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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 113

1886 - Berlin : Hofmann
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. Hz § 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. 1. Wirtschaftliche Verhältnisse. Um diese kostspieligen Kriege führen zu können, war Ludwig der Xiv. beständig darauf bedacht, die Steuerkraft seines Landes zu erhöhen. Dies erreichte er durch eine umfassende Fürsorge für die Entwickelung des Handels und des Gewerbfleißes, wobei ihm sein Minister Colöert (1661—1683) außerordentliche Dienste leistete. Derselbe 1661 ließ allenthalben Fabriken und Manufakturen anlegen, in welchen so- bis wohl die bisherigen Erzeugnisse in größerer Menge und vervollkommneter Weise als auch neue produziert wurden (Porzellanfabrik in Sövres). Um aber die Konkurrenz des Auslandes abzuschneiden, wurden auf alle von auswärts eingeführten Waren hohe Schutzzölle gelegt (Merkantilsystem). Der Handel wurde befördert durch großartige Wege- und Kanalbauten (Kanal von Languedoc, Verbindung des Mittelländischen und Atlantischen Meeres); eine ungemein rasch geschaffene und zahlreiche Kriegsflotte sollte die Häsen und den überseeischen Handel schützen. Durch diese Maßregeln wußte Ludwig den sog. dritten Stand, der sonst die ganze Steuerlast zu tragen hatte, einstweilen an sich zu fesseln. Gleichwohl waren dieser Aufschwung des Handels und der dadurch zunehmende Nationalwohlstand nicht ausreichend, um die ungeheuren Kosten zu decken, welche die Kriege und die über alle Maßen luxuriöse Hofhaltung des Königs verursachten. 2. Der Hof des Königs wurde zu Versailles gehalten wo in sandiger und reizloser Gegeud um ein prachtvolles Schloß das etwa 100 Millionen Franks gekostet hat, ein weiter Park geschaffen wurde. Auch andere Schlösser, wie Marly und Triauou, wurden mit verschwenderischer Pracht aufgeführt und ausgestattet. Das Leben am französischen Hofe war das glänzendste, von dem die neuere Geschichte zu berichten weiß; die an demselben abgehaltenen Feste setzten ganz Europa in Erstaunen; der an ihm herrschende Geschmack wurde für ganz Europa maßgebend. — Eine wesentliche Bedeutung hat das Hofleben unter Ludwig noch dadurch erlangt, daß in demselben die Formen des geselligen Verkehrs eine sehr reiche und feine Ausbildung erhielten, an der zumal auch Frauen teil hatten. 3. Die Litteratur und Kunst. Der Glanz Ludwigs wurde erhöht durch die große Blüte der Dichtung und Kunst, Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 8

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1. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 271

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Weltgeschichte. 271 wig Xiv. zu einem Ansehen in Europa, das sie früher nie gehabt hatten. Ludwig Xiv. war König von Frankreich von 1643 — 1715, also 72 Jahre lang. Anfangs führte, da er bei dem Beginn seiner Regierung erst 5 Jahre alt war, eine Regentschaft für ihn die Regierung; von 1651 trat er sie selbst an, doch hatte die Königin Mutter längere Zeit einen über- wiegenden Einfluß auf dieselbe. Ludwig Xiv. war ein pracht- liebender und verschwenderischer Fürst und hatte von der könig- lichen Würde eine Ansicht, nach welcher er als König sich Alles erlauben zu können glaubte. Eben so achtete er, durch Kriegsglück übermächtig geworden, wenig auf die Rechte der Völker und ließ unter Anderem auch die blühende Pfalz mit Feuer und Schwert verwüsten, weil er glaubte, Anspruch auf diese Länder zu haben. So geschah es denn, daß bei einem solchen Betragen Ludwig viele Kriege mit andern europäischen Völkern zu führen hatte, in welchen seine berühmten Feld- herrn — unter diesen Tu renne und Condö — viele Siege erkämpften. Der letzte Krieg, den er führte, war der spanische Erbfolgekrieg, von welchem ihr in dem nächsten §. Mehreres hören werdet. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 bewog gegen 700060 Hugenotten, Frankreich zu verlassen und unter diesen waren die geschicktesten Arbeiter. Wohl stand Frankreich zu Ludwig Xiv. Regierung durch die Feinheit seiner äußeren Sitten, durch seine Sprache, durch seine bedeutenden Anstalten für Wissenschaften und Künste, durch die Zahl seiner- ausgezeichneten Dichter und Redner und durch seinen Ge- werbfleiß allen andern Ländern voran, so daß die Sprache Frankreichs zur Hofsprache und zur Sprache aller Gebildeten in Europa wurde und man überall den französischen Sitten nacheiferte; desto tiefer stand es aber in sittlicher Hinsicht, und Üppigkeit, Verschwendung und die größten Laster waren da- mals in Frankreich herrschend und mit Recht hat man behaup- tet, daß schon durch Ludwig Xiv. Regierung, so wie durch die seines Nachfolgers Ludwig Xv. der Grund zu der so schreck- baren französischen Revolution gelegt worden sei. Eben so kann Man, wenn man wahre Größe nach den sittlichen Vor- zügen, die Jemand besitzt, nicht nach den trügerischen Vorzü- gen einer äußeren Gewandthcil des Geistes und Feinheit der Sitten abwägt, Ludwig Xiv. keine wahre Größe zuschreiben,

2. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 21

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Frankreichs Vorherrschaft in Europa unter Ludwig Xiv. 21 der Beamten bildeten, der Bevölkerung aber zur Last fielen. Die Beamten sahen in den Ämtern ein nutzbares Recht und nahmen es leicht mit ihren Pflichten. Die Verwaltung der Provinzen lag in den Händen der Intendanten, die seit Ludwig Xiv. dauernd in die Generalitäten (Steuerbezirke) geschickt wurden. Neben ihnen waren die Gouverneure (§ 17) machtlos. Der Geschäftskreis der Intendanten war nicht fest begrenzt. Sie konnten in alle Angelegenheiten ihres Bezirkes eingreifen; dabei ging die gewöhnliche Verwaltung durch die sonstigen Beamten ruhig weiter. So blieb die Gewalt der Inden-danten bis zum Ende der Monarchie eine außerordentliche. Die Städte wurden von Magistraten verwaltet. Diese wählten selten alle, meist wenige bevorrechtete Bürger. Später wurden auch die städtischen Ämter königlich, d. h. käuflich. Doch erwarben vielfach die Städte selbst die Ämter und damit das Recht ihrer Besetzung. Ihre Verwaltung durch die Magistrate war oft recht schlecht, und die immer stärkere Aufsicht durch die Intendanten wirkte zu ihrem Segen. Die Verfassung der Dörfer war ziemlich frei. Der Grundherr hatte keine obrigkeitlichen Rechte mehr, so daß damals das platte Land Frankreichs vielleicht die größte Selbständigkeit in Europa genoß. Doch griff auch hier der Intendant häufig ein. Besondere Einrichtungen bestanden in Paris. Das Stadtoberhaupt (pretot des marchands) war bedeutungslos geworden; der Stadtrat blieb vom König, der zwei Drittel seiner Mitglieder ernannte, abhängig. Dazu griff die von Colbert reformierte königliche Polizei, an deren Spitze der einflußreiche Polizeipräsident (Lieutenant du roi) stand, in alle Verhältnisse der Großstadt sehr zu deren Vorteil ein. In den Parlamenten (§ 17) waren alle Stellen erblich, d. h. der Sohn übernahm, wenn er die nötige juristische Bildung hatte, die Stellung seines Vaters oder verkaufte sie an einen geeigneten Bewerber. Es gab zwar eine Anzahl hervorragender Parlamentsfamilien; im ganzen aber überwogen die minder tüchtigen, so daß die Justizpflege häufig recht mangelhaft war. Grundsätzlich sollte die Rechtspflege vom Könige völlig unabhängig sein. Die Parlamente fällten und vollzogen sogar Todesurteile. Doch konnte der König in jedes gerichtliche Verfahren eingreif en und die Sache vor den Staatsrat bringen. Auch durfte er durch Siegelbriefe (lettres de cachet) jemanden ohne Angabe eines Grundes gefangen setzen lassen. Die Parlamente hatten alle neuen Gesetze in ihre Protokolle einzuschreiben, um sie bekannt zu machen und um „sich ihrer erinnern zu können“. Zugleich hatten sie zu prüfen, ob das neue Gesetz nicht einem alten zuwiderlief und in solchen Fällen bei dem König Vorstellungen (remontrances) zu erheben. Daraus leiteten sie ein „Recht“ Provinzial- verwaltung Städte Dörfer Paris Justiz Rechte der Parlamente

