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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 259

1888 - Habelschwerdt : Franke
259 säßig gebliebenen Preußen verschmolzen hatten, war der Orden, da ihn kein Familienband verknüpfte, dem Lande und Volke fremd geblieben und wanderte mit jedem neuen Ritter gleichsam von neuem ein. c) Die reich entwickelten inneren Kräfte des Landes waren über die festen Formen des Ordens hinausgewachsen. Letzterer leistete aber dem Verlangen der Städte und des weltlichen Adels nach Anteil am Regimente energischen Widerstand. d) Die feindlichen Nachbarn waren gewaltig erstarkt. Mit ihrer Bekehrung zum Christentume war aber auch die ursprüngliche Aufgabe des Ordens geschwunden. B. Krieg mit Polen. a) Der erste Kamps. Der mächtigste Gegner des Ordens war der Großfürst Jagicllo von Litauen, der durch feine Heirat mit der polnischen Königstochter Hedwig Polen mit feinem Reiche vereinigt hatte. Grenzstreitigkeiten führten nach der Erwerbung der Neumark durch den Orden endlid) zum offenen Kampfe. In der ©chladjt bei Tannenberg, 1410, erlag das Ordensheer der Übermacht des Gegners. Zwar rettete der Komtur Heinrich von Plauen die Marienburg, aber im ersten Frieden zu Thorn, 1411, mußte der Orden Samogitien und Dobriu an Polen abtreten. b) Innere Kämpfe. Unterdessen wud)s die Unzufriedenheit im Lande und die Zuchtlosigkeit im Orden. Unter dem preußischen Landesadel bildete fid) gegen den Orden die (Sidechfcngefellfdjaft; Geldnot zwang den Orden, aus Abgeordneten des Adels und der Städte einen Landesrat zu bilden, von dessen Genehmigung neue Steuerauslagen abhängen sollten, und endlid) schlossen Städte und Adel den preußifd)en Bund, der in offene Verbindung mit den Polen trat. e) Ausgang des Krieges. Zwar errang der Orden noch einige Vorteile, aber bei der fortwährenden Geldnot und bei der ausbleibenden Reichshilfe unter Kaiser Friedrich Iii. war der Kampf ein nutzloser, und im zweiten Frieden zu Thorn, 1466, mußte der Orden die Westhälfte an Polen abtreten, die Ost-hälfte aber als polnisches Lehen annehmen. Der Sitz des Ordens war seitdem in Königsberg. 17*

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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 315

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Zwei Zeitbilder aus der Weichselniederung. 315 *14-2. Zwei Zeitbilder aus der Ytfeichielniederung. I. 1. Ls war im Jahre 1519. Über dem Wasser der Weichsel starrte, geborsten und in riesige Lchollen zusammengeschoben, die Eisdecke. Ein lauer Westwind hatte die Landschaft mit neuem flockigen Flaum überzogen. Er deckte die kahlen Stellen der Heide und verbarg die Fährten der Wölfe und die Ltapsen der Raubvögel, die Geleise der Schlitten und die braunen Steige, welche der Fuß des Menschen gedrückt hatte. Km Ufer des Ltromes lagen die Kltstadt und Neustadt, welche den Namen Thorn führten und einem Uate gehorchten, noch durch Mauern und Tore voneinander ge[ci)ieöert; nach außen aber bildeten sie eine einige Burg mit vielen stolzen Türmen, aus drei Leiten von einem breiten Graben umgeben,' an der vierten wälzte sich unter der Eisdecke das wilde Weichsel- wasser und rüttelte an den Pfosten der langen Brücke, welche die Bürger erst vor kurzem gezimmert hatten, damit ihnen der Verkehr nach Polen beauemer sei. Dreihundert Jahre hatte dieses feste Feldlager deutscher Krveiter an der Llavengrenze bestanden. Zuerst war es von holz gewesen; dann hatten die Ansiedler sich eine Mauerrüstung aus gebrannten Steinen errichtet. Laßen die Männer von Thorn auch nicht in der größten Ltadt des Weichsellandes - denn Danzig an der Lee war mächtiger geworden - sie freuten sich doch des Vorrechts der ältesten; ihre Bürgermeister führten den Vorsitz im gemeinsamen Bat der Städte; als Glieder der Hansa waren sie heimisch auf den Kontoren von Lübeck und Brügge und übten herrenrechte an dem Ltrande von Lchonen, wo das Ltadtzeichen über den Lagerhäusern ihrer Fischer befestigt war. Sie waren Deutsche geblieben und sahen mit geheimer Verachtung auf die polnische Unordnung jenseits der Weichsel; aber auch über ihrer Ltadt schwebte gebietend der weiße Udler der Polen. Denn zur Zeit der Großväter hatte sich das ganze Weichselland von Thorn bis zur Lee gegen den ver- dorbenen deutschen Grden empört und der Krone Polen unterstellt. Überall zürnte und spottete man über den verfall des Ordens, und die wellklugen Männer von Thorn haßten den Gedanken an eine Rückkehr der tyrannischen Grdensherrschaft. Sie hofften für sich und ihre Ltadt aus dem großen polenreiche ein fröhliches Aufblühen; sie verstanden es trefflich, sich von dem Polenkönige als Belohnung ihrer Treue wertvolle Vorrechte zu erhandeln, wunderten sich aber zuweilen, daß trotz alledem ihrer Ltadt ein völliges Gedeihen doch nicht wiederkehren wollte. 2. Es war Wochenmarkt in der Fastnacht, das lustigste Frühlings- fest der Ltadt Thorn. Durch die klare Luft klang das Morgengeläut der kleinen und großen Glocken; jede der metallenen Ltimmen redete vertrau- lich dem Ltadtsohne zum Herzen; denn in jeder vernahm er den Gruß eines Schutzheiligen der Stadt, und jede hatte hohe Ltunden seines eigenen Lebens geweiht. Weit über die Dörfer und Wälder, den Ltrom entlang nach Polen hinein drang der Morgengruß der großen deutschen Burg, und das raublustige Gesindel, welches mit den Wölfen und Füchsen bei Nacht über die preußische Heide trabte, wandte sich mißvergnügt von dem Klange ab nach seinen wilden Schlupflöchern. Als die ersten Festgenossen des Tages schwärmten die Kinder aus den Häusern; sie wateten lustig im weichen Schnee und sprangen im Neigen,

2. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 315

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Zwei Zeitbilder aus der Weichselniederung. 315 *14-2. Zwei Zeitbilder aus der Weichielniederung. I. 1. (Es war im Jahre 1519. Über dem Wasser der Weichsel starrte, geborsten und in riesige Schollen zusammengeschoben, die Eisdecke. Ein lauer Westwind hatte die Landschaft mit neuem flockigen Flaum überzogen. Erdeckte die kahlen Stellen der Heide und verbarg die Zährten der Wolfe und die Stapfen der Raubvögel, die Geleise der Schlitten und die braunen Steige, welche der Fuß des Menschen gedrückt hatte. Rm Ufer des Stromes lagen die Rltstadt und Neustadt, welche den Namen Thorn führten und einem Rate gehorchten, noch durch Mauern und Tore voneinander geschieden,' nach außen aber bildeten sie eine einige Burg mit vielen stolzen Türmen, aus drei Zeiten von einem breiten Graben umgeben; an der vierten wälzte sich unter der Eisdecke das wilde Weichsel- wasser und rüttelte an den Pfosten der langen Brücke, welche die Bürger erst vor kurzem gezimmert hatten, damit ihnen der Verkehr nach Polen bequemer sei. Dreihundert Jahre hatte dieses feste Feldlager deutscher Rrbeiter an der Zlavengrenze bestanden. Zuerst war es von holz gewesen; dann hatten die Rnsiedler sich eine Mauerrüstung aus gebrannten Steinen errichtet. Saßen die Männer von Thorn auch nicht in der größten Stadt des Weichsellandes — denn Danzig an der See war mächtiger geworden - sie freuten sich doch des Vorrechts der ältesten,' ihre Bürgermeister führten den Vorsitz im gemeinsamen Rat der Stabte; als Glieder der Hansa waren sie heimisch aus den Kontoren von Lübeck und Brügge und übten herrenrechte an dem Strande von Schonen, wo das Stadtzeichen über den Lagerhäusern ihrer Fischer befestigt war. Sie waren Deutsche geblieben und sahen mit geheimer Verachtung aus die polnische Unordnung jenseits der Weichsel,' aber auch über ihrer Stadt schwebte gebietend der weiße Udler der Polen. Denn zur Zeit der Großväter hatte sich das ganze weichselland von Thorn bis zur See gegen den ver- dorbenen deutschen (Orden empört und der Krone Polen unterstellt. Überall zürnte und spottete man über den verfall des (Ordens, und die weltklugen Männer von Thorn haßten den Gedanken an eine Rückkehr der tyrannischen (Ordensherrschaft. Sie hofften für sich und ihre Stadt aus dem großen polenreiche ein fröhliches Rufblühen,' sie verstanden es trefflich, sich von dem Polenkönige als Belohnung ihrer Treue wertvolle Vorrechte zu erhandeln, wunderten sich aber zuweilen, daß trotz alledem ihrer Stadt ein völliges Gedeihen doch nicht wiederkehren wollte. 2. Es war Wochenmarkt in der Fastnacht, das lustigste Frühlings- fest der Stadt Thorn. Durch die klare Luft klang das Morgengeläut der kleinen und großen (Blocken; jede der metallenen Stimmen redete vertrau- lich dem Ztadtsohne zum herzen,' denn in jeder vernahm er den Gruß eines Schutzheiligen der Stadt, und jede hatte hohe Stunden seines eigenen Lebens geweiht, weit über die Dörfer und Wälder, den Strom entlang nach Polen hinein drang der Morgengruß der großen deutschen Burg, und das raublustige Gesindel, welches mit den Wölfen und Füchsen bei Nacht über die preußische Heide trabte, wandte sich mißvergnügt von dem Klange ab nach seinen wilden Schlupflöchern. Rls die ersten Festgenossen des Tages schwärmten die Kinder aus den Häusern! sie wateten lustig im weichen Schnee und sprangen im Reigen,

3. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 207

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
auf die polnische Unordnung jenseit der Weichsel, aber über ihrer Stadt schwebte gebietend der weiße Adler der Polen. Denn zur Zeit der Großväter hatte sich da« ganze Weichselland von Thorn bis zur See gegen den verdorbenen deutschen Orden empört und der Krone Polens untergestellt, weit ab im Osten lag das verkleinerte Ordensland wie eine Insel zwischen dem Meere und slawischem Gebiet. Auch diesen Landrest sollte der Hochmeister nur als Vasall der Krone Polen regieren, und da der junge Herr Albrecht von Brandenburg, welcher jetzt aus dem Hoch- meisterstuhle saß, die Lehnshuldigung noch nicht geleistet hatte, so wurde er in den Städten des polnischen Preußens mit Argwohn und Haß betrachtet. Denn überall zürnte und spottete man über den Verfall des Ordens, und die Bürger wurden nicht müde, arge Geschichten von Druck, Freveltat und nichtswürdiger Schwäche der alten Kreuzritter zu erzählen. Auch die weltklugen Männer, welche in dem Rate von Thorn saßen, haßten den Gedanken an eine Rückkehr der tyrannischen Ordensherrschaft und dachten feindselig an ihre Landsleute im Ordens- land. Sie hofften für sich und ihre Stadt aus dem großen Polenreiche ein fröhliches Aufblühen, sie verstanden trefflich, sich von dem Könige als Belohnung ihrer Treue wertvolle Vorrechte zu erhandeln und sie wunderten sich zuweilen, daß ihrer Stadt ein völliges Gedeihen nicht wiederkehren wollte. So glichen sie Matrosen, welche sich beim Schiff- bruch gegen den schlechten Schiffsmeister empört und auf einem Boot an das Land gerettet haben, und sie sahen hinüber nach dem verlassenen Schiff une aus die bedrängten Maate, welche bei dem Meister zurück- geblieben waren, in einem finsteren Groll, der vielleicht verstärkt wurde durch geheime Mahnung des Gewissens. Wer aber heut die Gassen der Stadt betrat, der merkte nicht, daß die Bürger durch schwere Händel und Kriegsgefahr gedrängt wurden. Es war Wochenmarkt in der Fastnacht, das lustigste Frühlingsfest der Stadt. Durch die klare Luft klang da« Morgengeläut der kleinen und großen Glocken, jede der metallenen Stimmen redete vertraulich dem Stadtsohne zum Herzen, denn in jeder vernahm er den Gruß eines Schutzheiligen der Stadt und jede hatte hohe Stunden seines eigenen Lebens geweiht. Vor allen erhob den ehernen Gesang das schöne Geläut der heiligen Jungfrau, welcher die erste Rede gebührte, da sie für die himmlische Gebieterin des ganzen Preußenlandes galt; wie im Wett- streit antworteten aus der Neustadt der große Jakob und die scharfe Stimme der Dominikaner von St. Nikokaus, gleich darauf folgten mit

4. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 22

1903 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
22 Marienburg und verteidigte sie erfolgreich. 1411 schlo er mit den Feinden den ersten Frieden zu Thorn. b) Der Orden gestand dem Adel und den Stdten die Mitregierung zu, da er schwere Steuern von ihnen verlangen mute. c) Diese Landstnde (Adel und Städte) bildeten 1440 den preuischen Bund gegen die bergriffe des Ordens; 1454 erklrten sie ihm den Krieg und riefen die Polen ins Land, d) Der Orden war ohne alle Mittel; deswegen verpfndete er die Neumark an Brandenburg und viele Burgen an seine Sldner, die sie fr Geld an die Polen auslieferten. So war das Ringen des Ordens vergebens; es folgte: 3. Der zweite Friede von Thorn 1466. Er bestimmte, da Westpreuen mit Ermeland an Polen abgetreten und Ostpreuen von Polen zu Lehen genommen wurde. Iv. Ende des Ordensstaates, l. Um diese polnische Lehenshoheit zu beseitigen, whlte der Orden einen deutschen Prinzen, Albrecht von Hohenzollern-Ansbach, zum Hochmeister. Obgleich er ein Schwestersohn des Knigs von Polen war, so wollte dieser doch seine Lehenshoheit nicht auf-geben. 2. Da trat auf Luthers Rat Albrecht 1525 mit den meisten -Ordensrittern zur lutherischen Kirche der; er verwandelte den kirchlichen Ordensstaat in ein weltliches erbliches Herzogtum, und als solches nahm er es von dem König von Polen zu Lehen. 3. Sein Sohn Albrecht Ii. regierte der fnfzig Jahre. Er war bldsinnig und hatte nur zwei Tchter. Deswegen erwarb Joachim Ii. die Mitbelehnung, und die Tchter vermhlten sich mit brandenburgischen Hohenzollern. Albrecht starb 1618, und somit fiel Preußen als polnisches Lehensland an Brandenburg. 9. Johann Sigismund 16081619. 1. Die Erwerbung des Herzogtums Preußen. 1. Johann Sigismund erhielt zunchst die Vormundschaft der den kranken Herzog Albrecht. 1611 erwarb er unter groen Opfern auch die Mitbelehnung. Als Herzog Albrecht Ii. 1618 starb, vereinigte Johann Sigismund Preußen mit Branden-brg. Es blieb allerdings ein polnisches Lehen, so da der Kurfürst als Herzog von Preußen Lehnsmann des Knigs von Polen war. 2. Bedeutung dieser Erwerbung, a) Das Herzogtum Preußen wurde dadurch vor gnzlicher Polonisierung bewahrt und somit dem Deutschtum und der evangelischen Kirche erhalten, b) Brandenburg wuchs bedeutend an Lnderumfang und Macht, c) Da Preußen nicht zum deutscheu Reiche gehrte, so war der Kurfürst nun ein europischer Fürst (freilich abhngig von Polen). Dabei aber blieb er der deutschen Sache

