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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 181

1888 - Habelschwerdt : Franke
181 der Erzbischof von Köln als Herzog von Westfalen; derselbe belehnte die Freigrafen. Das Entstehen geordneter Rechtszustände machte der Feme ein Ende. 3. Wenzels Thätigkeit im Reiche. Seine Versuche, den Landfrieden zu befestigen, hatten keine Erfolge. Seitdem überließ er sich der Trägheit und Trunksucht und verlor dadurch, sowie durch seine Härte gegen die Geistlichkeit (Johann Nepomuk) die Achtung des Volkes. Als er das Reichslehen Mailand veräußert hatte, ward er abgesetzt, 1400. Iii. Uuprecht von der Wfatz, 1400—1410. Es gelang ihm nicht, sich Anerkennung zu verschaffen. Auch die Bemühungen, Mailand wiederzuerwerben, waren erfolglos. Iv. Sigmund, 1410—1437. Für seine Wahl hatte besonders Friedrich Vi. von Hohenzollern, Burggras von Nürnberg, gewirkt. Beim Antritte seiner Regierung war er bereits Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn; am Ende derselben wurde er auch als König von Böhmen anerkannt. 1. Kampf um Ungarn (vor Antritt seiner Regierung). Ludwig der Große, König von Ungarn, 1342—82, hatte seine älteste Tochter Maria mit Sigmund verlobt. Letzterer musste sich aber die Krone Ungarns gegen einen von den Ungarn gewählten Prätendenten erkämpfen. Bald darauf bedrohten ihn die Türken. a) Ansturm der Türken. Das seldschukische Fürstentum Jkonium war durch die Mongolen aufgelöst und dann unter 10 turkomannische Häuptlinge geteilt worden. Einer derselben, Osman, legte durch Eroberung Bithyniens den Grund zum „Osmanischen Reiche." Seine Nachfolger find: Drchan, der die Janitscharen gründete, Miirad I., der bis Adrianopel vordrang, und Bajazeth, „der Blitz." Letzterer besiegte Sigmund bei Nikopolis, 1396. b) Rettung. Die Rettung aus der Gefahr brachten die Mongolen, die unter Timur Lenk her anstürmten und Bajazeth bei Angora 1402 besiegten. 2. Die bedeutendsten Ereignisse unter Sigmunds Regierung sind das Konzil zu Konstanz und der Hussitenkrieg. A. Das Konzil zu Konstanz, 1414—18, das größte im Mittelalter, hatte eine dreifache Aufgabe: a) Die Beilegung des Kirchenschismas. Nachdem die Päpste ihren Sitz von Avignon, wo sie in großer Abhängigkeit von Frankreich gestanden, wieder nach Rom verlegt hatten (1377), fanden doppelte Papstwahlen statt (zu Avignon und in Rom). Das Schisma wurde vergrößert, als das Konzil zu Pisa 1409

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1. Lehrbuch der deutschen Geschichte - S. 100

1874 - Erlangen [u.a.] : Deichert
100 . 59. Die mittlere deutsche (Sefchtchte. Iv. Periode, 1273 1517. durch den dortigen Adel betrieben und als er im Verein mit dem Könige von Frankreich der zwiespltigen Papstwahl ein Ende machen wollte, wurde er auf Anregen des rmischen Papstes (Bonisazins Ix.) durch die vier rheinischen Kurfrsten zu Oberlahnstein auch in Deutsch-land abgefegt Sie warfen ihm vor, da er an Galeazzo Vis-oonti die Herzogswrde von Mailand und Reichsgebiet verkauft habe (1395), und whlten einen aus ihrer Mitte, den Pfalzgrafen Ruprecht den Milden, einen Groneffen Ruprechts des Rothen, zum König, 1400. 2. Ruprecht von der Pfalz (1400 1410), cht Wittelsbacher, war zwar ein thtiger und ritterlicher Mann; aber ungeachtet seiner trefflichen Eigenschaften vermochte er weder in Italien, wo er Mailand wieder fr Deutschland gewinnen wollte, Ruhe und Ordnung herzu-stellen, uoch in Deutschland, wo die Fürsten sich in ihren errungenen Rechten nicht beschrnken lieen und der Mainzer Erzbischos Johann von Naffan den Marbach er Bund von Fürsten und Rittern zum Schutz und Trutz wider Jedermann" zusammenbrachte. Bei Ruprecht's frhem Tode war das Reich in vlliger Verwirrung. Es erhielt nun auf kurze Zeit drei Oberhupter, smmtlich aus dem Hause Luxemburg. Denn Wenzel betrachtete sich noch als Kaiser. Ein Theil der Kurfrsten stimmte fr Jodocus (Jobst) von Mhren, einen Vetter Wenzel's, ein anderer fr Wenzel's Bruder Sigismund, der besonders auf Betreiben des klugeu und reichstreuen Nrnberger Burg-grasen Friedrich Vi. von Hohenzollern, sowie des Pflzer Kur-frsten Ludwig Iii. gewhlt wurde. Zu derselben Zeit hatte die Kirche drei Ppste. Nachdem immlich die Ppste der siebzig Jahre (1308 1378) ihren stndigen Wohnsitz in Avignon genommen hatten (das sog. babylonische Exil der Kirche), wo ihr Ansehen immer tiefer gesunken und sie in vllige Abhngigkeit von Frankreich gekommen waren, wurde endlich wieder ein Papst zu Rom gewhlt 1378. Allein ein Theil der Cardinle, mit dieser Wahl unzufrieden, stellte zu Avignon aus ihrer Mitte einen neuen Papst auf. So begann die 40jhrige Kirchenspaltung oder das ppstlicheschisma 1378 - 1418. Beide Ppste thaten sich gegenseitig und die dem andern anhngenden Lnder und Fürsten in den Bann. Als aber bei dem all-gemeinen Verlangen nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern" von den Cardinlen zu Rom und Avignon ein allgemeines Coneil nach Pisa (1409) berufen war und dieses die beiden Ppste Benedict Xiii. und Gregor Xii. absetzte und einen neuen whlte ("Alexander V., auf den 1410 Johann Xxiii. folgte), wichen die abgesetzten nicht und man hatte nun in der Kirche drei Ppste wie im Reiche drei Kaiser. 3. Sigismund (14101437), der zweite Sohu Karl's Iv., Kurfürst von Brandenburg, durch seine Gemahlin Maria, eine Tochter des Ungarnknigs Ludwig des Groen, schon seit 1387 König von Ungarn, ritterlich, reich begabt und gebildet, jedoch zmn Leichtsinn und

2. Hülfsbuch für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 87

1877 - Mainz : Kunze
87 Bruder Sigmund und dessen Vetter Markgraf Jobst von Mhren, welcher aber bereits 1411 starb. Sigmund war zugleich Kurfürst von Brandenburg und durch feine Vermhlung mit Maria, der Erbtochter des letzten ungarischen Knigs Ludwig, König von Ungarn. Er war ein thtiger Regent, namentlich im Interesse seiner Erblnder, aber ohne die nthige Energie. Nachdem Gregor Xi. im Jahre 1877 Avignon verlassen und nach Rom bergesiedelt war, wurden zwei Ppste gewhlt, von welchen der eine zu Rom. der andere zu Avignon residirte; das Schisma dauerte 40 Jahre und hatte unsgliche Mistnde im Gefolge, in jede Stadt, jedes Dorf war die Zwietracht ge-worfen; ein Papst sah den andern fr den Antichristen an und schleuderte gegen ihn den Bannstrahl, eine schreckliche Ver-wirrung ! Das Concil zu Pisa setzte 1409 die zwei bestehenden 'Ppste ab und whlte einen neuen. So waren, da die abge-setzten nicht zurcktraten, drei Ppste. Um die Einheit in der Kirche herzustellen und die Lehre des Hu zu beseitigen, wurde vom Kaiser das glnzendste, die abendlndische Christenheit vereinigende Concil zu Costnitz (14141418) berufen. Dies von dem Grundsatze ausgehend, da die Concilien der den Ppsten stehen, setzte alle drei Ppste ab. und Martin V. wurde gewhlt. Johann Hu, Professor an der Universitt zu Prag, lehrte und verbreitete die Grundstze des englischen Reformators Wikles, griff kirchliche Verhltnisse, den weltlichen Besitz der Geistlichen, den Abla, die geistlichen Orden u. a. an. Auf eine Ladung erschien er vor dem Costnitzer Concil mit einem kaiserlichen Geleitsbrief; er wurde, als er seine Lehren zu widerrufen sich hartnckig weigerte, als Ketzer verurtheilt und mute 1415 den Feuertod sterben. Sein Freund und Strebensgenosse Hieronymus Faulfisch von Prag hatte im folgenden Jahre dasselbe Schicksal. Der schreckliche Tod der beiden Männer rief bei den Czechen. die ihn dem Hasse der Deutschen. besonders dem Kaiser Sig-mund zu Last legten, eine groe Erbitterung hervor. Die neuen