3. Neuere Geschichte - S. 260

1843 - Berlin : Sander
260 Xvii. Ludwig Xiv. Um dahin zu gelangen, und die unzusammenhänden, zerstreuten Elemente einander näher zu bringen und sich miteinander verschmelzen zu lassen, und das hat Ludwigs Xiv. Verwaltung erreicht; in Frankreich, wie in ganz Europa gab es keine schwierigere Aufgage, als die Central- gewalt in alle Theile der Gesellschaft dringen zu lassen, und aus der Centralgewalt die Mittel der Starke des Gesellschaftsverbandes zu schöpfen. Das war das Streben Ludwigs Xiv. und das ist ihm bis auf einen gewissen Grad, wenigstens ungleich besser, a!S den vorhergehenden Regierungen gelungen. Bei dem Einzelnen kann ich mich hier nicht aufhalten, aber gehen wir alle Zweige des öffent- lichen Dienstes durch, das Steuer-und Straßenwesen, die Industrie, die Kriegsverwaltung, alle Institute irgend eines Zweiges der Ver- waltung, alle verdanken ihr Entstehen, ihre Entwicklung, ihre be- deutende Verbesserung Ludwig Xiv. Als die größten Verwaltungs- männer ihrer Zeit stehen Colbert und Louvois da, sie haben ihr Genie bei der Verwaltung ihrer Ministerien entfaltet. Dadurch erwuchs auch seine Regierung zu einer Allgemeinheit, zu einem Gewichte, zu einer Consistenz, welche rings um ihn allen europäischen Regierungen abging. Aus dem legislativen Gesichtspunkte bietet seine Regierung dieselben Erscheinungen und leitet uns auf seine Vergleichung mit der ungeheuren Revisionsarbeit und allgemeinen Umgestaltung der Gesetzgebung durch die Consularregierung. Eine ganz ähnliche Arbeit fand unter Ludwig Xiv. Statt. Seine großen Ordonnanzen, die Criminalordonnanz, die Gerichts-, Handels-, Marine-, Was- ser- und Forst-Ordonnanzen, sind wahre Gesetzbücher, welche wie die in unserer Zeit bearbeitet und im Staatsrathe besprochen wurden. Gegen die Gesetzgebung selbst läßt sich unendlich viel einwenden; sie ist voller Fehler, die jetzt erst ganz hervortreten, und von Niemand weggeläugnet werden können, nirgends entspricht sie dem Geiste wah- rer Gerechtigkeit und Freiheit, wohl aber dem Zwecke einer öffentli- chen Ordnung, eines größeren Haltes und größeren Stetigkeit der Gesetzgebung selbst. Und schon das war damals ein großer Fort- schritt, und es läßt sich nicht bezweifeln daß Ludwigs Xiv. Ordon- nanzen alle früheren bei Weitem übertroffen und Frankreichs Gesit- tung bedeutend gefördert haben. Von welchem Gesichtspunkte aus wir auch diese Regierung be- trachten mögen, die Quelle ihrer Macht und ihres Einfluffes wird bald

4. Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß - S. 23

1910 - Halle a.S. : Schroedel
— 23 — moralischen Eigenschaften der Nachwelt im Gedächtnis zu erhalten vermocht hätte. Ranke, Zwölf Bücher preußischer Geschichte. S. 5—24. Iii. Das Zeitalter Ludwige Xiv. Die Geschichte kennt keinen Monarchen, der gleich lange seinen Thron innegehabt hätte wie Ludwig Xiv. den französischen. Es haben ihn auch wenig an der Zahl der wirklichen Regierungsjahre übertreffen, wenngleich manche Herrscher früher zu selbsttätigem Regiment gelangt sind als er. Und diese unvergleichliche Gunst des Geschickes traf einen Mann von reicher Begabung an der Spitze eines der lebenskräftigsten, fähigsten und zahlreichsten Völker des Erdballs, herrschend über ein Land, dessen natürliche Ausstattung alles übertraf, was irgendein anderes europäisches Volk sein nennen konnte. Wenn irgendwo die Bedingungen gegeben waren für glänzende und dauernde Erfolge, so war es in dem durch Richelieu und Mazarin innerlich geeinten, nach außen zu Ansehen gebrachten Frankreich, das Ludwig Xiv. übernahm. Was war aber das Ergebnis der 54jährigen Selbstherrschertätigkeit des roi soleil? Wer behaupten wollte, daß die schweren Krisen, die Frankreich seitdem erlebt hat, die jähen Umwälzungen, die seine inneren Zustände erfahren haben, daß die noch heute bestehende Unsicherheit der internationalen Lage des festländischen Europa, daß die überwältigende Vorherrschaft Englands in allem maritimen und kolonialen Leben zurückzuführen sei aus die Regierungstätigkeit dieses Mannes, würde von der Wahrheit nicht allzusehr abirren. Sie hat weiterhin nachgewirkt und fast ausschließlich in verderblichem Sinne. Selbstbewußtsein und Herrscherstolz Ludwigs Xiv. sind sprichwörtlich geworden. Man sieht in ihm den Absolutismus personifiziert, und er ist in der Tat sein glänzendster Vertreter. Richelieu und Mazarin hatten den Boden bereitet. Stände, Gesellschaftsklassen oder Körperschaften, die dem Willen eines starken Königs noch hätten Widerstand entgegensetzen können, gab es nicht mehr. Der Adel fand eine Entschädigung im Staatsdienst. Nur ihm entnahm der König seine Offiziere, ihm fast ausschließlich die Inhaber der Verwaltungsstellen. Allein im Justiz- und Finanzwesen konnten Bürgerliche noch auf angesehene Stellungen hoffen. Diese Bevorzugung hielt den Adel materiell einigermaßen schadlos, aber sie nahm ihm die Möglichkeit und die Fähigkeit selbständiger Betätigung und trennte ihn von der Nation, von den Elementen, an deren Spitze und mit deren Hilfe er neben dem königlichen einen nationalen Willen hätte zur Geltung bringen sollen. Die Kluft zwischen adlig und bürgerlich hat seit dem ausgehenden Mittelalter, besonders auf Grund des um sich greifenden berufs-

