Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 157

1888 - Habelschwerdt : Franke
157 Huldigung zwang; er erwarb wieder den Kirchenstaat, der in schwäbische Reichslehen aufgeteilt war, und erhielt die Anerkennung des Lehnsrechtes von Apulien und Sizilien. ad d): In Familien- und politischen Streitigkeiten der Fürsten trat Innocenz als Schiedsrichter auf. Im niederen Volke wirkten in seinem Interesse die von ihm bestätigten Bettelorden, der Dominikaner- oder Predigerund der Franziskanerorden. ad e): Innocenz beauftragte den Dominikanerorden, für die Ausrottung der Albigenser zu wirken, die, von Petrus Waldus gestiftet, namentlich gegen das weltliche Besitztum und die äußere Ersd)einung der Kirche eiferten. Erst durch einen Kreuzzug und nad) einem greuelvollen Kriege mürbe die Irrlehre unterdrückt. — Das 4. Laterankonzil 1215 verschärfte die Verfolgungen der Häretiker und beauftragte die Bischöfe, für die Erforschung und Aufsuchung der Ketzer zu wirken. (Inquisitoren, Inquisition.) (Gregor Ix. gab 1229 bet kirchlichen Inquisition eine bestimmte Form.) 2. Der vierte Kreuzzug, 1202 — 1204. Auf die Anregung Innocenz' Iii. vereinigten sich französische Ritter zu einem neuen Kreuzzuge. In Venebig angekommen, bewogen sie gegen Versprechung bebeutenber Geld-snminen und unter der Bebingung, alle Eroberungen zwisd)en den Venetianern und Kreuzfahrern zu teilen, die junge Republik zur Teilnahme. Wegen Zahlungsunfähigkeit übernahmen die Kreuzfahrer zunächst im Dienste Vene-bigs die Eroberung von Zara und segelten dann nad) Konstantinopel, wohin sie von dem Prinzen Alexius Angelus, dem Sohne des entthronten Kaisers Isaak Angelus, zu Hilfe gerufen wurden. Konstantinopel wurde nad) der Flucht des Usurpators genommen. Das Volk war aber über die Bedingungen des mit den Kreuzfahrern geschlossenen Vertrags unzufrieden und wählte einen neuen Kaiser. Daher erstürmten diese zum zweitenmale Konstantinopel und gründeten das lateinische Kaisertum, 1204 — 61. Die Venetianer nahmen alle für den Handel mit der Levante wichtigen Küstenplätze für fid). Im Jahre 1261 stellte Mid)ael Paläologus, ein Abkömmling der alten Kaiserfamilie, das byzantinische Kaisertum wieder her. V. Ariedrich Ii., 1215—1250. Er war in Bezug auf Begabung und Bildung der bedeutendste unter den Staufern. Eine glänzende Erziehung hatte ihn mit klassischer und arabischer Gelehrsamkeit bekannt gemacht und seinen Sinn zum Studium der Naturwissenschaften und zur Poesie angeregt. Von einer italienischen Mutter und einem früh gestorbenen deutschen Vater stammend, ward fein Herz aber den deutschen Interessen entfremdet. Friedrich Ii. war tüchtig als Feldherr, größer noch als Staatsmann. 1. Römerzug, 1220. Friedrich ließ zu Frankfurt feinen Sohn Heinrich zum deutschen Könige wählen und verlieh den geistlichen Fürsten fast völlige Landeshoheit, um unbehindert fein Interesse

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Extrahierte Personennamen Extrahierte Ortsnamen

1. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 46

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
46 Vii. Papst Imiocenz der Dritte. Innocenz mit größter Hingebung und sorgte überall für treue Amtsführung der Geistlichkeit, für die er selbst ein glänzendes Beispiel gab. Ebenso unermüdlich war er in der Bekämpfung der Ketzer; zu ihrer Aufspürung errichtete er die Inquisition, einen geistlichen Gerichtshof, dessen Entscheidungen, die nur zu häufig Todesurteile brachten, von den weltlichen Gewalten ausgeführt werden sollten. Entsetzliches Unheil wurde dadurch über viele Länder, auch über Deutschland, gebracht. Den Höhepunkt seiner Macht erstieg Innocenz in dem großen, 1215 glänzenden Laterankonzil 1215, in dem er als Herr Europas und Gesetzgeber der Kirche auftrat. Neue kirchliche Lehren und Einrichtungen erhielten damals Gesetzeskraft. Auch wurden dabei neue Mönchsorden, die Franziskaner und Dominikaner, zwei Bettelorden, bestätigt; sie schlugen ihren Sitz in den dichtbevölkerten großen Städten auf und gewannen bald großen Einfluß auf die Volksmassen; die Dominikaner übernahmen die Inquisition. Nur mit seinen Kreuzzugsplänen hatte Innocenz kein Glück; der von ihm ins Leben gerufene vierte Kreuzzug (s. V D) wurde durch die List der selbstsüchtigen Venetianer nach Konstantinopel abgelenkt. Auf der Höhe seiner Macht starb Innocenz (1.216). D. Die Huflebnung des Kaisertums. Durch Papstes Gnade war Friedrich Ii. deutscher König geworden, doch blieb er in deutschen Landen ein Fremdling, der sich nach dem sonnigen Süden sehnte. Die Königsmacht und das Königsgut war in dem Kampfe zwischen Philipp und Otto Iv. großenteils in die Hände der Landesfürsten geraten, und Friedrich trug kein Bedenken, die Macht der letzteren immer noch zu erhöhen, wenn ihm nur die kriegerische Kraft Deutschlands für seine italienischen Pläne zur Verfügung stand. Während seiner langen Regierung (1215—1250) hat er nur ab und zu einige Zeit in Deutschland zugebracht, und für die wichtigsten Fragen Deutschlands hatte er kein Herz; so mußten sich die sächsischen Großen der Einfälle des Dänenkönigs, der Friedrichs Verbündeter war, in der Schlacht bei Bornhöved (1227) auf eigene Hand erwehren, und der furchtbare Anprall der wilden Mongolen wurde durch die wackeren Schlesier in der Schlacht bei Liegnitz auf der Wahlstatt (1241) zum Stehen gebracht, ohne daß sich 'Friedrich seiner Königspflichten entsonnen hätte. Ihn fesselte sein sizilisches Königreich, wohin er schon 1220 mit dem Kaisertitel zurückgekehrt war. Hier bildete er einen

2. Römische Kaisergeschichte, Die deutsche Geschichte des Mittelalters - S. 79

1910 - Paderborn : Schöningh
79 wurde allgemein anerkannt und, zwanzigjhrig, zu Aachen gekrnt (1215). Otto starb machtlos auf der Harzburg (1218). c) Innocenz Iii. (1198-1216). Unter diesem Papste wurde der Gedanke Gregors Vii., die ppstliche Macht zur Herrschaft der die weltliche zu erheben, der Verwirklichung nahe gebracht. In die deutschen Thronstreitigkeiten, in die englisch-sranzsischen Wirren griff er gebieterisch ein. Er regte auch einen neuen, den vierten Kreuzzug an. Doch dieser (12021204) wurde durch den Eigennutz der Republik Venedig von seinem eigentlichen Ziele, dem Heiligen Lande, abgelenkt und gegen Konstantinopel gerichtet. Die Hauptstadt und der grte Teil des griechischen Kaiserreiches wurde erobert und ein lateinisches Kaiserreich" gegrndet. Doch hatte dieses ebensowenig Bestand als das Reich von Jerusalem und fiel nach wenig mehr als 50 Jahren wieder unter griechische Herrschaft zurck. In Italien gelang es Innocenz, das ppstliche Machtgebiet (um Spoleto) zu erweitern und fr dasselbe die Anerkennung der Selbstndigkeit von den deutschen Knigen zu erwirken. 7. Ariedrich Ii. (12151250). 50. a) Die Anfnge Friedrichs Ii. Friedrich Ii. war ein hochbegabter und feingebildeter Fürst, beseelt von dem Gedanken, die Machtstellung wiederzugewinnen, die sein Grovater und sein Vater besessen hatten. Aber an dem Frstenhofe zu Palermo erzogen, fhlte er sich mehr als Italiener denn als Deutscher. Er bewirkte, da die deutschen Fürsten seinen jungen Sohn Heinrich, den er bereits zum Erben seines sditalischen Knigreiches bestimmt hatte, auch zu seinem Nachfolger in Deutschland whlten. Nachdem er hieraus nach Italien zurckgekehrt war (1220), betrat er nur noch zweimal auf wenige Jahre den deutschen Boden. In Italien erhielt er vom Papste (Honorius Iii.) die Kaiserkrone und war dann mit Eifer und Erfolg bemht, seinem unter-italischen Reiche innere Ruhe und feste Ordnung zu geben. b) Ter fnfte Kreuzzug (12281229). Friedrich hatte bereits bei seiner Krnung zu Aachen einen Kreuzzug gelobt, die Ausfhrung des Gelbdes aber hinausgeschoben. Endlich gab er dem Papste das Versprechen, sptestens 1227 den Zug anzutreten. Er