3. Römische Kaisergeschichte, Deutsche Geschichte des Mittelalters - S. 83

1902 - Paderborn : Schöningh
- 83 der Erzbischof von Kln als Herzog von Westfalen. Er belehnte die Vorsitzenden oder Freigrafen, deren Beirat sieben Schffen oder Wissende bildeten. Die Feme richtete der Landfriedensbruch, Kirchen-raub, Mord und Meineid. Das Gericht versammelte sich unter freiem Himmel, gewhnlich unter einem alten Baume; das Urteil wurde heimlich gesprochen. Bei der Verurteilung lautete der Ausspruch stets auf Tod durch den Strang, die alte schsische Strafe fr Landfriedensbruch. Erst als im 16. Jahrhunderte geordnetere rechtliche Zustnde eintraten, hrte das schreckliche Gericht der Feme allmhlich auf. Whrend so im Reiche der Grundsatz der Selbsthilfe galt, schaltete König Wenzel in Bhmen mit tyrannischer Willkr. Sein grausames Verfahren gegen den Priester Johann Nepomuk brachte ihn ganz um die Achtung des Volkes. Als er nun auch dem Galeazzo Visconti fr eine Geldsumme die erbliche Herzogswrde in Mailand verlieh und dadurch ein Mhtiges Kronrecht aufgab, setzten ihn die Kurfrsten (zu Oberlahnstein) ab und whlten den Kurfrsten Ruprecht von der Pfalz. Wuprecht von der 1400-1410. 60. Ruprecht konnte sich keine allgemeine Anerkennung ver-schaffen. Bei seinem Tode whlte ein Teil der Kurfrsten Wenzels Bruder Sigmund, welcher bereits seit dem Tode seines Schwiegervaters Ludwigs des Groen König von Ungarn war, der andere Sigmunds Vetter Jobst von Mhren. Da dieser bald starb (1411), so wurde Sigmund allgemein anerkannt. Sigmund, 14101437. 61. Sigmund, ttig und wie sein Vater Karl mit staats-mnnischem Blicke begabt, hielt in einer schwierigen Zeit die Wrde des Reiches aufrecht. 1. Das Konzil zu Konstanz (14141418). Diese Kirchenversammlung, die grte des Mittelalters, wurde mit Genehmigung des Papstes (Johann Xxiii.) vom Kaiser Sigmund berufen. Sie stellte sich besonders zwei Aufgaben: a) Die Beilegung des Schismas oder der Spaltung, welche durch Einsetzung von drei Ppsten entstanden war. Als der Papst (Gregor Xi.) seinen Sitz von Avignon wieder nach Rom verlegt hatte, 1377, blieb ein Teil der Kardinle in Avignon zurck. Bei dem Tode des in Rom residierenden Papstes wurde nicht blo in Rom, sondern 6*

4. Theil 2 - S. 237

1839 - Leipzig : Fleischer
237 63. Ruprecht. — Siegismund. Johann Huß und die Hussiten. (Ruprecht 1400— 1410. Römerzug gegen Johann Galcazzo Visconti 1401. — Siegismund 1410—1437 und Jodocus oder Jobst 1410—1411. Concil in Cost- nitz 1414 —1418. Johann Huß's Verurtheilung. Wiklcf, gesi. 1384. Friedrich 1. von Hohenzollern Kurfürst von Brandenburg 1415. Hussitenkrieg 1419 —1434. Prager Compactaten 1433. Vergleich von Jglau 1436. Belehnung des Mark- grafen von Meißen Friedrich deö Streitbaren mit Sachsen. — Albrccht 2. von Oesireich.) Ruprecht, 1400 — 1410, war ein wackrer und tapfrer Mann, aber da er nur 10 Jahre regierte, so konnte er dem unglücklichen Zu- stande des deutschen Reicks nur wenig abhelfen. Auch versuchte er, das kaiserliche Ansehen in Italien herzustellen. Hier hatte sich Jo- hann Galeazzo Visconti, den Wenzel zum ersten Herzog von Mailand ernannt, vieler Städte in der Lombardei bemächtigt. Rup- recht wollte ihn demüthigcn, und zog darum (1401) über die Alpen. Aber die Mailänder schlugen ihn zurück, und er mußte sich nach Tyrol zurückziehen. Zwar brach er nun auf einer andern Seite, durch Friaul, aufs Neue in die Lombardei ein; aber da er in solcher Noth war, daß daß er selbst seine Juwelen und sein Silbergeschirr versetzen mußte, so kam er nur bis Padua, und kehrte dann rühmlos nach Deutschland zurück. Als er 1410 starb, theilten sich die Kurfürsten in zwei Par- theien. Die eine wählte den schon erwähnten Siegismund, 1410—1437, einen Sohn Karls 4., und dir andere seinen Vetter, den Markgrafen von Mähren, Jodocus (Jobst), auch einen Sprößling des luxemburgschen Hauses. Jodocus starb aber schon nach drei Monaten, und so wurde denn Siegismund von Allen anerkannt. Seine Regierung ist durch zwei Begebenheiten besonders berühmt: die Kirchenversammlung in Costnitz und den Hussitenkrieg. Als Siegismund, der durch seine Frau, Maria, eine Tochter des ungarischen Königs Ludwigs des Großen, auch König von Ungarn war, ansing zu regieren, gab es drei Päpste. Es waren nämlich 1378 zwei Päpste zugleich gewählt worden, deren einer in Avignon, der an- dere in Rom seinen Sitz hatte. Jeder that den Andern in den Bann, und behauptete, der allein rechtmäßige zu seyn. Diese zwiefache Papst- herrschaft (Schisma) war seither geblieben, und kurz vor Ruprechts Tode war sogar noch ein dritter Papst dazu gekommen. Es war näm- lich, um dem Unwesen ein Ende zu machen, 1409 ein Concil in Pisa gehalten worden, welches beide Päpste, Gregor 12. in Rom und Benedict 13. in Avignon, abgesetzt, und einen neuen Papst (Alexander 5.) gewählt hatte, dem nach seinem bald darauf erfolgten

5. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 148

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
148 1100—1517. großen Entschluß: „Ich will Euch eine Gasse öffnen, lieben Landsleute", sagte er; „sorgt für mein Weib und meine Kinder!'* Er stürmte nun gegen die Oesterreicher vor, umfaßte mil seinen Armen so viele Lanzen, als er greifen konnte und stürzte von denselben durchbohrt nieder. Allein er hatte eine Gasse geöffnet, so wie er es versprochen hatte: Die Schweizer drangen durch die Oeffnung; die Ritter fielen unter den schweren Schlägen der Hellebarden der Schweizer oder erstickten in der Hitze des Som- mertages unter der schweren Rüstung. Das Blutbad wurde noch größer, weil die Pferde weggeführt waren. Auch der Her- zog Leopold wurde von einem Manne aus Schwytz erschla- gen; die Niederlage war so vollständig, daß viele adliche Ge- schlechter ganz erloschen. Der Bauer sagte: „Gott hat den über- müthigen Trotz der adlichen Herrn gerichtet!" Angesichts eines solchen Auflösungszustandes in Deulschtand und den deutschen Staaten wuchs die Unzufriedenheit der Fürsten, was die Gleichgültigkeit des Kaisers betraf. Ein Theil der Chur- fürsten sprach daher die Absetzung des W e nzeslaus aus. Zuerst wählte man Ruprecht von der Pfalz (1401 —1410) und nach seiner ohnmächtigen Regierung den jüngeren Bruder Wen- zeslaus's, Sigismund (1410 — 1437), der schon früher durch seine Vermählung mit der Tochter Ludwigs des Großen, Maria, König von Ungarn geworden war. Sigismund richtete zuerst seine ganze Aufmerksamkeit auf die Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten. Als der Papst Gregor Xi im Jahre 1378 in Rom, woselbst er sich zum Besuche aushielt, gestorben war, wurden die Kardinäle von den Römern gezwungen, aus der Stelle einen neuen Papst zu wählen, und dieser blieb in Rom, al- lein die Kardinäle flohen und wählten aufs Neue einen Fran- zosen, der abermals in Avignon seine Residenz ausschlug. Dergestalt war die Christenheit unter zwei Päpste getheilt und die Gewissen kamen in so viel größere Verwirrung, als eine Nmmaü

