den Frieden von außen gesichert hatte, schritt er zur Ausrottung des Calvinismus in Frankreich. Zu diesem Zwecke hob er 1685 das Edikt von Nantes auf. Er befahl sämtlichen Hugenotten Frankreichs, katholisch zu werden, und untersagte bei Galeerenstrafe und Güterverlust die Auswanderung. Aber trotz der scharfen Überwachung der Grenze entkamen Tausende. Viele Auswande- machten von der Einladung des großen Kurfürsten von Br and en-rung von bürg Gebrauch und brachten seinen Provinzen die hochentwickelte Hugenotten, französische Industrie und die blühende Gartenkultur ihrer Heimat. Auch die Schweiz, die Rheinpfalz, Holland und England nahmen flüchtige Hugenotten auf. Bei den Zurückbleibenden suchte Ludwig den Widerstand durch verschiedene Mittel, n. a. die „Dragon ad en" (d. i. Zwangseiuquartierungen) zu brechen. Die Folge davon war ein Aufstand der Bauern- und Hirteubevölkeruug Camisarden- in den Cevennen, der sog. Camisardenkrieg, der 1702 aus-fritg 1702/5. brach, 1705 mit der Niederwerfung der Aufständischen endete. Kaiser Leopold I. 1658-1705. Gleichzeitig mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes sind die Versuche Leopolds I., der seinem Vater Ferdinand 111. gefolgt war, in Ungarn den Protestantismus zu beseitigen und das dortige Wahlreich in eine Erbmonarchie zu verwandeln. Aus diesem Anlaß empörte sich ein Teil des ungarischen Adels und rief die Türken zu Hilfe, die mit einem Heere von mehr als Türken vor 200000 Mann bis Wien 1683 vordrangen. Während die tapfere Wien 1683?) Besatzung Wiens unter dem Kommando des heldenhaften Rüdiger von Starhemberg sämtliche Stürme der Türken zurückschlug, zogen der kaiserliche Feldherr Herzog Karl von Lothringen, Max Emanuelder Polenkönig Johann Sobieski und der Kurfürst Max von Bayern. Emannel von Bayern mit einem Entsatzheere herbei und schlugen die Türken, die unter Preisgabe ihres Lagers nach Ungarn flohen. Ein kaiserlich-deutsches Heer verfolgte sie bis nach Ungarn 'en ' und erstürmte Osen. Nachdem dieses Land zum größten Teil vom türkischen Joch befreit war, drangen die Sieger sogar über die Belgrad Donau vor, indem Max Emannel von Bayern 1688 Belgrad 1688.2) erstürmte. In den nächsten Jahren zeichnete sich ganz besonders Prinz Engen aus, der durch seinen entscheidenden Sieg bei Zenta *) „Die Befreiung Wiens" (ans dem Festkalender). — „Die Sieger" von I. N. Vogl. — Sieh Wiener Bilderbogen Nr. 17 und 32: „Wiens Türkenbelagerung". 2) Sieh Engleder u. Stöckel. Vaterländische Geschichtsbilder Nr. 17: „Max Emannel erobert Belgrad".

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1. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 43

1898 - Bamberg : Buchner
Die Trken vor Wien. 43 Ter zweite Trkenkrieg 16831699 und Ludwigs Xiv. dritter Raubkrieg 16881697. 27 Beginn des Trkenkrieges: Der Waffenstillstand von 1664 war noch nicht vllig abgelaufen, da stand der Growesir Kara Mustafa mit 200000 Trken bei Belgrad, bereit, die aufstndischen Ungarn gegen den Kaiser zu untersttzen. Am 12. Juli 1683 langten die ersten trkischen Reiter 1683 vor Wien an. Leopold I. hatte sich wenige Tage vorher nach Passau ge-flchtet; die Verteidigung Wiens bernahm mit nur 20000 Mann der tapfere Graf Rdiger von Starhemberg. Trotz aller Tapferkeit und Aufopferung, welche Besatzung und Brgerschaft in edlem Wettstreit bewiesen, schien die Stadt gegen die Strme der Trken kaum mehr zu halten. Endlich wurden die vom Stephansturm emporgesandten Notzeichen von Norstwesten her be-antwortet; am Kahlenberg erschien ein Christenheer von 84000 Mann unter Karl von Lothringen. Die Schlacht, welche dem Halbmond fr immer feine Furchtbarkeit nehmen sollte, ward am 12. September geschlagen. Auf dem linken Flgel standen die Kaiserlichen, in der Mitte die Reichs-truppen (darunter die Bayern und Sachsen von ihren Kurfrsten angefhrt). Die 20000 Polen, die unter ihrem tapfern König Johann Sobieski auf dem rechten Flgel standen, griffen erst am Nachmittag in den Kampf ein, trugen aber wesentlich zur glcklichen Entscheidung der Schlacht bei. Den Siegern fiel das Zeltlager der Trken mit vielen Kostbarkeiten in die Hnde. Wien war befreit; weitere Erfolge wurden aber erst erzielt, nachdem der Kaiser mit Ludwig Xiv. Waffenstillstand (1684) geschlossen und den groen Kurfrsten vershnt hatte. Die Trken verloren 1686 das so lange behauptete Ofen, 1687 die Schlacht bei Mohaes und 1688 sogar die starke 1688 Festung Belgrad. Die Ungarn muten sr ihre Emprung den und auf dem Reichstag zu Preburg 1687 den Habsburgern ihr Land als Erbreich bergeben. Schon rckten deutsche Heere siegreich in Serbien vor, als ein Rckschlag eintrat. Ludwig Xiv. erklrte dem Kaiser den Krieg; der allerchristlichste König verband sich, wie in den Tagen Karls V., mit den Trken. Beim Sturm auf Belgrad that es der bayerische Kurfürst Max Emanuel, der blaue König", wie er bei den Trken hie, allen an Tapferkeit zuvor. Ludwig Xiv. hatte schon den Aufstand der Ungarn geschrt und die Trken auf-gereizt. Sein Bndnis mit Brandenburg lste sich dadurch, da er 1685 das Edikt oon Nantes aufhob und die Protestanten ( Hugenotten) in seinem Lande mit den hrtesten Strafen unterdrckte. Trotz des strengen Verbotes flchteten viele Protestanten aus Frankreich und fanden in Brandenburg (wie auch bei den sd-

2. Geschichte der Neuzeit - S. 58

1892 - München [u.a.] : Franz
58 Kaiser Leopold I. Kaiser Leopold I. 1658—1705. Gleichzeitig mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes sind die Versuche Leopolds I., der seinem Vater Ferdinand Iii. gefolgt irar, in Ungarn den Protestantismus zu beseitigen und das dortige Wahlreich in eine Erbmonarchie zu verwandeln. Aus diesem Anlaß empörte sich ein Teil des ungarischen Adels unter der Führung Tököli. des Magnaten Emmerich Tököli, der die Türken zu Hilfe rief. Der Sultan erkannte ihn als zinspflichtigen König von Ungarn an und sandte den Großvezier Kara Mustafa mit einem Heere gegen den Kaiser, der ein Bündnis mit Polen schloß. Die unzulänglichen kaiserlichen Truppen unter dem Herzog Karl von Lothringen wichen, um Verstärkung an sich zu ziehen, vor den Türken zurück, und diese ^irfenlsin°q Werten sich vor Wien 1683. Während die tapfere Besatzung Wiens unter dem Kommando des heldenhaften Rüdiger von Starhemberg sämtliche Stürme der Türken zurückschlug und 'ihre Minierarbeit mit Gegenminen rastlos bekämpfte, sammelte sich aus kaiserlichen, deutschen und polnischen Truppen ein Entsatzheer, bei dem sich der Polenkönig Johann Sobieski, der Kurfürst Max Emannel von Bayern und viele andere Fürsten einsenden. Als die Gefahr schon anfs höchste gestiegen war, erschien das Befreiungsheer und schlug die -Lürken, die mit Preisgabe ihres Lagers nach Ungarn flohen. Jetzt traten auch die _ Republik Venedig sowie Rußland dem Kriege gegen die Türken bei und griffen ihre Besitzungen im Peloponnes und an der Nordküste des schwarzen Meeres an, während pr 1firr ^s kaiserlich-deutsche Heer unter Karl von Lothringen in Ungarn ' eindrang und 1686 Oseu erstürmte. Auf diesen Erfolg hin erklärte Preßburger 1687 ein von Leopold nach Prcßbnrg berufener Reichstag die ei )v ng ungarische Krone im habsburgischen Hause für erblich. Belgrad 1688. ^ Nachdem so Ungarn zum größten Teil vom türkischen Joch befreit war, drangen die Sieger sogar über die Donau vor, indem Max Emannel von Bayern 1688 Belgrad erstürmte. Aber da in diesem Jahre Lndwig Xiv. den dritten Ranbkrieg begann, wodurch die deutschen Streitkräste zum Teil an den Rhein gezogen wurden, und auch die Türken größere Anstrengungen machten, war der ungarische Krieg in den nächsten Jahren nicht mehr so Zenta 1697. erfolgreich; 1697 entschied ihn der Sieg des Prinzen Eugen bei ©v. r -öiraa 3enta a/Theiß. Nun schloß die Türkei den Frieden von Karlowitz r owltz • 1699, in dem der Kaiser ganz Siebenbürgen und Ungarn mit Aus- nahme des Temesvarer Banats erhielt, Polen Podolien, Venedig den Peloponnes und Rußland Asow bekamen.