5. Neuere Geschichte - S. 290

1861 - Leipzig : Brandstetter
290 einzunehmen und seinen Gegner Stanislaus Lesczynski aus dem Reiche zu vertreiben. Von nun an gestaltete sich die Regierung August's Ii. friedlicher, jedoch hinderte ihn seine beschränkte Macht, für das Wohl Polens in entschiedener Weise zu wirken. Die Jesuiten übten im Stillen großen Einfluß auf die Gemüther. Religionshaß und Unduldsamkeit fanden hier einen besseren Boden als irgendwo. Bald erlangten die Katholiken das Uebergewicht auf dem Reichstage und es erfolgten neue Gesetze, welche die Gewissensfreiheit beschränkten. Unter dem polnischen Adel bildete sich gar bald eine Art von französischem Jesuitismus aus, zumal da die Polen für die französische Sprache und Sitte schon längst eine Vorliebe gefaßt hatten. Das neue Franzosenthum aber, in seiner Zierlichkeit und Eleganz ersetzte das sittliche Element eines freidenkenden Bürgerstandes nicht, und die rohen Sitten des Adels wurden unter den gefälligen Formen der französischen Etiquette und Galanterie nur dürftig versteckt. Als Beweis für die traurigen Folgen solchen Zwiespaltes im Innersten des Staatenlebens könnten eine Menge von Einzelnheiten gelten, deren Erwähnung hier zu weit führen würde. Großes Aufsehen machte ein Jesuitenstreit in der alten, von den deutschen Rittern gestifteten Stadt Thorn. Hier geschah es, daß im Jahre 1724 ein polnischer Jesuitenschüler bei Gelegenheit einer Pro- cession einige evangelische Zuschauer, welche nicht niederknieen wollten, mißhandelte. Daraus entstanden thätliche Streitigkeiten und der Urheber des Lärms wurde von der Wache verhaftet. Zur Wiedervergeltung be- mächtigten sich die Jesuitenschüler eines lutherischen Studenten und sperrten ihn in ihr Kollegium ein. Darauf versammelte sich eine Menge Stu- denten und Handwerksburschen, drangen in das Kollegium ein und befreiten den Gefangenen nach lebhafter Gegenwehr, wo allerlei Gewaltthätigkeiten und Störungen vorsielen. Der Magistrat, den Jesuiten abgeneigt, unter- ließ die Bestrafung dieses Unfugs, was die Ordensglieder bewog, vor dem Reichstage, der drei Monate nachher in Warschau zusammentrat, Klagen zu erheben. Mit lautem Unwillen und großer Erbitterung wurde diese That von den Bischöfen und Ständen ausgenommen, welche letztere alle römisch geworden waren, seitdem man die Dissidenten von der Gesetzgebung ausgeschlossen hatte. Die Sache wurde einem besondern Gerichte zngewiesen. Dieses begab sich nach Thorn, hielt eine strenge Untersuchung und erklärte das Geschehene für Kirchenfrevel, weil unter den zerschlagenen und verbrannten Gerüchen Muttergottesbilder gewesen waren. Zugleich verlangte man von einem Rathsdiener die falsche Aussage, daß der Magistrat den Befehl zu dem Auslaufe und zur Bestürmung des Kollegiums gegeben hätte, weshalb das Gericht die zwei Bürgermeister nebst neun anderen Bürgern zur Enthauptung und ihre Familien zum Verluste ihrer Güter verdammte. Die Verurtheilten, die sich durch die Flucht leicht hätten retten können, verließen sich, im Bewußtsein ihrer Unschuld, auf die Gnade des Königs.

6. Memorierstoff aus der vaterländischen Geschichte für katholische Volksschulen - S. 32

1892 - Düren : Solinus
— 32 — öo zeigt sie sich würdig der großen Fürstinnen, welche Preußens Thron gezieret. Sie hat sich deshalb auch die Herzen der Unterthanen erobert. Alle sind beseelt von dem Wunsche: „Gott schütze uni) erhalte unsere Kaiserin und das ganze kaiserliche Haus." 31. Geschichte Preußens. Ju der heutigen Provinz Preußen lebte vor vielen Jahren ein wilder, tapferer Bolksstamm, die Preußen. Gleich den alten Deutschen liebten sie Krieg und Jagd über alles. Sie beunruhigten fortwährend die benachbarten Völker, besonders die Polen. Da rief der Polenherzog im Jahre 1320 den deutschen Ritterorden zu Hilfe. )cach langem, hartem Kampfe wurden die Preußen besiegt. Sie mußten das Christentum annehmen und sich an bessere Sitten gewöhnen. Das eroberte Land war jetzt Eigentum des deutschen Ordens und bildete den Ordensstaat Preußen. Später entstand in dem Orden Zwietracht, und er geriet mit Polen in Krieg. Die Folge davon war, daß der ~rden Ä>estpleußen au den Koni.] von Polen abtreten mußte (im zweiten Frieden zu Thorn 1466) und nur Ostpreußen als polnisches lehen behielt. Zur Zeit der Reformation war Albrecht von Brandenburg Hochmeister des deutschen Ordens. Dieser trat zur Lehre Luthers über und verwandelte den Ordensstaat Preußen in ein weltliches Herzogtum. Lein Sohn Albrecht Ii. starb im Jahre 1618, ohne ntänn-liehe Erben zu hinterlassen, und Ostpreußen kam als polnisches Lehen an den Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg. Friedrich Wilhelm, der große Kursürst, gelangte in den unabhängigen Besitz von Ostpreußen. Sein Nachfolger Friedrich Iii. setzte sich die Königskrone auf und nannte sich nach dieser Provinz „König in Preußen". Durch die erste Teilung Polens (1772) wurde auch Westpreußeu mit dem Königreiche verbunden.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 88

1893 - Dresden : Ehlermann
88 feinem Bruder gab. Der hat noch manches Jahr Waldemars wegen mit den märkischen Städten in Fehde gelegen. Endlich blieb er Sieger- Waldemar entsagte der Mark und starb später zu Dessau, wo er auch begraben liegt. Nachmals hat man gesagt, der Pilger sei ein Mnllerknecht gewesen, Namens Jakob Nehbock, der lange Zeit an dem Hofe des Markgrasen Waldemar als Diener gelebt habe, und der seinem verstorbenen Herrn ähnlich gewesen sei. Die Feinde des Markgrafen Ludwig hätten ihn beredet, diesen Betrug zu spielen. Es wciß aber keiner genau, wie die Sache sich verhalten hat. 18. Die Gründung der Stadt Thorn. Nach F. v. Kvppen. Die Hohenzollern und das Reich. Zu der Zeit, als das ganze deutsche Land und auch Polen schon dem Christentum gewonnen war, beharrten die wilden Preußen, welche nördlich von Polen an den Ufern der Weichsel nach der Ostsee zu saßen, noch immer bei dem heidnischen Glauben. Vergeblich war das Bemühen vieler Glaubensboten gewesen, die ihnen das Evangelium gepredigt hatten. Die meisten derselben lagen in den Wäldern und Sümpfen des Landes erschlagen. Als nun ums Jahr 1200 der fromme Mönch Christian von Oliva in Preußen wirkte, sah auch er ein, daß er mit friedlicher Predigt nichts ausrichten konnte. Im Einverständnis mit dem Herzog Konrad von Masovien rief er deshalb den deutschen Ritterorden herbei, damit dieser sich das Land unterwerfe. Die Weichsel hinunter fuhren nun die ersten Ordensritter nach den Grenzen der Preußen und setzten sich zunächst in den Grenzburgen fest, welche die Polen am linken Ufer errichtet hatten. Von hier spähten sie über den gelben Strom aus Wald und Hügel des Kulmer Landes, das der Schauplatz der nächsten Kämpfe und ihre Heimat werden sollte; aber die neue Heimat dünkte ihnen gar unwirtlich und rauh, und das Volk war wilder, als sie es sich gedacht hatten. In der Gegend, wo heute Thorn liegt, ging Hermann Balk, der Führer der kleinen Lchar, auf das rechte Weichselufer. Hier gewahrte er eine uralte,^ mächtige Eiche, welche auf einem weitschauenden Hügel stand und dem Volke der Preußen für heilig galt. Diese wählte er zur ersten Burg im Kulmer Lande. Den Raum' rings um den Stamm ließ er durch Erd-wälle und Pfahlmerk umhegen und befestigen, über die untern starken Äste, welche nach Art des Baumes sich starr zur Seite streckten, ließ er Dielen legen und den Wipfel mit feinen niederhängenden Zweigen zu einer Laube wölben. Eine schmale, gewundene Treppe führte von den Wurzeln des Baumes zu dem gedielten und rings umschauten Raume in icr Krone hinauf. Dieser Behausung der Ritter gab Hermann Balk die

8. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 61

1891 - Paderborn : Heydeck
61 bezahlt werben, welche es vermöchten, für die Zahlungsunfähigen aber sollte es von den Ortskaffen entrichtet werben. Iv. Gegen das Ende der Regierungszeit Friebrichs des Gr. erfolgte die erste Kettung Polens. * Das Königreichs Polen, welches lange Zeit die Schutzwehr Deutschlands gegen räuberische Überfälle von Osten her gewesen war, verlor mehr und mehr an Ansehen. Des Landes eigentümliche Verfassung beschleunigte seinen Fall. Zwar stand ein König an der Spitze, „doch lag fast alle Macht in den Händen der überaus zahlreichen Adeligen. Über ihre Bauern herrschten diese mit unbeschränkter Freiheit, zu höheren Ämtern hatten nur sie Zutritt, bei Erledigung des Thrones waren sie es, die den neuen König wählten. Auf den Reichstagen aber, wo des Landes Beste hätte beraten werden sollen, konnte ein einziger Adeliger durch seinen Einspruch die Beschlüsse verhindern. Als 1763 durch den Tod Augusts Iii. der polnische Thron erlebigt war, verlangte die russische Kaiserin Katharina, daß ihr Günstling, der polnische Graf Stanislaus Poniatowski, gewählt werbe. Die Wahl kam zu staube, jeboch zur größten Unzusrieben-heit der polnischen Bevölkerung, umsomehr, ba die Kaiserin jetzt füfort für die Bekenner der griechischen und protestantischen Religion biefelben Rechte forberte, welche die Katholiken hatten. Die Unzu-friebenen verbanben sich, ein heftiger Bürgerkrieg kam zum Ausbruch. Die Kaiserin ließ ihre Truppen einrücken, und biefe besetzten sogar Krakau. Österreich und Preußen brangen mit einem Vermittelungsversuche nicht durch, und nun trat Friedrich Ii. mit der Zarin in Unterhaltungen über eine Teilung des Landes. Daburch kam der Vertrag von 1772 zu ftanbe, wonach Preußen die Teile erhielt, welche der beutfche Orben im Frieden von Thorn 1466 an die Polen verloren hatte: Westpreußen mit Ausschluß von Danzig und Thorn. (Netzebistrikt, Pommerellen und Bistum Ermlanb.) Auf biefe Weise war Friedrich Ii. Herr von ganz Preußen geworben und nannte sich nunmehr König von Preußen. Die neuen Lanbesstriche aber gewährten keineswegs einen erfreulichen Anblick; benn durch Kriege, Mißwachs und anftecfenbe Krankheiten hatten feine Bewohner empfinblich gelitten. Es schickte nun der König eine große Zahl seiner besten Beamten in das Land. _ Die Sanbfchaften würden in Kreise geteilt, jeber Kreis erhielt einen Lanbrat, eine Gerichts- und Gefuubheitsbehörbe. Auch die Post würde baselbst eingeführt, Kirchen und Schulen würden gegrünbet und zahlreiche beutfche Hanbwerker herbeigerufen. Die Brahe würde mit der Netze und so die Weichsel mit der Cber verbnnben. Auch hier würden ganze Strecken entwässert und dem Ackerbau gewonnen; beutfche Ansiedler wohnten in den neu angelegten Dörfern.

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 162

1911 - Berlin : Winckelmann
— 162 — Die Dorfhütten waren aus Holzstämmen erbaut und mit Stroh oder Schindeln bedeckt. Gemauerte Schornsteine hatte man nicht. Die Gemeindetriften und Weibeplätze waren mit Maulwurfshügeln und Disteln beb eckt. Man fanb unter dem Vieh nur kleine schwache Pferbe und magere Kühe vor. Kein Bauer bürste Schafzucht treiben, wenn er nicht bnrch alte Verbriefungen nachweisen konnte, daß er dazu befugt war. Hier und ba würde auch verboten, Ziegen zu halten. Neue Einrichtungen. In den brei harten Kriegen, die Friedrich führte, war von den österreichischen, russischen und preußischen Soldaten in den einzelnen Landschaften viel Schaden angerichtet. Aber wenige Jahre nach dem Siebenjährigen Kriege waren mehr als 200 neue Dörfer und gegen 2000 neue Häuslerstellen erbaut, und nicht selten fand man jetzt steinerne Häuser mit Ziegeldächern. Die Gemeindetriften und Weiden verteilte man auf Befehl des Königs an die Stellenbesitzer, und durch ein Gesetz sicherte Friedrich den Bauern die Erblichkeit ihres Eigentums. Die Schafzucht wurde eingeführt und der Kartoffelbau gepflegt. Außerbem erhielt jeder Bauer das Recht, bei der Regierung des Königs zu klagen, wenn ihm unrecht geschah. Vorher war der Edelmann auch Gerichtsherr gewesen und hatte nach Gutdünken über körperliche Züchtigung, Gesängnishast und Geldstrafen verfügt. Man kann sich daher leicht denken, daß die Bauern der eroberten Provinz die Wohltaten bankbar anerkannten, welche der große König ihnen gewährte. 92. Die erste Teilung poletts. 1772. Die Zustände Polens. Polen war zu Friebrichs Zeit ein Wahlreich, welches nur Edelleute und Bauern hatte. Letztere waren Leibeigene und hatten allein an den Staat die Steuern zu zahlen. Außerdem mußten sie auch an ihre Edelleute Gelb entrichten und Schafe, Käse und (betreibe abgeben. Der Bauer mußte ferner beim Edelmann die Burgen und Brücken bewachen, den Acker bestellen und die Ernte einbringen. Bei herrschaftlichen Jagben hatte er die Pferbe und Hunbe zu füttern. Dem Fürsten und bessen Beamten mußte er Vorspann gestellen und an die Kirche den Zehnten geben. Kein Leibeigener bürste ohne Erlaubnis des Ebelmannes aus seiner Wohnung ziehen. Vor Gericht fanb der Bauer kein Gehör. Ja, der Ebelmann zahlte nur eine Gelbstrafe, wenn er einen Bauer tötete. Schulen waren eine Seltenheit. Selbst ungebilbete Ebelleute bürsten die höchsten Beamtenstellen bekleiben. Auf dem polnischen Reichstage, wo der Bauer nicht vertreten war, ging es bunt her. Wenn ein A&georbneter bei Beratung und Abstimmung über wichtige Staatsangelegenheiten nur die Worte ausrief: „Nie pozwolam," b. H. „ich erlaube es nicht," so konnte ein Gesetz nicht zustanbe kommen. Die Teilung Polens. 1772. Bei biefem unheilvollen Zustanbe des Wahlreiches kam es bahin, daß große innere Unruhen im Laube ausbrachen, und schließlich Rußlanb, Österreich und Preußen (1772) eine Teilung des Landes vornahmen. Friedrich der Große erhielt Westpreußen (außer Danzig und Thorn), den Netzebistrikt (den größten Teil des Regierungsbezirks Bromberg) und Ermlanb. Westpreußen war seit dem Frieden zu Thorn (1466) polnisch gewesen und seit den Zeiten des deutschen Ritterorbens, wo es blühte, in großen Verfall geraten. Als Friedrich von biefer Provinz Besitz nahm, ließ er sich zu Marienburg hulbigen und nannte sich seitbem nicht mehr König in Preußen, sonbern König von Preußen, weil ihm jetzt Ost- und Westpreußen gehörte.