6. Mittlere und neue Geschichte - S. 80

1877 - Leipzig : Senf
80 Mittlere Geschichte. Mißhandlung desselben von seinem Vertrauten Wilhelm von Nogaret in der Geburtsstadt des Papstes Anagni 1303 eine unedle Rache. Den zweiten Nachfolger von Bouifaz, Clemens V., bewog Philipp, seine Residenz in Frankreich, erst in Lyon seit 1305 und dann in Avignon seit 1310, zu nehmen. Dieser Aufenthalt der Päpste in Frankreich (von 1305—1377) brachte sie unter französischen Einfluß; ihre Einbuße an Macht ersetzten die Päpste hier durch ueue Bereicherungen ihrer Schatzkammer, wohin die Annaten (die Einkünfte des ersten Jahres von jedem neu besetzten Bisthum wurden dem Papst vorbehalten) und die Palliengelder (jeder neue Bischof mußte das Pallium, den bischöflichen Mantel, vom Papst für eine größere Geldsumme kaufen) gehörten. In Rom war man mit der Entfernung des Papstes sehr unzufrieden und einem ehrgeizigen Römer, Cola Rienzi, gelang 1347 sogar für einige Jahre die Errichtung einer römischen Republik. Unter diesen Umständen entstanden die seit den Albigenserkriegen unterdrückte» Ketzereien von neuem. Die Brüder vom gemeinsamen Leben, wie Gerhard Grote, opponirten durch eine strengere Ascese, die Gottes freunde, wiejohauu Tauler, durch contempla-tive Mystik, die Franziskaner durch scharfe Betonung der Armuth der christlichen Geistlichkeit. Aber auch außerhalb der Kirche waren die Waldenser nicht ausgerottet, die B eg Harde (Männer) und die Begui-nen (Frauen) traten als engere kirchliche Genossenschaften der niederen Stände der herrschenden Kirche entgegen und Wykles in Oxford in England (1382 entsetzt, starb er 1384) begann offene Angriffe gegen die Herrschaft des Papstes. Seine zahlreichen Anhänger nannte man Lo llh arde. Als Papst Gregor Xi. seine Residenz von Avignon nach Rom zurückverlegte, begann dass chisma der katholischen Kirche (1378—1415), indem die in Avignon zurückgebliebenen Cardinäle nach Gregors Tod einen neuen Papst Clemens Vll. aufstellten, während in Rom Urban Vi. gewählt wurde. Beide Päpste in Rom und in Avignon bekämpften sich und die Verwirrung wurde noch ärger, als 1409 auf dem Concil zu Pisa Kaiser Ruprecht versuchte, das Schisma durch die Wahl eines neuen Papstes zu beendigen. Da weder Johann Xx111. in Rom noch Benedikt Xiii. in Avignon abdankten, so war jetzt in Gregor Xii. in Rimini ein dritter Papst aufgetreten. Erst als in Deutschland Sie-gismund Kaiser geworden, sollte die Spaltung beseitigt werden. Sie-gismund, seit 1386 durch die Vermählung mit Maria, Tochter Ludwigs des Großen König von Ungarn geworden, hatte sich aus der Niederlage von Nicopolis 1396 gegen die Türken nur mit Mühe

7. Geschichte des Mittelalters - S. 238

1888 - Wiesbaden : Kunze
238 Vierte Periode des Mittelalters. ein, damit er über seine Regierung Rechenschaft ablege. Da er nicht erschien, so wurde er als „saumseliger Entgliederer des Reiches" abgesetzt und am folgenden Tage zu Rense der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum Reichsoberhaupt gewählt. Ruprecht von der Pfalz 1400— 1410 war ein tapferer, milder und gerechter Fürst. Aber es zeigte sich bald, daß auch er den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war, obgleich ihm Wenzel die Krone nicht streitig machte. Es lastete damals ein doppeltes Unheil auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Einfall der Türken in Europa. Die Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — 1417) war 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon feinen Sitz hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu fein, bannte den Gegner und feinen Anhang und rief dadurch die größten Übelstände in der Christenheit hervor. Zwar setzte 1409 die Kirchenversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und ebenso viele Parteien. Die Türken. Eine andere Gefahr drohte dem Reiche von Osten her durch die Türken, die bereits auf der Balkanhalbinsel festen Fuß gefaßt hatten. Als nämlich der letzte seldschuckische Sultan von Jkonium gestorben war, hatte der türkische Statthalter in Kleinasien, Osman I. (1288 bis 1326), dessen Herrschaft an sich gerissen und 1299 den Sultantitel angenommen. Unter ihm und feinem Nachfolger Urchan {1326 — 1359) war dann die Osman enherrschaft in Vorderasien bedeutend erweitert worden. Murad I. (1359 —1389) war mit den durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken 1359 von Asien aus in das griechische Kaiserreich eingefallen und hatte 1360 Adrianopel erobert und zu seiner Hauptstadt erhoben. Nachdem er mit seinen Janitscharen die slawischen Volker bis zur unteren Donau unterworfen hatte, und bei Kossowa (1389) gefallen war, hatte fein tapferer Sohn Bajazet I. (1389 —1402) die siegesmutigen Türkenscharen über die Donau geführt, die Walachei zins-pflichtig gemacht und die Grenze des südlichen Ungarns überschritten. Hier hatte sich ihm Sigismund, Wenzels Bruder, entgegengestellt, der durch feine Vermählung mit Maria (§. 42, 11), der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig des Großen, das Königreich Ungarn erworben hatte, war aber in der blutigen Schlacht bei Nikopolis

8. Die mittlere Zeit - S. 141

1881 - Leipzig : Krüger
— 141 - ihm ab und schritten zu seiner Entsetzung, da er wichtige Rechte des Reichs preisgegeben hatte. c. Ruprecht von der Pfalz (1400—1410). §. 174. An Wenzels Stelle wurde der Kurfürst Ruprecht Ruprecht von der Pfalz zum König erwählt. Es fehlte demselben nicht uoo-mo. an trefflichen Eigenschaften und einer hohen Auffassung seiner Stellung; aber eben deswegen lockte auch ihn der Glanz der italischen Herrschaft wieder über die Alpen. Doch glückte es ihm nicht einmal, das Herzogtum Mailand, welches sein Vorgänger verkauft hatte, zurückzugewinnen. In Deutschland aber beschränkten die Fürsten durch ein Bündnis die kaiserliche Macht immer mehr. Aussichtslos war Ruprechts Kampf; der Tod befreite ihn 1410 von der undankbaren Aufgabe, dieselben Fürsten, welche ihn zum König erhoben hatten, bekriegen zu müssen. d. Sigismund (1410—1437). §. 175. Aus einer zwiespältigen Wahl ging als Sieger Sigismund der Bruder Wenzels, König S i g i s m u n d von Ungarn, *) hervor. 1410-1437. Die Doppelkrone, die er trug, machte ihm eine besondere Fürsorge für Deutschland unmöglich. Die Türkenkriege, welche unaufhörlich an den Grenzen Ungarns tobten, sowie die kirchliche Zerrüttung des Abendlandes beschäftigten vorzugsweise seine Aufmerksamkeit. — Die Übersiedlung der Päpste nach Avignon (1308) sowie die daraus folgende Abhängigkett des kirchlichen Oberhauptes vom französischen Könige hatte tiefe Mißstimmung hervorgerufen. Am Ende der sog. babylonischen Gefangenschaft der Kirche (1308—78) war zwar der Papst selbst wieder nach Rom zurückgekehrt, aber ein Teil der französisch gesinnten Kar- w dinäle verblieb in Avignon und wählte beim Tode des Papstes Kirchen- einen Nachfolger, trotzdem auch die römischen Kardinäle bereits spaliung eine Neuwahl vorgenommen hatten. So trat denn eine Kirchen- 1378—1416. *) Freytag: Bilder Ii. S. 349. Sigismund war gewaltthätig ohne Tapferkeit, hochfahrend ohne Selbstgefühl, intrigant ohne Energie, der gewissenloseste und dabei der launenhafteste aller Menschen; von großer geistiger Rührigkeit und Thatenlust, ohne Willens- und Arbeitskraft, brachte er in Unheil, was er anfaßte, und machte sein Leben zu einer Reihe von Verbrechen, Enttäuschungen, Demütigungen und unverhofften Erfolgen, welche zuweilen schimpflicher waren als seine Niederlagen.