3. Geschichte der Neuzeit - S. 59

1901 - München [u.a.] : Franz
Aufhebung des Ediktes von Nantes. Kaiser Leopold I. 59 ^ Aushebung des Ediktes von Nantes 1685. Als sich Ludwig den Frieden von auen gesichert hatte, schritt er zur Ausrottung des Calvinismus in Frankreich. Nachdem schon Richelieu (1628) den Hugenotten ihre politische Sonderstellung in Frankreich entzogen, nahm Ludwig 1685 den Rest des Ediktes von Nantes zurck. Er befahl smtlichen Hugenotten Frankreichs, katholisch zu werden, und untersagte bei Galeerenstrafe und Gterverlust die Auswanderung. Aber trotz der scharfen berwachung der Grenze entkamen Tausende. Viele machten Auswande-von der Einladung des groen Kurfrsten von Brandenburg runx von Gebrauch und brachten seinen Provinzen die hochentwickelte franzsische ^ 8 Industrie und die blhende Gartenkultur ihrer Heimat. Auch die Schweiz, die Rheinpfalz, Holland und England nahmen flchtige Hugenotten auf. Bei den Zurckbleibenden suchte Ludwig den Widerstand durch verschiedene Mittel, n. a. die Dra-gonaden", zu brechen. Die Folge davon war ein Aufstand der Bauern- und Hirtenbevlkerung in den Cevennen, der sog. Cami- Camisarden-sardenkrieg, der 1702 ausbrach, 1705 mit der Niederwerfung fne9 1702/5-der Aufstndischen endete. Kaiser Leopold I. 1658-1705. Gleichzeitig mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes sind die Versuche Leopolds L, der seinem Vater Ferdinand Iii. gefolgt war, in Ungarn den Protestantismus zu beseitigen und das dortige Wahlrecht in eine Erbmonarchie zu verwandeln. Aus diesem Anla emprte sich ein Teil des ungarischen Adels unter der Fhrung des Maguateu Emmerich Tkli, der die T r k en Tkli, zu Hilfe rief. Der Sultan erkannte ihn als zinspflichtigen König von Ungarn an und sandte den Grovezier Kara Mustafa mit einem Heere gegen den Kaiser, der ein Bndnis mit Polen schlo. Die unzulnglichen kaiserlichen Truppen unter dem Herzog Karl vou Lothringen wichen, um Verstrkung an sich zu ziehen, // vor den Trken zurck, und diese lagerten sich vor Wien 1683. Trken vor Whrend die tapfere Besatzung Wiens unter dem Kommando des Wien 1683, heldenhaften Rdiger vou Starhemberg smtliche Strme der Trken zurckschlug und ihre Minierarbeit mit Gegenminen rastlos bekmpfte, sammelte sich aus kaiserlichen, deutschen und pol-nifchen Truppen ein Entsatzheer, bei dem sich der Pvlenknig Johann Sobi eski, der Kurfürst Max Emannel von Bayern und viele ndere Fürsten einfanden. Als die Gefahr schon aufs hchste gestiegen war, erschien das Befreiungsheer und schlug die Trken, die mit Preisgabe ihres Lagers nach Ungarn flohen. Jetzt traten auch die Republik Venedig sowie Rußland dem Kriege gegen die Trken bei und griffen deren Besitzungen im

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 289

1889 - München : Franz
Kaiser Leopold I. 16581705. 289 Tkli. Kaiser Leopold I. 1658-1705. Gleichzeitig mit der Aushebung des Ediktes von Nantes und dem letzten Erfolge der Gegenreformation in Frankreich sind die Versuche Leopolds I., der seinem Vater Ferdiuaud Iii. gefolgt war, auch iit Ungarn deu Protestantismus wieder auszurotten. Denn auch hieher war sowohl das lutherische als das kalvinische Bekenntnis oder die helvetische Konfession gedrungen und das erftere besonders in Siebenbrgen unter den Sachsen, das letztere in den sdlichen Auslufern der hohen Tatra und den Teigegenden angenommen worden. Das Hans Habsburg war 1526 von einem Teil der Magnaten auf den Thron Ungarns be-rufen worden, hatte aber in vierzigjhrigen Kmpfen (15261566) mit Sultan Suleimau nur den nrdlichen Teil und einen schmalen Strich vom Westen des Landes behaupten knnen. Als nun Kaiser Leopold 1 den Protestantismus in Ungarn zu unterdrcken und die Verfassung des Landes, das aus einem Wahlreich ein erbliches werden sollte, abzundern ver,Uchte, emprte sich ein Teil des ungarischen Adels unter der Fhr-uug des Maguateu Emmerich Tkli, sichhaust seinen Mnzen schon den ersten Herrn der ungarischen Reichsteile, Lndwig Xiv. aber den Schtzer Ungarns nannte und die Trken zu Hilfe rief. Der Sultan erkannte ihn als zinspflichtigen König von Ungarn an und sanbte den Grovezier Kam Mustafa mit dem grten Osmanenheer, das jemals ausgezogen (230 000 Mann und 300 Geschtze), gegen den Kaiser, der in Eile ein Bndnis mit Polen schlo und sich mit seinem Hofe der ^nz nach Pasiau m Sicherheit brachte. Auch die unzulnglichen kaiser- Zweite Bela-Uchen ^nippen unter dem Herzog Karl von Lothringen wichen, um 9enm9 Wiens Verstrkung an sich zu ziehen, vor den Trken zurck, und diese lagerten d^ch die sich vor Wien (17. Juli) 1683. Aber man fhlte die Bedeutung dieses " 83' Kampfes in ganz Deutschland. Whrend die tapfere Besatzung Wiens unter dem Kommando des unermdlichen Rdiger von Starhemberg smtliche (1'8) Strme der Trken zurckschlug, h ihre Minierarbeit mit Gegenminen rastlos bekmpfte, sammelte sich aus kaiserlichen, dent-schen und polnischen Truppen ein Entsatzheer, bei' dem sich der Polen-kvmg Johann Sobieski, der Kurfürst Max ($Manuel von Bayern und viele andere Fürsten persnlich einfanden. Endlich als die Gefahr schon so hoch gestiegen war, da Starhemberg Notsignale vom Stephansturm anfsteigeu und den Herzog Karl von Lothringen dringend zur grten e Befreiungsheer und brachte den Trken etnl l*anklfle Niederlage bei, die mit Preisgabe ihres reichen Lagers nach Ungarn flohen. ; a Nun trat auch die Republik Venedig und endlich sogar Rußland dem Kriege gegen die Trken bei und griffen derenjbesitzunqeit im Pelo- Anb -njt Nordkste des schwarzen Meeres an, während das kaiser ich-deutsche Heer unter Karl von Lothringen in Ungarn eindrang und 168i 0fen erstrmte wo der hundert Jahre ein Pascha seinen Ofen igrg ^ ^ 9,e.|a^* ^luf ^tejen Erfolg der kaiserlichen und deutschen Waffen hm erklrte 1687 ein von Leopold nach Preburg berufener Reichstag Preburger oie ungarische Krone im habsburgischen Hause fr erblich. Reichstag!^?. 19

