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1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 31

1913 - Dresden : Huhle
— 31 — gründeten viele Städte, so Marienburg, Marienwerder, Elbing, Memel usw. Das Land erfreute sich bald eines großen Wohlstandes. Man erbaute Getreide, Obst und Wein, trieb Fischerei und Schiffahrt, Pferdezucht und Handel mit Bernstein und Pelzwerk. Der Hochmeister hatte mehr Einkünfte als mancher König. Der Ritterorden eroberte nach und nach auch Kurland und Livland, bekehrte die Heiden und besiedelte die Länder mit Deutschen, weswegen sie noch heute die deutschen Ostseeprovinzen heißen. Da aber die Polen die Weichselmündung erwerben und sich einen Zugang zum Meere verschaffen wollten, ward er mit ihm in Krieg verwickelt. Da er 1466 unterlag, ging dem Orden Westpreußen verloren, und selbst Ostpreußen ward polnisches Lehn. Um die Macht des Ordens zu heben, ward der Markgraf Albrecht von Ansbach zum Hochmeister gewählt. Dieser trat 1525 zur lutherischen Kirche über und verwandelte das Ordensland in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnsoberhoheit. Da Herzog Albrecht ein Hohenzoller war, erbten im Jahre 1618 die Markgrafen von Branden- burg das Herzogtum Preußen. Daher führen noch heute die Könige von Preußen die beiden Farben schwarz und weiß, die Kennzeichen des Deutschen Ritterordens, in ihren Landesfarben. 6. Die Raubritter. Zuerst hielt man streng auf die Rittertugenden. Wer Untaten begangen hatte oder feig gewesen war, dem wurden die goldenen Sporen auf einem Misthaufen abgenommen, die Waffen zerbrochen, das Wappen vernichtet und fein Schild am Schweife eines elenden Pferdes durch den Kot geschleift. Aber bald artete das Rittertum aus; viele Ritter waren arm geworden und plünderten nun die Bürger und Kaufleute. Sie schämten sich der Räuberei nicht einmal, sondern sprachen: „Reiten und Rauben ist feine Schande, das tun die Besten im Lande". Den Bauern nahmen sie das Vieh, dem reisenden Kaufmann die Waren weg. Dazu warfen sie ihn ins Burgverlies und verlangten ein hohes Lösegeld. Wurde dies nicht von den Angehörigen gezahlt, so brachte man den Unglücklichen um. Häufig führten auch die Ritter miteinander Krieg oder lagen in einer Fehde. Selbst wegen der geringsten Anlässe warfen sie den Fehdehandschuh hin und brachen aus dem Hinterhalte hervor, um die wehrlosen Landleute und Bürger zu überfallen. Gegen das Fehdeunwesen schritten viele Kaiser streng ein, so z. B. Friedrich I. Aber unter schwachen Fürsten nahm das Raubrittertum bald wieder überhand. Rudolf uon Babsburg (1273—1291). 1. Die Wahl Rudolfs zum deutschen Könige. Der letzte Hohenstaufe untrde in Neapel enthauptet. Das Ansehen der deutschen Kaiserkrone war so tief gesunken, daß kein deutscher Fürst sie annehmen wollte. Einige Fürsten wählten einen englischen, andre einen spanischen König zum deutschen Kaiser: doch kümmerte sich keiner von beiden um Deutschland. Deshalb nennt man diese kaiserlose Zeit die Zwischenherrschaft (Interregnum). Es war eine schreckliche Zeit, besonders für die armen Bauern und die Kaufleute; denn das Raubritterunweseu oder das Faustrecht nahm sehr überhand. Das Volk verlangte daher immer dringender einen König. Endlich wählten die deutschen Fürsten im Jahre 1273 auf den Vorschlag des Erzbischofs von Mainz den

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1. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 82

1910 - Berlin : Salle
82 Kaiser aus verschiedenen Häusern. Friedriche, die die Sage von der Wiederkunft des Hohenstaufenkaisers ausnutzten, machte er ein schnelles Ende. Der Aufrechterhaltung des Landfriedens galt sein unausgesetztes Bemühen. Jede ungerechte Fehde wurde verboten. Jeder, der um sein Recht zu klagen hatte, sollte die Klage vor den ordentlichen Richter bringen. Wurde ihm' dann sein Recht nicht zuteil, so verblieb ihm das Fehderecht, doch mußte er seinem Widersacher drei Tage zuvor die Fehde ehrlich ansagen lassen, durfte ihn nicht plötzlich heimtückisch überfallen. Wer den Landfrieden brach, verfiel in seines Bischofs Bann und in des Königs Acht. Dadurch jedoch, daß Rudolf verordnete, daß gerichtliche Klagen und Vorladungen schriftlich eingebracht werden mußten, bewirkte er, daß 'christliches und heimliches Gerichtsverfahren sich an Stelle des öffentlichen und mündlichen setzten. Rudolfs Stellung zur Kirche. Die Ansprüche der Hohen-Itaufen auf Welthenschaft lagen dem Gemüte Rudolfs von Habsburg fern. -Ler Geistlichkeit, die ihm gleich bei seinem Regierungsantritt eine feste Stütze geworden war, gestattete er einen großen Einfluß auf die Reichsangelegenheiten. Gegen die Päpste zeigte er sich sehr gefügig und focht ihre Rechte auf den „Kirchenstaat" in keiner Weise an. Obgleich auch er den üitel eines römischen Kaisers annahm, zog er doch niemals zut Krönung nach Rom. Die Mißgeschicke der früheren Kaiser waren ihm eine Warnung. In bezug auf Italien sagte er, es gleiche der Hohle des Löwen in der bekannten Fabel: man ge- wahre wohl die ^ußtopsen derer, die hineingegangen, aber nicht auch derer, die wieder wohlbehalten herausgekommen seien!" Rudolfs Persönlichkeit. Rudolf war ein blasser, ernster Mann, von hoher Gestalt und schönen, offenen Zügen, die Nase etwas gebogen. Durch seine schlichten Sitten und seine persönliche Bedürfnislosigkeit, die prunklose Art seines Auftretens erwarb er sich die Liebe des niederen Volks. Rudolf war nur der deutschen Sprache mächtig, gelehrte Bildung blieb ihm zeitlebens fremd. Gesetze und Urkunden ließ er meist deutsch niederschreiben. Als er die Nähe des Todes fühlte, wollte er von Straßburg nach Speier, der Begräbnis-stabt der beutfchen Kaiser, reiten, er kam aber nur bis zur Burg Germersheim, wo er im Jahre 1291, 73 Jahre alt, starb. Seinen Lieblingswunsch, feinen Sohn Albrecht zum Nachfolger gewählt zu sehen, hatte er nicht erreicht; benn von dem gewalttätigen und herrischen Wesen biefes Albrecht versprachen sich weber Fürsten noch ©tobte etwas Gutes. Bereits in Österreich hatte Albrecht sich verhaßt gemocht, inbem er die Freiheiten und Rechte der Reichsjtabt Wien, die von seinem

2. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 38

1903 - Berlin : Nicolai
38 bedeutenden Macht. Albrecht, dem die Länder später allein zufielen, gehörte zu den mächtigsten Fürsten des Reiches. Seine Nachkommen haben dann noch Böhmen und Ungarn dazu gewonnen. Fürsorge für Deutschland, Verzicht auf die Kaiserkrone. Rudolfs Sorge war unausgesetzt auf das Wohl des Reiches gerichtet. Länder, die dem Reiche entzogen waren, brachte er wieder zurück. Er vermehrte die Zahl der Reichsstädte, begünstigte überhaupt die Städte, hielt den Landfrieden mit starker Hand aufrecht und zerstörte eine Menge Raubburgen im Westen des Landes. Zur Zeit einer Teuerung verbot er, Vorräte lange auszuspeichern und sie teurer zu verlausen. Grenzländer, die vom Reiche abfallen wollten, brachte er mit Gewalt wieder zum Gehorsam, scheute selbst keine Gefahr und Anstrengung. Als bei der Belagerung einer Stadt Mangel an Lebensmitteln herrschte, zog Rudolf mit eigener Hand eine Rübe aus dem Felde und verzehrte sie; auch flickte er sein zerrissenes Gewand selbst. Er war daher beim Volke beliebt, wie kaum ein König vor ihm. Als er nach Erfurt kam, um Unordnungen abzustellen, zog ihm das Volk wie einem Erlöser entgegen. Nicht so freundlich war ihm ein Teil der Fürsten gesinnt. Sie erfüllten seinen Wunsch nicht, seinen Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger zu wählen, weil sie fürchteten, der kraftvolle, mit einer großen Hausmacht ausgestattete Mann würde Rechte, die sie sich angemaßt hatten, beseitigen. Die Kaiserkrone erwarb Rudols nicht, obgleich er Vorbereitungen zum Zuge nach Italien getroffen hatte. In den ersten Jahren seiner Regierung hatte er vollauf in Deutschland zu tun; in späteren Jahren waren ihm die Päpste nicht geneigt und hielten es mit dem König von Frankreich, der die Erhebung Rudolfs zum Kaiser nicht wünschte. Es wären harte Kämpfe entstanden, welche die königliche Macht in Gefahr gebracht hätten. Soviel schien der Glanz der Kaiserkrone ihm nicht wert. Er pflegte Italien mit einer Löwengrube zu vergleichen, in welche zwar viele Fußtapfen hinein-, aber wenige herausführten. Züge aus seinem Leben und sein Tod. Rudols wurde im ganzen Lande sehr geliebt; denn jeder hatte freien Zutritt zu ihm. Als einmal feine Diener einen gemeinen Mann nicht vor ihn lassen wollten, rief er unwillig aus: „Warum weist ihr ihn ab? Bin ich denn dazu Kaiser geworden, daß man mich vor den

3. Mittelalter - S. 98

1882 - Oldenburg : Stalling
98 Sicherheit. Bei seinen Reisen durch das Reich saß er oft persönlich zu Gericht und gewahrte jedermann Gehör, „denn," sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Er ließ den von ihm gegebenen Landfrieden von den Ständen beschwören und bestrafte die Übertreter aufs strengste. Emst ließ er in Thüringen 29 gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichten und verweilte in diesem Lande, bis alle Raubschlösser, 66 an der Zahl, gebrochen waren. Gern hätte Rudolf seinem ihm allein noch gebliebenen Sohn Albrecht die Krone hinterlassen, aber die Fürsten wichen, teils aus Furcht vor der schnell aufwachsenden Macht des Habsburgischen Hauses, teils aus Widerwillen gegen das abschreckende Wesen Albrechts, seinen Anträgen aus. Mißmutig verließ er den Reichstag zu Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Beim Herannahen des Todes rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, an der Begräbnisstätte der Kaiser, wollte er sterben; er kam aber nur bis Germersheim, wo er im Alter von 73 Jahren starb (1291). Im Dome zu Speier liegt er begraben. Rudolf, von hoher, schlanker Gestalt, zeichnete sich durch Tapferkeit und Gerechtigkeit, durch Mäßigung und Einfachheit der Sitten aus. Heiter, stets guter Laune, ein Freund fröhlicher Rede und munteren Scherzes, war er ein Bild deutscher Gemütlichkeit, ohne es bei seinen Unternehmungen an Ausdauer fehlen zu lassen. So zog er eine Rübe aus dem Felde, schabte und aß sie, oder er wies einen Trunk Wasser zurück, beides, um seinen darbenden Kriegern Mut zu machen. In seinem schlichten graueu Wamms, das er im Felde selbst flickte, ging er einst zu Mainz an das Kohlenfeuer eines Bäckerhaufes, um sich zu wärmen, und freute sich, als ihn die scheltende Hausfrau wie einen Tagedieb wegjagen wollte. Sein gegebenes Wort hielt er so treu, daß sich das Sprichwort bildete: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht."

4. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 216

1871 - Braunschweig : Wreden
— 216 — Fürsten gegenüber sein Ansehen wahren könne. Da er auch seine sechs Töchter mit mächtigen Fürsten vermählte, so stärkte er seine königliche Gewalt so sehr, daß er sich überall Gehorsam zu erzwingen vermochte. Mit gleicher Thätigkeit sorgte Rudolf für die Handhabung der Gerechtigkeit und die Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich von einem Ende bis zum andern, saß oft persönlich zu Gericht und erlaubte einem Jeden Zutritt, „denn", sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Mehrmals gab er Gesetze zur Aufrechthaltung des Landfriedens, welche von den Ständen des Reiches beschworen werden mußten. Die Uebertreter traf strenge Strafe. Einst ließ er in Thüringen neunundzwanzig gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichten. Ueber ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlösser — es waren sechsuudsechzig — gebrochen waren. Rudolf wünschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Söhnen allein noch am Leben war, zu hinterlassen. Allein die Fürsten fürchteten die schnell emporstrebende Größe des habsburgischen Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrechts. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus. Mißvergnügt verließ dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Wohlan, nachspeier!" Hier, an der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis^Germersheim, wo er in einem Alter von dreiundsiebzig Jahren starb Rudolf hat den Ruhm der Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit sein ganzes Leben hindurch bewahrt. Seine Gestalt war sehr hoch und schlank, seine Sitten einfach; Speise und Trank genoß er mäßig. Wenn er sprach, gewann er durch biedere Zutraulichkeit und war ein Freund von fröhlichen Reden und munteren Scherzen. Niemals ließ er es aber an Ernst und Ausdauer in seinen Unternehmungen fehlen. Von den vielen kleinen Geschichten, welche von Rudolfs Gutmütigkeit, Menschenfreundlichkeit, Edelmuth und Leutseligkeit erzählt werden, sollen hier nur einige angeführt werden. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: „Bruder Rudolf, beschenke doch auch einen Armen mit einer kleinen Gabe." — „Seit wann sind wir denn Brüder?" fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. „Ei," antwortete der Arme, „sind wir denn nicht alle Brüder von Adam her." — „Du hast Recht, Freund," sagte der Kaiser, „ich dachte nur nicht gleich daran!" und mit diesen Worten griff er in die Tasche und drückte ihm einen Kreuzer in die Hand. „Aber ein Kreuzer ist boch für einen großen Kaiser gar zu wenig," sagte der Bettler. „Was," entgegnete Rub o lf, „zu wenig? Freuub, wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel schenkten, so würbest bu balb der reichste Mann im Lanbe sein!" Nach diesem brüderlichen Geschenke gab er ihm vermuthlich auch ein kaiserliches. — Einfach in seinen Sitten, trug der Kaiser gewöhnlich ein schlichtes graues Wamms, das er sich im Feldzuge wohl gar selbst flickte. Da sah man ihm freilich seine hohe Würde nicht an und