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 354

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
354 Die mittlere Zeit. noch jener hielten sich durch diesen Vertrag für gebunden. Friedrich kehrte deshalb freiwillig in die Gefangenschaft zurück. Ludwig wurde vou diesem edeln Betragen gerührt. Die alte Jugend-freundschaft erwachte wieder. Er gab feinem Vetter Friedrich den Titel eines römischen Königs und übertrug ihm sogar in seiner Abwesenheit die Reichsverweserschaft. Friedrich täuschte das Vertrauen nie, das Ludwig in ihn gesetzt hatte. Als die Kurfürsten den zwischen beiden abgeschlossenen Vertrag nicht genehmigten, zog Friedig. rich sich ganz zurück. Bald darauf starb er in seiner Einsamkeit. 363) Ludwig war ein Jahr vor dem Trausnitzer Frieden vom Papst mit dem Banne und dessen Länder mit dem Interdikt belegt worden. Dessenungeachtet unternahm er einen Römer-zug, obwohl der Papst nicht in Rom, sondern in Avignon residierte. Er ließ sich zuerst iu Mailand durch einen abgesetzten Bischof zum Könige der Lombardei krönen. Hierauf zog er nach Rom, wo er sich durch einige vornehme Römer die Kaiserkrone aufsetzen ließ. Alsdann sprach er über den Papst die Absetzung aus und ließ durch das Volk iu der Person eines Franziskaners einen Gegenpapst ernennen, der sich Nikolaus V. nannte. Allein der Zorn der Römer über die Deutschen und Mangel an Geld nötigten ihn bald zur Umkehr, und statt des Dankes der Römer flogen ihm bei seinem Abzüge Steinwürfe nach. Auch mit Benedikt X., dem Nachfolger Johanns Xxii., sonnte er sich nicht aussöhnen, da deutsche sowohl als auswärtige Fürsten sich dareinmischten. Um nun den zu weit gehenden Ansprüchen des Papstes entgegenzutreten, versammelten sich die Kurfürsten zu 1338-Rheuse und schlossen den ersten Kurvereiu, in dem sie festsetzten, daß die Mehrzahl der Wahlstimmen dem Gewählten das Recht gebe, die kaiserliche Gewalt auch ohne Bestätigung des Papstes auszuüben. Ludwig brachte mit der Kirche keine Aussöhnung zu staube, und mit den deutschen Fürsten entzweite er im- sich wegen seines wankelmütigen Charakters. Er starb auf der Bärenjagd. Während einer Regierung vou 31 Jahren hat er immer für feilt eigenes Interesse gekämpft, ohne auch nur das Mindeste für die Wohlfahrt des Reiches gethan zu haben. Anmerkungen. 1. Rhense (Rense), Flecken im preußischen Regierungsbezirk Koblenz. Ein Hügel bei Rhense heißt Königsstuhl und gilt als alte Königswahlstatt. 2. Ludwig der Bayer war, wie Friedrich der Schöne, ein Enkel Rudolfs von Habsburg. Seine Mutter Mechthilde war die Schwester Albrechts I. Er war ein Mann von äußerst schwankendem Charakter, der dadurch in viele Händel geriet, daß er in der Regel anders handelte, als er vorher gesprochen. Gleich im Anfange des Thronstreites

10. Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen - S. 170

1907 - München : Oldenbourg
170 Zeitalter des Territorialsystems. 1395 conti um eine groe Geldsumme verkaufte, erklrten ihn die der seine stdtefreundliche Haltung lngst erbitterten Fürsten fr abgesetzt und whlten an dessen Stelle den Sohn des Siegers von Worms, Auprecht von der ^fatz (14001410). Aber die Pflzer Haus-macht war viel zu klein, als da der begabte und tchtige Ruprecht htte viel ausrichten knnen. Als er in Italien dem Herzog Visconti von Mailand die von Wenzel erkaufte Wrde entziehen wollte, wurde 1401 er von diesem bei Brescia stlich von Mailand geschlagen. Ebenso erfolglos war der Versuch, in die kirchlichen Verhltnisse Ordnung zu bringen. Auf Betreiben Kaiser Karls Iv. hatte Gregor Xi. den ppstlichen Sitz 1376 wieder nach verlegt, wofr Karl Iv. den franzsischen Thronfolger zum Nachfolger (einstweilen Vikar) in der Dauphine (dem Gebiet am Rhone zwischen Lyon und Avignon sowie ostwrts bis Savoyen, benannt nach dem Delphin, dein Wapventier des Landes) ernannte. Aber ein Teil der Kardinle entwich nach Avignon und whlte dort einen Gegenpapst, so da die Kirche zwei Ppste hatte. Um die Einheit wiederherzustellen, setzte das auf 1409 Betreiben Ruprechts berufene Konzil zu Uisa beide Ppste ab und whlte einen neuen. Weil jedoch jene Kirchenversammlnng nicht die Macht besa, ihren Spruch durchzusetzen, hatte die Kirche drei Ppste (in Rom, Avignon und Toledo). Ebenso zerrissen war ein Teil der deutschen Kirche. Ein tschechischer Priester, Johann Kns, hatte einige von dem Englnder John Wickliffe verbreitete, von der Kirchenlehre abweichende Anschauungen der Ohrenbeichte, Abendmahlslehre und Abla an der Prager Universitt vertreten. Der-gleichen Ansichten waren allmhlich unter das tschechische Volk gedrungen und so bildete sich ein religis-uatioualer Gegensatz zwischen den der Kirchen-lehre anhngenden Deutschen und den ketzerischen" Tschechen. Dieser Zwiespalt bewog einen groen Teil der deutschen Studentenschaft, unter Fhrung ihrer Professoren von Prag nach der neugegrndeten Universitt 1409 Leipzig berzusiedeln. Die verworrenen kirchlichen Verhltnisse konnten erst einigermaen geordnet werden durch Ruprechts'nachfolger Sigismund (14101437), einen Bruder des abgesetzten Wenzel. Elfterer lag zwar mit seinen Brdern Wenzel und Jobst ebenfalls in Streit wegen der luxemburgischen Erbschaft (Bhmen, Mhren, Schlesien, Brandenburg), hatte aber die Erbprinzessin Maria von Ungarn-Polen zur Frau, schien also mchtig genug, einem erneuten Konzilbeschlu Geltung zu verschaffen. Dieses Konzil (Kirchen- und Reichsversammlung, beschickt vom gesamten katholischen Europa) trat zu Konstanz (1414 bis 1418) zusammen. Es setzte sich eine dreifache Aufgabe: 1. Unterdrckung der Ketzerei: Die von Wickliffe und Hus verbreiteten Lehren wurden vom Konzil verworfen und Hus nebst seinem Freund Hieronymus nach dem damals geltenden Reichs- und Kirchenrecht

