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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 302

1888 - Habelschwerdt : Franke
302 e) Die zweite und dritte Teilung Polens (1793, 1795) siehe unter Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen. 3. Österreich. Auf Karl Vi. war seine Tochter Maria Theresia, 1740—1780, gefolgt. Thätig, wohlwollend, von reinen Sitten und bezaubernder Liebenswürdigkeit, hat sie nach dem siebenjährigen Kriege die Finanzverwaltung Österreichs geordnet, die Arbeitskraft des Volkes erhöht und den Druck der Leibeigenschaft gemildert. Auf ihr monarchisches Ansehen und dessen Gerechtsame war sie sehr wachsam; doch bot sie durch ihre Persönlichkeit der Monarchie auch einen sittlichen Rückhalt und gewann int Volke eine große Beliebtheit. Durch ihre Verheiratung mit dem Herzoge Franz von Toskana hat sie das Haus Lothringen in die Rechte der Habsburger eingewiesen und überhaupt Österreichs Einfluß auf Deutschland neu befestigt. Ihr Sohn Joseph Ii., 1765 —1790, regierte seit dem Tode Franz' I. (1765) nur dem Namen nach als Kaiser; die Regierungsgewalt be- hielt seine Mutter in den Händen. Erst nach dem Tode der letzteren (1780) konnte er mit seinen freisinnigen Reformen hervortreten. Vielseitig gebildet, von humaner Gesinnung, unermüdlich thätig und angespornt von den Erfolgen Friedrichs des Großen, suchte er seinen Staat dem Geiste des 18. Jahrhunderts anzupassen. Aber die Hast, mit der er an alten, eingewurzelten Zustünden rüttelte, und sein Eigensinn, der oft nicht frei von Willkür erschien, haben ihm manche Enttäuschung bereitet, so daß er vor seinem Tode viele seiner Maßregeln zurücknahm. Seine Reformen betrafen: a) Das kirchliche Gebiet. Durch das Toleranzedikt stellte er die Konfessionen vor dem bürgerlichen Gesetze gleich; er hob die beschaulichen Orden auf, beschränkte die Pracht des katholischen Gottesdienstes und stellte die Bildung des Klerus unter staatliche Aussicht. b) Das bürgerlich e Leben. Er hob die Leibeigenschaft aus und führte Preßfreiheit ein. c) Das politische Leben. Er leitete die Germanisierung der nicht deutschen Nationalitäten ein und suchte die Gesamtleitung des Staates in seiner Hand zu vereinigen. Josephs Ii. Maßregeln sind trotzdem nicht ohne Nutzen für den österreichischen Staat geblieben. Auf allen Gebieten des geistigen Lebens hatte eine wohlthätige Anregung stattgefunden, und namentlich beherrschte sein Streben nach einheitlicher Leitung des Staates die Nachfolger. Auf Joseph Ii. folgte fein Bruder Leopold Ii., 1790—1792. 4. Schweden. Hier nahmen die Resormoersuche des aufgeklärten

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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 29

1902 - Leipzig : Hirt
80. Friedrich der Groe nach dem Siebenjhrigen Kriege. Joseph Ii. 29 drei Stnde: Adel, Brger und Bauern, fr das Gedeihen des Staates fr notwendig, so wenig auch die Bevorzugung des Adels und die drckende Lage der Bauern im Sinne der Aufklrung war. Er lie daher dem Adel den Alleinbesitz der Rittergter und die hheren Stellen im Staats- und Heeresdienste. Als Menschenfreund aber sorgte er auch fr die Bauern, er schtzte sie gegen Gewalttaten ihrer Guts-Herren48) und verminderte die harten Frondienste. Die bayrische Erbfolge. Als die bayrische Linie des Hauses Wittelsbach ausstarb, suchte sterreich sein Gebiet durch Bayern zu vergrern. Friedrich der Groe widersetzte sich diesem verfassungswidrigen Plan und lie ein Heer in Bhmen einrcken. Nach einigen Scharmtzeln (Kartoffelkrieg") war Maria Theresia zum Nachgeben bereit, und der bayrische Erbfolgestreit wnrde 1779 durch den 1779. Frieden zu Tefchen beendet, in welchem sie das Land dem rechtmigen Erben, dem Kurfrsten Karl Theodor von der Pfalz, berlie. Als spter ihr Sohn und Nachfolger Joseph Ii. abermals den Versuch wagte, Bayern an sein Haus zu bringen, stiftete Friedrich 1785 zum 1785. Schutze der Reichsverfafsnng den Deutschen Frstenbuud, so da sterreich von seinem Plane abstehen mute. 5. Joseph Ii. Die Grundstze Friedrichs des Groen brachen sich Bahn in den meisten europischen Lndern. Sein bedeutendster Nach-ahmer war Joseph Ii. von sterreich, ein sparsamer, ttiger, Volks-freundlicher Fürst. Seit dem Tode seines Vaters 1765 war er deutscher 1765. Kaiser und Mitregent in den sterreichischen Lndern. Als Allein-Herrscher seit 1780 suchte er seinem unruhigen Tatendrange durch 1780. kirchliche, soziale und staatliche Neuerungen zu gengen. Ein Tole-ranzedikt gewhrte den Nichtkathvliken freie Religionsbung und gleiche staatliche Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klster verminderte Joseph und benutzte das dadurch gewonnene Vermgen zur Errichtung von Schulen und wohlttigen Anstalten. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und fhrte gleichmige Besteuerung und Gleichstellung vor dem Gesetze ein. Dadurch wnrde der Adel ebenso erbittert gegen den Kaiser, wie es schon die Geistlichkeit war. Joseph wollte tu allen seinen Lndern dieselbe Verwaltung einfhren und als unumschrnkter Herrscher an der Spitze des Ganzen stehen. Zu offener Emprung kam es in Belgien, wo er zu Gunsten einer greren Gleichfrmigkeit die alte Verfassung umgestaltete, und in Ungarn, wo er statt der lateinischen die deutsche Sprache zur amt-lichen erhob. Da er zugleich in einen Trkenkrieg verwickelt war, sah er sich gentigt, manche seiner Neuerungen zurckzunehmen. Von

2. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 419

1845 - Berlin : Klemann
Kaiser Joseph Ii. 419 Auch Oesterreich suchte jetzt im engeren Anschluß an Rußland ein Ge- gengewicht gegen Preußen zu erlangen und Kaiser Joseph Ii. reiste deshalb selbst zu Katharina Ii., gewann ibre Neigung und bewirkte zugleich, daß sie völlig gegen Friedrich Ii. eingenommen wurde; außerdem fesselte Katharinen das Interesse ihrer Politik an Oesterreich, weil sie dessen Unterstützung bei dem Krieg gegen die Türken im Auge hatte. Um nun das klebergewicht Oesterreichs in Deutschland wieder zu schwächen, wurde von Seiten Preu- ßens dem russischen Hofe vorgestellt, daß es Rußland gezieme, die deutschen Verfassungen und zumal die kleineren Fürsten zu beschirmen. Das gefiel Katharinen Ii. gar wohl; sie schickte Gesandte an die deutschen Fürstenhöfe und ließ diesen bedeuten, wie Rußland fortan ihr großmüthiger Beschützer sein wolle. Kaiser Joseph Ii. nahm mit tiefem Unwillen diese Anmaßung auf; ihm schwebte der Plan vor, das zersplitterte Deutschland wieder durch ein großes, starkes Kaiserthum iin alten Umfang der Würde und Macht zu vereinigen; ein schöner romantischer Traum, aber unausführbar in der Wirklichkeit, weil er die ganze geschichtliche Entwicklung der Nation gegen sich hatte, und weil sich eine Form, sei sie zur rechten Zeit atlch noch so zweckmäßig und herrlich gewesen, nie wieder Herstellen läßt, wenn sie ein- mal in ihrer Zeit den höheren Zweck erfüllt hat; denn alle Staatsformen sind stets nur Mittel, — die Nation ist der höchste Zweck, dem sie dienen. Seine Erblande aber wollte Joseph Ii. zu einem einzigen Staate verschmelzen, in welchem alle Stände, alle Glaubensbekenntnisse staatsbür- gerlich einander gleichgestellt seien. Als nun seine edle Mutter, Maria The- resia (1780) starb, begann er, mit Feuereifer für Licht und Freiheit, das schöpferische Werk durchgreifender Umgestaltung in seinen Staaten. Mit richtigem Scharfblick erkannte er, daß die Kraft eines Staates in dem Volke liegt; und mit warmem Herzen strebte er, dessen Bildung und Aufklärung, dessen Befreiung von alten Lasten, kurz, dessen wahres Glück in jedem Sinne zu befördern. Leider war jedoch das Volk in seinen Erbstaaten für die herrlichen Plane Josephs, welcher kühn seiner Zeit voraneilte, noch nicht völlig reif; Priesterherrschaft und Adelsgewalt hatten es im Verlauf der Zeiten so tief herabgedrückt, daß es die Segnungen der neuen Freiheit nur langsam begriff. Joseph Ii. erließ am 15. Oktober 1781 das berühmte To- leranzedikt, wodurch er den Lutheranern, Reformirten und nichtunirten Griechen die freie Ausübung ihres Gottesdienstes erlaubte und sie in allen bürgerlichen Rechten gleichstellte; nur eine kleine Zahl von Menschen, welche, als Abkömmlinge von unterdrückten Protestanten, ohne Bibel, Gott bloß nach ihrer Vernunft verehrten und „Deisten" (Gottesgläubige) hießen, wurden insofern davon allsgeschlossen, als sie irgend ein geduldetes Be- kenntniß annehmen sollten. Gleichwohl erklärte Joseph die katholische Kirche als Staatskirche; aber alles Fremdartige in ihr sollte ausgeschieden, sie sollte vornehmlich von der römischeil Hierarchie unabhängig wer- den. So legte Kaiser Joseph Ii. kühn Hand an- die Vollendung eines Werkes, an welchem die edelsten Geister der deutschen Nation Jahrhunderte lang vergeblich gearbeitet hatten. Keine päpstliche Hülle durfte fortan ver- kündigt werden ohne vorhcrgegangene Genehmhaltung -es Kaisers, auf daß der Staat in seiner Eristenz vor den Eingriffen des römischen Hofes gesichert bleibe. Joseph Ii. ließ plötzlich viele hundert Klöster aufheben; nur solche sollten fortbestehen, deren Mönche oder Nonnen sich mit dem Unterricht der Jugend oder mit der Krankenpflege beschäftigten; nicht länger sollten dem Staate viele Tausende von Menschen entzogen werden, welche bisher in ei- 27*

3. Deutsche Geschichte in Verbindung mit den Hauptmomenten der baierischen Geschichte - S. 180

1876 - Würzburg : Staudinger
Heer in Böhmen ein. Bevor es jedoch zu einer Schlacht kam. verstand sich besonders im Hinblick auf Rußland's Drohungen Joseph Ii. zum Frieden von Teschen 1779, durch welchen Baiern das Jnnviertel mit Braunau an Oesterreich abtreten mußte, zugleich aber auch die Tronnachfolgerechte der Herzoge von Zweibrücken bestätigt wurden. Noch einmal wiederholte Kaiser Joseph Ii. 1785 den^ Versuch, Baiern zu Oesterreich zu schlagen, indem er diesmal dem Kurfürsten Karl Theodor einen Umtausch gegen die österreichischen (früher spanischen) Niederlande und die Verleihung des Titels eines Königs von Burgund vorschlug. Auch diesmal war es Friedrich Ii. von Preußen, welcher Baierns Selbständigkeit rettete. Im Verein mit Lachsen und Hannover stiftete er den deutschen Fürstenbund, welcher die Erhaltung des Reiches in seinem damaligen Zustande zum Zwecke hatte, und welchem bald mehre andere Fürsten beitraten. Die Stiftung dieses Fürstenbundes war die letzte That Friedrich's Ii.; er starb am 17. August 1786. 94. Welches sind die wichtigsten Verordnungen Joseph's Ii. in seinen Erbstaaten? In den österreichischen Staaten benützte Joseph Ii. nach dem Tode seiner Mutter 1780 seine Machtfülle zur möglichst raschen Umgestaltung aller Verhältnisse; vor allem sollten die verschiedenen Völker zu einem Gesamtstaate mit gleicher Negierungsform und gleichen Gesetzen, sogar mit gleicher (deutscher) Göschäftssprache enger verbunden werden; in kirchlicher Hinsicht beschränkte er den Zusammenhang der österreichischen Geistlichkeit mit Nom und Hob alle nicht einem nützlichen Zwecke dienenden Kloster auf; durch das Toleranzedikt verlieh er allen christlichen Bekenntnissen und auch den Juden gleiche bürgerliche Rechte; et Hob die Leibeigenschaft und die Todesstrafe aus und strebte nach völliger Gleichheit aller Stände vor dem Gesetze. Die Hastigkeit und'gewaltthätigkeit, welche alle seine Maßnahmen bezeichnen, erregte allgemeine Mißstimmung, die endlich in den Niederlanden Empörung und Abfall herbeiführte, als der Kaiser eben (1787) zur Vergrößerung seines Gebietes im Bund mit Kath^ rina Ii. von Rußland in einen Türkenkrieg verwickelt, und auch ein Aufstand der Ungarn zu befürchten war. Kurz vor seinem Tode widerrief Joseph Ii. alle seine Neuerungen, ausgenommen die Aufhebung der Leibeigenschaft und das Toleranzedikt. Er starb am 20. Februar 1790, nachdem er noch den Ausbruch der französischen Revolution erlebt Hatte.

4. Leitfaden für den Unterricht in der Weltgeschichte - S. 118

1879 - Striegau : Hoffmann
— 118 — bert Blattern, fonbem auch zwei ihrer eigenen Töchter in bet Blüthe der Jugenb: die Erzherzogin Johanna, nachdem sie sich kurz zuvor mit dem König von Neapel verlobt batte, und die Erzherzogin Josepha, welche mit demselben Könige verlobt, von dieser fürchterlichen Krankheit befallen wurde, als alle Vorbereitungen zur Vermählung getroffen waren. — Die Kaiserin selbst hat die Blatternkrankheit durchmachen müssen, nachdem sie sich bei der Schwiegertochter (Josephs zweiter Gemahlin) angesteckt hatte. — Indeß sollte sie dieser mörderischen Seuche nickt zum Opfer fallen, sondern noch länger als 12 Jahre'zum' Segen Oesterreichs regieren und erst am 29. November 1780 Abends gegen 9 Uhr an der Brustwassersucht sterben. Interessant ist ihre letzte Unterredung mit dem Thronfolger, der, zwar zur Zeit selbst unwohl, bis zum letzten Athemzuge bei ihr blieb. Als die Mutter ihm rieth, doch Etwas zu brauchen, antwortete der Sohn, er denke jetzt nur an ihre Gesundheit und wünsche ihr baldige Genesung. Hierauf versetzte sie: Das wird bald anders werden: Gott wird so gnädig sein, mich in Ruhe zu setzen. Wie lange glaubst Du, daß es noch dauern wird? Mir kommt das Sterben vor, als wenn ich von einer Stube in die andere ginge. Allen ihren Dienerinnen dankte sie und bat um Verzeihung, wenn sie zu hart gewesen. Es regnete draußen. „Welch ein schlechtes Wetter für eine so große Reise!" sprach sie lächelnd. Eine Stunde vor ihrem Tode war sie noch einmal frei durch das Zimmer gegangen. Ihre letzten Worte waren: „Gott, nimm meine Seele aus!" Joseph Ii. Nach dem Tode seiner Mutter, also im Jahre 1780, kam Joseph Ii. zur alleinigen, unumschränkten Herrschergewalt. Angefeuert durch das Beispiel Friedrichs Ii., den er sich zum Muster genommen hatte, wollte er jetzt alle Mißbrauche abgeschafft, alle Verwaltungszweige in eine neue Ordnung gebracht wissen. Eigene rastlose Thätigkeit, strenge Beaufsichtigung der Beamten, Gleichheit der Stände vor dem Gesetze, Duldung der Religionsparteien, Beschränkung des Mönchswesens und der päpstlichen Gewalt, willkürliche Aufhebung einer Menge von Kirchengebräuchen, Einfuhrverbote gegen ausländische Kunst- und Genußwaaren und Abschaffung der Leibeigenschaft sollten dazu hinwirken. Vergebens versuchte der Papst Pius Vi., welcher int Jahre 1782 selbst nach Wien kam, eine Aenderung der kirchlichen Zustände. Mit Raschheit und Strenge, ohne Rücksicht auf Vorurtheile und Verletzung

5. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 423

1845 - Berlin : Klemann
Kaiser Joseph Ii. 423 auf der Schelde frei gäben. Als er aber zwei Schiffe die Schelde befah- ren ließ, da schossen die Holländer darauf, und es wäre darüber gewiß noch zu einem Krieg gekommen, wenn man die Streitsache nicht durch eine be- deutende Geldentschädigung geschlichtet hätte. Mittlerweile nahm die Gäh- rung in den österreichischen Niederlanden immer mehr zu, und zu gleicher Zeit führte Kaiser Joseph Ii. in Verbindung mit Rußland seit 1788 einen Krieg gegen die Türken, wobei der geheime Zweck der beiden Verbündeten auf eine Theilung der Türkei ging. Aber Kaiser Joseph besaß keine Feld- herrntalente und kämpfte ohne Glück; krank uitb von Kummer gebeugt, kehrte er plötzlich nach Oesterreich zurück. Nun wollte er die mißmuthigen Belgier mit Gewalt zur Unterwerfung bringen. Aber eben dadurch, und noch mehr bei einer zu späten Nachgiebig- keit Josephs, welche die Unzufriedenen als Schwäche betrachteten, brach ihr Widerstand in offene Empörung aus. Heinrich van der Noot, ein An- walt aus Brüssel, eigentlich das Werkzeug eines Priesters, van Eupen, und Fr. Vonck, gleichfalls Advokat, stellten sich an die Spitze der Unzufriedenen; Holland und Preußen nährten die Hoffnungen derselben eine Weile; es bildete sich eine weitverzweigte Verschwörung, es organistrte sich eine Volks- bewaffnung, an deren Spitze der General van der Mersch trat, und plötz- lich erklärten sich die Niederländer als „vereinigte Belgier" für frei und unabhängig von Oesterreichs Oberherrschaft. Die österreichischen Trup- pen mußten vor der belgischen Rationalbewaffnung fliehen, die österrei- chische Regierung mußte sich auflösen, alle niederländischen Provinzen bis auf Luxemburg waren für Oesterreich verloren. Zu gleicher Zeit erhob sich in Ungarn der Adel voll tiefen Ingrimms gegen den Kaiser und reizte auch das Volk. Da sah sich Joseph, siech und mit gebrochener Kraft, ge- zwungen, seine Verordnungen — zurückzunehmen! Im Bewußtsein, daß er redlich nur das Gute gewollt, sprach er einst: „Ich wünsche, daß man aus mein Grab schreibe: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglück hatte, alle seine Pläne scheitern zu sehen." Ein anderes Mal sagte er: „Die Räumung Brüssels ist mein Tod. Ich sterbe; — o ich müßte ja von Holz sein, wenn ich nicht stürbe." Und am 20. Februar 1700 starb er, versehen mit dem Trost der Kirche, deren Vereinigung mit den Zwecken des Staates und der Humanität ein hohes Ziel seines Lebens gewesen, und weswegen er so schwer verkannt, so oft verlästert worden war. Seine letzten Worte waren: „ Ich glaube, meine Pflicht als Mensch und Regent erfüllt zu haben." Sein Leben und Wirken auf Erden war wie die Frühlingsahnung einer schöneren Zeit der Bildung und Freiheit, und für die Menschheit nicht verloren. 7. Sonnen, die den Tag verkünden Neuer deutscher Herrlichkeit! Wetzet. So waren nun zwei erhabene Geister von der deutschen Erde geschie- den, Friedrich der Große und Joseph Ii., jeder in seiner Art eigenthümlich, Friedrich der Große durch die überwiegende Macht seines Verstandes,

6. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 64

1898 - Bamberg : Buchner
64 Friedrich der Groe 17401786. Der deutsche Frstenbund war das letzte Werk Friedrichs des Groen; Maria - Theresia beschlo ihr thatenreiches Leben mit dem Friedensschlu von Teschen. Der Tod der herrlichen Frau, die so mutig ihr vterliches Erbe verteidigt und zur innern Beglckung und Verschmelzung der sterreichischen Lnder so Groes geleistet hatte, wurde von ihren Unterthanen aufrichtig betrauert 1780.y 1780 Josephs Ii. Selbstregierung in sterreich 17801790: Je lnger Josephs Ii. Thatendrang zurckgehalten worden war, desto ungestmer war sein Eiser, als er mit 39 Jahren selbstndiger Herr von sterreich wurde. Sein Plan war, die verschiedenartigen Gebiete der sterreichischen Monarchie in einen Gesamtstaat zu verschmelzen: Das Deutsche sollte die allgemeine Regierungssprache werden, alle seine Unterthanen sollten die gleichen Rechte und Pflichten haben. Aber seine Anordnungen wurden teils nicht durchgefhrt, weil der Kaiser zu hastig und seine Beamten zu lssig waren, teils verstieen sie gegen alte Rechte. Indem Joseph Ii. alle Vorrechte abschaffen wollte, entfremdete er sich den Adel und die Geistlich-keit. Die Ungarn beleidigte er durch Einfhrung der deutschen Sprache; die Belgier trieb er durch Aufhebung alter Privilegien zum offenen Auf-rhr. So sah er am Ende seiner kurzen Regierung sast alle seine wohl-gemeinten Entwrfe scheitern. Doch gab er aus vielen Gebieten heilsame Anregungen; den Bauern verschaffte er Befreiung von der Leibeigen-schast, den Protestanten durch das Toleranzpatent freie Religionsbung (1781). Joseph Ii. hob 700 Klster (von 2100) auf Papst Pius Vi. konnte dagegen nichts ausrichten, obwohl er sich zu einem Besuch in Wien 1782 entschlo und grndete dafr Schulen, Kranken-, Armen- und Waisenhuser. Durch sein edles Herz und durch seinen reichen Geist ist er der Liebling des Volkes geworden. Mit Recht rhmt sein Denkmal von ihm: saluti publicae vixit, non diu, sed totus^,' 1790 Leopold Ii. 17901792: Als Nachfolger seines Bruders Josephs Ii. in der Kaiserwrde und in sterreich suchte er nach innen und nach auen die Ruhe wieder herzustellen. Belgien, das bereits von der frort-zsischen Revolution angesteckt war, suchte er durch kluge Nachgiebigkeit zu retten, und von dem Trkenkrieg, den Joseph Ii. im Verein mit Ru-land gefhrt hatte, trat er baldigst zurck^ Die Teilung Polens. Polen, ein Staat von 700 000 qkm, war dem Namen nach ein 40 Knigreich, in der That aber eine Adelsrepublik. Seit 1572 nahmen sich die Adeligen das Recht, ihren König selbst zu whlen; im Reichstag, zu dem nur die Adeligen und Geistlichen Zutritt hatten, konnte jedes einzelne Mit-glied durch seinen Widerspruch (liberum veto) einen Beschlu hintertreiben.

7. Geschichts-Tabellen - S. 49

1893 - Berlin : Gaertner
Mittelalter und Neuzeit. 49 Meyer, Geschichtstabellen 1763—1786 Friedliche Hälfte der Regierung. Friedrichs aufgeklärter Absolutismus. (Der erste Diener seines Staates, voll Pflichtbewufstseins.) a) Neubau des Staates: Sorge für den Adel (Geld zur Hebung der Güter), für den Bauern (Saatkorn, Ackerpferde — Kartoffelbau), für den Bürger: Hebung der „Kommerzien“. (Spinnereien, Webereien, Zuckersiederei, königl. Porzellanmanufaktur; — Bergbau.) — Kanalanlagen (Finowkanal). — Berlin 1786: 150 Oooeinw. Vermehrung der Einkünfte durch Monopol aut Kaffee und Tabak. (Regie.) Inspektionsreisen des Königs. Gerechtigkeitspflege voll Menschlichkeit (Folter beseitigt),selten Kabinettsjustiz. Ausarbeitung eines Gesetzbuches für den ganzen Staat: „Das Allgemeine Landrecht“. 1772 b) Die 1. Teilung Polens. (Westpreufsen.) Kaiser Joseph Ii. sucht Bayern zu erwerben; diese Absicht wird verhindert durch: 1778—1779 den bayrischen Erbfölgekrieg; 1785 die Stiftung des Fürstonbundes. c) Friedrichs Lebensweise. Aufenthaltsort meist Sanssouci. — Thätig von früh an. (Randbemerkungen. Die Kabinettsräte wichtiger als die Minister.) — Tischgespräche. Allmähliche Vereinsamung: es sterben Marquis d’Argens, Lord Keith, Zieten. Seit dem Kriege ist der König gichtleidend; 1785 Wassersucht. Sein Todam 17.Aug.1786. Zeitgenossen und Zeitereignisse, a) Deutschland. 1745 1765 Kaiser Franz I. (von Lothringen). 1765—1790 Kaiser Joseph Ii. 4

8. Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 75

1911 - Leipzig : Hirt
100. Friedrich der Groe nach dem Siebenjhrigen Kriege. Joseph Ii. 7 5 und Drfer lagen in Trmmern; die von Wlfen geplagte, von der-wilderten Gutsherren gepeinigte Landbevlkerung erlag der Pest und dem Branntwein. Mit liebevoller Sorgfalt nahm sich der groe König des Landes an, und den Beamten, Lehrern, Handwerkern und Landwirten, die er hinschickte, gelang es in einigen Jahrzehnten, die Spuren der Ver-wahrlosung zu tilgen. Dem wieder auflebenden Handel diente der gleich nach der Besitzergreifung angelegte Bromberger Kanal, der die Weichsel mit der Oder, also auch mit der Elbe verband. 3. Friedrich der Groe und die Stnde. Die Aufrechterhaltung der bestehenden Trennung der drei Stnde: Adel, Brger und Bauern, hielt Friedrich fr das Gedeihen des Staates fr notwendig. Er lie des-halb dem Adel den Alleinbesitz der Rittergter und die hheren Stellen im Staats- und Heeresdienste. Als Menschenfreund aber sorgte er auch fr die Bauern; er schtzte sie, wie schon sein Vater getan hatte, gegen Gewalttaten ihrer Gutsherren19), und wo die hrtere Form der Unfrei-heit, die Leibeigenschaft, bestand, verwandelte er sie in die mildere, die Erbuntertnigkeit. Die Unfreiheit ganz aufzuheben, wagte er mit Rcksicht auf den Adel, und weil er davon Schaden fr die Landwirtschaft befrchtete, noch nicht. 4. Die bayrische Erbfolge. Als die bayrische Linie des Hauses Wittelsbach ausstarb, suchte sterreich sein Gebiet durch Bayern zu ver-grern. Friedrich der Groe widersetzte sich diesem verfassungswidrigen Plan und lie ein Heer in Bhmen einrcken. Nach einigen Scharmtzeln (Kartoffelkrieg") war Maria Theresia zum Nachgeben bereit, und der bayrische Erbfolgestreit wurde 1779 durch den Frieden zu Teschen 1779. beendet, worin sie das Land dem rechtmigen Erben, dem Kurfrsten Karl Theodor von der Pfalz, berlie. Als spter ihr Sohn und Nach-folger Joseph Ii. abermals den Versuch wagte, Bayern an sein Haus zu bringen, stiftete Friedrich 1785 zum Schutze der Reichsverfassung den 1785. Deutschen Frstenbund, so da sterreich von seinem Plane abstehen mute. 5. Joseph Ii. Die Grundstze Friedrichs des Groen brachen sich Bahn in den meisten europischen Lndern. Sein bedeutendster Nachahmet war Joseph Ii. von sterreich, ein sparsamer, ttiger, volksfreund- lieh er Fürst. Seit dem Tode seines Vaters 1765 war er Deutscher Kaiser 1765. und Mitregent in den sterreichischen Lndern. Als Alleinherrscher seit 1780 suchte er seinem unruhigen Tatendrange durch kirchliche, soziale und 1780. staatliche Neuerungen zu gengen. Ein Toleranzedikt gewhrte den Nichtkatholiken freie Religionsbung und gleiche staatliche Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klster verminderte Joseph und benutzte das dadurch gewonnene Vermgen zur Errichtung von Schulen und wohlttigen Anstalten. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und fhrte

9. Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-Preußische Geschichte - S. 87

1914 - Leipzig : Hirt
100 Friedrich d. Gr. nach dem Siebenjhrigen Kriege. Joseph Ii. 87 3. Friedrich der Groe und die Stnde. Die Sorge des Knigs erstreckte sich auf alle Provinzen und auf alle Klassen der Bevlkerung. Die Aufrechterhaltung der bestehenden Trennung der drei Stnde: Adel, Brger und Bauern, hielt er dabei fr das Gedeihen des Staates fr notwendig. Er lie deshalb dem Adel den Alleinbesitz der Rittergter und die hheren Stellen im Staats- und Heeresdienste. Der Brger sollte sich den gelehrten Berufen widmen und Handel und Gewerbe treiben, der Bauer das Land bestellen. Friedrich sorgte namentlich fr die Domnen-banern und suchte auch die Lage der dem Adel unterstellten Landbevl-ferimg*) zu bessern. Die wichtigste Manahme zu ihrem Schutze war die Verfgung von 1764 (1749 war bereits eine hnliche ergangen), da jede Bauernhufe wieder zu besetzen sei und nicht von den Gutsbesitzern ein-gezogen werden drfe. Infolge des Siebenjhrigen Krieges waren nm-lich viele Bauernstellen verdet, und ohne das Eingreifen des Herrschers wre der Bauernstand und sein Besitz betrchtlich vermindert worden. 4. Die bayrische Erbfolge. Als die bayrische Linie des Hauses Wittelsbach ausstarb, suchte sterreich sein Gebiet durch Bayern zu vergrern. Friedrich der Groe, der von 1764 bis 1780 mit Rußland verbndet war, widersetzte sich diesem verfassungswidrigen Plan und lie ein Heer in Bhmen einrcken. Nach einigen Scharmtzeln (Kartoffel-krieg") war Maria Theresia zum Nachgeben bereit, und der Bayrische Erbfolgestreit wurde 1779 durch den Frieden zu Teschen beendet, worin 1779. sie das Land dem rechtmigen Erben, dem Kurfrsten Karl Theodor von der Pfalz, berlie und sich mit dem Jnnviertel begngte. Als spter ihr Sohn und Nachfolger Joseph Ii. den Kurfrsten zu bewegen suchte, Bayern abzutreten und dafr Belgien anzunehmen, stiftete Friedrich 1785 1785. zum Schutze der Reichsverfassung den Deutschen Frstenbund, so da sterreich von seinem Plane abstehen mute. 5. Joseph Ii. Die Grundstze Friedrichs des Groen brachen sich Bahn in den meisten europischen Lndern. Sein bedeutendster Nach-ahmer war Joseph Ii. von sterreich, ein sparsamer, ttiger, volksfreund- lich er und religis gesinnter Fürst. Seit dem Tode seines Vaters 1765 1765. war er Deutscher Kaiser und Mitregent in den sterreichischen Lndern. Als Alleinherrscher seit 1780 suchte er seinem unruhigen Tatendrange durch 1780. kirchliche, soziale und staatliche Neuerungen zu gengen. Ein Toleranz-edikt gewhrte den Nichtkatholiken freie Religionsbung und gleiche staat-liehe Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klster verminderte Joseph und benutzte das dadurch gewonnene Vermgen zur Errichtung von Schulen und wohlttigen Anstalten. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und fhrte gleichmige Besteuerung und Gleichstellung vor dem Gesetze ein. Dadurch wurde der Adel ebenso erbittert gegen den *) Eine wirkliche Leibeigenschaft gab es in Preußen nicht; denn selbst der der Erbuntertnigkeit unterworfene, nur mit unerblichem Landbesitz ausgestattete Bauer war als Person nicht veruerlich. Er konnte nur mit dem Gute, zu dem er gehrte, seinen Herrn wechseln und verfgte der sein etwa vorhandenes Privatvermgen.

10. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 177

1878 - Mainz : Kunze
- 177 — sich zum Lieblingsaufenthalte und zur Ruhestätte nach seinem Tode bestimmte. In religiöser Beziehung hielt Friedrich auf Gleichberechtigung aller Confefsionen, denn in seinem Staate konnte Jeder nach seiner Fa^on selig werden. Leider steckte die freie Richtung des Königs das vielfach nrtheilslose Volk an, und so machte sich nach dem siebenjährigen Kriege in Berlin eine seichte Aufklärerei breit, welche selbst dem gewiß nicht orthodoxen Lessing zum Ekel war. Ein so gewaltiger Fürst auf dem Throne eines Staates, den er zur Großmacht erhoben hatte, mußte ein Vorbild für andere werden; er brachte an den kleinen Höfen die Nachäffung der französischen Ludwige aus der Mode und pflanzte wieder deutschen Sinn und deutsche Tüchtigkeit in den von wälschem Unkraut überwucherten Boden. Von seinen Erwerbungen sind außer Schlesien zu merken: Ostfriesland und Westpreußen sammt dem Netzedistrikt. Die letzteren beiden Länder mußte ihm Polen lassen, welches 1772 von Rußland, Oesterreich und Preußen zum erstenmal verkleinert wurde. Wenn man auch diese Vergewaltigung eines Schwächeren nicht billigen kann, so dient doch für Friedrich zur Entschuldigung, daß er altpreußisches Eigentum zurückforderte und eifrig bemüht war den neuen Unterthanen ein menschenwürdiges Dasein zu bereiten, was er unter andern durch Aufhebung der Leibeigenschaft in den polnischen Landestheilen bekundete. Der Lebensabend des Königs war trübe und einsam. Mit der Königin verkehrte er nur förmlich, wachte aber darüber, daß ihr die gebührenden Ehren bezeugt wurden; den übrigen Gliedern seiner Familie stand er fast fremd gegenüber. Seine Freunde, die hauptsächlich in den Reihen der Generäle zu finden waren, starben säst alle vor ihm, einige Monate vor seinem Tode noch der alte treue Ziethen. Anstatt ihn zu beugen, reizten diese Verluste und die zunehmende Gebrechlichkeit seines Körpers ihn nur zu größerer Thätigkeit, so daß er mit jeder Minute geizte. Er starb 17. Aug. 1786 zu Sanssouci, von ganz Deutschland betrauert. § 43. Kaiser Joseph Ii. Kaiser Franz I., mehr Kaufmann als Fürst, war 1765 gestorben. Ihm folgte in der Regierung Deutschlands sein ältester Sohn Joseph Ii. (1765—1790), ein Bewunderer des großen Friedrich, mit dem er auch Eben, Geschichtsabriß. 12

11. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 143

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Friedrich und Joseph Ii. 143 Deshalb fanden auch solche Leute, die anderswo verdrngt waren, in Preußen Unterkunft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben und aus den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in der schleichen Provinz des evangelischen Preuenknigs geduldet. Nur muten sich seine Mitglieder unbedingt den Staatsgesetzen unter-ordnen und nach Friedrichs ausdrcklichem Befehl auf jeden Bekehruugs-versuch verzichten. Sonst lie der König die Grundlagen des Staates bestehen, wie er sie vorgefunden hatte. Sie waren ganz verschieden von den heutigen. Es ist uns jetzt in Fleisch und Blut bergegangen, da in Deutschland niemand durch die Geburt Vorrechte vor andern hat. Das war damals ganz anders. Da gehrte jeder durch seine Abstammung in eine Klasse von Menschen mit bestimmten Rechten, aus der er sehr schwer ausscheiden konnte. Die meisten Rechte hatte der Adel. Nur Adelige durften Rittergter besitzen, nur sie konnten in den meisten Regimentern Offiziere werden, ihnen blieben auch gewhnlich die hohen Beamtenstellen vorbehalten. Die adeligen Rittergutsbesitzer zahlten keine Steuern; doch hatten sie auf ihren Gtern ohne Entschdigung die Polizeigewalt und die niedere Gerichtsbarkeit auszuben. Dieser Stand also hob sich weit der die Masse der brigen Untertanen: der König regierte durch ihn den Staat. Nach ihm kamen die Brger der Städte. Sie waren frei und schieden sich in zwei Gruppen. Die eine bildeten die Studierten und die Kaufleute, die gewhnlich auch das Stadtregiment fhrten, aller-dings unter der Oberaufsicht des allmchtigen kniglichen Steuerrats; die andre bestand aus Handwerkern, fr die noch der Zunftzwang herrschte, der aber durch die Anlage von Fabriken nicht selten durchbrochen wurde. Deu Stdtern ging es ganz gut unter der Frsorge Friedrichs; freilich klagte der König oft der Mangel an Unternehmungsgeist in ihren Reihen. Die dritte Gruppe waren die gutsuntertnigen Bauern. Wohl suchte Friedrich auch ihre Lage zu bessern, aber selbst seine gewaltige Machtflle reichte nicht aus, hier alles nach seinem Willen zu gestalten; doch ging er gegen schwere bergriffe der Gutsherren mit schonungsloser Strenge vor. 4. Friedrich und Joseph Ii. In Ost er reich regierte bis 1780 Maria Theresia; ihr zur Seite stand als Deutscher Kaiser schon seit 1765 ihr Sohn Joseph Ii. Die Mutter hatte durch die zahlreichen Mierfolge ihres Lebens gelernt, jeden Plan ruhig zu berlegen und vor allem zu prfen, ob er auch wirklich durchfhrbar fei. Der jugend-

12. Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 75

1909 - Leipzig : Hirt
100. Friedrich der Groe nach dem Siebenjhrigen Kriege. Joseph Ii. der groe König des Landes an, und den Beamten, Schullehrern, Hand-werkern und Landwirten, die er hinschickte, gelang es in einigen Jahr-zehnten, die Spureu der Verwahrlosung zu tilgen. Dem wieder auflebenden Handel diente der gleich nach der Besitzergreifung angelegte Bromberg er Kanal, der die Weichsel mit der Oder, also auch mit der Elbe verband. 3. Friedrich der Groe und die Stnde. Die Sorge des Knigs er-streckte sich auf alle Provinzen und auf alle Klassen der Bevlkerung. Zwar hielt er die Aufrechterhaltung der bestehenden Trennung der drei Stnde: Adel, Brger und Bauern, fr das Gedeihen des Staates fr notwendig. Er lie deshalb dem Adel den Alleinbesitz der Rittergter und die hheren Stellen im Staats- und Heeresdienste. Als Menschen-freund aber sorgte er auch fr die Bauern; er schtzte sie, wie schon sein Vater getan hatte, gegen Gewalttaten ihrer Gutsherren,19) und wo die hrtere Form der Unfreiheit, die Leibeigenschaft, bestand, verwandelte er sie in die mildere, die Erbuntertnigkeit. Die Unfreiheit ganz aufzuheben, wagte er mit Rcksicht auf den Adel, und weil er davon Schaden fr die Landwirtschaft befrchtete, noch nicht. 4. Die bayrische Erbfolge. Als die bayrische Linie des Hauses Wittelsbach ausstarb, suchte Osterreich sein Gebiet durch Bayern zu ver-grern. Friedrich der Groe widersetzte sich diesem verfassungswidrigen Plan und lie ein Heer in Bhmen einrcken. Nach einigen Scharmtzeln (Kartoffelkrieg") war Maria Theresia zum Nachgeben bereit, und der bayrische Erbfolgestreit wurde 1779 durch den Frieden zu Tefcheu 1779. beendet, worin sie das Land dem rechtmigen Erben, dem Kurfrsten Karl Theodor von der Pfalz, berlie. Als spter ihr Sohn und Nach-folger Joseph Ii. abermals den Versuch wagte, Bayern an fein Haus zu bringen, stiftete Friedrich 1785 zum Schutze der Reichsverfassung den 1785. Deutschen Frstenbund, so da sterreich von seinem Plane abstehen mute. 5. Joseph Ii. Die Grundstze Friedrichs des Groen brachen sich Bahn in den meisten europischen Lndern. Sein bedeutendster Nach-ahmer war Joseph Ii. von sterreich, ein sparsamer, ttiger, volksfreund-licher Fürst. Seit dem Tode seines Vaters 1765 war er Deutscher Kaiser 1765. und Mitregent in den sterreichischen Lndern. Als Alleinherrscher seit 1780 suchte er seinem unruhigen Tatendrange durch kirchliche, soziale und 1780. staatliche Neuerungen zu gengen. Ein Toleranzedikt gewhrte den Nichtkatholiken freie Religionsbung und gleiche staatliche Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klster verminderte Joseph und benutzte das dadurch gewonnene Vermgen zur Errichtung von Schulen und wohlttigen Anstalten. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und fhrte gleichmige Besteuerung und Gleichstellung vor dem Gesetze ein. Dadurch wurde der Adel ebenso erbittert gegen den Kaiser, wie es schon die Geist-lichkeit war. Joseph wollte in allen seinen Lndern dieselbe Verwaltung

13. Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 156

1916 - Leipzig : Teubner
156 Zeittafeln. Jahr Die deutschen Könige bzw. Kaiser Deutsche Geschichte Außerdeutsche Geschichte 1763 Frieden zu Hubertusburg. Frieden zu Paris zw. England n. Frankreich. 1765—1790 Joseph Ii. 1766 Lothringen fällt an Frankreich. 1772 Erste Polnische Teilung. 1773 Aufhebung des Jesuitenordens. / 1776 Unabhängigkeitser-kläruug der nordamerikanischen Kolonien zu Philadelphia (4. Vii.). 1779 Frieden zu Tescheu. 1783 . Frieden zu Versailles: Die Unabhängigkeit der „Vereinigten Staaten von Nordamerika" wird anerkannt. 1786 Tod Friedrichs des Großen (17. Viii.).

14. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 139

1888 - Wolfenbüttel : Zwißler
139 dieser Periode noch schwer unter den Nachwehen des dreiigjhrigen Krieges. Am meisten arbeitete sich Kursachsen empor, da man hier die Bewirtschaftung des Landes und den Bergbau ebenso eifrig betrieb, wie die Fabrikation in Tuch- und Leinenwaren. Leipzig wurde eine blhende Handelsstadt. Preußen hob sich durch die Einwanderung fremder Kolonisten und die unermdliche Sorge Friedrichs Ii. fr den Wohlstand seiner Unterthanen. Auch Joseph Ii. that viel fr die wirt-schaftliche Entwicklung seines Landes. In Norddeutschland wurde Hamburg Welthandelsstadt, seitdem es den Handel mit Nordamerika aufgenommen. Frankfurt a. M., das durch Errichtung von Messen zu groer Bedeutung gelangt war, vermittelte den Handelsverkehr zwischen dem nrdlichen und sdlichen Deutschland. Achte Periode. Das Ringen nach Wiederherstellung der ent-schwundenen deutschen Macht und Einheit. Von der franzsischen Revolution bis zur Gegenwart. Geschichte des Unterganges des deutschen Reiches 1792180(5. X 62. Die franzsische Revolution. Whrend in Deutschland die regierenden Hupter zwar landes-vterlich, aber mit vollendetem Absolutismus das Wohl der Unterthanen erstrebten, dem Volke also keinen Anteil an der Gesetzgebung gestatteten, bereitete sich in den Lndern des Westens eine Bewegung vor, die einen vlligen Umschwung, sowohl der politischen, wie der sozialen Verhlt-nisse Europas herbeifhrte. In dem Freiheitskriege der amerikanischen Kolonien gegen das Mutterland England wurde zuerst das Recht der Gleichheit aller Staatsbrger vor dem Gesetz und unter sich als Natur-und Menschenrecht geltend gemacht. Von Nordamerika aus, wo die staatliche Unabhngigkeit der Kolonieen anerkannt worden war, ver-pflanzten sich die freiheitlichen Ideen nach Frankreich, dessen schm-lose und verderbliche Regierungen seit anderthalb Jahrhundert das Land ruiniert hatten. Die Staatsverwaltung wirkte hier nicht im Interesse der Gesamtheit, sondern zu gunsteu bevorzugter Stnde und rief damit

15. Teil 3 - S. 173

1889 - Hannover : Helwing
Auswärtige Angelegenheiten. 1t3 besten Beamten in diese Wildnis; wieder wurden die Landschaften in kleine Kreise geteilt, die gesamte Bodenfläche in kürzester Zeit abgeschätzt und gleichmäßig besteuert, jeder Kreis mit einem Landrat, einem Gericht, mit Post und Sanitätspolizei versehen. Neue Kirchengemeinden wurden wie durch einen Zauber ins Leben gerufen; eine Kompanie von 187 Schullehrern wurde ins Land geführt; Hausen von deutschen Handwerkern wurden geworben, vom Maschinenbauer bis zum Ziegelstreicher hinab. Überall begann ein Hämmern, Graben, Bauen; die Städte wurden neu mit Menschen besetzt, Straße auf Straße erhob sich aus den Trümmerhaufen/' (G. Freytag.) Der Wüstenei dauernd zu helfen, gab es nur ein Mittel: umfassende Ansiedelung deutscher Arbeitskräfte. Den Anfang machten die Tausende von fremden Arbeitern, welche an dem Bromberger Kanal beschäftigt waren, der 1773 beendet wurde und die Brahe und Weichsel mit der Netze, Warthe, Oder und Elbe verband und den bequemsten Weg für die anziehenden Kolonisten in die Gegenden bildete, welche der polnischen Barbarei entrissen werden sollten. Die meisten Ansiedler für Westpreußen waren evangelische Württembergs, etwa 11 000, die ihre schöne schwäbische Heimat wegen religiöser Bedrückung verließen. Sie erhielten drei Viertel ihrer Reisekosten ersetzt, Brot und Getreide „bis zum frifchen Einschnitt", Geld zum Viehankauf, Häuser, Äcker, Geräte, sowie jahrelange Befreiung von der Accise und der Dienstpflicht. Unablässig trieb der König, er lobte und schalt; wie groß der Eifer feiner Beamten auch war, sie vermochten ihm selten genug zu thun. Dadurch wurde es aber auch möglich, daß in wenigen Jahrzehnten das wilde slavische Unkraut, welches dort auch über deutschen Ackerfurchen aufgeschossen war, gebändigt wurde, und daß auch die polnischen Landstriche sich an die Ordnung des neuen Lebens gewöhnten. Heute ist Westpreußen eine blühende Provinz des preußischen Staates, das damals elende Bromberg mit 500 Einwohnern ist heute eine blühende Stadt mit mehr als 30 000 Einwohnern. d. Der bayrische Erbfolgekrieg und der deutsche Fürstenbund. Diese rastlose Thätigkeit Friedrichs des Großen reizte den Kaiser Joseph Ii., der von Auftlärungs- und Verbesserungsgedanken glühte, zur Nacheiferung. Da er in Östreich durch seine Mutter noch gehemmt wurde, wandte er sich dem Reiche zu, über das er ja allein Kaiser war. An der Verbesserung der beiden höchsten Reichsgerichte, des Reichshofrates zu Wien und des Reichskammergerichtes zu Wetzlar, versuchte er zunächst seine Kraft, mußte sich aber bald überzeugen, daß die kaiserliche Macht nicht hinreichte, die verrotteten Zustände des Reiches zu bessern, um so weniger, als die mächtigern Reichsfürsten jede Erstarkung des Reiches und der kaiserlichen Gewalt hinderten. Nachdem diese Versuche gescheitert waren, richtete er seinen Eifer auf die Erweiterung der östreichischen Hausmacht. Es schmerzte ihn nicht weniger als seine Mutter, daß Östreich in Schlesien nicht nur eine fruchtbare Provinz, sondern zugleich einen großen Teil seines Einflusses auf Deutschland verloren hatte. Da schien sich ihm eine treffliche Gelegenheit darzubieten, einen Ersatz für Schlesien zu gewinnen. Im Jahre 1777 starb nämlich die bayrische