5. Geschichte des Mittelalters - S. 38

1884 - Leipzig : Teubner
38 wies sie an seine Shne als die neuen Landesherren.^) Die gewonnenen Gebiete wurden damit so gut wie losgelst von dem Verbnde des Reichs; innerhalb derselben wurde Reichsunmittelbarkeit nur ganz vereinzelt geduldet.2) Der Vorteil seines Hauses, dessen Zukunft aus der Erwerbung eines achtunggebietenden Territorialbesitzes beruhte, galt ihm dabei hher, als der des Reiches. Die Gesamtbelehnung, die Rudolf vollzog, war sr sterreich, Steier-mark u. s. w. eine staatsrechtliche Neuerung und erregte bei den Landherren Bedenken, weil sie, wie das Beispiel anderer Lnder (Bayern, Sachsen und Brandenburg) lehrte, leicht zu heftigen Kriegen zwischen den Geliehenen fhrte. Ihrem Wnnsche, es mchte einem der beiden Brder die Herrschast allein bertragen werden, kam Rudols nach, ohne sich der Vorteile zu be-geben, die fr die Begrndung der Herrschaft seines Hauses im Sdosten des Reiches die Gesamtbelehnung mit sich brachte. Am 1. Jnm 1283 verordnete er, da Albrecht und seine mnnlichen Erben das Herzogtum in sterreich, Steier, Kram und der Mark haben, Rudolf aber innerhalb vier Jahren mit einem andern Knigreich oder Frstentnm entschdigt werden solle. Fr den Fall des Anssterbens der Albrechtiner in der mnnlichen Linie wur-den die Erbrechte Rudolfs und seiner mnnlichen Nachkommenschaft ausdrck-lieh gewahrt.3) Am 12. Juli 1283 nahmen die Edlen und Amtleute von sterreich und Steiermark in Wien diese Hausordnung dankbar entgegen und verpflichteten sich urkundlich/) fr allseitige Beobachtung derselben Sorge zu tragen. Beiden Herzgen leisteten sie den Treu- und Huldigungseid, jedoch mit dem Vorbehalte, da sie nach Verlauf von vier Jahren ihrer gegen Ru-dolf eingegangenen Verpflichtungen ledig und allein Albrecht und seinen mnnlichen Erben zu Gehorsam und Treue verbunden seien; wenn aber Albrecht und seine mnnlichen Nachkommen noch bei Lebzeiten Rudolfs^) sterben sollten, so erkannten sie diesen als ihren Herrn ausdrcklich im vor-aus an. 4. Rudolf und das Reich (bis 1285). Bis zum Jahre 1281 hat sich der König des Reiches nur wenig an-genommen. Er berlie es während der ersten sieben Jahre seiner Regie-rung in der Hauptsache sich selbst. Die schchternen Versuche, die er machte, in das Gewirr der Fehden schlichtend und vershnend einzugreifen, blieben ohne Erfolg, da er seinen Befehlen nicht mit den Waffen Gehorsam verschaffen konnte. Vornehmlich im Nordwesten und Sdwesten des Reiches tobte unablssig der Kamps. Die Fürsten stellten sich dem Reichsoberhaupte khl oder gar feindselig gegenber, je mehr ihnen Rudolfs Bestrebungen klar wurden, mit Hilfe der Knigskrone seinem Hause einen umfangreichen Lnderbesitz zu lehnungsurkunde in der vorliegenden Form geflscht, vgl. darber Lorenz Ii, 275flg. 3t. u. 671. 1) Bhmer, Reg. Rud. no 724. Lambacher a. a, 0.198. 2) Lorenz Ii, 279. 3,) Bhmer, Reg. Rud. no. 754. Lambacher, Urk. Anhang p. 199 flg 4) Kurz, sterreich unter Ottokar Ii. und Albrecht I. Ii, 200flg. Auszug bei Kopp I, 508flg. 5) dicto domino nostro Rudolfo superstite. Merkwrdig erscheint, da der Rechte von Rudolfs mnulicher Nachkommenschaft in dieserurkunde nicht gedacht wird.

6. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 206

1881 - Oldenburg : Stalling
206 tum den Fürsten gegenber zu wahrem Ansehen gelangen knne. Auch die folgenden Könige haben diesen Grundsatz gewahrt. Seine sechs Tchter vermhlte Rudolf mit angesehenen Fürsten, so da auch diese Ehebndnisse zur Erhhung seiner Macht beitrugen. Wie der König fr sein eigenes Haus sorgte, so war er nicht weniger bemht, die in den Zeiten des Interregnums dem Reiche entrissenen Gter und Rechte demselben wieder zu gewinnen. In dem Herzogtum Schwaben war nach dem Untergange der Hohenstaufen besonders das Haus der Gra-fen von Wrtemberg zu Macht und Ansehen emporgestiegen. Graf Eberhard war ein wilder, fehdelustiger Kriegsmann, der den Wahlspruch fhrte: Gottes Freund und aller Welt Feind." Gegen ihn mute Rudolf mehrmals das Reichsheer aufbieten, bis er sich endlich unterwarf. Auch gegen die Grafen von Hochburgund, Mmpelgard und Savoyen wurden mehrere Zge unternommen. Mit gleicher Thtigkeit sorgte Rudolf fr die Handha-bung der Gerechtigkeit und die Herstellung der ffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich von einem Ende bis zum anderen, sa oft persnlich zu Gericht und er-laubte einem jeden Zutritt, denn," sagte er, ich bin wahr-lich nicht König geworden, um mich vor den Menschen ein-zuschlieen." Mehrmals gab er Gesetze zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, welche von den Stnden des Reiches be-schworen werden muten. Die bertreter traf strenge Strafe. Einst lie er in Thringen neunundzwanzig gefangene Raub-rittet1 in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichten. der ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlsser es waren sechsundsechszig gebrochen waren. Rudolf wnschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Shnen allein noch am Leben war, zu hinter-lassen. Allein die Fürsten frchteten die schnell emporstrebende Gre des Habsburgischen Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrechts. Sie wichen daher den Antrgen Rudolfs aus. Mivergngt verlie dieser Frank-furt und ging, schon krank und schwach, nach Straburg. Als er die Nhe des Todes fhlte, rief er: Wohlan, nach Speier!" Hier, an der Begrbnisttte der Kaiser wollte er

7. Theil 2 - S. 38

1827 - Leipzig : Brockhaus
38 Herren getheilt. Unter andern hatten auch die Grafen von Habsburg große Besitzungen darin. Nur die heutigen drei kleine Cantone Schwitz, Uri, Unterwalden standen unmittelbar unter dem deutschen Reiche, das Schutzvogte über sie setzte. Dieses Amt begleitete einst Graf Rudolf von Habsburg, ehe er zur Kaiserwürde erhoben wurde, und nahm sich der biedern Schweizer, denen er mit vielem Wohlwollen zugethan war, ritterlich gegen ihre Feinde an. Als er aber Kaiser wurde, suchte er sich durch List zum Herrn über einen Theil des Landes zu machen, und was er mit Schlauheit angefangen hatte, das wollte sein Sohn Al brecht mit Gewalt ausführen. Dieser Al brecht war ein sehr stolzer und hochfahrenderregent. Alles sollte sich vor ihm beugen; sein Wille sollte Allen Gesetz feyn, und was er sich vorgenommen hatte, das suchte er mit unbiegsamer Strenge und Hartnäckigkeit durchzusetzen. Darum vereinig- ten sich bald nach Rudolfs Tode die drei gedachten Can- tone, die sich fürchteten, ihre Freiheit ganz zu verlieren, dahin, sich einander mit Gut und Leben gegen Alle zu vertheidigen, die es wagen würden, ihnen Gewalt anzuthun. Ihre Besorgniß war nicht ungegründet, denn Albrecht hatte nichts Geringeres im Sinne, als ein schönes Herzogthum für seinen Sohn aus ihrem Gebiete zu machen. Zureden und Drohungen und andere Mittel mehr wurden angewandt, sie zu bewegen, sich ihm freiwillig zu unterwerfen; allein die ehrlichen Schweizer hatten ihre Freiheit zu lieb, als daß sie sie leichtsinnig hätten aufopfern sollen. Sie beharr- tm daher auf ihren Rechten, und verlangten einen Rcichs- vogt wie ehemals. Ihr Wunsch wurde erfüllt. Albrecht, der indessen den Kaiserthron bestiegen hatte, schickte ihnen von Reichs wegen in seinem Zorn statt eines einzigen zwei solche Vogte, Geßler von Bruncck und Beringcr von Landenberg, beide wahre Tprannengeißeln. Sie

8. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 71

1896 - Leipzig : Brandstetter
— Vier ihr zu: „Ei, laß ihn doch herein; ich bin doch nicht Kaiser geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen!" Als ihm einmal seine Umgebung den Vorwurf machte, er sei oft allzu gütig, entgegnete er: „Kinder, es hat mich schon oft gereut, daß ich zu strenge war; nie aber wird es mich reuen, daß ich zu gut gewesen bin." Oft führte er auch das Wort im Munde: „Wohl regieren ist eine größere Kunst, als die Landesgrenzen erweitern, und dem Lande wohl Vorstehen, ist besser, als das Reich vermehren." Er wollte nur für Deutschland thätig sein, deshalb zog er auch nicht nach Italien, und als man ihn dennoch dazu bewegen wollte, antwortete er, an die Fabel Vom Fuchs und Löwen erinnernd: „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die in die Hohle gegangen, aber nicht derer, die wieder herausgekommen sind." So wurden die glänzenden, aber fruchtlosen Römerzüge aufgegeben. 5. 2ü0 Mensch. Bald war der König wegen seiner Weisheit und Gerechtigkeit im gauzeu Lande geliebt und geehrt. Dazu trug aber auch seine Einfachheit bei. Er war einfach in seiner Kleidung, denn er trug gewöhnlich ein graues, unscheinbares Wams, das er auf Kriegszügen auch selber flickte. Auch in Speise und Trank war er mäßig. Einst fehlte es feinen Kriegern an Lebensrnitteln. Da zog er mit eigener Hand eine Rübe aus dem Felde, schabte sie und ließ sie sich wohlschmecken, worauf die Kriegsleute ohne Murren feinem Beispiele folgten. Ein andermal war er mit seinem Heere dem Verschmachten nahe. Da brachte ihm ein Soldat eine Flasche Wasser, die er einem Bauern abgenommen hatte. Rudolf aber wies den Trunk zurück, denn er meinte, er fühle keinen Durst für sich, sondern für feine Gefährten. So teilte er Mühe und Gefahr mit feinen Soldaten. Rudolf war freundlich und wohlwollend gegen jedermann. Er verschmähte es auch als Kaiser nicht, einen Gerber in Bafel, den er früher gekannt, wieder in feiner Werkstatt aufzusuchen und ihm wie ehedem kräftig die Hand zu schütteln. 6. Tod. Rudolf hätte auf einem Fürstentage zu Frankfurt a. M. die Wahl feines Sohnes Albrecht zu seinem Nachfolger sehr gern gesehen. Allein die Fürsten fürchteten die wachsende Macht des Hauses Habsburg und den finsteren, harten Sinn Albrechts. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus. Mißvergnügt verließ er Frankfurt. Unterwegs erkrankte er. Als ihn die Ärzte auf das rasche Sinken der Kräfte aufmerksam machten und ihm die Nähe des Todes verkündeten, rief er: „Wohlauf denn, nach Speier!" Er starb 1291 im Alter von 73 Jahren. Im Dome zu Speier liegt er begraben. 7. Rudolfs Nachfolger. Die 7 Kurfürsten wählten nach Rudolfs Tode den un-begülerten Grafen Adolf von Nassau zum Kaiser. Dieser suchte nun seine Hausmacht zu erweitern, hatte aber dabei wenig Glück. Damit erregte er auch die Unzufriedenheit der Kurfürsten. Diese setzten ihn daher ab und wählten Albrecht von Österreich, den Sohn Rudolfs. Als Adolf gegen diesen zu.. Felde zog, wurde er geschlagen und fiel in der Schlacht 1298. — Albrecht I. von Österreich, 1298—1308, finster, hart, kalt berechnend, suchte ebenfalls feine Hausmacht zu mehren. Vergebens aber strebte er nach dem Besitze Böhmens und Thüringens. In Thüringen wurden seine Truppen geschlagen: die Böhmen aber erklärten, sie wollten seinen Österreicher zum Könige. Endlich wurde Albrecht durch seinen Neffen Johann von Schwaben ermordet. Dieser war der rechtmäßige Erbe der habsburgischen Besitzungen in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß. Während seiner Minderjährigkeit wurden diese Güter von seinem Vormund und Oheim, Kaiser Albrecht, verwaltet. Mündig geworden, verlangte er die Herausgabe seiner Besitzungen. Als er aber immer wieder vertröstet wurde, ermordete er 1808 mit einigen Genossen den Kaiser nicht weit von der Habsburg an der Reuß. Albrecht hatte gewaltig geherrscht, den Landfrieden geschirmt, die Städte gefördert und

9. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten - S. 202

1879 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
202 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters. biedere Zutraulichkeit und freundliches Wohlwollen. Der Fröhlichkeit und muntern Scherzen war er nicht abhold. Seine allzugroße Güte und Freigebigkeit machten ihm seine Leute oft zum Vorwurf, er aber entgegnete: „Kinder, es hat mich schon oft gereut, daß ich zu strenge war, nie aber wird es mich gereuen, daß ich zu gut gewesen bin." Fest und treu hielt er, was er versprochen, und noch lange sagte man, wenn Jemand sein Wort nicht bielt: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Nach 18jähriger segensreicher Regierung starb Rudolf zu Germersheim am Rhein und wurde zu Speier beigesetzt. 2. Der Schweizer Freiheitskampf. In der Besorgniß, die Macht des Habsburgischen Hauses möchte zu groß werden, wenn oie Kaiserwürde ununterbrochen bei demselben bliebe, wählten die Fürsten nach Rudolfs Tode nicht 1291—1298] dessen Sohn Albrecht, sondern den Grafen Adolf von Nassau zum Kaiser. Da sich dieser indeß mancherlei Ungerechtigkeiten zu Schulden kommen ließ und zugleich die Feindschaft des einflußreichen Erzbischofs von Mainz zuzog, so sprachen schon nach einigen Jahren mehrere der Fürsten seine Absetzung aus und wählten an seiner Statt Albrecht von Oestreich. Bei Göllheim am Donnersberge kam es zwischen beiden Gegnern zur Schlacht, in welcher Adolf Reich und Leben verlor. 1298—1308] Albrecht 1. besaß von seines Vaters hohen Eigenschaften nur dessen Tapferkeit. Er hatte ein ernstes, strenges, sogar abstoßendes Wesen und wurde von seinen Unterthanen mehr gehaßt als geliebt. Voll unersättlicher Ländergier, scheute er kein Mittel, um die Macht seines Hauses zu vergrößern. Vor Allem trachtete er nach der Erwerbung der Schweiz. Hier, wo die Habsburger bedeutende Besitzungen hatten, gab es noch viele freie Männer aus dem Bauernstande, die keinen andern Herrn über sich anerkannten als den Kaiser. Die Sage erzählt folgendes: Um ihnen ihre Selbständigkeit zu verleiden, und sie der östreichischen Herrschaft geneigter zu machen, schickte ihnen Albrecht Vögte und Amtleute, die im Namen des Reichs die Gerichtsbarkeit auszuüben hatten, die aber in der übermüthigsten Weise schalteten und walteten. Am ärgsten trieben es Geßler von Brunneck, der über Schwyz irno Uri, und Geringer von Landenberg, der über Unterwalden gesetzt war. Auf die Klagen des Volkes erwiderte der Kaiser, es dürfe ja nur östreichisch werden, und alle Bedrückungen würden ein Ende haben. Doch den Baueru erwuchs iu der frischen Luft ihrer Berge ein lebendiges Gefühl für Freiheit; was dem hochverehrten Rudolf vielleicht möglich gewesen wäre, das mißlang gänzlich dem harten Sohne. Als der Uebermuth der Vögte den höchsten Grad erreicht hatte, if

10. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 149

1897 - Leipzig : Baedeker
— 149 — strafte unnachsichtlich die Frevler. Besonders bemühte er sich, dem Unwesen der Raubritter zu steuern. In Thüringen ließ er 66 Raubschlösser der Erde gleich machen und dreißig gefangene Raubritter aushängen. Ebenso zerstörte er am Rhein, in Franken und Schwaben 73 Raubburgen. Bald kehrten Ruhe und Sicherheit in das schwergeprüfte Vaterland zurück. Der Landmann baute wieder fröhlich seine Felder, der Kaufmann zog sicher seines Weges an den hohen Burgen vorüber, und die Räuber, die früher offen im Lande nmherfchwärmten, suchten sich in den entlegensten Schlupfwinkeln zu verbergen. 5. Rudolfs Tod. Achtzehn Jahre hat dieser biedere Kaiser mit Kraft und Weisheit für die Wohlfahrt Deutschlands gewirkt. Nach Italien, wo so viele deutsche Kaiser nutzlos gekämpft hatten, zog er nie. Er verglich das Land mit der Höhle des Löwen, von der der Fuchs sagt: „Viele sind hineingegangen, aber keine herausgekommen." Als er, ein Greis von 73 Jahren, sein Ende nahen fühlte, machte er sich auf nach Speier, um da zu sterben, wo schon so viele deutsche Könige ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Der Tod ereilte ihn aber schon unterwegs in Germersheim. Seine Leiche wurde im Dome zu Speier beigesetzt. Rudolf hat so viel für das Heil des Reiches gethan, daß er mit Recht der „Wiederhersteller Deutschlands" genannt wird. (Vergl. Schillers: „Der Graf von Habsburg" und I. Kerners: „Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe".) Alörecht I. und der Kreiheitskarrrpf der Schweizer. 1. Bestreben des Kaisers, seine Hausmacht zu vergrößern. Nach dem Tode Rudolfs hatten die deutschen Fürsten aus Besorgnis vordem Anwachsen der Hausmacht der Habsburger nicht seinen Sohn Albrecht, sondern den Herzog Adolf von Nassau zum Kaiser erwählt. Als dieser aber auch in rücksichtsloser Weise seine Hausmacht zu vergrößern suchte, wählten seine Gegner im Jahre 1298 Albrecht zum Kaiser und Adolf fiel im Entscheidungskampfe. Leider offenbarte Albrecht bald ein gleiches Streben wie sein Vorgänger. Er versuchte nach einander Holland, Thüringen, Böhmen und die Schweiz an sein Haus zu bringen; aber alle diese Bestrebungen mißglückten ihm. 2. Die Bedrückung der Schweizer. In der Schweiz besaßen die Habsburger nur den Aargau, die andern Lande waren meist reichsunmittelbar, d. h. sie standen nur unter dem Kaiser (ähnlich wie jetzt die Reichslande Elsaß-Lothringen). Als nun Albrecht Kaiser geworden war, trachtete er darnach, die drei reichsunmittelbaren Waldstätte Schwyz, Uri und Unterwalden mit seinem Gebiet zu vereinigen. Aber die freien Bauern wollten von der österreichischen Herrschaft nichts wissen. Da schickte er Vögte (Statthalter) ins Land, welche das Volk auf alle mögliche Weise plagten und bedrückten. Nun beschlossen die Schweizer, mit Gewalt ihre Freiheit zu wahren. Die Sage berichtet hierüber Folgendes:

11. Geschichte des Mittelalters - S. 193

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
193 Gegend von Basel ritt er einmal vor dem Hause eines Gerbers vorbei, der gerade seine übelriechenden Felle ausspannte. ,,Höre, Freund" rief ihm Rudolf zu, ,,du möchtest auch wohl lieber 100 Mark jährlicher Einkünfte und eine hübsche Frau haben, als dies widrige Geschäft treiben?" „D Herr," antwortete der Handwerker. ,,glaubt mir, ich habe beides." „So?" sprach Rudolf verwundert, ,,ich werde nur mein Pferd in die Herberge reiten und dann gleich sehen, ob du wahr geredet hast." Der Gerber ließ hurtig die Felle wegnehmen, eine Tafel mit gutem Weine in blinkenden Flaschen und mit schönen Speisen in goldenen und silbernen Gefäßen besetzen, und seine Frau mußte sich schön geschmückt daran setzen. Bald war der Kaiser da. Er wurde vom Gerber in einem feinen Kleide empfangen und an die wohlbesetzte Tafel geführt. „Wahrlich," sprach Rudolf voll Staunen, „dn hast wahr gesprochen. Aber, sage mir, wie kommst du zu solchem Reichtums, und wie kannst dn als reicher Mann ein so schmutziges Gewerbe treiben?" „Eben durch diese Arbeit," antwortete der Gerber, „habe ich mir mein Vermögen erworben, und die schönen Sachen, die Ihr hier seht, würden bald fort sein, wenn ich mich der Arbeit schämen wollte, oder den Geruch meiner Felle nicht mehr ertragen könnte." „Brav, guter Mann," fiel ihm Rudolf in die Rede, „bleibe so fleißig und vernünftig." Achtzehn Jahre lang regierte der treffliche Habsburger über Deutschland. Er hatte die Freude, vor seinem Tode zu sehen, daß das Reich viel beruhigter und geordneter war als vordem. Den Kummer hatte er noch kurz vor seinem Ende, daß die Kurfürsten nicht feinen ältesten Sohn Albrecht zu seinem Nachfolger wählen wollten. Vielleicht wurde auch sein Tod, der 1291 erfolgte, dadurch beschleunigt. Er saß gerade am Schachbrett, als ihm die Ärzte ankündigten, daß er nicht lange mehr leben könne. „Wohlan," sprach er gefaßt, „nach Speier, zu den Gräbern der Kaiser!" Aber ehe er noch Speier erreichte, starb er in Germersheim, 74 Jahre alt. Meisterwerke. Bd Viii. 9? 9 ff eit, Weltgeschichte Ii. 13

12. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 55

1907 - Leipzig : Freytag
55 guten Speisen und Getrnken. Als die Frau vernahm, wer der Soldat gewesen war, erschrak sie sehr und ging in das Lager, um Abbitte zu tun. Rudolf aber gab ihr keine andere Strafe, als da sie den Vorfall in Gegenwart der versammelten Offiziere erzählen mute. Als Kaiser Rudolf sein Ende nahe fhlte, bestieg er sein Ro, um nach Speier zu reiten, wo die Begrbnissttte der alten deutschen Kaiser war. Aber der Tod ereilte ihn schon zu Germersheim. Er wurde im Dom zu Speier beigesetzt. 32. Wilhelm Cell und die Eidgenossen. Die Grausamkeiten der Vgte. Die Schweiz gehrte ehemals zum Deutschen Reiche. Die drei Waldsttten Schwyz, Uri und Unter- Abb. 23. Rtli am Vierwaldsttter See. (Nach einer Photographie.) walden erkannten keinen andern Herrn der sich als den deutschen Kaiser. Aber Kaiser Albrecht wollte sie an sterreich bringen. Da die Schweizer sich weigerten, schickte er grausame Vgte (Beamte) in das Land, die die Bewohner hart bedrckten. Die beiden schlimmsten hieen Geler und