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 566

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
566 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 1273—1492. Widerstand. Nur ein Mann hielt noch die Sache seiner Brüderschaft, Heinrich von Plauen, der Komthur von Schwetz, der vom Hochmeister zur Deckung Pomerellens abgeordnet worden war. Kaum hörte er von dem Ausgange der Schlacht, als er eine kleine Schaar zusammenraffte und glücklich noch vor der Ankunft des Königs in der Marienburg eintraf. Sie war der Schlüssel der ganzen Ordens-Macht, mit ihrem Verluste war der Untergang seiner Herrschaft gewiß. Als der König vor der Burg erschien, schlug Heinrich von Plauen alle Angriffe der Polen tapfer ab. Dennoch konnte er nicht hoffen, das ganze Land zu retten. Er bot dem Könige für den Frieden das Culmerland, Michelau und Pomerellen. Dieser wollte ganz Preußen und Uebergabe der Burg. Das war zu viel. „Gott und die heilige Jungfrau wird uns helfen," sprach Heinrich, „ich werde nicht aus der Burg weichen!" Als die Nachricht ankam, daß der König von Ungarn in Polen eingefallen, verlieh der König Wladislaus den Städten, die sich ihm ergeben hatten, große Freiheiten und zog ab. In kurzer Zeit war der Orden wieder Herr seiner Länder und nur wenige Festen noch in der Polen Hand. Wen anders hätten die Ritter zu ihrem Hochmeister wählen können, als ihren Retter Heinrich von Plauen? Neue Söldner-Haufen verstärkten den Orden, doch diese kosteten große, unerschwingliche Summen, und der Meister mußte den Frieden schließen, zu welchem auch der Großfürst Witold sich neigte, dessen Verbindung mit Wladislaus loser zu werden anfing. Der Friede zu Thorn, 20. Januar 1411, war unter den damaligen Umständen noch günstig genug für den Orden, welcher Samogitien an Witold und Jagiello auf deren Lebenzeit abtrat und 100,000 Schock breiter prager Groschen Lösegeld für die Gefangenen entrichtete. Nie war ein Hochmeister unter schwierigeren Umständen gewählt worden und befand sich in einer so traurigen Lage wie Heinrich von Plauen (1410—1413) nach dem thovner Frieden. Die zerstörten und beschädigten Burgen und Städte sollten hergestellt, das verheerte Land wieder bevölkert und angebaut werden. Die Könige Wenzel von Böhmen und Sigmund von Ungarn verlangten große Summen wegen angeblich geleisteter Hülfe, die Söldner im Lande forderten ihren Sold, man konnte sie nicht behalten ohne Geld und nicht entlassen ohne Gefahr, denn König Wladislaus von Polen drohte immerfort Krieg, wenn der Orden die im Frieden von Thorn bedungenen 100,000 Schock Groschen nicht entrichten würde, und dieser konnte nur den ersten Termin abtragen. Dabei war das Land durch den Krieg erschöpft, der Schatz leer, Adel und Städte murrten, sie hatten ihre Gesinnungen gegen den Orden schon offenbar gezeigt, und der Wahn von der Unüberwindlichkeit desselben war verschwunden. Der eiserne Heinrich von Plauen war allein der Mann, um solchem Schicksal die Stirn zu bieten. Gewöhnliche Maßregeln reichten nicht aus, er griff durch. Einziehung der Güter und hohe Strafgelder wurden verhängt über die dem Orden unge-

11. Geschichtliches Hülfsbuch für die oberen Klassen der höheren Mädchenschulen - S. 148

1888 - Leipzig : Teubner
148 Die erste Teilung Polens 17t2. . 189. Polen befand sich infolge des Wahlknigtums schon lange in einer inneren Zerrttung. Die Kaiserin Katharina Ii. von Rußland, die Nachfolgerin ihres ermordeten Gemahls, Peters Iii., wollte Rußland auf Kosten Polens und der Trkei vergrern. Sie mischte sich in die Streitigkeiten der polnischen Parteien, um sich womglich des ganzen Landes zu bemchtigen. Welche Gefahr fr Preußen und Ostreich? Die drei Mchte verabredeten 1772 die erste Teilung Polens. Preußen erhielt Westpreuen (ohnedanzig und Thorn), Ermeland und den Netzedistrikt. Die Teilung Polens erscheint als eine an einer freien Nation verbte Gewaltthat. Aber welches gute deutsche Recht verfocht Friedrich Ii., wenn er sich an diesem Werk beteiligte? Welchen Wert hatte die Erwerbung Westpreuens fr die preuische Monarchie? (1793 erfolgte die zweite Teilung Polens zwischen Ru- ! land und Preußen; 1795 die dritte Teilung zwischen den drei Mchten; durch dieselbe wurde Polen vernichtet. Preußen behielt aus den polnischen Teilungen auer West-preueu mit Danzig und Thorn und Ermeland dieprovinzposen, Das Hinzukommen so vieler slavischen Unterthanen war fr j Preußen kein reiner Gewinn (weshalb mcht?\ Ostreich erwarb Galizien und Lodomirien, Rußland das brige.) Friedrich der Groe als Friedensfrst. . 190. Zur Verbesserung der Rechtspflege traf Friedrich Maregeln gegen die Verschleppung der Prozesse. Die Richter sollen ohne ] jedes Ansehen der Person richten. Jeden willkrlichen Eingriff in j den Rechtsgang von seiner Seite (Kabinettsjustiz) erklrte er im voraus fr ungltig. Trotzdem griff er in den Mller Aruoldfchen ] Proze ein; was trieb ihn dazu? Ebendieselbe Sorge fr das Wohl seiner Unterthanen, auch j der geringsten, zeigte der König in allen Dingen. Was sagte er zu der Wahl eines Landrats, der frher mit feiner Mutter einen Proze gefhrt hatte? So umfate er als Philosoph und Mensch alle seine Unter- .>

12. Bd. 1 - S. 391

1795 - Berlin : Voss
591 Preussen. öfters Einfälle thaten, und die Polen zum Widerstande zu schwach waren; so riefen sie die deutschen Ritter (s. Heitersheim) zu Hülfe, welche auch nach einem fünfzigjährigen Kriege das Land in ihre Gewalt brach, teil. Ihre tyrannische Negierung verursachte jedoch, daß im fünfzehnten Jahrhundert (1454) der größte Theil des Landes von ihnen absiel, und sich in polni, schen Schutz begab. Bei dieser Gelegenheit richteten die beiden Städte Danzig und Thorn eine eigne Regie, rung für sich ein, und wurden freie Städte. - Nun entstand aber zwischen den Ordensrittern und Polen ein blutiger Krieg, welcher sich damit endigte, daß jener Theil unter dem Namen des polnischen preussens der Oberherrschaft Polens unterworfen bleiben; das übrige aber die Ritter als ein polnisches Lehn behalten sollten. Diese Verbindlichkeit der Ritter veranlaßte nachher neue Kriege, bis im I. 1525 der damalige Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrcchr von Brandenburg, von Polen als ein weltlicher Herzog von Preussen anerkannt, und hiermit die Herrschaft der Ordensritter ausgehoben wurde. Albrecht führte sodann die protestantische Re, ligion in Preussen ein. Einer seiner Nachkommen, Friedrich Wilhelm der Große, befreietr sich von der Lchnsverbindlichkeit gegen Polen (r6;7), und dessen Sohn, Friedrich I, erhob Preussen zu einem König, reich (1701). Friedrich Ii, Enkel Friedrichs I, brach, te nach einer mit Rußland und Oestreich verabredeten Theilung von Polen, nicht nur daß vorhin genannte polnische Preussen (doch mit Ausschluß der Städte Dan, zig und Thorn) an sich (1772), sondern auch den Netz« distrikt und ein Stück von Grcßvolen. Nun hieß das Königreich Preussen, cvstpreussen, und das neu er, worbne Land, weffprenssen. Der jetzt regierende Kö, Db 4 nig,

13. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 234

1907 - Berlin : Schultze
— 234 — weltlichten immer mehr. Da erstand den Rittern ein mächtiger Feind in dem König von Polen, der mit den vereinigten Polen und L tauern in der Schlacht bei Tannenberg (1410) des Ordens Macht brach. Zwar rettete der tapfere Landmeister Heinrich von Plauen die Marienburg und erhielt im Frieden zu Thorn (1411) des Landes Selbständigkeit. Aber nach erneuten langwierigen Kämpfen mußte der Orden im Frieden zu Thorn (1466) Westpreußen an Polen abtreten und behielt nur Ostpreußen und auch dieses nur als polnisches Lehen. Der Sitz des Ordens wurde seitdem nach Kön gsberg verlegt. Um das verhaßte polnische Joch wieder abschütteln zu können, wählten die R' ter den Markgrafen Albrecht von Ansbach, einen Verwandten des Kurfürsten Joachim von Brandenburg, zum Hochmeister. Da in dem Lande schon vielfach die Reformation Eingang gefunden hatte, verwandelte dieser das Ordensland in ein weltliches Herzogtum, welches er nun von der Krone Polens als Lehen annahm. — Neben ihm erlangte Joachim ü. vom König von Polen die Mitbelehnung über Preußen. Nach dem Tode des blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, welcher seinem Vater, dem ersten Herzog Albrecht, gefolgt war, und für den schon Kurfürst Joachim Friedrich die vormundschaftliche Regierung geführt hatte, fiel Preußen als polnisches Lehen an Johann Sigismund von Brandenburg (1618). Johann Georg (1571—1598). — Johann war ein einfacher, sehr sparsamer Fürst, der bald Ordnung in die Finanzverhältnisse des Landes brachte und die vom Vater übernommene Schuldenlast tilgte. Er gewährte den um ihres Glaubens willen vertriebenen Niederländern Wohnsitze in seinem Lande; da diese meist betriebsame Gewerbsleute und fleißige Ackerbauer waren, trugen sie zur Hebung von Handwerk und Ackerbau wesentlich bei. Joachim Friedrich (1598—1608). — Er setzte bei seinem Regierungsantritt im Hausvertrag zu Gera noch einmal die Unteilbarkeit des Kurfürstentums Brandenburg fest. Er übernahm die vormundschaftliche Regierung Preußens für dessen blödsinnigen Herzog Albrecht Friedrich. Gemäß seinem Wahlspruche: „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang" sorgte er für Errichtung von Kirchen und Schulen. Um die Verwaltung des Landes besser ordnen zu können, stiftete er den „Geheimen Staatsrat", welchem die Regelung des Finanzwesens, die Sorge für Handel und Gewerbe, für das Kriegswesen sowie alle wichtigen Angelegenheiten des Landes oblag.

14. Heimatkundliches Lesebuch - S. 441

1912 - Danzig : Kasemann
441 wird er das Anerbieten Pappenheims dankend abgelehnt und auch keine Abgesandten nach Gardeleben geschickt haben — die Entfernung war doch zu groß, als daß auf diese Weise ein Erfolg hätte erwartet werden können; außerdem waren die Friedensverhandlungen zwischen Polen und Schweden zwar augenblicklich wiederum gescheitert, ihre Fortsetzung aber doch für die nächste Zeit in Aussicht genommen. Immerhin bleibt das Schreiben nicht nur für die Geschichte Danzigs, sondern auch in allgemeiner Hinsicht von Interesse, geht doch aus ihm deutlich hervor, wie schon damals die der kaiserlichen Partei in Deutschland von Gustav Adols drohende Gefahr von Männern wie Pappenheim richtig erkannt wurde. Otto Günther. Im Park zu Oliva. ^n allen Wipfeln hängt die Silberträne der Sommernacht in keuschem Morgenglanz, wie stille Lichtgedanken ziehen die Schwäne, umduftet süß von reichem Blütenkranz. Das Sonnenlicht fällt hell wie blonde Locken durch Busch und Baum und zartes Sommergrün, und durch den Glanz die alten Klosterglocken wie fromme Pilger ernst und langsam zieh'n . . . Wie in des Domes dämmerdunklem Raum kniet deine Seele andachtstill nun nieder — du träumst — und deine Stirn: sie fühlt es kaum, wie sie umschmeichelt blütenreicher Flieder. Wie eines Herzens Unrast klingt das Brausen des Wasserfalls aus dunkelgrünem Grund, und aus des Sturzes ungestümem Sausen hörst du's wie Sehnsuchtrus von heißem Mund . . . Hell grüßt das Schloß zum Wald und gold'nem Feld, und wie hier einst den Schwertern Rast beschieden: — mit sich, dem lauten Leben und der Welt macht auch das Herz nun still und selig Frieden. — — Brnno Pomp ecki. Thorn unter polnischer Oberhoheit. Turch den zweiten Frieden non Thorn vom 9. Oktober 1466 wurde Westpreußen an Polen abgetreten und dadurch die Schutzherrschaft Polens über Thorn eine dauernde.

15. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 7

1858 - Breslau : Hirt
Dir Weichsel. 7 ligionskenntniß haben, deren Welt ihr Floß oder Holztraft ist. Traften nennt man die Holzstöße, welche aus Galizien und Polen auf der Weichsel herabgebracht werden. Sie sind in unabsehbarer Länge an- einandergebunden, und auf ihnen befinden sich aus Brettern zusam- mengeschlagene Häuschen, in denen die auf den Traften befindlichen Leute wohnen. Ein langer, blonder Bart bedeckt das Gesicht der Flöß- knechte; ein graubrauner weiterwollkittel oder Schafpelz, dessen Wolle sie je nach der Witterung nach außen oder innen kehren, Hosen von grobem Drillich machen ihre Bekleidung aus. Mit hölzernem Löffel essen sie, während ihre Feuer einen grellen Schein auf die Getreidekähne, die unabsehbar sich hinziehenden Traften und auf die langen Weichsel- kähne mit dem unförmlichen Steuerruder und den thurmhohen Ma- sten werfen. 4. Die Städte an der Weichsel. An der Grenze West- preußens erhebt „die Königin der Weichsel", das alterthümliche Thorn, ihre gewaltigen Ring- und Festungsmauern. Thorn war die erste Feste, welche der deutsche Ritterorden erbaute. Die Stadt wurde bald so mächtig, daß sie nächst Danzig für die angesehenste Handelsstadt Preußens galt, bis die polnische Herrschaft, unter welcher sie von 1466—1793 stand, Handel und Macht herabbrachte. Sie ist die Vaterstadt eines der berühmtesten Sternkundigen, des Niko- laus Kopernikus; er wurde im Eckhause am altthornschen Thore am 19. Februar 1493 geboren und lebte als Domherr in Frauen- burg am frischen Haffe, wo er 1573 starb. Er hat die Ent- deckung gemacht, daß die Planeten sich um die Sonne drehen in länglichrunden Bahnen, und daß die Erdkugel sich außerdem noch um sich selbst bewegt. Thorn wurde durch Kopernikus weltberühmt und errichtete ihm 1853 eine Bildsäule. Den Fluß weiter hinab steigen an der rechten Seite auf den belaubten Uferhöhen die mit vielen Thürmen versehenen Kirchen der ehrwürdigen Stadt Culm empor. Dort am Fuße der Berge ließen sich die Ordensritter zuerst nieder, nachdem ihnen das Culmer Land vom Herzoge Conrad als Preis für ihren Beistand geschenkt worden war. Hier erwuchs der deutsche Bürgerstand zu Reichthum und Macht, wovon das gothische Rathhaus, sowie die freundlichen breiten Straßen mit ihren vielstöckigen Häusern zeugen. Oberhalb der Ossamündung erscheinen über Flachskähnen, Ge- treidespeichern und Baumgängen die grünen Wälle und Mauern der Feste Graudenz, welche Courbiere (spr. Kurbiähr) 1807 so rühmlich vertheidigte. Den Franzosen gab er auf die Meldung, daß es keinen König von Preußen mehr gäbe, die männliche Antwort: „So bin ich König von Graudenz." Die Feste ist von Friedrich dem Großen auf einem Berge eine Viertelstunde unterhalb der Stadt erbaut worden. An dem rechten Ufer der Nogat, etwa 2 Meilen von ihrer Mündung in das frische Hass, liegen die mittelalterlichen Thürme und