16. Die Neuzeit - S. 259

1882 - Leipzig : Hirt
4. Kapitel: Die Zeit Friedrichs des Groen. 259 an dieselben, Sehastmachung der Zigeuner, Ersetzung aller andern. Steuern durch eine Grundsteuer, Verbot der Einfuhr aller fremden Fabrikate und vieler Rohprodukte des Auslandes, Abschaffung der Todesstrafe, der Bchercensur, Erla eines Toleranzediktes und dadurch brgerliche Gleichstellung der Protestanten mit den Katholiken, Auf-Hebung aller Klster (700 an der Zahl), die nicht dem Unterrichte und der Krankenpflege dienten, Verwendung der eingezogenen Kirchengter zur Erhaltung von Pfarreien und Schulen, Taubstummenanstalten und andern wohlthtigen Einrichtungen, und zur Pensionierung von 36 000 Mnchen und Nonnen charakterisieren seine menschenfreundlichen Volksbeglckungsbestrebungen nach den Theorien der aufgeklrten Geister seiner Zeit. Wenn er aber an Stelle der Todesstrafe lebenslngliches Anschmieden im Gefngnisse und Schiffs-ziehen setzte; wenn er entehrende Strafen verfgte, ohne Abwgung des Bildungsunterschiedes der Strflinge in schroffer Anwendung des Grundsatzes von der Gleichheit vor dem Gesetz; wenn er durch ein-greifende Kabinetsjustiz die Richter zu seinen Grundstzen zwingen wollte und die Urteile oft eigenmchtig verschrfte: so erbitterte das gegen ihn. Der Mibrauch der gewhrten Prefreiheit ntigte ihn auch bald wieder zur Einsetzung einer Eensur-Kommission in Wien. Die nach bereilter und daher ungenauer Landesvermessung in Deutsch-Ostreich verteilte hohe Grundsteuer wurde den Grundbesitzern und Bauern drckender als die bisherige Besteuerung und erzeugte berall Klage. Seine eingreifendsten Neuerungen trafen die katholische Kirche; sie gipfelten in dem khnen Bestreben, die katholische Kirche seiner Staaten von dem Papste unabhngig zu machen, den Landes-Bischfen ihre ursprngliche Unabhngigkeit von Rom wieder zu geben. Es sollten daher unter anderm Geldleistungen nach Rom nicht mehr stattfinden, die Kleriker nicht mehr in Rom, auch nicht in bischflichen Seminarien, sondern in General-Seminarien nach des Kaisers kirchenpolitischen Grundstzen erzogen werden. Der Papst suchte ihn durch einen Besuch in Wien und den Eindruck seiner persnlichen Erscheinung umzustimmen, vergebens: der volle Zauber der hohen-priesterlichen Wrde des Papstes begeisterte wohl das katholische Volk, lie aber den Kaiser khl, der seine Verordnungen festhielt, da sie nach seiner berzeugung die katholische Lehre unangetastet lieen. Da Joseph Ii. stndische Rechte, geheiligtes Herkommen und nationale Eigentmlichkeiten vllig miachtete, so erweckte er in dem magyarischen Adel Ungarns die hchste Unzufriedenheit und brachte die Niederlnder, die den nivel-lierenden Anordnungen Josephs gegenber ihre verbrieften Rechte und Privilegien nicht aufgeben wollten, zu offener Emprung. In Ungarn verletzte die gewaltsame Einfhrung des Deutschen als Ge-schftsfprache, in beiden Lndern eine neue Einteilung und die Ein-fhrung einer fr alle Staaten )streichs gleichfrmigen Verwaltung einfach durch kaiserliche Dekrete, ohne irgend eine Vorverhandlung 17*

17. Handbuch der deutschen Geschichte - S. 253

1898 - Breslau : Goerlich
- 253 — Sohn Joseph Ii. wurde 1765 Mitregent. Er verbesserte das Heerwesen nach dem Muster Friedrichs des Großen, drang auf Einfachheit im Hofhalt, auf Beschränkung der Kteiderpracht und suchte überall tüchtige Beamte heranzuziehen. Als 1770 in Böhmen und Mähren eine Hungersnot ausbrach, öffnete er die Kriegsmagazine, ließ billiges Getreide aus Ungarn nach Böhmen bringen, nötigte die reichen Guts-besitzer, für einen festgesetzten Preis den Armen Getreide abzulaffeu und ließ 60 000 Gulden in Mähren verteilen. Vor allem suchte er sich durch Reisen auf feilten Herrscherberuf vorzubereiteu. Er besuchte uicht nur Ungarn, Böhmen und Mähren, sondern auch Italien, Holland, Frankreich, Spanien; meistens reiste er als schlichter Privatmann unter dem Namen eines Grasen von Falkenstein. Dabei war er rastlos thätig, menschenfreundlich und leutselig gegen jedermann, jeder hatte zu ihm ungehinderten Zutritt; überall war er bereit zu helseu, wo eres vermochte, das Wohl seiner Unterthanen ging ihm über alles, stets war er von dem besten Willen beseelt. Dennoch ist es ihm nicht gelungen, seine wohlmeiuenbett Absichten zu erreichen, weil er überall zu rasch verfuhr, mit einem Schlage alles änbern wollte, ohne Rechte und Sitten der Völker und Stände zu fchonen, ohne durch vorbereitende Maßregeln feinen Schöpfungen erst das notwendige Fundament zu schaffen. Josephs Reformen der bürgerlichen Verhältnisse waren zunächst dem Haudel und Gewerbefleiße zugewandt. Er ließ Fabriken anlegen, errichtete im Orient Konsulate, legte in Dalmatien einen ttenett Hasen an, gründete selbst in China Handelsniederlassungen, knüpfte Handelsverbindungen in Ostindien an, dabei aber erschwerte er die Einfuhr fremder Produkte; die fremden Weine, die er selbst besaß, schenkte er an das Hospital. Ebenso beförderte er Künste und Wissenschaften. Zur Hebung der Akademie der Künste setzte er Preise für die Künstler ans. Er gründete Bibliotheken und Sternwarten, stiftete die Universität zu Lemberg, die medizinisch-chirurgische Militärakademie zu Wien, sowie eine große Anzahl von Schulen und Wohlthätigkeitsanstalten. Er beschränkte 1781 die Bücherzensur und gestattete freie Urteile, wobei er freilief) den Mißgriff machte, den Nachdruck zu gestatten, damit das Geld im Lande bliebe. Zugleich wurde das Gerichtswesen neu gestaltet, neue Gesetzbücher wurden ausgearbeitet, die Todesstrafe abgeschafft. Er führte Gleichheit aller vor dem Gesetze ein; aber auch hier verfuhr er durchaus rücksichtslos, so daß man z. B. Barone ttnd Grafen neben Leuten der niedrigsten Stände, wenn sie sich gleicher Verbrechet! schuldig gemacht hatten, die Straße kehren sah. Auch die Leibeigenschaft wurde aufgehoben. Er führte die Begründung der Abgaben auf die Grundsteuer nach dem Umfange und Ertrage des Bodens ein. Vor allein erschien ihm die Abgeschiedenheit und verschiedene Gestaltung der einzelnen von ihm beherrschten Länder als ein Hindernis für die gleichmäßige Durchführung feiner Reformen. Er zerstörte daher die Nationalität und wollte alle feine Länder zu einem einzigen Reiche, in dreizehn Regierungsbezirke, vereinigen, in welchem überall Gleichheit