3. Mittelalter und Neue Zeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 66

1902 - München : Oldenbourg
66 28. Niedergang des Kaisertums unter den letzten Hohenstaufen. Innocenz Iii. fr sich hatte; da wurde Philipp durch den Psalzgrafeu Otto von Wittelsbach, der sich vom Kaiser um die Hand seiner Tochter betrogen glaubte, in Bamberg ermordet (1208). Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, ein Neffe des gleichnamigen Herzogs von Bayern, verfiel der Reichsacht, welche König Otto Iv. der ihn verhngte. Mit ihrem Vollzuge wurde der Better des Gechteten, Herzog Lud-wig der Kelheimer, betraut. Von dessen Dienstleuten verfolgt, starb der Pfalzgraf eines gewaltfamen Todes bei Regensburg; seine Burg Wittelsbach aber wurde durch Herzog Ludwig wie zur Shne der geschehenen Untat geschleift (1209). Auf der Sttte des einstigen Ahnenschlosses steht heutzutage eine Kirche und eine (von König Ludwig I. errichtete) gotische Denksule. 3. Kaiser ffo Iv. (12081215). Seit dem Tode Philipps erlangte Otto allmhlich seitens seiner Gegner die Anerkennung als Reichsoberhaupt. Indem er auf wichtige Knigsrechte Verzicht leiftete (vgl. S. 54 unter 1), wurde er in Rom vom Papste Innocenz Iii. auch zum Kaiser gekrnt (1209). Als er aber spterhin deutsche An-sprche aus das sicilische Erbe der Staufen geltend machen wollte, zerfiel er mit dem Papste, der jene Lnder fr den Sohn Heinrichs Vi., seinen Mndel und Lehenstrger, zurckbehielt. Die Gegnerschaft steigerte sich soweit, da Innocenz den jungen Friedrich als Gegenkaiser aufstellte (1212). Der Staufe fand, als er noch im felben Jahre nach Deutfch-land kam, rctfch groen Anhang und wurde in Aachen zum zweitenmal gekrnt (1215). Otto, von allen verlassen, zog sich nach erfolglosen Gegenbemhungen, in seine braunschweigischen Erblande zurck, wo er nach einigen Jahren starb. 4. Der vierte Kreuzzug. In die Regierungszeit des machtreichen Papstes Innocenz Hi. fllt auch der sogenannte Lateinische Kreuzzug (12021204). Derselbe war von der franzsischen und der italienischen Ritterschaft unter Fhrung des Grafen Balduin von Flandern unternommen, aber nach Konstantinopel ab-gelenkt worden, woselbst die Kreuzfahrer in einen Thronstreit des griechischen Kaiser-Hauses eingriffen. Nach Eroberung von Konstantinopel stifteten sie dort ein La-teinisches Kaisertum" unter Balduin und machten aus dem Byzantinischen Reiche einen ritterlichen Lehensstaat, welcher der ein halbes Jahrhundert bestand (vgl. hiezu Karte V). Erst 1261 kehrte die vertriebene Kaiserfamilie wieder nach Konstantinopel zurck. 28. Niedergang des Kaisertums unter den letzten Hohenstaufen. Friedrich Ii. 12151250 und Konrad Iv. 12501254. 1. Ariedrichs Ii. Regierungsanfnge. Friedrich, ein Fürst von reichen, aber ungezgelten Anlagen, war bisher König von Apulien und Sicilien gewesen und zwar unter der Lehenshoheit des Papstes

4. Das Mittelalter - S. 114

1889 - Gotha : Perthes
114 war gleichsam der Dank, den er Innocenz Iii. fr das Geschenk der deutschen Krone abstattete. Das Abendland lag dem Papsttum zu Fen; die Könige von Deutsch-land und Frankreich erkannten das Schiedsrichteramt des Papstes aus Erden an; der grte Teil Italiens war Lehen der Kirche; die Könige von Aragonien und England (Johann ohne Land 1213 vgl. spter engl. Geschichte) bekannten sich als Vasallen des Papsttums und zahlten einen jhrlichen Zins. Unter Heinrich Iii. war der vom Kaiser erwhlte oder besttigte Papst der erste Bischof des Reiches; unter Innocenz Iii. galt der mit ppst-licher Genehmigung erwhlte Kaiser als erster Diener der Kirche. Man sprach nicht mehr von den zwei gleichen Gewalten und Schwertern (vgl. S. 101), vielmehr verglich Innocenz 111 das Verhltnis der geistlichen und welt-lichen Macht zu einander mit dem der beiden groen Himmelslichter, der Sonne und des Mondes. Ein Bild von der glnzenden Stellung, die Innocenz Iii. gewonnen hatte, gab die 4. Lateransynode (1215), auf der etwa 1500 Prlaten aus allen Lndern der Christenheit nebst Fürsten und Gesandten von Knigen und Stdten den Papst umgaben. Ein gemeinsamer Kreuzzug des Abendlandes, das seit der Errichtung des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel in dem 4. Kreuzzuge (1204) auch die von Rom so lange erstrebte kirchliche Einheit erlangt hatte, beschftigte vorzugsweise das Konzil; auerdem aber vollendete auf ihm durch die Feststellung der Beichtpflicht und Transsubstantiationslehre und die Einrichtung der Inquisition die mittelalterliche Kirche ihr System. 2) Die volle Ausbildung der priesterlichen G-ewalt und der ppstlichen Herrschaft in der Kirche. Die in den pseudoisidorischen Dekretalen niedergelegten Grundstze galten im 13. Jahrh. als allgemein anerkanntes Kirchenrecht; die Geistlichkeit war der weltlichen Macht entzogen und ausschlielich dem Papste untergeordnet; je schrfer die Kirche die Priester von den Laien schied, einen um so greren Einflu verlieh sie ihnen auf deren Leben; als 1215 die jhrliche Beichte (Ohrenbeichte) als allgemeine Christenpflicht festgestellt wurde, vollendete sich die Herrschaft der Priester der die Laienwelt; bald erlangten dieselben die volle Lossprechungsgewalt, die man sonst nur Gott zuerkannt hatte. Gleichzeitig offenbarte die Kelchentziehung beim Abendmahl, die aus der Transsubstantiationslehre^) gefolgert wurde, die hierarchische Machtvollkommenheit. Dem Papste wurde gttliche Gewalt zuerkannt, und seit Innocenz Iii. ward aus dem vicarius Petri ein vicarius Dei oder Christi. Die gesetzgebende und hchste richterliche Gewalt in der Kirche war nun aus-schlielich auf ihn bergegangen und den Konzilien nur ein beratender Einflu 1) War Christi Leib im verwandelten Brot substantiell gegenwrtig, so mute er. wie jeder Leib, das Blut ebenfalls in f. enthalten. Demnach ergab s. das Dogma, da in der einen Gestalt der ganze Christus enthalten sei (qui alteram speciera accipit, totum Christum accipit). Den Laien ward daher der Kelch entzogen. Im 13. Jahrh. wurde es Sitte, in den geweihten Elementen den gegenwrtigen Christus anzubeten; es entstand ein eiqenes der geweihten Hostie gewidmetes Fest, das Fronleichnamsfest (festum corporis 'Domini), angeordnet 1264 (1311 v. Clemens V. fr immer ra d. K,rche festgestellt).

5. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 29

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich Vi., Innocenz Iii., Philipp von Schwaben und Otto Iv. 29 27. Innocenz Hi. Durch Heinrichs Tod wurde das Deutsche um 1200 Reich von der ungeheuren Hhe, zu der es sich erhoben hatte, herab-gestrzt. Denn Heinrich hinterlie nur einen kaum dreijhrigen Sohn Friedrich, der in Palermo erzogen wurde, und der den der Papst Innocenz Iii. die Vormundschaft bernahm. In Deutschland aber Deutscher entstand ein Thronstreit, da dem Hohenstaufen Philipp von ^eit Schwaben, Barbarossas Sohne, der anfangs als Vertreter des jungen Friedrich auftrat, dann sich selbst krnen lie, von der welfischen Partei Otto Iv., Heinrichs des Lwen zweiter Sohn, entgegengestellt wurde. Diese Lage der Dinge benutzte Innocenz, um fr die Kirche eine hnliche Machtstellung zu ereingen, wie sie eben Heinrich Vi. fr hwafts-das Kaisertum hatte gewinnen wollen. Er stammte aus einem rmi-schen Adelsgeschlecht; theologisch und juristisch in Rom, Bologna und Paris gebildet, bestieg er mit 37 Jahren den ppstlichen Stuhl: eine bedeutende Persnlichkeit von hchster Begabung und grter Willens-kraft, der mchtigste aller Ppste. Whrend er die politischen Ver-Hltnisse benutzte, um die ppstlichen Besitzungen in Mittel-Italien auszudehnen, erhob er mit Nachdruck den Anspruch, als Stell-Vertreter Gottes auf Erden angesehen zu werden; die sich regende Ketzerei suchte er mit aller Kraft zu vernichten und die Einheit der Kirche zu erhalten; er plante endlich, wie vor kurzem Heinrich Vi., auch seinerseits einen Kreuzzug. In dem deutschen Thron st reit warf er sich zum Richter auf; Englands König, Johann ohne Land, der Bruder und Nachfolger von Richard Lwenherz, mute sein Land von ihm zu Lehen nehmen (vgl. 60). Der Kreuzzug allerdings, zu dem^euzzug Innocenz den Ansto gab, hatte einen unerwarteten Ausgang. Die 12u4 Kreuzfahrer, die sich in Venedig versammelt hatten, lieen sich von einem byzantinischen Prinzen bestimmen, in die griechischen Thron-wirren einzugreifen: sie fuhren nach Konstantinopel, erstrmten es und grndeten ein lateinisches Kaisertum, das dem Grafeniatenat^e Balduin von Flandern bertragen wurde; ihm traten mehrere Fürsten- aifeitum tmer und viele Grafschaften und Baronien abendlndischer Ritter auf klassischem Boden zur Seite, während die Vertettarter weite Festlandstrecken und Inseln, drei Achtel des Reiches, besetzten. Diese ernteten die eigentlichen Vorteile des Kreuzzuges; sie wurden die Herren des Levantehandels. Das lateinische Kaisertum dagegen be> stand nur ein halbes Jahrhundert; es wurde von den Griechen gestrzt. Wie Innocenz Iii. die allmhlich erlschende Krenzzugsbegeiste'

6. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 116

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
116 1100-1517. nigs an. Da verkündete ein päpstlicher Legat, daß Frankreich mit dem Interdikte belegt sei; der Versuch des französischen Königs, die Ausführung der gottesdienstlichen Handlungen mit Macht zu erzwingen, mißlang, und Philipp Ii mußte endlich vor einem geistlichen, vom Papste ernannten Gerichte, Jngeborg als seine rechte Gattin annehmen (1201). Schon in seinem ersten Regierungsjahre ließ Innocenz einen Kreuzzug predigen; der Tod des mächtigen Sultans Sa- ladin, welcher einige Jahre vorher .eingetroffen war, schien aufs Neue die Hoffnungen der Christenheit zu beleben, die sinkende Macht im heiligen Lande zu retten und das verlorene Jerusalem wiederzugcwinnen. Der Kreuzzug endete mit der Eroberung Konstantinopels (1204 p. 95) Innocenz misbilligte das Ver- fahren der Kreuzfahrer und tadelte sehr strenge, daß sie ihre Waffen gegen ein geistliches Reich anstatt gegen die Un- gläubigen gerichtet hätten. Allein er machte sich den Ausfall zu Nutze, erwählte einen römischen Patriarchen für Konstantinopel und es hatte demnach wenigstens für einige Zeit den Anschein, als ob die griechische Kirche in die römisch-katholische ausgenom- men sei, und als ob der Papst in Rom über alle christlichen Ge- meinden auf Erden herrsche. Die Ketzer in Norditalien und Südfrankreich erhoben sich ohne Erfolg gegen die Kirche; Innocenz predigte das Kreuz gegen sie und der blutige und gräuclvolle Krieg gegen die Al- bigenser (p. 108) endete mit der Herrschaft der Kirche in Toulouse. Innocenz hoffte sogar die duldsameren Walden- ser. dadurch daß er sie in einen Mönchsorden verwandelte, in die Kirche aufnehmen zu können. Die unbesonnene Gewaltthätigkeit des englischen Königs Johann ohne Land mußte ^sich vorder ruhigen Festigkeit beugen, mit welcher Innocenz die Macht und das Recht der Kirche geltend machte. England wurde ein Lehn der Kirche (1213). Im Jahre 1215 berief Innocenz die große Kirchen-

7. Die deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 55

1900 - Berlin : Weidmann
Friedrich Ii. 12151250. ob von Otto von Wittelsbach, den er persnlich beleidigt hatte, 1*208 zu Bamberg ermordet, und Otto Iv. vershnte sich nun mit der hohen-staufischen Partei dadurch, da er Philipps jugendliche Tochter Beatrix Zur Braut erkor. [Friedrichs Ii. Erhebung. Schlacht von Bonvines 1214.] Kaum hatte Otto Iv. in Rom die Kaiserkrone erhalten, als er -gegen sein gegebenes Versprechen teilten als Reichslehen in Anspruch nahm. Innocenz Iii. lie ihn daher fallen und begnstigte jetzt vielmehr sein Mndel Friedrich Ii. Darber brach abermals in Deutschland ein Brgerkrieg aus. Auf Ottos Seite trat der englische, auf Friedrichs Seite der franzsische König; die Schlacht bei Bonvines (unweit von Lille) entschied 1214 fr Friedrich Ii., der 1215 zu Aachen gekrnt wurde. Otto starb, von allen verlassen, 1218 auf der Harzburg. Der vierte Areuzzug \202\20^ [Das lateinische Kaisertum 12041261.] Innocenz Iii. gab auch den Ansto zum sge-nannten vierten Kreuzzug, erreichte aber seinen Zweck nicht, Jeru-falem wieder zu erobern. Denn das franzsische Ritterheer, das sich an diesem Zuge fast allein beteiligte, aber die Mittel zur berfahrt nicht aufbringen konnte, stellte sich in den Dienst der Republik Venedigs, eroberte die von den Ungarn besetzte Stadt Zara (in Dalmatien) und zog dann gegen Konstantinopel. Die Stadt wurde zweimal erobert und schlielich Graf Balduin von Flandern zum Herrscher des 1204 errichteten lateinischen Kaiserreiches gewhlt. Balduin selbst erhielt hierbei ein Viertel des Reiches, während drei Viertel teils an die Venetianer, teils an franzsische Barone verteilt wurden. Die vertriebene griechische Kaiserfamilie rettete sich nur ein Bruchstck Klein-asiens, das Kaisertum Nica, aber von hier aus eroberte schon 1261 Michael Palologus mit Hlfe der auf die Machtentwickelung Venedigs eiferschtigen Genuesen Konstantinopel zurck, so da das lateinische Kaiserreich keinen langen Bestand hatte. Friedrich Ii. 12151250. [Stellung zu Innocenz Iii. und Gregor Ix.] Wie machtvoll damals die Stellung des Papstes, und wie gesunken das Ansehn des Reiches war, ersieht man aus den Ver-sprechungen, die Friedrich Ii. vor seiner Thronbesteigung dem Papste Innocenz Iii. machen mute, nmlich 1. das sicilische Reich seinem Sohne Heinrich zu geben und niemals mit dem deutschen Reiche zu ') Das lebenslngliche Oberhaupt der Republik Venedig war ein Doge ftdje] (von dux), damals der 90jhrige Heinrich D^ndolo.

8. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 45

1897 - Leipzig : Voigtländer
45 erkannt und in Rom zum Kaiser gekrnt. Er zerfiel aber spter mit dem Papste, der ihn mit dem Banne belegte und Heinrichs Vi. Sohn, den jungen Friedrich, als Kaiser aufstellte. Friedrich kam aus Italien nach Deutsch-land, wurde (1215) in Aachen von den Fürsten gekrnt, und Otto, jetzt von allen verlassen, zog sich in seine brauuschweigischen Erblande zurck. (Er starb 1218.) Der vierte sogenannte Kreuzzug 12021204. Nach Richards Heimkehr setzte sich Saladin wieder in Besitz von ganz Palstina. Daher bewog der Papst Innocenz Lh. mehrere franzsische Ritter, im Vereine mit den Venetianern (der Doge Dandolo), welche die berfahrt ber-nahmen, einen neuen Kreuzzug anzutreten. Aber die Kreuzfahrer lieen sich ber-reden, zunchst nach Konstantinopel zu ziehen und dort den vertriebenen und geblendeten Kaiser (Isaak Angelus) wieder einzusetzen. Da jedoch dieser ihnen den verheienen Lohn nicht gewhren konnte, so eroberten und plnderten sie Konstantinopel und stifteten (1204) das lateinische Kais er tum. Graf Balduin von Flandern wurde Kaiser, erhielt aber nur einen Teil des Reiches; die Seeksten und Inseln nahmen die Venetianer; in Nica und in Trapezunt behauptete sich die Herrschast der riechen. 1261 machte der Kaiser von Nica, Michael Palolgus, dem lateinischen Kaisertum ein Ende. Der Kind erkreu zzug (1212)endete damit, da Tausende von Knaben, welche aus Frankreich und Deutschland nach Asien ausgezogen waren, entweder aus Mangel umkamen oder in die Sklaverei verkauft wurden. Der Kreuzzug des Knigs Andreas von Ungarn (1218) blieb gleichfalls erfolglos. 5. Friedrich Ii. (12151250), König von Sizilien, bis zum Antritt seiner Regierung unter der Vormundschaft des Papstes Innocenz Iii., dann (1220) zum Kaiser gekrnt, geriet bald mit den folgenden Ppsten Gregor Ix. und Innocenz Iv. in den heftigsten Streit, zunchst weil er den von ihm bei seiner Krnung gelobten Kreuzzug nicht sogleich aus-fhrte. Der fnfte Kreuzzug 12281229. Kaiser Friedrich Ii. hatte dem Papste einen Kreuzzug versprochen, ihn aber wegen seiner Kmpfe in Italien hinausgeschoben. Als er endlich den Zug angetreten hatte, kehrte er bald nach der Abfahrt (wegen Krank-heit") wieder um. Deshalb mit dem Banne belegt, ging er nun wirklich nach Palstina und erhielt in einem Vertrage mit dem Sultan von gypten Je-rusalem (wo er sich selbst die Krone aufsetzte) nebst Bethlehem und Nazaret. Seitdem fhrte jeder rmisch-deutsche Kaiser den Titel König von Jerusalem*. Nach seiner Rckkehr hatte Friedrich wider die lombardischen Städte zu kmpfen und siegte bei Eortenuova (1237), entzweite sich, aber von neuem mit dem Papste, der ihn abermals mit dem Banne belegte,

9. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 245

1854 - Saalfeld : Riese
Könige, an 800 Aelte, 412 Bischöfe, die Patriarchen von Antiochien und Alexandrien durch Abgeordnete, die von Jerusalem und Konstantinopel per- sönlich zugegen waren. Alle seine dem Concil vorgelegten Gesetze (Cano- nes) über Glauben, Kirchenrecht und Kirchenzucht wurden genehmigt, ein allgemeiner Gottesfriede geheiligt, um alle Kräfte Europas zu einem Kreuz- zuge nach dem Morgenlande zu vereinen, und furchtbare Maßregeln gegen die Ketzer beschlossen. Der Papst erschien hier als das Haupt der großen christlichen Völkerfamilie, und Innocenz konnte sich in solcher Herrlichkeit der Sonne vergleichen, das Königthum dem Monde, der von ihr sein Licht zu Lehen trägt. Kurze Zeit darauf, noch in der Fülle seiner Kraft, über- raschte ihn der Tod auf einer zur Aussöhnung der Städte Pisa und Ge- nua unternommenen Reise zu Perugia (1210). Hl. Gegner des herrschenden Kirchen Wesens. Entstehung neuer Mönchsorden. Ketzer. Wir haben früher des Arnold von Brescia gedacht, jenes lombardi- schen Priesters, der durch seine glühende Predigt gegen die weltliche Macht und den Güterbesitz der Kirche Rom selbst auf eine kurze Zeit zur welt- lichen Republik umgestaltete und nach seinem gewaltsamen Tode (1155) zahl- reiche Anhänger hinterließ — ein Beweis, daß Arnold von Brescia mit seinen Ansichten gegen Hierarchie und Papstthum zu seiner Zeit nicht allein stand. In der That, obgleich unter Innocenz das Papstthum im Allge- meinen noch fest auf der öffentlichen Meinung ruhte und zur Einheit und Freiheit der Kirche, sowie als Schutzwehr gegen die rohe Willkühr der weltlichen Macht zur Erziehung der Völker für nothwendig erachtet wurde, ging doch schon damals in der Kirche eine Sage von seinem einstmaligen Untergange. Schon längst her bestand im Stillen eine Opposition gegen das herrschende, vielfach entartete Kirchenwesen. Ja, durch das ganze Mit- telalter hindurch ging ein resormatorischer Zug, und aus der Mitte des christlichen Bewußtseins heraus strebten viele der edelsten Geister, die Irr- lehren abzuwerfen, welche sich an und um den evangelisch-christlichen Kern der Kirchenlehre angesetzt hatten, die Hauptgebrechen und Mißbräuche zu entfernen und die Kirche zu erneuern. Unter ihnen erblicken wir große Re- genten, wie einen Karl den Großen mit seinen Gottesgelehrten, einen Kaiser Heinrich Iii.; große Kirchenlehrer, wie einen Anselmus, Erz- bischof von Canterbury (gest. 1100), einen Bernhard von Clair- vaux (gest. 1153), einen Thomas von Aquino (gest. 1274); mehrere Stifter neuer Mönchsorden und selbst Päpste, wie Hildebrand und Jn- nocenz Hi. Die Klöster hatten mit ihrer strengen Zucht und einfachen Le- bensweise von Anfang an einen Gegensatz gegen das in der Kirche einge- rissene weltliche und üppige Wesen gebildet; aber auch sie hatten sich gegen das eindringende Verderben nicht genug verwahren können und waren häustg zu Wohnsitzen der Verschwendung und des Lasters geworden. Ernste Män- ner, welche über diesen Verfall trauerten, aber mit dem einzig ausreichen- den Reinigungsmittel, dem Worte Gottes, unbekannt waren, glaubten in der Stiftung neuer Mönchsorden mit strenger Regel das Heilmittel der Kirche zu finden. So zog sich Bruno von Cöln, Rector der Domschule zu Rheims

10. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 58

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
58 Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1250. Papsttum zu einer alles überragenden Macht. Er hat mehrere Staaten Europas genötigt, seine Lehnshoheit anzuerkennen, insbesondere England, dessen König Johann ohne Land, der treulose Bruder und Nachfolger des tapferen Richard Löwenherz, sich vor ihm demütigen mußte. Vierter Er gab die Anregung zu einer neuen Kreuzfahrt, dem vierten Kreuz-*1204?’ zug; dieser führte allerdings nicht zur Wiedereroberung von Jerusalem, sondern zur Einnahme von Konstantinopel und zur Gründung des „lateinischen" Kaisertums, das sein Dasein nicht lange gefristet hat. Innocenz hat auch die Inquisition, d. H. die gerichtliche Aufsuchung und Verfolgung der Ketzer, ins Leben gerufen. In dem deutschen Thronstreit gelang es Philipp allmählich, Boden Philipps zu gewinnen. Da wurde er von dem Pfalzgrafen Otto von Wittels-€ri208.n9' f> ci ch, der sich von ihm beleidigt glaubte, zu Bamberg ermordet. Jetzt Otto iv. fand Otto It., der Welfe, auch bei den Staufen Anerkennung; er konnte bald nach Italien ziehen und sich dort von Innocenz Iii. die Kaiserkrone auf das Haupt setzen lassen. Als er aber einen Angriff auf das unteritalische Reich Friedrichs, des Sohnes Heinrichs Vi., unternahm, trat ihm Innocenz entgegen, sprach den Bann über ihn ans und gestattete Friedrich, dem Ruf der staufischen Partei zu folgen und sich in Deutschland als Gegenkönig ausstellen zu lassen. Anfangs war dessen Anhang nur gering; aber 1215 konnte sich Friedrich Ii. im Dome zu Aachen frönen lassen. Otto Iv. starb 1218 machtlos und verlassen auf der Harzburg. Friedrich Ii. 1315 —1250. Zriedrichs ii. § 62. Friedrichs Ii. Persönlichkeit, Kreuzzug und Landesverwaltung. Persönlich- Friedrich, der jetzt allgemein in Deutschland anerkannt wurde, war ein frühreifer, hochbegabter Fürst, einer der geistvollsten unter den deutschen Königen, dazu hochgebildet, da er am Hofe zu Palermo einen vorzüglichen Unterricht genossen und mit christlichen und arabischen Gelehrten in Verkehr gestanden hatte. Er war ein Staatsmann von feinster Berechnung und klarstem Urteil; dazu ein hochstrebender Manp von großen Gedanken und mächtiger Willenskraft. Von Wärme des Gemüts aber war bei diesem Fürstensohne, der in frühester Kindheit Vater und Mutter-verloren und sich an kalte Verstellung hatte gewöhnen müssen, wenig zu spüren. Er konnte, wie sein Vater, von unerbittlicher Härte sein. Dazu war seine Bildung mehr italienisch als deutsch, seine Neigungen zogen ihn mehr nach Italien als nach Deutschland, sein italienischer Besitz erschien ihm als der Mittelpunkt feiner Politik; dieser gewaltige Hohen-staufe war dem deutschen Vaterlande entfremdet.

11. Deutsche Geschichte - S. 58

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
58 Tie deutsche Kaiscrzelt 919—1250. Papsttum zu einer alles überragenden Macht. Er hat mehrere Staaten Europas genötigt, seine Lehnshoheit anzuerkennen, insbesondere England, dessen König Johann ohne Land, der treulose Bruder und Nachfolger des tapferen Richard Löwenherz, sich vor ihm demütigen mußte. Er stnuwl gab die Anregung zu einer neuen Kreuzfahrt, dem vierten Kreuzzug^ 1204. dieser führte allerdings nicht zur Wiedereroberung von Jerusalem, sondern zur Einnahme von Konstantinopel und zur Gründung des „lateinischen" Kaisertums, das sein Dasein nicht lange gestiftet hat. Innocenz hat auch die Inquisition, d.h. die gerichtliche Aufsuchung und Verfolgung der Ketzer, ins Leben gerufen. In dem deutschen Thronstreit gelang es Philipp allmählich, Boden Ermordung 3u gewinnen. Da wurde er von dem Pfalzgrafen Otto von Wittels-1208. bach, der sich von ihm beleidigt glaubte, zu Bamberg ermordet. Jetzt Duoiv. fand Otto Iv., der Welfe, auch bei den Staufen Anerkennung; er konnte bald nach Italien ziehen und sich dort von Innocenz Iii. die Kaiserkrone auf das Haupt setzen lassen. Als er aber einen Angriff auf das unteritalische Reich Friedrichs, des Sohnes Heinrichs Vi., unternahm, trat ihm Innocenz entgegen, sprach den Bann über ihn aus und gestattete Friedrich, dem Ruf der staufischen Partei zu folgen und sich in Deutschland als Gegenkönig aufstellen zu lassen. Anfangs war dessen Anhang nur gering; aber 1215 konnte sich Friedrich Ii. im Dome zu Aachen krönen lassen. Otto Iv. starb 1218 machtlos und verlassen auf der Harzburg. Friedrich Ii. 1215-1250. § 62. Friedrichs Ii. Persönlichkeit, Kreuzzug und Landesverwaltuug. Persönlich- Friedrich, der jetzt allgemein in Deutschland anerkannt wurde, war ein * ' frühreifer, hochbegabter Fürst, einer der geistvollsten unter den deutschen Königen, dazu hochgebildet, da er am Hofe zu Palermo einen vorzüglichen Unterricht genossen und mit christlichen und arabischen Gelehrten in Verkehr gestanden hatte. Er war ein Staatsmann von feinster Berechnung und klarstem Urteil; dazu ein hochstrebender Mann von großen Gedanken und mächtiger Willenskraft. Von Wärme des Gemüts aber war bei diesem Fürstensohne, der in frühester Kindheit Vater und Mutter verloren und sich an kalte Verstellung hatte gewöhnen müssen, wenig zu spüren. Er konnte, wie sein Vater, von unerbittlicher Härte sein. Dazu war seine Budwfg mehr italienisch als deutsch, seine Neigungen zogen ihn mehr nach Italien als nach Deutschland, sein italienischer Besitz erschien ihm als der Mittelpunkt seiner Politik; dieser gewaltige Hohenstaufe war dem deutschen Vaterlande entfremdet.

12. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 117

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 117 Versammlung in die Laterankirche zu Rom. Es erschienen daselbst 71 Erzbischöfe, 412 Bischöfe und viele andre hohe Geist- liche ; die Patriarchen in Konstantinopel und Jerusalem, in Alex- andria und Antiochia waren entweder persönlich anwesend oder durch Abgeordnete vertreten. Ferner erschienen Gesandte des rö- mischen Kaisers, Otto's Iv, der noch, wiewohl vergebens, seine Sache zu vertheidigen suchte, ferner des Kaisers in Kon- stantinopel, der Könige von Frankreich, England, Ungarn, Jeru- salem, Cypern und Arragonien. Eine so glänzende Versamm- lung geistlicher und weltlicher Herrn war noch nicht dagewcsen, und Innocenz, der den Streit der Völker mit ihren Regenten, und die Streitigkeiten der Regenten unter einander entschieden hatte, der die Ketzer ausgerottet hatte und für die Aufrechthal- tung und den Sieg des reinen katholischen Glaubens Sorge getragen hatte, konnte als der Inhaber aller geistlichen und weltlichen Macht auf Erden auftreten und nicht ohne Grund das Papstthum mit der Sonne, das Königthum mit dem Monde, der sein Licht von der Sonne leihe, vergleichen. Der Papst legte der Kirchenversammlung seine Ansichten über die wichtigsten Glaubenssätze der katholischen Kirche, die Kirchen- verwaltung und Kirchenzucht vor. Die Kirchenversammlung bestä- tigte Alles. Ferner erließ die Kirchenversammlung harte Gesetze gegen die Ketzer, die mit Feuer und Schwert ausgerottet werden sollten. Im selbigen Jahre hatte der heilige Domini cus, ein Spanier, der voll gläubiger Begeistrung den Albigensern Be- kehrung gepredigt hatte, vom Papste eine Regel für den Mönchs- orden erhalten, den er stiften wollte: Die Thätigkeit der Domi- nikaner sollte sich auf Aufrechthaltung des allein sclig- machenden katholischen Glaubens und zunächst auf die Bekehrung der Ketzer richten. Innocenz gab in der Kirchen- vcrsammlung geistlichen Richtern, welche er erwählte, den Auftrag, den Ucberresten der albigcnsischen Ketzer nachzuforschen und sie