5. Neuzeit - S. 69

1913 - Landshut : Hochneder
— 69 — feierte Max Emanuel zu Wien feine Vermählung mit der 16 jährigen Kaisertochter Marie Antonie?) Von den Wiener Festtagen hinweg ergriff der Kurfürst gemeinsam mit dem verbündeten Österreich die Offensive gegen den Halbmond. Besonders ruhmvollen Anteil nahm er an der Erobernng Ofens (1686), des festesten Bollwerkes der osma-nifchen Herrschaft?) Die Bezwingung der Hauptstadt des ungarischen Reiches war gleichbedeutend mit der Unterwerfung Ungarns. Auch l)er günstige Ausgang der Schlacht bei Mohäcs (1687) war wesentlich der Beharrlichkeit des bayerischen Kurfürsten zu danken. Wiederum hatte er Proben feines Todesmutes abgelegt, zweimal war er in Lebensgefahr. Der Feind ließ 20 000 Tote und 68 Kanonen zurück. b) Erstürmung Belgrads 3) (1688). Die glänzendsten bayerischen Kriegstaten gegen die Türken jedoch sah das Jahr 1688 bei der Erstürmung Belgrads, wobei Max Emanuel den Oberbefehl führte. Unter der rastlosen Tätigkeit der Belagerungsartillerie lag in wenigen Tagen ein großes Stück Mauer in Bresche und der Kurfürst gab den Befehl zum Sturm. Mit dem Schlachtruf „Immanuel, Gott mit uns!" begannen die vordersten Reihen die Bresche zu erklimmen. Ein Hagel von Granaten, Steinen, Pulversäcken prasselt auf sie nieder, drei Flatterminen, glücklicherweise bereits überschritten, springen hinter ihnen auf. Graf Scheeffeu-berg bricht tot zusammen, Graf Auersperg wird schwer verwundet, der an feine Stelle tretende Graf Fürstenberg fällt durch einen Mus-fetenfchuß, Steinau stürzt unter einem Steinwurf ohnmächtig nieder. Schon war Schwanken und Zaudern zu bemerken, „daß es schier einem Weichen gleichgesehen". Der Kurfürst:4) stellt sich mit gezücktem Degen an die Spitze frifcher Truppen und besetzt nach einem erbitterten r) Maria Antonie war das einzige Kind Kaiser Leopolds I. aus der Ehe mit der spanischen Prinzessin Margarita. Sie galt nach der staatsrechtlichen Anschauung des spanischen Volkes beim kinderlosen Tode Karls Ii. als die Erbin Spaniens und seiner europäischen und außereuropäischen Nebenländer, ihre Hand als die glänzendste der Welt. — In dem Ehevertrage mußte Marie Antonie ans die österreichischen Erbländer und aus alle ihre Rechte in Spanien zugunsten ihres kaiserlichen Vaters und seiner Söhne aus zweiter Ehe verzichteu. Ausge-uommeu wurden die spanischen Niederlande. 2) Von den hier gefangenen Türken wurden 840 nach München gebracht und zum Kanalbau zwischen Nymphenburg und der Isar verwendet. („Türken-graben'.) ®) Belgrad, seit 1521 in türkischem Besitze, war einer der militärisch wichtigsten Punkte der europäischen Türkei und galt für eine unüberwindliche Festung. *) Wie hoch selbst die Völker der Balkanhalbinsel die militärischen Leistungen des „blauen Königs", wie die Türken Max Emanuel nach seinen Wappenfarben benannten, einschätzten, das kommt in 'den Liedern der Süv-slaven znm Ausdruck.

6. Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen - S. 239

1907 - München : Oldenbourg
Abschlu der Trkenkriege. Der Spanische Erbfolgekrieg. 239 Reich fallen, welches zwar nicht mehr so mchtig war wie zur Zeit Karls V., in dem aber immer noch die Sonne nicht unterging"? Dies war die groe Frage, die gegen Ende des 17. Jahrh. alle europischen Kabinette aufs angelegentlichste beschftigte. Da dieselbe nicht ohne schwere Kriege ent--schieden werden knne, fah man allgemein voraus. Dafr wollte aber Ludwig seine Krfte aufsparen und schonen. Auch suchte er sich das Wohlwollen der einflureichen Regierungen zu erwerben, z.b. der Seemchte Holland und England, indem er die bisher von ihm begnstigten Stuarts fallen lie und Wilhelm Iii. als König von England anerkannte. Von hnlichen Erwgungen geleitet, strebte der Wiener Hof nach einem, wenn auch nur vorlufigen, so doch mglichst ehrenvollen Abschlu der Mrkenkriege. Durch die im Westen frei gewordenen' Truppen verstrkt, erfochten die sterreichischen Heere in Ungarn, gefhrt von dem Prinzen Eugen, den glnzenden Sieg bei Ienta an 1697 der unteren Thei. Weitere Fortschritte wurden gehemmt durch die bedenklichen Nachrichten der den Gesundheitszustand Karls Ii. von Spanien, die in Wien einliefen. Deshalb schlo Leopold I. mit den Trken den Arieden von Kartowitz (an der Donau, nordwestlich von 1699 Belgrad), worin ihm ganz Ungarn mit Ausnahme des Banats von Temesvar (Gebiet zwischen Donau, Thei und Maros) sowie Sieben-brgen und Slavonien. (das Land zwischen der unteren Drau und Sau) zufielen. Nach Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges nahm Kaiser Karl Vi., der zweite Sohn und Nachfolger Leopolds I., die Trken kmpfe wieder auf. Prinz Eugen, der edle Ritter", gewann die glorreiche Schlacht bei Meter-wardein (an der Donau, nahe bei Karlowitz) und erstrmte zum zweitenmal Belgrad. In dem Frieden von Passarowitz (sdstlich von Belgrad) bekam 1718 nun sterreich das oben genannte Banat, dazu noch einen Teil von Serbien mit Belgrad und die Kleine Walachei (bis an die Aluta). Diese Gebiete gingen aber in einem weiteren Trkenkrieg (17361739) wieder verloren bis auf das Bauat. Zm Irieden von Belgrad erhielt sterreich-Ungarn 1737 diejenige Sdostgrenze, die es bis in unsere Zeit beibehalten hat (Save, Donau, Karpaten). Per Spanische Krbfolgekrieg. Vorgeschichte. Die Rcksicht auf das bevorstehende Aussterben der spanischen Habs-burger beeinflute die europische Politik der zweiten Hlfte des 17. Jahrh. fast ausschlielich. Die Rechtslage erschien sehr verwickelt. Als Haupt-berechtigte kamen in Betracht: Ludwig Xiv. von Frankreich und Leopold I. von sterreich. Sie waren Schwiegershne Philipps Iv. und Schwger Karls Ii. Die nach Frankreich verheirateten Prinzessinnen (Anna und Maria Theresia), in beiden Fllen die lteren Schwestern, hatten in den Ehe-Vertrgen auf ihre Erbansprche verzichten mssen; diese Verzichtleistung

7. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 87

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 87 — Kaiser Karl V. hatte einst gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich Wien fahren lassen und Straßbnrg retten." Der Kaiser Leopold dachte ander». L. Die Türken vor Wim 1683. Aber ließen sich denn diesen 1683 frechen Raub der Kaiser und die Reichsfürsten gefallen? Ludwig Xiv. hatte dafür gesorgt, daß diese mit sich selbst genug zu thun hatten: Er hatte dem Kaiser die Türken ins Land gerufen, welche zusammen mit den von Leopold I. hart bedrückten evangelischen Ungarn aus dem Wege nach Wien waren und die Kaiserstadt hart bedrängten. Der Graf Rüdiger von Stahremberg wußte den Heldenmut der Wiener Bürger so m entfesseln, daß sie lieber untergehen als dem Halbmond ihre liebe Heimatstadt ausliefern wollten. Nachdem die heldenmütigen Verteidiger 80 wütende Stürme der Türken abgeschlagen hatten, erschien endlich Hilfe in dem deutschen Reichsheer unter Herzog Karl von Lothringen und den Polen unter dem König Johann Sobiesky. In heißer Schlacht wurden die Ungläubigen aus dem Kahlenberge vor Wien geschlagen und zur Flucht nach Ungarn gezwungen. Das überaus reiche Türkenlager wurde eine Beute der Sieger, und statt der Trauer und des Hungers zog Freude und Überfluß in Wien ein. 3. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes und die Folgen. Der sonst so schlaue Ludwig Xiv. beging jetzt einen schlimmen Fehler. Gedrängt von seinem Beichtvater und seiner frömmelnden Gemahlin hob er 1685 das Edikt von Nantes (S. S. 67) auf. Die Hugenotten, denen Richelieu schon während des 30 jährigen Krieges die Sicherheitsplätze genommen hatte, begannen auszuwandern (S. 83. 84). Nur m den Sevennen glaubten die frommen Hirten und Bauern unter Anführung eines Hirtenknaben ihren Glauben mit bewaffneter Hand verteidigen zu können. Sie wurden von der rohen Soldateska niedergemordet, und 100000 starben für ihre Überzeugung. Als die Auswanderung eine gewaltige Höhe annahm, wurde sie verboten, und nun mußten sich die armen Hugenotten heimlich unter den verschiedensten Verkleidungen über die Grenze schleichen. Man schätzt die unmittelbare Einbuße Frankreichs auf 60 Millionen, einzig die Marine verlor 9000 Matrosen und 600 Offiziere. Die französische Industrie, welche durch den Finanzminister Colbert zur höchsten Blüte gebracht war — die Tuchweberei hat er erst in Frankreich eingeführt — erlitt ebenso wie die Marine einen unersetzlichen Schaden. Da auch die Kriege Ludwigs Xiv. und seine Verschwendungssucht Unsummen verschlungen hatten, so sank der Wohlstand Frankreichs bedeutend, und die Schuldenlast stieg aus 2600 Millionen Livres. Jährlich wurden 183 Millionen mehr ausgegeben als eingenommen. Freilich unterhielt Frankreich ein stehendes Heer von 400 000 Mann und besaß 267 Kriegsschiffe, mehr als damals irgend ein Land der Erde. Trotz der glänzenden Regierung Ludwigs Xiv. herrschte im Innern das tiefste Elend, da die Bauern mit Steuern so gedrückt waren, daß sie kaum den nagenden Hunger zu stillen vermochten. 4. Der dritte Raubkrieg und der spanische Erbfolgekrreg 1701-1714. Danach stürzte der König das Land in neuen Krieg;

8. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 84

1903 - Paderborn : Schöningh
84 kam es endlich zum Frieden von Ryswyk, einem Dorfe beim Haag, 1697, in welchem Ludwig alle Eroberungen bis auf das Elsaß mit Straßburg zurückgab. 3. Der spanische Erbfolgekrieg. 1701—1714, s. § 52. 4. Ende Ludwigs Xiv. In der zweiten Hälfte seiner Regierung beging Ludwig mehrere verhängnisvolle Fehler. Während er die katholische Kirche zu einer Dienerin des Staates erniedrigen wollte, suchte er die noch immer zahlreichen Hugenotten mit Gewalt katholisch zu machen (Dragonaden). 1685 hob er das Edikt von Nantes auf. Viele Tausende Hugenotten wanderten deshalb aus, besonders nach Brandenburg. Der kostspielige Luxus am königlichen Hofe und die fortgesetzten Kriege zerrütteten den Wohlstand Frankreichs. Bei seinem Tode (1715) hinterließ Ludwig Xiv. seinem Urenkel Ludwig Xv. ein ausgesogenes Land. Der Fluch seiner Untertanen folgte ihm ins Grab. § 51. Pas Deutsche Weich bis zum spanischen Hröfotgekriege Kaiser Ferdinand Iii. regierte nach dem Westfälischen Frieden noch neun Jahre; er war redlich bemüht, die Wunden zu heilen, welche der schreckliche Krieg dem deutschen Vaterlande geschlagen hatte. Nach seinem Tode versuchte Ludwig Xiv. die Kaiserkrone zu gewinnen. Aber durch den Einfluß des Großen Kurfürsten wurde Ferdinands Sohn Leopold I. gewählt. Obwohl dieser ein Freund des Friedens war, mußte er fast während seiner ganzen, langen Regierung schwere Kriege führen, im Osten gegen die Türken, im Westen gegen den ländergierigen Ludwig Xiv. 1. Türkenkriege. Durch den Sieg bei St. Gotthard an der Raab erlangte Leopold einen vorteilhaften Frieden. Aber bald darauf entstand ein allgemeiner Aufstand der Protestanten in Ungarn; sie riefen die Hilfe des Sultans an, welcher seinen Großvezier Kara Mustäpha mit 200000 Mann in Österreich einfallen ließ. 16 83 lagerten die Türken zum zweitenmal vor Wien. Aber mit Hilfe der Bürger und Studenten verteidigte der Graf Rüdiger von Starhemberg die Hauptstadt heldenmütig, bis ein deutsch-polnisches Heer unter dem Polenlönige Johann Sobiesky und dem Herzoge Karl von Lothringen zum Entsätze herannahte. Am Kahlenberge wurden die Türken vollständig geschlagen. Nun begannen die Kaiserlichen den Angriffskrieg und erfochten Sieg auf Sieg. Ihre hervorragendsten Feldherren waren Karl von Lothringen, Ludwig von Baden, Max Emanuel von Bayern und Prinz Eugen, „der edle Ritter". Leopold I., J65$-J705.

9. Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 13

1903 - München : Oldenbourg
71. Kaiser Leopold I. und die Zeit der groen Trkenkriege. 13 a) Die Trken vor Wien 1683. Der Grovezier Kara Mustafa rckte mit einer Heerschar von nahezu 200000 Mann aus Ungarn vor. Das kaiserliche Heer (unter Karl von Lothringen) zog sich bis hinter Wien zurck; auch der Kaiser flchtete westwrts (nach Linz und Passau), um die Hilfe der Nachbarstaaten auszurufen. Inzwischen hatte Wien (seit 14. Juli) eilte grimmige Belagerung auszustehen: acht Wochen lang wurde die bedrngte Stadt von ihrem wackeren Kommandanten, dem Grafen Rdiger von Starhemberg, unter Beihilfe der gesamten Stadtbevlkerung heldenmtig verteidigt Endlich, als die Not schon aufs hchste gestiegen war, kam das sehnlich erwartete Entsatzheer an und schlug nach heiem Ringen die Trken in vllige Flucht (12. Sept.); das Lager der Feinde mit reicher Beute fiel in die Hnde der Sieger.. Der Polenknig Johann Sobieski vor allen, neben ihm auch Karl von Lothringen, Max Emanuel von Bayern, Ludwig von Baden und Johann Georg von Sachsen waren die Helden, denen Kaiser und Reich die Rettung Wiens verdankten. b) Zurckgewinnuug von Wngarn 16831686. Noch 1683 wurde Oberungarn (bis Gran) dem Kaiser zurckgewonnen. Whrend-der zwei nchsten Jahre beeintrchtigten die Verhandlungen der Ludwigs Reunionen" und der die pflzische Erbfolge eine wirksame Fortfhrung des Trkenkrieges. Groe Erfolge aber stellten sich seit 1686 ein: Karl von Lothringen als Fhrer des Reichsheeres, dem sich nunmehr auch eine Truppe brandenburgischen Kriegsvolkes angeschlossen hatte, eroberte Ofen-Pest und brachte ganz Niederungarn in seine Gewalt. Darauf bertrug ein ungarischer Reichstag zu Preburg den Habsburgern neuerdings die erbliche Thronfolge fr das gesamte Ungarn (1687). c) Eroberung von Wesgrad 1688. Auch nach Siebenbrgen und Serbien rckten die verbndeten Deutschen ein. Die glnzendste Waffentat des Jahres 1688 war die Eroberung der Festung Belgrad durch den Kurfrsten Max Emanuel, der todesmutig selber den Ansturm geleitet hatte (6. Sept.); eine groe Zahl gefangener Trken und auserlesene Beute schickte der Sieger nach seiner bayerischen Hauptstadt. d) Vollendung des Krieges durch Wrinz Eugen 1699. Nach der Einnahme Belgrads beeilte sich Ludwig Xiv. den sterreichischen Siegen Einhalt zu tun, indem er pltzlich einen greuelvollen Raubkrieg gegen die Pfalz erffnete (vgl. Abs. 5). Erst nachdem dieser Krieg sein Ende erreicht hatte, konnte der Kaiser wieder nachdrucksvoller gegen die Trken vorgehen. Den Oberbefehl fhrte jetzt Prinz Engen (von Savoyen), der schon an der Befreiung Wiens mit teilgenommen hatte.