16. Geschichte der neueren Zeit - S. 177

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 177 — 2. Preußen und Rußland schlossen deshalb auf acht Jahre ein Verteidigungsbündnis : a) sie wollten die bestehende polnische Verfassung (= die Ohnmacht Polens) aufrecht erhalten, b) sie wollten die Wahl eines einheimischen Königs durchsetzen, c) sie wollten den Evangelischen und den Römisch-Katholischen die entzogene politischegleich-berechtigung wieder verschaffen. 3. Preußen und Rußland begründeten durch dieses Bündnis ein Gegenseitigkeitsverhältnis: in der Zu- kunft bildete dieses einen Grundpfeiler der deutschen und der europäischen Politik. 441. Welche Ursachen führten zu den Teilungen Polens (1772, 1793 1795)? 1. Das polnische Reich war eine Aristokratie mit einem völlig machtlosen W a h 1 k ö n i g e an der Spitze. 2. Das polnische Volk war wohl zu vaterländischer Begeisterung und zu todesmutiger Tapferkeit fähig: a) es fehlte ihm jedoch das einmütige Handeln, b) es mangelte an freiwilligem Verzicht auf ständische Vorrechte. 3. Die polnische Verfassung führte zu einer unheilbaren Anarchie: a) der A d e 1 nahm alle Rechte für sich in Anspruch, b) der Mittelstand fehlte, c) die niederen Stände sollten alle Pflichten und Lasten tragen. 442. Welches waren die Urheber der polnischen Teilungen? 1. „F r i e d r i c h ist durch den Ehrgeiz der beiden Kaiser-h ö f e zu dieser Erwerbung fast fortgerissen worden“ (Mirabeau). 2. „Der Gedanke ist, von Österreich veranlaßt, in den Petersburger Salons aufgegriffen worden. Friedrich hat den Anstoß gegeben, daß derselbe so große Ausdehnung annahm“ (v. Ranke). 443. Welche Ergebnisse hatte die erste Teilung Polens? 1. Polen büßte wertvolle Grenzlande ein, die es früher meist den Nachbarn zur Zeit ihrer Schwäche entrissen hatte. 2. Preußen gewann die unentbehrlic.heverbindung zwischen seinen Mittelprovinzen und dem abgelegenen Ostpreußen: a) es erhielt Westpreußen außer Danzig und Thorn, Meißner, Studienfragen zur deutschen Geschichte der Neueren Zeit. 12

17. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 511

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Friedrich der Große 1740—1786. 511 sönliche Regierung, seine Minister waren nur ausführende Beamte und Helfer; seine Pläne teilte er ihnen erst mit, wenn er zur That schritt. Er ließ sich von dem Gedanken leiten, daß der König der erste Beamte des Staates sei, und daß der Staat des Volkeswegenbestehe. Es war sein Grundsatz, alles selbst zu sehen, anzuordnen und zu leiten. Deshalb bereiste er jedes Jahr die Provinzen. Als ihm einst die Ärzte davon abrieten, sagte er: „Ich muß hin, sonst werden meine Minister Könige und meine Generale Tyrannen." Die Beamten hatten darum einen schweren Stand, weil er an sie dieselben Anforderungen stellte, wie an sich selbst. Wenige konnten ihm genug thun; deshalb erschien er oft hart und ungerecht. Der Dichter Wieland sagt: „Friedrich ist ein großer Mann, aber vor dem Glück, unter seinem Stocke zu leben, bewahre uns der Himmel." Doch war der König gegen tüchtige Beamte freundlich und zuweilen freigebig. Der besseren Verwaltung wegen hat er im General-Direktorium vier neue Abteilungen gegründet (für die Kriegsverwaltung, für Handel und Industrie, für Berg- und Hüttenwesen). Von besonderer Wicht-tigkeit wurde die Einrichtung eines Justizministeriums, welches die vom König geordnete Rechtspflege zu überwachen hatte. 10. Des Königs friedlicher Erwerb und Machtstellung. Die Wirren und Unruhen, welche seit langer Zeit in Polen herrschten, brachten die Mächte Rußland, Preußen und Österreich zu dem Entschlüsse, dieses Land zu teilen, was im Jahre 1772 in der Weise geschah, daß jede der drei Mächte den ihr zunächst liegenden Strich von Polen nahm. Friedrich erwarb Westpreußen, ohne Danzig und Thorn, und das Netzegebiet, eine altdeutsche Niederlassung, durch welchen Besitz Ostpreußen mit den Marken verbunden wurde. Infolge dieses bedeutenden Gebietszuwachses betrachtetete sich der König nicht mehr als einen Reichsfürsten, welcher außerhalb der Reichsgrenzen ein vom deutschen Reiche unabhängiges Land besaß, sondern umgekehrt als einen der vielen auswärtigen Fürsten, welche Reichsländer innehatten. Friedrich selbst gab dem Ausdruck, indem er sich nicht mehr König in Preußen, sondern König von Preußen nannte. Im Deutschen Reich stieg Friedrichs Ansehen und Einfluß immer mehr. Überall war er bemüht, den Frieden zu erhalten und der Eroberungssucht seiner Nachbarn Einhalt zu thun. Zu diesem Zwecke begann er in hohem Alter und körperlich leidend im Jahre 1778 den bayrischen Erbfolgekrieg gegen Österreich, das zur Vergrößerung

18. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 70

1837 - Leipzig : Crayen
70 Ii. Abschnitt. Die Churfürsten von Brandenburg re. aber traten sie auf und brachten bei dem Hochmeister die bittersten Klagen über Bedrückungen und über die Zügellosigkeit der Ritter an. Der Hochmeister hatte gern dem Lande und den Städten geholfen, denn ihre Klagen waren gegründet, aber die Ordensritter wollten von Nichts wissen und verwarfen die billigsten Forderungen. Als das die Landstande vernahmen, schlossen sie einen Bund und vereinigten sich, die Rechte und Freiheiten des Landes zu erhalten und der Willkür der Ordensritter ein Ende zu machen. Der Hochmeister bestätigte dies Bündniß; aber dadurch hatte er es ganz und gar mit dem Orden verdorben. Müde der Regierung, legte er das Hochmeisteramt nieder. Der Bund, bange, der folgende Hochmeister möge ihm nicht gün- stig sein, suchte die Bestätigung des deutschen Kaisers nach und erhielt sie. Darüber geriethen die Ordensritter in den höchsten Zorn, erklär- ten die Bundesglieder für Aufrührer, verboten die Zusammenkünfte und droheten mit Gewalt. Da that der Bund, zu welchem beinahe alle Städte und der niedere Landadel gehörte, einen sehr entscheidenden Schritt. Er sagte dem Orden den Gehorsam auf und kündigte ihm Krieg an. Um aber der Macht der Ordensritter desto besser widerste- hen zu können, schloß er ein Bündniß mit dem Könige Kasimir von Polen und erkannte die Oberlehnsherrschaft desselben über Preußen unter dem Bedinge an, daß Polen dem Bunde Hülfe leisten, und Preußen einer freien Verfassung genießen solle. Kasimir sagte dies zu. Jetzt begann ein Krieg, welcher dreizehn Jahr wahrte. Die Partheien wütheten fürchterlich gegen einander und das Blut floß in Strömen. Es war ein wahrer Verheerungskrieg. Das herrliche, blühende Preußen lag verödet da, die sonst so reichen Ordensritter waren verarmt, die Städte hatten ihren Wohlstand verloren. Auch Polen hatte unaussprechlich gelitten. Äon dem 100,000 Mann star- ken polnischen Heere waren l^Ml3 Jahren kaum noch 5000, das Ocdensheer war von 70,00^auf 1700 herabgekommen. Die Partheien konnten aus Erschöpfung den Kampf nicht weiter führen. Es wurde 1460 zu Thorn Frieden geschlossen. Der Orden mußte ganz Westpreußen abtreten; es wurde eine Republik unter polnischem Schutz. Ostpreußen behielten die Ritter, doch als Lehen von Polen. Preußen's Wohlstand war vernichtet, die Macht des deutschen Ritter- ordens für immer zertrümmert. Der Verlust so schöner Landstriche mußte gewiß dem Orden sehr- schmerzlich sein, aber noch schmerzlicher war ihm die polnische Lehns- pflichtigkeit. Offenes Widerstreben konnte jedoch nur Alles verderben, darum schlugen die Ritter einen andern Weg ein, um nach und nach sich von der Lehnspflicht los zu machen. Sie wählten Fürsten zu Hochmeistern, die durch Verwandtschaft dem polnischen Königshaufe nahe standen. Durch diese Bande hoffte der Orden Vortheile zu er- ringen. Unter solchen Umstanden gelangte Markgraf Albrecht von Brandenburg, ein Prinz von der fränkischen Linke und ein Schwester- sohn des polnischen Königs, zum Hochmeisterthum des Ordens. Er