11. Geschichte des Alterthums und des Mittelalters - S. 138

1872 - Berlin : Wohlgemuth
138 Ruprecht von der Pfalz (14001410). Dieser wollte sein Ansehen in Italien geltend machen, ward aber von den Gibellinen, an deren Spitze die von Wenzel zu Her-zgen von Mailand ernannten Visconti standen, am Gardasee (1401) geschlagen. Er erreichte deshalb hier eben so wenig seinen Zweck wie in Deutschland, wo die Stdtebndnifse noch immer auf Seiten Wenzels standen. Der Erzbischof von Mainz brachte sogar den Marbacher Bund zur Behauptung des Landsriedens zu Stande (1405), dessen Fortdauer Ruprecht billigen mute. Nach seinem Tode folgte Sigismund (14101437), Wenz el's Bruder, der durch seine Vermhlung mit Maria einer Tochter Ludwigs des Groen von Ungarn und Polen, auch König von Ungarn geworden war (1383). Sigismunds Hauptstreben war, die nach dem Tode Gregor Xi. (1378) durch eine doppelte Papstwahl von denen der eine zu Rom, der andere zu Avignon seinen Sitz aufgeschlagen hatte eingetretene Kirchenspaltung zu beseitigen. Eine Kirchenversammlung zu Pisa (1409) suchte dem Uebel abzuhelfen, indem sie beide Ppste fr abgesetzt erklrte, und einen neuen erwhlte; aber da sie jenen die Anerkennung nicht entziehen konnte, hatte sie nur noch eine grere Spaltung hervorgerufen. Auf den Wunsch des Kaisers, und in der Hoffnung wieder--gewhlt zu werden, berief endlich Johann Xxili. eine neue Kirchenversammlung (1414) nach Kostnitz. Die drei Ppste (auer Johann noch Benedict Xlll. und Gregor Xii.) wurden zur Abdankung genthigt, und Martin V. (1417) gewhlt, ohne da jedoch eine Umbildung der Kirche an Haupt und Gliedern, wie sie beab-sichtigt war, vorgenommen wurde, da der neue Papst so rasch wie mglich die Auflsung einer Versammlung zu Stande zu bringen suchte, in welcher der Grundsatz ausgestellt wurde, da die Kirchen-Versammlungen (Concilien) der dem Papste stnden. Um die Kosten aufzubringen, welche der Kaiser nicht scheute, die Berufung des Kostnitzer Concils zu Stande zu bringen, hatte er die Mark auf demselben an den Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg (1415) verliehen und sie ihm (1417) wegen eines abermaligen Vorschusses erb- und eigentmlich berlassen. Durch diese Verleihung kam in der Mark das Haus Hoheuzollern zur Regierung. 21, Der Hussitenkrieg (14191434). Gegen die Herrschaft des Papstes und besonders gegen die Anmaungen und die Sittenlosigkeit der Geistlichkeit hatten sich schon

12. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 389

1852 - Leipzig : Wigand
Gpecielle Geschichte. 389 theilnahmlos zu und schwächte nicht blos dadurch das kaiserliche An- sehen, sondern beförderte auch die Auflösung des Reichsverbandes. Wenzel (1378 — 1400) fand Kirche und Reich in größter Ver- wirrung, was um so schlimmer war, als der rohe, jähzornige, grau- same und trunksüchtige Mann nicht die geringsten Herrschergaben batte. Das wildeste Faustrecht nahm so sehr überhand, dass die Städte in Schwaben, Franken und am Rhein in Bündnisse zusammentraten, um sich gegen den Raubadel zu schützen, der seinerseits auch Bündnisse (Schleglcr, Löwenbund, Hörnerbund, Sternenbund, Gesellschaft von St. Wilhelm, St. Georg re.) gegen die Städte einging. In den hier- aus entstehenden Verwickelungen nahm Wenzel eine den Städten gün- stige Stellung ein, als aber in dem durch die Gefangcnnehmung und Ermordung des Bundesgenossen der Städte, Erzbischofs Pilgrim von Salzburg, entstandenen großen Städtekriege die Städte in den Schlach- ten von Döffingen und Worms (1388) erlagen, so ward er gezwungen, seine Gunst denselben zu entziehen. Unterdessen hatte seine Grausainkeit (Ermordung Johannes von Pomuk 1393) und Verschwendung die Böhmen so gereizt, dass sie ihn gefangen setzten (1394), ihn aber auf die Drohung der Kurfürsten freiließen. Allein letztere erkannten immer mehr die Unfähigkeit und Nichtswürdigkeit Wcnzel's, der sich z. B. nicht entblödcte, den gewaltthängen Visconti Galeazzo zum Herzoge von Mailand für eine bedeutende Geldsumme zu ernennen, so dass sie ihn auf einem Fürstentage, dem sich sogar die Städte anschlossen, ab- setzten (20. August 1400). Wenzel nahm diesen Absetzungsakt ruhig hin und regierte über Böhmen noch bis 1419. Ihm folgte Ruprecht von der Pfalz (1400 —1410), welcher, obgleich tapfer, doch nicht klug genug war, um den schwierigen Ver- " hältnissen die Spitze bieten zu können. 1405 traten die Fürsten und Stände zusammen (Marbacher Bund) und zwangen den Kaiser, ihnen das Recht, Bündnisse schließen und den Landfrieden nach ihrer Art handhaben zu dürfen, zuzuerkennen. Hierdurch sähe er sich in allen seinen Unternehmungen gehemmt, nachdem er sein Ansehen schon 1401 in der gegen Visconti von Mailand verlorenen Schlacht am Garda untergraben hatte. Sein Tod vermehrte die Verwirrung, denn ein Theil hielt Wenzeln noch als rechtmäßigen König, ein anderer wählte Siegmund, seit 1383 König von Ungarn, ein dritter Jobst von Mähren, der aber schon 1411 starb, worauf Siegln und, nachdem er sich mit seinem Bruder Wenzel verglichen, allgemein anerkannt wurde. Dieser regierte von 1410—1437. Zu der Zeit seines Regierungs- antrittes hatte die Abendwelt das ärgerliche Schauspiel von drei gleich- zeitigen Päpsten. Dies war also gekommen. Rom, von Parteikämpfen zerrissen, hatte schon längst die Rückkehr des Papstes aus Avignon ge- fordert, und als dies nicht geschähe, wählte die italienische Partei einen eigenen Papst. Die gegenseitigen Verfluchungen der beiden Päpste zu

13. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 203

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 208 — in Avignon sich niederließ. Der geringe Eifer, mit welchem Wenzel die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit betrieb, sowie der Verkauf des Herzogtums Mailand an Galeazzo Visconti wurden von feinen Gegnern benutzt, ihn für abgesetzt zu erklären (1400). An feine Stelle wurde gewählt 3. Ruprecht von der Pfalz (1400—1410), ein ritterlicher, wohlmeinender Fürst, dem es jedoch nicht gelang, die Einheit in Kirche und die Ruhe und Ordnung im Reich herzustellen. In Rom waren nach Urbans Vi. Tode nacheinander drei Päpste gewählt worden, während in Avignon Klemens Vii. in Benedikt Xiii. einen Nachfolger erhalten hatte. Die Kirchenversammlung von Pisa entsetzte sowohl diesen als auch den in Rom zuletzt gewählten Gregor Xii. der päpstlichen Würde und erhob Alexander V. auf den Stuhl (1410); da jedoch die ersteren ihre Absetzung nicht anerkannten, wurden die kirchlichen Wirren noch größer. Inzwischen war Ruprecht gestorben, und an seine Stelle trat Wenzels Bruder 4. Sigismund. 1410—1437 (seit 1385 König von Ungarn durch seine Vermählung mit Elisabeth, der Erbin dieses Landes). Wenzel, der sich noch immer als den rechtmäßigen Kaiser ansah, erkannte seinen Bruder als König an, unter der Bedingung, daß ihm der Kaisertitel verbleibe, und so konnte Sigismund seine ganze Sorge auf die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit verwenden. Durch den Beistand, den er Johann Xxiii., dem Nachfolger Alexanders V., gegen Neapel geleistet, erlangter von diesem die Znfammenbenifuug einer allgemeinen Kirchenversammlung, die im Jahre 1414 zu Konstanz eröffnet wurde und bis 1418 währte. Die freie Reichsstadt Konstanz vermochte die Zahl der Besucher, die zeitweise auf Über 100 000 geschätzt wurde, nicht zu fassen, so daß sich außerhalb der Mauern eine große Zeltstadt erhob. Man hörte an dreißig Sprachen reden; Bischöfe, Äbte, Fürsten, Doktoren der Theologie und Rechte waren aus allen christlichen Ländern erschienen. Diese Kirchenversammlung stellte die Einheit der Kirche her, indem sie Johann Xxiii. und Gregor Xii. zur Abdankuug bewog, Benedikt Xiii., der sich dazu nicht verstehen wollte, für abgesetzt erklärte _und) einen neuen Papst, den hochgebildeten und entschlossenen Martiru, ernannte. Dem allgemeinen Verlangen nach Abschaffung der Mißbrauche, die sich seit Gregor Vii. aufs neue in die Kirche eingefchlichen hatten, wurde durch eine Reihe zweckmäßiger Anordnungen Rechnung getragen. Sigismund, der neben der Kaiserkrone, die er im Jahre 1431 in Rom empfangen, noch vier andere Kronen trug (die deutsche, die lombardische, die ungarische und die böhmische), war nichtsdestoweniger in beständiger Geldverlegenheit. Er hatte daher zu wiederholten Malen bedeutende Summen bei dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich Vi. von Hohenz ollern,

14. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 175

1904 - München : Oldenbourg
Wenzel. Stdtekrieg. Ruprecht v. d. Pfalz. Sigismund. Konstanzer Konzil. 175 Als der ebenso schwache als zeitweise jhzornige und rohe Wenzel in Italien die Herzogswrde von Mailand an den ehrgeizigen Sldner-fhret1 Visconti um eine groe Geldsumme verkaufte, erklrten ihn die 1395 der seilte stdtefreundliche Haltung lngst erbitterten Fürsten fr abgesetzt und whlten an beffert Stelle den Sohn des Siegers von Worms, Wuprecht von der Wfalz (14001410). Aber die Pflzer Haus-macht war viel zu klein, als da der begabte und tchtige Ruprecht htte viel ausrichten knnen. Als er in Italien dem Herzog" Visconti von Mailand die von Wenzel erkaufte Herzogswrde entziehen wollte, wurde er von diesem bei Brescia geschlagen. Ebenso erfolglos war 1401 der Versuch, in die kirchlichen Verhltnisse Ordnung zu bringen. Auf Betreiben Kaiser Karls Iv. hatte Gregor Ix. den ppstlichen Sitz wieder nach Rom verlegt, wofr Karl Iv. den franzsischen Thron- 137^ folger zum Nachfolger (einstweilen Vikar) in der Dauphine (Gebiet am Rhone zwischen Lyon und Avignon, benannt nach dem Delphin im Wappen) ernannte. Aber ein Teil der Kardinle entwich nach Avignon und whlte dort einen Gegenpapst, so da die Kirche zwei Ppste hatte. Um die Einheit wiederherzustellen, setzte das auf Betreiben Ruprechts be-rnfene Konzil zu "gpifa beide Ppste ab und whlte einen neuen. Weil 1409 jedoch das Konzil nicht die Macht hatte, seinen Spruch durchzusetzen, hatte die Kirche drei Ppste (Rom, Avignon, Toledo). Ebenso zerrissen war ein Teil der deutschen Kirche. Ein tschechischer Priester, Johann Hus, hatte einige von dem Englnder John Wick-lifse verbreitete, von der Kirchenlehre abweichende Anschauungen der Ohrenbeichte, Abendmahlslehre und Abla an der Prager Universitt verbeten. Dergleichen Ansichten waren allmhlich unter das tschechische Volk ge-drangen und fo bildete sich ein religis-nationaler Gegensatz zwischen den rechtglubigen Deutschen und den ketzerischen" Tschechen. Dieser Gegensatz bewog einen groen Teil der deutschen Studentenschaft, unter Fhrung ihrer Profesforen von Prag nach der neugegrndeten Mniversttt Leipzig berzusiedeln. Diese Streitigkeiten wurden erst geschlichtet durch 1409 Ruprechts Nachfolger Sigismund (14101437), einen Bruder des abgesetzten Wenzel. Ersterer lag zwar mit seinen Brdern Wenzel und Jobst ebenfalls in Streit wegen der luxemburgischen Erbschaft (Bhmen, Mhren, Schlesien, Brandenburg), hatte aber die Erbprinzessin Maria von Ungarn-Polen zur Frau, schien also mchtig genug, einem erneuten Konzilbeschlu Geltung zu verschaffen. Diefes Konzil (Kirchen- und Reichsversammlung, beschickt vom gesamten katholischen Europa) trat zu Konstanz (14141418) zusammen. Es setzte sich eine dreifache Auf-gbe: 1. Unterdrckung der Ketzerei: Die von Wickliffe und Hus verbreiteten Lehren wurden vom Konzil verworfen und Hus nebst seinem Frennd Hieronymus nach dem damals geltenden Reichs- und

15. Die Geschichte des Mittelalters - S. 532

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
532 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. der Bedingung, die bisherigen Beschwerden abzustellen und wegen der Gefangenschaft keine Rache zu üben. Nach seiner Befreiung kümmerte sich Wenzel um Deutschland eben so wenig wie vorher, und zu den früheren Beschwerden der deutschen Fürsten gegen ihn kamen noch andere, neue hinzu, vornehmlich die Er- hebung des Johann Galeazzo Visconti zum Herzog von Mailand und zum Reichsfürsten und die Erklärung Wenzel's gegen Papst Bonifaz Ix. zur Beilegung der Kirchenspaltung. Johann Galeazzo war 1378 seinem Vater in dessen Antheil an der mailändischen Herrschaft gefolgt. Um allein und ungetheilt die Herr- schaft über Mailand zu führen, nahm er plötzlich seinen Oheim und Mitregenten Bernabo Visconti gefangen und ließ ihn vergiften. Nach der Herrschaft über ganz Italien strebte er, und den Anfang zu der Unter- werfung der ihn umgebenden italienischen Staaten machte er mit der Er- oberung von Verona und Vicenza, woraus er die Familie della Scala verjagte; neuen Zuwachs seiner Macht erhielt er durch die freiwillige Unterwerfung der Stadt Siena, welche ihn zu ihrem Schutzherrn er- nannte. Um seiner Herrschaft, die fast sämmtliche Städte und Gebiete in Oberitalien umfaßte, eine festere Grundlage zu verschaffen, als bloße Eroberungen mit Gewalt der Waffen geben konnten, ließ er sich durch Wenzel nicht nur den Besitz aller seiner Länder als Lehen des römi- schen Reiches für sich und seine Nachkommen bestätigen, sondern auch den herzoglichen Titel beilegen mit gleichen Rechten eines Reichsfürsten. Dieses alles hatte Johann Galeazzo durch 100,000 Goldgulden bei dem geldbedürftigen König Wenzel erlangt. Die Reichsfürsten waren darüber sehr aufgebracht, daß, ohne ihren Rath einzuholen, ein neuer Rcichsfürst creirt und für Geld Titel und Länder einem Usurpator zu- gesprochen wurden, dessen übergroße Macht dem Reiche leicht gefährlich werden konnte. Seit Clemens V. hatten die Päpste ihren Sitz von Rom nach Avignon verlegt, nicht ohne Schaden für ihre Unabhängigkeit. Nachdem Gregor Xi. gestorben war (1378), zwang das römische Volk die Car- dinäle, einen Italiener auf den Stuhl des heiligen Petrus zu erheben, der seinen Sitz wieder in Rom nehme. Der Venetianer Urban Vi. wurde Papst. Als derselbe aber durch Spott und Unbesonnenheit die französische Partei und die ihr anhangenden Cardinäle erbitterte, so wählten diese Clemens Vii. zum Papste und zogen mit ihm nach Avignon. Die beiden Päpste thaten sich gegenseitig in den Bann und die ganze katholische Christenheit theilte sich für oder gegen Rom und Avignon. Als Urban Vi. 1389 gestorben und Gelegenheit war, die bisherige Trennung beizulegen, so weigerten sich die Cardinäle in Rom, Clemens Vii. anzuerkennen; sie erhoben daher den Neapolitaner Boni- faz Ix. auf den Stuhl Petri. Dagegen zeigte sich 1394, als Cle- mens Vii. starb, die französische Partei unter den Cardinälen eben so hartnäckig, indem sie Bonifaz Ix. nicht anerkannten, sondern den Car- dinal Peter von Luna, einen Aragonier, unter dem Namen Benedict Xiii.

16. Bd. 1 - S. 921

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 511. 2. Italien, (c. Unter-Italien.) 921 wie die ghibellinische an ihren Gegnern, den Königen von Sicilien aus dem aragonischen Fürstenhause. Durch zahlreiche Söldnerschaaren (Catalonier), die sie in Diensten hatten, übten sie großen Einfluß auf die Geschicke Italiens. — Nachdem die Wunden des Kriegs geheilt waren, blühten Handel und Gewerbfleiß kräftig auf und schufen Reichthum, Bildung und heitern Lebensgenuß. Unter Roberts Enkelin, der schönen und geistreichen, aber ^ üppigen und ausschweifenden Johanna I., gerieth das Königreich Neapel in neue 3mt-L Verwirrung und in einen Zustand wilder Gesetzlosigkeit und arger Gräuel. 1382' Als ihr Gemahl und Verwandter Andreas von Ungarn auf Veranstaltung ihrer Vettern Ludwig von Tarent und Karl von Durazzo, des Gatten ihrer Schwester Maria, im Schlosse von Aversa neben ihrem Schlaf- 1345-gemache, und wohl nicht ohne ihr Mitwissen, auf grausame Weise erdrosselt worden, rückte der Bruder des Ermordeten, Ludwig der Große von Ungarn (§. 527), mit Heeresmacht in das Land und führte einen mehrjährigen schrecklichen Rachekrieg, in Folge dessen Neapel von rohen Söldnerschaaren erobert und mißhandelt, die Königin mit ihrem zweiten Gemahl, dem erwähnten Ludwig von Tarent, zur Flucht nach der Provence gezwungen und Karl von Durazzo für seine Theilnahme an der dunkeln That auf der Blutstätte enthauptet ward. Unter Vermittelung des Papstes (dem Johanna die provenxa-lische Stadt Avignon mit der Umgegend käuflich überließ, was dann Kaiser Karl Iv. bestätigte) kam nach einiger Zeit ein Vergleich zu Stande, dem i35l aber bald neue Streitigkeiten und innere Kriege folgten, bis zuletzt Johanna, die sich nach Ludwigs Tod noch zweimal vermählte (mit Jacob von Majorca 136:1 und Otto von Braunschweig), von dem jüngeren Karl von Durazzo, dem ffiariin. Neffen und Eidam des Hingerichteten, den die kinderlose Königin zum Thron-b“ Sl1* erben ernannt, im Krieg überwunden und in der Gefangenschaft getödtet ward, worauf der Sieger das Reich erlangte, und dann auf kurze Zeit die Kronen 1382- von Ungarn und Neapel vereinigte. Sein Sohn Ladislaus behauptete, nachdem der Vater in Ungarn durch Meuchelmord umgekommen, gegen seinen, von Johanna I. früher adoptirten, Mitbewerber Ludwig von Anjou das väterliche Erbe, erweiterte es durch Eroberungen im Kirchenstaat und Toscana und dachte schon an eine Vereinigung aller italienischen und ungarischen Staaten zu Einem Reiche, als ihn ein plötzlicher Tod ins Grab stürzte. Seine Schwester Jo-höitna Ii. war seine Erbin. Da diese zuerst Alfons (V.) von Arago- .Ät nien und Sicilien adoptirte und dann, als sie mit diesem zerfiel, Lud- wk wig m. von Anjou, so kämpften von nun an eine französische und ' eine aragonische Partei mit großer Erbitterung um den Besitz von Neapel und füllten die ganze Regierungszeit der Königin mit Bürgerkriegen, Gewaltthaten und Hofränken. Nach vieljährigen blutigen Kämpfen behauptete endlich uss. Alfons die Oberhand; allein die Härte der aragonischen Könige machte ihre Herrschaft verhaßt und erleichterte dem französischen König Karl Viii. die Eroberung des Landes, als er mit Heeresmacht den Ansprüchen des Hauses Anjou Nachdruck gab und im Bunde mit Lodovico Moro von Mailand über Florenz 1494. und Rom in Neapel einzog, Aber seine raschen Fortschritte in dem zwieträchtigen Italien erschreckten den Papst und die übrigen Fürsten. Ludwig Moro, der anfangs dm französischen 'Feldzug unterstützt hatte, reichte jetzt den Venetianern die Hand

17. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Jahre 1648 - S. 96

1902 - Leipzig : Voigtländer
96 Des Mittelalters dritte Periode. bald starb, wurde Sigismund nach einem Vergleiche mit Wenzel allgemein anerkannt. Sigismund 4^ Sigismund 14101437. a) Persnlichkeit und Haus 1410-1437 Sigismund war klug und hochgebildet, beredt und von kuig- licher Erscheinung, aber leichtsinnig, wankelmtig und genuschtig. Er war Kursrst von Brandenburg, durch seine Vermhlung mit Maria (s. Stammtasel S. 95) König von Ungarn, wo er vor seiner Wahl hauptschlich ttig war, und nach Wenzels Tode König von Bhmen. Unter ihm trat besonders der Verfall der Kirche zu Tage. Verfall b) Verfall der Kirche Dieser machte sich nach allen Seiten hin der Kirche Gegensatz zur Bibel ward bertriebener Wert auf die ueren Werke der Bue gelegt und die hierarchische Verfassung zur Grundbedingung des Heils gemacht (extra ecclesiam nulla spes salutis"). Die Askese wich mehr und mehr dem sinnlichen Genu; die geistige Bildung sank tief. Die Weltherrschaft des Papstes insbesondere ward durch den Kampf mit dem Knigtum in Frankreich (s. 42') sowie durch den Widerstand der deutschen Kurfrsten schwer erschttert. Dazu kam die Kirchen-spaltuug (Schisma): sowohl zu Avignon (s. S. 91) als zu Rom ward (1378) ein Papst gewhlt. Solchen schweren Schden gegenber des?rebun'en wachten sich z w e i R e s o r m r i ch t n n g e n geltend. Die eine betraf die Lehre und ging besonders von einzelnen Theologen aus. Unter Wicliff ihnen war der Oxsorder Theologieprosessor W i c l i s s der einzige wahr-Haft bedeutende Vorreformator. Er stellte die heilige Schrist als alleinige Quelle des Glaubens hin, bezeichnete das Priestertnm als widerrufliches Amt und verlangte Einziehung der weltlichen Gter Hus der Kirche. Aus seinen Streitschristen verffentlichte Johann Hns in Prag (feit 1409) manche Auszge und bestritt besonders die Mittler-stellnng des Klerus. Die zweite Resormrichtnng bezog sich aus die Kirchenverfassung und ging besonders von den Bischsen aus; sie forderten Abstellung der hierarchischen Mibruche, insbesondere Beseitigung des Schismas, durch ein vom Papste unabhngiges, all- gemeines Konzil. c) Die Konzilien von Pisa und von Konstanz. Das Knzil Schisma ward durch das Ko nzil von Pisa (1409) nur vergrert; denn es setzte einen neuen Papst ein, konnte die beiden anderen aber Drei Ppste nicht zm: Abdankung bewegen. Daher gab es 1410 drei Ppste wie uio drei Könige. Zur Herstellung der Ordnung in der Kirche ward

18. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 164

1911 - Breslau : Hirt
164 Deutsche Geschichte im Mittelalter. Siegmund (Sigismund) (14101437), Karls Iv. jngster Sohn, sprachkundig und von lebendigem Geist, ritterlich und heiter gesellig, aber verschwenderisch, unternehmend, aber nicht ausdauernd, hat Groes, wie man von ihm erwartete, nicht geschaffen. Durch seine Gemahlin Maria, die Tochter Ludwigs des Groen, war er König von Ungarn und hatte hier zugleich mit Parteinngen im Innern und mit uern Feinden, den Trken, zu kmpfen, die im 14. Jahrhundert die Donau erreichten. Er hat mitgewirkt, das Konzil zu Konstanz zusammenzubringen, und hat die Hussitenkriege durchfechten mssen. Er war durch seine im Osten liegende Hausmacht in Anspruch genommen; im Reich hat er wohl versucht, eine neue Ordnung herzustellen, ist aber der Versuche nicht hinausgekommen. Whrend des Konzils (1415) hat er den Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg mit der Mark Brandenburg belehnt. 2. Die Konzilien. 83. Zustand der Kirche zur Zeit des Schismas (Kirchenspaltung). Die mittelalterliche Anschauung, da der Papst zur Oberherrschaft der ganzen Christenheit berufen sei, wurde dadurch schwer geschdigt, da er in Avignon in dem Dienst der franzsischen Könige stand. Er war kein uni-versaler, sondern gleichsam nur noch ein national-franzsischer Papst. Des-wegen gewann der von Friedrich Ii. zuerst ausgesprochene Grundsatz von dem gttlichen Ursprung des Knigtums bei den christlichen Herrschern immer mehr Anhnger, und sie versuchten, den Einflu des Papstes zu beschrnken. Ferner hatte die Kurie in Avignon, der Einknfte aus dem Kirchenstaate beraubt, ein groes Besteuerungssystem ausgebildet, das je lnger, je verhater wurde. Hieraus erklrt sich, da der Widerspruch gegen die ppstlichen Ansprche in weiten Kreisen Beifall fand. Auch die Waldenser warben heimlich immer noch Anhnger. An der Universitt Paris wurde die Lehre vorgetragen, da die Verfassung der Kirche gendert werden msse. Noch weiter ging der Englnder Wicles (f 1384) an der Universitt Oxford. Er verwarf nicht nur die ppstliche Gewalt, sondern auch mehrere Dogmen und Festsetzungen der die gottesdienstliche Ordnung, da sie mit der Heiligen Schrift nicht im Einklang stnden. Unertrglich wurden die kirchlichen Zustnde, als im Jahre 1377 die Kirchenspaltung eintrat und neben dem Papst in Avignon auch ein Papst in Rom gewhlt wurde. Eine streng monarchisch aufgebaute Kirche mit zwei Huptern an der Spitze war etwas Unmgliches, und es muten notwendig die schwersten Schden aus diesem Zustande hervorgehen. Aber zunchst ver-schlimmerte sich die Lage noch dadurch, da man seit dem Konzil von Pisa, das berufen worden war, um das Schisma zu beseitigen, sogar drei Ppste hatte. 83. Das Konzil zu Konstanz. Im Jahre 1414 trat unter dem Schutze Siegmunds ein Konzil in Konstanz zusammen, um das Schisma zu beenden, die hussitische Ketzerei zu prfen und auszurotten und die Reform der Kirche durchzufhren. Die Reformpartei, an deren Spitze Gerson, der Kanzler der Uni-versitt in Paris, und der Kardinal Peter d'ailly standen, forderte die

19. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 109

1902 - Leipzig : Teubner
§ 20. Das luxemburgische Haus (—1437). 109 5. Der Norden und Osten. Das mächtige Reich Ludwigs des Großen, der seit 1370 Ungarn und Polen unter seiner Herrschaft vereinigt hatte, zerfiel nach dessen Tode. Sigismund, der Gemahl seiner Tochter Maria, wurde in Stuhlweißenburg 1387 zum König von Ungarn gefrönt: Aber Ludwigs andere Tochter, Hedwig, heiratete auf Verlangen des polnischen Adels den Großfürsten Jagello von Litauen, der unter dem Namen Wladislaw mit seinem Volke das Christentum annahm. Damit verlor der deutsche Orden seine kreuzzugartigen Zuzüge aus dem Reiche, und die Ritter verlernten bald ihre kriegerische Tüchtigkeit. Im Lande waren sie wenig beliebt bei den Untertanen: Der Landadel hielt es heimlich mit den Polen, die Städte waren verdrießlich über den Wettbewerb des Ordens im Handel. Als dieser die Neu mark erwarb, kam es zum Kriege mit Wladislaw. Bei Tanueu-bera/Mischen Graudeuz und Spirdingsee) wurde der Hochmeister Ulrich von Jungingen besiegt und getötet (1410). Zwar war der erste Friede ztr^öraltirr)Tem Orden günstig, aber seine Macht war dahin. Polen erlangte 1412 sogar die Neumark. Im Norden hatte Königin Margarete von Dänemark durch die Union von Kalmar (1397) Schweden und Norwegen mit ihrem Reiche vereinigt. 6. Sigismund (1410—1437). a. Sigismund. Nach Ruprechts Tode wählte die Mehrzahl der Kurfürsten Jobst von Mähren, die Minderheit seinen Vetter, Sigismund, der inzwischen durch seine Vermählung mit der Königstochter Maria die ungarische Krone erlangt hatte, zum Könige, so daß es nun, da Wenzel nicht Verzicht geleistet hatte, drei deutsche Könige gab. Als aber Jobst schon 1411 starb, wurde Sigismund allgemein anerkannt, infolge der Bemühungen des Burggrafen Friedrichs Vi. von Nürnberg, den der Kaiser dann zum Verweser der Mark Brandenburg ernannte. Sigismund war begabt und lebhaften Geistes, aber ohne feste Grundsätze, nnstät und leichtsinnig, dabei fortwährend in Geldnot. b. Die Kirchenvrrsaiumlung zu Constau; (1414—1418). Um die „babylonische Verbannung der Kirche" zu beendigen, war Papst Gregor Xi. nach Rom zurückgekehrt (1377). Aber dem nach seinem Tode gewählten Italiener Urban Vi. stellten die französischen Kardinäle einen Landsmann, Clemens Vii., entgegen, der wieder in Avignon blieb. Diese Kirchenspaltung wurde dadurch in die Länge gezogen, daß, sobald einer der Päpste starb, feine Partei einen neuen wählte. Der eine Papst hatte seinen Wohnsitz zu Rom, der andere zu Avignon. Als die allgemeine Kirchenverfammlnng, die 1409 zu Pisa tagte, beide Päpste absetzte und statt ihrer ein neuer erkoren wurde, dankten jene nicht ab, so daß 1411 sogar drei Päpste vorhanden waren. Außerdem wurden gegen das Papsttum viele Vorwürfe erhoben, daß es von den neueingesetzten

20. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 147

1911 - Breslau : Hirt
83. Siegmund. Das Konzil zu Konstanz. 147 und heiter gesellig, aber verschwenderisch, unternehmend, aber nicht aus-dauernd, hat er Groes, wie man von ihm erwartete, nicht geschaffen. Durch seine Gemahlin Maria, die Tochter König Ludwigs des Groen von Ungarn und Polen, war er König von Ungarn und hatte hier mit den Magnaten des Landes und den Trken zu kmpfen, die im 14. Jahrhundert bereits die Donau erreicht hatten. (Vgl. 86.) Sein vterliches Erbe, die Mark Brandenburg, hatte er zuerst an Belehnung Jobst von Mhren verpfndet, dann aber dem Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg aus dem Hause Hohenzollern, der ihm gegen die Trken beigestanden und seine Wahl zum deutschen Könige gefrdert hatte, erb- und eigentmlich bertragen (1415, Belehnung 1417). Fr das Reich hat er nur durch das Konzil zu Konstanz, das er berief, etwas geleistet, ihm aber andrerseits durch die Hussitenkriege schwer geschadet. Seine Versuche einer Reichsreform blieben ohne Ergebnis. Besonders aber traten während seiner Regierung die groen kirch-kirchliche lichen Fragen in den Vordergrund. Das Schisma, die von ictifsfrasen" ausgehende, von Hns aufgenommene Opposition gegen die Kirche und das Verlangen nach einer Reform der Kirche an Haupt und Gliedern fhrten zu den groen Konzilien zu Konstanz und Basel. Die Anschauung, da der Papst zur Oberherrschaft der ganzen Christen- Zustand der heit berufen sei, wurde schwer durch seinen andauernden Aufenthalt in Avig- trt^e' non erschttert, wo er im Dienste der franzsischen Könige stand. Er war kein universaler, sondern nur noch ein national-franzsischer Papst. Daher gewann der zuerst von Friedrich I. auf dem Reichstage zu Besancon (vgl. 54) ausgesprochene Grundsatz von dem gttlichen Ursprnge des Knigtums bei den christlichen Herrschern immer mehr Anhnger, die den Einflu des Papstes zu beschrnken versuchten. Ferner hatte die Kurie in Avignon, wo sie der Einknfte aus dem Kirchenstaate beraubt war, ein drckendes Besteuerungssystem der einzelnen Kirchen ausgebildet, das immer verhater wurde. Hieraus erklrt sich der wachsende Widerspruch gegen die ppstlichen Ansprche, der in weiten Kreisen Beifall fand. Auch warben die Waldenser noch immer heimlich Anhnger. An der Sorbonne in Paris *) wurde die Lehre vorgetragen, da die Verfassung der Kirche gendert werden msse. Noch weiter ging der Englnder Wiclif (f 1384) an der Universitt Oxford. Er verwarf die ppstliche Gewalt, ebenso wie die Dogmen von der Ohrenbeichte und der Wandlungslehre, weil sie mit der Heiligen Schrift L nicht im Einklang stnden. Unertrglich wurden die kirchlichen Zustnde, als 1377 neben dem Papst Das in Avignon auch ein Papst in Rom gewhlt wurde und damit die Kirchen- 0c*,5ma-spaltung, das Schisma", eintrat. Die Lage verschlimmerte sich noch da-durch, da man seit dem Kardinalkonzil von Pisa, das 1409 zusammentrat, um das Schisma zu beseitigen, sogar drei Ppste hatte. *) Theologische Schule, von Robert de Sorbon um 1270 gestiftet, spter theologische Fakultt der Pariser Universitt. 10*