10. Realienbuch - S. 289

1879 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
240. Kurfürst Max Joseph Iii. 289 Max Emanuel bestieg im Jahre 1679 den bayrischen Thron. Die blutigen Türkenkriege (1683 — 99) und die Kampfe mit den Fran zosen erwarben ihm unsterblichen Ruhm. Als Jüngling von 21 Jahren focht er heldenmüthig in den Reihen der Deutschen vor Wien gegen die Türken, und verdrängte dieselben in einem mehrjährigen Kampfe nrit dem Beistände der Helden Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen ans Ungarn. Die größte Tapferkeit aber bewies er bei der Belagerung und Eroberung der Stadt Belgrad. Ein Heer von 60000 Mann Reichstruppen war vor die von den Türken besetzte Stadt gezogen. Am 6. September 1688 begann der Sturm unter der Führung Max Emanuels. Die Türken fochten mit dem Muthe der Verzweiflung. Schon hatten die Bayern die erste Bresche erstürmt, als ein tiefer Graben das Vordringen der Kühnen hemmte. Schnell ent- schlossen, schwang Max den Degen, und mit dem Rufe: „Bayern, mir nach!" sprang er muthig in die Tiefe. Begeistert folgten ihm die Seinen. Nach kurzer Gegenwehr der Türken waren die Pallisaden durch- brochen und die Wälle erobert. Max Emanuel nahm mit eigener Hand die Hauptfahne der Türken hinweg, die noch heute in der Hauptkirche zu München aufbewahrt wird. Todesschrecken ergriff die Türken, und im Verlaufe von zwei Stunden war Belgrad in den Händen Max Emanuels. Max Emanuel starb am 26. Febr. 1726, nachdem er seinem Sohne Karl Albert ans Herz gelegt hotte, des Landes Noth und Leiden zu lindern und zum Segen des Volkes zu regieren. 240. Kurfürst Max Joseph Iii. Kurfürst Max Joseph Iii., der Sohn und Nachfolger des Kurfürsten Carl Albrecht Vi. von Bayern, kam im Jahre » 1745 zur Regierung über Bayern und war nach Geist und Herz einer der edelsten und besten Fürsten des Jahrhunderts. Bein: Antritte seiner Regierung waren durch Krieg die öffentlichen Kassen leer, die Unterthanen verarmt, die Quellen des Reichthums versiegt. Dieser allgemeine Nothstand verursachte dem guten Fürsten schwere Sorgen. Er verwendete die Einnahmen so sparsam als möglich, verringerte die Ausgaben bedeutend und traf zur allmählichen Tilgung der Landesschuld zweckmäßige Maßregeln. Dabei sorgte er für Neugestaltung der bayrischen Gesetzgebung und wußte hierdurch das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes segensreich zu fördern. ^ An Herzensgüte waren ihm wenige gleich, die je aus fürstlichen Thronen saßen. Seine Unterthanen nannte er seine Kinder, diese hießen ihn den guten Vater Max; jedem stand sein liebevolles Herz offen; jede Bitte fand Gehör und, wenn er's vermochte, Gewährung; ungetröstet ging keiner von ihm. Aber des Fürsten herrlicher Geist waltete nicht in allen seinen Dienern; ja diese verheimlichten ihm nicht selten die traurige Lage mancher Unter- thanen. ^ Ein erschütterndes Beispiel hiefür mußte er in den Theuerungsjahren 1770 und 71 erfahren. Um hohe Preise war das meiste Getreide außer Land gegangen und so die durch Lesebuch für ungetheilte Volksschulen. Ii. 13

11. Merkbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 44

1914 - München : Kellerer
44 Neue Feinde, die Türken, kamen aus Osten und belagerten Wien. 1683. Max Emannel eroberte 1688 Belgrad. Hie Frankreich, hie Österreich. Max Emannel hielt zu Frankreich und mußte das mit seinem Lande bezahlen. Die Türkenkriege. — Die Gefahr im Osten. In den Kreuzzügen hatten die christlichen Völker vergebens versucht das heilige Land unter die- Herrschaft des Kreuzes zu bringen. Bald darauf bedrohten die kriegerischen Türken die Christenheit. Sie drangen aus Kleinasien kommend in Europa ein. Im Jahre 1453 pflanzten sie den Halbmond auf die Mauern der alten christlichen Hauptstadt Konstanti-nopel. Sie eroberten die ganze Balkanhalbinsel und dehnten ihr Reich bis gegen Ungarn aus. Ludwig Xiv. hetzte während seiner Raubkriege die Türken auf gegen Österreich zu ziehen. 3m 'Jahre 1683 kam ein großes Türkenheer donauaufwärts und belagerte Wien. General Rüdiger von Starhemberg verteidigte die Stadt gegen den Ansturm des grimmigen Feindes. 2m Augenblicke der höchsten Not kam das christliche Entsatzheer und befreite Wien. Belgrad, die wichtige Festung an der Donau, durfte nicht in den Händen der Türken bleiben. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel eroberte die Stadt nach einem schrecklichen Blutbad. Erinnerungen in München an die Türkenkriege: 1. In den Hofgartenarkaden zeigt ein Bild die Erstürmung Belgrads durch Max Emanuel. 2. Das Denkmal Max Emanuels auf dem Promenadeplatz. Andere Siege über die Türken erfocht Prinz Eugen. Ludwig Xiv. hatte ihn verlacht und „den kleinen Kapuziner" genannt: aber seine Soldaten ehrten ihn hoch und sangen: „Prinz Eugen, der edle Ritter." Der Aufstand der Ober- und Unterländer Bauern. Der spanische König war kinderlos gestorben. Frankreich und Österreich stritten um das spanische Erbe. Max Emanuel stellte sich auf die Seite Frankreichs. Die Österreicher blieben siegreich. Kurfürst Max Emanuel flüchtete. Bayern mußte österreichisch werden. „Lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben", sprachen die Bayern. In Niederbayern sammelten der Gerichtsschreiber

12. Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten und Mittelschulen - S. 34

1886 - Halle a. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
34 Vierter Abschnitt. Der preußisch - brcindenburgische Staat bis zur Erhebung Preußens zc. Ludwig Xiy. zu immer neuen Übergriffen gegen das Reich. So i68i besetzte er 1081 mitten im Frieden die Reichsstadt Straßburg und andere deutsche Gebiete im Elsaß. Während man in Wien und an vielen Orten im Reiche zum Kriege gegen Frankreich sehr geneigt schien, riet Friedrich Wilhelm zum Frieden, aber nicht bloß weil er sich an Frankreich gebunden sah, sondern auch weil ihm das Reich zu schwach schien, nach zwei Seiten hin gleichzeitig Krieg zu führen, denn gerade damals drohten die Türken von Ungarn aus mit neuen Angriffen. Unter seiner Vermittelung kam mit Ludwig Xiv. ein Vergleich zu stände, welcher Frankreich zwar Straßburg und die anderen eingezogenen Gebiete ließ, aber den französischen König verpflichtete, sich weite- rer Übergriffe zu enthalten. Die Spannung mit Österreich machte sich dem Kurfürsten ganz besonders bei seiner Bewerbung um die schlesischen Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlan fühlbar. Diese drei Fürstentümer ham Kaiser Leopold I.1) nach dem Aussterben des herzoglichen Hauses 1675 1075 als Oberlehnsherr von Schlesien eingezogen und verweigerte, als der Kurfürst auf Grund des Erbvertrages Joachims Ii. seine Ansprüche geltend machte, durchaus die Herausgabe. Ebenso wollte er das im Anfange des dreißigjährigen Krieges eingezogene Jägerndorf nicht zurückerstatten. Selbst die wachsende Türkengefahr machte den Kaiser gegen die Forderungen Brandenburgs uicht gefügiger. 1683 Im Jahre 1083 erschienen die Türken vor Wien selbst. Aber der Graf von Starhemberg verteidigte die Stadt zwei Monate lang, bis der polnische König Johann Sobieski und mehrere deutsche Fürsten zum Entsatz heranzogen und das türkische Heer schlugen. Kaiserliche, deutsche und polnische Truppen folgten den abziehenden Türken nach Ungarn, wo sie Ofen und einen großen Teil Ungarns zurückeroberten. Obgleich der Kaiser in diesen Kämpfen durch brandenburgische Hilfstruppen unterstützt wurde, ließ er sich doch auf -keilte Weise bewegen, den Forderungen des Kurfürsten in Bezug auf Schlesien entgegenzukommen. Bald sah sich der Große Kurfürst von Frankreich her zu einer neuen Änderung seiner Politik genötigt. Der französische König Heinrich Iv.2) hatte nach dreißigjährigen Religionskriegen in Frankreich den französischen Reformierten (Hugenotten) durch das Edikt von Nantes 1598 Religionsfreiheit und Gleichberechtigung mit den Ka-1685 tholiken gewährt. Ludwig Xiv. hob 1085 das Edikt von Nantes auf und suchte durch Bedrückungen, Verfolgungen und Gewaltmaßregeln aller Art die Hugenotten zum Übertritt zur katholischen Kirche zu bewegen; er verbot die Auswanderung aus Frankreich und sperrte 1) Leopold I. 1657 —1705. 2) Heinrich Iy. 1589 —1610. 3) Nantes liegt an der untern Loire.

13. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 241

1904 - München : Oldenbourg
Abschlu der Trkenkriege. Der Spanische Erbsolgekrieg. 241 .Diese scheinbare Gromut" Ludwigs wurzelte tatschlich in seiner Habgierimlud^im,... Der König hoffte.....eine Erwerbung 411 .rn.o4.ejl_ gegen die alle bisherigen an Umfang und Wert verschwinden muten,, nm-, lich diejenige der spanischen Gesamtmonarchie. Das Erlschen der lteren Linie des Hauses Habsburg stand in sicherer Aussicht. An wen sollte nun jenes Reich fallen, welches zwar nicht mehr so mchtig war wie zur Zeit Karls V., in dem aber immer noch die Sonne nicht unter-ging"? Dies war die groe Frage, die gegen Ende des 17. Jahrh. alle europischen Kabinette" aufs angelegentlichste beschftigte. Da dieselbe nicht ohne schwere Kriege entschieden werden knne, sah man allgemein voraus. Dafr wollte aber Ludwig seine Krfte aufsparen und schonen. Auch suchte er sich das Wohlwollen der einflureichen Regierungen zu erwerben, z. B. der Seemchte (Holland, England), indem er die bisher von ihm begnstigten Stuarts fallen lie und Wilhelm Iii. als König von England anerkannte. Von hnlichen Erwgungen geleitet, strebte der Wiener Hof nach einem, wenn auch nur vorlufigen, so doch mglichst ehrenvollen Abschlu der Krkenkriege. Durch die im Westen frei gewordenen Truppen verstrkt, erfochten die sterreichischen Heere in Ungarn, ge-fhrt von dem Prinzen Eugen, den glnzenden Sieg bei Zenta an 1697 der Thei. Weitere Fortschritte wurden gehemmt durch die bedenklichen Nachrichten der den Gesundheitszustand Karls Ii. von Spanien, die in Wien einliefen. Deshalb schlo Leopold I. mit den Trken den Frieden von Karlowitz, worin ihm ganz Ungarn mit Ausnahme 1699 des Banats von Temesvar (Gebiet zwischen Donau, Thei und Maros) sowie Siebenbrgen und Slavonien zufiel. Nach Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges" nahm Kaiser Karl Vi., der zweite Sohn und Nachfolger Leopolds I., die Trkenkmpfe wieder aus. Prinz Eugen, der edle Ritter", gewann die glorreiche Schlacht bei Peterwardein und erstrmte zum zweitenmal Belgrad. In dem 1716 Frieden von Passarowitz bekam nun sterreich das oben genannte 1718 Banat, dazu noch einen Teil von Serbien mit Belgrad und die Kleine Walachei (bis an die Aluta). Diese Gebiete gingen aber in einem weiteren Trkenkrieg (17361739) wieder verloren bis aus das Banat. Im Frieden von Belgrad erhielt sterreich-Ungarn diejenige Sdostgrenze, die 1739 es bis in unsere Zeit beibehalten hat (Save, Donau, Karpaten). Der Spanische Krbfotgekrieg. Vorgeschichte. Wir haben schon wiederholt gesehen, wie die Rcksicht auf das bevor-stehende Aussterben der spanischen Habsburger die europische Politik der zweiten Hlfte des 17.Jahrh. fast ausschlielich beeinflute. Die Rechtslage erschien sehr verwickelt. Wie aus nachfolgender Stammtafel hervorgeht, kamen als Hauptberechtigte in Betracht: Ludwig Xiv. von Frankreich Lorenz, Lehrbuch. 16

14. Die mittlere Geschichte seit dem Vertrage von Verdun und die Geschichte der neueren Zeit - S. 107

1883 - Gütersloh : Bertelsmann
Erste Hälfte. Bon 1648—1721. B. Deutschland und Spanien. 107 k) Türkenkriege: Erster Türken krieg (unter Leopold I.) 1661—64. 1. Die feit Solimans Ii. Tod 1566 (f. § 131) erschlafften Sultane werden von einigen rüstigen Großvezieren zur Unterwerfung Siebenbürgens und zum Vordringen nach Oberungarn veranlaßt; 2. jedoch siegt der kaiserliche Feldherr Ittontccucüii mit Hilfe der Reichstruppen und eines Korps Franzosen über die Türken beim Kloster St. Gotthard a. d. Raab, 1664 worauf 20jähriger Waffenstillstand geschlossen wird. (Beteiligung Deutschlands am holländischen Kriege gegen Ludwig Xiv. feit 1674; s. § 151.) Zweiter Türkenkrieg (unter Leopold I.) 1682—99. 1. Vom K. Leopold I. vorgenommene Änderungen an der Verfassung Ungarns und schwere Bedrängung der Protestanten durch die Jesuiten veranlassen einen Aufstand unter dem Grafen Tököly, welcher Ungarn unter die Hoheit des Sultans (Mohammed Iv.) stellt. 2. Der Sultan, zugleich aufgereizt von Ludwig Xiv., schickt den Großvezier Rara Iteuftäfa mit mehr als 200000 Mann nach Österreich; Belagerung Wiens durch die Türken, 168ß das Rüdiger von Stahremberg mit 21000 M. bev* 7'mli teidigt, bis der Polenkönig Joh. Sobreski mit Karl (Iv.)12-®^-i30ii Lothringen und anderen deutschen Fürsten (Joh. Georg Hi. von Sachsen, Max H. Eniannel von Bayern) die Türken zurückschlägt (12. Sept.). 3. Nach Karls v. Lothr. Sieg über die Türken bei Mohlcs (1687) und dem Blutgericht über den ungarischen Adel (zu Eperies) wird Ungarn ein Österreicher Erdreich. 1687 4. Angriffskrieg gegen die Türken. Erstürmung Belgrads durch Max Ii. Emanuel (1688), das jedoch die Türken bald wiedergewinnen ; Sieg Ludwigs von Baden bei Salankemen unweit Belgrad (1691); aber erst nach Prinz Eugens glänzendem Sieg bei Zentha an der Theiß (1697) erfolgt ein Waffenstillstand zu Aarlowitz (unweit der Theißmündung): 1699 Österreich behält Siebenbürgen, Slavonien und den größten Teil Ungarns und ist nun europäische Großmacht; die Vene-tianer erhalten die Halbinsel Morea. (Der Kaiser zugleich beteiligt am orleanischen oder Iii. Raub, kriege Ludwigs Xiv. 1688—97, s. § 151.) Dritter Türkenkrieg (1. unter Karl Vi.) 1714 — 18, 1. veranlaßt von den Türken durch Wiedereroberung Moreas. 2. Siege des Prinzen Eugen, „des edlen Ritters", bei Peterwardein 1716 und bei Belgrad 1717.

15. Leitfaden der bayerischen Geschichte - S. 32

1886 - Straubing : Attenkofer
32 um die Kaiserkrone bewarb, sondern Leopold I. (1658—1705) von Österreich seine Stimme gab. Seinen guten Willen aber, in den harten Zeiten sparsam zu leben, konnte er seiner Gemahlin und seinem verschwendungssüchtigen Hofe gegenüber nicht durchsetzen. Die italienischen Edelleute, die mit der Kurfürstin nach München gekommen waren, führten hier und in den benachbarten Schlössern ein äußerst verschwenderisches und leichtfertiges Leben auf Kosten des Fürsten und des Landes. Auch die Gelder, die Frankreich für die Neutralität bei den Kämpfen zwischen der Familie Bourbon und Habsburg zahlte, wurden dabei vergeudet. Namentlich sahen Nymphenburg und die Gestade des Würmsees die herrlichsten Festlichkeiten. § 31. Mar Ii. Cmanuel. 1679—1726. Dem friedliebenden Ferdinand Maria folgte fein anders gearteter Sohn Max Ii. Emanuel. Das verschwenderische und leichtfertige Leben, das unter feinem Vater am Hofe begonnen hatte, fand unter ihm feine Fortsetzung, sowohl in München als in Brüssel. Der Kurfürst war nämlich vom König der Spanier 1691 zum Statthalter der spanischen Niederlande ernannt worden, deshalb hielt jener sich oft in Brüssel auf, und da, sagte man, ging es zu wie im ewigen Leben, hier wurde den Niederländern Bayern eingebrockt. Ritterlicher Mut und hoch fliegender Ehrgeiz beseelten das feurige Gemüt des leicht veränderlichen Kurfürsten, der mehr Neigung zu kühnen Heldenthaten als zu einer ruhigen, umsichtigen und landesväterlichen Wirksamkeit hatte. Als die Türken auf Veranlassung Ludwigs Xiv. von Frankreich hin in Österreich einbrachen und Wien 1683 belagerten, war der Bayernfürst einer der tapfersten Befreier der Stadt. Er rückte kühn mit Prinz Eugen von Savoyen und Ludwig von Baden in Ungarn vor und entschied 1686 den Sieg bei Mohacz. Die heldenmütige Eroberung Belgrads 1688 war ganz fein Werk. Mit dem Rufe: „Bayern mir nach!" stürmte er den Seinen voran, und obwohl mehrfach verwundet, war er der Erste auf dem Walle. Stolz flatterte die weiß-blaue Fahne neben dem kaiserlichen Adler an Stelle des gefunkenen Halbmondes. Kurz darauf verwüsteten die Franzosen in bestialischer Weise unter General Melac 1689 die Rheinpfalz, selbst den toten Kaisern in der Gruft zu Speier raubten sie ihre Ruhe. Wieder war hier Maxi-