13. Von Armin bis zum Augsburger Religionsfrieden - S. 148

1893 - Altenburg : Pierer
148 Abhngigkeit vieler Staaten, die ans die Hansa angewiesen waren, die strenge Zucht, der offene Krieg. Assoziation und System. Welchen Nutzen gewhrte die Hansa in trber Zeit nnserm Vater-lande? Es ist nachzuweisen: 1. Die Hansa war die Wchterin in Deutschlands Norden. 2. Die Hansa war die Besrderin des Handelsverkehrs. 3. Die Hansa war die Verbreiterin deutscher Kultur im slavischen Osten. Methode. 1. Wchter an Deutschlands Ost- und Nordgrenze. 2. Die Entwickelung des Brgerstandes und des Stdtewesens. 3. Aussehen einer Stadt zu jener Zeit. (Lesebuch.) 4, Neue Wirren und neue Veranstaltungen. (Skizze.) Ob denn durch Rudolfs Regierungsmaregeln fr immer im Reiche Ordnung und Frieden herrschen wird? Ziel: Ein neuer Brgerkrieg entbrennt in Deutschland. Analyse. Wir haben schon mehrfach von Brgerkriegen gehrt, z. B. ? (Ais-Heinrich Iv. in Italien weilte, um sich vom Banne der Kirche zu lsen, whlten die deutschen Fürsten einen anderen König; es entbrannte ein langer Streit, der mit Rudolfs Tode endete. Brgerkriege entstanden zur Zeit der letzten Hohenstaufen.) Aber worin waren diese Brgerkriege begrndet? (In diesen Kmpfen spielte der Papst eine Hauptrolle; er benutzte die Uneinigkeit der deutschen Fürsten, um seine weltliche Macht zu strken und die Macht und das Ansehen der deutschen Kaiser zu schwchen.) Jetzt begegnen wir von neuem einem Brgerkriege! Welche Frage entsteht da? Wie konnte nur ein neuer Brgerkrieg entstehen? Synthese. I. Stck: Der Kurverein zu Reuse und die goldne Bulle. Erzhlung: Nach Rudolfs Tode hatten drei Kaiser bereits wieder den deutschen Thron inne gehabt, unter ihnen Rudolfs Sohn Albrecht,, der durch Mrderhand gestorben war. Aber auch diesmal wie einst nach

14. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 224

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
224 ©-t den Niederlanden war Fehde wegen der flandrischen und limburgischen Erbfolge, in Thüringen zwischen Markgras Albrecht dem Entarteten und seinen Söhnen Diezman und Friedrich dem Gebissenen, den seine Mutter Margarethe, Tochter Friedrichs Ii., als sie von der Wartburg vor ihrem Gemahl und dessen Kebsweib, Kunigunde von Eisenberg, floh, 1270 im Abschiedsschmerze in die Wange gebissen haben soll. Weil Albrecht dem Sohne dieses schlechten Weibes, Apiz (der kleine Albrecht), seine Länder zuweuden wollte, griffen die ehelichen Söhne zum Schwert, setzten den Vater fest, bis er sich scheinbar fügte. Erst 1287 konnte Rudolf dort ein allgemeines Landfriedensbündniß zu Stande bringen, 66 Raubburgen zerstören und 1289 auf dem großen Reichstag zu Erfurt die Händel der landgräflichen Familie beilegen. Auch in Braunschweig war Krieg. Am Rhein von Eöln bis Colmar war man besonders mit Rudolfs Steuern unzufrieden, daher fand auch ein Be- trüger, Tile Kolup (Dietrich Holzschuh), anfangs großen Anhang, als er sich für den aus Palästina wiederkehrenden Kaiser Friedrich Ii. ausgab. Endlich lieferte ihn Wehlar aus, und Rudolf ihn als Ketzer auf den Scheiterhaufen. Auf einem Reichstag zu Eger bestätigte Rudolf seinem Schwiegersöhne Wenzel, zum Nachtheile Baierns, das Erzschenkenamt mit der Kurwürde, so daß nun galt, daß das Kur- recht nicht auf dem Herzogthum, wie sonst, sondern auf dem Erzamt ruhe. Gern hätte er dort auch das mit Ladislaws Tode erledigte Ungarn seinem noch übrigen einzigen Sohne Albrecht zugewendet, indem er es für ein erledigtes Reichslehen erklärte. Aber auch Nicolaus Vi. sprach es an, und so bekam's der Dritte: denn des ermordeten Königs Oheim Andreas bemächtigte sich des Reiches. Eben so vergeblich suchte Rudolph aus einem Reichstage zu Frankfurt im Mai 1291 die römische Königswahl Albrechts durchzusetzen. Gerhard von Mainz, dem König abgünstig, hatte viel Bedenkens, und Albrecht war auch wirklich kein Rudolf. Mißvergnügt ging der König nach Straßburg, erkrankte und wollte schnell nach Speier, welches aber nur seine Leiche erreichte, denn zu Germersheim war er 15. Juli (30. Septbr. ?) verstorben. Erscheint Rudolf gewaltig auf den Vortheil seines Hauses bedacht, so wurde dieß doch meistens auch Vortheil des Reichs; erscheint er oft streng und hart, so bedenke man die Tiefe des eingerissenen Uebelö und manchen schönen Zug von Leutseligkeit, so daß die Mit - und Nachwelt ihn eine lex animata nannte und sprichwörtlich zu sagen pflegte: „Der hat Rudolfs Ehrlichkeit nicht." Opferte er dem Papste sehr viel, so gewann wieder Deutschland, daß er nicht nach Italien zog. Selbst ein dem Papste eingeräumtes Oberaufsichtsrecht wollte einem tüchtigen König gegenüber nicht viel sagen. Daß der Papst ihn Du statt Ihr anredete und dadurch mit andern Königen gleich setzte, daß ihn Rudolf seinen Herrn nannte und sich schriftlich zum Pantoffelkuß erbot, ist, wenn auch nicht zu loben, doch mit dem höhern Zwecke der Begründung seines Hauses im deutschen großen Fürstenstaat und der Befestigung auf dem Throne zu entschuldigen. Gewiß, er war der Mann des Volkes, der Vater des Vaterlandes, der Wiederhersteller des Staates; und der Dichter singt mit Recht: „Denn geendigt nach langem verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden!" u. s. w.

15. Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 69

1913 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 69 — Hand von Rudolfs Tochter: seine Söhne, Rudolf und Albrecht wurden mit Steiermark und Österreich belehnt, womit der Grund zur habsburgischen Hausmacht gelegt wurde. ß) Die Erweiterung der Hausmacht durch Erwerbung von Schwaben und Burgund scheiterte. c) Versuche zur Stärkung des gesunkenen Königtums. a) Um das Königtum finanziell zu kräftigen, verlangte Rudolf von den Städten eine Steuer, eine Maßnahme, die er nur bei den Reichsstädten durchzusetzen vermochte. ß) Er hob das Ansehen der königlichen Macht durch Erneuerung der Landfriedensgesetze, die er wenigstens in der Schweiz, am Rhein, in Schwaben und Thüringen mit großer Strenge durchführte. y) Rudolf verzichtete auf die Wiederherstellung des alten Kaiserideals, vermied so jedes Zerwürfnis mit dem Papste und sicherte so dem neuen Königtum wenigstens von dieser Seite die mühsam errungene Macht; die Wahl seines Sohnes Albrecht zu seinem Nachfolger erlangte er von den deutschen Fürsten nicht. Adolf von Nassau (1291—1*298). a) Durch ein Bündnis mit England mit Geld versehen, sucht er sich in Thüringen eine Hausmacht zu gründen, indem er Albrecht dem Entarteten das Land abkauft, aber mit dessen Söhnen, Friedrich und Diezmann in einen Bürgerkrieg verwickelt wird. b) Als Adols auch Meißen als erledigtes Reichslehen einziehen will, erregt er das Mißtrauen der Kurfürsten, die ihn absetzen und Albrecht von Österreich wählen; im Kampfe gegen diesen fällt Adolf bei Göllheim am Donnersberge (1298). Albrecht von Österreich (1298—1308). a) Das Ziel Rudolfs von Habsburg, die deutsche Königsmacht zu stärken, verfolgt Albrecht mit großer Energie. Die geistlichen Kurfürsten widersetzten sich seinen Machtgelüsten und fanden die Unterstützung des Papstes Boni-fatius Aiii. Albrecht erklärte die von den rheinischen Kurfürsten eingeführten Rheinzölle für aufgehoben, gewann dadurch die Städte und konnte nun im Bunde mit Philipp Iv., dem Schönen, von Frankreich seine Gegner zur Unterwerfung zwingen.