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 373

1858 - Weimar : Böhlau
373 wurde aber die Politik der Staaten nicht mehr durch Fragen des Glau, bens bestimmt, und die Jesuiten standen nicht mehr als die Leiter der geistigen Bewegung da, und deshalb unterlagen sie ihren Gegnern. In Portugal waren sie der Theilnahme an einer Verschwörung gegen das Leben des Königs angeklagt und von dem Minister Pombal aus dem Lande gewiesen worden (1759). Zu derselben Zeit vervielfältigten sich in Frankreich die Angriffe auf den Orden. Eben hier hatte derselbe unter Ludwig Xiv. über Hugenotten und Jansenisten den Sieg davon getra- gen und die ganze katholische Geistlichkeit von sich abhängig gemacht. Aber setzt entwickelte sich der Streit der Jansenisten mit den Jesuiten in einer von dem Ursprünge desselben verschiedenen Richtung. Das janse- nistisch gesinnte Parlament zu Paris trat nämlich als Vertheidiger der weltlichen Macht gegen die Jesuiten auf und erklärte es für einen sträf- lichen Eingriff in die Rechte des Staates, daß die Jesuiten nur dem General ihres Ordens und dem Papste unterworfen sein wollten. Hierzu kam, daß mehrere Schriftsteller ihre Waffen wider alles Bestehende rich- teten und nicht bloß gegen veraltete Mißbräuche, sondern zugleich gegen das Heiligste und Ehrwürdigste mit sophistischen Deklamationen und mit höhnischem Spott und Witz kämpften. Statt die wahre Aufklärung zu befördern und in ihr die kräftigste Schutzwehr gegen den trüben und seichten Strom der neuen Ideen zu suchen, verboten die Inhaber der Gewalt die Werke, in welchen jene Ansichten enthalten waren, und ganz besonders waren es die Jesuiten, die jene Schriften zu widerlegen und zu unterdrücken siichten. Das erweckte aber in der Nation einen heftigen Reiz, sich über die streitigen Gegenstände zu unterrichten, und von der Bigotterie ging man zur Freigeisterei über. Die Wirkung dieser Veränderung mußten besonders die Jesuiten empfinden. Durch seine lettres provinciales schlug der witzige Pascal, durch ätzende Worte Voltaire den Jesuiten tiefe Wunden. Seitdem Voltaire den Ton an- gegeben hatte, wollte jeder Witzling auf Kosten der Geistlichkeit und der Religion witzig sein. Man deckte die verwerflichen Grundsätze der Je- suiten auf, die Leichtigkeit, mit welcher sie im Beichtstuhl von Todsün- den zu entbinden pflegten, die Schleichwege, deren sie sich am Hose be- dient, die fluchwürdige Gewalt, welche sie unter Ludwig Xiv. auf Frankreich ausgeübt hatten, ihre Habsucht, ihren alles Maß überschrei- tenden Ehrgeiz. Es forderten nicht nur die gelesensten Schriftsteller auf, die Macht Roms zu brechen, deffen Stütze der Orden sei, man klagte auch die Jesuiten als Staatsumstürzer, Königsmöcder und Sittenverder- der an, und wo nur eine Frevelthat geschehen war, da sollten die Je- suiten sie verübt haben. Die nächste Ursache ihrer Unterdrückung in Frankreich war ein Rechtsstreit, den ein marseiller Handlungshaus gegen einen Pater la Valette führte. Dieser, der Vorsteher der Mission in Westindien, bereicherte den Orden durch glücklichen Handel außerordentlich. Er hatte kurz vor dem Ausbruche des Krieges einige reichbeladene Schiffe nach Europa abgehen lasten, und in deren Erwartung hatte jenes marseiller Haus für mehr als anderthalb Millionen von ihm auf dasselbe gezogene Wechsel acceptirt. Die Engländer aber nahmen die Schiffe, der Pater erklärte sich für zahlungsunfähig, und das Hand- lungshaus mußte das Geld bezahlen. Es entstand nun die Frage, ob der Orden zur Zahlung angehalten werden könne. Ec weigerte sich,

6. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte - S. 762

1817 - München : Königl. Schulbücher-Hauptverl.
7ö2 Neu ere Geschichte. Erstes Kapitel. Die Zeit L u d w i g s Xiv. loöi - 1700 (1715). I. Frankreich. 1. Ludwig Xiv. (1643-1715) bei dem Antritte seiner Selbstregierung. Ludwig Xiv. stand in seinem drei und zwanzigsten Le- bensjahre, als er (1661) die Selbstregierung Frankreichs antrat. Gediegene Bildung oder hohe Kraft des Geistes und Gemüthes zeichneten ihn keineswegs aus, aber er war nicht ohne Sinn für das Edle und Großartige, und vorzüg- lich geschickt in der Kunst, den König auf das vollkommen- ste zu repräsentiren. Durch die stolze Haltung, welche er nie verlor, festelte er zunächst die Herzen seiner Untertha- nen, und da sein Waffeirglück und die Blüthe französischer Kunst und Wissenschaft, welche er förderte, großen Glan; über ihn und Frankreich verbreiteten, so ward allmalig bei- nahe ganz Europa, von der, im Grunde doch nur schein- baren, Größe dieses Königs verblendet. Am Anfänge seiner Selbstregierung führte ihm das Glück mehrere vortreffliche Gehülfen und Nathgeber zu. Unter diesen ragte besonders Colbert hervor. „Ich bin Ew. Majestät viel schuldig," sagte der sterbende Maza- rin, „aber einen Theil meiner Schuld glaube ich Ihnen zu bezahlen, indem ich Ihnen Colbert bekannt mache?' Col- bert war in vielem Betrachte für Ludwig Xiv., was Sully für Heinrich Iv. Wie Sully, stellte auch Colbert durch Ordnung und Sparfanikeit den zerrütteten Staatshaushalt wieder her. Wie aber Sullys Aufmerksamkeit hauptsäch- lich auf den Ackerbau gerichtet war, so begünstigte Colbert, dem Geiste seiner Zeit gemäß, vorzüglich die Gewerbe und den Kunstfleiß. Auch gab er feinem Vaterlandc See- und Colonial-Handel. Gleichergestalt suchte er die Geistesbil- dung der Franzosen durch Unterstützung der Künste und Wiflenschaften zu fördern und zu heben. Bald wurde Lud^

7. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 120

1879 - Leipzig : Teubner
120 Ludwig Xiv. von Frankreich 1643—1715. Zweiter Zeit rau m. Vom westfälischen Frieden bis }ux französischen Revolution. 1648—1789. Xii. Ludwig Xiv., König von Arankreie. 1643—1715. Der Sohn und Nachfolger Ludwigs Xiii. war Ludwig Xiv. Er zählte bei dem Tode seines Vaters erst fünf Jahre und hat 72 Jahre, länger als irgend ein anderer Monarch, den königlichen Namen getragen. Während seiner Minderjährigkeit führte seine Mutter, Anna von Spanien, die Vormundschaft; aber sie überließ die Regierung ganz dem von Richelieu empfohlenen Cardinal Mazarin, der in Allem den Grundsätzen Richelieus folgte. Erst nach Mazarins Tod (1661) übernahm Ludwig Xiv. die Leitung des Staates selbst. Die Zeit, in welcher Ludwig Xiv. regierte, heißt in der Geschichte gewöhnlich das Zeitalter Ludwigs Xiv.; denn er war damals die hervorragendste Persönlichkeit, nach der in Europa sich alles richtete, um die wie um ihren Mittelpunkt alle Verhältnisse sich drehten. Ludwig war ein selbstsüchtiger, herzloser Despot, der allein in seinem Lande herrschen wollte; keine Größe sollte neben ihm bis zu der Nähe seiner stolzen Höhe emporragen. Deswegen schaffte er die mächtigsten Aemter im Reiche ab und vertheilte ihre Gewalt unter mehrere Personen, die als gefügige Diener des allmächtigen Herrschers die Geschäfte nach dessen Willen führten. Der hohe und niedere Adel des Landes hatten schon durch Richelieu und Mazarin alle Macht verloren und standen ganz im Dienste des königlichen Hofes, dessen Glanz sie erhöhen mußten. Der Grundsatz des Königs war: letat c’est moi, „der Staat bin ich". Ganz Frankreich und das französische Volk mit seinem Vermögen und seiner Kraft

8. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 243

1912 - Habelschwerdt : Franke
243 Die Einwanderung ist zu frdern, die Auswanderung zu verbieten oder zu erschweren. Der Merkantilismus hatte fr seine Zeit eine hohe Be-beutung. Er beseitigte die stadtwirtschaftlichen Sonderbestrebungen, die ohne Rcksicht auf die Gesamtheit jede Stadt zum Mittelpunkte eines Wirtschaftsgebietes gemacht hatten (S. 105), und setzte an ihre Stelle eine territoriale ober, wie z. B. in Frankreich, eine staatliche Wirtschaftspolitik, bieben bergang zur eigentlichen Volkswirtschaft bilbete. Er brachte ferner viele Staaten auf eine wirtschaftliche Hhe und frberte den Absolutismus. Doch vertrat der Merkantilismus grunbstzliche Irrtmer, inbem er in der Steigerung der Einnahmen und nicht in der Frberung der Kultur des gesamten Volkes seine Hauptaufgabe sah und die Jnbustrie und den auswrtigen Handel gegenber der Lanbwirtschaft berschtzte. Auch grnbete die Merkantilpolitik das Verhalten der Volker zueinander auf Neid und Migunst, und die staatliche Bevormundung hinderte eine selbstndige Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens. ^ 3, Die Vorherrschaft Frankreichs in Europa. Im Dreiig-lahngen Kriege war bte sterreichisch-spanische Monarchie unterlegen, und Frankreich hatte das Ubergewicht in Europa erhalten Im politischen Verkehr wurde die franzsische Sprache blich, und auch in Sitten und Gebruchen war Frankreich das Vorbild. Seine reichen Mittel machten ihm die Behauptung dieser Stellung auf wngere Zeit mglich,. Das Hauptziel der Politik der brigen Staaten war dieser Ubermacht gegenber die Aufrechterhaltung des europischen Gleichgewichts. Die Kriege dieser Zeit waren darum fast stets europische Kriege. Frankreich unter Ludwig Xiv., 16431715. Ludwig Xiv. war Bei dem Tode seines Vaters Ludwig Xiii. erst 5 alt. Deshalb leitete während seiner Minderjhrigkeit der Kardinal ^3fan" btc Staatsgeschfte. Er reichte zwar an seinen Vorgnger Richelieu nicht heran, war aber der gewandteste Diplomat seiner Zeit. . 5iele un fein Hof. Ludwig Xiv. vermhlte sich mit der Tochter 9x Klipps Iv. von Spanien und bernahm nach Mazarins Tode 1661) selbstndig die Regierung. Sein Streben war darauf gerichtet, L^rattjrct* eine absolute Monarchie umzuwandeln, in der sein Hzille allein magebend sei nach dem Grundsatze: L' Etat c'est moi"; 2. Frankreich zur ersten Macht Europas zu erheben und es 3. bis zum Rhein zu erweitern. 16*

9. Neuere Geschichte - S. 253

1843 - Berlin : Sander
Xvii. Ludwig Xiv. (Fr. Gui;ot). Das Princip der unumschränkten Monarchie, des absoluten Kö- nigthumes hatte in Spanien unter Karl V. und Philipp Ii. domi- nirt, bevor es sich in Frankreich unter Ludwig Xiv. ausbildete. Gleichergestalt herrschte schon im sechzehnten Jahrhunderte das Prin- cip der Denkfreiheit in England, während es sich in Frankreich erst im achtzehnten Jahrhunderte ausbildete. Unterdessen hatte die un- umschränkte Monarchie noch nicht Spaniens Grenzen verlassen, um über Europa ihre Herrschaft auszubreiten. Beide Principien und Thatsachen hielten sich innerhalb der Grenzen, innerhalb welcher sie zuerst hervorgetreten waren. Sie mußten erst durch Frankreich, bevor sie ihre Eroberungen weiter ausdehnen konnten, Absolutismus und Gewissensfreiheit mußten erst französisch werden, ehe sie europäisch werden konnten. Dieser communitive Charakter der französischen Ci- vilisation, dieses sociale Genie Frankreichs, das zu allen Perioden sich geltend gemacht hat, hat also vorzüglich auch in derjenigen ge- glänzt, mit welcher wir uns jetzt beschäftigen. Der Einfluß Frankreichs auf Europa zeigt sich im siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderte von sehr verschiedenen Seiten. Im siebzehnten ist es die Regierung, welche auf Europa einwirkt und an der Spitze der allgemeinen Gesittung voranschreitet; im achtzehnten ist es nicht mehr die Regierung, da ist es der französische Gesell- schaftsverband, Frankreich selbst, dem das Uebcrgewicht anheim ge- fallen ist. Erst beherrscht Ludwig Xiv. und sein Hof, dann Frank- reich und seine öffentliche Meinung die geistige Welt und fesseln die Aufmerksamkeit. Biele Völker standen im siebzehnten Jahrhunderte

10. Die Ohnmacht des Reiches und der Aufstieg der Hohenzollern - S. 50

1916 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 50 — sie hielten nun einmal für den größten Ruhm des Königs vor Gott und Menschen, wenn er, was von seinen Vorfahren vergebens versucht worden, die Ketzer in seinem Reiche in den Schoß der Kirche zurückführe. Von der dem katholischen Bekenntnis zukommenden Autorität und vo r der Notwendigkeit, demselben die ausschließende Alleinherrschaft zu verschaffen, hatten sie eine abstrakte, unhistorische, durch und durch nut Wahn versetzte Meinung; sie sahen darin nicht nur ein hohes Verdienst, sondern sie meinten, der Segen des Himmels werde damit verbunden sein. Sie wußten nicht oder vergaßen, daß die Ordnung der Welt auf moralischen Gesetzen beruht, die noch niemals übertreten worden sind, ohne die Rache auf das Haupt dessen herabgezogen zu haben, der sie übertritt. Und kein Begriff kam ihnen von der Widerstandsfähigkeit des protestantischen Geistes,- sie wollten die Furcht, aber nicht die Gewalttat; wie wäre aber jene ohne diese auch nur möglich gewesen?" 9. Dritter Raubkrieg, 1688—1697. Verwüstung der Pfalz. Um die Mitte des neunten Jahrzehntes stand Ludwig Xiv. auf dem Gipfel seiner Macht. Frankreich hatte die Oberherrschaft über Europa, militärisch und politisch. Zu derselben Zeit, als der Kaiser seine beiden ersten stehenden Regimenter errichtete, hielt Ludwig Xiv. im Frieden bereits 100 000 Mann in seinen Garnisonen und 14 000 Mann Garde. Während die englische Marine in den letzten Jahren Karls Ii. immer mehr verfiel (1678: 83 Schiffe), hatte es die französische im Jahre 1681 auf 96 Linienschiffe vom ersten und zweiten Range, 42 Fregatten, 36 Feluken und ebensoviele Brander gebracht. Die Truppen Ludwigs Xiv. waren die geübtesten, kriegsgewohntesten, die man kannte, seine Schiffe sehr wohl gebaut; kein anderer Fürst besaß zum Angriff wie zur Verteidigung so wohlbefestigte Grenzen. Und dazu kam die Gewalt der Bündnisse: Schweden, Polen und nicht wenige deutsche Reichsfürsten erhielten von Frankreich dauernd Subsidien, die Türkei war abhängig von Frankreich. Europa war den Franzosen gegenüber entzweit und kraftlos, ohne Herz, wie damals die Venetianer sagten, und ohne Galle. Ranke sieht die Gefahr dieser französischen Suprematie über Europa besonders auch darin, daß ein so entschieden vorherrschender Einfluß einer Nation es schwerlich zu einer selbständigen Entwicklung der übrigen hätte kommen lassen, um so mehr, als dieser Einfluß durch das Übergewicht der französischen Literatur unterstützt wurde; denn die italienische Literatur hatte die Zeit ihrer originalen Laufbahn bereits vollendet, die englische hatte sich noch nicht zu allgemeiner Bedeutung erhoben und eine deutsche gab es damals noch nicht. Aber schon regten sich überall die Kräfte des Widerstandes. Die Gewalthandlungen gegen die Hugenotten erweckten in allen protestantischen Ländern einen allgemeinen Widerwillen gegen Frankreich, der sich unter dem Einfluß der ankommenden Flücht inge zu Haß und Abscheu steigerte. Das Vordringen des französischen Handels in den Meeren der Osmanen, namentlich der Versuch, England und Holland vom türkischen Handel möglichst auszuschließen, erzeugte die handelspolitische Feindschaft dieser Länder. Und als nun Ludwig Xiv. die katholisieren-den und absolutistischen Bestrebungen Jakobs I I. von England (S. 8)

11. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 77

1909 - Leipzig : Teubner
13. Frankreich unter Ludwig Xiv. 77 Wirklich glnzend und vorbildlich war dagegen die Neugestaltung des Heerwesen und Heerwesens unter Ludwig Xiv., die sich namentlich an den Namen Louvois Kriegsflotte, knpft. Die belstnde des Sldnerwesens wurden ganz hnlich, wie wir es bei der Reform des Groen Kurfrsten gesehen haben, dadurch eiuge-schrnkt, da die Besttigung der Offiziere ein knigliches Recht wurde und an die Stelle der bisherigen Hchstkommandierenden jeder Waffengattung knigliche Inspekteure traten. Die groen Geldmittel, die fr die Armee zur Verfgung gestellt werden konnten, ermglichten unvergleichlich grere Verbesserungen des Heerwesens, als sie z. B. den deutschen Fürsten mglich waren. Um die Einheitlichkeit der Armee herzustellen, wurden mehrere Regimenter zu Brigaden vereinigt, deren Kommandeure der König ernannte. Eine allgemeine Uniformierung wurde durchgefhrt, die Artillerie als selbstndige Waffe eingerichtet, ein Ingenieur- und Miueurkorps nach spanischem Muster geschaffen und das Festungswesen technisch zu grter Vollkommenheit ausgebildet (Vauban). Die Infanterie erhielt statt der Piken Bajonette; fr das Werfen mit Granaten wurden besondere Grena-dierkompagnien errichtet. Elitetruppen waren die Schweizergarden und die aus Kavallerie bestehende maison du roi. Jeder Offizier, ob brger-lich oder vom Adel, mute zwei Jahr als gemeiner Soldat gedient haben; Soldatenmihandlungen wurden aufs schwerste geahndet. Die Beweg-lichkeit des Heeres im Kriege wurde durch die Magazinverpflegung gefrdert; Lazarette folgten dem Heere; das Jnvalidenhaus in Paris nahm die Invaliden ans, die nichts mehr erwerben konnten. So selbstschtigen Absichten die Sorge fr das Heerwesen auch entsprang, es war doch ein gro-artiges Werk, das hier geschaffen worden war, und nicht ohne Grund bewun-derte ganz Europa die franzsische Armee. Furchterregend aber war ihre Strke: sie betrug, als Ludwigs Macht auf dem Hhepunkte stand, an In-fanterie 120000, Kavallerie 55000 und an Besatzungstruppen 100000 Mann. So war Frankreich zum Angriff stets mehr als gerstet, der Abwehr aber diente ein dreifacher Festungsgrtel, den zu durchbrechen selbst Feld-Herren wie dem Prinzen Eugen oder Marlborough nicht gelungen ist1). Schlielich wurde Ludwig Xiv. auch der Begrnder einer franzsischen Kriegs-flotte, deren Notwendigkeit die Kriege mit Holland und England gelehrt hatten. Hauptschlich durch Colberts Rhrigkeit wurde die Flotte auf 300 Schiffe gebracht, Brest zum Kriegshafen ausgebaut und eine vorzgliche Marine-Instruktion ausgearbeitet. Die Kstenbevlkerung wurde der Konskription fr die Marine unterworfen. Die wirtschaftlichen und kulturellen Verhltnisse unter Ludwig Xiv. haben nicht zum geringsten dazu beigetragen, den Ruhm Frankreichs der die ganze Welt zu verbreiten, und in der Tat zeigte sich hier neben vielem Schatten auch viel Licht. 1) Nachdem Ludwig durch diese fast undurchdringliche Auenmauer die Haupt-stadt gengend geschtzt glaubte, lie er sie selbst entfestigen, da er die Pariser frchtete und ihren Emprungsgelsten keine Sttzpunkte lassen wollte. So wurden die Festungs-wlle zu friedlichen Boulevards".

12. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 406

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
40g 63. Allgemeine Charakteristik der Zeit von 1700—1789. Ul. Das achtzehnte Jahrhundert bis zur französischen Revolution. 63. Allgemeine Charakteristik der Zeit von 1700—1789. (Nach F. C. Schlosser, Geschichte des 18. und des 19. Jahrhunderts bis zum Sturze des französischen Kaiserreiches). Zur Erleichterung der Einsicht und Uebersicht der Geschichte dieses neunzigjährigen Zeitraumes läßt sich derselbe zweckmäßig in drei Perio- den eintheilen. In der ersten Periode ward Frankreich durch ein Regierungs- system groß und mächtig, welches das Volk erdrückte, während Hof und Regierung glänzten. Dieses System ward bald von allen europäi- schen Regierungen angenommen und nachgeahmt, sogar in solchen Län- dern, wo die Staatsform nicht, wie in den meisten, militärisch-monar- chisch war. Ceremoniel und Steifheit, Frivolität und Verschwendung herrschten an den Höfen, wo Grundsätze befolgt und in vertrauten Kreisen laut ausgesprochen wurden, die dem künstlichen geselligen Zu- stande und den Vorrechten gewisser Klassen und Kasten verderblich werden mußten, sobald sie in die Literatur übergingen und sich von den Höfen aus unter das Volk verbreiteten. Ludwig Xiv. hatte militärisch-mo- narchisch regiert; er hatte ausgeführt, was Richelieu und Mazarin ange- fangen; er hatte die geistlich-adelige Aristokratie des Mittelalters nie- dergeworfen, oder vielmehr, er hatte die Reste der alten Freiheit, welche die Parlamente, die Ritter ans ihren Gütern bewahrten, dadurch vernichtet, daß er den Adel um sich sammelte und ihn durch Aufwand am Hose und Stellenjagd zu Grunde richtete. Ludwig Xiv. hatte das Militärwcscn der neueren Zeit zum Verderben der Reste des Ritterthums ausgebildet und hatte eine Kunst und Wissenschaft be- günstigt und befördert, welche zu ihrer Blüthe der Freiheit und der Begeisterung für Wahrheit nicht bedarf und gleichwohl dem Glanze der Vornehmen und der Eitelkeit der Reichen vortrefflich dient. Während in Frankreich und bald in Europa, wo man den französischen Ton nachäsite, die höheren und mittleren Klassen sich weiter von aller ge- müthlichen Volksbildung entfernten, und ganz neue Ansprüche begrün- deten, ward in dem Ton und in der Modclectüre derselben Klassen nach und nach ein radical-revolutionärer und sogar ein demokratischer Geist herrschend. Schon unter Ludwig Xiv. bereiteten Bayle und eine Ge- sellschaft pariser Spötter, unter denen Voltaire schon als Knabe glänzte, die Revolution vor, die unter der Regentschaft erfolgte. Die Kühn- heit des Gedankens, die Genialität bei der Betrachtung göttlicher und menschlicher Dinge, welche jeder, der etwas gelten wollte, haben oder /

13. Neuere Geschichte - S. 255

1843 - Berlin : Sander
Xvii. Ludwig Xiv. 255 Nation wieder emporhob, die Verwaltung rcorganisirte, die Gesetz- gebung neugestaltete, kurz die Wiedergeburt des Gesellschaftsverbandes durch die Gewalt bewirkte. Ludwig Xiv. hat bei seinem ersten Auftreten für Frankreich etwas dem ganz Aehnliches gethan, nur mit dem großen Unterschiede von Zeit, Vorarbeiten und Form, hat er beinahe dieselben Resultate verfolgt und auch regiert. Nach dem Abtreten Richelieus und während Ludwigs Xiv. Min- derjährigkeit standen stets die spanischen Heere an den Grenzen, dran- gen zuweilen sogar in das innere Land; eine stets drohende Inva- sion, der innere Zwiespalt auf seinem höchsten Punkte, Bürgerkrieg, und eine schwache, im Jnlande wie im Auslande verachtete Regie- rung. Nie gab es eine in Europa so verachtete, in Frankreich so ohnmächtige Politik, als die des Kardinales Mazarin war; kurz der Staat war zwar in einer weniger gewaltthätigen, aber doch der vom 18. Brümaire ganz analogen Lage, und aus diesem Zustande hat es Ludwig Xiv". gerissen. Seine ersten Siege wirkten wie die Schlacht bei Marengo, sie retteten das Land und die Nationallehre. Betrachten wir nun diese Regierung von ihren verschiedenen Seiten, in ihren Kriegen, in ihren auswärtigen Verhältnissen, in ihrer Ver- waltung, ihrer Gesetzgebung und wir werden die Aehulichkeit hin- länglich und in der That begründet finden. Zuerst von Ludwigs Kriegen., Die europäischen Kriege waren zuerst nichts Anderes als große Bewegungen der Völker, von dem Bedürfnisse der Phantasie oder irgend einer anderen Ursache getrieben, erhoben sich ganze Völkerschaften, zuweilen zahlreiche Massen, zuwei- len kleine Banden und zogen aus einem Lande in das andere. Das ist der allgemeine Charakter der europäischen Kriege bis nach den Kreuzzügen, zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts. Mit dieser Zeit beginnt eine andere von unseren jetzigen Krie- gen eben so abweichende Art. Das sind die weiten Heereszüge, welche nicht von den Völkern, sondern von den Regierungen unter- nommen wurden, indem diese sich an die Spitze ihrer Heere stellen, und Staat und Abenteuer in der Ferne suchen. Sie verlassen ihre Heimath, das Gebiet ihres Eigenthums und stürzen sich nach Deutsch- land, Italien und Afrika ohne ein anderes Motiv als ihre Einbil- dungskraft zu heben. Fast alle Kriege des fünfzehnten und sogar eines Theiles des sechzehnten Jahrhunderts tragen diesen Charakter