13. Altertum und Mittelalter - S. 247

1911 - Stuttgart : Bonz
247 die feste Hand am Steuer, während der mchtigste Papst den Stuhl Petri bestieg. B. Die letzten Hohenstaufen und die letzten Kreuzznge. 1. Papst Innocenz Iii., Philipp von Schwaben und Otto Iv. a. Innocenz Iii. (11981216). Mit Innocenz (Lothar, Graf von 1198. Conti), der in dem ungewhnlich jungen Alter von 37 Jahren den ppstlichen Stuhl bestieg, erreichte das Papsttum seinen Hhepunkt. Er war ein Mann von scharfem Verstand, groer Weltklugheit und Willensstrke, ein gelehrter Theologe und ausgezeichneter Jurist, vor allem ein hervorragender Staatsmann, der freilich auch bedenkliche Mittel nicht scheute, in seinem Leben, abgesehen von bermiger Frsorge fr feine Familie, ohne Tadel. Von seiner Wrde hatte er die hchste Vorstellung: er sah in sich nicht nur den Stellvertreter Petti, sondern den Vikar Christi und Gottes, dem die ganze Welt zu regieren aufgetragen, dem das weltliche wie das geistliche Schwert bertragen ist, den Kaiser bertreffend wie die Sonne den Mond. Es waren nicht leere Ansprche. Untersttzt durch die Gunst der Zeit-umstnde hat er viel erreicht. Vielleicht hat nie ein Mensch die Machtslle besessen, die Innocenz Iii. 1215 zu Gebote stand." 1) In Italien gelang ihm der Sturz der deutschen Herrschaft in der Mitte, der deutschen Verwaltung in Sizilien. Aus Reichsgebiet bildete er den Kirchenstaat von neuem, einen breiten Streifen vom tyrrheni-fchen zum adriatifcheu Meer (S. 249). In Sizilien leistete Heinrichs Witwe ihm den Lehenseid und setzte ihn bei ihrem Tod zum Vormund ihres Sohnes Friedrichs Ii. ein. 2) Weithin erstreckte sich seine geist-liehe Herrschaft. In Deutschland gebot er als Schiedsrichter der streitenden Könige; er zwang Philipp August von Frankreich durch das Interdikt, seine verstoene Gemahlin wieder zu sich zu nehmen; er ntigte Johann von England sogar zur Anerkennung der ppstlichen Lehenshoheit (1213); die Könige von Portugal und Bulgarien waren seine Vasallen. Der Iv. Kreuzzug brachte ihm den Triumph, einen katholischen Patriarchen fr Konstantinopel ernennen zu drfen. So war auch Byzanz der rmischen Kirchenform eingegliedert". 3) Gegen die Hretiker (Ketzer) Frankreichs (s. u.) entfesselte er die Kreuz-zge (12091229) und begrndete ihre Aufsprung und Bestrafung durch die Inquisition oder das Glaubensgericht (1215). 4) Das Iv. Laterankonzil in Rom (1215) bezeichnete den Hhepunkt der Papstgewalt. Die Gesandten der Fürsten von Cypern und Jeru-salem waren anwesend und fgten sich der geistlichen Heerschau an. Diese aber bestand aus 71 Erzbischsen und Patriarchen, darunter die von Konstantinopel und Jerusalem in Person, die von Antiochien und Alexandrien in Vertretung, im ganzen 412 Bischfen, 800 bten und Prioren". Auf diesem Konzil wurde die Transsubstantiations-

14. Das Mittelalter - S. 149

1896 - Bamberg : Buchner
149 Kreuzfahrer eroberten die syrischen Seestdte Sidon, Tyrus, Berytus, kehrten aber auf die Kunde von Heinrichs Vi. Tod nach Hause zurck. Der lateinische Kreuzzua. welcher auf Betreiben Innocenz' Iii. vornehmlich von franzsischen Rittern unternommen wurde, erreichte sein ursprngliches Ziel, gypten,' den Schlsiel zum hl. Lande, nicht. Die Venetianer, denen das Geld fr die berfahrt nicht bezahlt werden konnte, veranlagten die Kreuzfahrer zunchst zu Eroberungen an der dalmatinischen Kste (Zara), dann zur Eroberung Konstantinopels, wo das lateinische Kaisertum 1204 gegrndet wurde. (Erster Kaiser Graf Balduin von Flandern, Ausdehnung des Reiches der die europischen Provinzen der Griechen, bertragung der abendlndischen Lehensverfassung auf den Osten.) Dasselbe bestand bis 1261, in welchem Jabre von den den Griechen verbliebenen kleinasiatischen Besitzungen aus Michael Palologus mit Hilfe der auf Venedig eiferschtigen Genuesen Konstantinopel eroberte und das ostrmische Reich wieder her-stellte. Fr die Entwickelung des Handels nach dem Orient war der lateinische Kreuzzug von grter Wichtigkeit, fr das hl. Land dagegen blieb er ohne Wirkung; der die Wirkungen des lateranensifchen Kreuzzugsbeschlusses s. S. 151. * Innocenz' Iii. Gre liegt in der Vereinigung mnchischer Kontemplation mit seltener ftaatsmnnischer Begabung: Wer htte am Beginn des Jahrhunderts sagen knnen, da der kleine, kaum vierzigjhrige Manu in Rom, der ein Buch ge-schrieben der die Verachtung der Welt, mit durchdringendem Witz und ascetischem Geist sich der die Erbrmlichkeit der irdischen Dinge erhob und den Menschen von seiner Geburt bis zu seinem Tode durch alle Lagen des Lebens begleitet hat, um zu zeigen, wie nichtig doch dieses ganze menschliche Treiben sei, da dieser selbe philosophische Verchter der Welt an einer weltbeherrschenden Politik soviel Geschmack finden und dieselbe so musterhaft durchfhren werde, da er dem Jahrhundert seinen Stempel aufdrcken konnte." Ottokar Lorenz. Zeitalter Friedrichs Ii., 1212-1250 und der letzten Staufer, 1250 1268. Vernichtungskampf zwischen Kaisertum und Papsttum. bersicht. Wie der von der streng kirchlichen Partei erhobene Lothar, so geriet noch mehr sein von Innocenz Iii. gefrderter Urenkel Otto Iv. durch seine Kaiserpolitik mit den Ansngen seiner Regierung in Widerspruch. In beiden Fllen sah sich die Kirche gentigt, zu dem Hause zurckzugreifen, das sie vom deutschen Throne hatte ausschlieen wollen, zum staufischen Hause; das Knigtum Konrads Iii. wie das Knigtum Friedrichs Ii. waren kirchlichen Ursprungs. Friedrich Ii. konnte in die Fustapfen Konrads Iii. treten und dann im Frieden mit der Kurie leben, er konnte in die Fustapfen seines Vaters treten und mute dann mit der Kurie zerfallen; er whlte den letzteren Weg, suchte aber im Gegensatz zu seinen ritterlichen Ahnen sein Ziel

15. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 42

1892 - Leipzig : Voigtländer
42 erkannt und in Rom zum Kaiser gekrnt. Er zerfiel aber spter mit dem Papste, der ihn mit dem Banne belegte und Heinrichs Vi. Sohn, den jungen F r i e d r i ch, als Kaiser ausstellte. Friedrich kam aus Italien nach Deutsch-land, wurde (1215) in Aachen von den Fürsten gekrnt, und Otto, jetzt von allen verlassen, zog sich in seine braunschweigischen Erblande zurck. (Er starb 1218.) Der vierte sogenannte Kreuzzug 12021204. Nach Richards Heimkehr setzte sich Saladin wieder in Besitz von ganz Palstina. Daher bewog der Papst Innocenz Iii. mehrere franzsische Ritter, im Vereine mit den Benetianern (der Doge Dandolo), welche die berfahrt ber-nahmen, einen neuen Kreuzzug anzutreten. Aber die Kreuzfahrer lieen sich ber-reden, zunchst nach Konstantinopel zu ziehen und dort den vertriebenen und geblendeten Kaiser (Isaak Angelus) wieder einzusetzen. Da jedoch dieser ihnen den verheienen Lohn nicht gewhren konnte, so eroberten und plnderten sie Konstantinopel und stifteten (1204) das lateinische Kaisertum (das bis 1261 bestand). 5. Friedrich Ii. (12151250), König von Sizilien, bis zum Antritt seiner Regierung unter der Vormundschaft des Papstes Innocenz Iii., dann (1220) zum Kaiser gekrnt, geriet bald mit den folgenden Ppsten Gregor Ix. und Innocenz Iv. in den heftigsten Streit, zunchst weil er den von ihm bei seiner Krnung gelobten Kreuzzug nicht sogleich aus-fhrte. Der fnfte Kreuzzug 12281229. Kaiser Friedrich Ii. hatte dem Papste einen Kreuzzug versprochen, ihn aber wegen seiner Kmpfe in Italien hinausgeschoben. Als er endlich den Zug angetreten hatte, kehrte er bald nach der Abfahrt (wegen Krank-heit") wieder um. Deshalb mit dem Banne belegt, ging er nun wirklich nach Palstina und erhielt in einem Vertrage mit dem Sultan von gypten Je-rusalem (wo er sich selbst die Krone aussetzte) nebst Bethlehem und Razaret. Seitdem fhrte jeder rmisch-deutfche Kaiser den Titel König von Jerusalem". Nach seiner Rckkehr hatte Friedrich wider die lombardischen Städte zu kmpfen und siegte bei Cortenuova (1237), entzweite sich aber von neuem mit dem Papste, der ihn abermals mit dem Banne belegte, ja ihn (durch die Kirchenversammlung zu Lyon 1245) als abgesetzt erklären lie und die Wahl des Landgrafen Heinrich Raspe von Thringen zu Friedrichs Nachfolger bewirkte. Dieser nur von geistlichen Fürsten gewhlte egettknig konnte sich jedoch nicht behaupten und starb bald. Aber die Entzweiung in Deutschland dauerte fort, und Friedrich rieb sich in steten Kmpfen in Italien (des Kaisers Sohn Enzio; Ezzelino) auf. Er starb in Unteritalien.

16. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 118

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 118 — August von Frankreich und Johann ohne Land von England zwang er, in ihren Kriegen sich seinem Willen zu fügen, und Johann mußte sein Land von ihm zu Lehen nehmen. Den Höhepunkt der großen Machtstellung des Papstes zeigte das Lateran-Konzil des Jahres 1215. Die Patriarchen von Konstantinopel und Jerusalem, gegen 500 Erzbischöfe und Bischöfe, 800 Äbte und Prioren, Gesandte der mächtigsten Herrscher des Abendlandes waren zugegen. So erschien Innocenz als das Haupt der ganzen Christenheit, als Vollender der Theokratie. Aus dem Konzil wurden die Orden der Bettelmönche bestätigt und Beschlüsse gegen ketzerische Lehren und zur Ausführung eines Kreuzzuges gefaßt. 1198- 5. Philipp von Schwaben. 1198—1208 1208 und 1198- Otto Iv. 1198—1215. 1215 Doppelwahl. Heinrich Vi. hinterließ einen noch nicht drei Jahre alten Sohn, Friedrich, der vor Jahresfrist zum deutschen Könige gewählt, aber noch nicht gekrönt war. In Anbetracht seiner Jugend regte sich sogleich wieder der Gegensatz zwischen der stausischen und welsischen Partei, den ländlich-ritterlichen Kreifen sowie den Städten Süddeutschlands mit ihren Handelsbeziehungen zu Italien und den Städten und Landschaften Norddeutfchlands mit ihrem Hanbelsverkehr nach England, bessert Mittelpunkt Cöln war. Da dem Königskinde der Thron nicht erhalten bleiben konnte, so brängten das Bürgertum Sübbeutschlaubs und die Reichsritterschaft zur Wahl Philipps von Schwaben, eines Brubers Heinrichs Vi. Auf Betreiben des Erzbischofs von Cöln erwählten aber die Gegner Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum Könige. Er hatte von seinem Oheim, dem Könige Richarb, die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Aquitanien zu Lehen. Der Kampf der deutschen Gegenkönige zerrüttete1) Deutschland und brachte dem Königtum schwere Verluste. Die oberitalienischen Stabte rissen das Reichsgut an sich; beibe Könige gaben Länbereien und Rechte preis, um ihre Anhänger festzuhalten ober neue zu gewinnen. Um den Papst zu gewinnen, verzichtete Otto Iv. auf alle Reichsrechte in Mittelitalien mit Ausnahme des Fobrums, b. h. der Lieferungen bei einem Römerzuge, versprach sogar Sicilien für die Kirche zu verteidigen und fein Verhältnis zu den oberitalifchen Stäbten nach dem Wunsche des Papstes zu regeln. Daher erkannte ihn Innocenz an (1201) und bannte Philipp. Doch die Waffen entfchieben für den Staufer, auch Cöln mußte sich schließlich *) Klagend ruft Walther von der Vogelweide: „Untriuwe ist in der säze, gewalt vert üf der sträze, frid unde reht sind sere wunt.“

17. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 89

1902 - Leipzig : Roßberg
Verschwörung angezettelt hatte. Erst nach mehreren Jahren versöhnten sich beide; bald daraus verschied Heinrich zu Braunschweig. Auch das Erbe seiner Gemahlin, das normannische Königreich in Unteritalien und Sizilien, mußte er schwer erkämpfen. Seine hochstrebenden Pläne, die Oberherrschaft über den päpstlichen Stuhl herzustellen, unbedingter Herr in Deutschland und als erster Fürst in Europa anerkannt zu werden, sowie die deutsche Krone in seinem Hause erblich zu machen, hätte er vielleicht ganz durchgesetzt, wenn ihm der Tod nicht zuvorgekommen wäre. § 104. Die Gegenkönige Philipp von Schwaben und Otto Iv. Nach Heinrichs Tode wählte die stauftsche Partei den jüngeren Bruder Heinrichs, Philipp von Schwaben (1198—1208), die welsische Otto Iv., den Sohn Heinrichs des Löwen (1198—1215). Otto wurde auch vom Papst Innocenz Iii. als Kaiser anerkannt, und nach der Ermordung Philipps durch Otto von Wittelsbach blieb er alleiniger Herrscher. Doch er zog sich bald die Feindschaft des mächtigen Papstes zu, als er die Besitzungen des jungen Friedrich, des Sohnes Heinrichs Vi., angriff. Jnsolge des über ihn verhängten Bannes sielen die Fürsten von ihm ab und wählten Friedrich, der unter der Vormundschaft des Papstes erzogen worden war. Otto Iv. starb verlassen auf der Harzburg (1218). In diese Zeit fällt der vierte Kreuzzug (1202—1204). Nach Richards Heimkehr hatte Saladin ganz Palästina wiedererobert. Auf Betreiben des Papstes Innocenz Iii. unternahm ein aus französischen Rittern bestehendes Kreuzheer in Verbindung mit den Venetianern einen neuen, den vierten Kreuzzug. Statt nach dem heiligen Lande überzusetzen, griff es das griechische Kaiserreich an, eroberte Konstantinopel und errichtete ein lateinisches Kaiserreich, zu dessen Herrscher Graf Balduin von Flandern ernannt wurde. Balduin selbst erhielt ein Viertel des Reiches, während drei Viertel teils an die Venetianer, teils an französische Barone verteilt wurden. Das lateinische Kaiserreich brach im Jahre 1261 wieder zusammen, aber Venedig behauptete seine Eroberungen. § 105. Friedrich Ii. (1215-1250). Durch die Vermittelung Innocenz' Iii., des bedeutendsten Papstes seit Gregor Vii., vor dessen Macht sich nicht nur die deutschen, sondern auch die französischen und englischen Fürstenhäuser beugen mußten, war Friedrich 1215 zu Aachen gekrönt

18. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 66

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
66 Die deutsche Kaiserzeit 919 1250. ragenden Macht. Er hat mehrere Staaten Europas gentigt, seine Lehnshoheit anzuerkennen, insbesondere England, dessen König Jo-Hann ohne Land, der treulose Bruder und Nachfolger des tapferen Richard Lwenherz, sich vor ihm demtigen mute. Er gab ^euzzug. die Anregung zu einer neuen Kreuzfahrt, demviertenkreuzzug; dieser fhrte allerdings nicht zur Wiedereroberung von Jerusalem, sondern zur Einnahme von Konstantinopel und zur Grndung eines lateinischen Kaisertums, das sein Dasein nicht lange gefristet hat. Innocenz hat auch die Inquisition, d.h. die gerichtliche Auf-suchung und Verfolgung der Ketzer, ins Leben gerufen und den Anla zu einem langen und verheerenden Kriege gegen die franzsischen Ketzer gegeben. In dem deutschen Thronstreit nahm Innocenz fr sich die Entscheidung in Anspruch, ergriff zunchst fr Otto Iv. Partei und belegte Philipp mit dem Bann. Trotzdem gelang es diesem all-mhlich, Boden zu gewinnen. Auch Innocenz lste ihn wieder vom Banne, und es schien, als wrde dem Hohenstaufen der Sieg zufallen. Philipps Er- Da wurde er von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, der T2o8.9 ihm wegen einer Beleidigung grollte, am bischflichen Hofe zu Bamberg ermordet. Jetzt fand Otto Iv., der Weise, auch bei den Staufen An-etfennimg; in Deutschland kehrte auf kurze Zeit wieder der Frieden in stauen. e*n' ^tto konnte bald nach Italien ziehen und sich dort von Inno-cenz Iii. die Kaiserkrone auf das Haupt setzen lassen. Als er aber einen Angriff auf das unteritalische Reich Friedrichs, des Sohnes Heinrichs Vi., unternahm, trat ihm Innocenz entgegen, sprach den Bann der ihn aus und gestattete Friedrich, dem Ruf der staufischen Partei zu folgen und sich in Deutschland als Gegenknig aufstellen 1215 zu lassen. Anfangs war dessen Anhang nur gering; aber 1215 konnte sich Friedrich Ii. im Dome zu Aachen krnen lassen. Otto Iv. starb 1218 machtlos und verlassen auf der Harzburg. Friedrich Ii. 1215 1250. Friedrichs ii. 71. Friedrichs Ii. Regierung bis zum fnften Kreuzzuge. Personlich- F r i e d r i ch, der jetzt allgemein in Deutschland anerkannt wurde, war ein frhreifer, hochbegabter Fürst, einer der geistvollsten unter den deutschen Knigen, dazu hochgebildet, da er am Hofe zu Palermo einen vorzglichen Unterricht genossen und mit christlichen und arabischen Gelehrten im Verkehr gestanden hatte. Er war ein Staatsmann von feinster Berechnung und klarstem Urteil; dazu ein hochstrebender Mann von groen Gedanken und mchtiger Willens-kraft. Von Wrme des Gemts aber war bei diesem Frstensohne, der in frhester Kindheit Vater und Mutter verloren und sich an kalte Verstellung hatte gewhnen mssen, wenig zu spren. Er

19. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 145

1891 - Dresden : Höckner
— 145 — Verleihung Siciliens in das Kaiserreich und der Erblichkeit der Krone eine Reform der Reichsverfassung. Diese wurde indessen von einem Teile der Fürsten trotz seiner Zugeständnisse (Verzicht auf das Spolienrecht zu Gunsten der geistlichen und Ausdehnung der erblichen Lehnsfolge auch auf die weibliche Linie zu Gunsten der weltlichen Fürsten) zurückgewiesen. 6. Trotzdem forderten kaiserliche Gesandte in Konstantinopel die Abtretung aller Länder zwischen Epidaurus und Thesfctlonich uls alter Eroberungen der Normannen, und nach dem Sturze des Kaisers Isaak Angelos, des Vaters der Irene, ließ Heinrichs Vi. Botschafter dessen Nachfolger Alexios nur die Wahl zwischen Krieg oder Unterwerfung unter die deutsche Oberhoheit; zugleich lief Anfang 1197 die kaiserliche Flotte mit den Kreuzfahrern aus. Da erlag der Kaiser im Herbst 1197 in Messina dem Fieber. (Grab 1197 im Dome zu Palermo)^). 2. Der Sieg des Papsttums durch Innocenz Iii. 1198—1215. 1. Eben da die stolzen Pläne eines deutschen Weltreiches mit Heinrichs Vi. Tode dahinsanken, erhob sich das Papsttum in der Hand gewaltiger Menschen, um auf den Trümmern der Kaisermacht noch einmal die Weltherrschaft der Kirche zu begründen. Innocenz Iii. (1198—1216), der Kardinaldiakonus Lothar von Segni, aus dem altrömischen Grafengeschlecht der Conti, in Rom, Paris und Bologna als Theolog und Jurist gebildet, bestieg den Stuhl Petri, ein willensstarker, von tiefem Gefühl für die Hoheit seines geistlichen Herrscherberufes erfüllter Charakter. Durch Herstellung seiner Macht in Rom und im Kirchenstaat, die Vertreibung der staufischen Lehnsherren aus Mittelitalien, sowie durch das engste Einverständnis mit dem tnscischen Städtebund, der sich inzwischen gebildet hatte, endlich als Vormund für den jungen Friedrich (Ii.) nach Constanzens Tode in seinen Lehnsstaaten Apulien und ©teilten, wurde er in kurzer Zeit Herr ganz Italiens und demnächst auch Schiedsrichter im deutschen Thronstreit. 0 Otto von St. Blasien (Fortsetzer Ottos t>. Freising) c. 45: Cuius mors genti Teutonicorum omnibusque Germaniae populis lamentabilis sit in aeternum, quia aliarum terrarum divitiis eos claros reddidit, terroremque eorum omnibus in circuitu nationibus per virtutem bellicam incussit eoque praestantiores aliis gentibus nimirum ostendit futuros, nisi morte prae ventus fuisset, cuius virtute et industria decus imperii in antiquae digni-tatis statum refloruisset. Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. 10

20. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 175

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 175 — Dienstmann des Königs eine reiche ägyptische Karawane, bei der sich auch eine Schwester des Sultans Saladin befand, und plünderte sie völlig aus. Und als Saladin Schadenersatz und Bestrafung des Übelthäters forderte, weigerte sich der König von Jerusalem. Nun schwur Saladin, sich selber Rache zu schaffen, und bald war Jerusalem und Akkon erobert und tausende von Christen büßten mit ihrem Blute den Frevel. Zweiter Abschnitt: Der vierte Kreuzzug. Ii a. Ursache? Weitere Eroberungen Saladins nach Richards Heimkehr; Kreuzpredigt des gewaltigen Papstes Innocenz Iii, der sich noch mehr, wie einst Gregor Vii., als Oberherrn aller Könige und Fürsten suhlte. Sein Gebot lautete: Sämtliche Könige und Herren sind vor allem schuldig, ihren obersten Lehnsherrn Christus, dem die Feinde sein Land entrissen haben, zu Hilfe zu eilen. Wer das Kreuz nimmt, erhält Vergebung der Sünden; wer einen Kreuzfahrer hindert, wird mit dem Bann bestraft. Die Kreuzprediger sollen jedermann zum Kreuzgelübde zulassen, ohne zu prüfen, ob er tauglich ist, ja sogar reuige Verbrecher. Täglich soll in allen Kirchen gebetet und monatlich soll eine feierliche Prozession veranstaltet werden, damit Gott den Seinen Sieg über die Ungläubigen verleihe. Vier Jahre lang dürfen die Christen keinen Krieg unter einander führen, drei Jahre lang kein Turnier halten. Jeder Geistliche muß drei Jahre lang den 20. Teil seines Einkommens, der Papst und die Kardinäle werden den 10. Teil ihres Einkommens für den Kreuzzug opfern, und jeder Christ soll nach Vermögen in die in jeder Kirche aufgestellten Opferstöcke Geld spenden. Teilnehmer? Zuerst bereit war ein französisches Heer von etwa 40 000 Kriegern, das die Venetianer für 4 Millionen Mark auf einer Flotte überfahren und ein Jahr lang verpflegen sollten. Ausgang? Der ehrgeizige Doge von Venedig bewog die Kreuzfahrer, im Bunde mit der venetianischen Kriegsflotte (72 große Kriegsschiffe) zunächst gegen Konstantinopel zu ziehen. Und wirklich gelang es der Tapferkeit der Franzofen und Venetianer nach furchtbarem Kampfe, die Mauern der alten Kaiserstadt zu erstürmen. Schrecklich wüteten die grimmigen Eroberer trotz des Verbotes der Fürsten mit Mord und Mißhandlung unter den unglücklichen Einwohnern und erbeuteten unermeßliche Schätze. Zum Herrscher des eroberten Kaiserreiches, das nun das „lateinische" hieß, wurde ein französischer Graf erwählt, während ein venetianischer Bischof in der Sophienkirche zum römisch-katholischen Patriarchen von Konstantinopel ernannt wurde. Auch die Länder und Städte verteilten die Sieger unter sich. Der letzte griechische Kaiser war dem Blutbad entronnen und nach Nicäa hinüber geflohen, wo er sich und sein kleines Reich mühsam gegen die Türken und die Lateiner behauptete. Erläuterung der angegebenen Thatsachen. Hervorhebung der Hauptpunkte: Gewalt des Papstes Innocenz; Kriegsmacht und Reichtum