19. C. Nieberdings Leitfaden bei dem Unterricht in der Erdkunde - S. 9

1886 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 9 — heißt Ekliptik. Den nördlichsten und den südlichsten Punkt der Ekliptik nennt man die Sonnenwende- oder auch Solstitialpuukte, die beiden Punkte, wo sich die Ekliptik und der Himmelsäquator schneiden, nennt man Äquiuoctialpunkte. (Zeichnung!) Zus. Erklärung der Namen der Sternbilder des Tierkreises im Anschluß an die mit den Nilüberschwemmungen in Verbindung stehenden Erscheinungen! § 10. Are doppelte Bewegung der Grde. 1. Die Sonne und die übrigen Gestirne bewegen sich also innerhalb eines Tages um die Weltachse von O. nach W. Doch das ist nur Schein. In Wirklichkeit bewegt sich die Erde innerhalb eines Tages einmal um ihre Achse von W. nach O. — Rotation. Die Geschwindigkeit einzelner Punkte auf der Erdoberfläche bei der Rotation nimmt vom Äquator uord- und südwärts anfangs langsam, nachher schnell ab; sie beträgt auf dem Äquator in 1 Sek. 464 m, auf dem 50. Breitengrade etwa 312 m, an den Polen ist sie = 0. Zus. Die Grüude für die Annahme der Rotation der Erde sind folgende: a) Die Entfernung und Größe der übrigen Körper des Sonnensystems, b) Die Achsendrehung der übrigen Planeten. (Negative Beweise.) c) Die Abplattung der Erde an den Polen, d) Die Ablenkung eines frei fallenden Körpers, e) Die Ablenkung der Wind- und Meeresströmungen, f) Der Foucaultsche Pendelversuch, g) Die Zunahme der Schwerkraft gegen die Pole hin. (Positive Beweise.) 2. Die Sonne bewegt sich außerdem innerhalb eines Jahres durch die Ekliptik um die Erde. Auch das ist nur Schein. In Wirklichkeit bewegt sich die Erde innerhalb eines Jahres einmal um die Sonne durch die Ekliptik, welche also nur die scheinbare Sonnen-, aber die wirkliche Erdbahn ist — Revolution. Die Erde ist immer 180° von dem Punkte der Ekliptik entfernt, in welchem die Sonne zu stehen scheint. Wenn z. B. von der Sonne aus die Erde in dem Zeichen der Wage gesehen werden würde, sehen wir die Sonne in dem Widder n. s. w. Zus. 1. Fast das ganze Altertum und Mittelalter glaubte, die Erde stehe fest im Mittelpunkte des Weltraums. Das bekannteste gäozentrische System ist das des Astronomen und Geographen Ptolemäus (160 n. Chr.), welcher sich die Wett gleichsam aus 12 Kugelschalen bestehend dachte, die konzentrisch um die Erde als ihren Mittelpunkt lägen. (Zeichnung!) Der eigentliche Begründer des heliozentrischen Systems ist Nikolaus'kopernikus (geb. 1473 zu Thorn), welcher lehrte, die Sonne stehe als Leuchte der Welt auch im Mittelpunkte der Welt, und sämtliche Planeten bewegten sich um die Souue als ihren Zentral-korper. Die Gesetze der Bewegung der Planeten und der Gestalt ihrer Bahnen wurden entdeckt von Johann Kepler (geb. 1571), welcher zuerst den Satz aussprach: Die Bahu eines Planeten ist eine Ellipse, in deren einem Brennpunkte die Sonne Jteht. Aber die innere Kraft des ganzen Systems war für Kepler noch ein Rätsel. Dieses wurde gelöst durch Newton, spr. Njtit’n (geb. 1642) den Entdecker des Gravitationsgesehes, welches den Schlußstein des forpentifanifefien Weltsystems bildet. (Zeichnung!)

20. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 364

1886 - Leipzig : Spamer
364 Marienburg, der Sitz der Hochmeister. Ein Strafgericht gegell Andersgläubige. Zwar wurde auch der unter der Herrschaft des Ordens verbleibende östliche Teil des Landes durch seine Abhängigkeit von der polnischen Krone an einer gedeihlichen Entwicklung viel- fach behindert. Weit unheilvoller gestalteten sich aber die Folgen der Empörung für das direkt unter die polnische Oberhoheit gekommene westliche Preußen. Fast nur das in sich mächtige und starke Danzig erfreute sich, aller Beschrän- hingen seines Handels von seiten des Ordens nunmehr enthoben, wirklich einer Zeit hoher Blüte und stets zunehmenden Wohlstandes. Die noch nicht völlig vollzogene Germanisierung Pommerellens wurde dadurch natürlich aufgehalten und zum Teil rückgängig gemacht. Auch in die völlig deutschen Gebiete auf dem rechten Weichselufer drang vielfach das polnische Element ein, so daß viele der größeren Güter in den Besitz polnischer Adliger gelangten und die arbeitende Klasse auf dem Lande und selbst in den Städten zum Teil der polnischen Natio- nalität angehörte. Mit Mühe nur vermochten die größeren Städte die ihnen fest zugesicherte Selbstverwaltung gegen die Übergriffe der Polen einigermaßen zu wahren, die um so gehässiger und planmäßiger versucht wurden, seit durch die Reformation, der sich die deutsche Bevölkerung fast vollständig anschloß, der Gegensatz sich noch verschärfte. Welch eine Rute sich das Land mit der Übernahme der polnischen „Schutz- Herrschaft" selbst aufgebunden, sollte gerade Thorn, von wo die Auflehnung gegen den Orden ihren Ausgang genommen, in schrecklicher Weise erfahren. Obwohl im Frieden zu Oliva 1660 ausdrücklich festgesetzt war, daß der Besitz- stand der Religionsparteien unverändert in dem Stande wie bei Abschluß des Friedens bleiben sollte, wußten die Katholiken unter dem Beistande der pol- nischen Könige durch gefälschte oder nichts beweisende Dokumente unter ver- schiedenen Vorwänden eine nach der andern der lutherischen Kirchen sich an- zueignen und gegen das Abkommen neue Klöster in der Stadt zu gründen. Daß hiernach zwischen Lutherischen und Katholischen in der Stadt Spannung und Erbitterung herrschte, ist begreiflich, besonders seit ein Jesuitenkollegium in der Stadt eingerichtet wurde, zwischen dessen Studenten und denen des lutherischen akademischen Gymnasiums es zu häufigen Reibungen kam. Diese führten am 17. Juli des Jahres 1724 zu einem größeren Tumult, der von den schrecklichsten Folgen für die unglückliche Stadt war. Bei Gelegenheit einer Prozession hatten Jesuitenschüler einzelne Zuschauer, die mit entblößtem Haupte dabeistanden, zum Niederknien zu zwingen versucht, sie auf ihre Weige- rung arg beschimpft und gemißhandelt, wobei einer derselben auf Anordnung des ersten Bürgermeisters Johann Gottfried Rösner durch die Stadtsoldaten er- griffen und in Gewahrsam gebracht wurde. Die darüber erbitterten Jesuiten- schüler durchzogen mit Tumult die Straßen, faßten einen deutschen Studenten und schleppten ihn nach dem Jesuitenkollegium. Bürgermeister Rösner ließ seine Loslassung fordern, da aber der Pater Rektor zuerst die Freilassung des Polen verlangte, hatte inzwischen eine aufgeregte Menge sich drohend vor dem Kollegium versammelt, die, als die Jesuitenschüler aus den Fenstern warfen und schössen, zu wütendem Angriff schritten, die Fenster zertrümmerten, dann in das Gebäude drangen, dasselbe verwüsteten und mit den herausgeschleppten Möbeln und allerlei Hausgeräten auf der Straße ein Feuer entflammten.