14. Bd. 2 - S. 204

1854 - Leipzig : Engelmann
204 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts. um den Monarchen und in die Sale des Schlosies und unterwarf sich der stren- gen Etiquette des Hofes; Feste aller Art, Carousselparticn, Ballete, Feuerwerke, Opern und Theater, wozu die ersten Geister Frankreichs ihre Talente in Bewe- gung setzten, folgten in reizendem Wechsel auf einander; Dichter, Künstler und Gelehrte wetteiferten in Verherrlichung eines Fürsten, der alle Talente, die^zu seinem Ruhme oder zu seinen Vergnügungen beitrugen, mit freigebiger Hand be- lohnte. Stolze Bauwerke, wie das Inva l i d en h a us, kostbare Bibliothe- ken, herrliche Druckwerke, großartige Anstalten für Naturwissenschaften. Astro- nomie und Alterthumskunde, Akademien für Gelehrte (aeadewie des inscriptions et des belles lettres, die Akademien für Künste, Malerei, Bildhauerei, Musik, und für reale Wissenschaften) erhöhten den Glanz und Ruhm des großen Mon- archen. Ludwigs Aufmerksamkeit, Beifall oder Gunst war das allgemeine Ziel aller Bestrebungen; kein Wunder, daß der Egoismus bei ihm auf die Spitze ge- trieben ward und daß er alle Genüsse des Lebens, deren sein gesunder kräftiger Körper fähig war, im reichsten Maße einsog! Das Schloß und die mit Statuen, Fontänen, Baumalleen u. dergl. geschmückten Garten von Versailles galten als Muster des Geschmacks für ganz Europa. Die feine Geselligkeit, der gebildete Ton, die leichten Manieren des Adels und der Hofleute besiegten Europa weiter und dauernder als die Armeen. Französische Moden, Sprache und Literatur wurden von nun an eben so herrschend in den höhern Kreisen wie die französische Leichtfertigkeit und Unsittlichkeit. Zwar verlor Ludwig Xiv. bei seinen zahlreichen Liebschaften (La Valliere, Frau von Montespan u. A.) nie den Anstand aus dem Auge und die an seinem Hofe herrschende Galanterie bewahrte noch immer einen Anstrich von ritterlichem Wesen und romantischer Gesinnung; aber bald lockerten sich die Bande der Zucht und Ehrbarkeit, und Buhlerinnen, wie die reizende Kokette Ninon del'enclos bereiteten das sittenlose Zeitalter Ludwigs des Xv. vor. §. 617. Kirchenzustande. Ludwigs Xiv. Anhänglichkeit an die ka- tholischen Satzungen und seine äußerliche Kirchlichkeit hielten ihn nicht ab, dem Papste gegenüber eben so seine rücksichtslose Selbstherrschaft geltend zu machen, wie gegen die weltlichen Fürsten. Besonders führte die Erweiterung des königli- chen Rechts (Regale) auf die Einkünfte der Bisthümer wahrend ihrer Erledigung und des Asylrechts der französischen Gesandten in Rom eine Reihe heftiger Kampfe zwischen dem kirchlichen Oberhaupte und dem französischen Autokraten herbei. Aber die wichtigsten kirchlichen Vorfälle Frankreichs unter Ludwig Xiv. sind die Streitigkeiten der Iansenisten und Jesuiten und die Ver- folgung derhuguenotten. a) Iansenismus.. Seitdem die religiösen Dinge hinter der profanen Politik zurückgetreten, hatten bei dem Jesuitenorden die weltlichen Interessen die Oberhand gewonnen; die Macht und der Reichthum des Ordens standen als Hauptziel im Vordergrund. Die Folge war, daß die Jesuiten in ihren Lehren sich mehr der Richtung der Zeit anbequemten und namentlich in der Erklärung der Sünde eine sehr laxe Ansicht aufstellten. Nur wo vollkommene Einsicht des Vergehens und die bestimmte Absicht, es zu vollbringen, obwalte, sei eine Sünde vorhanden, äußeres Thun ohne innere Zustimmung und Freiwilligkeit sei kein Vergehen. Diese Easuistik führte zu einem Gewebe von Heuchelei zrnd So- phistik. Die Lehren von dem ge istigen Rü ckh alt und von der H eiligung des Mittels durch den Zweck wurden noch erweitert durch die Lehre von dein Probabilismus, nach der man in einem zweifelhaften oder zweideutigen Falle eben so gut die wahrscheinlich falsche als die wahrscheinlich wahre Bestim-

15. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 568

1859 - Lübeck : Rohden
568 Xxv. §. 3. Die französische Uebermacht und der Materialismus. er um Vorwände zum Angriff verlegen. Die widersinnigsten Behaup- tungen ließ er als untrügliche Wahrheiten in die Welt Hineinposau- nen, und während ganz Europa über die Frechheit seiner Räubereien, über die Schamlosigkeit seines Despotismus völlig entsetzt und erstarrt war, verkündigte er mit eherner Stirn und lächelnder Miene, daß er nie etwas Anderes suche und erziele, als den Schutz der Unterdrück- ten und die Beschirmung der nothleidenden Nachbaren. Dabei muß man nicht denken, daß er selbst ein tapferer Kriegsmann, ein kühner Wagehals war — keine einzige seiner kriegerischen Unternehmungen trägt das Gepräge von Großartigkeit, von bewunderswerther Kraft und Kühnheit. Meist sind sie nichts Anderes als unvermuthete und glücklich ausgeführte Anfälle auf einen schwächern und schutzlosen Nachbar, um irgend einen kleinen Fetzen Landes vom Nachbarstaate abzureißen und dem französischen Staate einzuverleiben. So hat er etliche Stücke von Flandern erhascht, so hat er den wehrlosen Herzog aus Lothringen verjagt, so hat er die Freigrafschaft Burgund den Spaniern und die letzten deutschen Neichslande im Elsaß unserm Va- terlande gestohlen, so hat er auch von Piemont und Savoyen bei guter Gelegenheit noch einen Zipfel abzureißen gewußt. Erst gegen das Ende seines Lebens ward er in einen ernsthaftern Krieg ver- wickelt, da er für seinen Enkel die spanische Krone zu erwerben trach- tete. Er hat sie endlich erlangt, nicht durch militärische Uebermacht, sondern durch unberechenbare politische Zwischenfälle, und erst nach einem dreizehnjährigen schweren und zerrüttenden Kriege, der Frankreich nicht bloß um Wohlstand und Volkskraft, sondern auch um Ansehen und Geltung bei den Völkern, und den König um die Liebe und Achtung seines Volks gebracht hat. Unbeweint, unter den Verwünschungen der gequälten Unterthanen, von den Gerichten Gottes betroffen, fast aller seiner Nachkommenschaft beraubt, als ein entblätterter und zweig- loser Stamm ist er gefallen, und seine Schöpfungen mit ihm. Wie viel Ludwig Xiv. auch Arges und Schlimmes seinem eig- nen Volk und seinen Nachbarvölkern angethan hat durch seine selbst- vergötternde Eitelkeit, durch seine Eroberungssucht, durch seine treulose, ränkesüchtige Politik, so ist doch das alles nicht in Vergleich zu stellen mit dem unendlichen Schaden, welchen er durch Beispiel und Anlei- tung der äußerlichen Zucht und Ehrbarkeit, dem Glauben und der ' Gottesfurcht gebracht hat. Unkeuschheit und schamlose Unzucht war freilich seit lange her auf dem französischen Königsthron einheimisch gewesen, aber erst durch Ludwig Xiv. wurde solches Schandleben mit Ehebruch, Hurerei und gemeiner Wollust für recht und gut, und nothwendig zum Glanz des Hofes, für ein Zeichen der Geistes-

16. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 213

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii. Tie Zeiten der Politik. 213 schaffen, das immer bestimmter mit [einen Anmaßungen hervortrat und einen ganz Europa erschütternden und verderbenden Einfluß ausübte. Bald nach des gewaltigen Ministers Richelieu Tod (1642) kam Ludwig Xiv., erst fünf Jahre alt, auf deu Thron. Dieser Ludwig, erst nach 22jähriger Ehe seinen Eltern geboren, ließ schon als Säugling Ungünstiges ahnen. Er soll drei Zähue mit auf die Welt gebracht haben, kaum konnte eine Amme die Qual des Säugens aushalten. Bald keimte ein unbeugsamer Hochmuth in ihm auf, den der verschmitzte Minister Mazarin, der die Leitung der Regentschaft überkam (1643—61), sorgfältig nährte. Kaum 16 Jahre alt, rief er einem Parlamentspräsidenten zu: „Der Staat das bin Ich;" und im 17. trat er einmal im Jagdkleid, mit Stiefel und Sporen, die Reitpeitsche in der Hand, ins Parlament, um dasselbe mit derben Worten dafür Zn züchtigen, daß es sich über einen Regieruugsbefehl zu berathen herausnahm. Seine ganze lange Regierung hatte wirklich keinen anderen Zweck als die Erhebung seines Ichs; diesem Ziele opferte er Alles auf. Zwar gelang es ihm, einen Glanz der Majestät und Größe um sich zu verbreiten; denn er hatte große Talente, eine würdige Gestalt, Kraft und Einsicht, und das Glück, in allen Fächern ausgezeichnete Männer zu besitzen, welche Frankreich zum ersten Staat Enropa's erhoben. Aber was der treffliche Finanzminister Eolbert (1661—83) durch Begründung der inneren Wohlfahrt des Landes gewann, das fraßen die unaufhörlichen Kriege und der Luxus des Hofs fo sehr hinweg, daß beim Tode Ludwigs das Volk in der bittersten Armut sich befand und der Staat eine Schuldenlast von 200 Mill. M. hatte. Erreichten auch Künste und Wissenschaften den höchsten Flor, so daß man überall das Französische nachahmte, so vergiftete Ludwigs schamloses Sündenleben die Religion und Sittlichkeit des Volkes bis in die tiefsten Wurzeln; und auch dieser Pestgeruch drang in die übrigen Staaten. Die Kriege Ludwigs wollen wir nur kurz berühren.

17. Theil 3 - S. 245

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig Xiv. 245 Noch sechs Jahre (bis 1661) genoß Mazarin eines Ansehns, wie es kaum Richelieu genossen hatte; die Prinzen beugten sich vor ihm und suchten seine Verwandtschaft, und die Mitglieder des Parlaments fügten sich ohne Widerrede den höh ent Weisungen, seitdem Ludwig im Jagdanznge und mit der Reitgerte vor ihnen erschienen war und drohend Gehorsam verlangt hatte. Nunmehr konnte Ludwig Xiv. den Grundsatz geltend machen: „Der Staat bin ich!" (L’etat c’est moi.) Zunächst nun führte Ludwig eine recht glorreiche Regierung; denn Handel und Fabriken hoben sich unter dem trefflichen Minister Colbert, und eine Menge von Gelehrten und schönen Geistern bauten die Wissenschaften mit vielem Erfolge an. Der König befaß eine stattliche und würdevolle Persönlichkeit; man beugte sich vor der Hoheit seiner Erscheinung. Sein Urtheil war geübt, das Richtige rasch zu finden; seine Ausdauer und sein Wille waren unbeugsam. Seinen Hof und seine Regierung zur ersten in Europa zu machen, war das Ziel feines Stolzes, und er hat es erreicht. Zu keiner Zeit war Frankreich so reich an guten Köpfen und trefflichen Schriftstellern, als unter ihm, und seine Regierung wird das goldene Zeitalter der Wissenschaften und Künste für Frankreich (le siecle de Louis Xiv.) genannt. Ueberhaupt hatte er darin rechtes Glück, daß er tüchtige Mannte zu Generalen und Ministern fand, die durch ihre Thaten zugleich seine Regierung verherrlichten. Er selbst bekümmerte sich, besonbers in seiner Jngenb, nicht viel um die Regierung, aber er wußte die Männer zu finben, welche seine Pläne ausführten. Er selbst genoß das Leben; seine Prachtliebe, die glänzenben Hoffeste, bazn die kostspieligen Kriege haben unermeßliche Summen verschlungen und eine ungeheure Schulben-last herbeigeführt, was Frankreich 100 Jahre später schwer hat büßen müssen. Ungeachtet biefer Vergnügungssucht würde er boch von seinen Beamten meist gut bebieut, weil sie nie sicher vor ihm waren. Wenn es ihm einmal einfiel, so sah und fragte er nach allem, und wehe dem, der dann saumselig ober treulos kfunben würde. Das Geringste war, daß er weggejagt tvurbe; viele aber würden in die. Bastille gesetzt, eine Art von Festung in Paris, zugleich aber auch ein scheußliches Gefängniß, aus welchem die armen Gefangenen manchmal zeitlebens nicht erlöst würden. Einem so mächtigen Monarchen fehlt es nie an Schmeichlern. Kein Wuttb er, daß Ludwig Xiv. ganze Legionen hatte, die ihn in Prosa und in Versen über alle andern Könige erhoben, die je

18. Brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648, im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte - S. 2