16. Bilder aus der mittleren Geschichte - S. 57

1877 - Kattowitz O.-S. : Siwinna
57 vorschlug, welcher Vorschlag auch bei den anderen Fürsten Beifall fand. Solche Leute freilich, die dem einfachen Grafen seine Erhöhung mißgönnten, gab es auch. Das war vor allem der mächtige König O t t o k a r von Böhmen; er selbst hatte sich auf die deutsche Krone Hoffnung gemacht und wollte nun den Habsburger nicht anerkennen. Es kam zwischen ihm und Rudolf zur Schlacht anf dem Marchfelde bei Wien, wobei Rudolf als Sieger hervorging, Ottokar aber sein Leben verlor. Die Hoffnungen, die die deutschen Fürsten aus Rudolf gefetzt hatten, rechtfertigte er durch seine Regierung im vollsten Maße. Er war tüchtig und mächtig genug, die Ordnung allenthalben herzustellen; meist alles, was er unternahm, gelang ihm. Ohne Gnade verfuhr er mit den Raubrittern. „Keinen halte ich für a d e l i g," sagte er, „d e r von Raub und unehrlichem H a n d-werk leb t." In einem einzigen Monat zerstörte er über sechzig Raubschlösser. Kaiser Rudolf war weit mehr darauf bedacht, deu Frieden im Innern des Landes zu sichern, das Glück der Unterthanen zu fördern, als draußen auf glänzende Eroberungen auszugehen. Das Schickfal der Hohenstaufen war ihm eine Lehre. Er zog darum nicht nach Italien zur Kaiferkrönung. „D a s i ft/' sprach er, „d e s Löwe n Höhle; viele Fußtritte führen hinein, aber keiner wieder heran s." Daß Rudolf so besonnen handelte, gereichte dem deutschen Laude zum großen Segen; weder Papst noch Italiener suchten Händel mit dem Kaiser. Geliebt und betrauert von jedermann starb Rudolf von Habsburg auf der Burg zu Germersheim, drei und siebzig Jahre alt. Der Schweizerbund. Als Rudolfs Sohn, Albrecht, zur Regierung kam, versah sich niemand etwas Gutes, denn Albrecht war als

17. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 233

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
233 belehnte er seine beiden Söhne, in der Ueberzeugung, daß er nur dann, wenn er selbst eine große Hausmacht habe, den großen deutschen Fürsten gegenüber sein Ansehn wahren könne. Da er auch seine sechs Töchter mit mächtigen Fürsten vermählte, so stärkte er seine königliche Gewalt so sehr, daß er sich über- all Gehorsam zu erzwingen vermochte. Mit gleicher Thätigkeit sorgte Rudolf für die Handhabung der Gerechtig- keit und die Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich voll einem Ende bis zum andern, saß oft persönlich zu Gericht und erlaubte einem jeden Zutritt, „denn," sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Mehrmals gab er Ge- setze zur Aufrechthaltung des Landfriedens, welche von deil Ständen des Rei- ches beschworen werden mußten. Die Uebertreter traf strenge Strafe. Einst ließ er in Thüringen neunundzwanzig gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichteir. Ueber ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlösser — es waren sechsnndsechzig — gebrochen waren. Rudolf wünschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Söhnen allein noch am Leben war, zu hinterlasseu. Allein die Für- sten fürchteten die schnell emporstrebende Größe des habsburgischcn Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrechts. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus.' Mißvergnügt verließ dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, an der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis Germershcim, wo er in einem Alter von dreiundsiebzig Jahren starb (1291). Rudolf hat den Ruhm der Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit sein ganzes Leben hindurch bewahrt. Seine Gestalt war sehr hoch und schlank, seine Sitten einfach; Speise und Trank genoß er mäßig. Er trug gewöhnlich ein schlichtes, graues Wams, das er sich wohl im Felde selbst flickte. Wenn er sprach, gewann er durch biedere Zutraulichkeit und lvar ein Freund von fröhlichen Reden und munteren Scherzen. Niemals ließ er es aber an Ernst und Ausdauer in seinen Unternehmungen fehlen. Als seinem Heere einst die Zu- fuhr abgeschnitten lvar, zog er eine Rübe aus dem Felde und aß sie roh, wor- auf die Kriegslcute ohne Murren seinem Beispiel folgten. Endlich, als nir- gends mehr etwas zu finden war, ließ er die Feinde angreifen: „Siegen wir," sprach er, „so bekommen wir Lebensmittel genug; werden wir besiegt, so erhal- ten die Gefangenen wohl Essen und Trinken." Versprechungen und Zusagen hielt er treu und fest, sodaß noch lange das Sprichwort blieb: „Der hat Ru- dolfs Redlichkeit nicht." 19. Der Graf von Havsvurg. - 1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, im alterthümlichen Saale, saß König Rudclfs heilige Macht beim festlichen Krönungömahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, und alle die Wähler, die Sieben, wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, die Würde des Amtes zu üben. es schenkte der Böhme des perlenden Weins,

18. Die Geschichte des Mittelalters - S. 487

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
98. Deutschland unter Rudolf von Habsburg. 487 stand bald wieder an der Spitze der Seinen. Er selbst griff das Hintertreffen an, das er zum Weichen brachte. Die Reihen der Böhmen waren inzwischen durchbrochen und allenthalben auf der Flucht, während Ottokar, fast allein, mit gewohnter Kraft noch eine Zeit lang jeden Angriff abschlug, bis er, aus 17 Wunden blutend, hinsank und von solchen, die von Rache wegen Hinrichtung ihrer Verwandten erfüllt waren, erschlagen ward. Unter-deffen verfolgten die Ungarn auf ihren leichten Pferden die Fliehenden; gegen 14,000 Erschlagene bedeckten das Schlachtfeld. Rudolf ließ die selbst der Kleider beraubte Leiche seines gefallenen Gegners nach Wien ins Schottenkloster bringen, einbalsamiren und später zur Bestattung nach Prag überführen. Dieser Sieg Rudolfs entschied das Geschick der südöstlichen Alpenländer auf Jahrhunderte: sie blieben deutscher Cultur und deutschem Wesen erhalten, eine wichtige Vormauer christlich-germanischer Bildung gegen den barbarischen Osten, die sich in* hartem und zähem Kampfe gegen den anstürmenden Halbmond bewährte. Das Heer der Ungarn ward sogleich entlassen und unmittelbar der Marsch nach Mähren angetreten; hier fand sich nirgends offene Widersetzlichkeit, die meisten Städte und viele Edle des Landes huldigten Rudolf als deutschem Könige, welcher mit gewohnter Freigebigkeit die städtischen Privilegien bestätigte. In Böhmen war Ottokar's Schwestersohn, Markgraf Otto von Brandenburg, als Vormund über Ottokar's 8jährigen Sohn an die Spitze der Regierung getreten. Rudolf bestätigte diese vormundschaftliche Regierung auf 5 Jahre und berief als Statthalter für Mähren seinen Schwiegersohn, den Herzog Albrecht von Sachsen. In den eroberten Baben-bergischen Ländern hatte er seinen ältesten Sohn Albrecht als Statthalter eingesetzt und dadurch schon die Absicht der Erwerbung derselben für sein Haus zu erkennen gegeben. Dazu war aber nach den damals geltenden Anschauungen die Zustimmung der Kurfürsten erforderlich. Nachdem diese mit einigen Opfern gesichert war, berief Rudolf einen Reichstag nach Augsburg auf Weihnachten 1282 und erklärte hier, daß er mit Einwilligung jener Reichsfürsten, denen aus langer Gewohnheit die Königswahl zukomme, die Fürstentümer Oesterreich, Steiermark, Kram und die Mark feinen beiden Söhnen Albrecht und Rudolf zu Lehen gegeben, sie auf diese Art unter die Zahl der deutschen Reichsfürsten ausgenommen und von ihnen den Lehns-und Treueid empfangen habe. Doch wurde schon im nächsten Jahre auf den Wunsch der herzoglichen Unterthanen Albrecht alleiniger Herzog, Rudolf sollte in Geld entschädigt werden, und wenn Albrecht ohne männliche Erben stürbe, die Länder an Rudolf und dessen männliche Nachkommen fallen. Das Herzogthum Kärnten war nicht auf Rudolfs Söhne übertragen worden, sondern in der Verwaltung des Grafen Meinhard von Görz und Tirol geblieben, der es im Kriege von 1276 besetzt hatte. Dieser erhielt auf einem Reichstage zu Augsburg (1286) die feierliche Belehnung mit Kärnten, nach-