18. Neuere Geschichte von 1648 - 1888 - S. 66

1903 - Leipzig : Teubner
66 Die Neuzeit. Mangel litten und von Krankheiten arg mitgenommen wurden, nach Schlesien zurückführte. Es kam nicht zu blutigen Kämpfen (,,Kar= toffelkrieg"), und Joseph Ii. sah sich gezwungen, im Frieden zu ; Teschen (im österr. Schlesien), der leider unter die Bürgschaft Frauk- r reichs und Rußlands gestellt wurde, sich mit dem Gewinn des Jnn-V'7(^bchts vom untern Inn bis zur Donau) zu begnügen (1779). "'S /s-.t-?-' Sw-r.j-'10. ^trieöricßs des ofeen Lehle Wegierirrrgszcrh^e. itßrtgm Staaten §xxvopa&. 1. Der Deutsche Fürstenbund. Im Vertrauen auf ein Bündnis mit Rußland, dessen Pläne gegen die Türkei er unterstützte und das er durch einen Besuch in Petersburg noch vor dem Tode seiner Mutter gewonnen hatte, versuchte Joseph Ii. noch einmal, durch Unterhandlungen mit Karl Theodor, dem er die österreichischen Niederlande als „Königreich Burgund" anbot, Bayern an sich zu bringen, mußte aber wieder den Plan aufgeben, als der Einspruch Karls von Pfalz-Zweibrücken die Unterstützung Friedrichs des Großen fand, ohne daß die Zarin für Österreich eintrat. Friedrich benutzte die Beunruhigung, welche die augenscheinliche Ländergier Josephs Ii. unter den deutschen Fürsten hervorgerufen hatte, um seinen alten Plan zu verwirklichen und mit einigen deutschen Fürsten einen Bund zur „Aufrechterhaltung und Befestigung des Reichssystems" zu schließen (1785), ein erster erfolgreicher Schritt zur Anerkennung der preußischen Vorherrschaft in Deutschland. Der Bund umfaßte zunächst Preußen, Sachsen und Hannover, dann auch Weimar, Gotha, Psalz-Zweibrückeu, Kurmainz, Baden, Hessen-Kassel, Mecklenburg und Anhalt. Er sollte freilich etwas schützen, was des Schutzes nicht wert war — die absterbende Reichsverfassung — und verlor seine Bedeutung mit dem Tode Friedrichs Ii. 2. Die Ems er Punktation. Ein Versuch der deutschen Erzbischöfe, eine gewisse Selbständigkeit gegenüber dem Papste zu erringen, ein Versuch, der zur Gründung einer deutsch-katholischen Nationalkirche hätte führen können, scheiterte, weil die Bischöfe, um die eigene Selbständigkeit besorgt, es mit Rom hielten (1786). 3. Die anderen deutschen Staaten. Eine Anzahl deutscher Fürsten, zum Teil dem leuchtenden Beispiel Friedrichs des Großen folgend, huldigte der Aufklärung. Die Aufklärung war ursprünglich eine von England und Frankreich ausgehende philosophische Richtung, die im bewußten Gegensatz zu aller überlieferten Autorität alle Anschauungen und Lehren, besonders auch die religiösen, vor den Richterstuhl der Vernunft rief. Bald ging sie auch zur Kritik der öffentlichen Einrichtungen und der Staatsverwaltung über. Diese Fürsten sahen den Zweck der Staatsverwaltung nicht darin,

19. Teil 3 - S. 131

1890 - Breslau : Hirt
Joseph Ii. 131 Augen noch den feurigen Geist ahnen lieen. Seine Unterthanen liebten den alten Fritz" wie ihren Vater; so oft er sich auf der Strae sehen lie, war er von einer jubelnden Schar umringt. Den wenigen Freunden, die mit ihm alt wurden, schlo sich der König um so enger an. Groe Verehrung hatte Friedrich besonders fr seinen alten Waffen-freund Ziethen. Im Januar 1786 wurde dem Könige der Tod des alten Helden gemeldet. Tief erschttert sprach er: Im Kriege befehligte er immer die Vorhut, ich die Hauptarmee; auch im Tode ist er mir vorangegangen, ich werde ihm bald folgen." Er starb auch schon in demselben 17-9(Ufl-Sommer. Die Todesnachricht wirkte weit der Deutschland hinaus, auf 86 den Thronen und in den Htten, erschtternd; alle fhlten es, da ein groer Mann gestorben war, und bis auf den heutigen Tag ist fein Bild in den Herzen der Preußen lebendig geblieben. Umfang und Einwohnerzahl Preuens sind unter Friedrich dem Groen verdoppelt; Preußen ist durch ihn eine Gromacht geworden. d. Joseph Ii. Maria Theresia war schon sechs Jahre vor Friedrich dem Groen gestorben, nachdem sie 40 Jahre mit Umsicht und landesmtterlicher Frsorge ihres schweren Amtes gewaltet hatte. Ihr Sohn, Joseph Ii., seit dem Tode seines Vaters (1765) Kaiser und Mitregent seiner Mutter, ist einer der edelsten Herrscher aller Zeiten. Auch der geringste Unterthan konnte ihm sein Anliegen vortragen, jedes schriftliche Gesuch wurde schnell beantwortet; deshalb war der Kaiser auch vom frhen Morgen bis zum spten Abend beschftigt. Nie ging er aus, ohne fr die Armen eine Summe Geldes einzustecken. (Das gute Recept.") Standesunterschiede achtete er wenig. Einer adeligen Bittstellerin, die ihre eigene Tochter Frulein nannte, antwortete er: Hab auch ein Mdel gehabt, ist mir aber gestorben." Auf einer Reise in Mhren trat er zu einem pflgenden Bauern und Pflgte mit eigner Hand einige Furchen. Den schnen Augarten in Wien, der bisher nur den Vornehmen zugnglich gewesen war, ffnete er allem Volke zur Belustigung und setzte der den Eingang desselben die Worte: Allen Menschen gewidmet von ihrem Schtzer." Als aber einige Vornehme sich bei ihm beklagten, da sie nun keinen Ort mehr htten, wo sie ungestrt unter ihresgleichen verkehren knnten, antwortete er: Wenn ich nur unter meinesgleichen sein wollte, mte ich in die Kaisergruft der Kapuzinerkirche hinabsteigen." Wie strenge der Kaiser das Recht handhabte, zeigt die Erzhlung von dem pflichtvergessenen Amtmann, der die Bauern warten lie. Sobald Joseph nach dem Tode seiner Mutter Alleinherrscher war, ging er mit groem Eifer, aber nicht immer mit der ntigen Besonnenheit daran, die kirchlichen und brgerlichen Verhltnisse sterreichs

20. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 29

1902 - Leipzig : Hirt
80. Friedrich der Groe nach dem Siebenjhrigen Kriege. Joseph Dl 29 drei Stnde: Adel, Brger und Bauern, fr das Gedeihen des Staates fr notwendig, so wenig auch die Bevorzugung des Adels und die drckende Lage der Bauern im Sinne der Aufklrung war. Er lie daher dem Adel den Alleinbesitz der Rittergter und die hheren Stellen im Staats- und Heeresdienste. Als Menschenfreund aber sorgte er auch fr die Bauern, er schtzte sie gegen Gewalttaten ihrer Gutsherren und verminderte die harten Frondienste. Die bayrische Erbfolge. Als die bayrische Linie des Hauses Wittelsbach ausstarb, suchte sterreich sein Gebiet durch Bayern zu vergrern. Friedrich der Groe widersetzte sich diesem versassnngs-widrigen Plan und lie ein Heer in Bhmen einrcken. Nach einigen Scharmtzeln (Kartoffelkrieg") war Maria Theresia zum Nachgeben bereit, und der bayrische Erbfolgestreit wurde 1779 durch den 1779. Frieden zu Teschen beendet, in welchem sie das Land dem rechtmigen Erben, dem Kurfrsten Karl Theodor von der Pfalz, berlie. Als spter ihr Sohn und Nachfolger Joseph Ii. abermals den Versuch wagte, Bayern an sein Haus zu bringen, stiftete Friedrich 1785 zum 1785. Schutze der Reichsverfassung den Deutschen Frsteubund, so da sterreich von seinem Plane abstehen mute. 5. Joseph Ii. Die Grundstze Friedrichs des Groen brachen sich Bahn in den meisten europischen Lndern. Sein bedeutendster Nach-ahmer war Joseph Ii. von sterreich, ein sparsamer, ttiger, Volks-freundlicher Fürst. Seit dem Tode seines Vaters 1765 war er deutscher 1765. Kaiser und Mitregent in den sterreichischen Lndern. Als Allein-Herrscher seit 1780 suchte er seinem unruhigen Tatendrange durch 1780. kirchliche, soziale und staatliche Neuerungen zu gengen. Ein Tole-ranzedikt gewhrte den Nichtkatholiken freie Religionsbung und gleiche staatliche Rechte wie den Katholiken. Die Zahl der Klster verminderte Joseph und benutzte das dadurch gewonnene Vermgen zur Errichtung von Schulen und wohlttigen Anstalten. Er hob die Leibeigenschaft der Bauern auf und fhrte gleichmige Besteuerung und Gleichstellung vor dem Gesetze ein. Dadurch wurde der Adel ebenso erbittert gegen den Kaiser, wie es schon die Geistlichkeit war. Joseph wollte in allen seinen Lndern dieselbe Verwaltung einfhren und als unumschrnkter Herrscher an der Spitze des Ganzen stehen. Zu offener Emprung kam es in Belgien, wo er zu Gunsten einer' greren Gleichfrmigkeit die alte Verfassung umgestaltete, und in Ungarn, wo er statt der lateinischen die deutsche Sprache zur amt-lichen erhob. Da er zugleich in einen Trkenkrieg verwickelt war, sah er sich gentigt, manche seiner Neuerungen zurckzunehmen. Von