1888 - Heidelberg : Winter
2 Ludwig Xiv. von Frankreich. Der frstliche Absolutismus in Deutschland. 4. Einflu des Auslands. Die durch Spaltung erzeugte Ohnmacht des deutschen Reichs erleichterte den Fremden den Einflu auf Deutschland. Einen solchen auszuben war besonders Frankreich imstande., Es ver-dankte seine Machtstellung hauptschlich dem Regiment des Kardinals Richelieu, des Ministers Ludwigs Xiii. Dieser gab dem Staat im Innern eine fefte Ordnung, organisierte das Heer, verbesserte die Verwaltung und legte den Grund zur unumschrnkten Staatsgewalt (Absolutismus). Diesen Absolutismus vollendete Ludwig Xiv. (16431715). Er hielt dafr: er sei der Staat (l'etat c'est moi), sein kniglicher Besehl und Wille msse unbeschrnkt gelten, das Volk aber sei nur sr ihn da und deshalb verpflichtet, seiner Hoheit in stummer Untertnigkeit zu dienen. Fr sich und die hheren Schichten der Gesellschaft nahm er das Recht in Anspruch, den Trieben der Natur sessellos zu solgen. Daher gab er der Welt das Beispiel eines wollstigen Despoten. Auch in Politik, Tracht, Sprache gewann sein Hos tonangebenden Einflu in Europa. 5. Der frstliche Absolutismus in Deutschland nach dem 30|iiljrigm Krieg. Die meisten deutschen Fürsten beeilten sich, dieses Glanzbild kniglicher Hoheit nachzuahmen, und meinten alles Ernstes dem franzsischen König zu gleichen, wenn sie seine Verschwendung, seine Sittenlosigkeit und sein steises Ceremoniell nachahmten. Im Rausche der Vergngungen vernachlssigten sie ihre Pflicht, fr die sittliche, geistige und materielle Wiedererhebung ihrer niedergedrckten Lnder und Völker thtig zu fein, /und trugen famt ihrer Umgebung und der von ihnen abhngigen Beamten-fchaft nur dazu bei, das Volk durch ihr Beispiel sittlich zu entnerven, politisch zu unterjochen und materiell auszusaugen. Denn nach dem Vorbilde Ludwigs Xiv. sehten auch sie an die Stelle des Staats ihr Ich, an die Stelle des Gemeinwohls ihr persnliches Interesse, an die Stelle des sr alle gleichen Rechts die mit allen gleich-mig schaltende Willkr? Vielfach griffen die Landesherren persnlich in den Gang der Justiz ein und bestraften die Unterthanen eigenmchtig und ohne gesetzlichen Gruud an Eigentum, Freiheit und Leben. Dabei war es den Gerichten strengstens verboten, gegen Personen bevorzugter Stnde. Adelige und Geistliche, einzuschreiten. In den Beamten sahen die Fürsten nur ihre persnlichen Diener, welche kein anderes Ziel haben durften, als blind den Willen ihres Herrn zu erfllen. Oft muten sie den Fürsten Gelder vorschieen, ohne aus Wiedererstattung hoffen zu drfen. Kein Wunder, da sie sich sr die ihnen abgenommenen Summen durch Bestechlichkeit, Erpressung, bermige Sporteln schadlos hielten. ber-Haupt beflissen sie sich dem Volke gegenber hnlicher Willkr wie ihre Gebieter. Bei der Unumschrnktheit des srstlichen Willens bildete sich die bung aus, alles von oben anzuordnen und in alle Verhltnisse des ffentlichen und privaten Lebens maregelnd einzugreifen ein Regierungssystem, das durch die Strung aller Verhltnisse durch den Krieg und durch das Bedrfnis rascher Wiederherstellung geordneter Zustnde eine Art Be-rechtignng erhielt. Das Volk aber wurde dadurch in seiner Thatkrast gelhmt: es fand mehr und mehr Gefallen daran, sich von oben Vorschub leisten zu lassen, und gewhnte sich, nur aus sremdeu Ansto zu warten und demselben blindlings zu solgen.

19. Merkbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 43

1914 - München : Kellerer
43 Z_____________________________________________ Das Zeitalter Ludwigs Xiv. (Vom 17. bis ins 18. Jahrhundert.) Ludwig Xiv. von Frankreich. — Die Gefahr im Westen. Deutschland war nach dem Dreißigjährigen Krieg verarmt und entvölkert. Frankreich aber wurde zur selben Zeit unter seinem König Ludwig Xiv. immer mächtiger und reicher. Dieser König regierte in Frankreich nach dem Grundsatz: „Der Staat bin ich." Er baute in Paris und Versailles märchenhaft schöne Schlösser und umgab sich mit unmäßiger Pracht. Er ließ sich von Schmeichlern gerne den „Sonnenkönig" nennen. Da schämten sich viele Deutsche ihres unglücklichen Vaterlandes und ahmten französisches Wesen nach. Mancher deutsche Landesfürst, ja mancher deutsche Graf und Baron wollte ein „kleiner Ludwig" sein. Überall in Deutschland entstanden Bauten nach französischem Muster. In der Nähe der bayerischen Residenz die Schlösser Nymphenburg und Schleißheim, in München selbst die Iohanniskirche (Send-lingerstraße) und die Dreifaltigkeitskirche (Pfandhausstraße). 3m westfälischen Frieden hatte Frankreich das Elsaß erhalten. Nun ließ Ludwig Xiv. auch noch die Städte, Dörfer und Klöster besetzen, die früher einmal mit dem Elsaß verbunden waren. Mitten im Frieden raubte er die Stadt Straßburg. 1681. Einige Fahre später besetzte der ländergierige König sogar die Pfalz. Damit deutsche Truppen nicht nach Frankreich einfallen könnten, sollte die schöne Rheingegend ganz verwüstet werden. Dieser Plan wurde mit unmenschlicher Grausamkeit durchgeführt. Heidelberg mit dem prächtigen Schloß der Pfälzer Kurfürsten wurde in eine Ruine verwandelt. Die Kaisergruft in Speyer wurde erbrochen und die Städte Worms und Mannheim wurden zerstört (1683). Da schloß sich fast ganz Europa gegen den Friedensbrecher zusammen. Schließlich mußte er die Pfalz wieder herausgeben. Deutschland schwach und Frankreich stark. Ludwig Xiv. unternahm Raubzüge nach Deutschland und besetzte Straßburg. 1681.

20. Württembergisches Realienbuch - S. 39

1909 - Stuttgart : Bonz
39 Händen feindlicher Mächte. Nur eines hatte der schreckliche Krieg gerettet: die Glaubensfreiheit. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt. 18. Deutschland und Württemberg zur Zeit Ludwigs Xiy. 1. Ludwig Xiv. In Frankreich regierte eine lange Reihe von Jahren König Ludwig Xiv., ein prachtliebender, ehrgeiziger und hochstrebender Fürst, der nach dem Wort handelte: „Der Staat bin ich!" Seine Minister verstanden es, durch Förderung von Gewerbe, Handel und Schiffahrt den Wohlstand des Volkes zu heben und die Staatskassen zu füllen. Die Festungen des Landes waren in gutem Zu- stande, die Heere wohlgeübt und von trefflichen Feldherren geführt. Ludwig Xiv., damals der mächtigste Fürst in Europa, wollte die Grenzen seines Reiches immer noch mehr erweitern. Seine ganze Regierungszeit war daher mit Kriegen aus- gefüllt. Man hat diese Kriege, von denen Deutschland am härtesten betroffen worden ist, mit Recht „Raubkriege" genannt. Das deutsche Reich war umso schlimmer daran, als es ihm an Soldaten und an Geld fehlte. Unter den Fürsten herrschte Uneinigkeit, und der schlaue Franzosenkönig wußte den alten Feind im Osten, den türkischen Sultan, gegen Österreich aufzustacheln. 2. Wegnahme von Straßburg. Im Westfälischen Frieden hatte Frankreich deutsche Besitzungen im Elsaß erhalten; allein Ludwig Xiv. wollte das ganze linke Rheinufer unter seine Gewalt bekommen. Er setzte nun im Elsaß und in Lothringen Gerichtshöfe ein, die untersuchen mußten, was ehemals zu den von Frankreich erworbenen Städten, Bistümern und Schlössern gehört hatte. Alls alle diese Gebiete machte Ludwig Anspruch und ließ sie durch seine Soldaten besetzen. Straßburg war die einzige Stadt, die auf dem linken Rheinufer noch dem deutschen Reich verblieb, freilich nicht mehr lange. Im September des Jahres 1681 erschienen drei fran- zösische Dragonerregimenter vor der Stadt. In der ganzen Gegend stand kein deutscher Soldat; die Stadt selbst war schwach besetzt und der Bischof französisch gesinnt. Am 30. September konnten die Dragoner Ludwigs lingehindert in die Stadt einziehen. Für Kaiser und Reich war dies ein Tag der Schmach. Ludwig Xiv. ließ die alte deutsche Reichsstadt in eine starke Grenzfestung umwandeln. 3. Verwüstung der Pfalz. Der Kurfürst von der Pfalz war kinderlos gestorben. Da erhob Ludwig Xiv. im Namen seiner Schwägerin, einer pfälzischen Prinzessin, Anspruch ans das Land. Weil der französische König gegen die Übermacht seiner verbündeten Feinde die Pfalz nicht Hütte be- haupten können, gab er seinen Generalen den Befehl, das Land mit Feuer und Schwert zu verheeren und in eine Wüste zu verwandeln. Sengend und brennend fielen die französischen Heere in die Pfalz ein und zerstörten Worms, Speier, Mannheim, Heidelberg und andere Orte. 4. Die Franzosen in Württemberg. Auch unser Vaterland Württem- berg wurde damals von den wilden Horden heinigesucht. Sie plünderten