19. Bd. 2 - S. 375

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
§ 2. Rudolf von Habsburg. 375 Nachfolger ernennen möchte. Allein die Fürsten, denen die Habsburgische Macht schon viel zu hoch gestiegen schien und welche Albrechts gewaltthätiges Wesen fürch- teten, verstanden sich nicht dazu. Das kränkte den alten Kaiser sehr, meinte, er hab's anders nm's Reich ver- dient. So reist er von Frankfurt weg den Rhein hin- auf, matten Herzens und Leibes. Bei Straßburg wird er ernstlich krank; da spricht er: „Wohlauf gen Speier, wo ein Theil meiner Vorgänger ruht, die auch die Krone getragen!" Aber schon in Germers heim ergreift den 73jährigen Greis der Tod, 1291. Man schaffte den Leichnam nach Speier und setzte ihn im dortigen Dome unter großer Wehklage des Volks neben den andern Kaisern an seinen Ruheplatz. Ein altes Geschichtsbuch sagt von ihm: „Er was (war) der beste Urlugs-(Kriegs-) mann siner Zyt. Er was der tyrest Mann, der Richters Amt je gewann. Man kann das nit alles beschryben, wie der selig König Rudolf was fromm und tugendhaft und fast von jedermänniglich ward beklaget." Er war um seiner Kraft willen gefürchtet, doch wegen seiner Menschenfreundlichkeit noch mehr geliebt. Seine Redlichkeit wurde sprichwörtlich; von Einem, der mit Falschheit umgieng und Winkelzuge machte, pflegte mau zu sagen: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" Von seiner guten Laune, die ihn zum Manne des Volks machte, noch ein paar Anekdoten: Er hatte eine große Nase. In der Reichsstadt Eßlingen rief ein Mulhwilliger auö dem Volke gegen den Kaiser hin: „Hei, was für eine große Nase; man kann ja nicht vor ihr durchkommen!" Rudolf drehte gleich das Gesicht zur Seite und sprach: „Nun, guter Gesell, wirst du vorbei- können!" — Zu Mainz gieng er eines kalten Morgens, schmucklos wie er war, in ein Bäckerhaus und wärmte sich am Backofen. Die Bäckersfrau hält ihn für einen der vielen unverschämten Landsknechte (Söldner) und be- gießt ihn unter Schimpsreden mit Wasser. Er läßt sich's

20. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 23

1895 - Gera : Hofmann
1. Rudolf von Habsburg. 23 und glänzende Hoftage bewiesen, daß die kaiserlose, die schreckliche Zeit vorüber sei. . ... Hatte Rudolf auch in Erfurt Schulden machen müssen, die erst spater von der Stadt Zürich bezahlt worden sind: es war doch die froheste Zeit seiner Regierung. Hier endlich war er auf Reichsboden Herr, hier durfte er von einem status renascens imperii reden. Aber es war zugleich die Zeit seines Lebensabends. Im Jahre 1216 geboren, war er schon hinaus über die Jahre des Psalrnisten; es galt für ihn, Reich und Haus zu bestellen. , Was konnte ihm da näher liegen, als seinen Sohn Albrecht in Kömg-tum und Herrschaft folgen zu sehen? Schon längst hatte er für dessen Nachfolge zu sorgen gesucht, indem er seine Stellung in Österreich befestigte und den Kurfürsten seine Wahl zum Könige nahe brachte. Albrecht regierte an der Donau seit dem Jahre 1281. Das Land fühlte im Innern seinen festen Arm, der selbst schwäbische Beamte nach Osten zog, um unumschränkter zu herrschen; nach außen sah es sich bald sicher vor jedem Angriff. Albrecht wußte die Grenzen im Süden zu schützen; nach Ungarn zu nahm er das Gebiet bis zum Neusiedler- und Plattensee ein, ja stellte im Jahre 1290 nach dem Tode des Königs Ladislaus' Iv. seine Thronkandidatur für das ganze Land auf und ward zu diesem Zweck von seinem Vater, auf Grund eines sehr zweifelhaften unter Friedrich Ii. liegenden Vorfalles mit Ungarn als deutschem Reichslehen bewidmet. So hatte er überallhin Erfolge; nur gegenüber Böhmen hielt er zurück. Mit Grund. Denn eben von Böhmen aus suchte König Rudolf die Kurstimmen für seine Wahl zu gewinnen. Darum hatte König Wenzel Ii. im Jahre 1289 die Lehen der Markgrafen von Meißen erhalten, darum war ihm bald darauf ein Erbvertrag bestätigt worden, kraft dessen ihm nach dem Aussterben der schlesischen Herzogslinie in Breslau deren Land zufallen sollte. Darum vor allem hatte König Rudolf schon seit dem Jahre 1285 Bedacht genommen, die noch unsichere Stimme Böhmens im Kurfürstenrat zu befestigen. Es war ihm gelungen; im Jahre 1290 konnte er die Übertragung des Erzschenkenamtes und einer Kurstimme an Böhmen nochmals verbriefen. Und schon waren auch Sachsen und Brandenburg, mit dem böhmischen Königshause eng verwandt, für seine Pläne gewonnen. Es bedurfte nur noch der Stimmen der rheinischen Kurfürsten. Aber hier stieß Rudolf auf den hartnäckigsten Widerstand. Er mußte ihn um so mehr erbittern, als er anscheinend durch die selbstsüchtigsten Beweggründe veranlaßt ward, vor allem durch die Hoffnung, nach dem Tode Rudolfs von einem noch nicht sicher feststehenden Thronkandidaten mehr an Wahlbestechungsgeldern herausschlagen zu können, als vorher von dem als karg bekannten Herrscher und seinem Sohne. Rudolf vermutete gewiß diese Gründe; altersschwach und dem Grabe sich zuneigend, mußte er an ihnen seinen besten Plan scheitern sehen; vergebens hat er aus einem Hoftag zu Frankfurt im Jahre 1291, im Purpurgewande thronend, das Scepter in der Hand und die.krone auf dem Haupte, noch einmal die Verhandlungen zum Abschluß zu bringen gesucht. Von Frankfurt ritt der König nach Straßburg; aber kaum in der