16. Realienbuch - S. 289

1885 - München : Oldenbourg
242. Kurfürst Max Joseph Iii. 289 Max Emanuel bestieg im Jahre 1679 den bayerischen Thron. Die blutigen Türkenkriege (1683—99) und die Kämpfe mit den Fran- zosen erwarben ihm unsterblichen Ruhm. Als Jüngling von 21 Jahren focht er heldenmütig in den Reihen der Deutschen vor Wien gegen die Türken, und verdrängte dieselben in einem mehrjährigen Kampfe mit dem Beistände der Helden Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen aus Ungarn. Die größte Tapferkeit aber bewies er bei der Belagerung und Eroberung der Stadt Belgrad. Ein Heer von 60000 Mann Reichstruppen war vor die von den Türken besetzte Stadt gezogen. Am 6. September 1688 begann der Sturm unter der Führung Max Emanuels. Die Türken fochten mit dem Mute der Verzweiflung. Schon hatten die Bayern die erste Bresche erstürmt, als ein tiefer Graben das Vordringen der Kühnen hemmte. Schnell ent- schlossen, schwang Max den Degen, und mit dem Rufe: „Bayern, mir nach!" sprang er mutig in die Tiefe. Begeistert folgten ihm die Seinen. Nach kurzer Gegenwehr der Türken waren die Pallisaden durchbrochen und die Wälle erobert. Max Emanuel nahm mit eigener Hand die Hauptfahne der Türken weg, die noch heute in der Hauptkirche zu München aufbewahrt wird. Todesschrecken ergriff die Türken, und im Verlaufe von zwei Stunden war Belgrad in den Händen Max Emanuels. Max Emanuel starb am 26. Febr. 1726, nachdem er seinem Sohne Karl Albrecht ans Herz gelegt hatte, des Landes Not und Leiden zu lindern und zum Segen des Volkes zu regieren. 242. Kurfürst Max Joseph Iii. Kurfürst Max Joseph Iii., der Sohn und Nachfolger des Kurfürsten Karl Albrecht Vi. von Bayern, kam im Jahre 1745 zur Regierung und war nach Geist und Herz einer der edelsten und besten Fürsten des Jahrhunderts. Beim Antritte seiner Regierung waren infolge des Kriegs die öffentlichen Kassen leer, die Unterthanen verarmt, die Quellen des Reichtums versiegt. Dieser allgemeine Notstand verursachte dem guten Fürsten schwere Sorgen. Er verwendete die Staatseinnahmen so sparsam als möglich, verringerte die Ausgaben bedeutend und traf zur allmählichen Tilgung der Landesschnld zweckmäßige Maßregeln. Dabei sorgte er für Neugestaltung der bayerischen Gesetzgebung und wußte hierdurch das Glück und die Wohlfahrt des Vaterlandes segensreich zu fördern. An Herzensgüte waren ihm wenige gleich, die je auf fürst- lichen Thronen saßen. Seine Unterthanen nannte er feine Kinder; diese hießen ihn den guten Vater Max. Jedem stand sein liebevolles Herz offen; jede Bitte fand Gehör und, wenn er's vermochte, Gewährung; ungetröstet ging keiner von ihm. Aber des Fürsten herrlicher Geist waltete nicht in allen seinen Dienern; ja diese verheimlichten ihm nicht selten die traurige Lage mancher Unterthanen. Ein erschütterndes Beispiel hierfür mußte er in den Teue- rungsjahren 1770 und 71 erfahren. Um hohe Preise war das meiste Getreide außer Land gegangen und so die durch Miß- Lefebuch für obersräu!. Volksschulen. Ii. 19

17. Realienbuch - S. 315

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
238. Der Kurfürst Max Emanuel vor Belgrad. 315 238. Der Kurfürst Max Emanuel von Bayern vor Belgrad. 1. Max Emanuel, Stern der Ehre, Hcldendcgen, stark und kühn! Ewig bleibt im Bayernheere Dein Gedächtnis lorbcergrün, Seit dein Fuß vor Belgarad In den Staub den Halbmond trat. 2. Morgens um die neunte Stunde Gab der Held zum Sturm Befehl; Da erscholl's aus jedem Munde: „Gott mit uns, Emanuel!" Antwort gab vom Festungswall Der Kartaunen Donnerhall. 3. Rot von Blut schon troff die Erde, Als man bis zum Graben drang; Doch der Kurfürst stieg vom Pferde, Sprang hinab, den Degen blank: „Braves Bayernblut, mir nach, Folgt dem Schwert von Wittelsbach!" 4. Klimmt, ob rings der Tod auch knattert, Durch den Dampf zum steilen Rand, Und die Fahne, die da flattert, Reißt er aus des Fähnrichs Hand; Mitten durch die Kugelsaat Zeigt den Seinen er den Pfad. 5. Wohl beimschcin der roten Blitze Brach manch tapfres Herz hier; Aber auf des Walles Spitze Pflanzt der Held sein Siegespanier: „Belgrad, jetzt bist du mein, Und das Kreuz zieht mit uns ein! 6. Hui! wie stoben schreekverwundert Da die Türken, Mann und Roß! Christensklaven vierzehnhundert Wurden ihrer Bande los. „Dankt's dem Herrn; ich trug sein Schwert; Doch den Sieg hat Gott besck>ert! 7. Kurfürst Max, gekrönter Sieger, Dieses war dein Ehrentag; In der Brust der Bayernkrieger Schallt noch heut dein Feldruf nach: „Schwert von Wittelsbach voran, Und wir folgen Mann für Mann!" Max Emanuel bestieg im Jahre 1679 den bayerischen Thron. Die blutigen Türkenkriege (1683—99) und die Kämpfe mit den Fran- zosen erwarben ihm unsterblichen Ruhm. Als Jüngling von 21 Jahren focht er heldenmütig in den Reihen der Deutschen vor Wien gegen die Türken, und verdrängte dieselben in einem mehrjährigen Kampfe mit dem Beistände der Helden Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen aus Ungarn. Die größte Tapferkeit aber bewies er bei der Belagerung und Eroberung der Stadt Belgrad. Ein Heer von 60000 Mann Reichstruppcn war vor die von den Türken besetzte Stadt gezogen. Am 6. September 1688 begann der Sturm unter der Führung Max Emanuels. Die Türken fochten mit dem Mute der Verzweiflung. Schon hatten die Bayern die erste Bresche erstürmt, als ein tiefer Graben das Vordringen der Kühnen hemmte. Schnell cnt- 14* M

18. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 198

1877 - Würzburg : Stahel
198 raubte. Der Metzer Parlamentsrat Ralvanlx hatte nmlich die in den letzten Friedensvertrgen vorgekommene Formel: Mit allen ihren Dependenzen", dahin ausgelegt, dass damit alle Gebiete gemeint 'se?en, welche einst in irgendwelchem Zusammenhange mit den 1648 und 1679 gewonnenen Reichsteilen gestanden htten. Ausdiese Weisekam durch den Verrat des Bischofs von Frstenberg 1681 auch die freie Reichsstadt Straburg in die H nd e Ludwig's, diese Perle deutschen Brgertums, der Schlssel zu Deutschland, von welcher einst Karl V. gesagt hatte: Wenn der Türke vor Wien und der Franzose vor Stra-brg stnde, wrde ich erst dieser Stadt beispringen!" und so hoffte er nach und nach das linke Rbeinufer one Schwertstreich zu erlangen. Um dem onehin zersplitterten und onmchtigen, doch der diese Gewalttat tief emprten deutschen Reiche die Hnde vollends zu binden, schloss der König ein Bndnis mit den Trken und ^wang den Kaiser (1684) zu Reg ens brg zu ein e rn Waffenstillstand und zur An er-kennung der Reunionen auf 20 Jare. Nachdem Ludwig seinem Lande durch ein Rational conctl das gallikanische Kirchenrecht gesichert hatte, glaubte er sich ein Verdienst um die katholische Kirche zu erwerben, indem er 1685 das Edikt von Nantes aufhob und durch die . Dragonaden" des Louvois 50000 fleiige Hugenottenfamilien zur Auswanderung zwang. Leopold musste in der Tat 16821699 seine Hauptkraft dem Kriege mit den Trken widmen, und da er auf Anraten des Lobkowltz die Protestanten in Ungarn verfolgte und die Magnaten ihrer Rechte zu berauben suchte, so schlssen sich die emprten Ungarn unter Tkly ebenfalls an ^Frankreich und die Trkei an. Letztere sendete unter Kara Mustapha ein der 200000 Mann starkes Heer, das 1683 Wien de lagerte. Der Kaiser hatte sein Leben in Sicherheit gebracht,; trotzdem aber leistete diese Stadt unter dem Kommandanten Rdiger von Stahremberg so lange Wider-stand, bis die Entsatzarmee unter Karl von Lothringen, Johann Sobiesky von Polen, Max Emanuel von Bayern, Johann Georg von Sachsen, dem Prinzen Eugen (auch 8000 Brandenburger waren bei der Armee) herannahte und die Trken in die Flucht schlug. Ihr ganzes Lager, die Kriegskasse und alles Geschtz fiel in die Hnde der Sieger, die nun den Feind verfolgten und ihm einen festen Punkt nach dem andern entrissen. Zuerst fiel Ofen 1686 und nach dem von Karl von Lothringen 1687 erfochtenen Siege bei Mohaez auch Belgrad durch Max Emanuel 1688. Dann brach der dritte Raubkrieg aus, auch Orleans'scher oder Pflzer Krieg genannt. Dieser wurde ans dem Grunde gefrt, weil Ludwig nach dem (1685) erfolgten Tode des kinderlosen Kurfrsten Karl von der Pfalz im Namen einer an den Herzog von Orleans verheirateten Schwester desselben Erbansprche machte. Auerdem wollte der König den Bruder des Verrters von Straburg zum Erzbistum Cln, bisher einer Domne des Kurhauses von Bayern, verhelfen, wogegen sich aber Kaiser und Papst auflehnten. Nun erklrte Ludwig den Krieg. Ein franzsisches Heer brach 168&

19. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 143

1875 - Münster : Coppenrath
— 143 — ten Reichsstadt erschien, deren bestürzte Einwohner er aufforderte, sich zu ergeben. Die Bürger waren von aller Hülfe verlassen, viele Kaufleute befanden sich der Frankfurter Messe halber außerhalb der Stadt, und um das Unglück voll zu machen, hatten sich einige einflußreiche Bürger sogar vom französischen Könige bestechen lassen. So ward durch räuberischen Ueberfall und den schmählichen Verrath weniger Bewohner das vom Reiche leider im Stiche gelassene Straßburg den Deutschen entrissen, so ging eine Stadt verloren, deren hohe Wichtigkeit einst Kaiser Karl V. durch den denkwürdigen Ausspruch gekennzeichnet hatte: wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er Wien aufgeben, um Straßburg zu retten! Das mißhandelte Reich und die beeinträchtigten Reichstände wandten sich mit lauten Klagen an den Kaiser und baten um Hülfe. Damals saß Leopold I. auf dem Throne, der Nachfolger Ferdinands Iii. Als dieser dem französischen Hofe billige Gegenvorstellungen machte, stellte sich Ludwig höchst verwundert, wie noch Jemand an seinem guten Rechte hieran zweifeln könne. Um aber doch den äußeren Schein der Billigkeit nicht zu verletzen, versprach er, daß man auf einer Versammlung zu Frankfurt die Gegengründe gemeinschaftlich prüfen wolle. Allein die hier gepflogenen Unterhandlungen blieben ohne Erfolg. Ludwig's Gesandte wichen mit französischer Glätte allen Gegenvorstellungen aus und überreichten ihre Forderungen schriftlich und zwar, das erste Mal, in französischer Sprache, ungeachtet früher bei allen öffentlichen Verhandlungen nur die lateinische gebraucht worden war. Alle Gegenvorstellungen der kaiserlichen Bevollmächtigten gegen diese anmaßende Neuerung wiesen die französischen mit der kalten Erklärung zurück: „so sei es der Wille des Königes." Der Kaiser, welcher wegen ausgebrochener Unruhen in Ungarn und wegen eines von Ludwig selbst beförderten Türkenkrieges gegen diese übermüthigen Franzosen die Waffen nicht ergreifen konnte, mußte sich zu einem Waffenstillstände auf zwanzig Jahre bequemen. Ludwig blieb im Besitze aller gemachten Reunionen! Um seiner Macht auch Achtung auf dem Mittelmeere zu verschaffen, ließ er Algier und Tripolis bombardiren und auch das kaiserlich gesinnte Genua schrecklich verwüsten. Aufhebung des Edictes von Nantes (1685). —Ludwig ging in seinen Gewaltstreichen immer weiter. Jetzt schwang er die Geißel gegen die Resormirten und hatte nichts Geringeres im Sinne, als sie

20. Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 14

1903 - München : Oldenbourg
14 71. Kaiser Leopold I. und die Zeit der groen Trkenkriege. Unter seiner Kriegsleitung errangen die Kaiserlichen den groen Sieg bei Zenta an der Thei (1697), dem bald der gewinnreiche Friede von Karlowitz folgte 1699: Siebenbrgen, Ungarn, Kroatien und Slavonien bis an die Save wurden dem Kaiser zugesprochen. Hiermit hatte sterreich ungefhr seinen heutigen Lnderbestand erlangt. e) Sptere Trkenkriege, wie der des Jahres 1717 (erneute Eroberung von Belgrad durch Prinz Eugen), haben zwar den Besitzstand zwischen sterreich und der Trkei noch mehrmals oerschoben, doch blieb zuletzt die Save die Grenze beider Staaten. Prinz tzugen (16631736) stammte aus einer Nebenlinie des herzoglichen Hauses Savoyen, war aber in Paris geboren und erzogen worden, wo sein Vater eine militrische Stellung inne hatte. Seiner krperlichen Schwchlichkeit wegen war der Prinz ursprnglich fr den geistlichen Stand bestimmt worden, während er selber eine ausgesprochene Neigung zum Soldatenberufe fhlte. Da sein Verlangen, in franzsische Kriegsdienste einzutreten, von Ludwig Xiv. abgewiesen wurde, ging er nach sterreich (1683). Dort erhielt der kleine Kapuziner" alsbald ein Reiterregiment und stieg während der Trkenkriege zur Stel-lung eines Feldmarschalls der kaiserlichen Armee empor. Jahrzehntelang war er von da an sterreichs erster Staatsmann und Feldherr. Das im Lager vor Belgrad (1717) entstandene Lied Prinz Eugen, der edle Ritter" hat seinem Namen eine unvergngliche Volkstmlichkeit verliehen. Er starb, 73 Jahre alt, in seinem Schlosse Belvedere zu Wien 1736 und wurde im Stephansdom beigesetzt. 5. Ludwigs Xiy. Waukrieg gegen die Matz 16881697. Unmittelbar nach der Einnahme Belgrads, noch im September 1688, hatte Ludwig Xiv. ein Heer in die Pfalz und die angrenzenden rheini-scheu Gebiete einrcken lassen. Gegenber diesem malosen Vorgehen vereinigten sich die hervorragendsten Reichsfrsten mit dem Kaiser zum Schutze des pflzischen Kurfrsten und der gefhrdeten Landesteile. Die Franzosen muten daher im Frhjahr 1689 vom Rhein zurckweichen. Vorher aber legten sie (unter Fhrung des Generals Melac) alle bisher eroberten Orte, darunter Heidelberg, Mannheim, Speier und Worms, erbarmungslos in Asche, wie es die barbarische Weisung des Ministers Lonvois angeordnet hatte. Die Entrstung der die geschehenen Frevel fhrte dem Kaiser neue Bundesgenossen zu: Wilhelm Iii. von Cremten, der 1689 König von England geworden war, auch Spanien, Savoyen und Schweden traten dem Bunde gegen Frankreich bei. Doch behaupteten Ludwigs Heere fast allenthalben die Oberhand (unter Lttxembonrg in den Nieder-landen, unter Vendme in Spanien, unter Catiuat in Italien). Nachdem der Krieg schon 7 Jahre lang gedauert hatte, kam es in Ryswyk, einem Schlosse bei Haag, zu Friedensunterhandlnngen 1697: