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1. Biographien und Monographien - S. 152

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 152 — Pferde zum Falle faxn, entging nur durch den Beistand des treuen Nostitz der Gefahr, auf dem Schlachtfelde zu bleiben und von den Franzosen gefangen genommen zu werden. Nachdem Napoleon den General Grouchy zur Verfolgung der Preußen abgesandt, griff er am 18. Juni die auf den Götzen von Waterloo ausgestellten Engländer an. Wellington wich denn auch dem Kampfe nicht aus, da ihm Blücher in bestimmtester Weise seine Hilfe zugesagt hatte. Sturm auf Sturm schlug der englische Feldherr ab, zuletzt aber zweifelte er doch, ob feine in der Minderzahl befindlichen Krieger bis zum Abend würden ausharren können. Endlich donnerten im Rücken und zur Seite des Feindes die Kanonen: die ersehnte Hilfe war da. Blücher hatte den General Thielemann gegen Grouchy zurückgelassen und war dann nach Waterloo aufgebrochen, das er trotz des herabströmenden Regens und des ausgeweichten Bodens auch rechtzeitig erreichte. Als Napoleon die Preußen, die er auf der Flucht nach dem Rheine glaubte, so unerwartet erscheinen sah, bot er alle Kräfte auf, um die erschütterten englischen Linien möglichst rasch noch zu sprengen. Doch die Ankunst ihrer Verbündeten, die sofort in das Gefecht eingriffen, verlieh den Engländern frischen Mut, und ohne zu wanken hielten sie auch den letzten gewaltigen Anprall aus. Die alte Garde, Napoleons beste Truppe, wurde fast gänzlich vernichtet, und bald ging das gesamte französische Heer in wilder Flucht auseinander. Bei der Metern Belle-Allianee („schöner Bund") begrüßten sich die beiden siegreichen Feldherren in herzlicher Umarmung und trafen dann Anstalten zur wirksamen Verfolgung des geschlagenen Feindes. Unaufhaltsam drangen die Verbündeten bis Paris vor, und am 7. Juli (1815) öffneten sich ihnen zum zweiten Male die Thore der französischen Hauptstadt. Napoleon suchte nach Amerika zu entkommen, mußte sich aber zu Nochefort den Engländern ergeben, die ihn nach der Insel St. Helena brachten, wo er infolge des ungewohnten Klimas und des Mangels an Thätigkeit am 5. Mai 1821 starb. Frankreich wurde im zweiten Pariser Frieden gezwungen, über 500 Millionen Mark Kriegskosten zu zahlen, bis zu deren Abtragung 150000 Mann fremde Truppen zu unterhalten und einige ehemalige deutsche Gebiete herauszugeben. Noch während des Krieges waren auch die Verhandlungen des Wiener Kongresses zum Abschluß gediehen. Preußen wurde für die großen Opfer, die es gebracht, durch die Zurückgabe aller vor dem Tilsiter Frieden besessenen Länder, mit Ausnahme eines Teiles von Polen, sowie Ansbachs und Bayreuths, ferner durch die Hälfte des Königreichs Sachsen und durch ausgedehnte Gebiete zu beiden Seiten des Rheins

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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 246

1837 - Leipzig : Crayen
246 111. Abschnitt. Die Könige von Preußen. er nun, sich langsam zurückzuziehen. In der besten Ordnung geschieht es, die Franzosen wagen nicht einmal zu verfolgen. Nur 15 Kanonen, die sich bei'm Abzüge in Hohlwegen verfahren haben, fallen in des Feindes Hand, und eine halbe Stunde vom Schlachtselde stellt der Feldherr die preußische Armee wieder auf. 15,000 Mann an Tobten und Verwundeten hat sie zwar verloren, aber ungebrochen ist ihr und ihres Führers Muth. Mit Anbruch des folgenden Tages zog sich Blücher nach Wawce zurück, und noch an demselben Abend vereinigte er alle Heerhaufen. Schweigend und in Nachdenken versunken, ging er hier in einem Gärt- chen auf und ab, als ein Adjutant zu ihm eintrat und feine Freude äußerte, den verehrten Fürsten so wohl zu sehen. „Wohl?" rief Blü- cher heftig, „wie kann mir wohl sein, da ich so viele brave Kameraden verloren habe! — Aber ich habe es dem Könige geschrieben, wir wollen es wieder gut machen; das habe ich dem Könige geschrieben!" — Na- poleon hielt die Preußen für zerschmettert und gab seinem Marfchall Grouchy den Befehl zur Verfolgung, mit den stolzen Worten: „Stürze er die Preußen in den Rhein!" Die Schlacht bei Schönbund oder Belle Allianye, den 18. Juni. Dieser Wahn sollte ihn jedoch um Thron und Frei- heit bringen. Denn Blücher dachte nicht einmal an einen fernern Rückzug, sondern ließ dem Wellington sagen, daß er nur wünsche, einige Zeit zu gewinnen, damit er seine Truppen mit Patronen und Lebensmitteln versehe, — dann seien er und sein Heer zum Kampfe wieder bereit. Als der englische Feldherr in der siebenten Morgen- stunde erfuhr, daß die Preußen bei Wawre sich gelagert hatten, zog er sein Heer auch etwas zurück und stellte es bei Waterloo auf. Vor sich hatte er mehrere Meiereien, Gehöfte und Anhöhen stark besetzen lassen, hinter sich hatte er zum Schutze den großen Soigner Wald. So wollte er ruhig den kampfbegierigen Napoleon erwarten, wenn die Preußen ihn mit 2 Heerhaufen unterstützen würden, schrieb er an Blücher, und der alte Held antwortete rasch: „Morgen will ich mit meinem ganzen Heere kommen und tüchtig helfen, wenn ihr angegriffen werdet. Und thut dies der Feind nicht, so wollen wir beide vereinigt ihm übermorgen auf den Hals fallen." — Nach solcher Zusage be- schloß Wellington den Kampf. Mit 90,000 Mann und drüben rückte Napoleon von der Meierei la Belle Allianye aus am 18. Juni den Engländern entgegen. Nichts fürchtete er mehr, als daß ihm die Feinde entwischen möchten. Denn er zweifelte nicht im geringsten, daß die ganze englische Armee seine Beute werden müsse, da Grouchy schon die Preußen zurückjagen werde. Als er deshalb am Morgen früh die feindliche Linie gewahrte, rief er froh: „So finde ich sie denn endlich, diese Engländer!" Die Anstal- ten zur Schlacht begannen. Der Regen stürzte furchtbar vom Him- mel, und erst um 10 Uhr fing die Blutarbeit an. Haufen auf Haufen schickte Napoleon gegen die Meiereien und Anhöhen, aber

2. Mit einem Stahlstich - S. 618

1839 - Stuttgart : Belser
618 Elftes Hauptstück. Napoleons gefährdete rechte Flanke zu vertheidigen; der Kaiser focht also mit 83,000 Franzosen gegen 88,000 Verbündete: der Meyerhof Bellealliance, so genannt wegen der Heurath zweier schönen Brautleute, die sich dort niedergelassen hatten, war sein Standpunkt, und sein Ziel vornämlich das Dorf la Hane, weil der linke Flügel Wellingtons als der schwächere erschien, und weil auf dieser Seite sowohl Blücher, als auch Grouchy ein- treffen konnte. Kanonendonner, Kteingewehrfeuer, An» griffe mit blanker Waffe folgen sich in rascher, hitziger Abwechslung: die Reiterei wogt hin und wieder: franzö- sisches Feuer ringt mit dem hartnäckigen Muthe der Ver- bündeten. Endlich bemächtigt sich Ney des Mcyerhofs la Haye-sainte: er dringt vor, und nimmt das Wäld- chen von Hougomont: die englische Linie wankt, die Rückhalte sind erschöpft: Wellington stürzt persönlich in den Kugelregen; aber der Feind entwickelt immer neue Kräfte: die Sache wird verzweifelt : auf der Straße nach Brüssel werden schon alle Zeichen des Rückzugs sichtbar. Da bemerkt Napoleon von seiner hohen Warte aus, daß sich rechtsher Truppen nähern: es sind preussi'sche, und gleich fliegt ein Courier an Grouchy ab, daß er heftiger angreifen, daß er sich bis auf den letzten Mann schlagen müsse, um Blücher aufzuhalten. Bald aber marschieren Bülows Truppen gegen Frichemont und Placenois vor, dem rechten Franzosenflügel in die Flanke und den Rü- cken : ein heftiger Kampf entspinnt sich dort. Noch ist er unentschieden, als dem linken englischen Flügel gegen- über, von der Höhe bei St. Lambert, Blüchers erste Di- vision herabzusteigen anfängt. Auf sie vertrauend, sen- det Wellington 6 Regimenter Reiterei von der Linken nach dem Centrum, und diese langen kaum noch an, um den Durchbruch zu verhindern. Judeß nehmen die Fran- zosen Papelotte, stürmen auf Frichemont los, schieben sich trennend zwischen Wellington und Bütow. Um>onst fleht daher der in Wavre zurückgelaßne Thielmann um Verstärkung gegen Grouchy, welcher den Uebergang der

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 387

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Schlacht bei Waterloo. 387 greß zu Wien hatte ihn (13. März) als Störer des Weltfriedens in die Acht erklärt und bot die Kriegsmacht von ganz Europa gegen ihn auf; darum wollte Napoleon auch das Revolutionselement gegen die Monarchen in Bewegung setzen, so wenig er gesonnen war, demselben etwas gegen sich einzuräumen. Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815). Als seine friedlichen Erklärungen kein Gehör und keinen Glauben fanden, eröffnete er den Krieg und stürzte sich auf seine Gegner, bevor diese Zeit hatten, alle ihre Streitkräfte gegen ihn zu vereinigen. Mit 120,000 schlachtendnrstigen Kriegern brach er über die Sambre in die Niederlande ein; es war derselbe Weg, den die Franzosen unter Pichegru und Iourdan 20 Jahre früher zuerst im Siegesschritte betreten hatten. In Belgien standen zwei Heere unter Blücher und Wellington, aber Na- poleon überraschte sie, was fast unmöglich scheint, bevor sie sich vereinigen konnten. Bei Ligny und Fleurus, zum drittenmal Schlachtfeld zwi- schen Deutschen und Franzosen, griff er den alten Blücher mit Uebermacht an und besiegte ihn in einer mörderischen Schlacht (16. Juni). Bald wäre Blücher selbst gefangen worden; sein Pferd wurde erschossen, der greise Held lag unter demselben, als die französische Reiterei an ihm vorüberjagte; zum Glück wurde er nicht erkannt und durch einen Angriff der preußischen Reiterei gerettet. Am gleichen Tage bestand Wellington einen harten Kampf gegen den Marschall Ney bei Quatrebras; dort verlor der Herzog von Braunschweig an der Spitze seiner schwarzen Husaren durch eine feindliche Musketenkugel das Leben. Triumphierend meldete der Telegraph nach Paris: „das ist einmal Blücher; morgen wollen wir sehen, was aus Wellington wird", und die Pariser warteten hochentzückt auf die neue Siegesbotschaft. Wellington aber hatte endlich alle seine Streitkräfte gesammelt und bei Waterloo, vorwärts Brüssel, eine starke Stellung genommen, die nach dem Ausdrucke des rapportierenden französischen Generals durch ein Gebirge von Fußvolk und Geschütz vertheidigt wurde. Dennoch be- schloß Napoleon den Angriff; er glaubte nämlich die Preußen entmuthigt und im vollen Rückzuge; deßwegen schickte er ihnen den Marschall Grouchy mit 36,000 Mann nach, „die Preußen in den Rhein zu sprengen." Aber Blücher und seine Soldaten waren nicht entmuthigt, sondern ergrimmt, und als Wellington fragen ließ, ob ihm Blücher eine Division zur Schlacht zusenden könne, antwortete dieser: „ich werde mit dem ganzen Heere kommen." Gegen Grouchy stellte er unter Thiele- mann eine Heeresabtheilung bei Wawre, und diese schlug sich am 18. so hartnäckig, daß Grouchy lange glaubte, er habe das ganze preußische Heer vor sich, und nicht daran dachte, gegen Waterloo zu wenden, woher 25*

4. Die teutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 131

1817 - Elberfeld : Büschler
Die Schlacht kek Belle Alliance. i3i hatte so viel Blut den großen Kampf noch längst nicht entschieden. 25. Die Schlacht bei Belle Alliance oder Waterloo. Den 18. Juni. Wellington und Blücher führten beide ihre Heere am i^ten etwas rückwärts, um enger mit einander vereinigt zu seyn. Napoleon aber glaubte die Preußen so vernichtet und erschrocken, daß sie eilig über Mastricht an den Niederrhein zurückwei- chen würden; daher schickte er ihnen nur den Mar» schall Grouchy mit einem Horhausen und dem Be- fehle nach, „sie in den Rhein zu stürzen;" und von den Engländern fürchtete er nichts weiter, als daß sie ihm entlaufen und zu einer ordentlichen Schlacht es gar nicht kommen lassen würden. Des- wegen sollte ihnen Vandamme, der erne Strecke Weges mit Grouchy zog, über Wavre und Brüs- sel herum in den Rücken gehen. Aber mit den beiden Bundesheeren stand es ganz anders. Wel- lington hatte sich eine treffliche Stellung, vier Stunden auf der Mittaqöseire von Brüssel, auf den Hügeln von Mont St. Jean ausersehen; da lag der große Soigner Wald in seinem Rücken, und vor ihm einige gut zu vertheidigende Höfe. Wenn ihm sein Waffengenosse Blücher zwei Heer- haufen zur Unterstützung senden könne, ließ er ihm sagen, so wolle er hier mit 80,000 Mann gegen Napoleons i3o,ooo die Schlacht annehmen. Es war in der Nacht, als diese Botschaft kam, und der Feldmarschall schlief. Man weckte ihn. Er antwortete: „Nicht mit zwei Haufen, son- dern mit dem ganzen Heere will ich kommen, und wenn die Franzosen nicht angrerfen, so wollen wir sie angreifen " — Dann legte er sich wieder hin »Nd schlief bis an den Morgen. In solcher Zuversicht durfte der Held am La- ge nach einer verlorenen Schlacht reden; das wird ihm und seinem Heere zum ewigen Ruhme gerei- chen» Das Heer war da im unaufhörlichen, siür-

5. Die neueste Zeit - S. 128

1897 - Leipzig : Dürr
— 128 — kommen meinten. „Der Regen ist unser Verbündeter von der Katzbach!" rief er ihnen zu, oder: „Kehrt um und sagt daheim, daß ihr euren Feldherrn verlassen habt, ich gehe hin, denn ich habe es meinem Bruder-Wellington versprochen." Glücklich wich er Grouchy aus, der unthätig bei Wavre stand. Napoleon schickte, sobald er von dem Herannahen der Preußen Kunde hatte, den Befehl an Grouchy, sosort aufzubrechen und ihm beizustehen, aber zu Grouchy gelangte diese Aufforderung erst, als es zu spät war, und aus eignem Antriebe that er nichts. Napoleon hoffte, die Engländer zu besiegen, ehe die Preußen erschienen, und in der That hielt die ersteren nur die Hoffnung auf Unterstützung noch zusammen. „Ich wollte, es wäre Abend, oder die Preußen kämen!" klagte Wellington. Und Blücher hielt Wort; als der Tag zur Neige ging, griff er in das Gefecht ein. Nun sank den Franzosen der Mut, ein panischer Schrecken durchlief ihre Reihen, sie wälzten sich in wilder Flucht der Ebene zu und rissen ihre Heerführer, zuletzt auch den Kaiser mit sich fort. Die Preußen folgten ihnen auf dem Fuße, und so ward die Niederlage Napoleons eine vollständige. Am Abend des 20. Juni kam er mit wenigen Begleitern in Paris an, er stieg nicht in den Tuilerien sondern im Elysee ab. Alles war dunkel und still, nur Caulaincourt empfing ihn. Allmählig sammelten sich seine Minister und einige Generale, auch seine Brüder Joseph, Lncian und Hieronymus um ihn. Carnot riet, das Volk zu bewaffnen und die Hauptstadt in Ver-teidignngsstand zu setzen, aber die Deputiertenkammer verlangte, daß er abdanke. Sie war ganz unter dem Einflüsse Fonchä's, der jetzt mit allen ihm geläufigen Ränken den Sturz feines Gebieters betrieb. Napoleon hätte mit Hilfe der Arbeiter aus den Vorstädten, die sich ihm zur Verfügung stellten und der nach und nach einrückenden Truppen die Kammer sprengen können, aber er vermochte sich nicht dazu zu entschließen, den Bürgerkrieg zu entzünden, und dankte am 22. Juni zu Gunsten seines Sohnes ab. Drei Tage später verließ er Paris. In Schloß Malmaison, wo seine erste Gemahlin Josephine in treuer Sorge um ihn ihre letzten Jahre verbracht hatte, genoß er noch einige Tage der Ruhe und der Erinnerung an die schönste Zeit seines Lebens, dann reiste er weiter nach der Küste, zögernd, unschlüssig, als ob er sich nie von Frankreichs Boden trennen könnte. Mehrmals bot er der provisorischen Regierung in Paris an, als einfacher General in die Armee einzutreten, erhielt aber statt einer zustimmenden Antwort die Mahnung, Frankreich sobald als möglich zu verlassen. In Rochesort angekommen, schwankte er noch immer zwischen mancherlei Ent-

6. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 247

1837 - Leipzig : Crayen
247 Der dritte Krieg gegen Napoleon Bonaparte. 1815. tapfer vertheidigten sich die Engländer und wichen nicht. Mit Gewalt wollten die Franzosen die Mitte des englischen Heeres durchbrechen, und mit der größten Tapferkeit stürmten sie auf die feindlichen Vierecke ein; aber die Engländer und ihre Verbündeten hielten den Anfall aus, obgleich Taufende der Ihrigen bereits der Kampf verschlungen hatte, und immer dünner ihre Reihen wurden. Schon waren alle Haufen im blutigen Kampfe gewesen und sehr ermattet von den fürchterlichen Angriffen; Napoleon hatte aber noch viele frische Truppen und ließ Sturm auf Sturm gegen den Feind richten: da war es nur des englischen Heerführers Entschlossenheit, welche einigermaßen dem Feinde einen Damm entgegensetzte. „Kinder," rief er seinen Soldaten • zu, „wir müssen uns tapfer halten, wir dürfen nicht geschlagen werden, was würde man in England sagen?" So schwankend stand gegen 4 Uhr Nachmittags die gräßliche Schlacht. Immer schwieriger wurde Wellingtons Stand, und ängst- lich sich die Hände reibend, sagte er: „Wenn doch die Nacht da wäre, oder die Preußen!" — Da blitzte fast in demselben Augenblicke das Feuer einer Batterie auf und ein fürchterlicher Kanonendonner erhob sich in der rechten Flanke der französischen Linie. Mit Thranen in den Augen sah Wellington nach der Gegend hin, und froh rief er: „Nun, Gott Lob, da ist der alte Blücher!" — Und er war es. Blücher war am frühen Morgen mit seinem Heere aufgebrochen, um es abermals zum Kampfe zu führen. Den dritten Heerhaufen hatte er gegen Grouchy geschickt, damit dieser zurückgehalten werde und sich nicht in den Rücken der preußischen Armee ziehe. Die Wege waren fast grundlos, und mit unsäglichen Beschwerden zogen die Preußen ihre Straße. Nur langsam konnte sich der Zug bewegen, und in der Mitte des Nachmittags erreichten die ersten Regimenter das- Ziel. Man meldete Napoleon die Ankunft großer Truppenmassen, die man noch nicht deutlich erkennen könne. „Nun," sagte er, „es wird Grouchy sein." Aber gleich darauf sprengte ein Offizier mit der Donnernachricht heran: „Die preußische Armee ist da." Der Zwingherr erblaßte und konnte nicht begreifen, wie Blücher hierher käme, da er so gewiß geglaubt hatte, Grouchy werde mit Leichtigkeit die flüchtigen Preußen verjagen. Rasch befahl er einem Generale, die Feinde zurückzuhalten, bis er mit den Engländern fertig sei. Doch Blücher griff wüthend an, drängte immer heftiger die Franzosen zurück, und immer mißlicher wurde das Spiel für Napoleon. Ec kochte vor Wuth. Im Galopp sprengte er zu seinen Garden, bildete aus ihnen einen furchtbaren Keil, von Geschützen unterstützt, und führte selbst diese Masse gegen den Mittelpunkt der englischen Armee. Dort wollte er durchbrechen, es koste, was es wolle, und so die Schlacht gewinnen. Der Preußen Ankunft hatte Wellington's Muth gehoben, und ruhig ließ er den Sturm heranbrausen. Er kam und war schrecklich. Ein mörderisches Kartatschenfeuer trieb die Franzosen rückwärts, die engli- sche Reuterei haute wüthend nach und richtete ein entsetzliches Blutbad

7. Geschichte der Neuzeit - S. 439

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Niedergang und Sturz des Napoleonischen Kaisertums. 439 beschlo Napoleon den Angriff. Er whnte die Preußen entmutigt und in vollem Rckzge. Deshalb schickte er ihnen den General Grouchy mit 32 000 Mann nach, um sie in den Rhein zu sprengen". Aber Blcher, weit entfernt, entmutigt zu sein, lie Wellington auf seine Anfrage, ob er ihm zwei Corps zur Schlacht senden knne, erwidern, er werde selbst mit dem ganzen Heere kommen. Gegen Grouchy stellte er unter Thielemann eine Heeresabteilung bei Waveren (Wavre), und diese schlug sich am 18. Juni so hartnckig, da Grouchy lange glaubte, er habe das ganze preuische Heer vor sich, und nicht daran dachte, sich gegen Waterloo zu wenden, woher an-haltender Kanonendonner erdrhnte. Das war den Preußen unter Blcher ein Sporn auf ihrem mhseligen Marsche, durch die vom Regenwetter grundlos gewordenen Wege und Felder. Nach 4 Uhr trafen die ersten Scharen auf dem Schlachtfeld ein; alle ihre Zge hatten sich gegen die weithin sichtbare Hhe des Meierhofes La Belle-Alliance, den Mittelpunkt der franz-fischen Stellung, gerichtet; es war die hchste Zeit, da Hilfe kam; denn trotz des zhen Widerstandes der Truppen Wellingtons hatte Napoleon Boden gewonnen, und die Siegesfreude machte die Angriffe der Franzosen noch strmischer. Das rechtzeitige Eingreifen der Preußen gab dem furchtbaren Kampfe eine andere Wendung. Vergebens boten die Franzosen gegen den neuen Feind alle Tapferkeit auf, Napoleon entwickelte sein ganzes Genie; die Preußen dringen unaufhaltsam vor, und auch Wellingtons gelichtete Linien schreiten zum Angriffe: da wirft Papoleon seine letzte Reserve, die Garde-bataillone, gegen Plancenoit; umsonst, sie werden durch Karttschen, Bajonett und Sbel niedergestreckt. Gerne wre Napoleon in seiner letzten Schlacht unter seinen Tapfern gestorben; aber der Marschall Soult rief ihm zu: Sire, man ttet Sie nicht, man nimmt Sie gefangen", und die allgemeine Flucht ri auch ihn fort. Auf der Hhe von La Belle-Alliance begrten sich abends die beiden Sieger Blcher und Wellington. Das ist die Schlacht von Waterloo oder Belle-Alliance, deren sich auch die Unterlegenen nicht fchmen; die Ehre des Sieges gebhrt der deutschen Tapferkeit. Wellingtons Heer bestand zum grten Teil aus Deutschen, besonders aus Hannoveranern, Braunschweigern und Nassauern, zum kleinern Teil aus Englndern und Hollndern. Ohne Blchers Hilfe wre Wellington trotz seines zhen Widerstandes verloren gewesen. Die Preußen verfolgten unter Gneisen aus Fhrung den Feind unausgesetzt, indem sie ihm keine Rast gnnten; Napoleon konnte die Ord-nung nicht mehr herstellen. So kamen die Verfolger vor Paris an, ehe Grouchy zur Deckung herbeieilen konnte, und nach einigen blutigen Gefechten kapitulierte die erschrockene Stadt (7. Juli). Schon am 22. Juni hatte Napoleon die Krone zum zweitenmal niedergelegt und ergab sich am 8. Juli

8. Theil 2 - S. 300

1867 - Berlin : Dümmler
30.) Xiv. Preußen als Großmacht. daselbst die dreizehnmal wiederholten Angriffe von 32,000 Fran- zosen abgewehrt, bis es endlich Grouchy gelungen war, oberhalb Wavre über die Dyle vorzudringen und die Preußen zurückzu- werfen, nachdem sie einen Verlust von 2—3000 Mann erlitten hatten. Als dann am 19. die Nachricht von der Niederlage Napoleoni eingetroffen war, hatte Grouchy seinen Rückmarsch nach Namur angetreten, war an der Maas unter dem Schutze der dortigen Festungslinie aufwärts gezogen und hatte sich dann an der Aisne abwärts nach Soissons gewendet, um möglichst schnell nach Paris zu gelangen. Blücher scheute indeß selbst Nachtmärsche nicht, um den Franzosen zuvorzukommen, so daß die englische Armee um zwei Tagemärsche zurückblieb. Von der Sambre wandte er sich zur Oise hinüber und warf sich auf die Rückzugslinie der Franzosen; nach Verlust von mehreren Tau- senden gelang es diesen jedoch, vor den Preußen Paris zu er- reichen. Vor dieser Stadt traf Blücher aber schon am 28. Juli ein, nachdem er jeden Antrag auf Waffenstillstand abgelehnt und sich auch nicht durch die Nachricht hatte aufhalten lassen, daß Napoleon zu Gunsten seines Sohnes abgedankt habe. In Paris mochten, die Reserven und die Nationalgarde eingeschlossen, wohl 80—90,000 Mann vereinigt sein, von denen etwa 60—70,000 im Stande gewesen wären, Blücher's 62,000 Preußen im offenen Felde entgegen zu treten, ehe noch die 50,000 nachrückenden Engländer herangekommen wären; die all- gemeine Bestürzung ließ aber solche Maßregel nicht wagen, vielmehr zog man es vor, hinter starken Verschanzungen den Angriff abzuwarten. Blücher jedoch schob seine Armee mit großer Schnelligkeit und Geschicklichkeit seitwärts an Paris vor- über, nachdem die Engländer in seine bisherige Stellung einge- rückt waren, überschritt bei St. Germain die Seine und rückte über Versailles gegen die Südseite der Hauptstadt vor. Ver- geblich stellte sich hier die Hälfte der französischen Armee den Preußen entgegen, sie wurde bei Sövres und bei Jssy, noch näher zur Stadt, geschlagen. Das führte schnell zu Unterhand- lungen mit der provisorischen Regierung, die am 4. Juli ihren Abschluß erhielten; Paris mußte übergeben werden, die Armee ungefährliche Stellungen hinter der Loire einnehmen. Erst als der Hauptschlag bei Belle Alliance bereits gefallen war, schickten sich die übrigen verbündeten Armeen an, in Frank- reich einzudringen. Wrede überschritt bei Mannheim am 19. Juni zuerst den Rhein, die russische Hauptarmee acht Tage später. Die Franzosen waren viel zu schwach, als daß sie ernst-

9. Theil 3 - S. 245

1861 - Hanover : Rümpler
245 Heer Wellingtons hatte gegen dreizehntausend Todte und Ver- wundete, und unter diesen die angesehensten Befehlshaber. Ge- ringer war an diesem Tage der Verlust der Preußen; obwohl sie dem Feinde den größten bewirkt, batten sie selbst, begünstigt durch den Stand und die Wendung der Dinge, den kleineren, er betrug siebentausend Mann, meistens den Heertheil von Bülvw betreffend. Die Franzosen dagegen hatten über dreißigtausend Todte und Ver- wundete, funfzehntausend Gefangene, dreihundert Kanonen nebst der verhältnismäßigen Anzahl Pnlverwagen und zahlloses Fuhrwerk mit Gepäck und Kriegsgeräthen aller Art eingebüßt. Was übrig war, floh in aufgelösten Haufen, Napoleon mit ihnen; kaum ein Bataillon war noch beisammen, nur einige Kanonen wurden über die Sambre gerettet. Napoleon dachte anfangs, bei Charleroi die Trümmer seines Heeres wieder etwas zu gestalten, erkannte aber die Unmöglichkeit und gab den verwirrten Masten weit rückwärts die Stadt Laon zum Sammelorte; er selbst flüchtete zuerst nach Philippeville und begab sich von da nach Paris. Auch der Mar- schall Grouchy mit seinen beiden Heertheilen, noch zurück auf dem linken Ufer der Sambre, schien abgeschnitten und verloren; doch dieser, nachdem er bei Wavre noch am neunzehnten gegen Thiele- mann im Vortheil und sogar über Dyle vorgerückt war, hatte auf die Nachricht von Napoleon's verlorner Schlacht den Rückzug auf Namur ungehindert ausgeführt und daselbst am zwanzigsten von den Festungswällen herab den schroffen Angriff des Heertheils von Pirch überlegen abgewiesen. Nachdem hierauf Pirch und Thiele- mann, der gleichfalls vor Namur gerückt war, den Befehl erbalten, in Eilmärschen dem Zuge Blücher's nachzufolgen, entkam Grouchy desto leichter auf dem rechten Ufer der Sambre nach Dinant und Givet und strebte, seine noch völlig streitfertigen Truppen aus dem Umwege über Nethel und Rheims der übrigen Heermasse triebet* zu vereinigen. Das Verderben der Franzosen zeigte sich jenseit der Sambre immer schrecklicher; so viele Flüchtlinge, ermattet, verhungert, zum Theil verwundet sich fortschleppend, nur noch dem eigenen Lande durch ihr Elend lind ihre Zügellosigkeit furchtbar, brachten überall Schrecken und Zerstörung hin; Straßen und Felder trugen die Opfer der Noth und der Wildheit: geplünderte und abgetragene Häuser, tnngestürzte Wagen und weggeworfene Waffen, Leichen und Sterbende; Augenzeugen, welche den Rückzug der Franzosen nach der Schlacht von Leipzig gesehen, erklärten diesen von Belle- alliance nicht geringer an gräßlichen Anblicken. In dieser Zer- störung rückten die Preußen nach, durch alle Arten der Aufregung zu Grimm und Haß entflammt, noch erbittert vom heißen Kampfe, unaufhörlich vorwärts zu neuer Entscheidung strebend, dabei selbst als Sieger mit allen Entbehrungen der Besiegten ringend.

10. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 131

1881 - Merseburg : Steffenhagen
131 1815 bei Cannes in Südfrankreich, um schon 20 Tage später unter dem Jubel des Volkes seinen Einzug in Paris zu halten. Da ließen die Monarchen allen Hader und Streit fahren, erkürten Napoleon als einen Ruhestörer in die Acht und schickten ihre Armeen dem Rheine zu. (Schlacht bei Ligny.) Die Preußen und Engländer hatten in den Niederlanden Stellung genommen. Hier suchte sie Napoleon an der Spitze eines trefflichen Heeres auf, um zunächst Blücher am 16. Juni bei Ligny mit überlegener Macht anzugreifen. Umsonst stürzten sich' die Preußen mit todesverachtender Tapferkeit in das feindliche Feuer; die Zahl der Gegner war zu groß, sie mußten weichen und sich schließlich zum vollen Rückzüge wenden. Der greise Feldmarschall selbst, der mit seinem getöteten Pferbe zum Falle kam, entging nur durch den Beistand des treuen Nostitz der Gefahr, auf dem Schlachtreibe zu bleiben und in die Hänbe der Franzosen zu fallen. (Schlacht bei Belle-Alliance.- Nachdem Napoleon den Gene-i^i8.Juni ral Grouchy zur Verfolgung der Preußen abgesandt, warf erl1815 sich mit ganzer Kraft auf Wellington, der auf den Höhen von Waterloo stand. Dieser nahm denn auch, da ihm Blücher die bestimmte Zusage gemacht, ihm mit seiner Armee zu Hilfe kommen zu wollen, den immerhin gewagten Kampf an. Sturm auf Sturm schlugen die Engländer ab, zuletzt aber zweifelte Wellington doch, ob seine in der Minderzahl befindlichen Krieger bis zum Abenb würden ausharren können. „Ich wollte, es wäre Nacht ober die Preußen kämen!" rief er. Enblich bornierten im Rücken und zur Seite des Feindes die Kanonen: die ersehnte Hilfe war da. Blücher hatte den General Thiele mann gegen Grouchy zurückgelassen und war dann nach Waterloo aufgebrochen, das er trotz des herabströmenden Regens und des aufgeweichten Bodens noch rechtzeitig erreichte. Als Napoleon die Preußen, die er auf der Flucht nach dem Rheine glaubte, so unerwartet erscheinen sah> schickte er ihnen einige Heeresabteitungen entgegen, um sie so lange aufzuhalten, bis er die erschütterten englischen Linien vollends gesprengt habe. Allein die Ankunft ihrer Verbünbeten, die sofort in den Kampf ein-griffen, verlieh den Englanbern frischen Mut, und ohne zu wanken hielten sie auch den letzten gewaltigen Anprall aus. Die alte Garbe, Napoleons beste Truppe, würde fast gänzlich vernichtet, und bstlb ging das gesamte französische Heer m milbet Flucht auseinander. Bei der Meierei Bell e- Al liaitce („schöner Bnnb") begrüßten sich die beiden siegreichen Feldherren in herzlicher Umarmung und trafen dann Anstalten zur wirksamen Verfolgung des geschlagenen Feindes. (Napoleon's Ausgang. Zweiter Pariser Friede.) Unauf-yamam drangen die Verbündeten bis Paris vor, Uno am 7. Juli hielten sie zum zweiten Male ihren Einzug in die 9* '

11. Neuere Zeit - S. 434

1882 - Braunschweig : Bruhn
434 Die Briten bewhrten in der Verteidigung ihre kaltbltige, eiserne Ausdauer, die Franzosen ihren ritterlichen unbndigen Mut, die Preußen die gleiche strmische Verwegenheit im Angriff und die Selbstverleugnung des begeisterten Willens. Wellington hat das meiste gethan, Blcher das meiste gewagt. Wellington hat in heldenmtiger Ausdauer drei Gewaltsten widerstanden. Blcher hat den Sieg entschieden und durch schneidige Ausnutzung J) desselben Wellington hat sich nicht besiegen lassen. den Feind vernichtet. Blcher hat gesiegt. Keiner htte ohne den andern den herrlichen Erfolg erzielt. Thielmann2) ist der dritte im Bunde. Er hatte indirekt nicht geringen Anteil an der Vernichtung des Feindes: Er hielt Grouchy bei Wavre zurck. Blcher hatte sich bei der Verfolgung so ausgesetzt, da es ihm htte ergehen knnen wie Vandamme bei Kulm^) unter folgenden Bedingungen: a. Napoleon hielt pltzlich stand, wenn auch nur mit 10000 Mann. b. Grouchy fiel den Verfolgern in den Rcken. Wellington htte ohne Blcher nur einen ehrenvollen Rckzug erkmpft. 1. Schon die von Napoleon gegen mittag bemerkte Annherung der Preußen hat bedeutend auf die Schlacht eingewirkt. a. Napoleon mute seine Schlachtreihe hakenfrmig gegen snd-often krmmen. b. Er verlor die Siegeszuversicht und wurde unsicher. c. Er hatte keine Reserve. , m 2. Die Schlacht bei Plancenoit entzog den Gewaltsten die zum Ge-lingen notwendigen Streitkrfte^). 3. Rieten sttzte den schwachen linken Flgel der Englander ) 4. Vier preuische Batterieeu feuerten beim letzten Gewaltsto den Franzosen in den Rcken. . 5. Der letzte Vorsto Wellingtons war nur Schein: Die Preußen waren schon in der Verfolgung des regellos fliehenden Feindes begriffen. Politische Folgen des Sieges. Napoleon verlangt die Diktatur. Lasayette beantragt, die Republik zu erklären. Antrag in der Deputiertenkammer: Napoleon soll zur Niederlegung der Krone aufgefordert werden. Folge: Der Kaiser entsagt zu gunsten seines Sohnes. 1) Die Preußen waren von ihrem 2tgigen Marsche im aufgeweichten Lehmboden (die Soldaten schoben und schleppen mit unglaublicher Anstrengung die Kan^ mde und setzten dennoch unter Gueiseuau die ganze Nacht die Verfolgung t 2) Er war jetzt preuischer General und Fhrer des 3. Blcherjchen orpv 3) S. p. 407. 4) Vgl. Mckern und Wachau. 5) Vgl. die Ursache der Niederlage von Wagram p. dw.

12. Bd. 3 - S. 634

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
634 Ix. Der große Komet. darunter 30,000 Deutsche. Er hatte 72,000 Mann, mehr auch nicht, weil er eine Abtheilung unter Grouchy gegen die Preußen zurückgelassen, der aber glücklicherweise ihre Spur verlor. Es hatte in der Nacht vorher viel geregnet und der Boden war durchweicht; die Herstellung der Schlachtordnung war schwierig und Napoleon brauchte dazu bis gegen Mittag. Nun aber stand sein Heer parademäßig da; die Kürasse, Helme und Waffen blitzten in der den Nebel durchdringenden Sonne. Seine Krieger waren voll Kampflust; die Reiter schwingen ihre Säbel, die Fuß-soldaten heben ihre Tschakkos aus den Bajonetten empor und alle jauchzen gegen den Feind hin. Nach 11 Uhr kommandirte Napoleon zur Schlacht. Die Franzosen griffen wie heiße Tiger an; die Engländer und Deutschen standen kalt und fest wie Mauern. Aber das überlegene Geschützfeuer der Franzosen wirkte schrecklich unter ihnen; vor den englischen Regimentern sah man ganze rothe Linien von Gefallenen sich hinziehen. Wellington durchreitet die Reihen, ermuntert, füllt die Lücken mit Reserven. Gewaltige Reitermassen werfen sich auf seine schachbrettförmigen Qnarre's, durchbrechen sie aber nirgends. Allein um 6 Uhr geht ein Hauptpunkt der englischen Stellung verloren. Napoleon sieht den Sieg schon errungen und setzt desto heftiger dem Feinde zu; jenseits dagegen fühlt man sich erschöpft, nur die starke Seele des ernst und besonnen die Schlacht leitenden Feldherrn hält den Bruch auf. Sein Plan ist einfach: Blücher oder die Nacht! Und Blücher kommt! Er war frühmorgens aufgebrochen seinem Verbündeten zu Hilfe. Von Wavre betrug der Weg zum Schlachtfeld nicht volle 4 Stunden. Allein auf den grundlosen Wegen war kaum fortzukommen; Geschütz und Mannschaft sanken ein. „Vorwärts Kinder!" rief Blücher; „Vorwärts Kinder!" schmeichelte er. Sie sagten: „Es geht nicht!" Er sprach: „Es muß wohl gehen; ich hab' Wellington mein Wort gegeben und darf doch nicht wortbrüchig werden. Vorwärts Kinder!" bat er so

13. Die deutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 94

1890 - Hannover : Hahn
94 Das Jahr 1815. dreihundert Stcke Geschtz und fnfhundert Pulverwagen waren erbeutet und der Weg in Frankreich stand den Siegern ohne ein Hindernis offen. So groe Erfolge waren der aller menschlichen Erwartung und Berech-nnng; sie waren ein Geschenk hheren Beistandes und dadurch erworben, da nicht die Begierde, der Eigennutz und die kalte Klugheit den Streit ansgefochten hatten, sondern die Begeisterung des Gemtes in Hohen und Niederen. Darum war es auch kein Kampf der berfeinen Kriegskunst gewesen, welche die Einzelnen zu willenlosen Werkzeugen ihrer Berechnungen macht; kein knstlicher Streit aus der Ferne, mit Listen und Umgehungen; kein freiwilliger Rckzug zu rechter Zeit, um am gnstigem Orte das Blutvergieen zu erneuern; sondern eine Schlacht in der Nhe und eine ungeheure Anstrengung aller Krfte, Mann gegen Mann, wie die Schlachten des Altertums, wenn Völker gegen einander standen und ein jeder Einzelne das Kriegsfeuer in seinen Adern fhlte. Selbst die Feldherren befanden sich oft mitten im Schlachtgewhl^ so da um sie her die Freunde sanken und nur eine hhere Hand sie selbst rettete. Und sie erkannten es, da nicht sowohl ihr Verstand, als der treibende Geist in ihren Heeren den Sieg gewonnen habe. Der Lord Wellington schreibt in einem Briefe: Nicht ihm komme die Ehre des Sieges zu, sondern der krperlichen Kraft und dem standhaften Mute seiner Krieger." Und der Feldmarschall Blcher, der immer die Volkskraft in ihrer ganzen Bedeutung erkannt hat, rief seinem Heere nach dem wichtigen Tage zu: Ihr habt groe Dinge gethan, ihr, meine braven und hochgeachteten Waffengefhrten! Zwei Schlachten habt ihr in drei Tagen geliefert. Die eine war unglcklich, und dennoch war euer Mut nicht gebeugt. Alle groen Feldherren haben von jeher gemeint, man knne mit einem ge--schlagenen Heere nicht sogleich eine Schlacht. wieder wagen. Ihr habt den Ungrund dieser Meinung dargethau und gezeigt, da tapfere Krieger wohl knnen berwunden, aber ihr Mut nicht kann gebrochen werden!" -*- 28. Hapofcoii gefangen iinil nadj 51. iefeiia gefiiljri. Der Zug der beiden Heere gegen Paris war von nun an ein unaufhaltsamer Siegesgang, rechts das englische und links das preuische Heer. Zwar kamen ihnen Boten entgegen, die sie bereden wollten, innezuhalten ober auch umzukehren; denn alle Ursache des Krieges sei nun pltzlich verschwunden, Napoleon habe vier Tage nach der Schlacht seine Krone zum zweitenmale niedergelegt. Aber die Feldherren achteten solcher Kunstgriffe nicht; mit raschen Schritten zogen sie der Hauptstadt zu und standen schon am elften Tage nach der Schlacht vor ihren Thoren. Davonst, Grouchy, Vandamme und andere Anfhrer hatten wieder an 60000 Mann gesammelt und den Montmartre gegen die Heranziehenden stark besetzt. In der Stadt war ein groes Lrmen. Die einen wollten sich ergeben, die anderen auf Leben und Tod sich verteidigen; einige

14. Erzählungen aus der neuen Geschichte - S. 416

1882 - Oldenburg : Stalling
416 Fort und fort erneuert sich der trm, gegen vier Uhr sind die Vorwerke la Haye und Hugomont von den Franzosen genommen und Napoleon ist im Begriff, gegen den Mittel-Punkt des feinblichen Heeres vorzugehen. ' Mit eiserner Beharrlichkeit hatte Wellington bis bahin seine Stellung behauptet, aber seine Linien finb bereits be-beutenb geschwcht, und mit heiem Verlangen sieht er der Ankunft der Preußen entgegen. Der greise Felbmarschall war an bemselben Tage schon frh aufgewesen, so sehr ihn auch die von dem Sturze des Pferdes zerschlagene Seite noch schmerzte. Nachdem er den gegen ihn anziehenden General Grouchy, der die Aufgabe hatte, die Verbindung der Preußen mit Wellington zu hemmen, ein Corps entgegengestellt hatte, setzte er sich mit dem Hauptheer in Marsch. Aber dieser war mit auerordentlichen Schwierigkeiten verbunden. Der heftige Regen hatte den Boden durchweicht, jedes Bchlein war zum Strome geworden, alle Grben und Vertiefungen waren mit Wasser gefllt, die Kanonen waren kaum fortzubringen, aber fort und fort rief Blcher seinen Soldaten sein gewohntes Vorwrts, Kinder, vorwrts!" zu. Als sie der den Regen murrten, sagte er: Kinder, scheltet nur nicht der den Regen, das ist unser alter Alliirter von der Katzbach her! Da knnen wir dem Könige wieber Pulver sparen!" ' Schon jagten Wellingtons Offiziere heran, brachten Nachricht der den Gang der Schlacht und die immer steigenbe Bebrngnis. Aber immer mhseliger wrben die Strapazen der Krieger und aus ihren Reihe schallte es: Es geht nicht, es ist unmglich!" Da alter rief Blcher: Kinder es mu gehen! Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen, und ihr wollt doch nicht, da ich wortbrchig werden soll!" Und es ging, und gegen halb fnf Uhr erschienen die Preußen auf dem Kampfplatze. ^Alsbald erffneten 30 ihrer Geschtze ihr Feuer gegen die Franzosen, alle Anstrengungen derselben waren nun erfolglos, auch die englischen Quarres rollten sich jetzt zu einer furchtbaren Linie auf und das ganze Heer rckte jetzt nach langer, hartnckiger Verteidigung zu unwiderstehlichem Angriff vor, um 8 Uhr abends war die vllige Niederlage der Fran-zosen vollendet. Von allen Seiten erscholl ihr Ruf: Rette

15. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 57

1910 - Düsseldorf : Bagel
nach aber für Auge und Ohr immer vernehmbarer wurden. Sie wurde verschieden gedeutet. Es wird Grouchy sein, sagte Napoleon, der in diesem Augenblick sich gern der Wirklichkeit verschlossen hätte, jedenfalls aber seine Umgebung nicht beunruhigen wollte. Aber Grouchy war noch östlich von Wavre und wurde durch Thielmann beschäftigt. Die Geschütze, welche donnerten, und die Flügelhörner konnten doch nur von den Preußen herübertönen. Und wie Napoleon sich darüber gewiß war, traf er jetzt die äußersten Maßregeln, um Wellington doch noch zu werfen und gleichzeitig die von Frichemont aus vordringenden Preußen auf-zuhalten. Während er demnach, wie oben erzählt, von den 10 000 Reitern den letzten furchtbaren Angriff machen ließ, warf er das zur Reserve dienende 6. Korps (Lobau) und die Garden den Preußen entgegen. Das erste Korps der Preußen war das Bülows. Sein Marsch war verzögert, nicht bloß durch die Weite der Wege und ihre Durchweichung vom Regen, sondern auch durch den Umstand, daß man dieses frische Korps zuerst an den Feind bringen wollte und daß es dazu die Marschlinien der ändern durchkreuzen mußte. Es kam jetzt also an den linken Flügel Blüchers. Mit der äußersten Wut rangen beide Gegner, Preußen und Fyanzosen, um Plancenoit. Von 6—8 Uhr dauerte das Gewoge hin und her. Endlich aber erschöpfte sich doch die Kraft der Franzosen, die keine Reserven mehr hatten. Auch Bülows Abteilung hatte furchtbare Verluste. 6 353 Mann bedeckten tot oder verwundet den Boden. Aber immer neue Scharen der Preußen rückten nach und auch Wellington ging jetzt, nun der rechte Flügel Napoleons vollständig zusammengebrochen, mit seinen Kriegern bis Belle-Alliance vor. Er wollte sich damit auch äußerlich als den eigentlichen Sieger kennzeichnen, denen die Preußen nur zum Schlüsse noch eine willkommene Beihilfe geleistet. Das allseitige Vordringen brach die letzte Kraft der Franzosen. Eine allgemeine Flucht begann, und da nun Gneisenau in der Nacht noch die rastloseste Verfolgung anordnete, flüchtete die eben noch so stolze Armee Napoleons in vollster Auflösung über die Grenze und nach Paris zu.

16. Sagen und Geschichten - S. 120

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
120 mit der größten Erbitterung gerungen, Sturm auf Sturm versuchten die Franzosen, doch stets sahen sie sich mit Verlust zurückgeworfen. Wellington war entschlossen, seinen Posten zu behaupten und entweder zu siegen oder zu sterben. Er setzte sich auf die Erde und erklärte, hier werde er bleiben und keinen Fuß breit weichen. „Haltet Euch fest/' rief er seinen Kriegern zu; „was würde man in England sagen, wenn wir geschlagen würden!" Aber immer neue Kolonnen ließ Napoleon gegen die Höhen anrücken, immer mehr gerieten die englischen Schlachtreihen ins Schwanken, und immer ungestümer drangen die Franzosen vor. Da begann auch Wellington zu zweifeln, ob seine ermatteten Streiter den Kampf bis zum Abend auszuhalten vermöchten, und seufzend meinte er: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen !" Endlich donnerten im Rücken und zur Seite des Feindes die Kanonen, und erleichterten Herzens konnte nun der Feldherr rufen: „Gottlob, da ist der alte Blücher!" Trotzdem feine Truppen von dem vorgestrigen heißen Gefechte noch völlig erschöpft waren, hatte der preußische Oberbefehlshaber am Morgen des 18. Juni den Marsch nach Waterloo angetreten, indem er gegen Grouchy nur ein einziges Korps unter dem General Thielemann zurückließ. Als es zum Aufbruche ging, riet ihm der Arzt dringend, zuvor seine Seite einreiben zu lassen, welche infolge des Sturzes mit dem Pferde heftig schmerzte. Aber der heldenmütige Greis erwiderte: „Ach was, erst noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, wird wohl auf eins herauskommen. Geht es aber heute gut, so wollen wir uns bald alle in Paris waschen und baden." Es war ein äußerst beschwerlicher Marsch, den die Preußen zu überstehen hatten. Der Regen goß in Strömen vom Himmel, die Gräben füllten sich mit Wasser, die Bäche schwollen an, und die Wege wurden so schlecht, daß sie kaum zu passieren waren. Blücher fürchtete, er würde nicht zur rechten Zeit eintreffen, und sprengte von einem Heerhaufen zum andern, den Soldaten zurufend: „Vorwärts, Kinder, vorwärts! Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen, und Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" Und ob auch die Geschütze wiederholt in dem ausgeweichten Boden stecken blieben, die Rosse kaum fortzubringen waren und die Mannschaften oft vor Müdigkeit umsanken, man kam doch vorwärts. Als Napoleon zu seiner Überraschung die Preußen aus dem Schlachtfelde erscheinen sah, warf er ihnen schnell eine Anzahl Regimenter entgegen, um sie so lange aufzuhalten, bis er die erschütterten englischen Linien vollends gesprengt habe. Seine beste Truppe, die alte Garde, mußte im Sturmschritt vorgehen, und nicht unmöglich schien es, daß die Franzosen doch noch den Sieg davon tragen würden. Allein die Ankunft der preußischen Scharen,

17. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 100

1831 - Elberfeld : Büschler
100 1815. * 'Wvvv W V ^'Vww Vw/Vu/Vlihvihiu ®Vuiw il\ %/w iw wx%\\ %/W 1vu\1 digen Vätern rufen sollte; sie drang durch seine Brust und der Held sank vom Roste herab. Er war ein Fürst, der die Sache des deutschen Vaterlandes warm in seiner Brust trug, und nie sein Schwerdt für Frankreich gezogen hatte. Ehre ruht auf seinem Namen! Der Kampf dauerte noch immer heftig fort. Die Braun- schweiger rächten ihres Herzogs Blut in dem der Feindei Der Erbprinz von Oranien warf sich mit einem Haufen niederlän- discher Reuter kühn in die französischen Reihen; sein Eifer hatte ihn zu weit geführt, er wurde umringt. Da eilte das siebente Bataillon der Niederländer ihm nach und befreite ihn aus der Feinde Mitte. Begeistert riß der Prinz den Orden,* den er auf seiner Brust trug, herab und warf ihn mitten unter seine treuen Krieger. „Kinder, rief er, ihr habt ihn Alle verdient!" und sie nahmen das Ehrenzeichens und hefteten es an ihre Fahne. . Solche Tapferkeit und Todesverachtung konnte nicht ohne Früchte bleiben; die Feinde kamen nun selbst in's Gedränge und Ney wollte seinen Rückhalt von 10,000 Mann zu Hülfe rufen. Aber siehe, sie waren verschwunden; Napoleon hatte sie plötzlich gegen die Preußen nach Ligny herbeigerufen und Ney sah sich 'genöthigt alle Vortheile aufzugeben und nach Frasne zurückzuweichen. Es waren hier auf jeder Seite 3 bis 4000 Mann gefallen, und da, wo Napoleon mit den Preußen focht, gewiß von jeder 12 bis 15,000; und doch hatte so viel Blut den-Kampf noch längst nicht entschieden. 27. Die Schlacht bei ßtik Alliance oder Waterloo. Den 18. Jung. Wellington und Blücher führten beide ihr Heer am 17. etwas rückwärts, um enger mit einander vereinigt zu seyn. Napoleon aber glaubte die Preußen so vernichtet und erschrok- ken, daß sie eilig über Mastricht an den Niedcrrhein zurück- weichen würden; daher schickte er ihnen nur den Marschall Grouchy mit einem starken Heerhaufen und dem Befehle nach, „sie in den Rhein zu stürzen;" und von den Engländern fürch- tete er nichts weiter, als daß sie ihm entweichen und zu einer ordentlichen Schlacht cs gar nicht kommen lasten würden. Des- wegen sollte ihnen Dandamme, der eine Strecke Weges mit Grouchy zog, über Wavre und Brüstel herum in den Rücken gehen. Aber mit den beiden Bnudesheeren stand es gam an- ders. Wellington hatte sich eine treffliche Stellung,^ vier Stun- den auf der Mittagsseite von Brüstel, auf den Hügeln von Mont St. Jean ausersehcn; da lag der große Soigner Wald in seinem Rücken, und vor ihm einige gut zu verther- digeude Hofe. Wenn ihm sein Waffengenoste Blücher zwei

18. Sagen und Geschichten - S. 119

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
119 begaben sich die europäischen Fürsten oder deren Gesandte nach Wien, um die Verhältnisse der Staaten aufs neue zu ordnen. Noch hatten sie ihr Werk nicht beendet, als die Kunde eintraf, daß Napoleon nach Frankreich heimgekehrt sei und unter dem Jubel des Volkes die Herrschaft wieder angetreten habe. Sofort erklärten ihn die Monarchen als einen Ruhestörer in die Acht und schickten ihre Heere dem Rheine zu, um ihn von dem so schnell zurückgewonnenen Throne zum zweiten Male herabzustürzen. Die Preußen und Engländer, jene unter Blücher, diese unter Wellington, hatten in den Niederlanden, und zwar in der Gegend von Brüssel, Stellung genommen. Hier suchte sie Napoleon an der Spitze einer zahlreichen Armee auf, um zunächst Blücher am 16. Juni 1815 bei Ligny mit überlegener Macht anzugreifen, während er Wellington durch eine kleinere Abteilung beobachten und beschäftigen ließ. Die Preußen kämpften mit all der Tapferkeit, die sie in den Schlachten der vorigen Jahre bewiesen hatten. Aber umsonst stürzten sie sich mit kühnem Todesmute in das feindliche Feuer, die Zahl der Gegner war zu groß, sie mußten weichen. Der greise Feldmarschall selbst geriet in die größte Gefahr. Sein Pferd erhielt einen Schuß, jagte in wilden Sätzen mit ihm davon, brach dann plötzlich tot zusammen, und Blücher kam unter dasselbe zu liegen. Sein Adjutant Nostitz, unfähig den Helden von seiner Last zu befreien, stellte sich mit gezogenem Degen neben ihn, um ihn mit seinem Leben zu verteidigen. (Mich näherten sich preußische Ulanen, und der alte Blücher war gerettet. Bald darauf trat er mit feinen Truppen den Rückzug an. Nun wandte sich Napoleon gegen Wellington. Die Preußen glaubte er in voller Flucht, und um ganz sicher zu gehen, schickte er ihnen eine Heeresabteilung unter dem General Grouchy nach, mit dem übermütigen Befehle, sie in die Fluten des,Rheins zu werfen. Doch Blücher hatte lediglich vor der feindlichen Übermacht das Feld geräumt, besiegt fühlte er sich keineswegs, und am wenigsten dachte er daran, über Hals und Kopf zu fliehen. „Wir haben Schläge gekriegt," sagte er noch in der Nacht nach dem Kampfe, „wir müssen es wieder ausbessern, ehe es wehe thut." Seinen Truppen erklärte er am folgenden Tage: „Ich werde Euch wieder vorwärts gegen den Feind führen, wir werden ihn schlagen, denn wir müssen." Und als an demselben Tage ein Bote von Wellington eintraf, welcher dem alten Helden anzeigte, daß der englische Feldherr eine Schlacht annehmen würde, wenn ihm Blücher mit zwei Heerhaufen zu Hilfe eilen könnte, antwortete der letztere: „Nicht mit zwei Heerhaufen allein, nein mit dem ganzen Heere werde ich kommen." Gegen Mittag des 18. Juni griff Napoleon die auf den Höhen von Waterloo aufgestellten Englänber an. Stuubenlang würde

19. Theil 2 - S. 773

1827 - Leipzig : Fleischer
I 773 zösische Fußvolk griff mehrere von den Engländern besetzte Dörfer an; aber mit demselben Nachdruck, mit dem sie be- stürmt wurden, wurden sie vertheidigt. Dazu krachten die Kanonen fürchterlich; zwischen den Dörfern tummelten sich die englischen und die französischen Neiterhaufen herum, und heu- lend und zischend fuhren die congrevischen Raketen der Eng- länder in die Reihen der Franzosen. Dennoch war Welling- tons Lage höchst schwierig. Napoleon war ihm an Zahl bei weitem überlegen; immer wüthender wurden die Angriffe der Franzosen, immer dünner die englischen Reihen, die kaum dem heftigen Andrange zu widerstehen vermochten, so daß Welling- ton, sich die Hände reibend, umherging, und ausrief: „ich wollte die Nacht wäre erst da oder die Preußen!" So stand die Schlacht bis drei Uhr Nachmittags; da wurde ihm gemeldet, die ersten Preußen wären in der Nähe, und warteten nur auf die nachfolgenden, um auö dem Walde zur Seite hervorzubrechen. Blücher war nämlich von Wavre, wohin er sich zurückgezogen gehabt, am Morgen aufgcbrochen, und die wackern Preußen, so ermüdet sie auch von den drei- tägigen Märschen, und so fürchterlich auch die Wege waren, legten den Weg doch meist laufend zurück, um nur zur rech- ten Zeit noch ihren Verbündeten zu Hülfe zu kommen. Endlich langte Blücher mit Bülows Corps unweit dem Schlachtfelde an, wollte aber erst die Andern erwarten. Aber als um vier Uhr Napoleons Angriffe auf die schon wankenden Engländer immer wüthender wurden, hielt er sich nicht länger, und trat aus dem Walde hervor, indem er seine Kanonen auf die rechte Flanke der Franzosen richten ließ. Napoleon erschrak. Er war seiner Sache so gewiß, daß Grouchy stark genug sey, die geschwächten Preußen bei Wavre feftzuhalten, daß er gar nicht begreifen konnte, wie sie hierher kämen. Er wußte nicht, daß Blücher bloß Thielemanns Heerhaufen bei Wavre zurück- gclaffen hatte. Sogleich sandte er einen starken Haufen den Preußen entgegen, und die Schlacht hielt sich wieder einige Stunden unentschieden. Es war halb sieben Uhr, als Napoleon, ungeduldig, daß die Schlacht so lange währte, eine schnelle Entscheidung herbei-

20. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 248

1837 - Leipzig : Crayen
248 111, Abschnitt. Die Könige von Preußen. an. Sie umringte einen Theil der Garde und forderte Ergebung. Die Garde ergibt sich nicht, sie stirbt! war die heldenmüthige Antwort, und schrecklich ward ihr dies bereitet. Wild stob Alles zurück, Schutz bei der Nachhut zu suchen; aber hier hatten die Preußen aufgeräumt und jeden Widerstand vor sich niedergeschlagen. Im Sturme waren den Franzosen die Dörfer entrissen, wo sie Schutz zu finden hofften, unter Trommelschlag sprengten die wackern Preußen die französischen Vierecke und trieben die zerschlagenen Schaaren in wilder Flucht vor sich her. „Es rette sich, wer da kann; rettet die Adler!'' schrie man von allen Seiten, und jegliche Ordnung löffle sich im Heere der Fran- zosen auf. Sie hatten die Schlacht verloren, wie fast nie eine Schlacht verloren worden war. ' In einzelnen verworrenen Massen rannte Alles davon, Kanonen, Wagen und Gepäck im Stiche lassend. An demselben Tage hatte auch der dritte preußische- Heerhaufen unter dem General Thielemann bei Wawre einen harten Stand ge- habt. Grouchy fiel mit 40,000 Mann über ihn her und drängte ihn hart. Boten über Boten flogen nach Blücher, um Hülfe bittend, aber der alte Held erwiederte fest: „Thielemann mag sich wehren! Wir Alle müssen jetzt vorwärts, um den Feind zu vernichten! Fort also!" — Und Thielemann vertheidigte sich ritterlich bis tief in die Nacht, und wacker hielten die Schaaren gegen die Uebermacht Stand, bis denn am folgenden Tage Grouchy die Donnernachricht erhielt: Napoleon's Heer ist geschlagen. Da lenkte ec plötzlich um und suchte nur zu entkommen. Napoleon's Flucht und Verfolgung. Mit mildem Scheine beleuchtete der Mond das gräßliche Schlachtfeld bei Waterloo, viele Tausende schliefen den Todesschlaf, und eben so viele Tausende von Verwundeten ächzten und jammerten. Die noch rüstigen Sieger jauchzten ob ihrer herrlich gewonnenen Schlacht, und die Franzosen stoben mit Furcht und Schrecken und geangstigt vom bösen Gewissen tiefer in's Land. Durch eine anmuthige Gunst des Schicksals trafen in der Nacht Blücher und Wellington auf der Meierei la Belle Al- lianz oder Schönbund zusammen und sielen einander freudenvoll in die Arme. Auf diesem Platze hatte Napoleon wahrend des Kampfes verweilt; jetzt sollte diese schöne Vereinigung zwischen den beiden Feld- herren und den Heeren durch eine bedeutsame Benennung verewigt werden. Denn Blücher befahl, die Schlacht künftig die Schlacht bei Belle Allianye zu nennen. Und nun drang der alte Feldherr auf die rascheste Verfolgung des Feindes. Sie wurde den Preußen anheim gegeben. „Ich werde," sagte Wellington, „diese Nacht in Bonaparte's Hauptquartier zubringen," — „ „und ich,"" erwiederte Blücher, „„werde ihn diese Nacht aus seinem heutigen vertreiben!"" Seit drei Nachten hatte der greise Held fast kein Auge zugethan, aber rüstig versammelte ec seine Offiziere und sprach: „Der letzte Hauch von Mensch und Pferd muß aufgeboten werden, denn jagen wir sie nicht die ganze Nacht hindurch, so haben wir sie morgen wieder auf dem